Jahresbericht 2008 - ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen
Jahresbericht 2008 - ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen
Jahresbericht 2008 - ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen
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<strong>Jahresbericht</strong><br />
<strong>2008</strong>
<strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> ist eine seit 1991 bestehende Flüchtlingsinitiative mit einem als<br />
besonders förderungswürdig anerkannten Förderverein.<br />
Schwerpunkte der Arbeit sind sowohl Begleitung und Beratung von einzelnen Flüchtlingen als auch<br />
die Verbesserung von Aufnahme- und Lebensbedingungen für Migranten. Im Interesse des<br />
sozialen Friedens und zur Förderung einer nichtrassistischen Gesellschaft gehört es zum<br />
Selbstverständnis von <strong>ProAsyl</strong> <strong>Essen</strong>, sich an Projekten zu beteiligen oder solche zu initiieren,<br />
welche sich öffentlich mit der alltäglichen und strukturellen Fremdenfeindlichkeit auseinander<br />
setzen und die für das friedliche Zusammenleben der Kulturen werben.<br />
Arbeitsschwerpunkte im Jahr <strong>2008</strong> waren die Themen Illegalität und Bleiberecht, welche in den<br />
verschiedenen Arbeitsforen immer wieder thematisiert wurden.<br />
Beratung im Jahr <strong>2008</strong><br />
Ein Stamm von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen garantieren feste<br />
Öffnungszeiten für die Flüchtlingsberatung, die dreimal in der Woche als offene Beratungssprechstunde<br />
angeboten wird.<br />
Neben der offenen Beratungs werden auch gezielt Termine mit den Mitarbeitern vereinbart, wenn<br />
es sich um längere oder schwierige Beratungsgespräche handelt. Begleitung zu Behörden wird -<br />
wenn notwendig – durchgeführt bzw. über sog. Paten organisiert.<br />
Im Jahr <strong>2008</strong> hat <strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> 315 Einzelpersonen beraten (135 weiblich/180<br />
männlich). Insgesamt wurden 965 Beratungsgespräche durchgeführt. Im Vergleich zum Vorjahr ist<br />
die Zahl der beratenen Personen um 33% angestiegen.<br />
Die Hauptherkunftsländer der Ratsuchenden in unserer Beratungsstelle waren Irak, Nigeria, Iran,<br />
Serbien/Kosovo, Ghana, Türkei, Libanon, Afghanistan und Sierra Leone.<br />
Die überwiegende Zahl der Klienten hatte eine Aufenthaltserlaubnis (135 Personen), 94 Personen<br />
waren in Duldung, 19 Personen befanden sich mit Aufenthaltsgestattung im Asylverfahren. Bei den<br />
Übrigen handelte es sich entweder um Personen mit verfestigtem Aufenthalt oder um Menschen,<br />
die ohne Aufenthaltstitel oder mit Fiktionsbescheinigung, Grenzübertrittsbescheinigung oder Visum<br />
zu uns kamen.<br />
Die inhaltlichen Schwerpunkte der Beratung lagen erneut im Bereich Migration und Flucht (z.B.<br />
Aufenthaltsrecht, Asylverfahren, Abschiebung, Umverteilung) sowie psychosoziale Betreuung (z.B.<br />
Gesundheit, Traumatisierung, soziale Sicherung, Arbeit).<br />
Insbesondere zu erwähnen ist hier die Beratung zur gesetzlichen Bleiberechtsregelung nach §104<br />
AufenthG. Da in diesem Bereich viele sog. Probe-Aufenthaltserlaubnisse erteilt wurden, wird auch<br />
erklärbar, warum erstmals die Anzahl der Geduldeten geringer ist als die der Rat suchenden<br />
Personen mit Aufenthaltserlaubnis. Ob sie dauerhaft einen Aufenthaltstitel behalten werden, wird<br />
sich erst im Laufe des Jahres abzeichnen. Die Hürden hierfür sind hoch, denn der Lebensunterhalt<br />
muss dauerhaft gesichert sein. Wir befürchten, dass vor allem kinderreiche Familien in die<br />
Duldung zurück fallen werden, wenn es bei den derzeitigen gesetzlichen Regelungen bleibt.<br />
In der Beratungspraxis hat auch das Thema medizinische Versorgung von Illegalisierten eine<br />
zunehmend große Rolle gespielt. Engagierte Menschen aus verschiedenen Bereichen<br />
(Studierende, Mediziner, Sozialarbeiter usw.) begannen deshalb Ende <strong>2008</strong>, die Gründung eines<br />
Vereins im Bereich der medizinischen Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung<br />
voran zu treiben. Ziel ist es neben politischer Öffentlichkeitsarbeit vor allem, ein Netzwerk von<br />
Ärzten aufzubauen, das die medizinische Versorgung von Illegalisierten sicherstellt.<br />
Förderverein <strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> e.V. Sparkasse <strong>Essen</strong> BLZ: 36050105 Kto.: 1 600 626 2
Arbeitsgruppen und Angebote bei <strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong><br />
Beratergruppe<br />
Die Flüchtlingsarbeit ist gekennzeichnet durch häufige gesetzliche Änderungen, wie zuletzt die im<br />
Sommer 2007 eingeführte Bleiberechtsregelung bzw. das Zuwanderungsänderungsgesetz.<br />
Die Berater werden immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Das Asylverfahren, die<br />
Sozialgesetzgebung oder die ausländerrechtliche Situation von Flüchtlingen verlangt von<br />
BeraterInnen, die in der Regel keine juristische Qualifikationen mitbringen, ein enormes<br />
Fachwissen, welches ständig aktualisiert werden muss. Dies kann nur mit einer begleitenden<br />
Qualifizierung einher gehen.<br />
Mit der Beratergruppe wird ein Forum angeboten, um Praxiserfahrungen auszutauschen,<br />
fallbezogene Beratungsprobleme gemeinsam zu bearbeiten und sich für die Beratungsarbeit zu<br />
qualifizieren.<br />
Im Jahr <strong>2008</strong> wurden neun Veranstaltungen im Rahmen der Beratergruppe durchgeführt. Im<br />
Durchschnitt besuchten 18,3 Personen die Veranstaltung. Neben aktuellen Entwicklungen zur<br />
Bleiberechtsregelung wurden vor allem Änderungen im Sozialrecht thematisiert. Darüber hinaus<br />
wurde auch über die Situation von Flüchtlingen in anderen Ländern informiert.<br />
Im Einzelnen wurden folgende Veranstaltungen durchgeführt:<br />
Januar: Aufenthaltsverfestigung und Ergänzungen zur Altfallregelung<br />
Referent: Herr Rothvoß (stellvertretender Leiter der Ausländerbehörde <strong>Essen</strong>)<br />
Teilnehmerzahl: 22<br />
Februar: Änderungen im Sozialrecht<br />
Referent: Uwe Silzer (Amt für Soziales und Wohnen Stadt <strong>Essen</strong>, Rechtsabteilung)<br />
Teilnehmerzahl: 16<br />
April: Umgang mit Verschuldung und Überschuldung in der Beratungspraxis<br />
Referent: Elmar Kreft (Dipl.Sozialarbeiter; kath.Verein für Soziale Dienste e.V.)<br />
Teilnehmerzahl: 11<br />
Mai: Hartz4 - eine Selbsthilfegruppe aus <strong>Essen</strong> stellt sich vor<br />
Referent: Jörg Bütüfür, Mitglied der Selbsthilfegruppe<br />
Teilnehmerzahl: 10<br />
August: Abschiebebeobachtung am Flughafen Düsseldorf<br />
Referent: Joachim Vorneweg, Forum Flughäfen NRW<br />
Teilnehmerzahl: 19<br />
September: Flüchtlinge in Griechenland; Menschenrechtspreis Pro Asyl Hand <strong>2008</strong><br />
Referenten: die griechische Rechtsanwältin M. Tzeferakou (Preisträgerin)<br />
und Karl Kopp (bundesweite Arbeitsgemeinschaft Pro Asyl )<br />
Teilnehmerzahl: 13<br />
Oktober: Die Arbeit der Zentralen Ausländerbehörde Dortmund<br />
Referent: Frank Binder (Leiter der ZAB Dortmund)<br />
Teilnehmerzahl: 19<br />
November: Politischer Salon (Afghanistan - Herausforderungen und Erfolge)<br />
Teilnahmerzahl: ca. 50<br />
November: Frauen in der Migration – Wege in der Gefahr<br />
Situation der Flüchtlingsfrauen in <strong>Essen</strong><br />
Referentin: Euginia Uhiema<br />
Teilnehmerzahl: 5<br />
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Monatsversammlung<br />
Die Monatsversammlung ist das offene Treffen der Initiative <strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong>, bei dem<br />
Diskussionen über flüchtlingsrelevante Themen geführt werden. Außerdem werden auf der Grundlage<br />
von Expertenanhörungen weitere Aktivitäten und Projekte von <strong>ProAsyl</strong> und Kooperationen mit<br />
anderen Einrichtungen geplant. Im Jahr <strong>2008</strong> fand unsere Monatsversammlung insgesamt zehn<br />
Mal mit einer durchschnittlichen Teilnehmerzahl von 15,8 Personen zu folgenden<br />
Themenschwerpunkten statt:<br />
15.01.08: Jahresplanung <strong>2008</strong>. Diskussion von Aktivitäten und Schwerpunkten in der Arbeit von<br />
<strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> für das Jahr <strong>2008</strong><br />
Teilnehmerzahl: 7<br />
19.02.08: Situation der in <strong>Essen</strong> lebenden staatenlosen Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem<br />
Libanon; Referentin: Frau Alis Younanzadeh (AWO <strong>Essen</strong>)<br />
Teilnehmerzahl: 19<br />
18.03.<strong>2008</strong>: Filmvorführung: „Au clair de la lune…“ mit anschließender Diskussion. (Bukina<br />
Faso, Elfenbeinküste, Mali, Marokko 2005/2006, 40 min)<br />
Teilnehmerzahl: 9<br />
15.04.08: Jahreshauptversammlung des Fördervereins<br />
Teilnehmerzahl: 14<br />
20.05.<strong>2008</strong>: „Kölner Studie zur Situation Illegalisierter“<br />
Referenten: E. Brüser (Studentin Sozialen Arbeit/Praktikantin) und K. Roß (Rechtsanwalt)<br />
Teilnehmerzahl: 13<br />
17.06.08: „Handlungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Lebensbedingungen von<br />
Menschen ohne Papiere: Beispiele aus Köln – Möglichkeiten für <strong>Essen</strong>“ Referent: Claus-<br />
Ulrich Prölß (Geschäftsführer des Kölner <strong>Flüchtlingsrat</strong>es)<br />
Teilnehmerzahl: 12<br />
15.07.08 Die Arbeit der Zentralen Ausländerbehörde Dortmund<br />
Referent: Frank Binder (Leiter der Zentralen Ausländerbehörde Dortmund). Die Veranstaltung ist<br />
wg. einer Erkrankung des Referenten ausgefallen und wurde in der Beratergruppe nachgeholt<br />
August Sommerpause<br />
16.09.08: „Die medizinische Flüchtlingshilfe Bochum“<br />
Vorstellung der Organisation und Überlegungen zum Aufbau eines Netzwerkes in <strong>Essen</strong>,<br />
Referentin N. Marschall<br />
Teilnehmerzahl: 11<br />
28.10.2009 Filmvorführung: „Au clair de la lune…“ mit anschließender Diskussion. (Bukina<br />
Faso, Mali, Elfenbeinküste, Marokko 2005/06, 40 min) VHS <strong>Essen</strong><br />
Teilnehmerzahl: 20<br />
18.11.08: „Chancen bieten – Grenzen setzen“ Integriertes Handlungskonzept zur Förderung der<br />
Integration von Menschen mit libanesischem Zuwanderungshintergrund - Einführung in das<br />
Konzept der Stadt <strong>Essen</strong><br />
Teilnehmerzahl: 13<br />
09.12.08: Jahresabschlussfeier mit Lesung zum Thema Rassismus<br />
Teilnehmerzahl: ca. 40<br />
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Weltcafè<br />
Das Weltcafé hat im Jahr <strong>2008</strong> regelmäßig stattgefunden. Unterstützt wurden die 10 Veran-<br />
staltungen mit einer durchschnittlichen Teilnehmerzahl von 19,1 Personen von der Kirchengemeinde<br />
Altenessen Süd, welche Räumlichkeiten, Saal und Küche des Gemeindehauses zur<br />
Verfügung stellte, von Flüchtlingen/Experten zu den unterschiedlichen Themenschwerpunkten, von<br />
Honorarkräften sowie ehrenamtlichen Mitarbeitern.<br />
Das Weltcafé dient als regelmäßiger Treffpunkt für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.<br />
Informationen können ausgetauscht und gegenseitige Hilfen organisiert werden.<br />
Im Einzelnen wurden folgende Veranstaltungen durchgeführt:<br />
Januar: Umgang mit Flüchtlingen an der südlichen Außengrenze Europas<br />
Augenzeugenbericht aus Melilla, Referentin: Linda Ebbers (26 TN)<br />
Februar: Solidarité internationale, ein westafrikanischer Verein stellt sich vor<br />
Mitglieder aus Burkina Faso, Benin und Togo berichten über ihre Arbeit vor Ort und stellten<br />
Hilfsprojekte vor. Referenten: J. Guy Apenou und Konan N’dri (19 TN)<br />
März: Tibet. Aus dem aktuellem Anlass des Tibetkonfliktes, wo es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen<br />
zwischen buddhistischen Mönchen und dem Militär gekommen war, wendete sich das<br />
Weltcafé im März dieser Krisenregion zu. Referent: Dr. Klaus Fritsche<br />
(20 TN)<br />
April: Bosnien. Vortrag über aktuelle politische Situation in dem Balkanstaat.<br />
Referentin: Shejla Kartal (14 TN)<br />
Juni: Yek-Kom, die Föderation kurdischer Vereine in Deutschland stellt sich vor Reisebericht<br />
über eine Delegationsreise in die Türkei im Frühjahr <strong>2008</strong> mit anschließender Diskussion.<br />
Referentin: Ayten Kaplan (17 TN)<br />
August: Burma. Vortrag über die aktuelle Situation in Burma 20 Jahre (8.8.88) nach der<br />
gewaltsamen Niederschlagung der Protestbewegung gegen die dort nach wie vor<br />
herrschende Protestbewegung. Referenten: Ulrike Bey und Myo Min Htet (TN 17)<br />
September: Gesundheitsversorgung von Migranten, der VIBB e. V. stellt sich vor. Die<br />
befreundete Organisation VIBB arbeitet eng mit <strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> e.V. im Bereich<br />
Gesundheitsversorgung von Migranten zusammen und nutzte den Rahmen des Weltcafés, um ihre<br />
Arbeit vorzustellen. (10 TN)<br />
Oktober: Frauen in Afrika Eine Frauenrechtlerin aus Nigeria berichtet über ihre Arbeit in Nigeria<br />
und über die Lebensbedingungen von afrikanischen Migrantinnen in Deutschland.<br />
Referentin: Eugenia Uhieoma (15 TN)<br />
November: Der Lighthouse-Chor/Mülhheim an der Ruhr<br />
Konzert eines afrikanisch-deutschen Chors aus der Nachbarstadt Mülheim (23 TN)<br />
Dezember: Buchvorstellung „Gewichtsprobleme? Selbstaussagen zum Rassismus“<br />
Lesung mit Schülern zum Thema Rassismus und Jahresabschlussfeier (30 TN)<br />
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Theaterarbeit<br />
<strong>2008</strong> war ein besonderes Jahr für die Theaterarbeit bei <strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong>.<br />
Gelang es schon in den vergangenen Jahren durch einzelne Workshops, das Medium des<br />
Straßentheaters zur Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenswirklichkeit und als Form der<br />
Öffentlichkeitsarbeit einzusetzen, konnte in <strong>2008</strong> durch ein professionell inszeniertes Theaterstück<br />
im <strong>Essen</strong>er Stadttheater „Schauspiel <strong>Essen</strong>“ eine von der Kritik und den Besuchern gelobte<br />
Inszenierung ermöglicht werden, die in <strong>Essen</strong> ein Dutzend Mal aufgeführt wurde und ein Gastspiel<br />
im Hamburger Schauspielhaus gab. Seit Sommer 2007 probten sieben Menschen mit Migrationshintergrund<br />
für das Stück „Flüchtlinge im Ruhestand“, das im März <strong>2008</strong> seine Premiere feierte.<br />
Das Stück beschäftigt sich auf der Grundlage der Einzelbiographien umfassend mit der<br />
Flüchtlingsthematik, indem Fluchtursachen, Asylverfahren, Integrationsbemühungen, Diskriminierung,<br />
europäische und deutsche Flüchtlingspolitik und Visionen für die Zukunft in Szene gesetzt<br />
wurden. Das Stück wurde mehrmals auch von Schulklassen besucht und durch anschließende<br />
Schulbesuche nach bearbeitet.<br />
Auch die langjährige Straßentheaterarbeit des Vereins profitierte von dem Theaterprojekt mit dem<br />
Schauspiel <strong>Essen</strong>. Die neuen Darsteller fanden sich mit den Mitspielern des<br />
Straßentheaters der vergangenen Jahre zu Workshops zusammen und erarbeiteten gemeinsam<br />
Szenen, die anlässlich des Hiroshima-Gedenktages im August <strong>2008</strong> und im Rahmen der<br />
interkulturellen Woche in der <strong>Essen</strong>er Fußgängerzone aufgeführt wurden.<br />
Interkulturelle Sportgruppe<br />
Die interkulturelle Volleyballgruppe ist weiterhin ein fester Bestandteil der Integrationsangebote von<br />
<strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong>. Jeden Montagabend treffen sich die bis zu acht Mitspieler. Im Lauf<br />
der dreijährigen Existenz der Gruppe haben sich aus dem wöchentlichen Treffpunkt auch weiterführende<br />
Kontakte entwickelt.<br />
Bei Bedarf werden rechtliche und alltagspraktische Hilfestellungen für die Teilnehmenden geleistet.<br />
Auch Teilnehmer mit eigenem Fluchthintergrund, darunter ein iranischer Arzt, leisten Unterstützung<br />
im Bedarfsfall.<br />
Der sportliche Begegnungsanlass erwies sich als besonders geeignet, den Beratungsansatz von<br />
<strong>ProAsyl</strong>, Potenziale der Flüchtlinge zu fördern, umzusetzen. Die Ratsuchenden begegnen den<br />
anderen Mitspielern nicht in ausschließlich Hilfe suchender Position des „Klienten“, sondern sind<br />
im sportlichen Spiel auf einer Ebene.<br />
Teilnehmerzahl: 6-8<br />
KoKreis<br />
Der Koordinierungskreis setzt sich aus dem Vorstand des Fördervereins und den angestellten<br />
Mitarbeitern zusammen. Er berät monatlich über Finanz- und Organisationsfragen und bereitet<br />
inhaltlich die monatlichen Vollversammlungen vor. Im Jahr <strong>2008</strong> fand an jedem ersten Donnerstag<br />
des Monats der KoKreis statt. Durchschnittlich nahmen sieben Personen teil.<br />
Supervision<br />
Zur Professionalisierung der Beratungstätigkeit von haupt- und ehrenamtlichen<br />
Flüchtlingsberatern und als Beitrag zur Psychohygiene der Mitarbeiter wurde regelmäßig alle<br />
sechs Wochen Supervision für die in der Beratungsarbeit tätigen Mitarbeiter angeboten. Die<br />
Gruppe wurde angeleitet von Frau Veronika Rudolph (Interkulturelle Beratung; Integrative Sozio-<br />
und Psychotherapie HPG; Supervision). Insgesamt wurden im Jahr <strong>2008</strong> acht Sitzungen<br />
durchgeführt. Neben Fallbesprechungen wurden auch Arbeitsabläufe und Teamproblematiken<br />
angesprochen. Qualitätssicherung und -optimierung nahmen einen großen Stellenwert ein.<br />
Förderverein <strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> e.V. Sparkasse <strong>Essen</strong> BLZ: 36050105 Kto.: 1 600 626 6
Weitere Aktivitäten<br />
Infobrief<br />
Mit dem Infobrief von <strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> soll in übersichtlicher Form die Vielzahl an<br />
Informationen von überregional arbeitenden Menschenrechtsorgani-sationen gebündelt werden.<br />
Gleichzeitig soll der Rundbrief Aufschluss geben über kommunalpolitische Entscheidungen und<br />
Verfahrensweisen im Bereich Asyl und Migration sowie über die konkrete Arbeit des Vereins.<br />
Im Jahr <strong>2008</strong> wurden insgesamt sechs Infobriefe veröffentlicht. Die Auflage liegt bei 250<br />
Exemplaren. Zusätzlich werden die Briefe an einen Mail-Verteiler von ca. 200 Personen verschickt.<br />
Arbeit mit Schulen<br />
Neben der konkreten Betreuung und Unterstützung von Asylsuchenden versteht <strong>ProAsyl</strong>/<br />
<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> es als Aufgabe, das Thema Flucht und Asyl in die Öffentlichkeit, insbesondere<br />
an Schulen, zu tragen. In <strong>Essen</strong> gibt es einige Schulen mit hohem Migrantenanteil, die sich dem<br />
Thema Flucht und Asyl mehr und mehr öffnen.<br />
So hat es zusammen mit der Erich-Kästner-Gesamtschule in <strong>2008</strong> eine enge Zusammenarbeit<br />
gegeben. <strong>ProAsyl</strong> wurde in den Philosophieunterricht einer 11. Klasse eingeladen, um zusammen<br />
mit einem Flüchtling aus <strong>Essen</strong> mit den Schülern ins Gespräch zu kommen. Der Schulbesuch fand<br />
zu Beginn eines Buchprojektes statt, das im November mit der Veröffentlichung der Texte der<br />
Schülerinnen und Schüler abgeschlossen wurde. Die Schüler besuchten ihrerseits im Dezember<br />
<strong>ProAsyl</strong> und trugen im Rahmen der Jahresabschlussfeier ihre „Selbstaussagen zum Rassismus“<br />
vor.<br />
Auch das Alfried-Krupp-Gymnasium hat Mitarbeiter von <strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> in den<br />
Unterricht eingeladen. Ausgehend von der Vorstellung des Vereins und der Schilderung der<br />
Lebenssituation von Flüchtlingen wurden eigene Gewalt- und Ausgrenzungserfahrungen der<br />
Schülerinnen und Schüler thematisiert.<br />
Durch das Theaterstück „Flüchtlinge im Ruhestand“ ist auch ein Dortmunder Gymnasium (Käthe-<br />
Kollwitz-Gymnasium) auf die pädagogische Arbeit von <strong>ProAsyl</strong> an Schulen aufmerksam geworden.<br />
Die Schüler besuchten das Theaterstück in <strong>Essen</strong> und nahmen dies wenige Tage später zum<br />
Anlass, <strong>ProAsyl</strong> zur Nachbesprechung in den Unterricht einzuladen.<br />
Strategieworkshop<br />
Vom 12-13.04.<strong>2008</strong> fand ein Strategieworkshop statt. Unter Anleitung von der Diplom-Pädagogin<br />
Marita Kemper trafen Vorstand und Geschäftsstelle in einem Seminarhaus zusammen. Abseits des<br />
Büroalltags wurden verschiedene Themen bearbeitet. Neben der konkreten Jahresplanung für das<br />
Jahr <strong>2008</strong> und der Ausarbeitung von Schwerpunktthemen sowie personellen Verantwortlichkeiten<br />
wurden vor allem die Qualität der Arbeit und der Arbeitsgruppen kritisch beleuchtet.<br />
Flüchtlingskonferenz<br />
Am 15.12.<strong>2008</strong> fand die jährliche Flüchtlingskonferenz zum Thema „Endspurt...wohin? - eine<br />
Podiumsdiskussion in der Volkshochschule <strong>Essen</strong> zur Umsetzung der Altfallregelung in NRW“<br />
statt. Die Veranstaltung wurde wie in der Vorjahren gemeinsam mit den über das Land NRW<br />
geförderten Flüchtlingsinitiativen durchgeführt. Als Diskussionsteilnehmer waren K. P. Brendel<br />
(Staatssekretär des Innenministeriums NRW), F.M. Stein (Sozialdezernent Leverkusen), V.M.<br />
Hügel (Bundesarbeitsgemeinschaft Pro Asyl) und Klemens Roß (Rechtsanwalt) eingeladen, um<br />
über die Bleiberechtsregelung und ihre hohen Hürden zu diskutieren.<br />
Förderverein <strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> e.V. Sparkasse <strong>Essen</strong> BLZ: 36050105 Kto.: 1 600 626 7
Gremienarbeit und Kooperationspartner<br />
<strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> kooperiert eng mit verschiedenen anderen Einrichtungen in <strong>Essen</strong><br />
und darüber hinaus. Neben den zahlreichen Kontakten, die sich aus der Beratungstätigkeit<br />
ergeben, sind Mitarbeiter von Pro Asyl <strong>Essen</strong> in verschiedenen Gremien vertreten, um sich für die<br />
Rechte von Flüchtlingen einzusetzen.<br />
Exemplarisch sind hier einige Beispiele aufgeführt:<br />
In <strong>Essen</strong><br />
<strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> ist...<br />
• ... beratendes Mitglied im Integrationsbeirat der Stadt <strong>Essen</strong><br />
• ... im Ausschuss für Zuwanderung und Integration vertreten<br />
• ... Mitglied im Flüchtlingsausschuss der evangelischen Kirche in <strong>Essen</strong><br />
• ... Mitglied im Ökumeneausschuss der ev. Kirchengemeinde Kettwig<br />
• ... Mitglied im AK Emi <strong>Essen</strong>er Migrationsarbeit interaktiv<br />
• ... Mitglied im Eine-Welt-Forum <strong>Essen</strong><br />
überregional<br />
• ... Mitglied beim <strong>Flüchtlingsrat</strong> NRW<br />
• ... Mitglied der vom Land NRW geförderten Flüchtlingsinitiativen<br />
• ... Mitglied der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Pro Asyl (Frankfurt)<br />
• ... Mitglied des Stiftungbeirates der Stiftung Leben ohne Rassismus<br />
Förderer<br />
<strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> e.V. wird gefördert von...<br />
• ... vielen Mitgliedern und Spendern<br />
• ... der Stiftung medico Inernational<br />
• ... dem Europäischen Flüchtlingsfonds<br />
• ... dem Land NRW<br />
• ... Aktion Mensch<br />
20.04.2009, Inka Jatta<br />
Förderverein <strong>ProAsyl</strong>/<strong>Flüchtlingsrat</strong> <strong>Essen</strong> e.V. Sparkasse <strong>Essen</strong> BLZ: 36050105 Kto.: 1 600 626 8