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Chirurgische Therapie der Dekubitalulzera - Plastische Chirurgie ...

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Abb. 11 Grad II: Ischämie. Bei<br />

einem zweitgradigen Dekubitus sind<br />

noch Dermisanteile erhalten. Zur<br />

Entstehung wirkt Druck kontinuierlich<br />

über zwei bis sechs Stunden ein.<br />

Zur Rückbildung <strong>der</strong> Rötung muss<br />

mit mindestens 36 Stunden Druckentlastung<br />

gerechnet werden. Die<br />

Bildgebung zeigt, dass bei Dekubituspatienten<br />

oft Defekte verschiedener<br />

Grade vorhanden sind und in die<br />

<strong>Therapie</strong>planung einbezogen werden<br />

müssen.<br />

suchung vorliegen. Szintigraphien<br />

sind hier ungeeignet, da die Rate<br />

falsch-positiver Ergebnisse sehr<br />

hoch ist [6]. Bei Sicherung einer<br />

Mitbeteiligung des Knochens sollte<br />

bis zu 12 Wochen postoperativ<br />

Antibiotika gegeben werden [2,<br />

4].<br />

Vakuumtherapie. Eine echte<br />

Bereicherung <strong>der</strong> lokal unterstützenden<br />

konservativen <strong>Therapie</strong><br />

ist die computerkontrollierte kontinuierlicheUnterdruckbehandlung<br />

(VAC, vacuum-assisted closure<br />

therapy). Neben einer<br />

beschleunigten Wundsäuberung<br />

und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Granulationsgewebsbildung<br />

kann diese<br />

Methode zu einer zeitlich raschen<br />

Vorbereitung auf eine operative<br />

Defektdeckung beitragen. Eine<br />

Neoangiogenese lässt sich zusätzlich<br />

experimentell nachweisen [16,<br />

17]. Hierbei wird nach ausreichendem<br />

chirurgischen Débridement<br />

eine Unterdruckverbandanordnung<br />

(Vacuum Assisted Closure<br />

System, KCI, Wiesbaden)<br />

eingesetzt. Dieses System basiert<br />

THERAPIE DER DEKUBITALULZERA<br />

auf <strong>der</strong> Vakuumwundversiegelung<br />

mit einem aus Polyurethan<br />

geschäumten, grob porösen o<strong>der</strong><br />

einem aus Polyvinyl-Alkohol bestehenden<br />

feinporösen Schwamm, <strong>der</strong><br />

jeweils durch einen nicht kollabierenden<br />

Schlauch mit einer computerkontrollierten<br />

Pumpeneinheit<br />

verbunden wird. Über einen semipermeablen<br />

Filter wird das Wundsekret<br />

mit Hilfe dieses kontrollierten<br />

Unter druckes kontinuierlich<br />

o<strong>der</strong> auch wahlweise intermittierend<br />

abgesaugt [1, 2, 24].<br />

<strong>Chirurgische</strong> <strong>Therapie</strong>:<br />

Ein Gewebelappen sollte<br />

so groß wie möglich<br />

geplant werden<br />

Für die Dekubitalgeschwüre in<br />

den Stadien III und IV ist meistens<br />

eine plastisch-chirurgische<br />

a<br />

b<br />

Abb. 12a,b Grad III: Nekrose. Hier<br />

sind bereits Fettgewebsanteile nekrotisch<br />

mit betroffen. Bei Druckeinwirkung<br />

länger als sechs Stunden<br />

entwickeln sich livide Hautverfärbungen<br />

und Verhärtungen. Die<br />

Nekrose bleibt auch bei längerer<br />

Druckentlastung bestehen.<br />

operative Behandlung erfor<strong>der</strong>lich<br />

[1, 2, 6, 16]. Eine primäre<br />

Wundrandadaptation ist aufgrund<br />

<strong>der</strong> Spannungsverhältnisse<br />

durch den Gewebeverlust bei tiefen<br />

Ulzera in <strong>der</strong> Regel nicht sinnvoll.<br />

Als typische Indikation für<br />

die plastisch-chirurgische Rekonstruktion<br />

gelten nachfolgend<br />

genannte Zustände.<br />

Operationsindikationen<br />

Vital:<br />

� Akute arterielle o<strong>der</strong><br />

venöse Arrosionsblutung<br />

� Schwere Sepsis<br />

(keine gleichzeitige<br />

plastische Deckung)<br />

Absolut:<br />

� Tiefe Osteomyelitis,<br />

Gelenkbeteiligung, multiple<br />

tiefe Ulzera, Narbenkarzinom<br />

Relativ:<br />

� Elimination potentieller<br />

septischer Herde, rascher<br />

stabiler Wundverschluss,<br />

Schmerzlin<strong>der</strong>ung, Pflegeerleichterung,<br />

Prophylaxe<br />

Wundinfektion [1,4]<br />

<strong>Therapie</strong>ziele <strong>der</strong><br />

operativen Versorgung<br />

� Reduktion des Protein -<br />

verlusts durch die große<br />

Wundenfläche<br />

� Verhin<strong>der</strong>ung einer Osteo -<br />

myelitis und Sepsis<br />

� Vermeidung sekundärer<br />

Amyloidosen und Nierenversagen<br />

� Senkung <strong>der</strong> Rehabilitationskosten<br />

� Verbesserte Lebensqualität<br />

<strong>der</strong> Patienten<br />

� Vermeidung sogenannter<br />

„Marjolin-Ulzera“ (Plattenepithelkarzinomentstehung<br />

in länger bestehenden dekubitalen<br />

Ulzera)<br />

� Herstellung einer langfristig<br />

stabilen Weichteildeckung [1]<br />

Richtlinien <strong>der</strong> plastischchirurgischen<br />

Versorgung<br />

� Exzision des Ulkus, des<br />

umgebenden Narbengewebes<br />

und <strong>der</strong> unterliegenden Bursa<br />

sowie <strong>der</strong> Weichgewebsverkalkungen<br />

� Radikale Resektion von<br />

unterliegenden Knochenvorsprüngen<br />

� Auffüllen von Knochenstümpfen<br />

und Füllen von<br />

Toträumen mit Faszien- o<strong>der</strong><br />

Muskellappen<br />

� Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Oberfläche<br />

durch regionale gestielten<br />

Lappen, ggf. freie mikrochirurgische<br />

Lappentransfers<br />

� Spalthautgegentransplantation<br />

<strong>der</strong> Lappenentnahmestelle,<br />

falls erfor<strong>der</strong>lich<br />

Anhand einer sehr großen Anzahl<br />

an operierten Patienten stellten<br />

Conway und Griffith neben diesen<br />

Eckpfeilern <strong>der</strong> chirurgischen<br />

<strong>Therapie</strong> zwei weitere Grundsätze<br />

<strong>der</strong> plastisch-chirurgischen Be -<br />

handlung von <strong>Dekubitalulzera</strong><br />

heraus, die auch heute noch gültig<br />

sind [1, 19]. Zum einen sollte ein<br />

sogenannter Gewebelappen so<br />

groß wie möglich geplant werden,<br />

um ein Weiterschieben <strong>der</strong> verwendeten<br />

Lappenplastik bei<br />

erneutem Ulkus in <strong>der</strong> gleichen<br />

Abb. 13 Grad IV: Ulzeration.<br />

Defekt mit Mitbeteiligung <strong>der</strong> Muskeln,<br />

sowie nekrotischem Hüftgelenk.<br />

Ist die Ausdehnung <strong>der</strong> Nekrose<br />

bis auf die Faszie und die darunterliegende<br />

Muskulatur und Knochen<br />

fortgeschritten, bezeichnet man<br />

das Dekubitusulkus als Grad IV.<br />

273<br />

CHAZ 9. Jahrgang 6.+7. Heft 2008

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