24.11.2012 Aufrufe

Der Jugend auf den Zahn gefühlt - Rieder Kommunikation

Der Jugend auf den Zahn gefühlt - Rieder Kommunikation

Der Jugend auf den Zahn gefühlt - Rieder Kommunikation

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

verschlingen bei Tisch die Süssspeisen,<br />

legen die Beine übereinander und<br />

tyrannisieren ihre Lehrer.» Da kann es<br />

doch nur um die heutige <strong>Jugend</strong> gehen.<br />

Fehlanzeige! Diese Aussage soll<br />

Sokrates bereits etwa 400 vor Christus<br />

gemacht haben. Mehr als 2400 Jahre<br />

später ist es in Liestal und Region Zeit<br />

für <strong>den</strong> Ausgang.<br />

Es ist Freitagabend. Eine Gruppe<br />

<strong>Jugend</strong>licher hat es sich <strong>auf</strong> dem Pausenhof<br />

des KV in Liestal gemütlich gemacht.<br />

Man spricht über das Sex-Tape<br />

von Hugh Hefners Ex-Freundin, Bonitätsdatenbanken<br />

und ein gemeinsames<br />

Abendessen. Vor ihnen kokelt die<br />

Kartonverpackung eines Zehnerpacks<br />

Bier vor sich hin, fast wie ein winziges<br />

Lagerfeuer. Kaum ist das Feuerchen<br />

aus, kommen <strong>den</strong> <strong>Jugend</strong>lichen ein paar<br />

Taschenlampen entgegen: die Polizei.<br />

Jemand habe angerufen und einen Brand<br />

gemeldet. Die <strong>Jugend</strong>lichen fin<strong>den</strong> das<br />

Ganze übertrieben, versuchen zu diskutieren.<br />

Es hilft nichts: Die Ausweise wer<strong>den</strong><br />

verlangt, es wird gefunkt, einer der vier<br />

Uniformierten sucht ein Weilchen nach<br />

Cannabis. «In Basel gab es doch Saubannerzüge»,<br />

sagt einer der <strong>Jugend</strong>lichen<br />

zu seinen Freun<strong>den</strong>. «Wisst ihr, wie viele<br />

sie gefasst haben? Keinen. Und wisst<br />

ihr wieso? Die Polizei konnte nicht<br />

Den <strong>Jugend</strong>lichen ist egal, was in unserer<br />

Welt passiert. Politik oder Umweltschutz,<br />

das kann ihnen gestohlen bleiben.<br />

Florian: Leider ist das eine Tatsache. Das ist schade,<br />

weil man sich gut darüber unterhalten und diskutieren<br />

könnte. Man könnte die News ganz einfach im Internet<br />

fin<strong>den</strong>.<br />

Karola: Ich <strong>den</strong>ke wenns, darum geht, was in der Welt<br />

passiert, interessiert sie das schon, aber bei der Politik<br />

eher nicht so. Aber wenn sie dann selber abstimmen<br />

können, weckt das Interesse zumindest ein wenig.<br />

Ein «Lagerfeuer» <strong>auf</strong><br />

dem Pausenplatz rief<br />

die Polizei <strong>auf</strong> <strong>den</strong><br />

Plan.<br />

Cem, Sileya (v. links)<br />

und Freunde beim<br />

Basketballspielen in<br />

Lausen.<br />

kommen, weil ein paar <strong>Jugend</strong>liche eine<br />

Kartonverpackung angezündet haben.»<br />

Die Gruppe lacht, die Stimmung ist<br />

trotzdem im Keller. Kaum sind die<br />

Polizisten weg, packen die acht Freunde<br />

ihre sieben Sachen und ziehen weiter.<br />

«Ältere Menschen verlangen<br />

von uns, was sie uns nicht<br />

bieten»<br />

Mit der Polizei haben auch die Zwillinge<br />

Nicola und Tobias Horny, 15, aus Lausen,<br />

ihre Erfahrungen gemacht. Die bei<strong>den</strong><br />

zieht es am Samstagnachmittag ins Freie.<br />

Die <strong>Jugend</strong>lichen können <strong>den</strong> Hals nicht<br />

vollkriegen. Sie brauchen immer das neuste<br />

Handy, <strong>den</strong> neusten Computer, <strong>den</strong> neusten<br />

Musikplayer. Dafür arbeiten wür<strong>den</strong> sie<br />

aber nicht, die Eltern sollen<br />

es ihnen k<strong>auf</strong>en.<br />

Florian: Es ist für viele wichtig, dass sie immer das<br />

haben, was Mode ist. Nicht nur in Sachen Multimedia,<br />

auch bei Schuhen, Kleidern und Schmuck. Und wenn<br />

sie arbeiten, bleibt ja keine Zeit mehr für Spass (lacht).<br />

Karola: Das stimmt nicht, es ist ihnen manchmal<br />

wich tiger, dass es einfach funktioniert. Und ja, ich<br />

<strong>den</strong>ke, die «heutige <strong>Jugend</strong>» verlangt viel von ihren<br />

Eltern.<br />

JUGEND<br />

Auf dem Postplatz unterhalten sie sich<br />

mit ihren Freun<strong>den</strong> Goia Känzig, 15, und<br />

Alexander Mäder, 13. «Die übertreiben<br />

es», ist Nicolas Meinung zu <strong>den</strong> vermehrten<br />

Polizeikontrollen. Denn eine<br />

Hilfe seien die Polizisten nicht, sie seien<br />

bloss da, um <strong>den</strong> <strong>Jugend</strong>lichen <strong>den</strong> Spass<br />

zu verderben. Wenn wirklich etwas los<br />

sei, dann wür<strong>den</strong> sie nicht eingreifen.<br />

«Die machen erst etwas, wenn man<br />

verletzt wird, wenn überhaupt», sagt<br />

Tobias. Dass <strong>Jugend</strong> liche immer nur<br />

schlecht dargestellt wer<strong>den</strong>, findet die<br />

Vierergruppe nicht okay. «Es gibt schon<br />

<strong>Jugend</strong>liche verbringen viel zu viel Zeit vor<br />

dem Fernseher. Da ist die Verblödung doch<br />

vorprogrammiert.<br />

Florian: TV und Internet bieten viel Attraktives, zum<br />

Beispiel soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und so.<br />

Und es gibt Spielkonsolen wie etwa die Xbox. Das führt<br />

halt auch zu mehr Zeit vor dem Fernseher oder dem PC.<br />

Leider gibt es dort aber auch viel Mist.<br />

Karola: Das stimmt, aber das heisst noch lange nicht,<br />

dass sie dadurch verblö<strong>den</strong>.<br />

LiMa Juli–August 2010 – 11 –

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!