Chirurgische Therapie der Dekubitalulzera - Plastische Chirurgie ...
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Die meisten Dekubital-<br />
ulzera <strong>der</strong> Grade I und II<br />
werden ausschließlich<br />
konservativ behandelt<br />
Die konservativen <strong>Therapie</strong>verfahren<br />
sind die Basis je<strong>der</strong> Dekubitusbehandlung.<br />
Die meisten<br />
<strong>Dekubitalulzera</strong> <strong>der</strong> Grade I und<br />
II werden ausschließlich konservativ<br />
behandelt. Bei tieferen<br />
<strong>Dekubitalulzera</strong> sind konservative<br />
Verfahren die Grundlage <strong>der</strong><br />
Wundkonditionierung und die<br />
Voraussetzung für eine spätere<br />
Defektdeckung. Dem Schweregrad<br />
des Dekubitusgeschwüres<br />
angepasst, basiert die konservative<br />
<strong>Therapie</strong> auf folgenden <strong>Therapie</strong>prinzipien<br />
[1, 2, 6]:<br />
� Druckentlastung<br />
� Minimierung von<br />
Risikofaktoren<br />
� Wundbettkonditionierung<br />
(feuchte Wundbehandlung,<br />
Débridement, Keimreduktion,<br />
Exsudatmanagement,<br />
Wundversiegelung durch<br />
Vakuum)<br />
� Versuch <strong>der</strong> Wundheilung<br />
durch kontinuierliche<br />
Vakuumtherapie, wenn keine<br />
operative Behandlung<br />
indiziert o<strong>der</strong> geplant ist.<br />
Druckentlastung. Die regelmäßige<br />
Druckentlastung <strong>der</strong> gefährdeten<br />
Hautbezirke durch häufiges Um -<br />
lagern mindestens alle zwei bis<br />
3<br />
THERAPIE DER DEKUBITALULZERA<br />
drei Stunden bildet die Grundlage<br />
je<strong>der</strong> Dekubitusbehandlung.<br />
Pathophysiologisch werden hierdurch<br />
die komprimierten Arteriolen<br />
und Kapillaren wie<strong>der</strong>eröffnet<br />
und es kommt dadurch zu<br />
einer Perfusionsverbesserung mit<br />
gesteigerter Sauerstoffversorgung<br />
des Gewebes. Bei Ulzera im<br />
Sakralbereich, über dem Trochanter<br />
o<strong>der</strong> dem Sitzbein, wird<br />
eine 30-Grad-Schräglagerung<br />
nach links o<strong>der</strong> rechts empfohlen.<br />
Von einer vollständigen Seitenlagerung<br />
des Patienten wird abgeraten,<br />
da hierbei ein vermehrter<br />
Druck auf die Trochanterregion<br />
entsteht. Gerade hier ist das<br />
Unterhautfettgewebe bei älteren<br />
Menschen meist dünn und es entsteht<br />
eine zusätzliche Gefährdung<br />
[1]. Hinsichtlich <strong>der</strong> Ätiologie<br />
muss grundsätzlich unterschieden<br />
werden zwischen <strong>der</strong> vorübergehenden<br />
Immobilisation eines<br />
Patienten, wie etwa nach einem<br />
Herzinfarkt o<strong>der</strong> einem Trauma,<br />
bei denen primär konservative<br />
<strong>Therapie</strong>formen angestrebt werden<br />
sollten und tief penetrierenden,<br />
ausgedehnten Dekubitalgeschwüren<br />
bei Querschnittsgelähmten,<br />
die in <strong>der</strong> Regel eine<br />
eher aggressive operative <strong>Therapie</strong><br />
erfor<strong>der</strong>lich machen [1, 2].<br />
Auch in Hinblick auf die Tiefenausdehnung<br />
und Größe des<br />
Dekubitalulkus ist <strong>der</strong> <strong>Therapie</strong> -<br />
erfolg durch alleinige Druckent-<br />
Abb. 2 Wundreinigung und -konditionierung<br />
mit kontinuierlicher<br />
Vakuumtherapie entwe<strong>der</strong> zur Vorbereitung<br />
einer Lappenplastik o<strong>der</strong><br />
im Rahmen <strong>der</strong> konservativen<br />
Behandlung.<br />
lastung unterschiedlich. Bei<br />
Defekten mit Ausprägung von<br />
Grad I bedeutet die Entlastung<br />
aufgelegener Körperteile, Vermeidung<br />
von Mazerationen und<br />
von Reibungskräften in <strong>der</strong> Regel<br />
die Möglichkeit einer Restitutio<br />
ad integrum <strong>der</strong> betroffenen Körperregion<br />
innerhalb einer Stunde<br />
nach Beginn <strong>der</strong> Entlastung.<br />
Danach ist auf eine Verkürzung<br />
<strong>der</strong> Umlagerungsintervalle zu<br />
achten. Die Haut sollte sauber<br />
und trocken gehalten werden.<br />
Durch die Unterlage erzeugte<br />
Scherkräfte müssen vermieden<br />
werden (glatte, trockene Laken).<br />
Eine optimale Anpassung <strong>der</strong><br />
Matratzen an die Körperoberfläche<br />
führt zu einer Vergrößerung<br />
<strong>der</strong> Auflagefläche und verringert<br />
damit den Auflagedruck an<br />
gefährdeten Stellen. Wenn ein<br />
4 5 6 7 8<br />
Abb. 3–8 Lagerung des immobilisierten Patienten: Abb. 3, 4 Entlastung <strong>der</strong> Fersen; Abb. 5–8 Varianten <strong>der</strong> Lagerung<br />
Umlagern, etwa bei beatmeten<br />
Patienten nicht möglich ist, sollten<br />
druckentlastende Matratzen zum<br />
Einsatz kommen. Hierbei wird<br />
unterschieden zwischen maschinell-druckentlastenden<strong>Therapie</strong>systemen<br />
(statische und dynamische<br />
Wechseldrucksysteme) und<br />
Luftkissenbetten o<strong>der</strong> Luftauflagen<br />
(mit und ohne Low-air-lost-<br />
Systeme) [2, 12]. Eine nahezu vollständige<br />
Druckentlastung kann<br />
nur durch Lagerung mit speziellen<br />
sogenannten Sandbetten erfolgen<br />
[2, 5]. Resultierend aus einer permanenten<br />
Luftzirkulation durch<br />
Mikroglaskugeln wird ein Absinken<br />
von Körpersekreten ermöglicht<br />
und somit eine trockene<br />
Lagerung gewährleistet. Nachteilig<br />
ist allerdings, dass das Körperschema<br />
verän<strong>der</strong>t wird und<br />
deshalb die Bewegungsimpulse<br />
für das ZNS reduziert und <strong>der</strong><br />
Gleichgewichtssinn gestört werden<br />
können. Dies kann wie<strong>der</strong>um<br />
nachteilig für eine spätere wichtige<br />
Mobilisierung des Patienten<br />
sein. Darüber hinaus hat <strong>der</strong> Pa -<br />
tient durch diese Lagerung einen<br />
erhöhten Flüssigkeitsbedarf, <strong>der</strong><br />
bei <strong>der</strong> Bilanzierung unbedingt<br />
beachtet werden muss [1, 6].<br />
Druckgefährdete Regionen wie<br />
Ellenbogen und Fersen sollten<br />
zusätzlich mit Watte gepolstert und<br />
frei gelagert werden. Rollstuhlfahrer<br />
sollten ein Spezialsitzkissen zur<br />
Druckentlastung erhalten.<br />
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CHAZ 9. Jahrgang 6.+7. Heft 2008