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1. Timotheus 2, 1-6a - Ispringen.elkib.de

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Predigt über <strong>1.</strong> <strong>Timotheus</strong> 2, 1-<strong>6a</strong>; Rogate, 09. 05. 2010, <strong>Ispringen</strong>„So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagungfür alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges undstilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass allen Menschengeholfen wer<strong>de</strong> und sie zur Erkenntnis <strong>de</strong>r Wahrheit kommen.Denn es ist EIN Gott und EIN Mittler zwischen Gott und <strong>de</strong>n Menschen, nämlich <strong>de</strong>rMensch Christus Jesus, <strong>de</strong>r sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung.“Ihr Lieben,bevor ich auf <strong>de</strong>n heutigen Predigttext zusprechen komme, möchte ich eine kleineÜberlegung voranstellen.Es gibt bekanntlich viele Arten, Gesprächezu führen. Wir können natürlich auch einfachmiteinan<strong>de</strong>r re<strong>de</strong>n, vis-à-vis Worte wechseln.Ich kann telefonieren, und ich kann Briefeschreiben. Manche – ich kann es nicht –Jüngere können am Computer mit an<strong>de</strong>renchatten, d.h. sich hin und her schreiben. -Hab ich noch was vergessen? Wie kann mannoch Gespräche führen? ... (Antworten abwarten)Wenn Gespräche im weitesten Sinne „Kommunikation“sind, das wäre so eine Art „Austauschvon Informationen“ – dann geschiehtKommunikation nicht nur mit Worten. Es gibtja auch die Körpersprache. Die Spracheauch mit <strong>de</strong>n Augen, mit Blicken, Kommunikationmit Gesten und Gesichtsausdrückenund mit <strong>de</strong>r Körperhaltung. - Kann nicht auchSchweigen ein Gespräch sein? „DeinSchweigen sagt mir einiges!“ - Gefühlsausbrücheohne Worte, z. B. lachen o<strong>de</strong>r weinen,sind das nicht auch Formen <strong>de</strong>r Kommunikation,<strong>de</strong>s Sich-Mitteilens, <strong>de</strong>s Miteinan<strong>de</strong>r-Re<strong>de</strong>ns?Ihr Lieben, ich will euch sagen worauf ich mitdiesen knappen Überlegungen hinaus möchte.Wenn das Gebet heute Thema <strong>de</strong>s SonntagsRogate ist, dann geht es aus meinerSicht beim Gebet um mehr als nur um Worte,um mehr als nur um wohlgeformte Formulierungen.Das Gebet, das Gespräch mit Gott, dieKommunikation mit unserem Herrn JesusChristus - wollte ich das alles nur auf Worteund Sätze beschränken, dann wäre dasmeines Erachtens eine starke Verkürzung.Ich <strong>de</strong>nke: Das Gebet ist mehr, viel mehr alseine gedachte o<strong>de</strong>r gesprochene Aneinan<strong>de</strong>rreihungvon Buchstaben adressiert anGott.Beten heißt für mich, mit Gott in Beziehungstehen, mit ihm kommunizieren, mit ihm inBerührung kommen. Mein Gebet ist eine Mitteilung,aus Austausch meinerseits, sowohlim Re<strong>de</strong>n als auch Schweigen. - Wenn ich z.B. an Menschen <strong>de</strong>nke, re<strong>de</strong> ich dann nichtirgendwie auch mit ihnen auf eine ganz beson<strong>de</strong>reWeise? Und kann ich das nichtauch mit Gott so tun: Manchmal „nur“ an ihn<strong>de</strong>nken und so mit ihm kommunizieren, mitihm doch auch so irgendwie im Gesprächsein?Beten geschieht für mich z. B. auch im Hörenauf die Stimme <strong>de</strong>s Wortes Gottes, aufdie Stimme Jesu. Ich höre und reagiere automatisch,antworte auf meine Weise undverhalte mich dazu. - Es gibt Zeiten im Le-


en, da möchte man vor Gott treten und jubelnund singen, lachen und weinen o<strong>de</strong>r vorihm tanzen wie z.B. David o<strong>de</strong>r Mirjam.Manchmal kann ich vor Gott einfach nur weineno<strong>de</strong>r schweigen o<strong>de</strong>r schimpfen. AuchGefühlsäußerungen, die ich vor Gott kundtue,auch sie sind meine Gebete.Ja, ich gehe sogar so weit, dass ich sage:Gott zu vergessen o<strong>de</strong>r ihn an <strong>de</strong>n Rand <strong>de</strong>sLebens zu drängen, auch das ist eine Artvon Gespräch, eine Information meinerseitsan Gott, wie ich über ihn <strong>de</strong>nke, was ich vonihm halte und wo ich ihn in meinem Lebeneinsortiere.Nicht miteinan<strong>de</strong>r re<strong>de</strong>n – Funkstille - das isteben auch eine Art <strong>de</strong>r Kommunikation,manchmal heilsam, manchmal tödlich. Unddas gilt auch für meine Beziehung zu Gott.Ihr Lieben, das alles ist beten. Beten ist fürmich ein ganzheitliches Lebensgeschehen.Wollte ich es auch die Spitze treiben, dannmöchte ich sagen: das ganze Leben ist einGebet, ein Kommunikationsgeschehen, eineBeziehung zu Gott, ein Austausch. Je<strong>de</strong>rTag ist ein Gebet, eine Begegnung, manchmalmehr aktiv, manchmal mehr passiv, mallei<strong>de</strong>nschaftlich lebendig: „Ich hab' dir nochso viel zu sagen!“, mal so gut wie abgestorben:„Mein Schweigen sagt dir vielleicht alles!“Beten heißt für mich, Gott zu antworten –mal mehr, mal weniger, mal ja o<strong>de</strong>r nein o-<strong>de</strong>r lau, wohlgemerkt nicht nur in allen Sprachen,son<strong>de</strong>rn mit allen, was ich kann! MeinGebet ist die Art und Weise wie ich vor Gottlebe! Ihr Lieben, so gesehen betet je<strong>de</strong>rMensch. Denn je<strong>de</strong>r Mensch steht unseremSchöpfer Re<strong>de</strong> und Antwort, mit Worten o<strong>de</strong>rmit Schweigen, mit Taten o<strong>de</strong>r mit Untaten.Und nun, ihr Lieben, möchte ich gerne aufunseren Predigttext zu sprechen kommen.Denn diese Worte, die Paulus an <strong>Timotheus</strong>schreibt, sind schon so eine Art Engführung.Und diese Engführung besteht darin, dassdas Gebet hier nicht als ganzheitliches Geschehengesehen wird, son<strong>de</strong>rn es wird andieser Stelle zugespitzt auf das Fürjeman<strong>de</strong>n-beten,Für-jeman<strong>de</strong>n-bitten, Fürjeman<strong>de</strong>n-danken.Und das alles mit <strong>de</strong>meinen Ziel, ein ruhiges und stilles Leben führenzu können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.Paulus schreibt: „So ermahne ich nun, - ichfrage: wen eigentlich? Natürlich <strong>de</strong>n o<strong>de</strong>rdie, an die <strong>de</strong>r Brief gerichtet ist, also <strong>Timotheus</strong>und seine Gemein<strong>de</strong> – So ermahneich euch nun, dass ihr vor allen Dingentut Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagungfür alle Menschen, für die Könige und füralle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges undstilles Leben führen können in allerFrömmigkeit und Ehrbarkeit.“Fürbitte, und zwar vornehmlich für die Regieren<strong>de</strong>n;für die, die an <strong>de</strong>n Schalthebeln <strong>de</strong>rPolitik, <strong>de</strong>r Wirtschaft und <strong>de</strong>r Macht sitzen.Fürbitte, für die, <strong>de</strong>ren Entscheidungen ichpersönlich manchmal haarstäubend fin<strong>de</strong>und über die ich mich maßlos aufregen kann.Für die zu beten? Für die zu danken?Und da merke ich, wie mir und an<strong>de</strong>ren vonuns diese Ermahnung vielleicht ungelegenkommt, vielleicht aussichtslos und sinnloserscheint, aber wie sie doch so dringend Nottut. Denn mal ehrlich: Wann beten wir <strong>de</strong>nnprivat für die, die weltweit Verantwortung tragen?Wann schließen wir unsere gewähltenVolksvertreter in unsere Gebete ein? Wirzerreißen uns viel lieber die Mäuler undschimpfen und wissen alles besser. Aber warumbeten wir nicht für sie – wie es uns hiernicht nur nahegelegt, son<strong>de</strong>rn wie es unshier auferlegt und abverlangt wird?


O<strong>de</strong>r haben wir gute Grün<strong>de</strong> dafür, uns dieserErmahnung zu wi<strong>de</strong>rsetzen, uns diesergroßen und wichtigen und politischen Aufgabezu entziehen? Vielleicht versprechen wiruns ja nichts vom Gebet für die da oben, dieja doch machen was sie wollen?Ihr Lieben, wenn wir so <strong>de</strong>nken, dann istauch diese Einschätzung ein Gebet, nämlicheine Information unsererseits an Gott, unsereAntwort, nämlich dass wir es ihm nicht zutrauen,diese Menschen zum Wohl unseresLebens zu gebrauchen. Wenn ich für sienicht bete, dann gehe ich davon aus, dassselbst Gott nichts machen kann. – Auch solchesSchweigen spricht Bän<strong>de</strong>!Ich höre die Ermahnung zur Fürbitte, übrigensauch zur Danksagung, insbeson<strong>de</strong>refür die verantwortlichen Entscheidungsträgerauf <strong>de</strong>r großen Weltbühne. Und erlaubt seimir die Frage: vielleicht geht’s ja dort gera<strong>de</strong><strong>de</strong>swegen oft so haarsträubend zu, weil soviele – vielleicht auch wir – so wenig Fürbitteund Danksagung tun. Wür<strong>de</strong>n wir doch je<strong>de</strong>nTag beim Vaterunsergebet auch an „die daoben“ <strong>de</strong>nken!Nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s Apostels steht dieFürbitte nicht nur unter <strong>de</strong>r Verheißung, beiGott Erhörung zu fin<strong>de</strong>n. Son<strong>de</strong>rn das Fürbittengebetträgt dazu bei - ob wir’s für möglichhalten o<strong>de</strong>r nicht - es trägt dazu bei, dass„wir ein ruhiges und stilles Leben führenkönnen in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.Dies ist gut und wohlgefällig vorGott, unserm Heiland, welcher will, dassallen Menschen geholfen wer<strong>de</strong> und siezur Erkenntnis <strong>de</strong>r Wahrheit kommen.“Wo Fürbitte geschieht, ihr Lieben, glaubt esnur, da kommen tatsächlich die Menschenzur Erkenntnis <strong>de</strong>r Wahrheit. Zu <strong>de</strong>r Wahrheitnämlich, dass es nur einen lieben<strong>de</strong>newigen Gott gibt, <strong>de</strong>r sich in seinem SohnJesus Christus persönlich und mit ihm i<strong>de</strong>ntischoffenbart hat. Und er erklärt öffentlichseinen Willen, nämlich, dass er als Schöpferund Erlöser und Heiliger ganz und gar aufdas Wohl aller seiner Menschenkin<strong>de</strong>r bedachtist: „welcher will, dass allen Menschengeholfen wer<strong>de</strong> und sie zur Erkenntnis<strong>de</strong>r Wahrheit kommen.“Ich wür<strong>de</strong> sagen: zum Glauben an die Worteaus <strong>de</strong>m Mund Jesu. Darin die Wahrheit erkennenund seine Worte mehr und mehrverstehen und glauben. Christus hat einmalin seinem hohepriesterlichen Gebet gesagt:„Denn die Worte, die du mir gegeben hast,habe ich ihnen gegeben, und sie haben sieangenommen und wahrhaftig erkannt, dassich von dir ausgegangen bin, und sie glauben,dass du mich gesandt hast. ... Heiligesie in <strong>de</strong>r Wahrheit; <strong>de</strong>in Wort ist die Wahrheit.“(Johannes 17, 8-17)Zum Schluss, ihr Lieben, lasst mich einenkleinen Gedanken, ja noch eine kleine Erfahrungdranhängen. Eine Gebetserfahrung, dieso in unserem Predigttext zwar nicht auftaucht,aber die ich gerne weitergebenmöchte – sofern sie nicht schon längst bestensbekannt ist.Die Fürbitte nämlich lenkt meinen Blick auchmal weg von mir selbst. Allein das tut schongut. Die Fürbitte für an<strong>de</strong>re Menschen hatdarüber hinaus noch einen sehr schönenNebeneffekt: Wenn ich für einen Menschenbete, insbeson<strong>de</strong>re für einen, wo mir das Felljuckt, wenn ich ihn sehe o<strong>de</strong>r an ihn <strong>de</strong>nken,wenn ich so vor Gott für das Wohl diesesMenschen eintrete, dann geschieht etwas:Dann reinigt und klärt sich und verbessertsich das Verhältnis zu diesem Menschen.Menschen, für die wir beten, Gott lässt unsdiesen Menschen näher kommen; Gott lässtuns barmherziger auf sie schauen; Gott lässtuns versöhnlicher mit ihnen umgehen. DennMenschen, <strong>de</strong>ren Namen wir vor Gott aussprechen,sind keine hoffnungslosen Fälle.Amen.

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