Der Jugend auf den Zahn gefühlt - Rieder Kommunikation
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Sind die <strong>Jugend</strong>lichen schlimm?<br />
Nein, das <strong>den</strong>ke ich nicht. Sie haben<br />
einfach gewisse Schwierigkeiten, sich in<br />
der Gesellschaft zu integrieren. Sie sind<br />
nicht schlecht, sie sind halt speziell. Man<br />
kann sicher einen gewissen Wertezerfall<br />
beobachten.<br />
Welche Werte gehen verloren?<br />
Zum Beispiel, dass man sich grüsst,<br />
der Respekt vor dem Alter, dass man auch<br />
Diana: Ich <strong>den</strong>ke, einige haben<br />
einfach zu viel Freizeit, dann ist ihnen<br />
langweilig und sie beginnen, zu trinken<br />
und Blödsinn zu machen.<br />
Zu viel Freizeit? Denkst du, wenn<br />
man in einem Verein ist, kommt<br />
man weniger in so etwas rein?<br />
Diana: Ja, würde ich schon sagen.<br />
Man hat in einem Verein halt automatisch<br />
weniger Freizeit.<br />
Cécile: Das finde ich auch. Du hast<br />
sicher weniger Zeit für solche Sachen,<br />
als wenn du immer mit Freun<strong>den</strong><br />
draussen rumsitzt.<br />
Wann hört ihr mit der Pfadi <strong>auf</strong>?<br />
Diana: Ich möchte bleiben. Aber ich<br />
muss halt sehen, was die Zukunft bringt,<br />
wie viel Zeit ich haben werde. Ich fange<br />
jetzt die DMS2 an.<br />
Cécile: Ich beginne eine Lehre als<br />
Drogistin, dann muss ich halt auch erst<br />
schauen. Aber eigentlich würde ich<br />
lieber alle anderen Hobbys <strong>auf</strong>geben als<br />
die Pfadi.<br />
Ihr steht vor dem Wechsel in<br />
eine neue Schule und ins Berufsleben.<br />
Wie geht Ihr mit<br />
diesen Entscheidungen um?<br />
Cécile: Ich nehme das relativ leicht.<br />
Man hört oft, die Lehre sei viel strenger<br />
als die Schule. Aber ich nehme es, wie es<br />
kommt.<br />
Diana: Manchmal mache ich mir<br />
schon ein bisschen Sorgen, wie das sein<br />
wird in der Zukunft, ob jetzt in der<br />
JUGEND<br />
«Man kann einen gewissen<br />
Wertezerfall beobachten»<br />
Guido Langenegger arbeitet seit acht Jahren im <strong>Jugend</strong>zentrum<br />
«Joy» in Liestal, seit fünf leitet er es. Er hat drei Kinder und zwei<br />
Pflegekinder, darunter auch zwei <strong>Jugend</strong>liche. Mit dem LiMa spricht<br />
er über Respekt, die Sorgen der <strong>Jugend</strong>lichen und wie man diesen<br />
begegnen soll. Text und Bilder: Julia Gohl<br />
einmal zuhören kann und verschie<strong>den</strong>e<br />
Meinungen akzeptiert. Wenn sie <strong>auf</strong> andere<br />
Meinungen treffen, diskutieren viele<br />
<strong>Jugend</strong>liche nicht mehr, sondern kapseln<br />
sich entweder ab oder wer<strong>den</strong> aggressiv.<br />
Ist das <strong>den</strong>n bei allen<br />
<strong>Jugend</strong>lichen so?<br />
Nein, das hat schon viel mit der<br />
Persönlichkeit oder mit der Kultur zu<br />
tun. Wir haben hier halt eher die unange-<br />
passten <strong>Jugend</strong>lichen. Mit vielen habe<br />
ich eine persönliche Beziehung und sie<br />
haben auch ein starkes Bedürfnis danach.<br />
Ich habe schon oft gehört, dass das hier<br />
wie eine Familie sei.<br />
Bekommen die <strong>Jugend</strong>lichen in<br />
ihrer Familie nicht genügend<br />
Aufmerksamkeit oder wollen<br />
sich halt einfach von ihrer<br />
eignen Familie abgrenzen?<br />
DMS2 oder dann im Berufsleben.<br />
Manchmal habe ich auch ein wenig<br />
Angst, das gehört wohl auch dazu, wenn<br />
sich alles so ändert, aber ich glaube, das<br />
kommt schon alles gut.<br />
Was wolltet ihr schon<br />
längst einmal loswer<strong>den</strong> über<br />
die «heutige <strong>Jugend</strong>»?<br />
Cécile: Man kann nicht einfach<br />
sagen, die heutige <strong>Jugend</strong> ist schlecht.<br />
Früher waren die <strong>Jugend</strong>lichen wahrscheinlich<br />
nicht anders als heute. Es wird<br />
einfach generalisiert, wenn einer etwas<br />
macht, dann sind gleich alle so.<br />
Diana: Die Zeitungen übertreiben<br />
oft. Ich will nicht sagen, wir sind alle<br />
Unschuldslämmer, aber so schlimm sind<br />
wir auch nicht.<br />
LiMa Juli–August 2010 – 15 –