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14 c-Moll-Messe und Requiem<br />
Fragment und Ergänzung:<br />
c-Moll-Messe und Requiem<br />
Die c-Moll-Messe und das Requiem gehören<br />
nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu<br />
den geheimnisvollsten Werken <strong>Mozart</strong>s. <strong>Mozart</strong><br />
scheint in der Zeit der Verliebtheit mit Constanze<br />
das Gelübde einer Messkomposition abgelegt zu<br />
haben, wenn es ihm gegen die massiven Widerstände<br />
ihrer Familie gelänge, sie als Braut heimzuführen.<br />
Wir wissen nicht, was die Fertigstellung<br />
des Torsos verhindert hat. Das Credo bricht nach<br />
den ersten beiden Sätzen ab, wobei diese auch nur<br />
unvollständig überliefert sind. Die Originalpartitur<br />
von Sanctus-Hosanna und Benedictus ging verloren,<br />
das Agnus Dei fehlt vollständig. Teile des<br />
Werkes wurden offenbar am 23. Oktober 1783<br />
in St. Peter in Salzburg – mit Constanze, die den<br />
schwierigen Part wohl kaum bewältigt haben dürfte,<br />
als Sopransolistin (im Unterschied zum Dom<br />
waren in St. Peter Frauen als Ausführende zugelassen)<br />
– aufgeführt, wobei <strong>Mozart</strong> die fehlenden<br />
Sätze wahrscheinlich aus älteren eigenen Messkompositionen<br />
in C-Dur ergänzt hat. Die neue Ergänzung<br />
von Robert D. Levin, die am 15. Januar<br />
2005 in der Carnegie Hall in New York zum ersten<br />
Mal erklungen ist, greift auf <strong>Mozart</strong>s Skizzen zur<br />
c-Moll-Messe zurück und schöpft Anregungen aus<br />
der Kantate Davide penitente KV 469, in die <strong>Mozart</strong><br />
die Messe zwei Jahre später überführt hatte.<br />
Die Geschichte um die Entstehung des Requiem<br />
ist von Anekdoten und Legenden umrankt. Alles<br />
Geheimnisvollen entkleidet stellt sich die Geschichte<br />
des Requiem so dar: Graf Franz von Walsegg-<br />
Stuppach war ein musikalischer Amateur, der sich<br />
gerne als Komponist ausgab und in Ermangelung<br />
eigener Fähigkeiten Werke bei anderen Meistern<br />
zum exklusiven Gebrauch in Auftrag gab. Hatte<br />
er die Kompositionen erhalten, überklebte er die<br />
Titelseiten oder schrieb sie ab und ließ sie in seinen<br />
Hausmusiken aufführen. Am 14. Februar 1791<br />
war seine junge Frau verstorben, deren Andenken<br />
er ehren wollte. Zum Gedächtnis ihres Todes gab<br />
er bei <strong>Mozart</strong> ein Requiem in Auftrag. Überlastung<br />
durch die Komposition und Aufführung von La<br />
Clemenza di Tito und Die Zauberflöte und ein<br />
akuter Infekt führten zum Zusammenbruch und<br />
Tod des Komponisten nach kurzer Krankheit.<br />
<strong>Mozart</strong> am Klavier, unvollendetes Ölgemälde von<br />
Joseph Lange, 1789 (<strong>Mozart</strong> Museum Salzburg)<br />
Postkarte Carus 40.390/10<br />
<strong>Mozart</strong>, der bereits die Hälfte des großzügigen<br />
Honorars, als Anzahlung erhalten hatte, hinterließ<br />
seiner Frau erhebliche Schulden; Constanze sah<br />
sich daher genötigt, das Werk abzuliefern und<br />
wandte sich an Freunde <strong>Mozart</strong>s, mit der Bitte,<br />
das Fragment fertig zu stellen. Nach zwei gescheiterten<br />
Versuchen kam die Aufgabe an <strong>Mozart</strong>s<br />
Schüler Franz Xaver Süßmayr, der das Requiem<br />
in der heute bekannten Form abschloss. Dabei<br />
standen ihm heute verlorenes Werkstattmaterial,<br />
vielleicht auch mündliche Anweisungen <strong>Mozart</strong>s<br />
zur Verfügung. Diese Version ist heute noch am<br />
bekanntesten, sie steht <strong>Mozart</strong> zweifellos historisch<br />
am nächsten. In einer Neuausgabe wird<br />
Süßmayrs Fassung getreu nach den Originalquellen<br />
wiedergegeben. Kaum zu übersehen sind<br />
jedoch gewisse kompositorische Schwächen in den<br />
von Süßmayr vollendeten und hinzukomponierten<br />
Teilen. Der Carus-Verlag bietet daher mit der<br />
Ausgabe von Robert D. Levin (1991) auch eine<br />
Rekonstruktion des von <strong>Mozart</strong> unvollständig<br />
Hinterlassenen und eine neue Ergänzung der<br />
komplett fehlenden Teile, die die Eigenheiten<br />
von <strong>Mozart</strong>s Personalstil wohl getreuer widerspiegelt,<br />
als es die Zeitgenossen vermochten.