6Text: Edeltraud HerrmannReferentin für ChancengleichheitKoordination DemografieAlle im bestenAlter?Älter werden in Filderstadt – Heraus -forderung demo grafischer WandelIm Alter aktiv zu bleiben, ist einer derSchlüs sel zum positiven Umgang mitder Herausforderung des Alterns. Tat -sache ist: Die meisten Menschen inEuropa erfreuen sich heute meist einerweitaus besseren Gesundheit als alleGenerationen vor uns. Und die älterenMenschen von heute verfügen überFähigkeiten und Erfahrungen, auf diesich die Jüngeren stützen und vondenen sie profitieren können.Die Alten als gesellschaftliche Gruppe,vor allem auch die älteren Frauen, sindim Großen und Ganzen Modernisie rungs -gewinner. Nicht die Natur, sondern Kul -tur und Zivilisation haben Bedingungengeschaffen, unter denen Alt werden langerelativ erfreulich verlaufen kann. DasAlter als Lebensphase, der Prozess desAlterns ist reicher an Gestaltungsmög lich -keiten geworden. Es geht heute nicht mehrdarum, eine graue, traurige Restspannedes Lebens mehr schlecht als recht einfachnur hinter sich zu bringen.Jeder Fortschritt hat seinen PreisAltern in den individualisierten Gesell -schaften verlangt mehr Persönlichkeits -leistung als in traditionellen Strukturenmit ihren engen und starren Altersrollen.Es gibt nicht nur einen neuen Spielraum,das Leben individuell zu gestalten, sondernauch einen gewissen Zwang, diesenSpielraum zu nutzen, wenn man nichteinsam im Abseits enden will.Mit den neuen Gestaltungsmöglichkeitengehen auch neue Formen von Entwick -lungskrisen einher. Besonders brisantwerden Lebenskrisen im fortgeschrittenenAlter, wenn ungelöste Probleme ausfrüheren Lebensphasen neu aufbrechenund die Bewältigung der aktuellen Krisennoch schwieriger machen. Identitätssucheund Identitätskrisen, vor allem im frühenAlter, nehmen zu, weil die Menschen inder individualisierten Gesellschaft nichtmehr in einen stabilisierenden sozialenRahmen eingebunden sind. Sie müssenselber sehr viel mehr leisten, um im seelischenGleichgewicht zu bleiben.Vorbereitungen fürs AlterDie Wohnqualität bestimmt entscheidenddie Lebensqualität. Daher ist eine wichtigeVorbereitung auf das Alter, sich Gedan kenüber das spätere Wohnen zu machen. MitBeginn des Rentenalters verbringen diemeisten Menschen immer mehr Zeit zu -hause. Die Wohnung wird zum Lebens -mittelpunkt.Die demografische EntwicklungIn den nächsten Jahrzehnten steigt dieZahl alter und hochbetagter Menschen an.Der Anteil der über 60-Jährigen in Filder -stadt liegt heute bei ca. 22 Prozent. Gleich -zeitig wird sich der Anteil der 25- bis 60-Jährigen in der Erwerbstätigkeitsphasevon derzeit 51 auf ca. 42 Prozent im Jahr2038 verringern.Die Zahl der Pflegebedürftigen wird sichin den nächsten 20 Jahren verdoppeln.Die heutigen Angebote werden sowohl vonder Menge als auch der Qualität her nichtmehr ausreichen. Damit steigt auch derBedarf an Pflegekräften. Neue Nachbar -schaften, ein kooperierendes Netz werkmit professioneller Hilfe muss ausgebautund unterhalten werden. Weitere Gewin -nung von Freiwilligen als ehrenamtlichePflegebegleiterInnen und die Möglichkeitzur generationenübergreifenden Begeg -nung müssen geschaffen werden.Für die Stadtverwaltung Filderstadt be -deutet die Förderung des aktiven Alterns,• den Bürgerinnen und Bürgern ein möglichsteigenständiges Wohnen im Alterermöglichen,• bedarfsgerechte Angebote stationärerund ambulanter Hilfs- und Pflegeange -bote bereitzustellen,• die Vereinbarkeit von Familie / Beruf /Pflege weiter voranzubringen,• Stadtteilbezogene Versorgungs- undBegegnungsmöglichkeiten zu schaffen,• umfassende Informations- und Bera -tungsangebote sicherzustellen,• gesellschaftliche und politische Teil -habe von Senioren und Seniorinnen zuermöglichen.Fotos: Robert Kneschke / Fotolia
7„Urlaub ohne Koffer“ ist bei unseren Seniorinnen und Senioren sehr beliebt und jedes Jahr ausgebucht.Hier engagieren sich Jung und Alt – ob bei der Skateboard-Vorführung, dem gemeinsamen Literaturgenussan der Alten Kelter oder in der Küche fürs gemeinsame Mittagessen an der Gutenhalde.Lust auf Engagement?Unsere Zivilgesellschaft wandelt sich.Senio rinnen und Senioren bringen sichimmer stärker ein – in Baden-Württem -berg 42 Prozent der bis zu 75-Jährigen.Auch die hauptamtliche SeniorenarbeitFilderstadts steht in einem Wandlungs -prozess, da Winfried Mauz vom Pflege -stütz punkt in Pension gegangen ist. Undbeim Ehrenamt von und für Seniorensind neue Gesichter gern gesehen.Das Ehrenamt soll hauptamtliche Ar beitergänzen, nicht ersetzen. Filder städ terEhrenamtliche – etwa von „Urlaub ohneKoffer“, vom „Be sucherdienst“ oder der„Wohnbera tung“ haben über Jahre hinwegwichtige Aufgaben mit Leben gefüllt.Sie sind wich tige Partner.Die Alterssicherungssysteme stehen vorhohen Herausforderungen. Die eigeneGesundheit eigenverantwortlich in denMittelpunkt des Alltags zu stellen wirdzunehmend wichtiger, um lange in deneigenen vier Wänden wohnen zu können.Beim Wohnen überlegen sich künftigeGenerationen früher den Um zug aus demgeliebten Eigenheim in eine altersgerechteWoh nung, am liebsten in die Nähe desbisherigen Umfeldes, mit kurzen Wegen.und Erziehung zunehmend auch die vonBeruf und Pflege bewältigen. Drei Vierteldieser existenziellen, für die Gesell schaftunverzichtbaren Aufgabe leisten Frauen.Im Bereich gesellschaftliche Teil habe be -nötigen wir gute Nachbar schaften, umim Alter die Alltagsgeschäfte regeln zukönnen, und Begegnungsräume für die oftunterschätzte „Pflege der Beziehun gen“,denn eine stetige Vereinsamung hat fataleFolgen. Die Stadt sollte vielfältige, attraktiveAngebote schaffen, um den Mitgestal -tungswillen der älteren Bürger zu fördernund neue Interessierte zu aktivieren.Die Stadt Filderstadt wird die Stelle desPflegestützpunkts neu besetzen. Für plane -rische und koordinierende Senio ren arbeitkam zu Jahresbeginn Jürgen Wagner-Haußmann hinzu. Die hauptamtlicheArbeit für Bürger in der dritten und viertenLebensphase kann fortgeführt werden.Text: Jürgen Wagner-HaußmannSozialplanung für Senioren„Urlaub ohne Koffer“ könnte Verstär -kung gebrauchen. Schön wäre auch,wenn sich für die Beratung zu barrierefreiemWohnen Interessierte finden.Beim Pflegestützpunkt ist der Aufbaueines Angebots für geführte Spazier -gän ge im Stadtteil oder einem Besuchs -dienst bei Dementen zur Entlastung derAngehö rigen angedacht.Schauen Sie einfach im Knotenpunktoder im Pflege stützpunkt (Martin -straße 5, F.-Bernhausen) vorbei oderrufen Sie an unter: 0711/7003-303In der Pflege sind Ideen gefragt, um denPflegenotstand abzufedern. Die Familiemuss neben der Vereinbarkeit von BerufEngagiert in der Wohnberatungfür Senioren: Brigitte Buchta (links)und Margrit KurfessFotos: -e-