Johannes 2, 1-11 - Ispringen.elkib.de
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Predigt über <strong>Johannes</strong> 2, 1-<strong>11</strong>; 2. So. n. Epiphanias, 18. 01. 2009, <strong>Ispringen</strong><br />
„Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da.<br />
Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit gela<strong>de</strong>n. Und als <strong>de</strong>r Wein ausging,<br />
spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr:<br />
Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stun<strong>de</strong> ist noch nicht gekommen. Seine<br />
Mutter spricht zu <strong>de</strong>n Dienern: Was er euch sagt, das tut. Es stan<strong>de</strong>n aber dort sechs<br />
steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in je<strong>de</strong>n gingen zwei<br />
o<strong>de</strong>r drei Maße. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten<br />
sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's <strong>de</strong>m Speisemeister!<br />
Und sie brachten's ihm. Als aber <strong>de</strong>r Speisemeister <strong>de</strong>n Wein kostete, <strong>de</strong>r Wasser gewesen<br />
war, und nicht wusste, woher er kam - die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft<br />
hatten -, ruft <strong>de</strong>r Speisemeister <strong>de</strong>n Bräutigam und spricht zu ihm: Je<strong>de</strong>rmann<br />
gibt zuerst <strong>de</strong>n guten Wein und, wenn sie betrunken wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n geringeren; du aber<br />
hast <strong>de</strong>n guten Wein bis jetzt zurückbehalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat,<br />
geschehen in Kana in Galiläa, und [a] er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger<br />
glaubten an ihn.“<br />
Ihr Lieben,<br />
in „Kana“ im Monbachtal nähert sich die Kin<strong>de</strong>rfreizeit<br />
ihrem Höhepunkt: Ein Hochzeitsfest<br />
will vorbereitet und dann gefeiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Alle Kin<strong>de</strong>r und alle Erwachsenen habe alle<br />
Hän<strong>de</strong> voll zu tun: die Deko für <strong>de</strong>n Raum<br />
und die Festtafel; die Küchen läuft auf vollen<br />
Touren; Schmuck will gearbeitet sein, die<br />
Musikanten proben fleißig. Es ist ein kunterbuntes<br />
Treiben, alle voller Aufregung, voller<br />
Vorfreu<strong>de</strong> und Anspannung, <strong>de</strong>nn kein an<strong>de</strong>res<br />
Fest wird so intensiv gefeiert wie eine<br />
Hochzeit.<br />
Ja, so eine Hochzeit ist vielleicht das Fest<br />
<strong>de</strong>s Lebens überhaupt. Und dann kam endlich<br />
<strong>de</strong>r große Tag. Mosche und Sarah feiern<br />
ein jüdisches Hochzeitsfest in Kana im Monbachtal.<br />
Alle sind da, alle sind eingela<strong>de</strong>n<br />
zum Fest <strong>de</strong>s Lebens, <strong>de</strong>r Liebe und <strong>de</strong>r<br />
Freu<strong>de</strong>. Hoffentlich geht nichts schief! Hoffentlich<br />
läuft das Lebensfest so wie man sich<br />
das gewünscht und ausgedacht und geplant<br />
hat! Es gibt gut zu essen und gut zu trinken,<br />
es wird getanzt und gelacht. Ja, es ist Hochzeit,<br />
das große Fest <strong>de</strong>s Lebens du <strong>de</strong>r<br />
Freu<strong>de</strong>!<br />
In Kana in Galiläa wusste man auch Hochzeiten<br />
zu feiern. Viele Tage und viele Nächte<br />
hindurch, über eine ganze Woche zog sich<br />
so eine Hochzeitsfeier hin. Und Jesus ist mittendrin<br />
dabei. Er ist offensichtlich nicht nur<br />
bei <strong>de</strong>n Mühseligen und Bela<strong>de</strong>nen; nicht nur<br />
bei <strong>de</strong>n Kranken und Armen; nein, er ist auch<br />
bei <strong>de</strong>nen gefragt, <strong>de</strong>ren Leben ein großes<br />
Fest ist. Sie haben ihn eingela<strong>de</strong>n, und er ist<br />
gekommen. Lebensfreu<strong>de</strong> ist bei Jesus nicht<br />
verpönt. Er feiert mit, mit <strong>de</strong>nen, die ihr Glück<br />
kaum fassen können. Jesus teilt die Freu<strong>de</strong><br />
am Leben, <strong>de</strong>nn er weiß: Die Freu<strong>de</strong> am Leben<br />
ist eins <strong>de</strong>r größten Geschenke Gottes<br />
an seine Menschenkin<strong>de</strong>r.<br />
Doch die Freu<strong>de</strong> am Leben ist auch auf <strong>de</strong>r<br />
Hochzeit in Kana nur von kurzer Dauer, <strong>de</strong>nn<br />
es gibt schon bald nichts mehr von <strong>de</strong>m Getränk<br />
<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> zu trinken. Der Wein geht<br />
aus! Das Getränk, von <strong>de</strong>m es in <strong>de</strong>n Psalmen<br />
heißt, es sei ein beson<strong>de</strong>res Geschenk<br />
Gottes, Lebenssaft, um damit <strong>de</strong>s Menschen<br />
Herz zu erfreuen. Wein steht für Freu<strong>de</strong>!
Doch was für eine missliche Situation: Der<br />
Wein geht aus, die Lebensfreu<strong>de</strong> gebricht,<br />
man sitzt auf <strong>de</strong>m Trockenen. Die Luft ist<br />
raus aus <strong>de</strong>m fest <strong>de</strong>s Lebens! Was nun?<br />
Wie soll es weitergehen?<br />
Ihr Lieben, diese Hochzeitsfeier in Kana ist<br />
für mich ein Bild für das Leben. Eine Woche,<br />
7 Tage, vielleicht wie 70 Jahre und mehr. Wir<br />
wollen das Leben feiern; es ist ja ein Geschenk<br />
Gottes. Wir wollen es uns gut gehen<br />
lassen. Lebensfreu<strong>de</strong>, Gesundheit und Glück<br />
stehen bei uns ganz oben an. Natürlich soll<br />
und darf Jesus dabei sein. Er ist eingela<strong>de</strong>n,<br />
an unserem Leben und auch an unserer Lebensfreu<strong>de</strong><br />
teilzunehmen.<br />
Doch dann passiert es manchmal: Kaum sind<br />
die ersten Jahrzehnte <strong>de</strong>r Lebensfreu<strong>de</strong> abgelaufen,<br />
da entsteht plötzlich ein Mangel.<br />
Der Lebenssaft geht aus. Will sagen: Es gebricht<br />
an fröhlicher und unbeschwerter Lebensqualität.<br />
Ist es mit <strong>de</strong>r Lebensfreu<strong>de</strong> jetzt<br />
schon vorbei?<br />
„Und als <strong>de</strong>r Wein ausging, spricht die<br />
Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen<br />
Wein mehr.“<br />
Das ist nicht nur eine traurige Feststellung,<br />
die zum Abbruch <strong>de</strong>r Hochzeit und zum<br />
Nachhausegehen auffor<strong>de</strong>rt. Nein, son<strong>de</strong>rn<br />
hinter diesen Worten <strong>de</strong>r Maria versteckt sich<br />
die Auffor<strong>de</strong>rung: „Sohn, hast du’s selbst<br />
noch nicht gemerkt? Muss ich es dir erst sagen?<br />
Tu doch was gegen diese peinliche Situation;<br />
behebe <strong>de</strong>n Mangel, damit die nie<strong>de</strong>rgeschlagene<br />
Stimmung wie<strong>de</strong>r zur Freu<strong>de</strong><br />
erwacht.“<br />
Diese Vorgehensweise <strong>de</strong>r Maria erinnert<br />
mich an eigene Gedanken und Worte: „Gott,<br />
worauf wartest du <strong>de</strong>nn noch? Jesus, siehst<br />
du <strong>de</strong>nn nicht, dass ich auf <strong>de</strong>m Trocknen<br />
sitze, wie knapp es bestellt ist um <strong>de</strong>n Vorrat<br />
meiner Lebensfreu<strong>de</strong>? Wenn du nicht bald<br />
etwas dagegen tust, dann weiß ich nicht<br />
mehr weiter! Willst du das? Tu doch was!<br />
So aufgeregt äußern sich Menschen, wenn<br />
ihnen die Freu<strong>de</strong> am Leben ausgeht. So besorgt<br />
sind wir um uns selbst, und wissen<br />
doch wie Maria, an wen wir uns mit unseren<br />
Sorgen zu wen<strong>de</strong>n haben.<br />
Die Adresse ist schon die richtige, aber die<br />
erste Antwort kann recht hart sein und wenig<br />
zufrie<strong>de</strong>nstellend: „Jesus spricht zu ihr:<br />
Was geht’s dich an, Frau, was ich tue?<br />
Meine Stun<strong>de</strong> ist noch nicht gekommen.“<br />
Ich setze <strong>de</strong>n Zeitpunkt. Du musst noch warten,<br />
bis <strong>de</strong>r Augenblick kommt, an <strong>de</strong>m ich<br />
mich um <strong>de</strong>in Anliegen kümmern wer<strong>de</strong>.<br />
Hart, abweisend und unbefriedigend. Nicht<br />
einmal als Mutter wird Maria hier von Jesus<br />
angesprochen, son<strong>de</strong>rn sie wird von ihm behan<strong>de</strong>lt<br />
wie eine frem<strong>de</strong> Frau. Doch Maria<br />
weiß, dass diese Abfuhr noch nicht das letzte<br />
Wort ihres Sohnes gewesen ist. Wenn seine<br />
Stun<strong>de</strong> gekommen ist, dann wird er was sagen,<br />
und wenn er etwas sagt, dann wird’s<br />
zum Guten geschehen.<br />
„Seine Mutter spricht daraufhin zu <strong>de</strong>n<br />
Dienern: Was er euch sagt, das tut.“<br />
Ihr Lieben, so etwas nennt man Glauben. Die<br />
Mutter von Jesus hat längst diesen Glauben,<br />
dieses Vertrauen zu ihrem Sohn, dass er sich<br />
kümmern wird und dass er sich mit seinem<br />
Eingreifen als <strong>de</strong>r Sohn Gottes erweisen<br />
wird. Und sie vertraut darauf, dass seine<br />
Stun<strong>de</strong> noch kommen wird und dass aus<br />
Traurigkeit wie<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n wird.<br />
Und dann kam sie, die Stun<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Gottessohn seine Herrlichkeit, d.h. seine Gottessohnschaft<br />
unter Beweis stellte.<br />
Die Art und Weise ist verblüffend, und <strong>de</strong>r<br />
Bräutigam selbst wird’s wohl nie erfahren,<br />
woher ihm und seiner Hochzeitsgesellschaft<br />
diese unglaubliche Hilfe zuteil wur<strong>de</strong>. 6 Wasserkrüge<br />
à 100 Liter und noch dazu von allerbester<br />
Qualität, so dass <strong>de</strong>r Speisemeister<br />
ironisch hinzufügt: „Je<strong>de</strong>rmann gibt zuerst<br />
<strong>de</strong>n guten Wein und, wenn sie betrunken
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n geringeren; du aber hast <strong>de</strong>n<br />
guten Wein bis jetzt zurückbehalten.“<br />
Ihr Lieben, jetzt ist sie wie<strong>de</strong>r da: Neue Lebensfreu<strong>de</strong>.<br />
Die Traurigkeit ist verflogen. Das<br />
Fest, das Leben geht weiter. Jesus zeichnet<br />
dafür verantwortlich. Ja, es hat gedauert, bis<br />
seine Stun<strong>de</strong> gekommen ist. Aber die Hochzeitsgäste<br />
waren noch nicht gegangen; sie<br />
hatten sich noch nicht verabschie<strong>de</strong>t. Jesus<br />
hatte sich <strong>de</strong>n Augenblick ausgesucht, an<br />
<strong>de</strong>m er eingreifen wür<strong>de</strong>. Und er zeigte überschwänglich<br />
seine Herrlichkeit: Er bringt<br />
neue Lebensfreu<strong>de</strong> zurück!<br />
Diese Botschaft steckt für mich in <strong>de</strong>r Geschichte<br />
von <strong>de</strong>r Hochzeit in Kana. Wenn die<br />
Lebensfreu<strong>de</strong> gebricht, wenn Glück und Segen<br />
– wie <strong>de</strong>r Wein auf <strong>de</strong>r Hochzeit - Mangelware<br />
gewor<strong>de</strong>n sind, wenn Traurigkeit die<br />
Fröhlichkeit ablöst, dann ist Christus genau<br />
die richtige Adresse.<br />
Bloß: Wen<strong>de</strong>n an ihn muss man sich schon,<br />
sagen, wo es gebricht, und warten können<br />
auf seine Stun<strong>de</strong> muss man auch, bis er<br />
meint, dass seine Stun<strong>de</strong> gekommen ist. -<br />
Ich glaube, an diesen bei<strong>de</strong>n Punkten fällt es<br />
uns manchmal gar nicht leicht, vertrauensvoll<br />
zu bitten und vertrauensvoll zu warten. Beten<br />
und warten können, das setzt Glauben und<br />
Vertrauen voraus.<br />
Von besorgniserregen<strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>n können<br />
wohl einige von uns erzählen. Sie begegnen<br />
mir in Menschen. Am <strong>de</strong>utlichsten an jenem<br />
Abend, als sich ein Mann entschei<strong>de</strong>n musste:<br />
Operation Ja o<strong>de</strong>r nein? Lasse ich mich<br />
nicht operieren, dann hängt mein Leben an<br />
einem sei<strong>de</strong>nen Fädchen. Und lasse ich mich<br />
operieren, dann kann es unter <strong>de</strong>r Operation<br />
passieren, dass ich sterben wer<strong>de</strong>.<br />
Doch dann wur<strong>de</strong>n seine Worte wie ein Gebet:<br />
Ich wer<strong>de</strong> mich operieren lassen und lege<br />
mein Leben ganz in Gottes Hand. Er<br />
wird’s schon richten wie’s ihm gefällt; und ich<br />
wer<strong>de</strong> warten, warten auf das, was dann<br />
kommen wird.<br />
Wer<strong>de</strong> ich leben, dann wer<strong>de</strong> ich neue Lebensfreu<strong>de</strong><br />
geschenkt bekommen. Wer<strong>de</strong> ich<br />
sterben, dann wer<strong>de</strong> ich bei Gott eine an<strong>de</strong>re,<br />
noch mehr Freu<strong>de</strong> geschenkt bekommen.<br />
Dieser Glaube, ihr Lieben, dieses Vertrauen,<br />
dieses Beten und Wartenkönnen hat einen<br />
tiefen Eindruck auf mich gemacht. Und ich<br />
habe an jenem Abend meine Lektion wie<strong>de</strong>r<br />
ein wenig gelernt.<br />
„Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat,<br />
geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte<br />
seine Herrlichkeit. Und seine<br />
Jünger glaubten an ihn.“<br />
Ihr Lieben, in dieser Geschichte von <strong>de</strong>r<br />
Hochzeit von Kana spiegelt sich unser Leben.<br />
Solche Zeichen <strong>de</strong>s Sohnes Gottes<br />
bleiben keine Seltenheit. Immer wie<strong>de</strong>r<br />
schlägt die Erfahrung zu Buche: Wenn seine<br />
Stun<strong>de</strong> gekommen war, dann war er da, zur<br />
Stelle mit seiner Hilfe, um neue Lebensfreu<strong>de</strong><br />
zu wecken. Und selbst das Sterben und<br />
<strong>de</strong>r Tod bringen es nicht fertig, das Leben<br />
und die Freu<strong>de</strong> unter sich zu begraben.<br />
Zeichen wollen etwas sagen, manchmal auf<br />
verborgene Weise. Mit seinem ersten Zeichen<br />
auf <strong>de</strong>r Hochzeit in Kana will Christus<br />
nicht nur seinen Jünger damals, son<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong>n<br />
von uns heute etwas sagen: Wenn <strong>de</strong>r<br />
Punkt gekommen ist, an <strong>de</strong>m es bei dir an<br />
Lebensfreu<strong>de</strong> gebricht, dann sprich mich an.<br />
Erschrick nicht, wenn du nicht sofort zufrie<strong>de</strong>n<br />
gestellt wirst. Hab Vertrauen zu mir und<br />
sei bereit, ein wenig zu warten. Glaube nur<br />
daran, dass ich <strong>de</strong>in Anliegen gehört habe<br />
und dass meine Stun<strong>de</strong> kommt, in <strong>de</strong>r du<br />
neue Freu<strong>de</strong> erleben wirst. Weil ich gekommen<br />
bin, darum ist <strong>de</strong>in Leben nicht zur Traurigkeit<br />
verdammt, son<strong>de</strong>rn zur Freu<strong>de</strong> bestimmt.<br />
Gut, dass wir diesen Freu<strong>de</strong>nmeister haben.<br />
Amen.