5,8 mb - Ludwig-Maximilians-Universität München
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EDITORIAL<br />
EXZELLENZ IN ZEITEN<br />
KNAPPER MITTEL<br />
Die <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> ist nicht nur eine der größten,<br />
sondern auch eine der renommiertesten <strong>Universität</strong>en Europas.<br />
Seit 1995 bin ich als Professor am Department für Physik<br />
tätig und in diesem Wintersemester zum Prorektor gewählt worden.<br />
Als aktiver Wissenschaftler möchte ich bei der Ausübung<br />
dieses neuen Amtes mit dazu beitragen, dass die Rahmenbedingungen<br />
an der LMU es auch in Zukunft erlauben, international<br />
konkurrenzfähige Forschung zu betreiben sowie den studentischen<br />
und wissenschaftlichen Nachwuchs bestens auszubilden.<br />
Denn wie für alle öffentlichen Bereiche gilt auch für die Forschungsund<br />
Lehreinrichtungen mehr denn je, sich der globalen Herausforderung<br />
zu stellen und die Strukturen hinsichtlich Effizienz, Qualität<br />
und Innovationskraft zu optimieren – und dies vor dem Hintergrund<br />
von Sparzwängen, die der dramatischen demographischen<br />
Entwicklung Rechnung tragen und verhindern sollen, dass unsere<br />
jetzige Generation länger auf Kosten der nachfolgenden lebt.<br />
Wir können daher unseren derzeitigen Lebensstandard nur halten,<br />
wenn wir als ein an Rohstoffen armes Land diesen Wettbewerbsnachteil<br />
sowie unsere höheren Arbeitskosten durch eine hohe<br />
Produktivität und Innovation ausgleichen.<br />
Der Schlüssel zum Erfolg ist daher, verstärkt in innovative Forschungs-<br />
und Technologiebereiche zu investieren und begabte<br />
junge Menschen in diesen Gebieten exzellent auszubilden. Die <strong>Universität</strong>en<br />
unseres Landes übernehmen demnach eine ganz besondere<br />
Verantwortung, was die gesellschaftliche, wirtschaftliche und<br />
technologische Zukunftsfähigkeit unseres Landes angeht.<br />
Dies gilt insbesondere für die LMU: Ihre Aufgabe als international<br />
anerkannte Spitzenuniversität in einer weltbekannten Stadt muss<br />
sein, um die besten Forschenden und um die besten Studierenden<br />
aus aller Welt aktiv zu werben. Wie kann das aber angesichts<br />
abnehmender finanzieller Ressourcen in Zukunft gelingen?<br />
Die Sparmaßnahmen der Bayerischen Staatsregierung haben bei<br />
der LMU sichtbare Spuren hinterlassen. Rektor Bernd Huber hat<br />
angesichts dieser massiven Einschnitte im Personal- und Haushaltsbereich<br />
sehr früh einen Profilbildungsprozess eingeleitet, durch<br />
den Exzellenz in den zukunftsträchtigen und forschungsstarken<br />
Schwerpunktgebieten der LMU weiter ausgebaut und der Einzug<br />
von Mittelmaß auf breiter Front verhindert werden soll.<br />
Ein sehr wichtiger Aspekt zur Profilbildung ist die interfakultative<br />
Vernetzung der Forschung über gemeinsame Schwerpunktthemen.<br />
Die konsequente Förderung transdisziplinärer Forschung hat in der<br />
jüngsten Vergangenheit zu großen Erfolgen geführt und wird auch<br />
in Zukunft ein Markenzeichen der LMU bleiben.<br />
Ab April werde ich im Rektoratskollegium neben anderen Aufgaben<br />
fachlich die Naturwissenschaften vertreten. In diesem Bereich ist<br />
der Wunsch nach solchen vernetzten Strukturen groß, da die Grenzen<br />
zwischen den klassischen Disziplinen immer mehr verschwimmen<br />
und große Herausforderungen insbesondere in den Lebens-,<br />
Nano- und Geowissenschaften nur mit interdisziplinär aufgestellten<br />
Forschungsteams angegangen werden können. Die LMU hat durch<br />
eine großzügige Förderung fächerübergreifend arbeitender Zentren,<br />
durch eine konsequente Berufungspolitik sowie durch die<br />
begonnene Konzentration der Naturwissenschaften auf dem High-<br />
TechCampus LMU in Martinsried-Großhadern eine ausgezeichnete Ausgangsposition<br />
erarbeitet, um bei der Lösung von Zukunftsfragen,<br />
die die Grenzen fest umrissener Disziplinen sprengen, in der Weltliga<br />
ganz vorn mitzuspielen. Für die Naturwissenschaften an der<br />
LMU wird entscheidend sein, dass dieser Kurs beibehalten wird und<br />
sich die naturwissenschaftlichen Disziplinen auf dem HighTech-<br />
Campus LMU unter dem gemeinsamen Dach einer School of Science<br />
organisieren können.<br />
In meiner Arbeit sowohl als aktiver Wissenschaftler als auch<br />
als Prorektor möchte ich mit dazu beitragen, dass die LMU auch<br />
zukünftig ihren Spitzenplatz in der Forschung weiter ausbauen kann<br />
und exzellente Wissenschaftler ausbildet. Dabei soll es auch darum<br />
gehen, der Politik zu kommunizieren, welche Maßnahmen eher<br />
Schäden anrichten. ■<br />
Professor Dr. Jochen Feldmann<br />
Prorektor der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>München</strong><br />
MUM 01 | 2005 EDITORIAL<br />
1
MUM 01 | 2005 NEWS<br />
2<br />
■ PROREKTOREN GEWÄHLT<br />
Die Mitglieder des erweiterten Senats,<br />
der Vorsitzende des Hochschulrats<br />
und dessen Stellvertreter<br />
sind am 16. Deze<strong>mb</strong>er 2004 der<br />
Vorschlagsliste von Rektor Huber<br />
mit überwältigender Mehrheit im<br />
ersten Wahlgang gefolgt. Bei den<br />
NEWS<br />
vier Stellvertretern des Rektors,<br />
deren zweijährige Amtszeit mit<br />
dem 1. April 2005 beginnt, sind<br />
drei bekannte Gesichter: Für eine weitere Amtszeit kandidiert haben<br />
Professor Reinhard Putz (Medizinische Fakultät), Professor Friederike<br />
Klippel (Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften) sowie<br />
Dr. Werner Schubö (Fakultät für Psychologie und Pädagogik). Der Physiker<br />
Professor Jochen Feldmann ist Nachfolger von Professor Matthias<br />
Westerhausen, der einen Ruf an die <strong>Universität</strong> Jena angenommen hat.<br />
Professor Feldmann wird als Prorektor schwerpunktmäßig die Forschungsangelegenheiten,<br />
die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />
sowie die Kontakte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft<br />
betreuen. Fachlich ist er für die Naturwissenschaften zuständig. Professor<br />
Klippel vertritt auch künftig vor allem die Geistes- und Kulturwissenschaftlichen<br />
Fächer. Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen<br />
auf der Lehrerbildung und der Umsetzung des Bologna-Prozesses an<br />
der LMU. Professor Putz – fachlich für den Bereich Medizin zuständig –<br />
steht auch in der neuen Amtszeit für die Bereiche Auslandsbeziehungen<br />
und Hochschulplanung. Dr. Schubö zeichnet vor allem für die Angelegenheiten<br />
der Studierenden und für die Datenverarbeitung<br />
verantwortlich.<br />
Professor Dr. Jochen Feldmann studierte Physik an der <strong>Universität</strong> Marburg,<br />
wo er 1990 über ein Thema aus der Halbleiteroptik promovierte.<br />
Nach einem Forschungsaufenthalt in den USA habilitierte er sich 1994<br />
an der <strong>Universität</strong> Marburg. Seit 1995 ist Feldmann Professor am Department<br />
für Physik der LMU und beschäftigt sich in seiner Forschung<br />
vor allem mit Fragestellungen der Nanowissenschaften und der organischen<br />
Optoelektronik. Zu den zahlreichen wissenschaftlichen Auszeichnungen<br />
Feldmanns gehören der Philip-Morris Forschungspreis<br />
(1999), der „Preis für gute Lehre des Bayerischen Wissenschaftsministeriums“<br />
(1999) sowie der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (2001).<br />
Professor Dr. Friederike Klippel ist seit 1994 Lehrstuhlinhaberin für Didaktik<br />
der Englischen Sprache und Literatur am Department für Anglistik<br />
und Amerikanistik der LMU. Nach einem Lehramtsstudium in den<br />
Fächern Anglistik, Geschichte und Kunsterziehung an der <strong>Universität</strong><br />
Gießen war sie mehrere Jahre als Lehrerin tätig. An der Victoria University<br />
in Wellington/Neuseeland schloss sie 1975 ein Aufbaustudium<br />
in „English Literature and Linguistics“ mit dem Master of Arts with<br />
Honours ab. Sie promovierte 1979 an der <strong>Universität</strong> Dortmund, 1992<br />
folgte die Habilitation. Professor Klippel gehört dem wissenschaftlichen<br />
■ AUSGEZEICHNETE VERSTÖRUNG<br />
Der französischen Schriftstellerin Soazig Aaron wurde am<br />
22. Nove<strong>mb</strong>er 2004 für ihren Roman „Klaras Nein“ der renommierte<br />
Geschwister-Scholl-Preis in der Aula der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />
verliehen. Der im Gedenken an den Widerstand der „Weißen<br />
Rose“ gegen das nationalsozialistische Regime gestiftete Preis wird<br />
seit 25 Jahren von der Stadt <strong>München</strong> und dem Börsenverein des<br />
Deutschen Buchhandels, Landesverband Bayern, verliehen. Soazig<br />
Die Prorektoren mit LMU-Rektor Professor Bernd Huber (Mitte): Professor<br />
Reinhard Putz, Dr. Werner Schubö (links), Professor Friederike Klippel und<br />
Professor Jochen Feldmann (rechts).<br />
Beirat zu PISA und DESI an. Sie ist Vorsitzende der LMU-Kommissionen<br />
für Lehrerbildung sowie für Lehre und Studium. Die Anglistin ist<br />
seit April 2003 Prorektorin. Sie war in ihrer Amtszeit Vorsitzende des<br />
Gründungsbeirats für den Aufbau des Lehrerbildungszentrums der<br />
LMU, das zum Wintersemester 2004/05 seine Arbeit aufgenommen<br />
hat.<br />
Professor Dr. Reinhard Putz wurde nach dem Studium der Medizin, der<br />
Promotion und Habilitation an der <strong>Universität</strong> Innsbruck 1982 Lehrstuhlinhaber<br />
für Anatomie an der <strong>Universität</strong> Freiburg. 1989 folgte<br />
Professor Putz einem Ruf an die LMU. Neben seiner umfangreichen<br />
wissenschaftlichen Tätigkeit, die durch zahlreiche nationale und internationale<br />
Ehrungen und Preise dokumentiert wird, hat sich Professor<br />
Putz an der LMU insbesondere für das <strong>München</strong>-Harvard-Programm<br />
der Medizinischen Fakultät engagiert, einem erfolgreichen Programm<br />
zur fallbasierten praxisnahen Medizinerausbildung, aus dem heraus<br />
sich die neue Studienordnung „Medizinisches Curriculum <strong>München</strong><br />
LMU (MeCuM LMU )“entwickelt hat. Professor Putz ist seit April 2003<br />
Prorektor der LMU.<br />
Dr. Werner Schubö vertritt unter den vier Kandidaten die Gruppe der<br />
wissenschaftlichen Mitarbeiter. Er studierte Physik an den <strong>Universität</strong>en<br />
Erlangen und <strong>München</strong> und schloss mit dem Diplom ab. 1982 folgte<br />
die Promotion zum Dr. phil. mit Hauptfach Psychologie. Bereits 1970<br />
übernahm er am Institut für Psychologie der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong> die<br />
Statistik-Ausbildung der Studierenden. Heute arbeitet er als Leitender<br />
Akademischer Direktor am Department für Psychologie der <strong>Universität</strong><br />
<strong>München</strong>. Dr. Schubö hat lange in der universitären Selbstverwaltung<br />
mitgewirkt, unter anderem als Mitglied des Senats und der Kommission<br />
für Haushalts-, Raum- und Bauangelegenheiten sowie im Sachverständigenbeirat<br />
zum Ausbau der Informatik. In seiner Zeit als Sprecher<br />
des Konvents der wissenschaftlichen Mitarbeiter war er zugleich<br />
Sprecher der Landesvertretung Akademischer Mittelbau Bayern.<br />
Schubö hat das Amt bereits in dritter Amtszeit inne. Er ist seit April<br />
2001 Prorektor der LMU und fungiert als Ansprechpartner der Hochschulleitung<br />
für die Studierenden. ■ dir<br />
Aaron erzählt in ihrem Roman eine ungeheuerliche Geschichte:<br />
Klara, Überlebende des KZ Auschwitz, kehrt nach Paris zurück und<br />
weigert sich kategorisch, wieder ein „normales Leben” zu führen –<br />
nicht einmal ihre Tochter will sie sehen. Mit ihrem Verhalten<br />
verstört sie ihre Umwelt. „Dieses literarische Meisterstück beeindruckt“,<br />
so die Jury in ihrer Begründung, „weil die Autorin etwas<br />
schildert, was so bislang noch nicht beschrieben war: Sie erzählt die<br />
Geschichte einer ‚überlebenden Toten’, die für jeden eine Zumutung<br />
zu sein glaubt – und das auch tatsächlich ist.“ ■ ms
4<br />
AKADEMISCHER NACHWUCHS ERWÜNSCHT<br />
STUDIEREN MIT KIND<br />
12<br />
PROFILE<br />
ERNSTFALL SCHULE<br />
20<br />
PROFILE<br />
NEBEN DEM<br />
ZWANGSSTAND<br />
16<br />
PROFILE<br />
EIN NASHORN IM HÖRSAAL<br />
■ NEWS<br />
2 MELDUNGEN<br />
MUM 01 | 2005<br />
■ TITEL<br />
4 AKADEMISCHER NACHWUCHS ERWÜNSCHT<br />
STUDIEREN MIT KIND<br />
7 „AUF DIE VIELFALT KOMMT ES AN“<br />
PROFESSOR ULLA MITZDORF IM GESPRÄCH<br />
■ ESSAY<br />
8 MIT ELITE ZUR ÖKONOMISCHEN WELTGELTUNG<br />
ELITEUNIVERSITÄTEN IN DEUTSCHLAND<br />
PROF. DR. FREERK HUISKEN, FACHBEREICH ERZIEHUNGS- UND<br />
BILDUNGSWISSENSCHAFTEN DER UNIVERSITÄT BREMEN<br />
■ PROFILE<br />
10 NEUES AUS DEM NORDEN<br />
SERIE: FORSCHER ALS LITERATEN (TEIL 3)<br />
12 NEBEN DEM ZWANGSSTAND<br />
VETERINÄR-BLECHBLÄSERENSEMBLE<br />
14 „FUNKTIONIERENDE<br />
AUSPLÜNDERUNGSMASCHINERIE“<br />
FORSCHUNGSPROJEKT ZUR FISKALISCHEN VERFOLGUNG<br />
DER JUDEN<br />
16 ERNSTFALL SCHULE<br />
AUFTAKT FÜR DAS LMU-LEHRERBILDUNGSZENTRUM<br />
18 VOM TOLLHAUS ZUR TANZTHERAPIE<br />
100 JAHRE PSYCHIATRISCHE KLINIK NUSSBAUMSTRASSE<br />
20 EIN NASHORN IM HÖRSAAL<br />
KINDERUNI AN DER LMU<br />
22 SPITZENFORSCHUNG – MADE IN MUNICH<br />
INTERNATIONALES DOKTORANDENKOLLEG „THESIS“<br />
24 VERSTEHEN, WIE GENE FUNKTIONIEREN<br />
BAYERISCHES GENOMFORSCHUNGSNETZWERK BAYGENE<br />
■ KUNSTSCHÄTZE<br />
26 DER HOCHALTAR DES INGOLSTÄDTER MÜNSTERS<br />
■ FORUM<br />
28 PRO & CONTRA<br />
STRUKTURIERT PROMOVIEREN?<br />
■ SPECIAL<br />
29 SEID WILLKOMMEN, ERSTSEMESTER!<br />
■ KÖPFE<br />
30 NEUBERUFEN<br />
32 PREISE & EHRUNGEN<br />
■ SERVICE<br />
36 TIPPS & TERMINE<br />
■ IMPRESSUM<br />
MUM 01 | 2005 INHALT<br />
3
MUM 01 | 2005 TITEL<br />
4<br />
STUDIEREN MIT KIND<br />
AKADEMISCHER NACHWUCHS ERWÜNSCHT<br />
Kinder sind die einzige Möglichkeit, die von Warnern in der Politik postulierte „Überalterung der Gesellschaft“ aufzuhalten.<br />
Vor allem Akademiker gelten als zurückhaltend, wenn es um die Nachwuchsplanung geht. Die K-Frage – Kind oder Karriere –<br />
gibt dabei in den meisten Fällen den Ausschlag für die Entscheidung pro oder contra Kind. Damit sie zugunsten des Nachwuchses<br />
ausfällt, bedarf es passender Rahmenbedingungen – schon während des Studiums.<br />
Die massive Holztür mit Codeschloss lässt kaum einen Laut nach<br />
außen dringen. Wer aber sein Ohr an sie legt, kann durch die hallende<br />
Geräuschkulisse im Hauptgebäude der LMU deutlich die<br />
Kinderstimme hören, die sich im Still- und Wickelraum Gehör verschafft.<br />
Ein Blick hinter die Tür zeigt: Es sind Laute des Erstaunens,<br />
denn schließlich gibt es im Raum viel zu entdecken: Bunte Comics<br />
und Spiele liegen herum und die Schubladen des Wickeltischs sind<br />
natürlich ganz besonders interessant.<br />
Während der Sohn von Olga Baur, der zehn Monate alte Maxim<br />
Leon durch den Raum streifend seiner Freude über die Neuentdeckungen<br />
lautstark Ausdruck verleiht, sitzt sein Fast-Namensvetter<br />
Léo Maxim eher ruhig und zurückhaltend auf dem Schoß seiner Mutter.<br />
Er sieht der 31-jährigen Sandra Schmied ein bisschen ähnlich, die<br />
im ersten Semester Psychologie studiert. Sie hat sich trotz des Kindes,<br />
das sie schon vor dem Studium bekommen hat, für das Studium<br />
entschlossen: Obwohl ihre Entscheidung bei ihren Kommilitonen zum<br />
Teil auf Unverständnis stößt, ist sie der festen Überzeugung, dass es<br />
eigentlich nur während des Studiums möglich ist, ein Kind zu bekommen,<br />
zumal sie später beruflich Karriere machen möchte. Allerdings<br />
betont sie die große Herausforderung, Studium und Kindererziehung<br />
unter den berühmten Hut zu bekommen. „Ich hatte zu<br />
Beginn schon die Hoffnung, das Studium in der Regelstudienzeit zu<br />
schaffen. Jetzt habe ich mein Pensum von 18 auf zwölf Semesterwochenstunden<br />
reduziert“, erklärt sie. Ihr berufstätiger Lebensgefährte<br />
unterstützt sie so gut er kann, dennoch ist eine genaue Strukturierung<br />
des Tages unumgänglich. Sandra Schmied hat ein wenig<br />
von ihrem anfänglichen Optimismus verloren. „Ich hatte gehofft, dass<br />
ich mich mit Kommilitoninnen in derselben Situation in Sachen Kinderbetreuung<br />
abwechseln kann. Leider habe ich bis jetzt keine so guten<br />
Erfahrungen gemacht“, erzählt sie. Aber vielleicht ändert sich das<br />
bald. Denn beim Treffen im Wickelraum reichen sich die beiden<br />
Kinder vom Schoß ihrer Mütter aus die Hand – sie scheinen sich zu<br />
verstehen. Das lässt hoffen für eine gegenseitige Hilfe in der Alltagsbewältigung.<br />
Sandra Schmied und Olga Baur machen beide von der<br />
neuen Beurlaubungsregelung Gebrauch: Bis zum dritten Lebensjahr<br />
des Kindes ruht die Zählung ihrer Fachsemester. „Es ist sehr gut, ich<br />
kann im Rahmen meiner Möglichkeiten trotzdem Veranstaltungen besuchen<br />
und Scheine machen“, sagt Olga Baur, die aus Weißrussland<br />
stammt und in <strong>München</strong> Deutsch als Fremdsprache studiert.<br />
VIELFÄLTIGE BERATUNGSMÖGLICHKEITEN<br />
„Die Beurlaubungsregelung in dieser Art gibt es erst seit 1998. Seither<br />
dürfen sich Studierende mit Kind für die Zeit des Mutterschutzes<br />
und der Elternzeit beurlauben lassen und trotzdem Studien- und Prüfungsleistungen<br />
erbringen, und zwar in dem Umfang, wie sie es entsprechend<br />
ihrer persönlichen Situation auch schaffen. Damit können<br />
sie sich eine Art Teilzeitstudium organisieren“, erklärt Dr. Hildegard<br />
Adam, bei der Allgemeinen Studienberatung der LMU zuständig für<br />
„Studieren mit Kind“. Aber nicht nur gesetzlich, auch praktisch hat<br />
sich in den vergangenen Jahren vor allem an der LMU einiges zum<br />
Vorteil für die Studierenden getan: Sie können vielfältige Beratungsmöglichkeiten<br />
seitens der <strong>Universität</strong> und des Studentenwerks<br />
<strong>München</strong> in Anspruch nehmen, Seminare für die Organisation des
Studiums besuchen und sich für Kinderkrippenplätze<br />
bewerben. 14 Krippen mit insgesamt 182 Plätzen<br />
für ein- bis dreijährige Kinder gibt es inner- und<br />
außerhalb <strong>München</strong>s. Das Studentenwerk als Träger<br />
dieser Einrichtungen treibt den Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten<br />
stetig voran: Weitere Bauprojekte,<br />
so auf dem Campus Martinsried laufen. Sie<br />
werden helfen, die derzeit noch 100 Plätze auf der<br />
Warteliste abzubauen. In Zusammenarbeit mit der<br />
LMU, die die Räume zur Verfügung stellt, plant das<br />
Studentenwerk für 2005 zudem die Einrichtung einer<br />
Stundenbetreuung, die es Müttern und Vätern ermöglichen<br />
soll, auch dann Lehrveranstaltungen zu<br />
besuchen, wenn die reguläre Betreuung ausfällt.<br />
STRAFFE ORGANISATION IST ALLES<br />
Wenn es ganz eng wird, kümmern sich auch schon<br />
mal Freunde um die siebenjährige Riccarda und den<br />
sechsjährigen Luca. Ihre Mutter, Nadja Hennig, ist<br />
allein erziehend und studiert im 6. Semester Wirtschaftspädagogik<br />
an der LMU. Nach einem Semester<br />
des Pendelns zwischen Rosenheim und <strong>München</strong><br />
konnte sie im Frühjahr 2002 eine 35 Quadratmeter<br />
große Wohnung in der Studentenstadt Freimann<br />
beziehen, nachdem sie im vorhergehenden Wintersemester<br />
einen Härtefallantrag gestellt hatte. „Die<br />
Bearbeitung des Antrags und die Zuteilung der Wohnung<br />
durch das Studentenwerk ging sehr schnell“,<br />
freut sie sich. Weiterer Pluspunkt: Kindergarten und<br />
Grundschule, wo Riccarda die erste Klasse besucht,<br />
liegen gleich um die Ecke.<br />
Dennoch waren die ersten Monate in <strong>München</strong> für die<br />
29-Jährige Stress pur: „Ich hatte zu dem Zeitpunkt<br />
noch keinen Hortplatz für die Kinder und mit der vom<br />
Jugendamt vermittelten Tagesmutter kamen die beiden<br />
nicht zurecht“, erzählt sie. Über ihr wohnte jedoch<br />
ein ebenfalls allein erziehender Vater, der mit dem<br />
Studium fertig war und die Betreuung von Luca und<br />
Riccarda zeitweise übernahm. Ohne eine genaue<br />
Strukturierung ihres Tages kam und kommt Nadja<br />
Hennig dennoch nicht aus. Erschwerend wirkt die<br />
prekäre finanzielle Situation: Im Sommer wurde ihr<br />
Bafög erheblich gekürzt – nur noch 200 Euro erhält<br />
sie monatlich. Dazu kommen noch ein Unterhaltsvorschuss<br />
von 164 Euro, insgesamt 300 Euro<br />
Kindergeld sowie Hilfe zum Lebensunterhalt in Höhe<br />
von 150 Euro. Zudem jobbt Nadja Hennig am Schalter<br />
der wirtschaftswissenschaftlichen Bibliothek –<br />
übrigens die einzige Möglichkeit, nebenbei etwas<br />
für das Studium zu lesen, vorausgesetzt, der Publikumsverkehr<br />
hält sich in Grenzen.<br />
„Gerade bei Alleinerziehenden ist die finanzielle<br />
Basis oft sehr klein“, erläutert Beate Mittring vom<br />
Studentenwerk <strong>München</strong>. „Wenn der Verdienst<br />
eines berufstätigen Partners fehlt oder die Eltern<br />
keine Unterstützung geben können, ist es kaum zu<br />
schaffen, das Studium zu absolvieren.“ Sollte es im<br />
Wintersemester 2005/2006 zur Einführung von Studiengebühren<br />
kommen, verschärft sich die Situation<br />
nochmals. „Wie es dann weitergehen soll, darüber<br />
mag ich mir noch keine Gedanken machen“, sagt<br />
Nadja Hennig.<br />
Dennoch klagt sie nicht. Schließlich hat sie sich ganz<br />
bewusst für das Studium mit Kind entschieden. Sie beurteilt<br />
den Kontakt mit Kommilitoninnen in derselben<br />
Situation positiv: „Bei uns wohnen viele Studierende<br />
mit Kind. Wir helfen uns, wo wir können.“ Zum Abschalten<br />
vom stressigen Alltag bleibt für die kleine<br />
Familie der Sport: Wenn Luca beim FC Schwabing<br />
Fußball spielt und Riccarda tanzt, absolviert die Mama<br />
ihr Triathlon-Training für die 2. Bundesliga.<br />
Triathlon scheint bei studierenden Müttern ohnehin<br />
en vogue zu sein. Denn auch Sabine Mentrup betreibt<br />
den Sport mit Leidenschaft. Aber auch sie muss ihr<br />
Training in die Abendstunden oder aufs Wochenende<br />
verlegen, denn der schriftlich fixierte und minu-<br />
TITEL<br />
5<br />
MUM 01 | 2005
MUM 01 | 2005 TITEL<br />
6<br />
tiös geplante Tagesablauf erlaubt kaum Flexibilität.<br />
Morgens bringt die 28-Jährige den siebenjährigen<br />
Niklas in die Grundschule sowie Kristof und Janik,<br />
fünf und drei Jahre alt, in die Ganztagsbetreuung<br />
des Kindergartens. Dann pendelt sie von Erding, wo<br />
die Familie wohnt, in die Innenstadt an die LMU, wo<br />
sie bis nachmittags Lehrveranstaltungen besucht.<br />
Sabine Mentrup: „Wenn ich meinen Mann, der im<br />
Schichtdienst arbeitet und meine Mutter nicht hätte,<br />
die manchmal die Betreuung übernimmt, könnte ich<br />
mein Studium kaum schaffen.“ Sie studiert im<br />
ersten Fachsemester Psychologie. Sabine Mentrup<br />
ist froh, dass die Akzeptanz von Studierenden mit<br />
Kind bei Professoren und Dozenten in ihrem Fach<br />
recht groß ist.<br />
Dennoch sieht sie Verbesserungsbedarf: „Man kann<br />
nicht erwarten, dass der ganze Studienplan für Mütter<br />
geändert wird, aber ein paar Veranstaltungen,<br />
beispielsweise mehr Pflichtvorlesungen am Vormittag,<br />
wären prima, vor allem, da der Anteil von<br />
Studierenden mit Kind im Bereich Psychologie<br />
vergleichsweise hoch ist.“<br />
Nicht nur für die Kinder von Studierenden gibt es Betreuungseinrichtungen<br />
an der LMU. Wissenschaft-<br />
www.studierenmitkind.uni-muenchen.de<br />
3 Beratung zu Studienwahl<br />
3 Zulassung, Studienplanung, Beurlaubung, Prüfungen<br />
www.studentenwerk.mhn.de/kinder<br />
3 Beratung für schwangere Studierende<br />
3 Rechtsberatung<br />
3 Allgemeine Bafög-Beratung<br />
www.uni-muenchen.de/frauenbeauftragte<br />
3 Beratung zu allen Themen im wissenschaftlichen Bereich<br />
3 Fördermöglichkeiten von Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
3 Hochschulpolitische Fragen<br />
liche Mitarbeiter haben die Möglichkeit, ihre Kinder<br />
in der seit Januar 2004 geöffneten Kinderkrippe<br />
„LMU-Rabauken“ unterzubringen. Hier spielt auch<br />
die eineinhalbjährige Emmy mit den anderen<br />
Kindern, während ihr Vater, Dr. Till Kössler, am Historicum<br />
über die Geschichte Spaniens forscht. 300 Euro<br />
pro Monat kostet der Krippenplatz. „Emmy gefällt es<br />
dort“, sagt Till Kössler, der froh ist, dass er einen von<br />
den 13 Plätzen ergattern konnte. Meistens bringt er<br />
seine Tochter morgens selbst dorthin – gerade im<br />
Semester, wenn die Abende oft mit Vorträgen oder<br />
Kolloquien belegt sind, häufig die einzige Zeit am<br />
Tag, wo er sie sehen kann. „Ich bin natürlich in einer<br />
relativ privilegierten Position“, so Kössler. „Mütter,<br />
die noch studieren, haben es bei ihrer Alltagsbewältigung<br />
sicher wesentlich schwerer.“<br />
Das sieht auch Dr. Hildegard Adam so. Sie rät<br />
Studentinnen, sobald diese von ihrer Schwangerschaft<br />
wissen, die Beratungsangebote von LMU,<br />
Studentenwerk und der Frauenbeauftragten wahrzunehmen.<br />
„So kann man im Vorfeld schon vieles<br />
klären, sich rechtzeitig um Betreuungsplätze<br />
bewerben und das Studium mit Kind optimal<br />
organisieren.“ ■ cg<br />
■ INTERNETADRESSEN FÜR STUDIERENDE MIT KIND
„AUF DIE VIELFALT KOMMT ES AN“<br />
ULLA MITZDORF IM GESPRÄCH<br />
Im Vergleich zu anderen deutschen Hochschulen hat die LMU in<br />
der Kinderbetreuung eine lange Tradition. MUM sprach mit der<br />
Frauenbeauftragten der LMU, Professor Ulla Mitzdorf, über Einrichtungen,<br />
Optimierungsansätze und Trends in Sachen<br />
Kinderbetreuung.<br />
MUM: Wie würden Sie die Situation für Studierende mit Kindern an<br />
der LMU beurteilen?<br />
Mitzdorf: Im Vergleich zu anderen <strong>Universität</strong>en ist die Situation an<br />
der LMU durchaus positiv. Es gibt vielfältige Beratungsmöglichkeiten<br />
für Mütter oder Väter. Überdies helfen eine Reihe von Kursangeboten<br />
bei der Organisation des Alltags und der Entwicklung<br />
einer effizienten Strategie im Studium. Zudem schreitet der Ausbau<br />
der Kinderbetreuungsmöglichkeiten stetig voran. Zwar sind die<br />
Wartezeiten zum Teil noch relativ lang, aber <strong>Universität</strong>sleitung und<br />
-verwaltung sind dem Ausbau gegenüber sehr positiv eingestellt.<br />
Daher dürfte sich die Situation in der Zukunft weiter verbessern.<br />
MUM: Denken Sie, es wird genug für studierende Mütter und<br />
Väter getan oder sehen Sie Nachbesserungsbedarf? Wenn ja, was<br />
sollte Ihrer Meinung nach geändert werden?<br />
Mitzdorf: Das Bewusstsein für die Problematik „Studieren mit Kind“<br />
ist da, das Engagement entsprechend groß.<br />
Wichtig ist es vor allem, eine gewisse Vielfalt an Beratungs- und Betreuungsmaßnahmen<br />
zu bieten. Bei den Verbesserungsbemühungen<br />
liegt der Schwerpunkt nicht nur auf Kinderkrippen und -gärten.<br />
Zum Beispiel ist eine stundenweise Betreuung von Kindern an der<br />
Uni für das kommende Jahr geplant.<br />
Einen weiteren Ansatz für die Verbesserung von Studienbedingungen<br />
sehe ich darin, dass schwangere Studentinnen in naturwissenschaftlichen<br />
Fächern sicherere Bedingungen bei der praktischen<br />
Ausbildung vorfinden. Ein Beispiel ist die Tiermedizin, wo sie besonders<br />
durch Tierkrankheiten gefährdet sein können. Das gleiche<br />
gilt natürlich für Fächer wie Biologie oder Chemie. Kurse und Praktika<br />
sollten daher entsprechend ihres Gefährdungsgrades gekennzeichnet<br />
werden.<br />
MUM: Was konkret tun Sie als <strong>Universität</strong>sfrauenbeauftragte, um<br />
Studentinnen im Falle der Schwanger- bzw. Mutterschaft Unterstützung<br />
zu geben?<br />
Mitzdorf: Wir beraten im Wesentlichen und organisieren Seminare.<br />
Zudem unterstützen wir Studierende bei der Durchsetzung von<br />
Sonderregelungen zum Beispiel bei Prüfungsfristen und -modalitäten,<br />
vorausgesetzt, die Anliegen sind ausreichend begründet und<br />
innerhalb des gesetzlichen Rahmens.<br />
MUM: Wie wird sich die Zahl der Studierenden mit Kind in den kommenden<br />
Jahren entwickeln? Welche Indikatoren beeinflussen die<br />
Entwicklung?<br />
Mitzdorf: Derzeit ist zu erwarten, dass der Anteil von Studierenden<br />
mit Kind steigt, weil das von politischer Seite zunehmend unterstützt<br />
wird. Das heißt konkret, dass Betreuungsmaßnahmen deutlich<br />
verbessert werden. Auch die Einstellung der Lehrenden ändert<br />
sich deutlich zum Positiven. Dieser Trend kann allerdings durch die<br />
Einführung von Studiengebühren sowie Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
getrübt werden: Es wird für die Studierenden schwieriger,<br />
entstehende Extrakosten zu kompensieren, zumal tragfähige<br />
Förderprogramme und Stipendiensysteme noch nicht bestehen.<br />
Bei Bachelor- und Masterstudiengängen könnte vor allem die<br />
stärkere Verschulung des Studiums mit genau strukturierten<br />
Stundenplänen die Organisation des Alltags erschweren.<br />
■ Interview: cg<br />
MUM 01 | 2005 TITEL<br />
7
MUM 01 | 2005 ESSAY<br />
8<br />
PROF. FREERK HUISKEN<br />
FREERK HUISKEN IST<br />
PROFESSOR FÜR<br />
POLITISCHE ÖKONOMIE<br />
DES AUSBILDUNGS-<br />
SEKTORS AN DER<br />
UNIVERSITÄT BREMEN.<br />
ESSAY<br />
ELITEUNIVERSITÄTEN IN<br />
DEUTSCHLAND<br />
MIT ELITE ZUR ÖKONOMISCHEN<br />
WELTGELTUNG<br />
Braucht Deutschland Eliteuniversitäten? Welches sind die richtigen Konzepte und wie müssen<br />
sie umgesetzt werden, um erfolgreich zu sein? In einer Essayreihe widmet sich MUM diesem<br />
Thema und lässt dazu Bildungsexperten ganz unterschiedlicher Meinung zu Wort kommen.<br />
Für Freerk Huisken, Professor für politische Ökonomie des Ausbildungssektors an der <strong>Universität</strong><br />
Bremen, dienen Eliteuniversitäten der Festigung der wirtschaftlichen Bedeutung<br />
Deutschlands in der Welt.<br />
Der Plan zur Gründung von Eliteuniversitäten hat<br />
eine innerwissenschaftliche Debatte über den Umgang<br />
mit dem Elite-Begriff ausgelöst. Es werden ihm<br />
gegenüber Vorbehalte geäußert, da es sich bei ihm<br />
um einen „gefährlichen Ladenhüter“ handeln soll,<br />
seine Bedeutung für den aktuellen „Reformprozess“<br />
wird problematisiert und der Verdacht geäußert, die<br />
Rede von der Elite könne einem „dichotomischen<br />
Weltbild“ Vorschub leisten.<br />
Bemerkenswert an diesem Diskurs ist, dass nicht die<br />
Wirklichkeit hiesiger Eliten-Produktion untersucht<br />
und auf „Gefahren“ abgeklopft wird, sondern deren<br />
sprachliche Bezeichnungen und ihre Konnotationen<br />
erörtert werden. Es hat gelegentlich den Anschein,<br />
als ginge es allein um die Frage, wie ein allgemein<br />
unterstelltes, hierzulande real existierendes Verhältnis<br />
von Funktionseliten und den zum freiwilligen<br />
Funktionieren erzogenen Massen so benannt werden<br />
muss, dass die unschönen Zusammenhänge von<br />
Führungselite und Gefolgschaft ein freundlicheres<br />
Sprachkleid erhalten.<br />
Diese Debatte ist ein doppelter Anachronismus.<br />
Denn zum einen meinen die regierenden Politiker<br />
solche Schönfärberei längst nicht mehr nötig zu<br />
haben. Sie sprechen inzwischen offen aus, welche<br />
politischen Zwecke sie mit der Schaffung von Eliteuniversitäten<br />
verfolgen. Zum anderen sind sie aber<br />
auch über die Frage, ob Deutschland eine nationale<br />
Führungselite braucht, weit hinaus. In der Sicherheit,<br />
dass das nationale Bildungswesen mit (un-)<br />
schöner Regelmäßigkeit den gewünschten Elitennachwuchs<br />
produziert, indem es systematisch circa<br />
Zweidrittel der nationalen Jugend von weiterführender<br />
Bildung ausschließt, und in der Sicherheit,<br />
dass sie selbst ein Teil dieser Elite sind, brechen<br />
sie zu neuen Ufern auf: Mit Eliteuniversitäten<br />
soll Deutschland sich einen Platz in der „Welt-Elite“<br />
der Nationalstaaten sichern. Und niemand hat das<br />
Warum und Wie dieses Vorhabens<br />
schöner auf den Begriff gebracht<br />
als der Umweltminister<br />
Jürgen Trittin, der nach der<br />
Verabschiedung der sozialdemokratischen<br />
„Leitlinien zur<br />
Innovation“ (Weimar 01. 2004)<br />
bei Sabine Christiansen geladen<br />
war, um den Plan des Koalitionspartners<br />
zu erläutern. Mit<br />
einem Beispiel, mit dem er die<br />
Notwendigkeit von Eliteuniversitäten<br />
illustrierte, outete er sich als<br />
heißer Verfechter des SPD-Vorschlags:<br />
Es sei ein Skandal, so der<br />
Minister, dass es einem japanischen<br />
Autoproduzenten gelungen sei, ein Auto mit<br />
einem Hybridmotor bis zur Serienreife zu<br />
entwickeln! Was ausgerechnet der Umweltminister<br />
an einem umweltschonenden und energiesparenden<br />
Motor so skandalös findet, das erläuterte er umgehend:<br />
Das Skandalöse an diesem Vorgang sei, dass<br />
es dem Japaner vor BMW, VW oder Daimler-Chrysler<br />
gelungen sei, dieses Gerät verkaufsfähig auf dem<br />
Weltmarkt zu platzieren. Und wer immer noch rätselte,<br />
was dies denn mit den Eliteuniversitäten zu<br />
schaffen hat, wurde prompt aufgeklärt: Deutschland,<br />
so Trittin, bräuchte Eliteuniversitäten, damit sich so<br />
etwas in Zukunft nicht mehr wiederholt!<br />
Das ist klar und eindeutig. Und deshalb sollte man<br />
sich dieser Begründung genauer widmen. Auffallend<br />
ist zunächst die Entrüstung des Ministers über eine<br />
wissenschaftlich-technologische Leistung – den<br />
Hybridmotor. Warum bricht er, der doch für Umwelt<br />
und Energie zuständig ist, angesichts dieser Erfindung<br />
und Entwicklung nicht in Begeisterungsstürme<br />
aus? Warum geht er nicht davon aus, dass dieser<br />
neue Motor mit seinen feinen Eigenschaften ein
Segen für die auf den Autoverkehr angewiesene und<br />
von ihm heimgesuchte Menschheit ist?<br />
Des Ministers Entrüstung gibt zutreffend Auskunft:<br />
In Marktwirtschaften werden bahnbrechende Erfindungen<br />
nicht nach ihren besonderen nützlichen<br />
Eigenschaften beurteilt. Für sich genommen, als<br />
neue Erkenntnis oder als neue Technologie, die zum<br />
Beispiel Arbeit spart, Freizeit verlängert, Umwelt<br />
schont, zählt Wissenschaft in der Marktwirtschaft<br />
nichts. Die allgemeine Beachtung von Forschung<br />
und Entwicklung gilt ausschließlich dem Umstand,<br />
ob sich daraus ein Geschäft machen lässt und wer<br />
es macht. Erst wenn sich ein Unternehmen findet,<br />
das nach gründlicher Kalkulation zur Auffassung gelangt,<br />
mit der neuen Technologie sei ein Gewinn zu<br />
erwirtschaften, zählt Wissenschaft im Kapitalismus.<br />
Deswegen ist es den Managern von VW, BMW<br />
oder Renault, deren Ingenieure an der<br />
gleichen Entwicklung arbeiten, ein<br />
Ärgernis, dass ihnen die japanischen<br />
Kollegen zuvorgekommen<br />
sind. An neuen Erfindungen<br />
arbeitet eben nicht<br />
eine Wissenschaftlergemeinde<br />
überall auf<br />
der Welt arbeitsteilig,<br />
tauscht sich über die<br />
jeweiligen Fortschritte<br />
aus und begutachtet<br />
gemeinschaftlich<br />
das Endprodukt. In<br />
den diversen Konstrukteursbüros<br />
wird<br />
vielmehr gegeneinander<br />
gearbeitet, weil<br />
das Endprodukt überhaupt<br />
nur etwas gilt,<br />
wenn es als Geschäftsoder<br />
Produktionsmittel gegen<br />
den Konkurrenten eingesetzt<br />
werden kann.<br />
Deswegen kommt es den jeweiligen<br />
Konzernen auch nicht nur darauf<br />
an, einen zeitlichen Konkurrenzvorsprung<br />
vor der restlichen Industrie zu erarbeiten.<br />
So eine Erfindung besitzt keineswegs den<br />
Charakter eines Allgemeinguts, das aus den Händen<br />
des japanischen Eigners uneigennützig seinen<br />
Marsch um die Welt antritt. Es verhält sich umgekehrt:<br />
Diese Weltfirmen setzen alles daran, sich<br />
einen einmal geschaffenen Konkurrenzvorteil langfristig<br />
zu erhalten. In der Geschäftswelt ist es deshalb<br />
üblich, die exklusive Nutzung des lukrativen<br />
Know-Hows sicherzustellen. So wie in der Marktwirtschaft<br />
am Wissen allein der Wissensvorsprung<br />
gegenüber der Konkurrenz interessiert, so kommt<br />
es bei seiner Anwendung auf die Monopolisierung,<br />
das heißt auf den Ausschluss der Konkurrenz vom<br />
neuen Geschäftsmittel an.<br />
Industriebetriebe stellen sich damit zu immateriellen<br />
geistigen Produkten, die ihrer Natur nach allgemein<br />
verfügbar sind, so wie zu sachlichem Eigentum, das<br />
seine ökonomische Ratio im Ausschluss anderer von<br />
seinem Gebrauch besitzt. Was bei Fabriken und<br />
ihren Produkten hierzulande Grundgesetz ist und<br />
entsprechende Rechtsgültigkeit besitzt, dass nämlich<br />
Güter nur bei entsprechender, profitabler<br />
Zahlung ihren Eigentümer wechseln, funktioniert bei<br />
geistigen Erzeugnissen nicht so ohne weiteres. Mit<br />
der Verbreitung eines geistigen Produkts wechselt<br />
es nämlich nicht die Hände. Mit seiner Preisgabe<br />
verbleibt es weiterhin im Besitz seines Erfinders, nur<br />
die Verfügung darüber verbreitet sich. Und gerade<br />
diese phantastische Möglichkeit der unendlichen<br />
Vervielfachung von Wissen wird im Kapitalismus als<br />
Geschäftsschädigung deklariert. Deswegen werden<br />
Patente beantragt, Erfindungen in Tresoren verschlossen<br />
und Lizenzen zur Nutzung neuer Technologien<br />
verkauft. So geht jede privat-kapitalistische<br />
Anwendung von neuem Wissen einher mit der<br />
Behinderung von seiner allgemeinen Verwendung.<br />
Dass sich auch der grüne Minister über rosige<br />
Geschäftsaussichten japanischer Produzenten<br />
echauffiert, liegt daran, dass er das neue Produkt<br />
weder als Umweltbeauftragter noch als Energiesparkommissar,<br />
sondern allein als deutscher<br />
Umweltbeauftragter und als deutscher Energiesparkommissar<br />
begutachtet. Deswegen entdeckt er<br />
am Hybridmotor des japanischen Herstellers nichts<br />
als ein den deutschen Firmen entgangenes Geschäft.<br />
Und das entgangene Geschäft nationaler Weltfirmen<br />
übersetzt er sich in entgangenes Wachstum der<br />
nationalen Ökonomie.<br />
Eliteuniversitäten, in denen es in erster Linie um<br />
Naturwissenschaften geht, werden also zu einer<br />
nationalen Notwendigkeit erklärt, nicht etwa um einen<br />
Wissenschaftsprozess durch Bündelung aller<br />
ausgewiesenen Fachkräfte zu effektivieren, dessen<br />
Resultate dann technologisch umgesetzt dazu<br />
beitragen sollen, Menschen das Leben mindestens<br />
erträglich zu gestalten. Ziel ist es, mit wissenschaftlichen<br />
Spitzenleistungen in der Konkurrenz kapitalistischer<br />
Unternehmen auf dem Weltmarkt erfolgreich<br />
zu sein und darüber das nationale Wachstum<br />
zu fördern: Nicht Honda oder Mitsubishi gebühren<br />
Geschäftserfolge, sondern BMW, VW und Daimler,<br />
fordert der Umweltminister. Deswegen müssen<br />
BMW, VW und andere instand gesetzt werden, mit<br />
neuen Produkten und Technologien der Konkurrenz<br />
die Märkte zu bestreiten. Er weiß: Nur die Schädigung<br />
der auswärtigen Konkurrenz sichert hiesigen<br />
Geschäftsleuten die nötigen Gewinne. Und nur die<br />
Behauptung in der Standortkonkurrenz gegenüber<br />
anderen nationalen Kapitalstandorten schafft jenes<br />
Wachstum, auf dem nun einmal der gesamte Staatsreichtum<br />
basiert.<br />
Der Plan zur Schaffung von Eliteuniversitäten ist also<br />
kein Element jener gewöhnlichen, die Entwicklung<br />
des Bildungswesens immer begleitenden Reformen,<br />
mit ihm soll auch nicht der „Nivellierung der nationalen<br />
Elite“ (Helmut Schmidt) vorgebeugt werden,<br />
sondern er steht für ein neues, besonders anspruchsvolles<br />
und zwar imperialistisches Vorhaben.<br />
„Wir brauchen Unis, die weltweit strahlen!“, sagt<br />
Frau Bulmahn dazu.<br />
MUM 01 | 2005 ESSAY<br />
9
MUM 01 | 2005 PROFILE<br />
10<br />
SERIE:<br />
FORSCHER ALS LITERATEN (TEIL 3)<br />
NEUES AUS DEM NORDEN<br />
Am 13. Juni 1997 saß Klaus Böldl vom Institut<br />
für Nordische Philologie mit ein paar Freunden<br />
zu Hause vor dem Fernseher. Sie warteten nicht<br />
auf ein Fußballspiel oder einen Actionfilm, sondern<br />
auf „Das Literarische Quartett“. An diesem<br />
13. Juni besprachen die Kritiker um Marcel<br />
Reich-Ranicki nicht nur „100 Jahre Einsamkeit“<br />
von Gabriel García Márquez, sie stürzten sich<br />
auch auf den Roman „Studie in Kristallbildung“.<br />
Der Autor: Klaus Böldl.<br />
„Kerstin Hensel, die an dem Abend als Gastkritikerin<br />
eingeladen war, hatte das Buch total verrissen.<br />
Aber Reich-Ranicki war recht angetan und<br />
Hellmuth Karasek war begeistert“, erinnert sich<br />
Klaus Böldl. Für den Skandinavisten, der damals<br />
mit seiner Dissertation kämpfte, halbtags jobbte<br />
und daneben noch irgendwie dieses Buch geschrieben<br />
hatte, war es ein riesiger Erfolg. Auch<br />
für die Verkaufszahlen des Buches und das Renommee<br />
des Autors war das „Literarische Quartett“<br />
ein Glücksfall. Noch heute hat Böldl diesen<br />
Schicksalsabend als Videoaufzeichnung zu Hause<br />
im Regal. Angeschaut hat er sich die Sendung<br />
allerdings nie wieder.<br />
Sieben Jahre später sieht Böldl gelassen auf die<br />
aufregenden Anfänge zurück. Er ist kein Mensch,<br />
der die Öffentlichkeit sucht oder gerne im Mittelpunkt<br />
steht. Die Reaktionen auf seine Bücher<br />
nimmt er auch nicht mehr so ernst wie früher. Er<br />
liest nicht mehr jede Rezension und findet zudem,<br />
er sei „ja von der Kritik bisher ganz glimpflich behandelt<br />
worden“. Er wirkt ein wenig verwundert<br />
und dann auch wieder in einem bescheidenen<br />
Maße stolz, dass andere seine literarische Arbeit<br />
anerkennen.<br />
Für seinen ersten Romanentwurf bekam Klaus<br />
Böldl 1995 ein Literaturstipendium der Stadt <strong>München</strong>.<br />
Für Böldl war diese finanzielle und ideelle<br />
Unterstützung ein entscheidender Wegweiser.<br />
„Wer weiß, vielleicht hätte ich das Buch gar nicht<br />
beendet, wenn ich nicht das Stipendium gewonnen<br />
hätte.“ Aus dem eingereichten Entwurf wurde<br />
„Studie in Kristallbildung“, das auf dem Tisch<br />
des „Literarischen Quartetts“ landete und außerdem<br />
noch den Tukan-Preis der Stadt <strong>München</strong> erhielt.<br />
Für sein aktuelles Buch „Die fernen Inseln“<br />
hat Böldl 2003 nicht nur den Brüder-Grimm-Preis<br />
der Stadt Hanau bekommen, sondern auch den<br />
Hermann-Hesse-Literaturpreis. Der Autor lächelt<br />
zurückhaltend und sagt: „Es wäre ja schon toll gewesen,<br />
einen dieser Preise zu bekommen.“<br />
Die Frankfurter Rundschau betitelte Böldl in einer<br />
Rezension als „Textmaler“. „Es stimmt, ich habe<br />
als Jugendlicher viel gemalt“ sagt Böldl. Später<br />
zog er die Sprache vor, die für ihn ein „viel spröderes<br />
Material“ ist als die Farbe. Seine drei bisher<br />
erschienenen Bücher sind für ihn Versuche, die<br />
Landschaften des Nordens zu versprachlichen.<br />
„Studie in Kristallbildung“ spielt in Grönland,<br />
„Südlich von Abisko“ in Stockholm und Lappland<br />
und „Die fernen Inseln“ handelt von einer Reise<br />
nach Island und auf die Färöer Inseln.<br />
Über das Reisen kam Klaus Böldl auch zur Skandinavistik.<br />
Als Gymnasiast lernte der gebürtige<br />
Passauer per Interrail die skandinavischen Länder<br />
N<br />
5 Klaus Böldls jüngstes, 2003 bei<br />
Fischer erschienenes Werk „Die<br />
fernen Inseln“
O<br />
kennen. An der <strong>Universität</strong> wollte er erst nur die schwedische Sprache<br />
lernen, dann faszinierten ihn auch Kultur und Literatur der Nordländer.<br />
Er studierte Skandinavistik, Germanistik und Komparatistik<br />
an der LMU, promovierte hier und arbeitet seit 1999 als wissenschaftlicher<br />
Assistent am Institut für Nordische Philologie der LMU.<br />
Er forscht über isländische Mythologie, übersetzt mittelalterliche<br />
Literatur und hält im Wintersemester 2004/05 sein erstes Hauptseminar<br />
über „Universalromantik in Skandinavien“.<br />
Vom Literaturbetrieb und seinen Kapriolen ist Böldl nicht abhängig.<br />
Für ihn sind Schriftstellerei und wissenschaftliche Arbeit im Kopf<br />
zwei getrennte Bereiche. Trotzdem ist er gerne Wissenschaftler und<br />
Schriftsteller – acht Stunden jeden Tag Romane schreiben könnte<br />
er nicht, sagt Böldl. Selbst wenn er dauerhaft von der Schriftstellerei<br />
leben könnte, es würde ihm ein Teil seines Lebens fehlen.<br />
W.G. Sebald ist für ihn dabei ein großes Vorbild – einmal und vor<br />
allem wegen seiner kunstvollen Sprache. Aber auch, weil Sebald bis<br />
zu seinem tödlichen Autounfall 2001 als Professor für Literaturwissenschaften<br />
arbeitete. Die Professur ist auch für Böldl das Fernziel.<br />
Im Septe<strong>mb</strong>er 2004 hat er seine Habilitationsschrift abgegeben.<br />
„Die letzten zwei Jahre war an literarisches Schreiben nicht zu den-<br />
■ ZUR PERSON<br />
BIBLIOGRAPHIE:<br />
Klaus Böldl: Studie in Kristallbildung.<br />
Roman, S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 1997<br />
Klaus Böldl: Südlich von Abisko.<br />
Erzählung, S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2000<br />
Klaus Böldl: Die fernen Inseln. S. Fischer Verlag,<br />
Frankfurt/Main 2003<br />
Klaus Böldl und Uwe Englert (Hg): Vereinzelt Schneefall. Neue<br />
Texte aus Skandinavien. Neue Rundschau. 115. Jg. 2004. Heft 3<br />
R D E N<br />
ken.“ Nach der langen Beschäftigung mit mittelalterlichen Texten<br />
ist er froh, sich jetzt auch wieder vermehrt der modernen Literatur<br />
zuwenden zu können. Er hat mit einem Kollegen eine Anthologie<br />
zur neuen skandinavischen Literatur herausgegeben. Ende Nove<strong>mb</strong>er<br />
war er mit drei jungen Autoren aus Norwegen, Schweden<br />
und Dänemark auf Lesereise im deutschsprachigen Raum.<br />
In den letzten Monaten sind auch die ersten Ideen für ein neues Prosawerk<br />
gereift. Viel mag Klaus Böldl noch nicht verraten, nur, dass<br />
das neue Buch in einer sehr viel näheren Region spielen wird. „Ich<br />
möchte schließlich nicht bis an mein Lebensende nur über den<br />
Norden schreiben.“ ■ gra<br />
Sie sind Phonetiker, forschen über Shakespeare oder dozieren<br />
in Komparatistik. Doch einige Wissenschaftler an der LMU<br />
betreiben nicht nur exzellente Forschung und Lehre, sondern<br />
sind auch als Satiriker, Romanciers oder Lyriker erfolgreich.<br />
MUM stellt die Literaten unter den LMU-Forschern vor.<br />
Klaus Böldl wurde 1964 in Passau geboren. Er studierte Skandinavistik in <strong>München</strong> und Lund (Schweden). Seit 1999 arbeitet<br />
er als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Nordische Philologie der LMU und ist dort spezialisiert auf Altnordistik.<br />
Seine Habilitation „Eigi einhamr. Untersuchungen zum Weltbild der Eyrbyggja und anderer Isländersagas“ wurde im<br />
Deze<strong>mb</strong>er 2004 ohne Gegenstimme angenommen. Drei Wochen später erfolgte Böldls Ernennung zum Oberassistenten. Auf<br />
einer Forschungsreise nach Island, bei der Klaus Böldl für seine Habilschrift Archive in Reykjavik durchforstete, holte er sich<br />
auch die Anregungen für sein aktuelles Prosawerk „Die fernen Inseln“.<br />
MUM 01 | 2005 PROFILE<br />
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MUM 01 | 2005 PROFILE<br />
12<br />
NEBEN DEM ZWANGSSTAND<br />
VETERINÄR-BLECHBLÄSERENSEMBLE<br />
Das Blechbläserense<strong>mb</strong>le der Tierärztlichen<br />
Fakultät der LMU „BlechVet“ spart nicht mit<br />
Superlativen. Die Musiker bezeichnen sich auf<br />
ihrer Website als das „wahrscheinlich führende<br />
tiermedizinische Blechbläserense<strong>mb</strong>le Europas“.<br />
„Wahrscheinlich sind wir aber auch das einzige<br />
in Europa“, ergänzt mit einem Augenzwinkern<br />
Professor Joachim Braun, der mit seinem Engagement<br />
das Ense<strong>mb</strong>le zusammenhält.<br />
Wie kommen gerade die Tiermediziner zu einem<br />
Blechbläser-Ense<strong>mb</strong>le? Wieso spielen die angehenden<br />
Veterinäre Flügelhorn, Tuba oder Posaune?<br />
Joachim Braun, Professor an der Gynäkologischen<br />
Tierklinik, hat sich diese Frage wohl auch schon<br />
gestellt. Er erklärt, dass fast alle Studierenden der<br />
Fakultät vom Land kämen. „Da gibt es doch noch<br />
viele, die daheim auf dem Dorf in der Blaskapelle<br />
oder im Posaunenchor spielen.“ Außerdem laufen<br />
sich die Tiermediziner ohnehin im Studium ständig<br />
über den Weg. So entsteht leichter ein Zusammengehörigkeitsgefühl.<br />
Für Posaunistin Johanna Eiberle war die Anonymität<br />
der Großstadt ein entscheidender Grund, bei<br />
BlechVet mitzumachen. „Ich war neu in <strong>München</strong><br />
und hatte gerade angefangen, zu studieren. Da<br />
war ich schon froh, über die Musik Leute kennen<br />
zu lernen.“ Die Studentin ist auch froh, von den<br />
älteren Semestern im Ense<strong>mb</strong>le Tipps zu nützlichen<br />
Büchern oder Prüfungsfragen zu bekommen.<br />
Geprobt wird im Hörsaal der Gynäkologischen<br />
Tierklinik. Tagsüber erfahren hier angehende<br />
Tierärztinnen und Tierärzte etwa, wie man eine<br />
Kuh richtig besamt. In der Mitte der Bühne, wo<br />
sonst vielleicht der Dirigent am Pult stehen würde,<br />
steht hier der Zwangsstand. Eine Art Individualgefängnis<br />
für das Tier, das den Studierenden im<br />
Hörsaal als veterinärmedizinisches Demonstrationsobjekt<br />
dient.<br />
MIT USCHI GLAS IM HÖRSAAL<br />
Beim alljährlichen Weihnachtskonzert können<br />
auch Nicht-Veterinäre die ganz speziellen Reize<br />
dieses Musiksaals kennen lernen. Allein der<br />
Geruch ist einzigartig. Es liegen viele Jahrzehnte<br />
Tier in der Luft. Beim letzten Weihnachtskonzert<br />
genossen 300 Zuhörer Musik und Atmosphäre im<br />
Gynäkologischen Hörsaal. Dort spielte BlechVet<br />
gemeinsam mit dem Streicherense<strong>mb</strong>le der<br />
Tierärztlichen Fakultät.<br />
Eingeladen wird dazu schon mal ein prominenter<br />
Gast, der die Erlöse des (Benefiz-)Konzertabends<br />
in die Höhe treiben soll. TV-Tierärztin Uschi Glas<br />
musste zum Beispiel 2002 zugunsten der Obdachlosenzeitschrift<br />
BISS ihre veterinärmedizinischen<br />
Kenntnisse preisgeben. „Das war sehr<br />
lustig“, meint Trompeterin Katja Ritterbusch<br />
trocken. Beim Weihnachtskonzert 2004 hatte<br />
BlechVet neben Klassik und Gospel auch einige<br />
Stücke für Brassband auf den Notenständern. Bei
dem ersten improvisierten Auftritt anlässlich der Emeritierung eines<br />
Professors vor etwa acht Jahren konnten die Blechbläser gerade<br />
mal zwei Stücke spielen. Inzwischen ist nicht nur das Repertoire<br />
gewachsen, sondern auch der Anspruch. Dabei hatte die Geschichte<br />
der Blechblastruppe mit Misstönen begonnen.<br />
Es war 1995 und die Studentin Katja Ritterbusch hatte sich mit zwei<br />
Kommilitonen aus ihrem Wohnheim zum Musizieren in der Uni<br />
getroffen. Alle drei waren gute Musiker und hatten Anspruchsvolles<br />
vor. Bei ihrer zweiten Probe hörten sie aus einem Nebenraum<br />
Posaunenklänge und holten den einsamen Musikanten zu sich. Es<br />
war Professor Joachim Braun, der damals gerade mit dem Posaunespielen<br />
begonnen hatte. „Der Abend war eine Katastrophe“,<br />
erinnert sich Katja Ritterbusch. Die Hornistin, eine Freundin von<br />
ihr, mäkelte ständig an Professor Braun herum. „So könne man<br />
nicht Posaune spielen, das wäre unmöglich. Sie hatte ja keine Ahnung,<br />
dass er einer meiner Professoren war“, lacht Katja Ritterbusch,<br />
die heute – knapp zehn Jahre später – wieder als Assistentin<br />
an der Tierärztlichen Fakultät arbeitet und mit ihrer Trompete<br />
immer noch bei BlechVet aktiv ist.<br />
Inzwischen ist das Ense<strong>mb</strong>le auf knapp 20 Mitglieder gewachsen,<br />
und „wir haben wirklich gute Leute dabei“, erzählt Professor Braun<br />
stolz. Eine Studentin, die schon ein Jahr auf dem Konservatorium<br />
war, eine, die fast Tuba studiert hätte und noch einige andere sehr<br />
gute Orchestermusiker sind dabei. In diesem Semester ist Blech-<br />
Vet sogar zum ersten Mal auf ein veritables Probenwochenende gefahren,<br />
in ein Schullandheim in Agatharied. Die Blechveterinäre<br />
waren trotz der Proben von früh bis spät von ihrem gemeinsamen<br />
Ausflug begeistert.<br />
www.blechvet.de<br />
AUF DER SUCHE NACH DER TUBA<br />
Für viele der Musiker macht die Zusammensetzung des Ense<strong>mb</strong>les<br />
seinen Reiz aus. Neben Professor Braun ist die Professorenschaft<br />
durch den Immunologen Thomas Göbel vertreten. Der rekrutiert<br />
auch schon mal seinen Doktoranden mit dem Schlagzeug, wenn es<br />
die Besetzung erfordert. Neben einigen fertigen Tierärzten sind die<br />
meisten Ense<strong>mb</strong>lemitglieder Studierende. Für die Besetzung bedeutet<br />
das häufige Änderungen. Ein Auslandsjahr, Prüfungen, eine<br />
Stelle in einer anderen Stadt: Es gibt viele gute Gründe für die hohe<br />
Fluktuation. Somit ist es eine der Hauptaufgaben von Professor<br />
Braun, neue Musiker zu rekrutieren. Er gibt sich alle Mühe. „Ich bin<br />
schon aufgezogen worden, weil ich keine Vorlesung habe vergehen<br />
lassen, ohne eine Tuba zu suchen.“ Seit zwei Jahren ist nun zum<br />
Glück eine Tubaspielerin dabei. Die ist wichtig, weil die anspruchsvollen<br />
Stücke fast alle eine Tuba fordern. In solchen Notfällen<br />
werden daher auch Ausnahmen gemacht: Es muss nicht immer ein<br />
Tiermediziner sein, wenn das Instrument gefragt ist. Und eigentlich,<br />
schränkt Braun ein, sei die Rekrutierung gar nicht elitär:<br />
„Bei uns darf jeder mitspielen. Sogar ich.“ ■ gra<br />
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MUM 01 | 2005 PROFILE<br />
14<br />
„FUNKTIONIERENDE<br />
AUSPLÜNDERUNGSMASCHINERIE“<br />
FORSCHUNGSPROJEKT ZUR FISKALISCHEN<br />
VERFOLGUNG DER JUDEN<br />
Drei Jahre hatte ein Historikerteam um Professor Hans Günter Hockerts von der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU) in<br />
Zusammenarbeit mit der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayern Zeit, Licht in ein dunkles Kapitel bayerischer<br />
Geschichte zu bringen: Gefördert vom Finanzministerium untersuchten die Forscher die Verfolgung der Juden durch die<br />
Finanzbehörden im Nationalsozialismus. Am 12. Nove<strong>mb</strong>er 2004 stellten sie ihre Forschungsergebnisse vor.<br />
Im Jahr 2001 nahmen Professor Hockerts und seine drei Mitarbeiter<br />
Dr. Christiane Kuller, Axel Drecoll und Tobias Winstel die<br />
Arbeit am Forschungsprojekt „Die Finanzverwaltung und die Verfolgung<br />
der Juden in Bayern“ auf – mit interessanten Ergebnissen,<br />
die der Projektleiter bei der Abschlusspräsentation im Historicum<br />
der LMU auf den Punkt brachte: „Die Finanzverwaltung war zwar<br />
nicht insgesamt, aber in erheblichen Teilen ein Bestandteil arbeitsteiliger,<br />
staatsgestützter Makrokriminalität. Und dies insbesondere<br />
dort, wo sie die vermögensrechtliche Abwicklung der Deportationen<br />
übernahm.“ Nicht viel, so Hockerts, bleibe von der älteren Dualismus-Vorstellung,<br />
nach der traditionelle Staatlichkeit und entfesselte<br />
Führergewalt in einem Spannungsverhältnis zueinander<br />
gestanden hätten. Im Gegenteil, die Integration der Finanzbehörden<br />
in ein enges Kooperationsgeflecht von Dienstellen der Partei,<br />
der Polizei und des Staates habe die „Ausplünderungsmaschinerie“<br />
ohne Stockung am Laufen gehalten.<br />
Zwar zeigen die Studien im Einzelnen, dass keineswegs alle Beamte<br />
antisemitische Neigungen an den Tag legten. In der Gesamtheit<br />
spielten die Finanzbehörden und ihre Repräsentanten jedoch eine<br />
entscheidende Rolle bei der wirtschaftlichen Existenzvernichtung<br />
der Juden.<br />
FISKALISCHE BERAUBUNG DER JUDEN<br />
Wie die Arbeit der bayerischen Finanzbehörden im Kontext der<br />
reichsweiten fiskalischen Verfolgung aussah, wie die steuerliche<br />
Diskriminierung sowie die Entziehung und Verwertung jüdischen<br />
Vermögens verliefen, damit beschäftigt sich die Einzelstudie von<br />
Dr. Christiane Kuller. „Die Beamten hatten durchaus die Möglichkeit,<br />
selbstständig Entscheidungen zu fällen und Handlungsspielräume<br />
zu nutzen“, erläuterte sie in ihrem Vortrag. „Schließlich<br />
mussten sie die widersprüchlichen und mit geordnetem staatlichen<br />
Handeln kaum zu vereinbarenden Anweisungen des NS-Regimes in<br />
geregelte bürokratische Verfahren übertragen.“ Das konnte zu<br />
Gunsten der jüdischen Steuerzahler, aber auch zu einem verschärften<br />
Verhalten ihnen gegenüber ausfallen.<br />
Erstes Ziel der steuerlichen Verfolgung waren die Emigranten. Sie<br />
wurden mit einer Sondersteuer – der so genannten „Reichsfluchtsteuer“<br />
– belegt, die bereits aus der Weimarer Zeit stammte, mit<br />
Beginn der NS-Diktatur jedoch weitgehend antijüdisch konnotiert<br />
war. Zur fiskalischen Diskriminierung kam noch die komplette Enteignung<br />
von Emigranten und Deportationsopfern, die so genannte<br />
„Aktion 3“. Juden, die das Glück hatten, ins Ausland fliehen zu können,<br />
verloren durch Sondersteuern, Enteignungen und eine rigide<br />
Steuer- und Devisengesetzgebung nicht selten bis zu 96 Prozent<br />
ihres Geld- und Sachvermögens.
Die Begründung der Sonderabgaben machte der Reichsfinanzminister<br />
Schwerin von Krosigk 1936 deutlich:<br />
„Der Jude ist fremden Blutes und steht daher außerhalb der deutschen<br />
Volksgemeinschaft. Dass er eben diese Volksgemeinschaft,<br />
von der er ausgeschlossen ist, im Ausland unterstützen wird, ist<br />
unwahrscheinlich.“<br />
Bei der Einziehung jüdischen Vermögens wirkten die Finanzbeamten<br />
eng mit Gestapo und SS zusammen. Brennpunkte der „Arisierung“<br />
in Bayern waren <strong>München</strong> und Nürnberg, wo es große jüdische<br />
Gemeinden gab. Auf die fiskalische Verfolgung der Juden in<br />
diesen beiden Städten sowie auf Unterfranken als typisch ländlicher<br />
Region konzentrierten sich die Untersuchungen von Axel Drecoll.<br />
Nicht weniger als 600 Biografien jüdischer Erwerbstätiger sowie<br />
insgesamt 2.500 Akteneinheiten hat er ausgewertet. Dabei fand er<br />
heraus, dass zu Beginn des NS-Regimes die Arbeit in den Finanzbehörden<br />
von bürokratischer Sachlichkeit und weniger von antisemitischer<br />
Emotionalität geprägt war. Erst mit der sukzessiven<br />
Adaption der nationalsozialistischen Weltanschauung in den Behörden<br />
übten die Beamten ihre Tätigkeit in aller Regel zuungunsten<br />
von Juden aus. Dennoch hält Drecoll fest, dass weniger die Fiskalbehörden,<br />
als vielmehr die radikal vorgehenden Gliederungen der<br />
NSDAP ausführendes Organ bei der „Arisierung“ waren, dass es<br />
sogar zur „Konkurrenz“ zwischen diesen und dem Fiskus bei der<br />
Ausplünderung kommen konnte: So zogen die Finanzbehörden in<br />
Nürnberg – um dem mächtigen Gauleiter Julius Streicher zuvorzukommen<br />
– Mobiliar und Einrichtungsgegenstände von Juden ein,<br />
um deren Steuerschuld zu begleichen.<br />
WIEDERGUTMACHUNG – FINANZIELL UND MENTAL<br />
Um die Möglichkeiten und Grenzen der Wiedergutmachung des<br />
Unrechts deutscher Behörden bei der Verfolgung der Juden nach<br />
Kriegsende geht es in der Untersuchung von Tobias Winstel. Er<br />
betont, dass der frühere bayerische Ministerpräsident Wilhelm<br />
Hoegner dieser Frage bereits 1945 höchste Priorität einräumte. In<br />
Folge kam es zur Einrichtung verschiedener Wiedergutmachungs-<br />
institutionen, unter anderem Entschädigungs- und Rückerstattungsgerichten,<br />
vor denen die jüdischen Opfer des NS-Regimes<br />
Gehör fanden. Zwar halfen ihnen die Entschädigungszahlungen zum<br />
Teil, wieder eine Existenz in Deutschland oder an einem anderen<br />
Ort aufzubauen. Dennoch konnten die Beträge keineswegs die<br />
Leiden aufwiegen, die den Juden zugefügt worden waren.<br />
Was bei der Verhandlung ihres Falls vor den Wiedergutmachungsbehörden<br />
viel wichtiger war, formulierte der Arzt William G.<br />
Niederland, Gutachter in einer Reihe von Verfahren, so: „Für die<br />
überlebenden Opfer des nationalsozialistischen Regimes, die Entschädigung<br />
erhielten, war es nicht eine bestimmte Summe… in<br />
Geld, die am meisten zählte, sondern die ihnen damit zugebilligte<br />
Anerkennung ihres Leids. – Und darin liegt wohl der tiefere Sinn<br />
der Wiedergutmachung für das ihnen angetane Unrecht.“<br />
Immer noch beziehen NS-Opfer in der ganzen Welt eine monatliche<br />
Rente vom bayerischen Landesentschädigungsamt, und der Haushaltsplan<br />
des Bayerischen Finanzministeriums sah für das Jahr 2004<br />
eine Wiedergutmachungssumme von knapp 100 Millionen Euro vor.<br />
Nicht zuletzt deswegen war es ein Anliegen des Bayerischen Finanzministers<br />
Professor Kurt Faltlhauser, die Aufarbeitung der Beteilung<br />
der bayerischen Finanzbehörden an der fiskalischen Judenverfolgung<br />
mit finanziellen Mittel zu unterstützen: 375.000 Euro standen den<br />
Forschern um Professor Hockerts für ihre dreijährige Arbeit zur<br />
Verfügung. Zudem erhielten sie Zugang zu bisher ungesichteten<br />
Akten aus dem Archiv des Ministeriums. Das Projektteam leistete in<br />
Kooperation mit der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayern<br />
ein Stück Pionierarbeit bei der Aufarbeitung eines bislang unerforschten<br />
Kapitels bayerischer (und deutscher) Geschichte. ■ cg<br />
MUM 01 | 2005 PROFILE<br />
15
MUM 01 | 2005 PROFILE<br />
16 ERNSTFALL SCHULE<br />
AUFTAKT FÜR DAS<br />
LEHRERBILDUNGSZENTRUM<br />
DER LMU<br />
6.142 Studierende der LMU wollen später einmal<br />
dort arbeiten, wo sie bereits mindestens<br />
13 Jahre ihres Lebens verbracht haben – in der<br />
Schule. Das sind ein Viertel aller bayerischen<br />
Lehrerinnen und Lehrer, die ihren Abschluss an<br />
der Münchner <strong>Universität</strong> machen. Damit ist die<br />
LMU die größte Ausbildungsstätte für Lehrer in<br />
Bayern. Das neue Lehrerbildungszentrum (LBZ)<br />
der LMU soll künftig als zentrale Einrichtung<br />
die vielen Aktivitäten und Initiativen im Bereich<br />
der Lehrerbildung bündeln, koordinieren und<br />
optimieren.<br />
Für Friederike Klippel endete mit der feierlichen<br />
Eröffnung am 18. Januar 2005 eine Vorbereitungsphase,<br />
die viele Jahre gedauert hat. „Es<br />
begann alles mit dem Bericht der Terhart-Kommission“,<br />
erinnert sich die Prorektorin und Professorin<br />
für Didaktik der englischen Sprache und<br />
Literatur. Im Jahr 2000 hatte der Münsteraner Erziehungswissenschaftler<br />
Ewald Terhart im Auftrag<br />
der Kultusministerkonferenz einen Bericht über<br />
die „Perspektiven der Lehrerbildung“ vorgelegt.<br />
Terhart und seine Kommissions-Kollegen waren<br />
sich zwar einig darin, dass die <strong>Universität</strong>en<br />
Zentren der Lehrerbildung bleiben sollten. Sie<br />
kritisierten jedoch vehement, dass die Fachwissenschaften,<br />
die fachdidaktischen, die erziehungswissenschaftlichen<br />
sowie die schulpraktischen<br />
Studien immer noch zu unverbunden neben-<br />
einander stünden. Allzu oft bildeten die Hochschulen<br />
zwar gute Fachwissenschaftler aus, wie<br />
man ein guter Lehrer werden kann, vermittelten<br />
sie aber nicht. Angehende Deutschlehrer, die ausführlich<br />
über das Mittelhochdeutsche geforscht<br />
haben, aber nicht wissen, wie sie eine Stunde über<br />
Gedichte für Viertklässler konzipieren, gaben der<br />
Terhart-Kommission Anlass zur Kritik. Außerdem<br />
dürfe kein angehender Musiklehrer erst im Referendariat<br />
erkennen, dass er keine Lust hat, 30 Pubertierende<br />
zum Singen zu animieren.<br />
Der Terhart-Bericht sorgte für viel Aufsehen. Auch<br />
an der LMU stieß er Refor<strong>mb</strong>estrebungen an. Eine<br />
Arbeitsgruppe unter der Leitung von Professor<br />
Friederike Klippel arbeitete mehrere Jahre lang an<br />
dem Konzept für eine zentrale Einrichtung der<br />
Lehrerbildung an der LMU. Und so ist Klippel besonders<br />
glücklich, dass eben jener Ewald Terhart,<br />
der die Entwicklung angestoßen hatte, für den<br />
Festvortrag bei der Auftaktveranstaltung des<br />
Lehrerbildungszentrums gewonnen werden konnte.<br />
„So schließt sich ein Kreis“, freut sich die Vorsitzende<br />
des Gründungsbeirats des LBZ.<br />
Die mehr als 6.000 Lehramtsstudenten stellen die<br />
größte durch eine gemeinsame Prüfungsordnung<br />
geeinte Gruppe von Studierenden an der Münchner<br />
<strong>Universität</strong> dar. Doch die Gemeinsamkeiten<br />
bleiben oft verborgen. Angehende Mathematiklehrer<br />
treffen vor allem auf Diplommathematiker;<br />
Grundschullehrer in spe bekommen selten
einen zukünftigen Englischlehrer am Gymnasium zu Gesicht. Das<br />
neue Lehrerbildungszentrum soll künftig dazu beitragen, die Lehrer<br />
besser auf den Ernstfall Schule vorzubereiten. Besonders wichtig<br />
ist die breite Verankerung des LBZ in den drei Komponenten der<br />
Lehrerbildung. Fachwissenschaftler, Fachdidaktiker und Erziehungswissenschaftler<br />
sind hier vernetzt. Für den notwendigen Praxisbezug<br />
sorgen Vertreter aller Schulformen, die im LBZ Mitglied<br />
sind. Das Lehrerbildungszentrum engagiert sich zum einen in den<br />
praktischen Fragen universitärer Ausbildung und Weiterbildung für<br />
Lehrkräfte. Es will aber auch die Entwicklung von Reformkonzepten<br />
für die Lehrerbildung und die Bildungsforschung fördern sowie<br />
die wissenschaftliche Kooperation mit anderen Institutionen und<br />
<strong>Universität</strong>en.<br />
Jeder soll seine Ideen einbringen und von den Ideen Anderer lernen<br />
können. So sind etwa viele innovative Projekte nur einer kleinen<br />
Gruppe von Lehrenden und Studierenden des jeweiligen Faches<br />
bekannt. Das ist die unvermeidliche Kehrseite des reichhaltigen Angebots<br />
an der LMU, das fast alle Fächerko<strong>mb</strong>inationen ermöglicht.<br />
Das LBZ soll für mehr Transparenz und zukünftig einheitliche Qualitätsstandards<br />
sorgen. Und Friederike Klippel ist optimistisch, dass<br />
die Mitglieder des Lehrerbildungszentrums noch viele weitere Ideen<br />
produzieren. „Ich habe das Gefühl, dass ganz viele Leute in den<br />
Startlöchern stehen.“<br />
AUSSICHTSREICHE ZUKUNFT<br />
Auch für die Studierenden gibt es mit dem LBZ erste sichtbare<br />
Schritte in die Zukunft. Eine Website (www.lmu.de/lehrerbildungszentrum)<br />
wird aufgebaut als Wegweiser für alle Lehramtsstudierenden,<br />
die Studienpläne, Prüfungsordnungen oder spezifische<br />
Fachstudienberatungen suchen. Die zentrale Studienberatung oder<br />
die Fachstudienberatung kann und soll das LBZ nicht ersetzen.<br />
„Aber das LBZ soll auch ein Informations- und Beratungsportal für<br />
Studierende sein“, erklärt Geschäftsführer Dr. Richard Sigel, der im<br />
Oktober 2004 zusammen mit zwei Mitarbeiterinnen sowie einer<br />
Sekretärin die Arbeit in den drei Räumen in der Schellingstraße 10<br />
aufgenommen hat. Vor allem aber soll das LBZ in Zukunft mithelfen,<br />
das Studium qualitativ zu verbessern. So könnten etwa die<br />
Pflichtveranstaltungen von häufigen Fächerko<strong>mb</strong>inationen zeitlich<br />
koordiniert werden. Studierende, die zwischen A, B, und C pendeln,<br />
während zeitgleich für sie wichtige Seminare in D und E stattfinden,<br />
werden dankbar sein. „Das ist ein ehrgeiziges Ziel, das wir uns da<br />
vorgenommen haben“, so Professor Klippel. Und es ist nicht das<br />
einzige. Angedacht sind auch Veranstaltungsreihen zur Schulrealität,<br />
Vorbereitungsseminare auf das Praktikum, inhaltliche Kooperationen<br />
der Fachdidaktiker, der Aufbau von Netzwerken innovativer<br />
Schulen und die Weiterqualifizierung der Ausbildungslehrkräfte an<br />
den Schulen.<br />
Das LBZ beginnt seine Arbeit in politisch spannenden Zeiten. Der<br />
Bologna-Prozess fordert nämlich von allen deutschen <strong>Universität</strong>en<br />
eine Reform des Studiums – das betrifft auch das Lehramtsstudium.<br />
Bayern will zwar weiterhin an einer zentralen Staatsprüfung festhalten,<br />
allerdings sollen Bachelor- und Masterstudiengänge damit<br />
ko<strong>mb</strong>iniert werden. Zudem wird der Freistaat den <strong>Universität</strong>en<br />
neue Freiheiten in der Lehrerbildung geben. Die Examensnote der<br />
angehenden Lehrer wird künftig nur noch zu 60 Prozent von der<br />
schriftlichen Staatsprüfung bestimmt. 40 Prozent der Note ergeben<br />
sich aus Prüfungen während des Studiums. „Das heißt, 40 Prozent<br />
der Ausbildungsinhalte können durch die <strong>Universität</strong>en gestaltet<br />
werden. Folglich werden sich die Lehramtsstudiengänge der einzelnen<br />
Unis schon unterscheiden“, erläutert Friederike Klippel. Sie<br />
sieht das LBZ daher als aktiven Faktor für eine Schärfung des<br />
Profils der LMU. ■ gra<br />
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MUM 01 | 2005 PROFILE<br />
18<br />
VOM TOLLHAUS ZUR TANZTHERAPIE<br />
100 JAHRE PSYCHIATRISCHE KLINIK<br />
NUSSBAUMSTRASSE<br />
Vor 100 Jahren wurde die Psychiatrische Klinik der LMU als<br />
Königliche Psychiatrische Klinik in <strong>München</strong> feierlich eröffnet.<br />
Viele berühmte Forscher haben hier gearbeitet, zum Beispiel<br />
Emil Kraepelin und Alois Alzheimer. Ein Blick zurück auf ein<br />
spannendes Stück Zeitgeschichte.<br />
Besucher, die heute den Haupteingang der Psychiatrischen Klinik in<br />
der Nussbaumstraße betreten, sind zuerst einmal beeindruckt von dem<br />
Prunk vergangener Zeiten. Bei ihrer Eröffnung im Jahr 1904 war die<br />
Klinik für <strong>München</strong> allerdings nicht nur ein architektonischer, sondern<br />
auch ein medizinischer Meilenstein. Seit 1803 gab es das Giesinger<br />
Tollhaus am heutigen Kolu<strong>mb</strong>usplatz. Dort wurden die „ganz Tollen“<br />
und die etwas ruhigeren „Irren“ von Wärtern bewacht. Auf Prügel und<br />
Ketten sollte verzichtet werden, Zwangsjacken waren allerdings noch<br />
gängige Praxis. Es gab einen einzigen Arzt, der sich um die Kranken<br />
kümmerte. Das „Giesinger Tollhaus“ war schon bald überfüllt, die<br />
Zustände für die Patienten wurden als unerträglich beschrieben.<br />
Abhilfe sollte Anfang des 19. Jahrhunderts die Königliche Psychiatrische<br />
Klinik schaffen. Erst musste die <strong>Universität</strong> allerdings Verhandlungen<br />
mit den Barmherzigen Schwestern vom Orden des Heiligen<br />
Vinzenz von Paul führen. Sie betrieben Landwirtschaft auf dem<br />
Grundstück, auf dem die Klinik errichtet werden sollte. Man einigte<br />
sich darauf, dass die Barmherzigen Schwestern die Bewirtschaftung<br />
und Pflege in der künftigen Klinik übernehmen sollten. Gründungsdirektor<br />
Emil Kraepelin – schon damals ein Psychiater von Weltrang –<br />
war zunächst besorgt, ob diese Kooperation funktionieren würde. Doch<br />
erst sehr viel später beendete der Nachwuchsmangel im Orden eine<br />
fast neunzigjährige erfolgreiche Zusammenarbeit. 1991 hörten vier<br />
der letzten fünf Ordensschwestern auf. Eine einzige Barmherzige<br />
Schwester arbeitet heute noch auf eigenen Wunsch in der Nussbaumstraße.<br />
BERÜHMTE WISSENSCHAFTLER<br />
Um die Erstausstattung der Klinik kümmerte sich ganz besonders einer<br />
der Assistenten Kraepelins, der mit ihm aus Heidelberg gekommen<br />
war. Dieser Assistent nutzte die Gelegenheit und ließ einen aufwändigen<br />
Mikroskopiersaal in das 3. Obergeschoß der Klinik einbauen,<br />
der vor allem seiner eigenen Forschung dienen sollte. Alois Alzheimer<br />
hieß dieser Assistent, der 1907 auf einer Tagung erstmals über das<br />
Krankheitsbild der verwirrten „Auguste D.“ berichtete. Die Tagungsteilnehmer<br />
waren damals nicht sonderlich beeindruckt. Alzheimers<br />
Vorgesetzter Kraepelin hingegen erkannte die Bedeutung der Beobachtungen<br />
und nahm sie unter dem Begriff „Alzheimer’sche Krankheit“<br />
in sein epochales Lehrbuch „Psychiatrie“ auf. Alzheimers Mikroskopiersaal<br />
in der Psychiatrischen Klinik wurde bald zu einem Zentrum<br />
der internationalen neurologischen Forschung. Auch H.G. Creutzfeldt<br />
und A.M. Jakob, die später unabhängig voneinander die Creutzfeld-<br />
Jakob-Krankheit beschrieben, haben hier bei Alzheimer gearbeitet.<br />
Heute ist in dem Saal die psychiatriehistorische Sammlung der Klinik<br />
untergebracht.<br />
Die Jahre des Nationalsozialismus waren eine dunkle Epoche für die<br />
deutsche Psychiatrie, nicht nur in der Nussbaumstraße. Einer der ehemaligen<br />
Assistenten Kraepelins, Ernst Rüdin, war ein fanatischer<br />
7 Das Gebäude der Psychiatrischen Klinik in der Nussbaumstraße
Anhänger des Gedankens der „Rassenhygiene“. Er<br />
hatte den Kommentar zum berüchtigten „Gesetz zur<br />
Verhütung erbkranken Nachwuchses“ der Nazis<br />
mitverfasst. 360.000 Menschen wurden in der Folge<br />
sterilisiert. Im Rahmen der so genannten „Aktion<br />
T4“ wurden zwischen 1939 und 1941 mehr als<br />
80.000 psychisch Kranke umgebracht, weitere<br />
Zehntausende kamen durch „Hungerkost“ in den<br />
Kliniken ums Leben. Aus der Nussbaumstraße gab<br />
es, anders als aus der psychiatrischen Klinik in Haar,<br />
keine Deportationen in „Tötungsanstalten“. Allerdings<br />
sind damals Patienten aus der Uniklinik nach<br />
Haar verlegt worden. Der damalige Leiter der<br />
<strong>München</strong>er Klinik, Oswald Bumke, war allem Anschein<br />
nach nicht in die Gräueltaten verwickelt. Er<br />
wusste aber von ihnen, setzte sich jedoch nicht<br />
öffentlich für die Rechte psychisch Kranker ein.<br />
LANGSAMER NEUANFANG<br />
Als die Amerikaner am 30. April 1945 in <strong>München</strong><br />
einzogen, lief in der Klinik in der Nussbaumstraße<br />
nur noch ein Notbetrieb. Viele Stationen waren<br />
schon im Winter 1943/44 nach Haar ausgelagert<br />
worden. Im letzten Kriegswinter wurde der restliche<br />
Klinikbetrieb ins Tegernseer Tal verlegt. Nach<br />
Kriegsende begann der Alltag an der Nussbaumstraße<br />
nur langsam wieder. Es mangelte an intakter<br />
Infrastruktur, Geld, Personal und Mut, sich wieder<br />
einer Forschung fernab von Ideologien zu widmen.<br />
Die Modernisierung der Psychiatrie wurde erst in<br />
den 50er Jahren durch die Entwicklung neuer Medikamente<br />
beschleunigt. 1952 wurde das erste Antipsychotikum<br />
entwickelt, mit dem man Wahnkrankheiten<br />
behandeln konnte. 1957 folgte Imipramim,<br />
das erste Antidepressivum. Ein weiterer Meilenstein<br />
für die Entwicklung der Psychiatrie in der Bundesrepublik<br />
war der Bericht, den die so genannte „Psychiatrie-Enquête“<br />
1974 veröffentlichte. Die vom<br />
Bundestag eingesetzte Kommission rüttelte die<br />
deutsche Öffentlichkeit mit Fakten über die entsetzliche<br />
Situation in vielen psychiatrischen Einrichtungen<br />
auf. Patientensäle mit zehn bis 18 Betten,<br />
die Toiletten in der Mitte des Raums nur durch<br />
Stellwände abgetrennt, Kliniken mit weit mehr als<br />
1.000 Betten, viel zu wenige Ärzte und viel zu viele<br />
Zwangsbehandlungen waren der Alltag. „Auch in<br />
der Nussbaumstraße war es nicht wirklich komfortabel“,<br />
beschreibt der heutige Klinikdirektor Hans-<br />
Jürgen Möller die damaligen Zustände. Laut Möller<br />
kam es aber auch in <strong>München</strong> – angestoßen durch<br />
den Enquête-Bericht – zu einer Neuorientierung.<br />
„Dazu gehörten bauliche Änderungen, aber auch<br />
der Ausbau der komplementären Versorgung mit<br />
Tag- und Nachtkliniken sowie A<strong>mb</strong>ulanzen.“<br />
Heute ist die ehemals Königliche Psychiatrische<br />
Uniklinik eine moderne Großstadtklinik mit diversen<br />
Speziala<strong>mb</strong>ulanzen und einer psychiatrischen<br />
Poliklinik, in der Hilfesuchende in akuten psychischen<br />
Krisen rund um die Uhr ohne vorherige<br />
Anmeldung betreut werden. Auf zehn Stationen<br />
können 200 Patienten versorgt werden, im Jahr<br />
werden dort knapp 2.000 Patienten stationär behandelt.<br />
Die Sozialpsychiatrie und Behandlungsformen<br />
wie Verhaltenstherapie, Psychoanalyse,<br />
Kunst- oder Beschäftigungstherapie ergänzen die<br />
Behandlung mit Psychopharmaka. Der heutige<br />
Klinikdirektor Hans-Jürgen Möller ist froh über diese<br />
Entwicklung: „Konzeptionell gibt es heute wenig<br />
Konflikte.“ Die Zeiten, als in <strong>München</strong> ein Tollhaus<br />
stand, sind lange vorbei. ■ gra<br />
1 Emil Kraepelin (3. von rechts) mit<br />
seinen Mitarbeitern bei der Visite in<br />
der Münchner Klinik<br />
Zum Jubiläum der Klinik ist im<br />
Springer-Verlag 2005 das Buch<br />
„Die Psychiatrische Klinik der<br />
<strong>Universität</strong> <strong>München</strong> 1904 –<br />
2004“ von H. Hippius, H.-J. Möller,<br />
N. Müller und G. Neundörfer<br />
erschienen.<br />
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MUM 01 | 2005 PROFILE<br />
20<br />
EIN NASHORN IM HÖRSAAL<br />
KINDERUNI AN DER LMU<br />
Im Wintersemester hat die <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />
(LMU) das Durchschnittsalter<br />
ihrer Studierenden ganz erheblich gesenkt:<br />
Zum ersten Mal findet hier die KinderUni statt.<br />
Acht- bis Zwölfjährige können in insgesamt acht<br />
Vorlesungen nicht nur eine Menge dazulernen,<br />
sondern zudem erleben, wie es an einer <strong>Universität</strong><br />
zugeht. Ob Vorlesungen über Soziologie,<br />
Philosophie, Pädagogik, Physik oder die Antike<br />
– die LMU-Professoren bieten den Kindern<br />
spannende Themen, natürlich kindgerecht aufbereitet.<br />
Und sowohl die Kinder als auch die<br />
Professoren sind mit großem Spaß und Engagement<br />
bei der Sache.<br />
„Ich weiß ganz genau, dass Harry Potter weitsichtig<br />
ist“, vertritt der neunjährige Stefan nachdrücklich<br />
seinen Standpunkt. Die achtjährige Laura ist sich<br />
sicher, dass der Professor recht hat: „Harry Potter<br />
hat die Brille nur so!“ Kritische Diskussionen<br />
unter Studierenden nach einer Vorlesung sind gut<br />
und wichtig – auch bei der KinderUni.<br />
Und in Sachen Weit-, Normal- und Kurzsichtigkeit<br />
oder Schielen können sie nach der Vorlesung<br />
„Warum haben wir zwei Augen und sehen nur<br />
einmal – Harry Potter und seine Brille“ von<br />
Professor Klaus-Peter Boergen kompetent mitreden.<br />
Der Kinderaugenarzt von der Augenklinik der<br />
LMU hat in seinem Vortrag alles Wissenswerte<br />
rund ums Sehorgan erklärt. Und für alle weiteren<br />
Fragen hat der Augenspezialist auch nach der Vorlesung<br />
ein offenes Ohr. Und die gibt es! Kaum hat<br />
er geendigt, wird er schon von einer Traube seiner<br />
„Studierenden“ umlagert, die ihn mit Fragen<br />
löchern und versuchen, ein Autogramm für ihre<br />
Brille von ihm zu bekommen. Die 3D-Brille, die<br />
jedes Kind zu Beginn der Vorlesung erhalten hat<br />
und natürlich die tollen 3D-Bilder, die Professor<br />
Boergen per Beamer auf die Leinwand projizierte,<br />
waren der absolute Renner: „Mir hat am meisten<br />
das Nashorn gefallen. Es sah so aus, als ob es auf<br />
mich zukommt!“, erklärt der neunjährige Micki<br />
begeistert. Aber nicht nur den Kindern hat der<br />
Vortrag viel Spaß gemacht. Auch Professor Boergen<br />
ist hochzufrieden mit seinen jungen Studierenden:<br />
„Anfangs war ich ja schon etwas skeptisch, aber
jetzt kann ich nur sagen: Jederzeit wieder!“ Für ihn, der es gewohnt<br />
ist, nur junge Erwachsene zu unterrichten, war besonders die<br />
Vorbereitung eine neue Erfahrung und eine große Herausforderung:<br />
„Normalerweise sind Vorlesungen zur Augenheilkunde relativ<br />
schnell konzipiert. Aber hier ging es ja darum, das Thema Sehen<br />
kindgerecht aufzubereiten.“ Erstaunt war Professor Boergen vor<br />
allem über die große Wissbegierde der Kinder und darüber, wie viel<br />
Vorwissen sie schon haben.<br />
VOLLER ERFOLG<br />
In jedem Fall war die KinderUni bisher ein riesiger Erfolg, schließlich<br />
wurde jedem Vortragenden – ganz nach akademischer Art – mit<br />
einem eifrigen Klopfen auf die Tische applaudiert. Die beiden<br />
Moderatorinnen vom Bayerischen Rundfunk – neben dem Münchner<br />
Merkur ein Medienpartner für die LMU und die Initiative Kinder-<br />
■ WEITERE VORLESUNGEN DER KINDERUNI<br />
Uni – hatten schon zu Beginn die wichtigsten Gebräuche für das<br />
Leben rund um den Hörsaal erklärt, so unter anderem, wie man an<br />
der Uni applaudiert, was das Kürzel „c.t.“ bedeutet und dass die<br />
„Mitschüler“ an der Hochschule Kommilitonen heißen.<br />
Einige der rund 450 Kinder hatten schon die beiden vorhergegangenen<br />
Vorlesungen gesehen, in denen der Anatom Professor Reinhard<br />
Putz alles über den menschlichen Körper erzählte und Astrophysiker<br />
Professor Harald Lesch die Studierenden mitgenommen hatte auf<br />
eine Reise in das Weltall und fremde Galaxien. Mona hat alle drei<br />
Vorlesungen besucht. Mittlerweile ist die Elfjährige schon ein<br />
richtiger Profi. „Mir haben eigentlich alle sehr gut gefallen, obwohl<br />
ich die erste schon ein bisschen gruselig fand.“ Auf jeden Fall hat<br />
sie sich schon Karten für die nächsten Vorlesungen der KinderUni<br />
gesichert. ■ cg<br />
29. Januar 2005, 11:00 – 12:00 Uhr, Hörsaal 201, Prof. Dr. Oliver Primavesi<br />
„Warum uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt? – Wie sich die Menschen in der Antike den Kosmos vorgestellt haben“<br />
12. Februar 2005, 11:00 – 12:00 Uhr, Großer Physikhörsaal, Schellingstraße, Prof. Dr. Hartmut Wiesner<br />
„Warum entstehen Farben beim Regenbogen? – Wie die Physik uns hilft, die Natur zu erklären“<br />
Hinweis: Alle Plätze sind bereits vorreserviert. Etwa 100 Restkarten werden jeweils 15 Minuten<br />
vor Vorlesungsbeginn am Veranstaltungsort ausgegeben.<br />
MUM 01 | 2005 PROFILE<br />
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22<br />
SPITZENFORSCHUNG – MADE IN MUNICH<br />
INTERNATIONALES DOKTORANDEN-<br />
KOLLEG „THESIS“<br />
Im Rahmen des Elitenetzwerks Bayern starteten im Oktober drei<br />
Internationale Doktorandenkollegs (IDK) und zwei Elitestudiengänge,<br />
bei denen die <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU)<br />
als Sprecherhochschule fungiert. In einer Reihe stellt MUM die<br />
Angebote des Eliteförderungsprogramms vor. Diesmal das IDK<br />
„THESIS“ der LMU und der Technischen <strong>Universität</strong> <strong>München</strong>.<br />
Der Kern der Erde besteht hauptsächlich aus flüssigem Eisen.<br />
Darüber herrscht bei den Geowissenschaftlern Konsens. Was<br />
allerdings macht sie so sicher, dass nur dieses Material den Mittelpunkt<br />
unseres Planeten bildet? Schließlich sind Bohrungen in<br />
eine Tiefe von rund 3.000 Kilometern nach wie vor unmöglich. Die<br />
Methode scheint sehr einfach, wenn sie erklärt wird: „Indem wir<br />
verschiedene Evidenzen in Erwägung ziehen und sie verifizieren,<br />
kristallisiert sich schließlich eine Lösung heraus“, erklärt Professor<br />
Hans-Peter Bunge vom Lehrstuhl für Geophysik an der LMU.<br />
So wissen beispielsweise die Kosmochemiker, dass Silber, obwohl<br />
es gut leitet und infolgedessen ein Magnetfeld wie das der Erde<br />
aufbauen könnte, kein sehr häufiges Element im All ist. Ebenso<br />
scheidet Aluminium aus, weil die Masse des Erdkerns viel zu groß<br />
ist. Schließlich spricht auch nichts für einen permanenten Stabmagneten,<br />
da aus Erdbeobachtungen bekannt ist, dass sich das<br />
Magnetfeld der Erde wiederholt von Nord nach Süd und dann von<br />
Süd nach Nord umgepolt hat. Hans-Peter Bunge: „Vier bis fünf Evidenzen<br />
verweisen schließlich auf geschmolzenes Eisen, in dem ein<br />
aktiver Dynamo-Prozess abläuft. Wir wägen das Unmögliche<br />
gegen das Mögliche ab und ziehen die Schlüsse daraus. Die besondere<br />
Herausforderung für Geowissenschaftler liegt darin, dass<br />
sie Teil eines Experiments sind, das sie weder kontrollieren noch<br />
wiederholen können.“ Detektivisches Ko<strong>mb</strong>inieren macht die Arbeit<br />
der Geowissenschaftler zum großen Teil aus. Viele Resultate<br />
erzielen sie dabei jedoch vor allem durch die intensive Zusammenarbeit<br />
der verschiedenen geowissenschaftlichen Bereiche.<br />
„Die Vernetzung der Disziplinen ist für unsere Arbeit unabdingbar“,<br />
so Professor Bunge.<br />
INTENSIVE ZUSAMMENARBEIT<br />
Vernetzung und intensive Zusammenarbeit stehen auch beim<br />
Internationalen Doktorandenkolleg (IDK) „THESIS“ im Vordergrund,<br />
das im Rahmen des Elitenetzwerks Bayern im Oktober 2004 startete:<br />
17 Wissenschaftler und Doktoranden aus sechs verschiedenen<br />
Nationen widmen sich unter dem Motto „Complex Processes<br />
in the Earth: Theory, Experiment, Simulation“ neben der experimentellen<br />
Grundlagenforschung auch der Entwicklung von ausgefeilten<br />
3D-Simulationsverfahren, mit denen komplexe geodynamische<br />
Prozesse dargestellt werden können. Ein wichtiges Ziel der<br />
Forschung dabei ist die Verbesserung von Frühwarnsystemen bei<br />
Erdbeben oder Vulkaneruptionen. Die Relevanz dieser in THESIS<br />
verfolgten Forschung wird durch die dramatischen Ereignisse<br />
im Indischen Ozean belegt. So befasst sich der 27-jährige Hijiang<br />
Wang aus Peking mit der Entwicklung eines 3D-Modells, mit dem<br />
er Erdbeben im Großraum Peking simulieren und so das Verlaufsszenario<br />
nachzeichnen kann. Seit 2002 ist der Doktorand aus China<br />
bereits in <strong>München</strong>, wo seine Forschungsarbeit von Professor Heiner<br />
Igel betreut wird.<br />
Neben Wang gehören derzeit noch der Indonesier Wiwit<br />
Suryanto, der Italiener Giampiero Iffaldano, der Kanadier Yan<br />
Lavallee, sowie der LMU-Absolvent Bernhard Schuberth zu den<br />
THESIS-Doktoranden.<br />
Um am IDK teilnehmen zu können, hatten die fünf Nachwuchswissenschaftler<br />
anspruchsvolle Hürden zu nehmen: Bei der Bewerbung<br />
sind ausgezeichnete Diplomabschlüsse natürlich Voraussetzung. Zudem<br />
müssen potenzielle Teilnehmer zwei so genannte „Letters of<br />
Recommendation“ beibringen, also Empfehlungsschreiben deutscher<br />
und ausländischer Professoren, die ihre früheren Arbeiten betreut<br />
haben. Besonders wichtig ist auch eine von den Bewerbern selbst<br />
verfasste „Research Project Description“, in der sie ihr geplantes Forschungsprojekt<br />
detailliert vorstellen müssen. Ergänzt werden diese<br />
Zugangsvoraussetzungen durch Auswahlgespräche und einen persönlichen<br />
Vortrag sowie die Verteidigung der Projektskizze vor den<br />
an THESIS beteiligten Wissenschaftlern.
„Wir brauchen den besten Nachwuchs“, sagt Professor Bunge,<br />
„denn die Besten suchen sich die schwierigsten Fragestellungen.“<br />
Dass THESIS genau diese Fragestellungen bietet, zeigt das Beispiel<br />
von Giampiero Iffaldano. Weil für ihn die Forschungsthemen der<br />
Münchner Geophysik eine große Herausforderung sind, hat er ein<br />
Angebot vom weltweit renommierten California Institute of Technology<br />
(CALTEC) abgelehnt und sich für die Promotion in der bayerischen<br />
Metropole entschieden. Hier arbeitet er zusammen mit<br />
Professor Bunge und Professor Rothacher an seinem Projekt über<br />
dynamische Prozesse im Bereich der Plattentektonik.<br />
An THESIS schätzt der Italiener, mit den anderen Doktoranden und<br />
Wissenschaftlern in stetigem Dialog zu stehen. „Wir lernen<br />
voneinander, weil wir aus verschiedenen Ländern und verschiedenen<br />
Bereichen der Geowissenschaften kommen. Das ermöglicht<br />
einen umfassenden Einblick in die vielen komplexen Fragestellungen<br />
der geowissenschaftlichen Disziplinen“, erklärt er.<br />
DIE BESTE FORSCHUNG GEHÖRT AN DIE UNIVERSITÄT<br />
Zum Austausch untereinander sind daher regelmäßige Treffen<br />
vereinbart, in denen der Fortgang der einzelnen Forschungsprojekte<br />
diskutiert wird. Den Anfang machte die Auftaktveranstaltung<br />
vom 28. bis 30. Oktober 2004 in Sudelfeld bei Bayerischzell.<br />
■ ELITENETZWERK BAYERN<br />
Ziel des Elitenetzwerks Bayern, das mit Beginn des Wintersemesters<br />
startete, ist die optimale Positionierung des größten<br />
Bundeslandes im Wettbewerb um die besten Köpfe in Forschung<br />
und Wissenschaft. Individuelle Betreuung und Förderung von<br />
Nachwuchswissenschaftlern in Internationalen Doktorandenkollegs<br />
und Elitestudiengängen sowie die Vernetzung der<br />
In der Bergwelt um den Wendelstein trafen sich die beteiligten<br />
Forscher zum Erfahrungsaustausch und zur Planung des weiteren<br />
Verlaufs von THESIS. Neben wissenschaftlichen Diskussionen<br />
stand auch ein Ausflug auf den Wendelstein inklusive Besichtigung<br />
der <strong>Universität</strong>s-Sternwarte auf dem Plan, wo Dr. Heinz Barwig vom<br />
Observatorium den THESIS-Wissenschaftlern die hochempfindliche<br />
Technik erklärte. „Solche Einrichtungen sind kein Luxus<br />
für <strong>Universität</strong>en, sondern essentiell für eine angemessene<br />
Forschung“, betont Professor Bunge. „Nur durch permanente Beobachtung,<br />
das so genannte Monitoring, erhalten wir die für unsere<br />
Forschung notwendigen Zeitreihen der Erdentwicklung. Wir<br />
wissen nicht, welche Beobachtungen in 50 Jahren relevant sind.<br />
Deshalb sind systematische Erdbeoachtungen auch immer eine<br />
Investition in die Zukunft.“<br />
Der Leiter des Doktorandenkollegs THESIS, der 15 Jahre in den<br />
USA forschte, ist der festen Meinung, dass die Spitzenforschung<br />
an der <strong>Universität</strong> bleiben muss. „Wir müssen die besten<br />
Studenten mit den besten Forschern zusammenbringen“, meint<br />
Bunge. THESIS ist für ihn ein wichtiger Schritt in diese Richtung,<br />
ein fruchtbarer Nährboden, auf dem sich die deutsche Spitzenforschung<br />
prächtig entwickeln kann. ■ cg<br />
interdisziplinären Forschung sind Schwerpunkte dieser deutschlandweit<br />
einmaligen Initiative, die vom Bayerischen Staatsministerium<br />
für Wissenschaft, Forschung und Kunst mit insgesamt<br />
14 Millionen Euro gefördert wird.<br />
Weitere Informationen unter: www.elitenetzwerk-bayern.de<br />
MUM 01 | 2005 PROFILE<br />
23
MUM 01 | 2005 PROFILE<br />
24<br />
VERSTEHEN, WIE GENE FUNKTIONIEREN<br />
GENOMFORSCHUNGSNETZWERK BAYGENE<br />
Das Genom des Menschen ist entschlüsselt. Alle Gene, die sich<br />
auf den 46 Chromosomen einer menschlichen Zelle befinden, sind<br />
lokalisiert. Nun gilt es, die genetische Information zu analysieren,<br />
zu charakterisieren und vor allem, die Funktionen menschlicher<br />
Gene zu bestimmen. Dieser so genannten funktionellen Genomforschung<br />
hat sich das Bayerische Genomforschungsnetzwerk<br />
BayGene am Genzentrum der LMU verschrieben.<br />
Es war ein Wissenschaftskrimi, der über Jahre hinweg für Schlagzeilen<br />
sorgte: Seit 1987 versuchten Wissenschaftler, die sich in der<br />
„Human Genome Organization“ (HUGO) zusammengeschlossen<br />
hatten, das menschliche Genom zu dechiffrieren. Der Abschluss des<br />
Genomprojekts wurde dabei durch den Wettstreit zwischen den<br />
privaten Forschern der Firma „Celera Genomics“ und dem internationalen<br />
HUGO-Konsortium enorm beschleunigt. Im Jahr 2000 war<br />
es dann soweit: Craig Venter und Francis Collins gaben die Entschlüsselung<br />
des menschlichen Genoms bekannt. Das HUGO-Team<br />
hatte letztlich die Nase vorn und konnte somit den erfolgreichen<br />
Abschluss des größten und aufwändigsten internationalen Forschungsprojekts,<br />
das jemals in der Biowissenschaft durchgeführt<br />
wurde, für sich verbuchen.<br />
Doch damit ist die Genomforschung keineswegs an ihr Ende gelangt:<br />
Der größte Teil der Arbeit steht den Wissenschaftlern in aller<br />
Welt noch bevor. Nun gilt es zu erforschen, wie menschliche Gene<br />
und Genprodukte funktionieren, interagieren und wie sie reguliert<br />
werden können: „Es wird wahrscheinlich Generationen dauern, bis<br />
wir verstanden haben, was das alles bedeutet“, glaubt Professor<br />
Horst Domdey, wissenschaftlicher Leiter des Bayerischen Genomforschungsnetzwerks<br />
BayGene am Genzentrum der LMU. „In den<br />
kommenden Jahrzehnten wird sich die funktionelle Genomforschung<br />
zu einem der zentralen Wissenschaftsfelder für den<br />
Erkenntnisfortschritt in den Lebenswissenschaften und für die<br />
Innovationsfähigkeit der Medizin, der Pharma- und Biotechnologie-<br />
Industrie, der Agrarwirtschaft, des Nahrungsmittelsektors und des<br />
Umweltschutzes entwickeln“, ist Horst Domdey überzeugt. Das<br />
unter dem Dach von BayGene entstehende Netz aus Information<br />
und Zusammenarbeit soll dabei eine effiziente Genomforschung<br />
sowie einen schnellen Technologietransfer gewährleisten. Ziel der<br />
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Netzwerk ist es,<br />
Grundlagen für die Entwicklung neuer Methoden zur Diagnostik und<br />
Therapie von Krankheiten wie Krebs oder Diabetes zu schaffen.<br />
BayGene wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst pro Jahr mit insgesamt rund 3,86 Millionen<br />
Euro über eine Laufzeit von sieben Jahren gefördert. Seit Juli 2004<br />
sind vier Juniorgruppen über so genannte bildgebende Verfahren<br />
am Start – drei von der LMU, eines von der TU <strong>München</strong>. Nach<br />
erfolgreichem Abschluss der Berufungsverfahren sollen demnächst<br />
drei Seniorgruppen der <strong>Universität</strong>en Erlangen, Regensburg und<br />
Würzburg folgen. Die Projekte unterziehen sich alle zwei Jahre<br />
einer Evaluation.<br />
Eine der drei LMU-Juniorgruppen widmet sich unter der Leitung<br />
von Dr. Dr. Jürgen Haas im Max-von-Pettenkofer Institut der Analyse<br />
von Herpesviren, die beim Menschen und im Tierreich weit<br />
verbreitet sind und nach der Erstinfektion meist latent im Wirt<br />
verbleiben. Dabei sollen mit Hilfe automatisierter Hochdurchsatzverfahren<br />
zur Identifizierung therapeutisch und diagnostisch<br />
relevanter Gene ein neuartiger Zugang zum Verständnis der ausgelösten<br />
Erkrankungen und ihrer Ursachen erzielt sowie neue<br />
Impulse für die Therapie und die Therapeutikaentwicklung gewonnen<br />
werden.<br />
Mit der Analyse früh-streuender, so genannter epithelialer Tumorzellen,<br />
die die Vorläuferzellen der tödlichen Metastasen enthalten,<br />
beschäftigt sich die Arbeitsgruppe von Dr. Christoph Klein am Institut<br />
für Immunologie. Epitheliale Tumorzellen sind äußerst selten.<br />
Sie lassen sich aufgrund ihres Gewebeursprungs im Knochenmark<br />
und in den Lymphknoten nachweisen. Auch wenn der Primärtumor<br />
operativ oder chemotherapeutisch bekämpft und vernichtet ist,<br />
können diese ausgewanderten Einzelzellen zu Metastasen führen.<br />
Ziel der Arbeitsgruppe ist es, durch die genaue Charakterisierung<br />
dieser einzelnen Zellen den Prozess der Metastasierung verstehen
zu lernen. Die Forscher erhoffen sich zudem Erkenntnisse für eine<br />
verbesserte Früherkennung und für Ansätze zur Prävention von<br />
Krebserkrankungen. Ziel ist es unter anderem, neue Therapien für<br />
Krebspatienten zu erarbeiten, die eine Entstehung von Metastasen<br />
in der Zukunft verhindern sollen. Das Projekt ist sehr praxisbezogen<br />
angelegt; große Kliniken im <strong>München</strong>er Raum sowie bayerische Biotechnologieunternehmen<br />
werden dabei miteingebunden.<br />
In der Arbeitsgruppe von Dr. Ania Muntau werden im Forschungszentrum<br />
des Dr. von Haunerschen Kinderspitals genetische<br />
Erkrankungen mit defekter Proteinfaltung erforscht. Eine Proteinfaltung<br />
kann sich in unterschiedlicher Weise auf die Proteinfunktion<br />
auswirken. Wenn die Wissenschaftler die zugrunde liegenden<br />
Mechanismen kennen, können sich daraus neue Möglichkeiten zur<br />
gezielten pharmakologischen Korrektur solcher Faltungs-Anomalien<br />
und deren Folgen ergeben. Die Forscher erwarten, dass in<br />
Zusammenarbeit mit Industriepartnern Therapiekonzepte bei<br />
genetischen Defekten entwickelt werden können, die individuell auf<br />
die Erkrankten zugeschnitten sind.<br />
Forschen, um konkrete Anwendungen zu entwickeln – das haben<br />
sich die Netzwerker von BayGene aufs Panier geschrieben. Die<br />
Bedeutung des Technologietransfers, also der wirtschaftlichen und<br />
industriellen Verwertung der gewonnenen Erkenntnisse, hob deshalb<br />
der Bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber bei<br />
einem Besuch von BayGene besonders hervor: „An alle Wissenschaftler<br />
im Netzwerk darf ich appellieren, ihre wichtigen Forschungsarbeiten<br />
auch offensiv zu ‚vermarkten’.“ Bei den sieben Arbeitsgruppen<br />
soll es deshalb auch nicht bleiben. Weitere Projekte aus<br />
Wissenschaft und Industrie sollen im Laufe der Zeit eingebunden<br />
werden. Der Biotech-Cluster <strong>München</strong> habe im nationalen Vergleich<br />
seine Vormachtstellung in den vergangenen Jahren ausbauen können,<br />
betont Horst Domdey, und sei neben Ca<strong>mb</strong>ridge und Kopenhagen/Malmö<br />
einer der drei europäischen Spitzenstandorte. Nun<br />
gelte es, die Chancen dieses Clusters zu nutzen. ■ ms<br />
■ PROJEKTE IM NETZWERK BAYGENE<br />
Seniorprojekte:<br />
• Architektur und Funktion von Proteinkomplexen der Zellme<strong>mb</strong>ran (Prof. Dr. André Reis, <strong>Universität</strong> Erlangen)<br />
• Functional Human Genome Research on Degenerative and Metabolic Diseases (Prof. Dr. Gerd Schmitz, <strong>Universität</strong> Regensburg)<br />
• Molekulare Pathogeneseforschung (Prof. Dr. Ulf Rapp, <strong>Universität</strong> Würzburg)<br />
Juniorprojekte:<br />
• Funktionelle Genomik der Herpesviren (Dr. Dr. Jürgen Haas, LMU)<br />
• Funktionelle Genomik und Therapie früh-disseminierter Tumorzellen (Dr. Christoph Klein, LMU)<br />
• Genetische Erkrankungen mit defekter Proteinfaltung (Dr. Ania Muntau, LMU)<br />
• Molekulare Bildgebung (Dr. Hans Jürgen Wester, TU <strong>München</strong>)<br />
Kontakt:<br />
Dr. Ulrike Kaltenhauser<br />
Tel.: 089/8 59 50 54<br />
info@baygene.de<br />
7 Der Bayerische Ministerpräsident<br />
besucht das Genomforschungsnetzwerk:<br />
Edmund Stoiber im Gepräch mit<br />
LMU-Rektor Professor Bernd Huber.<br />
MUM 01 | 2005 PROFILE<br />
25
MUM 01 | 2005 KUNSTSCHÄTZE<br />
26
1 Im Mittelpunkt des Triptychons: Die heilige Katharina von Alexandrien<br />
im Disput mit den Gelehrten der <strong>Universität</strong>.<br />
7 Der Flügelaltar des Ingolstädter Münsters in der Vorderansicht.<br />
5 Einige Professoren konnten namentlich ermittelt werden:<br />
So der Mathematiker Peter Apian (Mit Zirkel am Globus)<br />
55 Die „Ingolstädter Gnad“ im Chorgestühl des Münsters.<br />
KUNSTSCHÄTZE<br />
AN DER LMU<br />
Grafiken und Gemälde, Installationen und Fotografien, in Stein<br />
gehauene Botschaften – an der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>München</strong> finden sich auch viele Kunstwerke. MUM präsentiert<br />
diese Schätze und zeigt, wo sie zu finden sind.<br />
Der universitätsgeschichtlich interessierte Besucher braucht ein<br />
aufmerksames Auge, um im Ingolstädter Münster auf Zeugnisse<br />
der Geschichte der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> zu stoßen.<br />
Der erste Weg führt zum Chorgestühl, das den Chorraum zur<br />
Rechten und Linken von den Seitenschiffen trennt. Unter den<br />
kunstvollen Schnitzereien des Gestühls, die die Wappen Ingolstadts,<br />
der Häuser Habsburg und Wittelsbach sowie der Markgrafen<br />
von Baden darstellen, findet sich auch die „Ingolstädter<br />
Gnad“. Das Bildnis zeigt Maria auf dem Thron und geht auf<br />
eine französische Goldschmiedearbeit zurück, die Herzog <strong>Ludwig</strong><br />
der Gebartete im Jahr 1438 dem Münster schenkte. Sie gab<br />
der Kirche nicht nur ihren Namen „Zur Schönen Unserer Lieben<br />
Frau“, sondern findet sich bis heute im Siegel der <strong>Ludwig</strong>-<br />
<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong>.<br />
In dem kostbaren Schnitzwerk deutet sich an, welche Bedeutung<br />
dem Münster in der Geschichte der LMU zukommt: Mit der Gründung<br />
der <strong>Universität</strong> 1472 in Ingolstadt wurde das Münster<br />
„Templum Academicum“ – eine Kirche als Ort für die festlichen<br />
Gottesdienste der <strong>Universität</strong>. Überdies hatten bedeutende Theologieprofessoren<br />
die Pfarrei des Münsters inne, so Dr. Johannes<br />
Eck, der den katholischen Glauben gegen Martin Luther verteidigte.<br />
Die Kirche steht gleichsam an der Schnittstelle von Glauben<br />
und Wissenschaft. Zum Ausdruck bringen dies auch die<br />
Bilder des reich verzierten Hochaltars aus der Werkstatt des<br />
Münchner Hofmalers Hans Mielich. Der Altar wurde von Herzog<br />
Albrecht V. im Jahr 1560 in Auftrag gegeben und rechtzeitig zum<br />
100. Geburtstag der <strong>Universität</strong> im Jahre 1572 fertig.<br />
Der in der Tradition der gotischen Flügelaltäre gefertigte Kunstschatz<br />
soll ganz bewusst die gegenreformatorische Affirmation<br />
des Bildes evozieren. Er stellt auf seiner Rückseite das Spannungsverhältnis<br />
zwischen Wissenschaft und Glauben dar: Auf<br />
den drei Flügeln des Altars ist hier die Disputation der Heiligen<br />
Katharina von Alexandrien – die Patronin der philosophischen<br />
Fakultät – mit den Professoren der <strong>Universität</strong> zu sehen. Während<br />
Katharina den reinen Glauben repräsentiert, argumentieren die<br />
Gelehrten für die Wissenschaften – mit dem Resultat, dass<br />
Katharina als „Siegerin“ aus dem Disput hervorgeht. Dieses lässt<br />
sich zwar nicht unbedingt aus den Bildern schließen, es liegt jedoch<br />
in der Intention des Auftraggebers. Dabei vermittelt das<br />
Triptychon gleichzeitig auch Fortschritt und Toleranz. Das zeigt<br />
sich vor allem daran, dass mit Katharina eine Frau die Oberhand<br />
im Disput behält, die der Legende nach nicht weniger als 40 antike<br />
Philosophen bekehrt haben soll. Die wichtigste Aussage des<br />
Altars ist jedoch, dass sich das Haus Wittelsbach, dem der Auftraggeber<br />
entstammt, und die Gelehrten im Glauben einig sind.<br />
Einige der Professoren auf dem Triptychon konnten identifiziert<br />
werden: So finden sich hier unter anderem der Mathematiker<br />
Peter Apian, der Theologe Friedrich Staphylus, der Geschichtsschreiber<br />
Aventin, der Begründer der Botanik, Leonhard Fuchs,<br />
an den noch heute die Fuchsie erinnert, sowie der Mathematiker<br />
Philipp Apian, der Sohn von Peter Apian. ■ cg<br />
MUM 01 | 2005 KUNSTSCHÄTZE<br />
27
MUM 01 | 2005 FORUM<br />
28<br />
Seit dem Wintersemester 2001/2002 wird der <strong>München</strong>er Promotionsstudiengang<br />
Literaturwissenschaft, der von sämtlichen<br />
literaturwissenschaftlichen Fächern der LMU getragen wird, gemeinsam<br />
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem<br />
Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert. Nach<br />
den dreijährigen Erfahrungen mit dem inzwischen als „sehr gut“ evaluierten<br />
Promotionsstudiengang liegen die Vorteile einer strukturierten<br />
Doktorandenausbildung auf der Hand: Durch transparente Auswahl-<br />
und Evaluationsverfahren<br />
und die konsequente Modulari-<br />
sierung des Studienangebots bietet<br />
sie herausragenden Doktorandinnen<br />
und Doktoranden aus<br />
dem In- und Ausland ein forschungsorientiertes<br />
und systematisch<br />
strukturiertes Lehrprogramm,<br />
das die Qualität literaturwissenschaftlicher<br />
Promotionen<br />
und die beruflichen Erfolgschancen<br />
der Absolventen grundlegend<br />
verbessern dürfte. Der interdisziplinäre<br />
Zuschnitt des Studiengangs befördert den Austausch sowohl<br />
zwischen den verschiedenen Einzelphilologien wie zwischen text-,<br />
medien- oder kulturwissenschaftlichen Forschungsrichtungen. Hierzu<br />
dienen vor allem die Doktorandenkolloquien, in denen die Doktorandinnen<br />
und Doktoranden ausführlich über den Fortgang ihres Dissertationsprojekts<br />
berichten; die fächerübergreifenden Basis- und<br />
Oberseminare, in denen aktuelle methodologische Ansätze und Forschungsschwerpunkte<br />
exemplarisch erprobt werden; schließlich Vorträge,<br />
Symposien und Workshops, die über die Oberseminare und Vorlesungen<br />
hinaus der Diskussion aktueller Forschungsschwerpunkte<br />
dienen.<br />
Die Internationalisierung von Forschung und Lehre wird begünstigt<br />
durch die bereits weit vorangetriebene Flexibilisierung der Zugangsbedingungen<br />
wie auch durch die Förderung von Auslandsaufenthalten,<br />
durch die konsequente Erweiterung des fremdsprachigen<br />
Lehrangebotes und die regelmäßige Einladung herausragender ausländischer<br />
Gastdozenten sowie durch die Ermöglichung fremdsprachiger<br />
Dissertationen und Disputationen. Im Unterschied zur bisher<br />
üblichen Einzelbetreuung der Doktorandinnen und Doktoranden ko<strong>mb</strong>iniert<br />
das Mentorensystem dieses Studiengangs die Vorteile der Individualbetreuung<br />
mit denjenigen einer Tea<strong>mb</strong>etreuung, wie sie<br />
einerseits deutscher, andererseits angelsächsischer Tradition entsprechen:<br />
Neben einem persönlichen Mentor stehen den Doktorandinnen<br />
und Doktoranden für die wissenschaftliche Betreuung alle<br />
25 am Studiengang beteiligten Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer<br />
aus zwölf verschiedenen Disziplinen zur Verfügung.<br />
Die Einbindung der Doktorandinnen und Doktoranden in Forschung<br />
und Lehre wird sowohl durch die Gelegenheit zur selbstständigen<br />
Abhaltung von Lektürekursen und Übungen gefördert wie durch<br />
die Mitwirkung bei der Planung und Organisation von Kolloquien<br />
und Symposien, durch die selbstständige<br />
Teilnahme an Forschungsprojekten<br />
der beteiligten Hochschullehrer<br />
ebensowohl wie durch<br />
Vortrags-, Tagungs- und Bibliotheksreisen.<br />
Kann es unter diesen Umständen<br />
verwundern, dass die Akzeptanz des<br />
Studiengangs bei seinen Doktoran-<br />
dinnen und Doktoranden überdurchschnittlich<br />
hoch ist?<br />
1 Prof. Dr. Hendrik Birus<br />
Institut für Vergleichende und<br />
Allgemeine Literaturwissenschaft<br />
(Komparatistik) an der LMU<br />
Im Zentrum der Debatte steht für mich die Frage nach dem Ort<br />
der geisteswissenschaftlichen Dissertation insgesamt, der mir<br />
durch einige Entwicklungen zumindest klärungsbedürftig geworden ist.<br />
Hintergrund ist die starke Zunahme von Formen der thematisch gebundenen<br />
Dissertationsförderung. Da sind zum einen die zumeist von der<br />
DFG, aber nicht nur von ihr finanzierten Graduiertenkollegs, die inzwischen<br />
einen gewichtigen Teil der öffentlich geförderten Doktorandenausbildung<br />
ausmachen, derzeit werden circa 270 Kollegs gefördert. Zum<br />
anderen sind dies jene Dissertationen,<br />
die im Rahmen von<br />
PRO + CONTRA<br />
STRUKTURIERT<br />
PROMOVIEREN?<br />
Sollen Promovenden strukturierte Doktorandenstudiengänge<br />
oder individuelle Promotionsbetreuung wahrnehmen?<br />
Sonderforschungsbereichen, Kulturwissenschaftlichen<br />
Kollegs, den<br />
Research Schools der MPG oder<br />
einzelner Bundesländer, Transregios<br />
oder Forschergruppen gefördert<br />
werden. Diese Variante der<br />
Promotionsförderung möchte ich<br />
als thematisch gebundene Promotionsförderung<br />
bezeichnen, denn<br />
Aufnahme in den Kreis der geförderten<br />
Arbeiten findet nur das<br />
Dissertationsprojekt, das sich den thematischen oder methodischen Vorgaben<br />
anpasst, die von den jeweiligen Leitern vorab formuliert worden<br />
sind. Zwar kann man immer wieder beachtliche Differenzen zwischen<br />
dem Oberthema und den dann realisierten Dissertationsthemen beobachten,<br />
aber prinzipiell muß man davon ausgehen, dass das jeweilige<br />
Thema in den Rahmen hineinpassen muss, der vorgegeben ist. Die<br />
Frage bleibt, ob der thematisch gebundene Rahmen der einzige mögliche<br />
Kontext ist, in dem vorzügliche Dissertationen entstehen können. Meine<br />
Antwort auf diese Frage ist eindeutig, wenn auch in aller Vorsicht formuliert:<br />
Nein, es gibt auch andere „individuelle” Zusammenhänge, in denen<br />
solche Fragen entstehen können. Diese aber scheinen mir in den letzten<br />
Jahren zunehmend in den Hintergrund gedrängt zu werden. Wie lässt<br />
sich heute noch eine mit „öffentlichen” Mitteln geförderte Dissertation<br />
im Bereich der Geisteswissenschaften finanzieren, die außerhalb des oben<br />
genannten Verbundsystems, also als individuelle Dissertation, entsteht?<br />
Natürlich gibt es noch einige Stiftungen, die sich weiterhin in diesem<br />
Bereich engagieren, aber z.B. die bislang existierende Graduiertenförderung<br />
des Freistaats Bayern, die eine bescheidene Fördermöglichkeit<br />
von Individualdissertationen ermöglichte, soll jetzt in einem<br />
neuen System zentralisierter Förderung aufgehen, das die Anbindung<br />
des Themas an landesweite Schwerpunktbildungen wie etwa die des<br />
„Elitenetzwerks” voraussetzt. Es liegt zwar noch keine eindeutige Verfahrensregelung<br />
vor, aber die jetzt drohende Umstellung lässt befürchten,<br />
dass die bisher noch mögliche schmale Förderung für individuell<br />
arbeitende Doktoranden auch noch versperrt wird. Dies wäre<br />
ein Verlust bislang durchaus ertragreicher akademischer Freiheit, gegen<br />
den die Bayerische Rektorenkonferenz erfreulicherweise protestiert<br />
hat. Ebenso begrüßt werden muss die Stellungnahme des Wissenschaftsrats<br />
aus dem Jahre 2002, der sich nicht nur gegen eine Ausweitung,<br />
sondern für eine Reduktion der Graduiertenkollegs aussprach.<br />
Insofern besteht der Konflikt weniger<br />
um die strukturierte Ausbildung, die<br />
freilich auch zu keiner neuen Belastung<br />
der Doktoranden werden darf,<br />
sondern eher in dem Streit um die<br />
Kontexte, in denen eine Dissertation<br />
als Forschungsbeitrag generiert und<br />
gepflegt werden kann. Hier muß ein<br />
großer individueller Spielraum blei-<br />
ben, der auch Konsequenzen für die<br />
Förderpraxis haben sollte.<br />
1 Prof. Dr. Winfried Schulze<br />
Abteilung für Geschichte der<br />
Frühen Neuzeit an der LMU
5 Direkt vor der Amalienhalle<br />
wurden die Kisten mit den beliebten<br />
LMU-Rucksäcken vom Lkw geladen.<br />
SEID WILLKOMMEN, ERSTSEMESTER!<br />
Junge Gesichter mit neugierigen Blicken drängten sich am<br />
18. Oktober 2004 auf den Treppen der altehrwürdigen Alma Mater:<br />
Viele der insgesamt 9.322 Erstsemester, die im Wintersemester<br />
2004/05 ihr Studium an der LMU aufgenommen haben, wurden von<br />
Professor Bernd Huber am ersten Tag des Semesters im Lichthof<br />
des LMU-Hauptgebäudes persönlich begrüßt. In seiner Rede<br />
ermunterte der Rektor die Studierenden, ihr Studium auch mit Blick<br />
auf ihre Chancen im Ausland auszurichten. „In einer von Globalisierung<br />
und internationaler Vernetzung geprägten Welt lohnt es<br />
sich immer, über den Tellerrand hinauszuschauen, vor allem schon<br />
während des Studiums.“<br />
Die Bedeutung eines grenzüberschreitenden Studiums betonte auch<br />
Prorektorin Professor Friederike Klippel in ihrer anschließenden<br />
Begrüßungsrede. Sie erläuterte den gespannten Erstsemestern die<br />
große Wichtigkeit, während des Studiums eine oder mehrere Fremdsprachen<br />
zu lernen sowie einen Auslandsaufenthalt zu planen.<br />
Experten vom Akademischen Auslandsamt, der Studienberatung<br />
und des Promotionsausschusses waren vor Ort, um spezielle<br />
Fragen der Studierenden zu beantworten.<br />
Aber zunächst nutzten die Erstsemester diesen Tag, um sich einen<br />
ersten Überblick zu verschaffen und sich mit ihrem neuen Studienort<br />
vertraut zu machen. Um ihnen den Start zu erleichtern, stellten<br />
ihnen Studierendenorganisationen wie die internationale Austauschorganisation<br />
AIESEC oder der Debattierclub auch im Oktober<br />
2004 vielfältige Informationen an zahlreichen Infoständen zur Verfügung.<br />
Studienanfänger ohne Dach über dem Kopf konnten sich<br />
beim Studentenwerk über die Zimmervermittlung informieren. Erstsemester<br />
ohne Studienplan waren bei der Zentralen Studienberatung<br />
gut aufgehoben. Und wer Leben und Studium schon<br />
perfekt organisiert hatte, konnte sich am Stand der Bayerischen<br />
Elite-Akademie schlau machen, wie er noch ein wenig mehr Anspruch<br />
in sein neues Leben bringen könnte.<br />
Als Willkommensgeschenk gab es auch in diesem Semester wieder<br />
für alle Studienanfänger den LMU-Rucksack – randvoll gefüllt mit<br />
vielen Informationen und zahlreichen Give-Aways der Sponsoren.<br />
In langen Schlangen warteten die neuen Mitglieder der LMU-Community<br />
geduldig, um ihr Starterpaket für die ersten harten Tage im<br />
Studentenleben in Empfang zu nehmen. ■ gra<br />
MUM 01 | 2005 SPEZIAL<br />
29
MUM 01 | 2005 KÖPFE<br />
30<br />
NEUBERUFEN<br />
Prof. Dr. Barbara Vinken<br />
1 Prof. Dr. Hermann-Josef Stipp<br />
■ PROF. DR. DAMIR FILIPOVIC<br />
Fakultät für Mathematik<br />
Seit Oktober 2004 ist Damir Filipovic, Lehrstuhlinhaber<br />
für Finanz- und Versicherungsmathematik<br />
am Mathematischen Institut der LMU. Er studierte<br />
Mathematik an der ETH Zürich und promovierte dort<br />
2000 mit einer Arbeit über stochastische Zinsmodelle.<br />
Danach absolvierte er Forschungsaufenthalte<br />
an der TU Wien, Stanford University, Princeton University<br />
und Colu<strong>mb</strong>ia University. Von 2002 bis 2003<br />
war Damir Filipovic Assistant Professor am Department<br />
of Operations Research and Financial Engineering<br />
an der Princeton University. Im Sommer<br />
2003 wechselte er zum Schweizerischen Bundesamt<br />
für Privatversicherungen in Bern, wo er als wissenschaftlicher<br />
Berater an der Entwicklung des Schweizer<br />
Solvenztests für Versicherungsunternehmen mitwirkte.<br />
Daneben war er als Gastforscher an der ETH<br />
Zürich tätig. Die aktuellen wissenschaftlichen<br />
Schwerpunkte von Damir Filipovic liegen in der<br />
Finanz- und Versicherungsmathematik mit Fokus auf<br />
der Entwicklung von Methoden zur Risikoanalyse<br />
und Solvenzkapitalbestimmung für Versicherungsunternehmen,<br />
insbesondere im Rahmen von Solvency<br />
II., dem zukünftigen Solvenzrichtlinienwerk für<br />
Erst- und Rückversicherer in der Europäischen Union.<br />
Frühere Forschungsarbeiten behandeln Kreditrisikound<br />
Zinsmodelle, die Bewertung von Optionen, aber<br />
auch mathematisch grundlegendere Themen wie die<br />
Analyse von so genannten affinen und quadratischen<br />
Markov-Prozessen, stochastischen Differentialgleichungen<br />
in unendlich vielen Dimensionen und deren<br />
endlich-dimensionalen Realisierungen.<br />
■ PROF. DR. BARBARA VINKEN<br />
Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
Barbara Vinken hat seit dem Wintersemester 2004/<br />
05 den Lehrstuhl für Französische Literatur und Allgemeine<br />
und Vergleichende Literaturwissenschaft<br />
an der LMU inne. Vinken stammt aus der Konstanzer<br />
Schule der Literaturwissenschaft, wohin sie nach<br />
Studien in Aix-en-Provence, Freiburg im Breisgau<br />
und Paris gegangen war. Von Konstanz ging sie als<br />
Stipendiatin an die Yale School of Criticism. 1989 in<br />
Konstanz und 1991 in Yale promoviert, habilitierte<br />
sie sich 1996 in Jena und folgte im Wechsel mit Gastprofessuren<br />
an der New York University, der EHESS<br />
Paris und der Hu<strong>mb</strong>oldt-<strong>Universität</strong> in Berlin Rufen<br />
auf die romanistischen Lehrstühle in Ha<strong>mb</strong>urg,<br />
Zürich und <strong>München</strong>. In ihren literaturtheoretischen<br />
und philologischen Arbeiten hat Barbara Vinken die<br />
Methoden der Konstanzer und Yaler Komparatistik<br />
zur Rekonstruktion der epochalen Schwellen der<br />
französischen Renaissance, Klassik und des späten<br />
19. Jahrhunderts genutzt und geschärft. In ergänzenden<br />
kulturwissenschaftlichen Studien von der<br />
mittelalterlichen Mystik bis zum dekonstruktiven<br />
Feminismus, von den Gynomythologien der Moderne<br />
zur Avantgarde der Modetheorie im 20. Jahrhundert<br />
hat sie ihren jetzigen Forschungsschwerpunkt<br />
vorbereitet, der den postreligiösen Motiven und der<br />
laizistischen Politik des nachrevolutionären Frankreich<br />
gewidmet ist.<br />
■ PROF. DR. HERMANN-JOSEF STIPP<br />
Katholisch-Theologische Fakultät<br />
Hermann-Josef Stipp ist seit Oktober 2004 Professor<br />
für Alttestamentliche Theologie an der Katholisch-<br />
Theologischen Fakultät. 1973 bis 1979 studierte er<br />
Katholische Theologie, Philosophie, Semitische<br />
Sprachen und Pädagogik an der Johannes-Gutenberg-<strong>Universität</strong><br />
Mainz und promovierte 1985 an der<br />
Eberhard-Karls-<strong>Universität</strong> Tübingen. Von 1985 bis<br />
1987 war er Hu<strong>mb</strong>oldt-Stipendiat an der <strong>Universität</strong><br />
Stellenbosch (Südafrika). 1991 erfolgte seine<br />
Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten in<br />
Tübingen. 1992 bis 1998 war er an der <strong>Universität</strong><br />
Stellenbosch tätig, unterbrochen von einer halbjährigen<br />
pastoralen Tätigkeit in der Pfarrgemeinde<br />
St. Paulus (Tübingen) im Jahr 1994. Ab 1996 war er<br />
Gastprofessor an der <strong>Universität</strong> Stellenbosch und<br />
seit 2003 Honorarprofessor. 2000 bis 2004 hatte er<br />
eine Professur für Altes Testament am Fachbereich<br />
Katholische Theologie der Johannes-Gutenberg-<br />
<strong>Universität</strong> Mainz inne und war hier von 2003 bis<br />
2004 Dekan. In seinem Fachgebiet, dem Alten<br />
Testament, liegen seine Forschungsschwerpunkte<br />
auf dem Buch des Propheten Jeremia, der im<br />
religiösen und politischen Leben des Staates Juda in<br />
den Krisenjahren vor dem babylonischen Exil (ab 586<br />
v. Chr.) eine Schlüsselrolle spielte. Das Jeremiabuch<br />
zählt zum weiteren Kreis der deuteronomistischen<br />
Literatur. Darunter versteht man jene Bereiche des<br />
Alten Testaments, in denen eine bedeutende<br />
theologische Schule ihre Spuren hinterlassen hat, die<br />
sich durch ihre Hochschätzung des deuteronomischen<br />
Gesetzes ausgezeichnet hat.<br />
■ PROF. DR. FRANZ MERKL<br />
Fakultät für Mathematik<br />
Im Oktober 2004 trat Franz Merkl eine C4-Professur<br />
für Angewandte Mathematik (Stochastik) an der LMU<br />
an. Franz Merkl wurde 1966 geboren. 1987 bis 1993<br />
studierte er an der LMU und machte Diplomabschlüsse<br />
in Mathematik und Physik. Er wurde an<br />
der ETH Zürich 1997 mit einer Arbeit über ein<br />
Riemann-Roch-Theorem mit Anwendungen in der<br />
inversen Spektraltheorie promoviert. Nach Forschungstätigkeiten<br />
am Courant-Institut in New York,<br />
dem Stochastikinstitut Eurandom in Eindhoven (Niederlande),<br />
der Habilitation in Bielefeld im Jahr 2002<br />
über stochastische Prozesse in zufälligen Medien,<br />
einer Assistenzprofessur an der <strong>Universität</strong> Leiden
(Niederlande) und dazwischen einem Forschungsaufenthalt<br />
an der UCLA in Los Angeles, kehrte er<br />
nach <strong>München</strong> zurück. Er verbindet in der Lehre zwei<br />
Ziele: Vermittlung einer breiten Grundausbildung<br />
und Heranführung an die zentralen Techniken der<br />
Stochastik. Franz Merkl will die Zusammenarbeit zwischen<br />
den verschiedenen Fachrichtungen innerhalb<br />
der Mathematik, aber auch mit den Nachbardisziplinen<br />
stärken. Seine wissenschaftlichen Hauptinteressen<br />
liegen in physikalisch motivierten stochastischen<br />
Fragestellungen.<br />
■ PROF. DR. JOACHIM WINTER<br />
Fakultät für Volkswirtschaftslehre<br />
Joachim Winter, 1967 geboren, ist zum 1. Oktober<br />
2004 als Professor für Empirische Wirtschaftsforschung<br />
an das Department Volkswirtschaftslehre berufen<br />
worden. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften<br />
an der <strong>Universität</strong> Augsburg und der<br />
London School of Economics wechselte er an die<br />
<strong>Universität</strong> Mannheim, wo er 1997 promovierte und<br />
sich 2002 in den Fächern Volkswirtschaftslehre und<br />
Ökonometrie habilitierte. Forschungsaufenthalte<br />
führten ihn an die University of Wisconsin, Madison,<br />
das U.S. Bureau of the Census, Washington, die Tilburg<br />
University in den Niederlanden sowie im Jahr<br />
2000 an die University of California, Berkeley. Von<br />
Januar 2002 bis Septe<strong>mb</strong>er 2004 war er stellvertretender<br />
Direktor des Mannheim Research Institute for<br />
the Economics of Aging (MEA).<br />
Das Forschungsgebiet von Professor Winter ist das<br />
Verhalten in dynamischen Entscheidungssituationen,<br />
wobei die Altersvorsorge privater Haushalte<br />
die derzeit wichtigste praktische Anwendung darstellt.<br />
Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen, inwieweit<br />
die privaten Haushalte ihre Entscheidungen so<br />
rational treffen, wie es das traditionelle ökonomische<br />
Verhaltensmodell unterstellt, und welche Rolle alternative<br />
Entscheidungsmuster wie Faustregeln und<br />
Heuristiken sowie Lernprozesse in sozialen Gruppen<br />
spielen. Winter entwickelt derzeit zusammen mit<br />
dem Nobelpreisträger Daniel McFadden von der<br />
University of California, Berkeley, neue Methoden<br />
für Haushaltsbefragungen sowie geeignete statistische<br />
Analysewerkzeuge. Mit besseren Daten lassen<br />
sich Spar- und Altersvorsorgeentscheidungen<br />
genauer vorhersagen und damit auch die Auswirkungen<br />
der Alterung sowie der Renten- und Sozialreformen<br />
besser abschätzen.<br />
■ PROF. DR. HELMUTH PREE<br />
Katholisch-Theologische Fakultät<br />
Helmuth Pree, geb. 1950, hat zum 15. Oktober 2004<br />
den Lehrstuhl für Kirchenrecht, insbesondere für<br />
theologische Grundlegung des Kirchenrechts,<br />
Allgemeine Normen und Verfassungsrecht sowie für<br />
Orientalisches Kirchenrecht übernommen. Nach<br />
dem Studium der Rechtswissenschaften an der<br />
Johannes-Kepler-<strong>Universität</strong> Linz absolvierte Pree<br />
das Studium des Kanonischen Rechts an der<br />
Päpstlichen Lateran-<strong>Universität</strong> in Rom sowie das<br />
Studium der Katholischen Theologie an der Theologischen<br />
Hochschule Linz. Die Habilitation im Fach<br />
Kirchenrecht erfolgte an der Juristischen Fakultät<br />
der <strong>Universität</strong> Linz, an der er 1983 zum Ordinarius<br />
für Kirchenrecht ernannt wurde. 1988 nahm er den<br />
Ruf auf den Lehrstuhl für Kirchenrecht an der <strong>Universität</strong><br />
Passau an, den er bis zu seiner Berufung<br />
nach <strong>München</strong> inne hatte. Er ist seit diesem Jahr<br />
stellvertretender Vorsitzender der Internationalen<br />
Vereinigung der Kirchenrechtler und bereits seit<br />
1997 Mitglied der Rechtskommission des Verbandes<br />
der Diözesen Deutschlands.<br />
Prees Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich<br />
der theologischen, rechtsphilosophischen und<br />
rechtstheoretischen Grundlagen des Kirchenrechts<br />
sowie seiner Grundbegriffe. Ein weiterer Forschungsfokus<br />
liegt auf der kanonistischen Methodenlehre,<br />
auf Fragen des Verfassungsrechts der<br />
katholischen Kirche einschließlich der Rechtsfragen,<br />
die der Ökumenismus aufwirft. Zudem forscht Pree<br />
in Fragen des kirchlichen Vermögensrechts, speziell<br />
im Grenzbereich zwischen kirchlichem und staatlichem<br />
Recht. Außerdem soll die Zusammenarbeit<br />
mit führenden ausländischen kanonistischen<br />
Fakultäten und Instituten ausgebaut und vertieft<br />
werden.<br />
■ PROF. DR. ROLAND KANY<br />
Katholisch-Theologische Fakultät<br />
Roland Kany wurde zum 15. Oktober 2004 auf den<br />
Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Altertums und<br />
Patrologie berufen. Nach dem Studium der Theologie,<br />
Philosophie und Germanistik in Würzburg<br />
und Tübingen verbrachte er 1984/85 ein Jahr am<br />
Warburg Institute in London, das allen Aspekten<br />
der Antike-Rezeption in Orient und Okzident gewidmet<br />
ist. 1986 erwarb er in Tübingen den philosophischen<br />
Doktorgrad. Von 1985 bis 1990 war<br />
Roland Kany Mitarbeiter des Tübinger Theologen<br />
und heutigen Kardinals Walter Kasper. 1990 bis<br />
1993 forschte er als Thyssen-Stipendiat je ein Jahr<br />
in Tübingen, Oxford und Rom in den Fachgebieten<br />
Patrologie und christlicher Orient. 1994 bis 2000<br />
arbeitete er als Assistent in Mainz, bis 2001 in Freiburg.<br />
2001 trat er in die Feuilletonredaktion der<br />
Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein. 2003 wurde<br />
er mit einer Studie zu Augustins Trinitätslehre an<br />
der Katholisch-Theologischen Fakultät der <strong>Universität</strong><br />
Bochum habilitiert. Von Sommer 2003 bis<br />
Sommer 2004 wirkte er als Professor für Kirchengeschichte<br />
in Augsburg. Im Mittelpunkt seiner Forschungsinteressen<br />
stehen die Wechselwirkungen<br />
von heidnischer, jüdischer und christlicher Kultur<br />
in der Antike, darunter vor allem die christliche<br />
Rezeption antiker Philosophie, außerdem die<br />
systematisch-theologischen Aspekte antiker christlicher<br />
Schriften sowie Phänomene der Wirkungsgeschichte<br />
der Antike, insbesondere in der<br />
Wissenschafts- und Ideengeschichte vom Mittelalter<br />
bis zur Gegenwart. Fünf Jahre lang hatte er die<br />
Herausgeber-Schriftleitung des elfbändigen „Lexikons<br />
für Theologie und Kirche“ inne. Er ist Mitherausgeber<br />
der „Fontes Christiani“, einer Reihe<br />
zweisprachiger Ausgaben von antiken und mittelalterlichen<br />
Texten.<br />
1 Prof. Dr. Roland Kany<br />
1 Prof. Dr. Joachim Winter<br />
MUM 01 | 2005 KÖPFE<br />
31
MUM 01 | 2005 KÖPFE<br />
32<br />
PREISE & EHRUNGEN<br />
1 Prof. Dr. Donald Bruce Dingwell<br />
1 Prof. Dr. Reinhard Hohlfeld<br />
■ FORSCHUNGSSTIPENDIATEN AN DER LMU<br />
Die Alexander von Hu<strong>mb</strong>oldt-Stiftung ermöglicht<br />
hoch qualifizierten promovierten ausländischen<br />
Nachwuchswissenschaftlern, ein Forschungsvorhaben<br />
eigener Wahl in Deutschland durchzuführen.<br />
Unter der wissenschaftlichen Betreuung<br />
von Professor Helmut Schwichtenberg sind derzeit<br />
am Mathematischen Institut zu Gast: Das Ehepaar<br />
Dr. Sara Negri und Professor Janvon Plato<br />
von der University of Helsinki, Institute of Philosophy,<br />
vom 1. Oktober 2004 bis 31. März 2005<br />
sowie für ein Jahr Dr. Christian Urban, Corpus<br />
Christi College Ca<strong>mb</strong>ridge, Großbritannien, seit<br />
1. Januar 2005.<br />
Dr. Maria Angeles Izquierdo erhielt ebenfalls ein<br />
Hu<strong>mb</strong>oldt Forschungsstipendium und ist nun<br />
Hu<strong>mb</strong>oldt-Gastwissenschaftlerin in der Arbeitsgruppe<br />
von Professor Thomas Carell, Department<br />
Chemie und Biochemie, Bereich Organische<br />
Chemie. Ein weiterer Hu<strong>mb</strong>oldt Gastwissenschaftler<br />
in der AG Carell ist Dr. Glenn Ashley Burley.<br />
Dr. Deborah Holmes aus Oxford/England hat ein<br />
Theodor-Heuss-Forschungsstipendium für zwölf<br />
Monate erhalten. Sie ist vom 1. Oktober 2004 bis<br />
30. Septe<strong>mb</strong>er 2005 am Institut für Deutsche Philologie<br />
und wird von Professor Inka Mülder-Bach,<br />
Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur, betreut.<br />
Frau Professor Lenawaty Brotosudarmo arbeitet<br />
seit 1. Nove<strong>mb</strong>er 2004 für ein Jahr als Georg-Forster-Stipendiatin<br />
in der Arbeitsgruppe von Professor<br />
Hugo Scheer, Department Biologie I – Bereich<br />
Botanik und Sprecher des SFB 533 – Lichtinduzierte<br />
Dynamik von Biopolymeren. Professor<br />
Brotosudarmo ist bekannt durch ihre biochemischen<br />
und spektroskopischen Arbeiten an Photosynthese-Farbstoffen.<br />
Sie ist hier an einem interdisziplinären<br />
Projekt zur photodynamischen Krebstherapie<br />
mittels bakterieller Chlorophylle beteiligt,<br />
wobei sie vor allem die Abbauprodukte und den<br />
Aggregationszustand der Pigmente bearbeitet.<br />
■ BEDEUTENDER FORSCHUNGSPREIS FÜR<br />
REINHARD HOHLFELD<br />
Professor Reinhard Hohlfeld (51), Leiter des Instituts<br />
für Klinische Neuroimmunologie am Klinikum<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong>, erhielt am 26.<br />
Nove<strong>mb</strong>er 2004 in Stuttgart den Sobek-Forschungspreis.<br />
Der mit 100.000 Euro dotierte Preis<br />
ist eine der weltweit bedeutendsten Auszeichnungen<br />
auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose<br />
(MS). Der Sobek-Forschungspreis wird nicht für<br />
eine wissenschaftliche Einzelleistung vergeben,<br />
sondern würdigt das Gesamtwerk eines Forschers.<br />
Reinhard Hohlfeld gehört weltweit zu den führenden<br />
Neuroimmunologen. Erstmals gelangen ihm<br />
1984 im Labor die Isolierung und die klonale Kultur<br />
von humanen T-Helfer-Lymphozyten. Diese<br />
nehmen bei der Regulation des Immunsystems<br />
eine Schlüsselrolle ein und sind an vielen lebensnotwenigen<br />
Abwehrprozessen beteiligt. Sie können<br />
jedoch auch „verrückt spielen“ und in einer<br />
Art Überreaktion Bestandteile des eigenen<br />
Körpers bekämpfen. Diese Überreaktion spielt bei<br />
der Entstehung der Multiplen Sklerose eine große<br />
Rolle. Die Isolierung der T-Lymphozyten war vor<br />
20 Jahren ein wissenschaftlicher Paukenschlag.<br />
Bei der Multiplen Sklerose, einer schubweise verlaufenden<br />
Erkrankung des zentralen Nervensystems,<br />
werden zunehmend Nervenfasern in Gehirn<br />
und Rückenmark zerstört. Bis heute kann MS<br />
zwar durch Medikamente in ihrem Verlauf aufgehalten<br />
oder abgeschwächt werden, eine Heilung<br />
ist aber noch nicht möglich. Das immer bessere<br />
Verständnis der autoaggressiven T-Lymphozyten<br />
lässt zumindest hoffen, dass es in Zukunft eine<br />
Heilung geben wird. Hohlfeld und seinen Mitarbeitern<br />
ist es kürzlich gelungen, autoaggressive<br />
T-Lymphozyten von verstorbenen MS-Patienten<br />
in der Zellkultur wieder zu beleben und dadurch<br />
ihre Wirkmechanismen besser zu entschlüsseln.<br />
■ LMU-VULKANEXPERTE EINER DER<br />
MEISTZITIERTEN FORSCHER<br />
Der Vulkanexperte Professor Donald Bruce<br />
Dingwell, Direktor des Departments für Geo- und<br />
Umweltwissenschaften, Lehrstuhl für Mineralogie<br />
und Petrologie, gehört seit 2004 zu den meistzitierten<br />
wissenschaftlichen Autoren. Dies gab das<br />
„Institute for Scientific Information“ (ISI) in<br />
Philadelphia, USA, bekannt.<br />
„Highly Cited Authors“ sind die 250 in den letzten<br />
20 Jahren weltweit meistzitierten wissenschaftlichen<br />
Autoren ihres Faches. Weniger als 0,5 Prozent<br />
aller zitierten Wissenschaftler erreichen diesen<br />
Status. Die meistzitierten Autoren der letzten 20<br />
Jahre in 21 Kategorien sind im Internet unter<br />
www.ISIHighlyCited.com zu finden, einer Internetseite<br />
des „Institute for Scientific Information“, der<br />
international führenden Organisation für bibliometrische<br />
Forschung.<br />
■ DAAD-PREIS 2004 FÜR KANADISCHEN<br />
LMU-DOKTORANDEN<br />
Den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes<br />
(DAAD) für hervorragende Leistungen 2004<br />
hat der kanadische Doktorand Joel Timothy Schmidt<br />
erhalten. Die mit 800 Euro dotierte Auszeichnung<br />
würdigt auch sein Engagement im Bereich der<br />
Kirchenmusik. Der 33-Jährige promoviert am Lehrstuhl<br />
für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung<br />
bei Professor Tippelt. Neben seiner<br />
Promotion engagiert sich Joel Timothy Schmidt als<br />
Gründer sowie Leiter des Jugendkirchenchores
„Jubilation Singers“ an der Pfarrkirche St. Jodok in<br />
Landshut.<br />
Der Preis des DAAD wird jährlich an ausländische<br />
Studierende vergeben, die sich durch herausragende<br />
Prüfungsleistungen und ein umfassendes soziales<br />
Engagement auszeichnen.<br />
■ FELIX-WANKEL-TIERSCHUTZ-<br />
FORSCHUNGSPREIS 2004 AN PROFESSOR<br />
JEAN-MARIE BUERSTEDDE<br />
Professor Jean-Marie Buerstedde, Direktor des<br />
Instituts für Molekulare Strahlenbiologie am Forschungszentrum<br />
für Umwelt und Gesundheit<br />
(GSF) in Neuherberg bei <strong>München</strong> hat den mit<br />
30.000 Euro dotierten Felix-Wankel-Tierschutz-<br />
Forschungspreis 2004 erhalten. Buerstedde hat<br />
bei seinen Forschungen über das Hühner-Genom<br />
mit der Hühnerzelllinie DT40 ein effektives tierfreies<br />
genetisches System etabliert, durch das Versuche<br />
mit Tieren überflüssig werden.<br />
Den Felix-Wankel-Preis gibt es seit 1972. Er ist<br />
damit der älteste seiner Art in Deutschland und<br />
wurde zum Vorbild für eine Reihe ähnlicher Preise.<br />
Seit 1985 erfolgt die Vergabe durch ein Kuratorium,<br />
in das die LMU als Institution eingebunden<br />
ist. Ihm gehören Vertreter der Felix-Wankel Stiftung,<br />
von der Stiftung benannte Wissenschaftler<br />
und von der Tierärztlichen Fakultät bestellte<br />
Professoren an. Vorsitzender des Kuratoriums ist<br />
der Rektor der LMU.<br />
■ AUSZEICHNUNG FÜR PROF. RENNER<br />
Professor Susanne Renner, Lehrstuhl Systematische<br />
Botanik, Direktorin des Botanischen Gartens<br />
<strong>München</strong>-Nymphenburg, ist zum foreign me<strong>mb</strong>er<br />
der Natural Sciences Class der Royal Danish<br />
Academy of Sciences and Letters gewählt worden.<br />
■ EHRUNG FÜR PROFESSOR THURAU<br />
Professor med. Dr. h.c. Klaus Thurau, Physiologisches<br />
Institut, wurde von der Nephrologischen<br />
Gesellschaft auf ihrer Jahrestagung im Septe<strong>mb</strong>er<br />
2004 in Basel zum Ehrenmitglied ernannt.<br />
■ ZWEI FORSCHUNGSPREISE FÜR<br />
WISSENSCHAFTLER AM GENZENTRUM<br />
Zwei Arbeitsgruppenleiter am Genzentrum<br />
wurden mit international renommierten Forschungspreisen<br />
ausgezeichnet. Dr. Katja Sträßer<br />
erhielt von der Europäischen Organisation für<br />
Molekularbiologie den Young Investigator Award<br />
2004 (EMBO YIP). Das Genzentrum nimmt damit<br />
international eine Spitzenstellung ein: Vier EMBO<br />
YIP-Preisträger arbeiten derzeit am Institut, zu<br />
denen neben Professor Karl-Peter Hopfner und<br />
Professor Ralf-Peter Jansen auch Professor Patrick<br />
Cramer, der Leiter des Genzentrums, gehört.<br />
Cramer ist zudem am 25. Nove<strong>mb</strong>er 2004 in Düsseldorf<br />
mit dem 10. Eppendorf Award for Young<br />
European Investigators ausgezeichnet worden.<br />
Das EMBO Young Investigator Programm wurde<br />
eingerichtet, um junge Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler in den ersten drei Jahren als<br />
selbständige Gruppenleiter zu unterstützen. So<br />
finanziert das jeweilige Gastland des Forschers<br />
ein Preisgeld von 45.000 Euro, das über drei Jahre<br />
hinweg ausgezahlt wird.<br />
Dr. Katja Sträßer ist eine von 20 EMBO Young<br />
Investigators in diesem Jahr. Seit Januar 2003 ist<br />
sie Gruppenleiterin am Genzentrum und arbeitet<br />
über das Molekül mRNA, das eine essentielle<br />
Rolle bei der Umsetzung genetischer Information<br />
in Proteine spielt.<br />
Der Eppendorf Award for Young European Investigators<br />
ist mit 15.000 Euro dotiert. Anerkannt<br />
werden damit herausragende Beiträge zur biomedizinischen<br />
Forschung mit Hilfe molekularbiologischer<br />
Methoden. Der Preis wird gemeinschaftlich<br />
von Eppendorf, einem der weltweit<br />
führenden Unternehmen für Biotech-Equipment,<br />
und der Fachzeitschrift Nature verliehen. Der<br />
Preisträger 2004 Professor Dr. Patrick Cramer<br />
begann seine Arbeit am Genzentrum vor drei Jahren,<br />
seit 2004 ist er leitender Direktor. Der Schwerpunkt<br />
seiner Forschung liegt auf dem zentralen<br />
Enzym der Genabschrift, der RNA-Polymerase II.<br />
Mit der Entschlüsselung der dreidimensionalen<br />
Struktur des Enzyms gelang Cramer ein Durchbruch.<br />
■ LMU-PHYSIKER ERHÄLT RENÉ-<br />
DESCARTES-PREIS MIT EU-FORSCHER-<br />
GRUPPE FÜR QUANTENKOMMUNIKATION<br />
Der René-Descartes-Preis der Europäischen Union<br />
wurde in diesem Jahr an eine Gruppe von Wissenschaftlern<br />
verliehen, der auch Professor Harald<br />
Weinfurter vom Department Physik angehört. Die<br />
mit einer Million Euro dotierte Auszeichnung wird<br />
jedes Jahr für herausragende wissenschaftliche und<br />
technologische Ergebnisse verliehen, die aus einer<br />
europäischen Kooperation hervorgegangen sind.<br />
„IST-QuComm“ heißt das Projekt, für das der René-<br />
Descartes-Preis am 2. Deze<strong>mb</strong>er 2004 in Prag<br />
verliehen wurde. Die Wissenschaftler hätten damit<br />
die Quantentechnologie aus dem Labor geholt, hieß<br />
es in der Begründung der Nominierung. Es gelangen<br />
ihnen mehrere Durchbrüche, die schon in nächster<br />
Zeit ein globales Netzwerk abhörsicherer Kommunikation<br />
ermöglichen könnten. Das Münchner Team<br />
um Professor Weinfurter konnte innerhalb der<br />
QuComm-Gruppe viele Experimente in Zusammenarbeit<br />
mit dem Max-Planck-Institut für Quantenoptik<br />
in Garching durchführen.<br />
■ EHEMALIGER LEITER DES<br />
LMU-AUSLANDSAMTES GEEHRT<br />
Der langjährige Leiter des Akademischen Auslandsamtes,<br />
Rainer Kohmann, hat den mit 5.000<br />
Euro dotierten Preis des Bayerischen Staatsministers<br />
für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />
für besondere Verdienste um die Internationalisierung<br />
der Bayerischen Hochschulen erhalten.<br />
Kohmann wurde für seinen hohen persönlichen<br />
Einsatz für die Steigerung des Bekanntheitsgrades<br />
und der Wertschätzung bayerischer Hochschulen<br />
im Ausland geehrt. Wissenschaftsminister<br />
1 Prof. Dr. Susanne Renner<br />
1 Prof. Dr. Harald Weinfurter<br />
MUM 01 | 2005 KÖPFE<br />
33
MUM 01 | 2005 KÖPFE<br />
34<br />
1 Prof. Dr. Rita Rosner<br />
1 Prof. Dr. Peter Becker<br />
Thomas Goppel lobte Kohmanns „umfangreiches<br />
und in dieser Intensität wohl einzigartiges<br />
Lebenswerk“.<br />
Rainer Kohmann war von 1977 bis 1994 Mentor<br />
am Hochschulkuratorium für Studentenwohnheime<br />
an der LMU sowie an der Technischen<br />
<strong>Universität</strong> <strong>München</strong>. Danach leitete er das Akademische<br />
Auslandsamt der LMU. Seit Nove<strong>mb</strong>er<br />
2004 ist er im Rahmen einer Altersteilzeitregelung<br />
vom aktiven Dienst freigestellt.<br />
■ AWR-PREIS FÜR PSYCHOLOGIN ROSNER<br />
Professor Rita Rosner, Department Psychologie,<br />
hat im Oktober den Forschungspreis der „Association<br />
for Research on the World Refugee<br />
Problem (AWR)“ erhalten. Der Preis ist mit 2.000<br />
Euro dotiert und wird für Forschungsarbeiten<br />
vergeben, die sich mit Aspekten von Flucht und<br />
Vertreibung beschäftigen.<br />
Beim AWR handelt es sich um eine international<br />
tätige Forschungsorganisation, die in der Folge<br />
der Flüchtlingsbewegungen nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg gegründet wurde und sich überwiegend<br />
mit den rechtlichen Aspekten von Flucht<br />
und Vertreibung befasst. Die deutsche Sektion<br />
besteht vorrangig aus Juristen.<br />
■ PROFESSOR WOLFGANG M. HECKL<br />
ERHÄLT RENÉ-DESCARTES-PREIS FÜR<br />
WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION<br />
Wolfgang M. Heckl, Professor für Oberflächentopographie<br />
an der Fakultät für Geowissenschaften<br />
und seit 1. Oktober 2004 Generaldirektor des<br />
Deutschen Museums in <strong>München</strong>, ist mit dem<br />
René-Descartes-Preis für Wissenschaftskommunikation<br />
der Europäischen Kommission ausgezeichnet<br />
worden, der dieses Jahr erstmalig vergeben<br />
wurde. Den mit 50.000 Euro dotierten Preis<br />
hat der Physiker am 2. Deze<strong>mb</strong>er 2004 in Prag für<br />
seine herausragenden Leistungen in der Kategorie<br />
„Professional Scientists engaged in Science Communication<br />
to the Public“ erhalten.<br />
■ PROFESSOR BECKER ERHÄLT LEIBNIZ-<br />
PREIS 2005<br />
Professor Peter Becker, Lehrstuhlinhaber für<br />
Molekularbiologie am Adolf-Butenandt-Institut,<br />
hat den Förderpreis des Gottfried Wilhelm Leibniz-Programms<br />
der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) 2005 erhalten. Der Leibniz-<br />
Preis ist der wichtigste deutsche Forschungspreis.<br />
Er ist mit 1,55 Millionen Euro dotiert.<br />
Beckers Forschungsergebnisse seien von großer<br />
Bedeutung für das Verständnis der Genaktivitäten<br />
bei der Entstehung von Krebs oder der e<strong>mb</strong>ryonalen<br />
Entwicklung, so die Begründung der Jury.<br />
Professor Becker studierte Biologie an der Ruprecht-Karls-<strong>Universität</strong><br />
in Heidelberg. Nach dreijährigem<br />
Postdoctorat am National Institute of<br />
Health (NIH), USA, erhielt er eine Stelle als Gruppenleiter<br />
im Genexpressionsprogramm am European<br />
Molecular Biology Laboratory (EMBL, Heidelberg).<br />
Im Jahr 1999 erhielt er den Ruf auf<br />
eine C4-Professur für Molekularbiologie an die<br />
LMU. Er zählt heute international zu den führenden<br />
Wissenschaftlern auf seinem Gebiet. Im Jahr<br />
2000 wurde Becker zum Mitglied der European<br />
Molecular Biology Organisation (EMBO) gewählt<br />
und ist Sprecher des 2002 eingerichteten Sonderforschungsbereichs<br />
Transregio 5 „Chromatin:<br />
Aufbau und Vererbung von Struktur und Genaktivität“,<br />
der an der LMU und der <strong>Universität</strong><br />
Heidelberg angesiedelt ist.<br />
.<br />
■ ARNOLD-SOMMERFELD-PREIS 2004 FÜR<br />
CHEMIKER ZUMBUSCH<br />
Den Arnold-Sommerfeld-Preis 2004 der Bayerischen<br />
Akademie der Wissenschaften erhielt PD<br />
Dr. Andreas Zu<strong>mb</strong>usch, Department Chemie und<br />
Pharmazie. Die Auszeichnung würdigt seine herausragenden,<br />
auch international anerkannten<br />
Beiträge in der biophysikalischen Chemie. Zu<strong>mb</strong>usch<br />
war unter den ersten Forschern, denen die<br />
optische Beobachtung einzelner Moleküle über<br />
Fluoreszenz gelang. Als Postdoc am US-amerikanischen<br />
Pacific Northwest National Laboratory<br />
entwickelten Zu<strong>mb</strong>usch und Kollegen dann mit<br />
CARS (Coherent Anti-Stokes Raman Scattering)<br />
eine neue Technik der Mikroskopie, die Zu<strong>mb</strong>usch<br />
im Rahmen seiner Habilitation weiterentwickelte.<br />
Mit dem Arnold-Sommerfeld-Preis zeichnet die<br />
Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse der<br />
Bayerischen Akademie der Wissenschaften Nachwuchswissenschaftler<br />
aus.<br />
■ GOLDENES DOKTORJUBILÄUM FÜR<br />
EHEMALIGE DOKTORANDEN<br />
„Goldene Promotion“ bei der Fakultät für Geschichts-<br />
und Kunstwissenschaften im Nove<strong>mb</strong>er<br />
2004: 14 ehemalige Doktorandinnen und Doktoranden<br />
der Fakultät wurden zum 50. Jubiläum der<br />
Promotion „erneuerte Doktorurkunden“ zum Ausdruck<br />
der Verbundenheit überreicht. Zu den<br />
Geehrten zählen renommierte Professorinnen und<br />
Professoren der Fakultät wie Professor Laetitia<br />
Boehm, Professor Karl Otmar Freiherr von Aretin,<br />
Professor Heinrich Angermeier, Professor <strong>Ludwig</strong><br />
Hammermayer und Professor Eberhard Weis.<br />
Kommende Doktorjubilare möchten sich an<br />
das Dekanat der Fakultät wenden unter<br />
Tel: 089/280-2997.<br />
■ PROFESSOR REISER NEUES MITGLIED<br />
DER LEOPOLDINA<br />
Im zweiten Halbjahr 2004 hat die Deutsche<br />
Akademie der Naturforscher Leopoldina 38 Persönlichkeiten<br />
als neue Mitglieder aufgenommen,<br />
unter ihnen auch Maximilian Reiser, Professor für<br />
Radiologische Diagnostik, Institut für Klinische<br />
Radiologie, Klinikum der LMU. Als Mitglieder werden<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
gewählt, die sich durch besondere Leistungen ausgezeichnet<br />
haben. Die Leopoldina ist die älteste<br />
naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland<br />
und eine überregionale Gelehrtengesellschaft.
■ HONORARPROFESSUR IN SHANGHAI FÜR<br />
PROFESSOR BIEL<br />
Professor Martin Biel, Department Pharmazie der<br />
Fakultät für Chemie und Pharmazie, wurde von<br />
der Fudan <strong>Universität</strong> Shanghai, Volksrepublik<br />
China, eine Honorarprofessur verliehen. Die<br />
Fudan <strong>Universität</strong> gehört mit ihren 36.000 Studenten<br />
zu den größten und überdies zu den drei<br />
besten <strong>Universität</strong>en Chinas. Professor Biel hat<br />
sehr gute Kontakte zu der <strong>Universität</strong>, insbesondere<br />
zur School of Life Sciences und dem Institute<br />
of Neurobiology. Die Honorarprofessur<br />
ermöglicht die Intensivierung der bestehenden<br />
Kontakte.<br />
■ AUSZEICHNUNGEN FÜR PROFESSOR<br />
KNOCHEL<br />
In Anerkennung seiner ausgezeichneten Leistungen<br />
ist Professor Paul Knochel, Department<br />
Chemie, Prodekan der Fakultät für Chemie und<br />
Pharmazie, unter den Preisträgern 2004 des<br />
Arthur C. Cope Scholar Awards. Das Preisgeld<br />
beträgt insgesamt 45.000 Dollar. Ziel des Preises<br />
ist es, wissenschaftliche Exzellenz in der Organischen<br />
Chemie auszuzeichnen und zu fördern.<br />
Ferner ist Professor Knochel wie schon im Vorjahr<br />
vom Merck Research Laboratories Chemistry<br />
Council für seine Forschungsleistungen ausgezeichnet<br />
worden. Die Auszeichnung ist mit<br />
25.000 Dollar dotiert, die insbesondere zur<br />
Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />
dienen sollen.<br />
■ FAKULTÄT FÜR PSYCHOLOGIE UND<br />
PÄDAGOGIK VERLEIHT<br />
FAKULTÄTSMEDAILLEN 2004<br />
Im Rahmen des Festkolloquiums am 20. Deze<strong>mb</strong>er<br />
2004 anlässlich des 150. Geburtstages von Georg<br />
Kerschensteiner hat die Fakultät für Psychologie<br />
und Pädagogik zwei Fakultätsmedaillen verliehen.<br />
Ausgezeichnet wurden Dietlinde Pagany, Regierungsschulrätin,<br />
die mit ihrer Arbeit wesentlich<br />
zur Stärkung der Praxis- und Berufsfeldorientierung<br />
im Lehramtsstudium beigetragen hat, sowie<br />
Honorarprofessor Dr. Georg Wagner, ehemals<br />
leitender Psychologe in der Strafanstalt <strong>München</strong>-<br />
Stadelheim, der seine Erfahrungen mit dem<br />
deutschen Strafvollzug in seine jahrzehntelange<br />
verdienstvolle Lehre eingebracht hat.<br />
■ FÖRDERPREIS DER AKADEMIE FÜR<br />
TIERGESUNDHEIT E.V. VERLIEHEN<br />
PD Dr. Stefan Hiendleder wurde im Rahmen des<br />
Festaktes „50 Jahre Bundestierärztekammer“ in<br />
Berlin für seine Arbeiten in der molekularen Tierzucht<br />
mit dem Förderpreis der Akademie für<br />
Tiergesundheit e.V. ausgezeichnet. Hiendleder<br />
arbeitet am Genzentrum der LMU in der Arbeitsgruppe<br />
von Professor Eckhard Wolf an epigenetischen<br />
und zytoplasmatisch-genetischen Effekten<br />
bei E<strong>mb</strong>ryonen. Der mit 5.000 Euro dotierte<br />
Preis wird für herausragende Arbeiten junger<br />
Wissenschaftler verliehen.<br />
■ EHRUNG FÜR PROFESSOR HOFFMANN<br />
Anlässlich des 20. Kongresses der Polnischen<br />
Gesellschaft für Parasitologie wurde Professor<br />
Rudolf Hoffmann am 2. Septe<strong>mb</strong>er 2004 in einem<br />
Festakt im Warschauer Königsschloss die Ehrenmitgliedschaft<br />
der Gesellschaft verliehen.<br />
■ VERFASSUNGSMEDAILLE IN GOLD FÜR<br />
PROFESSOR BISER<br />
Dr. phil. Dr. theol. Eugen Biser, Professor für Christliche<br />
Weltanschauung und Religionsphilosophie und<br />
Direktor des Zentrums Seniorenstudium der LMU,<br />
hat im Deze<strong>mb</strong>er 2004 im Maximilianeum vom<br />
Präsidenten des Landtags, Alois Glück, die Verfassungsmedaille<br />
in Gold erhalten. Damit wurde der<br />
bekannte Münchner Religionsphilosoph und Theologe<br />
für sein Lebenswerk und seine besonderen<br />
Verdienste gewürdigt, insbesondere für seinen<br />
Einsatz für das Seniorenstudium an der LMU wie<br />
auch für sein Engagement in Glaubensfragen und<br />
weltanschaulichen Themen.<br />
Die Verfassungsmedaille gehört zu den staatlichen<br />
Auszeichnungen, die im Freistaat Bayern am seltensten<br />
verliehen werden. Mit der Verfassungsmedaille<br />
in Gold werden Persönlichkeiten geehrt, die<br />
sich „in hervorragender Weise“ um die Verfassung<br />
des Freistaates Bayern verdient gemacht haben.<br />
■ ELI LILLY FORSCHUNGSPREIS FÜR LMU-<br />
CHEMIKER<br />
Dipl. Chem. Philipp Gramlich, Mitarbeiter in der<br />
Arbeitsgruppe von Professor Thomas Carell, hat den<br />
mit 1.000 Euro dotierten Eli Lilly Forschungspreis<br />
für seine herausragende Diplomarbeit mit dem<br />
Titel „Versuche zur Inkorporation von chargetransfer<br />
Komplexen in DNA“ erhalten. Thematisch<br />
geht es dabei um den Weg zu leitfähiger DNA.<br />
MUM 01 | 2005 SERVICE<br />
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MUM 01 | 2005 SERVICE<br />
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TIPPS &<br />
TERMINE<br />
IMPRESSUM<br />
■ BUNDESWEITER ESSAYWETTBEWERB<br />
„Was heißt und zu welchem Ende kann man heute<br />
Schiller lesen?“ ist das Thema des Essay-Wettbewerbs,<br />
den die Friedrich-Schiller-<strong>Universität</strong> Jena<br />
anlässlich des 200. Todestags des Dichters am<br />
9. Mai 2005 ausschreibt. Studierende und Doktoranden<br />
aller deutschen Hochschulen sind aufgerufen,<br />
einen Essay zu dem Thema zu verfassen.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.uni-jena.de/Essay_Wettbewerb.html<br />
Einsendeschluss für die Essays ist der 30. April<br />
2005.<br />
■ PHANTASTISCHER JAHRGANG<br />
Beim Bücherjahrgang 2003 spielt die „Lese“ keine<br />
Rolle. Vielmehr stehen Bild, Satz, Typografie,<br />
Druck und Einband im Fokus der Juroren, die als<br />
Experten allesamt aus der Buchbranche stammen:<br />
Jährlich prämiert die Stiftung Buchkunst die<br />
schönsten deutschen Bücher. Aus insgesamt 876<br />
eingesandten Büchern von 424 Verlagen wurden<br />
im Jahr 2003 insgesamt 49 Werke ausgezeichnet.<br />
Diese sind noch bis zum 11. Februar 2005 in der<br />
<strong>Universität</strong>sbibliothek der LMU zu bewundern.<br />
www.ub.uni-muenchen.de<br />
■ WEITERBILDUNG FÜR WEITERBILDER<br />
Mit dem Programm PROFiL-TT bietet die <strong>Ludwig</strong>-<br />
<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>München</strong> noch bis Herbst<br />
2005 bayerischen Hochschuldozentinnen und<br />
-dozenten die Chance, ihre Kompetenzen für<br />
qualitativ hochwertige Weiterbildung im externen<br />
Markt zu erweitern. In mehrtägigen Modulen<br />
zu Sprach- und Lehrkompetenz vermitteln Prof.<br />
Dr. Gerd Kegel (Institut für Psycholinguistik) und<br />
Prof. Dr. Jochen Gerstenmaier (Lehrstuhl für<br />
Pädagogische Psychologie) sowie deren Mit-<br />
Herausgeber<br />
Rektorat der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU) <strong>München</strong><br />
Redaktion<br />
Kommunikation und Presse LMU<br />
Luise Dirscherl (dir)<br />
(Chefredaktion)<br />
Clemens Grosse (cg)<br />
(stellv. Chefredaktion)<br />
Julia Graven (gra), Thomas Pinter (thp) (Online-Redakteur),<br />
Susanne Wedlich (suwe)<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Eva Kittel (ki)<br />
Bildredaktion<br />
Angelica Fuss<br />
Redaktionsadresse<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 <strong>München</strong><br />
Tel +49 (0) 89 2180-3423<br />
Fax +49 (0) 89 33 82 97<br />
mum@lmu.de<br />
www.lmu.de/presse/mum<br />
Designkonzept und Layout<br />
HAAK& NAKAT<br />
[www.haak-nakat.de]<br />
arbeiter Inhalte aus Rhetorik, Pädagogik und<br />
Didaktik. Die Seminare finden jeweils in der<br />
vorlesungsfreien Zeit statt. Teilnehmen können<br />
Dozentinnen und Dozenten aller bayerischen<br />
<strong>Universität</strong>en und Hochschulen. Die Teilnahme ist<br />
kostenlos, jedoch von einem Auswahlgespräch<br />
abhängig. PROFiL-TT ist in Kooperation mit der<br />
Gesellschaft zur Förderung des Wissenstransfers<br />
und der Wissenschaftlichen Weiterbildung entstanden.<br />
Träger sind das Bayerische Staatsministerium<br />
für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />
sowie der Europäische Sozialfonds.<br />
Kontakt:<br />
<strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>München</strong><br />
Institut für Psycholinguistik<br />
Telefon: 089/21 80-96 58<br />
E-Mail: profil-tt@lmu.de<br />
www.profil-tt.lmu.de<br />
■ BERUFLICHE ZUSATZQUALIFIKATIONEN<br />
Das Institut Student und Arbeitsmarkt bietet<br />
auch im kommenden Semester ein Studienbegleitprogramm<br />
an. Teilnehmer können sich hier berufsrelevante<br />
Zusatzqualifikationen sowie Praxiswissen<br />
aneignen. Die Kurse können entweder im Paket (nur<br />
für Studierende geistes-, sozial- und naturwissenschaftlicher<br />
Fächer ab 2. Semester) oder als<br />
Einzelkurse für Studierende aller Fächer besucht<br />
werden. Unter anderem werden Themen im Bereich<br />
EDV, BWL, Marketing, Projektmanagement, Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Auslandsgeschäft oder Wirtschaftsfremdsprachen<br />
angeboten. Interessenten können<br />
sich noch bis Ende Januar 2005 für die Kurse im<br />
Sommersemester 2005 anmelden.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.s-a.uni-muenchen.de<br />
Distribution<br />
Kommunikation und Presse LMU: Mathias Schiener<br />
Anzeigen<br />
Kommunikation und Presse LMU<br />
Angelica Fuss<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1<br />
80539 <strong>München</strong><br />
Tel +49 (0) 89 2180 3556<br />
ISSN 0940-0141<br />
Titelgrafik: HAAK & NAKAT<br />
Umschlagfoto: Friedrich Schmidt<br />
Fotos im Heft: Freerk Huisken (S. 8-9); Friedrich Schmidt, S. Fischer-Verlag<br />
(S. 10); Markus Schlaf/Münchner Merkur (S. 20); Stadt <strong>München</strong> (S. 22);<br />
BayGene (S. 24-25); Alle weiteren Fotos: Friedrich Schmidt bzw. LMU<br />
■ AKTUELLE STELLENANGEBOTE DER LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT UNTER WWW.LMU.DE/STELLENANGEBOTE