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Heimische Wildpflanzen und deren Förderung in Gartenanlagen

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sie ansonsten stets <strong>in</strong> Gefahr s<strong>in</strong>d, von konkurrenzstärkeren, mit Dünger geförderten Arten überwuchert zu<br />

werden. Hier gilt es, den zeitlichen <strong>und</strong> qualitativen Pflegeaufwand richtig e<strong>in</strong>zuschätzen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong> realistisches<br />

Verhältnis zu den eigenen Zielen sowie zu den f<strong>in</strong>anziellen Mitteln zu setzen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e den persönlichen<br />

Möglichkeiten angemessene Pflanzung vorzunehmen.<br />

Natur <strong>und</strong> Kunst<br />

E<strong>in</strong>e bewusste, durchaus nach subjektiven Kriterien getroffene Pflanzenwahl zeigt bereits, dass es nicht Ziel<br />

se<strong>in</strong> kann, e<strong>in</strong> grünes Chaos sich selbst überlassener Natur zu schaffen, sondern e<strong>in</strong>en Teil gestalteter <strong>und</strong><br />

gepflegter Umwelt - e<strong>in</strong>en Garten.<br />

Im naturnahen Gestaltungsprozess orientieren wir uns e<strong>in</strong>erseits an den natürlichen Pflanzengeme<strong>in</strong>schaften<br />

<strong>und</strong> ihren spezifischen Standorten. Andererseits br<strong>in</strong>gen wir auch unsere eigenen,<br />

persönlichen Gestaltungsideen mit e<strong>in</strong> <strong>und</strong> experimentieren mit Farben, Formen <strong>und</strong> Kontrasten. Wir fügen<br />

die "Wildheit" - das ungestüme Wachsen der Pflanzen - <strong>und</strong> das menschliche Verlangen nach Ordnung <strong>und</strong><br />

Harmonie zu e<strong>in</strong>er ansprechenden, reizvollen Komposition zusammen. Auch wenn e<strong>in</strong> verwildertes Gelände<br />

<strong>in</strong> schlichter Unberührtheit e<strong>in</strong>en beson<strong>deren</strong> Charme ausstrahlt, wollen wir über das re<strong>in</strong> Natürliche h<strong>in</strong>aus<br />

Akzente setzen <strong>und</strong> das ganze Ersche<strong>in</strong>ungsbild mehr oder weniger sanft lenken. Dies geschieht zum e<strong>in</strong>en<br />

durch die Pflanzung selbst, wie auch später durch sukzessions-steuerndes, pflegendes E<strong>in</strong>greifen.<br />

Man kann sagen der Mensch darf der Natur zur Erreichung e<strong>in</strong>es malerischen E<strong>in</strong>drucks h<strong>in</strong> <strong>und</strong> wieder auf<br />

die Sprünge helfen oder wie Ludwig von Sckell, namhafter Gartengestalter des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, es<br />

ausdrückte: "... Das Bestreben der Natur passt vorzüglich dah<strong>in</strong>, ihren Pflanzen jene Stellen anzuweisen,<br />

wo sich diese ernähren <strong>und</strong> verbreiten können, ohne Rücksicht, ob sich gerade diejenigen, die sie <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung br<strong>in</strong>gt, malerisch ausdrücken oder nicht. Alle<strong>in</strong> die Kunst bemüht sich, beides zu erreichen."<br />

<strong>Wildpflanzen</strong> an sonnigen, trockenen, nicht humusierten Standorten<br />

Zahlreiche heimische Wildstauden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Art <strong>und</strong> ihrem Aufbau auf warme, trockene, nährstoffarme<br />

Standorte spezialisiert <strong>und</strong> können dort auch längere Trockenperioden problemlos überdauern. Wir f<strong>in</strong>den sie<br />

beispielsweise <strong>in</strong> Kiesgruben, an Trockenborden, ste<strong>in</strong>igen Wegrändern, wie auch auf Kies- <strong>und</strong><br />

Brachflächen <strong>in</strong> unseren Städten <strong>und</strong> Siedlungen. Doch es fällt auf, dass solche "wilden" Flächen <strong>in</strong> den<br />

schweizerischen Landschafts- <strong>und</strong> Siedlungsräumen nur noch selten zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Umsomehr sollten wir<br />

die verdrängte Natur <strong>in</strong> unsere Gärten <strong>und</strong> Siedlungen zurückholen, um unseren heimischen Tieren <strong>und</strong><br />

Pflanzen neuen Lebensraum zu bieten. Für trockenheitsliebende <strong>Wildpflanzen</strong> müssen zunächst folgende<br />

natürliche Standortbed<strong>in</strong>gungen erfüllt se<strong>in</strong>:<br />

• Licht <strong>und</strong> Wärme<br />

• so wenig Nährstoffe wie möglich, das heisst: ste<strong>in</strong>ig-kiesiger, auch sandiger Standort<br />

(im übrigen gelangen heutzutage enorme <strong>in</strong> der Luft bef<strong>in</strong>dliche Mengen an düngerwirksamen Stickstoff<br />

<strong>und</strong> Phosphor <strong>in</strong> den Boden)<br />

• gelegentliche Wasserzufuhr bei langer Trockenheit<br />

• ke<strong>in</strong>e konkurrenzstarken Wucherpflanzen <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe<br />

Strukturierung des Geländes<br />

Zunächst geben wir der zu planenden Fläche e<strong>in</strong>e grobe Struktur oder setzen uns mit der bereits<br />

vorhandenen gedanklich ause<strong>in</strong>ander (Geländemodellierungen, kle<strong>in</strong>e Baulichkeiten, Mauern, Wege, Plätze,<br />

Gehölze). Sodann legen wir die Wildstaudenflächen fest <strong>und</strong> fügen die Fe<strong>in</strong>strukturen e<strong>in</strong> (grobe <strong>und</strong> fe<strong>in</strong>e<br />

Kiesflächen, Sandflächen, Gliederung durch F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>ge, Leseste<strong>in</strong>haufen, Wurzelstöcke, Kle<strong>in</strong>gehölze). Es ist<br />

von Vorteil, die Wildstaudenpflanzungen nicht isoliert anzulegen; sie sollten nach Möglichkeit mit an<strong>deren</strong><br />

naturnahen Lebensräumen verzahnt (z.B. Blumenwiesen, Gehölzsäume etc.), mit Wegen <strong>und</strong> Treppen<br />

durchzogen oder durch E<strong>in</strong>zelbäume aufgelockert se<strong>in</strong>. Ausgedehnte Wildstaudenflächen vermitteln e<strong>in</strong>en<br />

unvergleichlich <strong>in</strong>teressanteren optischen E<strong>in</strong>druck als kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelflächen, wobei das Relief <strong>und</strong> die<br />

unmittelbare Umgebung e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle spielen. Je grösser die Anlage, umso unterschiedlichere<br />

E<strong>in</strong>zelstandorte können gestaltet werden <strong>und</strong> umso vielfältiger darf die Pflanzenauswahl se<strong>in</strong>. Die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Standorte können thematisiert werden, beispielsweise Frühl<strong>in</strong>g, Herbst, Farbe, Gräser, "Wilde Flur", Steppe<br />

usw. Was nach gestalterischem Kunstgriff aussieht, ist jedoch nichts anderes als der Natur nachempf<strong>und</strong>en.<br />

Meist f<strong>in</strong>den wir auch an natürlichen Standorten e<strong>in</strong>e Pflanzenordnung vor, welche e<strong>in</strong> Thema angibt oder<br />

uns am Ort "wie geplant" ersche<strong>in</strong>t. Diese Pflanzenhierarchie nehmen wir auf <strong>und</strong> gliedern die<br />

Pflanzflächen <strong>in</strong> Leit-, Begleit- <strong>und</strong> Unterpflanzungsstauden.<br />

Leitstauden s<strong>in</strong>d hohe, kräftige Pflanzen mit eher auffallenden Farben <strong>und</strong> sollten den Hauptakzent <strong>in</strong> der<br />

Pflanzung setzen, das Thema angeben.<br />

Unter Begleitstauden verstehen wir mittelhohe Pflanzen, die zu den Leitstauden <strong>in</strong> Beziehung stehen, sei<br />

es, um sie zu untermalen oder den Kontrast herauszubilden. Während Leitstauden punktuell gesetzt werden,<br />

ordnen wir die Begleitstauden eher flächig <strong>und</strong> <strong>in</strong> grösserer Anzahl an.<br />

Die niedrig bleibenden Unterpflanzungsstauden werden sodann zum entsprechenden Thema<br />

h<strong>in</strong>zugesetzt. Ihre Entwicklung könnte aber auch alle<strong>in</strong> der Natur überlassen bleiben; es wäre abzuwarten,<br />

was sich von selbst e<strong>in</strong>stellt, um später, bei der Pflege, zu entscheiden, welche der Bodenpflänzchen aus<br />

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