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5,8 mb - Ludwig-Maximilians-Universität München

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EDITORIAL<br />

EXZELLENZ IN ZEITEN<br />

KNAPPER MITTEL<br />

Die <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> ist nicht nur eine der größten,<br />

sondern auch eine der renommiertesten <strong>Universität</strong>en Europas.<br />

Seit 1995 bin ich als Professor am Department für Physik<br />

tätig und in diesem Wintersemester zum Prorektor gewählt worden.<br />

Als aktiver Wissenschaftler möchte ich bei der Ausübung<br />

dieses neuen Amtes mit dazu beitragen, dass die Rahmenbedingungen<br />

an der LMU es auch in Zukunft erlauben, international<br />

konkurrenzfähige Forschung zu betreiben sowie den studentischen<br />

und wissenschaftlichen Nachwuchs bestens auszubilden.<br />

Denn wie für alle öffentlichen Bereiche gilt auch für die Forschungsund<br />

Lehreinrichtungen mehr denn je, sich der globalen Herausforderung<br />

zu stellen und die Strukturen hinsichtlich Effizienz, Qualität<br />

und Innovationskraft zu optimieren – und dies vor dem Hintergrund<br />

von Sparzwängen, die der dramatischen demographischen<br />

Entwicklung Rechnung tragen und verhindern sollen, dass unsere<br />

jetzige Generation länger auf Kosten der nachfolgenden lebt.<br />

Wir können daher unseren derzeitigen Lebensstandard nur halten,<br />

wenn wir als ein an Rohstoffen armes Land diesen Wettbewerbsnachteil<br />

sowie unsere höheren Arbeitskosten durch eine hohe<br />

Produktivität und Innovation ausgleichen.<br />

Der Schlüssel zum Erfolg ist daher, verstärkt in innovative Forschungs-<br />

und Technologiebereiche zu investieren und begabte<br />

junge Menschen in diesen Gebieten exzellent auszubilden. Die <strong>Universität</strong>en<br />

unseres Landes übernehmen demnach eine ganz besondere<br />

Verantwortung, was die gesellschaftliche, wirtschaftliche und<br />

technologische Zukunftsfähigkeit unseres Landes angeht.<br />

Dies gilt insbesondere für die LMU: Ihre Aufgabe als international<br />

anerkannte Spitzenuniversität in einer weltbekannten Stadt muss<br />

sein, um die besten Forschenden und um die besten Studierenden<br />

aus aller Welt aktiv zu werben. Wie kann das aber angesichts<br />

abnehmender finanzieller Ressourcen in Zukunft gelingen?<br />

Die Sparmaßnahmen der Bayerischen Staatsregierung haben bei<br />

der LMU sichtbare Spuren hinterlassen. Rektor Bernd Huber hat<br />

angesichts dieser massiven Einschnitte im Personal- und Haushaltsbereich<br />

sehr früh einen Profilbildungsprozess eingeleitet, durch<br />

den Exzellenz in den zukunftsträchtigen und forschungsstarken<br />

Schwerpunktgebieten der LMU weiter ausgebaut und der Einzug<br />

von Mittelmaß auf breiter Front verhindert werden soll.<br />

Ein sehr wichtiger Aspekt zur Profilbildung ist die interfakultative<br />

Vernetzung der Forschung über gemeinsame Schwerpunktthemen.<br />

Die konsequente Förderung transdisziplinärer Forschung hat in der<br />

jüngsten Vergangenheit zu großen Erfolgen geführt und wird auch<br />

in Zukunft ein Markenzeichen der LMU bleiben.<br />

Ab April werde ich im Rektoratskollegium neben anderen Aufgaben<br />

fachlich die Naturwissenschaften vertreten. In diesem Bereich ist<br />

der Wunsch nach solchen vernetzten Strukturen groß, da die Grenzen<br />

zwischen den klassischen Disziplinen immer mehr verschwimmen<br />

und große Herausforderungen insbesondere in den Lebens-,<br />

Nano- und Geowissenschaften nur mit interdisziplinär aufgestellten<br />

Forschungsteams angegangen werden können. Die LMU hat durch<br />

eine großzügige Förderung fächerübergreifend arbeitender Zentren,<br />

durch eine konsequente Berufungspolitik sowie durch die<br />

begonnene Konzentration der Naturwissenschaften auf dem High-<br />

TechCampus LMU in Martinsried-Großhadern eine ausgezeichnete Ausgangsposition<br />

erarbeitet, um bei der Lösung von Zukunftsfragen,<br />

die die Grenzen fest umrissener Disziplinen sprengen, in der Weltliga<br />

ganz vorn mitzuspielen. Für die Naturwissenschaften an der<br />

LMU wird entscheidend sein, dass dieser Kurs beibehalten wird und<br />

sich die naturwissenschaftlichen Disziplinen auf dem HighTech-<br />

Campus LMU unter dem gemeinsamen Dach einer School of Science<br />

organisieren können.<br />

In meiner Arbeit sowohl als aktiver Wissenschaftler als auch<br />

als Prorektor möchte ich mit dazu beitragen, dass die LMU auch<br />

zukünftig ihren Spitzenplatz in der Forschung weiter ausbauen kann<br />

und exzellente Wissenschaftler ausbildet. Dabei soll es auch darum<br />

gehen, der Politik zu kommunizieren, welche Maßnahmen eher<br />

Schäden anrichten. ■<br />

Professor Dr. Jochen Feldmann<br />

Prorektor der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>München</strong><br />

MUM 01 | 2005 EDITORIAL<br />

1


MUM 01 | 2005 NEWS<br />

2<br />

■ PROREKTOREN GEWÄHLT<br />

Die Mitglieder des erweiterten Senats,<br />

der Vorsitzende des Hochschulrats<br />

und dessen Stellvertreter<br />

sind am 16. Deze<strong>mb</strong>er 2004 der<br />

Vorschlagsliste von Rektor Huber<br />

mit überwältigender Mehrheit im<br />

ersten Wahlgang gefolgt. Bei den<br />

NEWS<br />

vier Stellvertretern des Rektors,<br />

deren zweijährige Amtszeit mit<br />

dem 1. April 2005 beginnt, sind<br />

drei bekannte Gesichter: Für eine weitere Amtszeit kandidiert haben<br />

Professor Reinhard Putz (Medizinische Fakultät), Professor Friederike<br />

Klippel (Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften) sowie<br />

Dr. Werner Schubö (Fakultät für Psychologie und Pädagogik). Der Physiker<br />

Professor Jochen Feldmann ist Nachfolger von Professor Matthias<br />

Westerhausen, der einen Ruf an die <strong>Universität</strong> Jena angenommen hat.<br />

Professor Feldmann wird als Prorektor schwerpunktmäßig die Forschungsangelegenheiten,<br />

die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

sowie die Kontakte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft<br />

betreuen. Fachlich ist er für die Naturwissenschaften zuständig. Professor<br />

Klippel vertritt auch künftig vor allem die Geistes- und Kulturwissenschaftlichen<br />

Fächer. Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen<br />

auf der Lehrerbildung und der Umsetzung des Bologna-Prozesses an<br />

der LMU. Professor Putz – fachlich für den Bereich Medizin zuständig –<br />

steht auch in der neuen Amtszeit für die Bereiche Auslandsbeziehungen<br />

und Hochschulplanung. Dr. Schubö zeichnet vor allem für die Angelegenheiten<br />

der Studierenden und für die Datenverarbeitung<br />

verantwortlich.<br />

Professor Dr. Jochen Feldmann studierte Physik an der <strong>Universität</strong> Marburg,<br />

wo er 1990 über ein Thema aus der Halbleiteroptik promovierte.<br />

Nach einem Forschungsaufenthalt in den USA habilitierte er sich 1994<br />

an der <strong>Universität</strong> Marburg. Seit 1995 ist Feldmann Professor am Department<br />

für Physik der LMU und beschäftigt sich in seiner Forschung<br />

vor allem mit Fragestellungen der Nanowissenschaften und der organischen<br />

Optoelektronik. Zu den zahlreichen wissenschaftlichen Auszeichnungen<br />

Feldmanns gehören der Philip-Morris Forschungspreis<br />

(1999), der „Preis für gute Lehre des Bayerischen Wissenschaftsministeriums“<br />

(1999) sowie der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (2001).<br />

Professor Dr. Friederike Klippel ist seit 1994 Lehrstuhlinhaberin für Didaktik<br />

der Englischen Sprache und Literatur am Department für Anglistik<br />

und Amerikanistik der LMU. Nach einem Lehramtsstudium in den<br />

Fächern Anglistik, Geschichte und Kunsterziehung an der <strong>Universität</strong><br />

Gießen war sie mehrere Jahre als Lehrerin tätig. An der Victoria University<br />

in Wellington/Neuseeland schloss sie 1975 ein Aufbaustudium<br />

in „English Literature and Linguistics“ mit dem Master of Arts with<br />

Honours ab. Sie promovierte 1979 an der <strong>Universität</strong> Dortmund, 1992<br />

folgte die Habilitation. Professor Klippel gehört dem wissenschaftlichen<br />

■ AUSGEZEICHNETE VERSTÖRUNG<br />

Der französischen Schriftstellerin Soazig Aaron wurde am<br />

22. Nove<strong>mb</strong>er 2004 für ihren Roman „Klaras Nein“ der renommierte<br />

Geschwister-Scholl-Preis in der Aula der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

verliehen. Der im Gedenken an den Widerstand der „Weißen<br />

Rose“ gegen das nationalsozialistische Regime gestiftete Preis wird<br />

seit 25 Jahren von der Stadt <strong>München</strong> und dem Börsenverein des<br />

Deutschen Buchhandels, Landesverband Bayern, verliehen. Soazig<br />

Die Prorektoren mit LMU-Rektor Professor Bernd Huber (Mitte): Professor<br />

Reinhard Putz, Dr. Werner Schubö (links), Professor Friederike Klippel und<br />

Professor Jochen Feldmann (rechts).<br />

Beirat zu PISA und DESI an. Sie ist Vorsitzende der LMU-Kommissionen<br />

für Lehrerbildung sowie für Lehre und Studium. Die Anglistin ist<br />

seit April 2003 Prorektorin. Sie war in ihrer Amtszeit Vorsitzende des<br />

Gründungsbeirats für den Aufbau des Lehrerbildungszentrums der<br />

LMU, das zum Wintersemester 2004/05 seine Arbeit aufgenommen<br />

hat.<br />

Professor Dr. Reinhard Putz wurde nach dem Studium der Medizin, der<br />

Promotion und Habilitation an der <strong>Universität</strong> Innsbruck 1982 Lehrstuhlinhaber<br />

für Anatomie an der <strong>Universität</strong> Freiburg. 1989 folgte<br />

Professor Putz einem Ruf an die LMU. Neben seiner umfangreichen<br />

wissenschaftlichen Tätigkeit, die durch zahlreiche nationale und internationale<br />

Ehrungen und Preise dokumentiert wird, hat sich Professor<br />

Putz an der LMU insbesondere für das <strong>München</strong>-Harvard-Programm<br />

der Medizinischen Fakultät engagiert, einem erfolgreichen Programm<br />

zur fallbasierten praxisnahen Medizinerausbildung, aus dem heraus<br />

sich die neue Studienordnung „Medizinisches Curriculum <strong>München</strong><br />

LMU (MeCuM LMU )“entwickelt hat. Professor Putz ist seit April 2003<br />

Prorektor der LMU.<br />

Dr. Werner Schubö vertritt unter den vier Kandidaten die Gruppe der<br />

wissenschaftlichen Mitarbeiter. Er studierte Physik an den <strong>Universität</strong>en<br />

Erlangen und <strong>München</strong> und schloss mit dem Diplom ab. 1982 folgte<br />

die Promotion zum Dr. phil. mit Hauptfach Psychologie. Bereits 1970<br />

übernahm er am Institut für Psychologie der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong> die<br />

Statistik-Ausbildung der Studierenden. Heute arbeitet er als Leitender<br />

Akademischer Direktor am Department für Psychologie der <strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong>. Dr. Schubö hat lange in der universitären Selbstverwaltung<br />

mitgewirkt, unter anderem als Mitglied des Senats und der Kommission<br />

für Haushalts-, Raum- und Bauangelegenheiten sowie im Sachverständigenbeirat<br />

zum Ausbau der Informatik. In seiner Zeit als Sprecher<br />

des Konvents der wissenschaftlichen Mitarbeiter war er zugleich<br />

Sprecher der Landesvertretung Akademischer Mittelbau Bayern.<br />

Schubö hat das Amt bereits in dritter Amtszeit inne. Er ist seit April<br />

2001 Prorektor der LMU und fungiert als Ansprechpartner der Hochschulleitung<br />

für die Studierenden. ■ dir<br />

Aaron erzählt in ihrem Roman eine ungeheuerliche Geschichte:<br />

Klara, Überlebende des KZ Auschwitz, kehrt nach Paris zurück und<br />

weigert sich kategorisch, wieder ein „normales Leben” zu führen –<br />

nicht einmal ihre Tochter will sie sehen. Mit ihrem Verhalten<br />

verstört sie ihre Umwelt. „Dieses literarische Meisterstück beeindruckt“,<br />

so die Jury in ihrer Begründung, „weil die Autorin etwas<br />

schildert, was so bislang noch nicht beschrieben war: Sie erzählt die<br />

Geschichte einer ‚überlebenden Toten’, die für jeden eine Zumutung<br />

zu sein glaubt – und das auch tatsächlich ist.“ ■ ms


4<br />

AKADEMISCHER NACHWUCHS ERWÜNSCHT<br />

STUDIEREN MIT KIND<br />

12<br />

PROFILE<br />

ERNSTFALL SCHULE<br />

20<br />

PROFILE<br />

NEBEN DEM<br />

ZWANGSSTAND<br />

16<br />

PROFILE<br />

EIN NASHORN IM HÖRSAAL<br />

■ NEWS<br />

2 MELDUNGEN<br />

MUM 01 | 2005<br />

■ TITEL<br />

4 AKADEMISCHER NACHWUCHS ERWÜNSCHT<br />

STUDIEREN MIT KIND<br />

7 „AUF DIE VIELFALT KOMMT ES AN“<br />

PROFESSOR ULLA MITZDORF IM GESPRÄCH<br />

■ ESSAY<br />

8 MIT ELITE ZUR ÖKONOMISCHEN WELTGELTUNG<br />

ELITEUNIVERSITÄTEN IN DEUTSCHLAND<br />

PROF. DR. FREERK HUISKEN, FACHBEREICH ERZIEHUNGS- UND<br />

BILDUNGSWISSENSCHAFTEN DER UNIVERSITÄT BREMEN<br />

■ PROFILE<br />

10 NEUES AUS DEM NORDEN<br />

SERIE: FORSCHER ALS LITERATEN (TEIL 3)<br />

12 NEBEN DEM ZWANGSSTAND<br />

VETERINÄR-BLECHBLÄSERENSEMBLE<br />

14 „FUNKTIONIERENDE<br />

AUSPLÜNDERUNGSMASCHINERIE“<br />

FORSCHUNGSPROJEKT ZUR FISKALISCHEN VERFOLGUNG<br />

DER JUDEN<br />

16 ERNSTFALL SCHULE<br />

AUFTAKT FÜR DAS LMU-LEHRERBILDUNGSZENTRUM<br />

18 VOM TOLLHAUS ZUR TANZTHERAPIE<br />

100 JAHRE PSYCHIATRISCHE KLINIK NUSSBAUMSTRASSE<br />

20 EIN NASHORN IM HÖRSAAL<br />

KINDERUNI AN DER LMU<br />

22 SPITZENFORSCHUNG – MADE IN MUNICH<br />

INTERNATIONALES DOKTORANDENKOLLEG „THESIS“<br />

24 VERSTEHEN, WIE GENE FUNKTIONIEREN<br />

BAYERISCHES GENOMFORSCHUNGSNETZWERK BAYGENE<br />

■ KUNSTSCHÄTZE<br />

26 DER HOCHALTAR DES INGOLSTÄDTER MÜNSTERS<br />

■ FORUM<br />

28 PRO & CONTRA<br />

STRUKTURIERT PROMOVIEREN?<br />

■ SPECIAL<br />

29 SEID WILLKOMMEN, ERSTSEMESTER!<br />

■ KÖPFE<br />

30 NEUBERUFEN<br />

32 PREISE & EHRUNGEN<br />

■ SERVICE<br />

36 TIPPS & TERMINE<br />

■ IMPRESSUM<br />

MUM 01 | 2005 INHALT<br />

3


MUM 01 | 2005 TITEL<br />

4<br />

STUDIEREN MIT KIND<br />

AKADEMISCHER NACHWUCHS ERWÜNSCHT<br />

Kinder sind die einzige Möglichkeit, die von Warnern in der Politik postulierte „Überalterung der Gesellschaft“ aufzuhalten.<br />

Vor allem Akademiker gelten als zurückhaltend, wenn es um die Nachwuchsplanung geht. Die K-Frage – Kind oder Karriere –<br />

gibt dabei in den meisten Fällen den Ausschlag für die Entscheidung pro oder contra Kind. Damit sie zugunsten des Nachwuchses<br />

ausfällt, bedarf es passender Rahmenbedingungen – schon während des Studiums.<br />

Die massive Holztür mit Codeschloss lässt kaum einen Laut nach<br />

außen dringen. Wer aber sein Ohr an sie legt, kann durch die hallende<br />

Geräuschkulisse im Hauptgebäude der LMU deutlich die<br />

Kinderstimme hören, die sich im Still- und Wickelraum Gehör verschafft.<br />

Ein Blick hinter die Tür zeigt: Es sind Laute des Erstaunens,<br />

denn schließlich gibt es im Raum viel zu entdecken: Bunte Comics<br />

und Spiele liegen herum und die Schubladen des Wickeltischs sind<br />

natürlich ganz besonders interessant.<br />

Während der Sohn von Olga Baur, der zehn Monate alte Maxim<br />

Leon durch den Raum streifend seiner Freude über die Neuentdeckungen<br />

lautstark Ausdruck verleiht, sitzt sein Fast-Namensvetter<br />

Léo Maxim eher ruhig und zurückhaltend auf dem Schoß seiner Mutter.<br />

Er sieht der 31-jährigen Sandra Schmied ein bisschen ähnlich, die<br />

im ersten Semester Psychologie studiert. Sie hat sich trotz des Kindes,<br />

das sie schon vor dem Studium bekommen hat, für das Studium<br />

entschlossen: Obwohl ihre Entscheidung bei ihren Kommilitonen zum<br />

Teil auf Unverständnis stößt, ist sie der festen Überzeugung, dass es<br />

eigentlich nur während des Studiums möglich ist, ein Kind zu bekommen,<br />

zumal sie später beruflich Karriere machen möchte. Allerdings<br />

betont sie die große Herausforderung, Studium und Kindererziehung<br />

unter den berühmten Hut zu bekommen. „Ich hatte zu<br />

Beginn schon die Hoffnung, das Studium in der Regelstudienzeit zu<br />

schaffen. Jetzt habe ich mein Pensum von 18 auf zwölf Semesterwochenstunden<br />

reduziert“, erklärt sie. Ihr berufstätiger Lebensgefährte<br />

unterstützt sie so gut er kann, dennoch ist eine genaue Strukturierung<br />

des Tages unumgänglich. Sandra Schmied hat ein wenig<br />

von ihrem anfänglichen Optimismus verloren. „Ich hatte gehofft, dass<br />

ich mich mit Kommilitoninnen in derselben Situation in Sachen Kinderbetreuung<br />

abwechseln kann. Leider habe ich bis jetzt keine so guten<br />

Erfahrungen gemacht“, erzählt sie. Aber vielleicht ändert sich das<br />

bald. Denn beim Treffen im Wickelraum reichen sich die beiden<br />

Kinder vom Schoß ihrer Mütter aus die Hand – sie scheinen sich zu<br />

verstehen. Das lässt hoffen für eine gegenseitige Hilfe in der Alltagsbewältigung.<br />

Sandra Schmied und Olga Baur machen beide von der<br />

neuen Beurlaubungsregelung Gebrauch: Bis zum dritten Lebensjahr<br />

des Kindes ruht die Zählung ihrer Fachsemester. „Es ist sehr gut, ich<br />

kann im Rahmen meiner Möglichkeiten trotzdem Veranstaltungen besuchen<br />

und Scheine machen“, sagt Olga Baur, die aus Weißrussland<br />

stammt und in <strong>München</strong> Deutsch als Fremdsprache studiert.<br />

VIELFÄLTIGE BERATUNGSMÖGLICHKEITEN<br />

„Die Beurlaubungsregelung in dieser Art gibt es erst seit 1998. Seither<br />

dürfen sich Studierende mit Kind für die Zeit des Mutterschutzes<br />

und der Elternzeit beurlauben lassen und trotzdem Studien- und Prüfungsleistungen<br />

erbringen, und zwar in dem Umfang, wie sie es entsprechend<br />

ihrer persönlichen Situation auch schaffen. Damit können<br />

sie sich eine Art Teilzeitstudium organisieren“, erklärt Dr. Hildegard<br />

Adam, bei der Allgemeinen Studienberatung der LMU zuständig für<br />

„Studieren mit Kind“. Aber nicht nur gesetzlich, auch praktisch hat<br />

sich in den vergangenen Jahren vor allem an der LMU einiges zum<br />

Vorteil für die Studierenden getan: Sie können vielfältige Beratungsmöglichkeiten<br />

seitens der <strong>Universität</strong> und des Studentenwerks<br />

<strong>München</strong> in Anspruch nehmen, Seminare für die Organisation des


Studiums besuchen und sich für Kinderkrippenplätze<br />

bewerben. 14 Krippen mit insgesamt 182 Plätzen<br />

für ein- bis dreijährige Kinder gibt es inner- und<br />

außerhalb <strong>München</strong>s. Das Studentenwerk als Träger<br />

dieser Einrichtungen treibt den Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten<br />

stetig voran: Weitere Bauprojekte,<br />

so auf dem Campus Martinsried laufen. Sie<br />

werden helfen, die derzeit noch 100 Plätze auf der<br />

Warteliste abzubauen. In Zusammenarbeit mit der<br />

LMU, die die Räume zur Verfügung stellt, plant das<br />

Studentenwerk für 2005 zudem die Einrichtung einer<br />

Stundenbetreuung, die es Müttern und Vätern ermöglichen<br />

soll, auch dann Lehrveranstaltungen zu<br />

besuchen, wenn die reguläre Betreuung ausfällt.<br />

STRAFFE ORGANISATION IST ALLES<br />

Wenn es ganz eng wird, kümmern sich auch schon<br />

mal Freunde um die siebenjährige Riccarda und den<br />

sechsjährigen Luca. Ihre Mutter, Nadja Hennig, ist<br />

allein erziehend und studiert im 6. Semester Wirtschaftspädagogik<br />

an der LMU. Nach einem Semester<br />

des Pendelns zwischen Rosenheim und <strong>München</strong><br />

konnte sie im Frühjahr 2002 eine 35 Quadratmeter<br />

große Wohnung in der Studentenstadt Freimann<br />

beziehen, nachdem sie im vorhergehenden Wintersemester<br />

einen Härtefallantrag gestellt hatte. „Die<br />

Bearbeitung des Antrags und die Zuteilung der Wohnung<br />

durch das Studentenwerk ging sehr schnell“,<br />

freut sie sich. Weiterer Pluspunkt: Kindergarten und<br />

Grundschule, wo Riccarda die erste Klasse besucht,<br />

liegen gleich um die Ecke.<br />

Dennoch waren die ersten Monate in <strong>München</strong> für die<br />

29-Jährige Stress pur: „Ich hatte zu dem Zeitpunkt<br />

noch keinen Hortplatz für die Kinder und mit der vom<br />

Jugendamt vermittelten Tagesmutter kamen die beiden<br />

nicht zurecht“, erzählt sie. Über ihr wohnte jedoch<br />

ein ebenfalls allein erziehender Vater, der mit dem<br />

Studium fertig war und die Betreuung von Luca und<br />

Riccarda zeitweise übernahm. Ohne eine genaue<br />

Strukturierung ihres Tages kam und kommt Nadja<br />

Hennig dennoch nicht aus. Erschwerend wirkt die<br />

prekäre finanzielle Situation: Im Sommer wurde ihr<br />

Bafög erheblich gekürzt – nur noch 200 Euro erhält<br />

sie monatlich. Dazu kommen noch ein Unterhaltsvorschuss<br />

von 164 Euro, insgesamt 300 Euro<br />

Kindergeld sowie Hilfe zum Lebensunterhalt in Höhe<br />

von 150 Euro. Zudem jobbt Nadja Hennig am Schalter<br />

der wirtschaftswissenschaftlichen Bibliothek –<br />

übrigens die einzige Möglichkeit, nebenbei etwas<br />

für das Studium zu lesen, vorausgesetzt, der Publikumsverkehr<br />

hält sich in Grenzen.<br />

„Gerade bei Alleinerziehenden ist die finanzielle<br />

Basis oft sehr klein“, erläutert Beate Mittring vom<br />

Studentenwerk <strong>München</strong>. „Wenn der Verdienst<br />

eines berufstätigen Partners fehlt oder die Eltern<br />

keine Unterstützung geben können, ist es kaum zu<br />

schaffen, das Studium zu absolvieren.“ Sollte es im<br />

Wintersemester 2005/2006 zur Einführung von Studiengebühren<br />

kommen, verschärft sich die Situation<br />

nochmals. „Wie es dann weitergehen soll, darüber<br />

mag ich mir noch keine Gedanken machen“, sagt<br />

Nadja Hennig.<br />

Dennoch klagt sie nicht. Schließlich hat sie sich ganz<br />

bewusst für das Studium mit Kind entschieden. Sie beurteilt<br />

den Kontakt mit Kommilitoninnen in derselben<br />

Situation positiv: „Bei uns wohnen viele Studierende<br />

mit Kind. Wir helfen uns, wo wir können.“ Zum Abschalten<br />

vom stressigen Alltag bleibt für die kleine<br />

Familie der Sport: Wenn Luca beim FC Schwabing<br />

Fußball spielt und Riccarda tanzt, absolviert die Mama<br />

ihr Triathlon-Training für die 2. Bundesliga.<br />

Triathlon scheint bei studierenden Müttern ohnehin<br />

en vogue zu sein. Denn auch Sabine Mentrup betreibt<br />

den Sport mit Leidenschaft. Aber auch sie muss ihr<br />

Training in die Abendstunden oder aufs Wochenende<br />

verlegen, denn der schriftlich fixierte und minu-<br />

TITEL<br />

5<br />

MUM 01 | 2005


MUM 01 | 2005 TITEL<br />

6<br />

tiös geplante Tagesablauf erlaubt kaum Flexibilität.<br />

Morgens bringt die 28-Jährige den siebenjährigen<br />

Niklas in die Grundschule sowie Kristof und Janik,<br />

fünf und drei Jahre alt, in die Ganztagsbetreuung<br />

des Kindergartens. Dann pendelt sie von Erding, wo<br />

die Familie wohnt, in die Innenstadt an die LMU, wo<br />

sie bis nachmittags Lehrveranstaltungen besucht.<br />

Sabine Mentrup: „Wenn ich meinen Mann, der im<br />

Schichtdienst arbeitet und meine Mutter nicht hätte,<br />

die manchmal die Betreuung übernimmt, könnte ich<br />

mein Studium kaum schaffen.“ Sie studiert im<br />

ersten Fachsemester Psychologie. Sabine Mentrup<br />

ist froh, dass die Akzeptanz von Studierenden mit<br />

Kind bei Professoren und Dozenten in ihrem Fach<br />

recht groß ist.<br />

Dennoch sieht sie Verbesserungsbedarf: „Man kann<br />

nicht erwarten, dass der ganze Studienplan für Mütter<br />

geändert wird, aber ein paar Veranstaltungen,<br />

beispielsweise mehr Pflichtvorlesungen am Vormittag,<br />

wären prima, vor allem, da der Anteil von<br />

Studierenden mit Kind im Bereich Psychologie<br />

vergleichsweise hoch ist.“<br />

Nicht nur für die Kinder von Studierenden gibt es Betreuungseinrichtungen<br />

an der LMU. Wissenschaft-<br />

www.studierenmitkind.uni-muenchen.de<br />

3 Beratung zu Studienwahl<br />

3 Zulassung, Studienplanung, Beurlaubung, Prüfungen<br />

www.studentenwerk.mhn.de/kinder<br />

3 Beratung für schwangere Studierende<br />

3 Rechtsberatung<br />

3 Allgemeine Bafög-Beratung<br />

www.uni-muenchen.de/frauenbeauftragte<br />

3 Beratung zu allen Themen im wissenschaftlichen Bereich<br />

3 Fördermöglichkeiten von Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

3 Hochschulpolitische Fragen<br />

liche Mitarbeiter haben die Möglichkeit, ihre Kinder<br />

in der seit Januar 2004 geöffneten Kinderkrippe<br />

„LMU-Rabauken“ unterzubringen. Hier spielt auch<br />

die eineinhalbjährige Emmy mit den anderen<br />

Kindern, während ihr Vater, Dr. Till Kössler, am Historicum<br />

über die Geschichte Spaniens forscht. 300 Euro<br />

pro Monat kostet der Krippenplatz. „Emmy gefällt es<br />

dort“, sagt Till Kössler, der froh ist, dass er einen von<br />

den 13 Plätzen ergattern konnte. Meistens bringt er<br />

seine Tochter morgens selbst dorthin – gerade im<br />

Semester, wenn die Abende oft mit Vorträgen oder<br />

Kolloquien belegt sind, häufig die einzige Zeit am<br />

Tag, wo er sie sehen kann. „Ich bin natürlich in einer<br />

relativ privilegierten Position“, so Kössler. „Mütter,<br />

die noch studieren, haben es bei ihrer Alltagsbewältigung<br />

sicher wesentlich schwerer.“<br />

Das sieht auch Dr. Hildegard Adam so. Sie rät<br />

Studentinnen, sobald diese von ihrer Schwangerschaft<br />

wissen, die Beratungsangebote von LMU,<br />

Studentenwerk und der Frauenbeauftragten wahrzunehmen.<br />

„So kann man im Vorfeld schon vieles<br />

klären, sich rechtzeitig um Betreuungsplätze<br />

bewerben und das Studium mit Kind optimal<br />

organisieren.“ ■ cg<br />

■ INTERNETADRESSEN FÜR STUDIERENDE MIT KIND


„AUF DIE VIELFALT KOMMT ES AN“<br />

ULLA MITZDORF IM GESPRÄCH<br />

Im Vergleich zu anderen deutschen Hochschulen hat die LMU in<br />

der Kinderbetreuung eine lange Tradition. MUM sprach mit der<br />

Frauenbeauftragten der LMU, Professor Ulla Mitzdorf, über Einrichtungen,<br />

Optimierungsansätze und Trends in Sachen<br />

Kinderbetreuung.<br />

MUM: Wie würden Sie die Situation für Studierende mit Kindern an<br />

der LMU beurteilen?<br />

Mitzdorf: Im Vergleich zu anderen <strong>Universität</strong>en ist die Situation an<br />

der LMU durchaus positiv. Es gibt vielfältige Beratungsmöglichkeiten<br />

für Mütter oder Väter. Überdies helfen eine Reihe von Kursangeboten<br />

bei der Organisation des Alltags und der Entwicklung<br />

einer effizienten Strategie im Studium. Zudem schreitet der Ausbau<br />

der Kinderbetreuungsmöglichkeiten stetig voran. Zwar sind die<br />

Wartezeiten zum Teil noch relativ lang, aber <strong>Universität</strong>sleitung und<br />

-verwaltung sind dem Ausbau gegenüber sehr positiv eingestellt.<br />

Daher dürfte sich die Situation in der Zukunft weiter verbessern.<br />

MUM: Denken Sie, es wird genug für studierende Mütter und<br />

Väter getan oder sehen Sie Nachbesserungsbedarf? Wenn ja, was<br />

sollte Ihrer Meinung nach geändert werden?<br />

Mitzdorf: Das Bewusstsein für die Problematik „Studieren mit Kind“<br />

ist da, das Engagement entsprechend groß.<br />

Wichtig ist es vor allem, eine gewisse Vielfalt an Beratungs- und Betreuungsmaßnahmen<br />

zu bieten. Bei den Verbesserungsbemühungen<br />

liegt der Schwerpunkt nicht nur auf Kinderkrippen und -gärten.<br />

Zum Beispiel ist eine stundenweise Betreuung von Kindern an der<br />

Uni für das kommende Jahr geplant.<br />

Einen weiteren Ansatz für die Verbesserung von Studienbedingungen<br />

sehe ich darin, dass schwangere Studentinnen in naturwissenschaftlichen<br />

Fächern sicherere Bedingungen bei der praktischen<br />

Ausbildung vorfinden. Ein Beispiel ist die Tiermedizin, wo sie besonders<br />

durch Tierkrankheiten gefährdet sein können. Das gleiche<br />

gilt natürlich für Fächer wie Biologie oder Chemie. Kurse und Praktika<br />

sollten daher entsprechend ihres Gefährdungsgrades gekennzeichnet<br />

werden.<br />

MUM: Was konkret tun Sie als <strong>Universität</strong>sfrauenbeauftragte, um<br />

Studentinnen im Falle der Schwanger- bzw. Mutterschaft Unterstützung<br />

zu geben?<br />

Mitzdorf: Wir beraten im Wesentlichen und organisieren Seminare.<br />

Zudem unterstützen wir Studierende bei der Durchsetzung von<br />

Sonderregelungen zum Beispiel bei Prüfungsfristen und -modalitäten,<br />

vorausgesetzt, die Anliegen sind ausreichend begründet und<br />

innerhalb des gesetzlichen Rahmens.<br />

MUM: Wie wird sich die Zahl der Studierenden mit Kind in den kommenden<br />

Jahren entwickeln? Welche Indikatoren beeinflussen die<br />

Entwicklung?<br />

Mitzdorf: Derzeit ist zu erwarten, dass der Anteil von Studierenden<br />

mit Kind steigt, weil das von politischer Seite zunehmend unterstützt<br />

wird. Das heißt konkret, dass Betreuungsmaßnahmen deutlich<br />

verbessert werden. Auch die Einstellung der Lehrenden ändert<br />

sich deutlich zum Positiven. Dieser Trend kann allerdings durch die<br />

Einführung von Studiengebühren sowie Bachelor- und Masterstudiengängen<br />

getrübt werden: Es wird für die Studierenden schwieriger,<br />

entstehende Extrakosten zu kompensieren, zumal tragfähige<br />

Förderprogramme und Stipendiensysteme noch nicht bestehen.<br />

Bei Bachelor- und Masterstudiengängen könnte vor allem die<br />

stärkere Verschulung des Studiums mit genau strukturierten<br />

Stundenplänen die Organisation des Alltags erschweren.<br />

■ Interview: cg<br />

MUM 01 | 2005 TITEL<br />

7


MUM 01 | 2005 ESSAY<br />

8<br />

PROF. FREERK HUISKEN<br />

FREERK HUISKEN IST<br />

PROFESSOR FÜR<br />

POLITISCHE ÖKONOMIE<br />

DES AUSBILDUNGS-<br />

SEKTORS AN DER<br />

UNIVERSITÄT BREMEN.<br />

ESSAY<br />

ELITEUNIVERSITÄTEN IN<br />

DEUTSCHLAND<br />

MIT ELITE ZUR ÖKONOMISCHEN<br />

WELTGELTUNG<br />

Braucht Deutschland Eliteuniversitäten? Welches sind die richtigen Konzepte und wie müssen<br />

sie umgesetzt werden, um erfolgreich zu sein? In einer Essayreihe widmet sich MUM diesem<br />

Thema und lässt dazu Bildungsexperten ganz unterschiedlicher Meinung zu Wort kommen.<br />

Für Freerk Huisken, Professor für politische Ökonomie des Ausbildungssektors an der <strong>Universität</strong><br />

Bremen, dienen Eliteuniversitäten der Festigung der wirtschaftlichen Bedeutung<br />

Deutschlands in der Welt.<br />

Der Plan zur Gründung von Eliteuniversitäten hat<br />

eine innerwissenschaftliche Debatte über den Umgang<br />

mit dem Elite-Begriff ausgelöst. Es werden ihm<br />

gegenüber Vorbehalte geäußert, da es sich bei ihm<br />

um einen „gefährlichen Ladenhüter“ handeln soll,<br />

seine Bedeutung für den aktuellen „Reformprozess“<br />

wird problematisiert und der Verdacht geäußert, die<br />

Rede von der Elite könne einem „dichotomischen<br />

Weltbild“ Vorschub leisten.<br />

Bemerkenswert an diesem Diskurs ist, dass nicht die<br />

Wirklichkeit hiesiger Eliten-Produktion untersucht<br />

und auf „Gefahren“ abgeklopft wird, sondern deren<br />

sprachliche Bezeichnungen und ihre Konnotationen<br />

erörtert werden. Es hat gelegentlich den Anschein,<br />

als ginge es allein um die Frage, wie ein allgemein<br />

unterstelltes, hierzulande real existierendes Verhältnis<br />

von Funktionseliten und den zum freiwilligen<br />

Funktionieren erzogenen Massen so benannt werden<br />

muss, dass die unschönen Zusammenhänge von<br />

Führungselite und Gefolgschaft ein freundlicheres<br />

Sprachkleid erhalten.<br />

Diese Debatte ist ein doppelter Anachronismus.<br />

Denn zum einen meinen die regierenden Politiker<br />

solche Schönfärberei längst nicht mehr nötig zu<br />

haben. Sie sprechen inzwischen offen aus, welche<br />

politischen Zwecke sie mit der Schaffung von Eliteuniversitäten<br />

verfolgen. Zum anderen sind sie aber<br />

auch über die Frage, ob Deutschland eine nationale<br />

Führungselite braucht, weit hinaus. In der Sicherheit,<br />

dass das nationale Bildungswesen mit (un-)<br />

schöner Regelmäßigkeit den gewünschten Elitennachwuchs<br />

produziert, indem es systematisch circa<br />

Zweidrittel der nationalen Jugend von weiterführender<br />

Bildung ausschließt, und in der Sicherheit,<br />

dass sie selbst ein Teil dieser Elite sind, brechen<br />

sie zu neuen Ufern auf: Mit Eliteuniversitäten<br />

soll Deutschland sich einen Platz in der „Welt-Elite“<br />

der Nationalstaaten sichern. Und niemand hat das<br />

Warum und Wie dieses Vorhabens<br />

schöner auf den Begriff gebracht<br />

als der Umweltminister<br />

Jürgen Trittin, der nach der<br />

Verabschiedung der sozialdemokratischen<br />

„Leitlinien zur<br />

Innovation“ (Weimar 01. 2004)<br />

bei Sabine Christiansen geladen<br />

war, um den Plan des Koalitionspartners<br />

zu erläutern. Mit<br />

einem Beispiel, mit dem er die<br />

Notwendigkeit von Eliteuniversitäten<br />

illustrierte, outete er sich als<br />

heißer Verfechter des SPD-Vorschlags:<br />

Es sei ein Skandal, so der<br />

Minister, dass es einem japanischen<br />

Autoproduzenten gelungen sei, ein Auto mit<br />

einem Hybridmotor bis zur Serienreife zu<br />

entwickeln! Was ausgerechnet der Umweltminister<br />

an einem umweltschonenden und energiesparenden<br />

Motor so skandalös findet, das erläuterte er umgehend:<br />

Das Skandalöse an diesem Vorgang sei, dass<br />

es dem Japaner vor BMW, VW oder Daimler-Chrysler<br />

gelungen sei, dieses Gerät verkaufsfähig auf dem<br />

Weltmarkt zu platzieren. Und wer immer noch rätselte,<br />

was dies denn mit den Eliteuniversitäten zu<br />

schaffen hat, wurde prompt aufgeklärt: Deutschland,<br />

so Trittin, bräuchte Eliteuniversitäten, damit sich so<br />

etwas in Zukunft nicht mehr wiederholt!<br />

Das ist klar und eindeutig. Und deshalb sollte man<br />

sich dieser Begründung genauer widmen. Auffallend<br />

ist zunächst die Entrüstung des Ministers über eine<br />

wissenschaftlich-technologische Leistung – den<br />

Hybridmotor. Warum bricht er, der doch für Umwelt<br />

und Energie zuständig ist, angesichts dieser Erfindung<br />

und Entwicklung nicht in Begeisterungsstürme<br />

aus? Warum geht er nicht davon aus, dass dieser<br />

neue Motor mit seinen feinen Eigenschaften ein


Segen für die auf den Autoverkehr angewiesene und<br />

von ihm heimgesuchte Menschheit ist?<br />

Des Ministers Entrüstung gibt zutreffend Auskunft:<br />

In Marktwirtschaften werden bahnbrechende Erfindungen<br />

nicht nach ihren besonderen nützlichen<br />

Eigenschaften beurteilt. Für sich genommen, als<br />

neue Erkenntnis oder als neue Technologie, die zum<br />

Beispiel Arbeit spart, Freizeit verlängert, Umwelt<br />

schont, zählt Wissenschaft in der Marktwirtschaft<br />

nichts. Die allgemeine Beachtung von Forschung<br />

und Entwicklung gilt ausschließlich dem Umstand,<br />

ob sich daraus ein Geschäft machen lässt und wer<br />

es macht. Erst wenn sich ein Unternehmen findet,<br />

das nach gründlicher Kalkulation zur Auffassung gelangt,<br />

mit der neuen Technologie sei ein Gewinn zu<br />

erwirtschaften, zählt Wissenschaft im Kapitalismus.<br />

Deswegen ist es den Managern von VW, BMW<br />

oder Renault, deren Ingenieure an der<br />

gleichen Entwicklung arbeiten, ein<br />

Ärgernis, dass ihnen die japanischen<br />

Kollegen zuvorgekommen<br />

sind. An neuen Erfindungen<br />

arbeitet eben nicht<br />

eine Wissenschaftlergemeinde<br />

überall auf<br />

der Welt arbeitsteilig,<br />

tauscht sich über die<br />

jeweiligen Fortschritte<br />

aus und begutachtet<br />

gemeinschaftlich<br />

das Endprodukt. In<br />

den diversen Konstrukteursbüros<br />

wird<br />

vielmehr gegeneinander<br />

gearbeitet, weil<br />

das Endprodukt überhaupt<br />

nur etwas gilt,<br />

wenn es als Geschäftsoder<br />

Produktionsmittel gegen<br />

den Konkurrenten eingesetzt<br />

werden kann.<br />

Deswegen kommt es den jeweiligen<br />

Konzernen auch nicht nur darauf<br />

an, einen zeitlichen Konkurrenzvorsprung<br />

vor der restlichen Industrie zu erarbeiten.<br />

So eine Erfindung besitzt keineswegs den<br />

Charakter eines Allgemeinguts, das aus den Händen<br />

des japanischen Eigners uneigennützig seinen<br />

Marsch um die Welt antritt. Es verhält sich umgekehrt:<br />

Diese Weltfirmen setzen alles daran, sich<br />

einen einmal geschaffenen Konkurrenzvorteil langfristig<br />

zu erhalten. In der Geschäftswelt ist es deshalb<br />

üblich, die exklusive Nutzung des lukrativen<br />

Know-Hows sicherzustellen. So wie in der Marktwirtschaft<br />

am Wissen allein der Wissensvorsprung<br />

gegenüber der Konkurrenz interessiert, so kommt<br />

es bei seiner Anwendung auf die Monopolisierung,<br />

das heißt auf den Ausschluss der Konkurrenz vom<br />

neuen Geschäftsmittel an.<br />

Industriebetriebe stellen sich damit zu immateriellen<br />

geistigen Produkten, die ihrer Natur nach allgemein<br />

verfügbar sind, so wie zu sachlichem Eigentum, das<br />

seine ökonomische Ratio im Ausschluss anderer von<br />

seinem Gebrauch besitzt. Was bei Fabriken und<br />

ihren Produkten hierzulande Grundgesetz ist und<br />

entsprechende Rechtsgültigkeit besitzt, dass nämlich<br />

Güter nur bei entsprechender, profitabler<br />

Zahlung ihren Eigentümer wechseln, funktioniert bei<br />

geistigen Erzeugnissen nicht so ohne weiteres. Mit<br />

der Verbreitung eines geistigen Produkts wechselt<br />

es nämlich nicht die Hände. Mit seiner Preisgabe<br />

verbleibt es weiterhin im Besitz seines Erfinders, nur<br />

die Verfügung darüber verbreitet sich. Und gerade<br />

diese phantastische Möglichkeit der unendlichen<br />

Vervielfachung von Wissen wird im Kapitalismus als<br />

Geschäftsschädigung deklariert. Deswegen werden<br />

Patente beantragt, Erfindungen in Tresoren verschlossen<br />

und Lizenzen zur Nutzung neuer Technologien<br />

verkauft. So geht jede privat-kapitalistische<br />

Anwendung von neuem Wissen einher mit der<br />

Behinderung von seiner allgemeinen Verwendung.<br />

Dass sich auch der grüne Minister über rosige<br />

Geschäftsaussichten japanischer Produzenten<br />

echauffiert, liegt daran, dass er das neue Produkt<br />

weder als Umweltbeauftragter noch als Energiesparkommissar,<br />

sondern allein als deutscher<br />

Umweltbeauftragter und als deutscher Energiesparkommissar<br />

begutachtet. Deswegen entdeckt er<br />

am Hybridmotor des japanischen Herstellers nichts<br />

als ein den deutschen Firmen entgangenes Geschäft.<br />

Und das entgangene Geschäft nationaler Weltfirmen<br />

übersetzt er sich in entgangenes Wachstum der<br />

nationalen Ökonomie.<br />

Eliteuniversitäten, in denen es in erster Linie um<br />

Naturwissenschaften geht, werden also zu einer<br />

nationalen Notwendigkeit erklärt, nicht etwa um einen<br />

Wissenschaftsprozess durch Bündelung aller<br />

ausgewiesenen Fachkräfte zu effektivieren, dessen<br />

Resultate dann technologisch umgesetzt dazu<br />

beitragen sollen, Menschen das Leben mindestens<br />

erträglich zu gestalten. Ziel ist es, mit wissenschaftlichen<br />

Spitzenleistungen in der Konkurrenz kapitalistischer<br />

Unternehmen auf dem Weltmarkt erfolgreich<br />

zu sein und darüber das nationale Wachstum<br />

zu fördern: Nicht Honda oder Mitsubishi gebühren<br />

Geschäftserfolge, sondern BMW, VW und Daimler,<br />

fordert der Umweltminister. Deswegen müssen<br />

BMW, VW und andere instand gesetzt werden, mit<br />

neuen Produkten und Technologien der Konkurrenz<br />

die Märkte zu bestreiten. Er weiß: Nur die Schädigung<br />

der auswärtigen Konkurrenz sichert hiesigen<br />

Geschäftsleuten die nötigen Gewinne. Und nur die<br />

Behauptung in der Standortkonkurrenz gegenüber<br />

anderen nationalen Kapitalstandorten schafft jenes<br />

Wachstum, auf dem nun einmal der gesamte Staatsreichtum<br />

basiert.<br />

Der Plan zur Schaffung von Eliteuniversitäten ist also<br />

kein Element jener gewöhnlichen, die Entwicklung<br />

des Bildungswesens immer begleitenden Reformen,<br />

mit ihm soll auch nicht der „Nivellierung der nationalen<br />

Elite“ (Helmut Schmidt) vorgebeugt werden,<br />

sondern er steht für ein neues, besonders anspruchsvolles<br />

und zwar imperialistisches Vorhaben.<br />

„Wir brauchen Unis, die weltweit strahlen!“, sagt<br />

Frau Bulmahn dazu.<br />

MUM 01 | 2005 ESSAY<br />

9


MUM 01 | 2005 PROFILE<br />

10<br />

SERIE:<br />

FORSCHER ALS LITERATEN (TEIL 3)<br />

NEUES AUS DEM NORDEN<br />

Am 13. Juni 1997 saß Klaus Böldl vom Institut<br />

für Nordische Philologie mit ein paar Freunden<br />

zu Hause vor dem Fernseher. Sie warteten nicht<br />

auf ein Fußballspiel oder einen Actionfilm, sondern<br />

auf „Das Literarische Quartett“. An diesem<br />

13. Juni besprachen die Kritiker um Marcel<br />

Reich-Ranicki nicht nur „100 Jahre Einsamkeit“<br />

von Gabriel García Márquez, sie stürzten sich<br />

auch auf den Roman „Studie in Kristallbildung“.<br />

Der Autor: Klaus Böldl.<br />

„Kerstin Hensel, die an dem Abend als Gastkritikerin<br />

eingeladen war, hatte das Buch total verrissen.<br />

Aber Reich-Ranicki war recht angetan und<br />

Hellmuth Karasek war begeistert“, erinnert sich<br />

Klaus Böldl. Für den Skandinavisten, der damals<br />

mit seiner Dissertation kämpfte, halbtags jobbte<br />

und daneben noch irgendwie dieses Buch geschrieben<br />

hatte, war es ein riesiger Erfolg. Auch<br />

für die Verkaufszahlen des Buches und das Renommee<br />

des Autors war das „Literarische Quartett“<br />

ein Glücksfall. Noch heute hat Böldl diesen<br />

Schicksalsabend als Videoaufzeichnung zu Hause<br />

im Regal. Angeschaut hat er sich die Sendung<br />

allerdings nie wieder.<br />

Sieben Jahre später sieht Böldl gelassen auf die<br />

aufregenden Anfänge zurück. Er ist kein Mensch,<br />

der die Öffentlichkeit sucht oder gerne im Mittelpunkt<br />

steht. Die Reaktionen auf seine Bücher<br />

nimmt er auch nicht mehr so ernst wie früher. Er<br />

liest nicht mehr jede Rezension und findet zudem,<br />

er sei „ja von der Kritik bisher ganz glimpflich behandelt<br />

worden“. Er wirkt ein wenig verwundert<br />

und dann auch wieder in einem bescheidenen<br />

Maße stolz, dass andere seine literarische Arbeit<br />

anerkennen.<br />

Für seinen ersten Romanentwurf bekam Klaus<br />

Böldl 1995 ein Literaturstipendium der Stadt <strong>München</strong>.<br />

Für Böldl war diese finanzielle und ideelle<br />

Unterstützung ein entscheidender Wegweiser.<br />

„Wer weiß, vielleicht hätte ich das Buch gar nicht<br />

beendet, wenn ich nicht das Stipendium gewonnen<br />

hätte.“ Aus dem eingereichten Entwurf wurde<br />

„Studie in Kristallbildung“, das auf dem Tisch<br />

des „Literarischen Quartetts“ landete und außerdem<br />

noch den Tukan-Preis der Stadt <strong>München</strong> erhielt.<br />

Für sein aktuelles Buch „Die fernen Inseln“<br />

hat Böldl 2003 nicht nur den Brüder-Grimm-Preis<br />

der Stadt Hanau bekommen, sondern auch den<br />

Hermann-Hesse-Literaturpreis. Der Autor lächelt<br />

zurückhaltend und sagt: „Es wäre ja schon toll gewesen,<br />

einen dieser Preise zu bekommen.“<br />

Die Frankfurter Rundschau betitelte Böldl in einer<br />

Rezension als „Textmaler“. „Es stimmt, ich habe<br />

als Jugendlicher viel gemalt“ sagt Böldl. Später<br />

zog er die Sprache vor, die für ihn ein „viel spröderes<br />

Material“ ist als die Farbe. Seine drei bisher<br />

erschienenen Bücher sind für ihn Versuche, die<br />

Landschaften des Nordens zu versprachlichen.<br />

„Studie in Kristallbildung“ spielt in Grönland,<br />

„Südlich von Abisko“ in Stockholm und Lappland<br />

und „Die fernen Inseln“ handelt von einer Reise<br />

nach Island und auf die Färöer Inseln.<br />

Über das Reisen kam Klaus Böldl auch zur Skandinavistik.<br />

Als Gymnasiast lernte der gebürtige<br />

Passauer per Interrail die skandinavischen Länder<br />

N<br />

5 Klaus Böldls jüngstes, 2003 bei<br />

Fischer erschienenes Werk „Die<br />

fernen Inseln“


O<br />

kennen. An der <strong>Universität</strong> wollte er erst nur die schwedische Sprache<br />

lernen, dann faszinierten ihn auch Kultur und Literatur der Nordländer.<br />

Er studierte Skandinavistik, Germanistik und Komparatistik<br />

an der LMU, promovierte hier und arbeitet seit 1999 als wissenschaftlicher<br />

Assistent am Institut für Nordische Philologie der LMU.<br />

Er forscht über isländische Mythologie, übersetzt mittelalterliche<br />

Literatur und hält im Wintersemester 2004/05 sein erstes Hauptseminar<br />

über „Universalromantik in Skandinavien“.<br />

Vom Literaturbetrieb und seinen Kapriolen ist Böldl nicht abhängig.<br />

Für ihn sind Schriftstellerei und wissenschaftliche Arbeit im Kopf<br />

zwei getrennte Bereiche. Trotzdem ist er gerne Wissenschaftler und<br />

Schriftsteller – acht Stunden jeden Tag Romane schreiben könnte<br />

er nicht, sagt Böldl. Selbst wenn er dauerhaft von der Schriftstellerei<br />

leben könnte, es würde ihm ein Teil seines Lebens fehlen.<br />

W.G. Sebald ist für ihn dabei ein großes Vorbild – einmal und vor<br />

allem wegen seiner kunstvollen Sprache. Aber auch, weil Sebald bis<br />

zu seinem tödlichen Autounfall 2001 als Professor für Literaturwissenschaften<br />

arbeitete. Die Professur ist auch für Böldl das Fernziel.<br />

Im Septe<strong>mb</strong>er 2004 hat er seine Habilitationsschrift abgegeben.<br />

„Die letzten zwei Jahre war an literarisches Schreiben nicht zu den-<br />

■ ZUR PERSON<br />

BIBLIOGRAPHIE:<br />

Klaus Böldl: Studie in Kristallbildung.<br />

Roman, S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 1997<br />

Klaus Böldl: Südlich von Abisko.<br />

Erzählung, S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2000<br />

Klaus Böldl: Die fernen Inseln. S. Fischer Verlag,<br />

Frankfurt/Main 2003<br />

Klaus Böldl und Uwe Englert (Hg): Vereinzelt Schneefall. Neue<br />

Texte aus Skandinavien. Neue Rundschau. 115. Jg. 2004. Heft 3<br />

R D E N<br />

ken.“ Nach der langen Beschäftigung mit mittelalterlichen Texten<br />

ist er froh, sich jetzt auch wieder vermehrt der modernen Literatur<br />

zuwenden zu können. Er hat mit einem Kollegen eine Anthologie<br />

zur neuen skandinavischen Literatur herausgegeben. Ende Nove<strong>mb</strong>er<br />

war er mit drei jungen Autoren aus Norwegen, Schweden<br />

und Dänemark auf Lesereise im deutschsprachigen Raum.<br />

In den letzten Monaten sind auch die ersten Ideen für ein neues Prosawerk<br />

gereift. Viel mag Klaus Böldl noch nicht verraten, nur, dass<br />

das neue Buch in einer sehr viel näheren Region spielen wird. „Ich<br />

möchte schließlich nicht bis an mein Lebensende nur über den<br />

Norden schreiben.“ ■ gra<br />

Sie sind Phonetiker, forschen über Shakespeare oder dozieren<br />

in Komparatistik. Doch einige Wissenschaftler an der LMU<br />

betreiben nicht nur exzellente Forschung und Lehre, sondern<br />

sind auch als Satiriker, Romanciers oder Lyriker erfolgreich.<br />

MUM stellt die Literaten unter den LMU-Forschern vor.<br />

Klaus Böldl wurde 1964 in Passau geboren. Er studierte Skandinavistik in <strong>München</strong> und Lund (Schweden). Seit 1999 arbeitet<br />

er als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Nordische Philologie der LMU und ist dort spezialisiert auf Altnordistik.<br />

Seine Habilitation „Eigi einhamr. Untersuchungen zum Weltbild der Eyrbyggja und anderer Isländersagas“ wurde im<br />

Deze<strong>mb</strong>er 2004 ohne Gegenstimme angenommen. Drei Wochen später erfolgte Böldls Ernennung zum Oberassistenten. Auf<br />

einer Forschungsreise nach Island, bei der Klaus Böldl für seine Habilschrift Archive in Reykjavik durchforstete, holte er sich<br />

auch die Anregungen für sein aktuelles Prosawerk „Die fernen Inseln“.<br />

MUM 01 | 2005 PROFILE<br />

11


MUM 01 | 2005 PROFILE<br />

12<br />

NEBEN DEM ZWANGSSTAND<br />

VETERINÄR-BLECHBLÄSERENSEMBLE<br />

Das Blechbläserense<strong>mb</strong>le der Tierärztlichen<br />

Fakultät der LMU „BlechVet“ spart nicht mit<br />

Superlativen. Die Musiker bezeichnen sich auf<br />

ihrer Website als das „wahrscheinlich führende<br />

tiermedizinische Blechbläserense<strong>mb</strong>le Europas“.<br />

„Wahrscheinlich sind wir aber auch das einzige<br />

in Europa“, ergänzt mit einem Augenzwinkern<br />

Professor Joachim Braun, der mit seinem Engagement<br />

das Ense<strong>mb</strong>le zusammenhält.<br />

Wie kommen gerade die Tiermediziner zu einem<br />

Blechbläser-Ense<strong>mb</strong>le? Wieso spielen die angehenden<br />

Veterinäre Flügelhorn, Tuba oder Posaune?<br />

Joachim Braun, Professor an der Gynäkologischen<br />

Tierklinik, hat sich diese Frage wohl auch schon<br />

gestellt. Er erklärt, dass fast alle Studierenden der<br />

Fakultät vom Land kämen. „Da gibt es doch noch<br />

viele, die daheim auf dem Dorf in der Blaskapelle<br />

oder im Posaunenchor spielen.“ Außerdem laufen<br />

sich die Tiermediziner ohnehin im Studium ständig<br />

über den Weg. So entsteht leichter ein Zusammengehörigkeitsgefühl.<br />

Für Posaunistin Johanna Eiberle war die Anonymität<br />

der Großstadt ein entscheidender Grund, bei<br />

BlechVet mitzumachen. „Ich war neu in <strong>München</strong><br />

und hatte gerade angefangen, zu studieren. Da<br />

war ich schon froh, über die Musik Leute kennen<br />

zu lernen.“ Die Studentin ist auch froh, von den<br />

älteren Semestern im Ense<strong>mb</strong>le Tipps zu nützlichen<br />

Büchern oder Prüfungsfragen zu bekommen.<br />

Geprobt wird im Hörsaal der Gynäkologischen<br />

Tierklinik. Tagsüber erfahren hier angehende<br />

Tierärztinnen und Tierärzte etwa, wie man eine<br />

Kuh richtig besamt. In der Mitte der Bühne, wo<br />

sonst vielleicht der Dirigent am Pult stehen würde,<br />

steht hier der Zwangsstand. Eine Art Individualgefängnis<br />

für das Tier, das den Studierenden im<br />

Hörsaal als veterinärmedizinisches Demonstrationsobjekt<br />

dient.<br />

MIT USCHI GLAS IM HÖRSAAL<br />

Beim alljährlichen Weihnachtskonzert können<br />

auch Nicht-Veterinäre die ganz speziellen Reize<br />

dieses Musiksaals kennen lernen. Allein der<br />

Geruch ist einzigartig. Es liegen viele Jahrzehnte<br />

Tier in der Luft. Beim letzten Weihnachtskonzert<br />

genossen 300 Zuhörer Musik und Atmosphäre im<br />

Gynäkologischen Hörsaal. Dort spielte BlechVet<br />

gemeinsam mit dem Streicherense<strong>mb</strong>le der<br />

Tierärztlichen Fakultät.<br />

Eingeladen wird dazu schon mal ein prominenter<br />

Gast, der die Erlöse des (Benefiz-)Konzertabends<br />

in die Höhe treiben soll. TV-Tierärztin Uschi Glas<br />

musste zum Beispiel 2002 zugunsten der Obdachlosenzeitschrift<br />

BISS ihre veterinärmedizinischen<br />

Kenntnisse preisgeben. „Das war sehr<br />

lustig“, meint Trompeterin Katja Ritterbusch<br />

trocken. Beim Weihnachtskonzert 2004 hatte<br />

BlechVet neben Klassik und Gospel auch einige<br />

Stücke für Brassband auf den Notenständern. Bei


dem ersten improvisierten Auftritt anlässlich der Emeritierung eines<br />

Professors vor etwa acht Jahren konnten die Blechbläser gerade<br />

mal zwei Stücke spielen. Inzwischen ist nicht nur das Repertoire<br />

gewachsen, sondern auch der Anspruch. Dabei hatte die Geschichte<br />

der Blechblastruppe mit Misstönen begonnen.<br />

Es war 1995 und die Studentin Katja Ritterbusch hatte sich mit zwei<br />

Kommilitonen aus ihrem Wohnheim zum Musizieren in der Uni<br />

getroffen. Alle drei waren gute Musiker und hatten Anspruchsvolles<br />

vor. Bei ihrer zweiten Probe hörten sie aus einem Nebenraum<br />

Posaunenklänge und holten den einsamen Musikanten zu sich. Es<br />

war Professor Joachim Braun, der damals gerade mit dem Posaunespielen<br />

begonnen hatte. „Der Abend war eine Katastrophe“,<br />

erinnert sich Katja Ritterbusch. Die Hornistin, eine Freundin von<br />

ihr, mäkelte ständig an Professor Braun herum. „So könne man<br />

nicht Posaune spielen, das wäre unmöglich. Sie hatte ja keine Ahnung,<br />

dass er einer meiner Professoren war“, lacht Katja Ritterbusch,<br />

die heute – knapp zehn Jahre später – wieder als Assistentin<br />

an der Tierärztlichen Fakultät arbeitet und mit ihrer Trompete<br />

immer noch bei BlechVet aktiv ist.<br />

Inzwischen ist das Ense<strong>mb</strong>le auf knapp 20 Mitglieder gewachsen,<br />

und „wir haben wirklich gute Leute dabei“, erzählt Professor Braun<br />

stolz. Eine Studentin, die schon ein Jahr auf dem Konservatorium<br />

war, eine, die fast Tuba studiert hätte und noch einige andere sehr<br />

gute Orchestermusiker sind dabei. In diesem Semester ist Blech-<br />

Vet sogar zum ersten Mal auf ein veritables Probenwochenende gefahren,<br />

in ein Schullandheim in Agatharied. Die Blechveterinäre<br />

waren trotz der Proben von früh bis spät von ihrem gemeinsamen<br />

Ausflug begeistert.<br />

www.blechvet.de<br />

AUF DER SUCHE NACH DER TUBA<br />

Für viele der Musiker macht die Zusammensetzung des Ense<strong>mb</strong>les<br />

seinen Reiz aus. Neben Professor Braun ist die Professorenschaft<br />

durch den Immunologen Thomas Göbel vertreten. Der rekrutiert<br />

auch schon mal seinen Doktoranden mit dem Schlagzeug, wenn es<br />

die Besetzung erfordert. Neben einigen fertigen Tierärzten sind die<br />

meisten Ense<strong>mb</strong>lemitglieder Studierende. Für die Besetzung bedeutet<br />

das häufige Änderungen. Ein Auslandsjahr, Prüfungen, eine<br />

Stelle in einer anderen Stadt: Es gibt viele gute Gründe für die hohe<br />

Fluktuation. Somit ist es eine der Hauptaufgaben von Professor<br />

Braun, neue Musiker zu rekrutieren. Er gibt sich alle Mühe. „Ich bin<br />

schon aufgezogen worden, weil ich keine Vorlesung habe vergehen<br />

lassen, ohne eine Tuba zu suchen.“ Seit zwei Jahren ist nun zum<br />

Glück eine Tubaspielerin dabei. Die ist wichtig, weil die anspruchsvollen<br />

Stücke fast alle eine Tuba fordern. In solchen Notfällen<br />

werden daher auch Ausnahmen gemacht: Es muss nicht immer ein<br />

Tiermediziner sein, wenn das Instrument gefragt ist. Und eigentlich,<br />

schränkt Braun ein, sei die Rekrutierung gar nicht elitär:<br />

„Bei uns darf jeder mitspielen. Sogar ich.“ ■ gra<br />

MUM 01 | 2005 PROFILE<br />

13


MUM 01 | 2005 PROFILE<br />

14<br />

„FUNKTIONIERENDE<br />

AUSPLÜNDERUNGSMASCHINERIE“<br />

FORSCHUNGSPROJEKT ZUR FISKALISCHEN<br />

VERFOLGUNG DER JUDEN<br />

Drei Jahre hatte ein Historikerteam um Professor Hans Günter Hockerts von der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU) in<br />

Zusammenarbeit mit der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayern Zeit, Licht in ein dunkles Kapitel bayerischer<br />

Geschichte zu bringen: Gefördert vom Finanzministerium untersuchten die Forscher die Verfolgung der Juden durch die<br />

Finanzbehörden im Nationalsozialismus. Am 12. Nove<strong>mb</strong>er 2004 stellten sie ihre Forschungsergebnisse vor.<br />

Im Jahr 2001 nahmen Professor Hockerts und seine drei Mitarbeiter<br />

Dr. Christiane Kuller, Axel Drecoll und Tobias Winstel die<br />

Arbeit am Forschungsprojekt „Die Finanzverwaltung und die Verfolgung<br />

der Juden in Bayern“ auf – mit interessanten Ergebnissen,<br />

die der Projektleiter bei der Abschlusspräsentation im Historicum<br />

der LMU auf den Punkt brachte: „Die Finanzverwaltung war zwar<br />

nicht insgesamt, aber in erheblichen Teilen ein Bestandteil arbeitsteiliger,<br />

staatsgestützter Makrokriminalität. Und dies insbesondere<br />

dort, wo sie die vermögensrechtliche Abwicklung der Deportationen<br />

übernahm.“ Nicht viel, so Hockerts, bleibe von der älteren Dualismus-Vorstellung,<br />

nach der traditionelle Staatlichkeit und entfesselte<br />

Führergewalt in einem Spannungsverhältnis zueinander<br />

gestanden hätten. Im Gegenteil, die Integration der Finanzbehörden<br />

in ein enges Kooperationsgeflecht von Dienstellen der Partei,<br />

der Polizei und des Staates habe die „Ausplünderungsmaschinerie“<br />

ohne Stockung am Laufen gehalten.<br />

Zwar zeigen die Studien im Einzelnen, dass keineswegs alle Beamte<br />

antisemitische Neigungen an den Tag legten. In der Gesamtheit<br />

spielten die Finanzbehörden und ihre Repräsentanten jedoch eine<br />

entscheidende Rolle bei der wirtschaftlichen Existenzvernichtung<br />

der Juden.<br />

FISKALISCHE BERAUBUNG DER JUDEN<br />

Wie die Arbeit der bayerischen Finanzbehörden im Kontext der<br />

reichsweiten fiskalischen Verfolgung aussah, wie die steuerliche<br />

Diskriminierung sowie die Entziehung und Verwertung jüdischen<br />

Vermögens verliefen, damit beschäftigt sich die Einzelstudie von<br />

Dr. Christiane Kuller. „Die Beamten hatten durchaus die Möglichkeit,<br />

selbstständig Entscheidungen zu fällen und Handlungsspielräume<br />

zu nutzen“, erläuterte sie in ihrem Vortrag. „Schließlich<br />

mussten sie die widersprüchlichen und mit geordnetem staatlichen<br />

Handeln kaum zu vereinbarenden Anweisungen des NS-Regimes in<br />

geregelte bürokratische Verfahren übertragen.“ Das konnte zu<br />

Gunsten der jüdischen Steuerzahler, aber auch zu einem verschärften<br />

Verhalten ihnen gegenüber ausfallen.<br />

Erstes Ziel der steuerlichen Verfolgung waren die Emigranten. Sie<br />

wurden mit einer Sondersteuer – der so genannten „Reichsfluchtsteuer“<br />

– belegt, die bereits aus der Weimarer Zeit stammte, mit<br />

Beginn der NS-Diktatur jedoch weitgehend antijüdisch konnotiert<br />

war. Zur fiskalischen Diskriminierung kam noch die komplette Enteignung<br />

von Emigranten und Deportationsopfern, die so genannte<br />

„Aktion 3“. Juden, die das Glück hatten, ins Ausland fliehen zu können,<br />

verloren durch Sondersteuern, Enteignungen und eine rigide<br />

Steuer- und Devisengesetzgebung nicht selten bis zu 96 Prozent<br />

ihres Geld- und Sachvermögens.


Die Begründung der Sonderabgaben machte der Reichsfinanzminister<br />

Schwerin von Krosigk 1936 deutlich:<br />

„Der Jude ist fremden Blutes und steht daher außerhalb der deutschen<br />

Volksgemeinschaft. Dass er eben diese Volksgemeinschaft,<br />

von der er ausgeschlossen ist, im Ausland unterstützen wird, ist<br />

unwahrscheinlich.“<br />

Bei der Einziehung jüdischen Vermögens wirkten die Finanzbeamten<br />

eng mit Gestapo und SS zusammen. Brennpunkte der „Arisierung“<br />

in Bayern waren <strong>München</strong> und Nürnberg, wo es große jüdische<br />

Gemeinden gab. Auf die fiskalische Verfolgung der Juden in<br />

diesen beiden Städten sowie auf Unterfranken als typisch ländlicher<br />

Region konzentrierten sich die Untersuchungen von Axel Drecoll.<br />

Nicht weniger als 600 Biografien jüdischer Erwerbstätiger sowie<br />

insgesamt 2.500 Akteneinheiten hat er ausgewertet. Dabei fand er<br />

heraus, dass zu Beginn des NS-Regimes die Arbeit in den Finanzbehörden<br />

von bürokratischer Sachlichkeit und weniger von antisemitischer<br />

Emotionalität geprägt war. Erst mit der sukzessiven<br />

Adaption der nationalsozialistischen Weltanschauung in den Behörden<br />

übten die Beamten ihre Tätigkeit in aller Regel zuungunsten<br />

von Juden aus. Dennoch hält Drecoll fest, dass weniger die Fiskalbehörden,<br />

als vielmehr die radikal vorgehenden Gliederungen der<br />

NSDAP ausführendes Organ bei der „Arisierung“ waren, dass es<br />

sogar zur „Konkurrenz“ zwischen diesen und dem Fiskus bei der<br />

Ausplünderung kommen konnte: So zogen die Finanzbehörden in<br />

Nürnberg – um dem mächtigen Gauleiter Julius Streicher zuvorzukommen<br />

– Mobiliar und Einrichtungsgegenstände von Juden ein,<br />

um deren Steuerschuld zu begleichen.<br />

WIEDERGUTMACHUNG – FINANZIELL UND MENTAL<br />

Um die Möglichkeiten und Grenzen der Wiedergutmachung des<br />

Unrechts deutscher Behörden bei der Verfolgung der Juden nach<br />

Kriegsende geht es in der Untersuchung von Tobias Winstel. Er<br />

betont, dass der frühere bayerische Ministerpräsident Wilhelm<br />

Hoegner dieser Frage bereits 1945 höchste Priorität einräumte. In<br />

Folge kam es zur Einrichtung verschiedener Wiedergutmachungs-<br />

institutionen, unter anderem Entschädigungs- und Rückerstattungsgerichten,<br />

vor denen die jüdischen Opfer des NS-Regimes<br />

Gehör fanden. Zwar halfen ihnen die Entschädigungszahlungen zum<br />

Teil, wieder eine Existenz in Deutschland oder an einem anderen<br />

Ort aufzubauen. Dennoch konnten die Beträge keineswegs die<br />

Leiden aufwiegen, die den Juden zugefügt worden waren.<br />

Was bei der Verhandlung ihres Falls vor den Wiedergutmachungsbehörden<br />

viel wichtiger war, formulierte der Arzt William G.<br />

Niederland, Gutachter in einer Reihe von Verfahren, so: „Für die<br />

überlebenden Opfer des nationalsozialistischen Regimes, die Entschädigung<br />

erhielten, war es nicht eine bestimmte Summe… in<br />

Geld, die am meisten zählte, sondern die ihnen damit zugebilligte<br />

Anerkennung ihres Leids. – Und darin liegt wohl der tiefere Sinn<br />

der Wiedergutmachung für das ihnen angetane Unrecht.“<br />

Immer noch beziehen NS-Opfer in der ganzen Welt eine monatliche<br />

Rente vom bayerischen Landesentschädigungsamt, und der Haushaltsplan<br />

des Bayerischen Finanzministeriums sah für das Jahr 2004<br />

eine Wiedergutmachungssumme von knapp 100 Millionen Euro vor.<br />

Nicht zuletzt deswegen war es ein Anliegen des Bayerischen Finanzministers<br />

Professor Kurt Faltlhauser, die Aufarbeitung der Beteilung<br />

der bayerischen Finanzbehörden an der fiskalischen Judenverfolgung<br />

mit finanziellen Mittel zu unterstützen: 375.000 Euro standen den<br />

Forschern um Professor Hockerts für ihre dreijährige Arbeit zur<br />

Verfügung. Zudem erhielten sie Zugang zu bisher ungesichteten<br />

Akten aus dem Archiv des Ministeriums. Das Projektteam leistete in<br />

Kooperation mit der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayern<br />

ein Stück Pionierarbeit bei der Aufarbeitung eines bislang unerforschten<br />

Kapitels bayerischer (und deutscher) Geschichte. ■ cg<br />

MUM 01 | 2005 PROFILE<br />

15


MUM 01 | 2005 PROFILE<br />

16 ERNSTFALL SCHULE<br />

AUFTAKT FÜR DAS<br />

LEHRERBILDUNGSZENTRUM<br />

DER LMU<br />

6.142 Studierende der LMU wollen später einmal<br />

dort arbeiten, wo sie bereits mindestens<br />

13 Jahre ihres Lebens verbracht haben – in der<br />

Schule. Das sind ein Viertel aller bayerischen<br />

Lehrerinnen und Lehrer, die ihren Abschluss an<br />

der Münchner <strong>Universität</strong> machen. Damit ist die<br />

LMU die größte Ausbildungsstätte für Lehrer in<br />

Bayern. Das neue Lehrerbildungszentrum (LBZ)<br />

der LMU soll künftig als zentrale Einrichtung<br />

die vielen Aktivitäten und Initiativen im Bereich<br />

der Lehrerbildung bündeln, koordinieren und<br />

optimieren.<br />

Für Friederike Klippel endete mit der feierlichen<br />

Eröffnung am 18. Januar 2005 eine Vorbereitungsphase,<br />

die viele Jahre gedauert hat. „Es<br />

begann alles mit dem Bericht der Terhart-Kommission“,<br />

erinnert sich die Prorektorin und Professorin<br />

für Didaktik der englischen Sprache und<br />

Literatur. Im Jahr 2000 hatte der Münsteraner Erziehungswissenschaftler<br />

Ewald Terhart im Auftrag<br />

der Kultusministerkonferenz einen Bericht über<br />

die „Perspektiven der Lehrerbildung“ vorgelegt.<br />

Terhart und seine Kommissions-Kollegen waren<br />

sich zwar einig darin, dass die <strong>Universität</strong>en<br />

Zentren der Lehrerbildung bleiben sollten. Sie<br />

kritisierten jedoch vehement, dass die Fachwissenschaften,<br />

die fachdidaktischen, die erziehungswissenschaftlichen<br />

sowie die schulpraktischen<br />

Studien immer noch zu unverbunden neben-<br />

einander stünden. Allzu oft bildeten die Hochschulen<br />

zwar gute Fachwissenschaftler aus, wie<br />

man ein guter Lehrer werden kann, vermittelten<br />

sie aber nicht. Angehende Deutschlehrer, die ausführlich<br />

über das Mittelhochdeutsche geforscht<br />

haben, aber nicht wissen, wie sie eine Stunde über<br />

Gedichte für Viertklässler konzipieren, gaben der<br />

Terhart-Kommission Anlass zur Kritik. Außerdem<br />

dürfe kein angehender Musiklehrer erst im Referendariat<br />

erkennen, dass er keine Lust hat, 30 Pubertierende<br />

zum Singen zu animieren.<br />

Der Terhart-Bericht sorgte für viel Aufsehen. Auch<br />

an der LMU stieß er Refor<strong>mb</strong>estrebungen an. Eine<br />

Arbeitsgruppe unter der Leitung von Professor<br />

Friederike Klippel arbeitete mehrere Jahre lang an<br />

dem Konzept für eine zentrale Einrichtung der<br />

Lehrerbildung an der LMU. Und so ist Klippel besonders<br />

glücklich, dass eben jener Ewald Terhart,<br />

der die Entwicklung angestoßen hatte, für den<br />

Festvortrag bei der Auftaktveranstaltung des<br />

Lehrerbildungszentrums gewonnen werden konnte.<br />

„So schließt sich ein Kreis“, freut sich die Vorsitzende<br />

des Gründungsbeirats des LBZ.<br />

Die mehr als 6.000 Lehramtsstudenten stellen die<br />

größte durch eine gemeinsame Prüfungsordnung<br />

geeinte Gruppe von Studierenden an der Münchner<br />

<strong>Universität</strong> dar. Doch die Gemeinsamkeiten<br />

bleiben oft verborgen. Angehende Mathematiklehrer<br />

treffen vor allem auf Diplommathematiker;<br />

Grundschullehrer in spe bekommen selten


einen zukünftigen Englischlehrer am Gymnasium zu Gesicht. Das<br />

neue Lehrerbildungszentrum soll künftig dazu beitragen, die Lehrer<br />

besser auf den Ernstfall Schule vorzubereiten. Besonders wichtig<br />

ist die breite Verankerung des LBZ in den drei Komponenten der<br />

Lehrerbildung. Fachwissenschaftler, Fachdidaktiker und Erziehungswissenschaftler<br />

sind hier vernetzt. Für den notwendigen Praxisbezug<br />

sorgen Vertreter aller Schulformen, die im LBZ Mitglied<br />

sind. Das Lehrerbildungszentrum engagiert sich zum einen in den<br />

praktischen Fragen universitärer Ausbildung und Weiterbildung für<br />

Lehrkräfte. Es will aber auch die Entwicklung von Reformkonzepten<br />

für die Lehrerbildung und die Bildungsforschung fördern sowie<br />

die wissenschaftliche Kooperation mit anderen Institutionen und<br />

<strong>Universität</strong>en.<br />

Jeder soll seine Ideen einbringen und von den Ideen Anderer lernen<br />

können. So sind etwa viele innovative Projekte nur einer kleinen<br />

Gruppe von Lehrenden und Studierenden des jeweiligen Faches<br />

bekannt. Das ist die unvermeidliche Kehrseite des reichhaltigen Angebots<br />

an der LMU, das fast alle Fächerko<strong>mb</strong>inationen ermöglicht.<br />

Das LBZ soll für mehr Transparenz und zukünftig einheitliche Qualitätsstandards<br />

sorgen. Und Friederike Klippel ist optimistisch, dass<br />

die Mitglieder des Lehrerbildungszentrums noch viele weitere Ideen<br />

produzieren. „Ich habe das Gefühl, dass ganz viele Leute in den<br />

Startlöchern stehen.“<br />

AUSSICHTSREICHE ZUKUNFT<br />

Auch für die Studierenden gibt es mit dem LBZ erste sichtbare<br />

Schritte in die Zukunft. Eine Website (www.lmu.de/lehrerbildungszentrum)<br />

wird aufgebaut als Wegweiser für alle Lehramtsstudierenden,<br />

die Studienpläne, Prüfungsordnungen oder spezifische<br />

Fachstudienberatungen suchen. Die zentrale Studienberatung oder<br />

die Fachstudienberatung kann und soll das LBZ nicht ersetzen.<br />

„Aber das LBZ soll auch ein Informations- und Beratungsportal für<br />

Studierende sein“, erklärt Geschäftsführer Dr. Richard Sigel, der im<br />

Oktober 2004 zusammen mit zwei Mitarbeiterinnen sowie einer<br />

Sekretärin die Arbeit in den drei Räumen in der Schellingstraße 10<br />

aufgenommen hat. Vor allem aber soll das LBZ in Zukunft mithelfen,<br />

das Studium qualitativ zu verbessern. So könnten etwa die<br />

Pflichtveranstaltungen von häufigen Fächerko<strong>mb</strong>inationen zeitlich<br />

koordiniert werden. Studierende, die zwischen A, B, und C pendeln,<br />

während zeitgleich für sie wichtige Seminare in D und E stattfinden,<br />

werden dankbar sein. „Das ist ein ehrgeiziges Ziel, das wir uns da<br />

vorgenommen haben“, so Professor Klippel. Und es ist nicht das<br />

einzige. Angedacht sind auch Veranstaltungsreihen zur Schulrealität,<br />

Vorbereitungsseminare auf das Praktikum, inhaltliche Kooperationen<br />

der Fachdidaktiker, der Aufbau von Netzwerken innovativer<br />

Schulen und die Weiterqualifizierung der Ausbildungslehrkräfte an<br />

den Schulen.<br />

Das LBZ beginnt seine Arbeit in politisch spannenden Zeiten. Der<br />

Bologna-Prozess fordert nämlich von allen deutschen <strong>Universität</strong>en<br />

eine Reform des Studiums – das betrifft auch das Lehramtsstudium.<br />

Bayern will zwar weiterhin an einer zentralen Staatsprüfung festhalten,<br />

allerdings sollen Bachelor- und Masterstudiengänge damit<br />

ko<strong>mb</strong>iniert werden. Zudem wird der Freistaat den <strong>Universität</strong>en<br />

neue Freiheiten in der Lehrerbildung geben. Die Examensnote der<br />

angehenden Lehrer wird künftig nur noch zu 60 Prozent von der<br />

schriftlichen Staatsprüfung bestimmt. 40 Prozent der Note ergeben<br />

sich aus Prüfungen während des Studiums. „Das heißt, 40 Prozent<br />

der Ausbildungsinhalte können durch die <strong>Universität</strong>en gestaltet<br />

werden. Folglich werden sich die Lehramtsstudiengänge der einzelnen<br />

Unis schon unterscheiden“, erläutert Friederike Klippel. Sie<br />

sieht das LBZ daher als aktiven Faktor für eine Schärfung des<br />

Profils der LMU. ■ gra<br />

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MUM 01 | 2005 PROFILE<br />

18<br />

VOM TOLLHAUS ZUR TANZTHERAPIE<br />

100 JAHRE PSYCHIATRISCHE KLINIK<br />

NUSSBAUMSTRASSE<br />

Vor 100 Jahren wurde die Psychiatrische Klinik der LMU als<br />

Königliche Psychiatrische Klinik in <strong>München</strong> feierlich eröffnet.<br />

Viele berühmte Forscher haben hier gearbeitet, zum Beispiel<br />

Emil Kraepelin und Alois Alzheimer. Ein Blick zurück auf ein<br />

spannendes Stück Zeitgeschichte.<br />

Besucher, die heute den Haupteingang der Psychiatrischen Klinik in<br />

der Nussbaumstraße betreten, sind zuerst einmal beeindruckt von dem<br />

Prunk vergangener Zeiten. Bei ihrer Eröffnung im Jahr 1904 war die<br />

Klinik für <strong>München</strong> allerdings nicht nur ein architektonischer, sondern<br />

auch ein medizinischer Meilenstein. Seit 1803 gab es das Giesinger<br />

Tollhaus am heutigen Kolu<strong>mb</strong>usplatz. Dort wurden die „ganz Tollen“<br />

und die etwas ruhigeren „Irren“ von Wärtern bewacht. Auf Prügel und<br />

Ketten sollte verzichtet werden, Zwangsjacken waren allerdings noch<br />

gängige Praxis. Es gab einen einzigen Arzt, der sich um die Kranken<br />

kümmerte. Das „Giesinger Tollhaus“ war schon bald überfüllt, die<br />

Zustände für die Patienten wurden als unerträglich beschrieben.<br />

Abhilfe sollte Anfang des 19. Jahrhunderts die Königliche Psychiatrische<br />

Klinik schaffen. Erst musste die <strong>Universität</strong> allerdings Verhandlungen<br />

mit den Barmherzigen Schwestern vom Orden des Heiligen<br />

Vinzenz von Paul führen. Sie betrieben Landwirtschaft auf dem<br />

Grundstück, auf dem die Klinik errichtet werden sollte. Man einigte<br />

sich darauf, dass die Barmherzigen Schwestern die Bewirtschaftung<br />

und Pflege in der künftigen Klinik übernehmen sollten. Gründungsdirektor<br />

Emil Kraepelin – schon damals ein Psychiater von Weltrang –<br />

war zunächst besorgt, ob diese Kooperation funktionieren würde. Doch<br />

erst sehr viel später beendete der Nachwuchsmangel im Orden eine<br />

fast neunzigjährige erfolgreiche Zusammenarbeit. 1991 hörten vier<br />

der letzten fünf Ordensschwestern auf. Eine einzige Barmherzige<br />

Schwester arbeitet heute noch auf eigenen Wunsch in der Nussbaumstraße.<br />

BERÜHMTE WISSENSCHAFTLER<br />

Um die Erstausstattung der Klinik kümmerte sich ganz besonders einer<br />

der Assistenten Kraepelins, der mit ihm aus Heidelberg gekommen<br />

war. Dieser Assistent nutzte die Gelegenheit und ließ einen aufwändigen<br />

Mikroskopiersaal in das 3. Obergeschoß der Klinik einbauen,<br />

der vor allem seiner eigenen Forschung dienen sollte. Alois Alzheimer<br />

hieß dieser Assistent, der 1907 auf einer Tagung erstmals über das<br />

Krankheitsbild der verwirrten „Auguste D.“ berichtete. Die Tagungsteilnehmer<br />

waren damals nicht sonderlich beeindruckt. Alzheimers<br />

Vorgesetzter Kraepelin hingegen erkannte die Bedeutung der Beobachtungen<br />

und nahm sie unter dem Begriff „Alzheimer’sche Krankheit“<br />

in sein epochales Lehrbuch „Psychiatrie“ auf. Alzheimers Mikroskopiersaal<br />

in der Psychiatrischen Klinik wurde bald zu einem Zentrum<br />

der internationalen neurologischen Forschung. Auch H.G. Creutzfeldt<br />

und A.M. Jakob, die später unabhängig voneinander die Creutzfeld-<br />

Jakob-Krankheit beschrieben, haben hier bei Alzheimer gearbeitet.<br />

Heute ist in dem Saal die psychiatriehistorische Sammlung der Klinik<br />

untergebracht.<br />

Die Jahre des Nationalsozialismus waren eine dunkle Epoche für die<br />

deutsche Psychiatrie, nicht nur in der Nussbaumstraße. Einer der ehemaligen<br />

Assistenten Kraepelins, Ernst Rüdin, war ein fanatischer<br />

7 Das Gebäude der Psychiatrischen Klinik in der Nussbaumstraße


Anhänger des Gedankens der „Rassenhygiene“. Er<br />

hatte den Kommentar zum berüchtigten „Gesetz zur<br />

Verhütung erbkranken Nachwuchses“ der Nazis<br />

mitverfasst. 360.000 Menschen wurden in der Folge<br />

sterilisiert. Im Rahmen der so genannten „Aktion<br />

T4“ wurden zwischen 1939 und 1941 mehr als<br />

80.000 psychisch Kranke umgebracht, weitere<br />

Zehntausende kamen durch „Hungerkost“ in den<br />

Kliniken ums Leben. Aus der Nussbaumstraße gab<br />

es, anders als aus der psychiatrischen Klinik in Haar,<br />

keine Deportationen in „Tötungsanstalten“. Allerdings<br />

sind damals Patienten aus der Uniklinik nach<br />

Haar verlegt worden. Der damalige Leiter der<br />

<strong>München</strong>er Klinik, Oswald Bumke, war allem Anschein<br />

nach nicht in die Gräueltaten verwickelt. Er<br />

wusste aber von ihnen, setzte sich jedoch nicht<br />

öffentlich für die Rechte psychisch Kranker ein.<br />

LANGSAMER NEUANFANG<br />

Als die Amerikaner am 30. April 1945 in <strong>München</strong><br />

einzogen, lief in der Klinik in der Nussbaumstraße<br />

nur noch ein Notbetrieb. Viele Stationen waren<br />

schon im Winter 1943/44 nach Haar ausgelagert<br />

worden. Im letzten Kriegswinter wurde der restliche<br />

Klinikbetrieb ins Tegernseer Tal verlegt. Nach<br />

Kriegsende begann der Alltag an der Nussbaumstraße<br />

nur langsam wieder. Es mangelte an intakter<br />

Infrastruktur, Geld, Personal und Mut, sich wieder<br />

einer Forschung fernab von Ideologien zu widmen.<br />

Die Modernisierung der Psychiatrie wurde erst in<br />

den 50er Jahren durch die Entwicklung neuer Medikamente<br />

beschleunigt. 1952 wurde das erste Antipsychotikum<br />

entwickelt, mit dem man Wahnkrankheiten<br />

behandeln konnte. 1957 folgte Imipramim,<br />

das erste Antidepressivum. Ein weiterer Meilenstein<br />

für die Entwicklung der Psychiatrie in der Bundesrepublik<br />

war der Bericht, den die so genannte „Psychiatrie-Enquête“<br />

1974 veröffentlichte. Die vom<br />

Bundestag eingesetzte Kommission rüttelte die<br />

deutsche Öffentlichkeit mit Fakten über die entsetzliche<br />

Situation in vielen psychiatrischen Einrichtungen<br />

auf. Patientensäle mit zehn bis 18 Betten,<br />

die Toiletten in der Mitte des Raums nur durch<br />

Stellwände abgetrennt, Kliniken mit weit mehr als<br />

1.000 Betten, viel zu wenige Ärzte und viel zu viele<br />

Zwangsbehandlungen waren der Alltag. „Auch in<br />

der Nussbaumstraße war es nicht wirklich komfortabel“,<br />

beschreibt der heutige Klinikdirektor Hans-<br />

Jürgen Möller die damaligen Zustände. Laut Möller<br />

kam es aber auch in <strong>München</strong> – angestoßen durch<br />

den Enquête-Bericht – zu einer Neuorientierung.<br />

„Dazu gehörten bauliche Änderungen, aber auch<br />

der Ausbau der komplementären Versorgung mit<br />

Tag- und Nachtkliniken sowie A<strong>mb</strong>ulanzen.“<br />

Heute ist die ehemals Königliche Psychiatrische<br />

Uniklinik eine moderne Großstadtklinik mit diversen<br />

Speziala<strong>mb</strong>ulanzen und einer psychiatrischen<br />

Poliklinik, in der Hilfesuchende in akuten psychischen<br />

Krisen rund um die Uhr ohne vorherige<br />

Anmeldung betreut werden. Auf zehn Stationen<br />

können 200 Patienten versorgt werden, im Jahr<br />

werden dort knapp 2.000 Patienten stationär behandelt.<br />

Die Sozialpsychiatrie und Behandlungsformen<br />

wie Verhaltenstherapie, Psychoanalyse,<br />

Kunst- oder Beschäftigungstherapie ergänzen die<br />

Behandlung mit Psychopharmaka. Der heutige<br />

Klinikdirektor Hans-Jürgen Möller ist froh über diese<br />

Entwicklung: „Konzeptionell gibt es heute wenig<br />

Konflikte.“ Die Zeiten, als in <strong>München</strong> ein Tollhaus<br />

stand, sind lange vorbei. ■ gra<br />

1 Emil Kraepelin (3. von rechts) mit<br />

seinen Mitarbeitern bei der Visite in<br />

der Münchner Klinik<br />

Zum Jubiläum der Klinik ist im<br />

Springer-Verlag 2005 das Buch<br />

„Die Psychiatrische Klinik der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>München</strong> 1904 –<br />

2004“ von H. Hippius, H.-J. Möller,<br />

N. Müller und G. Neundörfer<br />

erschienen.<br />

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20<br />

EIN NASHORN IM HÖRSAAL<br />

KINDERUNI AN DER LMU<br />

Im Wintersemester hat die <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

(LMU) das Durchschnittsalter<br />

ihrer Studierenden ganz erheblich gesenkt:<br />

Zum ersten Mal findet hier die KinderUni statt.<br />

Acht- bis Zwölfjährige können in insgesamt acht<br />

Vorlesungen nicht nur eine Menge dazulernen,<br />

sondern zudem erleben, wie es an einer <strong>Universität</strong><br />

zugeht. Ob Vorlesungen über Soziologie,<br />

Philosophie, Pädagogik, Physik oder die Antike<br />

– die LMU-Professoren bieten den Kindern<br />

spannende Themen, natürlich kindgerecht aufbereitet.<br />

Und sowohl die Kinder als auch die<br />

Professoren sind mit großem Spaß und Engagement<br />

bei der Sache.<br />

„Ich weiß ganz genau, dass Harry Potter weitsichtig<br />

ist“, vertritt der neunjährige Stefan nachdrücklich<br />

seinen Standpunkt. Die achtjährige Laura ist sich<br />

sicher, dass der Professor recht hat: „Harry Potter<br />

hat die Brille nur so!“ Kritische Diskussionen<br />

unter Studierenden nach einer Vorlesung sind gut<br />

und wichtig – auch bei der KinderUni.<br />

Und in Sachen Weit-, Normal- und Kurzsichtigkeit<br />

oder Schielen können sie nach der Vorlesung<br />

„Warum haben wir zwei Augen und sehen nur<br />

einmal – Harry Potter und seine Brille“ von<br />

Professor Klaus-Peter Boergen kompetent mitreden.<br />

Der Kinderaugenarzt von der Augenklinik der<br />

LMU hat in seinem Vortrag alles Wissenswerte<br />

rund ums Sehorgan erklärt. Und für alle weiteren<br />

Fragen hat der Augenspezialist auch nach der Vorlesung<br />

ein offenes Ohr. Und die gibt es! Kaum hat<br />

er geendigt, wird er schon von einer Traube seiner<br />

„Studierenden“ umlagert, die ihn mit Fragen<br />

löchern und versuchen, ein Autogramm für ihre<br />

Brille von ihm zu bekommen. Die 3D-Brille, die<br />

jedes Kind zu Beginn der Vorlesung erhalten hat<br />

und natürlich die tollen 3D-Bilder, die Professor<br />

Boergen per Beamer auf die Leinwand projizierte,<br />

waren der absolute Renner: „Mir hat am meisten<br />

das Nashorn gefallen. Es sah so aus, als ob es auf<br />

mich zukommt!“, erklärt der neunjährige Micki<br />

begeistert. Aber nicht nur den Kindern hat der<br />

Vortrag viel Spaß gemacht. Auch Professor Boergen<br />

ist hochzufrieden mit seinen jungen Studierenden:<br />

„Anfangs war ich ja schon etwas skeptisch, aber


jetzt kann ich nur sagen: Jederzeit wieder!“ Für ihn, der es gewohnt<br />

ist, nur junge Erwachsene zu unterrichten, war besonders die<br />

Vorbereitung eine neue Erfahrung und eine große Herausforderung:<br />

„Normalerweise sind Vorlesungen zur Augenheilkunde relativ<br />

schnell konzipiert. Aber hier ging es ja darum, das Thema Sehen<br />

kindgerecht aufzubereiten.“ Erstaunt war Professor Boergen vor<br />

allem über die große Wissbegierde der Kinder und darüber, wie viel<br />

Vorwissen sie schon haben.<br />

VOLLER ERFOLG<br />

In jedem Fall war die KinderUni bisher ein riesiger Erfolg, schließlich<br />

wurde jedem Vortragenden – ganz nach akademischer Art – mit<br />

einem eifrigen Klopfen auf die Tische applaudiert. Die beiden<br />

Moderatorinnen vom Bayerischen Rundfunk – neben dem Münchner<br />

Merkur ein Medienpartner für die LMU und die Initiative Kinder-<br />

■ WEITERE VORLESUNGEN DER KINDERUNI<br />

Uni – hatten schon zu Beginn die wichtigsten Gebräuche für das<br />

Leben rund um den Hörsaal erklärt, so unter anderem, wie man an<br />

der Uni applaudiert, was das Kürzel „c.t.“ bedeutet und dass die<br />

„Mitschüler“ an der Hochschule Kommilitonen heißen.<br />

Einige der rund 450 Kinder hatten schon die beiden vorhergegangenen<br />

Vorlesungen gesehen, in denen der Anatom Professor Reinhard<br />

Putz alles über den menschlichen Körper erzählte und Astrophysiker<br />

Professor Harald Lesch die Studierenden mitgenommen hatte auf<br />

eine Reise in das Weltall und fremde Galaxien. Mona hat alle drei<br />

Vorlesungen besucht. Mittlerweile ist die Elfjährige schon ein<br />

richtiger Profi. „Mir haben eigentlich alle sehr gut gefallen, obwohl<br />

ich die erste schon ein bisschen gruselig fand.“ Auf jeden Fall hat<br />

sie sich schon Karten für die nächsten Vorlesungen der KinderUni<br />

gesichert. ■ cg<br />

29. Januar 2005, 11:00 – 12:00 Uhr, Hörsaal 201, Prof. Dr. Oliver Primavesi<br />

„Warum uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt? – Wie sich die Menschen in der Antike den Kosmos vorgestellt haben“<br />

12. Februar 2005, 11:00 – 12:00 Uhr, Großer Physikhörsaal, Schellingstraße, Prof. Dr. Hartmut Wiesner<br />

„Warum entstehen Farben beim Regenbogen? – Wie die Physik uns hilft, die Natur zu erklären“<br />

Hinweis: Alle Plätze sind bereits vorreserviert. Etwa 100 Restkarten werden jeweils 15 Minuten<br />

vor Vorlesungsbeginn am Veranstaltungsort ausgegeben.<br />

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22<br />

SPITZENFORSCHUNG – MADE IN MUNICH<br />

INTERNATIONALES DOKTORANDEN-<br />

KOLLEG „THESIS“<br />

Im Rahmen des Elitenetzwerks Bayern starteten im Oktober drei<br />

Internationale Doktorandenkollegs (IDK) und zwei Elitestudiengänge,<br />

bei denen die <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU)<br />

als Sprecherhochschule fungiert. In einer Reihe stellt MUM die<br />

Angebote des Eliteförderungsprogramms vor. Diesmal das IDK<br />

„THESIS“ der LMU und der Technischen <strong>Universität</strong> <strong>München</strong>.<br />

Der Kern der Erde besteht hauptsächlich aus flüssigem Eisen.<br />

Darüber herrscht bei den Geowissenschaftlern Konsens. Was<br />

allerdings macht sie so sicher, dass nur dieses Material den Mittelpunkt<br />

unseres Planeten bildet? Schließlich sind Bohrungen in<br />

eine Tiefe von rund 3.000 Kilometern nach wie vor unmöglich. Die<br />

Methode scheint sehr einfach, wenn sie erklärt wird: „Indem wir<br />

verschiedene Evidenzen in Erwägung ziehen und sie verifizieren,<br />

kristallisiert sich schließlich eine Lösung heraus“, erklärt Professor<br />

Hans-Peter Bunge vom Lehrstuhl für Geophysik an der LMU.<br />

So wissen beispielsweise die Kosmochemiker, dass Silber, obwohl<br />

es gut leitet und infolgedessen ein Magnetfeld wie das der Erde<br />

aufbauen könnte, kein sehr häufiges Element im All ist. Ebenso<br />

scheidet Aluminium aus, weil die Masse des Erdkerns viel zu groß<br />

ist. Schließlich spricht auch nichts für einen permanenten Stabmagneten,<br />

da aus Erdbeobachtungen bekannt ist, dass sich das<br />

Magnetfeld der Erde wiederholt von Nord nach Süd und dann von<br />

Süd nach Nord umgepolt hat. Hans-Peter Bunge: „Vier bis fünf Evidenzen<br />

verweisen schließlich auf geschmolzenes Eisen, in dem ein<br />

aktiver Dynamo-Prozess abläuft. Wir wägen das Unmögliche<br />

gegen das Mögliche ab und ziehen die Schlüsse daraus. Die besondere<br />

Herausforderung für Geowissenschaftler liegt darin, dass<br />

sie Teil eines Experiments sind, das sie weder kontrollieren noch<br />

wiederholen können.“ Detektivisches Ko<strong>mb</strong>inieren macht die Arbeit<br />

der Geowissenschaftler zum großen Teil aus. Viele Resultate<br />

erzielen sie dabei jedoch vor allem durch die intensive Zusammenarbeit<br />

der verschiedenen geowissenschaftlichen Bereiche.<br />

„Die Vernetzung der Disziplinen ist für unsere Arbeit unabdingbar“,<br />

so Professor Bunge.<br />

INTENSIVE ZUSAMMENARBEIT<br />

Vernetzung und intensive Zusammenarbeit stehen auch beim<br />

Internationalen Doktorandenkolleg (IDK) „THESIS“ im Vordergrund,<br />

das im Rahmen des Elitenetzwerks Bayern im Oktober 2004 startete:<br />

17 Wissenschaftler und Doktoranden aus sechs verschiedenen<br />

Nationen widmen sich unter dem Motto „Complex Processes<br />

in the Earth: Theory, Experiment, Simulation“ neben der experimentellen<br />

Grundlagenforschung auch der Entwicklung von ausgefeilten<br />

3D-Simulationsverfahren, mit denen komplexe geodynamische<br />

Prozesse dargestellt werden können. Ein wichtiges Ziel der<br />

Forschung dabei ist die Verbesserung von Frühwarnsystemen bei<br />

Erdbeben oder Vulkaneruptionen. Die Relevanz dieser in THESIS<br />

verfolgten Forschung wird durch die dramatischen Ereignisse<br />

im Indischen Ozean belegt. So befasst sich der 27-jährige Hijiang<br />

Wang aus Peking mit der Entwicklung eines 3D-Modells, mit dem<br />

er Erdbeben im Großraum Peking simulieren und so das Verlaufsszenario<br />

nachzeichnen kann. Seit 2002 ist der Doktorand aus China<br />

bereits in <strong>München</strong>, wo seine Forschungsarbeit von Professor Heiner<br />

Igel betreut wird.<br />

Neben Wang gehören derzeit noch der Indonesier Wiwit<br />

Suryanto, der Italiener Giampiero Iffaldano, der Kanadier Yan<br />

Lavallee, sowie der LMU-Absolvent Bernhard Schuberth zu den<br />

THESIS-Doktoranden.<br />

Um am IDK teilnehmen zu können, hatten die fünf Nachwuchswissenschaftler<br />

anspruchsvolle Hürden zu nehmen: Bei der Bewerbung<br />

sind ausgezeichnete Diplomabschlüsse natürlich Voraussetzung. Zudem<br />

müssen potenzielle Teilnehmer zwei so genannte „Letters of<br />

Recommendation“ beibringen, also Empfehlungsschreiben deutscher<br />

und ausländischer Professoren, die ihre früheren Arbeiten betreut<br />

haben. Besonders wichtig ist auch eine von den Bewerbern selbst<br />

verfasste „Research Project Description“, in der sie ihr geplantes Forschungsprojekt<br />

detailliert vorstellen müssen. Ergänzt werden diese<br />

Zugangsvoraussetzungen durch Auswahlgespräche und einen persönlichen<br />

Vortrag sowie die Verteidigung der Projektskizze vor den<br />

an THESIS beteiligten Wissenschaftlern.


„Wir brauchen den besten Nachwuchs“, sagt Professor Bunge,<br />

„denn die Besten suchen sich die schwierigsten Fragestellungen.“<br />

Dass THESIS genau diese Fragestellungen bietet, zeigt das Beispiel<br />

von Giampiero Iffaldano. Weil für ihn die Forschungsthemen der<br />

Münchner Geophysik eine große Herausforderung sind, hat er ein<br />

Angebot vom weltweit renommierten California Institute of Technology<br />

(CALTEC) abgelehnt und sich für die Promotion in der bayerischen<br />

Metropole entschieden. Hier arbeitet er zusammen mit<br />

Professor Bunge und Professor Rothacher an seinem Projekt über<br />

dynamische Prozesse im Bereich der Plattentektonik.<br />

An THESIS schätzt der Italiener, mit den anderen Doktoranden und<br />

Wissenschaftlern in stetigem Dialog zu stehen. „Wir lernen<br />

voneinander, weil wir aus verschiedenen Ländern und verschiedenen<br />

Bereichen der Geowissenschaften kommen. Das ermöglicht<br />

einen umfassenden Einblick in die vielen komplexen Fragestellungen<br />

der geowissenschaftlichen Disziplinen“, erklärt er.<br />

DIE BESTE FORSCHUNG GEHÖRT AN DIE UNIVERSITÄT<br />

Zum Austausch untereinander sind daher regelmäßige Treffen<br />

vereinbart, in denen der Fortgang der einzelnen Forschungsprojekte<br />

diskutiert wird. Den Anfang machte die Auftaktveranstaltung<br />

vom 28. bis 30. Oktober 2004 in Sudelfeld bei Bayerischzell.<br />

■ ELITENETZWERK BAYERN<br />

Ziel des Elitenetzwerks Bayern, das mit Beginn des Wintersemesters<br />

startete, ist die optimale Positionierung des größten<br />

Bundeslandes im Wettbewerb um die besten Köpfe in Forschung<br />

und Wissenschaft. Individuelle Betreuung und Förderung von<br />

Nachwuchswissenschaftlern in Internationalen Doktorandenkollegs<br />

und Elitestudiengängen sowie die Vernetzung der<br />

In der Bergwelt um den Wendelstein trafen sich die beteiligten<br />

Forscher zum Erfahrungsaustausch und zur Planung des weiteren<br />

Verlaufs von THESIS. Neben wissenschaftlichen Diskussionen<br />

stand auch ein Ausflug auf den Wendelstein inklusive Besichtigung<br />

der <strong>Universität</strong>s-Sternwarte auf dem Plan, wo Dr. Heinz Barwig vom<br />

Observatorium den THESIS-Wissenschaftlern die hochempfindliche<br />

Technik erklärte. „Solche Einrichtungen sind kein Luxus<br />

für <strong>Universität</strong>en, sondern essentiell für eine angemessene<br />

Forschung“, betont Professor Bunge. „Nur durch permanente Beobachtung,<br />

das so genannte Monitoring, erhalten wir die für unsere<br />

Forschung notwendigen Zeitreihen der Erdentwicklung. Wir<br />

wissen nicht, welche Beobachtungen in 50 Jahren relevant sind.<br />

Deshalb sind systematische Erdbeoachtungen auch immer eine<br />

Investition in die Zukunft.“<br />

Der Leiter des Doktorandenkollegs THESIS, der 15 Jahre in den<br />

USA forschte, ist der festen Meinung, dass die Spitzenforschung<br />

an der <strong>Universität</strong> bleiben muss. „Wir müssen die besten<br />

Studenten mit den besten Forschern zusammenbringen“, meint<br />

Bunge. THESIS ist für ihn ein wichtiger Schritt in diese Richtung,<br />

ein fruchtbarer Nährboden, auf dem sich die deutsche Spitzenforschung<br />

prächtig entwickeln kann. ■ cg<br />

interdisziplinären Forschung sind Schwerpunkte dieser deutschlandweit<br />

einmaligen Initiative, die vom Bayerischen Staatsministerium<br />

für Wissenschaft, Forschung und Kunst mit insgesamt<br />

14 Millionen Euro gefördert wird.<br />

Weitere Informationen unter: www.elitenetzwerk-bayern.de<br />

MUM 01 | 2005 PROFILE<br />

23


MUM 01 | 2005 PROFILE<br />

24<br />

VERSTEHEN, WIE GENE FUNKTIONIEREN<br />

GENOMFORSCHUNGSNETZWERK BAYGENE<br />

Das Genom des Menschen ist entschlüsselt. Alle Gene, die sich<br />

auf den 46 Chromosomen einer menschlichen Zelle befinden, sind<br />

lokalisiert. Nun gilt es, die genetische Information zu analysieren,<br />

zu charakterisieren und vor allem, die Funktionen menschlicher<br />

Gene zu bestimmen. Dieser so genannten funktionellen Genomforschung<br />

hat sich das Bayerische Genomforschungsnetzwerk<br />

BayGene am Genzentrum der LMU verschrieben.<br />

Es war ein Wissenschaftskrimi, der über Jahre hinweg für Schlagzeilen<br />

sorgte: Seit 1987 versuchten Wissenschaftler, die sich in der<br />

„Human Genome Organization“ (HUGO) zusammengeschlossen<br />

hatten, das menschliche Genom zu dechiffrieren. Der Abschluss des<br />

Genomprojekts wurde dabei durch den Wettstreit zwischen den<br />

privaten Forschern der Firma „Celera Genomics“ und dem internationalen<br />

HUGO-Konsortium enorm beschleunigt. Im Jahr 2000 war<br />

es dann soweit: Craig Venter und Francis Collins gaben die Entschlüsselung<br />

des menschlichen Genoms bekannt. Das HUGO-Team<br />

hatte letztlich die Nase vorn und konnte somit den erfolgreichen<br />

Abschluss des größten und aufwändigsten internationalen Forschungsprojekts,<br />

das jemals in der Biowissenschaft durchgeführt<br />

wurde, für sich verbuchen.<br />

Doch damit ist die Genomforschung keineswegs an ihr Ende gelangt:<br />

Der größte Teil der Arbeit steht den Wissenschaftlern in aller<br />

Welt noch bevor. Nun gilt es zu erforschen, wie menschliche Gene<br />

und Genprodukte funktionieren, interagieren und wie sie reguliert<br />

werden können: „Es wird wahrscheinlich Generationen dauern, bis<br />

wir verstanden haben, was das alles bedeutet“, glaubt Professor<br />

Horst Domdey, wissenschaftlicher Leiter des Bayerischen Genomforschungsnetzwerks<br />

BayGene am Genzentrum der LMU. „In den<br />

kommenden Jahrzehnten wird sich die funktionelle Genomforschung<br />

zu einem der zentralen Wissenschaftsfelder für den<br />

Erkenntnisfortschritt in den Lebenswissenschaften und für die<br />

Innovationsfähigkeit der Medizin, der Pharma- und Biotechnologie-<br />

Industrie, der Agrarwirtschaft, des Nahrungsmittelsektors und des<br />

Umweltschutzes entwickeln“, ist Horst Domdey überzeugt. Das<br />

unter dem Dach von BayGene entstehende Netz aus Information<br />

und Zusammenarbeit soll dabei eine effiziente Genomforschung<br />

sowie einen schnellen Technologietransfer gewährleisten. Ziel der<br />

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Netzwerk ist es,<br />

Grundlagen für die Entwicklung neuer Methoden zur Diagnostik und<br />

Therapie von Krankheiten wie Krebs oder Diabetes zu schaffen.<br />

BayGene wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst pro Jahr mit insgesamt rund 3,86 Millionen<br />

Euro über eine Laufzeit von sieben Jahren gefördert. Seit Juli 2004<br />

sind vier Juniorgruppen über so genannte bildgebende Verfahren<br />

am Start – drei von der LMU, eines von der TU <strong>München</strong>. Nach<br />

erfolgreichem Abschluss der Berufungsverfahren sollen demnächst<br />

drei Seniorgruppen der <strong>Universität</strong>en Erlangen, Regensburg und<br />

Würzburg folgen. Die Projekte unterziehen sich alle zwei Jahre<br />

einer Evaluation.<br />

Eine der drei LMU-Juniorgruppen widmet sich unter der Leitung<br />

von Dr. Dr. Jürgen Haas im Max-von-Pettenkofer Institut der Analyse<br />

von Herpesviren, die beim Menschen und im Tierreich weit<br />

verbreitet sind und nach der Erstinfektion meist latent im Wirt<br />

verbleiben. Dabei sollen mit Hilfe automatisierter Hochdurchsatzverfahren<br />

zur Identifizierung therapeutisch und diagnostisch<br />

relevanter Gene ein neuartiger Zugang zum Verständnis der ausgelösten<br />

Erkrankungen und ihrer Ursachen erzielt sowie neue<br />

Impulse für die Therapie und die Therapeutikaentwicklung gewonnen<br />

werden.<br />

Mit der Analyse früh-streuender, so genannter epithelialer Tumorzellen,<br />

die die Vorläuferzellen der tödlichen Metastasen enthalten,<br />

beschäftigt sich die Arbeitsgruppe von Dr. Christoph Klein am Institut<br />

für Immunologie. Epitheliale Tumorzellen sind äußerst selten.<br />

Sie lassen sich aufgrund ihres Gewebeursprungs im Knochenmark<br />

und in den Lymphknoten nachweisen. Auch wenn der Primärtumor<br />

operativ oder chemotherapeutisch bekämpft und vernichtet ist,<br />

können diese ausgewanderten Einzelzellen zu Metastasen führen.<br />

Ziel der Arbeitsgruppe ist es, durch die genaue Charakterisierung<br />

dieser einzelnen Zellen den Prozess der Metastasierung verstehen


zu lernen. Die Forscher erhoffen sich zudem Erkenntnisse für eine<br />

verbesserte Früherkennung und für Ansätze zur Prävention von<br />

Krebserkrankungen. Ziel ist es unter anderem, neue Therapien für<br />

Krebspatienten zu erarbeiten, die eine Entstehung von Metastasen<br />

in der Zukunft verhindern sollen. Das Projekt ist sehr praxisbezogen<br />

angelegt; große Kliniken im <strong>München</strong>er Raum sowie bayerische Biotechnologieunternehmen<br />

werden dabei miteingebunden.<br />

In der Arbeitsgruppe von Dr. Ania Muntau werden im Forschungszentrum<br />

des Dr. von Haunerschen Kinderspitals genetische<br />

Erkrankungen mit defekter Proteinfaltung erforscht. Eine Proteinfaltung<br />

kann sich in unterschiedlicher Weise auf die Proteinfunktion<br />

auswirken. Wenn die Wissenschaftler die zugrunde liegenden<br />

Mechanismen kennen, können sich daraus neue Möglichkeiten zur<br />

gezielten pharmakologischen Korrektur solcher Faltungs-Anomalien<br />

und deren Folgen ergeben. Die Forscher erwarten, dass in<br />

Zusammenarbeit mit Industriepartnern Therapiekonzepte bei<br />

genetischen Defekten entwickelt werden können, die individuell auf<br />

die Erkrankten zugeschnitten sind.<br />

Forschen, um konkrete Anwendungen zu entwickeln – das haben<br />

sich die Netzwerker von BayGene aufs Panier geschrieben. Die<br />

Bedeutung des Technologietransfers, also der wirtschaftlichen und<br />

industriellen Verwertung der gewonnenen Erkenntnisse, hob deshalb<br />

der Bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber bei<br />

einem Besuch von BayGene besonders hervor: „An alle Wissenschaftler<br />

im Netzwerk darf ich appellieren, ihre wichtigen Forschungsarbeiten<br />

auch offensiv zu ‚vermarkten’.“ Bei den sieben Arbeitsgruppen<br />

soll es deshalb auch nicht bleiben. Weitere Projekte aus<br />

Wissenschaft und Industrie sollen im Laufe der Zeit eingebunden<br />

werden. Der Biotech-Cluster <strong>München</strong> habe im nationalen Vergleich<br />

seine Vormachtstellung in den vergangenen Jahren ausbauen können,<br />

betont Horst Domdey, und sei neben Ca<strong>mb</strong>ridge und Kopenhagen/Malmö<br />

einer der drei europäischen Spitzenstandorte. Nun<br />

gelte es, die Chancen dieses Clusters zu nutzen. ■ ms<br />

■ PROJEKTE IM NETZWERK BAYGENE<br />

Seniorprojekte:<br />

• Architektur und Funktion von Proteinkomplexen der Zellme<strong>mb</strong>ran (Prof. Dr. André Reis, <strong>Universität</strong> Erlangen)<br />

• Functional Human Genome Research on Degenerative and Metabolic Diseases (Prof. Dr. Gerd Schmitz, <strong>Universität</strong> Regensburg)<br />

• Molekulare Pathogeneseforschung (Prof. Dr. Ulf Rapp, <strong>Universität</strong> Würzburg)<br />

Juniorprojekte:<br />

• Funktionelle Genomik der Herpesviren (Dr. Dr. Jürgen Haas, LMU)<br />

• Funktionelle Genomik und Therapie früh-disseminierter Tumorzellen (Dr. Christoph Klein, LMU)<br />

• Genetische Erkrankungen mit defekter Proteinfaltung (Dr. Ania Muntau, LMU)<br />

• Molekulare Bildgebung (Dr. Hans Jürgen Wester, TU <strong>München</strong>)<br />

Kontakt:<br />

Dr. Ulrike Kaltenhauser<br />

Tel.: 089/8 59 50 54<br />

info@baygene.de<br />

7 Der Bayerische Ministerpräsident<br />

besucht das Genomforschungsnetzwerk:<br />

Edmund Stoiber im Gepräch mit<br />

LMU-Rektor Professor Bernd Huber.<br />

MUM 01 | 2005 PROFILE<br />

25


MUM 01 | 2005 KUNSTSCHÄTZE<br />

26


1 Im Mittelpunkt des Triptychons: Die heilige Katharina von Alexandrien<br />

im Disput mit den Gelehrten der <strong>Universität</strong>.<br />

7 Der Flügelaltar des Ingolstädter Münsters in der Vorderansicht.<br />

5 Einige Professoren konnten namentlich ermittelt werden:<br />

So der Mathematiker Peter Apian (Mit Zirkel am Globus)<br />

55 Die „Ingolstädter Gnad“ im Chorgestühl des Münsters.<br />

KUNSTSCHÄTZE<br />

AN DER LMU<br />

Grafiken und Gemälde, Installationen und Fotografien, in Stein<br />

gehauene Botschaften – an der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>München</strong> finden sich auch viele Kunstwerke. MUM präsentiert<br />

diese Schätze und zeigt, wo sie zu finden sind.<br />

Der universitätsgeschichtlich interessierte Besucher braucht ein<br />

aufmerksames Auge, um im Ingolstädter Münster auf Zeugnisse<br />

der Geschichte der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> zu stoßen.<br />

Der erste Weg führt zum Chorgestühl, das den Chorraum zur<br />

Rechten und Linken von den Seitenschiffen trennt. Unter den<br />

kunstvollen Schnitzereien des Gestühls, die die Wappen Ingolstadts,<br />

der Häuser Habsburg und Wittelsbach sowie der Markgrafen<br />

von Baden darstellen, findet sich auch die „Ingolstädter<br />

Gnad“. Das Bildnis zeigt Maria auf dem Thron und geht auf<br />

eine französische Goldschmiedearbeit zurück, die Herzog <strong>Ludwig</strong><br />

der Gebartete im Jahr 1438 dem Münster schenkte. Sie gab<br />

der Kirche nicht nur ihren Namen „Zur Schönen Unserer Lieben<br />

Frau“, sondern findet sich bis heute im Siegel der <strong>Ludwig</strong>-<br />

<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong>.<br />

In dem kostbaren Schnitzwerk deutet sich an, welche Bedeutung<br />

dem Münster in der Geschichte der LMU zukommt: Mit der Gründung<br />

der <strong>Universität</strong> 1472 in Ingolstadt wurde das Münster<br />

„Templum Academicum“ – eine Kirche als Ort für die festlichen<br />

Gottesdienste der <strong>Universität</strong>. Überdies hatten bedeutende Theologieprofessoren<br />

die Pfarrei des Münsters inne, so Dr. Johannes<br />

Eck, der den katholischen Glauben gegen Martin Luther verteidigte.<br />

Die Kirche steht gleichsam an der Schnittstelle von Glauben<br />

und Wissenschaft. Zum Ausdruck bringen dies auch die<br />

Bilder des reich verzierten Hochaltars aus der Werkstatt des<br />

Münchner Hofmalers Hans Mielich. Der Altar wurde von Herzog<br />

Albrecht V. im Jahr 1560 in Auftrag gegeben und rechtzeitig zum<br />

100. Geburtstag der <strong>Universität</strong> im Jahre 1572 fertig.<br />

Der in der Tradition der gotischen Flügelaltäre gefertigte Kunstschatz<br />

soll ganz bewusst die gegenreformatorische Affirmation<br />

des Bildes evozieren. Er stellt auf seiner Rückseite das Spannungsverhältnis<br />

zwischen Wissenschaft und Glauben dar: Auf<br />

den drei Flügeln des Altars ist hier die Disputation der Heiligen<br />

Katharina von Alexandrien – die Patronin der philosophischen<br />

Fakultät – mit den Professoren der <strong>Universität</strong> zu sehen. Während<br />

Katharina den reinen Glauben repräsentiert, argumentieren die<br />

Gelehrten für die Wissenschaften – mit dem Resultat, dass<br />

Katharina als „Siegerin“ aus dem Disput hervorgeht. Dieses lässt<br />

sich zwar nicht unbedingt aus den Bildern schließen, es liegt jedoch<br />

in der Intention des Auftraggebers. Dabei vermittelt das<br />

Triptychon gleichzeitig auch Fortschritt und Toleranz. Das zeigt<br />

sich vor allem daran, dass mit Katharina eine Frau die Oberhand<br />

im Disput behält, die der Legende nach nicht weniger als 40 antike<br />

Philosophen bekehrt haben soll. Die wichtigste Aussage des<br />

Altars ist jedoch, dass sich das Haus Wittelsbach, dem der Auftraggeber<br />

entstammt, und die Gelehrten im Glauben einig sind.<br />

Einige der Professoren auf dem Triptychon konnten identifiziert<br />

werden: So finden sich hier unter anderem der Mathematiker<br />

Peter Apian, der Theologe Friedrich Staphylus, der Geschichtsschreiber<br />

Aventin, der Begründer der Botanik, Leonhard Fuchs,<br />

an den noch heute die Fuchsie erinnert, sowie der Mathematiker<br />

Philipp Apian, der Sohn von Peter Apian. ■ cg<br />

MUM 01 | 2005 KUNSTSCHÄTZE<br />

27


MUM 01 | 2005 FORUM<br />

28<br />

Seit dem Wintersemester 2001/2002 wird der <strong>München</strong>er Promotionsstudiengang<br />

Literaturwissenschaft, der von sämtlichen<br />

literaturwissenschaftlichen Fächern der LMU getragen wird, gemeinsam<br />

von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem<br />

Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert. Nach<br />

den dreijährigen Erfahrungen mit dem inzwischen als „sehr gut“ evaluierten<br />

Promotionsstudiengang liegen die Vorteile einer strukturierten<br />

Doktorandenausbildung auf der Hand: Durch transparente Auswahl-<br />

und Evaluationsverfahren<br />

und die konsequente Modulari-<br />

sierung des Studienangebots bietet<br />

sie herausragenden Doktorandinnen<br />

und Doktoranden aus<br />

dem In- und Ausland ein forschungsorientiertes<br />

und systematisch<br />

strukturiertes Lehrprogramm,<br />

das die Qualität literaturwissenschaftlicher<br />

Promotionen<br />

und die beruflichen Erfolgschancen<br />

der Absolventen grundlegend<br />

verbessern dürfte. Der interdisziplinäre<br />

Zuschnitt des Studiengangs befördert den Austausch sowohl<br />

zwischen den verschiedenen Einzelphilologien wie zwischen text-,<br />

medien- oder kulturwissenschaftlichen Forschungsrichtungen. Hierzu<br />

dienen vor allem die Doktorandenkolloquien, in denen die Doktorandinnen<br />

und Doktoranden ausführlich über den Fortgang ihres Dissertationsprojekts<br />

berichten; die fächerübergreifenden Basis- und<br />

Oberseminare, in denen aktuelle methodologische Ansätze und Forschungsschwerpunkte<br />

exemplarisch erprobt werden; schließlich Vorträge,<br />

Symposien und Workshops, die über die Oberseminare und Vorlesungen<br />

hinaus der Diskussion aktueller Forschungsschwerpunkte<br />

dienen.<br />

Die Internationalisierung von Forschung und Lehre wird begünstigt<br />

durch die bereits weit vorangetriebene Flexibilisierung der Zugangsbedingungen<br />

wie auch durch die Förderung von Auslandsaufenthalten,<br />

durch die konsequente Erweiterung des fremdsprachigen<br />

Lehrangebotes und die regelmäßige Einladung herausragender ausländischer<br />

Gastdozenten sowie durch die Ermöglichung fremdsprachiger<br />

Dissertationen und Disputationen. Im Unterschied zur bisher<br />

üblichen Einzelbetreuung der Doktorandinnen und Doktoranden ko<strong>mb</strong>iniert<br />

das Mentorensystem dieses Studiengangs die Vorteile der Individualbetreuung<br />

mit denjenigen einer Tea<strong>mb</strong>etreuung, wie sie<br />

einerseits deutscher, andererseits angelsächsischer Tradition entsprechen:<br />

Neben einem persönlichen Mentor stehen den Doktorandinnen<br />

und Doktoranden für die wissenschaftliche Betreuung alle<br />

25 am Studiengang beteiligten Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer<br />

aus zwölf verschiedenen Disziplinen zur Verfügung.<br />

Die Einbindung der Doktorandinnen und Doktoranden in Forschung<br />

und Lehre wird sowohl durch die Gelegenheit zur selbstständigen<br />

Abhaltung von Lektürekursen und Übungen gefördert wie durch<br />

die Mitwirkung bei der Planung und Organisation von Kolloquien<br />

und Symposien, durch die selbstständige<br />

Teilnahme an Forschungsprojekten<br />

der beteiligten Hochschullehrer<br />

ebensowohl wie durch<br />

Vortrags-, Tagungs- und Bibliotheksreisen.<br />

Kann es unter diesen Umständen<br />

verwundern, dass die Akzeptanz des<br />

Studiengangs bei seinen Doktoran-<br />

dinnen und Doktoranden überdurchschnittlich<br />

hoch ist?<br />

1 Prof. Dr. Hendrik Birus<br />

Institut für Vergleichende und<br />

Allgemeine Literaturwissenschaft<br />

(Komparatistik) an der LMU<br />

Im Zentrum der Debatte steht für mich die Frage nach dem Ort<br />

der geisteswissenschaftlichen Dissertation insgesamt, der mir<br />

durch einige Entwicklungen zumindest klärungsbedürftig geworden ist.<br />

Hintergrund ist die starke Zunahme von Formen der thematisch gebundenen<br />

Dissertationsförderung. Da sind zum einen die zumeist von der<br />

DFG, aber nicht nur von ihr finanzierten Graduiertenkollegs, die inzwischen<br />

einen gewichtigen Teil der öffentlich geförderten Doktorandenausbildung<br />

ausmachen, derzeit werden circa 270 Kollegs gefördert. Zum<br />

anderen sind dies jene Dissertationen,<br />

die im Rahmen von<br />

PRO + CONTRA<br />

STRUKTURIERT<br />

PROMOVIEREN?<br />

Sollen Promovenden strukturierte Doktorandenstudiengänge<br />

oder individuelle Promotionsbetreuung wahrnehmen?<br />

Sonderforschungsbereichen, Kulturwissenschaftlichen<br />

Kollegs, den<br />

Research Schools der MPG oder<br />

einzelner Bundesländer, Transregios<br />

oder Forschergruppen gefördert<br />

werden. Diese Variante der<br />

Promotionsförderung möchte ich<br />

als thematisch gebundene Promotionsförderung<br />

bezeichnen, denn<br />

Aufnahme in den Kreis der geförderten<br />

Arbeiten findet nur das<br />

Dissertationsprojekt, das sich den thematischen oder methodischen Vorgaben<br />

anpasst, die von den jeweiligen Leitern vorab formuliert worden<br />

sind. Zwar kann man immer wieder beachtliche Differenzen zwischen<br />

dem Oberthema und den dann realisierten Dissertationsthemen beobachten,<br />

aber prinzipiell muß man davon ausgehen, dass das jeweilige<br />

Thema in den Rahmen hineinpassen muss, der vorgegeben ist. Die<br />

Frage bleibt, ob der thematisch gebundene Rahmen der einzige mögliche<br />

Kontext ist, in dem vorzügliche Dissertationen entstehen können. Meine<br />

Antwort auf diese Frage ist eindeutig, wenn auch in aller Vorsicht formuliert:<br />

Nein, es gibt auch andere „individuelle” Zusammenhänge, in denen<br />

solche Fragen entstehen können. Diese aber scheinen mir in den letzten<br />

Jahren zunehmend in den Hintergrund gedrängt zu werden. Wie lässt<br />

sich heute noch eine mit „öffentlichen” Mitteln geförderte Dissertation<br />

im Bereich der Geisteswissenschaften finanzieren, die außerhalb des oben<br />

genannten Verbundsystems, also als individuelle Dissertation, entsteht?<br />

Natürlich gibt es noch einige Stiftungen, die sich weiterhin in diesem<br />

Bereich engagieren, aber z.B. die bislang existierende Graduiertenförderung<br />

des Freistaats Bayern, die eine bescheidene Fördermöglichkeit<br />

von Individualdissertationen ermöglichte, soll jetzt in einem<br />

neuen System zentralisierter Förderung aufgehen, das die Anbindung<br />

des Themas an landesweite Schwerpunktbildungen wie etwa die des<br />

„Elitenetzwerks” voraussetzt. Es liegt zwar noch keine eindeutige Verfahrensregelung<br />

vor, aber die jetzt drohende Umstellung lässt befürchten,<br />

dass die bisher noch mögliche schmale Förderung für individuell<br />

arbeitende Doktoranden auch noch versperrt wird. Dies wäre<br />

ein Verlust bislang durchaus ertragreicher akademischer Freiheit, gegen<br />

den die Bayerische Rektorenkonferenz erfreulicherweise protestiert<br />

hat. Ebenso begrüßt werden muss die Stellungnahme des Wissenschaftsrats<br />

aus dem Jahre 2002, der sich nicht nur gegen eine Ausweitung,<br />

sondern für eine Reduktion der Graduiertenkollegs aussprach.<br />

Insofern besteht der Konflikt weniger<br />

um die strukturierte Ausbildung, die<br />

freilich auch zu keiner neuen Belastung<br />

der Doktoranden werden darf,<br />

sondern eher in dem Streit um die<br />

Kontexte, in denen eine Dissertation<br />

als Forschungsbeitrag generiert und<br />

gepflegt werden kann. Hier muß ein<br />

großer individueller Spielraum blei-<br />

ben, der auch Konsequenzen für die<br />

Förderpraxis haben sollte.<br />

1 Prof. Dr. Winfried Schulze<br />

Abteilung für Geschichte der<br />

Frühen Neuzeit an der LMU


5 Direkt vor der Amalienhalle<br />

wurden die Kisten mit den beliebten<br />

LMU-Rucksäcken vom Lkw geladen.<br />

SEID WILLKOMMEN, ERSTSEMESTER!<br />

Junge Gesichter mit neugierigen Blicken drängten sich am<br />

18. Oktober 2004 auf den Treppen der altehrwürdigen Alma Mater:<br />

Viele der insgesamt 9.322 Erstsemester, die im Wintersemester<br />

2004/05 ihr Studium an der LMU aufgenommen haben, wurden von<br />

Professor Bernd Huber am ersten Tag des Semesters im Lichthof<br />

des LMU-Hauptgebäudes persönlich begrüßt. In seiner Rede<br />

ermunterte der Rektor die Studierenden, ihr Studium auch mit Blick<br />

auf ihre Chancen im Ausland auszurichten. „In einer von Globalisierung<br />

und internationaler Vernetzung geprägten Welt lohnt es<br />

sich immer, über den Tellerrand hinauszuschauen, vor allem schon<br />

während des Studiums.“<br />

Die Bedeutung eines grenzüberschreitenden Studiums betonte auch<br />

Prorektorin Professor Friederike Klippel in ihrer anschließenden<br />

Begrüßungsrede. Sie erläuterte den gespannten Erstsemestern die<br />

große Wichtigkeit, während des Studiums eine oder mehrere Fremdsprachen<br />

zu lernen sowie einen Auslandsaufenthalt zu planen.<br />

Experten vom Akademischen Auslandsamt, der Studienberatung<br />

und des Promotionsausschusses waren vor Ort, um spezielle<br />

Fragen der Studierenden zu beantworten.<br />

Aber zunächst nutzten die Erstsemester diesen Tag, um sich einen<br />

ersten Überblick zu verschaffen und sich mit ihrem neuen Studienort<br />

vertraut zu machen. Um ihnen den Start zu erleichtern, stellten<br />

ihnen Studierendenorganisationen wie die internationale Austauschorganisation<br />

AIESEC oder der Debattierclub auch im Oktober<br />

2004 vielfältige Informationen an zahlreichen Infoständen zur Verfügung.<br />

Studienanfänger ohne Dach über dem Kopf konnten sich<br />

beim Studentenwerk über die Zimmervermittlung informieren. Erstsemester<br />

ohne Studienplan waren bei der Zentralen Studienberatung<br />

gut aufgehoben. Und wer Leben und Studium schon<br />

perfekt organisiert hatte, konnte sich am Stand der Bayerischen<br />

Elite-Akademie schlau machen, wie er noch ein wenig mehr Anspruch<br />

in sein neues Leben bringen könnte.<br />

Als Willkommensgeschenk gab es auch in diesem Semester wieder<br />

für alle Studienanfänger den LMU-Rucksack – randvoll gefüllt mit<br />

vielen Informationen und zahlreichen Give-Aways der Sponsoren.<br />

In langen Schlangen warteten die neuen Mitglieder der LMU-Community<br />

geduldig, um ihr Starterpaket für die ersten harten Tage im<br />

Studentenleben in Empfang zu nehmen. ■ gra<br />

MUM 01 | 2005 SPEZIAL<br />

29


MUM 01 | 2005 KÖPFE<br />

30<br />

NEUBERUFEN<br />

Prof. Dr. Barbara Vinken<br />

1 Prof. Dr. Hermann-Josef Stipp<br />

■ PROF. DR. DAMIR FILIPOVIC<br />

Fakultät für Mathematik<br />

Seit Oktober 2004 ist Damir Filipovic, Lehrstuhlinhaber<br />

für Finanz- und Versicherungsmathematik<br />

am Mathematischen Institut der LMU. Er studierte<br />

Mathematik an der ETH Zürich und promovierte dort<br />

2000 mit einer Arbeit über stochastische Zinsmodelle.<br />

Danach absolvierte er Forschungsaufenthalte<br />

an der TU Wien, Stanford University, Princeton University<br />

und Colu<strong>mb</strong>ia University. Von 2002 bis 2003<br />

war Damir Filipovic Assistant Professor am Department<br />

of Operations Research and Financial Engineering<br />

an der Princeton University. Im Sommer<br />

2003 wechselte er zum Schweizerischen Bundesamt<br />

für Privatversicherungen in Bern, wo er als wissenschaftlicher<br />

Berater an der Entwicklung des Schweizer<br />

Solvenztests für Versicherungsunternehmen mitwirkte.<br />

Daneben war er als Gastforscher an der ETH<br />

Zürich tätig. Die aktuellen wissenschaftlichen<br />

Schwerpunkte von Damir Filipovic liegen in der<br />

Finanz- und Versicherungsmathematik mit Fokus auf<br />

der Entwicklung von Methoden zur Risikoanalyse<br />

und Solvenzkapitalbestimmung für Versicherungsunternehmen,<br />

insbesondere im Rahmen von Solvency<br />

II., dem zukünftigen Solvenzrichtlinienwerk für<br />

Erst- und Rückversicherer in der Europäischen Union.<br />

Frühere Forschungsarbeiten behandeln Kreditrisikound<br />

Zinsmodelle, die Bewertung von Optionen, aber<br />

auch mathematisch grundlegendere Themen wie die<br />

Analyse von so genannten affinen und quadratischen<br />

Markov-Prozessen, stochastischen Differentialgleichungen<br />

in unendlich vielen Dimensionen und deren<br />

endlich-dimensionalen Realisierungen.<br />

■ PROF. DR. BARBARA VINKEN<br />

Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

Barbara Vinken hat seit dem Wintersemester 2004/<br />

05 den Lehrstuhl für Französische Literatur und Allgemeine<br />

und Vergleichende Literaturwissenschaft<br />

an der LMU inne. Vinken stammt aus der Konstanzer<br />

Schule der Literaturwissenschaft, wohin sie nach<br />

Studien in Aix-en-Provence, Freiburg im Breisgau<br />

und Paris gegangen war. Von Konstanz ging sie als<br />

Stipendiatin an die Yale School of Criticism. 1989 in<br />

Konstanz und 1991 in Yale promoviert, habilitierte<br />

sie sich 1996 in Jena und folgte im Wechsel mit Gastprofessuren<br />

an der New York University, der EHESS<br />

Paris und der Hu<strong>mb</strong>oldt-<strong>Universität</strong> in Berlin Rufen<br />

auf die romanistischen Lehrstühle in Ha<strong>mb</strong>urg,<br />

Zürich und <strong>München</strong>. In ihren literaturtheoretischen<br />

und philologischen Arbeiten hat Barbara Vinken die<br />

Methoden der Konstanzer und Yaler Komparatistik<br />

zur Rekonstruktion der epochalen Schwellen der<br />

französischen Renaissance, Klassik und des späten<br />

19. Jahrhunderts genutzt und geschärft. In ergänzenden<br />

kulturwissenschaftlichen Studien von der<br />

mittelalterlichen Mystik bis zum dekonstruktiven<br />

Feminismus, von den Gynomythologien der Moderne<br />

zur Avantgarde der Modetheorie im 20. Jahrhundert<br />

hat sie ihren jetzigen Forschungsschwerpunkt<br />

vorbereitet, der den postreligiösen Motiven und der<br />

laizistischen Politik des nachrevolutionären Frankreich<br />

gewidmet ist.<br />

■ PROF. DR. HERMANN-JOSEF STIPP<br />

Katholisch-Theologische Fakultät<br />

Hermann-Josef Stipp ist seit Oktober 2004 Professor<br />

für Alttestamentliche Theologie an der Katholisch-<br />

Theologischen Fakultät. 1973 bis 1979 studierte er<br />

Katholische Theologie, Philosophie, Semitische<br />

Sprachen und Pädagogik an der Johannes-Gutenberg-<strong>Universität</strong><br />

Mainz und promovierte 1985 an der<br />

Eberhard-Karls-<strong>Universität</strong> Tübingen. Von 1985 bis<br />

1987 war er Hu<strong>mb</strong>oldt-Stipendiat an der <strong>Universität</strong><br />

Stellenbosch (Südafrika). 1991 erfolgte seine<br />

Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten in<br />

Tübingen. 1992 bis 1998 war er an der <strong>Universität</strong><br />

Stellenbosch tätig, unterbrochen von einer halbjährigen<br />

pastoralen Tätigkeit in der Pfarrgemeinde<br />

St. Paulus (Tübingen) im Jahr 1994. Ab 1996 war er<br />

Gastprofessor an der <strong>Universität</strong> Stellenbosch und<br />

seit 2003 Honorarprofessor. 2000 bis 2004 hatte er<br />

eine Professur für Altes Testament am Fachbereich<br />

Katholische Theologie der Johannes-Gutenberg-<br />

<strong>Universität</strong> Mainz inne und war hier von 2003 bis<br />

2004 Dekan. In seinem Fachgebiet, dem Alten<br />

Testament, liegen seine Forschungsschwerpunkte<br />

auf dem Buch des Propheten Jeremia, der im<br />

religiösen und politischen Leben des Staates Juda in<br />

den Krisenjahren vor dem babylonischen Exil (ab 586<br />

v. Chr.) eine Schlüsselrolle spielte. Das Jeremiabuch<br />

zählt zum weiteren Kreis der deuteronomistischen<br />

Literatur. Darunter versteht man jene Bereiche des<br />

Alten Testaments, in denen eine bedeutende<br />

theologische Schule ihre Spuren hinterlassen hat, die<br />

sich durch ihre Hochschätzung des deuteronomischen<br />

Gesetzes ausgezeichnet hat.<br />

■ PROF. DR. FRANZ MERKL<br />

Fakultät für Mathematik<br />

Im Oktober 2004 trat Franz Merkl eine C4-Professur<br />

für Angewandte Mathematik (Stochastik) an der LMU<br />

an. Franz Merkl wurde 1966 geboren. 1987 bis 1993<br />

studierte er an der LMU und machte Diplomabschlüsse<br />

in Mathematik und Physik. Er wurde an<br />

der ETH Zürich 1997 mit einer Arbeit über ein<br />

Riemann-Roch-Theorem mit Anwendungen in der<br />

inversen Spektraltheorie promoviert. Nach Forschungstätigkeiten<br />

am Courant-Institut in New York,<br />

dem Stochastikinstitut Eurandom in Eindhoven (Niederlande),<br />

der Habilitation in Bielefeld im Jahr 2002<br />

über stochastische Prozesse in zufälligen Medien,<br />

einer Assistenzprofessur an der <strong>Universität</strong> Leiden


(Niederlande) und dazwischen einem Forschungsaufenthalt<br />

an der UCLA in Los Angeles, kehrte er<br />

nach <strong>München</strong> zurück. Er verbindet in der Lehre zwei<br />

Ziele: Vermittlung einer breiten Grundausbildung<br />

und Heranführung an die zentralen Techniken der<br />

Stochastik. Franz Merkl will die Zusammenarbeit zwischen<br />

den verschiedenen Fachrichtungen innerhalb<br />

der Mathematik, aber auch mit den Nachbardisziplinen<br />

stärken. Seine wissenschaftlichen Hauptinteressen<br />

liegen in physikalisch motivierten stochastischen<br />

Fragestellungen.<br />

■ PROF. DR. JOACHIM WINTER<br />

Fakultät für Volkswirtschaftslehre<br />

Joachim Winter, 1967 geboren, ist zum 1. Oktober<br />

2004 als Professor für Empirische Wirtschaftsforschung<br />

an das Department Volkswirtschaftslehre berufen<br />

worden. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften<br />

an der <strong>Universität</strong> Augsburg und der<br />

London School of Economics wechselte er an die<br />

<strong>Universität</strong> Mannheim, wo er 1997 promovierte und<br />

sich 2002 in den Fächern Volkswirtschaftslehre und<br />

Ökonometrie habilitierte. Forschungsaufenthalte<br />

führten ihn an die University of Wisconsin, Madison,<br />

das U.S. Bureau of the Census, Washington, die Tilburg<br />

University in den Niederlanden sowie im Jahr<br />

2000 an die University of California, Berkeley. Von<br />

Januar 2002 bis Septe<strong>mb</strong>er 2004 war er stellvertretender<br />

Direktor des Mannheim Research Institute for<br />

the Economics of Aging (MEA).<br />

Das Forschungsgebiet von Professor Winter ist das<br />

Verhalten in dynamischen Entscheidungssituationen,<br />

wobei die Altersvorsorge privater Haushalte<br />

die derzeit wichtigste praktische Anwendung darstellt.<br />

Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen, inwieweit<br />

die privaten Haushalte ihre Entscheidungen so<br />

rational treffen, wie es das traditionelle ökonomische<br />

Verhaltensmodell unterstellt, und welche Rolle alternative<br />

Entscheidungsmuster wie Faustregeln und<br />

Heuristiken sowie Lernprozesse in sozialen Gruppen<br />

spielen. Winter entwickelt derzeit zusammen mit<br />

dem Nobelpreisträger Daniel McFadden von der<br />

University of California, Berkeley, neue Methoden<br />

für Haushaltsbefragungen sowie geeignete statistische<br />

Analysewerkzeuge. Mit besseren Daten lassen<br />

sich Spar- und Altersvorsorgeentscheidungen<br />

genauer vorhersagen und damit auch die Auswirkungen<br />

der Alterung sowie der Renten- und Sozialreformen<br />

besser abschätzen.<br />

■ PROF. DR. HELMUTH PREE<br />

Katholisch-Theologische Fakultät<br />

Helmuth Pree, geb. 1950, hat zum 15. Oktober 2004<br />

den Lehrstuhl für Kirchenrecht, insbesondere für<br />

theologische Grundlegung des Kirchenrechts,<br />

Allgemeine Normen und Verfassungsrecht sowie für<br />

Orientalisches Kirchenrecht übernommen. Nach<br />

dem Studium der Rechtswissenschaften an der<br />

Johannes-Kepler-<strong>Universität</strong> Linz absolvierte Pree<br />

das Studium des Kanonischen Rechts an der<br />

Päpstlichen Lateran-<strong>Universität</strong> in Rom sowie das<br />

Studium der Katholischen Theologie an der Theologischen<br />

Hochschule Linz. Die Habilitation im Fach<br />

Kirchenrecht erfolgte an der Juristischen Fakultät<br />

der <strong>Universität</strong> Linz, an der er 1983 zum Ordinarius<br />

für Kirchenrecht ernannt wurde. 1988 nahm er den<br />

Ruf auf den Lehrstuhl für Kirchenrecht an der <strong>Universität</strong><br />

Passau an, den er bis zu seiner Berufung<br />

nach <strong>München</strong> inne hatte. Er ist seit diesem Jahr<br />

stellvertretender Vorsitzender der Internationalen<br />

Vereinigung der Kirchenrechtler und bereits seit<br />

1997 Mitglied der Rechtskommission des Verbandes<br />

der Diözesen Deutschlands.<br />

Prees Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich<br />

der theologischen, rechtsphilosophischen und<br />

rechtstheoretischen Grundlagen des Kirchenrechts<br />

sowie seiner Grundbegriffe. Ein weiterer Forschungsfokus<br />

liegt auf der kanonistischen Methodenlehre,<br />

auf Fragen des Verfassungsrechts der<br />

katholischen Kirche einschließlich der Rechtsfragen,<br />

die der Ökumenismus aufwirft. Zudem forscht Pree<br />

in Fragen des kirchlichen Vermögensrechts, speziell<br />

im Grenzbereich zwischen kirchlichem und staatlichem<br />

Recht. Außerdem soll die Zusammenarbeit<br />

mit führenden ausländischen kanonistischen<br />

Fakultäten und Instituten ausgebaut und vertieft<br />

werden.<br />

■ PROF. DR. ROLAND KANY<br />

Katholisch-Theologische Fakultät<br />

Roland Kany wurde zum 15. Oktober 2004 auf den<br />

Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Altertums und<br />

Patrologie berufen. Nach dem Studium der Theologie,<br />

Philosophie und Germanistik in Würzburg<br />

und Tübingen verbrachte er 1984/85 ein Jahr am<br />

Warburg Institute in London, das allen Aspekten<br />

der Antike-Rezeption in Orient und Okzident gewidmet<br />

ist. 1986 erwarb er in Tübingen den philosophischen<br />

Doktorgrad. Von 1985 bis 1990 war<br />

Roland Kany Mitarbeiter des Tübinger Theologen<br />

und heutigen Kardinals Walter Kasper. 1990 bis<br />

1993 forschte er als Thyssen-Stipendiat je ein Jahr<br />

in Tübingen, Oxford und Rom in den Fachgebieten<br />

Patrologie und christlicher Orient. 1994 bis 2000<br />

arbeitete er als Assistent in Mainz, bis 2001 in Freiburg.<br />

2001 trat er in die Feuilletonredaktion der<br />

Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein. 2003 wurde<br />

er mit einer Studie zu Augustins Trinitätslehre an<br />

der Katholisch-Theologischen Fakultät der <strong>Universität</strong><br />

Bochum habilitiert. Von Sommer 2003 bis<br />

Sommer 2004 wirkte er als Professor für Kirchengeschichte<br />

in Augsburg. Im Mittelpunkt seiner Forschungsinteressen<br />

stehen die Wechselwirkungen<br />

von heidnischer, jüdischer und christlicher Kultur<br />

in der Antike, darunter vor allem die christliche<br />

Rezeption antiker Philosophie, außerdem die<br />

systematisch-theologischen Aspekte antiker christlicher<br />

Schriften sowie Phänomene der Wirkungsgeschichte<br />

der Antike, insbesondere in der<br />

Wissenschafts- und Ideengeschichte vom Mittelalter<br />

bis zur Gegenwart. Fünf Jahre lang hatte er die<br />

Herausgeber-Schriftleitung des elfbändigen „Lexikons<br />

für Theologie und Kirche“ inne. Er ist Mitherausgeber<br />

der „Fontes Christiani“, einer Reihe<br />

zweisprachiger Ausgaben von antiken und mittelalterlichen<br />

Texten.<br />

1 Prof. Dr. Roland Kany<br />

1 Prof. Dr. Joachim Winter<br />

MUM 01 | 2005 KÖPFE<br />

31


MUM 01 | 2005 KÖPFE<br />

32<br />

PREISE & EHRUNGEN<br />

1 Prof. Dr. Donald Bruce Dingwell<br />

1 Prof. Dr. Reinhard Hohlfeld<br />

■ FORSCHUNGSSTIPENDIATEN AN DER LMU<br />

Die Alexander von Hu<strong>mb</strong>oldt-Stiftung ermöglicht<br />

hoch qualifizierten promovierten ausländischen<br />

Nachwuchswissenschaftlern, ein Forschungsvorhaben<br />

eigener Wahl in Deutschland durchzuführen.<br />

Unter der wissenschaftlichen Betreuung<br />

von Professor Helmut Schwichtenberg sind derzeit<br />

am Mathematischen Institut zu Gast: Das Ehepaar<br />

Dr. Sara Negri und Professor Janvon Plato<br />

von der University of Helsinki, Institute of Philosophy,<br />

vom 1. Oktober 2004 bis 31. März 2005<br />

sowie für ein Jahr Dr. Christian Urban, Corpus<br />

Christi College Ca<strong>mb</strong>ridge, Großbritannien, seit<br />

1. Januar 2005.<br />

Dr. Maria Angeles Izquierdo erhielt ebenfalls ein<br />

Hu<strong>mb</strong>oldt Forschungsstipendium und ist nun<br />

Hu<strong>mb</strong>oldt-Gastwissenschaftlerin in der Arbeitsgruppe<br />

von Professor Thomas Carell, Department<br />

Chemie und Biochemie, Bereich Organische<br />

Chemie. Ein weiterer Hu<strong>mb</strong>oldt Gastwissenschaftler<br />

in der AG Carell ist Dr. Glenn Ashley Burley.<br />

Dr. Deborah Holmes aus Oxford/England hat ein<br />

Theodor-Heuss-Forschungsstipendium für zwölf<br />

Monate erhalten. Sie ist vom 1. Oktober 2004 bis<br />

30. Septe<strong>mb</strong>er 2005 am Institut für Deutsche Philologie<br />

und wird von Professor Inka Mülder-Bach,<br />

Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur, betreut.<br />

Frau Professor Lenawaty Brotosudarmo arbeitet<br />

seit 1. Nove<strong>mb</strong>er 2004 für ein Jahr als Georg-Forster-Stipendiatin<br />

in der Arbeitsgruppe von Professor<br />

Hugo Scheer, Department Biologie I – Bereich<br />

Botanik und Sprecher des SFB 533 – Lichtinduzierte<br />

Dynamik von Biopolymeren. Professor<br />

Brotosudarmo ist bekannt durch ihre biochemischen<br />

und spektroskopischen Arbeiten an Photosynthese-Farbstoffen.<br />

Sie ist hier an einem interdisziplinären<br />

Projekt zur photodynamischen Krebstherapie<br />

mittels bakterieller Chlorophylle beteiligt,<br />

wobei sie vor allem die Abbauprodukte und den<br />

Aggregationszustand der Pigmente bearbeitet.<br />

■ BEDEUTENDER FORSCHUNGSPREIS FÜR<br />

REINHARD HOHLFELD<br />

Professor Reinhard Hohlfeld (51), Leiter des Instituts<br />

für Klinische Neuroimmunologie am Klinikum<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>München</strong>, erhielt am 26.<br />

Nove<strong>mb</strong>er 2004 in Stuttgart den Sobek-Forschungspreis.<br />

Der mit 100.000 Euro dotierte Preis<br />

ist eine der weltweit bedeutendsten Auszeichnungen<br />

auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose<br />

(MS). Der Sobek-Forschungspreis wird nicht für<br />

eine wissenschaftliche Einzelleistung vergeben,<br />

sondern würdigt das Gesamtwerk eines Forschers.<br />

Reinhard Hohlfeld gehört weltweit zu den führenden<br />

Neuroimmunologen. Erstmals gelangen ihm<br />

1984 im Labor die Isolierung und die klonale Kultur<br />

von humanen T-Helfer-Lymphozyten. Diese<br />

nehmen bei der Regulation des Immunsystems<br />

eine Schlüsselrolle ein und sind an vielen lebensnotwenigen<br />

Abwehrprozessen beteiligt. Sie können<br />

jedoch auch „verrückt spielen“ und in einer<br />

Art Überreaktion Bestandteile des eigenen<br />

Körpers bekämpfen. Diese Überreaktion spielt bei<br />

der Entstehung der Multiplen Sklerose eine große<br />

Rolle. Die Isolierung der T-Lymphozyten war vor<br />

20 Jahren ein wissenschaftlicher Paukenschlag.<br />

Bei der Multiplen Sklerose, einer schubweise verlaufenden<br />

Erkrankung des zentralen Nervensystems,<br />

werden zunehmend Nervenfasern in Gehirn<br />

und Rückenmark zerstört. Bis heute kann MS<br />

zwar durch Medikamente in ihrem Verlauf aufgehalten<br />

oder abgeschwächt werden, eine Heilung<br />

ist aber noch nicht möglich. Das immer bessere<br />

Verständnis der autoaggressiven T-Lymphozyten<br />

lässt zumindest hoffen, dass es in Zukunft eine<br />

Heilung geben wird. Hohlfeld und seinen Mitarbeitern<br />

ist es kürzlich gelungen, autoaggressive<br />

T-Lymphozyten von verstorbenen MS-Patienten<br />

in der Zellkultur wieder zu beleben und dadurch<br />

ihre Wirkmechanismen besser zu entschlüsseln.<br />

■ LMU-VULKANEXPERTE EINER DER<br />

MEISTZITIERTEN FORSCHER<br />

Der Vulkanexperte Professor Donald Bruce<br />

Dingwell, Direktor des Departments für Geo- und<br />

Umweltwissenschaften, Lehrstuhl für Mineralogie<br />

und Petrologie, gehört seit 2004 zu den meistzitierten<br />

wissenschaftlichen Autoren. Dies gab das<br />

„Institute for Scientific Information“ (ISI) in<br />

Philadelphia, USA, bekannt.<br />

„Highly Cited Authors“ sind die 250 in den letzten<br />

20 Jahren weltweit meistzitierten wissenschaftlichen<br />

Autoren ihres Faches. Weniger als 0,5 Prozent<br />

aller zitierten Wissenschaftler erreichen diesen<br />

Status. Die meistzitierten Autoren der letzten 20<br />

Jahre in 21 Kategorien sind im Internet unter<br />

www.ISIHighlyCited.com zu finden, einer Internetseite<br />

des „Institute for Scientific Information“, der<br />

international führenden Organisation für bibliometrische<br />

Forschung.<br />

■ DAAD-PREIS 2004 FÜR KANADISCHEN<br />

LMU-DOKTORANDEN<br />

Den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes<br />

(DAAD) für hervorragende Leistungen 2004<br />

hat der kanadische Doktorand Joel Timothy Schmidt<br />

erhalten. Die mit 800 Euro dotierte Auszeichnung<br />

würdigt auch sein Engagement im Bereich der<br />

Kirchenmusik. Der 33-Jährige promoviert am Lehrstuhl<br />

für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung<br />

bei Professor Tippelt. Neben seiner<br />

Promotion engagiert sich Joel Timothy Schmidt als<br />

Gründer sowie Leiter des Jugendkirchenchores


„Jubilation Singers“ an der Pfarrkirche St. Jodok in<br />

Landshut.<br />

Der Preis des DAAD wird jährlich an ausländische<br />

Studierende vergeben, die sich durch herausragende<br />

Prüfungsleistungen und ein umfassendes soziales<br />

Engagement auszeichnen.<br />

■ FELIX-WANKEL-TIERSCHUTZ-<br />

FORSCHUNGSPREIS 2004 AN PROFESSOR<br />

JEAN-MARIE BUERSTEDDE<br />

Professor Jean-Marie Buerstedde, Direktor des<br />

Instituts für Molekulare Strahlenbiologie am Forschungszentrum<br />

für Umwelt und Gesundheit<br />

(GSF) in Neuherberg bei <strong>München</strong> hat den mit<br />

30.000 Euro dotierten Felix-Wankel-Tierschutz-<br />

Forschungspreis 2004 erhalten. Buerstedde hat<br />

bei seinen Forschungen über das Hühner-Genom<br />

mit der Hühnerzelllinie DT40 ein effektives tierfreies<br />

genetisches System etabliert, durch das Versuche<br />

mit Tieren überflüssig werden.<br />

Den Felix-Wankel-Preis gibt es seit 1972. Er ist<br />

damit der älteste seiner Art in Deutschland und<br />

wurde zum Vorbild für eine Reihe ähnlicher Preise.<br />

Seit 1985 erfolgt die Vergabe durch ein Kuratorium,<br />

in das die LMU als Institution eingebunden<br />

ist. Ihm gehören Vertreter der Felix-Wankel Stiftung,<br />

von der Stiftung benannte Wissenschaftler<br />

und von der Tierärztlichen Fakultät bestellte<br />

Professoren an. Vorsitzender des Kuratoriums ist<br />

der Rektor der LMU.<br />

■ AUSZEICHNUNG FÜR PROF. RENNER<br />

Professor Susanne Renner, Lehrstuhl Systematische<br />

Botanik, Direktorin des Botanischen Gartens<br />

<strong>München</strong>-Nymphenburg, ist zum foreign me<strong>mb</strong>er<br />

der Natural Sciences Class der Royal Danish<br />

Academy of Sciences and Letters gewählt worden.<br />

■ EHRUNG FÜR PROFESSOR THURAU<br />

Professor med. Dr. h.c. Klaus Thurau, Physiologisches<br />

Institut, wurde von der Nephrologischen<br />

Gesellschaft auf ihrer Jahrestagung im Septe<strong>mb</strong>er<br />

2004 in Basel zum Ehrenmitglied ernannt.<br />

■ ZWEI FORSCHUNGSPREISE FÜR<br />

WISSENSCHAFTLER AM GENZENTRUM<br />

Zwei Arbeitsgruppenleiter am Genzentrum<br />

wurden mit international renommierten Forschungspreisen<br />

ausgezeichnet. Dr. Katja Sträßer<br />

erhielt von der Europäischen Organisation für<br />

Molekularbiologie den Young Investigator Award<br />

2004 (EMBO YIP). Das Genzentrum nimmt damit<br />

international eine Spitzenstellung ein: Vier EMBO<br />

YIP-Preisträger arbeiten derzeit am Institut, zu<br />

denen neben Professor Karl-Peter Hopfner und<br />

Professor Ralf-Peter Jansen auch Professor Patrick<br />

Cramer, der Leiter des Genzentrums, gehört.<br />

Cramer ist zudem am 25. Nove<strong>mb</strong>er 2004 in Düsseldorf<br />

mit dem 10. Eppendorf Award for Young<br />

European Investigators ausgezeichnet worden.<br />

Das EMBO Young Investigator Programm wurde<br />

eingerichtet, um junge Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftler in den ersten drei Jahren als<br />

selbständige Gruppenleiter zu unterstützen. So<br />

finanziert das jeweilige Gastland des Forschers<br />

ein Preisgeld von 45.000 Euro, das über drei Jahre<br />

hinweg ausgezahlt wird.<br />

Dr. Katja Sträßer ist eine von 20 EMBO Young<br />

Investigators in diesem Jahr. Seit Januar 2003 ist<br />

sie Gruppenleiterin am Genzentrum und arbeitet<br />

über das Molekül mRNA, das eine essentielle<br />

Rolle bei der Umsetzung genetischer Information<br />

in Proteine spielt.<br />

Der Eppendorf Award for Young European Investigators<br />

ist mit 15.000 Euro dotiert. Anerkannt<br />

werden damit herausragende Beiträge zur biomedizinischen<br />

Forschung mit Hilfe molekularbiologischer<br />

Methoden. Der Preis wird gemeinschaftlich<br />

von Eppendorf, einem der weltweit<br />

führenden Unternehmen für Biotech-Equipment,<br />

und der Fachzeitschrift Nature verliehen. Der<br />

Preisträger 2004 Professor Dr. Patrick Cramer<br />

begann seine Arbeit am Genzentrum vor drei Jahren,<br />

seit 2004 ist er leitender Direktor. Der Schwerpunkt<br />

seiner Forschung liegt auf dem zentralen<br />

Enzym der Genabschrift, der RNA-Polymerase II.<br />

Mit der Entschlüsselung der dreidimensionalen<br />

Struktur des Enzyms gelang Cramer ein Durchbruch.<br />

■ LMU-PHYSIKER ERHÄLT RENÉ-<br />

DESCARTES-PREIS MIT EU-FORSCHER-<br />

GRUPPE FÜR QUANTENKOMMUNIKATION<br />

Der René-Descartes-Preis der Europäischen Union<br />

wurde in diesem Jahr an eine Gruppe von Wissenschaftlern<br />

verliehen, der auch Professor Harald<br />

Weinfurter vom Department Physik angehört. Die<br />

mit einer Million Euro dotierte Auszeichnung wird<br />

jedes Jahr für herausragende wissenschaftliche und<br />

technologische Ergebnisse verliehen, die aus einer<br />

europäischen Kooperation hervorgegangen sind.<br />

„IST-QuComm“ heißt das Projekt, für das der René-<br />

Descartes-Preis am 2. Deze<strong>mb</strong>er 2004 in Prag<br />

verliehen wurde. Die Wissenschaftler hätten damit<br />

die Quantentechnologie aus dem Labor geholt, hieß<br />

es in der Begründung der Nominierung. Es gelangen<br />

ihnen mehrere Durchbrüche, die schon in nächster<br />

Zeit ein globales Netzwerk abhörsicherer Kommunikation<br />

ermöglichen könnten. Das Münchner Team<br />

um Professor Weinfurter konnte innerhalb der<br />

QuComm-Gruppe viele Experimente in Zusammenarbeit<br />

mit dem Max-Planck-Institut für Quantenoptik<br />

in Garching durchführen.<br />

■ EHEMALIGER LEITER DES<br />

LMU-AUSLANDSAMTES GEEHRT<br />

Der langjährige Leiter des Akademischen Auslandsamtes,<br />

Rainer Kohmann, hat den mit 5.000<br />

Euro dotierten Preis des Bayerischen Staatsministers<br />

für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

für besondere Verdienste um die Internationalisierung<br />

der Bayerischen Hochschulen erhalten.<br />

Kohmann wurde für seinen hohen persönlichen<br />

Einsatz für die Steigerung des Bekanntheitsgrades<br />

und der Wertschätzung bayerischer Hochschulen<br />

im Ausland geehrt. Wissenschaftsminister<br />

1 Prof. Dr. Susanne Renner<br />

1 Prof. Dr. Harald Weinfurter<br />

MUM 01 | 2005 KÖPFE<br />

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MUM 01 | 2005 KÖPFE<br />

34<br />

1 Prof. Dr. Rita Rosner<br />

1 Prof. Dr. Peter Becker<br />

Thomas Goppel lobte Kohmanns „umfangreiches<br />

und in dieser Intensität wohl einzigartiges<br />

Lebenswerk“.<br />

Rainer Kohmann war von 1977 bis 1994 Mentor<br />

am Hochschulkuratorium für Studentenwohnheime<br />

an der LMU sowie an der Technischen<br />

<strong>Universität</strong> <strong>München</strong>. Danach leitete er das Akademische<br />

Auslandsamt der LMU. Seit Nove<strong>mb</strong>er<br />

2004 ist er im Rahmen einer Altersteilzeitregelung<br />

vom aktiven Dienst freigestellt.<br />

■ AWR-PREIS FÜR PSYCHOLOGIN ROSNER<br />

Professor Rita Rosner, Department Psychologie,<br />

hat im Oktober den Forschungspreis der „Association<br />

for Research on the World Refugee<br />

Problem (AWR)“ erhalten. Der Preis ist mit 2.000<br />

Euro dotiert und wird für Forschungsarbeiten<br />

vergeben, die sich mit Aspekten von Flucht und<br />

Vertreibung beschäftigen.<br />

Beim AWR handelt es sich um eine international<br />

tätige Forschungsorganisation, die in der Folge<br />

der Flüchtlingsbewegungen nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg gegründet wurde und sich überwiegend<br />

mit den rechtlichen Aspekten von Flucht<br />

und Vertreibung befasst. Die deutsche Sektion<br />

besteht vorrangig aus Juristen.<br />

■ PROFESSOR WOLFGANG M. HECKL<br />

ERHÄLT RENÉ-DESCARTES-PREIS FÜR<br />

WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION<br />

Wolfgang M. Heckl, Professor für Oberflächentopographie<br />

an der Fakultät für Geowissenschaften<br />

und seit 1. Oktober 2004 Generaldirektor des<br />

Deutschen Museums in <strong>München</strong>, ist mit dem<br />

René-Descartes-Preis für Wissenschaftskommunikation<br />

der Europäischen Kommission ausgezeichnet<br />

worden, der dieses Jahr erstmalig vergeben<br />

wurde. Den mit 50.000 Euro dotierten Preis<br />

hat der Physiker am 2. Deze<strong>mb</strong>er 2004 in Prag für<br />

seine herausragenden Leistungen in der Kategorie<br />

„Professional Scientists engaged in Science Communication<br />

to the Public“ erhalten.<br />

■ PROFESSOR BECKER ERHÄLT LEIBNIZ-<br />

PREIS 2005<br />

Professor Peter Becker, Lehrstuhlinhaber für<br />

Molekularbiologie am Adolf-Butenandt-Institut,<br />

hat den Förderpreis des Gottfried Wilhelm Leibniz-Programms<br />

der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) 2005 erhalten. Der Leibniz-<br />

Preis ist der wichtigste deutsche Forschungspreis.<br />

Er ist mit 1,55 Millionen Euro dotiert.<br />

Beckers Forschungsergebnisse seien von großer<br />

Bedeutung für das Verständnis der Genaktivitäten<br />

bei der Entstehung von Krebs oder der e<strong>mb</strong>ryonalen<br />

Entwicklung, so die Begründung der Jury.<br />

Professor Becker studierte Biologie an der Ruprecht-Karls-<strong>Universität</strong><br />

in Heidelberg. Nach dreijährigem<br />

Postdoctorat am National Institute of<br />

Health (NIH), USA, erhielt er eine Stelle als Gruppenleiter<br />

im Genexpressionsprogramm am European<br />

Molecular Biology Laboratory (EMBL, Heidelberg).<br />

Im Jahr 1999 erhielt er den Ruf auf<br />

eine C4-Professur für Molekularbiologie an die<br />

LMU. Er zählt heute international zu den führenden<br />

Wissenschaftlern auf seinem Gebiet. Im Jahr<br />

2000 wurde Becker zum Mitglied der European<br />

Molecular Biology Organisation (EMBO) gewählt<br />

und ist Sprecher des 2002 eingerichteten Sonderforschungsbereichs<br />

Transregio 5 „Chromatin:<br />

Aufbau und Vererbung von Struktur und Genaktivität“,<br />

der an der LMU und der <strong>Universität</strong><br />

Heidelberg angesiedelt ist.<br />

.<br />

■ ARNOLD-SOMMERFELD-PREIS 2004 FÜR<br />

CHEMIKER ZUMBUSCH<br />

Den Arnold-Sommerfeld-Preis 2004 der Bayerischen<br />

Akademie der Wissenschaften erhielt PD<br />

Dr. Andreas Zu<strong>mb</strong>usch, Department Chemie und<br />

Pharmazie. Die Auszeichnung würdigt seine herausragenden,<br />

auch international anerkannten<br />

Beiträge in der biophysikalischen Chemie. Zu<strong>mb</strong>usch<br />

war unter den ersten Forschern, denen die<br />

optische Beobachtung einzelner Moleküle über<br />

Fluoreszenz gelang. Als Postdoc am US-amerikanischen<br />

Pacific Northwest National Laboratory<br />

entwickelten Zu<strong>mb</strong>usch und Kollegen dann mit<br />

CARS (Coherent Anti-Stokes Raman Scattering)<br />

eine neue Technik der Mikroskopie, die Zu<strong>mb</strong>usch<br />

im Rahmen seiner Habilitation weiterentwickelte.<br />

Mit dem Arnold-Sommerfeld-Preis zeichnet die<br />

Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse der<br />

Bayerischen Akademie der Wissenschaften Nachwuchswissenschaftler<br />

aus.<br />

■ GOLDENES DOKTORJUBILÄUM FÜR<br />

EHEMALIGE DOKTORANDEN<br />

„Goldene Promotion“ bei der Fakultät für Geschichts-<br />

und Kunstwissenschaften im Nove<strong>mb</strong>er<br />

2004: 14 ehemalige Doktorandinnen und Doktoranden<br />

der Fakultät wurden zum 50. Jubiläum der<br />

Promotion „erneuerte Doktorurkunden“ zum Ausdruck<br />

der Verbundenheit überreicht. Zu den<br />

Geehrten zählen renommierte Professorinnen und<br />

Professoren der Fakultät wie Professor Laetitia<br />

Boehm, Professor Karl Otmar Freiherr von Aretin,<br />

Professor Heinrich Angermeier, Professor <strong>Ludwig</strong><br />

Hammermayer und Professor Eberhard Weis.<br />

Kommende Doktorjubilare möchten sich an<br />

das Dekanat der Fakultät wenden unter<br />

Tel: 089/280-2997.<br />

■ PROFESSOR REISER NEUES MITGLIED<br />

DER LEOPOLDINA<br />

Im zweiten Halbjahr 2004 hat die Deutsche<br />

Akademie der Naturforscher Leopoldina 38 Persönlichkeiten<br />

als neue Mitglieder aufgenommen,<br />

unter ihnen auch Maximilian Reiser, Professor für<br />

Radiologische Diagnostik, Institut für Klinische<br />

Radiologie, Klinikum der LMU. Als Mitglieder werden<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

gewählt, die sich durch besondere Leistungen ausgezeichnet<br />

haben. Die Leopoldina ist die älteste<br />

naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland<br />

und eine überregionale Gelehrtengesellschaft.


■ HONORARPROFESSUR IN SHANGHAI FÜR<br />

PROFESSOR BIEL<br />

Professor Martin Biel, Department Pharmazie der<br />

Fakultät für Chemie und Pharmazie, wurde von<br />

der Fudan <strong>Universität</strong> Shanghai, Volksrepublik<br />

China, eine Honorarprofessur verliehen. Die<br />

Fudan <strong>Universität</strong> gehört mit ihren 36.000 Studenten<br />

zu den größten und überdies zu den drei<br />

besten <strong>Universität</strong>en Chinas. Professor Biel hat<br />

sehr gute Kontakte zu der <strong>Universität</strong>, insbesondere<br />

zur School of Life Sciences und dem Institute<br />

of Neurobiology. Die Honorarprofessur<br />

ermöglicht die Intensivierung der bestehenden<br />

Kontakte.<br />

■ AUSZEICHNUNGEN FÜR PROFESSOR<br />

KNOCHEL<br />

In Anerkennung seiner ausgezeichneten Leistungen<br />

ist Professor Paul Knochel, Department<br />

Chemie, Prodekan der Fakultät für Chemie und<br />

Pharmazie, unter den Preisträgern 2004 des<br />

Arthur C. Cope Scholar Awards. Das Preisgeld<br />

beträgt insgesamt 45.000 Dollar. Ziel des Preises<br />

ist es, wissenschaftliche Exzellenz in der Organischen<br />

Chemie auszuzeichnen und zu fördern.<br />

Ferner ist Professor Knochel wie schon im Vorjahr<br />

vom Merck Research Laboratories Chemistry<br />

Council für seine Forschungsleistungen ausgezeichnet<br />

worden. Die Auszeichnung ist mit<br />

25.000 Dollar dotiert, die insbesondere zur<br />

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

dienen sollen.<br />

■ FAKULTÄT FÜR PSYCHOLOGIE UND<br />

PÄDAGOGIK VERLEIHT<br />

FAKULTÄTSMEDAILLEN 2004<br />

Im Rahmen des Festkolloquiums am 20. Deze<strong>mb</strong>er<br />

2004 anlässlich des 150. Geburtstages von Georg<br />

Kerschensteiner hat die Fakultät für Psychologie<br />

und Pädagogik zwei Fakultätsmedaillen verliehen.<br />

Ausgezeichnet wurden Dietlinde Pagany, Regierungsschulrätin,<br />

die mit ihrer Arbeit wesentlich<br />

zur Stärkung der Praxis- und Berufsfeldorientierung<br />

im Lehramtsstudium beigetragen hat, sowie<br />

Honorarprofessor Dr. Georg Wagner, ehemals<br />

leitender Psychologe in der Strafanstalt <strong>München</strong>-<br />

Stadelheim, der seine Erfahrungen mit dem<br />

deutschen Strafvollzug in seine jahrzehntelange<br />

verdienstvolle Lehre eingebracht hat.<br />

■ FÖRDERPREIS DER AKADEMIE FÜR<br />

TIERGESUNDHEIT E.V. VERLIEHEN<br />

PD Dr. Stefan Hiendleder wurde im Rahmen des<br />

Festaktes „50 Jahre Bundestierärztekammer“ in<br />

Berlin für seine Arbeiten in der molekularen Tierzucht<br />

mit dem Förderpreis der Akademie für<br />

Tiergesundheit e.V. ausgezeichnet. Hiendleder<br />

arbeitet am Genzentrum der LMU in der Arbeitsgruppe<br />

von Professor Eckhard Wolf an epigenetischen<br />

und zytoplasmatisch-genetischen Effekten<br />

bei E<strong>mb</strong>ryonen. Der mit 5.000 Euro dotierte<br />

Preis wird für herausragende Arbeiten junger<br />

Wissenschaftler verliehen.<br />

■ EHRUNG FÜR PROFESSOR HOFFMANN<br />

Anlässlich des 20. Kongresses der Polnischen<br />

Gesellschaft für Parasitologie wurde Professor<br />

Rudolf Hoffmann am 2. Septe<strong>mb</strong>er 2004 in einem<br />

Festakt im Warschauer Königsschloss die Ehrenmitgliedschaft<br />

der Gesellschaft verliehen.<br />

■ VERFASSUNGSMEDAILLE IN GOLD FÜR<br />

PROFESSOR BISER<br />

Dr. phil. Dr. theol. Eugen Biser, Professor für Christliche<br />

Weltanschauung und Religionsphilosophie und<br />

Direktor des Zentrums Seniorenstudium der LMU,<br />

hat im Deze<strong>mb</strong>er 2004 im Maximilianeum vom<br />

Präsidenten des Landtags, Alois Glück, die Verfassungsmedaille<br />

in Gold erhalten. Damit wurde der<br />

bekannte Münchner Religionsphilosoph und Theologe<br />

für sein Lebenswerk und seine besonderen<br />

Verdienste gewürdigt, insbesondere für seinen<br />

Einsatz für das Seniorenstudium an der LMU wie<br />

auch für sein Engagement in Glaubensfragen und<br />

weltanschaulichen Themen.<br />

Die Verfassungsmedaille gehört zu den staatlichen<br />

Auszeichnungen, die im Freistaat Bayern am seltensten<br />

verliehen werden. Mit der Verfassungsmedaille<br />

in Gold werden Persönlichkeiten geehrt, die<br />

sich „in hervorragender Weise“ um die Verfassung<br />

des Freistaates Bayern verdient gemacht haben.<br />

■ ELI LILLY FORSCHUNGSPREIS FÜR LMU-<br />

CHEMIKER<br />

Dipl. Chem. Philipp Gramlich, Mitarbeiter in der<br />

Arbeitsgruppe von Professor Thomas Carell, hat den<br />

mit 1.000 Euro dotierten Eli Lilly Forschungspreis<br />

für seine herausragende Diplomarbeit mit dem<br />

Titel „Versuche zur Inkorporation von chargetransfer<br />

Komplexen in DNA“ erhalten. Thematisch<br />

geht es dabei um den Weg zu leitfähiger DNA.<br />

MUM 01 | 2005 SERVICE<br />

35


MUM 01 | 2005 SERVICE<br />

36<br />

TIPPS &<br />

TERMINE<br />

IMPRESSUM<br />

■ BUNDESWEITER ESSAYWETTBEWERB<br />

„Was heißt und zu welchem Ende kann man heute<br />

Schiller lesen?“ ist das Thema des Essay-Wettbewerbs,<br />

den die Friedrich-Schiller-<strong>Universität</strong> Jena<br />

anlässlich des 200. Todestags des Dichters am<br />

9. Mai 2005 ausschreibt. Studierende und Doktoranden<br />

aller deutschen Hochschulen sind aufgerufen,<br />

einen Essay zu dem Thema zu verfassen.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.uni-jena.de/Essay_Wettbewerb.html<br />

Einsendeschluss für die Essays ist der 30. April<br />

2005.<br />

■ PHANTASTISCHER JAHRGANG<br />

Beim Bücherjahrgang 2003 spielt die „Lese“ keine<br />

Rolle. Vielmehr stehen Bild, Satz, Typografie,<br />

Druck und Einband im Fokus der Juroren, die als<br />

Experten allesamt aus der Buchbranche stammen:<br />

Jährlich prämiert die Stiftung Buchkunst die<br />

schönsten deutschen Bücher. Aus insgesamt 876<br />

eingesandten Büchern von 424 Verlagen wurden<br />

im Jahr 2003 insgesamt 49 Werke ausgezeichnet.<br />

Diese sind noch bis zum 11. Februar 2005 in der<br />

<strong>Universität</strong>sbibliothek der LMU zu bewundern.<br />

www.ub.uni-muenchen.de<br />

■ WEITERBILDUNG FÜR WEITERBILDER<br />

Mit dem Programm PROFiL-TT bietet die <strong>Ludwig</strong>-<br />

<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>München</strong> noch bis Herbst<br />

2005 bayerischen Hochschuldozentinnen und<br />

-dozenten die Chance, ihre Kompetenzen für<br />

qualitativ hochwertige Weiterbildung im externen<br />

Markt zu erweitern. In mehrtägigen Modulen<br />

zu Sprach- und Lehrkompetenz vermitteln Prof.<br />

Dr. Gerd Kegel (Institut für Psycholinguistik) und<br />

Prof. Dr. Jochen Gerstenmaier (Lehrstuhl für<br />

Pädagogische Psychologie) sowie deren Mit-<br />

Herausgeber<br />

Rektorat der <strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> (LMU) <strong>München</strong><br />

Redaktion<br />

Kommunikation und Presse LMU<br />

Luise Dirscherl (dir)<br />

(Chefredaktion)<br />

Clemens Grosse (cg)<br />

(stellv. Chefredaktion)<br />

Julia Graven (gra), Thomas Pinter (thp) (Online-Redakteur),<br />

Susanne Wedlich (suwe)<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Eva Kittel (ki)<br />

Bildredaktion<br />

Angelica Fuss<br />

Redaktionsadresse<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 <strong>München</strong><br />

Tel +49 (0) 89 2180-3423<br />

Fax +49 (0) 89 33 82 97<br />

mum@lmu.de<br />

www.lmu.de/presse/mum<br />

Designkonzept und Layout<br />

HAAK& NAKAT<br />

[www.haak-nakat.de]<br />

arbeiter Inhalte aus Rhetorik, Pädagogik und<br />

Didaktik. Die Seminare finden jeweils in der<br />

vorlesungsfreien Zeit statt. Teilnehmen können<br />

Dozentinnen und Dozenten aller bayerischen<br />

<strong>Universität</strong>en und Hochschulen. Die Teilnahme ist<br />

kostenlos, jedoch von einem Auswahlgespräch<br />

abhängig. PROFiL-TT ist in Kooperation mit der<br />

Gesellschaft zur Förderung des Wissenstransfers<br />

und der Wissenschaftlichen Weiterbildung entstanden.<br />

Träger sind das Bayerische Staatsministerium<br />

für Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

sowie der Europäische Sozialfonds.<br />

Kontakt:<br />

<strong>Ludwig</strong>-<strong>Maximilians</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>München</strong><br />

Institut für Psycholinguistik<br />

Telefon: 089/21 80-96 58<br />

E-Mail: profil-tt@lmu.de<br />

www.profil-tt.lmu.de<br />

■ BERUFLICHE ZUSATZQUALIFIKATIONEN<br />

Das Institut Student und Arbeitsmarkt bietet<br />

auch im kommenden Semester ein Studienbegleitprogramm<br />

an. Teilnehmer können sich hier berufsrelevante<br />

Zusatzqualifikationen sowie Praxiswissen<br />

aneignen. Die Kurse können entweder im Paket (nur<br />

für Studierende geistes-, sozial- und naturwissenschaftlicher<br />

Fächer ab 2. Semester) oder als<br />

Einzelkurse für Studierende aller Fächer besucht<br />

werden. Unter anderem werden Themen im Bereich<br />

EDV, BWL, Marketing, Projektmanagement, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Auslandsgeschäft oder Wirtschaftsfremdsprachen<br />

angeboten. Interessenten können<br />

sich noch bis Ende Januar 2005 für die Kurse im<br />

Sommersemester 2005 anmelden.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.s-a.uni-muenchen.de<br />

Distribution<br />

Kommunikation und Presse LMU: Mathias Schiener<br />

Anzeigen<br />

Kommunikation und Presse LMU<br />

Angelica Fuss<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1<br />

80539 <strong>München</strong><br />

Tel +49 (0) 89 2180 3556<br />

ISSN 0940-0141<br />

Titelgrafik: HAAK & NAKAT<br />

Umschlagfoto: Friedrich Schmidt<br />

Fotos im Heft: Freerk Huisken (S. 8-9); Friedrich Schmidt, S. Fischer-Verlag<br />

(S. 10); Markus Schlaf/Münchner Merkur (S. 20); Stadt <strong>München</strong> (S. 22);<br />

BayGene (S. 24-25); Alle weiteren Fotos: Friedrich Schmidt bzw. LMU<br />

■ AKTUELLE STELLENANGEBOTE DER LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT UNTER WWW.LMU.DE/STELLENANGEBOTE

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