Schatten klopfen ans Fenster
Schatten klopfen ans Fenster
Schatten klopfen ans Fenster
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6 www.wehrhahn-verlag.de<br />
Im ausgehenden 18. Jahrhundert änderte<br />
sich die Haltung der Europäer zum<br />
tr<strong>ans</strong>atlantischen Sklavenhandel und zur<br />
Versklavung von Schwarzafrikanern auf<br />
amerikanischen Plantagen grundlegend.<br />
Jahrhundertealte Akzeptanz schlug in heftige<br />
Ablehnung um, die im 19. Jahrhundert<br />
zur Abschaffung des tr<strong>ans</strong>atlantischen Sklavenhandels<br />
und zum Verbot der Sklaverei<br />
beitrug. Während die Geschichte der britischen,<br />
amerikanischen und französischen<br />
Anti-Sklaverei-Bewegungen in weiten Teilen<br />
aufgearbeitet ist, wurde der große Widerhall,<br />
den diese auch in der deutschen<br />
Öffentlichkeit fanden, bislang nicht systematisch<br />
erforscht.<br />
Barbara Riesche zeigt in der vorliegenden<br />
Studie, dass das Für und Wider der Sklaverei<br />
in deutschen Gelehrtenkreisen unter<br />
Einbezug naturwissenschaftlicher, theologischer<br />
und politischer Argumente sehr engagiert<br />
diskutiert wurde. Sie beschreibt zugleich<br />
– und darin ergänzt und präzisiert sie die<br />
Dramen- und Theatergeschichte nachhaltig<br />
–, dass auch auf den Bühnen des späten 18.<br />
und frühen 19. Jahrhunderts die sogenannte<br />
»Negersklaverei« variationsreich aufgegrif-<br />
Herbst 2010<br />
Barbara Riesche<br />
Schöne Mohrinnen,<br />
edle Sklaven, schwarze Rächer<br />
Schwarzendarstellung und<br />
Sklavereithematik im deutschen Unterhaltungstheater<br />
(1770–1814)<br />
Forum für deutschsprachiges Drama und Theater in<br />
Geschichte und Gegenwart 2<br />
332 Seiten, Broschur<br />
ISBN 978–3–86525–077–3<br />
28,00 €<br />
fen und vom Theater-publikum interessiert<br />
verfolgt wurde.<br />
Im Zentrum der Studie steht die systematische<br />
Analyse der »Sklavenstücke«<br />
unter dramaturgischen Gesichtspunkten,<br />
die Darstellung ihrer Aufführungs- und Rezeptionsgeschichte<br />
und ihre diskursive Positionierung<br />
im Kontext anderer zeitgleich<br />
entstandener deutscher Texte zur Sklavereiund<br />
Schwarzenthematik. So kann gezeigt<br />
werden, wie der Sklavereistoff im Unterhaltungstheater<br />
des 18. Jahrhunderts eine<br />
selbstreflexive Wendung erfährt. Eigene gesellschaftspolitische,<br />
wissenschaftliche und<br />
moralphilosophische Fragen und aktuelle<br />
Ereignisse, wie die Französische Revolution,<br />
werden mit den ›exotischen‹ Geschichten<br />
verbunden und an ihrem Beispiel diskutiert.<br />
Barbara Riesche, geb. 1979, Studium der Theaterwissenschaft,<br />
Literaturwissenschaft und<br />
Sozialpsychologie in Bochum, Glasgow und an<br />
der LMU München. Von 2003 bis 2006 Mitarbeit<br />
in der DFG-geförderten Forschergruppe<br />
Kulturelle Inszenierung von Fremdheit im<br />
19. Jahrhundert. 2007 Erlangung des Doktorgrades,<br />
seither Referentin bei der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft.