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Band 4 In den Schluchten des Balkan Ãœber den Autor

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Mit einem zweiten angezündeten Span begann ich nun <strong>den</strong> Raum zu untersuchen.<br />

Die Mauern bestan<strong>den</strong> aus festgestampfter Erde. Sie faßten die Stube auf drei Seiten ein, während die<br />

vierte Seite von einem von der Decke bis zum Bo<strong>den</strong> herabreichen<strong>den</strong> Strohgeflecht gebildet wurde, in<br />

welchem sich eine Oeffnung zum Passieren befand.<br />

Als ich nun durch diese Oeffnung trat, sah ich mich in einer kleineren Abteilung, deren Bo<strong>den</strong> zum Teil<br />

durch eine aus Wei<strong>den</strong>geflecht verfertigte Falltüre gebildet wurde. Gab es hier einen Keller? Das war ja in<br />

einem solchen Hause etwas Seltenes!<br />

Und jetzt hörte ich das vorige Geräusch. Es war raschelnd und polternd und kam unter der Falltüre hervor.<br />

Ich holte mir noch mehrere Späne und hob dann die Türe empor. Das Wei<strong>den</strong>geflecht derselben konnte<br />

einen Menschen tragen, ohne durchzubrechen, weil es über Pfosten befestigt war. Ich leuchtete hinab. Der<br />

Span brannte so düster, daß ich nur mit Mühe bemerken konnte, daß der Keller über Mannestiefe hatte.<br />

Eine Treppe oder Leiter sah ich nicht. Doch sobald der Schein <strong>des</strong> Lichtes hinabfiel, ließ sich unten ein<br />

sehr deutliches Stöhnen vernehmen.<br />

»Kün aschaghda - wer ist da unten?« fragte ich laut.<br />

Ein doppeltes Stöhnen antwortete. Das klang gefährlich. Ich konnte nicht ewig nach einer Leiter suchen.<br />

Ich nahm <strong>den</strong> brennen<strong>den</strong> Span in die eine und die andern Späne in die zweite Hand und sprang hinab.<br />

Ich trat mit <strong>den</strong> Füßen auf einen unten liegen<strong>den</strong> Gegenstand und stürzte hin. Das Licht erlosch. Aber in<br />

einigen Sekun<strong>den</strong> hatte ich <strong>den</strong> Span wieder angebrannt und leuchtete umher.<br />

Ich befand mich in einem viereckigen, kellerartigen Loch und erkannte in dem Gegenstand, auf <strong>den</strong> ich<br />

gesprungen war, eine Leiter. Da unten lagen Holzkohlen neben allerlei Gerümpel, und bei<strong>des</strong>, die Kohlen<br />

und das Holzgerümpel, bewegte sich.<br />

Ich fand ein für <strong>den</strong> Span bestimmtes Loch, steckte ihn hinein und begann die Kohlen zur Seite zu räumen.<br />

Meine Hände trafen auf eine menschliche Gestalt, welche ich hervorzog. Es war ein Mann, an Hän<strong>den</strong> und<br />

Füßen gebun<strong>den</strong>; der Kopf war fest in ein Tuch eingewickelt.<br />

Rasch löste ich <strong>den</strong> Knoten <strong>des</strong> Tuches, und nun kam ein blauschwarzes Gesicht zum Vorschein, welchem<br />

ich bei der mangelhaften Beleuchtung nicht anmerken konnte, ob diese Färbung eine Folge von Ruß und<br />

Kohlen oder <strong>des</strong> nahe gewesenen Erstickungsto<strong>des</strong> sei. Der Mann holte tief und keuchend Atem, starrte<br />

mich mit weit hervorgetretenen, blutunterlaufenen Augen an und stöhnte dann:<br />

»Ha, zu Hilfe! Habe Gnade, Gnade!«<br />

»Sei ruhig; ich bin dein Freund!« antwortete ich, »ich bringe dir Rettung!«<br />

»Rette vorher geschwind mein Weib!« stieß er hervor.<br />

Der brave arme Kerl dachte mehr an seine Frau als an sich.<br />

»Wo ist sie?«<br />

»Dort!«

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