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seitenbühne Nr. 34 - Staatsoper Hannover

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18. 19 KONZERTKATHARINA ORTMANN8. SINFONIEKONZERTKONZERTFEST»Italienische Nächte«»Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,Im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn,Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,Kennst du es wohl? Dahin! DahinMöcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.«Goethes Worte aus dem Bildungsroman WilhelmMeisters Lehrjahre haben die Italiensehnsuchtder Deutschen sprichwörtlich gemacht– als Bild einer kollektiven Sehnsucht,die bis heute anhält. Mit seinem autobiografischenBericht Italienische Reise wurdeGoethe zudem zu einem Trendsetter, denner offenbarte ein Italien, das nicht nur fürihn, sondern für viele bedeutende (deutsche)Künstler zum Ziel werden sollte. EinLand, dessen Vielfalt die Kunstwelt – vorallem Maler, aber auch Literaten und Komponisten– enorm bereicherte. Seit dem 18.Jahrhundert pilgerte man nicht mehr nurvereinzelt um der Religion, der Musik undder Wissenschaft Willen nach Italien, sondernaufgrund seines historisch-kulturellenErbes und seiner landschaftlichen Schönheit,von beidem intellektuelle und künstlerischeInspiration erhoffend.Bis heute ist die Anziehungskraft Italiensungebrochen, genährt weniger durch einentiefergehenden geistigen Bildungsgedankenwie im 18. und 19. Jahrhundert, als vielmehrdurch ein Lebensgefühlt, das dem heimischenentgegen zu stehen scheint: AlsGegenbild zum tristen, grauen Himmel, derdas deutsche Gemüt (und Klima) beschwert,lockt die vermeintliche Leichtigkeit des italienischenLebens, das Bild vom dolce vita(»süßes Leben«) südlich der Alpen, des dolcefar niente (»süßes Nichtstun«) unter heißeritalienischer Sonne. In den 1950er Jahrenbrach ein regelrechter Tourismus-Boom aus,der die Westdeutschen scharenweise Italienbereisen ließ. Seither sind kurze Abstechernach »Bella Italia« auch inmitten unseresAlltags möglich – mit Espresso und Cappuccinostatt Bohnenkaffee, Gnocchi und Spaghettistatt Bratkartoffeln.Warum also nicht auch einen Ausflug nachItalien über die reichhaltige Welt der italienischenTonkunst antreten? Das Konzertfestder <strong>Staatsoper</strong> <strong>Hannover</strong> zum Abschluss derSaison 2012/13 bietet dazu reichlich Gelegenheit,mit Werken großer italienischerKomponisten wie Verdi oder Rossini, aberauch Komponisten wie dem Tschechen BohuslavMartinů, den eine Italienreise zu großerMusik inspirierte.Gioachino Rossini erklingt mit einer seinerberühmtesten Orchesternummern: SeineOper La gazza ladra (Die diebische Elster)steht weitaus seltener komplett auf demProgramm als deren Ouvertüre mit ihrer Mischungaus brillantem Spielwitz, Einfallsreichtumund Virtuosität. Umgekehrt ist esdem Ballett aus Giuseppe Verdis Oper DonCarlo ergangen: Nach der Uraufführung inParis,für dasVerdi es entsprechendder dortigen Gepflogenheit komponiert hat,ist die Oper mit wenigen Ausnahmen nurnoch ohne das Ballett der Königin aus dem3. Akt gespielt worden. Was dramaturgischnachvollziehbar, doch musikalisch bedauerlichist – weshalb es hier konzertant aufgeführtwird. Bohuslav Martinů besuchte inden 50er Jahren des letzten Jahrhundertsauf seiner Italienreise die Chorkapelle SanFrancesco in Arezzo und war von denfarbenprächtigen Fresken des Renaissance-Malers Piero della Francesca so tief beeindruckt,dass dieses Erlebnis seinen Nachklangin einem schwelgerischen Tongemäldefand, das der Komponist selbst als »ziemlichimpressionistisch« charakterisierte. MonumentaleGemälde, dazu außerordentlich raffiniertinstrumentiert, sind auch die Werkeder sogenannten Römischen Trilogie, mitder der Italiener Ottorino Respighi der »ewigenStadt« Rom, ihren Brunnen, Pinien undFesttagen, huldigte. Aus ihr erklingt dieviersätzige Sinfonische Dichtung Pini diRoma. Doppelt italienisch sogar ist RespighisBallettmusik La boutique fantasque(Der Zauberladen), 1919 von den BalletsRusses in London uraufgeführt: Für die Ge-

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