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18 Oratorien und Kantaten<br />
Oratorien und Kantaten<br />
„Die original spart ist 208 Seiten stark“, schreibt<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> stolz über die autographe Partitur<br />
des Oratoriums Die Schuldigkeit des ersten und<br />
fürnehmsten Gebots KV 35, zu dem der 11-jährige<br />
<strong>Mozart</strong> den ersten Teil, Johann Michael Haydn<br />
und Cajetan Adlgasser den zweiten bzw. dritten<br />
Teil beisteuerten. Dem umständlichen Vorbericht<br />
des gedruckten Librettos nach „stellet man hierinnen<br />
einen zwar Anfangs lauen, nach den erkannten<br />
falschen Grundsätzen aber des Weltgeistes,<br />
gelehrten und zur Tugend wohlgeneigten Christen<br />
vor. In dem ersten wird das Gedächtnis und der<br />
Verstand desselben durch den unermüdeten und<br />
liebesvollen Eifer des christlichen Tugendgeistes<br />
unter dem Beistand göttlicher Barmherzigkeit und<br />
Gerechigkeit beschäftiget“.<br />
Sein Oratorium La Betulia liberata KV 118 aus<br />
der Zeit um 1771 nach dem Erfolgslibretto des<br />
Pietro Metastasio hat <strong>Mozart</strong> hoch geschätzt. Er<br />
ließ es sich nach Wien nachschicken und hat es<br />
möglicherweise um 1786 mit – heute verschollenen<br />
Änderungen? – noch einmal aufgeführt.<br />
Die Grabmusik KV 42 gehört noch ganz barocken<br />
Passionstraditionen an. Leopold <strong>Mozart</strong> beschreibt<br />
es als „Eine Cantate zum heiligen Grab<br />
von 2 singenden Personen, mit 2 Arien, Recitativen<br />
und Duetto“. Das um 1767 entstandene<br />
Werk wurde einige Jahre später um ein weiteres<br />
Rezitativ und einen Schlusschor „Jesu, wahrer<br />
Gottessohn“ erweitert.<br />
Die italienische Kantate Davide penitente<br />
KV 469 ist zu Unrecht fast vergessen. <strong>Mozart</strong> verfertigte<br />
sie für ein Konzert der Tonkünstler-Societät<br />
in Wien. Der Kantate liegen Kyrie und Gloria der<br />
c-Moll-Messe zu Grunde, die <strong>Mozart</strong> um zwei im<br />
März 1785 komponierte Arien ergänzte. Als Textdichter<br />
gilt Lorenzo da Ponte, der spätere Librettist<br />
von Le nozze di Figaro, Don Giovanni und Così<br />
fan tutte.<br />
Kantatenartige Züge weisen auch die Solomotetten<br />
auf. Am bekanntesten ist heute die<br />
Motette Exsultate jubilate, die <strong>Mozart</strong> im Januar<br />
1773 für den Kastraten Venanzio Rauzzini in<br />
Mailand schrieb. Sechs Jahre später arbeitete<br />
<strong>Mozart</strong> das Stück für eine Salzburger Aufführung<br />
zum Trinitatisfest (Dreifaltigkeitsfest) um.<br />
Grabmusik KV 42 (35 a )<br />
Passionskantate / Soli SB, Coro SATB,<br />
2 Ob, 2 Cor, 2 Vl, 2 Va, Bc / 12 min 51.042<br />
Die kritische Carus-Neuausgabe kann sich –<br />
als erste Ausgabe überhaupt – auf die beiden<br />
Autographen stützen, die <strong>Mozart</strong><br />
getrennt für die Sätze 1 – 6 und 7 – 8 angefertigt<br />
hat. Als durchaus sensationell kann<br />
die Tatsache bezeichnet werden, dass die<br />
Edition im Schlusssatz zwei zusätzliche originale<br />
Hornstimmen enthält, die noch nie im<br />
Druck erschienen sind. So besteht die<br />
Möglichkeit, die Grabmusik wieder in<br />
<strong>Mozart</strong>s Instrumentation aufzuführen.<br />
Ergo interest – Quaere superna KV 143 (73 a )<br />
Rezitativ und Arie / Solo S, 2 Vl, Va, Bc<br />
7 min 40.766<br />
Exsultate, jubilate KV 165 (158 a )<br />
Solomotette zum Dreifaltigkeitsfest oder zu<br />
Weihnachten / Solo S, 2 Ob (2 Fl), 2 Cor,<br />
2 Vl, Va, Bc / 17 min 40.767<br />
Gut sechs Jahre nach der Mailänder Uraufführung<br />
(1773) entstand die zweite Fassung<br />
von Exsultate, jubilate, die in einer Salzburger<br />
Handschrift überliefert ist und für<br />
eine Aufführung am Dreifaltigkeitssonntag<br />
des Jahres 1779 gedacht war. Diese 1978<br />
aufgefundene „Salzburger Fassung“ unterscheidet<br />
sich von der „Mailänder Fassung“<br />
zum einen durch den Einsatz von Flöten<br />
statt Oboen, zum anderen durch die alternative<br />
Verwendung zweier Texte in der<br />
ersten Arie, von denen sich einer auf das<br />
Dreifaltigkeitsfest und der andere auf Weihnachten<br />
bezieht. <strong>Mozart</strong>s Autograph, das<br />
die „Mailänder Fassung“ überliefert, galt<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg als verschollen<br />
und ist seit etwa über einem Jahrzehnt in<br />
der Biblioteka Jagiellońska in Krakau wieder<br />
zugänglich. Die vorliegende Kritische Neuausgabe<br />
von <strong>Wolfgang</strong> Hochstein ist die<br />
erste, die sich sowohl auf das Autograph als<br />
auf die Salzburger Quelle stützen kann.<br />
Davide penitente KV 469<br />
Kantate / Soli SST, Coro SATB/SATB, Fl,<br />
2 Ob, Clt, 2 Fg, 2 Cor, 2 Ctr, 3 Trb, Timp,<br />
2 Vl, 2 Va, Vc/Cb / 45 min 40.060