. Wittenberg 04-05 gesamt - Lutherstadt Wittenberg
. Wittenberg 04-05 gesamt - Lutherstadt Wittenberg
. Wittenberg 04-05 gesamt - Lutherstadt Wittenberg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
wittenberg.de - 4 -<br />
Nr. 2/20<strong>05</strong><br />
Kultur, soziale Sicherung, sozialer Frieden, Generationsgerechtigkeit hängen<br />
wesentlich von der Lösung dieser Frage ab. Aber auch der demografische<br />
Wandel und neue Gewohnheiten und Bedürfnisse der Menschen<br />
zwingen zum Handeln.<br />
Da Schrumpfung ein landes- ja europaweites Problem ist, aber im Land<br />
Sachsen-Anhalt verschärft und zugespitzt existiert, hat sich die Landesregierung<br />
zur IBA 2010 (Internationale Bauausstellung 2010) entschlossen,<br />
um mit Modellstädten modellhafte Lösungen zu suchen, die internationale<br />
Ausstrahlung haben. Ein hochrangig besetztes Kuratorium, ein Lenkungsausschuss<br />
und eine Geschäftsstelle, getragen durch Bauhaus und<br />
SALEG begleiten den IBA-Prozess. Ich zitiere unseren Ministerpräsidenten<br />
Prof. Böhmer: “Die offensive Auseinandersetzung mit der Thematik<br />
“schrumpfende Stadt” ist der erste Schritt dazu, diesen Prozess bewusst zu<br />
gestalten. Das ist der Sinn der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau<br />
Sachsen-Anhalt. Wir wollen handeln statt reagieren, Chancen nutzen statt<br />
Entwicklungen hinnehmen!”<br />
Die IBA 2010 ist der Versuch auf sich verändernde Bedingungen zu reagieren.<br />
Wir müssen uns fragen, welche Funktionen hatte eine Stadt in der Vergangenheit,<br />
hat sie heute und welche Aufgaben muss sie zukünftig erfüllen?<br />
Prof. Akbar vom Bauhaus fragt provokativ: “lst eine Stadt mit Stadtmauer,<br />
Rathaus, Marktplatz und Bürgerhäusern, so wie hier in <strong>Wittenberg</strong>, nicht<br />
weitgehend funktionsleer geworden?” Hat dieses Stadtbild des Mittelalters<br />
noch eine Zukunft?<br />
Allein die Mobilität vervielfacht das Aktionsfeld des heutigen Menschen.<br />
Das heißt Funktionen ändern sich, unterliegen einem ständigen Wandel.<br />
Nochmals Prof. Akbar: “Stadtentwicklung als einem alltäglichen kontinuierlichen<br />
Aushandlungsprozess zwischen verschiedenen Interessengruppen<br />
auf der politischen Ebene zu begreifen, das macht die europäische Stadt<br />
aus. Sie zielt auf ein qualitatives Potenzial städtischer Entwicklung, nämlich<br />
das der Kooperation, der Vernetzung und Verknüpfung. Mehr als alles<br />
andere benötigen auch schrumpfende Städte Strategien der Entwicklung<br />
und sie haben Ressourcen dafür.<br />
Es gibt in jeder Stadt stabilisierende und dynamische Potenziale, die es zu<br />
fördern und zu profilieren gilt.”<br />
Gerade <strong>Wittenberg</strong> hat Potenziale, von der Infrastruktur bis zur Dialogkultur,<br />
von der internationalen Ausstrahlung bis zur Präsenz.<br />
Die IBA 2010 ist angelegt als ein demokratischer Prozess.<br />
Er wird gestaltet durch die Städte, aber vor allem durch eine breite Beteiligung<br />
zur Meinungsbildung in den Städten. Die Bürger sollen mitbestimmen,<br />
wie ihre Stadt zukünftig aussieht.<br />
Dr. Daehre: “Vorrangiges Ziel ist nicht nur der schnelle Abriss von Wohngebäuden,<br />
damit Wohnungsleerstand nicht vom betriebswirtschaftlichen<br />
zum gesellschaftlichen Problem wird. Die Bewohner müssen auch in einer<br />
kleiner werdenden Stadt gern bleiben und deren Zukunft bewusst mitgestalten<br />
wollen.” Dazu gehören Sanierung und Modernisierung des verbleibenden<br />
Bestandes und bewusste Stadtentwicklung, die sich den aktuellen<br />
Gegebenheiten anpasst und entwickelt. Soweit zu den Notwendigkeiten,<br />
Ansprüchen und Zielen.<br />
Wir dürfen und wir wollen mitmachen, weil<br />
- die Probleme die genannt sind auch unsere sind<br />
- die Beteiligung uns nützt<br />
- die Beteiligung eine breite öffentliche Diskussion beinhaltet<br />
- die Stadt als Lebensraum Perspektiven hat und braucht<br />
<strong>Wittenberg</strong> - IBA Stand der Dinge<br />
Unser Beitrag heißt:<br />
“<strong>Wittenberg</strong> - Stadt des Dialogs der Kulturen und Religionen in Generationen”<br />
- ziemlich abstrakt und spröde werden jetzt manche von Ihnen denken,<br />
ist es aber nicht. <strong>Wittenberg</strong> ist wie wenige andere geeignet, ein Ort des Dialogs<br />
von Konfessionen und Religionen zu sein. <strong>Wittenberg</strong> ist als Stadt der<br />
Reformation auch immer ein Ort von Bildung gewesen. Bildung bringt Leute<br />
in die Stadt - Junge und Alte. <strong>Wittenberg</strong> ist als Stadt mit Weltkulturerbe auch<br />
ein Ort der kulturellen Begegnung, des kulturellen Dialogs. Wir sind über<br />
SR-bestätigten Antrag dabei und nach einer Evaluation bestätigt.<br />
Vereinfachend dargestellt heißt das:<br />
- <strong>Wittenberg</strong> soll sich als Bildungsort entwickeln<br />
- <strong>Wittenberg</strong> soll noch stärker Ziel von Bildungsreisenden aus aller<br />
Welt werden<br />
- <strong>Wittenberg</strong> konzentriert sich im IBA-Prozess auf die Entwicklung<br />
der Altstadt als dem Identifikationsort für Gäste und Einheimische<br />
- Gastkultur und temporäres Wohnen ergeben neue Perspektiven<br />
- Prozess der Stadtentwicklung wird als Prozess der Diskussion und<br />
Partizipation angelegt<br />
Herausforderungen und Chancen der IBA für <strong>Wittenberg</strong><br />
Stadtentwicklung als demokratischer Prozess<br />
Dialoge und Aktivitäten zu Aspekten der Stadtentwicklung gab und gibt<br />
es in <strong>Wittenberg</strong> schon jetzt in breiter Vielfalt - eine Auswahl ohne Anspruch<br />
auf Vollständigkeit:<br />
- der Stadtrat<br />
- Kreissportbund<br />
- Arbeitsgemeinschaft der Seniorenvereinigungen<br />
- Lutherforum<br />
- Unternehmerstammtisch<br />
- Rotary- und Lionsclub<br />
- Befragung Träger Öffentlicher Belange im Bauleitverfahren<br />
- bürgerschaftliches Netzwerk<br />
- Kulturforum<br />
- Stadtteil im Gespräch und Bürgerforen<br />
- Stadtforum<br />
Die Liste ließe sich weiter fortsetzen, d. h. es gibt in <strong>Wittenberg</strong> eine gute<br />
Tradition von Bürgerbeteiligung und -mitwirkung.<br />
IBA setzt auf Ausbau und Vertiefung der innerstädtischen Dialoge.<br />
Wer - kann man berechtigt fragen - wer trägt eigentlich die Stadt?<br />
Der Stadtrat ? der Oberbürgermeister ? die Parteien? die Vereine? die Kirchen?<br />
- ich meine alle, jeder und jede mit spezifischem Beitrag!<br />
- Vielfalt als Gewinn<br />
- aber Vielfalt führt zu Unübersichtlichkeit und Reibungen<br />
- Vielfalt braucht Koordination gleichberechtigter Partner, keine<br />
Hierarchie<br />
Umsetzungsstrategien<br />
Konzentration auf Altstadt<br />
Aufwertung der Mitte als Identifikationsort für alle - für Einheimische und<br />
Gäste. Alt-Stadt und Ortsteile haben ihre spezifische Bedeutung und Funktion<br />
im Stadtverbund, aber Ziel ist eine noch stärkere Orientierung zur Mitte.<br />
Temporäres Wohnen<br />
Vorhandenen, ungenutzten Wohnraum nutzen und erschließen für Gäste,<br />
die länger bleiben als eine Nacht: Studenten, Stipendiaten, Pilger, Bildungstouristen<br />
...<br />
Bildungstourismus<br />
Kultur- und protestantische Reisen sind immer mit Bildung verbunden - es<br />
ist mehr möglich!<br />
Bildungsnetzwerke<br />
Vernetzung der vielfältigen, zz. kaum überschaubaren Bildungs- und Weiterbildungsangebote<br />
in der Stadt zu einer neuen Qualität<br />
Projekte<br />
Jugendgästehaus, Erweiterung/Verbesserung der Tagungsinfrastruktur,<br />
Aufwertung des Stadteingangs-Ost, Entwickeln moderner Nutzungsmöglichkeiten<br />
unserer historischen Archive<br />
Eine kritische Stimme wird jetzt vielleicht einwenden, was alles nicht oder<br />
nur unzureichend genannt ist. Das ist richtig: Vieles konnte nicht angesprochen<br />
werden, weil unsere Stadt so reich an Vielfalt ist, dass die Rede<br />
sonst abendfüllend wäre.<br />
Der Industrie- und Gewerbestandort wird vom Bildungsstandort und einer<br />
prosperierenden Altstadt profitieren, umgekehrt braucht Bildung und Kultur<br />
eine florierende Wirtschaft. Das sind die Schwerpunkte kommunaler<br />
Entwicklung in den nächsten Jahren.<br />
Ich hoffe, dass Sie die nun folgenden Stunden gut und unterhaltsam verbringen<br />
werden. Das Rathaus ist das Haus, in dem man Rat sucht, also klüger<br />
herauskommt als man hereingeht.<br />
Nutzen Sie Ihre Chance und die Gelegenheit zum Dialog. Für das leibliche<br />
Wohl ist gesorgt. Mein Dank gilt dem “Neuen Torgischen Brauhaus”, dem<br />
SPZ “Am Lerchenberg”, dem Catering-Service Fassbender sowie den Mitarbeitern<br />
meines Hauses, die wieder alles gut vorbereitet haben.<br />
Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen sowie allen Bürgerinnen und Bürgern<br />
unserer Stadt, Gesundheit und persönliches Wohlergehen sowie gutes<br />
Gelingen bei der Verwirklichung der persönlichen Ziele.<br />
Mögen Freude und Zufriedenheit Sie auf Ihren Wegen begleiten.<br />
Unserer Stadt wünsche ich eine gedeihliche Entwicklung in einem zukunftsfähigen<br />
Deutschland in einem friedlichen und freien Europa.<br />
Ihnen allen ein gutes Jahr 20<strong>05</strong>.