26.11.2012 Aufrufe

Chirurgische Therapie der Dekubitalulzera - Plastische Chirurgie ...

Chirurgische Therapie der Dekubitalulzera - Plastische Chirurgie ...

Chirurgische Therapie der Dekubitalulzera - Plastische Chirurgie ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Durch die Verschiebung <strong>der</strong><br />

Alterspyramide und den steigenden<br />

Anteil an alten pflegebedürftigen<br />

Menschen sind<br />

<strong>Dekubitalulzera</strong> trotz aller<br />

medizinischen Fortschritte ein<br />

zunehmendes sozioökonomisches<br />

Problem – ihre Be handlung<br />

bleibt eine interdisziplinäre<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung. Beim<br />

gesunden Menschen werden<br />

länger dauernde übermäßige<br />

Druckbelastungen einer be -<br />

son<strong>der</strong>s exponierten Körperregion<br />

durch ständigen Wechsel<br />

zwischen Be- und Entlastung<br />

verschiedener Körperregionen<br />

im Stehen, Sitzen und<br />

Liegen vermieden. Wird dieser<br />

unabdingbare physiologische<br />

Schutzmechanismus ausgeschaltet,<br />

kann eine Druckeinwirkung<br />

auf die Haut und<br />

die darunterliegenden Gewebe<br />

zur ischämischen Nekrose<br />

und somit zur Dekubitusentwicklung<br />

führen. Obwohl<br />

zahlreiche innovative konservative<br />

und operative Behandlungsverfahren<br />

entwickelt<br />

wurden, stellt sich immer<br />

wie<strong>der</strong> die Frage wann, bei<br />

welchem Patienten, welches<br />

Ver fahren und welche Defekt -<br />

deckung am sinnvollsten sind.<br />

Der CHAZ-Beitrag gibt einen<br />

Durch die Verschiebung <strong>der</strong><br />

Alterspyramide und dem<br />

daraus resultierenden steigenden<br />

Anteil an alten pflegebedürftigen<br />

Menschen sind <strong>Dekubitalulzera</strong><br />

trotz aller medizinischen Fortschritte<br />

ein zunehmendes sozio -<br />

ökonomisches Problem – ihre<br />

Behandlung bleibt eine interdisziplinäre<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung. So sind<br />

71 Prozent <strong>der</strong> Patienten mit<br />

einem Dekubitus älter als 70<br />

Jahre. 8,8 Prozent aller Heimbewohner<br />

leiden an einem chronischen<br />

Druckgeschwür [1]. Ein<br />

erhöhtes Risiko zur Entwicklung<br />

eines Dekubitus haben darüber<br />

hinaus Patienten, die sich einer<br />

längeren Operation mit Absenkung<br />

<strong>der</strong> Körpertemperatur un -<br />

terziehen, sowie Para- und Tetraplegiker.<br />

Eine weitere Risikogruppe<br />

bilden Patienten nach<br />

einer Strahlentherapie bei gynäkologischen<br />

Tumoren sowie mit<br />

Weichteilsarkomen und Hautkarzinomen<br />

in mechanisch belasteten<br />

Regionen [2-4]. Bei all diesen<br />

Patientengruppen tragen nicht<br />

nur die katabole Stoffwechsellage<br />

und Inkontinenz zur Entwicklung<br />

eines Dekubitus bei, auch Immobilität<br />

spielt eine wesentliche<br />

Rolle. Beim gesunden Menschen<br />

werden länger dauernde übermäßige<br />

Druckbelastungen einer<br />

beson<strong>der</strong>s exponierten Körperregion<br />

durch ständigen Wechsel<br />

THEMA<br />

<strong>Chirurgische</strong> <strong>Therapie</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Dekubitalulzera</strong><br />

Saskia Maria Katharina Schnabl, Raymund E. Horch<br />

zwischen Be- und Entlastung verschiedener<br />

Körperregionen im<br />

Stehen, Sitzen und Liegen vermieden.<br />

Wird dieser unabdingbare<br />

physiologische Schutzmechanismus<br />

ausgeschaltet, kann eine<br />

Druckeinwirkung auf die Haut<br />

und die darunterliegenden Gewebe<br />

zur ischämischen Nekrose und<br />

somit zur Dekubitusentwicklung<br />

führen. Während <strong>der</strong> Dauer von<br />

Krankenhausaufenthalten entwickeln<br />

sich so statistisch bei älteren<br />

Menschen in drei bis vier Prozent<br />

<strong>der</strong> Fälle Drucknekrosen. Die<br />

Komplikationsrate und die daraus<br />

resultierende Mortalität liegt<br />

bei etwa acht Prozent [1, 5]. Diese<br />

erschreckenden Zahlen verdeutlichen,<br />

wie wichtig ein interdisziplinäresBehandlungsmanagement<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

Angehörigen, Pflegekräften,<br />

Physiotherapeuten, Allgemeinmedizinern,<br />

Internisten und plas-<br />

tischen Chirurgen bei <strong>der</strong> Dekubitustherapie<br />

ist [2]. Obwohl zahlreiche<br />

innovative konservative<br />

und operative Behandlungsverfahren<br />

entwickelt wurden, stellt<br />

sich hierbei immer wie<strong>der</strong> die<br />

Frage wann, bei welchem Patienten,<br />

welches Verfahren und welche<br />

Defektdeckung am sinnvollsten<br />

sind.<br />

Ätiologie: Wesentlich<br />

ist eine anhaltende<br />

unphysiologische<br />

Druckbelastung<br />

Druckbelastung. Nach heutigem<br />

Verständnis ist für das pathophysiologische<br />

Geschehen eine anhaltende<br />

unphysiologische Druckbelastung<br />

einer bestimmten Körperregion<br />

wesentlich. Je höher <strong>der</strong><br />

applizierte Druck, umso kürzer<br />

bedarf es <strong>der</strong> Druckeinwirkung,<br />

um eine entsprechende Läsion<br />

entstehen zu lassen. Die<br />

Höhe des Druckes steht<br />

somit im inversen Verhältnis<br />

zur Applikationsdauer.<br />

Hierbei entwickelt<br />

sich ein Dekubitus bei<br />

100 mmHg in zehn Stunden,<br />

w bei 500 mmHg reichen<br />

bereits zwei Stunden<br />

aus. Pathophysiolo-<br />

umfassenden Überblick. Abb. 1 Druckverteilung<br />

beim liegenden Menschen<br />

269<br />

CHAZ 9. Jahrgang 6.+7. Heft 2008


gisch wird bei überdurchschnittlicher<br />

Druckbelastung <strong>der</strong> Kapillardruck<br />

<strong>der</strong> Haut, <strong>der</strong> im Durchschnitt<br />

zwischen 12 und 32 mmHg<br />

liegt, über längere Zeit überschritten.<br />

Es kommt zu einem<br />

Verschluss <strong>der</strong> Arteriolen und<br />

damit zur Ischämie [1, 6]. Bei lang<br />

anhalten<strong>der</strong> Ischämie tritt eine<br />

irreversible Schädigung des Gewebes<br />

ein, die je nach Schädigungsdauer<br />

unterschiedlich tiefe<br />

Geschwüre zur Folge haben kann.<br />

Beachtet werden muss dabei vor<br />

allem im Hinblick auf ein mögliches<br />

Débridement, dass Muskelgewebe<br />

auf Druck empfindlicher<br />

reagiert als Haut. Die Dimension<br />

des Defekts ist somit in <strong>der</strong> Tiefe<br />

über dem Knochen wesentlich flächenhafter<br />

und wird meist unterschätzt.<br />

Man spricht deswegen bei<br />

<strong>der</strong> Beurteilung des Hautdefekts<br />

vom „Spitze-des-Eisbergs-Phäno -<br />

men“ [6].<br />

Status <strong>der</strong> Haut. Weitere Faktoren<br />

wie ein unzureichen<strong>der</strong> Hautschutz,<br />

geringes Unterhautfettgewebe,<br />

die mechanische Schädigung<br />

<strong>der</strong> Haut durch Reibung<br />

o<strong>der</strong> durch Feuchtigkeit (Inkontinenz),<br />

sowie Exsikkose und Fieber<br />

begünstigen die Dekubitusentwicklung<br />

wesentlich [1].<br />

Begleiterkrankungen. Durchblutungsstörungen<br />

wie eine arterielle<br />

Verschlusskrankheit sowie neurologische<br />

Störungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Lähmungen (Paraplegie,<br />

Hemiplegie) und Spastiken mit<br />

Tabelle 1 Norton-Skala zur Risikoabschätzung<br />

270<br />

CHAZ 9. Jahrgang 6.+7. Heft 2008<br />

THERAPIE DER DEKUBITALULZERA<br />

Sensibilitätsstörungen, erhöhen<br />

das Risiko eines Dekubitus ebenfalls.<br />

Häufig treten Dekubitalgeschwüre<br />

auch nach vorangegangenen<br />

großen chirurgischen Eingriffen<br />

bei älteren Menschen, o<strong>der</strong><br />

nach Polytrauma und Schockzu -<br />

ständen auf [1, 7].<br />

Ödementwicklung und bakterielle<br />

Infektion. Durch die Druckbelastung<br />

kommt es zu einer erhöhten<br />

Lymphdrainagewirkung,<br />

wodurch sich gehäuft Ödeme,<br />

bakterielle Superinfektionen und<br />

damit eine größere Nekrosefläche<br />

entwickeln. Pathophysiologisch<br />

hierfür sind anscheinend<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Immunsystem<br />

mit einem Ungleichgewicht zwischen<br />

Gewebemetalloproteasen<br />

und Proteaseninhibitoren. Bei<br />

Patienten mit Verletzungen des<br />

Rückenmarks und daraus resultieren<strong>der</strong><br />

sympathischer Dysfunktion<br />

wird diese Problematik<br />

durch eine Vasodilatation noch<br />

verstärkt [1, 2, 6].<br />

Druckgeschwüre<br />

entstehen häufig an<br />

Körperstellen mit wenig<br />

Subkutangewebe und<br />

starker mechanischer<br />

Druckbelastung<br />

Lokalisation. Typische Prädilektionsstellen<br />

für das Entstehen von<br />

Druckgeschwüren sind Körperstellen<br />

mit wenig Subkutangewebe<br />

und starker mechanischer<br />

Druckbelastung [1, 2]:<br />

� Hinterhaupt<br />

� Schulterblätter<br />

� Dornfortsätze <strong>der</strong><br />

Brustwirbelsäule<br />

� Trochanter major<br />

� Os sacrum<br />

� Tuber ischiadicum<br />

� Fibulaköpfchen<br />

� Ellenbogen<br />

� Knöchel und Fersen<br />

Zur Planung einer möglichen<br />

Defektdeckung hat sich im<br />

Rücken bereich zudem die Einteilung<br />

in sakrale, tuberale und<br />

trochantäre <strong>Dekubitalulzera</strong> be -<br />

währt.<br />

Risikoabschätzung. Allgemein<br />

wird heute als Standard für das<br />

Abschätzen des Risikos <strong>der</strong> De -<br />

kubitusentstehung bei hospitalisierten<br />

Patienten in <strong>der</strong> Regel die<br />

Norton-Skala verwendet [1, 11]<br />

(Tabelle 1). Eine frühzeitige Risikoabschätzung<br />

macht die rasche<br />

Einleitung präventiver Maßnahmen<br />

zur Dekubitusprophylaxe<br />

möglich.<br />

Klassifikation. Heute werden nach<br />

allgemeiner Übereinkunft vier klinische<br />

Stadien nach <strong>der</strong> Klassifikation<br />

des European Pressure<br />

Ulcer Advisory Panel (EPUAP)<br />

unterschieden (Tabelle 2).<br />

Stadium I: Hyperämie. Ein erstes<br />

Alarmzeichen ist eine fixierte<br />

Rötung des Druckareals. Sie tritt<br />

spätestens nach 30 Minuten auf<br />

und verschwindet innerhalb einer<br />

Stunde nach Druckentlastung.<br />

Körperlicher Zustand Geistiger Zustand Aktivität Beweglichkeit Inkontinenz<br />

4 Gut 4 Klar 4 Voll 4 Voll 4 Keine<br />

3 Leidlich 3 Apathisch 3 Geht mit Hilfe 3 Kaum eingeschränkt 3 Manchmal<br />

2 Schlecht 2 Verwirrt 2 Rollstuhlbedürftig 2 Sehr eingeschränkt 2 Meistens Urin<br />

1 Sehr schlecht 1 Stuporös 1 Bettlägerig 1 Voll eingeschränkt 1 Urin und Stuhl<br />

Punktzahl 18–20: geringes Risiko, 14–18: mittleres Risiko,


Die meisten Dekubital-<br />

ulzera <strong>der</strong> Grade I und II<br />

werden ausschließlich<br />

konservativ behandelt<br />

Die konservativen <strong>Therapie</strong>verfahren<br />

sind die Basis je<strong>der</strong> Dekubitusbehandlung.<br />

Die meisten<br />

<strong>Dekubitalulzera</strong> <strong>der</strong> Grade I und<br />

II werden ausschließlich konservativ<br />

behandelt. Bei tieferen<br />

<strong>Dekubitalulzera</strong> sind konservative<br />

Verfahren die Grundlage <strong>der</strong><br />

Wundkonditionierung und die<br />

Voraussetzung für eine spätere<br />

Defektdeckung. Dem Schweregrad<br />

des Dekubitusgeschwüres<br />

angepasst, basiert die konservative<br />

<strong>Therapie</strong> auf folgenden <strong>Therapie</strong>prinzipien<br />

[1, 2, 6]:<br />

� Druckentlastung<br />

� Minimierung von<br />

Risikofaktoren<br />

� Wundbettkonditionierung<br />

(feuchte Wundbehandlung,<br />

Débridement, Keimreduktion,<br />

Exsudatmanagement,<br />

Wundversiegelung durch<br />

Vakuum)<br />

� Versuch <strong>der</strong> Wundheilung<br />

durch kontinuierliche<br />

Vakuumtherapie, wenn keine<br />

operative Behandlung<br />

indiziert o<strong>der</strong> geplant ist.<br />

Druckentlastung. Die regelmäßige<br />

Druckentlastung <strong>der</strong> gefährdeten<br />

Hautbezirke durch häufiges Um -<br />

lagern mindestens alle zwei bis<br />

3<br />

THERAPIE DER DEKUBITALULZERA<br />

drei Stunden bildet die Grundlage<br />

je<strong>der</strong> Dekubitusbehandlung.<br />

Pathophysiologisch werden hierdurch<br />

die komprimierten Arteriolen<br />

und Kapillaren wie<strong>der</strong>eröffnet<br />

und es kommt dadurch zu<br />

einer Perfusionsverbesserung mit<br />

gesteigerter Sauerstoffversorgung<br />

des Gewebes. Bei Ulzera im<br />

Sakralbereich, über dem Trochanter<br />

o<strong>der</strong> dem Sitzbein, wird<br />

eine 30-Grad-Schräglagerung<br />

nach links o<strong>der</strong> rechts empfohlen.<br />

Von einer vollständigen Seitenlagerung<br />

des Patienten wird abgeraten,<br />

da hierbei ein vermehrter<br />

Druck auf die Trochanterregion<br />

entsteht. Gerade hier ist das<br />

Unterhautfettgewebe bei älteren<br />

Menschen meist dünn und es entsteht<br />

eine zusätzliche Gefährdung<br />

[1]. Hinsichtlich <strong>der</strong> Ätiologie<br />

muss grundsätzlich unterschieden<br />

werden zwischen <strong>der</strong> vorübergehenden<br />

Immobilisation eines<br />

Patienten, wie etwa nach einem<br />

Herzinfarkt o<strong>der</strong> einem Trauma,<br />

bei denen primär konservative<br />

<strong>Therapie</strong>formen angestrebt werden<br />

sollten und tief penetrierenden,<br />

ausgedehnten Dekubitalgeschwüren<br />

bei Querschnittsgelähmten,<br />

die in <strong>der</strong> Regel eine<br />

eher aggressive operative <strong>Therapie</strong><br />

erfor<strong>der</strong>lich machen [1, 2].<br />

Auch in Hinblick auf die Tiefenausdehnung<br />

und Größe des<br />

Dekubitalulkus ist <strong>der</strong> <strong>Therapie</strong> -<br />

erfolg durch alleinige Druckent-<br />

Abb. 2 Wundreinigung und -konditionierung<br />

mit kontinuierlicher<br />

Vakuumtherapie entwe<strong>der</strong> zur Vorbereitung<br />

einer Lappenplastik o<strong>der</strong><br />

im Rahmen <strong>der</strong> konservativen<br />

Behandlung.<br />

lastung unterschiedlich. Bei<br />

Defekten mit Ausprägung von<br />

Grad I bedeutet die Entlastung<br />

aufgelegener Körperteile, Vermeidung<br />

von Mazerationen und<br />

von Reibungskräften in <strong>der</strong> Regel<br />

die Möglichkeit einer Restitutio<br />

ad integrum <strong>der</strong> betroffenen Körperregion<br />

innerhalb einer Stunde<br />

nach Beginn <strong>der</strong> Entlastung.<br />

Danach ist auf eine Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Umlagerungsintervalle zu<br />

achten. Die Haut sollte sauber<br />

und trocken gehalten werden.<br />

Durch die Unterlage erzeugte<br />

Scherkräfte müssen vermieden<br />

werden (glatte, trockene Laken).<br />

Eine optimale Anpassung <strong>der</strong><br />

Matratzen an die Körperoberfläche<br />

führt zu einer Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> Auflagefläche und verringert<br />

damit den Auflagedruck an<br />

gefährdeten Stellen. Wenn ein<br />

4 5 6 7 8<br />

Abb. 3–8 Lagerung des immobilisierten Patienten: Abb. 3, 4 Entlastung <strong>der</strong> Fersen; Abb. 5–8 Varianten <strong>der</strong> Lagerung<br />

Umlagern, etwa bei beatmeten<br />

Patienten nicht möglich ist, sollten<br />

druckentlastende Matratzen zum<br />

Einsatz kommen. Hierbei wird<br />

unterschieden zwischen maschinell-druckentlastenden<strong>Therapie</strong>systemen<br />

(statische und dynamische<br />

Wechseldrucksysteme) und<br />

Luftkissenbetten o<strong>der</strong> Luftauflagen<br />

(mit und ohne Low-air-lost-<br />

Systeme) [2, 12]. Eine nahezu vollständige<br />

Druckentlastung kann<br />

nur durch Lagerung mit speziellen<br />

sogenannten Sandbetten erfolgen<br />

[2, 5]. Resultierend aus einer permanenten<br />

Luftzirkulation durch<br />

Mikroglaskugeln wird ein Absinken<br />

von Körpersekreten ermöglicht<br />

und somit eine trockene<br />

Lagerung gewährleistet. Nachteilig<br />

ist allerdings, dass das Körperschema<br />

verän<strong>der</strong>t wird und<br />

deshalb die Bewegungsimpulse<br />

für das ZNS reduziert und <strong>der</strong><br />

Gleichgewichtssinn gestört werden<br />

können. Dies kann wie<strong>der</strong>um<br />

nachteilig für eine spätere wichtige<br />

Mobilisierung des Patienten<br />

sein. Darüber hinaus hat <strong>der</strong> Pa -<br />

tient durch diese Lagerung einen<br />

erhöhten Flüssigkeitsbedarf, <strong>der</strong><br />

bei <strong>der</strong> Bilanzierung unbedingt<br />

beachtet werden muss [1, 6].<br />

Druckgefährdete Regionen wie<br />

Ellenbogen und Fersen sollten<br />

zusätzlich mit Watte gepolstert und<br />

frei gelagert werden. Rollstuhlfahrer<br />

sollten ein Spezialsitzkissen zur<br />

Druckentlastung erhalten.<br />

271<br />

CHAZ 9. Jahrgang 6.+7. Heft 2008


Minimierung von Risikofaktoren.<br />

Selbstverständlich ist in jedem<br />

Fall eine Behandlung <strong>der</strong> Grundkrankheiten,<br />

die eine Immobilisation<br />

verursachen, anzustreben<br />

[12]. Eine stadiengerechte Wundversorgung<br />

und das frühzeitige<br />

Erkennen und Ausschalten von<br />

weiteren Risikofaktoren (Ausgleich<br />

von Mangelzuständen,<br />

Anämiebehandlung, Durchblutungsverbesserung,<br />

Spasmen- und<br />

Kontrakturlösung etc.) sind wichtige<br />

Eckpfeiler je<strong>der</strong> Dekubitusbehandlung<br />

[1, 6, 11]. Beson<strong>der</strong>s<br />

beim geriatrischen Patienten ist<br />

auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr,<br />

gegebenenfalls parenteral,<br />

und falls erfor<strong>der</strong>lich, auch<br />

auf eine hyperkalorische Ernährung<br />

zu achten. Hierbei sollte vor<br />

allem ein Albuminwert größer<br />

2,0 g/dl erreicht werden und eine<br />

ausreichende Proteinzufuhr (1,5–<br />

3,0 g/kg/Tag), sowie Kalorienzufuhr<br />

(25–35 kcal/kg/Tag) gewährleistet<br />

sein [6]. Bei Urininkontinenz<br />

empfiehlt sich die Anlage<br />

eines Blasenkatheters o<strong>der</strong> einer<br />

suprapubischen Blasenfistel. Die<br />

optimale hygienische Versorgung<br />

des Patienten, insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Hautpflege, gehören zum Standard<br />

<strong>der</strong> <strong>Therapie</strong> [1, 6]. Darüber<br />

hinaus kann zur Vermeidung von<br />

Scher- und Reibungskräften die<br />

Verwendung von Opsite-Folie<br />

und Hydrokolloid-Okklusivverbänden<br />

indiziert sein [2].<br />

Wundbettkonditionierung. Durch<br />

die Wundbettkonditionierung<br />

wird die Chance einer endogenen<br />

Heilung erhöht o<strong>der</strong> die Effektivität<br />

an<strong>der</strong>er therapeutischer<br />

Maßnahmen erleichtert. Die Ziele<br />

<strong>der</strong> lokalen Wundbettkonditionierung<br />

sind die Säuberung <strong>der</strong><br />

Wunde, die Stimulation <strong>der</strong> lokalen<br />

Wundheilung durch Zellwachstum<br />

und Angiogenese, die<br />

Neubildung von Kollagen, eine<br />

272<br />

CHAZ 9. Jahrgang 6.+7. Heft 2008<br />

THERAPIE DER DEKUBITALULZERA<br />

Reepithelialisierung und Wundkontraktion.<br />

Die wichtigsten Be -<br />

handlungsmaßnahmen sind:<br />

� Feuchte Wundbehandlung<br />

und Exsudatmanagement durch<br />

antiinflammatorische Agenzien<br />

(z.B. Silberpräparate) und hochabsorbierende<br />

Verbandsstoffe<br />

(z. B. Alginate).<br />

� Débridement durch Entfernung<br />

von Nekrosen und Wundbelägen<br />

� Infektionsbekämpfung und<br />

Keimreduktion durch adjuvante<br />

antibiotische <strong>Therapie</strong> nach<br />

Antibiogramm<br />

� Vakuumtherapie<br />

Feuchte Wundbehandlung und<br />

Exsudatmanagement. Allgemein<br />

gilt die sogenannte feuchte Wundbehandlung<br />

mit Einsatz hydroaktiver<br />

Verbände bei sauberen<br />

Wundverhältnissen heute als<br />

Methode <strong>der</strong> Wahl. Hierbei kommen<br />

beispielsweise Hydrokolloide<br />

zum Einsatz, die aus quellfähigen<br />

Proteinen bestehen und mit unterschiedlichen<br />

Polymeren gekoppelt<br />

sind, die Sekret in <strong>der</strong> Matrix binden<br />

sollen. Hydrogele mit einem<br />

hohen Wasseranteil können zu<br />

einem Aufquellen von trockenen<br />

Belägen und zum Lösen von<br />

Nekrosen beitragen. Beson<strong>der</strong>s<br />

bei Wunden mit starker Sekretion<br />

und nässenden, tiefen, zerklüfteten<br />

Wunden, sind Alginate,<br />

die ein sehr saugfähiges Gel ausbilden,<br />

günstig einzusetzen. Da es<br />

eine Vielzahl ähnlicher Präparate<br />

auf dem Markt gibt, ist hier die<br />

persönliche Erfahrung wie auch<br />

eine ökonomisch sinnvolle Verwendung<br />

entsprechen<strong>der</strong> Produkte<br />

wichtig. Ein häufiger Wechsel<br />

von verschiedenen Verbandsstoffen<br />

ist we<strong>der</strong> ökonomisch sinnvoll,<br />

noch wissenschaftlich be -<br />

gründet [1, 2, 21, 22].<br />

Débridement. Die Entfernung von<br />

Fibrinbelägen und Nekrosen<br />

durch eine enzymatische Wundbe-<br />

Abb. 9 Klassifikation<br />

<strong>der</strong> <strong>Dekubitalulzera</strong>:<br />

Vorstufe eines Dekubitalulkus.<br />

Hier müssen<br />

sofort alle Maßnahmen<br />

ergriffen werden,<br />

um die Ausbildung<br />

eines Dekubitalulkus<br />

zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Abb. 10 Grad I:<br />

Hyperämie. Fixierte<br />

Rötung des Druckareals,<br />

welche spätestens<br />

nach 30 min<br />

auftritt und innerhalb<br />

einer Stunde nach<br />

Druckentlastung verschwindet.<br />

handlungsmittel o<strong>der</strong> durch chirurgische<br />

Manipulationen sind die<br />

Basis <strong>der</strong> Infektionsprophylaxe<br />

sowie die Voraussetzung zur<br />

Defektdeckung. Der Zeitgewinn<br />

zur Dekubitusheilung beträgt nach<br />

Angaben aus <strong>der</strong> Literatur etwa<br />

vier bis sechs Wochen [14, 15].<br />

Infektionsbekämpfung und Keimreduktion.<br />

Bei infizierten Wunden<br />

finden zur Säuberung vor<br />

allem farblose Antiseptika für<br />

begrenzte Zeit Anwendung, gegebenenfalls<br />

mit PVP-Jodkomplex<br />

o<strong>der</strong> Wasserstoffperoxyd. Nach<br />

einer ausreichenden Wundsäuberung<br />

sollte allerdings auf Antiseptika<br />

verzichtet werden, da<br />

sonst die Epithelialisierung ge -<br />

stört werden kann. Häufiges<br />

Keim spektrum bei gut granulierten<br />

Ulzera sind Staphylokokken,<br />

Enterokokken und Escherichia<br />

coli. In Problemfällen finden sich<br />

auch gehäuft Pseudomonas aeruginosa<br />

und Anaerobier. Bei Lokalisationen<br />

in <strong>der</strong> Nähe des Darmausgangs<br />

o<strong>der</strong> des Urogenitaltrakts<br />

ist mit dem entsprechenden<br />

Erregerspektrum zu rechnen. Eine<br />

antibiotische <strong>Therapie</strong> sollte<br />

immer nach Antibiogramm erfolgen;<br />

in speziellen akuten Fällen ist<br />

eine Kombination mit Cephalo -<br />

sporinen und Metronidazol zu<br />

empfehlen. Allerdings sind generalisierte<br />

adjuvante Antibiotikatherapien<br />

aufgrund von Resistenzentwicklungen<br />

außer bei entzündeten<br />

phlegmonösen Ulzera<br />

o<strong>der</strong> septischen Zuständen obsolet<br />

[2, 9]. Bei <strong>der</strong> Durchführung<br />

eines ausgiebigen Débridements<br />

sollte aufgrund einer massiven<br />

bakteriellen Streuung eine perioperative<br />

Breitbandantibiose<br />

angesetzt werden [2].Um eine<br />

Osteomyelitis vor einer eventuellen<br />

Weichteildeckung auszuschließen,<br />

sollte ein Röntgenbild<br />

o<strong>der</strong> eine Magnetresonanzunter-


Abb. 11 Grad II: Ischämie. Bei<br />

einem zweitgradigen Dekubitus sind<br />

noch Dermisanteile erhalten. Zur<br />

Entstehung wirkt Druck kontinuierlich<br />

über zwei bis sechs Stunden ein.<br />

Zur Rückbildung <strong>der</strong> Rötung muss<br />

mit mindestens 36 Stunden Druckentlastung<br />

gerechnet werden. Die<br />

Bildgebung zeigt, dass bei Dekubituspatienten<br />

oft Defekte verschiedener<br />

Grade vorhanden sind und in die<br />

<strong>Therapie</strong>planung einbezogen werden<br />

müssen.<br />

suchung vorliegen. Szintigraphien<br />

sind hier ungeeignet, da die Rate<br />

falsch-positiver Ergebnisse sehr<br />

hoch ist [6]. Bei Sicherung einer<br />

Mitbeteiligung des Knochens sollte<br />

bis zu 12 Wochen postoperativ<br />

Antibiotika gegeben werden [2,<br />

4].<br />

Vakuumtherapie. Eine echte<br />

Bereicherung <strong>der</strong> lokal unterstützenden<br />

konservativen <strong>Therapie</strong><br />

ist die computerkontrollierte kontinuierlicheUnterdruckbehandlung<br />

(VAC, vacuum-assisted closure<br />

therapy). Neben einer<br />

beschleunigten Wundsäuberung<br />

und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Granulationsgewebsbildung<br />

kann diese<br />

Methode zu einer zeitlich raschen<br />

Vorbereitung auf eine operative<br />

Defektdeckung beitragen. Eine<br />

Neoangiogenese lässt sich zusätzlich<br />

experimentell nachweisen [16,<br />

17]. Hierbei wird nach ausreichendem<br />

chirurgischen Débridement<br />

eine Unterdruckverbandanordnung<br />

(Vacuum Assisted Closure<br />

System, KCI, Wiesbaden)<br />

eingesetzt. Dieses System basiert<br />

THERAPIE DER DEKUBITALULZERA<br />

auf <strong>der</strong> Vakuumwundversiegelung<br />

mit einem aus Polyurethan<br />

geschäumten, grob porösen o<strong>der</strong><br />

einem aus Polyvinyl-Alkohol bestehenden<br />

feinporösen Schwamm, <strong>der</strong><br />

jeweils durch einen nicht kollabierenden<br />

Schlauch mit einer computerkontrollierten<br />

Pumpeneinheit<br />

verbunden wird. Über einen semipermeablen<br />

Filter wird das Wundsekret<br />

mit Hilfe dieses kontrollierten<br />

Unter druckes kontinuierlich<br />

o<strong>der</strong> auch wahlweise intermittierend<br />

abgesaugt [1, 2, 24].<br />

<strong>Chirurgische</strong> <strong>Therapie</strong>:<br />

Ein Gewebelappen sollte<br />

so groß wie möglich<br />

geplant werden<br />

Für die Dekubitalgeschwüre in<br />

den Stadien III und IV ist meistens<br />

eine plastisch-chirurgische<br />

a<br />

b<br />

Abb. 12a,b Grad III: Nekrose. Hier<br />

sind bereits Fettgewebsanteile nekrotisch<br />

mit betroffen. Bei Druckeinwirkung<br />

länger als sechs Stunden<br />

entwickeln sich livide Hautverfärbungen<br />

und Verhärtungen. Die<br />

Nekrose bleibt auch bei längerer<br />

Druckentlastung bestehen.<br />

operative Behandlung erfor<strong>der</strong>lich<br />

[1, 2, 6, 16]. Eine primäre<br />

Wundrandadaptation ist aufgrund<br />

<strong>der</strong> Spannungsverhältnisse<br />

durch den Gewebeverlust bei tiefen<br />

Ulzera in <strong>der</strong> Regel nicht sinnvoll.<br />

Als typische Indikation für<br />

die plastisch-chirurgische Rekonstruktion<br />

gelten nachfolgend<br />

genannte Zustände.<br />

Operationsindikationen<br />

Vital:<br />

� Akute arterielle o<strong>der</strong><br />

venöse Arrosionsblutung<br />

� Schwere Sepsis<br />

(keine gleichzeitige<br />

plastische Deckung)<br />

Absolut:<br />

� Tiefe Osteomyelitis,<br />

Gelenkbeteiligung, multiple<br />

tiefe Ulzera, Narbenkarzinom<br />

Relativ:<br />

� Elimination potentieller<br />

septischer Herde, rascher<br />

stabiler Wundverschluss,<br />

Schmerzlin<strong>der</strong>ung, Pflegeerleichterung,<br />

Prophylaxe<br />

Wundinfektion [1,4]<br />

<strong>Therapie</strong>ziele <strong>der</strong><br />

operativen Versorgung<br />

� Reduktion des Protein -<br />

verlusts durch die große<br />

Wundenfläche<br />

� Verhin<strong>der</strong>ung einer Osteo -<br />

myelitis und Sepsis<br />

� Vermeidung sekundärer<br />

Amyloidosen und Nierenversagen<br />

� Senkung <strong>der</strong> Rehabilitationskosten<br />

� Verbesserte Lebensqualität<br />

<strong>der</strong> Patienten<br />

� Vermeidung sogenannter<br />

„Marjolin-Ulzera“ (Plattenepithelkarzinomentstehung<br />

in länger bestehenden dekubitalen<br />

Ulzera)<br />

� Herstellung einer langfristig<br />

stabilen Weichteildeckung [1]<br />

Richtlinien <strong>der</strong> plastischchirurgischen<br />

Versorgung<br />

� Exzision des Ulkus, des<br />

umgebenden Narbengewebes<br />

und <strong>der</strong> unterliegenden Bursa<br />

sowie <strong>der</strong> Weichgewebsverkalkungen<br />

� Radikale Resektion von<br />

unterliegenden Knochenvorsprüngen<br />

� Auffüllen von Knochenstümpfen<br />

und Füllen von<br />

Toträumen mit Faszien- o<strong>der</strong><br />

Muskellappen<br />

� Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Oberfläche<br />

durch regionale gestielten<br />

Lappen, ggf. freie mikrochirurgische<br />

Lappentransfers<br />

� Spalthautgegentransplantation<br />

<strong>der</strong> Lappenentnahmestelle,<br />

falls erfor<strong>der</strong>lich<br />

Anhand einer sehr großen Anzahl<br />

an operierten Patienten stellten<br />

Conway und Griffith neben diesen<br />

Eckpfeilern <strong>der</strong> chirurgischen<br />

<strong>Therapie</strong> zwei weitere Grundsätze<br />

<strong>der</strong> plastisch-chirurgischen Be -<br />

handlung von <strong>Dekubitalulzera</strong><br />

heraus, die auch heute noch gültig<br />

sind [1, 19]. Zum einen sollte ein<br />

sogenannter Gewebelappen so<br />

groß wie möglich geplant werden,<br />

um ein Weiterschieben <strong>der</strong> verwendeten<br />

Lappenplastik bei<br />

erneutem Ulkus in <strong>der</strong> gleichen<br />

Abb. 13 Grad IV: Ulzeration.<br />

Defekt mit Mitbeteiligung <strong>der</strong> Muskeln,<br />

sowie nekrotischem Hüftgelenk.<br />

Ist die Ausdehnung <strong>der</strong> Nekrose<br />

bis auf die Faszie und die darunterliegende<br />

Muskulatur und Knochen<br />

fortgeschritten, bezeichnet man<br />

das Dekubitusulkus als Grad IV.<br />

273<br />

CHAZ 9. Jahrgang 6.+7. Heft 2008


Gegend zu ermöglichen. Das Lappendesign<br />

sollte einer Konstruktion<br />

entsprechen, die eventuell<br />

später erfor<strong>der</strong>liche Lappenterritorien<br />

nicht zerstört. Hiermit können<br />

Optionen für zukünftige<br />

Deckungsverfahren bei Rezidiven<br />

offen gehalten werden. Darüber<br />

hinaus sollte die Nahtlinie möglichst<br />

entfernt von <strong>der</strong> Gegend<br />

des direkten Druckes gelegt werden.<br />

274<br />

CHAZ 9. Jahrgang 6.+7. Heft 2008<br />

THERAPIE DER DEKUBITALULZERA<br />

Um eine gute Einheilung<br />

des Deckungsgewebes<br />

zu gewährleisten, sollte<br />

bei therapieresistenter<br />

Diarrhoe die Darmtätigkeit<br />

reduziert werden<br />

Vor allem bei frisch querschnittsgelähmten<br />

Patienten sollte im<br />

Sinne einer Frühhabilitation die<br />

Indikation zur operativen Versorgung<br />

frühzeitig gestellt werden.<br />

Im Gegensatz dazu ist die<br />

Tabelle 2 <strong>Dekubitalulzera</strong>: Klassifikation des European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP)<br />

Indikationsstellung bei morbiden,<br />

alten Patienten aufgrund <strong>der</strong><br />

hohen Mortalität eher zurückhaltend<br />

und streng. Es sollten dann<br />

auch nur einfache Deckungsmethoden<br />

gewählt werden [2]. Bei<br />

sauberen Wundverhältnissen (Seiler<br />

A, siehe Tabelle 2) ist eine einzeitige<br />

Versorgung mit Lappendeckung<br />

und vorangehendem<br />

Débridement zu favorisieren. Bei<br />

zweizeitiger Operationsplanung<br />

mit dazwischengeschalteter<br />

Klinische Stadien (EQUAP) Wundbeschaffenheit nach Seiler und Staehelin Ätiologie/Lokalisation<br />

Wundkonditionierung muss zur<br />

Defektdeckung das Gewebe erst<br />

angefrischt werden, wobei es zum<br />

zusätzlichen Gewebeverlust<br />

kommt. In den Stadien nach Seiler<br />

B und C (vgl. Tabelle 2) ist<br />

allerdings das Risiko einer infektbedingten<br />

Wundheilungsstörung<br />

so hoch, dass <strong>der</strong> sekundäre<br />

Gewebeverlust in Kauf genommen<br />

wird. An das frühzeitige<br />

Débridement schließt sich dann<br />

eine konservative Wundheilungs-<br />

Stadium I A: Wunde „sauber“ Chronisch bettlägerige Patienten:<br />

Schmerzlose reversible Hautrötung Granulationsgewebe, keine Nekrosen – geriatrische Patienten<br />

– Intensivpatienten<br />

– Immunsupprimierte Patienten<br />

– Psychisch kranke und mental retardierte Patienten<br />

Stadium II B: Wunde schmierig belegt, Restnekrosen, keine → Rückfläche:<br />

Hautdefekt (Epi<strong>der</strong>mis und Dermis) mit freiliegendem Infiltration des umliegenden Gewebes – Hinterkopf<br />

Subkutangewebe – Schulterblätter<br />

– Wirbelsäule<br />

– Sakrum<br />

– Trochanter major<br />

– Ferse<br />

Stadium III C: Wunde wie in Stadium B, mit Infiltration des Patienten mit längerer Operation in Hypothermie<br />

Tiefes Geschwür mit Ödem und Entzündung des Randwalls, umliegenden Gewebes und/o<strong>der</strong> Allgemeininfektion → Rückfläche:<br />

Beteiligung des Subkutangewebes einschließlich Muskulatur, (Sepsis) – Hinterkopf<br />

Sehnen, Faszien, eventuell bis auf den Knochen reichend – Schulterblätter<br />

– Wirbelsäule<br />

– Sakrum<br />

– Trochanter major<br />

– Ferse<br />

Stadium IV Para-/Tetraplegiker<br />

Ausgedehntes Ulkus mit Beteiligung von Knochen, Bursae, → Frühphase: Rückfläche<br />

Gelenken o<strong>der</strong> Körperhöhlen (Rektum, Vagina etc.) → nach Reha:<br />

– Sitzbeinhöcker<br />

– Crista intertrochanterica<br />

– Coccygisspitze<br />

Spätschäden nach Radiatio<br />

→ Rückfläche<br />

– Sakrum (pelvines Bestrahlungsgebiet)<br />

– Schulterregion (axilläres Bestrahlungsgebiet)


phase mit Vakuumtherapie an.<br />

Um eine gute Einheilung des<br />

Deckungsgewebes zu gewährleisten<br />

sollte bei therapieresistenter<br />

Diarrhoe die postoperative<br />

Darmtätigkeit reduziert werden.<br />

In Einzelfällen sollte präoperativ<br />

die prophylaktische Anlage eines<br />

Anus praeternaturalis in Erwägung<br />

gezogen werden. Zur Kontrolle<br />

des Urinabgangs ist das<br />

Legen eines Blasenkatheters angebracht<br />

[1, 2, 13, 18].<br />

Bei Defektdeckungen im Sakralund<br />

Sitzbeinbereich ist die Lagerung<br />

des Patienten in Bauchlage<br />

mit abgeknickter Hüfte und leicht<br />

gespreizten Beinen ideal. Im<br />

Gegensatz dazu sind Operationen<br />

a<br />

b<br />

THERAPIE DER DEKUBITALULZERA<br />

im Trochanterbereich in 90-Grad-<br />

Seitenlage o<strong>der</strong> besser 60-Grad-<br />

Schräglage durchzuführen. Auf<br />

eine Druckentlastung des gegenseitigen<br />

Trochanters ist dabei<br />

beson<strong>der</strong>s zu achten [2].<br />

Im Extremfall kann auch<br />

die Amputation einer<br />

Extremität erfor<strong>der</strong>lich<br />

sein<br />

Eine plastisch rekonstruktive Stufenleiter,<br />

die abgestuft je nach<br />

dem erfor<strong>der</strong>lichen Befund das<br />

entsprechend kompliziertere Verfahren<br />

zur Deckung wählt, gilt<br />

auch für die Dekubitalchirurgie.<br />

So können neben einfachen Haut-<br />

Abb. 14 Ergebnis<br />

einer myokutanen V-<br />

Y-Gluteallappenplastik<br />

zur Defektdeckung<br />

bei ausgeprägtem<br />

sakralem Dekubitalulkus.<br />

Abb. 15a,b Intraoperatives<br />

Ergebnis einer<br />

beidseitigen myokutanen<br />

Split-V-Y-Glu te -<br />

al lappenplastik zur<br />

De fektdeckung bei<br />

aus geprägtem sakralem<br />

Dekubitalulkus<br />

beidseits.<br />

transplantaten,Nahlappenplastiken in Form von verschiedenen<br />

Schwenk-, Rotations-, Vorschublappen,<br />

entwe<strong>der</strong> als Muskellappen<br />

o<strong>der</strong> als kombinierte muskulokutane<br />

Lappen o<strong>der</strong> als fasziokutane<br />

Lappen letztlich in einzelnen<br />

Fällen auch freie, mikrochirurgischeLappentransplantationen<br />

erfor<strong>der</strong>lich werden, um einen<br />

adäquaten Gewebeersatz zu erreichen.<br />

Neuere Verfahren versuchen<br />

gerade bei Paraplegikern<br />

durch die Transplantation eines<br />

sensiblen Lappens, wie beispielsweise<br />

dem sensorischen interkostalen<br />

Insellappen aus dem Bereich<br />

Th9 bis Th10, eine sensible Reinnervierung<br />

des deinnervierten<br />

Hautareales über dem Sakrum zu<br />

erreichen. Hierdurch soll die<br />

Region wi<strong>der</strong>standsfähiger gegenüber<br />

einer erneuten Druckbelastung<br />

gemacht werden [2, 23].<br />

Beson<strong>der</strong>s hartnäckige Ulzera im<br />

Trochanterbereich mit Entstehung<br />

eines Pyarthros des Hüftgelenkes,<br />

können die Hüftgelenksresektion<br />

nach Girdlestone erfor<strong>der</strong>lich<br />

machen. Im Extremfall<br />

kann auch die Amputation einer<br />

Extremität erfor<strong>der</strong>lich werden.<br />

Die früher häufiger geübte Resektion<br />

des Sitzbeines hat sich in <strong>der</strong><br />

klinischen Praxis nicht bewährt.<br />

Spätergebnisse zeigten, dass vor<br />

allem bei Paraplegikern Rezidive,<br />

insbeson<strong>der</strong>e im Bereich des Perineums<br />

und des Skrotums nach<br />

Sitzbeinresektion entstehen, die<br />

Abb. 16a, b a Ischiales Rezidivulkus<br />

nach multiplen Voroperationen;<br />

Deckung mit Tensor-fasciae-latae-<br />

Lappenplastik nach radikalem<br />

Débridement und Abtragen von Knochensequestern.<br />

b Schematische Darstellung<br />

<strong>der</strong> Defektdeckung mit Tensor-fasciae-latae-Lappenplastik.<br />

sekundär chirurgisch nur sehr<br />

schwer zu behandeln sind. Nach<br />

neueren Erkenntnissen werden<br />

deswegen lediglich die knöchernen<br />

vorspringenden Anteile des<br />

Sitzbeins entfernt.<br />

� Spalthaut. Die Spalthauttransplantation<br />

zur Dekubitusdeckung<br />

ist nur in Ausnahmefällen indiziert.<br />

Bei sehr oberflächlichen<br />

Ulzera <strong>der</strong> Stadien II und III,<br />

sowie bei ausgedehnten Defekten<br />

und schlechtem Allgemeinzustand<br />

des Patienten kann über diese Art<br />

von Eingriff nachgedacht werden.<br />

Damit kann die Gefahr einer<br />

Wundinfektion gesenkt werden<br />

(biologischer Wundverband) und<br />

nach einer Besserung des Allgemeinzustandes<br />

kann im Anschluss<br />

eine sekundäre, funktionell adäquate<br />

Defektdeckung erfolgen.<br />

Darüber hinaus schrumpft das<br />

Spalthauttransplantat, so dass es<br />

zu einer sekundären Wundverkleinerung<br />

kommt, indem sensible<br />

Haut aus <strong>der</strong> Defektumgebung in<br />

den Bereich des Dekubitalulkus<br />

gezogen wird. Als Entnahmedicke<br />

empfiehlt sich rund 0,3 Millimeter<br />

275<br />

CHAZ 9. Jahrgang 6.+7. Heft 2008


ei maximaler „Meshung“ von<br />

1:1,5. Die Anpressung <strong>der</strong> Spalthaut<br />

erfolgt mittels einem Überknüpfverband<br />

o<strong>der</strong> einer Vakuumtherapieeinheit<br />

für drei bis fünf<br />

Tage. Ein Nachteil <strong>der</strong> Spalthautdeckung<br />

ist sicherlich die mechanische<br />

Instabilität gegen Scherkräfte.<br />

Eine Belastung darf erst<br />

nach zirka drei Wochen schrittweise<br />

erfolgen. Da die Talgdrüsen<br />

fehlen, muss darüber hinaus eine<br />

konsequente Hautpflege mit Fettsalbe<br />

erfolgen [1, 2, 18, 20].<br />

� Fasziokutane Lappenplastiken.<br />

Entsprechend dem genannten<br />

Konzept <strong>der</strong> plastisch-rekonstruktiven<br />

Stufenleiter sind bei<br />

nicht ausreichend möglicher<br />

Defektdeckung mit Spalthaut<br />

lokale fasziokutane Lappen in die<br />

erste Wahl zu ziehen, weil sie den<br />

geringsten Entnahmedefekt bereiten.<br />

Allerdings sind sie weniger<br />

druck- und infektionsresistent, als<br />

Muskellappen [1, 2]. Die Hauptindikation<br />

zur Verwendung von<br />

fasziokutanen Lappen insbeson<strong>der</strong>e<br />

von Perforatorlappen, ist die<br />

Defektdeckung bei oberflächlichen<br />

<strong>Dekubitalulzera</strong> in mechanisch<br />

beanspruchten Gebieten [4].<br />

Für tiefe Defekte ist diese Technik<br />

<strong>der</strong> Lappenplastik nicht geeignet,<br />

da Hohlräume nicht ausgefüllt<br />

werden können und damit durch<br />

auftretende Scherkräfte mechanisch<br />

instabile Verhältnisse resultieren.<br />

276<br />

CHAZ 9. Jahrgang 6.+7. Heft 2008<br />

THERAPIE DER DEKUBITALULZERA<br />

Abb. 17 Dauerhafter<br />

Deckungserfolg mit<br />

TFL bei ischialem<br />

Dekubitus<br />

� Myokutane Lappenplastiken.<br />

Bei noch gehfähigen Patienten ist<br />

<strong>der</strong> Funktionserhalt <strong>der</strong> Glutealbzw.<br />

Oberschenkelmuskulatur<br />

beson<strong>der</strong>s wichtig, so dass hier<br />

eigentlich zunächst eine Deckung<br />

mit lokalem Fasziokutanlappen<br />

angestrebt werden sollte. Bei<br />

exponierten Knochen, tiefen<br />

Gewebetaschen o<strong>der</strong> Osteomyelitis<br />

ist allerdings in <strong>der</strong> Regel eine<br />

Muskellappenplastik angezeigt.<br />

Selbst auf infiziertem Wundgrund<br />

o<strong>der</strong> direkt auf dem Knochen<br />

kann ein transponierter Muskel<br />

einheilen, weil er eine gute Durchblutung<br />

in das Wundgebiet mitbringt<br />

und zur lokalen Perfusionsverbesserung<br />

beiträgt [1, 6].<br />

Mit myokutanen Lappen können<br />

Muskeldefekte ausgefüllt und<br />

zusätzliche „Abpolsterungen“<br />

über Knochenvorsprüngen ge -<br />

schaffen werden. Im idealen Fall<br />

kann die Sensibilität <strong>der</strong> Lappenplastik<br />

erhalten werden, so dass<br />

dies als perfekte Prophylaxe eines<br />

Rezidivdekubitus an mechanisch<br />

belasteten Stellen gelten kann [1,<br />

2, 4, 14, 18].<br />

� Amputation des Beines („total<br />

tigh flap“). Die Verwendung von<br />

Oberschenkelgewebe eines dafür<br />

amputierten Beines sollte eine<br />

absolute Ausnahmeindikation zur<br />

Deckung von Defekten im Be -<br />

reich des Trochanter major und<br />

Sitzbeinbereichs darstellen. Diese<br />

Art von Defektdeckung sollte nur<br />

bei geriatrischen Patienten mit<br />

multiplen <strong>Dekubitalulzera</strong> und<br />

peripheren Gefäßverschlüssen als<br />

ultima ratio diskutiert werden [2].<br />

� Freie mikrovaskuläre Lappenplastik.<br />

Am oberen Ende <strong>der</strong><br />

rekonstruktiven Leiter stehen<br />

freie mikrovaskuläre Lappenplastiken,<br />

die bei Verpflanzung von<br />

gut durchblutetem Muskelgewebe<br />

Abb. 18 Ischiales Dekubitalulkus Grad IV nach radikalem Débridement<br />

(oben links), ipsilateraler Posterior-Thigh-Lappen<br />

Abb. 19 Prinzip <strong>der</strong> Defektdeckung<br />

bei sakralem Dekubitalulkus mit<br />

myokutaner V-Y-Glutealvorschub -<br />

lappenplastik o<strong>der</strong> alternativ als glutealer<br />

V-Y-Perforator vorschub lap -<br />

pen mit Gefäßversorgung über die<br />

inferioren o<strong>der</strong> superioren Glutealgefäße.<br />

eine gute Weichteildeckung<br />

gewährleisten. Gefäßbedingte<br />

Risikofaktoren bei geriatrischen<br />

Patienten, sowie Probleme mit<br />

Hebedefekten, wie etwa ein Funktionsverlust<br />

des M. latissimus bei<br />

Rollstuhlfahrern, sollte bei <strong>der</strong><br />

Lappenplanung beachtet werden.<br />

Defektdeckung im<br />

Beckenbereich: Der<br />

myokutane Gluteusmaximus-Lappen<br />

ist zur<br />

Defektdeckung im sakralen<br />

Bereich zu schonen<br />

Bei oberflächlichen Gewebedefekten<br />

im Sakralbereich empfiehlt<br />

sich die Verwendung lokaler fasziokutaner<br />

Lappenplastiken (posterior<br />

thigh flap). Der nächste<br />

Schritt im Stufenkonzept bei ausgedehnten<br />

und tiefen Defekten ist<br />

die Verwendung von myokuta-


nen Gluteus-maximus-Lappen,<br />

gegebenenfalls beidseitig als VY-<br />

Myokutanlappen [1]. Kann <strong>der</strong><br />

M. gluteus maximus nicht verwendet<br />

werden, sollten Gewebedeckungen<br />

mit Tensor fasciae<br />

latae, Biceps femoris, sowie ge -<br />

stielten Rectus-abdominis-<br />

Lappenplastiken o<strong>der</strong> freie<br />

mikrovaskuläre Deckungsmöglichkeiten<br />

(M. latissimus dorsi,<br />

M. rectus abdominis) in Erwägung<br />

gezogen werden [2, 7].<br />

Zur Defektdeckung von oberflächlichen<br />

Dekubitusarealen im<br />

THERAPIE DER DEKUBITALULZERA<br />

a b c<br />

Abb. 20a–c Prinzip <strong>der</strong> Defektdeckung mit Posterior-Thigh-VY-Lappen<br />

Sitzbeinbereich stehen posteriore<br />

fasziokutane Oberschenkellappen<br />

zur Verfügung. Bei tieferen<br />

Defekten sollte auf Tensor fasciae<br />

latae (TFL), Gracilis-, Biceps<br />

femoris- und eventuell freie<br />

mikrovaskuläre Lappen zurückgegriffen<br />

werden [1, 2, 14].<br />

<strong>Therapie</strong>optionen für oberflächliche<br />

Defekte im trochantären<br />

Bereich sind fasziokutane posteriore<br />

Oberschenkel-Lappen (posterior<br />

thigh flap) und Leistenlappen.<br />

Bei tiefen Defekten sollten<br />

bei kleinen bis mittleren Größen-<br />

a b c<br />

Abb. 21a–c Prinzip <strong>der</strong> Defektdeckung mit Posterior-Thigh-Rotationslappen<br />

durchmesser myokutane Rectusfemoris-Lappen<br />

verwendet werden.<br />

Mittlere bis große Defekte<br />

sind eine Indikation zur Deckung<br />

mit myokutanen Tensor-fasciaelatae-Lappen<br />

(TFL), sowie in<br />

zweiter Wahl mit Biceps femoris-,<br />

Gracilis- und Vastus-lateralis-<br />

Lappen. Können diese Lappenplastiken<br />

nicht verwendet werden,<br />

kann auf eine gestielte Rectusabdominis-Lappenplastik<br />

und<br />

freie Lappen zurückgegriffen werden.<br />

Zusätzlich sollte bei häufig<br />

vorliegenden Flexions-Adduk-<br />

Tabelle 3 Checkliste zur<br />

<strong>Therapie</strong>planung<br />

Ambulant:<br />

– Befundevaluation mit Gradeinteilung<br />

– Abstrich<br />

– Photodokumentation<br />

– Röntgenaufnahme,<br />

ggf. Fisteldarstellung<br />

Stationär:<br />

– Labor: Gesamtprotein, Albumin,<br />

Hb, Elektrolyte<br />

– Abstrich mit keimspezifischer<br />

antibiotischer <strong>Therapie</strong><br />

– Débridement, ggf. VAC Anlage<br />

– ggf. Stomaanlage<br />

– Eiweißreicher Kostaufbau<br />

– evtl. Knochenbiopsie<br />

(Osteomyelitis, Karzinom)<br />

– endgültige Planung des OP-<br />

Verfahrens nach Lokalisation,<br />

Größe des Defekts,<br />

Gesamtzustand des Patienten<br />

tions-Kontrakturen eine Tenotomie<br />

<strong>der</strong> Adduktorenmuskulatur<br />

durchgeführt werden. Gegebenenfalls<br />

kann eine partielle<br />

Trochantektomie notwendig sein<br />

[2, 14].<br />

Insgesamt ist es wichtig, den myokutanen<br />

Gluteus-maximus-<br />

Lappen zur Defektdeckung im<br />

sakralen Bereich zu schonen und<br />

ihn nur in Ausnahmefällen zur<br />

Deckung trochantär und tuberal<br />

zu verwenden [2].<br />

Postoperativ werden<br />

die mit einer Lappenplastik<br />

operierten<br />

Patienten routinemäßig<br />

in einem Mikroglaskugelbett<br />

gelagert<br />

Postoperativ werden die mit einer<br />

Lappenplastik operierten Patienten<br />

routinemäßig in einem Mikroglaskugelbett<br />

gelagert. Druckmessungen<br />

zeigten in solchen Betten<br />

einen geringeren Auflagedruck<br />

aus <strong>der</strong> Kapillardruck, so<br />

dass auch eine Lage auf dem<br />

277<br />

CHAZ 9. Jahrgang 6.+7. Heft 2008


frisch transplantierten Lappen<br />

möglich ist [1, 5]. Eine bereits präoperativ<br />

eingeleitete Antibiotikatherapie<br />

wird bei unkompliziertem<br />

Verlauf für etwa fünf bis sieben<br />

Tage beibehalten. Diese wird<br />

entsprechend dem Antibiogramm<br />

als Kurzinfusion verabreicht [1].<br />

In den ersten postoperativen<br />

Tagen erfolgt zunächst <strong>der</strong> Kostaufbau<br />

mit flüssiger Kost,<br />

anschließend wird mit einer<br />

eiweißreichen und kohlehydratarmen<br />

Diät begonnen, um eine<br />

Reduktion des Stuhlvolumens zu<br />

erreichen [1, 2, 14, 18].<br />

Die Saugdrainagen werden für<br />

zirka eine Woche belassen, bis<br />

eine ausreichende Kollabierung<br />

<strong>der</strong> mit den Lappen bedeckten<br />

Wundhöhlen erzielt worden ist. In<br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> Sekretionsmenge<br />

(

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!