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Dem Gold in den Schweizer Alpen auf der Spur - Shinguz.ch

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<strong>der</strong> goldhaltigen Quarza<strong>der</strong>n ergab dagegen, dassdie jüngsten A<strong>der</strong>n erst vor 10 Millionen Jahrenentstan<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d. Die wässrigen Lösungen <strong>der</strong>Magmaherde hätten also 16 Millionen Jahre undno<strong>ch</strong> länger <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erdkruste verharren müssen,ehe <strong>Gold</strong> und Quarz auskristallisierten. Das hältPettke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em si<strong>ch</strong> dynamis<strong>ch</strong> entwickeln<strong>den</strong> Gebirgsgürtelaber für sehr unwahrs<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>li<strong>ch</strong>.Pettke musste si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Quelle fürdie wässrige Lösung und das <strong>Gold</strong> umsehen. <strong>Dem</strong>Geologen gelang es, Reste <strong>der</strong> Lösung zu isolieren,die <strong>in</strong> dem <strong>Gold</strong> und <strong>den</strong> assoziierten Quarzkristallenals mikroskopis<strong>ch</strong> kle<strong>in</strong>e Tröpf<strong>ch</strong>en bei<strong>der</strong> Kristallisation e<strong>in</strong>ges<strong>ch</strong>lossen wor<strong>den</strong> waren. Indieser Lösung bestimmte er das Verhältnis <strong>der</strong>Strontium­ und Blei­Isotope. Diese Verhältnissekönnen wie e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>gerabdruck als I<strong>den</strong>titätsmerkmal<strong>der</strong> wässrigen Lösung verwendet wer<strong>den</strong>. E<strong>in</strong>Verglei<strong>ch</strong> mit dem «F<strong>in</strong>gerabdruck» an<strong>der</strong>er Geste<strong>in</strong>ekönnte die Quelle <strong>der</strong> Wässer <strong>auf</strong>decken.Do<strong>ch</strong> <strong>der</strong> «F<strong>in</strong>gerabdruck» <strong>der</strong> wässrigen Lösungpasste zu ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong> umliegen<strong>den</strong> Geste<strong>in</strong>e. Pettkekam daher zum S<strong>ch</strong>luss, dass <strong>der</strong> Ursprung <strong>der</strong>Flüssigkeit <strong>in</strong> S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten zu su<strong>ch</strong>en ist, die tiefer <strong>in</strong><strong>der</strong> Erdkruste versteckt s<strong>in</strong>d.Seismis<strong>ch</strong>e Daten zeigten, dass die <strong>in</strong> Frage kommen<strong>den</strong>Geste<strong>in</strong>e erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tiefe von m<strong>in</strong>destenszehn Kilometern zu erwarten s<strong>in</strong>d. Dort bef<strong>in</strong>detsi<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e Abfolge zusammengefalteter S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tenaus Bündners<strong>ch</strong>iefer und ehemaligem Meeresbo<strong>den</strong>des «Urmittelmeeres» Tethys. Da <strong>der</strong>S<strong>ch</strong>iefer als im Meer abgelagertes Sedimentgeste<strong>in</strong>kaum <strong>Gold</strong> enthält, kommt als Quelle desEdelmetalles nur no<strong>ch</strong> <strong>der</strong> aus Basalt zusammengesetzteMeeresbo<strong>den</strong> <strong>in</strong> Frage. Zur Freude Pettkeszeigte das Verhältnis <strong>der</strong> vers<strong>ch</strong>ie<strong>den</strong>en Blei­Isotope, dass das <strong>Gold</strong> aus <strong>den</strong> Quarza<strong>der</strong>n tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>aus diesen Basalten stammen könnte.Aber woher kam das Wasser, <strong>in</strong> dem die M<strong>in</strong>eraliengelöst waren? Theoretis<strong>ch</strong> könnte Wasser von<strong>der</strong> Erdoberflä<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> Spalten <strong>in</strong> die Tiefe gelangtse<strong>in</strong> und dort Stoffe <strong>in</strong>klusive <strong>Gold</strong> <strong>auf</strong>genommenhaben. Do<strong>ch</strong> die Edelgaszusammensetzungvon Wasser aus Flüssen und Meeren sowie vonGrundwasser hat ke<strong>in</strong>erlei Geme<strong>in</strong>samkeit mit <strong>der</strong>jenigen<strong>der</strong> wässrigen Lösung, die Pettke aus <strong>den</strong><strong>Gold</strong>kristallen isoliert hatte. Das Wasser muss daherebenfalls aus <strong>der</strong> Tiefe gekommen se<strong>in</strong>. Dortist Wasser aber nur <strong>in</strong> <strong>den</strong> Kristallgittern bestimmterM<strong>in</strong>eralien vorhan<strong>den</strong>. Dieses Kristallwasserkann allerd<strong>in</strong>gs unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungenfreigesetzt wer<strong>den</strong>. Beim radioaktiven Zerfall vonElementen entsteht nämli<strong>ch</strong> Wärme, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> unterenErdkruste ni<strong>ch</strong>t entwei<strong>ch</strong>en kann. Die immergrösser wer<strong>den</strong>de Hitze sorgt mit <strong>der</strong> Zeit dafür,dass si<strong>ch</strong> die geste<strong>in</strong>sbil<strong>den</strong><strong>den</strong> M<strong>in</strong>eralien umwandeln.E<strong>in</strong>e sol<strong>ch</strong>e Umwandlung hat laut Pettke au<strong>ch</strong> <strong>der</strong>Bündners<strong>ch</strong>iefer erfahren, <strong>in</strong> dem ursprüngli<strong>ch</strong>grosse Mengen an Tonm<strong>in</strong>eralien e<strong>in</strong>gelagert waren,die rei<strong>ch</strong> an im Kristallgitter gebun<strong>den</strong>em Wassers<strong>in</strong>d. Bei e<strong>in</strong>er Erhitzung kommt es bei 400 bis600 Grad Celsius zu Entwässerungsreaktionen,wobei die Tonm<strong>in</strong>eralien zu Glimmer umgewandeltwer<strong>den</strong>. Dabei wird Kristallwasser freigesetzt. DasGeste<strong>in</strong> beg<strong>in</strong>nt regelre<strong>ch</strong>t zu «s<strong>ch</strong>witzen». DiesesWasser sammelt si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> Hohlräumen und Spaltenan und steigt <strong>auf</strong>. Dabei nimmt es l<strong>auf</strong>end <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>eBestandteile aus <strong>der</strong> Umgebung <strong>auf</strong>. Au<strong>ch</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> direkter Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft liegende goldhaltigeBasalt muss mit <strong>der</strong> wässrigen Lösung <strong>in</strong> Berührunggekommen se<strong>in</strong>. Dabei wurde na<strong>ch</strong> PettkesAnsi<strong>ch</strong>t das <strong>Gold</strong> herausgelöst und mit <strong>der</strong> Lösungna<strong>ch</strong> oben gespült.Der Wissens<strong>ch</strong>after geht davon aus, dass im Monte­Rosa­Gebietdie geologis<strong>ch</strong>en Voraussetzungenfür die Existenz e<strong>in</strong>es hydrothermalen Systems beson<strong>der</strong>sgünstig waren, so dass dort im L<strong>auf</strong>e <strong>der</strong>letzten 40 Millionen Jahre immer wie<strong>der</strong> wässrigeLösungen <strong>in</strong> Ri<strong>ch</strong>tung Erdoberflä<strong>ch</strong>e <strong>auf</strong>gestiegens<strong>in</strong>d und <strong>Gold</strong> abgelagert haben. Die älteren A<strong>der</strong>ns<strong>in</strong>d längst <strong>der</strong> Erosion zum Opfer gefallen, diejüngsten aber dürften no<strong>ch</strong> <strong>in</strong> mehreren KilometernTiefe verborgen liegen. Das erodierte <strong>Gold</strong> wurdemit dem S<strong>ch</strong>utt und Geröll <strong>in</strong> die Bä<strong>ch</strong>e und FlüsseMitteleuropas und Norditaliens gespült. Das bliebau<strong>ch</strong> <strong>den</strong> Mens<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t verborgen: Bis <strong>in</strong>s 19.Jahrhun<strong>der</strong>t haben hauptberufli<strong>ch</strong>e <strong>Gold</strong>wäs<strong>ch</strong>ermit Pfanne und S<strong>ch</strong><strong>auf</strong>el versu<strong>ch</strong>t, des <strong>Gold</strong>eshabhaft zu wer<strong>den</strong>.Das bekannteste Zentrum <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<strong>Gold</strong>wäs<strong>ch</strong>erei war das Napfgebiet. Alle Bä<strong>ch</strong>erund um <strong>den</strong> Napf führen <strong>in</strong> ihren S<strong>ch</strong>ottern e<strong>in</strong>Quent<strong>ch</strong>en <strong>Gold</strong>. Vor 10 bis 40 Millionen Jahren,als gewaltige Urflüsse Verwitterungss<strong>ch</strong>utt aus <strong>den</strong><strong>Alpen</strong> na<strong>ch</strong> Nor<strong>den</strong> transportierten, war die Gegendum <strong>den</strong> Napf e<strong>in</strong> riesiges Flussdelta. DerS<strong>ch</strong>utt dieser Urflüsse führte au<strong>ch</strong> <strong>Gold</strong> mit si<strong>ch</strong>.Pettke hält es für sehr wahrs<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>li<strong>ch</strong>, dass dieses<strong>Gold</strong> vor allem aus dem Monte­Rosa­Gebietstammt. Da das Edelmetall sehr s<strong>ch</strong>wer ist, bleibtdas Flussgold nahe <strong>der</strong> Quelle liegen. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>s<strong>in</strong>d die kle<strong>in</strong>en Metallblätt<strong>ch</strong>en, Flitter genannt, imNapfgebiet mit etwa 0,1 bis 3 Millimeter Länge relativgross. Beim weiteren Transport des <strong>Gold</strong>esdur<strong>ch</strong> die Flüsse Reuss und Aare <strong>in</strong> <strong>den</strong> Rhe<strong>in</strong>wer<strong>den</strong> die Flitter immer kle<strong>in</strong>er: Brau<strong>ch</strong>t es imNapf no<strong>ch</strong> 1500 bis 3000 Flitter für e<strong>in</strong> Gramm<strong>Gold</strong>, so s<strong>in</strong>d es im Rhe<strong>in</strong> bei Basel 30000 bis40000 Flitter. Bei Karlsruhe s<strong>in</strong>d s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>140000 bis 160000 Flitter<strong>ch</strong>en für e<strong>in</strong> Gramm <strong>Gold</strong>nötig.

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