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Mann des Monats Werner Kieser - Bernhard Raos

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Um dann vom Gespräch mit dem deutschen Krankenkassenfunktionär zu erzählen,dem er dieses Rechenexempel präsentierte. Dessen Antwort: «Dieses Geld ist dochnicht verloren. Was machen wir dann mit all den Therapeuten, Ärzten und Reha-Kliniken, die Rückenpatienten behandeln?» Damals begriff <strong>Kieser</strong>, dass ihn der«Marsch durch die Institutionen» er zitiert den Marxisten Rudi Dutschke nichtweiterbringen würde: «Ich musste direkt an meine Kunden gelangen und ihnen denNutzen von mehr Kraft bewusst machen.»Er fuhr den Orthopäden an den Karren («Wir sind das Auffangbecken für Leute, dievon der Medizin im Stich gelassen wurden») und setzte auf eingängigeWerbeslogans wie «Ein starker Rücken kennt keine Schmerzen». Damit traf er einenNerv. Denn welchen Erwachsenen ab 40 hat es nicht schon mal dort gezwickt, woder Homo sapiens nach seinem Wandel vom Affen zum Aufrechtgänger die grössteSchwachstelle hat: an der Wirbelsäule. Dort, wo die Belastung im Stehen schon rund100 Kilopond ausmacht und sich beim Aufheben eines Handtuchs mehr alsverdoppelt. Studien belegen, dass praktisch alle Rückenpatienten schwachausgebildete Rückenmuskeln haben. Ihr natürliches Korsett trägt sie nicht.«Führen Sie jede Übung während maximal 90 Sekunden bis zur lokalen Erschöpfungder betroffenen Muskeln aus. Also so lange, bis Ihnen keine vollständige Bewegungmehr möglich ist.»Der Journalist macht die Probe aufs Exempel und absolviert an einemMontagmorgen ein Probetraining im neuen <strong>Kieser</strong> Training in St. Gallen.Es hat an 365 Tagen im Jahr geöffnet. In den ehemaligen Ausstellungsräumen einerMöbelfirma stehen mehrere Dutzend stählerne Kräftigungsmaschinen, fein säuberlichauf dem Parkettboden verschraubt und zur besseren Orientierung mit Buchstabenund Ziffern versehen. Aus blankem Blech und Stahl sind auch die Umkleideräumeund Einzelduschen. Einziger Farbtupfer ist ein Verbotsschild, welches dasBarfussgehen und ärmellose Leibchen verbietet, wohl der Hygiene wegen. Es istruhig. Die Maschinen sind leise, und die Kunden sind angehalten, die Gewichte überdie Exzenter langsam zu bewegen. Ein halbes Dutzend Leute zwischen Anfang 20und hohem AHV-Alter spult schweigend das Programm ab, gelegentlich begleitet vonleisem Ächzen. So wurde das Ganze auch beschrieben. Als Produktionsstätte fürMagermasse eben.Wer das erste Mal bei <strong>Kieser</strong> Kraft tankt, muss ein Kundenblatt mit einigenGesundheitsfragen ausfüllen und sein Trainingsziel formulieren. Es wird nachGesundheitsstörungen oder Schmerzen gefragt. Ab dem zweiten Mal kann manärztliche Trainingsberatung für sich in Anspruch nehmen. Sie ist im Abo-Preis von850 Franken fürs Jahr inbegriffen. Probetrainings sind gratis.Ich möchte meinen schreibtischgekrümmten Rücken stärken. Die Instruktorin hat zudiesem Zweck fünf Maschinen ausgewählt, in die sie mich Neuling einspannt. Siemacht dies ruhig, erklärt, welche Muskelpartien bearbeitet werden, und stellt dieMaschinen auf meine Körpergrösse ein. Nun, da der Sitzgurt festgeschnallt ist nurdie Oberschenkel oder die Schulterpartie sollen bewegt werden , erfolgt der Check<strong>des</strong> derzeitigen Kraftniveaus.

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