Der Jugend auf den Zahn gefühlt - Rieder Kommunikation
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Staatsarchiv<br />
Regenos trifft Regenass<br />
Ungewöhnliche Begegnung im Staatsarchiv Baselland<br />
Kenneth M. Regenos ist Stammgast im<br />
Staatsarchiv Baselland. Jedes Jahr taucht<br />
er plötzlich <strong>auf</strong>, setzt sich einige Tage<br />
vor Dokumentenberge und Bildschirme,<br />
macht Notizen und verabschiedet sich<br />
wieder. <strong>Der</strong> 78-jährige Amerikaner aus<br />
Palo Alto in Kalifornien ist <strong>auf</strong> Recherche<br />
nach seinen Regenass-Vorfahren.<br />
Sie stammen aus Lampenberg und sind<br />
vier Generationen vor ihm ausgewandert.<br />
2000 Einträge habe er in seinem Stammbaum<br />
schon gemacht, es sei bestimmt<br />
einer der grössten. Diesen Stammbaum<br />
trägt er stets mit sich herum, in der<br />
Hosentasche, <strong>auf</strong> dem i-phone.<br />
Schon Ken’s Vater, Universitätsprofessor<br />
in New Orleans, hatte im<br />
Staatsarchiv recherchiert. Vor 25 Jahren<br />
hatte er in Zürich ein Telefonbuch geöffnet<br />
und einen zufällig gewählten Mann<br />
namens Regenass angerufen. Er fragte<br />
ihn, wo man in der Schweiz nach Vorfahren<br />
suchen könne. Ein Umweg über Aarau<br />
brachte ihn schliesslich nach Liestal.<br />
«Regenass» in hundert<br />
Varianten<br />
Ken’s Urururgrossvater Christian Regenass<br />
ist 1803 zusammen mit seinem Bruder<br />
Johann Jakob der hiesigen Armut entflohen<br />
und in Richtung Pennsylvania gereist.<br />
Ein dritter Familienangehöriger folgte<br />
1885, ein vierter 1910. Weil die Endung<br />
von Regenass in Englisch eine negative<br />
Bedeutung hat, änderten alle ihre Nachnamen,<br />
jeder in eine andere Ver sion:<br />
Regenos, Regennas, Regeness, Reganess.<br />
Andere Auswanderer t<strong>auf</strong>ten sich Reganess,<br />
Rhegness, Regeness, Regnas.<br />
Ken, der fröhliche pensionierte<br />
Elektro-Ingenieur, der für seine Firma<br />
noch einige Projekte in Deutschland<br />
betreut, weiss nicht mehr genau, wie oft<br />
er schon im Archiv war. Das vierte oder<br />
fünfte Mal müsse es sein, sagt er. Als er<br />
nachzuzählen beginnt, kommt er <strong>auf</strong><br />
neun Mal. 2002 hatte er zum ersten Mal<br />
das Baselbiet besucht und Lampenberg<br />
(«nice village») besichtigt.<br />
All Regenass‘ in the world<br />
Sein Ziel ist «to find all Regenass‘ in the<br />
world» – alle Regenass in der Welt<br />
<strong>auf</strong>zustöbern. Weit sei er nicht davon<br />
entfernt, habe er doch schon lange keine<br />
neuen Funde mehr gemacht. Zuletzt habe<br />
ihn ein Regenass aus Südafrika kontaktiert.<br />
Ihm konnte er einen Ururgrossvater<br />
aus Niederdorf zuweisen. Dieser habe<br />
sich um 1850 dem holländischen Militär<br />
angeschlossen und sei mit seiner frisch<br />
angetrauten Frau nach Südafrika gezogen.<br />
Sechs Monate später wurde er<br />
getötet. Seine Frau war schwanger. Das<br />
AUFGEFALLEN<br />
Kenneth M. Regenos und Käthy Wahl-Regenass<br />
betrachten Reisedokument von Johann<br />
Jakob Regenass, der 1803 nach Amerika<br />
auswanderte.<br />
kleine Baby sei verantwortlich für <strong>den</strong><br />
ganzen Regenass-Stamm in Südafrika.<br />
Ein Regenass-Date im Archiv<br />
Regula Nebiker, Leiterin des Staatsarchivs,<br />
teilte am Markt des Wissens der<br />
Uni versität Basel einen Stand mit Käthy<br />
Wahl-Regenass vom Museum.BL. Da<br />
diese ebenfalls Familienforschung betreibt,<br />
kamen sie <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Archiv-Stammgast<br />
zu sprechen. Ein «blind date» im Archiv<br />
wurde organisiert, der Amerikaner<br />
freute sich darüber und machte Käthy Wahl<br />
sogleich als Cousine dritten Grades aus.<br />
Für sie war es willkommene Gelegenheit,<br />
mehr über ihre Familie zu<br />
erfahren, die ebenfalls vom Lampenberg<br />
stammt. «Schon lange war ich <strong>auf</strong> der<br />
Suche nach einem gewissen ‹Heinrich›<br />
gewesen, dessen Nachfahrin mein Vater<br />
oft besucht hatte», erzählt sie, die in<br />
Seltisberg lebt. «Wir wur<strong>den</strong> fündig:<br />
Heinrich erwies sich als Bruder von<br />
Ken‘s Ururururgrossvater.» Die Seltisbergerin<br />
erfuhr vom Amerikaner auch,<br />
das Regenass keineswegs mit Regen zu<br />
tun hat, sondern vom lateinischen<br />
«regere», regieren, abstammt. Umgekehrt<br />
teilte sie mit ihm die Erkenntnis,<br />
dass die «Regenac» ursprünglich Hugenotten<br />
waren, die aus Frankreich in die<br />
Schweiz eingewandert sind. Da die<br />
Schweizer «Regenac» nicht gut aussprechen<br />
konnten, entstand der Name<br />
«Regenass».<br />
Ken’s Regenass-Stammbaum kann im Internet<br />
eingesehen wer<strong>den</strong>: www.regenos.info<br />
LiMa Juli–August 2010 – 41 –