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Chirurgische Therapie der Dekubitalulzera - Plastische Chirurgie ...

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Minimierung von Risikofaktoren.<br />

Selbstverständlich ist in jedem<br />

Fall eine Behandlung <strong>der</strong> Grundkrankheiten,<br />

die eine Immobilisation<br />

verursachen, anzustreben<br />

[12]. Eine stadiengerechte Wundversorgung<br />

und das frühzeitige<br />

Erkennen und Ausschalten von<br />

weiteren Risikofaktoren (Ausgleich<br />

von Mangelzuständen,<br />

Anämiebehandlung, Durchblutungsverbesserung,<br />

Spasmen- und<br />

Kontrakturlösung etc.) sind wichtige<br />

Eckpfeiler je<strong>der</strong> Dekubitusbehandlung<br />

[1, 6, 11]. Beson<strong>der</strong>s<br />

beim geriatrischen Patienten ist<br />

auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr,<br />

gegebenenfalls parenteral,<br />

und falls erfor<strong>der</strong>lich, auch<br />

auf eine hyperkalorische Ernährung<br />

zu achten. Hierbei sollte vor<br />

allem ein Albuminwert größer<br />

2,0 g/dl erreicht werden und eine<br />

ausreichende Proteinzufuhr (1,5–<br />

3,0 g/kg/Tag), sowie Kalorienzufuhr<br />

(25–35 kcal/kg/Tag) gewährleistet<br />

sein [6]. Bei Urininkontinenz<br />

empfiehlt sich die Anlage<br />

eines Blasenkatheters o<strong>der</strong> einer<br />

suprapubischen Blasenfistel. Die<br />

optimale hygienische Versorgung<br />

des Patienten, insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Hautpflege, gehören zum Standard<br />

<strong>der</strong> <strong>Therapie</strong> [1, 6]. Darüber<br />

hinaus kann zur Vermeidung von<br />

Scher- und Reibungskräften die<br />

Verwendung von Opsite-Folie<br />

und Hydrokolloid-Okklusivverbänden<br />

indiziert sein [2].<br />

Wundbettkonditionierung. Durch<br />

die Wundbettkonditionierung<br />

wird die Chance einer endogenen<br />

Heilung erhöht o<strong>der</strong> die Effektivität<br />

an<strong>der</strong>er therapeutischer<br />

Maßnahmen erleichtert. Die Ziele<br />

<strong>der</strong> lokalen Wundbettkonditionierung<br />

sind die Säuberung <strong>der</strong><br />

Wunde, die Stimulation <strong>der</strong> lokalen<br />

Wundheilung durch Zellwachstum<br />

und Angiogenese, die<br />

Neubildung von Kollagen, eine<br />

272<br />

CHAZ 9. Jahrgang 6.+7. Heft 2008<br />

THERAPIE DER DEKUBITALULZERA<br />

Reepithelialisierung und Wundkontraktion.<br />

Die wichtigsten Be -<br />

handlungsmaßnahmen sind:<br />

� Feuchte Wundbehandlung<br />

und Exsudatmanagement durch<br />

antiinflammatorische Agenzien<br />

(z.B. Silberpräparate) und hochabsorbierende<br />

Verbandsstoffe<br />

(z. B. Alginate).<br />

� Débridement durch Entfernung<br />

von Nekrosen und Wundbelägen<br />

� Infektionsbekämpfung und<br />

Keimreduktion durch adjuvante<br />

antibiotische <strong>Therapie</strong> nach<br />

Antibiogramm<br />

� Vakuumtherapie<br />

Feuchte Wundbehandlung und<br />

Exsudatmanagement. Allgemein<br />

gilt die sogenannte feuchte Wundbehandlung<br />

mit Einsatz hydroaktiver<br />

Verbände bei sauberen<br />

Wundverhältnissen heute als<br />

Methode <strong>der</strong> Wahl. Hierbei kommen<br />

beispielsweise Hydrokolloide<br />

zum Einsatz, die aus quellfähigen<br />

Proteinen bestehen und mit unterschiedlichen<br />

Polymeren gekoppelt<br />

sind, die Sekret in <strong>der</strong> Matrix binden<br />

sollen. Hydrogele mit einem<br />

hohen Wasseranteil können zu<br />

einem Aufquellen von trockenen<br />

Belägen und zum Lösen von<br />

Nekrosen beitragen. Beson<strong>der</strong>s<br />

bei Wunden mit starker Sekretion<br />

und nässenden, tiefen, zerklüfteten<br />

Wunden, sind Alginate,<br />

die ein sehr saugfähiges Gel ausbilden,<br />

günstig einzusetzen. Da es<br />

eine Vielzahl ähnlicher Präparate<br />

auf dem Markt gibt, ist hier die<br />

persönliche Erfahrung wie auch<br />

eine ökonomisch sinnvolle Verwendung<br />

entsprechen<strong>der</strong> Produkte<br />

wichtig. Ein häufiger Wechsel<br />

von verschiedenen Verbandsstoffen<br />

ist we<strong>der</strong> ökonomisch sinnvoll,<br />

noch wissenschaftlich be -<br />

gründet [1, 2, 21, 22].<br />

Débridement. Die Entfernung von<br />

Fibrinbelägen und Nekrosen<br />

durch eine enzymatische Wundbe-<br />

Abb. 9 Klassifikation<br />

<strong>der</strong> <strong>Dekubitalulzera</strong>:<br />

Vorstufe eines Dekubitalulkus.<br />

Hier müssen<br />

sofort alle Maßnahmen<br />

ergriffen werden,<br />

um die Ausbildung<br />

eines Dekubitalulkus<br />

zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Abb. 10 Grad I:<br />

Hyperämie. Fixierte<br />

Rötung des Druckareals,<br />

welche spätestens<br />

nach 30 min<br />

auftritt und innerhalb<br />

einer Stunde nach<br />

Druckentlastung verschwindet.<br />

handlungsmittel o<strong>der</strong> durch chirurgische<br />

Manipulationen sind die<br />

Basis <strong>der</strong> Infektionsprophylaxe<br />

sowie die Voraussetzung zur<br />

Defektdeckung. Der Zeitgewinn<br />

zur Dekubitusheilung beträgt nach<br />

Angaben aus <strong>der</strong> Literatur etwa<br />

vier bis sechs Wochen [14, 15].<br />

Infektionsbekämpfung und Keimreduktion.<br />

Bei infizierten Wunden<br />

finden zur Säuberung vor<br />

allem farblose Antiseptika für<br />

begrenzte Zeit Anwendung, gegebenenfalls<br />

mit PVP-Jodkomplex<br />

o<strong>der</strong> Wasserstoffperoxyd. Nach<br />

einer ausreichenden Wundsäuberung<br />

sollte allerdings auf Antiseptika<br />

verzichtet werden, da<br />

sonst die Epithelialisierung ge -<br />

stört werden kann. Häufiges<br />

Keim spektrum bei gut granulierten<br />

Ulzera sind Staphylokokken,<br />

Enterokokken und Escherichia<br />

coli. In Problemfällen finden sich<br />

auch gehäuft Pseudomonas aeruginosa<br />

und Anaerobier. Bei Lokalisationen<br />

in <strong>der</strong> Nähe des Darmausgangs<br />

o<strong>der</strong> des Urogenitaltrakts<br />

ist mit dem entsprechenden<br />

Erregerspektrum zu rechnen. Eine<br />

antibiotische <strong>Therapie</strong> sollte<br />

immer nach Antibiogramm erfolgen;<br />

in speziellen akuten Fällen ist<br />

eine Kombination mit Cephalo -<br />

sporinen und Metronidazol zu<br />

empfehlen. Allerdings sind generalisierte<br />

adjuvante Antibiotikatherapien<br />

aufgrund von Resistenzentwicklungen<br />

außer bei entzündeten<br />

phlegmonösen Ulzera<br />

o<strong>der</strong> septischen Zuständen obsolet<br />

[2, 9]. Bei <strong>der</strong> Durchführung<br />

eines ausgiebigen Débridements<br />

sollte aufgrund einer massiven<br />

bakteriellen Streuung eine perioperative<br />

Breitbandantibiose<br />

angesetzt werden [2].Um eine<br />

Osteomyelitis vor einer eventuellen<br />

Weichteildeckung auszuschließen,<br />

sollte ein Röntgenbild<br />

o<strong>der</strong> eine Magnetresonanzunter-

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