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FLINTENLÄUFE - Schweizer Jäger

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Grey Owl und der<br />

Schutz der Biber<br />

Gegen die letztlich doch noch<br />

drohende Ausrottung der Biber in<br />

Kanada hat, wie Bernhard Grzimek<br />

erwähnt, «besonders der Indianer<br />

oder Halbindianer Wäschakwonnesin<br />

(Grau-Eule) in vielen<br />

Aufsätzen, Vorträgen und Büchern<br />

gewirkt.» Dieses Zitat lässt aufhorchen<br />

und nachfragen, wer dieser<br />

Mann war.<br />

Archibald Stansfield Belany<br />

wurde 1888 in Hastings/England<br />

geboren und in seinen Adern floss<br />

kein Tropfen indianischen Blutes.<br />

Jedoch war er von der Natur und<br />

vom Leben der Indianer und Trapper,<br />

das er in den heimatlichen Wäldern<br />

nachzuahmen versuchte, so<br />

sehr fasziniert, dass ihm seine Tanten,<br />

bei denen er wegen der zerrütteten<br />

elterlichen Familienverhältnisse<br />

aufwuchs, im Alter von 18<br />

Jahren schliesslich die Überfahrt<br />

nach Kanada finanzierten. Er gelangte<br />

mit einem alten Trapper zu<br />

den Ojibway-Indianern im Norden<br />

Ontarios, bei denen er einige Jahre<br />

blieb und den Namen «Wa-shaquon-asin»<br />

erhielt, was mit «Vogel,<br />

der nachts wandert» zu übersetzen<br />

wäre. Belany heiratete eine Frau<br />

des Stammes, landete aber im ersten<br />

Weltkrieg schwer verwundet<br />

durch Zufall in einem Lazarett in<br />

seiner englischen Heimatstadt. Dort<br />

heiratete er wiederum, nämlich eine<br />

Engländerin, die dies aber annullieren<br />

liess, nachdem sie von ihm<br />

selbst, der inzwischen allein nach<br />

Kanada zurückgekehrt war, von der<br />

noch bestehenden Ehe mit der Ojibway-Squaw<br />

erfahren hatte. «Grey<br />

Owl» aber heiratete alsbald noch<br />

ein drittes Mal, jedoch nur in einer<br />

indianischen Zeremonie, eine sechzehn<br />

Jahre jüngere Mohawk-Indianerin,<br />

mit der er als Fallensteller<br />

in die nördlichen Wälder zog. Und<br />

dort trat dann tatsächlich jenes Ereignis<br />

ein, das in vielen Büchern<br />

über ihn erwähnt wird und ihn vom<br />

Fallensteller zur Leitfigur des Tier-<br />

und Naturschutzes in Kanada werden<br />

liess.<br />

Der Fund zweier Biberwaisen,<br />

deren Mutter er gefangen hatte, und<br />

das Drängen seiner Frau Anahareo,<br />

die Kleinen aufzuziehen, brachte<br />

ihn dazu, das Trapperleben aufzu-<br />

geben und statt dessen zum Schutz<br />

der gefährdeten Bestände eine Biberkolonie<br />

zu gründen. Dies wurde<br />

unter erheblichen Schwierigkeiten<br />

im Norden von New Brunswick<br />

in Angriff genommen und gleichzeitig<br />

schrieb er, sich ausdrücklich<br />

als Halbindianer, nämlich als Sohn<br />

eines Schotten und einer Apache-<br />

Indianerin darstellend, seine erste<br />

Naturerzählung für eine englische<br />

Zeitschrift. Auf Anhieb wurde der<br />

Beitrag angenommen, er darüber<br />

hinaus zum Schreiben seiner Autobiographie<br />

aufgefordert und schon<br />

bald war sein Name nicht nur in seiner<br />

eigentlichen Heimat England,<br />

sondern auch in seiner Wahlheimat<br />

Kanada sehr bekannt.<br />

Er wurde Mitarbeiter der kanadischen<br />

Nationalparkverwaltung, baute<br />

im Prince-Albert-Nationalpark<br />

in Saskatchewan eine Biberkolonie<br />

auf, schrieb weitere Geschichten,<br />

darunter das in Deutschland seinerzeit<br />

sehr populäre Buch «Sajo und<br />

ihre Biber», und reiste zu Vorträgen<br />

durch das Land. Erst 50 Jahre alt,<br />

starb Grey Owl 1938 in seiner Hütte<br />

am Ajawaan-Lake an einer Lungenentzündung.<br />

Sein Leben faszinierte<br />

sogar den berühmten britischen<br />

Filmregisseur Sir Richard Attenborough<br />

so sehr, dass er im Jahre 2000<br />

einen Film daraus machte; trotz des<br />

Einsatzes von «James Bond» Pierce<br />

Brosnan in der Titelrolle und hervorragender<br />

Naturaufnahmen blieb<br />

dem Streifen der Erfolg allerdings<br />

versagt.<br />

Biber in der Schweiz<br />

Doch nun aus den Weiten Kanadas<br />

noch einmal zurück nach Europa<br />

und in die Schweiz. Nachdem,<br />

wie erwähnt, im Jahre 1805 bei Basel<br />

der letzte <strong>Schweizer</strong> Biber gesichtet<br />

worden sein soll, gab es in<br />

der Eidgenossenschaft für ziemlich<br />

genau 150 Jahre keinen einzigen<br />

frei lebenden Biber mehr. Beginnend<br />

im Jahre 1956 wurden sodann<br />

auf Initiative des damaligen Direktors<br />

des Zoos in Le Vaud, Erwin<br />

Meier, im Rahmen eines zwar kantonsübergreifenden,<br />

aber dennoch<br />

von einzelnen Gruppen getragenen<br />

Projekts bis 1977 insgesamt genau<br />

141 Tiere aus Norwegen, Frankreich<br />

und Russland in 27 verschiedene<br />

Biotope ausgewildert. Im Ein-

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