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Indiens Christen zwischen Tradition und Fortschritt - Martin Bucer ...

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MBS Te x t e 985. Jahrgang2008Konrad Brandt<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong><strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>MARTRIN BUCER S EMINAR EPH 4:12Pro m<strong>und</strong>isPro m<strong>und</strong>is


InhaltsverzeichnisEinleitung: Indien, eine gespaltene Kultur................................ 31.0 Kirche <strong>und</strong> Familie............................................................. 52.0 Kirche <strong>und</strong> Erziehung........................................................ 73.0 Kirche <strong>und</strong> soziales Engagement....................................... 144.0 Kirche <strong>und</strong> Religion......................................................... 195.0 Kirche <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong> oderder <strong>Fortschritt</strong> macht <strong>Fortschritt</strong>e........................................... 246.0 Nachwort.......................................................................... 307.0 EC – Entschieden für Christus –Eine weltweite evangelikale Jugendbewegung......................... 308.0 Bevölkerungsstatistik........................................................ 319.0 Chronik der EC-Indienhilfe............................................. 33Bibliografie............................................................................. 35Anmerkungen......................................................................... 36Über den Autor...................................................................... 37Impressum.............................................................................. 381. Aufl. 2008


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong><strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>Konrad Brandt<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>Einleitung: Indien,eine gespaltene KulturEine Kultur muss nicht nach derSumme der Macht, sondern nach derSumme der Menschenliebe beurteilt<strong>und</strong> gewertet werden, die sie entwickelt<strong>und</strong> in ihren Gesetzen <strong>und</strong> Einrichtungenzum Ausdruck bringt. 1Rabindranath TagoreIch möchte versuchen, dem WerbenTagores gerecht zu werden, wenn icheinige Lebensbereiche der indischenKultur hervorhebe <strong>und</strong> ihre Wechselbeziehungzum <strong>Christen</strong>tum betrachte.Es kann sich nur um eine kleine Auswahldessen handeln, was der Inder zurGestaltung seines Daseins bewusst oderunbewusst einsetzt.Auf den ersten Blick scheint Indiennoch ein traditionsbewusstes, religiösesLand zu sein. Weder politische Unterwerfungnoch religiöser Einfluss habenscheinbar Spuren hinterlassen. „Indienabsorbiert <strong>und</strong> überlebt seine Eroberer,“sagt der Inder mit nicht geringemStolz. 2 Der im Jahre 1980 mit 78.8%angegebene hohe Prozentsatz von Hindusin einer damaligen Gesamtbevölkerungvon r<strong>und</strong> 700 Millionen Indern istder beste Beleg. 3In Indien verlaufen die ideologischenStröme im Sand der Zeit. Das ausgetrockneteFlussbett eines indischenStromes wird zum Symbol. Und dochwerden zur Zeit des Monsuns Dämme,Brücken, ja ganze Ortschaften mitgerissen,hinterlassen eine veränderteSzenerie. Mit diesem Bild möchte ichdie Eroberung <strong>Indiens</strong> durch den Islamauf religiöser Seite <strong>und</strong> die Unterwerfungunter die Portugiesen, Franzosen,Perser <strong>und</strong> Briten auf politischer Seiteskizzieren.An Zeugen mangelt es nicht: Sowohlder Taj Mahal von Agra wie die Parlamentsgebäudein Neu Delhi, die verlasseneStadt Fatehpur Sikri Akbarsdes Großen wie der Linksverkehr auf<strong>Indiens</strong> verstopften Straßen, der Muezzinper Lautsprecher wie die Cassette-Machine in der Hand des jungen Indersin den Achtzigern bzw. das Handy amOhr im Jahr 2000. In Indien begegnensich, gleich Symbolen zweier Welten,Ochsenkarren <strong>und</strong> Luxuslimousine,<strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>. Während die<strong>Tradition</strong> dem Inder ein Stück Sicherheitvermittelt, wirkt der <strong>Fortschritt</strong> oftwie ein Fremdkörper in der indischenPr o m u n d i s 3


Konrad BrandtKultur so wie der anmutige Sari <strong>und</strong>die Allerweltsjeans.Der hohe Staatsbeamte eines indischenB<strong>und</strong>esstaates, ein Mitglied derchristlichen Gemeinde, der vor demHausgebetskreis seine Akkai-Stereoanlangein den Siebzigern stolz präsentierte,sein Haus dann für arm <strong>und</strong>reich zur Gebetsst<strong>und</strong>e öffnete, um dendeutschen Gästen anschließend im verborgenenSchlafzimmer zum Super-8-Hochzeitsfilm einen gekühlten Whiskyzu servieren, wurde mir zum besonderskrassen Beispiel einer gespaltenenKultur.An dieser Stelle möchte ich den indischenSchriftsteller V.S.Naipaul zitieren,der das Brodeln in den indischenMassen ebenfalls in den Siebzigern treffendbeschreibt:Diesen Widerspruch <strong>zwischen</strong> demArchaismus des nationalen Stolzes<strong>und</strong> dem Wunsch nach Neuem hat esin Indien immer gegeben, <strong>und</strong> dieserWiderspruch hat schließlich die Kulturgespalten.Die Unruhen in Indien sind diesmalnicht durch fremde Überfälle hervorgerufen,sie sind von innen entstanden.Und deshalb kann Indien nicht mehrso reagieren wie früher <strong>und</strong> sich wiederumauf den Archaismus zurückziehen.Seine geborgten Institutionen funktionierenwie geborgte Institutionen ebenfunktionieren; doch das archaischeIndien bietet keine Alternative zuPresse, Parlament <strong>und</strong> Gerichtshöfen.Die Krise <strong>Indiens</strong> ist nicht nur eine politische<strong>und</strong> ökonomische, es ist die Kriseeiner verw<strong>und</strong>eten, alten Kultur, diesich ihrer Schwächen bewusst gewordenist <strong>und</strong> nicht die intellektuellen Mittelbesitzt, in die Zukunft zu schreiten. 4Dieser Spalt verläuft auch quer durchdie Kirche in Indien. Das <strong>Christen</strong>tumdurchlebt die gesamtindische Zerreißprobe.Wir tun gut daran, weit verbreitetemissionsfeindliche Klischees zuüberprüfen, um nicht nur der christlichenMinderheit <strong>Indiens</strong>, sondern demliebenswerten Inder ganz allgemeingerecht zu werden.Damit der Hintergr<strong>und</strong> der nun folgendenAusführungen verständlicherwird, soll auch auf Erfahrungen zurückgegriffen werden, die wir im DeutschenEC-Verband (Entschieden für Christus)mit dem Indischen Partnerverband, derIndia Christian Endeavour Union, <strong>und</strong>den evangelischen Kirchen <strong>Indiens</strong>, derChurch of North India (CNI) <strong>und</strong> derChurch of South India (CSI) gemachthaben. Der weit über die GrenzenDeutschlands hinaus bekannte PastorArno Pagel schloss auf der ersten Nachkriegstagungdes EC 1948 in Bournemouth,England, Fre<strong>und</strong>schaft mitder indischen Delegation, die auf denfolgenden EC-Weltverbandstagungen1958 in Frankfurt <strong>und</strong> 1962 in Sydney,Australien, vertieft wurde. Auf derRückreise von Australien hatte ArnoPagel einen ersten persönlichen Kontaktmit dem Leiter eines Heimes inPoona, das mit Mitteln des DeutschenEC-Verbandes angefangen wurde. 5Als EC-B<strong>und</strong>espfarrer <strong>und</strong> später alsEC-Weltb<strong>und</strong>präsident besuchte ArnoPagel wiederholt Indien <strong>und</strong> ebnete4MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>Konrad Brandt den Weg zu den EClerndieses Subkontinents.1.0 Kirche <strong>und</strong> Familie1.1 FamilientraditionDer erste Beitrag soll dem größtenKapital <strong>Indiens</strong> mit vorbildlicherAltersversorgung, der intakten Volkszelle,kurz gesagt: der Familie gewidmetsein. Mit großer Achtung sprechendie Kinder von ihren Eltern, mit Stolzdie Eltern von ihren Kindern.Kommt besonderer Besuch, sindselbstverständlich alle erreichbarenFamilienangehörigen zur Stelle, vonden Großeltern bis zu den Enkeln odergar Urenkeln. Der älteste Sohn ist fürdie Eltern verantwortlich. Altenheimesind weitgehend überflüssig. Da nurStaatsbeamte <strong>und</strong> wenige Angestelltemit einer Altersversorgung rechnenkönnen, übernimmt die Familie diesesoziale Leistung.Erhebliche Beträge werden von derindischen Durchschnittsfamilie fürbedürftige Verwandte, für Eltern, Großelternoder Schwäger, ausgegeben; esdürfte der Wahrheit nahe kommen, wennwir sagen, dass viele Familien mindestens25 bis 30% ihres Einkommens für solcheArt Sozialfürsorge aufwenden; man mussdies durchaus als einen Teil der Verantwortungsehen, die ein Christ seinem„Nächsten“ gegenüber wahrnimmt, auchwenn dieser Nächste tatsächlich Angehörigerder Großfamilie ist. 61.2 Zuerst die FamilieDiese intakte Volkszelle der indischenKultur denkt, plant <strong>und</strong> handelt ganzselbstverständlich stets zu Gunsten derFamilie. Ob es sich um Schulbildung,Anstellung, kirchliche Ämter, Beförderung,Anerkennung, Unterstützungfinanzieller Art, öffentlichen Einflussoder die Delegation auf eine Weltkonferenzhandelt. Erst wenn kein Glied dereigenen Familie mehr infrage kommt,ist man bereit, anderen die Hilfe zugönnen.Im Bereich der Ausbildungsbeihilfedurch die Sozial-Missionarische Arbeitdes Deutschen EC-Verbandes (EC) 7stoßen wir darum immer wieder aufdas Unverständnis der betroffenenFamilien, wenn wir bei beschränktenMöglichkeiten nur einem <strong>und</strong> nichtallen Kindern die Hilfe gewähren können.Wer die Opferbereitschaft derchristlichen Familien kennen gelernthat, die das letzte Stück Land verkaufen,um ihre Kinder studieren zu lassen,wird mit dem schnellen Urteil „Familienwirtschaft“etwas zurückhaltender.Dennoch gibt es eine Familienpolitik inder Kirche mit Wahlkämpfen <strong>und</strong> derAnhäufung von Ämtern, die zwar jener„intakten Familie“ entspringt, jedocheiner lebendigen Gemeindearbeit hemmendim Wege steht.1.3 Kinder im ÜberflussWenn auch ein Aufklärungsprogrammder Regierung neben der oftfragwürdigen Handhabung der Famili-Pr o m u n d i s 5


Konrad Brandtenplanung durchaus positive Einsichtenhervor gebracht hat, gibt es in Indienimmer noch „Kinder im Überfluss“.Die Logik der Ärmsten ist verständlich:Je mehr Kinder, desto sicherer dieAltersversorgung.Wenn man jedoch im indischen Mittelstandbeobachtet, wie schnell einInder die Verantwortung für sein Kindeinem einflussreichen, wohlhabendenMenschen überträgt, um sich so weitwie möglich zurückzuziehen, stimmtdie „heile Familienwelt“ anscheinendnicht mehr so ganz. „Wir geben unserenSohn ganz in Ihre Hände“, so schriebmir ein Vater eines jungen Mitarbeitersin Indien.Liebend gerne würden viele ihre heranwachsendenJungen <strong>und</strong> Mädchennicht nur in die Obhut eines Internats<strong>und</strong> deren Leitung, sondern auch nachÜbersee abgeben, in der Hoffnungnatürlich, dass etwas von dem westlichenSegen in die Familie zurückfließt.Seit Jahren sind meine Frau <strong>und</strong> ichPaten in zwei verschiedenen Familien,die ohne zu fragen den Kindern unsereNamen gegeben haben. Wir nehmenalso am indischen Überfluss Teil<strong>und</strong> sind auf weitere Überraschungengespannt.1.4 Mädchen?Eine finanzielleKatastrophe!Als ich in Vellore zur Hochzeit eineschristlichen Arztes eingeladen wurde,ging ich nur widerwillig, um die Familienicht zu belasten, wie ich dachte. Eswurde keine Belastung daraus, weil dieca. 300 Gäste lediglich Tee <strong>und</strong> Gebäckerhielten. Eine fortschrittliche Familiehatte entgegen aller <strong>Tradition</strong> gespart.Je schlichter die Leute, desto größer dieVerschuldung mit jeder Hochzeit, dievon den Brauteltern ausgerichtet wird<strong>und</strong> zusammen mit der üblichen Mitgift(Dowry) ein Vermögen ausmachenkann. Über die privaten Geldverleiher,die zum Teil die Arbeitgeber <strong>und</strong> Großgr<strong>und</strong>besitzersind, werden Familienbis an ihr Lebensende verschuldet. DieKirche steht machtlos vor dem Diktatindischer Familientradition, vor allem,wenn unverständige <strong>und</strong> andersgläubigeVerwandte mitreden, was stärkerzählt als jeder seelsorgerliche Rat.1.5 FamilienhierarchieDie Kirche in Indien rechnet mit derMacht der Familie <strong>und</strong> mit der Vollmachtihres Oberhauptes. Im Großen<strong>und</strong> Ganzen gelingt darum der kirchlicheEinfluss auf eine Familie nur, wennder Vater <strong>und</strong> die Mutter überzeugt werdenkönnen. Anders als in der individualistischenwestlichen Gesellschaftsstruktur,wird der Glaube der Elterngeachtet, kommt es zu christlicher<strong>Tradition</strong> über Generationen. Die Missionierungist aus diesem Gr<strong>und</strong>e ebenfallsan der gesamten Familie nötig. DieEltern fühlen sich übergangen, wennmit den jungen Leuten zuerst über eineneue Denkrichtung gesprochen wird,ob es sich um Weltanschauungs-, Glaubens-oder Berufsfragen handelt.6MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>Erstaunlich ist für mich das Vertrauenvieler Eltern in Institute, denensie die ganze Erziehungsverantwortungübertragen. Aber gerade an dieser Stellebricht in Indien die Kultur auseinander,wie wir im nächsten Kapitel feststellenwerden.2.0 Kirche <strong>und</strong> Erziehung2.1 Kampf demAnalphabetentumStephen Neill beschreibt in seiner„Geschichte der christlichen Mission“die Anfänge christlicher Bildungsarbeitin Indien. „Kirche <strong>und</strong> Schule gehörenzusammen.“ 8 Dieses war das Prinzipder ersten evangelischen Indienmissionare,die am 9. Juli 1706 südindischenBoden betraten, Bartholomäus Ziegenbalg(1682–1719) <strong>und</strong> Heinrich Plütschau(1677–1746). Der sprachbegabteZiegenbalg übersetzte bald das NeueTestament in die Tamil-Sprache. 1717<strong>und</strong> 1726 wurden die ersten Missionsschulendurch die Tranquebar-Missionin Madras eröffnet.Christian Friedrich Schwartz (1724–1798) 9 übte großen Einfluss auf dassüdindische Schulwesen aus <strong>und</strong> WilliamCarey (1761–1834) 10 durfte nachfleißiger Übersetzungsarbeit der Bibel<strong>und</strong> des Neuen Testamentes in mehrerenordindische Sprachen im Jahre 1818das erste College Asiens in Seramporeaufbauen. Ihm folgte Alexander Duff(1806–1878), der Bildung, westlicheWissenschaft <strong>und</strong> westliches Gedankengutin Indien förderte. 11Der ehemalige Leiter des Bildungsreferatsder Methodistenkirche, S.K.Parmar, Bombay, fasst den Ertrag derkirchlichen Erziehungsarbeit in sechsPunkten zusammen: 12(1) Die Kirche vermittelte moderneBildung zur Zeit politisch chaotischerZustände.(2) Die Missionsschulen nahmen sich derArmen <strong>und</strong> Kastenlosen an.(3) Die christlichen Schulen legten großenWert auf die Qualität der Erziehung.(4) Die Kirche förderte Berufsausbildung<strong>und</strong> pädagogisches Studium. „Noch amAnfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts befand sichein Viertel der gesamten Lehrerbildung<strong>Indiens</strong> in den Händen von <strong>Christen</strong>.“(5) Ohne Unterschied der Rassen, Kasten<strong>und</strong> Religionen wurden die Schüler zuPersönlichkeiten erzogen, die zum Teilin führende Stellungen des öffentlichenLebens aufstiegen.(6) Die christlichen Schulen halfen derMädchen- <strong>und</strong> Frauenbildung zumDurchbruch in der indischen Gesellschaft.Mit dem zunehmend staatlich kontrolliertenBildungsprogramm, das zumTeil von der christlichen Schularbeitübernommen wurde, verringerte sichnaturgemäß der Einfluss der Kircheim Erziehungssektor. Und doch ist diechristliche Schulbildung nach wie voranerkannt <strong>und</strong> begehrt.2.2 HeimerziehungDie sozialen Verhältnisse <strong>Indiens</strong>haben die Einrichtung von Internats-Pr o m u n d i s 7


Konrad Brandtschulen notwendig gemacht, die heutesowohl von der Kirche als auch vomStaat unterhalten werden. Ihre Existenzwird im Allgemeinen wie folgtbegründet:(1) Beide Elternteile sind weitgehendberuflich engagiert <strong>und</strong> können die erzieherischeBegleitung des Schülers/der Schülerindaher nicht wahrnehmen.(2) Oberschulen, Colleges <strong>und</strong> Fachschulensind nur an bestimmten Ortenvorhanden <strong>und</strong> können daher nur vondenen besucht werden, die in der Nähewohnen.Mit den christlichen „BoardingHomes“ wurde das Privileg der Bildungweiten Teilen der Bevölkerungerst erschlossen <strong>und</strong> durch die Patenschaftsprogrammeaus Übersee auchden Armen <strong>und</strong> Kastenlosen zugänglichgemacht.Der von westlichen Wissenschaftlernaufgedeckte Hospitalismus (seelischeFolgen eines längeren Heimaufenthaltes)ist nach der Aussage indischerErziehungsfachleute ein westliches Problem,das nicht auf indische Verhältnisseübertragen werden sollte.Eine Kritik an dem bestehendenSystem ist allenfalls dort angebracht,wo Studenten in nächster Nähe zurAusbildungsstätte wohnen <strong>und</strong> durchPatenschaftswerke gezwungen werden,in das Studentenheim zu ziehen, weildie Unterstützung aus verständlichenGründen nur über Institute gewährtwird. Der EC ist in der Lage, die Hilfeauch über örtliche indische EC-Gruppenzu gewähren, was einen zuverlässigen,ehrenamtlichen Mitarbeiterstabvoraussetzt, auf den andere Werke nichtohne weiteres zurückgreifen können,wenn sie keine einheimischen Partnerzur Verfügung haben.2.3 Entfremdung durchHeimerziehung?An zwei Beispielen möchte ich dasProblem der Entfremdung junger Menschenvon der hinduistisch geprägtenKultur verdeutlichen. Ein Problem,das weit größer ist als alle so genanntenHospitalismusschäden, die unterder indischen Bevölkerung erst durchKampagnen zur Bewusstmachungoffenbar zu werden scheinen.Ich beobachte durch viele Kontaktemit jungen Indern eine intellektuelleEntfremdung vom Elternhaus, die primärdurch Natur- <strong>und</strong> Geisteswissenschaft<strong>und</strong> sek<strong>und</strong>är durch christlichenEinfluss an den Ausbildungsstättenhervorgerufen wird.Beispiel Nr. 1Im Bishop Heber College in Tiruchirapalli(kurz: Trichy), Tamil Nadu,studierte in den Jahren 1977 bis 1980der Hindu P. Sethu. Sein Vater warder angesehene Schatzmeister am Hindutempelseines Heimatdorfes, der essich leisten konnte, seinen Ältestenauf das College zu schicken. P. Sethuwählte Zoologie <strong>und</strong> hatte die Absicht,im Anschluss an den Bachelor of ScienceMedizin zu studieren.Im wissenschaftlichen Unterrichtmeldeten sich bei dem 18jährigenZweifel an der Glaubenstradition seiner8MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>Familie. Zusammen mit den Mitstudentenim Studentenwohnheim diskutierteer sehr engagiert Fragen seinerReligion <strong>und</strong> stellte fest, dass es anderenHindus ebenso ging wie ihm. Das Vertrauenin die hinduistische <strong>Tradition</strong>war durch die moderne Wissenschafterschüttert worden. Bald machte er sichzum Sprecher seines Studienjahrgangs<strong>und</strong> versuchte, seine Mitschüler davonzu überzeugen, dass es keinen Gottgeben kann.Durch einen Studenten wurde erdarauf aufmerksam gemacht, dass esüber den EC Briefkontakte mit Deutschengäbe. Im Sommer 1979 schrieber sich mit einer deutschen EClerin, diemit ihrem Bekenntnis zu Jesus Christusnicht zurückhielt <strong>und</strong> glaubwürdigihren Glauben schilderte, so dassSethus Interesse wuchs. Er behielt seineFragen nicht für sich <strong>und</strong> erzählte seinenEltern davon, dass er ein wachsendesVertrauen zu Jesus Christus habe.Sein Vater war entsetzt <strong>und</strong> verbot ihmdas Haus, wenn er nicht zum hinduistischenGlauben zurückkehre <strong>und</strong> stellteschließlich die Zahlung für seine Ausbildungein. Sethus Patenschaftsantragbei einem anderen Patenschaftswerkin Deutschland wurde abgelehnt, weiler sich schon im dritten Studienjahrbefand. Die EC-Indienhilfe sprang ein.Als er uns das schrieb, luden wir ihnzur EC-Begegnungsfreizeit von Deutschen<strong>und</strong> Indern über den Jahreswechsel1979/80 nach Kannyakumari ein.Sethu nahm an der Freizeit teil, nahmim kindlichen Glauben die Erlösungin Christus an <strong>und</strong> ließ sich zu seinerMutter senden, die ihn im Gegensatzzum Vater herzlich empfing.Beispiel Nr. 2Ich lernte den Studenten N. PanneerSelvam 1975 in dem bereits erwähntenEC-Studentenwohnheim in Trichykennen. Seine Eltern waren schlichteLandwirte, die ihrem Sohn mit großenOpfern die Oberschule <strong>und</strong> danach eineAusbildung in einem College ermöglichenwollten.Doch hören wir ihn selbst:Im Juni 1967 trat ich in das Schülerheimder CSI in Dharapuram ein, ca.12 km von meinem Heimatort entfernt.Ich erfuhr die Liebe Christi <strong>und</strong> wurdevon ihm angezogen. Ich lernte Jesusimmer besser kennen. 1974 kam ichin das Bishop Heber College, Trichy,wo ich noch mehr von der Liebe Gottesverstand. In demselben Jahr nahm ichJesus Christus als meinen persönlichenHeiland an.Ganz langsam erklärte ich meinerFamilie meine Entscheidung, aber siewaren nicht glücklich darüber. Dashat mich davon abgehalten, michumgehend taufen zu lassen. Aber ichwar klar in meiner Überzeugung <strong>und</strong>wartete, dass der Herr mir den rechtenZeitpunkt zeigen möge.Während meines Heimataufenthaltsüberzeugte ich meinen Vater <strong>und</strong> meineMutter von meinen Taufabsichten.Dies wurde meinen anderen Familienmitgliedernnicht mitgeteilt. Als ichnoch Student in Trichy war, ließ ichPr o m u n d i s 9


Konrad Brandtmich am 2. Oktober 1977 im CauveryFluss durch Untertauchen taufen.Als ich im April 1978 mein letztes Studienjahrim College antrat, wurde ichkonfirmiert <strong>und</strong> damit volles Mitgliedder CSI Kirche in Trichy. Nach meinemStudienabschluss verließ ich Trichy. Alsich in meinen Heimatort zurückkehrte,habe ich langsam von meiner Taufeerzählt. Sie haben es nicht sofort akzeptiert,aber nach <strong>und</strong> nach haben allehalbherzig zugestimmt.Als ich 1974 Christus angenommenhabe, erhielt ich die Verheißung ausApg. 16,31. Ich betete um die Erfüllungder Verheißung. Die Erfüllung begann1986 nach fast 13 Jahren als sich meineMutter taufen ließ <strong>und</strong> wiederum nachsieben Jahren als mein Vater sich 1993nach fast 20 Jahren taufen ließ <strong>und</strong>nach einer weiteren Wartezeit vonzwei Jahren <strong>und</strong> nach fast 22 Jahrenließ sich mein jüngerer Bruder 1995taufen.Er ist wirklich ein Gott, der W<strong>und</strong>ertut! Amen. Jetzt bete ich für die Familienmeines älteren Bruders <strong>und</strong> meinerälteren Schwester. Ich hoffe, dass Gottsie auch erretten wird! Amen.Durch den Briefkontakt konnte ichverfolgen, wie Panneer nach seinemBachelor of Arts zu seinen Eltern ging,um ihnen in der Landwirtschaft zuhelfen. Er fand in der Nähe seines Heimatorteseine Beschäftigung als Aufseherin einer Papierfabrik <strong>und</strong> verdientemonatlich 50 D-Mark. Im letzten Kapitelwird davon die Rede sein, wie Sethu<strong>und</strong> Panneer sich weiter entwickelten.Im Laufe der Jahre sind durch diese<strong>und</strong> ähnliche Beispiele Fragen entstand,für die es keine befriedigende Antwortgibt. In vielen offenen Gesprächenmussten wir uns in der EC-Indienhilfestets für das kleinere Übel entscheiden,wenn wir der Glaubensentscheidung,an der Sethu <strong>und</strong> Panneer zum Beispielbis in die Gegenwart unbeirrt festhalten,absolute Priorität einräumten.Ich hätte es nicht verantwortenkönnen, Sethu von seiner Bekehrungabzuraten, um als gehorsamer Sohn insElternhaus zurückzukehren. Bei ihmhatte sich der Bruch mit der Hindutraditioneindeutig vor der Begegnung mit<strong>Christen</strong> auf rationale Weise vollzogen.Durch viele Gespräche mit Kollegenin Patenschaftswerken erfuhr ich,dass dies kein Einzelfall ist <strong>und</strong> dassein großer Teil der Studenten wohlhabenderEltern während ihres Studiumsdas entstandene religiöse Vakuum mitKino, Cafehaus <strong>und</strong> Flirt füllen. Ähnlichbeschreibt es Dave Hunt in seinemBuch 13 über die Lebensgeschichte desVankateswami Gupta, dem Gründerdes Hindustan Bible Institute von Madras.Es ist nahe liegend, dass Studentenin diesem Zustand empfänglich sindfür revolutionäre Ideen jeder Prägung.Wilde Streiks, selbst in christlichenColleges, sind die Folge.Auch auf die Gefahr hin, dass es wieein hartes Urteil klingen mag, möchteich feststellen, dass der Hinduismus derwissenschaftlichen Herausforderungdieser Zeit nicht gewachsen ist <strong>und</strong>einer fragenden Generation die Ant-10MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>wort schuldig bleibt. Dieser Verantwortungwollen sich indische <strong>Christen</strong> ausGründen des anerkannten <strong>Fortschritt</strong>snicht entziehen. Wir sind auch dem jungenInder die Antwort auf seine Fragenach der letztgültigen Wahrheit schuldig.Diese Wahrheit ist nicht eine Idee,sondern eine Person: Jesus Christus, dersich dem suchenden Inder offenbart.Wenn also die Schuld nach der Entfremdungden <strong>Christen</strong> <strong>und</strong> ihrenInternaten zugeschoben wird, kann fürmich die Konsequenz nur lauten: Beendigungjeder höheren wissenschaftlichenBildung in Indien. Eine schlechteKonsequenz. Damit würde man den<strong>Fortschritt</strong> leugnen <strong>und</strong> das will dasmoderne Indien auf keinen Fall. Andieser Stelle werden die Schäden einer„verw<strong>und</strong>eten Kultur“, wie Naipaul esausdrückt, meiner Ansicht nach besondersdeutlich. Die Bildungsfrage ist –ähnlich wie in Europa – zur Schicksalsfragegeworden.Die Einstellung missionarischerTätigkeit im College würde den Ideologienunserer Zeit das Feld ganz überlassen,<strong>und</strong> auch sie führen zur Entfremdung<strong>und</strong> zum Bruch mit der indischen<strong>Tradition</strong>. Da aber der Bruch mit derindischen <strong>Tradition</strong> vorprogrammiertzu sein scheint, gilt es, Modelle inchristlicher Verantwortung zu schaffen,die dem bekehrten Hindu angebotenwerden.Im Fall Sethu könnte ich mir heuteeine Begleitung durch einen reifen,indischen <strong>Christen</strong> vorstellen, dermit ihm seine Eltern besucht <strong>und</strong> dasGespräch führt, um nach Möglichkeitdie ganze Familie für Christus zugewinnen, was einem jugendlichen,emotionalen Anfänger im Glauben inIndien nur schwer gelingen dürfte. DieEltern haben zumindest das Recht aufeine möglichst genaue Aussage. Fernerist die Anbindung eines Menschen, deraus seiner <strong>Tradition</strong> ausgebrochen ist,an eine christliche Gemeinde von großerBedeutung. Ich habe es kategorischabgelehnt, für Sethu allein verantwortlichzu zeichnen.An dieser Stelle will ich meine Enttäuschungan indischen <strong>Christen</strong> auchnicht verschweigen. Als ich verantwortlichekirchliche Mitarbeiter überSethu informierte, war die erste Frage,ob er sich schon hat taufen lassen.Meinen Einwand, dass dies möglichstnicht ohne die Einwilligung der Elterngeschehen sollte, ließ man nicht gelten<strong>und</strong> akzeptierte ihn nicht als <strong>Christen</strong>.Nun wurde ich noch mehr gefordert<strong>und</strong> musste mit <strong>und</strong> für Sethu <strong>und</strong>Panneer nach einem Übergang vomStudium zum Berufsleben suchen. Dieswurde durch ihre Berufung zur Mitarbeitin der EC-Indienhilfe in Poonamöglich.2.4 QualifizierteArbeitsloseSamuelraj hatte neben seinem B.Com.auch die vom EC unterstützte Handelsschulein Vellore besucht <strong>und</strong> war seitder Beendigung des zweijährigen Kursesim Jahre 1981 arbeitslos. Auf meinerDienstreise im Februar 1982 erzählte ermir vertraulich, dass er sieben Kilome-Pr o m u n d i s 11


Konrad Brandtter vom Heimatort entfernt heimlicheine Stelle als Kuli angenommen habe<strong>und</strong> Tag für Tag Steine trage. Es warein gequältes Bekenntnis. Seinen Elternhat er die Schande ersparen wollen <strong>und</strong>sich stets herausreden können.Der ehemalige PatenschaftsempfängerVasanthakumar hatte nach seinerCollegeausbildung im Bishop HeberCollege im Jahre 1978 drei Jahre aufeine Anstellung warten müssen <strong>und</strong>fuhr zum Gespött seiner Verwandtschaftvon einem Aufnahmetest zumandern. Nicht selten musste er beobachten,wie Personen mit Beziehungen indie engere Wahl kamen. Deprimierenddie Massen von r<strong>und</strong> 2000 Anwärtern,die einmal darauf hofften, unterden 200 Interviewkandidaten zu sein,um danach zu rätseln, wer die etwa 50bewilligten Beamtenstellen einnehmenwürde.Beispiele dieser Art könnten beliebighinzugefügt werden. Es ist fast schizophrenzu nennen, dass eine Arbeitsstelleoft nur mit Collegeabschluss zu habenist, die u.U. – vgl. Panneer Selvamin der Papierfabrik – weit unter demNiveau des erreichten Bildungsgradesliegt <strong>und</strong> von empfindsamen Indern ausPrestigegründen abgelehnt wird.Darum habe ich Panneer seiner ZeitMut gemacht, in der Fabrik durchzuhalten<strong>und</strong> konnte Samuelraj keinenanderen Rat geben, ohne es jedoch zuversäumen, nach Auswegen zu suchen<strong>und</strong> Empfehlungen auszusprechen.Es steht eindeutig fest, dass manchernicht das College besuchen müsste,wenn es nicht zum Auswahlprinzip beidem gefürchteten Interview der Firmengehörte. Indien ist noch lange nicht eineNation akademischer Kulis, <strong>und</strong> dochgerät die Bildung auf diesem Wege inMisskredit, <strong>und</strong> – das lässt Betroffenewie mich nicht kalt – Patenschaftswerkemüssen diesen Unfug unterstützen <strong>und</strong>sehen zunächst keinen Ausweg.2.5 Mitarbeiterpotential„Unsere Erziehung <strong>und</strong> unsere Schulbildung,unsere Fähigkeiten zum Leiten<strong>und</strong> Lehren verdanken wir den Missionsschulen,den christlichen Colleges<strong>und</strong> ihren Internaten <strong>und</strong> wir sinddankbar <strong>und</strong> stolz zugleich. Diese Bildungsstättenproduzieren die verantwortlichenLeiter von morgen. Wirbrauchen sie unbedingt in unseremLande.“ 14 So <strong>und</strong> ähnlich legen qualifizierteMitarbeiter aus Kirche, Entwicklungshilfe<strong>und</strong> Schule ein Bekenntnisfür Bildung <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong> ab.Es sind <strong>Christen</strong>, die ehrenamtlichim indischen EC mitarbeiten <strong>und</strong> untergroßen Opfern an Zeit, Kraft <strong>und</strong> Gelddafür sorgen, dass einer heranwachsendenGeneration geholfen wird, nachdemihnen zum Teil auch geholfen wurde.Bei meinem ersten Besuch 1972 lernteich in Trichy den Vorsitzenden desIndischen EC-Verbandes <strong>und</strong> späterenModerator der CSI, Bischof SolomonDoraisawmy 15 kennen, der mir beimEinstieg in die für mich so fremde Kultursehr geholfen hat. Er erinnert sichan unsern nächsten Besuch 1975:„Besuch von Rev. <strong>und</strong> Mrs. Brandt.Den Brandts war vom EC die Betreu-12MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>ung der jungen Leute anvertraut. DerEC war bereit, ein Studentenwohnheimfür christliche Studenten zu bauen, dieim Bischof Heber College studierten<strong>und</strong> sie finanziell zu unterstützen.“ 16Der Bischof sagte mir damals schon,dass ich die indische Jugend in meinemDienst berücksichtigen solle, denn siesei die Zukunft des Landes. Das gelteauch obwohl die alte erfahrene Generationdas Sagen habe <strong>und</strong> sich etwasschwer täte, Verantwortung in jüngereHände zu legen.Ich habe das beherzigt <strong>und</strong> könnteviele Mut machenden Beispiele nennen.Der ehemalige Patenschaftskandidat<strong>und</strong> jetzige Pastor in Gunthur, TamilNadu, mit dem klangvollen Namen K.Abraham Lincoln sei an dieser Stellegenannt. Seine Eltern waren blindeEvangelisten, die ihm früh zum Vorbildwurden. Nach seinem Studiumder Theologie hat er sie in der Verkündigung<strong>und</strong> im Gemeindeaufbau nachKräften unterstützt <strong>und</strong> bewusst zu mirden Kontakt gehalten, um für unserenweltweiten Dienst im EC <strong>und</strong> in derMission zu beten. In<strong>zwischen</strong> ist seinSohn ebenfalls Kandidat für eine theologischeAusbildung <strong>und</strong> hofft auf einStipendium vom EC.Mithra Ebenezer, ehemaliger EC-Patenschaftsempfänger, arbeitete alsDirektor beim Tamilnad ChristianCouncil in Madras, um z.B. den Landwirtenmit der Hilfe von EZE 17 , Bonn,(Evangelische Zentrale für Entwicklungshilfe)mit dem Brunnenbau <strong>und</strong>vielen anderen Techniken zu helfen.Mithra Ebenezer, sein Vater Rev. TitusEbenezer, Bischof Doraisawmy 18 <strong>und</strong>andere Persönlichkeiten aus Indiennahmen zusammen mit 9.000 Gästenaus aller Welt an der EC-Weltverbandstagung1974 in Essen teil. Für mich alsKoordinator der Tagung war es nachder Tagung 1970 in Kanada eine weitereGelegenheit, die Beziehungen zuIndern zu vertiefen. Auf dem Wegenach Kanada war Titus Ebenezer unsererster indischer Gast im Hause Brandt.Ein anderer Ehemaliger hat etlicheJahre für AFPRO (Aktion zur Produzierungvon Nahrungsmitteln) in derindischen Zentrale von Neu Delhimitgearbeitet, nachdem er seinen Doktorin Tiermedizin gemacht hatte <strong>und</strong>im Management geschult worden war.Anschließend entwickelte er ein Landwirtschaftsprogrammim Auftrag derUniversität Ilorin in Nigeria, Afrika.Dr. D. Isaac hätte als Sohn des früherenEC-Reisesekretärs, James Isaac,Vellore, ohne ein EC-Stipendium niediese Chancen gehabt. Schließlich profitierteauch der EC davon, als Dr. Isaaczum Executiv Direktor der Indienhilfeernannt wurde. 19Bei der Eröffnung der EC-Weltverbandstagung1978 in der Kongresshallevon Neu Delhi 20 war es durchaus eindrucksvoll,als der ehrwürdige Brahmane<strong>und</strong> Premierminister MorarjiDesai vor der indischen Öffentlichkeitseine persönliche Erfahrung mit demchristlichen College in Bombay wiedergab,die von den Tageszeitungenaufgegriffen wurde <strong>und</strong> der kirchlichenBildungsarbeit ein Stück Anerkennungverlieh.Pr o m u n d i s 13


Konrad BrandtTHE STATESMAN berichtete am10. Oktober 1978 u.a.:Herr Desai sagte, dass er die Lehren vonJesus Christus kennen gelernt hat, weildas College, in dem er als junger Mannstudiert hat, von der PresbyterianerMission geführt wurde <strong>und</strong> (so sagte erwörtlich) „Ich studierte die Bibel jedenTag.“ 21Als Teilnehmer an der Tagung weißich zu ergänzen, dass er von einerSt<strong>und</strong>e Bibellesen täglich sprach.Obwohl Herr Desai trotzdem ein echterBrahmane geblieben ist <strong>und</strong> trotzseiner öffentlichen Beteuerung desstaatlich gesicherten „gleichen Respektsfür alle Glaubensrichtungen“ <strong>und</strong> auchdie von strengen Hindus gefordertengesetzlichen Einschränkungen in derReligionsfreiheit durchführen wollte,hatte gerade sein positives Wort zurchristlichen Schulbildung besonderesGewicht.3.0 Kirche <strong>und</strong> sozialesEngagement3.1 Sozial-religiöseGleichgültigkeit„Jeder hat das Leben, das er verdient.“So lautet die hinduistische Religionsphilosophie,auf eine kurze Formelgebracht. „Der Mensch ist die Summeseiner Taten. Die Wiedergeburt stelltlediglich die fürchterliche Garantie dar,dass er es ewig bleiben wird.“ 22 Damitist das grausame Kausaldenken desHinduismus klar umrissen, das anscheinendmit dem religiösen Schuldgefühldes Menschen schlechthin zusammenhängt,da es in abgewandelter Formimmer wieder auftritt <strong>und</strong> auf das verborgeneBewusstsein einer metaphysischenGröße schließen lässt.Im Neuen Testament finden wir eineinteressante Parallele hierzu in Johannes9,2: Und seine Jünger fragten ihn<strong>und</strong> sprachen: Meister, wer hat gesündigt,dieser oder seine Eltern, dass er blindgeboren wurde?Diese relativierenden Anmerkungensollen zur objektiven Analyse derbesonders krassen Form des Kausaldenkensin Indien beitragen.Zu den allgemein gültigen Kennzeichendes Hinduismus zählen nebender Autorität der Veden <strong>und</strong> dem religiös-sozialenKastensystem die beidenalles Leben bestimmenden Gesetze,„der Dharma, das den ewigen Kosmosbeherrschende Weltgesetz <strong>und</strong> das inihm verankerte Karma, das Gesetzder Vergeltung der persönlichen Tateneines Menschenlebens…“ 23 Aus dieserSicht ist es nur logisch, dass der Hinduismuszur sozialen Gleichgültigkeitführen muss. Ob das <strong>Christen</strong>tumbereits als Korrektiv wirksam gewordenist? Man könnte es fast meinen, wennman die Äußerungen Morarji Desaisauf der EC-Weltverbandstagung inNeu Delhi überprüft. Ich zitiere nocheinmal THE STATESMAN vom 10.Oktober 1978: 24Er (Herr Desai) hat durch das <strong>Christen</strong>tumgelernt, dass die Wahrheitdurch den Dienst an anderen gewon-14MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>nen werden kann, <strong>und</strong> dass wir anderenicht verpflichten, indem wir ihnendienen, sondern, dass wir uns selbstverpflichten sollten, da uns eine Gelegenheitzum Dienen gegeben wurde.Mit dem Begriff „Wahrheit“ hatteHerr Desai auf das provokante Themader Tagung angespielt, das die indischenEC-Mitarbeiter gewünscht hatten:„Jesus Christus die Wahrheit“. Außerdemversuchte er, soziale Hilfe vonjeder Verkoppelung mit dem Gedankender Mission zu lösen. Der BrahmaneDesai akzeptierte jedoch den Dienstder <strong>Christen</strong>, der ohne Verpflichtungengegenüber dem Empfänger getanwerden solle <strong>und</strong> sprach als 83jährigerRegierungschef in aller Öffentlichkeitvon einem Lernprozess.Er knüpfte damit an die GedankenMahatma Gandhis an, der unter demständigen Einfluss der Veden, des Koran<strong>und</strong> der Bibel lebte <strong>und</strong> lehrte <strong>und</strong> diefür ihn wichtigen Wahrheiten dieserheiligen Schriften zum Wohle seinesVolkes zu synchronisieren bemüht war:Ich bemühe mich, Gott durch denDienst der Menschlichkeit zu sehen;denn ich weiß, dass Gott weder imHimmel noch tief unten, sondern injedem einzelnen lebt. 25So sah Gandhi Gott, der seiner Meinungnach einend über allen Religionensteht. Mit dem neutralen Gottesbegriffversuchte er, ganz besonders die <strong>Christen</strong><strong>und</strong> die Moslems abzuholen, wobeidie Moslems sich am stärksten seinemZugriff entzogen, während radikaleHindus ihn als Verräter bezeichneten. 26Wir sollten uns unserer Ruhe oder unsererreichhaltigen Mahlzeit schämen, solange es noch einen körperlich kräftigenMann oder eine Frau ohne Arbeit oderNahrung gibt. 27 – Ich hasse Privilegien<strong>und</strong> Monopole. Was nicht mit den Massengeteilt werden kann, ist für mich tabu. 28So erklärte Gandhi seinen durch dieBibel geprägten Standpunkt in seinenSchriften.Zum ersten Mal nahm sich ein prominenterInder des Elends der Massenan. Bald verlieh Rabindranath Tagore,<strong>Indiens</strong> Literatur-Nobelpreisträger,Gandhi den Beinamen, den er dann zeitseines Lebens tragen sollte: Mahatma –Große Seele im Bettlergewand. 29Neben Leo Tolstois „Das Reich Gottesist in uns“, mit dem Anspruch derAnwendung moralischer Prinzipienim Alltag, 30 hat auch Tagore den WegGandhis vorbereitet, wenn es in derGedichtsammlung „Gitanjali“ u.a.heißt:Hier ist Dein Schemel, <strong>und</strong> Deine Füßeruhen,wo die Ärmsten, die Niedersten, dieVerworfenen hausen.Wenn ich versuche, mich vor Dir zubeugen,reicht mein ehrfürchtiges Neigen nichtin die Tiefe,wo Deine Füße ruhenunter den Ärmsten, den Niedersten,den Verworfenen. 31Mit aller Macht setzte sich Gandhifür die verstoßene Masse der Kastenlosenein <strong>und</strong> nannte sie Harijans, „KinderGottes“. Doch das Wirken GandhisPr o m u n d i s 15


Konrad Brandtwurde trotz der Anerkennung vieler imindischen Volk zwiespältig aufgenommen.Wir entdecken die Spaltung derindischen Kultur auch auf dem religiössozialenGebiet. Ein Spalt, der kaumüberbrückt werden kann, weil derindischen <strong>Tradition</strong> die Kraft <strong>und</strong> dieMöglichkeit zur aktiven Veränderungweitgehend fehlt.3.2 Unterprivilegiertewerden entdecktUnd trotzdem ist das indische Gewissenerwacht. Man konnte es auf einemriesigen Spruchband in Bombay imFebruar 1982 lesen, auf dem ein hohlwangigesMädchen aus tiefen Augenhöhlenauf die Passanten blickt. „Bornpoor – that’s not her crime. If she diespoor – that’s ours!“ (Arm geboren – dasist nicht ihre Schuld. Wenn sie armstirbt – dann ist es unsere!) 32Der Verein zur Rehabilitation Strafentlassenermit seinen sieben Zentrenin Tamil Nadu sei als ein Beispiel untervielen genannt. Rev. Titus Ebenezer,Madras, ehemaliger Mitarbeiter imIndischen EC-Verband, hat mit vielWeisheit Verbindungen hergestellt, umzusammen mit seinen Söhnen, David<strong>und</strong> Mithra Ebenezer, den Männern im„Goschen Home“ durch Abendschule,Lebensmittelhilfe, Berufsberatung,Vermittlung von Darlehen <strong>und</strong> begleitenderSeelsorge einen Neuanfang zuermöglichen. Das staatliche Verbot vonder Konvertierung Abhängiger wirdbeachtet, doch nach ihrer Entlassungschließen sich immer wieder erweckteMänner der christlichen Gemeinde an.Bei unserm Besuch im Februar 1982konnten Ulrich Weber, Walter Lohrey<strong>und</strong> ich sieben Bibeln an Ehemaligeverteilen, die sie wie einen kostbarenSchatz in Empfang nahmen.Der Dienst des EC im „GoschenHome“ ist nicht frei von Spannungen,<strong>und</strong> doch blicken wir zurück auf eineüber 10jährige Erfahrung fruchtbarerKooperation mit einem pluralistischangelegten Verein. 33Besonders beeindruckt hat michdie Arbeit unter den Leprakranken.Die Söhne des im EC bekannten Rev.Tychicus 34 haben nach dessen Tod eineAktion unter diesen ausgestoßenen <strong>und</strong>gesch<strong>und</strong>enen Menschen in Madrasweiter geführt. Mit Dr. T. DayanandanFrancis entstand schon beim erstenBesuch ein guter Kontakt. Er organisiertezusammen mit seinem Bruder anjedem Sonntag eine Verteilaktion vonRagi (Hirseart) nach dem Gottesdienst.Jeder Kranke erhielt ein Maß Ragi.Geduldig warteten zuerst die Männer<strong>und</strong> danach die Frauen auf ihre Zuteilung.Dr. Francis war bis zu seinemRuhestand Generalsekretär der ChristlichenLiteraturgesellschaft <strong>und</strong> Vorsitzenderdes Südindischen EC-Verbandes<strong>und</strong> hat etliche Bücher verfasst. 35Ähnlich lief es in Bhubaneswar,Orissa, ab, wo ein leitender Beamter ausdem Finanzministerium, der ECler <strong>und</strong>damalige EC-Generalsekretär BidyutPramanik, eine weise Ergänzung zumAblauf einer wöchentlichen Verteilaktionvornahm <strong>und</strong> die Gemeinde aufrief,ein Opfer in Form von Reis zum16MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>Gottesdienst zu bringen, das mit demReis aus Mitteln der EC-Indienhilfezusammen ausgeteilt wurde. Es wurdenur von einem Opfer der <strong>Christen</strong>gesprochen, so dass die deutschenGeber nicht erwähnt werden mussten.Dr. Pramanik wurde später Generalsekretärder indischen Bibelgesellschaftin Bangalore <strong>und</strong> gehörte ebenfalls zuunsern treuen Fre<strong>und</strong>en.Der EC hat durch seine Arbeit anWaisen, Leprakranken <strong>und</strong> Strafentlassenennicht nur seine hinduistischeUmwelt prägend beeinflusst <strong>und</strong> Ausgestoßenensozial geholfen, er hat es sichauch vorbehalten, von dem Initiatoreines neuen Verhaltens zu sprechen, umnach den bestehenden Gesetzen geduldigzu warten, dass ohne Zwang einvolljähriger, unabhängiger Inder seinVertrauen Jesus Christus schenkt, sichder christlichen Gemeinde anschließt,um nun seinerseits ein Diener <strong>und</strong>Zeuge seines Herrn zu sein.3.3 Nobelpreis nach IndienAls wir mit einer EC-ReisegruppeEnde Dezember 1979 den indischenReiseführer von TRAVEL CORPORA-TION OF INDIA, Kalkutta, darumbaten, dass er uns in eines der Säuglingsheimevon Mutter Teresa bringenmöchte, nahm auch er die Gelegenheitzur Besichtigung wahr <strong>und</strong> meinteanschließend, dass mit der Verleihungdes Nobelpreises für Mutter Teresa einneues Bewusstsein auch unter den Hindus<strong>und</strong> bei ihm persönlich entstandensei, das sein Gewissen merklich beeinflusst<strong>und</strong> seine Seele mit Stolz erfüllthabe, weil nun alle Welt nach Kalkuttablicke.In der ersten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>ertswar es auch eine Frau gewesen, diedas Gewissen der Inder angerührt <strong>und</strong>geprägt hat, die amerikanische ÄrztinDr. Ida Scudder (1870–1960) 36 . Mitder Gründung des Krankenhauses inVellore 37 <strong>und</strong> der medizinischen Schulefür Frauen im Jahre 1918 38 hat sie einunübersehbares Zeichen gesetzt, dasMänner wie Gandhi 39 , den GouverneurViscount Goschen 40 <strong>und</strong> PremierministerNehru 41 angezogen <strong>und</strong> beeindruckthat.3.4 Gefahren <strong>und</strong> ihreBewältigungDie indischen Kirchen stehen inder Gefahr, die sozialen Aufgaben mitfre<strong>und</strong>licher Empfehlung Gandhis<strong>und</strong> anderer Persönlichkeiten so starkzu betonen, dass der Auftrag der Verkündigungnicht mehr im Zentrumsteht <strong>und</strong> vernachlässigt wird. Die vomHinduismus geforderte Toleranz kannjedoch nicht den Auftrag der <strong>Christen</strong>bestimmen.Zum anderen kontrolliert der Staatdie Gelder aus dem Ausland <strong>und</strong> verlangteinen Nachweis über ihre Verwendungin sozialen Projekten. ReineMissionsgelder sind in Indien unerwünscht.Dies führt dazu, dass dieKirchen Unsummen für soziale Zweckeerhalten <strong>und</strong> verwenden, was zum Aufblähendes Haushalts führt, von demschließlich nur ein bescheidener TeilGemeinde- <strong>und</strong> Missionsarbeit ist. Indiesem Zusammenhang entsteht einePr o m u n d i s 17


Konrad Brandtoptische Verlagerung, die sich auchgeistlich niederschlagen kann. Ganzabgesehen davon, dass die Kirchen imsozialen Bereich nicht völlig vom Westenabhängig sein dürfen, muss diechristliche Gemeinde umso mehr darüberwachen, dass der Auftrag zur Verkündigungseinen Stellenwert behält.Es ist weiter kein Geheimnis, dassmancher kirchliche Mitarbeiter aus demSozialen einen Ismus machte oder dasSocial Gospel vollwertig neben die Verkündigungstellte. Das Problem kannhier nur angedeutet werden, ebenso dieTatsache, dass der so genannte Dialogum die Wahrheitsfindung auch nichtden Platz für die Evangelisation einnehmenkann. Wer schließlich im Namendes westlichen Materialismus Gutestut, wird den Not leidenden Inder wohlzu diesem Ursprung, nicht aber zu JesusChristus führen.Ich muss vielen guten Fre<strong>und</strong>en in denKirchen von Nord- <strong>und</strong> Südindien, derCNI <strong>und</strong> CSI, wie auch dem indischenEC insgesamt das Zeugnis ausstellen,dass die biblische Botschaft bei allenDienstreisen so sehr im Vordergr<strong>und</strong>stand, dass ich oft nur mit Mühe Zeitgewinnen konnte, um über die gemeinsamenProjekte zu sprechen. Manchekritische Stimme aus den angegebenenKreisen warnte vor einer Überbetonungdes Sozialen mit den oben genanntenFolgen einseitiger <strong>und</strong> dominierendersozialer Haushalte.Die Bewältigung der Problemegeschieht in der indischen Kirche dort,wo nach dem biblischen Vorbild die Verkündigungdes Evangeliums nicht vernachlässigtwird (vgl. Apg 6), wodurchja schließlich Menschen durch dieBekehrung zu Jesus Christus frei werdenvom Egoismus <strong>und</strong> von der Habsucht,um frei zu werden für den Dienstam Nächsten auf vielfältige Weise.Wir haben im EC gute Erfahrungengemacht, die Prioritäten festzulegen:Jesus Christus ist die Mitte, <strong>und</strong> allesandere ist zweitrangig. Jesus Christusist der Sohn Gottes <strong>und</strong> unser Erlöser,wie könnten wir materielle Wohltatenihm gleichsetzen? Der Hindu hat einRecht darauf, die Quelle der Liebestatkennen zu lernen.Das Kapitel „Kirche <strong>und</strong> sozialesEngagement“ möchte ich mit einemwegweisenden Erlebnis von meinerersten Indienreise im Januar 1972abschließen.Es war der erste Sonntag in Madras.Rev. Titus Ebenezer hatte meinen EC-Kollegen Rolf Woyke <strong>und</strong> mich zumGottesdienst eingeladen. Im Altarraumstanden zwei Stühle für den Besuch ausDeutschland bereit. Nachdem wir Platzgenommen hatten, wurde uns das Programmdes Gottesdienstes in die Handgedrückt. Zum ersten Mal entdeckteich meinen Namen: Sermon – Rev.Konrad Brandt. Als Neuling in Sachen„Indienhilfe“ war ich auf eine Predigtnicht vorbereitet <strong>und</strong> kramte in meinemGedächtnis nach einer passendenBibelstelle <strong>und</strong> einem gewinnendenEinstieg.Mit Gottes Hilfe fing ich mit Zittern<strong>und</strong> Zagen an <strong>und</strong> stellte zu meinerFreude fest, dass mein Dolmetscher fürTamil die doppelte Zeit braucht. Das18MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>gab mir die Chance meinen nächstenenglischen Satz sorgfältig vorzubereiten.Im offenen Fenster beobachtetenAffen die interessante Szene mit demhilflos wirkenden Germanen im Altarraum.Von da an hatte ich immer einePredigt in der Tasche <strong>und</strong> meine Lektionfür diese <strong>und</strong> alle weiteren Reisengelernt. Gleichzeitig erhielt ich vonden Indern eine heilsame Korrektur.In Deutschland war klar, dass Missionder Vergangenheit angehört. Die Inderdagegen forderten mich zur Verkündigungheraus. Aus dem Gesandtenin Sachen soziales Engagement wurdeein Botschafter des Evangeliums. Dieseindische Herausforderung führte dazu,dass ich mich für eine missionstheologischeWeiterbildung interessierte <strong>und</strong>zusammen mit meiner Frau die Vorlesungenvon Prof. Dr. George W. Petersbesuchte. Bei der Columbia InternationalUniversity, Columbia, SC, USA,konnte ich den akademischen AbschlussMA in Missiologie erlangen <strong>und</strong> wardamit für meinen internationalen Einsatzgut ausgerüstet. 424.0 Kirche <strong>und</strong> Religion4.1 Der religiöse InderEs gibt viele Wege zu Gott. Sie sindwie Ströme, die alle in den Ozean desGeistes münden. Man muss seinemStrom folgen, wenn man ans Zielgelangen will. Den Strom wechselnkann man nicht. 43Ramakrishna, der größte Hindumystikerdes 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, sprichtzunächst vom Hinduismus selbst. Denn„der Hinduismus ist nicht eine Religion,er ist eine Fülle von Religionen…“ 44Die Inder sind es daher gewöhnt, inmehr oder weniger friedlicher Koexistenz<strong>und</strong> größtmöglicher Toleranz seitJahrtausenden miteinander zu leben.Sie können jedes erdenkliche Glaubensbekenntnisertragen, das nicht für sichintoleranten Anspruch auf Absolutheit,Einmaligkeit <strong>und</strong> Ausschließlichkeiterhebt.Der belesene Taxifahrer in Madras<strong>und</strong> gläubige Hindu war zu einem offenenGespräch über den Glauben bereit.Es stellte sich heraus, dass er die Bibelwesentlich besser kannte als ich dieLehren des Hinduismus. Er war sogarbereit, sich von mir an die schwierigstealler Fragen führen zu lassen: „Wiebeurteilen Sie den Anspruch Jesu, wenner sagt: ’Ich bin der Weg, die Wahrheit<strong>und</strong> das Leben’?“ „Sehen Sie, das ist indieser Welt überall das gleiche. Es stecktviel Wahrheit in der Bibel, wie auch inähnlichen Schriften. Doch ein kleinerProzentsatz stimmt nicht, <strong>und</strong> dazugehört das von Ihnen zitierte Wort.“Mahatma Gandhi hat es soformuliert:Ich teile nicht die Überzeugung, dass esauf Erden e i n e Religion geben kannoder geben wird. Darum setze ich michfür einen gemeinsamen Faktor ein ingegenseitiger Achtung. 45Mutig schreibt Gandhi an andererStelle:Pr o m u n d i s 19


Konrad BrandtIch glaube nicht an die ausschließlicheGöttlichkeit der Veden. Ich glaube,dass die Bibel, der Koran <strong>und</strong> der ZendAvesta genau so göttlich inspiriert sindwie die Veden. Mein Glaube an die Hinduschriftenfordert von mir nicht, jedesWort <strong>und</strong> jeden Vers als göttlich inspiriertzu akzeptieren. 46Drei der größten Lehrer der Weltwaren für Gandhi Buddha, Mohammed<strong>und</strong> Jesus. Mit den oben zitiertenAussagen Gandhis ist natürlich dieäußerste Toleranzgrenze im Hinduismuserreicht, wenn nicht gar überschritten.Und doch zeigt es die Bandbreiteder Möglichkeiten: Man kann imHinduismus aus der Sicht des Indersdurchaus Christ <strong>und</strong> Hindu sein.4.2 Kirche <strong>und</strong> indische<strong>Tradition</strong>In diesen Religionsgarten hineinwurde die „Topfpflanze <strong>Christen</strong>tum“gepflanzt, wie indische <strong>Christen</strong> es formulierthaben. 47 An vielen Orten istdies rein äußerlich zu erkennen <strong>und</strong>wirkt auf den ersten Blick wie eine FataMorgana. Ich denke an die wuchtigenKathedralen, zum Teil im gotischenBaustil, z.B. in Madras, Trichy <strong>und</strong>,umgeben von schlichten Fischerhütten,in Kannyakumari am südlichsten Zipfel<strong>Indiens</strong>. Jeder sieht es auf den erstenBlick: Dies ist eine fremde Religion. Obman sich damit wirklich dem Zugriffdes alles umschließenden Hinduismusentziehen konnte? Jedenfalls zeugt dasvon einer Haltung, die zur Isolierungführen musste. Ganz anders erscheintuns ein echt indisch-christliches Gotteshausmit viel Luft <strong>und</strong> Schatten,einer Art Säulenhalle mit der Lotusblumeauf dem Dach, vom Kreuz überragt.Eine Bauweise, die Rev. JosephJohn im Bezirk Vellore für Deenabandhupuram<strong>und</strong> Ponnai entwickelt hat.Beide Kapellen wirken einladend, offen,was noch nicht identisch sein muss mitder wirklichen Anziehungskraft, dievon denen abhängt, die das Gotteshausfüllen, <strong>und</strong> doch, ein beachtenswerterVersuch.„Singen Sie uns doch bitte ‚Ein festeBurg ist unser Gott‘ auf deutsch,“ batunser bereits erwähnter Gastgeber, Rev.Titus Ebenezer beim ersten Besuch1972. Für ihn war der Choral so etwaswie die lutherische Nationalhymne, <strong>und</strong>wir gaben uns redlich Mühe mit einemmöglichst ehrwürdigen Gesang. DerChoral wirkte selbst für uns Besucherwie ein Fremdkörper in der indischenKultur. Wie muss er erst einen Hinduvon der Fremdheit der christlichenReligion überzeugen. Doch in<strong>zwischen</strong>hat sich auch hier etwas getan. VollerHingabe singen die Inder seit Jahrzehntenihre Lyrics, mit christlichen Textenversehen. Für uns klingt das ganze rechtfremdartig, monoton, mit Begleitungper Handtrommel <strong>und</strong> dem transportablenEinhand-Harmonium. KlagendeWeisen ertönen, die sich endlos wiederholen,so als suche man nach einemEnde, ohne es zu finden, um unvermitteltan einem melodischen Fragezeichenzu versickern.Ich schildere meinen Eindruck soausführlich, um die kulturellen Unter-20MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>schiede darzustellen, die für das indischeOhr bei einem Choral in umgekehrterForm erkennbar sein müssen.Anders verhält es sich mit demmodernen, rhythmischen Liedgutanglo-amerikanischer Prägung, dasin Indien seinen Einzug gehalten hat,um sozusagen gleichberechtigt mit denLyrics die indische Jugend zu begeistern.Durch dieses beliebte Liedgut istder Anschluss an die Neuzeit gelungen.Auf internationalen Jugendtagungenkönnen die jungen Inder mithalten.Doch dem eigenen Land wird auchdiese Art fremd bleiben.Die kulturelle Spaltung ist demnachauf musikalischem Gebiet erhaltengeblieben. Es gibt einige Versuche,geistliche Lieder mit den bekanntenMusikelementen der Filmbranche zuversehen. Doch fürchte ich, dass derfromme Hindu noch mehr irritiertwird, wenn er diese Töne hört.An diesem Beispiel wird deutlich,wie sich eine weltweit orientierte Kirchenur schwer auf die nationalen Bedürfnisseeinstellen kann, obwohl sie sichalle Mühe gibt wie es z.B. bei der CSIbeobachtet werden kann:In den evangelischen Kirchen gibt esauch mehrere Bewegungen zur Übernahmeheidnischer Elemente, um denchristlichen Gottesdienst echter indischzu gestalten, ohne dabei den wesentlichenchristo-zentrischen Charakter derkirchlichen Liturgie zu verlieren. In derVerfassung der Kirche von Südindiensteht der Satz, dass die „CSI, indem siealles bewahrt, was in ihrem indischenErbe geistlichen Wert hat, unter indischenBedingungen <strong>und</strong> in indischenFormen den Geist, das Denken <strong>und</strong> dasLeben der universalen Kirche ausdrückenmöchte.“ 48Es ist unbedingt erforderlich, auf denUnterschied christlicher <strong>und</strong> hinduistischerGottesdienste hinzuweisen, umdie Andersartigkeit im Gr<strong>und</strong>ansatz zuerfassen. Im Hinduismus gibt es keinePredigt, Andacht, Messe oder dergleichen,was dem christlichen Verkündigungsstilnahe käme, im Gr<strong>und</strong>e auchkeinen Gottesdienst. Man kann alsodem Hindu per Liturgie <strong>und</strong> Predigtletztlich nicht entgegen kommen.Die Kirche ist bemüht, eine Atmosphäreder Ehrfurcht zu verbreiten, weildies ein wesentlicher Teil im hinduistischenTempelkult mit Anbetung <strong>und</strong>Opferriten ist. In vielen Kirchen lässtman zum Zeichen der Ehrfurcht dieSandalen vor der Tür, <strong>und</strong> der Predigerbetritt meistens den Altarraum <strong>und</strong> dieKanzel ohne Schuhe. Sethu, von demich berichtete, zog anfänglich gr<strong>und</strong>sätzlichdie Schuhe oder Sandalen zumBeten aus. Religiöse Ehrfurcht ist inganz Indien groß geschrieben.Zusammenfassend möchte ich denRektor des United Theological College,Bangalore, J. Russel Chandran,zitieren:Jedoch sind in den vergangenenJahrh<strong>und</strong>erten auch viele Versucheunternommen worden, die Kircheeinheimisch zu machen <strong>und</strong> die Topfpflanzein den Boden indischer Kultureinzupflanzen, damit die Kirche tiefereWurzeln im Boden von <strong>Indiens</strong>kulturellem <strong>und</strong> nationalem LebenPr o m u n d i s 21


Konrad Brandttreibt <strong>und</strong> die Kraft des Evangeliumsdas Leben der Menschen in noch sinnvollererWeise umwandelt. 484.3 Verkündigungauf indischIn der Hinduwelt sind es Erzählungen<strong>und</strong> Volksmythen, die die Wahrheiten<strong>und</strong> Lehren der Philosophen zu denvielen bringen. 49Erst nach <strong>und</strong> nach habe ich esbegriffen, dass die biblischen Spiele imProgramm, die „Dramen“, die gekonntvor den Augen der deutschen Gästeabrollten, fester Bestandteil der Verkündigungsind <strong>und</strong> nicht etwa nurzur Ausschmückung des Programmsgedacht sind.Ich persönlich habe in Indien nichtnur das freie, ungenierte Predigen inder englischen Sprache gelernt – „Dasist nicht unsere Muttersprache, Sie <strong>und</strong>wir dürfen Fehler machen!“ – ich habeauch langsam begriffen, dass etwasmehr Illustration in der Predigt nichtschaden kann. Mit Begeisterung habendie indischen Jugendlichen meine kurzenBeispielgeschichten aufgenommen<strong>und</strong> im Stegreif vorgetragen, um sogardie Brücke von der deutschen zur indischenKultur zu schlagen.Nachdem mir bekannt ist, dass vieleInder auf dem Lande Analphabetensind, habe ich auch erkannt, wie wichtigdas Darstellen biblischer Geschichtenist, um die Zuhörer zum Weitererzählenzu motivieren. Mit diesemVerkündigungsstil, der übrigens auchmir des Öfteren eher zusagte als manchemonoton gehaltene Predigt, hat dieKirche die Möglichkeit, den Hindu zuerreichen, <strong>und</strong> sie tut dies auch.Und wenn auch der „Verlorene Sohn“bei jugendlichen Darstellern aus verständlichenGründen besonders beliebtist <strong>und</strong> selbst die Kreuzigungsszene mitanhaltendem Applaus versehen wurde,musste ich zugeben, dass die Zuschauerverstanden haben, während es mirzunächst nicht ganz wohl war bei demBeifall am Kreuz <strong>und</strong> ich etwas zögerte:„Soll ich oder soll ich nicht?“. Indiengehört den Indern, <strong>und</strong> die <strong>Christen</strong>sind den Hindu-Millionen die lebensbejahendeBotschaft von der Liebe Gottesauf ihre Weise schuldig. Indische<strong>Christen</strong> sind ein Teil des indischenVolkes, <strong>und</strong> die Hindus wollen wissen,warum es Inder gibt, die an Jesus Christusglauben.4.4 MissionarischesEngagementDer EC unterstützt auch indischeStudenten in der missionarischen Ausbildung.Aus diesem Gr<strong>und</strong>e besuchteich schon mehr als einmal das HindustanBible Institute, das von Paul Guptain Madras gegründet wurde. Beim letztenBesuch interessierte mich besondersdie Frage nach der Zielsetzung derSchule. „Wohin senden Sie die ausgebildetenMissionare?“ fragte ich FrauGupta <strong>und</strong> <strong>und</strong> Herrn Samuel von derLeitung. „Unsere jungen Männer gehendorthin, wo es keine Kirchen gibt, umals Pioniere zu arbeiten <strong>und</strong> Gemeindenzu gründen.“22MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>Das Stichwort „Harijans“ (KinderGottes) im Hinterkopf, fragte ich nachden Volksschichten, die heute mit derbiblischen Botschaft erreicht werden.Zu meiner Überraschung wurde mirversichert, dass ihre gut ausgerüstetenPrediger alle Volksschichten erreichen<strong>und</strong> christliche Gemeinden bauen können,ohne auf die verschiedenen KastenRücksicht nehmen zu müssen. Diegeistige Elite der Brahmanen nimmthier eine gewisse Sonderstellung ein.An dieser Stelle sei vermerkt, dass einehemaliger Strafentlassener nicht nurdurch Titus Ebenezer Anschluss an dieGemeinde fand, sondern als bekehrterMann im Hindustan Bible Institute alsEvangelist ausgebildet werden konnte.Die Diözese von Vellore ist ein weiteresBeispiel dafür, dass Menschen trotzder am Anfang dieses Kapitels geschildertenreligiösen Toleranz die Notwendigkeitder Umkehr durch Buße<strong>und</strong> Wiedergeburt erkennen. BischofSamuel Ponniah erzählte mir auf derEC-Weltverbandstagung in Neu Delhi1978 von seinem Ziel, das er sich imGlauben gesteckt hatte. Zusammen miteinem ehrenamtlichen Evangelistenteamwollte er in die Dörfer seiner Diözesegehen, damit Hindus den Mannkennen lernen, der die Wahrheit ist,Jesus Christus. In einer Diözese mit vielenguten sozialen Einrichtungen hatteein volkstümlicher Bischof erkannt,dass der Urheber jeder Wohltat von Zeitzu Zeit frei von jeder materiellen Ablenkung<strong>und</strong> zwar auf indisch verkündigtwerden muss, weil der im lebensverneinendenHinduismus verharrende Inderdas wahre, ewige Leben in Christuskennen lernen muss. Seit 1978 hat sichdie Zahl der Gemeindeglieder in dieserDiözese um 50% vergrößert.Für alle, die Indien nur von den negativenSchlagzeilen her kennen, klingtsolch ein Bericht unglaubwürdig. Wir<strong>Christen</strong> im Westen sind es immernoch gewöhnt, dass solche Erfolgsmeldungennur von Missionaren stammenkönnen, die es bedauerlicher Weisein Indien nicht mehr gibt. Darumhabe ich bewusst von einem indischenBischof berichtet.In Tamil Nadu mit über 4 Mio. <strong>Christen</strong>in 60.000 Gemeinden 50 hat die Kirchenatürlich größere Freiheiten als inanderen indischen B<strong>und</strong>esstaaten. Vielfachbedarf es der offiziellen Einladungmissionierender EC-Grupppen durchden Ältesten des Dorfes. Die <strong>Christen</strong>wissen, dass jedes Überrumpeln dasGegenteil bewirkt. Sie singen einfachvor dem Dorf, bis man sie fre<strong>und</strong>licheinlädt. Selbst im kirchenkritischenStaat Orissa missionieren EC-Gruppennach diesem Prinzip <strong>und</strong> haben kaumProbleme. Sie halten sich an die Gesetze<strong>und</strong> finden immer wieder Wege zumMenschen durch das Lied <strong>und</strong> das biblischeVerkündigungsspiel. In einemLand staatlich verbriefter Religionsfreiheitsind einheimische Missionareunterwegs, nicht um westliche Kulturzu bringen, sondern um zu evangelisieren<strong>und</strong> Gemeinden zu pflanzen.Ich möchte noch jemanden erwähnen,der sogar die gelehrten Hinduserreichte, obwohl er weder Inder nochMissionar war, Dr. George W. Peters.Pr o m u n d i s 23


Konrad BrandtEr berichtete uns in der Freien Hochschulefür Mission (heute Akademiefür Weltmission), wie er in Varanasi(Benares) in der Hindu Universität mitden indischen Professoren ins Gesprächkam. Seine Methode war recht einfach.Er fragte neugierig <strong>und</strong> sie antwortetenbereitwillig. Er führte sie in dieserFrage- <strong>und</strong> Antwort-KommunikationSchritt für Schritt an die Bibel heran<strong>und</strong> machte sie neugierig. Schließlichwar es ihm möglich, ihnen die Gr<strong>und</strong>lageseines Glaubens an Jesus Christuszu vermitteln <strong>und</strong> sie hörten geduldigzu. Seine Methode hat er auch in Varanasiangewandt: „Die gute Nachrichtmuss mündlich, vernünftig <strong>und</strong> verständnisvollmitgeteilt werden…“ 515.0 Kirche <strong>und</strong><strong>Fortschritt</strong> oder– der <strong>Fortschritt</strong>macht <strong>Fortschritt</strong>e5.1 Wie ging es weiter?Im Anschluss an meine „Lehrjahre“in den Siebzigern hatte ich die Möglichkeit,mit Hilfe von B<strong>und</strong>esmittelnmit Indern <strong>und</strong> Deutschen eine Begegnungsfreizeitin Kannyakumari durchzuführen.Ich hatte so viel Erfahrunggesammelt, dass ich die Begegnung mitdiesen unterschiedlich geprägten Kulturenwagte. Wer daran teilnahm, hates nicht bereut, weil sich der biblischeGlaube als tragende Kraft erwies. Eswar natürlich leichter, mit jungen, aufgeschlossenen,ja neugierigen Menschendie Begegnung zu wagen. Trotzdemahnten wir nicht, durch welch banaleErlebnisse Reibungspunkte entstehenkonnten. Ein Beispiel, das ich an andererStelle veröffentlicht habe, möchteich hier gerne wieder geben. 52Wir sind in Kannyakumari am Südzipfelvon Indien. 20 Inder <strong>und</strong> 30Deutsche. Unvergesslich die Gemeinschaftbei wachsender Offenheit <strong>und</strong>geistlicher Tiefe. Ein schlichtes Gästehausmit sehr schlichten Mahlzeitennimmt uns auf. Gerade richtig fürdieses Unternehmen. Wir haben denDeutschen alle guten Wünsche <strong>und</strong>die wichtigsten Verhaltensregeln mitauf die Reise gegeben, so wie das spätermeine indischen Brüder auch getanhaben, um die Unerfahrenen zu ermahnen,sich nicht in der Hocke auf dieToilette zu setzen usw. Kurz, ich habeden deutschen Damen gesagt, dass dieindischen Ladies im Saree baden gehen<strong>und</strong> auf keinen Fall im Badeanzug, weildas anstößig wäre. Nun gibt es immersolche, denen die fremde Kultur keinHindernis darstellt, sich zu präsentieren.Eine Mutige geht dann auchprompt eines schönen Tages im Badeanzugnicht nur zum w<strong>und</strong>erschönenSandstrand <strong>und</strong> ins Wasser, sondernlegt sich auch noch zum Sonnen anden Strand. Weit <strong>und</strong> breit ist zunächstkeine Menschenseele zu sehen, was sichdann schlagartig ändert. Als schließlichdie männliche Dorfjugend um die Sonnenanbeterinherumsteht, so dass sie imSchatten liegt, gibt sie auf <strong>und</strong> flüchtetin unser Haus.24MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>Zwei Jahre danach konnten wirauf der gleichen Basis 20 Inder nachDeutschland einladen, damit sie ander H<strong>und</strong>ertjahrfeier des EC 1981 inKassel teilnehmen konnten. Außerden Jugendlichen waren 40 Inder aufeigene Kosten angereist, um danachzur EC-Konferenz nach USA weiter zureisen. Auch hier lernten wir dazu, alsdie jungen Inder meiner Frau täglichihre gesamte Kleidung bringen wollten,damit sie gewaschen <strong>und</strong> gereinigtwird. Wir wussten um die Reinlichkeitdes Inders <strong>und</strong> schätzten sie, aber dasging uns dann doch zu weit <strong>und</strong> musstevorsichtig als unmöglich vermittelt werden.Doch auch die anderen, die ich beiPrivatpersonen untergebracht hatte, ließenuns die Luft anhalten, als die Gastgeberum Hilfe riefen, weil die reinlichenInder sich vor der Badewannegründlich einseiften <strong>und</strong> duschten, umdann in das saubere Badewasser einzusteigen.Das Ergebnis: Das Bad standunter Wasser <strong>und</strong> die Gefahr war groß,dass es durch die Decke sickerte.Wie gut, dass Sethu <strong>und</strong> Panneerbeim jungen Volk vermitteln konnten.Die übrigen hatten meine Frau <strong>und</strong> ichim Schlepptau <strong>und</strong> wir mussten lernen,dass der Inder beim Überquerender Straße die Ruhe bewahrt (ich sageimmer „nicht an Würde verliert“) <strong>und</strong>sich <strong>und</strong> alle anderen in Gefahr begibt.Noch Jahre danach sprechen Deutsche<strong>und</strong> Inder über diese Erfahrungen <strong>und</strong>erzählen gerne von ihren Abenteuernhier wie dort.5.2 Exkurs: 100 JahreIndischer EC-VerbandZum Ende meiner hauptamtlichenTätigkeit in der EC-Indienhilfe wurdeich 1983 nach Madras eingeladen. Fürmich war das wieder eine Gelegenheit,eine deutsche Gruppe junger Erwachseneraus Deutschland mitzunehmen.Zusammen mit den zahlreich erschienenenIndern feierten wir das h<strong>und</strong>ertjährigeBestehen des Verbandes, derzwei Jahre nach der von Dr. Francis E.Clark ins Leben gerufenen Jugendarbeitin Portland, Maine, durch Missionaregegründet wurde. Mit nicht geringemStolz aber auch mit Dankbarkeit Gottgegenüber erinnerten sie die Besucheran die lange EC-Geschichte eines dergrößten EC-Nationalverbände derWelt.Dr. Clark beschreibt seine Eindrückevon dem Besuch der vierten EC-Weltverbandstagung 1909 in Agra,Indien 53 . Der amerikanische EC-Verbandorganisierte mit 650 Teilnehmerneine Weltreise auf der „Cleveland“ derHamburg-Amerika-Linie von NewYork über Ägypten, Indien usw. nachSan Francisco, um an dieser Tagungteilzunehmen. Freimütig gibt Clark zu,dass sie oft als „Millionäre“ angesehenwurden. Dreißig Sprachgruppen vereinigtensich zum Lob Gottes in der Zeltstadtmit 400 weißen Zelten unweit desTaj Mahal.Die Tagung in Madras 1983 konnteda nicht mithalten. Und doch gab esauch dort einen buchstäblichen Höhepunkt,den St. Thomas Berg, der aneine lange christliche <strong>Tradition</strong> erin-Pr o m u n d i s 25


Konrad Brandtnert. Der Apostel Thomas soll dort missionierthaben. Die Inder sind stolz aufdie Geschichte ihrer Thomaskirche.Vor mir liegt das Programm vom 2.bis 4. September 1983 in der St. Paul’sHigher Secondary School in Vepery,Madras unter dem Thema „JesusChrist the Saviour – Jesus Christusder Retter“.Es ging sehr schlicht zu auf dieserTagung, sowohl bei den Unterkünftenals auch bei den Mahlzeiten. Diedeutsche Delegation musste wie alleandern mit den Fingern vom PalmblattReis <strong>und</strong> ein wenig Gemüse <strong>und</strong> nochweniger Fleisch zu sich nehmen. Füreinen von uns gab es nur einen Hühnerschl<strong>und</strong>auf dem Reis. Unvergesslich dieLachsalven der Deutschen. DemselbenBruder hat ein Affe im Affenpark dannzu allem Überfluss beim Fotografierendie Brille entwendet <strong>und</strong> verschwandmit ihr im Gelände.Für meine Frau <strong>und</strong> mich war es einWiedersehen mit vielen alten Fre<strong>und</strong>en.Ich möchte sie an dieser Stelle mitgroßer Anerkennung <strong>und</strong> Dankbarkeitnennen: Bischof Solomon Doraisawmy,Moderator der CSI, Dr. DayanandanFrancis, General Sekretary ChristianLiterature Society; Mithra Ebenezer,Chairman Centenary Celebration;Bischof Sam Ponnaih, CSI VelloreDiocese; Bischof Dr. Paulraj, CSI Trichy-TanjoreDiocese; James D. Isaac,Ex-Travelling Secretary; Rev. A. Masillamani,Travelling Secretary India CEUnion; Rev. M. Azariah, General SecretaryCSI Synode; Mr. B.K. Pramanik,Vice President India CE Union; Rev.S.K. Masih, General Secretary IndiaCE Union; J.S. Delvis, President IndiaCE Union u.a..Mit meinen drei biblischen Vorträgenzum Thema „Jesus Christ the Saviour“versuchte ich eine Brücke von derBibel über Deutschland nach Indien zuschlagen.Mein erstes Thema lautete: „ThisWorld Needs a Saviour – Diese Weltbraucht einen Retter“, 1. Johannes 4,14.Das zweite: „The Saviour From Heaven– Der Retter vom Himmel“, Philipper3,20f.. Und das dritte lautete: „Salvationto this House – Rettung diesemHause“, Lukas 19,1–10. Mit einer weiterenBibelarbeit „Our God reigns –Unser Gott regiert“ Apg. 5,17–42 hatteich schließlich mein Soll erfüllt <strong>und</strong>dankte meinem Gott für seine Hilfe.Ich hatte den Eindruck, ich wurdeverstanden.Die deutsche Gruppe begab sichnach der Tagung auf eine Bahnr<strong>und</strong>reisenach Norden über 4.500 km. Daswurde Indien pur. Sethu <strong>und</strong> Panneerbegleiteten uns neben ein paar weiterenIndern. Sie hatten im Goethe InstitutDeutsch gelernt <strong>und</strong> arbeiteten im indischenBüro der Indienhilfe mit.5.3 Die Arbeitgeht weiter…Als ich meinen Dienst in Indienim Jahre 1984 beendete, waren beide,Sethu <strong>und</strong> Panneer, in der Lage, mitdem einheimischen Leiter J.S. Delviszusammen die Indienhilfe in Indienweiter zu führen. Problematisch war es,26MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>dass ihre Verwandtschaft ihnen nichtglauben wollte, dass sie nur ein entsprechendesindisches Gehalt bekamen,obwohl die Indienhilfe aus dem reichenDeutschland finanziert werde. Wirblieben fest <strong>und</strong> verhinderten dadurchein Abwerben durch finanziellen Vorteil.Nach einiger Zeit bekam Panneerbei World Vision eine Anstellung <strong>und</strong>Sethu nahm die nächste Stufe in derLeitung des indischen Büros. Beidehaben in den Jahren erlebt, dass ihreEltern zum Glauben an Jesus kamen.Beide haben in ihrem Heimatort sozialeEinrichtungen geschaffen, Panneer eineSozialstation <strong>und</strong> Sethu eine Gr<strong>und</strong>schulemit christlichen Lehrern.1991 wurde ich noch einmal zum 30.Jahresfest der Indienhilfe 54 als damaligerEC-Weltb<strong>und</strong>präsident <strong>und</strong> Rednereingeladen <strong>und</strong> konnte mich davonüberzeugen, dass nicht nur Sethu <strong>und</strong>Panneer sondern auch viele andere,denen ich begegnete, treue Gliederder Gemeinde Jesu geblieben waren.Zu meiner Überraschung <strong>und</strong> großenFreude konnte ich in der Jubiläumsbroschüreunter anderem folgendeslesen: „Die Indienhilfe wurde als Zweigder Sozial-Missionarischen Arbeit desDeutschen EC-Verbandes gegründet,um die mit uns verb<strong>und</strong>enen Projektezu koordinieren <strong>und</strong> zu unterstützen.Wir versorgen arme Kinder <strong>und</strong> ihreFamilien mit dem Notwendigsten, umeine bessere Ausbildung, ökonomische<strong>und</strong> soziale Besserung zu erreichen <strong>und</strong>die Wirklichkeit des lebendigen Gotteszu erfahren, indem wir den Gr<strong>und</strong>sätzendes EC folgen.“ 55Etliche ehemalige Patenschafsempfängerhaben eine gute Anstellunggef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> konnten uns in Deutschlandin<strong>zwischen</strong> auf Dienstreisen besuchen.Ich erinnere mich noch gerne anPaul Christodas, der auf einer Dienstreiseseine ehemaligen Patenelternbesuchte <strong>und</strong> mir aus Dankbarkeitein wertvolles weißes Hemd schenkte.Andere nützen die eMail, <strong>und</strong> einerkam nach jahrelangem Schweigen 2002extra kurz nach Singapur zur EC-Weltverbandstagung56 geflogen, um unswieder zu sehen.Diese Konferenz war auf meinenVorschlag in den Stadtstaat verlegt worden,damit die Asiaten – <strong>und</strong> vor allemmeine geliebten Inder – leichter daranteilnehmen konnten. Über h<strong>und</strong>ertInder kamen 57 <strong>und</strong> erlebten die weltweiteGemeinde Jesu auf relativ engemRaum. Die Uni stellte schlichte Studentenunterkünftezur Verfügung, damitdie Kosten möglichst niedrig blieben.Eine der schnell wachsenden evangelikalenGemeinden von Singapur halfmit 150 ehrenamtlichen Helfern beider Organisation der 24. EC-Weltverbandstagungmit, auf der ich mich vonder internationalen EC-Bühne dankbarverabschiedete.5.4 Ehrung nach 30 JahrenIm Jahre 2001 wurde ich von einemalten EC-Mitarbeiter in Indien angeschrieben,Dr. Dajanandan Francis,den ich bereits 1972 kennen lernte. AlsVizekanzler der Academy of EcumenicalIndian Theology and Church Administ-Pr o m u n d i s 27


Konrad Brandtration in Chennai (Madras) informierteer mich am 19.10.2001, dass die Akademieden Beschluss gefasst habe, mir denDoctor of Divinity (Honoris Causa) zuverleihen. Damit solle mir für meinenBeitrag auf dem Gebiet der christlichenMission <strong>und</strong> dem Dienst durch ChristianEndeavour (EC) auf internationalerEbene gedankt werden. 58Meine Frau <strong>und</strong> ich wurden zum 12.Januar 2002 in das Ziegenbalg Auditoriumdes Gurukul Theological Collegeand Research Instituts nach Chennaieingeladen. Da ich diesen Terminmit einer Reise zur Vorbereitung derEC-Weltverbandstagung nach Singapurverbinden konnte, sagte ich vollerFreude <strong>und</strong> Dankbarkeit zu <strong>und</strong> erlebtenach genau 30 Jahren ein Wiedersehenmit vielen Fre<strong>und</strong>en aus den Anfängenmeiner Tätigkeit <strong>und</strong> mit denen, die ichdurch die Jahrzehnte begleiten konnte.Meiner Frau war es leider nicht möglich,an diesem schönen Ereignis teilzunehmen.Unter den zehn Kandidatenbefand sich auch mein Fre<strong>und</strong> BischofJ. Sam Ponniah aus Vellore, was fürmich eine besondere Überraschung <strong>und</strong>Freude war.In meiner Dankesadresse, die ich imZiegenbalg Auditorium hielt, erinnerteich an den ersten deutschen IndienmissionarBartholomäus Ziegenbalg 59 ,der zusammen mit Heinrich Plütschau1706 nach Tranquebar kam, um Jesus<strong>und</strong> das Neue Testament glaubwürdigzu bezeugen. Ihre Prinzipien warenerstens, dass die Kirche <strong>und</strong> die Schulezusammen gehören, dass zweitens dieBibel in der Landessprache vorhandensein muss, dass drittens die Predigt aufder geistigen Ebene des Volkes gehaltenwerden muss, dass viertens das Ziel,eine persönliche Hingabe an Christus,vorhanden sein muss <strong>und</strong> fünftens dieindische Kirche so schnell wie möglichihre eigenen Pastoren haben muss.Es war eine bewegende Feier, beider Kanzler Dr. K. Rajaratnam jedemKandidaten die Urk<strong>und</strong>e, ein mit derAnerkennung bedrucktes Seidentuch<strong>und</strong> einen Doktorschal überreichte. Dr.Dayanandan bekam den Auftrag, mirden Schal umzuhängen, weil der Kanzlerbei meiner Länge passen musste. MeineEC-Fre<strong>und</strong>e hatten etliche Tücher mitEC-Monogrammen vorbereitet <strong>und</strong>hängten sie mir über, während Sethu<strong>und</strong> Panneer, meine Getreuen, einbesonderes Andenken mit einem gutenAbendessen bereit hatten. Tags daraufwurde ich zu einer EC-Veranstaltungeingeladen, in der dankbare Erinnerungenan 30 Jahre Zusammenarbeit zumAusdruck gebracht wurden.Die Inder wussten nicht mehr, dassich genau vor 30 Jahren als Gesandterdes Deutschen EC-Verbandes nachMadras (Chennai) gekommen war.Wir konnten miteinander Gott dankenfür all das, was er durch <strong>Christen</strong>in Deutschland möglich gemacht hatte<strong>und</strong> für indische <strong>Christen</strong>, die verantwortlichmit den Spenden zum Wohlevon jung <strong>und</strong> alt in Indien umgegangensind <strong>und</strong> in über 50 Projekten vielenentscheidend helfen konnten.28MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>5.5 Zum Up-datenach BangaloreObwohl es in<strong>zwischen</strong> eine guteFlugverbindung nach Bangalore gibt,deren Vorzüge ich auf der Rückfahrtkennen lernen sollte, fuhr ich mit Sethuim Zug, um das Land wieder zu sehen.Das Abenteuer beginnt stets auf demBahnhof mit überquellenden Bahnsteigen.Ohne Platzkarten läuft hier nichts.Man muss sie immer noch ein paarTage vorher besorgen. Fast unverändertnach dreißig Jahren auch das Heer derGepäckträger mit dem roten Tuch alsKopfpolster für ein, zwei oder drei Koffer.Wenn man nicht aufpasst, zieht dasGepäckstück ohne den Eigentümer los<strong>und</strong> landet automatisch im Taxi.In Bangalore zeigte mir Sethu stolzdie Zentrale der EC-Indienhilfe, wie sienun in Indien genannt wurde, nachdemich mich in Deutschland mit Erfolg fürden Titel Sozial-Missionarische Arbeiteingesetzt hatte, weil mir der Begriff„Hilfe“ nicht behagte. Aufgeschlossene,motivierte <strong>und</strong> gebildete Mitarbeiterbegrüßten mich <strong>und</strong> zeigten mirihre Arbeitsplätze. Natürlich waren dieComputer per eMail weltweit vernetzt<strong>und</strong> die Büromaschinen auf dem neuestenStand der Technik. Die Hightech-City Bangalore ließ grüßen. Vorbei dieZeit mühsamer „Handarbeit“ in denBuchungen <strong>und</strong> der Korrespondenz.Auch rein äußerlich unterscheidet sichder junge Mensch in seinem selbstsicherenAuftritt zu früheren Zeiten. SethusSohn Dhanu durfte sich am Tischgesprächder Familie beteiligen <strong>und</strong> seineMutter war natürlich die ganze Zeit mitdabei <strong>und</strong> beteiligte sich an der Unterhaltung.Früher aßen Frau <strong>und</strong> Kinder,nachdem der Gast mit dem Hausherrndie Mahlzeit beendet hatte.Durch den 15jährigen Dhanu erfuhrich auf einem Spaziergang durch einVillenviertel mit den mir vertrautenSchutt- <strong>und</strong> Müllhaufen <strong>und</strong> demHändler mit seinem Obstkarren amStraßenrand mehr über die indische„Silicon Valley“ 60 , von der in den deutschenMedien bereits oft die Rede war.Mit Elan, Ehrgeiz <strong>und</strong> großem Selbstbewusstseinsind indische Wissenschaftler<strong>und</strong> ihre Studenten auf demWeg in eine führende Rolle auf demWeltmarkt. Eine Fernsehreportage vonClaus Kleber am 6./7. September 2006bestätigte meine Eindrücke. 61 Seineindischen Gesprächspartner meintenim Brustton der Überzeugung, dass siedie Welt erobern werden. Gleichzeitigschilderte Kleber die <strong>Tradition</strong> der kleinen,jedoch dominierenden Händleram Straßenrand, die nicht nur zusammenhalten, sondern auch die Politikbeeinflussen.Und doch ist der <strong>Fortschritt</strong> trotzdieser Extreme nicht zu übersehen.In den Buchläden fand ich ein breitesAngebot von entsprechender Fachliteratur<strong>und</strong> auch interessierte K<strong>und</strong>en.Der Inder will vorankommen <strong>und</strong>rechnet mit den Massen, die hinter ihmstehen. 2003 zählte man 1,065 Mrd.Inder 62 <strong>und</strong> Indien konkurriert so mitdem chinesischen Nachbarn <strong>und</strong> seinen1,3 Mrd. Einwohnern. Wir stehen inEuropa vor großen Herausforderungen,Pr o m u n d i s 29


Konrad Brandtweil die Inder längst nicht mehr aufunsere Greencard angewiesen sind, sondernihre Zukunft selbst in die Handgenommen haben.Ich erfuhr es existentiell, dass Bangalorezu einem begehrten Drehkreuz imdeutsch-indischen Flugverkehr gewordenwar: ich musste über Chennai ausweichen,um einen Anschlussflug zubekommen. Auf diesem Flug erlebte ichdie neue private Fluglinie, die in Sauberkeit,Pünktlichkeit <strong>und</strong> guter Bedienungzur echten Konkurrenz der staatlichenIndian Airlines geworden ist.6.0 Nachwort<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong><strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>. Die Ausführungenhaben den Standort etwas beschrieben.Wir treffen den indischen <strong>Christen</strong>überall, sei es in versteinerter <strong>Tradition</strong>,der Rolle des <strong>Fortschritt</strong>s oder insich gespalten. Gemeinsam leiden diese<strong>Christen</strong> an der Zerrissenheit ihrerKultur.Es gibt Versuche, den Anschluss andas indische Kulturgut zu finden. DieseVersuche führen unweigerlich in die<strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> leugnen fortschrittlichesDenken <strong>und</strong> Schaffen.Es gibt Versuche, die indische Identitätzu leugnen <strong>und</strong> alle <strong>Tradition</strong> überden Haufen zu werden. Diese Haltungwird von den meisten Hindus abgelehnt<strong>und</strong> führt notgedrungen zur Isolierungder <strong>Christen</strong>.Die Lösung liegt meiner Ansicht nachnicht in dem einen oder anderen Extrem,auch nicht in der Klammerfunktion,sondern auf einer anderen Ebene.Nicht die Wurzeln der <strong>Tradition</strong> oderdie Ratio, sondern das Herz <strong>und</strong> dasGewissen sind die Ebene, auf der sichHindus <strong>und</strong> <strong>Christen</strong> begegnen sollten.Ein Reden miteinander von dem festenStandpunkt der biblischen Wahrheitaus kann in Liebe geschehen, führt zumgegenseitigen Verstehen <strong>und</strong> öffnet demHindu die Tür zur Welt des Glaubens,die über <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>steht. Beharrlichkeit <strong>und</strong> Wahrhaftigkeitin der Liebe, verb<strong>und</strong>en mit demPraktizieren der Vergebung durch Jesushelfen, die Spannung miteinander zuertragen. Hier sind die <strong>Christen</strong> trotzihrer Minderheit gefragt.7.0 EC – Entschieden fürChristus – Eine weltweite,evangelikaleJugendbewegung 63Der Deutsche EC-Verband ist Gliedder „World’s Christian EndeavorUnion“ 64 <strong>und</strong> des „Evangelischen GnadauerGemeinschaftsverbandes“. Er istMitglied der „Jugendkammer der EvangelischenKirche Deutschland e.V.“ <strong>und</strong>wird durch letztere im B<strong>und</strong>esjugendringvertreten. Als Fachverband gehörter dem „Diakonischen Werk – InnereMission <strong>und</strong> Hilfswerk der EvangelischenKirche in Deutschland“ an.Der Deutsche EC-Verband verfolgtausschließlich <strong>und</strong> unmittelbargemeinnützige <strong>und</strong> kirchliche Zwecke30MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>im Sinne der Gemeinnützigkeitsverordnungvom 24.12.1953, <strong>und</strong> zwar insbesonderedadurch, dass er die Gründungvon Jugendverbänden fördert <strong>und</strong> sieunterstützt bei der Aufgabe, durch Verkündigungdes Evangeliums auf Gr<strong>und</strong>der Heiligen Schrift junge Menschenzum Glauben an Jesus Christus zurufen <strong>und</strong> sie anzuleiten, zur Ehre desdreieinigen Gottes zu leben.Er verbindet die ihm angeschlossenenEC-Jugendkreise untereinander, bietetHilfsmittel für die Arbeit <strong>und</strong> nimmtvielfältige Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungsaufgabenwahr.Die biblische Botschaft meint denganzen Menschen. Der EC nimmt diesesAnliegen in seinen vier Gr<strong>und</strong>sätzenmit internationaler Formulierung auf:Bekenntnis zu Jesus Christus – Dienstfür Jesus – Treue zur Gemeinde Jesu –Gemeinschaft mit den <strong>Christen</strong> in allerWelt.Die internationalen Kontakte habenseit dem Bestehen des EC (gegr. 1881in den USA) die Mitglieder des Verbandesmissionarisch, diakonisch <strong>und</strong>sozial engagiert. Hilfsaktionen wurdenzu einem großen Teil in eigener Regieüber die vorhandenen EC-Kontaktewahrgenommen. Das Land Indien mitseinem großen EC-Verband, der IndiaChristian Endeavour Union, war indiesem Sinne Möglichkeit <strong>und</strong> Aufgabezugleich.8. BevölkerungsstatistikIndienWährend indische Statistiken 1970immer noch einen christlichen Bevölkerungsanteilvon 2,6% auswiesen,kam Barrett bei einer Bevölkerung von543,1 Mio auf 3,5% oder 19,2 Mio <strong>und</strong>errechnete für 1980 3,9% = 27 Mio. beieiner Bevölkerung von 694,3 Mio. SeinePrognose im Jahre 1982 für 2000 lautete4,7% von 1.059,4 Mio = 49,8 Mio.<strong>Christen</strong>. Nach r<strong>und</strong> 20 Jahren werden2003 in der indischen Statistik 66 1.065Mio Inder bestätigt, während man anden alten Anteilen festhält: r<strong>und</strong> 80%Hindus, 12% Muslime, 2,4% <strong>Christen</strong>,1,9% Sikhs, 0,7% Buddhisten <strong>und</strong>0,4% Jainas. Selbst wenn wir den Prozentsatz1970 auf 2,6% festlegen, handeltes sich damals um 14,1 Mio <strong>und</strong>2003 um 25,560 Mio (bei 2,6% sindes 27,690 Mio <strong>und</strong> bei den von Barrettvermuteten 4,7% kommen wir auf50,055 Mio <strong>Christen</strong>).Das Bevölkerungswachstum beträgtjährlich 2%. Die extreme Bevölkerungsdichtevon 13 Ew. je qkm inArunachal Pradesh bis 904 Ew. je qkmin West Bengal (ohne die Unionsterritorienmit max. 9.292 Ew. je qkm inDelhi) lässt keinen realistischen Durchschnittzu. Für Fre<strong>und</strong>e der graphischenDarstellung versuche ich die leichter zuerfassende Übersicht auf unten stehenderTabelle.Pr o m u n d i s 31


Konrad Brandt1900 1970 1980 2003Gesamtbevölkerung229.900.000 543.132.000 694.309.000 1.065.000.000Hindus 80% 184.022.700 434.505.600 555.447.200 852.000.000Muslime 12% 31.552.000 60.877.000 83.317.080 127.800.000<strong>Christen</strong>Indische Zählung2,6%14.141.4322,6%18.052.0342,4%25.560.000<strong>Christen</strong>Lt. Barrett1,7 %3.820.2003,5%19.231.5283,9%27.078.0004,7%50.055.000Empfehlenswert ist ein Blick in diestatistischen Angaben aus „Gebet fürdie Welt 2003“ 67 , um die unterschiedlicheZusammensetzung von Hindus,Muslimen <strong>und</strong> <strong>Christen</strong> <strong>und</strong> ihr Verhältniszur Zahl der Einwohner in denUnionsstaaten <strong>Indiens</strong> feststellen zukönnen. Ich beschränke mich auf dieStaaten, in denen der EC vertreten ist.Unionsstaaten<strong>Indiens</strong>Einwohner Hindus Muslime <strong>Christen</strong>Andhra Pradesh 79.710.000 89,1% 8,9% 1,9%Assam 26.866.000 65% 31% 3,1%Bihar 75.843.000 77% 14,5% 1%Delhi 11.300.000 84% 14,5% 0,9%Karnataka 53.500.000 85,4% 11,6% 2,1% (0,7% Evang.)Kerala 33.000.000 57,7% 23%19,3% (4,4%Evang.)Madhya Pradesh 62.300.000 92,4% 5,2% 0,7%Maharashtra 95.000.000 80,4% 10% 1,2% (0,2% Evang.)Meghalaya 2.175.000 14,7% 4% 64,6%Nagaland 1.550.000 10,1% 1,7% 87,5%Orissa 37.500.000 94,7% 1,8% 2,1% (1,3% Evang.)Tamil Nadu 65.300.000 88,6% 5,5% 5,7%Uttar Pradesh 167.271.000 81,7% 17,3% 0,14%West Bengalen 81.700.000 75,1% 23,4% 0,6%32MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>9.0 Chronik derEC-Indienhilfe1957 Auf Anregung einer KölnerEClerin beginnt im Dezember eineSpendenaktion für Hungernde in derDritten Welt.1959 Die „Indienhilfe“ übernimmtvon Prediger Horst Kaszemek, Wilhelmshaven,die Sammlung vonSpenden für die YMCA Boys Town,Madras.1961 Das erste Berichtsheft „EC-Indienhilfe erscheint. Der ehrenamtlicheBeauftragte, Werner Marx, Köln,gibt die Verwaltung der Indienhilfe andie Hauptstelle des Deutschen EC-Verbandesnach Kassel ab. In Deutschlandzeichnet Georg Meier, B<strong>und</strong>esgeschäftsführerfür die Projekte verantwortlich,in Indien ist es Herr J.S. Delvis.1962 EC-B<strong>und</strong>espfarrer Arno Pagelbesucht Indien. Die ersten drei Stipendienfür Studenten werden vergeben.1970 Zweite Indienreise von ArnoPagel. Drei neue Projekte sind entstanden.1972 EC-B<strong>und</strong>eswart Konrad Brandtübernimmt die deutsche Leitung derEC-Indienhilfe <strong>und</strong> besucht Indienim Januar mit EC-B<strong>und</strong>espfarrer RolfWoyke.1974 Auf der EC-WeltverbandstagungEssen wird Arno Pagel als EC-Weltverbandspräsident gewählt. Unterden 9.000 Teilnehmern sind 1.000Delegierte aus aller Welt <strong>und</strong> damitauch aus Indien <strong>und</strong> sogar drei Beobachteraus der DDR.1975 Erste Begegnungsfreizeit mitEinweihung des EC-Studentenwohnheimsin Trichy. Leitung: Konrad &Jutta Brandt.1977 Begegnungsfreizeit mit Konrad& Jutta Brandt in Brasilien mit der Einweihungeiner Armenschule in PontaGrossa, die vom EC unterstützt wird.1978 EC-Weltverbandstagung in NeuDelhi, Indien mit Delegationen aus denHeimen der EC-Indienhilfe. Begegnungsfreizeitmit drei Gruppen ausDeutschland. Leitung: Ulrich <strong>und</strong> BurkhardWeber, Rolf Woyke, Sr. RenateWagner, Jutta & Konrad Brandt. J.S.Delvis wird Vorsitzender des IndischenEC-Verbandes <strong>und</strong> ist weiterhin Leiterdes indischen Büros der Indienhilfe inPoona.1979/80 Deutsch-Indische Begegnungsfreizeitin Kannyakumari überden Jahreswechsel. Leitung: KonradBrandt <strong>und</strong> J.S. Delvis.1981 Virginia Taron wird Mitarbeiterinim Büro der Indienhilfe, die jetzt„Sozial-Missionarische Arbeit“ (SMA)heißt. 27 Projekte werden in Indienunterstützt. P.Sethu <strong>und</strong> N. PanneerSelvam werden als Mitarbeiter imPoona-Büro angestellt.1981 Deutsch-Indische Begegnungsfreizeitim Rahmen der H<strong>und</strong>ertjahrfeierdes EC-Weltverbandes in Kassel.Leitung Konrad Brandt. Anschließendbesucht eine kleine Gruppe mit Konrad& Jutta Brandt, P. Sethu <strong>und</strong> N.Panneer Selvam Jugendkreise in derDDR.Pr o m u n d i s 33


Konrad Brandt1982 Als indische Partnerorganisationwird „SERVICE“ gegründet. DerEC-Weltb<strong>und</strong>präsident Arno Pagel wirdauf der EC-Konferenz in Edinburg vonJames Murdoch abgelöst.1983 Konrad & Jutta Brandt leiteneine Gruppenreise zur Indischen EC-Jubiläumstagung nach Madras mitanschließender Bahnr<strong>und</strong>reise durchNord-Indien.1984 EC-B<strong>und</strong>eswart ReinhardMeier löst Konrad Brandt als Leiterder „Sozialmissionarischen Arbeit“ inDeutschland ab.1985 Monika Weinmann tritt an VirginiaTarons Stelle.1986 Konrad Brandt wird auf derEC-Weltverbandstagung in Seoul, SüdKorea zum EC-Weltb<strong>und</strong>präsidentengewählt. Eine Delegation aus Indiennimmt unter vielen anderen teil.1987 SERVICE wird aufgelöst. Derindische Bischof L. Tandy wird Vorsitzenderdes neu gebildeten Projektkomitees.1989 Dr. Isaac wird „ExecutiveDirector“ der Sozial-MissionarischenArbeitin Indien.1990 Andreas Rudolph löst ReinhardMeier als EC-B<strong>und</strong>eswart für dieSozial-Missionarische Arbeit ab. An derEC-Weltverbandstagung in Coventry,England nimmt eine große Delegationaus Indien teil. Konrad Brandt wirdzum Vorsitzenden des EC-Weltverbandeswiedergewählt.1991 Die Indienhilfe – NATIONALMEET’91 feiert in Bangalore ihr 30.Jubiläum. Andreas Rudoph <strong>und</strong> KonradBrandt nehmen aus Deutschlanddaran teil.1993 Der Deutsche EC-Verband feiertsein 100jähriges Jubiläum. Sethu,der neue Leiter der Indienhilfe, ist eingeladen.1994 Auf der EC-Weltverbandstagungin Merida, Mexiko gibt KonradBrandt die Leitung des Weltverbandesan den Amerikaner Jack Rothenbergerweiter.1998 Eine Gruppe von Indern besuchtzusammen mit P. Sethu, der in<strong>zwischen</strong>die SMA in Indien leitet, die EC-Weltverbandstagungin Bad Liebenzell.1999 Dr. Thomas Kröck löst am1.11.99 Andreas Rudolf in der Leitungder SMA ab.2000 Eine indische EC-Delegation istunter der Leitung von P. Sethu am Programmder EXPO 2000 in Hannoverim Pavillon der Hoffnung beteiligt.2002 Im Januar wird Konrad Brandtin Chennai die Ehrendoktorwürde verliehen.2002 Über 100 Inder besuchen dieEC-Weltverbandstagung in Singapur.34MBS Te x t e 98


Bibliografie<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>Barret, David B., World Christian Encyclopedia,New York 1982.Benson, Warren S. & Senter III, Mark H., TheComplete Book of Youth Ministry, Chicago1987, S.64ff.Brandt, Konrad, Wie viel Gemeinschaft brauchtein Christ? Bonn 2002.Brandt, Konrad, In 80 St<strong>und</strong>en um die Welt,Bonn 2003.Collins, Larry & Lapierre, Dominique, UmMitternacht die Freiheit, München 1976.Clark, Francis E., Memories of many men inmany lands, Boston 1922.Das Lexikon mit dem Besten aus DER ZEIT,Hamburg 2005.Doraisawmy, Solomon, Mine Eyes Have SeenHis Glory, Bangalore 1992.Francis, T. Dayanandan, New Approaches toInter-Faith Dialogue, Uppsala 1980.Francis, T. Dayanandan, Called to Communicate,Chennai 1987/1998.Grafe, Hugald, Hrsg. Evangelische Kirche inIndien, Erlangen 1981.Guseva, Natalja R., Indien – Jahrtausende <strong>und</strong>Gegenwart, Leipzig 1978.Hoppenworth, Klaus, Neue Heilswege ausFernost, Bad Liebenzell 1978.Hunt, Dave, Einer bricht aus, Wuppertal-Kassel1978.Isaac, D., Ein Lebensbericht, EC-IndienhilfeKassel 1981.Johnstone, Patrick, Gebet für die Welt, Holzgerlingen2003.Kripalani, Krishna, Hrsg., All Men Are Brothers,Ahmedabad 1960.Maharaj, Rabindranath R., Der Tod eines Guru,Neuhausen 1981.Naipaul, V.S., Indien – Eine verw<strong>und</strong>ete Kultur,Zug 1978.Naisbitt, John, Megatrends Asia, London 1996Neill, Stephan, Geschichte der christlichen Mission,Erlangen 1974.Pagel, Arno Hrsg., 13. EC-Weltb<strong>und</strong>tagung1958 Frankfurt am Main.Pagel, Arno, EC-Weltweit, Kassel 1981.Pagel, Arno, Es bleibt der Dank, Marburg 1987.Peters, George W, Evangelisation – total…, BadLiebenzell 1977.Steche, Hans, Indien – was ist das? München1969.Tucker, Ruth A., Bis an die Enden der Erde,Metzingen 1996.Wilson, Dorothy, Doktor Ida, Kassel 1962.Pr o m u n d i s 35


Konrad BrandtAnmerkungen1Natalja Romanovna Guseva, Indien – Jahrtausende<strong>und</strong> Gegenwart, Leipzig 1978, S. 161.2V.S. Naipaul, Indien – Eine verw<strong>und</strong>ete Kultur,Zug 1978, S. 18.3David B. Barrett, World Christian Encyclopedia,New York 1982, S. 370.4V.S. Naipaul, Indien, Zug 1978, S. 19.5Arno Pagel, Es bleibt der Dank, Marburg 1987,S. 120ff.6Hugald Grafe, Hrsg., Evangelische Kirche inIndien, Erlangen 1981, S. 344.7Pagel, Dank, S. 120.8Stephen Neill, Geschichte der christlichen Mission,Erlangen 1974, S. 155.9Neill, Mission, S. 157.10Neill, Mission, S. 177.11Grafe, Kirche, S. 351.12Grafe, Kirche, S. 353f.13Dave Hunter, Einer bricht aus, Wuppertal-Kassel 1978, S. 13.14Solomon Doraisawmy, Mine Eyes Have SeenHis Glory, Bangalore 1992, S. 168.15Ebd. S. 172.16Ebd. S. 190.17Ebd. S. 145.18Ebd. S. 185.19Dr. D. Isaac, Ein Lebensbericht, Bericht derEC-Indienhilfe, März 1981.20Arno Pagel, EC Weltweit, Kassel 1981, S. 64.21Zeitungsausschnitt THE STATESMAN imBericht der EC-Indienhilfe, Oktober 1978.22R. Raffalt, Drei Wege durch Indien, Nürnberg1957, zitiert in Hans Steche, Indien, was ist das?München 1969, S. 85.23Klaus Hoppenworth, Neue Heilswege ausFernost, Bad Liebenzell 1978, S. 10.24Zeitungsausschnitt THE STATESMAN,Bericht der EC-Indienhilfe, Oktober 1978.25Krishna Kripalani, Hrsg., All Men Are Brothers,Ahmedabad 1960, S. 77.26Larry Collins & Dominique Lapierre, Um Mitternachtdie Freiheit, München 1976, S. 282ff.27Kripalani, Brothers, S. 172.28Kripalani, Brothers, S. 174.29Collins, Freiheit, S. 67.30Collins, Freiheit, S. 66.31Rabindranath Tagore, Gitanjali, zitiert in HansSteche, Indien, was ist das? München 1969, S.103.32Ulrich Weber, Indien 1982 – Reiseeindrücke,EC-Indienhilfe, Bericht T182.33Mithra J. Ebenezer, Projects Among theDischarged Prisoners, EC-Indienhilfe, BerichtB182.34Pagel, Arno Hrsg., 13. EC-Weltb<strong>und</strong>tagung1958 Frankfurt am Main, Kassel 1958, S. 19.35Francis, T.Dayanandan, New Approaches toInter-faith Dialogue, Uppsala 1980; Called toCommunicate, Chennai 1987/1998.36Ruth A. Tucker, Bis an die Enden der Erde,Metzingen 1996, S. 334ff.37Grafe, Kirche, S. 325f.38Dorothy Wilson, Doktor Ida, Kassel 1962,S. 137.39Wilson, Ida, S. 190.40Wilson, Ida, S. 191.41Wilson, Ida, S. 253.42Dr. Ralph Enlow in Konrad Brandt, Wie vielGemeinschaft braucht ein Christ? Bonn 2002,S. 10ff.43Hans Steche, Indien – was ist das? München1969, S. 79.44Steche, Indien, S. 77.45Kripalani, Brothers, S. 102.46Kripalani, Brothers, S. 80.47Grafe, Kirche, S. 284f.36MBS Te x t e 98


<strong>Indiens</strong> <strong>Christen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Tradition</strong> <strong>und</strong> <strong>Fortschritt</strong>48Grafe, Kirche, S. 292.49Grafe, Kirche, S. 285.50Steche, Indien, S. 78.51Patrick Johnstone, Gebet für die Welt, Holzgerlingen2003, S. 436.52George W. Peters, Evangelisation – total,durchdringend, umfassend, Bad Liebenzell1977, S. 19.53Konrad Brandt, In 80 St<strong>und</strong>en um die Welt,Bonn 2003, S. 47.54Francis E. Clark, Memories of Many Men inMany Lands, Boston 1922, S. 370ff.55Souvenir der EC-Indienhilfe NATIONALMEET 1991, Bangalore.56Ebd.5724th World’s Christian Endeavor ConventionSingapore 1–6 June, 2002 – Anglo ChineseSchool. Theme: HOPE FOR THE FUTURE,Hope has a name, Hope as a person, Hope hasa reason, Motivated by Hope, No Future? HopeFuture. Convention Speakers: Rev. ChristopherChia, Singapore, Rev. Burkhard Weber, Germany,Prof. Freddy Boey, Singapore, BishopSimon E.Mak<strong>und</strong>i, Tanzania. General Secretary:Rev. David G. Jackson; Moderator: Rev.Konrad Brandt.58Brandt, In 80 St<strong>und</strong>en, S. 48.59Korrespondenz Dr. T.Dayanandan Francis,Chennai 19.10.2001.60Dankesadresse Konrad Brandt, Chennai12.01.2002.61Naisbitt, John, Megatrends Asia – The EightAsian Megatrends that are Changing the World,London 1995, S. 173.62ZDF Reportagen am 06. <strong>und</strong> 07.09.2006 vonClaus Kleber.63Das Lexikon mit dem Besten aus DIE ZEIT,Hamburg 2005, Stichwort „Indien“.64Pagel, EC-Weltweit, Kassel 1981.65Benson, Warren S., & Senter III, Mark H., TheComplete Book Of Youth Ministry, Chicago1987.66Lexikon – Die Zeit, Stichwort „Indien“.67Johnstone, Gebet, S. 416–441.Über den AutorÜber den AutorKonrad Brandt, Jahrgang 1936, Baltendeutscher, studierte amTheologischen Seminar Tabor in Marburg <strong>und</strong> später an derFreien Hochschule für Mission, Korntal, mit akademischemAbschluss als M.A. bei der Columbia International University(CIU), USA. Von der Lutherischen Theologischen Akademiein Chennai, Indien wurde ihm der Titel des Doctor of Divinityhonoris causa für seinen Dienst in der weltweiten GemeindeJesu verliehen. Er lebte in den USA <strong>und</strong> Taiwan, arbeitete als „Außenminister“für den EC <strong>und</strong> als Direktor der Marburger Mission <strong>und</strong> stand jahrzehntelangin der Verantwortung des EC-Weltverbandes. Als Präsident leitete er diesesWerk von 1986 bis 1994. Neun Jahre lang war er 2. Vorsitzender der AEM <strong>und</strong>1. Vorsitzender der Freien Hochschule für Mission <strong>und</strong> zwei Jahre deren Rektor.Seit seinem Ruhestand 1999 engagierte sich der Weltenbürger in Christusals Vorstandsmitglied der CIU, als Koordinator für die EC-Weltverbandstagung2002 in Singapur <strong>und</strong> als Berater von China Partner e.V.Pr o m u n d i s 37


<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> SeminarBerlin • Bonn • Chemnitz • Hamburg • PforzheimAnkara • Innsbruck • Prag • Zlin • ZürichStudienzentrum Berlin<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar, Breite Straße 39B, 13187 BerlinE-Mail: berlin@bucer.deStudienzentrum Bonn<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar, Friedrichstr. 38, 53111 BonnE-Mail: bonn@bucer.deStudienzentrum Chemnitz:<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar, Mittelbacher Str. 6, 09224 ChemnitzE-Mail: chemnitz@bucer.deStudienzentrum Hamburg<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar, c/o ARCHE,Doerriesweg 7, 22525 HamburgE-Mail: hamburg@bucer.deStudienzentrum Pforzheim<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar, Bleichstraße 59, 75173 PforzheimE-Mail: pforzheim@bucer.deWebsite: www.bucer.deE-Mail: info@bucer.deStudienzentren im Ausland:Studienzentrum Ankara: ankara@bucer.orgStudienzentrum Innsbruck: innsbruck@bucer.deStudienzentrum Prag: prag@bucer.deStudienzentrum Zlin: zlin@bucer.deStudienzentrum Zürich: zuerich@bucer.deDas <strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar ist selbst keine Hochschule <strong>und</strong>verleiht keine Titel, sondern bestätigt nur die Teilnahme anKursen auf einem Abschlussdokument. Die Kurse werdenvom Whitefield Theological Seminary (Florida/USA) <strong>und</strong>anderen ausländischen Hochschulen für Abschlüsse, die sieunabhängig von uns <strong>und</strong> rechtlich eigenverantwortlich vergeben,angerechnet. Der Stoff wird durch Samstagsseminare,Abendkurse, Forschungsarbeiten <strong>und</strong> Selbststudium sowiePraktika erarbeitet. Leistungen anderer Ausbildungsstättenkönnen in vielen Fällen anerkannt werden.Die Arbeit des Seminars wird wesentlich durch Spendenfinanziert. Durch eine Spende an den Trägerverein „Institutfür Weltmission <strong>und</strong> Gemeindebau“ e.V. können Sie dieArbeit unterstützen:SpendenkontoIWG. e.V., Nr. 613 161 804, BLZ 700 100 80Postbank MünchenInternationale BankverbindungIBAN DE52 3701 0050 0244 3705 07BIC PBNKDEFFMBS-Te x t eMARTIN BUCER SEMINAR EPH 4:12Herausgeber:Thomas Schirrmacher,Prof. Dr. phil., Dr. theol., DD.Schriftleitung:Ron KubschWeitereRedaktionsmitglieder:Thomas Kinker, Titus VogtKontakt:mbsmaterialien@bucer.dewww.bucer.deTräger:„Institut für Weltmission<strong>und</strong> Gemeindebau“ e.V.1. Vors. Dipl. Ing., Dipl. Ing. (EU)Klaus SchirrmacherBleichstraße 5975173 PforzheimDeutschlandTel. +49 (0) 72 31 - 28 47 39Fax: - 28 47 38Eingetragen beim AmtsgerichtPforzheim unter der Nr. VR1495Pro M<strong>und</strong>isEs erscheinen außerdemfolgende Reihen:Reformiertes ForumTheologische AkzenteGeistliche ImpulseHope for EuropeErgänzungen zur EthikPhilosophische AnstößeVorarbeiten zur Dogmatik

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