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Waffeln essen - in der Sonne sitzen - Kochkurse -Schlemmen

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Sommerfrische“ war e<strong>in</strong>st das<br />

Credo <strong>der</strong> Badenden und Kurenden<br />

und zum Abend e<strong>in</strong> wenig<br />

Kulturgenuss – wie zum Beispiel Musik.<br />

Das war auf <strong>der</strong> Insel Juist nicht<br />

an<strong>der</strong>s. Nachdem das im Jahre 1840<br />

gegründete Seebad bereits 1858 wie<strong>der</strong><br />

hatte geschlossen werden müssen,<br />

war e<strong>in</strong> zweiter Versuch im Jahre<br />

1866 vielversprechen<strong>der</strong> verlaufen,<br />

denn fortan hatte sich e<strong>in</strong>e „Badecommission“<br />

um die Geschicke des<br />

Fremdenverkehrs gekümmert und<br />

die 1871 gegründete „Dampfschiffs-<br />

Rhe<strong>der</strong>ei Norden“ brachte mehr und<br />

mehr Gäste über das Wattenmeer auf<br />

das Eiland. Um die Herrschaften gepflegt<br />

zu unterhalten, fand sich anno<br />

1891 e<strong>in</strong> musikalisches Ensemble auf<br />

<strong>der</strong> Insel, d<strong>essen</strong> Ans<strong>in</strong>nen bis heute<br />

gelebt wird: <strong>der</strong> „Musikvere<strong>in</strong> Harmonia“<br />

bietet Kurzweil für die Gäste<br />

und Spaß am geme<strong>in</strong>samen Musizieren.<br />

Die ambitionierten Grün<strong>der</strong><br />

trafen sich se<strong>in</strong>erzeit im Hotel Bracht<br />

– um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen: Christoph<br />

Tiedken, Bademeister im ersten Juister<br />

Warmbad, Dr. Enno Arends, Badekommissar<br />

von Juist, Otto Leege,<br />

Schulmeister und späterer Insel-Vater<br />

von Memmert, und Seehundjäger Wilhelm<br />

Altmann.<br />

Dank Badekommissar Dr. Enno<br />

Arends, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Darlehen von 200<br />

Goldmark ermöglichte, konnte <strong>der</strong><br />

junge Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ersten Satz In-<br />

strumente erwerben, zu dem, wie<br />

1894 dokumentiert, „neun Stück Blas-<br />

<strong>in</strong>strumente, e<strong>in</strong>e Trommel, e<strong>in</strong>e Pauke<br />

mit Zubehör, e<strong>in</strong>e Flöte und e<strong>in</strong>e<br />

Triangel“ gehörten. Um Geld <strong>in</strong> die<br />

Vere<strong>in</strong>skasse zu bekommen, lud man<br />

die Badegäste e<strong>in</strong>, Ehrenmitglied zu<br />

werden – erster war 1893 <strong>der</strong> Ree<strong>der</strong><br />

Peter Rickmers aus Bremerhaven.<br />

Doch e<strong>in</strong> entscheidendes Kriterium,<br />

um künftig auf Beifall hoffen zu können,<br />

fehlte <strong>der</strong> „Harmonia“: die Musikalität.<br />

Zwar nahm Friedrich Arends,<br />

Fotos: privat<br />

Juister Gepäckexpedient und weitgereister<br />

Seemann, <strong>in</strong> Norden Musikunterricht<br />

und versuchte se<strong>in</strong> Können<br />

weiterzugeben, doch das reichte nicht.<br />

Erst se<strong>in</strong>e für damalige Zeiten kühne<br />

Idee, e<strong>in</strong>en Zollbeamten mit musikalischer<br />

Ausbildung auf die Insel zu<br />

holen, schaffte Abhilfe: Die Chronik<br />

des Musikvere<strong>in</strong>s erzählt, dass Arends<br />

e<strong>in</strong>en entsprechenden Brief an Se<strong>in</strong>e<br />

Majestät Kaiser Wilhelm II. schrieb<br />

und daraufh<strong>in</strong> mit dem ausgebildeten<br />

Militärmusiker und Zöllner Fritz Pries<br />

e<strong>in</strong> motivierter Zeitgenosse auf die<br />

Insel kam. Die Juister Kapelle stimmte<br />

e<strong>in</strong> und ward alsbald gern gehört.<br />

120 Jahre später hat die „Harmonia“,<br />

Kultur<br />

MuSikvere<strong>in</strong><br />

HarMonia<br />

E<strong>in</strong>e Juister Tradition, die 120 Jahre währt – und Spaß macht.<br />

Ganz oben: Foto um 1930. Oben: Konzert<br />

am Deich. L<strong>in</strong>ks: Bis Oktober 2002 hatte die<br />

„Harmonia“ e<strong>in</strong> Musikzimmer im Hotel Bracht, <strong>in</strong><br />

dem auch Platz für den alten Notenschrank war.<br />

<strong>der</strong>en Vere<strong>in</strong>sleben nach den Kriegswirren<br />

ruhte und 1963 neu aufgestellt<br />

wurde, noch e<strong>in</strong> Dutzend Musiker und<br />

„ist auf <strong>der</strong> Insel wohlgelitten“, so <strong>der</strong><br />

Vor<strong>sitzen</strong>de Christian Arneke, seit 1973<br />

Hornist. Das Ensemble, das ob se<strong>in</strong>er<br />

kulturellen Tradition 1993 mit <strong>der</strong> „Pro<br />

Musica“-Plakette ausgezeichnet worden<br />

ist, spielt bei bis zu 80 Anlässen<br />

– obligatorisch s<strong>in</strong>d die Auftritte beim<br />

Inselabend und das Intermezzo beim<br />

Maibaumaufstellen. Auch beliebt: das<br />

Insulanertreffen, das die Juister <strong>in</strong>s Leben<br />

gerufen haben; es f<strong>in</strong>det 2011 zum<br />

15. Mal und wie<strong>der</strong> auf Juist statt. Nicht<br />

zu verg<strong>essen</strong>: die musikalische Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> Borkumer Feuerwehr.<br />

E<strong>in</strong> Muss, wo immer die „Harmonia“<br />

auftritt: <strong>der</strong> Marsch „San Carlo“ – das<br />

Erkennungslied.<br />

Um übers Jahr die richtigen Töne zu<br />

treffen und das Repertoire zu pflegen,<br />

wird montagsabends unter <strong>der</strong> Leitung<br />

von Michael Bockelmann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Inselschule<br />

geprobt. „Früher ist die Kapelle<br />

mit Marschmusik durch die Straßen<br />

gezogen. Heute spielen wir mehr konzertante<br />

Musik“, so T<strong>in</strong>a Bone, zweite<br />

Vor<strong>sitzen</strong>de und als Flötist<strong>in</strong> für den<br />

Flöten-Nachwuchs aktiv, d<strong>essen</strong> In-<br />

strumente durch die Juist-Stiftung ermöglicht<br />

werden. Geme<strong>in</strong>sam ist den<br />

Musikern <strong>der</strong> Spaß am Tun und an <strong>der</strong><br />

Tradition und die Hoffnung, dass die<br />

„Harmonia“ e<strong>in</strong>e Zukunft hat.<br />

Ostfriesland Magaz<strong>in</strong> JuistSaiSon | 21

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