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Kein Wasser, kein Strom, kein Gas, kein Telefon und die Bank moniert den desolaten Kontostand, während sich der Chef samt seiner Eheprobleme im Haus einnistet und die Schwiegermutter nebst Erbonkel überraschend vor der Tür steht. Für Menno und Mathilde Gruben steht im Nu die Welt kopf – dabei kommen sie doch gerade erst mit ihren beiden Kindern aus dem Urlaub zurück auf ihre Insel und wollen in aller Ruhe Ostern feiern. Jetzt heißt es improvisieren – und das verspricht viel Aufregung und nicht weniger Heiterkeit. Darauf verstehen sich die Akteure der Theatergruppe „Antje- Proben-Szene aus dem Stück, das in der Saison 2011 aufgeführt wird. Bis dahin sitzen die Texte und stehen die Akteure am rechten Fleck, so die Regie. TheaTergruppe anTjemöh Leben wie Robinson auf Juist – und das von April bis Oktober. möh“– und das seit 55 Jahren. „Leven just as Robinson“ heißt ihr neues Stück aus der bewährten Feder von Drehbuchautor Helmut Schmidt, das ob der aktuellen Marketingstrategien der Insel-Verantwortlichen zusätzli- ches Lokalkolorit erfährt. Juist – die Klima-Insel? Da passt es doch perfekt, dass „Antjemöh“-Spölbaas Christian Arneke in seiner Rolle mächtig in die Pedalen des zweckentfremdeten Fahrrades treten muss, um der geplagten Familie Gruben Strom zu liefern – CO2-frei und überdies gesundheitsfördernd. Was 1956 mit „Kunzert in Dippelshagen“ angefangen hat, hat sich mit den Sommern zum Unterhaltungsgarant entwickelt und ist seither nicht mehr aus dem Veranstaltungskalender der Insel wegzudenken. „Juister spielen für ihre Gäste“ lädt die Theatergruppe alle Jahre wieder ein – ein Motto, das auf dem Programmheft ebenso Platz hat wie in den Planungen der Bühntjer. Gespielt wird sieben Mal in der Saison – in der Zeit von den Osterferien bis zu den Herbstferien. Alle drei Wochen gibt es eine Aufführung, weil dann – wegen der Ferien in den einzelnen Bun- 18 Ostfriesland Magazin Fotos: Arends (3), privat
desländern – Gästewechsel ist. „Zur Premiere am 18. April erwarten wir an die 300 Besucher – das sind dann die Juister. Insgesamt kommen wir über die Spielzeit auf 1500 bis 2000 Zuschauer“, erzählt Bühnenmitglied Thomas Koch; er ist der Vorsitzende des Heimatvereins, dem die Theatergruppe angegliedert ist. Sind Ferien in Niedersachsen, sind die Vorstellungen im Haus des Kurgastes gut besucht, sind die Nordrhein-Westfalen auf dem Töwerland, kommen weniger Leute in die Aufführungen. Das hat nichts damit zu tun, dass Letztere dem Theater nichts abgewinnen können, sondern allein mit der Tatsache, dass den Niedersachsen das Plattdeutsche näher ist. Doch keiner der geneigten Zuschauer, so Koch, muss fürchten, dass ihm die Vorgänge auf der Bühne bis zum letzten Vorhang ein Rätsel bleiben. „Wir haben immer zwei bis drei hochdeutsche Rollen dabei, damit die Gäste dem Stück folgen können. Außerdem zeigen wir Lustspiele und die sind für gewöhnlich schon aus sich heraus leichter zu verstehen.“ So wie die Mitglieder der Juister Bühne jenes Kriterium mit in ihr Hobby eingebracht haben, was man hinlänglich als Spielfreude bezeichnet. Schon der Name der Truppe hat einen humorigen Hintergrund: er entstand in Anlehnung an die ostfriesische Volksweise „Antjemöh hör Kraih is dood“ (Tante Antjes Krähe ist tot), das die Bühntjer hin und wieder launig anstimmen. Weil sich jene Krähe ob ihres tristen Gefieders jedoch nicht als Maskottchen eignete, kam Der farbenfrohe Tukan ist seit zehn Jahren das Maskottchen der Theatergruppe und findet sich auf manchem Kleidungsstück der Bühntjer wieder. Wer die Insel Juist kennt, wird es gleich entdecken: der Schnabel des Vogels ist in den Farben des Töwerlandes koloriert. man auf die Idee, einen farbenfrohen Tukan einzusetzen. Das ist jetzt zehn Jahre her und der Vogel gehört längst zum Erscheinungsbild der Theatermitglieder – so auch in der gestickten Version auf den Vereinspullovern. Da auf Juist bekanntlich manches anders erscheint, ist davon auch die Theatergruppe nicht ausgenommen. So wie man die Aufführungen über die Saison verteilt, so muss die Bühnengang (eine eigene Gruppe des Heimatvereins) nach jedem Auftritt Munter präsentierten sich die Juister Bühntjer bereits im Jahre 1956. In jenem Jahr zeigten sie „Kunzert in Dippelshagen“. Kultur dafür sorgen, dass die Kulisse abgebaut wird, damit das Haus des Kurgastes für die folgenden Veranstaltungen genutzt werden kann. „Das wird bei den Gruppen auf dem Festland ganz anders gehandhabt, denn die haben ja durchgängige Spielzeiten. Für uns bedeutet das: Nachdem der letzte Zuschauer den Saal verlassen hat, müssen wir mit der Demontage beginnen“, so Thomas Koch, der auch zur Bühnengang gehört. Die Aufbauten „verschwinden“ dann in einem niedrigen Raum unter der Bühne, um am Tag vor der nächsten Aufführung wieder installiert zu werden. Zehn Aktive sind in dieser Saison in „Leven just as Robinson“ zu sehen. Neu im Ensemble sind Wiebke Arneke, Brigitte Steiner und Friedrich Fäsing. Uda Haars führt die Regie – sie ist seit 20 Jahren im Darstellerteam und sorgt außerdem als Visagistin und Hairstylistin für die Optik. Annegret Bleyer übernimmt – wie schon in anderen Jahren – die dankbare Rolle des Stönpals. Und dann sind da noch die beiden Veteranen Stefan Erdmann, der seit 30 Jahren mitspielt und als Autor der plattdeutschen Komödie „Radio Atlantis“ von sich reden machte, und Karin Noormann, die seit 40 Jahren nach Herzenslust schauspielert. Sie hat kaum mal eine Aufführung ausgelassen (und wenn, dann wirkte sie als Bühnenhelferin) und ist das beste Beispiel dafür, dass die Hingabe zum plattdeutschen Theater ansteckend sein kann. Oder gar vererbt wird, denn sie stand schon mit ihren Kindern und Enkelkindern auf der Bühne. TheaTer- STammTiSch An jedem ersten Donnerstag im Monat trifft sich die Theatergruppe „Antjemöh“ zu einem Stammtisch in der Gaststätte „Kompass“. Eingeladen sind alle, die sich für das Theaterspielen im Allgemeinen und die Juister Bühne im Besonderen interessieren. Auch Gäste sind jederzeit willkommen! Zum Heimatverein Juist e.V. gehören die Theatergruppe Antjemöh, die Bühnengang, die Trachtengruppe, die Arbeitsgemeinschaft „Kunst auf Juist“, das Haus Siebje und die Jugenddisco. Kontakt: Thomas Koch Friesenstraße 23, 26571 Juist Telefon: 04935/78464 Fax: 04935/78566 Ostfriesland Magazin JuistSaiSon | 19
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