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Ernst Ludwig von Gerlach - Martin Bucer Seminar

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MBS Te x t e 904. Jahrgang2007Thomas Zimmermanns<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong>:Politiker und Richternach dem Gesetz GottesMARTRIN BUCER S EMINAR EPH 4:12Pro mundisPro mundis


Inhaltsverzeichnis1 Lebenslauf............................................................................. 32 Was <strong>Gerlach</strong> uns als Christenauch heute noch zu sagen hat................................................. 9Schlussbemerkung.................................................................. 12Anmerkungen......................................................................... 13Über den Autor...................................................................... 14Impressum...............................................................................151. Aufl. 2007


<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong>: Politiker und Richter nach dem Gesetz Gottes<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> – Politikerund Richter nach dem Gesetz GottesThomas ZimmermannsIn diesem Beitrag möchte ich Lebenslaufund Wirken eines heute fast vergessenenMannes darstellen, der sich alseiner der Wenigen in Deutschland seinLeben lang zum Ziel gesetzt hat, Politik,Gesetzgebung und Rechtsprechungnicht auf menschlichen Eigennutz,Willkür und Ideologien zu gründen,sondern auf die Gebote Gottes.1 Lebenslauf<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> wurdeam 07.03.1795 in Berlin geboren; seinVater Leopold <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> war kurmärkischerKammerpräsident undspäterer Oberbürgermeister <strong>von</strong> Berlin.<strong>Gerlach</strong>s Studienjahre – er studierteRechtswissenschaften in Berlin – warennoch <strong>von</strong> den Zeitideen der Romantikgeprägt, doch im Jahre 1819 erlebte erseine Bekehrung zu Jesus Christus. DieLebensgemeinschaft mit Jesus Christusund die Anerkennung der Autorität derBibel als Gottes Wort prägten <strong>von</strong> daan sein Leben in allen Bereichen. ImGegensatz zu vielen anderen Christenließ er sich nämlich nicht nur im privatenBereich <strong>von</strong> Gottes Wort leiten,sondern auch in seinem politischen undjuristischen Denken und Handeln.<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> hattenach seinem Studium die Laufbahn alsRichter eingeschlagen; 1823 wurde erOberlandesgerichtsrat in Naumburg,1829 Land- und Stadtgerichtsdirektorin Halle/Saale, 1835 Vizepräsident desOberlandesgerichts Frankfurt/Oder;zuletzt war er (<strong>von</strong> 1844 bis 1874) Präsidentdes Appellationsgerichts (Oberlandesgericht)in Magdeburg. Auch zweiseiner Brüder bekleideten hochrangigeÄmter im preußischen Staat: Leopold<strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> (1790–1861) war Generalund Adjutant des preußischen Königsund Otto <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> (1805–1849)war Konsistorialpräsident und Oberhofpredigerin Berlin.Neben seinem Beruf als Jurist hat<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> auch alsPolitiker und Publizist einen nichtunerheblichen Einfluss ausgeübt. Erwar langjähriger Vertrauter des preußischenKönigs Friedrich Wilhelm IV.,der <strong>von</strong> 1840 bis 1858 regierte, sowieMitbegründer der Konservativen Parteiim Jahre 1848, die er allerdings 1866aus Protest gegen ihre UnterstützungBismarcks in der Auseinandersetzungmit Österreich wieder verließ. Auch ander Gründung des Hauptpresseorgansder Konservativen Partei, der „NeuenPreußischen Zeitung“, besser bekanntPr o m u n d i s 3


Thomas Zimmermannsunter dem Namen „Kreuzzeitung“, warer maßgeblich beteiligt. Im Jahre 1871trat er der katholischen Zentrumsparteials Gastmitglied bei. 1873 wurde er fürdas Zentrum als Abgeordneter in denpreußischen Landtag und im Januar1877, kurz vor seinem Tode, als Abgeordneterin den Reichstag gewählt.<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> starb am18.02.1877 in Berlin.2 Die politisch-ethischeGrundkonzeption <strong>Gerlach</strong>sa) Das Verhältnis <strong>von</strong> Politik zuMacht und RechtEine der Grundüberzeugungen <strong>Gerlach</strong>swar die Erkenntnis, dass der Staatin seinem politischen und gesetzgeberischenHandeln nicht autonom sei,sodass er sich dabei nicht ausschließlich<strong>von</strong> nationalen, volkswirtschaftlichenoder privaten Interessen oder <strong>von</strong> der„Staatsräson“ leiten lassen dürfe. Vielmehrmüsse sich die Regierung, wennsie ihre Aufgaben, die ihr als Obrigkeit,als Leiter des Staates, <strong>von</strong> Gott übertragenwurden, richtig erfüllen wolle,nach den in der Bibel enthaltenen Normenund Grundsätzen richten. ZahlreicheNormen und Grundsätze vorallem auch des Alten Testaments geltennämlich seiner Auffassung nach nichtnur für das Volk Israel, für die christlicheGemeinde oder für den einzelnenChristen als Privatperson, sondern auchfür Staat, Regierung, Politiker, Gesetzgebungund Rechtsprechung: „Diezehn Gebote bilden das Mark und denKnochenbau unseres ganzen irdischenRechtes. Kein Staat kann bestehen,ohne die darin niedergelegten Grundrechtein seinen Gesetzen zur Geltungzu bringen. Es ist darin die Ordnung,die Ehe, das Eigentum usw. unmittelbar<strong>von</strong> Gott eingesetzt“. 1 Der Begriffdes Rechts bringe es mit sich, dass diebloße Gewalt kein Recht begründet.Dieses Verständnis <strong>von</strong> Politik undRecht entspricht dem Verständnis derreformierten (auf Johannes Calvinzurückgehenden) Theologie; dieserzufolge ist der Staat nach Röm 13 alsRechtsstaat begründet, da er dem (göttlichen)Gesetz untersteht und weil sichseine Macht aus seinem Recht begründet.2Von manchen werden <strong>Gerlach</strong>s diesbezüglicheAuffassungen als „calvinistischesFamilienerbgut“ erklärt, dabeide Elternteile der reformierten Kircheangehörten. 3<strong>Gerlach</strong>s Überzeugung <strong>von</strong> der striktenBindung der Macht an das Rechthatte u. a. zur Folge, dass er den KriegPreußens gegen Österreich (1866) unddie anschließende Annexion Hannoversund Kurhessens durch Preußen alsVerstoß gegen das 7. Gebot 4 („Du sollstnicht stehlen“) verurteilen musste.b) Gesetz und RechtNicht nur die politischen Grundwerteund Zielsetzungen sind nachAuffassung <strong>Gerlach</strong>s durch den in derBibel geoffenbarten Willen Gottes vorgegeben,sondern auch die Grundzügeund wesentlichen Elemente des Rechtsund der Rechtsordnung. Der Gesetz-4MBS Te x t e 90


<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong>: Politiker und Richter nach dem Gesetz Gottesgeber dürfe also nicht schrankenlosRecht „machen“, sondern er müssediese „überpositiven“, d. h. über demgeschriebenen Recht stehenden Grundlagendes Rechts erkennen und anerkennenund das geschriebene Rechtan ihnen ausrichten. „Rechtsordnung“heißt für ihn die Anwendung des göttlichenGesetzes, wie es der Bibel zuentnehmen ist. 5 „Jedes Rechtssystem,welches Recht macht, statt Recht zusuchen, ist revolutionär, möge es auchüberfließen vor Conservativismus“. 6Auch mit seinem Verständnis <strong>von</strong>Recht und Gesetz befindet sich <strong>Gerlach</strong>in Übereinstimmung mit der reformiertenTheologie, die das Moralgesetzdes Alten Testaments sowie das Judizialgesetzauch für die Menschen undStaaten des Neuen Bund als verpflichtendeNormen ansieht. 7Mit dieser Konzeption befand sich<strong>Gerlach</strong> in schärfstem Gegensatz zudem im 19. Jhd. vorherrschendenRechtspositivismus, der „Gesetz“ und„Recht“ weitgehend als deckungsgleichbetrachtet und einem Gesetz bereitsdann Rechtsqualität zuerkennt, wennes in formal ordnungsgemäßer Weisezustande gekommen ist. Aber auchzum Rationalismus (z. B. bei ChristianWolff), der zwar <strong>von</strong> bestimmten vorgegebenenRechtsgrundsätzen wie z. B.den Grundsätzen der Freiheit und derGleichheit ausgeht, dessen Rechtsquelleaber nicht die Bibel ist, sondern diemenschliche Vernunft, und zur „HistorischenRechtsschule“, die das Rechtaus dem Leben und der Geschichtedes Volkes und aus den „unbewusstschöpferischenTiefen des Volksgeistes“schöpfen wollte und im 19. Jhd. ebenfallszahlreiche Anhänger fand, stand<strong>Gerlach</strong> in deutlichem Widerspruch.c) Königreich Gottes, Theokratie undchristlicher StaatDas Königreich Gottes war für <strong>Gerlach</strong>keine eschatologische Größe, keinejenseitige Erwartung, keine regulativeIdee für die Orientierung menschlicherInstitutionen, sondern, als diezur irdischen Realisierung aufgegebeneOrdnung des göttlichen Willens, einewelthistorische Größe. 8 Dieses ReichGottes umfasst für ihn alle Staaten derErde, christliche wie heidnische, alleGliederungen der Gesellschaft, alleFormen und Gebiete des bürgerlichenLebens. Ihre Verchristlichung, d. h. ihreAusrichtung unter Gottes Gebote, saher als die große Aufgabe der Christenin ihrem politischen Handeln und wohlauch als seine persönliche Lebensaufgabean.Ein solches Gemeinwesen, in demsich alles Handeln nach den GebotenGottes richtet, ist für ihn eine „Theokratie“,die er – in diesem Sinne verstanden– als christliches Staatsziel ansieht.„Die vollkommene Theokratie istdas letzte Ziel der christlichen Kircheund aller christlichen Staaten“. 9Konsequenterweise bejaht er auchdie Idee des „christlichen Staates“; ersetzt ihn im Grunde genommen in denStaaten, in denen die große Mehrheitder Bürger einer christlichen Kircheangehören, voraus. „Christlich“ sei einStaat dann, wenn er „Sein und TunPr o m u n d i s 5


Thomas Zimmermannsan der Norm des Evangeliums messeund die <strong>von</strong> der Kirche repräsentiertenGebote Gottes in Herz und Gewissenaufnehme“. 10<strong>Gerlach</strong> sieht den christlichen Staatals „Hüter beider Tafeln“ an; nach dieserAuffassung hat der Staat nicht nur Verstößegegen die zweite Tafel der Gebote(das 4. bis 10. Gebot nach lutherischerZählweise), die Vergehen gegen andereMenschen betreffen, unter Strafe zustellen und zu ahnden, sondern auchVerstöße gegen die erste Tafel (das 1.bis 3. Gebot), deren Bestimmungen dieEhre Gottes schützen wollen.<strong>Gerlach</strong>s Verständnis des KönigreichesGottes als Realbegriff der Politikund seine Idee des christlichen Staateswurden und werden <strong>von</strong> zahlreichenVertretern der reformierten Theologiegeteilt. 11Die für die lutherische Theologiebedeutsame Unterscheidung zwischen„Gesetz“ und „Evangelium“ 12 und derenAuffassung, dass als Inhalt und Maßstabder Politik nur das Gesetz, nichtaber das Evangelium in Betracht kommenkönne, findet man bei <strong>Gerlach</strong>nicht. Er geht da<strong>von</strong> aus, dass GottesWille untrennbar aus Gerechtigkeitund Liebe bestehe, die beide nebeneinanderauch in der Politik angewandtwerden müssten: „Der König sei wieein Vater, der doch nicht bloß dazu daist, seinen Kindern die Rute zu geben,sondern hauptsächlich, ihnen die Majestätdes Vaters im Himmel vor Augenzu stellen, sie zu schützen, zu ernährenusw.“. 13 Die Lehre <strong>von</strong> einer einheitlichenKönigsherrschaft Christi,die zugleich einerseits Gerechtigkeitund Strafe und andererseits Liebe undGnade zum Inhalt hat, ist ebenfallsfür die reformierte Theologie charakteristisch:„Von gläubigen, wiedergeborenenChristenmenschen geht aberdoch wohl – politisch gesehen – mehraus als nur der Anspruch auf Rechtsstaatlichkeit.Im Johannesprolog heißtes, daß das Gesetz durch Mose gegebenworden sei, daß Gnade und Wahrheitdurch Christus in die Welt gekommenseien ... Christen werden also auch dashelle Licht der Gnade und Liebe in denStaat hineinleuchten lassen“. 14d) Kirche und StaatDie christliche Kirche – zumeist inihrer konkreten Gestalt als PreußischeEvangelische Kirche und ihre Provinzialkirchenverstanden – hatte für <strong>Ernst</strong><strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> nicht nur denAuftrag, die Gläubigen durch schriftgemäßeVerkündigung und ordnungsgemäßeVerwaltung der Sakramente imGlauben zu stärken und zu befestigen,sondern auch ein Mahn- und Wächteramtgegenüber dem Staat auszuüben,dem sie die für ihn geltenden GeboteGottes zu verkündigen und auszulegenhat. Verstößt die Regierung gegen dieseGebote, so habe die Kirche sie zu Bußeund Umkehr zu ermahnen. Insofernhabe die Kirche an der Schaffung undGestaltung des christlichen Staates mitzuwirken:“Wenn der Oberhofprediger... die rechte Lehre verkündigt undder König ihr Herz und Gewissen öffnet,alle seine Regierungshandlungenmit dem Geiste der Furcht des Herrn6MBS Te x t e 90


<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong>: Politiker und Richter nach dem Gesetz Gottesdurchdringt, ... dann realisiert sich„christlicher Staat““. Der Staat brauchedie Kirche wegen der in ihr wirkendengeistlichen Kräfte, um seine Aufgabeals christlicher Staat richtig erfüllen zukönnen. Deshalb dürfe er nicht neutralgegenüber Christentum und Kirchesein; die völlige Trennung <strong>von</strong> Kircheund Staat betrachtet <strong>Gerlach</strong> als „materialistischesPrinzip“. 15 Eingriffe desStaates in die Kirchenverfassung lehnteer jedoch ab; der Staat habe die Kirchezu schützen, aber nicht zu bevormunden.16Sein persönliches Verhältnis zurLandeskirche und zu den kirchlichenInstitutionen wechselte im Laufe seinesLebens. Nach seiner Bekehrung warenfür ihn zunächst die Kreise der Gläubigenund Erweckten – unabhängig<strong>von</strong> ihrer kirchlichen Zugehörigkeitund <strong>von</strong> einer kirchlichen Form – dieeigentliche christliche Kirche. Späterbefürwortete er jedoch die Landeskircheund das bischöfliche Regiment:„Ich bin nicht laudator temporis acti(Lobredner der Vergangenheit; Th.Z.).und obgleich ich die Energie der Liebein jener Zeit hervorheben muß, so findeich doch in der Gegenwart einen großenFortschritt: vom Pietismus zur Kirchentum,vom Individuellen zur Basileia“. 17Darüber hinaus trat er für einepolitische Zusammenarbeit zwischenChristen aller Konfessionen ein, umgemeinsam den christlichen Staat zuverwirklichen und zu gestalten und umgemeinsam die Ideologien des Liberalismus,des Sozialismus und des Nationalismus,die im 19. Jahrhundert imVormarsch waren, abwehren zu können.Diesem Zweck diente etwa dieErfurter Konferenz (September 1860),an der eine Reihe prominenter konservativerProtestanten und Katholikenteilnahmen.e) <strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> und diesoziale Frage<strong>Gerlach</strong>s Christsein ließ ihn die sozialeFrage, d. h. die vor allem Mitte des19. Jahrhunderts akuten wirtschaftlichenund sozialen Nöte der FabrikundLandarbeiter deutlich erkennen,mit den Notleidenden mitempfindenund an der Besserung ihrer Verhältnissemitwirken.So forderte er bereits vor über 150 JahrenVersorgung der Arbeiter in Krankheitund Alter, Sparkassenorganisationen,Einschränkung der Frauen- undKinderarbeit, absolute Sonntagsruhe,geregelte Freizeit der Arbeiter währendder Woche, Beseitigung unhygienischerArbeitsverhältnisse und ähnlicher Missstände.Auch die übrigen Grundbesitzer unddie <strong>von</strong> ihm mitgestaltete KonservativePartei mahnte er, die sozialen Verpflichtungendes Eigentums anzuerkennenund die sozialen Interessen der unterenSchichten zu berücksichtigen. Er rief dieKonservativen dazu auf, „eine Partei fürdas Recht, aber nicht für den Geldbeutelzu sein“. 18 Und dem 1848 gegründeten„Verein zur Wahrung der Interessendes Grundbesitzes“ hielt er folgendeSätze entgegen: „Nur in Verbindungmit den darauf haftenden Pflichten istdas Eigentum heilig; als bloßes Mit-Pr o m u n d i s 7


Thomas Zimmermannstel des Genusses ist es nicht heilig,sondern schmutzig. Gegen Eigentumohne Pflichten hat der Kommunismusrecht ...“. 19 Den Unternehmern macht erdeutlich, dass die „Arbeiter Menschenund keine Maschinen sind, wozu dieIndustrie nicht übel Lust hat, sie zumachen“. 20Die meisten Unternehmer, Grundbesitzerund konservativen Interessenvertreterlehnten <strong>Gerlach</strong>s soziale Forderungenjedoch aus sozialem Egoismusab. <strong>Gerlach</strong> stieß bei ihnen oft genugauf Spott und Ablehnung.f) <strong>Gerlach</strong> und die Revolution <strong>von</strong>1848Unerfüllte Forderungen vor allemdes Bürgertums nach mehr politischerund wirtschaftlicher Freiheit sowie dieFebruarrevolution in Frankreich löstenim März 1848 auch in Deutschland eineRevolution aus. Ihre Anhänger warenin vielen Punkten uneins; so forderteneinige die Einführung der Republik,während andere eine gesamtdeutscheMonarchie anstrebten. In zahlreichenStädten kam es zu Barrikadenkämpfenund Straßenschlachten.In dieser Situation übte <strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong><strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> gemeinsam mit seinemBruder, dem General Leopold <strong>von</strong><strong>Gerlach</strong>, als Vertrauter des preußischenKönigs Friedrich Wilhelm IV. großenEinfluss auf das Verhalten des Königsaus. <strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> lehntesowohl Absolutismus und „Revolution<strong>von</strong> oben“ als auch „Revolution <strong>von</strong>unten“ ab, da beides seiner christlichenRechtsstaatsidee widersprach. <strong>Gerlach</strong>war bestrebt, die Monarchie zu rettenund der Revolution entgegenzutreten;er riet dem König ab, sich eine Verfassung<strong>von</strong> den Anhängern der Revolutionaufnötigen zu lassen. Auch diegesamtdeutsche Kaiserkrone sollte ernicht <strong>von</strong> ihnen annehmen, da diesdas Ende seiner Souveränität als Königbedeutet hätte. Als preußischen Ministerpräsidentenschlug <strong>Gerlach</strong> GrafBrandenburg vor, der daraufhin vomKönig in dieses Amt berufen wurde.Die Übernahme eigener unmittelbarerpolitischer Verantwortung durchÜbernahme eines Ministeramtes imKabinett Brandenburg lehnte <strong>Gerlach</strong>jedoch ab. 21g) <strong>Gerlach</strong>s Bruch mit Bismarck<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> und Otto<strong>von</strong> Bismarck waren lange Jahre – etwa<strong>von</strong> 1845 bis 1866 – Freunde und engeMitarbeiter gewesen. Wenn auch Bismarcksich nie der Konservativen Parteiangeschlossen hat, so hat er ihr dochbesonders in den ersten drei Jahrzehntennach ihrer Gründung nahe gestandenund mit deren leitenden Mitarbeiternenge Kontakte gepflegt. Schon vor demJahre 1866 hatte es zwar mehrfachernsthafte Meinungsverschiedenheitenzwischen <strong>Gerlach</strong> und Bismarck gegeben,da Bismarck schon damals nichtbereit war, die Zehn Gebote oder sonstigebiblische Normen als verpflichtendeGrundsätze staatlichen Handelnsanzuerkennen. „Eine andere Dogmatikals die der Zehn Gebote hat Bismarck<strong>von</strong> mir nie vorbringen hören in Beziehungauf seine Politik. Doch eben die8MBS Te x t e 90


<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong>: Politiker und Richter nach dem Gesetz GottesZehn Gebote ..., die sind ihm unerträglich“.22Der Bruch erfolgte im Jahre 1866,nachdem Bismarck den Plan gefassthatte, den bis dahin bestehenden DeutschenBund, der sich aus Preußen,Österreich und den deutschen MittelundKleinstaaten zusammensetzte, zubeseitigen, um einen deutschen Nationalstaatunter Ausschluss Österreichs zuerrichten. Bereits diese Zielsetzung alssolche lehnte <strong>Gerlach</strong> ab, da er Österreichnicht aus Deutschland hinausdrängenwollte und er im Übrigen auchan den durch den Wiener Kongressgeschaffenen territorialen Verhältnissenin Deutschland festhalten wollte. Einzusätzlicher entscheidender Gesichtspunktlag für ihn jedoch darin, dasssich Österreich und eine Reihe andererMitgliedsstaaten der Sprengungdes Deutschen Bundes widersetztenund Bismarck, um zu seinem Ziel zugelangen, gegen Österreich und seineVerbündeten Krieg führen musste undsich darüber hinaus zu diesem Zweckmit dem revolutionären Italien gegenÖsterreich verbündete.<strong>Gerlach</strong> veröffentlichte am08.05.1866 in der Kreuzzeitung einenArtikel „Krieg und Bundes-Reform“,worin er seinen Standpunkt mit denWorten einleitet: „Hüten wir uns vorder scheußlichen Irrlehre, als umfaßtenGottes heilige Gebote nicht auch dieGebiete der Politik, der Diplomatie unddes Krieges und als hätten diese Gebietekein höheres Gesetz als patriotischenEgoismus. – Justitia fundamentumregnorum!“. Trotz dieses Artikels undzahlreicher weiterer Bemühungen – u. a.versuchte er noch im letzten Augenblickbeim Kriegsminister Roon zu intervenieren– gelang es <strong>Gerlach</strong> nicht, dieDurchsetzung der Politik Bismarckszu verhindern. Im Gegenteil musste ererleben, dass die große Mehrheit derKonservativen Partei und der Redaktionder Kreuzzeitung sowie zahlreicheseiner politischen und persönlichenFreunde sich <strong>von</strong> ihm distanzierten undin das Lager Bismarcks überwechselten.Dennoch ließ sich <strong>Gerlach</strong> auch hierdurchnicht <strong>von</strong> seinem Standpunktabbringen.2 Was <strong>Gerlach</strong> uns alsChristen auch heute nochzu sagen hatSicherlich kann nicht jede politischeAnsicht <strong>Gerlach</strong>s zeitlose Anerkennungund Gültigkeit beanspruchen. So istz. B. sein langjähriges Festhalten aneiner ständischen Gliederung <strong>von</strong> Staatund Gesellschaft unserem heutigen ander Staatsform der Demokratie ausgerichtetenDenken fremd. Manche seinerAnsichten, wie z. B. die gelegentlichgeäußerte Meinung, dass nur Angehörigeneiner christlichen Kirche politischeRechte zustehen sollen oder die <strong>von</strong>ihm geforderte weit gehende Ausrichtungdes Staates an alttestamentlichenVorbildern müssen wohl auch grundsätzlichentheologischen Bedenkenbegegnen. In seinem politischen undjuristischen Denken hat er wohl auchdie Tatsache nicht genügend berück-Pr o m u n d i s 9


Thomas Zimmermannssichtigt, dass auch in den Staaten deschristlichen Abendlandes die wahrenChristen nur eine kleine Minderheitausmachen. Aber solche zeitbedingtenAuffassungen und theologischen Fragwürdigkeitendürfen nicht darüberhinwegtäuschen, dass das Denken undHandeln <strong>Gerlach</strong>s den Christen auch inunserer heutigen Zeit in vielerlei Hinsichtzum Vorbild dienen kann. EinigeGesichtspunkte sollen kurz dargestelltwerden:a) Christsein und politisches Handelnschließen einander nicht aus<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> hat verschiedenehohe staatliche Ämter innegehabt,dabei aber niemals seine Glaubens-und Gewissensüberzeugungenverleugnet oder faule Kompromissegeschlossen. Er war Mitbegründer einerpolitischen Partei und einer politischenTageszeitung.Vielfach hören wir demgegenüber inchristlichen Kreisen, dass politischesHandeln <strong>von</strong> Christen nicht dem WillenGottes entspreche. Begründet wirddiese Ansicht u. a. damit, dass dergesamte Bereich des Politischen nichtzum Reich Gottes, sondern zur Weltgehöre, die der Macht des Bösen unterstehtund <strong>von</strong> der die Christen sich fernzu halten hätten.Diesem Argument wäre jedoch entgegenzuhalten,dass die Bibel den Staatund damit auch das auf ihn sich beziehendepolitische Handeln nicht in ersterLinie als „Welt“ und grundsätzlich auchnicht als etwas Böses bewertet, sondernals eine <strong>von</strong> Gott selbst eingesetzte guteEinrichtung, die gerade die Aufgabehat, die Macht des Bösen in der Weltdurch ihre Rechtsordnung und Exekutivgewalteinzudämmen und zu bändigen,was aus Bibelstellen wie Röm 13,1ff. und 1. Petr 2,13 f. eindeutig hervorgeht.Auch die Bekenntnisschriftender beiden großen protestantischenKonfessionen erkennen das politischeHandeln <strong>von</strong> Christen, insbesonderedie Übernahme staatlicher Ämter, alserlaubt und sogar wünschenswert an,so z. B. in Art. 16 der Confessio Augustana(CA).b) Politisches Handeln muss sich anden Geboten Gottes orientieren<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> hat mitseinem gesamten Leben Zeugnis abgelegtfür eine an den Geboten Gottesorientierte Politik und Rechtsprechung.Auch was dies betrifft, hat er uns heutigenChristen mancherlei zu sagen:<strong>Gerlach</strong> hielt stets daran fest, dassGott den Menschen – und zwar nichtnur der christlichen Gemeinde – mitseinen Geboten auch auf den Gebieten<strong>von</strong> Innen- und Außenpolitik,Gesetzgebung und Rechtsprechungallgemein gültige und zeitunabhängigeWeisungen und Normen gegeben hat.Damit ist auf der einen Seite eine Politikunvereinbar, die nur an staatlichen,nationalen oder privatwirtschaftlichenInteressen ausgerichtet ist, wie auf deranderen Seite eine „wertfreie“ oder„ethisch neutrale“ Politik, für die inerster Linie wirtschaftliche und technischeZiele und deren Machbarkeit imVordergrund stehen. Für <strong>Gerlach</strong> gab10MBS Te x t e 90


<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong>: Politiker und Richter nach dem Gesetz Gotteses nicht nur „Christen in der Politik“,sondern auch eine christliche Politik;eine Politik oder ein Menschenbild, diesich zwar „christlich“ nennen, es aber inWirklichkeit nicht sind, weil sie nichtmit den entsprechenden biblischenAussagen und Normen übereinstimmen,hätte er scharf verurteilt.Zugleich erkannte <strong>Gerlach</strong> die Notwendigkeitstaatlicher Machtausübungan; die heute auch unter Christen weitverbreitete – und zu <strong>Gerlach</strong>s Zeit etwa<strong>von</strong> Leo Tolstoi vertretene – Ansicht,die unter Berufung auf die Bergpredigtdas „Schwertamt“ des Staates ablehnt,Gewaltlosigkeit und wehrlose Hinnahmedes Unrechts fordert, lehnte erentschieden ab.Besonders wichtig war für <strong>Gerlach</strong> dieVerpflichtung des Staates zu Wahrheitund Gerechtigkeit. Sie zu üben hatte erals Gerichtspräsident in hohem MaßeGelegenheit. Selbst <strong>von</strong> politischenGegnern wurde seine Gerechtigkeit undUnparteilichkeit als Präsident des AppellationsgerichtsMagdeburg anerkannt.So stellte die für den linken Flügel desLiberalismus streitende „FrankfurterZeitung“ in ihrem Nachruf fest, dassam Magdeburgischen Appellationsgerichtniemals ein Richter wegen seinerpolitischen Gesinnung zurückgesetztwurde und Tendenzprozesse undenkbargewesen seien. 23 Auch Übergriffeder Polizei, die – insbesondere in den1850er Jahren – oftmals eigenmächtigeInhaftierungen ohne Benachrichtigungder Staatsanwaltschaft vornahm, hater scharf gerügt und, wann immer esihm möglich war, zu bekämpfen versucht.24 <strong>Gerlach</strong> selbst äußerte sich zuseiner Verpflichtung zur Gerechtigkeitals Richter wie folgt: „Es ist für micheine heilige Pflicht, jedes gute Recht,– ... es stehe dem einen oder anderenMenschen, der einen oder anderen Parteizu –, jedes gute Recht zur Geltungzu bringen, so weit ich kann; ich verletzemein Gewissen, wenn ich es nichttue. Ich kann fehlen und fehle oft, aberder Wille muß immer da sein, sonst binich nicht wert, daß ich in meinem Amtbleibe“. 25 Dieser Satz wäre auch sämtlichenderzeitigen bundesdeutschenRichtern zum Nachdenken zu empfehlen!c) Der Erfolg darf nie oberster Maßstabunseres Handelns sein<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> standzwar mit seinen Ansichten niemalsvöllig allein; er hatte immer einigetreue Freunde, die ihn auf seinem Wegbegleiteten und in den oft heftigenund polemisch geführten Auseinandersetzungenauf seiner Seite standen.Aber es lässt sich wohl nicht bestreiten,dass er sich (etwa in der Frage derBindung der Machtausübung an dieGebote Gottes, um nur ein Beispiel zunennen) meistens im Widerspruch zuden vorherrschenden Ansichten undden mächtigsten Männern seiner Zeit(und vielleicht sogar jeder Zeit) befand.Dementsprechend wurde er häufigangefeindet und der äußerlich sichtbareErfolg seines politischen Wirkens wareher gering. Es sei hier nur noch einmalan seine schwere Niederlage gegenBismarck im Jahre 1866 erinnert, wo esPr o m u n d i s 11


Thomas Zimmermannsihm nicht nur nicht gelang, die Durchsetzung<strong>von</strong> Bismarcks Plänen zu verhindern,sondern es auch erleben musste,dass ein großer Teil seiner Freundeund politischen Weggefährten in dasLager Bismarcks überging. Aber Erfolgoder Misserfolg waren für <strong>Gerlach</strong> prinzipiellzweitrangig; entscheidend warfür ihn, dass er die richtige Sache verfochtund Gott damit gehorsam war. Indiesem Sinne äußerte er sich etwa 1849gegenüber Wilhelm <strong>von</strong> Kügelgen, dasser seine Pflicht tue, möge daraus werden,was Gott gefällt; es mache ihmFreude, sich zur Wahrheit zu bekennen,und es sei schöner, für eine gute Sacheunterzugehen als mit einer schlechtenzu prosperieren (Erfolg zu haben; Th.Z.)und Kügelgen merkte dazu an: „Ganzohne Hoffnung und in der Erwartungunterzugehen, faßte er dennochsein Werk kräftig an, und Gott hat esgesegnet“. 26 Motiv seines Handelns warnicht zuletzt die Erkenntnis, dass Gottnicht nur Gesetzgeber, sondern auchHerr der Geschichte und Richter ist,der die Macht hat, die schwer wiegendeund systematische Übertretung seinerGebote in einem Staat mit Strafgerichtenzu ahnden. Es ging <strong>Gerlach</strong> beiseinem Handeln also auch darum, einStrafgericht Gottes über sein Vaterlandabzuwehren. 27Auch diese Festigkeit und Überzeugungstreuesollte uns zum Vorbilddienen in einer Zeit, in der – auch <strong>von</strong>Christen – biblische Grundsätze inPolitik und Gemeinde zugunsten derVerwirklichung des „Machbaren“ odergar „um Schlimmeres zu verhindern“bedenkenlos über Bord geworfen werden.Und wir sollten uns als Christenauch fragen lassen, ob wir bereit sind,mit Paulus zu sagen: „ ... sondern inallem erweisen wir uns als DienerGottes: in großer Geduld, in Trübsalen,in Nöten, in Ängsten ... , in Ehreund Schande; in bösen Gerüchten undguten Gerüchten, als Verführer unddoch wahrhaftig“ (2. Kor 6,4.8). Odergehören wir womöglich zu denen, die,um mit Austin Farrer zu sprechen, „jedeStellung räumen, wenn es heißt, dasFeld sei bei den Bergen hinten besserzu halten“ und die „so sehr gewillt sind,<strong>von</strong> ihren Feinden zu lernen, daß fürdie Not der Freunde keine Kraft mehrbleibt“? 28SchlussbemerkungAls zusammenfassende Würdigungder Persönlichkeit <strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong><strong>Gerlach</strong> möge folgender Satz <strong>von</strong> Hans-Joachim Schoeps, dem 1980 verstorbenendeutsch-jüdischen Berliner Historikerdienen:„<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> war eintief gläubiger Christ mit einem frommen,aber leicht verwundbaren Gemüt,einem unbeugsamen, streitbaren Geistund einem mutigen Herzen“. 29 Und ichglaube dass wir als Christen, wenn wirGott gehorsam bleiben wollen, einigedieser Eigenschaften besitzen sollten.12MBS Te x t e 90


<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong>: Politiker und Richter nach dem Gesetz GottesAnmerkungen1Kreuzzeitungs-Rundschau (KZR), August1851; zitiert bei Hans-Joachim Schoeps, Dasandere Preußen, Haude & Spener, Berlin, 5.Aufl. 1981, S.11.2Vergl. dazu näher Thomas Schirrmacher, DerRömerbrief, Reformatorischer Verlag Beese,Hamburg, 2. Aufl. 2001, Bd. 2, S.223.3So Eugen Jedele, Die kirchenpolitischenAnschauungen des E. L. <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong>, Tübingen1910, S.20.4nach lutherischer Zählweise.5Evangelische Kirchenzeitung (EKZ) 1831,S.231, 645 u. ö.6KZR Februar 1852, zitiert bei Schoeps aaO,S.15.7Vergl. Schirrmacher aaO, Bd. 2, S.27. Währenddas Moralgesetz bestimmt, welches Verhaltenerlaubt und welches ethisch verwerflich ist, regeltdas Judizialgesetz die Frage, welche der ethischverwerflichen Verhaltensweisen strafwürdig sindoder sonstige Rechtsfolgen wie z. B. Schadensersatzauslösen. Ferner regelt es Art und Höhe derStrafen sowie die Grundzüge des Staatsaufbaus.Die Fortgeltung des Judizialgesetzes ist allerdingsauch innerhalb der reformierten Theologieumstritten; vergl. Schirrmacher aaO.8Schoeps aaO, S.10.9EKZ 1836, S.275.10Schoeps aaO, S.12.13zitiert nach Jakob <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong>, Aufzeichnungenaus seinem Leben, Schwerin 1903, Bd. 1,S.288.14Huntemann aaO, S.74.15Schoeps aaO, S.11.16vergl. etwa Hans-Christof Kraus, <strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong><strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong>, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen,Teil 1, 1994, S.495.17zitiert bei Schoeps aaO, S.51.18Jakob <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong> aaO, Bd. 1, S.174.19Kreuzzeitung 1848, Nr. 45, Beilage.20KZR Juli 1848, zitiert bei Schoeps aaO, S.41.21Vergl. dazu näher Kraus aaO, Teil 1, S.446 f.22Jakob v. <strong>Gerlach</strong> aaO, Bd. 2, S.276.23Schoeps aaO, S.85.24Kraus aaO, Teil 1, S.341.25<strong>Ernst</strong> <strong>Ludwig</strong> <strong>von</strong> <strong>Gerlach</strong>, Fünf Reden überdie Kirchengesetze, Berlin 1873, S.15.26Wilhelm <strong>von</strong> Kügelgen, Lebenserinnerungendes Alten Mannes, Verlag <strong>von</strong> K. F. Koehler,Leipzig, 1923, S.262 f.27Vergl. Kraus aaO, Teil 2, S.922 f.28Garth Lean/Arnold Lunn, Christen offensiv,Brunnen-Verlag Gießen und Basel, 1971, S.6.29Schoeps aaO, S.55.11Vergl. etwa Georg Huntemann, Gottes Gebotoder Chaos – Was bringt Europas Zukunft?,Verlag der Liebenzeller Mission, Lahr, 1992,S.74 ff.12In diesem Sinne etwa Walter Künneth, DerChrist als Staatsbürger, R. Brockhaus-Verlag,Wuppertal, 1984, S.31; vergl. dazu näher ThomasZimmermanns, Grundriss der politischen Ethik,Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn, 2.Aufl. 2004, S.54 ff.Pr o m u n d i s 13


Thomas ZimmermannsÜber den AutorÜber den AutorThomas Zimmermanns, Jahrgang 1958, studierte Rechtswissenschaft,war Rechtsanwalt und arbeitet derzeit als freierSchriftsteller zu juristischen, theologischen und politischenThemen. Er ist Autor mehrerer Bücher und zahlreicher weitererPublikationen auf diesen Gebieten und ist Mitarbeiterder Stadtmission Köln-Nippes.14MBS Te x t e 90


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