EUR - USD
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US-Prognosen<br />
aktuell Sep.07 Dez.07 Jun.08<br />
<strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> 1,346 1,35 1,36 1,30<br />
<strong>USD</strong> 3M-Zins 5,4% 5,4% 5,4% 5,5%<br />
<strong>EUR</strong> 3M-Zins 4,2% 4,4% 4,7% 4,9%<br />
<strong>USD</strong> 10J Rendite 5,2% 5,1% 5,3% 5,5%<br />
US-Prognosen<br />
2005 2006 2007e 2008f<br />
BIP, % p.a. 3,2 3,3 2,0 2,9<br />
VPI, % p.a. 3,4 3,2 3,0 2,6<br />
Kerninflation, % p.a. 2,2 2,5 2,3 2,2<br />
Leistungsbilanz* -6,4 -6,5 -6,3 -6,0<br />
<strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> avg. 1,24 1,26 1,34 1,32<br />
e: Schätzung; f: Prognose<br />
* in % des BIP<br />
Quelle: Thomson Financial Datastream, Raiffeisen<br />
RESEARCH<br />
Technische Analyse:<br />
Ab Überschreiten 50-Tage Durchschnittslinie<br />
(1,3500): erneuter Test des Hauptwiderstandes<br />
bei 1,3670. Sollte dieser Widerstand bei<br />
1,3500 nicht genommen werden können:<br />
Verkauf ab 1,3370 mit Ziel 1,3150 (Test der<br />
200-Tage Durchschnittslinie).<br />
<strong>USD</strong> pro <strong>EUR</strong><br />
Quelle: Reuters, Raiffeisen RESEARCH<br />
Analyst<br />
Valentin Hofstätter, CFA<br />
valentin.hofstaetter@raiffeisenresearch.at<br />
Gottfried Steindl, CIIA<br />
gottfried.steindl@raiffeisenresearch.at<br />
Technische Analyse<br />
Klemens Hrovath, CEFA<br />
klemens.hrovath@raiffeisenresearch.at<br />
<strong>EUR</strong> - <strong>USD</strong><br />
Währungsanalyse<br />
Kernaussagen<br />
25. Juni 2007<br />
� Nachdem <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> Anfang des zweiten Quartals (parallel<br />
zum Einpreisen von US-Zinssenkungen) wie erwartet in<br />
Spitzen auf über 1,35 aufwerten konnte, hat seit Mai der<br />
rasche Wechsel der Marktmeinung hin zu steigendem US-<br />
Konjunkturoptimismus und einem Auspreisen von US-<br />
Zinssenkungen auch <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> wieder unter Druck gebracht.<br />
� Die Chancen stehen aber gut, dass damit das Tief der bisherigen<br />
<strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong>-Korrektur fürs erste bereits hinter uns liegt:<br />
Denn in den kommenden Monaten besteht datenseitig wenig<br />
Grund, dass der Markt gleich ins andere Extrem überschießt<br />
und sich auf eine erste US-Zinsanhebung einstellt (was<br />
<strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> leicht auf 1,30 brächte).<br />
� Es gibt vielmehr noch genug Schwäche in der US-Wirtschaft,<br />
um eine solche US-Zinsanhebung heuer extrem unwahrscheinlich<br />
zu machen, während die EZB die Zinsen weiter<br />
(und stärker als derzeit noch vom Markt eingepreist) anheben<br />
und den <strong>EUR</strong> unterstützen wird.<br />
� Die Zinsdifferenz <strong>EUR</strong>-<strong>USD</strong> sollte sich deshalb nach der jüngsten<br />
Abwärtskorrektur bis Jahresende wieder zu Gunsten des<br />
<strong>EUR</strong> entwickeln, was eine neuerliche Rückkehr zu Niveaus<br />
über 1,35 in diesem Zeitraum recht wahrscheinlich macht.<br />
� Erst wenn die EZB-Zinsanhebungen dann vollständig eingepreist<br />
sind und die US-Notenbank Anstalten macht, die US-<br />
Zinsen noch weiter nach oben zu schrauben (unserer<br />
Meinung nach erst ein Szenario für 2008), droht <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong><br />
wieder eine ausgeprägte Abwärtskorrektur, die dann durchaus<br />
auch unter 1,30 führen kann.<br />
1 Siehe unsere wöchentliche FX-Publikation "Fokus FX"!
Relative Zinsentwicklung<br />
begünstigt heuer noch den <strong>EUR</strong><br />
Nachdem <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> Anfang des zweiten Quartals<br />
(parallel zum Einpreisen von US-Zinssenkungen)<br />
wie erwartet in Spitzen auf über 1,35 aufwerten<br />
konnte, hat seit Mai der rasche Wechsel der<br />
Marktmeinung hin zu steigendem US-Konjunkturoptimismus<br />
und dem Auspreisen von US-Zinssenkungen<br />
auch <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> rascher als ursprünglich<br />
erwartet wieder unter Druck gebracht; zwischenzeitig<br />
notierte <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> bereits auf dem<br />
Niveau unserer September-Prognose von 1,33.<br />
Der Schlüsselfaktor für die weitere Entwicklung von<br />
<strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> wird unserer Meinung nach - wie schon<br />
in den letzten Jahren zu beobachten - weiterhin die<br />
Entwicklung des relativen Zinsausblicks<br />
USA/Euroland bleiben.<br />
Schöner Gleichlauf<br />
-0.40<br />
-0.60<br />
-0.80<br />
-1.00<br />
-1.20<br />
-1.40<br />
-1.60<br />
-1.80<br />
-2.00<br />
2005 2006 2007<br />
Anleiherendite-Differenz (2J) DE-USA<br />
<strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> (r. Skala)<br />
Quelle: Thomson Financial Datastream<br />
1.40<br />
1.35<br />
1.30<br />
1.25<br />
1.20<br />
1.15<br />
Wie die obige Grafik anschaulich zeigt, folgt die<br />
Entwicklung von <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> nun schon seit Jahren 1<br />
der vom Markt erwarteten Zinsdifferenz 2 .<br />
1 Es ist richtig, dass dieser enge Zusammenhang zwischen relativer Zinsentwicklung<br />
und <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> in den Jahren unmittelbar vor und nach der<br />
Jahrtausendwende nicht beobachtbar war. Das lag unserer Meinung<br />
nach daran, dass damals Aktienzuflüsse und ausländische Direktinvestitionen<br />
in die USA eine viel größere Rolle zur Finanzierung des US-<br />
Leistungsbilanzdefizits spielten. Inzwischen wird dieses Defizit aber praktisch<br />
nur mehr über Zuflüsse in Zinsprodukte finanziert, was die in den<br />
letzten Jahren zunehmend beobachtbare starke Abhängigkeit der <strong>USD</strong>-<br />
Entwicklung vom Zinsausblick verständlich macht. Da die von uns erwartete<br />
US-Konjunkturabschwächung kaum ein Anlass für ausländische Investoren<br />
sein wird, ihre Aktienkäufe bzw. Direktinvestitionen in den USA dramatisch<br />
zu erhöhen, sollte diese Beziehung auch in den nächsten zwölf<br />
Monaten stabil bleiben.<br />
2 In obigem Chart konkret: Die Differenz der (Sekundärmarkt-)Anleiherenditen<br />
mit zwei Jahren Restlaufzeit, die im Wesentlichen die<br />
Leitzinserwartungen des Marktes widerspiegeln.<br />
<strong>EUR</strong> - <strong>USD</strong><br />
Der Hauptteil dieser <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong>-Analyse wird sich<br />
deshalb mit der Analyse und Prognose der<br />
Zinsentwicklung in den USA und Euroland beschäftigen<br />
(müssen), um aus der relativen Zinsentwicklung<br />
(bzw. der wahrscheinlichen Entwicklung<br />
der vom Markt erwarteten Zinsdifferenz) eine<br />
Prognose für <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> abzuleiten.<br />
US-Konjunktur hat Trendwende<br />
geschafft<br />
Alle Anzeichen sprechen dafür, dass die US-<br />
Wirtschaft trotz des Einbruchs am Immobilienmarkt<br />
noch einmal mit einem blauen Auge davon kommt.<br />
Zwar lag das reale Wirtschaftswachstum im ersten<br />
Quartal mit annualisiert 0,6 % nur noch knapp über<br />
Null. Das stellte aber bereits den konjunkturellen<br />
Tiefpunkt dar, und schon im zweiten Quartal ist mit<br />
einer deutlichen Belebung des Wirtschaftswachstums<br />
zu rechnen. Und das obwohl sich die meisten<br />
Immobilienmarktdaten nach wie vor auf 15-<br />
Jahrestiefständen befinden, und die Immobilienpreisrückgänge<br />
sich noch bis zur Jahreswende fortsetzen<br />
dürften (wobei einige Preisindikatoren<br />
bereits jetzt den stärksten Preisrückgang seit mehreren<br />
Jahrzehnten verzeichnen!).<br />
Rezession am Immobilienmarkt<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
-20<br />
-40<br />
-60<br />
72 76 80 84 88 92 96 00 04<br />
Preise bestehender Wohnimmobilien, % p.a. (r. Skala)<br />
Baugenehmigungen, % p.a.<br />
Quelle: Thomson Financial Datastream<br />
Der private Konsum blieb bisher aber davon bemerkenswert<br />
unbeeindruckt; er wuchs im ersten Quartal<br />
weiterhin mit über 4 %, und auch in den kommenden<br />
Quartalen ist - trotz absehbarer Abkühlung -<br />
angesichts des starken Arbeitsmarktes mit einem<br />
robustem Konsumwachstum über 2 % zu rechnen.<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
2
Konsum trotzt Rezession am Bau<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06<br />
USA Aktivitätsindex Immobilienmarkt (r. Skala)<br />
Privater Konsum, % p.a.<br />
Quelle: Thomson Financial Datastream<br />
Ebenso beeindruckend verhält sich auch der<br />
Arbeitsmarkt selbst, der trotz einem bis jetzt schon<br />
vier Quartale in Folge unterdurchschnittlichem BIP-<br />
Wachstum immer noch keinerlei Schwächezeichen<br />
erkennen lässt.<br />
Das vielversprechendste Indiz für die schon seit längerem<br />
prognostizierte Wachstumserholung der US-<br />
Wirtschaft nach dem Tiefpunkt im ersten Quartal<br />
stellt aber die starke Erholung der wichtigsten<br />
Konjunkturvorlaufindikatoren (z.B. ISM-Indices) dar,<br />
die sich inzwischen bereits wieder in einem Bereich<br />
befinden, der starkes Wachstum signalisiert.<br />
Konjunkturtief liegt hinter uns<br />
64<br />
62<br />
60<br />
58<br />
56<br />
54<br />
52<br />
50<br />
48<br />
2004 2005 2006 2007<br />
US reales BIP, % p.q. annualisiert (r. Skala)<br />
US ISM Index Industrie<br />
Quelle: Thomson Financial Datastream<br />
Potenzial -<br />
wachstum<br />
Auf Grund der immer noch schrumpfenden Bauwirtschaft<br />
und des verzögert wirkenden Bremseffekts<br />
der sinkenden Immobilienpreise auf den privaten<br />
Konsum wird es zwar (von einzelnen Ausreißern<br />
Prognose<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
<strong>EUR</strong> - <strong>USD</strong><br />
abgesehen) wahrscheinlich noch einige Quartale<br />
dauern, bis sich das US-Wirtschaftswachstum wieder<br />
nachhaltig über 3 % etablieren kann. Auch ein<br />
leichter Anstieg der Arbeitslosenrate ist bis Jahresende<br />
durchaus realistisch. Eine Gefährdung für die<br />
US-Wirtschaft wird das aber nicht mehr darstellen -<br />
das "Soft-Landing" scheint geglückt zu sein.<br />
Erfreulich auch, dass die Inflationsentwicklung dieses<br />
Bild nicht trüben dürfte: Zwar ist die allgemeine<br />
Inflationsrate (Verbraucherpreisindex, VPI) Energiepreis<br />
bedingt mit zuletzt 2,7 % p.a. recht hoch und<br />
dürfte im zweiten Halbjahr auf Grund des Basiseffekts<br />
aus dem Vorjahr weiter steigen; die für die<br />
Finanzmärkte wichtigere VPI-Kerninflation (zuletzt<br />
2,2 % p.a.) sollte aber (vor allem angesichts der<br />
weiter fallenden Mietpreisinflation) in den nächsten<br />
Monaten auf die 2%-Marke absinken.<br />
Kerninflationsabbau setzt sich fort<br />
6.50<br />
6.00<br />
5.50<br />
5.00<br />
4.50<br />
4.00<br />
3.50<br />
95 97 99 01 03 05 07<br />
VPI Kerninflation (r. Skala) Arbeitslosenquote<br />
Quelle: Thomson Financial Datastream<br />
US-Zinssenkungen damit kein<br />
Thema mehr<br />
3.50<br />
3.00<br />
2.50<br />
2.00<br />
1.50<br />
1.00<br />
In den USA hatte das Ausbleiben einer Verschlechterung<br />
am US-Arbeitsmarkt bei gleichzeitig<br />
stark steigenden Konjunkturvorlaufindikatoren<br />
bereits im Mai die Aussicht auf Zinssenkungen der<br />
US-Notenbank zunichte gemacht, weshalb wir seit<br />
Mitte Mai von unveränderten US-Leitzinsen auf<br />
Jahressicht ausgehen. Selbst wenn sich der Arbeitsmarkt<br />
in den kommenden Monaten als nachlaufender<br />
Indikator noch etwas verschlechtert, wird das in<br />
einem Umfeld steigender Konjunkturvorlaufindikatoren<br />
die US-Notenbank wenig beeindrucken. Da<br />
gleichzeitig aber das Wirtschaftswachstum im<br />
Schnitt der nächsten Quartale wohl noch unter dem<br />
Potenzial von rund 3,2 % bleiben dürfte, und die<br />
Prognose<br />
3
VPI-Kerninflation vorerst weiter rückläufig bleibt (in<br />
Richtung 2,0 %, die PCE-Kerninflation sogar deutlich<br />
unter 2,0 %), ist eine erste Zinsanhebung der<br />
Fed heuer kaum vorstellbar. Aus heutiger Sicht ist<br />
es allerdings recht wahrscheinlich, dass sich das<br />
Wachstum 2008 weiter verbessert, und die VPI-<br />
Kerninflation dann wieder leicht ansteigt (zurück in<br />
Richtung 2,3 - 2,5 % und damit wieder deutlich<br />
über die "Wohlfühlgrenze" der Fed von 2,0 %).<br />
Damit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der<br />
nächste Zinsschritt der Fed im Jahresverlauf 2008<br />
eine Zinsanhebung (auf 5,5 %) sein wird.<br />
Euroland boomt<br />
Das Wirtschaftswachstum im Euroraum fiel im<br />
ersten Quartal mit 0,6 % p.q. im Rahmen unserer<br />
Erwartungen aus, die qualitative Zusammensetzung<br />
war dabei überzeugend. Vor allem Deutschland<br />
konnte positiv überraschen - der durch die Anhebung<br />
der Mehrwertsteuer bedingte Rückgang<br />
beim privaten Konsum wurde durch boomende<br />
Investitionen kompensiert.<br />
Investitionen in Hochstimmung!<br />
7,5<br />
6,0<br />
4,5<br />
3,0<br />
1,5<br />
0,0<br />
-1,5<br />
-3,0<br />
-3,0<br />
Q1 95 Q1 97 Q1 99 Q1 01 Q1 03 Q1 05 Q1 07<br />
BIP real, % p.a. Privater Konsum, % p.a.<br />
Investitionen, % p.a.<br />
Quelle: Thomson Financial Datastream<br />
7,5<br />
6,0<br />
4,5<br />
3,0<br />
1,5<br />
0,0<br />
-1,5<br />
Die hohe Zuversicht der Unternehmen sowie die<br />
weit überdurchschnittliche Kapazitätsauslastung lassen<br />
auf kein rasches Abreißen der Investitionsnachfrage<br />
in Deutschland sowie im gesamten<br />
Euroraum schließen. Auch die gute Gewinnlage<br />
spricht für ein Anhalten der Investitionstätigkeit und<br />
reduziert zudem den Fremdfinanzierungsaufwand<br />
und somit die Bremseffekte der steigenden Zinsen.<br />
Die gute Auftragslage schlägt sich schon seit<br />
Monaten positiv auf den Arbeitsmarkt nieder. Der<br />
Beschäftigungsstand wird auch in den kommenden<br />
<strong>EUR</strong> - <strong>USD</strong><br />
Quartalen weiter anziehen und die Arbeitslosenrate<br />
der Eurozone erstmals unter die 7 %-Marke sinken.<br />
Die Lohnabschlüsse der letzten Monate garantieren<br />
solide reale Verdienstzuwächse. Den Hänger<br />
bei der Konsumnachfrage in Deutschland sowie in<br />
der Eurozone im ersten Quartal sehen wir nur als<br />
temporär an. Umfragen unter Konsumenten signalisieren,<br />
dass sich die Kauflust der privaten<br />
Haushalte bald merklich steigern sollte.<br />
Konsum mit Nachholbedarf!<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
-15<br />
-20<br />
-25<br />
-1,0<br />
1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007<br />
Konsumentenvertrauen<br />
Privater Konsum, % p.a. (r. Skala)<br />
Quelle: Thomson Financial Datastream<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
Wir gehen von einer typischen Abfolge der Wachstumstreiber<br />
in einem dauerhaften Aufschwung aus.<br />
War es in der jüngsten Vergangenheit die hohe<br />
Exportnachfrage, die den aktuellen Investitionsschub<br />
auslöste, so wird die damit verbundene Aufhellung<br />
am Arbeitsmarkt in weiterer Folge den privaten<br />
Konsum aufblühen lassen. In Summe erwarten<br />
wir uns ein ausgesprochen erfreuliches Jahr<br />
2007 und setzen unsere BIP-Wachstumsprognose<br />
für den Euroraum weiterhin bei 3,1 % an. Auch<br />
nächstes Jahr erwarten wir uns mit 2,6 % ein merklich<br />
überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum,<br />
wobei gerade die erste Jahreshälfte durch hohe<br />
Zuwachsraten bei der privaten Konsumnachfrage<br />
geprägt sein dürfte.<br />
Die bislang bekannten Lohnanhebungen sehen wir<br />
durch Produktivitätszuwächse vertretbar und als<br />
keine unmittelbare Gefahr für die Preisniveaustabilität.<br />
Die EZB vertritt ihr Mandat glaubwürdig<br />
und wird sich mit weiteren Zinsanhebungen gegen<br />
längerfristige Inflationsgefahren aus der hohen<br />
Geldmengenzunahme stemmen.<br />
4
Überhitztes <strong>EUR</strong>-Kredit- und<br />
Geldmengenwachstum<br />
13<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2004 2005 2006 2007<br />
USA Geldmengenwachstum (M2), % p.a.<br />
Euroland Geldmengenwachstum (M3), % p.a.<br />
Euroland: Kreditwachstum privater Sektor, % p.a.<br />
Quelle: Thomson Financial Datastream<br />
Allerdings erhöht eine steigende Konsumnachfrage<br />
bei hoher Auslastung mittelfristig die Möglichkeit,<br />
die Preise etwas stärker nach oben zu führen. Die<br />
Inflationsraten sollten in den nächsten Monaten<br />
zunächst zurückfallen und dann bis Jahresende wieder<br />
über die 2 %-Marke klettern. Den prognostizierten<br />
Schnitt beim Preisauftrieb setzen wir dieses<br />
Jahr auf 1,9 %, im Jahr 2008 auf 2,1 % an.<br />
<strong>EUR</strong>-Zinsen klettern weiter nach<br />
oben<br />
Angesichts der guten Konjunkturlage verträgt bzw.<br />
braucht der Euroraum auch höhere Leitzinsen, um<br />
ungesunden Überhitzungen auf Produkt- oder<br />
Finanzmärkten und den damit verbundenen<br />
Inflationsgefahren vorzubeugen.<br />
Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte dabei<br />
aber weiterhin mit Bedacht vorgehen. Der belgische<br />
Notenbanker Guy Quaden hat die aktuelle<br />
Einstellung des EZB-Rats klar dargelegt: Die nächsten<br />
Zinsmaßnahmen sind mehr denn je abhängig<br />
von den eintreffenden Wirtschaftsdaten, welche<br />
Monat für Monat beobachtet und bewertet werden.<br />
Der Zinsanhebungszyklus ist weder zu Ende noch<br />
ist eine nächste Erhöhung unter allen Umständen<br />
notwendig. Unser optimistisches Konjunkturbild<br />
lässt uns auf Zinsanhebungen bis auf 4,75 % binnen<br />
Jahresfrist schließen. Das bisherige Tempo -<br />
eine Zinsanhebung pro Quartal - scheint uns dabei<br />
vorsichtig genug, um einerseits langfristige<br />
Preisrisiken unter Kontrolle zu halten und andererseits<br />
zwischen Zinsanhebungen immer wieder<br />
13<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
<strong>EUR</strong> - <strong>USD</strong><br />
genug Informationen zu sammeln, um etwaige mittelfristige<br />
Konjunkturrisiken abschätzen zu können.<br />
Wir gehen somit von Erhöhungen um jeweils 25<br />
Basispunkte im September 07, Dezember 07 und<br />
März 08 aus, womit dann das Hoch in diesem<br />
Zinszyklus erreicht werden dürfte (mit 4,75 % auf<br />
dem gleichen Niveau wie im letzten Zinsgipfel<br />
2001) und eine längere Phase mit unveränderten<br />
Leitzinsen folgen sollte.<br />
Relative Zinsentwicklung bis<br />
Jahresende wieder zu Gunsten<br />
<strong>EUR</strong><br />
Angesichts des oben vorgestellten Ausblicks sollte<br />
sich die Zinsdifferenz zwischen den USA und<br />
Euroland (trotz fehlender US-Zinssenkungen) bis<br />
Anfang 2008 einengen.<br />
Leitzinsdifferenz verringert sich<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
Jun.03 Jun.04 Jun.05 Jun.06 Jun.07 Jun.08<br />
US-Leitzins <strong>EUR</strong>-Leitzins<br />
Quelle: Thomson Financial Datastream<br />
Prognose<br />
Für den Wechselkursverlauf entscheidend sind aber<br />
vor allem die Veränderungen der Zinserwartungen<br />
des Marktes. Auch hier spricht einiges dafür, dass<br />
nach der jüngsten Anpassung der US-Zinserwartungen<br />
des Marktes der Weg wieder frei ist für eine<br />
Einengung der erwarteten Zinsdifferenz. Denn<br />
angesichts der jüngsten Verbesserung des US-Konjunkturausblicks<br />
hat der Markt in Bezug auf die<br />
USA in den letzten Wochen bereits zu unserer<br />
Prognose nachgezogen und die Möglichkeit von<br />
US-Zinssenkungen auf Sicht der nächsten zwölf<br />
Monate vollständig ausgepreist. Eine deutliche Abwärtskorrektur<br />
auf knapp unter <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> 1,33 war<br />
die dazu passende Reaktion des Wechselkurses.<br />
Für eine aggressivere Veränderung des US-Zinsausblicks<br />
(hin zum Einpreisen einer baldigen US-<br />
5
Zinsanhebung) besteht aber unserer Meinung nach<br />
in den kommenden Monaten (noch) nicht genug<br />
Anlass. Auf Grund der weiter oben genannten<br />
Faktoren sollte sich die derzeit vom Markt eingepreiste<br />
US-Zinsmeinung deshalb - trotz zwischenzeitiger<br />
heftiger Schwankungen - bis zum<br />
Jahresende wenig verändern.<br />
Anders in Euroland: Hier gehen wir bis Anfang<br />
2008 von mehr Zinsanhebungen aus (auf 4,75 %,<br />
s. oben) als der Markt derzeit einpreist (4,5 %). Die<br />
vom Markt erwartete Zinsdifferenz zwischen den<br />
USA und Euroland sollte sich deshalb - nach der<br />
vorübergehenden Ausweitung in den letzten<br />
Wochen - bis Anfang 2008 wieder einengen.<br />
Zinserwartungen treiben <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong><br />
-0.40<br />
-0.60<br />
-0.80<br />
-1.00<br />
-1.20<br />
-1.40<br />
-1.60<br />
-1.80<br />
-2.00<br />
Prognose<br />
2005 2006 2007 2008<br />
1.40<br />
1.35<br />
1.30<br />
1.25<br />
1.20<br />
1.15<br />
Zinsdifferenz (2J) <strong>EUR</strong>-<strong>USD</strong> <strong>USD</strong> pro <strong>EUR</strong> (r. Skala)<br />
Quelle: Thomson Financial Datastream<br />
Wie der obige Chart anschaulich zeigt, dominiert<br />
diese Entwicklung der vom Markt erwarteten Zinsdifferenz<br />
3 nun schon seit Jahren die Entwicklung<br />
des <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong>-Wechselkurses. Mit der neuerlichen<br />
Einengung dieser Zinsdifferenz bis Anfang 2008 ist<br />
ein Anstieg des <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong>-Kurses das wahrscheinlichste<br />
Ergebnis.<br />
Das größte Abwärtsrisiko für <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> kommt<br />
daher ganz klar von der US-Zinsseite: Sobald<br />
absehbar wird, dass die US-Notenbank wieder zu<br />
Zinsanhebungen übergehen wird (was die<br />
Zinsdifferenz entgegen derzeitiger Marktmeinung<br />
wieder ausweiten würde), sollte auch <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong><br />
wieder unter Druck kommen und würde auch noch<br />
auf 1,30 korrigieren.<br />
3 In obigem Chart konkret: Die Differenz der (Sekundärmarkt-<br />
)Anleiherenditen mit zwei Jahren Restlaufzeit, die im Wesentlichen die<br />
Leitzinserwartungen des Marktes widerspiegeln.<br />
<strong>EUR</strong> - <strong>USD</strong><br />
In unserem Prognoseszenario ist es aber erst 2008<br />
soweit. Dann dürfte die EZB mit 4,75 % im ersten<br />
Quartal an der Spitze ihres Zinsanhebungszyklus<br />
angelangt sein und den Leitzins für längere Zeit auf<br />
diesem Niveau unverändert lassen, während die<br />
US-Notenbank im Laufe des ersten Halbjahres<br />
zunehmend die Weichen in Richtung neuerlicher<br />
Zinsanhebung stellen dürfte. Wir tragen diesem<br />
Zinsausblick mit einer Abwärtsbewegung bei<br />
<strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> im ersten Halbjahr 2008 Rechnung.<br />
Nebenschauplatz<br />
Leistungsbilanzdefizit<br />
Nachdem sich das US-Konsumwachstum heuer und<br />
2008 besser zu halten scheint als ursprünglich<br />
erwartet, dürfte auch die Verbesserung des US-<br />
Leistungsbilanzdefizits.<br />
Leistungsbilanz stabilisiert sich<br />
100<br />
0<br />
-100<br />
-200<br />
-300<br />
-400<br />
-500<br />
-600<br />
-700<br />
-800<br />
-900<br />
-1000<br />
1984<br />
1986<br />
1988<br />
1990<br />
1992<br />
1994<br />
1996<br />
1998<br />
2000<br />
2002<br />
2004<br />
2006<br />
2008f<br />
US-Leistungsbilanzdefizit (<strong>USD</strong> Mrd.)<br />
US-Leistungsbilanzdefizit (% des BIP, r. Skala)<br />
Quelle: Thomson Financial Datastream<br />
1,0<br />
0,0<br />
-1,0<br />
-2,0<br />
-3,0<br />
-4,0<br />
-5,0<br />
-6,0<br />
-7,0<br />
Damit reicht es ausgedrückt in Prozent des BIP zwar<br />
heuer und nächstes Jahr wahrscheinlich immer noch<br />
für eine leichte Verbesserung, aber nur weil das BIP<br />
stärker wächst als das Leistungsbilanzdefizit, das in<br />
absoluten Werten laut unserer neuen Prognose<br />
heuer auf rund <strong>USD</strong> 870 Mrd. steigen dürfte.<br />
Da der Erklärungswert der US-Leistungsbilanzentwicklung<br />
für die Entwicklung des <strong>USD</strong> auf Basis<br />
einzelner Quartale oder selbst Jahre aber - wie in<br />
früheren Publikationen schon mehrmals gezeigt -<br />
praktisch nicht existent ist, möchten wir daraus<br />
keine Rückschlüsse für die Entwicklung von<br />
<strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> ziehen.<br />
6
<strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong>-Ausblick in Summe<br />
<strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> dürfte in den kommenden Monaten weiterhin<br />
ein Spielball der wechselnden Zinserwartungen<br />
des Marktes werden. Für heftige Ausschläge<br />
in beide Richtungen sollte damit gesorgt sein, da<br />
auch die Zinserwartungen des Marktes (insbesondere<br />
was die US-Zinsen betrifft) heftigen Schwankungen<br />
unterworfen sein dürften: Nach stärkeren<br />
US-Konjunkturdaten bzw. schlechteren US-Inflationszahlen<br />
dürfte der Markt rasch beginnen eine<br />
erste Zinsanhebung in den USA einzupreisen, was<br />
<strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> vorübergehend leicht noch einmal unter<br />
1,33 drücken würde. Schwächere US-Konjunkturdaten,<br />
die Zweifel an der Stärke der US-Erholung<br />
schüren-, bzw. ein Rückgang der Kerninflation würden<br />
dagegen eine Wiederaufnahme von Zinsanhebungen<br />
durch die US-Notenbank unwahrscheinlich<br />
machen und die Spekulation auf eine Zinssenkung<br />
nähern, was für einen Test der alten Höchststände<br />
(bei rund <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> 1,37) ausreichen würde.<br />
Trotz dieser durchaus heftigen Ausschläge sollte<br />
sich die Richtung bei <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> im zweiten Halbjahr<br />
tendenziell nach oben bewegen: Denn nachdem<br />
zuletzt stärkere US-Daten zu einem Auspreisen<br />
der US-Zinssenkungserwartungen geführt und<br />
<strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> dementsprechend unter Druck gebracht<br />
hatten (ursprünglich unser Szenario erst für das<br />
zweite Halbjahr), besteht in den kommenden<br />
Monaten datenseitig wenig Grund, dass der Markt<br />
gleich ins andere Extrem überschießt und sich auf<br />
eine erste US-Zinsanhebung einstellt (was <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong><br />
leicht auf 1,30 brächte). Es gibt noch genug<br />
Schwäche in der US-Wirtschaft, um eine solche US-<br />
Zinsanhebung heuer extrem unwahrscheinlich zu<br />
machen, während die EZB die Zinsen weiter (und<br />
stärker als derzeit noch vom Markt eingepreist) anheben<br />
und den <strong>EUR</strong> unterstützen wird. Die Zinsdifferenz<br />
<strong>EUR</strong>-<strong>USD</strong> sollte sich deshalb nach der<br />
jüngsten Abwärtskorrektur bis Jahresende wieder<br />
Medieninhaber (Verleger), Herausgeber<br />
Raiffeisen RESEARCH GmbH<br />
A-1030 Wien, Am Stadtpark 9<br />
Telefon: +43 1 717 07 - 1521<br />
<strong>EUR</strong> - <strong>USD</strong><br />
zu Gunsten des <strong>EUR</strong> entwickeln, was eine neuerliche<br />
Rückkehr zu Niveaus über 1,35 in diesem Zeitraum<br />
recht wahrscheinlich macht. Erst wenn die<br />
EZB-Zinsanhebungen dann vollständig eingepreist<br />
sind und die US-Notenbank Anstalten macht die<br />
US-Zinsen noch weiter nach oben zu schrauben<br />
(unserer Meinung nach erst ein Szenario für 2008),<br />
droht <strong>EUR</strong>/<strong>USD</strong> wieder eine ausgeprägte Abwärtskorrektur,<br />
die dann durchaus auch unter 1,30<br />
führen kann.<br />
Achtung! Einen aktuellen Kurzkommentar zum <strong>USD</strong><br />
bzw. zu wichtigen Ereignissen im Zusammenhang<br />
mit dieser Währung finden Sie auch in unserem<br />
"Wöchentlichen Marktausblick" (jeden Freitag),<br />
unserem wöchentlichen Währungsausblick "Fokus<br />
FX" (jeden Dienstag), sowie in ad-hoc erfolgenden<br />
Kurzaussendungen. Ihr Raiffeisen-Kundenbetreuer<br />
wird diese auf Anfrage gerne an Sie weiterleiten.<br />
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