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Interdisziplinarität: Forschen in den Zwischenräumen

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4 2012<br />

<strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong>:<br />

Segen oder trübe Mischung?<br />

IAESTE: Praktisch <strong>in</strong> die weite Welt<br />

Detektivarbeit im Bundeskrim<strong>in</strong>alamt<br />

E<strong>in</strong> Dozent und Dichter zwischen Halle und Bagdad<br />

www.magaz<strong>in</strong>.uni-halle.de<br />

D A S M A G A Z I N D E R M A R T I N� L U T H E R� U N I V E R S I T Ä T H A L L E� W I T T E N B E R G


2 forschen<br />

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und publizieren scientia halensis 4/2012<br />

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Wir stehen für Sie Kopf !


Liebe Leser<strong>in</strong>nen,<br />

liebe Leser,<br />

eben noch waren auf dem Uniplatz fast nur Tagungsgäste<br />

und Theaterbesucher anzutreffen. Die<br />

Mensen wirkten geradezu leer. Anfang Oktober<br />

kehren Urlauber und Ferienjobber, Praktikanten<br />

und Hausarbeitenschreiber, Feldforscher und Konferenzteilnehmer<br />

an die MLU zurück. Andere starten<br />

im W<strong>in</strong>tersemester 2012/13 zum ersten Mal<br />

<strong>in</strong>s Stu<strong>den</strong>tenleben. Allen Erstsemestern an dieser<br />

Stelle e<strong>in</strong> herzliches Willkommen!<br />

Zu Studienbeg<strong>in</strong>n gilt es, sich zurechtzuf<strong>in</strong><strong>den</strong> – an<br />

der Uni, im eigenen Stun<strong>den</strong>plan und <strong>in</strong> <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />

Fächern. Gerade für diejenigen, die sehr<br />

unterschiedliche Diszipl<strong>in</strong>en mite<strong>in</strong>ander komb<strong>in</strong>ieren,<br />

wird das zur Herausforderung – und zur Bereicherung,<br />

wie die Stu<strong>den</strong>t<strong>in</strong> Marie-Therese Werner<br />

(Titelbild) im Heft erzählt. Wer se<strong>in</strong>e Kenntnisse<br />

aus Biologie und Theologie komb<strong>in</strong>iert, um z. B. <strong>in</strong><br />

Fragen der Bioethik e<strong>in</strong>en eigenen fächerübergreifen<strong>den</strong><br />

Standpunkt zu entwickeln, der schafft neue<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Verb<strong>in</strong>dungen.<br />

<strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong> sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der Wissenschaft<br />

heute unverzichtbar zu se<strong>in</strong>. Geradezu <strong>in</strong>flationär<br />

wird das Wort <strong>in</strong> Projektanträgen und Förderausschreibungen<br />

gebraucht. Egal ob Klimawandel, alternde<br />

Gesellschaft oder Ressourcenknappheit – die<br />

drängen<strong>den</strong> Fragen unserer Zeit können offenbar<br />

nur beantwortet wer<strong>den</strong>, <strong>in</strong>dem Forscher verschie<strong>den</strong>er<br />

Diszipl<strong>in</strong>en zusammenarbeiten. Aber ist<br />

<strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong> überhaupt möglich? Bezweifelt<br />

IMPRESSUM<br />

scientia halensis<br />

Magaz<strong>in</strong> der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg (MLU)<br />

Ausgabe 4/12, 20. Jahrgang<br />

Auflage 6.500 Expl.<br />

ISSN 0945-9529<br />

ersche<strong>in</strong>t viermal im Jahr<br />

sowie im Internet:<br />

www.magaz<strong>in</strong>.uni-halle.de<br />

Herausgeber:<br />

Rektor der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg<br />

Redaktion:<br />

Cor<strong>in</strong>na Bertz (red. Koord<strong>in</strong>ierung),<br />

Carsten Heckmann (V.i.S.d.P.),<br />

Kathar<strong>in</strong>a Deparade, Christian Günther,<br />

Sarah Huke, Ute Olbertz, Maria<br />

Preußmann, Melanie Zimmermann<br />

Kontakt:<br />

Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg<br />

Stabsstelle des Rektors / Pressestelle<br />

Universitätsplatz 9, 06108 Halle (S.)<br />

Telefon: 0345 55 21004<br />

Fax: 0345 55 27066<br />

E-Mail: magaz<strong>in</strong>@uni-halle.de<br />

wurde und wird das bis heute: „Der Punkt, an dem<br />

zwei Diszipl<strong>in</strong>en –zwei Galaxien, könnte man sagen –<br />

zusammenstoßen, sollte kreative Gelegenheiten erzeugen.<br />

Aber sie existieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vakuum, <strong>den</strong>n<br />

die Angehörigen der zwei Kulturen können nicht<br />

mite<strong>in</strong>ander sprechen“, me<strong>in</strong>te der Schriftsteller<br />

und Physiker Charles P. Snow. Als e<strong>in</strong>er der ersten<br />

machte er sich 1959 öffentlich Gedanken über das<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Arbeiten.<br />

Welche Strukturen e<strong>in</strong> solches Arbeiten braucht<br />

und welche Risiken das Loblied auf die <strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong><br />

mit sich br<strong>in</strong>gt, darüber sprechen zwei<br />

MLU-Forscher im vorliegen<strong>den</strong> Heft. Wie <strong>in</strong> Halle<br />

fächerübergreifend e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Sprache<br />

gefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> kann, wird anhand des „WissenschaftsCampus<br />

Halle“ beschrieben. Weitere<br />

Themen der Ausgabe: e<strong>in</strong>e „Nature“-Publikation,<br />

Praktika im Ausland, „functional food“, Weiterbildung<br />

und die erste Professor<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Serie über<br />

musizierende Hochschullehrer.<br />

Außerdem gibt es Zuwachs zum Jahresende: Mitte<br />

November dürfen wir mit dem ersten Gründermagaz<strong>in</strong><br />

der MLU e<strong>in</strong> neues Mitglied <strong>in</strong> der Magaz<strong>in</strong>familie<br />

begrüßen.<br />

Viel Spaß beim Lesen und Entdecken wünscht<br />

Cor<strong>in</strong>na Bertz<br />

Redakteur<strong>in</strong><br />

Grafik-Design:<br />

Sisters of Design<br />

www.sistersofdesign.de<br />

Designkoord<strong>in</strong>ierung:<br />

Christian Günther<br />

Mediadaten:<br />

www.pr.uni-halle.de/mediadaten<br />

Anzeigen / Satz / Gesamtherstellung:<br />

Digital Druckservice Halle GmbH<br />

Telefon: 0345 47 88 601<br />

www.digitaldruck-halle.de<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@digitaldruck-halle.de<br />

scientia halensis 4/2012 editorial<br />

Druck:<br />

IMPRESS Druckerei Halbritter KG<br />

www.impressonl<strong>in</strong>e.de<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

geben die Me<strong>in</strong>ung der Autoren<br />

wieder. Bei unverlangt e<strong>in</strong>gesandten<br />

Texten/Fotos besteht ke<strong>in</strong>e Gewähr für<br />

e<strong>in</strong>en Abdruck.<br />

Die Redaktion behält sich Änderungen<br />

e<strong>in</strong>gesandter Texte vor. Der Nachdruck<br />

von Artikeln ist bei Angabe der Quelle<br />

gestattet. Die Redaktion bittet um e<strong>in</strong><br />

Belegexemplar.<br />

Cor<strong>in</strong>na Bertz<br />

(Foto: Maike Glöckner)<br />

scientia halensis ersche<strong>in</strong>t mit freundlicher<br />

Unterstützung der Vere<strong>in</strong>igung<br />

der Freunde und Förderer der Mart<strong>in</strong>-<br />

Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />

e. V. (VFF)<br />

Titelbild:<br />

Marie-Therese Werner studiert Biologie<br />

und Theologie auf Lehramt. Was<br />

sie an der Komb<strong>in</strong>ation reizt, verrät sie<br />

auf Seite 10. Das Bild entstand <strong>in</strong> der<br />

St. Georgs-Kapelle <strong>in</strong> <strong>den</strong> Franckeschen<br />

Stiftungen, wo u. a. auch die Sem<strong>in</strong>argottesdienste<br />

stattf<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

(Foto: Thomas Me<strong>in</strong>icke)<br />

3


4 <strong>in</strong>haltsverzeichnis scientia halensis 4/2012<br />

Strukturdebatte im<br />

Onl<strong>in</strong>emagaz<strong>in</strong><br />

Über das Strukturkonzept der<br />

MLU wird uni-<strong>in</strong>tern bereits heftig<br />

debattiert. Am 10. Oktober will<br />

das Rektorat das Konzept im Akademischen<br />

Senat vorstellen. Unter<br />

www.magaz<strong>in</strong>.uni-halle.de begleitet<br />

scientia halensis die Diskussion.<br />

(Foto: Maike Glöckner)<br />

Praktisch <strong>in</strong> die weite Welt<br />

{20}<br />

Warum nicht mal fürs Praktikum<br />

nach Ghana? Dorit Bennmann<br />

(Foto: Michael Deutsch) wollte<br />

nach Afrika, Michael A<strong>in</strong>oo wollte<br />

nach Deutschland – die Stu<strong>den</strong>tenorganisation<br />

IAESTE verhalf<br />

bei<strong>den</strong> zu ihren Wunschpraktika.<br />

(Foto: Maike Glöckner)<br />

<strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong>:<br />

<strong>Forschen</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Zwischenräumen</strong> {6}<br />

Andere Diszipl<strong>in</strong>en, andere Fachsprachen, andere Metho<strong>den</strong>.<br />

Wie kann <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Arbeit überhaupt funktionieren?<br />

Zum Beispiel zwischen Pflanzenforscher Prof. Dr. Klaus<br />

Pillen und Chemieprofessor Ludger Wessjohann: Sie forschen<br />

geme<strong>in</strong>sam für <strong>den</strong> „WissenschaftsCampus Halle - Pflanzenbasierte<br />

Bioökonomie“ ‒ wie, lesen Sie ab Seite 6.<br />

Über Vor- und Nachteile, über Gefahren und H<strong>in</strong>dernisse bei<br />

ihrer <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Arbeit sprechen auch zwei MLU-<br />

Forscher aus <strong>den</strong> Geistewsissenschaften (S. 10). Interdiszipl<strong>in</strong>ärität<br />

hat auch im Studium se<strong>in</strong>en Reiz, f<strong>in</strong>det Marie-<br />

Therese Werner. Denn wer Biologie und zugleich Theologie<br />

studiert, kann aus ihrer Sicht von <strong>den</strong> verme<strong>in</strong>tlichen Gegensätzen<br />

nur profitieren. (S. 9). (Foto: Maike Glöckner)


<strong>in</strong>halt<br />

titelthema<br />

6 Im Diskurs zwischen <strong>den</strong> Fächern:<br />

Der <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

WissenschaftsCampus Halle<br />

9 Bio mit Bibel:<br />

Das Unerklärbare erklären<br />

10 Das i-Tüpfelchen und se<strong>in</strong>e<br />

Kehrseite<br />

Varia<br />

12 Die Personal-Entwicklungshelfer:<br />

Weiterbildungsangebote<br />

für Beschäftigte<br />

14 Sprachsalat / Bilderrätsel<br />

15 Univations Gründerservice geht<br />

an <strong>den</strong> Start / E<strong>in</strong> alter und e<strong>in</strong><br />

neuer Grundste<strong>in</strong><br />

17 Serviceangebote der Stabsstelle<br />

besser im Blick / MLU ist<br />

„familiengerecht“<br />

18 Kapriolen der Baugeschichte:<br />

E<strong>in</strong> Architekturkritiker am<br />

We<strong>in</strong>berg Campus<br />

studieren,<br />

lehren, leben<br />

20 „Die Welt wird kle<strong>in</strong>er mit IAESTE“:<br />

Studierende organisieren<br />

Praktika weltweit<br />

QR-Codes und Webcodes im Heft<br />

Some stories are also available <strong>in</strong> English:<br />

www.<strong>in</strong>ternational.uni-halle.de/magaz<strong>in</strong>e Please look for the flag!<br />

23 Promovieren<strong>den</strong><strong>in</strong>itiative:<br />

„Wir wollen Promovieren<strong>den</strong><br />

e<strong>in</strong>e Stimme geben“<br />

24 Musizierende Professoren:<br />

Das Date mit Duke<br />

26 Tanz um Freiheit:<br />

E<strong>in</strong> Bild und se<strong>in</strong>e Geschichte<br />

<strong>Forschen</strong> und<br />

publizieren<br />

28 Von Anti-Ag<strong>in</strong>g-Bier und<br />

Uromas Vollwertkost:<br />

Was ist dran an „functional food“?<br />

30 Detektivarbeit im Bundeskrim<strong>in</strong>alamt:<br />

Interview mit Patrick Wagner<br />

33 Fachliteraturfabrik<br />

34 Das tierische Geheimnis der<br />

Pflanzen:<br />

E<strong>in</strong>e „Nature“-Publikation aus Halle<br />

Personalia<br />

36 „Bagdad wiederzusehen war e<strong>in</strong><br />

Schock“<br />

Dr. Hamid Jassim im Porträt<br />

39 Neu berufen / Universitätsarchiv<br />

mit neuem Leiter<br />

40 20 Fragen an Dr. Hagen F<strong>in</strong>deis<br />

42 Dr. Usus Zeitgeist<br />

Unter www.magaz<strong>in</strong>.uni-halle.de ist das Unimagaz<strong>in</strong> im Internet zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>. Mit Hilfe der QR- und Webcodes<br />

neben <strong>den</strong> Beiträgen gelangen Sie direkt zur entsprechen<strong>den</strong> Internetseite. QR-Codes funktionieren ähnlich<br />

wie Barcodes. Mit e<strong>in</strong>em Tastendruck bzw. e<strong>in</strong>er Fotoaufnahme des Mobiltelefons können Sie die verl<strong>in</strong>kte Webseite<br />

aufrufen. Für die E<strong>in</strong>gabe der Webcodes nutzen Sie e<strong>in</strong>fach die Internetseite www.uni-halle.de/webcode.<br />

scientia halensis 4/2012 <strong>in</strong>haltsverzeichnis<br />

Von Anti-Ag<strong>in</strong>g-Bier und<br />

Uromas Vollwertkost {28}<br />

Kann man sich schön, klug und<br />

sexy essen? Ökotrophologe Dr. Edmund<br />

Semler über <strong>den</strong> Wandel der<br />

Ernährungswissenschaften und <strong>den</strong><br />

S<strong>in</strong>n und Uns<strong>in</strong>n von „functional<br />

food“. (Foto: © Liddy Hansdottir / Fotolia)<br />

„Bagdad wiederzusehen war<br />

e<strong>in</strong> Schock“ {36}<br />

Als junger regimekritischer Journalist<br />

wurde Hamid Jassim im<br />

Irak verfolgt. Seit 1988 lehrt er am<br />

Orientalischen Institut. Nach dem<br />

dritten Golfkrieg ist der Dozent<br />

zum ersten Mal <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Heimatland<br />

zurückgekehrt.<br />

(Foto: Michael Deutsch)<br />

5


6 titelthema scientia halensis 4/2012<br />

titelthema<br />

Der Diskurs zwischen<br />

<strong>den</strong> Fächern<br />

Der „WissenschaftsCampus Halle – Pflanzenbasierte Bioökonomie“ wurde Anfang Juni offiziell eröffnet. Er<br />

vere<strong>in</strong>igt die Fächer Agrarwissenschaften und Agrarökonomie, Biologie und Biochemie sowie die Wirtschafts-<br />

und Sozialwissenschaften. Ohne <strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong> funktioniert das nicht. Wie f<strong>in</strong>det sie statt? Dieser Frage<br />

g<strong>in</strong>g scientia halensis nach und sah sich auf dem virtuellen Campus um.<br />

Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> Dr. Claudia<br />

Flügel (Mitte) mit zwei<br />

Doktora<strong>den</strong> des WissenschaftsCampus<br />

Halle: Denitsa<br />

Angelova und Sven Grüner<br />

(Foto: Maike Glöckner)<br />

Der WissenschaftsCampus Halle (WCH) ist e<strong>in</strong><br />

virtueller Campus, weil er ke<strong>in</strong>en geografischen<br />

Standort hat. Er setzt sich zusammen aus <strong>den</strong> vier<br />

regionalen Leibniz-Instituten, <strong>den</strong> Naturwissenschaftlichen<br />

Fakultäten I und III der Universität,<br />

dem Agrochemischen Institut Piesteritz e. V. und<br />

dem Interdiszipl<strong>in</strong>ären Zentrum für Nutzpflanzen-<br />

forschung. So liegt es nah, dass scientia halensis als<br />

ersten Anlaufpunkt die Geschäftsstelle <strong>in</strong> der Betty-<br />

Heimann-Straße 3 aufsucht. Der Weg führt über <strong>den</strong><br />

ehemaligen Appellplatz der früheren Heeres- und<br />

Luftnachrichtenschule vorbei an Gewächshäusern<br />

<strong>in</strong> die Gefilde der MLU-Agrarwissenschaftler. Im<br />

Erdgeschoss des Neubaus treffen wir fast am Ende


des langen Flurs Dr. Claudia Flügel, die wissenschaftliche<br />

Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> des WCH, <strong>in</strong> ihrem Büro. „Erstmals<br />

gibt es hier <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e Kooperation<br />

pflanzenwissenschaftlicher und biotechnologischer<br />

mit wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschungsbereichen“,<br />

sagt Claudia Flügel. „Dabei ist<br />

es ganz natürlich, dass Naturwissenschaftler e<strong>in</strong>e<br />

andere Sprache sprechen als Wirtschaftswissenschaftler.<br />

Aber genau daraus ergibt sich das große<br />

Potenzial und natürlich die besondere Herausforderung<br />

für <strong>den</strong> WCH.“ Um erfolgreich <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är<br />

arbeiten zu können, müssen Diszipl<strong>in</strong>grenzen gelockert<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

„E<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiver Austausch ist nur möglich, wenn<br />

die Bereitschaft und das grundlegende Interesse<br />

an dem anderen Fachbereich vorhan<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d und<br />

man sich gegenseitig zuhört. Wichtig ist, dass die<br />

Wissenschaftler <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, ihre komplizierten<br />

Sachverhalte für e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressierten fachfrem<strong>den</strong><br />

Zuhörer verständlich auszudrücken. Es ist unverzichtbar,<br />

bei regelmäßigen Treffen e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Sprache zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>“, weiß die Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>,<br />

und ihr ist bewusst, dass der Erfolg davon abhängt.<br />

Claudia Flügel hat zusätzlich zu ihrem Studium und<br />

ihrer Promotion im Bereich der Pflanzenphysiologie<br />

kürzlich e<strong>in</strong> Fernstudium im Bereich Wissenschaftsmarket<strong>in</strong>g<br />

an der TU Berl<strong>in</strong> absolviert. So sieht sie<br />

es speziell als ihre Aufgabe an, moderierend und<br />

vermittelnd zwischen <strong>den</strong> Fächern tätig zu wer<strong>den</strong>.<br />

„Außerdem soll der WCH e<strong>in</strong>e Plattform für <strong>den</strong><br />

Wissens- und Technologietransfer <strong>in</strong> die Wirtschaft,<br />

Politik und Öffentlichkeit darstellen“, erklärt Flügel.<br />

Nicht zuletzt seien auch hier bei Fragen zur Bedeutung<br />

pflanzlicher Produktion und zu <strong>den</strong> Möglichkeiten<br />

und Potenzialen der pflanzenbasierten<br />

Bioökonomie allgeme<strong>in</strong>verständliche Darstellungen<br />

unverzichtbar. „Der WCH steht noch am Anfang.<br />

Die gegenwärtige Aufbruchsstimmung und <strong>den</strong><br />

Schwung wollen wir nutzen, um die hochgesteck-<br />

„Es ist unverzichtbar,<br />

bei regelmäßigen Treffen e<strong>in</strong>e<br />

geme<strong>in</strong>same Sprache zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>“<br />

ten Ziele zu erreichen“, so Flügel. Derzeit laufen am<br />

WCH zwei diszipl<strong>in</strong>übergreifende Verbundprojekte,<br />

e<strong>in</strong> weiteres bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der Begutachtung und<br />

wird zum 1. Januar 2013 starten. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

f<strong>in</strong>anziert der WissenschaftsCampus e<strong>in</strong>e Nachwuchsgruppe<br />

am Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie.<br />

Der WCH will vor allem junge Leute für<br />

das Zukunftsthema pflanzenbasierte Bioökonomie<br />

begeistern und zu <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är geschulten Fachkräften<br />

ausbil<strong>den</strong>.<br />

Die Vernetzung der verschie<strong>den</strong>en Institute <strong>in</strong>nerhalb<br />

des WCH ermöglicht es, über <strong>den</strong> eigenen<br />

Tellerrand h<strong>in</strong>aus zu sehen. Als e<strong>in</strong>er der ersten Promoven<strong>den</strong><br />

des WissenschaftsCampus hat der junge<br />

Volkswirt Sven Grüner, der gerade <strong>in</strong> Halle se<strong>in</strong>en<br />

Master erworben hat, hier e<strong>in</strong>e Forschungsheimat<br />

gefun<strong>den</strong>. „Der thematische Schwerpunkt me<strong>in</strong>er<br />

Arbeit liegt auf bioökonomischen Innovationen,<br />

die im Kontext von begrenzter Rationalität und<br />

Mehrfachzielen betrachtet wer<strong>den</strong>, um e<strong>in</strong>e Politikfolgenabschätzung<br />

zu ermöglichen“, sagt Grüner.<br />

Er verfolgt damit e<strong>in</strong>s von zwei Teilprojekten <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>es bioökonomischen Verbundprojekts zu<br />

pflanzenbasierten Innovationen und Klimawandel.<br />

Betreut wird die Arbeit von <strong>den</strong> Agrarökonomen<br />

und MLU-Professoren Norbert Hirschauer und Peter<br />

Wagner. Kurze Wege zwischen Universität und<br />

Leibnitz-Instituten haben sich schon <strong>in</strong> der Anfangsphase<br />

als vorteilhaft erwiesen, <strong>den</strong>n das Verknüpfen<br />

von Untersuchungsergebnissen der verschie<strong>den</strong>en<br />

Fachdiszipl<strong>in</strong>en spielt für das Projekt e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle.<br />

Mitten <strong>in</strong> der Sommerpause – Anfang August – treffen<br />

sich die bei<strong>den</strong> WissenschaftsCampus-Sprecher<br />

Klaus Pillen, Professor für Pflanzenzüchtung an der<br />

MLU, und Ludger Wessjohann, Professor für Natur-<br />

und Wirkstoffchemie und Geschäftsführender<br />

Direktor des Leibniz-Instituts für Pflanzenbiochemie<br />

(IPB), im Tagungsraum des IPB, um die nächsten<br />

scientia halensis 4/2012 titelthema<br />

Dr. Claudia Flügel<br />

Halles WissenschaftsCampus<br />

im Internet: www.<br />

sciencecampus-halle.de<br />

Informationen zum Modell<br />

WisseschaftsCampus:<br />

www.leibniz-geme<strong>in</strong>schaft.de/forschung/hochschulkooperationen<br />

7


8 titelthema scientia halensis 4/2012<br />

Ziele abzustecken. Bei strahlendem Sonnensche<strong>in</strong><br />

leuchten vor dem Gebäude <strong>in</strong> der parkähnlichen<br />

Umgebung weith<strong>in</strong> die prächtigen Geranien. In voller<br />

Blüte stehen Petunien und Fuchsien. „Der WissenschaftsCampus<br />

hat drängende gesellschaftliche<br />

Probleme im Blick“, sagt Wessjohann. „Es geht um<br />

die Anforderungen an die Erzeugung pflanzlicher<br />

Produkte angesichts der wachsen<strong>den</strong> Weltbevölkerung.<br />

Um die D<strong>in</strong>ge komplett zu verstehen und viele<br />

Facetten e<strong>in</strong>es Phänomens beleuchten zu können,<br />

ist <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Arbeiten e<strong>in</strong>e unverzichtbare<br />

Grundvoraussetzung. Unsere gesamte Ernährung<br />

und e<strong>in</strong> Großteil unserer Baustoffe, Energie und<br />

Medikamente s<strong>in</strong>d bereits heute pflanzlichen Ursprungs.<br />

Daraus ergeben sich Wechselspiele mit<br />

verschie<strong>den</strong>sten fachlichen Komponenten.“<br />

Lediglich die Drittmittele<strong>in</strong>werbung für <strong>den</strong> WCH<br />

könnte sich problematisch gestalten, me<strong>in</strong>t Wessjohann.<br />

„Hier wer<strong>den</strong> derzeit die Mittel meist noch<br />

nach Fächern getrennt vergeben und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

Projekte haben es oft schwer. Viel hängt von<br />

der Geschicklichkeit des Antragstellers ab.“ Auch<br />

Professor Pillen f<strong>in</strong>det, dass <strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong> mehr<br />

Chancen als Risiken bietet. Er me<strong>in</strong>t, dass der WCH<br />

derzeit „eher Transdiszipl<strong>in</strong>arität praktiziert“, <strong>den</strong>n<br />

die Forschung soll hier <strong>in</strong>tegrativ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eng mite<strong>in</strong>ander<br />

verflochtenen Prozess ablaufen. „Es versteht<br />

sich, dass dabei Sprachbarrieren zu überw<strong>in</strong><strong>den</strong><br />

s<strong>in</strong>d. Geme<strong>in</strong>sam im offenen und transparenten<br />

Dialog am Modell arbeiten, verschie<strong>den</strong>e Aspekte<br />

betrachten, bei <strong>den</strong>en die Ebenen der Pflanzenforschung<br />

und der Volkswirtschaft <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander übergehen,<br />

so sollen sich hier die Forschungen gestalten“,<br />

erklärt Pillen. Bei der Züchtung von Pflanzen spiele<br />

nicht zuletzt die Verbraucherakzeptanz e<strong>in</strong>e entschei<strong>den</strong>de<br />

Rolle. „Die sozioökonomische Sicht ist<br />

hier sehr wichtig und wurde <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen<br />

Jahren zu sehr vernachlässigt. Wenn zum Beispiel<br />

Pflanzenzüchter e<strong>in</strong>e neue Sorte von Weizen entwickeln,<br />

die <strong>den</strong> gesundheitsfördern<strong>den</strong> roten<br />

Farbstoff Anthocyan enthält, ist das sehr s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Aber wer will schon rotes Brot essen?“ Ute Olbertz<br />

Kontakt: Dr. Claudia Flügel<br />

Wissenschaftliche Koord<strong>in</strong>ation WissenschaftsCampus<br />

Telefon: 0345 55 22682<br />

E-Mail: claudia.fluegel@sciencecampus-halle.de


Bio mit Bibel: Das Unerklärbare erklären<br />

Mit e<strong>in</strong>em etwas unsicheren Gefühl betrat die<br />

Lehramtsstu<strong>den</strong>t<strong>in</strong> Marie-Therese Werner vor acht<br />

Semestern <strong>den</strong> Sem<strong>in</strong>arraum des Instituts für Katholische<br />

Theologie an der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität:<br />

„Ist es schlimm, dass ich auch noch Biologie<br />

studiere?“ Schnell wurde sie von ihren Dozenten<br />

beruhigt, die sich auf <strong>den</strong> Austausch zwischen <strong>den</strong><br />

Wissenschaften und <strong>den</strong> Input freuten. Heute kann<br />

die 22-Jährige selbst mit Vorurteilen aufräumen. Für<br />

sie ist die Theologie e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Wissenschaft, die<br />

auch das Nicht-Sichtbare betrachtet und dadurch<br />

Raum schafft für die unbeantwortbaren Fragen der<br />

Biologie.<br />

Nicht nur das enorme Potenzial an Diskussionsstoff<br />

der Fächerkomb<strong>in</strong>ation reizt die Stu<strong>den</strong>t<strong>in</strong>, auch die<br />

verschie<strong>den</strong>en Arbeitsweisen. „Die Biologie fragt<br />

nach dem Wie des Lebens und bietet dafür Fakten<br />

an. Die Theologie h<strong>in</strong>gegen fragt nach dem Warum<br />

und lässt Platz für Diskussionen und Spekulationen“,<br />

erklärt Werner. Für sie ist die Biologie der beruhigende<br />

Part im Studium, der Ausgleich zu <strong>den</strong> manchmal<br />

nicht abzuschließen<strong>den</strong> Denkprozessen <strong>in</strong> der<br />

Theologie. Dies zeigt sich auch <strong>in</strong> der unterschiedlichen<br />

Gestaltung der Studienfächer. An e<strong>in</strong>em der<br />

kle<strong>in</strong>sten Institute der Uni Halle – der Katholischen<br />

Theologie und ihrer Didaktik – herrscht e<strong>in</strong>e famili-<br />

äre Atmosphäre, die sich <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Sem<strong>in</strong>argruppen<br />

und dem direkten Kontakt zu <strong>den</strong> Lehren<strong>den</strong> niederschlägt.<br />

Anders dagegen <strong>in</strong> der Biologie: Dort sitzt<br />

sie mit 400 anderen Studieren<strong>den</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hörsaal.<br />

Die Arbeit im Labor bietet ihr h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>en sehr<br />

praktischen Ansatz.<br />

Seit 2011 ist Marie-Therese Werner Mitglied der<br />

„Stu<strong>den</strong>tischen Förder<strong>in</strong>itiative der Naturwissenschaften<br />

e.V“ und organisiert für das W<strong>in</strong>tersemester<br />

2012/13 e<strong>in</strong>e Allgeme<strong>in</strong>e Schlüsselqualifikation<br />

(ASQ) zum Thema Bioethik. Dieses Projekt soll angehende<br />

Wissenschaftler anregen ihr Handeln ethisch<br />

und moralisch zu h<strong>in</strong>terfragen – e<strong>in</strong>e Arbeitsweise,<br />

die für Werner eng mit der Theologie verbun<strong>den</strong> ist.<br />

„Ich wünsche mir, dass dieser Weg von mehr Naturwissenschaftlern<br />

e<strong>in</strong>geschlagen wird“, erklärt die<br />

Stu<strong>den</strong>t<strong>in</strong>. Als angehende Lehrer<strong>in</strong> möchte Werner<br />

ihren zukünftigen Schülern e<strong>in</strong>en offenen Umgang<br />

mit Religion vermitteln, deren Stärken sowie Schwächen<br />

herausarbeiten. „Die Schüler sollen lernen, reflektiert,<br />

begründet und vorurteilsfrei über Religion<br />

zu re<strong>den</strong>, ob sie sich nun am Ende für oder gegen<br />

<strong>den</strong> Glauben entschei<strong>den</strong>“, erklärt sie weiter. Sie<br />

will ihren Schülern zeigen, dass das Leben nicht auf<br />

vorgefertigten Bahnen verläuft und nur durch Formeln<br />

und Fakten erklärt wer<strong>den</strong> kann. Sarah Huke<br />

scientia halensis 4/2012 titelthema<br />

Zwischen biologischen Fakten<br />

und theologischen Diskussionen:<br />

Ihre bei<strong>den</strong> Studienfächer<br />

ergänzen sich gut, f<strong>in</strong>det<br />

Marie-Therese Werner.<br />

(Foto: Thomas Me<strong>in</strong>icke)<br />

9


10 titelthema scientia halensis 4/2012<br />

Das i-Tüpfelchen<br />

und se<strong>in</strong>e Kehrseite<br />

Mehr als 1,1 Millionen Treffer bei Google. Für e<strong>in</strong>en Begriff, der das Nonplusultra wissenschaftlicher Kooperation<br />

darstellt. Oder schlicht als Werbewort dient. Je nach Lesart. <strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong> – Heilsbr<strong>in</strong>ger oder Worthülse?<br />

Zwei MLU-Wissenschaftler, die <strong>in</strong> der Aufklärungs- und der Afrika-Forschung stark <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är<br />

arbeiten, antworten.<br />

„Man darf die Diszipl<strong>in</strong>arität<br />

nicht vernachlässigen.“<br />

Germanistik-Professor Daniel<br />

Fulda <strong>in</strong> der Bibliothek des<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>ären Zentrums<br />

für die Erforschung der Europäischen<br />

Aufklärung.<br />

(Foto: Maike Glöckner)<br />

„Oberflächliche Augenwischerei“. Das saß. Professor<br />

Peter-André Alt, Präsi<strong>den</strong>t der Freien Universität<br />

Berl<strong>in</strong>, machte vor knapp zwei Jahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Grundsatzbeitrag für die Süddeutsche Zeitung klar,<br />

was er von der <strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong> hält, genauer:<br />

von der unh<strong>in</strong>terfragten Nutzung des Begriffs. Er<br />

plädierte dafür, die diszipl<strong>in</strong>ären Eigentümlichkeiten<br />

der Fächer zu sichern – und Nachwuchswissenschaftler<br />

nicht zu früh <strong>in</strong> Zwischenbereiche<br />

der Wissenschaft e<strong>in</strong>treten zu lassen. „Sonst droht<br />

uns aus schw<strong>in</strong><strong>den</strong>der diszipl<strong>in</strong>ärer I<strong>den</strong>tität e<strong>in</strong><br />

wissenschaftlicher Substanzverlust, <strong>den</strong> auch die<br />

Beschwörungsformeln der Antragsprosa nicht ver-<br />

bergen können.“ MLU-Germanistikprofessor Daniel<br />

Fulda mag nicht widersprechen. „Er hat natürlich<br />

Recht, dass man über <strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong> die Diszipl<strong>in</strong>arität<br />

nicht vernachlässigen darf“, sagt der<br />

Geschäftsführende Direktor des Interdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Zentrums für die Erforschung der Europäischen Aufklärung<br />

(IZEA). „Das Zuhausese<strong>in</strong> im eigenen Fach“<br />

sei unabd<strong>in</strong>gbar. Noch deutlicher formuliert das<br />

Ethnologieprofessor Richard Rottenburg, Sprecher<br />

des MLU-Forschungsschwerpunkts Gesellschaft und<br />

Kultur <strong>in</strong> Bewegung: „Die Ten<strong>den</strong>z, das Loblied der<br />

<strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong> sehr laut zu s<strong>in</strong>gen und darüber<br />

zu vergessen, dass man die Grundlagen e<strong>in</strong>es Faches


eherrschen sollte, gibt auch mir zu <strong>den</strong>ken. Dann<br />

wird systematisch Inkompetenz produziert.“ E<strong>in</strong>e<br />

sechssemestrige Sozialisation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fach reiche<br />

zum Beispiel nicht aus für Masterstudiengänge,<br />

„die alle möglichen diszipl<strong>in</strong>ären Mischungen darstellen“.<br />

Und dann wäre da noch die „Antragsprosa“. Inklusive<br />

<strong>in</strong>flationärer Nutzung des i-Wortes, das damit<br />

zu e<strong>in</strong>er Worthülse verkomme, wie viele Kritiker<br />

klagen. Ist <strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong> überhaupt e<strong>in</strong> Qualitätskriterium?<br />

Eher e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit,<br />

me<strong>in</strong>t Richard Rottenburg, unter dessen Leitung<br />

im DFG-Schwerpunktprogramm „Adaption und<br />

Kreativität <strong>in</strong> Afrika“ gerade e<strong>in</strong>e „transdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

Sprache“ entwickelt wird. „Wenn <strong>in</strong> Deutschland<br />

Forschungsgelder mehrheitlich an Verbundprojekte<br />

gehen und es Forderungen gibt, dass diese<br />

mehrheitlich <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är zu se<strong>in</strong> haben, dann<br />

ist irgendetwas nicht mehr <strong>in</strong> Ordnung“, sagt der<br />

Ethnologe. „Wissenschaftler muss man nicht dazu<br />

ermutigen, mite<strong>in</strong>ander zu re<strong>den</strong>. Das bedarf ke<strong>in</strong>er<br />

pädagogischen Handführung.“<br />

Aufklärungsforscher Daniel Fulda merkt allerd<strong>in</strong>gs<br />

an: „Wenn e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner Wissenschaftler <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är<br />

zu arbeiten versucht, ist das weniger<br />

selbstverständlich, <strong>den</strong>n der e<strong>in</strong>zelne Forscher soll<br />

sich ja der Metho<strong>den</strong> se<strong>in</strong>er Diszipl<strong>in</strong> bedienen<br />

und adressiert se<strong>in</strong>e Ergebnisse <strong>in</strong> der Regel an die<br />

eigenen Fachkollegen. Trotzdem sehe ich <strong>in</strong> der <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Arbeit des E<strong>in</strong>zelnen das eigentlich<br />

Spannende. Es kommen Ergebnisse heraus, die bei<br />

der Beschränkung auf die eigene Diszipl<strong>in</strong> nicht<br />

möglich wären.“<br />

Es gibt aber noch e<strong>in</strong>en ganz anderen Aspekt,<br />

der Fulda und Rottenburg Sorgen bereitet: „An<br />

Instituts- und Fakultätsgrenzen können sich geisteswissenschaftliche<br />

Forschungsverbünde bei uns<br />

noch weniger halten als an anderen Universitäten,<br />

weil die meisten Fächer vergleichsweise wenige<br />

Professuren haben. Wichtig fände ich daher, dass<br />

die <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Forschungse<strong>in</strong>richtungen und<br />

-verbünde e<strong>in</strong>e bessere Repräsentanz <strong>in</strong> der Universität<br />

bekommen“, führt Fulda aus. „Für die <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

E<strong>in</strong>richtungen gibt es ke<strong>in</strong>e Möglichkeit,<br />

regulär die Stimme zu erheben <strong>in</strong> <strong>den</strong> Gremien. Das<br />

ist me<strong>in</strong>es Erachtens e<strong>in</strong> Konstruktionsfehler des<br />

Landeshochschulgesetzes.“<br />

Richard Rottenburg sieht die MLU selbst <strong>in</strong> der<br />

Pflicht: „Die Strukturen an der MLU passen wirklich<br />

nicht zur Arbeit <strong>in</strong> <strong>den</strong> vier Forschungsschwerpunkten<br />

und <strong>den</strong> Interdiszipl<strong>in</strong>ären Zentren. Auf der<br />

e<strong>in</strong>en Seite will beziehungsweise muss sich die MLU<br />

e<strong>in</strong> bestimmtes Profil erarbeiten – aber sie tut viel<br />

zu wenig, um es systematisch herbeizuführen. Und<br />

an der laufen<strong>den</strong> Strukturdebatte s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Forschungsschwerpunkte und Zentren<br />

überhaupt nicht beteiligt.“ Carsten Heckmann<br />

Kontakt: Prof. Dr. Daniel Fulda<br />

Literaturwissenschaft<br />

Telefon: 0345 55 23592<br />

E-Mail: daniel.fulda@germanistik.uni-halle.de<br />

Kontakt: Prof. Dr. Richard Rottenburg<br />

Sem<strong>in</strong>ar für Ethnologie<br />

Telefon: 0345 55 24200<br />

E-Mail: richard.rottenburg@ethnologie.uni-halle.de<br />

scientia halensis 4/2012 titelthema<br />

Unterschiedliche Perspektiven,<br />

h<strong>in</strong>dernde Scheuklappen,<br />

f<strong>in</strong>anzielle Panikattacken<br />

– Daniel Fulda<br />

und Richard Rottenburg<br />

re<strong>den</strong> Klartext zum<br />

Thema <strong>Interdiszipl<strong>in</strong>arität</strong>.<br />

Im Onl<strong>in</strong>emagaz<strong>in</strong><br />

f<strong>in</strong><strong>den</strong> Sie die Interviews<br />

<strong>in</strong> voller Länge. Dazu<br />

weitere Stimmen aus Wissenschaftlichen<br />

Zentren<br />

der MLU: www.magaz<strong>in</strong>.uni-halle.de/category/<br />

titelthema<br />

QR� CODE<br />

11


12 varia scientia halensis 4/2012<br />

varia<br />

Gesundheit<br />

Büromanagement<br />

Über 100 Kurse bietet das<br />

Referat 3.2 halbjährlich an.<br />

In der Grafik s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige<br />

der Weiterbildungsschwerpunkte<br />

dargestellt. (Montage:<br />

Steffen Schenk, Foto: Norbert<br />

Kaltwaßer, Grafik: Alexander<br />

Bryljaev / Fotolia)<br />

Datenverarbeitung<br />

Wie man Konflikte oder emotional aufgela<strong>den</strong>e<br />

Situationen als Sem<strong>in</strong>arleiter auflöst, das haben<br />

die wenigsten Hochschullehrer gelernt. In ihrer<br />

wissenschaftlichen Laufbahn s<strong>in</strong>d andere D<strong>in</strong>ge<br />

ausschlaggebend: Publikationslisten, akademische<br />

Erfolge, <strong>in</strong>ternationale Kontakte. Fachliche Kompetenzen<br />

alle<strong>in</strong> reichen im Arbeitsalltag aber oft nicht<br />

aus. „Im November wird erstmals e<strong>in</strong> hochschuldidaktisches<br />

Sem<strong>in</strong>ar angeboten, das sich mit solchen<br />

Konfliktsituationen <strong>in</strong> der wissenschaftlichen Lehre<br />

Kommunikation<br />

Führung<br />

Erfolgreich<br />

Lehren<br />

Sprachen<br />

Die Personal-Entwicklungshelfer<br />

Betretenes Schweigen im Sem<strong>in</strong>arraum. E<strong>in</strong>e Stu<strong>den</strong>t<strong>in</strong> kurz vor dem We<strong>in</strong>krampf, ihr gegenüber sitzt e<strong>in</strong><br />

überforderter Dozent. Was tun? Auch Lehrer brauchen manchmal Lehrer. Wenn Fachwissen alle<strong>in</strong> nicht ausreicht,<br />

wenn Azubi, Sekretär<strong>in</strong> oder Führungskraft nach beruflicher Weiterentwicklung streben, dann ist an<br />

der MLU das Referat 3.2 gefragt. Das Referat für Personalentwicklung will alle Uni-Beschäftigten <strong>in</strong>dividuell<br />

und bedarfsorientiert fördern.<br />

ause<strong>in</strong>andersetzt“, sagt Sandra Maihöfner, die seit<br />

Oktober 2011 das Referat für Personalentwicklung,<br />

<strong>in</strong>sbesondere Aus- und Weiterbildung, leitet.<br />

Neben <strong>den</strong> hochschuldidaktischen Sem<strong>in</strong>aren, die<br />

sich vorrangig an Wissenschaftler richten, wer<strong>den</strong><br />

mit Angeboten zu Themen wie Büromanagement,<br />

Datenverarbeitung, Sprachenförderung, Gesundheit<br />

oder Führungskräfteentwicklung auch die<br />

nicht-wissenschaftlichen Beschäftigten der MLU<br />

angesprochen.


„Bei <strong>den</strong> Doktoran<strong>den</strong> nimmt das Bewusstse<strong>in</strong><br />

dafür zu, dass auch Soft Skills sehr wichtig s<strong>in</strong>d“,<br />

me<strong>in</strong>t Professor Kay Saalwächter. Regelmäßig weist<br />

er <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelgesprächen oder <strong>in</strong> der Gruppe se<strong>in</strong>e<br />

Promoven<strong>den</strong> und Mitarbeiter auf die Weiterbildungsangebote<br />

an der MLU h<strong>in</strong> oder schlägt Kurse<br />

vor – etwa zum Büro- oder Zeitmanagement, zur<br />

Englisch- oder Rhetorikverbesserung. „Ich habe vor<br />

me<strong>in</strong>er Zeit <strong>in</strong> Halle selbst sehr gute Erfahrungen<br />

mit solchen Angeboten gemacht“, sagt der Experimentalphysiker.<br />

Besonders schnell ausgebucht s<strong>in</strong>d die Zertifikatskurse<br />

für Hochschuldidaktik. „Hier führen wir<br />

Wartelisten, damit jedem Doktoran<strong>den</strong> garantiert<br />

wer<strong>den</strong> kann, dass er während se<strong>in</strong>er Promotion<br />

diesen Kurs belegen kann“, erklärt Verona Mikesch,<br />

die für das Sem<strong>in</strong>armanagement verantwortlich<br />

ist. Über 100 Kurse stehen jedes Jahr im <strong>in</strong>ternen<br />

Weiterbildungskalender zur Auswahl. Auch externe<br />

Weiterbildungskurse wer<strong>den</strong> vom Referat 3.2 gefördert.<br />

„Jeder kann sich mit se<strong>in</strong>en Wünschen und<br />

Anregungen an uns wen<strong>den</strong> und sich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen“,<br />

sagt Sandra Maihöfner nachdrücklich. „Wir wollen<br />

unser eigenes Programm stetig erweitern und dem<br />

Bedarf anpassen.“ Langfristig möchte sie e<strong>in</strong>e universitätsweite<br />

Kultur der Weiterbildung etablieren.<br />

Das müsse bei <strong>den</strong> neuberufenen Professoren anfangen.<br />

Ab 2013 wer<strong>den</strong> neue Beschäftigte deshalb<br />

mit spezifischen Begrüßungsmappen empfangen.<br />

Denn ob Mitarbeiter sich weiterqualifizieren, hänge<br />

entschei<strong>den</strong>d von <strong>den</strong> Führungskräften ab.<br />

„Es ist gut, wenn die Initiative zur Weiterbildung<br />

vom Gruppenleiter ausgeht, weil e<strong>in</strong> solches Sem<strong>in</strong>ar<br />

dann für alle selbstverständlich ist“, f<strong>in</strong>det<br />

Doktorand<strong>in</strong> Annekatr<strong>in</strong> Richter. Seit November<br />

2011 promoviert die 25-Jährige <strong>in</strong> der Abteilung für<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Pflanzengenetik. Abteilungsleiter<strong>in</strong> und<br />

Leibnizpreisträger<strong>in</strong> Prof. Dr. Ulla Bonas hatte sich<br />

im Frühjahr bei Sandra Maihöfner erkundigt, ob e<strong>in</strong><br />

Rhetoriksem<strong>in</strong>ar für ihre Doktoran<strong>den</strong> angeboten<br />

wer<strong>den</strong> könne. Daraufh<strong>in</strong> fand e<strong>in</strong>e mehrtägige<br />

Veranstaltung statt, die zum Teil aus dem Referatsbudget<br />

und zum Teil von Professor<strong>in</strong> Bonas f<strong>in</strong>anziert<br />

wurde.<br />

„Wir haben im Kurs zunächst geme<strong>in</strong>sam ergründet,<br />

wo die <strong>in</strong>dividuellen Probleme liegen und dann <strong>in</strong><br />

Kle<strong>in</strong>gruppen oder E<strong>in</strong>zelgesprächen an Lösungen<br />

gearbeitet“, erzählt Annekatr<strong>in</strong> Richter. Ihr sei es<br />

zuvor manchmal schwer gefallen, sich bei Vorträgen<br />

bis zum Schluss konsequent an ihr Konzept<br />

zu halten. „Dann überhole ich mich gedanklich<br />

selbst. Im Kurs habe ich gelernt, me<strong>in</strong>e Stärken im<br />

Vortrag besser zu nutzen. Ich glaube, dass es mir<br />

jetzt besser gel<strong>in</strong>gt, locker vorzutragen.“ Nach dem<br />

Sem<strong>in</strong>ar g<strong>in</strong>g es für die meisten Teilnehmer direkt<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> Praxistest. „Wir haben gegenseitig sehr darauf<br />

geachtet, ob sich der e<strong>in</strong>zelne verbessert hat“,<br />

sagt sie. Das Urteil sei e<strong>in</strong>hellig positiv ausgefallen.<br />

„Weiterbildung bedeutet e<strong>in</strong>en Wertezuwachs an<br />

sich. Sie bietet jedem die Chance, frischen W<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Arbeit zu br<strong>in</strong>gen und steigert <strong>den</strong> eigenen<br />

Marktwert“, sagt Sandra Maihöfner.<br />

Qualifizierungsangebote zur Lehre und Organisation<br />

würde Annekatr<strong>in</strong> Richter auch zukünftig gerne<br />

<strong>in</strong> Anspruch nehmen. „Voraussetzung ist natürlich,<br />

dass die Weiterbildung mit dem Arbeitsalltag<br />

vere<strong>in</strong>bart wer<strong>den</strong> kann.“ Aber wie lässt sich e<strong>in</strong>e<br />

mehrstündige Veranstaltung über Wochen <strong>in</strong> die Arbeitsabläufe<br />

<strong>in</strong>tegrieren? Nur e<strong>in</strong> möglichst vielfältiges<br />

Angebot könne helfen, f<strong>in</strong>det Kay Saalwächter:<br />

„Die e<strong>in</strong>en bevorzugen Kurse <strong>in</strong> <strong>den</strong> Abendstun<strong>den</strong>,<br />

andere möchten diese Zeit mit ihrer Familie verbr<strong>in</strong>gen.<br />

Das erfordert zuerst e<strong>in</strong>e genaue Abfrage unter<br />

<strong>den</strong> Teilnehmern.“<br />

Bislang haben Maihöfner und ihre Kollegen jedes<br />

Sem<strong>in</strong>ar am Ende evaluieren lassen. Jetzt sollen die<br />

Teilnehmer bereits im Vorfeld nach ihren Erwartungen<br />

befragt wer<strong>den</strong>. „Wir wollen sicherstellen,<br />

dass diese Erwartungen vom Dozenten berücksichtigt<br />

wer<strong>den</strong> können. 90 Prozent der Teilnehmer s<strong>in</strong>d<br />

mit <strong>den</strong> Kursen zufrie<strong>den</strong>, aber schlechte Bewertungen<br />

ärgern uns natürlich“, sagt Verona Mikesch,<br />

die seit zwölf Jahren an der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität<br />

im Bereich Personalentwicklung arbeitet. „Wenn<br />

die Teilnehmerzahl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kurs stetig s<strong>in</strong>kt und die<br />

Veranstaltung schlecht evaluiert wird, dann verabschie<strong>den</strong><br />

wir uns auch mal von e<strong>in</strong>em Dozenten.“<br />

Cor<strong>in</strong>na Bertz<br />

Kontakt: Sandra Maihöfner<br />

Personalentwicklung<br />

Telefon: 0345 55 21292<br />

E-Mail: sandra.maihoefner@verwaltung.uni-halle.de<br />

scientia halensis 4/2012 varia<br />

Referatsleiter<strong>in</strong> Sandra<br />

Maihöfner (Foto: Maike<br />

Glöckner)<br />

Wie schreibe ich e<strong>in</strong> Arbeitszeugnis?<br />

Wie arbeite ich<br />

e<strong>in</strong>en neuen Mitarbeiter e<strong>in</strong>?<br />

Wie wird e<strong>in</strong> strukturiertes<br />

Mitarbeitergespräch geführt?<br />

Seit diesem Jahr bietet das<br />

Referat dazu hilfreiche<br />

Leitfä<strong>den</strong> und Checklisten an:<br />

http://personal.verwaltung.<br />

uni-halle.de/service/<br />

personalentwicklung<br />

13


14 varia scientia halensis 4/2012<br />

bilderrätsel<br />

Was zeigt dieses<br />

Bild?<br />

Des Rätsels Lösung ist<br />

wieder im Unimagaz<strong>in</strong><br />

versteckt.<br />

Wer der Redaktion als<br />

Erste(r) per Telefon,<br />

E-Mail, Fax oder Post<br />

die richtige Lösung übermittelt,<br />

auf die oder <strong>den</strong><br />

wartet e<strong>in</strong> Gutsche<strong>in</strong> im<br />

Wert von 15 Euro, e<strong>in</strong>zulösen<br />

im Uni-Shop im<br />

Marktschlösschen.<br />

Viel Glück!<br />

Das Rätselfoto <strong>in</strong> der scientia<br />

halensis 3/12, Seite<br />

10, zeigte e<strong>in</strong>en Ausschnitt<br />

der Historischen Kulissenbibliothek<br />

auf Seite<br />

12. Die Schnellste, die das<br />

Rätsel löste, war Heike<br />

Nowak. Sie arbeitet als<br />

Sekretär<strong>in</strong> der Abteilung<br />

Sozial- und Organisationspsychologie<br />

am Institut<br />

für Psychologie. Den versprochenen<br />

Gutsche<strong>in</strong> für<br />

<strong>den</strong> nächsten E<strong>in</strong>kauf im<br />

Uni-Shop hat sie bereits<br />

erhalten.<br />

Zeichnung: Oliver Weiss<br />

„Bitte e<strong>in</strong>mal gemischten Sprachsalat …“<br />

diesmal mit sehr<br />

anschaulichen Zutaten<br />

Wer schreibt, will gelesen wer<strong>den</strong>. Wer liest, möchte<br />

sich angesprochen fühlen. Ansprechend wirken<br />

auf <strong>den</strong> ersten Blick viele Mittel; doch ob sie halten<br />

was sie versprechen und wirklich praxistauglich<br />

s<strong>in</strong>d? Das entscheidet letztlich der Leser, wenn er<br />

liest. Sprachliche Bilder sche<strong>in</strong>en von jeher sehr<br />

probat, weil sie Fantasie und Neugier anregen und<br />

selbst trockenen Fakten Lebendigkeit verleihen –<br />

vorausgesetzt die bildhaften Wendungen passen<br />

zur übermittelten Information und stimmen <strong>in</strong> sich.<br />

Andernfalls ist dem Autor der Spott des Volksmunds<br />

sicher: „Das schlägt dem Fass die Krone <strong>in</strong>s Gesicht!“<br />

Fehlgriffe <strong>in</strong> Presse, Rundfunk und Fernsehen zu<br />

f<strong>in</strong><strong>den</strong>, ist leicht; doch sollte man <strong>den</strong> Redakteuren<br />

zugute halten, dass sie unter enormem Zeitdruck<br />

stehen. Wen<strong>den</strong> wir die Scha<strong>den</strong>freude lieber <strong>in</strong>s<br />

Positive, betrachten das eigene „Schreibzeug“ mit<br />

mehr Sorgfalt und kritischer als bisher! So wird<br />

die Gefahr m<strong>in</strong>imiert, Misslichkeiten wie diese zu<br />

kreieren:<br />

→ Im Wahlaufruf für die 2. Runde der Oberbürgermeisterwahl<br />

<strong>in</strong> der größten Stadt Sachsen-Anhalts<br />

im Juli 2012 hieß es: „Das Recht, <strong>in</strong> Freiheit zu wählen,<br />

ist e<strong>in</strong>es der Grundrechte [...] Es ist e<strong>in</strong>e Säule<br />

der Demokratie und gleichsam ihr Schmiermittel.“<br />

(Amtsblatt der Stadt Halle, Nr. 12/2012, Seite 1)<br />

→ Will man im Pillnitzer Schlosspark flanieren, soll<br />

das künftig 2 Euro E<strong>in</strong>tritt kosten! MDR Figaro berichtete<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Morgensendung am 10. Juli 2012<br />

über die lokalen Bürgerproteste und kommentierte:<br />

„Die Dresdner s<strong>in</strong>d mit Sicherheit etwas verunsichert.“<br />

→ Curt Goetz und se<strong>in</strong>e Mama lieferten <strong>den</strong> Stoff<br />

für e<strong>in</strong>e Kolumne zur Theater-Historie. In der Komödie<br />

„Das Haus <strong>in</strong> Montevideo“ irritiert Madame de<br />

la Rocco „<strong>den</strong> prü<strong>den</strong> Professor, <strong>in</strong>dem sie galant<br />

Briefe aus ihrem Dekolleté fischt“. (MZ, 04.07.2012,<br />

Seite 29)<br />

→ In e<strong>in</strong>er sehr schön illustrierten und <strong>in</strong>formationsreichen<br />

Broschüre aus dem Kunstverlag PEDA über<br />

die Stiftsbibliothek <strong>in</strong> Waldsassen wird e<strong>in</strong>gangs<br />

dies mitgeteilt: „Als Folge der erzwungenen Anerkennung<br />

der pfälzischen Oberhoheit setzte Anfang<br />

des 16. Jh. der Niedergang des Klosters e<strong>in</strong>. Den Höhepunkt<br />

fand dies <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>setzung e<strong>in</strong>es weltlichen<br />

Adm<strong>in</strong>istrators im Jahre 1537. (Seite 2)<br />

→ „Halle greift mal wieder nach <strong>den</strong> Sternen – diesmal<br />

sozusagen nach grünen Sternen. Im Strategiedialog<br />

2025 [...] steht nun als konkreteste Vision<br />

zu diesem Thema, dass Halle sich als Austragungsort<br />

der Bundesgartenschau bewerben soll.“ (MZ,<br />

26.07.2012, Seite 7)<br />

Merke: Man hüte sich vor geschmierten Säulen,<br />

unsichren Sicherheiten, Meeresfrüchten im Ausschnitt,<br />

dem Zenit der Niederungen und strategischen<br />

Kampfblumen – es blühen ja genügend<br />

andre Stilblüten und warten drauf, gepflückt zu<br />

wer<strong>den</strong>. Margarete We<strong>in</strong>


Univations Gründerservice geht an <strong>den</strong> Start<br />

Das Thema „Gründung und Unternehmertum“<br />

steht im W<strong>in</strong>tersemester 2012/13 ganz oben auf<br />

der Agenda der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität. Geme<strong>in</strong>sam<br />

mit dem Univations Institut für Wissens-<br />

und Technologietransfer hat die MLU ihr Konzept<br />

der ganzheitlichen Förderung von Innovation und<br />

Unternehmertum <strong>in</strong> Form des neuen Univations<br />

Gründerservice umgesetzt.<br />

Der offizielle Startschuss für die Aktivitäten des<br />

Gründerservice erfolgt zur Univations Gründerwoche<br />

vom 12. bis 16. November 2012. Hier können<br />

sich Studienanfänger aller Fachbereiche bei <strong>den</strong><br />

Univations Starter-Tagen über das Thema Gründung<br />

und Selbstständigkeit <strong>in</strong>formieren. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

bietet die Gründerakademie <strong>in</strong> Kooperation mit<br />

dem Hochschulgründernetzwerk Sachsen-Anhalt<br />

Süd Studieren<strong>den</strong>, wissenschaftlichen Mitarbeitern,<br />

Absolventen und Gründern die Möglichkeit, sich<br />

<strong>in</strong> zahlreichen Workshops und Sem<strong>in</strong>aren mit <strong>den</strong><br />

Grundlagen von Selbstständigkeit und Unterneh-<br />

mensgründung vertraut zu machen. Zukünftig will<br />

der Univations Gründerservice verstärkt Studierende<br />

und Wissenschaftler für unternehmerisches Denken<br />

und Handeln sensibilisieren, praxisorientierte<br />

Angebote der Gründungslehre entwickeln sowie<br />

helfen, Innovationspotenziale <strong>in</strong> <strong>den</strong> Fachbereichen<br />

zu erschließen und zu verwerten.<br />

Gründer wer<strong>den</strong> <strong>in</strong>tensiv bei der Realisierung ihres<br />

Vorhabens betreut und bei der Beschaffung von<br />

Gründungs- und Wachstumskapital unterstützt.<br />

Dabei können die Gründungs<strong>in</strong>teressierten auf e<strong>in</strong><br />

überregionales Expertennetzwerk aus Mentoren,<br />

Multiplikatoren, Investoren und Wertschöpfungspartnern<br />

zurückgreifen. Anlässlich der Univations<br />

Gründerwoche im November wird mit dem ersten<br />

Gründermagaz<strong>in</strong> der MLU die Magaz<strong>in</strong>familie bestehend<br />

aus „scientia halensis“, „alumni halenses“ und<br />

Jahresmagaz<strong>in</strong> um e<strong>in</strong>e weitere Publikation ergänzt.<br />

Bert-Morten Arnicke<br />

scientia halensis 4/2012 varia<br />

Das neue Logo des<br />

Univations Gründerservice.<br />

Angebote und Ansprechpartner<br />

unter www.gruendung.<br />

uni-halle.de.<br />

Anzeige<br />

15


16 varia scientia halensis 4/2012<br />

WERDEN SIE FREUND UND FÖRDERER!<br />

Seit fast 20 Jahren unterstützt die Vere<strong>in</strong>igung der Freunde und<br />

Förderer der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität Halle-Wittenberg e.V. (VFF)<br />

wichtige Projekte <strong>in</strong> Forschung und Lehre der halleschen<br />

Universität und fördert <strong>den</strong> Gedankenaustausch zwischen<br />

Wissenschaft und Öffentlichkeit. Zum Sommersemester 2012<br />

erhielten fünf Studierende für jeweils e<strong>in</strong> Jahr aus Mitteln der<br />

Vere<strong>in</strong>igung e<strong>in</strong> Deutschlandstipendium. Um <strong>in</strong> kommen<strong>den</strong><br />

Jahren ebenfalls als Stipendiengeber dabei se<strong>in</strong> zu können,<br />

benötigen wir Sie.<br />

Auch Sie können die Arbeit der VFF unterstützen. Wer<strong>den</strong> Sie<br />

Mitglied und damit nicht nur e<strong>in</strong> Freund, sondern auch e<strong>in</strong><br />

Förderer der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität. Helfen Sie mit e<strong>in</strong>er Spende,<br />

unsere Vorhaben auf e<strong>in</strong>e solide fi nanzielle Basis zu stellen. Oder<br />

setzen Sie Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten <strong>in</strong> Form ehrenamtlicher<br />

Tätigkeit e<strong>in</strong>.<br />

Mehr über die VFF, wie Sie Mitglied wer<strong>den</strong> oder uns<br />

anderweitig unterstützen können, erfahren Sie unter:<br />

www.vff.uni-halle.de<br />

Vere<strong>in</strong>igung der Freunde und<br />

Förderer der Mart<strong>in</strong>-Luther-<br />

Universität Halle-Wittenberg e.V.<br />

Geschäftsführer<strong>in</strong>:<br />

Ramona Mitsch<strong>in</strong>g<br />

Tel.: 0345 5522912<br />

Fax: 0345 5527076<br />

E-Mail:<br />

ramona.mitsch<strong>in</strong>g@vff.uni-halle.de


E<strong>in</strong> neuer und e<strong>in</strong> alter Grundste<strong>in</strong><br />

Drei Wochen, bevor der Grundste<strong>in</strong> für das Geistes-<br />

und Sozialwissenschaftliche Zentrum verschweißt<br />

und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Betonblock versenkt wurde, förderten<br />

Bauarbeiter auf dem zukünftigen Ste<strong>in</strong>tor Campus<br />

e<strong>in</strong>e Zeitkapsel aus dem Jahr 1878 zu Tage. Dar<strong>in</strong><br />

befan<strong>den</strong> sich e<strong>in</strong> Hallesches Tageblatt, e<strong>in</strong>e Fünf-<br />

Pfennigmünze, Dokumente und e<strong>in</strong>e stu<strong>den</strong>tische<br />

Zeichnung des Bo<strong>den</strong>profils untern dem damals<br />

neu errichteten Gebäude der Landwirtschaftlichen<br />

Fakultät. Das Gebäude wurde bereits vor Jahr-<br />

MLU als „familiengerechte<br />

hochschule“ zertifiziert<br />

Die MLU darf das Zertifikat „familiengerechte hochschule“<br />

weiterh<strong>in</strong> tragen. Ihre Re-Auditierung ist<br />

damit erfolgreich abgeschlossen. Das hat die Begutachtung<br />

durch die berufundfamilie gGmbH im<br />

August ergeben. Vor drei Jahren wurde das Zertifikat<br />

erstmals an die MLU verliehen. Über 140 Maßnahmen<br />

für mehr Familienfreundlichkeit wur<strong>den</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> Zielvere<strong>in</strong>barungen im Mai 2009 festgeschrieben<br />

und bereits umgesetzt. Im Mai 2013 wird das<br />

Zertifikat <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> öffentlich an die MLU verliehen.<br />

Mit neuen Zielvere<strong>in</strong>barungen setzt die audit-Projektgruppe<br />

<strong>in</strong>des ihre Arbeit fort. Auf der Agenda<br />

stehen unter anderem: die Ausweitung der K<strong>in</strong>derbetreuung,<br />

die Sensibilisierung von Führungskräften<br />

und Professoren sowie e<strong>in</strong>e verstärkte Unterstützung<br />

von Beschäftigten bei der Pflege ihrer Angehörigen.<br />

„Das Zertifikat ist Ansporn und Ermutigung<br />

zugleich, aktiv für mehr Familienfreundlichkeit zu<br />

arbeiten“, sagt Prorektor<strong>in</strong> Ges<strong>in</strong>e Foljanty-Jost. cb<br />

zehnten abgerissen, die Kartusche lag jedoch auf<br />

dem Gehweg an der Emil-Abderhal<strong>den</strong>-Straße vergraben.<br />

(Mehr über <strong>den</strong> Fund im Alumnimagaz<strong>in</strong><br />

2/12). Am 18. Juli wur<strong>den</strong> dann Zeitungen, Baupläne<br />

und hallesches Salz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kapsel gegeben, die<br />

Wissenschafts- und Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Birgitta<br />

Wolff, Rektor Udo Sträter, Oberbürgermeister<strong>in</strong><br />

Dagmar Szabados und F<strong>in</strong>anzsstaatssekretär Jörg<br />

Felgner mit Hammerschlägen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> verabschiedeten.<br />

cb<br />

Neu: Serviceangebote der Stabsstelle<br />

besser im Blick<br />

Alle Serviceleistungen der Stabsstelle des Rektors<br />

s<strong>in</strong>d jetzt auf e<strong>in</strong>er neuen Serviceseite zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>er A-Z-Suche und prägnanter Kategorien<br />

können die Angebote der Alumni- und Messebeauftragten,<br />

des Hochschulmarket<strong>in</strong>gs, der Pressestelle<br />

und des Veranstaltungsmanagements mit e<strong>in</strong>em<br />

Klick aufgerufen wer<strong>den</strong>. Im Überblick unter: www.<br />

rektor.uni-halle.de/stabsstelle/service. cb<br />

scientia halensis 4/2012 varia<br />

Die Grundste<strong>in</strong>legung am<br />

Ste<strong>in</strong>tor Campus (Foto:<br />

Maike Glöckner) und der<br />

Ausschnitt e<strong>in</strong>er Zeichnung<br />

aus der entdeckten Zeitkapsel<br />

von 1878 (Scan: Uniarchiv)<br />

Bild: mipan / Fotolia<br />

17


18 varia scientia halensis 4/2012<br />

Kapriolen der Baugeschichte<br />

Im Heft 3/2012 begann Günter Kowa se<strong>in</strong>en Rundgang über <strong>den</strong> We<strong>in</strong>berg Campus. Im zweiten Teil se<strong>in</strong>er<br />

Architekturkritik schreibt er über das Biologicum, Biotechnikum und Biozentrum, über das Max-Planck-Institut<br />

und die We<strong>in</strong>berg Mensa. Zwischen stürzen<strong>den</strong> L<strong>in</strong>ien und Stahlblech f<strong>in</strong>det er Spuren von Bauhaus,<br />

DDR-Moderne und der „architecture brut“.<br />

Max-Planck-Institut für<br />

Mikrostrukturphysik<br />

(Foto: M. Deutsch)<br />

Im ersten Teil se<strong>in</strong>er Architekturkritik<br />

schreibt Günter<br />

Kowa über die Ursprünge des<br />

We<strong>in</strong>berg Campus und plädiert<br />

„wider das Symmetrie-<br />

Diktat“:<br />

WEBCODE MAG� 14465<br />

QR� CODE<br />

Das Biotechnikum und das Max-Planck-Institut für<br />

Mikrostrukturphysik s<strong>in</strong>d bei weitem die ehrgeizigsten<br />

der technoid auftrumpfen<strong>den</strong> Bauten der<br />

neunziger Jahre auf dem We<strong>in</strong>berg-Campus. Doch<br />

sie führen auch tief <strong>in</strong> die Anfänge von dessen Architekturgeschichte<br />

zurück.<br />

So knüpft Richard Pentlehner mit se<strong>in</strong>em Neubau<br />

von 1995 bis 1999 für das Max-Planck-Institut<br />

nicht nur an die dekonstruktivistische Ader se<strong>in</strong>es<br />

Stuttgarter Lehrers Günter Behnisch an, sondern<br />

er schlägt auch buchstäblich die Brücke zu e<strong>in</strong>em<br />

Gebäude, das mit dem Namen Franz Ehrlich (1907-<br />

1984) verbun<strong>den</strong> ist. Der <strong>in</strong> der DDR zu Ehren<br />

gekommene Bauhaus-Schüler gilt als Ideengeber<br />

für das Gebäude des vormaligen Instituts für Elektronenmikroskopie<br />

von 1961, an das Pentlehners<br />

Neubau nun andockt.<br />

E<strong>in</strong>ziger s<strong>in</strong>nlicher Reiz <strong>in</strong> Ehrlichs schlichtem Bau ist<br />

die leichtfüßig geschwungene Freitreppe im Foyer.<br />

Dieses <strong>in</strong> Ost wie West zeittypische Architekturelement<br />

zählt aber auch Treppenhäuser wie das von<br />

Sagebiel im Kas<strong>in</strong>obau zu se<strong>in</strong>en Ahnen (1937, siehe<br />

Teil I <strong>in</strong> Heft 3/2012), übertragen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e moderate<br />

Moderne. Pentlehner macht im Foyer se<strong>in</strong>es Max-<br />

Planck-Flügels daraus e<strong>in</strong>e im Raum schwebende<br />

Glas- und Stahlkonstruktion. Innen von konventioneller<br />

Bürostruktur, spielt der geschwungene Riegelbau<br />

außen <strong>in</strong> Behnisch-Manier mit stürzen<strong>den</strong><br />

L<strong>in</strong>ien und e<strong>in</strong>er auf „arm“ getrimmten Optik von<br />

Stahlblech und Sperrholz.<br />

Ehrlich brach mit der stal<strong>in</strong>istischen Phase der<br />

DDR-Nachkriegsarchitektur. Deren Kapriolen s<strong>in</strong>d<br />

am Chemischen Institut zu Ste<strong>in</strong> gewor<strong>den</strong>. An<br />

diesem Bau setzt der hallesche Architekt Wolfgang<br />

Fraustadt 1952 bis 1955 die Berl<strong>in</strong>er Vorgaben der<br />

„Nationalen Tradition“ um, verkörpert etwa von der<br />

Stal<strong>in</strong>-Allee oder dem Wiederaufbau Magdeburgs.<br />

Doch 1965 fügt Fraustadt das Pharmazeutische<br />

Institut als Querriegel an – nun <strong>in</strong> re<strong>in</strong>ster DDR-<br />

Moderne. Der Bruch geht auch durch die Kunst<br />

am Bau: historisierendes Mosaik im Foyer der Chemie,<br />

geometrische Abstraktion am Schaugiebel der<br />

Pharmazie, die im Foyer zeittypische Details wie die<br />

kelchförmigen, <strong>in</strong> Mess<strong>in</strong>g gefassten Deckenlampen<br />

wahrt.<br />

Von der Mensa gegenüber, e<strong>in</strong>em Flachbau des<br />

Dresdner Architekten Ulf Zimmermann von 1972<br />

bis 1974, haben hallesche Projektierungsbüros nach<br />

dem Umbau 1998 bis 2005 dagegen kaum mehr<br />

als die Form übrig gelassen. Wo Zimmermann <strong>den</strong><br />

aufgesockelten Quader <strong>in</strong> Waschbeton ausführte<br />

und mit e<strong>in</strong>em Fensterband sowie Stahlprofilen<br />

gliederte, lassen sie seltsamerweise Spiegel über die<br />

glatt weiß verputzte Fläche tanzen. Zimmermanns<br />

Mensa war baugleich mit fünf anderen, die er zwischen<br />

1968 und 1977 mit jeweils abgewandelter<br />

Ausstattung baute. Orig<strong>in</strong>al erhalten ist nur die <strong>in</strong><br />

Dres<strong>den</strong>. Letztlich an Mies van der Rohe und Le<br />

Corbusier geschult, bezeugten sie <strong>den</strong> Drang der<br />

DDR, zur Moderne aufzuschließen.<br />

In ihrer Endzeit baute die DDR unter anderem im<br />

Rückgriff auf die „Architecture brut“ der siebziger<br />

Jahre, so am Institutskomplex am Hohen Weg 8 und<br />

am Biotechnikum am We<strong>in</strong>bergweg. Horst Letzel<br />

und das „Wohnungsbaukomb<strong>in</strong>at Halle“ wer<strong>den</strong><br />

als Urheber dieser riegelförmigen, horizontal gegliederten<br />

Hochbauten genannt. Baugebun<strong>den</strong>e<br />

Kunst heftet ihnen e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Thematik<br />

an. Als Schlaglichter auf die Vorwendezeit s<strong>in</strong>d<br />

im Haus Hoher Weg 8 Uwe Pfeifers allegorisches<br />

Wandbild und im Foyer die Glaswand von „Burg“-<br />

Glasgestalter Rüdiger Re<strong>in</strong>er von Interesse. Am<br />

We<strong>in</strong>bergweg setzt Jürgen Kunz’ Umbau des straßenseitigen<br />

Laborflügels von 1998 „organismische


Assoziationen“ frei (Brülls, siehe Teil I): Walfischartig<br />

ist das aufgestockte Technikgeschoss überwölbt, die<br />

Fassa<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d mit lamellenartigen Sonnenblen<strong>den</strong><br />

„geschuppt“.<br />

E<strong>in</strong> Hauch von Pompeji<br />

Zur Synthese von spezialisierter Funktion und architektonisch-städtebaulich<br />

überzeugender Gestalt<br />

kommt es eigentlich nur am Biologicum. Im Kontrast<br />

mit dem gegenüberliegen<strong>den</strong> „Biozentrum“, e<strong>in</strong>em<br />

1998 eröffneten Ableger des Technologie- und<br />

Gründerzentrums, wird das umso deutlicher. Schon<br />

dessen Zentrale an der Straßenecke gegenüber fand<br />

<strong>in</strong> architektonischer Haltung nicht über e<strong>in</strong> übergroßes<br />

Vorstadt-Siedlerhaus h<strong>in</strong>aus. Das Biozentrum<br />

trumpft mit Halb- und Vollsäulen postmodern auf,<br />

der Eckturm wird aufgebläht und der funktional<br />

s<strong>in</strong>nfreie Innenhof mit Glas überwölbt, während e<strong>in</strong><br />

keramisches „Genband“ ihn ebenso bedeutungsschwanger<br />

wie kunsthandwerklich <strong>in</strong>szeniert.<br />

Beim Backste<strong>in</strong>-Doppelbau des Biologicums von<br />

1999, e<strong>in</strong>em Entwurf des Kölner Architekten Jürgen<br />

Kisters für die Institute der Genetik sowie der Pflanzen-<br />

und Zellphysiologie, wirken die strenge Würfelform,<br />

die klare Gliederung und der überlegte E<strong>in</strong>satz<br />

von Backste<strong>in</strong> und Beton souverän und beherrscht.<br />

Ausstülpungen an <strong>den</strong> Fenstern und prismatisch<br />

geformte W<strong>in</strong>dfänge an <strong>den</strong> Seitenfronten beleben<br />

<strong>den</strong> modernistischen Purismus mit expressionistischen<br />

Anklängen. Der glasüberdachte Innenhof<br />

trägt die Materialität des Äußeren nach <strong>in</strong>nen und<br />

erschließt sich als kommunikativer Raum beider Institute.<br />

Die künstlerische Thematik entwickelt sich<br />

organisch aus der holzverkleideten Innengestaltung<br />

und dem Wasserbecken <strong>in</strong> der Mitte. E<strong>in</strong> Hauch von<br />

Pompeji erfüllt <strong>den</strong> akademischen Alltag, Sitzstufen<br />

la<strong>den</strong> zum Verweilen e<strong>in</strong>. Der idyllische Geist von<br />

Hoffmanns We<strong>in</strong>berg-Schlösschen f<strong>in</strong>det hier e<strong>in</strong>e<br />

demokratische Entsprechung. Günter Kowa<br />

Der Innenhof des Biozentrums,<br />

mit keramischem „Genband“<br />

kunsthandwerklich <strong>in</strong>szeniert.<br />

(Foto: Michael Deutsch)<br />

scientia halensis 4/2012 varia<br />

19


20 studieren, lehren, leben scientia halensis 4/2012<br />

studieren, lehren, leben<br />

„Die Welt wird kle<strong>in</strong>er<br />

mit IAESTE“<br />

Praktika im Ausland vermitteln nicht nur wichtige E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Berufsleben. Sie erweitern <strong>den</strong> Blick auf die<br />

Welt. Um Studieren<strong>den</strong> e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternationalen Austausch zu erleichtern, vermittelt die Organisation IAESTE<br />

Fachpraktika auf der ganzen Welt. Studierende aller naturwissenschaftlichen und technischen Fächer können<br />

sich bewerben. Neben „Outgoern“ wie Dorit Bennmann, die <strong>in</strong> Ghana gearbeitet hat, wer<strong>den</strong> auch „Incomern“<br />

wie Michael A<strong>in</strong>oo, der aus Ghana nach Halle gekommen ist, Praktika <strong>in</strong> Deutschland vermittelt.<br />

H<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er grauen Stahltür <strong>in</strong> der Ludwig-Wucherer-Straße<br />

versteckt sich der E<strong>in</strong>gang zum Büro<br />

des IAESTE-Lokalkomitees Halle. H<strong>in</strong>ter der Abkürzung<br />

steckt die „International Association for the<br />

Exchange of Stu<strong>den</strong>ts for Technical Experience“.<br />

Um e<strong>in</strong>en großen Tisch versammeln sich Betreuer<br />

der Organisation sowie junge Leute aus Ghana,<br />

Tschechien und F<strong>in</strong>nland. Der Raum füllt sich mit<br />

lauten Gesprächen <strong>in</strong> englischer Sprache. E<strong>in</strong>mal<br />

wöchentlich treffen sie sich hier, um sich vertraut<br />

zu machen oder um Organisatorisches und Probleme<br />

zu besprechen. Wer e<strong>in</strong> Fahrrad oder Haus-


haltsgeräte braucht, kann sich diese hier ausleihen.<br />

Michael A<strong>in</strong>oo sitzt auf e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>gesunkenen Couch<br />

und unterhält sich angeregt mit e<strong>in</strong>em Freund. Der<br />

Geographiestu<strong>den</strong>t aus Ghana wohnt seit Mitte Juni<br />

<strong>in</strong> Halle. „Ich b<strong>in</strong> froh, dass die Bewerbung für me<strong>in</strong><br />

Wunschpraktikum am We<strong>in</strong>berg Campus erfolgreich<br />

war“, sagt er. Bei IAESTE bewerben sich die Studieren<strong>den</strong><br />

nämlich nicht auf e<strong>in</strong> ganz bestimmtes Praktikum.<br />

Stattdessen geben sie e<strong>in</strong>e Vorbewerbung<br />

ab, die <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bewerberpool aufgenommen wird.<br />

Da die Praktika <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> <strong>den</strong> Sommermonaten<br />

absolviert wer<strong>den</strong>, muss die Vorbewerbung bis<br />

zum 30. November abgeschickt wer<strong>den</strong>. Im Januar<br />

bekommen die Studieren<strong>den</strong> e<strong>in</strong>e Liste mit Praktikumsangeboten,<br />

aus <strong>den</strong>en sie fünf Plätze wählen<br />

können. Diese s<strong>in</strong>d abhängig von Länderwünschen,<br />

angegebenem Zeitraum oder Qualifikationen des<br />

Interessenten. Welches der Praktika dann vermittelt<br />

wird, kann der Bewerber nicht bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Michael A<strong>in</strong>oo arbeitet während se<strong>in</strong>es Praktikums<br />

bei Prof. Dr. Cornelia Gläßer im Fachgebiet Geofernerkundung<br />

und thematische Kartographie. Mit der<br />

speziellen Software ArcGis wertet er verschie<strong>den</strong>e<br />

Daten aus, um Gold <strong>in</strong> Ghana zu lokalisieren. Die<br />

Daten wer<strong>den</strong> auf e<strong>in</strong>er Karte zusammengefügt, um<br />

zu zeigen, wo <strong>in</strong> Ghana nach Gold gegraben wird und<br />

wie sich die M<strong>in</strong>en fortbewegen. „Mit der Software<br />

zu arbeiten, ist wirklich e<strong>in</strong>e gute Erfahrung. Nach<br />

me<strong>in</strong>em Studium möchte ich gern für e<strong>in</strong>e Bergbaufirma<br />

arbeiten. Das Praktikum hilft mir jetzt sehr,<br />

me<strong>in</strong>e Fähigkeiten zu verbessern“, sagt er.<br />

Während Michael A<strong>in</strong>oo sich <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>lebt,<br />

erkundet Dorit Bennmann aus Halle das<br />

Heimatland von Michael A<strong>in</strong>oo. „Ghana war me<strong>in</strong><br />

Wunschland, ich wollte unbed<strong>in</strong>gt Afrika kennenlernen“,<br />

schwärmt die Diplombiochemiker<strong>in</strong> aus<br />

Halle. Neun Wochen arbeitet sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Labor im<br />

„Medical Diagnostic Center“ <strong>in</strong> Effiduase. Nach nur<br />

drei Tagen E<strong>in</strong>arbeitungszeit wurde sie als vollwertige<br />

Arbeitskraft e<strong>in</strong>gesetzt. „Zu me<strong>in</strong>en täglichen<br />

Aufgaben gehören Patientenaufnahme, Probenentnahme<br />

verschie<strong>den</strong>ster Körperflüssigkeiten und<br />

Probenuntersuchungen auf Erkrankungen, die<br />

typisch für tropische Länder s<strong>in</strong>d.“<br />

Um <strong>den</strong> Patienten anschließend die Ergebnisse mitzuteilen<br />

und Behandlungen vorzuschlagen, hat sich<br />

Dorit auch mit der lokalen Muttersprache ause<strong>in</strong>andergesetzt.<br />

Amtssprache <strong>in</strong> Ghana ist eigentlich<br />

Englisch, „aber das braucht man <strong>den</strong> alten Dorfbewohnern<br />

nicht erzählen. Da muss man sich schon<br />

scientia halensis 4/2012 studieren, lehren, leben<br />

anpassen. Gerade wenn man Patienten nach ihren<br />

Problemen fragen möchte.“<br />

Wenn Dorit Bennmann nicht <strong>in</strong> Effiduase oder <strong>den</strong><br />

umliegen<strong>den</strong> Dörfern arbeitet, ist sie im ganzen<br />

Land unterwegs. „E<strong>in</strong> Tipp, <strong>den</strong> ich jedem geben<br />

kann: reisen, reisen, reisen! Die Natur ist unglaublich.“<br />

Obwohl Wasser oder Strom mehrmals<br />

wöchentlich ausfallen, bleibt Dorit gelassen. „Das<br />

gehört zum täglichen Leben. Wenn man plötzlich<br />

im Dunkeln sitzt, wird e<strong>in</strong>fach weitergeredet.“ Untergebracht<br />

ist die Hallenser<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnheim<br />

<strong>in</strong> Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas. Neben<br />

anderen IAESTE-Praktikanten wohnen dort vorrangig<br />

e<strong>in</strong>heimische Stu<strong>den</strong>ten. „Das war genau das<br />

Richtige, um nicht nur e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> <strong>den</strong> ghanaischen<br />

Alltag zu bekommen, sondern auch um<br />

sich zu <strong>in</strong>tegrieren.“<br />

„E<strong>in</strong> unvergessliches Erlebnis“<br />

Um e<strong>in</strong>e Unterkunft musste sie sich nicht selbst<br />

kümmern. Denn das übernimmt das jeweilige Lokalkomitee.<br />

Als Michael A<strong>in</strong>oo <strong>in</strong> Halle ankam,<br />

wurde er wie üblich bei IAESTE von zwei Betreuern<br />

abgeholt und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Unterkunft gebracht.<br />

E<strong>in</strong> Zimmer <strong>in</strong> der Sportlervere<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> der Nähe<br />

der Universitäts- und Landesbibliothek wurde se<strong>in</strong><br />

neues Zuhause. „Gleich am ersten Tag wurde ich<br />

von <strong>den</strong> Deutschen e<strong>in</strong>gela<strong>den</strong>, im Hof die Fußball-<br />

Europameisterschaft zu verfolgen. Ich wurde gut<br />

aufgenommen und habe mich sehr wohl gefühlt.“<br />

Trotz der vielen Kontakte zu Deutschen nimmt der<br />

Ghanaer auch an organisierten Fahrten von IAES-<br />

TE teil. So kam er nach Jena, Erfurt, Weimar oder<br />

München. „Als ich am Hauptbahnhof <strong>in</strong> München<br />

ankam, wurde ich gleich von Polizisten nach me<strong>in</strong>en<br />

Papieren gefragt.“ Er nahm es gelassen. „Ich f<strong>in</strong>de<br />

es gut, dass kontrolliert wird, ob sich jemand illegal<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land aufhält.“<br />

Nicht nur um <strong>den</strong> Studieren<strong>den</strong> das fremde Land näher<br />

zu br<strong>in</strong>gen, sondern auch gegen mögliche Langeweile<br />

bieten die Lokalkomitees Verschie<strong>den</strong>es an.<br />

„Ich war bereits <strong>in</strong> Ed<strong>in</strong>burgh und Stirl<strong>in</strong>g. Und <strong>in</strong> der<br />

Woche s<strong>in</strong>d besondere Abende geplant, wie Kneipentouren<br />

oder Besuche im Comedyclub“, erzählt<br />

Nicole Schwarzer, die <strong>in</strong> Halle „International Area<br />

Studies“ am Institut für Geowissenschaften studiert.<br />

Während ihres sechswöchigen Praktikums an der<br />

schottischen University of Glasgow untersucht sie<br />

Bild l<strong>in</strong>ks: „Ghana war<br />

me<strong>in</strong> Wunschland, ich wollte<br />

unbed<strong>in</strong>gt Afrika kennenlernen“,<br />

sagt Dorit Bennmann.<br />

Neun Wochen hat sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Labor <strong>in</strong> Effiduase gearbeitet.<br />

Mit e<strong>in</strong>er Trommel als<br />

Souvenir ist sie <strong>in</strong>zwischen<br />

nach Halle zurückgekehrt.<br />

(Foto: Michael Deutsch)<br />

IAESTE Halle trifft<br />

sich immer dienstags ab<br />

20 Uhr <strong>in</strong> der Ludwig-<br />

Wucherer-Straße 81.<br />

Mehr unter:<br />

www.iaeste-halle.de<br />

21


22 studieren, lehren, leben scientia halensis 4/2012<br />

Manchmal klappt es auch<br />

ohne IAESTE: Tim Rödel<br />

hat es für se<strong>in</strong> Praktikum<br />

nach Grönland verschlagen.<br />

Über Eisbären, Helikopterflüge<br />

und se<strong>in</strong>e Arbeit <strong>in</strong> der<br />

Arktis berichtet der Geo-Stu<strong>den</strong>t<br />

im Onl<strong>in</strong>emagaz<strong>in</strong>:<br />

WEBCODE MAG� 14602<br />

QR� CODE<br />

Burgstraße 6 | 06114 Halle (Saale)<br />

Tel 0345 68454394<br />

Montag — Freitag 10.00 — 18.30 Uhr<br />

Samstag 10.00 — 13.00 Uhr<br />

Alter Markt 1 —2 | 06108 Halle (Saale)<br />

Telefon 0345 1212491<br />

Montag — Freitag 10.00 — 19.00 Uhr<br />

Samstag 10.00 — 13.00 Uhr<br />

<strong>in</strong>fo@surfi n-bikeout.de<br />

www.surfi n-bikeout.de<br />

zurzeit <strong>den</strong> Zerfall von historischen Sandste<strong>in</strong>fassa<strong>den</strong><br />

<strong>in</strong> Glasgow und Umgebung. „Me<strong>in</strong> Arbeitgeber<br />

ist darauf bedacht, das Praktikum so anschaulich<br />

wie möglich zu machen“, sagt Nicole Schwarzer. „Es<br />

ist e<strong>in</strong> unvergessliches Erlebnis.“<br />

Vorteil e<strong>in</strong>es IAESTE-Praktikums ist nicht nur die <strong>in</strong>tensive<br />

Betreuung bei der Vorbereitung und Durchführung<br />

des Praktikums, sondern auch, dass die<br />

Praktika <strong>in</strong> der Regel bezahlt wer<strong>den</strong>. Der Verdienst<br />

richtet sich dabei nach <strong>den</strong> landestypischen Lebenshaltungskosten.<br />

E<strong>in</strong>e Fahrtkostenpauschale für<br />

Reisen <strong>in</strong> außereuropäische Länder kann beantragt<br />

wer<strong>den</strong>. „Die Praktikumsplätze wer<strong>den</strong> regelmäßig<br />

von IAESTE e<strong>in</strong>geworben“, sagt Anne F<strong>in</strong>ck, ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong> des Lokalkomitees Halle. Die<br />

meisten Stellen wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> Universitäten angeboten,<br />

aber e<strong>in</strong>ige Praktika wer<strong>den</strong> auch von Firmen<br />

Korrektur<br />

vergeben. Im Idealfall f<strong>in</strong>anziert die jeweilige Firma<br />

das Praktikum. Wird es von der Universität angeboten,<br />

wer<strong>den</strong> die Kosten vom DAAD, dem Deutschen<br />

Akademischen Austauschdienst, getragen.<br />

Da Nicole Schwarzer selbst seit Mai 2011 bei IA-<br />

ESTE arbeitet, hat sie bereits <strong>in</strong> Deutschland viel<br />

über andere Kulturen gelernt. „Der Austausch mit<br />

<strong>den</strong> <strong>in</strong>ternationalen Studieren<strong>den</strong> ist e<strong>in</strong>e große<br />

Bereicherung für mich. Man knüpft Kontakte auf<br />

der ganzen Welt. Die Welt wird kle<strong>in</strong>er mit IAESTE.“<br />

Um <strong>den</strong> ausländischen Studieren<strong>den</strong> weiterh<strong>in</strong> die<br />

<strong>in</strong>tensive Betreuung zu gewährleisten, sucht das<br />

Lokalkommitee Halle weitere engagierte Mitarbeiter.<br />

„Ich b<strong>in</strong> seit drei Jahren dabei. Schön ist, dass<br />

man viele englische Dialekte kennenlernt“, so Anne<br />

F<strong>in</strong>ck. „Wer Lust auf <strong>in</strong>teressante Menschen hat, ist<br />

bei uns gern gesehen.“ Maria Preußmann<br />

In dem Text „Per Tandem über Sprachbarrieren“ (scientia halensis 3/2012) s<strong>in</strong>d der Redaktion leider<br />

Fehler unterlaufen. Richtig ist: Der erste Sprachtandem-Abend wurde vom Internationalen Büro<br />

<strong>in</strong> der Evangelischen Studieren<strong>den</strong>geme<strong>in</strong>de durchgeführt und von 50 Interessierten besucht. Die<br />

Webseite www.contactus.uni-halle.de wird ab dem W<strong>in</strong>tersemester als Anmeldeportal für Tandempartner<br />

und als „Schwarzes Brett“ für Angebote und Gesuche (z.B. zum Thema Wohnung) dienen. cb<br />

Wir reparieren (fast) alles!


scientia halensis 4/2012 studieren, lehren, leben<br />

Promovieren<strong>den</strong><strong>in</strong>itiative: „Wir wollen Promovieren<strong>den</strong> e<strong>in</strong>e Stimme geben“<br />

Die Promovieren<strong>den</strong>-Initiative Halle erregt zunehmend<br />

Aufmerksamkeit an der Universität. Ihr Sprecher<br />

Frank Urs<strong>in</strong>, der im Fachgebiet Alte Geschichte<br />

promoviert, sagt: „An der MLU gibt es derzeit<br />

ke<strong>in</strong>e Promovieren<strong>den</strong>vertretung, die sich unserer<br />

Belange annimmt und unsere Positionen <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

unterschiedlichen Gremien der Universität vertritt.<br />

Doktoran<strong>den</strong> der MLU haben sich deshalb im November<br />

2011 zur Promovieren<strong>den</strong>-Initiative Halle<br />

zusammengeschlossen.“ Ihre Mitglieder aus <strong>den</strong><br />

Geistes-, Sozial-, Ingenieur- und Naturwissenschaften<br />

promovieren <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb von<br />

strukturierten Graduiertenstudiengängen.<br />

„Wir wollen die Situation der Promovieren<strong>den</strong> verbessern<br />

und ihnen e<strong>in</strong>e Stimme geben. Unser Ziel<br />

ist die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Promovieren<strong>den</strong>rats. Er<br />

soll der Information, der Me<strong>in</strong>ungs- und Willensbildung<br />

und als Interessenvertretung der Promovieren<strong>den</strong><br />

<strong>in</strong> der Universität und gegenüber dem Land<br />

dienen“, erklärt Urs<strong>in</strong>. Dazu hat die Initiative e<strong>in</strong><br />

Positionspapier erarbeitet, das auf der Internetseite<br />

der Internationalen Graduiertenakademie (InGra)<br />

nachzulesen ist. Im Rahmen der Hochschulwahlen<br />

strebt die Initiative e<strong>in</strong>e demokratische Legitimation<br />

und somit universitäres Mitspracherecht an.<br />

Dafür müssten die Promovieren<strong>den</strong> langfristig im<br />

Landeshochschulgesetz und <strong>in</strong> der Grundordnung<br />

der MLU als Statusgruppe anerkannt wer<strong>den</strong>. Am<br />

zweiten Promovieren<strong>den</strong>tag im Juli, der sich <strong>in</strong>sbe-<br />

sondere der Promotionskultur an der Uni widmete,<br />

brachte die Initiative e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen auf <strong>den</strong><br />

Weg: Betreuungsvere<strong>in</strong>barungen sollten obligatorisch<br />

wer<strong>den</strong>, aber ihr Inhalt frei gestaltbar se<strong>in</strong>.<br />

Es geht weniger um <strong>den</strong> bürokratischen Akt der<br />

Unterzeichnung e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung, sondern mehr<br />

um das Bewusstse<strong>in</strong> für das geme<strong>in</strong>same Vorhaben<br />

– die Partnerschaft, die Betreuer und Promovend<br />

mite<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>gehen. „Bis Mitte des nächsten<br />

Jahres könnten die entsprechen<strong>den</strong> Vorlagen <strong>den</strong><br />

Weg durch die Gremien und <strong>in</strong> die Promotionsordnungen<br />

genommen haben“, so die Prorektor<strong>in</strong><br />

Ges<strong>in</strong>e Foljanty-Jost. Ute Olbertz<br />

Frank Urs<strong>in</strong>, Sprecher der<br />

Promovieren<strong>den</strong>-Initiative<br />

Halle (Foto: Ute Olbertz)<br />

Das Positionspapier der<br />

Initiative: www.<strong>in</strong>gra.<br />

uni-halle.de/phd_stu<strong>den</strong>t_<br />

<strong>in</strong>itiative_halle<br />

Mehr zur Initiative:<br />

WEBCODE MAG� 14541<br />

QR� CODE<br />

23


24 studieren, lehren, leben scientia halensis 4/2012<br />

Das Date mit Duke<br />

Sie kam 1999 an die Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität und arbeitet <strong>in</strong> der Nachbarschaft von mehr als 12.000<br />

Pflanzen aus der ganzen Welt. Isabell Hensen fühlt sich wohl <strong>in</strong> ihrem Büro am Kirchtor, <strong>in</strong> <strong>den</strong> Gewächshäusern<br />

des Botanischen Gartens, auf Reisen <strong>in</strong> tropische Bergwälder. Aber die Professor<strong>in</strong> für Pflanzenökologie<br />

hat noch e<strong>in</strong>e Lei<strong>den</strong>schaft, die nichts mit Pflanzenblättern zu tun hat. Sondern mit Notenblättern. Sie spielt<br />

Querflöte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Band, die ihren Namen trägt.<br />

Bild rechts:<br />

„Diese Musik macht e<strong>in</strong>fach<br />

Spaß.“ Isabell Hensen mit<br />

ihrer Querflöte im großen<br />

Gewächshaus des Botanischen<br />

Gartens.<br />

(Foto: Maike Glöckner)<br />

Die „Hensen Bigband“ beim<br />

Festival „Leipzig macht<br />

Musik“ (YouTube):<br />

QR� CODE<br />

Wenn Isabell Hensen an e<strong>in</strong>em Dienstagmorgen<br />

pfeifend und s<strong>in</strong>gend ihr Büro ansteuert, lächeln<br />

viele Kollegen wissend. Ihr Date mit Duke Ell<strong>in</strong>gton<br />

hat sich herumgesprochen.<br />

Montag ist Jazz-Tag. Statt Pflanzen hat die 52-Jährige<br />

dann Noten im Blick bei der abendlichen Probe <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Leipziger Musikschule. E<strong>in</strong>e bunt gemischte<br />

Truppe trifft sich dort. E<strong>in</strong>e Architekt<strong>in</strong> ist<br />

dabei, e<strong>in</strong> Baumkletterer, e<strong>in</strong> Ingenieur, e<strong>in</strong>e Ärzt<strong>in</strong><br />

und e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>. Zwischen 28 und 56 Jahre<br />

s<strong>in</strong>d die Musiker alt. Zusammen bil<strong>den</strong> sie die „Hensen<br />

Bigband“. Für <strong>den</strong> Namen könne sie nichts, betont<br />

Isabell Hensen, die die 2008 gegründete Band<br />

als e<strong>in</strong>geschworenen Freundeskreis beschreibt. „13<br />

der 15 Bandmitglieder haben sich dafür ausgesprochen.<br />

Me<strong>in</strong> Mann und ich waren überstimmt.“<br />

Die geschäftsführende Direktor<strong>in</strong> des Instituts für<br />

Biologie spielt Querflöte. Als Stu<strong>den</strong>t<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ol<strong>den</strong>burg<br />

hat sie sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> 1980er Jahren ihr erstes Exemplar<br />

gekauft. „Nur Geld für Unterricht hatte ich nicht.“<br />

2005 lag dann e<strong>in</strong> Gutsche<strong>in</strong> ihres Mannes unterm<br />

Weihnachtsbaum. „Er schenkte mir fünf Querflötenstun<strong>den</strong>.<br />

So ist das Ganze <strong>in</strong>s Rollen gekommen.“<br />

Perfekt sei sie noch immer nicht. „E<strong>in</strong>en schönen<br />

Ton rauszukriegen, ist richtig schwer – da b<strong>in</strong> ich mit<br />

mir oft auch heute noch e<strong>in</strong> bisschen unzufrie<strong>den</strong>.“<br />

Zeit zum Üben sei viel zu selten. „Aber wenn ich<br />

abends nach Hause komme, sitzt me<strong>in</strong> Mann oft<br />

schon am Klavier und spielt, dann geselle ich mich<br />

dazu.“ Auf ihre Forschungsreisen <strong>in</strong> tropische Bergwälder<br />

Boliviens oder neuerd<strong>in</strong>gs auch <strong>in</strong> die südwestsibirische<br />

Kulundasteppe nimmt Isabell Hensen<br />

ihre Querflöte <strong>in</strong> der Regel nicht mit. „In La Paz<br />

hatte ich sie e<strong>in</strong>mal dabei, habe dort bei Freun<strong>den</strong><br />

übernachtet. Aber an Proben war kaum zu <strong>den</strong>ken<br />

– das Haus war ganz schön hellhörig.“<br />

Das Musizieren sei der perfekte Ausgleich für <strong>den</strong><br />

Uni-Alltag, sagt die Pflanzenökolog<strong>in</strong>. Noch besser<br />

als Radfahren und Wandern. Allerd<strong>in</strong>gs stelle<br />

sich bei Auftritten e<strong>in</strong>e besondere Anspannung<br />

e<strong>in</strong>. Vor dem alljährlichen Weihnachtskonzert auf<br />

der kle<strong>in</strong>en Bühne im Leipziger Café Schiller sei ihr<br />

Lampenfieber groß. „Ich kann mich besser vor 300<br />

Studierende stellen und e<strong>in</strong>en Vortrag halten, obwohl<br />

beim Weihnachtskonzert nur Freunde und<br />

Familienmitglieder kommen.“ Immerh<strong>in</strong> hat die<br />

„Hensen Bigband“ <strong>in</strong>zwischen auch schon e<strong>in</strong>ige<br />

öffentliche Auftritte absolviert, so bei der Eröffnung<br />

der Leipziger Notenspur im Frühjahr.<br />

Anlässlich des 50. Geburtstags der Professor<strong>in</strong><br />

spielte die Band für Kollegen und Studierende im<br />

Botanischen Garten. „Alle waren begeistert“, er<strong>in</strong>nert<br />

sich Hensen. „Ke<strong>in</strong> Wunder, diese Musik<br />

macht e<strong>in</strong>fach Spaß.“ Als Beweis schickt sie wenige<br />

Tage nach unserem Gespräch e<strong>in</strong>e DVD vom Weihnachtskonzert<br />

2011. Dem Sog des Bigband-Sounds<br />

kann man sich <strong>in</strong> der Tat kaum entziehen, sobald die<br />

ersten Takte erkl<strong>in</strong>gen. Es ist der „C-Jam-Blues“, mit<br />

dem die Band das Konzert begann. So e<strong>in</strong> Date mit<br />

Duke Ell<strong>in</strong>gton zaubert e<strong>in</strong>em gleich e<strong>in</strong> Lächeln <strong>in</strong>s<br />

Gesicht. Carsten Heckmann<br />

Kontakt: Prof. Dr. Isabell Hensen<br />

Lehrstuhl für Pflanzenökologie<br />

Telefon: 0345 55 26210<br />

E-Mail: isabell.hensen@botanik.uni-halle.de


scientia halensis 4/2012 studieren, lehren, leben<br />

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26 studieren, lehren, leben scientia halensis 4/2012<br />

Tanz um Freiheit:<br />

E<strong>in</strong> Bild und se<strong>in</strong>e Geschichte<br />

Die monochrome, sehr ausdrucksstarke Aufnahme, mit der Stu<strong>den</strong>t<strong>in</strong> Ina Müller beim diesjährigen Fotowettbewerb<br />

der ostdeutschen Stu<strong>den</strong>tenwerke zum Thema „Begegnungen“ <strong>den</strong> dritten Platz <strong>in</strong> der Kategorie E<strong>in</strong>zelbild<br />

belegte, zeigt e<strong>in</strong>e junge Frau im Rollstuhl, die geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>er anderen jungen Frau tanzt – vor<br />

allem mit Armen und Hän<strong>den</strong>. Das Foto mit dem Titel „u can't touch this“ ist das Abbild e<strong>in</strong>es Befreiungsakts.<br />

Stu<strong>den</strong>t<strong>in</strong> Ina Müller (Foto:<br />

Melanie Zimmermann)<br />

Die im Rollstuhl tanzende Anna Müller, die zur Zeit<br />

der Aufnahme <strong>in</strong> Leipzig Soziologie, Psychologie und<br />

Betriebswirtschaftslehre studierte, ist e<strong>in</strong>e von fünf<br />

teils schwerbeh<strong>in</strong>derten Rollstuhlfahrer<strong>in</strong>nen und<br />

-fahrern, die sich geme<strong>in</strong>sam mit vier Tänzer<strong>in</strong>nen<br />

aus Leipzig zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegrativen Tanzprojekt zusammengefun<strong>den</strong><br />

hatten. „Der Titel des Fotos ist<br />

der Name der Tanzgruppe, die zu MC Hammers Hit<br />

„U Can't Touch This“ von 1990 zu tanzen begonnen<br />

hat“, erklärt Ina Müller. Das Tanzen gebe ihnen Mut,<br />

helfe ihnen die Angst zu überw<strong>in</strong><strong>den</strong>, mit ihren Beh<strong>in</strong>derungen<br />

nicht akzeptiert zu wer<strong>den</strong>. „Der Name<br />

der Gruppe ist e<strong>in</strong>e Form fröhlicher Selbstironie.“<br />

Vor über dreie<strong>in</strong>halb Jahren begann Ina Müller<br />

während ihres Amerikanistik-Studiums <strong>in</strong> Leipzig<br />

mit digitaler Spiegelreflexkamera die Welt und ihr<br />

Umfeld neu zu erkun<strong>den</strong> und wahrzunehmen. „Etwa<br />

zu dieser Zeit begann me<strong>in</strong> Freund, für die unabhängige<br />

Leipziger Hochschulzeitung „stu<strong>den</strong>t!“ zu<br />

schreiben und schlug vor, ich solle e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>mal<br />

mitkommen“, erzählt die gebürtige Schwanefelder<strong>in</strong>.<br />

„Ich wußte nicht, was ich zu der Zeitung hätte<br />

beitragen können, zufälligerweise suchten sie aber<br />

gerade nach Fotografen.“<br />

So kam es, dass sie die Fotografien zu e<strong>in</strong>em Artikel<br />

über eben jene Tanzperformance „U can't touch<br />

this“ anfertigte („Jeder Körper ist schön“, stu<strong>den</strong>t!,<br />

Januar 2009). „Die Bilder waren e<strong>in</strong>e Auftragsarbeit,<br />

die mir sehr viel Freude bereitet hat“, berichtet die<br />

24-Jährige, die seit 2010 <strong>in</strong> Halle <strong>den</strong> Masterstudiengang<br />

Angloamerikanische Sprache, Literatur und<br />

Kultur besucht. „Die Idee und Performance der Rollstuhltänzer<br />

hat mich sehr bewegt; ich hatte auch<br />

noch e<strong>in</strong>e Zeit lang Kontakt zu Anna.“<br />

Auf die Ausschreibung zum <strong>in</strong>zwischen dritten Fotowettbewerb<br />

der ostdeutschen Stu<strong>den</strong>tenwerke<br />

ist die lei<strong>den</strong>schaftliche Fotograf<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mensa<br />

gestoßen. „Ich hatte noch nie zuvor an e<strong>in</strong>em<br />

Wettbewerb teilgenommen und hätte auch nicht<br />

damit gerechnet, gew<strong>in</strong>nen zu können“, erzählt sie.<br />

„Ich wollte es nur e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>mal ausprobieren, da<br />

ich das zum Thema Begegnungen passende Bild ja


ereits hatte.“ Insgesamt 346 Studierende von 46<br />

Hochschulen sandten ihre Fotos e<strong>in</strong> – e<strong>in</strong> Teilnehmerrekord<br />

<strong>in</strong> der Geschichte des Wettbewerbs. In<br />

der Jury saßen Fotografen, Redakteure, Dozenten<br />

und Stu<strong>den</strong>tenwerksvertreter. Als Müller Ende Juni<br />

die Benachrichtigung bekam, zu <strong>den</strong> Gew<strong>in</strong>nern zu<br />

gehören, war die Überraschung umso größer: „Zu<br />

dem Zeitpunkt hatte ich schon wieder vergessen,<br />

dass ich teilgenommen hatte!“<br />

Welchen Platz sie belegt und was sie gewonnen hatte,<br />

sollte sie wie alle anderen Gew<strong>in</strong>ner erst bei der<br />

Preisverleihung <strong>in</strong> Leipzig erfahren. „Es war schon<br />

e<strong>in</strong> wenig geme<strong>in</strong>, bis zum Ende nichts Genaues<br />

mitgeteilt zu bekommen“, er<strong>in</strong>nert sich die Drittplatzierte.<br />

„Aber natürlich auch umso spannender.“<br />

Der Platz auf dem Siegertreppchen br<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> Ina<br />

scientia halensis 4/2012 studieren, lehren, leben<br />

Müllers Fall schließlich nicht nur e<strong>in</strong> Preisgeld, e<strong>in</strong><br />

Buch über Fotografie und e<strong>in</strong> Jahresabo e<strong>in</strong>er Fotografie-Zeitschrift<br />

mit sich, sondern darüber h<strong>in</strong>aus<br />

e<strong>in</strong>en Platz für ihr Foto <strong>in</strong> der Wanderausstellung,<br />

die noch bis e<strong>in</strong>schließlich Februar 2014 durch die<br />

teilnehmen<strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>tenwerke tourt.<br />

Vom 1. März bis zum 26. April 2013 wird man die 50<br />

ausgewählten Fotografien im Stu<strong>den</strong>tenwerk Halle<br />

bestaunen können. Die Gew<strong>in</strong>nerbilder und mehr<br />

Informationen zum Wettbewerb gibt es auch unter<br />

www.fotowettbewerb-stu<strong>den</strong>tenwerke.de.<br />

Melanie Zimmermann<br />

Zwei Mitglieder des Tanzprojekts<br />

„u can’t touch this“ bei<br />

e<strong>in</strong>er Performance. Fotograf<strong>in</strong><br />

Ina Müller belegte mit ihrem<br />

Bild <strong>den</strong> dritten Platz beim<br />

Fotowettbewerb der Stu<strong>den</strong>tenwerke<br />

2012.<br />

Anna Müller und „U can’t<br />

touch this“ <strong>in</strong> Aktion (You-<br />

Tube):<br />

QR� CODE<br />

27


28 forschen und publizieren scientia halensis 4/2012<br />

forschen und publizieren<br />

Anti-Ag<strong>in</strong>g-Bier<br />

und Uromas Vollwertkost<br />

„Iss dich schön, klug und sexy! Mit Erotic Food, Bra<strong>in</strong> Food und Beauty Food zum neuen Ich!?“ lautete der Titel<br />

des Vortrags, <strong>den</strong> Ökotrophologe Dr. Edmund Semler vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften<br />

der MLU bei der diesjährigen Langen Nacht der Wissenschaften vor überfülltem Hörsaal hielt. Wir lechzen<br />

nach e<strong>in</strong>em Mehrwert am Nährwert. Was ist dran am und dr<strong>in</strong> im „functional food“?<br />

Entschei<strong>den</strong>d ist nicht das<br />

Lebensmittel – „entschei<strong>den</strong>d<br />

ist das Ernährungsmuster“,<br />

me<strong>in</strong>t Dr. Edmund Semler.<br />

(Bild: Liddy Hansdottir /<br />

Fotolia)<br />

Bis vor 100 Jahren war die Ernährungswissenschaft<br />

eher mit grundlegen<strong>den</strong> Fragen nach der Deckung<br />

des Prote<strong>in</strong>- und Energiehaushaltes beschäftigt; sie<br />

fragte bis <strong>in</strong> die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts<br />

nach <strong>den</strong> wesentlichen Nahrungsstoffen<br />

und <strong>den</strong> richtigen Mengen. Nach und nach rückte<br />

der potenzielle präventive Nutzen von Nahrung <strong>in</strong>s<br />

Zentrum. „Im 21. Jahrhundert beschäftigt uns die<br />

Frage, wie wir e<strong>in</strong> hohes Alter bei möglichst bester<br />

Gesundheit erreichen können. Wir wollen fit <strong>in</strong> die<br />

Kiste“, erklärt Dr. Semler.<br />

Das hänge unter anderem mit e<strong>in</strong>em extremen<br />

Wandel <strong>in</strong> der Lebensführung zusammen. „E<strong>in</strong>st<br />

waren wir gewohnt, h<strong>in</strong> und wieder zu essen, um<br />

<strong>den</strong> Hunger zu stillen und das Überleben zu sichern,<br />

während man sich viel bewegte. Heute essen wir


ständig und bewegen uns nur h<strong>in</strong> und wieder“, so<br />

der Ernährungswissenschaftler. Wir verlangen nach<br />

e<strong>in</strong>em Zusatznutzen von Nahrungsmitteln: Sie sollen<br />

etwa chronischen Krankheiten vorbeugen und als<br />

„Happy Food“, „Comfort Food“ oder „Mood Food“<br />

unser Wohlbef<strong>in</strong><strong>den</strong> steigern.<br />

Nahrungsmittel, die e<strong>in</strong>en solchen Zusatznutzen<br />

aufweisen, wer<strong>den</strong> auch als „functional foods“<br />

bezeichnet. „Beauty to go“-Quellwasser, „Erotik<br />

Senf“, „Anti-Ag<strong>in</strong>g-Bier“ und pulverförmige „Glücksnahrung“<br />

s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige der unzähligen Produkte,<br />

die uns der Markt als solche anbietet. Was hat es<br />

tatsächlich damit auf sich? „Israel Goldberg def<strong>in</strong>iert<br />

functional food <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em gleichnamigen<br />

Buch als jegliches Lebensmittel, das zusätzlich zu<br />

se<strong>in</strong>em Nährwert e<strong>in</strong>en positiven E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Gesundheit, die physische Leistungsfähigkeit oder<br />

die Gemütsverfassung e<strong>in</strong>es Individuums hat. Damit<br />

kann aber praktisch jedes Nahrungsmittel potenziell<br />

e<strong>in</strong> funktionelles se<strong>in</strong> – ob Kaffee, Tomate oder<br />

Schokolade“, sagt Semler. Was aber macht uns nun<br />

schön, klug und sexy?<br />

„Studien haben gezeigt, dass die Hautoberflächenstruktur<br />

stark mit der Konzentration von Carot<strong>in</strong>oi<strong>den</strong><br />

zusammenhängt, die der Haut darüber h<strong>in</strong>aus<br />

<strong>den</strong> gelblichen Te<strong>in</strong>t geben“, so Semler. Diese Carot<strong>in</strong>oid-Konzentration<br />

sei bei Vegetariern im Durchschnitt<br />

deutlich höher. Wer also regelmäßig Obst<br />

und Gemüse verzehre, erzeuge e<strong>in</strong>en effektiven<br />

Eigenschutz der Haut gegen schädliche Umwelte<strong>in</strong>flüsse<br />

und beuge so der Hautalterung vor. „Zudem<br />

wirkt man gesünder und attraktiver auf andere.“<br />

E<strong>in</strong>e Ernährungsweise, die sich zu großen Teilen aus<br />

frischen pflanzlichen Komponenten zusammensetzt,<br />

ist die mediterrane Ernährung. Sie gilt als präventiv<br />

und therapeutisch wirksam. Dabei spielen aber auch<br />

andere Faktoren e<strong>in</strong>e sicherlich nicht unwichtige<br />

Rolle: „Die Lebensmittel wer<strong>den</strong> frisch zubereitet,<br />

wenig verarbeitet und <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft verzehrt,<br />

und die Menschen leben aktiver und stressärmer<br />

mit Zeiten der Muße“, erklärt Semler. „Der soziale<br />

Aspekt spielt dabei e<strong>in</strong>e besonders große Rolle.“<br />

Ob e<strong>in</strong>e solche Ernährung uns auch klüger macht,<br />

lässt sich schwer sagen. Sie vermag aber wohl der<br />

Alzheimer-Demenz vorzubeugen, wie e<strong>in</strong>e Studie<br />

mit über 2200 Proban<strong>den</strong> mitunter hohen Alters<br />

zeigte. „Je mediterraner die Menschen sich<br />

ernährten, desto ger<strong>in</strong>ger fiel ihr Risiko aus, an<br />

Alzheimer-Demenz zu erkranken.“ In positivem<br />

Verdacht stehen diesbezüglich vor allem Omega-<br />

scientia halensis 4/2012 forschen und publizieren<br />

3-Fettsäuren, die <strong>in</strong> Fisch wie etwa Sardellen oder<br />

Lachs, <strong>in</strong> Walnüssen oder Rapsöl vorkommen. „Stu<strong>den</strong>tenfutter“,<br />

Bananenchips und Brokkoli gelten als<br />

„Bra<strong>in</strong> Food“. Während es als gesichert gilt, dass die<br />

Ernährung aufs Gehirn wirkt, s<strong>in</strong>d die genauen Wirkmechanismen<br />

bislang jedoch nicht geklärt.<br />

Bereits Ovid beschreibe e<strong>in</strong>e „Kost zur Aufrechterhaltung<br />

des ehelichen Liebesfeuers“, bestehend<br />

aus Eiern, Zwiebeln, grünem Gemüse, Honig und<br />

P<strong>in</strong>ienkernen, wie Semler weiter berichtet. „Diese<br />

Kost ist zum<strong>in</strong>dest gesund, tatsächlich aber genauso<br />

wenig aphrodisierend wie die <strong>in</strong> der Signaturenlehre<br />

beschriebenen Aphrodisiaka Ananas, Möhre<br />

oder St<strong>in</strong>kmorchel.“ Nachweislich wirke neben dem<br />

sehr giftigen Cantharid<strong>in</strong>, das <strong>in</strong> der pulverisierten<br />

Spanischen Fliege enthalten ist, nur das aus der<br />

R<strong>in</strong>de des Yohimbebaums gewonnene Alkaloid Yohimb<strong>in</strong><br />

anregend. Doch auch ohne entsprechende<br />

Inhaltsstoffe könnten diese Pflanzen aphrodisierend<br />

wirken – der psychische Effekt sei nicht zu unterschätzen.<br />

„Ist die Grundstimmung positiv, wer<strong>den</strong><br />

mehr stimmungsbee<strong>in</strong>flussende Hormone wie Endorph<strong>in</strong>,<br />

Noradrenal<strong>in</strong>, Seroton<strong>in</strong> oder Dopam<strong>in</strong><br />

ausgeschüttet.“<br />

Diverse Lebensumstände und Inhaltsstoffe der<br />

Nahrung wirken also zusammen. Wir wer<strong>den</strong> nicht<br />

schöner, <strong>in</strong>dem wir uns hauptsächlich von Möhren<br />

oder Tomaten ernähren, nicht klüger durch eifriges<br />

Nüsseknabbern, wenn wir dabei andere Nährstoffe<br />

ermangeln. „Entschei<strong>den</strong>d ist die Ernährung als Ganzes,<br />

das Ernährungsmuster“, so Semler. Er hält sich<br />

an Regeln wie „Essen Sie nichts, was ihre Urgroßmutter<br />

nicht als Nahrungsmittel erkennen würde“<br />

oder Konfuzius' „Hara hachi bu“ (grob: „zu 80 Prozent<br />

satt essen“), mit dem die Bewohner Ok<strong>in</strong>awas<br />

ihrer Heimat <strong>den</strong> Titel „Insel der Hundertjährigen“<br />

e<strong>in</strong>handelten bzw. „e<strong>in</strong>-aßen“. Der Ernährungswissenschaftler<br />

bilanziert: „Wer hauptsächlich frische<br />

und frisch zubereitete Nahrungsmittel verzehrt,<br />

sich regelmäßig bewegt, auf Nachschlag verzichtet,<br />

normalgewichtig bleibt und h<strong>in</strong> und wieder fastet,<br />

hat gute Chancen, lange gesund zu leben.“ Und damit<br />

fit, vital und vielleicht auch glücklich. Melanie<br />

Zimmermann<br />

Kontakt: Dr. Edmund Semler<br />

Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften<br />

Tel.: 0345 55 22702<br />

E-Mail: edmund.semler@landw.uni-halle.de<br />

Dr. Edmund Semler<br />

(Foto: privat)<br />

29


30 forschen und publizieren scientia halensis 4/2012<br />

Detektivarbeit<br />

im Bundeskrim<strong>in</strong>alamt<br />

Welche Rolle spielten ehemalige Nazis bei der Gründung des Bundeskrim<strong>in</strong>alamts (BKA) im Jahr 1951? Lange<br />

Zeit ließ man diese Frage ruhen. Vor fünf Jahren begann im BKA die wissenschaftliche Aufarbeitung. Daraus<br />

g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Forschungsauftrag an <strong>den</strong> Historiker Prof. Dr. Patrick Wagner von der MLU hervor. Drei Jahre suchten<br />

er und se<strong>in</strong> Team <strong>in</strong> Archiven und Kellern der Wiesba<strong>den</strong>er Behörde nach Quellen. Die Ergebnisse dieser<br />

Detektivarbeit liegen nun vor.<br />

Herr Professor Wagner, Ihr Projekt erregte große<br />

Aufmerksamkeit <strong>in</strong> der Fachwelt und <strong>in</strong> <strong>den</strong> Medien.<br />

Wie entstand es?<br />

Patrick Wagner: Angestoßen wurde es im BKA<br />

selbst. Zunächst wur<strong>den</strong> dort wissenschaftliche<br />

Kolloquien veranstaltet, die das Thema NS-Vergangenheit<br />

auf die Agenda hoben. Damit sollten die<br />

Mitarbeiter sensibilisiert wer<strong>den</strong>, außerdem wollte<br />

man die Akzeptanz dem Thema gegenüber <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Belegschaft erhöhen.<br />

Ist das gelungen?<br />

Ja. Zwar haben viele BKA-Mitarbeiter e<strong>in</strong> Projekt zur<br />

Geschichte ihres Amtes zunächst kritisch gesehen,<br />

getreu dem Motto: Damit haben wir doch nichts<br />

mehr zu tun. Doch es gelang schließlich, die Kritiker<br />

e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong><strong>den</strong>, weil sie die Möglichkeit erhielten, sich<br />

zu äußern.<br />

Wieso erhielten ausgerechnet Sie <strong>den</strong> Zuschlag für<br />

e<strong>in</strong> weiterführendes Projekt?<br />

Es wird e<strong>in</strong>e Rolle gespielt haben, dass ich viel zur<br />

Geschichte der Polizei <strong>in</strong> der NS-Zeit geforscht habe.<br />

Außerdem wollte man jeman<strong>den</strong>, der der Polizei als<br />

Institution eher fern steht und von außen auf das<br />

System BKA schaut.<br />

Wie wurde Ihre Arbeit f<strong>in</strong>anziert?<br />

Das Geld, etwa 238.000 Euro, kam vom BKA selbst.<br />

Für e<strong>in</strong>en Zeitraum von zwei Jahren gab dafür jede<br />

Abteilung e<strong>in</strong>en bestimmten Prozentsatz ab. Davon<br />

konnten wir anderthalb Mitarbeiterstellen und e<strong>in</strong>en<br />

Werkvertrag f<strong>in</strong>anzieren. Anfang 2009 konnte<br />

es losgehen.<br />

Wie s<strong>in</strong>d Sie vorgegangen?<br />

Zunächst mussten wir uns e<strong>in</strong>en Überblick über die<br />

Quellenlage verschaffen. Die Frage, welche Akten<br />

wo gelandet s<strong>in</strong>d, war nicht e<strong>in</strong>fach zu beantworten.<br />

Das lag daran, dass das BKA von anfangs 300 Mitarbeitern<br />

auf heute 5000 gewachsen ist. E<strong>in</strong>e Behörde<br />

<strong>in</strong> der Größe wird regelmäßig umorganisiert.<br />

E<strong>in</strong>zelne Referate wur<strong>den</strong> anderen Abteilungen<br />

zugeschlagen oder zogen um.<br />

Dadurch konnte es passieren, dass Akten verlegt<br />

oder sogar vernichtet wur<strong>den</strong>. Auch galt es zu klären,<br />

ob Mitarbeiter bei Versetzungen <strong>in</strong>nerhalb des<br />

BKA „ihre“ Akten mitgenommen haben. Unsere<br />

Recherchen waren sehr aufwändig und glichen oft<br />

e<strong>in</strong>er Detektivarbeit.<br />

Was war die zentrale Fragestellung Ihrer Arbeit?<br />

Wir haben nicht gefragt: S<strong>in</strong>d viele NS-Polizisten<br />

beim BKA gelandet? Das stand bereits fest. Interessiert<br />

hat uns, welche Folgen das für die Arbeit<br />

des BKA hatte. Außerdem wollten wir klären, ob<br />

das Wissen um die Vergangenheit ehemaliger NS-<br />

Polizisten <strong>in</strong> der Behörde überhaupt e<strong>in</strong> Thema war.<br />

Was haben Sie herausgefun<strong>den</strong>?<br />

Es wurde deutlich, dass man <strong>in</strong> <strong>den</strong> fünfziger Jahren<br />

<strong>in</strong>tern viel über die NS-Zeit sprach – und zwar recht


positiv. In <strong>den</strong> schriftlichen Quellen f<strong>in</strong>det man das<br />

aber oft nur angedeutet oder zwischen <strong>den</strong> Zeilen.<br />

Etwa, wenn e<strong>in</strong> Beamter sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weihnachtsansprache<br />

aus dem Jahr 1952 daran er<strong>in</strong>nerte, dass<br />

man früher <strong>in</strong> der SS statt Weihnachten das Julfest<br />

so schön gefeiert habe – wobei er das Wort „SS“<br />

selbst nicht aussprach, aber alle <strong>den</strong> Bezug verstan<strong>den</strong><br />

haben müssen.<br />

Wie wirkte sich die Anwesenheit der ehemaligen<br />

NS-Polizisten <strong>in</strong> <strong>den</strong> fünfziger Jahren auf die direkte<br />

Arbeit im BKA aus?<br />

E<strong>in</strong> Beispiel: 1957 wurde <strong>in</strong> Salzgitter e<strong>in</strong> jüdischer<br />

Friedhof geschändet. Das BKA nahm Ermittlungen<br />

auf. Wir konnten nachweisen, dass zwei der drei dafür<br />

abgestellten Beamten vor 1945 <strong>in</strong> Osteuropa bei<br />

Polizeie<strong>in</strong>heiten gewesen waren, die am Ju<strong>den</strong>mord<br />

teilgenommen hatten.<br />

Die zentrale Frage für uns war, wie sie nun 1957 e<strong>in</strong>e<br />

antisemitische Friedhofsschändung bewertet und<br />

ermittelt haben. Insgesamt haben wir – e<strong>in</strong>em Puzzle<br />

gleich – viele Details gefun<strong>den</strong>, die sich schließlich<br />

zu e<strong>in</strong>em nicht lückenlosen, jedoch erkennbaren<br />

Bild fügten.<br />

scientia halensis 4/2012 forschen und publizieren<br />

Und wie sieht das aus?<br />

Die NS-Vergangenheit vieler Beamter hat <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

fünfziger Jahren beim BKA e<strong>in</strong>deutige Spuren h<strong>in</strong>terlassen.<br />

Viele dieser Polizisten glaubten noch nicht,<br />

dass das neue System lange hält. Daher hielten sie<br />

es nicht für nötig, ihre Ges<strong>in</strong>nung zu ändern. Im<br />

Alltagshandeln mussten sie sich <strong>den</strong> neuen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

anpassen, aber sie bezogen sich<br />

<strong>in</strong>tern doch recht offen auf verme<strong>in</strong>tlich positive<br />

Seiten der NS-Diktatur. Das änderte sich erst Ende<br />

der fünfziger Jahre.<br />

Zum e<strong>in</strong>en wurde zu dieser Zeit klar, dass die Bundesrepublik<br />

stabil bleiben, und – für Beamte ganz<br />

wichtig – Pensionen zahlen würde. Zum anderen<br />

setzte nun e<strong>in</strong>e ernsthaftere Strafverfolgung von<br />

NS-Verbrechen e<strong>in</strong>.<br />

1959 wurde erstmals e<strong>in</strong> BKA-Beamter wegen<br />

Kriegsverbrechen verhaftet. Dadurch änderten die<br />

noch im Dienst bef<strong>in</strong>dlichen Beamten ihr Verhalten.<br />

Selbst, wenn sie mit dem NS-System <strong>in</strong>nerlich nicht<br />

brachen, so galt es fortan wenigstens nicht aufzufallen.<br />

Dadurch wurde altes Gedankengut nicht mehr<br />

weitergegeben.<br />

„Die NS-Vergangenheit vieler<br />

Beamter hat <strong>in</strong> <strong>den</strong> fünfziger<br />

Jahren beim BKA e<strong>in</strong>deutige<br />

Spuren h<strong>in</strong>terlassen.“ –<br />

Historiker Prof. Dr. Patrick<br />

Wagner (Foto: Andreas<br />

Stedtler)<br />

31


32 forschen und publizieren scientia halensis 4/2012<br />

Ab 1961 gab es dann beim BKA sogar <strong>in</strong>terne Ermittlungen<br />

gegen alle, die vor 1945 im Polizeidienst<br />

waren. Im Zuge dessen wur<strong>den</strong> e<strong>in</strong>ige Beamte<br />

<strong>in</strong> andere Behör<strong>den</strong> „entsorgt“. Zum Beispiel <strong>in</strong>s<br />

Bundesamt für Geodäsie. Dort fielen sie nicht auf.<br />

In <strong>den</strong> 70er Jahren gab es dann beim BKA e<strong>in</strong>en<br />

massiven Neuanfang. Es kamen viele neue und gut<br />

ausgebildete junge Leute und sie bildeten schnell<br />

die Mehrheit. Doch mit dem Neuanfang gab es <strong>in</strong><br />

der Behörde zugleich e<strong>in</strong> großes Vergessen.<br />

Mit welchen Folgen?<br />

Dass man sich vieler Aspekte des NS-Erbes e<strong>in</strong>fach<br />

nicht mehr bewusst war. E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist die Kategorisierung<br />

von Angehörigen ethnischer Gruppen<br />

<strong>in</strong> polizeilichen Datensammlungen. Das Bewusstse<strong>in</strong><br />

dafür, dass diese Sortierung aus der Nazizeit her<br />

rührt, g<strong>in</strong>g nach 1970 verloren. Zwar änderte sich<br />

alle paar Jahre die Sprachregelung, wie man zum<br />

Beispiel S<strong>in</strong>ti und Roma bezeichnet, jedoch ihre<br />

spezielle Kennzeichnung <strong>in</strong> <strong>den</strong> Akten blieb noch<br />

lange Zeit bestehen.<br />

Wie g<strong>in</strong>g das BKA mit Ihren Forschungsergebnissen<br />

um?<br />

Die Reaktionen waren positiv. Schon unsere ersten<br />

Zwischenberichte flossen <strong>in</strong> die Ausbildung des<br />

Nachwuchses e<strong>in</strong>.<br />

Ihr BKA-Projekt hat bundesweit großes Medien<strong>in</strong>teresse<br />

hervorgerufen. Nun steht Ihnen bereits das<br />

nächste große Vorhaben <strong>in</strong>s Haus.<br />

Ja. Geme<strong>in</strong>sam mit Wissenschaftlern anderer deutscher<br />

Universitäten sowie Forschern aus Yale und<br />

Oxford beteiligen wir uns an e<strong>in</strong>em Projekt zur<br />

Geschichte des Reichsf<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isteriums. Das wird<br />

sicher genauso spannend.<br />

Interview: Ines Godazgar<br />

Kontakt: Prof. Dr. Patrick Wagner<br />

Alles unter e<strong>in</strong>em Dach!<br />

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Telefon: 0345 55 24296<br />

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scientia halensis 4/2012 forschen und publizieren<br />

(fach-)literaturfabrik universität<br />

Lebendig seit dreihundert Jahren<br />

Seit 250 Jahren tot se<strong>in</strong> kann jeder irgendwann<br />

– aber die Ästhetik erf<strong>in</strong><strong>den</strong>, das konnte nur er:<br />

Alexander Gottlieb Baumgarten. Hans-Joachim Kertscher<br />

– emeritierter Professor für deutsche Literaturgeschichte<br />

an der MLU – brachte nun die authentische<br />

Darstellung „Alexander Gottlieb Baumgartens<br />

Leben“ von Georg Friedrich Meier als Band 3 der<br />

Reihe „Perspektiven der Aufklärung“ neu heraus.<br />

Meier versprach „dem geneigten Leser die Lebensgeschichte<br />

e<strong>in</strong>es der würdigsten Weltweisen …“<br />

In Berl<strong>in</strong> geboren, kam Baumgarten 1727 als 13jährige<br />

Waise nach Halle, „wo se<strong>in</strong> ältester Bruder<br />

[Siegmund Jacob – d. V.] damals Inspector der late<strong>in</strong>ischen<br />

Schule war“. Meier berichtete: „Herr Doctor<br />

Francke [Gotthilf August, Sohn von August Hermann<br />

– d. V.] nahm ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Haus, und an se<strong>in</strong>en Tisch.“<br />

Im Herbst 1730 „bezog er die Universität <strong>in</strong> Halle.<br />

In der Gottesgelahrtheit hörte er Breithaupten,<br />

E<strong>in</strong> Berg, e<strong>in</strong>e Straße, e<strong>in</strong>e Polikl<strong>in</strong>ik …<br />

… wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Wahlheimatstadt nach ihm<br />

benannt. Mehr wissen nur wenige Hallenser über<br />

Johann Christian Reil zu sagen. Das muss anders<br />

wer<strong>den</strong>!<br />

Davon waren die bei<strong>den</strong> promovierten Literaturwissenschaftler<strong>in</strong>nen<br />

Heidi Ritter und Eva Scherf<br />

überzeugt und brachten letztes Jahr im Hasenverlag<br />

e<strong>in</strong>e bestens recherchierte und kurzweilig zu<br />

lesende Hommage des angesehenen Mediz<strong>in</strong>ers<br />

heraus. Sollte diese dann nicht mehr vorrätig se<strong>in</strong>,<br />

rechtfertigt der 200. Todestag im kommen<strong>den</strong> Jahr<br />

e<strong>in</strong>e Nachauflage gewiss!<br />

Für Mediz<strong>in</strong>historiker war Reil von jeher <strong>in</strong>teressant:<br />

als Direktor des halleschen Kl<strong>in</strong>ikums, Amts- und<br />

Badearzt (!), Hirnanatom und als Begründers der<br />

Psychiatrie. Der Mensch <strong>in</strong>des blieb – sicher auch<br />

wegen der dürftigen Quellenlage – h<strong>in</strong>ter se<strong>in</strong>em<br />

segensreichen Wirken immer merkwürdig blass.<br />

Langen, Zimmermann, und Herrn D. Francken.“<br />

Er lernte Griechisch, Arabisch und Syrisch. Mit 21<br />

Jahren erwarb er durch se<strong>in</strong>e Meditationes die venia<br />

legendi und lehrte an der Fridericiana – bis ihn<br />

der König 1740 nach Frankfurt berief. Dort wirkte<br />

er (wie <strong>in</strong> Halle als Mittler zwischen Pietismus und<br />

Wolffianismus) bis zu se<strong>in</strong>em Tod und publizierte<br />

als wichtigste Schrift die Aesthetica. Welcher Platz<br />

dem aufgeklärten Universalgelehrten damals zukam<br />

und welche Bedeutung ihm bis heute beizumessen<br />

ist, analysiert der Herausgeber im ausführlichen<br />

Nachwort „E<strong>in</strong> ‚christlicher Sokrates’: Alexander<br />

Gottlieb Baumgarten“. Margarete We<strong>in</strong><br />

Georg Friedrich Meier: Alexander Gottlieb<br />

Baumgartens Leben, kommentiert und mit e<strong>in</strong>em<br />

Nachwort versehen von Hans-Joachim Kertscher<br />

(Hg.), Halle ����, �� Seiten, �,�� Euro<br />

Um ihn für uns Heutige lebendig zu machen, haben<br />

ihm die Autor<strong>in</strong>nen „e<strong>in</strong>ige Injektionen Wirklichkeit<br />

verpasst“.<br />

Mit gehörigem Gruseln liest man von rigorosen<br />

„psychischen Curmetho<strong>den</strong>“, mit Mitgefühl von<br />

Reils Engagement <strong>in</strong> der „Gesellschaft freywilliger<br />

Armenfreunde“, mit Verwunderung vom Plan, Halle<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kurort zu verwandeln. Und die heute<br />

unübersehbare Menge mediz<strong>in</strong>ischer Ratgeberliteratur<br />

hat m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e ihrer Wurzeln bei Reil.<br />

„Diaetetischer Hausarzt für me<strong>in</strong>e Landsleute“ hieß<br />

se<strong>in</strong> Ratgeber über Ernährung, Bewegung und Sexualität,<br />

der 1785 erschien. Margarete We<strong>in</strong><br />

Heidi Ritter, Eva Scherf: Habe unbändig viel zu tun<br />

…, Halle ����, ��� Seiten, ��,�� Euro<br />

Lese-Empfehlungen querbeet<br />

Zur ausführlichen Rezension:<br />

WEBCODE MAG� 14611<br />

Zur ausführlichen Rezension:<br />

WEBCODE MAG� 14612<br />

33


34 forschen und publizieren scientia halensis 4/2012<br />

Das tierische Geheimnis<br />

der Pflanzen<br />

Für Wirbeltiere und somit auch für Menschen gilt: Ihre Embryonen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Entwicklungsphase<br />

kaum zu unterschei<strong>den</strong>. Vorher und nachher s<strong>in</strong>d die Unterschiede zwischen <strong>den</strong> Arten h<strong>in</strong>gegen groß. Daher<br />

spricht man vom Sanduhr-Pr<strong>in</strong>zip der embryonalen Entwicklung. Dieses Pr<strong>in</strong>zip haben Wissenschaftler des<br />

Leibniz-Institutes für Pflanzenbiochemie (IPB) und der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität jetzt auch für Pflanzen<br />

nachgewiesen. Die Forschungsergebnisse der Hallenser s<strong>in</strong>d nachzulesen im renommierten Magaz<strong>in</strong> „Nature“.<br />

Prof. Dr. Ivo Große (l<strong>in</strong>ks)<br />

und Dr. Marcel Qu<strong>in</strong>t mit<br />

e<strong>in</strong>em Exemplar der Ackerschmalwand<br />

im Universitätsrechenzentrum.<br />

(Foto: Maike<br />

Glöckner)<br />

Es handelt sich um e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames molekulares<br />

Phänomen. E<strong>in</strong>e Erkenntnis, die e<strong>in</strong>en Beitrag zum<br />

Verständnis der Entstehung von Biodiversität leisten<br />

kann. „Befruchtete Eizellen können selbst zwischen<br />

nah verwandten Arten sehr unterschiedlich se<strong>in</strong>,<br />

dann wer<strong>den</strong> die sich entwickeln<strong>den</strong> Embryonen<br />

ähnlicher und ähnlicher, bis sie irgendwann fast ununterscheidbar<br />

s<strong>in</strong>d. Und dann platzt aus ihnen die<br />

Biodiversität hervor, die wir auf unserem Planeten<br />

vorf<strong>in</strong><strong>den</strong>.“ So beschreibt MLU-Bio<strong>in</strong>formatik-Pro-<br />

fessor Ivo Große das Sanduhr-Pr<strong>in</strong>zip. „Was da auf<br />

molekularer Ebene passiert, wissen wir allerd<strong>in</strong>gs<br />

erst seit knapp zwei Jahren durch die Arbeiten zweier<br />

Gruppen aus Dres<strong>den</strong> und Plön. In der Phase der<br />

Ähnlichkeit wer<strong>den</strong> die wichtigen Organe angelegt,<br />

weswegen aktive Gene <strong>in</strong> dieser Phase besonders<br />

anfällig für Mutationen und damit eventuelle Missbildungen<br />

s<strong>in</strong>d. Im Embryo wird das kompensiert<br />

durch die Aktivierung von evolutionär alten Genen,<br />

die zwischen Arten hochkonserviert s<strong>in</strong>d. Die Em-


yonen gleichen sich demzufolge e<strong>in</strong>e Zeit lang <strong>in</strong><br />

Form und Struktur.“ Ivo Großes langjähriger Kooperationspartner<br />

Dr. Marcel Qu<strong>in</strong>t, Biologe am IPB<br />

, hatte die Idee, das Ganze auch bei Pflanzen zu untersuchen.<br />

„Die Evolution hat zweimal unabhängig<br />

vone<strong>in</strong>ander Embryogenese entwickelt“, sagt Qu<strong>in</strong>t.<br />

„Das Ziel ist jeweils das gleiche: die Koord<strong>in</strong>ation der<br />

Entwicklung von der Eizelle bis h<strong>in</strong> zum komplexen<br />

Organismus. Aber die Grundvoraussetzungen s<strong>in</strong>d<br />

unterschiedlich. Pflanzenzellen haben zum Beispiel<br />

Zellwände, tierische Zellen nicht. Wir fragten uns:<br />

Gibt es <strong>den</strong>noch Geme<strong>in</strong>samkeiten? Muster, die für<br />

Tiere und Pflanzen essentiell s<strong>in</strong>d, damit e<strong>in</strong> Individuum<br />

durch die Embryogenese kommt?“<br />

Die Antwort lautet ganz klar: Ja. Große und Qu<strong>in</strong>t<br />

haben geme<strong>in</strong>sam mit zwei Doktoran<strong>den</strong> und<br />

zwei Bachelor-Stu<strong>den</strong>ten <strong>den</strong> molekularen Beweis<br />

erbracht, anhand von Gensequenzen der Ackerschmalwand<br />

(Arabidopsis thaliana). Durch Sequenzvergleiche<br />

konnten sie jedem der rund 28.000 Gene<br />

dieser Modellpflanze e<strong>in</strong> evolutionäres Alter zuweisen.<br />

Und im vergangenen Frühjahr wur<strong>den</strong> Daten<br />

verfügbar, die die Aktivität aller Gene <strong>in</strong> <strong>den</strong> ver-<br />

scientia halensis 4/2012 forschen und publizieren<br />

schie<strong>den</strong>en Stadien der Embryogenese beschreiben.<br />

E<strong>in</strong>e echte Herausforderung für die Bio<strong>in</strong>formatiker<br />

der MLU: Mehr als 200 Milliar<strong>den</strong> Sequenzvergleiche<br />

waren nötig, um die entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Zusammenhänge<br />

nachweisen zu können.<br />

Nun steht also fest: Tierische und pflanzliche Embryonen<br />

müssen, wenn ihr jeweiliger Bauplan<br />

angelegt wird, durch e<strong>in</strong> und dasselbe Nadelöhr<br />

schlüpfen - und sie tun das auf e<strong>in</strong> und dieselbe Art<br />

und Weise. Wie es dazu kommt, bleibt vorerst das<br />

geme<strong>in</strong>same Geheimnis von Tieren und Pflanzen.<br />

„Das ist unsere Herausforderung für die Zukunft:<br />

<strong>den</strong> Mechanismus zu entschlüsseln, der dafür sorgt,<br />

dass <strong>in</strong> der entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Phase die jungen Gene<br />

weitgehend abgeschaltet und die alten aktiv s<strong>in</strong>d“,<br />

erklärt Marcel Qu<strong>in</strong>t. „Wobei uns klar ist, dass sich<br />

viele Wissenschaftlicher weltweit dieser Herausforderung<br />

stellen wer<strong>den</strong>“, ergänzt Ivo Große. „Nicht<br />

nur Entwicklungsbiologen wer<strong>den</strong> das Geheimnis<br />

lüften wollen. Auch für Wissenschaftler, die die<br />

Entstehung von Biodiversität erforschen, damit wir<br />

Menschen sie besser schützen können, ist das e<strong>in</strong><br />

heißes Thema.“ Carsten Heckmann<br />

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„Nature“ unter dem<br />

Titel „A transcriptomic<br />

hourglass <strong>in</strong> plant embryogenesis“<br />

(DOI: 10.1038/<br />

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35


36 forschen und publizieren scientia halensis 4/2012<br />

personalia<br />

„Bagdad wiederzusehen<br />

war e<strong>in</strong> Schock“<br />

Die Entfernung zur Heimat kann nicht immer mit Kilometern beschrieben wer<strong>den</strong>. Sie ist für Dr. Hamid Jassim<br />

eher 33 Jahre weit. Solange ist es her, dass der Dozent für moderne arabische Literatur und Sprache aus dem<br />

Irak floh. Mit se<strong>in</strong>en Stu<strong>den</strong>ten diskutiert er über die Kultur und Geschichte e<strong>in</strong>es Landes, das ihm heute fremd<br />

sche<strong>in</strong>t.<br />

Seit 24 Jahren lehrt Hamid<br />

Jassim am Orientalischen<br />

Institut der MLU. (Foto:<br />

Michael Deutsch)<br />

Wie so viele Intellektuelle stand er damals als regimekritischer<br />

Autor und Journalist auf der Schwarzen<br />

Liste des Diktatoren-Regime Saddam Husse<strong>in</strong>s.<br />

Über <strong>den</strong> Schriftstellerverband durfte er 1979 <strong>in</strong> die<br />

damalige DDR e<strong>in</strong>reisen. Nach se<strong>in</strong>em Studium und<br />

der Promotion an der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität<br />

lehrt er seit 1988 als Dozent am Orientalischen In-<br />

stitut. Und er schreibt Gedichte mit dem Fleiß e<strong>in</strong>er<br />

Biene. Se<strong>in</strong>e Seele, die stets vom h<strong>in</strong>- und hergerissenen<br />

Herzen angetrieben wird, kann der Liebhaber<br />

arabischer Poesie am besten <strong>in</strong> Versen ausschütten.<br />

Mit funkeln<strong>den</strong> Augen erzählt er von Halle. „Halle<br />

ist im Grunde e<strong>in</strong> arabischer Name, ich erzähle das<br />

immer me<strong>in</strong>en Stu<strong>den</strong>ten“, überrascht er. „Das Wort


Halle bedeutet Helligkeit und ist bei uns e<strong>in</strong> beliebter<br />

Mädchenname.“ Doch es kommt noch besser.<br />

„Im Nor<strong>den</strong> des Iraks“, erzählt er weiter, „gibt es<br />

e<strong>in</strong>en Kurort mit e<strong>in</strong>er heilen<strong>den</strong> Wasserquelle. Und<br />

wissen sie, wie diese heißt? Saale.“ Als er damals mit<br />

diesen Bildern im Kopf nach Halle kam, war die Stadt<br />

als graue Diva im Chemiedreieck wenig hell. Auch<br />

die Saale war da eher e<strong>in</strong>e Enttäuschung.<br />

„Es mag seltsam kl<strong>in</strong>gen, ich träumte vom Sozialismus.<br />

Ich hatte Armut und Unrecht erlebt“, sagt Hamid<br />

Jassim. Geboren als Sohn e<strong>in</strong>er armen Bauernfamilie<br />

<strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z Karbala, nahe dem Euphrat,<br />

bestimmte harte Arbeit das Leben. K<strong>in</strong>dheit im<br />

glücklichen S<strong>in</strong>ne? – Fehlanzeige! Es herrschte Feudalherrschaft.<br />

„Ich musste als K<strong>in</strong>d mit ansehen, wie<br />

der Großgrundbesitzer me<strong>in</strong>en Vater auspeitschen<br />

ließ.“ Das war ke<strong>in</strong> Leben. Man sah sich gezwungen,<br />

nach Bagdad umzuziehen. Vom Feudalismus rutschte<br />

man <strong>in</strong> <strong>den</strong> Kapitalismus. Beim Vater, der fortan<br />

als fliegender Händler arbeitete, musste er als K<strong>in</strong>d<br />

weiter mit anpacken. Arbeit g<strong>in</strong>g immer vor. Doch<br />

es sollte e<strong>in</strong>e Weichenstellung geben, mit der sich<br />

Jassim vom vorgelebten Elend und vom allgegenwärtigen<br />

Analphabetismus befreien konnte. Mit<br />

sechs Jahren kam er auf e<strong>in</strong>e Koranschule, wo er<br />

lesen und schreiben lernte. Hier entdeckte er auch<br />

das Buch, dass se<strong>in</strong>e Phantasie und Vorliebe für Poesie<br />

anregte. Es war die Liebesgeschichte zwischen<br />

Paris und Helena aus der griechischen Mythologie<br />

der Ilias von Homer.<br />

Wissen bereichert und macht gierig auf mehr.<br />

Bald kam es zum Bruch mit dem Vater. „Er lehnte<br />

es ab, mich auf e<strong>in</strong>e staatliche Schule zu schicken.<br />

Doch ich wechselte ohne se<strong>in</strong> Wissen“, erzählt der<br />

Arabistik-Dozent. Es sollte e<strong>in</strong> Bruch für immer se<strong>in</strong>.<br />

Nie wieder sah er <strong>den</strong> Vater und war als Schüler der<br />

sechsten Klasse <strong>in</strong> allen Lebensbelangen auf sich<br />

alle<strong>in</strong> gestellt. Mit Jobs habe er sich über Wasser<br />

„Ich habe gespürt,<br />

dass ich me<strong>in</strong>e Heimat<br />

für immer verloren habe“<br />

gehalten, es gelang ihm auch, se<strong>in</strong> Studium der Literaturwissenschaft<br />

<strong>in</strong> der arabischen Sprache zu f<strong>in</strong>anzieren.<br />

Die Karriere war vorgezeichnet. Als Journalist<br />

der Bagdader Rundfunk- und Fernsehstation,<br />

als <strong>in</strong>tellektueller Autor und Vorstandsmitglied im<br />

irakischen Schriftstellerverband begann er immer<br />

mehr, auch se<strong>in</strong>e modernen politischen Ansichten<br />

<strong>in</strong> Tageszeitungen zu veröffentlichen. 1976 kam<br />

es zwischen Intellektuellen und <strong>den</strong> Politkern der<br />

Baath-Partei zum Eklat. „Fortan stand ich auf der<br />

Schwarzen Liste.“<br />

Zurück zur DDR. „Ich habe hier nach me<strong>in</strong>er Ankunft<br />

schnell bemerkt, dass auch dieser Sozialismus nicht<br />

me<strong>in</strong> Traum ist. Ich b<strong>in</strong> aber dankbar für das Studium<br />

außerhalb des Iraks. Ich lernte dadurch, me<strong>in</strong>e<br />

Kultur, die Geschichte me<strong>in</strong>es Landes ganz anders<br />

zu betrachten“, sagt er. Erst 2004, nach 25 Jahren,<br />

war er wieder im Irak. „Bagdad wiederzusehen,<br />

war für mich e<strong>in</strong> Schock. Ich habe gespürt, dass ich<br />

me<strong>in</strong>e Heimat für immer verloren habe“, sagt Hamid<br />

Jassim. Die Veränderungen durch das Regime, das<br />

Embargo und die s<strong>in</strong>nlosen Kriege waren fatal. Das<br />

Leben, das Bild der Stadt und der Geist der Menschen<br />

hätten sich im negativen S<strong>in</strong>ne verändert. Es<br />

gebe e<strong>in</strong>e Rückkehr zur Religion, aber nicht im S<strong>in</strong>ne<br />

der Aufklärung. „Als ich damals <strong>in</strong> Bagdad studierte,<br />

trug an der Uni kaum e<strong>in</strong>e Stu<strong>den</strong>t<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Kopftuch.<br />

Jetzt s<strong>in</strong>d fast alle Frauen verschleiert. Ja, es ist e<strong>in</strong><br />

gna<strong>den</strong>los strenger Glaube übers Land gezogen“,<br />

beschreibt er es düster. „Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e der nobleren<br />

Gegen<strong>den</strong>, wo früher Sunniten, Schiiten, Christen<br />

zusammenlebten, s<strong>in</strong>d die emanzipierten Menschen<br />

von früher verschwun<strong>den</strong>. Me<strong>in</strong>e Frau war auf e<strong>in</strong>mal<br />

die e<strong>in</strong>zige, die ohne Kopftuch lief. Und es ist<br />

schon irgendwie komisch, als sie nach vier Tagen<br />

zu mir sagte: Hamid lass uns nachhause, nach Halle<br />

zurückkehren. Ich fühle mich hier fremd.“<br />

scientia halensis 4/2012 personalia<br />

Dr. Hamid Jassim<br />

37


38 personalia scientia halensis 4/2012<br />

Neue Stadt? Neues Leben? Neue Wohnung!<br />

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Hamid Jassim fordert für se<strong>in</strong>e Heimat geistige Modernisierung<br />

und Aufklärung, ebenso die Trennung<br />

zwischen Staat und Kirche. In e<strong>in</strong>em arabischen<br />

Artikel schrieb er jüngst „Säkularisierung ist e<strong>in</strong><br />

Gottesgeschenk für se<strong>in</strong>e Religionen.“ Warum?<br />

Natürlich weil er se<strong>in</strong>e Religionen damit vor der<br />

Vormundschaft des Klerus rettet. „Die Botschaft<br />

der Religion kann nur Menschlichkeit se<strong>in</strong>. Das gilt<br />

auch für <strong>den</strong> Islam.“ Und wenn er als Dozent heute<br />

mit Stu<strong>den</strong>ten spricht, versucht er die geschichtliche<br />

und kulturelle Entwicklung se<strong>in</strong>er Heimat stets <strong>in</strong><br />

Kontext mit politischen und religiösen Ersche<strong>in</strong>ungen<br />

zu stellen. Der Arabistik-Dozent drückt sich<br />

nicht vor Diskussionen. Auch zum Thema Integration<br />

hat er e<strong>in</strong>e klare Me<strong>in</strong>ung. „Sie ist ke<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>nahmung,<br />

ke<strong>in</strong>e Zerstörung der eigenen I<strong>den</strong>tität. Wer<br />

das behauptet, liegt falsch. Die Begegnung mit e<strong>in</strong>er<br />

anderen Kultur kann natürlich e<strong>in</strong> Schock se<strong>in</strong>. Dabei<br />

verliert man etwas, gew<strong>in</strong>nt aber auch etwas h<strong>in</strong>zu“,<br />

sagt er. Das größte H<strong>in</strong>dernis sei die Unwissenheit.<br />

Viele Auswanderer s<strong>in</strong>d modern, gut ausgebildet<br />

und aufgeklärt - bei anderen, vor allem die aus<br />

ländlichen Gegen<strong>den</strong> kommen, sei das umgekehrt.<br />

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Sie neigten <strong>in</strong> der Fremde gern dazu, sich Landsleute<br />

zu suchen und sich abzukapseln. „Ich würde mir<br />

wünschen, dass e<strong>in</strong>e Bewegung <strong>in</strong> Schwung kommt,<br />

bei der moderne, aufgeklärtere Ausländer ihre weniger<br />

erfolgreicheren Landsleute auf dem Weg der<br />

Integration mitnehmen. Aber auch auf der anderen<br />

Seite muss man um<strong>den</strong>ken. Der Terrorismus hat<br />

alles schwieriger gemacht. Und ich habe Verständnis,<br />

dass unter e<strong>in</strong>igen Deutschen die Neigung zu<br />

Vorurteilen floriert.“<br />

Jassim, der auf so viele Sachen e<strong>in</strong>e Antwort weiß,<br />

muss bei e<strong>in</strong>er Zahl passen: bei se<strong>in</strong>em Alter. „Ich<br />

weiß nicht, wann ich geboren wurde“, sagt er. Iraker,<br />

die zu se<strong>in</strong>er Zeit auf dem Lande <strong>in</strong> armen Umstän<strong>den</strong><br />

zur Welt kamen, wur<strong>den</strong> später zur Volkszählung<br />

geschätzt. Demnach sei er jetzt 65 Jahre.<br />

Der Meister der Poesie hat se<strong>in</strong>en Geburtstag nie<br />

gefeiert, erst <strong>in</strong> Deutschland – wie schön. „Schön?“,<br />

fragt Hamdi Jassim zurück und beg<strong>in</strong>nt zu lächeln.<br />

„Wissen sie, als ich die Geburtstage noch nicht gezählt<br />

habe, hatte ich das Gefühl, dass ich ewig lebe.“<br />

Michael Deutsch


Daniel Cyranka erforscht die moderne Religionsgeschichte<br />

„Die Religionswissenschaft bietet e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Anknüpfungspunkten für heutige Debattenlagen“,<br />

sagt Dr. Daniel Cyranka, der zum 1. August 2012<br />

dem Ruf auf die Professur für Religionswissenschaft<br />

und Interkulturelle Theologie an der halleschen<br />

Universität gefolgt ist. Se<strong>in</strong> fachliches Spezialgebiet<br />

widmet sich der modernen Religionsgeschichte.<br />

„Besonders spannend ist die Beobachtung, dass<br />

oftmals völlig disparat beschriebene Phänomene<br />

<strong>in</strong> historisch zusammenhängen<strong>den</strong> Diskurslagen zu<br />

f<strong>in</strong><strong>den</strong> s<strong>in</strong>d. Man nehme etwa <strong>den</strong> Zusammenhang<br />

von Religion, Wissenschaft und Esoterik im 19.<br />

Jahrhundert.“ Daniel Cyranka wurde 1969 <strong>in</strong> Crivitz<br />

(Mecklenburg) geboren. Nach dem Theologiestudium<br />

war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

an der Theologischen Fakultät der MLU tätig und<br />

wurde hier 2004 promoviert mit dem Thema „Less<strong>in</strong>g<br />

im Re<strong>in</strong>karnationsdiskurs“. In <strong>den</strong> Jahren 2006<br />

bis 2011 hatte er das Amt als Studien<strong>in</strong>spektor am<br />

Evangelischen Studienhaus Halle (Ev. Konvikt) <strong>in</strong>ne,<br />

daneben erfüllte er e<strong>in</strong>en Lehrauftrag für das Fach<br />

Universitätsarchiv mit neuem Leiter<br />

Dr. Michael Ruprecht ist der neue Leiter des halleschen<br />

Universitätsarchivs. Der 33-jährige Alumnus<br />

der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität kehrte im August aus<br />

Regensburg <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Heimatstadt zurück. „Mich reizen<br />

die Herausforderungen, die es <strong>in</strong> <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong><br />

Jahren zu bewältigen gilt – und natürlich die<br />

e<strong>in</strong>zigartigen Bestände des Archivs", sagt Michael<br />

Ruprecht. „Ich b<strong>in</strong> dankbar dafür, dass ich me<strong>in</strong>e<br />

neue Aufgabe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt wahrnehmen darf, der<br />

ich mich sehr verbun<strong>den</strong> fühle."<br />

Ruprecht leitete bis Juli das Universitätsarchiv Regensburg.<br />

Von 2009 bis 2011 war er im Landesarchiv<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen tätig. Er studierte an der<br />

MLU Geschichte, Historische Hilfswissenschaften<br />

und Prähistorische Archäologie und wurde 2009<br />

promoviert. In se<strong>in</strong>er Dissertation beschäftigte er<br />

sich mit Stiftungen im mittelalterlichen Halle. Der<br />

Archivar ist verheiratet und Vater e<strong>in</strong>er zweijährigen<br />

Tochter. ch<br />

Religionswissenschaft an der Uni. Se<strong>in</strong>e Habilitationsschrift<br />

„Studien zum deutschen Mohammed-<br />

Bild im 18. Jahrhundert“ legte er 2010 vor. Zuletzt<br />

war er Fachreferent im Landeskirchenamt der Evangelischen<br />

Kirche <strong>in</strong> Mitteldeutschland (EKM), Erfurt.<br />

„Besonders reizvoll an me<strong>in</strong>er neuen Aufgabe ist<br />

es, an der Grenze zwischen evangelischer Theologie<br />

und anderen religionsbezogenen Wissenschaften<br />

zu arbeiten und unterschiedliche Perspektiven <strong>in</strong><br />

Forschung und Lehre aufe<strong>in</strong>ander zu beziehen“,<br />

me<strong>in</strong>t Cyranka. Hervorragend könne er dafür <strong>in</strong><br />

Halle die etablierten Forschungsschwerpunkte, die<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>ären Zentren und erstklassigen Quellenbestände<br />

nutzen.<br />

Der verheiratete Vater dreier K<strong>in</strong>der Emil (13), Alfred<br />

(11) und Lilly Mathilde (6) versucht, sich <strong>in</strong> der<br />

noch außerhalb des Schreibtischs und des Hörsaals<br />

verbleiben<strong>den</strong> Zeit möglichst oft im Freien zu bewegen.<br />

Das kann durchaus auch <strong>in</strong> der Stadt se<strong>in</strong>,<br />

und dabei verstärkt sich der positive E<strong>in</strong>druck „Halle<br />

verändert“. Ute Olbertz<br />

scientia halensis 4/2012 personalia<br />

Prof. Dr. Daniel Cyranka<br />

Sem<strong>in</strong>ar für Religionswissenschaft<br />

und Interkulturelle<br />

Theologie<br />

E-Mail: daniel.cyranka@<br />

theologie.uni-halle.de<br />

Dr. Michael Rupprecht<br />

(Foto: Maike Glöckner)<br />

39


40 personalia scientia halensis 4/2012<br />

Verbales Porträt e<strong>in</strong>es Zeitgenossen … Unzählige Varianten des Fragebogens, der durch die Antworten von<br />

Marcel Proust so berühmt gewor<strong>den</strong> ist, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>den</strong> Medien (FAZ, Forschung & Lehre, UNICUM etc.) zu<br />

f<strong>in</strong><strong>den</strong>. scientia halensis spielt ebenfalls mit. Diesmal ist unser Match-Partner Dr. Hagen F<strong>in</strong>deis, wissenschaftlicher<br />

Koord<strong>in</strong>ator der Graduiertenschule „Gesellschaft und Kultur <strong>in</strong> Bewegung“.<br />

Bild rechts: Dr. Hagen<br />

F<strong>in</strong>deis vor dem Standort<br />

der Graduiertenschule<br />

„Gesellschaft und Kultur <strong>in</strong><br />

Bewegung“, Reichardtstraße<br />

6 (Foto: Maike Glöckner)<br />

Dr. Hagen F<strong>in</strong>deis<br />

1 | Warum leben Sie <strong>in</strong> Halle und nicht anderswo?<br />

Das hat sich aus der Chancenstruktur des<br />

Arbeitsmarktes so ergeben. Aber seit ich <strong>in</strong> Halle<br />

arbeite, habe ich die Stadt schätzen gelernt.<br />

2 | Wenn nicht Wissenschaftler, was wären<br />

Sie dann gewor<strong>den</strong>? Das weiß ich nicht. Die<br />

Berufsf<strong>in</strong>dung ist bekanntlich schwer planbar. Ich<br />

habe auch nicht damit gerechnet, dass ich mal im<br />

Wissenschaftsmanagement lande.<br />

3 | Was war an Ihrer Studienzeit am besten?<br />

Das war für mich <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>e<br />

großartige Zeit. Als Schüler <strong>in</strong> der DDR stand ich<br />

mit me<strong>in</strong>en Ansichten oft alle<strong>in</strong> da. 1986 kam ich<br />

dann zum Studium nach Leipzig und traf dort auf<br />

Gleichges<strong>in</strong>nte. Das war e<strong>in</strong> Aufbruch, politisch,<br />

persönlich und später auch <strong>in</strong>tellektuell. Diese<br />

Zeit hat mich geprägt.<br />

4 | Welchen Rat fürs Überleben wür<strong>den</strong> Sie<br />

Stu<strong>den</strong>ten geben? Naja, also fürs Überleben<br />

empfehle ich Freundschaften zu schließen und<br />

substantielle geistige Nahrung zu sich zu nehmen.<br />

Und fürs Studieren empfehle ich, sich auf se<strong>in</strong>e<br />

Neugier zu verlassen und nicht gleich auf die berufliche<br />

Verwertbarkeit zu schielen. Wissenschaft<br />

ist e<strong>in</strong> mühseliges Geschäft, das neben Neugier<br />

auch e<strong>in</strong>en langen Atem erfordert. Das Studium,<br />

zumal das <strong>in</strong> Deutschland noch beträchtlich<br />

alimentierte, ist aber auch e<strong>in</strong> Moratorium, <strong>in</strong><br />

dem man sich noch relativ gefahrlos ausprobieren<br />

kann.<br />

5 | Wenn Sie Rektor e<strong>in</strong>er Universität wären,<br />

was wür<strong>den</strong> Sie als erstes tun?<br />

Der Universität e<strong>in</strong>e Blut-Schweiß-und-Tränen-<br />

Rede halten, <strong>in</strong> der klare Kriterien für die Berufungspolitik<br />

der nächsten Jahre sowie für e<strong>in</strong>e<br />

nachhaltige Förderung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses, über die Promotionsphase h<strong>in</strong>aus,<br />

angekündigt wer<strong>den</strong>.<br />

6 | Was ist für Sie die erste Aufgabe der Wissenschaft?<br />

Wissenschaft hat die Aufgabe, bestehendes<br />

Wissen zu überprüfen und neues Wissen<br />

zu produzieren. Sie operiert im Medium der<br />

Wahrheitsf<strong>in</strong>dung und unterscheidet sich von anderen<br />

Formen der Erkenntnis durch das Kriterium<br />

methodisch kontrollierter Nachvollziehbarkeit.<br />

7 | Was haben Intelligenz und Menschlichkeit<br />

mite<strong>in</strong>ander zu tun? Da gibt es leider ke<strong>in</strong>en<br />

kausalen Zusammenhang. Intelligenz ist messbar<br />

und wird nach ihrem <strong>in</strong>strumentellen Wert beurteilt,<br />

während Menschlichkeit sich elementaren<br />

Erfahrungen verdankt.


8 | Worüber ärgern Sie sich am meisten? Wenn<br />

Macht mehr zählt als Argumente und sich gegenüber<br />

Kritik abschirmt.<br />

9 | Was br<strong>in</strong>gt Sie zum Lachen? Me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der<br />

und die Absurditäten des Alltags.<br />

10 | Was schätzen Sie an Ihren Freun<strong>den</strong>? Aufrichtigkeit.<br />

11 | Wo sehen Sie Ihre Stärken? Analytisches<br />

Denken, Kommunikationsfähigkeit.<br />

12 | Was erwarten Sie von der Zukunft?<br />

Dass sie erträglich wird.<br />

13 | Woran glauben Sie? Freiheit ist für mich<br />

e<strong>in</strong> hoher Wert. Sie auszuhalten und verantwortlich<br />

zu gestalten, erfordert Selbstdiszipl<strong>in</strong>.<br />

Aber man soll es damit auch nicht übertreiben.<br />

Ich glaube, dass man die wichtigsten D<strong>in</strong>ge oder<br />

Erfahrungen im Leben nicht aus eigener Kraft erreichen<br />

kann. Sie wer<strong>den</strong> e<strong>in</strong>em geschenkt oder<br />

kommen als Schicksal über e<strong>in</strong>en. Es kommt<br />

darauf an, sich ihnen zu stellen.<br />

14 | Welchen bedeuten<strong>den</strong> Menschen unserer<br />

Zeit hätten Sie gern als Gesprächspartner?<br />

Die Menschen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Umgebung s<strong>in</strong>d mir<br />

bedeutend genug.<br />

15 | Wer war oder ist (bisher) für Sie der wichtigste<br />

Mensch <strong>in</strong> Ihrem Leben? Me<strong>in</strong>e Frau.<br />

16 | Welchen Ort der Welt möchten Sie unbed<strong>in</strong>gt<br />

kennen lernen? Diese Frage war für mich<br />

vor dem Mauerfall von großer Bedeutung, weil<br />

damals die Möglichkeit freien Reisens nicht bestand.<br />

Heute h<strong>in</strong>gegen, wo man im Pr<strong>in</strong>zip je<strong>den</strong><br />

Ort der Welt kennen kann, ist mir diese Frage<br />

nicht mehr so wichtig. Mir genügt die Existenz der<br />

Möglichkeit.<br />

17 | Womit verbr<strong>in</strong>gen Sie Ihre Freizeit am<br />

liebsten? Mit me<strong>in</strong>er Familie oder Freun<strong>den</strong> zu<br />

wandern und mich dabei zu unterhalten. Auch<br />

Bootfahren und Schwimmen. Auf dem Wasser<br />

fühle ich mich mit der Welt mehr verbun<strong>den</strong> als<br />

am Schreibtisch – das „ozeanische Gefühl“.<br />

18 | Was wären Ihre drei Bücher für die Insel?<br />

Die Bibel, Camus´ Mythos von Sisyphos und das<br />

Tagebuch für me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der.<br />

19 | Wenn Sie e<strong>in</strong>en Wunsch frei hätten …?<br />

Dann <strong>den</strong>, weniger zu wünschen.<br />

20 | Ihr Motto? „Wir müssen uns Sisyphos als<br />

e<strong>in</strong>en glücklichen Menschen vorstellen.“<br />

scientia halensis 4/2012 personalia<br />

Aus der Vita<br />

Geboren am 19. 8. 1966<br />

<strong>in</strong> Wermsdorf (Sachsen).<br />

Verheiratet, vier K<strong>in</strong>der<br />

1986 – 1991 Studium<br />

der Ev. Theologie an der<br />

Universität Leipzig<br />

2000: Promotion zum Dr.<br />

phil., anschließend wiss.<br />

Mitarbeiter am Lehrstuhl<br />

für Wirtschaftspolitik der<br />

Universität Magdeburg<br />

seit 2005 wissenschaftlicher<br />

Koord<strong>in</strong>ator<br />

der Graduiertenschule<br />

„Gesellschaft und Kultur<br />

<strong>in</strong> Bewegung“, seit 2011<br />

auch des gleichnamigen<br />

Forschungsschwerpunkts<br />

der MLU<br />

W<strong>in</strong>tersemester 2012/<br />

2013 Brown Foundation<br />

Fellow und Visit<strong>in</strong>g<br />

Professor of International<br />

and Global Studies <strong>in</strong><br />

Sewanee, University of the<br />

South, USA<br />

41


42 zeitgeist scientia halensis 4/2012<br />

Der Zeitgeist, Jahrgang<br />

1760, tauchte zuerst bei<br />

Johann Gottfried Herder<br />

auf. Auch Johann Wolfgang<br />

von Goethe setzte<br />

ihm e<strong>in</strong> Denkmal, <strong>in</strong>dem<br />

er Faust vom „Geist der<br />

Zeiten“ sprechen ließ.<br />

Inzwischen wirkt er -<br />

unübersetzt oder als „spirit<br />

of the times“ - längst auch<br />

<strong>in</strong> der englischsprachigen<br />

Welt.<br />

Geschenke, die das Leben schöner machen: Süßigkeiten,<br />

Brezeln und süße Buchstaben lockten e<strong>in</strong>st<br />

zum Spielen mit Klanghölzern, zum Umgraben des<br />

Schulgartens und zum Toben im Sportunterricht. Oft<br />

fallen die Anreize heute e<strong>in</strong> wenig üppiger aus: Fahrräder,<br />

Kle<strong>in</strong>wagen, Helikopter. Ich habe schon seit<br />

längerem die Vermutung, dass das ABC schwerer<br />

gewor<strong>den</strong> se<strong>in</strong> muss. Prall gefüllte Zuckertüten und<br />

etliche Beigaben entreißen die angehen<strong>den</strong> Schüler<br />

<strong>den</strong> klebrig-süßen Armen des K<strong>in</strong>dergartens. Ihr Dase<strong>in</strong><br />

müssen sie von nun an auf harten Holzstühlen<br />

fristen und: „Stillsitzen und zuhören!“ – Der Ernst<br />

des Lebens beg<strong>in</strong>nt.<br />

Willkommensgaben auch nach dem Schulabschluss:<br />

Notebooks und Fahrräder <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>-Waal, Bahncards<br />

<strong>in</strong> Potsdam, e<strong>in</strong> Semester mietfrei wohnen <strong>in</strong> Frankfurt<br />

an der Oder. Den Übergang vom Schüler-Dase<strong>in</strong><br />

zum Stu<strong>den</strong>tenleben federt die Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität<br />

lediglich mit e<strong>in</strong>em Gutsche<strong>in</strong>heft im Wert<br />

von 300 Euro ab, hübsch verpackt <strong>in</strong> weiß-magentafarbenen<br />

„stu<strong>den</strong>ts welcome bags“ – Orientierungshilfen<br />

und Infomaterial <strong>in</strong>klusive. Haben die<br />

süßen Kle<strong>in</strong>en die „Heiligen Hallen“ der Universität<br />

betreten, wer<strong>den</strong> Selbstständigkeit, Strebsamkeit<br />

Dr. Usus Zeitgeist<br />

der ernst des lebens<br />

Zeichnung: Oliver Weiss<br />

und Lernbereitschaft vorausgesetzt. Von nun an<br />

heißt es: „Stillsitzen, zuhören und mit<strong>den</strong>ken!“ – Der<br />

Ernst des Lebens beg<strong>in</strong>nt.<br />

Von der Zimmerpflanze bis zum Dienstwagen: nach<br />

dem Studium können die Anreize recht unterschiedlich<br />

ausfallen. Zum e<strong>in</strong>en die für <strong>den</strong> verschmähten<br />

Geisteswissenschaftler, der im Überangebot der Arbeitskräfte<br />

das unterirdische Angebot des Marktes<br />

wahrnehmen muss. Zum anderen die Lockmittel<br />

für <strong>den</strong> gefragten Ingenieur, der sich vom Speichel<br />

der Großfirmen, die sich die F<strong>in</strong>ger nach ihm lecken,<br />

befreien muss. Im Büro, Labor oder auf dem Arbeitsamt<br />

heißt es nun: Verantwortung übernehmen<br />

und „Stillsitzen, zuhören, mit<strong>den</strong>ken und mitre<strong>den</strong>!“<br />

– Der Ernst des Lebens beg<strong>in</strong>nt.<br />

Seniorenteller, Leselupe und High-Tech-Hörgerät:<br />

Hat man 40 Jahre harter Arbeit h<strong>in</strong>ter sich gebracht,<br />

s<strong>in</strong>d die Anreize für <strong>den</strong> nächsten Lebensabschnitt<br />

fast unüberschaubar. Und es wer<strong>den</strong> immer mehr.<br />

Ke<strong>in</strong> Wunder, die Zielgruppe wächst ja stetig mit.<br />

Im Angesicht des Lebensabends gilt: Verantwortung<br />

abgeben und „Zuhören, <strong>den</strong>ken, re<strong>den</strong> und machen.<br />

Lassen.“ – Im Ernst.


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