Das Bergwerk Auguste Victoria in Marl - RDB eV
Das Bergwerk Auguste Victoria in Marl - RDB eV
Das Bergwerk Auguste Victoria in Marl - RDB eV
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Bergbau<br />
Im nördlichen Ruhrgebiet betreibt<br />
die RAG Aktiengesellschaft im<br />
Kreis Reckl<strong>in</strong>ghausen das <strong>Bergwerk</strong><br />
<strong>Auguste</strong> <strong>Victoria</strong>. Dieser<br />
moderne und leistungsfähige<br />
Bergbaustandort mit se<strong>in</strong>en ca.<br />
3800 Mitarbeitern und e<strong>in</strong>er Jahresförderung<br />
von rund 3,1 Mio.t<br />
ist e<strong>in</strong> wichtiger Wirtschaftsfaktor<br />
für die Region.<br />
Bergbau auf <strong>Auguste</strong> <strong>Victoria</strong> <strong>in</strong><br />
den Städten <strong>Marl</strong> und Haltern<br />
am See bedeutet heute: täglicher<br />
Abbau von 12500 t hochwertiger<br />
Ste<strong>in</strong>kohle <strong>in</strong> über 1000 m Teufe.<br />
Qualifizierte Mitarbeiter, modernste<br />
Technik und e<strong>in</strong> hoher<br />
Automatisierungsgrad mit<br />
computergesteuerten Systemen<br />
s<strong>in</strong>d die Garanten für die hohe<br />
Leistungsfähigkeit.<br />
Effiziente Aufbereitungsanlagen<br />
sorgen für gleich bleibende Qualität<br />
der Kohle. 101 km Streckennetz<br />
unter Tage und e<strong>in</strong>e komplexe<br />
Logistik mit 60 km Bandstraßen<br />
garantieren den reibungslosen<br />
Transport. Täglich werden <strong>in</strong><br />
Deutschland Kraftwerke mit unserer<br />
Ste<strong>in</strong>kohle versorgt.<br />
Bereits seit 1905 wird <strong>in</strong> <strong>Marl</strong><br />
Ste<strong>in</strong>kohle gefördert.<br />
Heute ist der <strong>in</strong> Haltern-Lippramsdorf<br />
gelegene Schacht AV 8 der<br />
zentrale Punkt für die untertägigen<br />
Bergbauaktivitäten. Zugleich ist er<br />
der Ausgangspunkt für die Ausrichtung<br />
des Grubenfeldes <strong>in</strong> nördlicher<br />
Richtung.<br />
Für die übertägige Ste<strong>in</strong>kohlenverarbeitung<br />
ist der Schachtstandort<br />
3/7 <strong>in</strong> <strong>Marl</strong> von großer Bedeutung.<br />
Hier werden die Kohlen des<br />
<strong>Bergwerk</strong>es zu Tage gehoben und<br />
aufbereitet.<br />
52 bergbau 2/2008<br />
<strong>Das</strong> <strong>Bergwerk</strong> <strong>Auguste</strong> <strong>Victoria</strong> <strong>in</strong> <strong>Marl</strong><br />
*Alfred Dodot, Abteilungsleiter markscheiderische<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Dr. Michael Drobniewski, Abteilungsleiter<br />
Lagerstätte und Sonja Zadler, Abteilungsleiter<strong>in</strong><br />
Kommunikation,<br />
<strong>Bergwerk</strong> <strong>Auguste</strong> <strong>Victoria</strong>-Markscheiderei<br />
Tel.: 02365/403604, Fax: 02365/403737,<br />
Mail: sonja.zadler@rag.de<br />
Alfred Dodot, Dr. Michael Drobniewski, Sonja Zadler, <strong>Marl</strong>*<br />
Lagerstätte<br />
<strong>Das</strong> <strong>Bergwerk</strong> <strong>Auguste</strong> <strong>Victoria</strong> verfügt<br />
über e<strong>in</strong>en technisch gew<strong>in</strong>nbaren Planvorrat<br />
von 59,2 Mio.t Gas- und Fettkohlen.<br />
Dieser Planvorrat ist auf 5 Baufelder verteilt<br />
(Bild 1):<br />
● Baufeld 10: 15,8 Mio.t<br />
● Baufeld 20: 9,9 Mio.t<br />
● Baufeld 30: 8,2 Mio.t<br />
● Baufeld 40: 1,7 Mio.t<br />
● Baufeld 50: 23,6 Mio.t<br />
Die bauwürdigen Flözpartien befi nden sich<br />
<strong>in</strong> Teufen zwischen 800 m und 1300 m. Im<br />
gesamten Grubenfeld geht seit mehreren<br />
Jahrzehnten der Abbau um. Er bewegte<br />
sich dabei <strong>in</strong> immer größere Teufen. Durch<br />
die damit verbundene Exploration ist die<br />
Lagerstätte <strong>in</strong> ihrer Ausdehnung und Ausbildung<br />
sehr gut bekannt. Die Risiken für<br />
die bergmännischen Aus- und Vorrich-<br />
1 Die Baufelder des <strong>Bergwerk</strong>es <strong>Auguste</strong> <strong>Victoria</strong><br />
tungsarbeiten und den Abbau s<strong>in</strong>d daher<br />
als ger<strong>in</strong>g zu bezeichnen.<br />
Die Lagerstätte des <strong>Bergwerk</strong>es <strong>Auguste</strong><br />
<strong>Victoria</strong> wird im Westen durch den<br />
Blumenthal-Sprung (bis 600 m) und im Osten<br />
durch den Halterner Sprung (bis 200<br />
m) horstartig begrenzt. Weitere, teils über<br />
100 m mächtige Verwerfer ergeben die<br />
Baufelder.<br />
Vom Blumenthal-Sprung spaltet sich<br />
das Kusenhorster Blatt (bis 60 m) ab und<br />
bildet die westliche Grenze des <strong>Bergwerk</strong>es.<br />
Der Lembecker Sprung (bis 40 m)<br />
streicht von Nordwesten nach Südosten.<br />
Er wird durch den Lippramsdorfer Sprung<br />
(bis 80 m) abgelöst. Zusammen trennen<br />
sie die Baufelder 10 und 20 von den Baufeldern<br />
30 und 40. Weiter nach Osten ist die<br />
Lagerstätte durch den Ostendorf-Sprung<br />
(bis 180 m) gestört. Staffelartig folgen der<br />
Bossendorfer Sprung (bis 25 m) und der
2 Querschnitt der Flöze<br />
Holtwicker Sprung (bis 140 m) bzw. der<br />
Hammer Sprung (bis 60 m). Mehrere Verschiebungen<br />
mit bis zu 25 m Verwurf sowie<br />
weitere Abschiebungen (bis 30 m) gliedern<br />
die Lagerstätte weiter auf.<br />
Nach Nordwesten wölbt sich die Lippemulde<br />
zum Dorstener Sattel auf, dem<br />
der zirka 100 m aufschiebende Dorstener<br />
Wechsel vorgelagert ist. Im Südosten begrenzt,<br />
wiederum durch große Wechsel<br />
angekündigt, der Flaesheimer bzw. <strong>Auguste</strong><br />
<strong>Victoria</strong>-Sattel die Lippemulde.<br />
Der Querschnitt verläuft von Osten nach<br />
Westen durch die Schächte AV 6 und AV 8<br />
über den e<strong>in</strong>geblendeten Schacht AV 9 h<strong>in</strong>aus<br />
und zeigt das Deckgebirge sowie das<br />
flözführende Karbon bis 2000 m Teufe.<br />
Zwischen 700 und 900 m mächtige im<br />
wesentlichen aus der Kreidezeit (Zeitraum:<br />
136 bis 65 Mio. Jahre) stammende<br />
Sedimente überdecken das Karbon. Nach<br />
ger<strong>in</strong>ger quartärer Überdeckung (bis 2 m<br />
Sand) folgen Schichten der Oberen Kreide<br />
(Bottroper Mergel, Halterner Sande, Reckl<strong>in</strong>ghäuser<br />
Sandmergel, Emscher Mergel,<br />
Essener Grünsand). Die Basis des Deckgebirges<br />
bilden mehrere Meter mächtige<br />
Schichten der Unteren Kreide (Flammenmergel,<br />
M<strong>in</strong>imus-Grünsand).<br />
In der flach ausgebildeten Lippemulde<br />
stehen unter dem Deckgebirge die Flöze<br />
der Gasflammkohlen (Horster Schichten)<br />
von R bis O an. Von der 5. und 6. Sohle<br />
wird die Gaskohle (Essener Schichten,<br />
Flöze L, D/C bis Zollvere<strong>in</strong> 6) erschlossen.<br />
<strong>Das</strong> oberste Flöz der Fettkohle (Bochumer<br />
Schichten) ist Kathar<strong>in</strong>a, bis 1500 m Teufe<br />
schließen sich die Flöze Anna und Matthias<br />
bauwürdig an. An den Flanken der<br />
Lippemulde tauchen die tiefen Eßkohlen<br />
(Wittener Schichten) mit Flöz Plaßhofsbank<br />
auf.<br />
Die gebauten Flöze s<strong>in</strong>d flach bis mäßig<br />
geneigt abgelagert (0-20 gon). Innerhalb<br />
der tektonisch begrenzten Gebirgsschollen<br />
ist durch die enge Flözfolge mit e<strong>in</strong>em<br />
ger<strong>in</strong>gen Ausrichtungsaufwand e<strong>in</strong>e dichte<br />
Baufolge der Bauhöhen möglich (Bild 2).<br />
<strong>Bergwerk</strong>sausrichtung<br />
<strong>Das</strong> <strong>Bergwerk</strong> fördert <strong>in</strong> den oberen<br />
Flözhorizonten ausschließlich Kraftwerkskohle.<br />
Die Kohle aus den tieferen Flözpartien<br />
ab Zollvere<strong>in</strong> 5/6 kann auch zur<br />
Verkokung genutzt werden. Die Hauptabnehmer<br />
s<strong>in</strong>d das RWE Kraftwerk Bergkamen,<br />
Steag Kraftwerk Voerde und Kraftwerk<br />
Hannover-Stöcken.<br />
Wegen der besonderen Lagerstättenverhältnisse<br />
wurden <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
umfangreiche Investitionen zur langfris-<br />
3 Schachtanlage AV 3/7 <strong>in</strong> <strong>Marl</strong><br />
Bergbau<br />
tigen Sicherung der Förderung getätigt.<br />
Dadurch verfügt das <strong>Bergwerk</strong> über e<strong>in</strong>e<br />
gute Infrastruktur.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Bergwerk</strong> <strong>Auguste</strong> <strong>Victoria</strong> erschließt<br />
se<strong>in</strong>e Lagerstätte durch die<br />
Schächte AV 3, 6, 7, 8 und 9. Die Hauptschachtanlage<br />
für die Materialförderung<br />
und die Personenseilfahrt ist AV 8 im Zentrum<br />
des Grubenfeldes. Der Hauptförderschacht<br />
ist AV 7 <strong>in</strong> <strong>Marl</strong>-Hamm. Die Bewetterung<br />
erfolgt über die ausziehenden<br />
Wetterschächte AV 7 und AV 9 (Bild 3).<br />
Ausgehend von den Schächten wird<br />
die Lagerstätte durch die 5. und 6. Sohle<br />
erschlossen. Die Richtstrecken verlaufen<br />
<strong>in</strong> NNO-SSW-Richtung, die Querschläge<br />
entsprechend senkrecht dazu <strong>in</strong> OSO-<br />
WNW-Richtung. Derzeit wird der Anschluß<br />
des Schachtes AV 9 an das Grubengebäu-<br />
bergbau 2/2008 53
Bergbau<br />
4 Schachtanlage AV 8 <strong>in</strong> Haltern-Lippramsdorf<br />
de über das Niveau der 6. Sohle aufgefahren.<br />
Abbaubetriebe<br />
Flöz D/C,<br />
Abbaubetrieb 461<br />
Im Februar 2003 wurde der bis heute<br />
leistungsstärkste Abbaubetrieb, Flöz D/C,<br />
461, der RAG Aktiengesellschaft beendet.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Streblänge von 435 m und e<strong>in</strong>er<br />
Gesamtmächtigkeit von 2,70 m wurde über<br />
die gesamte Baulänge von 1169 m e<strong>in</strong><br />
mittlerer Verhieb von 8,2 m erreicht. Zum<br />
E<strong>in</strong>satz kam hier die Walze SL 300/420 der<br />
Firma Eickhoff. Damit wurde e<strong>in</strong>e maximale<br />
Verhiebsleistung von 12,1 m im Wochenmittel<br />
erzielt. Dieser Betrieb brachte damit<br />
e<strong>in</strong>e Tagesleistung von bis zu 12883 t verwertbar.<br />
Flöz Zollvere<strong>in</strong> 5<br />
Abbaubetrieb 658<br />
E<strong>in</strong>e Erfolgsstory der ungewöhnlichen Art<br />
war der im Sommer 2007 durchgeführte Abbau<br />
des Betriebes 658 im Flöz Zollvere<strong>in</strong> 5.<br />
E<strong>in</strong>e Streblänge von 278 m e<strong>in</strong>e Baulänge<br />
von 1149 m und e<strong>in</strong>e Mächtigkeit von 1,45 m<br />
waren optimale Voraussetzungen für e<strong>in</strong>en<br />
Hobelstreb.<br />
Gut und sicher aufgefahrene Strecken,<br />
e<strong>in</strong>e durchdachte Infrastruktur und e<strong>in</strong>e<br />
hoch motivierte Mannschaft kamen h<strong>in</strong>zu.<br />
Zwei große Probleme gab es aber dennoch<br />
zu berücksichtigen. Zum e<strong>in</strong>en die Auswirkungen<br />
des Abbaus auf die Tagesoberfläche,<br />
denn die Bauhöhe bee<strong>in</strong>flusste die Lippedeiche<br />
und zum anderen den zentralen<br />
Versorgungsschacht AV 8, auf den der Streb<br />
<strong>in</strong> Abbaurichtung zufuhr (Bild 4).<br />
<strong>Das</strong> <strong>Bergwerk</strong> reichte Anträge für 2 Sonderbetriebspläne<br />
<strong>in</strong> Sachen Oberflächeneigentum<br />
und der Schächte e<strong>in</strong>, die die Bezirksregierung<br />
Arnsberg unter der Auflage<br />
e<strong>in</strong>es verm<strong>in</strong>derten Abbaufortschritts von<br />
54 bergbau 2/2008<br />
10 m genehmigte. Für die Mannschaft war<br />
es nun e<strong>in</strong>e besondere Herausforderung,<br />
mit e<strong>in</strong>er Zweidrittel-Belegung 8,80 m/d abzubauen.<br />
Nach term<strong>in</strong>gerechter Herrichtung begann<br />
im Mai die Gew<strong>in</strong>nung. Ausgestattet<br />
war der Abbaubetrieb mit 186 Schilden<br />
vom Typ DBT 8/21, Größe 2, und e<strong>in</strong>em<br />
Hobel vom Typ GH 5.7. Durch optimale<br />
Arbeitsabläufe erreichte die Bauhöhe 658<br />
DSK-weit e<strong>in</strong>e Spitzenposition bei den<br />
Hobelrevieren mit e<strong>in</strong>er maximalen Tagesförderung<br />
von 5184 t/d. Die Tagesleistung<br />
von durchschnittlich 9,60 m übertraf das<br />
Ziel von 8,80 m deutlich.<br />
Die Mitarbeiter arbeiteten <strong>in</strong> der kompletten<br />
Betriebszeit unfallfrei und das<br />
Revier lief im technischen und bergmännischen<br />
Bereich über die ganze Abbauphase<br />
hervorragend. Nach nur 128 Arbeitstagen<br />
waren 512259 t verwertbarer<br />
Förderung gewonnen. Durch e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche<br />
Abbautätigkeit von 7 Tagen wurde<br />
e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung des Schachtes und<br />
der Deichanlagen vermieden.<br />
Sonderprojekte<br />
Hauptwasserhaltung AV 3/7<br />
<strong>Das</strong> Grubenwasser des <strong>Bergwerk</strong>es<br />
nimmt seit Januar 2007 e<strong>in</strong>en neuen Weg.<br />
Bis Ende 2006 wurde das Wasser des<br />
<strong>Bergwerk</strong>es nach AV 1/2 geleitet, auf der 3.<br />
Sohle gesammelt und von dort nach über<br />
Tage <strong>in</strong> den Silvert- und Sick<strong>in</strong>gmühlenbach<br />
gepumpt. 3 Gründe machten e<strong>in</strong>en<br />
Umbau notwendig: Zum e<strong>in</strong>en veränderten<br />
sich die wasserrechtlichen Vorschriften<br />
durch E<strong>in</strong>führen e<strong>in</strong>er europäischen Wasserrechtsrahmenrichtl<strong>in</strong>ie,<br />
die das E<strong>in</strong>leiten<br />
des Grubenwassers <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ere Bäche nicht<br />
mehr gestattete. Zum anderen forderten<br />
veralterte Anlagen auf AV 1/2 und zu kle<strong>in</strong>e<br />
Kapazitäten der Wasserhaltung e<strong>in</strong>e neue<br />
bautechnische Maßnahme.<br />
Der Neubau startete Anfang 2005 und<br />
wurde im Oktober 2006 beendet. 4 größere<br />
Maßnahmen waren erforderlich.<br />
Es wurde e<strong>in</strong>e so genannte Sumpfstrecke<br />
gebaut, <strong>in</strong> der das Grubenwasser <strong>in</strong> 2<br />
Becken unter Tage aufgefangen wird. Für<br />
die Sumpfstrecke senkte man die Sohle um<br />
5 m <strong>in</strong> 2 Stufen. Sämtliches Grubenwasser<br />
aller Baufelder des <strong>Bergwerk</strong>es fließt durch<br />
Rohrleitungen <strong>in</strong> die Becken der Sumpfstrecke.<br />
Die Becken werden abwechselnd befüllt.<br />
Sobald e<strong>in</strong> Becken voll Wasser gelaufen<br />
ist, wird es nach über Tage gepumpt<br />
(Bild 5).<br />
E<strong>in</strong>e Hauptpumpenkammer wurde unter<br />
Tage e<strong>in</strong>gerichtet. Die Bauzeit betrug<br />
7 Monate. Die 4 Pumpen der Hauptpumpenkammer<br />
stehen auf Fundamenten aus<br />
850 t Beton. Die Pumpen haben e<strong>in</strong>iges<br />
an Gewicht: 4,6 t/ Stück. 300000 Liter<br />
Wasser/h pumpt e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e 1055 m<br />
nach über Tage, bevor es über e<strong>in</strong>e 650<br />
5 Die Hauptwasserhaltung auf AV 3/7<br />
m-lange Rohrleitung <strong>in</strong> 2 Vergleichmäßigungsbecken<br />
fließt.<br />
Die Förderung des Schachtes AV 3<br />
musste von e<strong>in</strong>er Zweikorb- auf e<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong>korbförderung umgebaut werden, wodurch<br />
Platz für den E<strong>in</strong>bau der Rohrtour<br />
geschaffen wurde.<br />
2 Vergleichmäßigungsbecken mit je<br />
2000000 l wurden über Tage aufgeschüttet.<br />
Elektronisch gesteuert wird von hier<br />
aus kont<strong>in</strong>uierlich e<strong>in</strong>e konstante Menge<br />
Wasser <strong>in</strong> die Lippe e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Verfüllung Schächte AV 1/2<br />
Die Schächte AV 1 und 2 wurden von<br />
1901 bis 1906 abgeteuft. Von hier aus<br />
wurde das Grubenfeld Richtung Süden<br />
und Norden entwickelt. Mit dem Rückzug<br />
aus den südlichen Feldesteilen wurden<br />
die Schächte nach 1966 ausschließlich für<br />
die Wasserhaltung genutzt. Mit dem Bau<br />
der neuen Hauptwasserhaltung wurde die<br />
Aufrechterhaltung des Schachtstandortes<br />
überflüssig (Bild 6).<br />
Die beiden Schächte wurden mit <strong>in</strong>sgesamt<br />
75000 t Sand und Zement verfüllt.<br />
Schacht AV 1 wurde bis auf 806 m,
6 Die Verfüllung der Schächte AV 1/2 <strong>in</strong> <strong>Marl</strong><br />
Schacht AV 2 bis auf 706 m teilverfüllt. Die<br />
unterste Sohle bleibt zur Weiterleitung von<br />
Grubenwasser offen.<br />
Zunächst wurde auf e<strong>in</strong>e Stahlträgerkonstruktion<br />
e<strong>in</strong> 20 m dicker Betonpfropfen<br />
gegossen. Dieser musste 2 Tage aushärten,<br />
bevor der Rest der Betonsäule erstellt<br />
werden konnte. So wurden die Schächte<br />
standsicher verfüllt. Die Schachtgerüste<br />
bleiben erhalten, sie stehen unter Denkmalschutz.<br />
Bergevorabscheidung<br />
Die Aufbereitung des <strong>Bergwerk</strong>s <strong>Auguste</strong><br />
<strong>Victoria</strong> wurde Ende 2006 mit e<strong>in</strong>er so<br />
genannten Bergevorabscheidung ausgestattet.<br />
Die Anlage besteht aus 2 Bandbrücken<br />
samt Bändern und den die Bandbrücken<br />
stützenden Ecktürmen. Bevor die<br />
Rohkohle <strong>in</strong> das Mischlager transportiert<br />
wird, siebt die Anlage Geste<strong>in</strong>, das größer<br />
als 120 mm ist, heraus. Damit wird die<br />
Aufbereitung um bis zu 2500 t/d entlastet.<br />
<strong>Das</strong> bedeutet e<strong>in</strong>e Ersparnis von e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb<br />
Stunden Laufzeit pro Tag.<br />
Innovationen<br />
Dieselkatze<br />
DZ 2000<br />
Voraussetzung für<br />
hervorragende Ergebnisse<br />
bei Abbau<br />
und Streckenvortrieb<br />
ist e<strong>in</strong>e funktionierende<br />
und leistungsfähige<br />
Infrastruktur.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Bergwerk</strong> <strong>Auguste</strong><br />
<strong>Victoria</strong> hat<br />
mit dem Prototypen<br />
der neuen Dieselkatze<br />
DZ 2000 e<strong>in</strong>en<br />
Schritt zur weiteren<br />
Verbesserung<br />
der Transportlogistik<br />
gemacht. Statt 8<br />
Hubbalken führt der<br />
7 Dieselkatze DZ 2000<br />
neue Dieselkatzentyp<br />
nun 10 Balken<br />
mit sich, statt 76 m<br />
ist er nun rund 91 m<br />
lang.<br />
Die technisch<br />
wichtigste Änderung<br />
ist die Verlegung des<br />
Motors <strong>in</strong> die Mitte<br />
des Lastzuges und<br />
die Aufteilung der<br />
Antriebe.<br />
Jeweils 2 Antriebe<br />
s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>ter den Fahrerkab<strong>in</strong>en.<br />
Weitere<br />
2 bef<strong>in</strong>den sich vor<br />
und h<strong>in</strong>ter dem Motorkomplex.<br />
Insgesamt wiegt<br />
die Katze 22 t und darf 32 t Nutzlast transportieren.<br />
Die Katze ist besonders geeignet<br />
für hohes Materialaufkommen bei den<br />
sohlenübergreifenden Quertransporten<br />
(Bild 7 und 9.1 bis 9.3).<br />
Bohrwagen BTRK 2<br />
Der neue Bohrwagen BTRK 2 der Firma<br />
Deilmann-Haniel M<strong>in</strong><strong>in</strong>g Systems<br />
GmbH, der auf der 5. Sohle, Flöz G TO<br />
4 des <strong>Bergwerk</strong>es AV erstmalig e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wurde, verfügt über 2 Bohrarme sowie 2<br />
Ankersetzlafetten. Er ist 13,5 m lang und<br />
wiegt 25 t. <strong>Das</strong> Bohren der Ortsbrust und<br />
das Bohren der Systemankerlöcher erfolgt<br />
mit nur diesem e<strong>in</strong>en Bohrwagen.<br />
Zuvor mussten für die gleichen Arbeiten<br />
zwei Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gesetzt werden. Mit<br />
dem neuen Bohrwagen wurde e<strong>in</strong>e durchschnittliche<br />
Leistung von rd. 6,50 m/d erreicht.<br />
Die Masch<strong>in</strong>e besitzt als technische Besonderheit<br />
e<strong>in</strong>en so genannten Industrie<br />
PC (IPC). Es erfolgt e<strong>in</strong>e automatische<br />
Fehleranalyse. Störungsmeldungen gibt<br />
der PC über e<strong>in</strong>en Bildschirm sofort an.<br />
Zudem ist der Bohrwagen mit e<strong>in</strong>er Fern-<br />
Bergbau<br />
bedienung ausgestattet.<br />
Bergbau und Umwelt<br />
Halden Hoheward und<br />
Br<strong>in</strong>kfortsheide<br />
Die auf dem <strong>Bergwerk</strong> <strong>Auguste</strong> <strong>Victoria</strong><br />
anfallenden Waschberge werden umweltfreundlich<br />
und zugleich kostengünstig<br />
vom Aufbereitungsstandort Schacht 3/7 <strong>in</strong><br />
<strong>Marl</strong>-Hamm zu den Landschaftsbauwerken<br />
Hoheward <strong>in</strong> Herten und Br<strong>in</strong>kfortsheide<br />
<strong>in</strong> <strong>Marl</strong> transportiert.<br />
Nach Stilllegung des <strong>Bergwerk</strong>es Ewald<br />
im Jahr 2000 wurde im Rahmen e<strong>in</strong>er Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft,<br />
bestehend aus den<br />
Städten Herten, Reckl<strong>in</strong>ghausen und dem<br />
Regionalverband Ruhrgebiet, im Rahmen<br />
des Landschaftsparks Emscherbruch e<strong>in</strong><br />
Masterplan für den gesamten Bereich der<br />
Bergehalde Hoheward entwickelt.<br />
Es s<strong>in</strong>d bereits Teilbereiche der größten<br />
Bergehalde Europas mit e<strong>in</strong>er Gesamtfläche<br />
von 1,6 km 2 <strong>in</strong> den Besitz des Regionalverbandes<br />
Ruhr übergegangen und<br />
stehen zugleich der Öffentlichkeit als Naherholungsgebiet<br />
zur Verfügung.<br />
Mit e<strong>in</strong>em Teilstrom der Berge des <strong>Bergwerk</strong>es<br />
AV wird das Landschaftsbauwerk<br />
Hoheward vervollständigt. Der Transport<br />
der Berge erfolgt umweltfreundlich per<br />
Bahn.<br />
Nach Abschluss der Schüttung <strong>in</strong> zirka 6<br />
Jahren wird auch dieser Teil der Bergehalde<br />
gestaltet, begrünt und der Öffentlichkeit<br />
komplett zugänglich gemacht werden.<br />
In unmittelnaher Nähe des Schachtstandortes<br />
AV 1/2 <strong>in</strong> <strong>Marl</strong> wird seit 1952<br />
die Bergehalde Br<strong>in</strong>kfortsheide aufgeschüttet.<br />
Auch hier s<strong>in</strong>d große Teile des<br />
Landschaftsbauwerkes rekultiviert. Da<br />
sich jedoch <strong>in</strong> diesem Haldenbereich auch<br />
die Bergetransportwege bef<strong>in</strong>den und die<br />
Flotationsteiche weiter kont<strong>in</strong>uierlich genutzt<br />
werden, kann die 130 m hohe Halde<br />
erst nach Abschluss der Schüttung der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht werden.<br />
Im Jahre 2004 wurde zur Sicherung<br />
der zukünftig benötigten Haldenkapazität<br />
nach den neusten umwelttechnischen Anforderungen<br />
e<strong>in</strong>e 46,5 ha große Erweiterung<br />
der Bergehalde genehmigt. Um e<strong>in</strong>e<br />
M<strong>in</strong>imierung des erforderlichen E<strong>in</strong>griffs <strong>in</strong><br />
die Umwelt zu erreichen, wurden hierzu<br />
ehemalige Betriebsflächen des <strong>Bergwerk</strong>s<br />
genutzt. Die Bergeschüttung beziehungsweise<br />
Modellierung erfolgt nach genau<br />
festgelegten Landschaftsplänen, <strong>in</strong> denen<br />
viele Faktoren wie zum Beispiel Umwelte<strong>in</strong>flüsse,<br />
Entwässerungse<strong>in</strong>richtungen<br />
und die Entwicklung von Flora und Fauna<br />
berücksichtigt werden.<br />
Mit der neuen Erweiterungsfläche ist<br />
die Bergeentsorgung von AV sowohl planungsrechtlich<br />
als auch betriebstechnisch<br />
langfristig gesichert.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit dem schon renaturier-<br />
bergbau 2/2008 55
Bergbau<br />
9.1 DZ 2000 mit 10 Hubbalken (Frontantrieb)<br />
9.2 DZ 2000 mit 10 Hubbalken (Mittelteil)<br />
9.3 DZ 2000 mit 10 Hubbalken (Heckantrieb)<br />
ten Silvertbach entsteht nach der endgültigen<br />
Fertigstellung des Landschaftsbauwerkes<br />
Br<strong>in</strong>kfortsheide e<strong>in</strong> attraktives<br />
Naherholungsgebiet im Herzen von <strong>Marl</strong>.<br />
Grabensystem „Im Loh“<br />
Bed<strong>in</strong>gt durch 40-jährige umfangreiche<br />
Abbautätigkeiten des <strong>Bergwerk</strong>s AV im<br />
Großraum <strong>Marl</strong>-Sick<strong>in</strong>gmühle kam es <strong>in</strong><br />
der Vergangenheit zu weitreichenden Veränderungen<br />
an der Tagesoberfläche. Zur<br />
Wiederherstellung e<strong>in</strong>er une<strong>in</strong>geschränk-<br />
8 <strong>Das</strong> Grabensystem im Loh<br />
56 bergbau 2/2008<br />
ten landwirtschaftlichen Nutzung und zur<br />
Regelung des Grundwasserstandes sowie<br />
der Abführung der Oberflächenwässer<br />
wurde von 2002 bis 2006 e<strong>in</strong> komplexes<br />
Gewässersystem entwickelt, geplant und<br />
gebaut. Insgesamt wurde auf e<strong>in</strong>er Länge<br />
von ca. 4 km und e<strong>in</strong>er Fläche von 200000<br />
m 2 e<strong>in</strong> nach modernsten ökologischen<br />
Gesichtspunkten gestaltetes Gewässernetz<br />
angelegt (Bild 8).<br />
Im Gebiet der ersten Bauabschnitte<br />
ist die Entwicklung der Flora und Fauna<br />
bereits fortgeschritten. Insgesamt ist die<br />
Maßnahme von der Bevölkerung positiv<br />
bewertet worden.<br />
Ausbildung<br />
<strong>Das</strong> <strong>Bergwerk</strong> ist neben dem Chemiepark<br />
zweitgrößter Ausbilder <strong>in</strong> der Region<br />
mit Standort AV 1/2 <strong>in</strong> <strong>Marl</strong>. Energieelektronik,<br />
Industriemechanik sowie Mechatronik:<br />
das s<strong>in</strong>d die 3 Berufsbilder, <strong>in</strong> denen<br />
junge Menschen ihren Abschluss tätigen<br />
können. E<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von Ausbildung<br />
und Studium der Elektrotechnik an der<br />
Technischen Fachhochschule Georg Agricola<br />
<strong>in</strong> Bochum ist möglich. Alle Ausbildungsbereiche<br />
stehen auch Frauen offen.<br />
Kommunikation<br />
In Zeiten energiepolitischer Entscheidungen<br />
für den Ausstieg aus dem Ste<strong>in</strong>kohlenbergbau<br />
ist die regionale Akzeptanz<br />
von großer Bedeutung. Der <strong>in</strong>tensive Kontakt<br />
zu den Medien, zur Politik, Trägern<br />
öffentlicher Belange sowie zur Bevölkerung<br />
durch Informationsveranstaltungen,<br />
Events und Grubenfahrten ist e<strong>in</strong> wichtiger<br />
Bauste<strong>in</strong> der Kommunikationsstrategie.<br />
Veränderungen im Unternehmen<br />
erfordern e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive <strong>in</strong>terne Kommunikation<br />
für die Mitarbeiter des <strong>Bergwerk</strong>es.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Bergwerk</strong> <strong>Auguste</strong> <strong>Victoria</strong> wird auch<br />
<strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong> verlässlicher Partner für die<br />
Region <strong>Marl</strong> und Haltern am See se<strong>in</strong>.<br />
Ausblick<br />
<strong>Das</strong> <strong>Bergwerk</strong> hat e<strong>in</strong>en genehmigten<br />
Rahmenbetriebsplan bis zum Jahr 2015.<br />
Es leistet e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur sicheren<br />
Energieversorgung.<br />
Fotos: <strong>Bergwerk</strong> <strong>Auguste</strong> <strong>Victoria</strong><br />
RAG Aktiengesellschaft