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<strong>Januar</strong> <strong>2014</strong>PRINTDas Magazin zum Westdeutschen RundfunkEntdeckedie Musik!Der <strong>WDR</strong> hat einen „Plan M“. Und derheißt: Mehr Musik! Musiker und Sänger desSenders führen 35 000 Kinder und Jugendlicheaus NRW in die Welt von Klassik und Jazz.Fotos: <strong>WDR</strong>/Böhme/Weber/ RadioKrimifan Bastian Pastewkainszeniert Sherlock Holmes/ FernsehenTalkt Frechdachs WiwaldiEnde <strong>2014</strong> im Ersten?/ MultimediaDer <strong>WDR</strong> verschenkt seiteinem Jahr E-Books/ RadioBecker und Jünemann machenzusammen »Frühstückspause«


<strong>WDR</strong>-WeltenSAUBER,HARRY!Foto: <strong>WDR</strong>/BrillFoto: imago/stockpeople„Jong, ich find dich nicht gut“, sagte Kay Lorentz, der legendäre Leiter des „Düsseldorfer Kom(m)ödchen“, einst zu ihm, „aberich brauche einen Puffer, weil die beiden anderen sich so hassen.“ Er nahm den Job. Beim »<strong>WDR</strong> 2 MonTalk« im Dezemberplauderte Harald Schmidt glänzend aufgelegt mit Christine Westermann im Max-Ernst-Museum in Brühl auch über seineUnfähigkeit Weihnachtsgeschenke zu kaufen und den Besuch eines Clapton-Konzerts („Das Publikum sah aus wie TommyEngel“). Höhepunkt der Sendung ist ein Max-Frisch-Zitate-Battle mit Westermann, anzuhören auf den <strong>WDR</strong> 2-Seiten in wdr.de.3


<strong>WDR</strong>-WeltenGROKOVERSENKT TATORTFoto: <strong>WDR</strong>/TedeskinoAufgeschoben ist nicht aufgehoben. Zwischen Produktion und Ausstrahlung eines »Tatorts« fließt viel Wasser denRhein herunter. Weil Günther Jauch am 15. Dezember wegen des SPD-Mitgliederentscheids den Sendeplatz bekam, läuftder <strong>WDR</strong>-Krimi „Franziska“ jetzt erst am 5. <strong>Januar</strong>. Aus Jugendschutzgründen strahlt Das Erste den Film um 22:00 aus.So wird um 20:15 Frank Steier (Joachim Król) in Frankfurt ermitteln, anschließend kommen die Kölner Kommissare zumEinsatz. In einem »Tatort«, der laut Experte Ulrich Noller „klasse, richtig klasse“ ist.4


<strong>WDR</strong>-WeltenKALENDERBOYSFoto: Lindenstraße/Mahner„Adis Kalender“. Weil ein Freund von »Lindenstraßen«-Bewohner Adi Stadler (Philipp Sonntag) an Prostata-Krebsgestorben ist, will der Fotograf mit einem Akt-Kalender Forschungsgelder generieren. Alle männlichen Nachbarn über50 sollen mitmachen. Einen Tag vor Drucklegung fehlt Adi nur noch Mr. Oktober. In seiner Not spricht der Alt-68ereinen Wildfremden an: Didi Hallervorden. Der lehnt ab. Sehr gut, denn nun senkt Adi die Altergrenze, und Ben (ValentinSchreyer) zieht sich für ihn aus. Den Zuschauerinnen gefällt’s. Und zwar fast 3 000 mal auf Facebook.5


<strong>WDR</strong>-WeltenFoto: <strong>WDR</strong>/RBBSCHARFESCHAFEFoto: <strong>WDR</strong>/ Aardman Animations„Shaun das Schaf“ im Höhenflug: Es soll vorkommen, dass Eltern ihre Kinder daran erinnern, rechtzeitig den Fernsehereinzuschalten. Am 5. <strong>Januar</strong> beginnt die vierte Staffel der Serie in der »Sendung mit der Maus«. Die eigensinnigeSchafherde aus der „Wallace & Gromit“-Schmiede ist äußerst erfolgreich: Sie wurde bereits zwei Mal mit einem Emmyausgezeichnet. Damit sind Shaun & Co die ersten Paarhufer, die den wichtigsten TV-Preis mehrmals gewannen. Dieverfeindeten Schweine behaupten allerdings, es sei eher ihr Verdienst. Immer sonntags um 11:30 im Ersten und KiKa.6


InhaltEditorialLiebe Leserinnen und Leser,mag ihr Job noch so unberechenbar sein, aufunsere AuslandskorrespondentInnen ist Verlass.Zum Beispiel auf Udo Lielischkies ausMoskau. Er hatte uns ein Making-of zu demFilm „Putins Spiele“ versprochen, hing dannaber unter abenteuerlichen Umständen inder Schneewüste der Rentierzüchter fest, umdann auf den Maidan nach Kiew zu eilen.Sein spannender PRINT-Bericht über PutinsLand im Olympia-Jahr kam gerade noch rechtzeitig.Und während bei uns die Seiten layoutetwurden, war Lielischkies schon wiederauf dem Weg zum nächsten Abenteuer fürdie Doku, die er gemeinsam mit Golineh Atairealisiert. Beide blicken hinter die Kulissen desgigantischen Sport-Spektakels auf ein nachwie vor zerrissenes Land.Maja Lendzian,verantwortliche RedakteurinNACHSPIELZEITDer »SportschauClub« künftigöfter am BallFoto: AnneckFoto: <strong>WDR</strong>/FehlauerZu Gast bei Bugund Häusler16 »Yesterday«, die beliebte <strong>WDR</strong> 2-Sendung von Roger Handt, hateinen würdigen Nachfolger gefunden.Im Dezember gab sich auchRocklegende Udo Lindenberg dieEhre.28 Wir waren hinter den Kulissen, als KulttrainerJürgen Klopp die „Untertagebar“ in Hertenbesuchte, Austragungsort für AlexanderBommes Fußball-Talk.Foto: <strong>WDR</strong>/BrillTitel8 Plan M: Der <strong>WDR</strong> bringt mit seinem Projekt„Sing and Dance“ 200 Schüler auf die Bühne12 Plan M für die Kleinsten: Kammermusik mitKommissar Krächz14 Plan M multikulti: Das deutsch-türkischeRadiomagazin Kelebek geht jetzt ins Konzert15 Plan M für junge Leute: Wenn Tim Bendzkomit der <strong>WDR</strong> BIG BAND in der Philharmonieauftritt, handelt es sich garantiert um eines derexklusiven Plan M-KonzerteRadio16 Udo Lindenberg war »Zu Gast bei Tobias Häusler«– ein guter Grund für uns, hinter die Kulissendes neuen <strong>WDR</strong> 2-Talks zu schauen20 Jürgen Becker und Didi Jünemann machen seitüber 20 Jahren gemeinsam »Frühstückspause«24 Krimifan Bastian Pastewka inszeniert für<strong>WDR</strong> 5 „Der Hund der Baskervilles“26 Interview mit Bernd Hoffmann zum 10.<strong>WDR</strong> 3 Jazzfest und <strong>WDR</strong> Jazzpreis, denerstmals eine Frau gewannRadio kompakt27 1LIVE bringt die »O-Ton-Charts« auf die Bühne<strong>WDR</strong> 4 ist nun auch über Digitalradio zuempfangenFernsehen28 Die Nachspielzeit für den »Sportschau Club«wird verlängert32 Der <strong>WDR</strong> beschäftigt einen haarigenVierbeiner als Talkmaster: die neuen Folgender »Wiwaldi Show«36 Die Korrespondenten Golineh Atai und UdoLielischkies folgen der Olympia-Fackel durchPutins LandFernsehen kompakt39 Stephan Lamby begleitet Kanzlersohn Walter Kohldurch Stationen seines LebensTV-Film mit Mark Waschke über das Drama ineiner Patchwork-FamilieSendeplätze40 Jens-Olaf Buhrdorf, Redakteur im <strong>WDR</strong>-BüroDetmold, stellt seine Stadt vorBerufsbilder44 Jobporträt: ToningenieurinBrigitte AngerhausenMedienmenschen46 <strong>WDR</strong> 4-Hörer trauern um Chris Howland48 UN-Generalsekretär zeichnet<strong>WDR</strong>-Redakteurin ausMatthias Opdenhövel hat Vertrag mit derARD verlängertSusan Link moderiert »daheim + unterwegs«Multimedia49 Der <strong>WDR</strong> verschenkt Bücher: sendungsbegleitendeE-Books mit spannenden ExtrasIm Gespräch50 Auf einen Kaffee mit Yvonne Willicks51 Service / Impressum7


TitelHier steht der Vorspann Hier steht derVorspann Hier steht der Vorspann Hiersteht der Vorspann Hier steht der VorspannHier steht der Vorspann Hier stehtder Vorspann Hier steht der Vorspann8


TitelPLAN MMEHR MUSIK!Hürth: Tanzlehrer JosefOdenthal zeigt 25 SchülerInnenvom Ernst-Mach-Gymnasium,wie sie sich als züngelndeFlamme bewegen sollen.Foto: <strong>WDR</strong>/HeischSaison für Saison setzt der<strong>WDR</strong> seinen ambitionierten„Plan M“ um: Vom Kindergartenbesucherbis zumTeenager macht er mittlerweileknapp 35 000 Kinderund Jugendliche mit Jazzund klassischer Musik bekannt.Im <strong>Januar</strong> bringt derSender sein neuestes „PlanM“-Projekt „Sing and Dance“auf die Bühne. Dafür haben200 Schüler aus ganz NRWmonatelang geprobt.9


Titel15 Jungs und zehn Mädchen bewegenihre Arme im Takt der Instrumentalmusik,die aus Lautsprechern tönt. Einige Jungs inder hinteren Reihe tuscheln miteinanderoder feixen in Richtung Spiegelwände. JosefOdenthal klatscht kurz in die Hände. „Ihrmüsst größere Bewegungen machen“, rufter und stoppt die Musik. Er kreuzt seineArme vor dem Körper, als umarme er sichselbst, öffnet sie weit und schließt sie wieder,bewegt die Arme ausladend auf und ab. „DieFlammen sollen richtig züngeln“, erklärt derTanzlehrer. Dann drückt er wieder auf diePlay-Taste. Die Jungs und Mädchen lassenmit ihren Gliedmaßen die Flammen lodern– und diesmal steckt mehr Zunder in ihrenBewegungen.<strong>WDR</strong>-Sänger komponierte das MusicalDie Schülerinnen und Schüler üben andiesem Dezembermorgen in Josef OdenthalsTanzstudio in Hürth, das Element Feuer zuverkörpern. Am 24. <strong>Januar</strong> werden sie im Kölner<strong>WDR</strong>-Funkhaus am Wallrafplatz in demMusical „Umwelt – denn es geht um (d) eineWelt“ tanzen. Rund 100 TänzerInnen bringtder <strong>WDR</strong> dann auf die Bühne und noch einmal100 Jugendliche aus NRW, die singenwerden.Monaten darauf vor, es im Kölner Funkhausam Wallrafplatz aufzuführen.Die Neuntklässler vom Hürther Ernst-Mach-Gymnasium, die das Feuer tanzen,opfern ihre Freizeit, um an dem neuen Projekt„Sing and Dance“ teilzunehmen. Wie15 weitere Education-Formate und damitwieder rund 150 Konzerte und Workshopsgehören in der aktuellen und der kommendenSaison zum Musikvermittlungsprogrammdes <strong>WDR</strong>: „Plan M – Mehr Musikmachen!“ Die Klangkörper des <strong>WDR</strong> – Chor,Big Band, Rundfunk- und Sinfonieorchester– wollen damit Kinder und Jugendlichefür klassische Musik und Jazz begeistern.„Wir möchten junges Publikum in dieKonzertsäle holen“, sagt Mirjam von Jarzebowski,die verantwortliche Redakteurinfür „Plan M“. „Außerdem sehen wir es alsTeil unserer Aufgabe, im <strong>WDR</strong> zu kulturellerBildung beizutragen.“ Deswegen seies ihnen auch wichtig, nicht nur Angebotein Köln zu machen, sondern auch viel imSendegebiet unterwegs zu sein.Die Jugendlichen in Hürth zum Beispielabsolvieren sechs Trainingsstundenbei ihrem Tanzlehrer, bevor sie für die Generalprobenach Köln fahren. Dort treffen siezum ersten Mal die anderen Mitwirkenden,die aus Erftstadt, Duisburg oder Wuppertalanreisen. Fast 50 Mitglieder des <strong>WDR</strong>RUNDFUNKCHORS werden die 200Nachwuchsdarsteller mit professionellenStimmen unterstützen.„Sing and Dance“ ist in dieser Saison dasgroße Projekt des <strong>WDR</strong> RUNDFUNK-CHORS unter dem Dach von „Plan M“.Tanzlehrer Josef Odenthal Foto: <strong>WDR</strong>/HeischIn dem Musical bekommen die vierElemente eine Persönlichkeit verpasst undhinterfragen ihre Beziehung zu den Menschen.Wasser, Erde, Feuer und Luft werdenmusikalisch und tänzerisch dargestellt. RolfSchmitz-Malburg, Sänger im <strong>WDR</strong> RUND-FUNKCHOR, hat das Musical für Jugendlichekomponiert. Vier Tanzgruppen und sechsChöre von Schulen in NRW bereiten sich seit„Sing and Dance“ ist in dieser Saisondas große Projekt des Rundfunkchorsunter dem Dach von „Plan M“.Das <strong>WDR</strong> RUNDFUNKORCHESTERmischt bei der deutsch-türkischen Veranstaltung„Kelebek im Konzert“ mit(siehe Seite 14), die <strong>WDR</strong> BIG BANDcoacht Schulbands bei „Jazz at School“.Und bei „KiRaKa musiziert“ dürfenGrundschulklassen gemeinsam mitdem <strong>WDR</strong> SINFONIEORCHESTERein Konzert geben. Mit all diesen Projektenwerden Kinder und Jugendliche aufgefor-10


Titeloder dadurch, dass Schulklassen in Konzertenmitwirken dürfen. „Wir versuchen damit, fürjunge Leute Anreize zu schaffen und ihr Interessezu wecken, ein Konzert zu besuchen.“Bei dem Projekt „Sing and Dance“ zumBeispiel haben sich Schulklassen aus NRWdarum beworben, Lieder oder Tänze für dasUmwelt-Musical einzuüben. Vier Sängerinnenund Sänger des <strong>WDR</strong> RUNDFUNKCHORScoachen die Chöre an den Schulen. Da der<strong>WDR</strong> allerdings keinen Choreographen inseinen Reihen hat, engagierte Mirjam vonJarzebowski dafür Josef Odenthal. Es ist daszweite Mal, dass sie Tanz in ein „Plan M“-Projekteinbindet. In der vorigen Saison war beidem Stepp-Projekt „Tanz mit“ Körpereinsatzstatt Stimme gefragt. Dieses zusätzliche Elementneben Instrumenten und Gesang ist vonJarzebowski wichtig. „Wir wollen bei unserenGroßprojekten zwar musikalische Jugendlicheund Kinder einbinden, aber auch dieanprechen, die womöglich noch gar keinenZugang zur Musik haben“, erklärt sie. Dazueigne sich Tanz wunderbar. Das sieht auch derKomponist des „Sing and Dance“-Musicals,Rolf Schmitz-Malburg, so: „Damit binden wirauch Schülerinnen und Schüler ein, die nichtsingen können oder wollen.“Lea singt für ein Solo vordert, sich über mehrere Monate hinweg vorzubereiten,gemeinsam mit Musikerinnen undMusikern des <strong>WDR</strong>. Aber zu „Plan M“ gehörenauch Angebote wie die neue Kinderkammermusikreihe„Kommissar Krächz“ (sieheSeite 12), die Jugendkonzertreihe PlanM@Philharmonie (siehe Seite 15) oder die „Musikschule“beim Mitmachradio »KiRaKa machtSchule«: Zu ausgewählten Terminen fahren<strong>WDR</strong>-Musiker mit dem KiRaKa-Team an eineGrundschule, stellen ihr Instrument vor undsprechen mit den Kindern über Musik.„Wir wollen kein Konzert, keinen Workshopmit erhobenem Zeigefinger machen“,erklärt Mirjam von Jarzebowski das pädagogischeKonzept hinter „Plan M“. Außerdemwürden sie bei jedem Konzert die Kinder oderJugendlichen in irgendeiner Weise mit einbeziehen:mit Aktionen, die auf das Konzertvorbereiteten, mit Materialien im InternetErftstadt-Liblar:Rolf Schmitz-Malburgstudiert mitSchülerInnendes Ville-Gymnasiumsdas Wasserliedein.SabineKallhammermacht mit denSängerInnenAufwärmübungenfür die Stimme.Fotos: <strong>WDR</strong>/MaurerWährend die Schülerinnen und Schülerin Hürth tanzend das Feuer auf dem Parkettzum Lodern bringen, lassen Gymnasiasten inErftstadt-Liblar mit ihren Stimmen das Wasserrauschen, gurgeln und fließen. Rolf Schmitz-Malburg sitzt im Musikraum des Ville-Gymnasiumsam Klavier, einen roten Schal umden Hals geschlungen. Seine Kollegin SabineKallhammer macht Aufwärmübungen fürdie Stimme mit den jungen Sängerinnen undSängern. 14 Mädchen und fünf Jungs stehenim Halbkreis vor Kallhammer und befolgenihre Anweisungen: gleichmäßig pusten,dann stoßartig aus dem Zwerchfell atmen,„blubblubblub“ singen – ungewohnt und einbisschen lustig. „Ihr grinst, das ist gut“, sagtKallhammer, „weil ihr dann Spannung in denWangen, aber nicht im Kiefer habt.“Rolf Schmitz-Malburg setzt seine Brilleauf, legt die Notenblätter zurecht und greiftin die Tasten. „Ich bin das Wasser“, singendie Schülerinnen und Schüler vierstimmig,„ohne mich geht gar nichts auf der Welt.“ Siehaben zwischen den Terminen mit den <strong>WDR</strong>-Sängern geübt und es läuft gut. Die Tipps vonden Profis empfinden sie als wertvoll: „Interessantfand ich zum Beispiel den Hinweis,dass Singen Raum im Körper braucht“, sagtder 14-jährige Lukas, der schon ein paar Jahrelang im Chor singt. Seine Mitschülerin Lea,15, trägt ein Lied allein vor den anderen vor.Sabine Kallhammer filmt. Wie sieben andereMädchen möchte Lea gerne eines der Solostückeim Musical übernehmen und musssich dafür bewerben. Das habe Überwindunggekostet, sagt sie. „Aber es ist toll, von echtenProfis gelobt zu werden.“ Barbara Buchholz„Sing and Dance“Funkhaus WallrafplatzFR / 24. <strong>Januar</strong> / 20:00Plan MimInternet11


TitelKOMMISSAR KRÄCHZauf TonsucheFoto: <strong>WDR</strong>/LangerKrächz und Kläver Nach der Vorstellung stürmendie Kinder die Bühne und wollenmal die Trompete anfassen.Ein schöneres Feedback könnensich die Macher für ihre neueKonzertreihe nicht wünschen.„In einer Viertelstunde müsst ihr von Bord sein, dann leg’ ich hierab“, sagt der Kapitän der MS Rheinenergie, als er die Brücke betritt.Auf der Reeling steht ein Mann im blau-grün-karierten Anzug, mitknallroter Regenjacke und Karnevalskapitänsmütze und macht denDiCaprio. Regisseurin Sabine Müller will aber unbedingt noch ein Bildvor dem Beiboot am anderen Ende des 90 Meter langen Schiffes haben.Also schnell dorthin, mit alle Mann, Fotoausrüstung und einem großenKoffer voller Kostümen und Requisiten. Ein Crewmitglied beobachtetbelustigt, wie der Anzug-Mann sich einen Quietscheentchen-Schwimmring um die Taille legt, als sein Telefon klingelt: „Ja, die vom<strong>WDR</strong> sind noch hier. Die haben gesagt, sie sind gleich fertig.“ Da wirdder Schiffsmotor schon angeworfen.Seit Beginn der Spielzeit im September gibt es die neue „Plan M“-Konzertreihe „Kommissar Krächz auf Tonsuche“. Bei den Kammermusikkonzertenfür Drei- bis Siebenjährige spielen und singen Mitgliederder <strong>WDR</strong>-Klangkörper – Chor, Big Band, Rundfunk- und Sinfonieorchester– für und mit den Kindern, eingebettet in eine „kriminalistische“Rahmenhandlung: Kommissar Krächz alias André Gatzkevon der »Sendung mit dem Elefanten«wird bei seiner Arbeit von Dr. Kläver,einem etwas zerzausten Plüschvogel,und den Kindern unterstützt. „Durchdie spannende Geschichte bleiben dieKleinen gebannt bei der Sache undhören konzentriert zu“, erklärt Müller.Beim Februar-Konzert mussKrächz auf eine Rheininsel gelangen,um einen Fall zu lösen. Die Bühne imkleinen Sendesaal des Funkhauseswird sich in ein Schiff verwandeln.Die Musiker Andy Haderer (Trompete),Frank Chastenier (Klavier),Hans Dekker (Schlagzeug) und JohnHeidewitzka Herr Kapitän – Kostümbildnerin Alevtina Enders,Krächz (André Gatzke), Redakteurin Mirjam von Jarzebowskiund Regisseurin Sabine Müller auf dem RheinschiffGoldsby (Kontrabass) von der<strong>WDR</strong> BIG BAND sind die Matrosen.Auf dem Programm stehenMusikstücke, die mit Wasser zutun haben. „Alle meine Entchen“darf da natürlich nicht fehlen, aberauch das Shanty „What Shall weDo with the Drunken Sailor“ wirddabei sein. „In der Regel bestehendie Konzerte aus Kinderliedern“,sagt Müller, „aber manchmalkommen auch klassische Stückedarin vor. Beim Thema Wald, zumBeispiel, hat ein Quartett aus dem<strong>WDR</strong> RUNDFUNKCHOR die‚Waldesnacht‘ von Johannes Brahms gesungen.“„Wir wollten neben unseren KiRaKa-Familienkonzerten nochein kleineres Format schaffen, bei dem die Kinder noch näher anden Musikerinnen und Musikern und denInstrumenten dran sind“, sagt „Plan M“-Redakteurin Mirjam von Jarzebowski. DieKrimi-Geschichten entwickeln sie undMüller gemeinsam. Die Dialoge werdendabei nicht im Detail festgelegt, „so jemandwie André muss man Platz zum Improvisierenlassen“, weiß Müller. Heute werdenan der Kölner Rheinuferpromenade die Bildergeschossen, die dann beim Konzert imHintergrund als Fotostory ablaufen.Gerade noch rechtzeitig von Bordgehüpft, spricht Gatzke einen Mann an,der die Möwen füttert: Ob er ihm etwasBrot überlassen könne. Die Möwen fressen12


Titel„Jede Schule profitiert“Mirjam von Jarzebowski(32), Musikwissenschaftlerinund Journalistin, istdie verantwortliche „PlanM“-Redakteurin. Seit 2011betreut sie Chor, Big Band,Rundfunk- und Sinfonieorchesterdes <strong>WDR</strong> in Fragender Musikvermittlung undEducation. Zusammen miteiner Kollegin vom BR hat siedas „Education-Netzwerk derARD-Klangkörper“ ins Lebengerufen.Mirjam von JarzebowskiFoto: <strong>WDR</strong>/MaurerKrächz im Flug aus der Hand, und Fotograf Claus Langer freut sichüber die herrlichen Motive. „Die besten Ideen ergeben sich spontan“,meint Gatzke, „das hätte man so nicht planen können.“ Da wird er vonzwei Damen angesprochen. Wo denn jetzt ihr Schiff liege, wollen siewissen. Enttäuscht nehmen sie zur Kenntnis, das Kommissar Krächzihnen leider nicht helfen kann, obwohl er doch eine Kapitänsmützeaufhat.Christine Schilha„Kommissar Krächz auf dem Rhein“Funkhaus WallrafplatzSO /2. und 9. Februar / jeweils 11:00 und 15:003 Euro für Kinder bis 10 Jahre, 5 Euro für ErwachseneWeitereTermine imInternetKommissarKrächz und Dr.Kläver wollendas Geheimnisder Rheininsellüften – AndréGatzke posiertfür FotografClaus LangerFotos: <strong>WDR</strong>/MaurerSie haben in der vergangenen Saison mit Ihren Angebotenrund um „Plan M“ knapp 35 000 Kinder und Jugendliche inNRW erreicht. Müssen die Schulen nicht selbst Sorge tragen,ihre Schüler an die Musik heranzuführen?Viele Schulen sind sehr aktiv im Bereich Musik. Aber leidergibt es auch welche, in denen keinerlei musikalische Bildungstattfindet – aus unterschiedlichen Gründen. Wir sehen unserAngebot als Ergänzung und Erweiterung, jede Schule kann davonprofitieren, egal welche Rolle dort Musik schon spielt. Den musikalischenSchulunterricht ersetzen können wir natürlich nicht.Wieso verzichten Schulen auf die musikalische Bildung?Ganz geht die musikalische Bildung nicht verloren. Denn ganzklar: Heranwachsende zieht es zur klassischen Musik. Sonst würdensie ihre Freizeit nicht in Chören, Big Bands oder Orchesternverbringen. Es stimmt, dass unsere Gesellschaft vor allem Wertauf technische Fertigkeiten legt. Das ist auch nicht schlecht, dennwir leben in einem Land, in dem hochwertige Produkte hergestelltwerden. Dem <strong>WDR</strong> geht es darum, Kindern und Jugendlichen denebenfalls sehr wertvollen musikalischen Kosmos näher zu bringen.Täuscht mein Eindruck, dass vor allem Gymnasien „Plan M“nutzen?Unsere Angebote richten sich an alle Schularten – wir machen dakeinen Unterschied. Unsere Bewerbung erreicht alle Schulen inNRW zur gleichen Zeit. Und bei fast jedem Projekt ist auch eineHauptschule mit dabei – aber es stimmt, die Angebote werden mehrvon Gymnasien wahrgenommen, auch wenn das explizit nichterwünscht oder festgelegt ist, denn gerade durch die Musikprojektesollen schulische Leistungen mal nicht an erster Stelle stehen.Warum wäre die Teilnahme für alle Schulformen eine Bereicherung?Musik ist etwas, das jeder verstehen kann. Etwas, das jeden ganzindividuell in seinem Wesen berührt. Der Bildungshintergrundist dabei nicht ausschlaggebend. Für mich ist wichtig, dass alleSchülerinnen und Schüler die Gelegenheit haben, diesen Schatzzu entdecken. Wir schaffen sozusagen eine Chancengleichheit.Die Fragen stellte Maja Lendzian13


TitelKELEBEKim Konzert19 Grundschüler aus Köln-Wahnheide und ihre LehrerinAnja Schmidt sindDie Grundschüler aus Wahnheide bereiten sich auf ihren Konzertbesuch vor. Foto: <strong>WDR</strong>/Maurerdabei, wenn es im Märzzum ersten Mal heißt: „Kelebek im Konzert – Kelebek Konserde“.Anja Schmidt freut sich: Das deutschtürkischeRadiomagazin »Kelebek« aufKiRaKa geht neuerdings ins Konzert undihre Schüler sind im März mit dabei. Dochzunächst bekommt die Grundschule im KölnerStadtteil Wahnheide, an der sie unterrichtet,im Februar Besuch vom <strong>WDR</strong>. In einemganz persönlichen Konzert von Mitgliederndes <strong>WDR</strong> RUNDFUNKORCHESTERSund türkischen MusikerInnen können dieDrittklässler viele westeuropäische und türkischeInstrumente kennen lernen. So sinddie jungen SchülerInnen gut vorbereitet aufdas anschließende »Kelebek«-Konzert imKölner Funkhaus. „Es wird ein ganz besonderes Erlebnis für die Kindersein, einmal in einem Konzertsaal Musik zu hören“, meint Schmidt. Siewill den Konzertbesuch in die Themenbereiche „Viele Kulturen – eineWelt“ und „Mediennutzung“ im Sachunterricht einbinden.Eine Klasse, neun NationenGökçe Göksu und Bastian Bietmoderieren das Konzert Foto: <strong>WDR</strong>Die 19 Kinder in Anja Schmidts Klasse haben familiäre Wurzelnin neun verschiedenen Nationen – viele in der Türkei. Die Lehrerinwill das Kelebek-Konzert darum auch als Anregung für ihre Schüler-Innen nutzen, sich mit ihren kulturellen Wurzeln zu beschäftigen.„Das könnte viel Gesprächsstoff und Ideen für Aktivitäten mit sichbringen und auch die Kinder anderer Nationen beflügeln, sich mitihren kulturellen Besonderheiten auseinanderzusetzen – zum Beispielindem sie Musik oder Musikinstrumente mitbringen.“Der <strong>WDR</strong> war bereits mit „Das Blech kommt“, „KiRaKa singt“und „Das Blech kommt – aber nicht allein“ an der Kölner Grundschule.„Musiker live zu erleben ist für die Kinder ein ganz besonderes Erlebnis“,hat Schmidt festgestellt. Der Großteil ihrer Schüler habe von Hauseaus keine Erfahrung mit Orchestermusik. Viele konnten durch diekindgemäße Vermittlung der <strong>WDR</strong>-Programme dennocheinen Zugang zu dieser für sie fremden Musik finden. DieLehrerin lobt besonders, wie die Kinder angesprochen undeinbezogen wurden: Sie sollten etwa die Gefühle beschreiben,die die Musik ausdrückt. Weil die Kleinen sich nochnicht so lange konzentrieren können, sei es aber auch wichtig,sie nicht mit zu vielen Informationen zu überfordern.Musik werde an Grundschulen oft fachfremdunterrichtet, erklärt Schmidt. Umso mehr profitiertendie Klassen von Angeboten wie denen des <strong>WDR</strong>. Besonders„nach Pisa“ werde der Musik in der Schule nichtgenug Raum gegeben, obwohl sie für die Entwicklungder kindlichen Persönlichkeit sehr wertvoll sei – überalle Grenzen hinweg.Laura Nagel„Plan M“-Konzert für 16 SchulenInsgesamt 16 Schulen sind dabei, wenn am 28. März das <strong>WDR</strong>RUNDFUNKORCHESTER mit MusikerInnen aus der türkischenMusikszene ein großes Konzert gibt. Das Programm,das Kindern mit und ohne Migrationshintergrund die verbindendeKraft der Kultur vor Augen führt, ist leider schon ausverkauft.Für alle, die keine Karte ergattern konnten, wird es perLivestream übertragen auf www.plan-m.wdr.de. <strong>WDR</strong> 5 sendetam 19. April um 16:00 einen Mitschnitt. Außerdem entsteht imRahmen des 50-jährigen Bestehens der Radiosendung »KölnRadyosu« und begleitend zu diesem Projekt eine zweisprachigeDVD, die für Instrumentenkunde im Unterricht eingesetzt werdenkann.(LN)„Kelebek im Konzert – Kelebek Konserde“Funkhaus KölnFR / 28. März / 9:30 und 11:3014


TitelWenn die Band„Spark“ mit dem<strong>WDR</strong> RUND-FUNKORCHES-TER in der Philharmonieauftrittoder Sänger TimBendzko mitder <strong>WDR</strong> BIGBAND, handeltes sich garantiertum ein exklusives„Plan M“-Konzertfür junge Leute.Der erste Unterschied zueinem „normalen“ Abend in derPhilharmonie fällt schon beimBetreten des Konzertsaals auf: Zweigroße Leinwände sind an der Wandbefestigt. Während des Konzertswerden Videoclips, Videoanimationenund Live-Bilder von der vollbesetzten Orchesterbühne daraufprojiziert. Ebenfalls ungewöhnlich:Auf der Bühne stehen zweijunge Moderatoren, Isabel Hecker(»Kopfball« im Ersten; KiRaKa) undNicolas Tribes (<strong>WDR</strong> 3). Sie führenmit reichlich Hintergrundinfosüber die MusikerInnen und dieKompositionen durch den Abend.Pro Saison gibt es sechs Konzerteexklusiv für junge Leute. Fürdie Auftritte des <strong>WDR</strong> RUND-FUNKORCHESTERS werden aktuelleSongs oder auch mal ungewöhnliche Sounds wie Computerspielmusikarrangiert, während das <strong>WDR</strong> SINFONIEORCHESTER bedeutendeWerke aus dem klassischen Musikkanon vorstellt. Davon versprächensich vor allem die Lehrer eine Portion Bildung für ihre Schülerinnen undSchüler, verbunden mit einem tollen Konzerterlebnis, erklärt Mirjam vonJarzebowski. Als Redakteurin für die „Plan M“-Projekte ist sie auch fürSinfonien fürjunge OhrenMusiklehrer Bernhard Heinl besucht mit seinen Schülern regelmäßig dieJugendkonzerte und holt spannende „Plan M“-Projekte wie „Jazz at School“an seine Schule. Foto: <strong>WDR</strong>/KaiserFoto: <strong>WDR</strong>PlanM@Philharmonie – vormals„1LIVE in der Philharmonie“ – verantwortlich.Beatboxen in der PhilharmonieWohl kaum jemand kenntdie Jugendkonzerte so gut wieBernhard Heinl. Der engagierteMusiklehrer am ErzbischöflichenSt.-Ursula-Gymnasium Brühl hatdas „Plan M“-Abo und kommt seitelf Jahren regelmäßig mit rund 80Schülern zu den Veranstaltungen.„Auf den MP3-Playern der Schülerläuft keine Klassik, auch bei denEltern zu Hause wird nicht nur<strong>WDR</strong> 3 gehört. Trotzdem habensie Interesse an klassischer Musik“,meint Heinl. Zwar ist seine Schuleein Sonderfall: Über die Hälfte derSchüler spielt selbst ein Instrument,Sinfonien sind nicht neu für ihreOhren. „Ich war auch so schon malin der Philharmonie“, bestätigt die15-jährige Victoria. „Aber ich findees besonders gut und auch einzigartig,wenn bei den <strong>WDR</strong>-Konzertenbekannte Leute wie Tim Bendzkooder Max Mutzke mit der <strong>WDR</strong>BIG BAND auftreten.“Auch Hannah, die in diezwölfte Klasse geht, war schonbei mehreren Konzerten dabei:„Ich finde die Abwechslung gut,jedes Konzert ist anders. Einmalwar jemand da, der richtig gutbeatboxen konnte. Bald kommteiner mit einem Didgeridoo, dashört man ja auch nicht oft.“ MitschülerMatthieu hat nur einenVerbesserungswunsch: MehrRuhe im Publikum. Zwar gibtes einen „Konzert-Knigge“, derzum Beispiel erklärt, wann manklatschen darf. Aber an das langeStillsitzen müssten sich einigeGleichaltrige wohl noch gewöhnen.Laura Nagel<strong>WDR</strong> MusikraumZur Einstimmung auf die „PLanM@Philharmonie“-Konzertegibt es im Internet unter www.musikraum.wdr.de zwei Monatevor dem jeweiligen Konzerttermin umfangreiches Material:Features, Musikbeispiele, Quiz und Texte zu Leben und Werkder Komponisten.15


16Radio


Rubrik RadioWÜNSCHdir was fürzwei StundenFotos: <strong>WDR</strong>/FehlauerIm <strong>WDR</strong> 2-Talk »Zu Gast bei …«erzählen prominente Gästewie Udo Lindenberg nicht nuraus ihrem Leben. Sie bringenauch ihre Lieblingsmusik mit.Lindenberg nahm sogar seineSonnenbrille ab.17


RadioSeit August 2013 läuftam Samstagabendab 19:05 »<strong>WDR</strong> 2 ZuGast bei …« mit vielenprominenten Gästen.Fotos: <strong>WDR</strong>/FehlauerDieser Auftritt kam sehr überraschend:Udo Lindenberg, wie immer ganzin Schwarz gekleidet, mit braunem Hut undgroßer Sonnenbrille, klopft an die Glastürzu den Studios von <strong>WDR</strong> 2. Er ist er übereine Stunde zu früh. Die Musiklegende sollab 20:00 mit Tobias Häusler talken, der andiesem Abend die Sendung »<strong>WDR</strong> 2 Zu Gastbei ...« moderiert. Das neue Samstagabend-Aushängeschild von <strong>WDR</strong> 2 läuft zwarbereits ab 19:00, aber in der ersten Stundedreht sich alles um die Fußball-Bundesligaund um Musik, die der Moderator auswählt.Die Talk-Gäste dürfen eigentlich erst ab derzweiten Stunde rein. Aber wenn er schonmal da ist, wird für Lindi, der mit einem„Hallöchen allerseits“ und „Geil, hier zu sein“in seiner lässigen Art in die Lobby schreitet,selbstverständlich eine Ausnahme gemacht.Fußball zuerst„In der ersten Stunde bin ich wenigerTalker, sondern mehr Mathematiker“, sagtHäusler, „denn ich muss ständig ausrechnen,zwischen welche Schalten welche Songspassen.“ Mit manchen Reportern spricht undfachsimpelt er, andere muss er sekundengenauanmoderieren: „Wie war die zweiteHalbzeit, Sabine Töpperwien?“Kam eine Stunde zu früh, brachte dafüraber eine „knalleKondition“ mit:Udo Lindenberg.Das sei richtig Arbeit, denn der 33-Jährigegibt offen zu, nicht der Fußballexperte zu sein.Darum bereite er sich besonders auf die Spielemit NRW-Beteiligung vor – „so akribisch alswäre Fußball mein zweiter prominenter Gastan diesem Abend“.Nachfolger von »Yesterday«»Zu Gast bei …« gibt es seit August 2013.Die Sendung, für die jeder Promi seine Lieblingsmusikmitbringt, moderiert der aktuelljüngste <strong>WDR</strong> 2-Moderator im wöchentlichenWechsel mit Thomas Bug (»AktuelleStunde«). Die beiden treten damit die Nachfolgevon Roger Handt mit seinem kultigen»Yesterday« an. Da sich diese legendäre Oldie-Sendung, die fast 20 Jahre lief, nicht kopierenließ, haben Wellenleitung und Musikredaktiondiese neue sportlich-musikalischeMischung entwickelt. Den Auftakt machteHäusler mit Armin Maiwald, gefolgt vonunter anderem Wolfgang Niedecken, SvenRegener und Barbara Schöneberger. Am 11.<strong>Januar</strong> sitzt ihm zum Beispiel der ehemaligeLeichtathlet Frank Busemann gegenüber.Wen er sich als Gast wünschen würde? „KlareSache: „Roger Handt – dann müsste er aufseiner Playlist verraten, ob er wirklich nurOldies hört.“Häusler wechselte erst im März 2013 zumSender. Im <strong>WDR</strong> Fernsehen moderiert er seit-18


RadioDie Musik von Thomas Bug und Tobias Häusler„In Musik stecken echte Gefühle“,sagt »<strong>WDR</strong> 2 Zu Gast bei …«-ModeratorTobias Häusler. So gelinge es, mehraus den Gästen herauszukitzeln als siesonst bereit seien preiszugeben. Häuslerselbst hört „alles von Klassik überdeutsch und Reggae bis Elektronisch“.Sein Spezialgebiet ist aber HipHop abdem Jahr 2000. Einen fast vierstelligenBetrag im Jahr investiert er in Musik.Alle drei bis vier Abende brauche er Zeitnur für sich und die Musik, während ermit einem Glas Wein durch die Wohnungläuft. „Meine Tage bestehen zu 10Prozent aus Sprechen und zu 90 Prozentaus Zuhören. Da sind drei StundenMusik wie ein Kurzurlaub.“Thomas Bug hat seine komplette Musikimmer dabei. „Fürs Feiern und Ruhen,für Abschiede und zum Ankommen.Vor allem am Meer“, wie er sagt. „Wenndie Ohren randvoll sind mit Rauschenund Zischen wird das quasi mit Musikversiegelt und konserviert. In Momenten, in denen mich die Steineder Stadt oder irgendwelche Flitzpiepen nerven, mach’ ich meinSmartphone an, die Augen zu und das Meer ist wieder da.“ Bug:Musik spielt eine große Rolle im Leben der »Zu Gast bei ...«-Moderatoren Thomas Bug (l.) und Tobias Häusler.„Mit „On A Clear Day You Can See Forever“ von The Peddlers oder„Fix You“ von Coldplay. Aufgeladene Titel. Ein nicht zu bezahlenderAkku.“EBdem das Nachrichtenmagazin »<strong>WDR</strong> aktuell«.Davor war er zwölf Jahre lang für einen privatenRadiosender am Mikro, gewann 2003 denAxel-Springer-Preis und das Grimme-Institutnominierte ihn 2011 als besten Interviewer.In den zwei Stunden »Zu Gast bei …« bleibengut 40 Minuten für Gespräche, in denender Gast Geschichten zu seiner Musik erzählensoll. „Mit Musik verbindet jeder wichtigeMomente und Lebensabschnitte“, sagt Häusler.„Es klingt vielleicht pathetisch, aber inMusik stecken echte Gefühle.“ Somit gelingees, mehr aus den Gästen herauszukitzeln alssie sonst bereit seien preiszugeben.Bei Ranga Yogeshwar habe es längergedauert, ihn zu „knacken“, muss er eingestehen.Das gelang ihm aber mit einerÜberraschung. „Ranga befürchtete, als passionierterKlassikliebhaber ausschließlichStücke von Gershwin oder Rachmaninowzusammenstellen zu können.“ Häusler griffinvestigativ zum Telefon. Es war RangasEhefrau Ursula, die ihm eine ganze Reihevon Lieblingssongs ihres Mannes verriet,wie zum Beispiel „Billie Jean“ von MichaelJackson. Zu diesem Hit hatte der „sehr kontrollierte“Wissenschaftsjournalist kurz zuvorauf dem Geburtstag seiner Schwester nochausgiebig getanzt. Häusler: „Seine Frau undich haben ein bisschen seinen Job gemacht,die Musik seines Lebens zusammengestellt– und gespielt.“ Als Häusler dann von seinerRecherche berichtete, habe Yogeshwar füreinige Momente vergessen, dass es da draußenauch Zuhörer gibt.Lindi darf reinAuch Lindenberg hat man in der Lobbynatürlich nicht vergessen, sondern mit alkoholfreiemWeizenbier versorgt, während erseine Zigarren pafft. Häusler holt ihn ins Studiound aus der Schalte mit Sabine Töpperwienwird – wie er sagt – „ein Dreier“. Beim Topspieldes Tages, Borussia Dortmund gegen BayernMünchen, drückt Lindenberg dem BVB dieDaumen. Doch von Schalte zu Schalte bahntsich die 0:3-Niederlage an.Später erzählt Lindenberg dann viel ausseinem Leben, etwa über seine „fiese mieseMidlife-Krise“. Damals hat er sich „mit Alkabgeseilt in die Katakomben der Erleuchtung“,fasst der 67-jährige Panik-Musikerdiese Lebensphase zusammen. Auf seine Stadionkonzerteim Juni, wofür er eine „knalleKondition“ brauche, blickt er positiv voraus.Seinen Hut nimmt Lindenberg übrigens nichtab, zumal ein Kamerateam der »AktuellenStunde« jede Bewegung beobachtet. Die Brilleallerdings schon. Immerhin. Peter Reuter»Zu Gast bei …«<strong>WDR</strong> 2SA / 19:05<strong>WDR</strong>-Seitezur Sendungmit UdoLindenberg19


RadioLÄSTERNZUMFRÜHSTÜCKDie »Frühstückspause«mit Jürgen Beckerund Didi Jünemannist eine Institution imRadio-Kabarett des<strong>WDR</strong>. Und tatsächlichentstehen die bissigenGlossen beim –Frühstück.20


Radio21


RadioGern mit Stirnband:Jürgen Becker joggtgern zur Aufzeichnungder »Frühstückspause«im <strong>WDR</strong> Studio.Die Lampe im Radiostudio leuchtet rot:Achtung, Aufnahme. Jürgen Becker schiebtsich ein Stück Croissant in den Mund undschaut auf sein Manuskript. „Die Deutschensehnen sich nach Verboten“, sagt er dezentschmatzend ins Mikrofon. Didi Jünemannrührt in einem Glas Milchkaffee und lässtden Löffel gegen das Glas klirren. „Woherwollen se dat denn wissen?“, fragt er zurück.„Das steht hier in der Zeitung“, sagt Beckerund raschelt mit dem Textblatt.Jeden Freitagmorgen zeichnen die beidenKabarettisten im Funkhaus am Wallrafplatzihre Sendung »Frühstückspause« auf,die etwa eine Stunde später auf <strong>WDR</strong> 2 laufenwird. Seit mehr als zwei Jahrzehnten lästernsie ungefähr zwei Minuten lang über einThema, das gerade Schlagzeilen macht. IhrMarkenzeichen: „de Schnüss zu schwade“,soll heißen: Sie reden, wie ihnen der Schnabelgewachsen ist – und zwar rheinisch. Abernicht nur Becker/Jünemann machen kurz vor11:00 Kabarett auf <strong>WDR</strong> 2: Montags schimpftWilfried Schmickler, dienstags regt sich NilsHeinrich immer auf und hat damit Volker Pispersabgelöst. Jeden Mittwoch schickt FritzEckenga seine „Elektropost“ und donnerstagsist Dieter Nuhr an der Reihe.Beim Kaffee kommen die IdeenDer Text für die Frühstückspause entstehtbereits am Donnerstagmorgen. Datreffen sich Becker und Jünemann zu Früchtejoghurtund Kaffee, um ihren Dialog aufzuschreiben.Die kleine Café-Bar in der KölnerSüdstadt ist so gut besucht, dass sich die beidenmit Laptop und Zeitungen nach draußensetzen müssen. Nebeneinander hocken sieauf einem Bänkchen unter einem Heizpilz,auf der Suche nach einem griffigen Thema.Radschnellwege in NRW? Das war schonmal dran. Die Koalitionsverhandlungen inBerlin hat Kollege Dieter Nuhr am Vortagverulkt. „Ich hab‘s“, sagt Jürgen Becker und„Zwei Typen, die man auch am Kiosktreffen könnte.“ Jürgen Becker und DidiJünemann „dun deSchnüss schwade“.liest vor: „Das John Stuart Mill Institute fürFreiheitsforschung hat jetzt veröffentlicht:Der Wert der Freiheit wird in Deutschlandgeringer geschätzt als Werte wie Gleichheit,Gerechtigkeit und Sicherheit.“ – „Ah, deshalbist die FDP rausgeflogen“, sagt Jünemann undtippt die Zeilen in seinen Laptop. „Und dieDeutschen wünschen sich mehr Verbote“,liest Becker weiter. „Von was denn?“, fragtJünemann.Becker und Jünemann sind ein eingespieltesTeam: Sie haben in gut 23 Jahrenmehr als 1 111 Sendungen zusammen gemacht.Damit ist die »Frühstückspause« das ältesteKabarettformat im <strong>WDR</strong>-Radio. „Die beidenverkörpern Typen, die man auch am Kiosktreffen könnte“, erklärt HörfunkredakteurDavid Rother aus dem ProgrammbereichUnterhaltung ihren Erfolg. „Dabei greifensie aber auch ernsthaftere, politische Themenauf.“ Auch dass die Sendung im Hausproduziert wird, gefällt Rother: „Das ist auchfür uns wie eine Frühstückspause.“In dem Kölner Café werfen sich die beidenFrühstücks-Kabarettisten die Sätze zuund hacken ihre Ideen abwechselnd in dieTastatur, manchmal kichernd. Das Manuskriptwächst. Viele Deutsche sind für ein22


RadioNehmen den Mundvoll und klappern wasdas Zeug hält: Auch dieFrühstücksgeräusche der»Frühstückspause« sindecht.Kabarettist Becker (mitStirnband) joggt regelmäßigzur Aufzeichnung ins<strong>WDR</strong> Studio.Alles im KastenKaffee, Croissant, TextFotos: <strong>WDR</strong>/ BormVerbot rechtsradikaler Parteien? „Hab ichschon immer gesagt: Bundesweit hätte dieCSU keine Chance“, sagt Becker spontan.Darauf Jünemann: „Oho Herr Becker, das warjetzt ein unzulässiger Vergleich – der müssteauch verboten werden.“ Sie sind ja zu zweit,da kann einer etwas Unverschämtes behaupten,und der andere nimmt es zurück.„Waldi“ Hartmann liefert den SchlussgagNach einer guten Stunde haben Beckerund Jünemann einen Platz im warmen Caféergattert, wo die Espressomaschine zischt,Geschirr klappert und Gesprächsfetzen herumschwirren.Frühstückspause in echt eben.Der Text ist nun fast fertig – aber ein knackigerSchluss fehlt noch. Noch ein Verbot mussher. „Lass uns das mit dem Autofahren nochmachen“, sagt Becker. Laut der Studie wollendie Deutschen zwar vieles verboten haben –aber kein Tempolimit auf Autobahnen. Diekabarettistische Zuspitzung: „Freiheit inDeutschland bedeutet: kein Nazi, kein Porno,kein Schweinkram auf dem Teller und freieFahrt für freie Bürger.“ Zufrieden sind sie abernoch nicht. „Da muss noch ein Witz drauf“,findet Jünemann. Plötzlich sagt Becker: „Esgibt eine Partei, die das alles zusammenbringt“– „Wat?“ – „Der ADAC.“Am nächsten Morgen, kurz vor derAufzeichnung, treffen Becker und Jünemannihren Redakteur David Rother imCafé im Funkhaus. Didi Jünemann ist allerdingsganz hibbelig, weil am Abend zuvorWaldemar Hartmann als Experte bei einerFußballfrage im TV-Quiz versagt hat: „WaldemarHartmann als Telefonjoker müsste auchverboten werden.“ In letzter Minute ist dieSchlusspointe also noch mal getoppt worden– und es ist Zeit fürs Studio.Barbara BuchholzInternetseitezur Sendungmit weiterenInfos undAudios»Frühstückspause«<strong>WDR</strong> 2FR / 10:5023


RadioPASTEWKAinszeniertSherlock HolmesIn seiner Adaption des großen Schauerromanslüftet Pastewka das Geheimnis,warum der Detektiv ausgerechnet inseinem bekanntesten Fall lange sounsichtbar wie der sagenumwobeneHund bleibt. Fotos: Monika Nonnenmacher24


RadioHörspiel-Fan Bastian Pastewka verpasstkeinen »Krimi am Samstag« (<strong>WDR</strong> 5). Nunwird der 41-jährige Comedian und Schauspielerselbst zum Hörspielregisseur undinszeniert Arthur Conan Doyles Roman„Der Hund der Baskervilles“ für den <strong>WDR</strong>.Wenn Bastian Pastewka ein Holmes-Hörspielmacht, kommt doch bestimmt wasLustiges dabei raus, oder?Das sollte man vielleicht annehmen, aber nein:unser neuer „Hund der Baskervilles“ ist danndoch ein schaurig-spannendes Zwei-Stunden-Radio-Drama geworden, das der Romanvorlagevon Arthur Conan Doyle entspricht, undkeine Komödie. Wir nehmen den Stoff ernstund da es in allen Sherlock-Holmes-Geschichtennur wenig Humor gibt, haben wir in unseremHörspiel ebenfalls darauf verzichtet.Ein paar Worte zu Ihrer Leidenschaft fürsHörspiel: Hat es Sie wirklich so arg erwischt,wie man überall liest?Absolut. Ich habe in den 1980er Jahren imGrunde keinen einzigen »Krimi am Samstag«verpasst und seitdem bin ich dem Unterhaltungs-Hörspielweitgehend treu geblieben.Und jetzt: Ihre erste Hörspielregie. Wie fühltsich das an?Ich glaube, ich habe niemanden mit meinerseltsamen Holmes-Vision in den Wahnsinngetrieben, zumindest fühlte es sich bei denAufnahmen nicht so an. Ich hatte die Bearbeitungselbst geschrieben, daher war ich sehrfirm, was den Stoff angeht. Aber die Besetzungist der Erfolg dieses Hörspiels, allen voran dietollen Stimmen von Frank Röth (Holmes),Gerhard Garbers (Watson), Thomas Kügel,Robert Gallinowski, Peter Jordan, JohannaGastdorf, Debora Weigert, Walter Renneisenund und und ... Da brauchte ich nicht viel zuinszenieren, die Damen und Herren brachtenihr ganzes Talent bereits mit.Sie haben sich einen echten Klassiker ausgesucht.Warum Sherlock Holmes?Ich bin tatsächlich über die klassischen Hörspiel-Fassungenzu Sherlock Holmes gekommen.Mich fasziniert weniger Holmes an sichals vielmehr der Mythos um den „Hund“-Roman. Es gibt unzählige Verfilmungen, diedie Vorlage teilweise sehr weit verlassen. Weilder Roman, trotz aller Berühmtheit, gegenEnde Fragen aufwirft. In den Verfilmungenwurde der dämonische Höllenhund deshalbsehr oft überzeichnet und an die Grenze desÜbernatürlichen gerückt. Zugleich gibt esHolmes-Biografen und -Analytiker, die sichwundern, warum die Figur Sherlock Holmesausgerechnet im berühmtesten Roman so seltenauftaucht. Und warum die Finte mit demBluthund rätselhaft bleibt. Unser Hörspielerzählt zum Schluss die allerletzten Wahrheitengleich mit. Denn wie ja bekannt seindürfte: der große Sherlock Holmes weiß alles,vielleicht sogar mehr als in den Erzählungenseines treuen Biografen Dr. Watson geschriebensteht ...Mit Bastian Pastewka sprach Daniela WakoniggFoto: akg/imagesSherlock-Hörspiele aus den 60er JahrenImmer wieder im Radio oder auf der Leinwand:Hier Peter Cushing als Sherlock in der 1959er-Verfilmung.Viele „Der Hund der Baskervilles“-Verfilmungen„glänzen“ mit überzeichneten Höllen-Hunden.Der Hund der Baskervilles<strong>WDR</strong> 5SO / 5. <strong>Januar</strong> / 16:05Neben dem Mystery-Klassiker von ArthurConan Doyle (1859-1930) um die schaurigenMorde in den undurchdringlichenNebeln des Grimpen-Moores blickt BastianPastewka bereits am 2. <strong>Januar</strong> auf dielegendäre Sherlock-Holmes-Radioserie der60er Jahre zurück. Er präsentiert drei Fälle:„Sherlock Holmes macht ein Experiment“(BR 1963), „Der Mann mit der Hasenscharte“(BR 1963) und „Der Shoscombe-Rennstall“ (BR 1968). DWMein lieber Watson!<strong>WDR</strong> 5SO / 5. <strong>Januar</strong> / 16:0525


Radio10. <strong>WDR</strong> 3 Jazzfest: Klangfarben der jungen GenerationChristina Fuchs, Florian Weber und die Schüler-BigbandJazZination der GesamtschuleIserlohn gehören zu den Gewinnern des10. <strong>WDR</strong> Jazzpreises. Reiner Brücknersprach mit Bernd Hoffmann, Leiter der<strong>WDR</strong> 3-Jazzredaktion, über einen „Leuchtturmder Musik“.Nach der Uraufführung in Köln 2013 gastiertdas „<strong>WDR</strong> 3 Jazzfest“ vom 30. <strong>Januar</strong> bis 2.Februar in Gütersloh. Welche Erwartungenverbinden Sie mit dieser Regionalpremiere?Ich verspreche mir in erster Linie stärkereUnterstützung der regionalen Jazz-Szenen,die vor Ort schon viele Jahre tätig sind undunsere Musik repräsentieren. Noch immersind die kulturpolitischen Bedingungen fürden Jazz schwierig. Er braucht mehr Aufmerksamkeitund mehr Förderung. Daranwollen wir verstärkt arbeiten.Warum Anfang des Jahres?Wir sind aus dem Oktober, November rausgegangen,weil im Herbst unzählige Festivalsund Tourneen stattfinden. Früh ins Jahr zugehen, eine Art Flucht nachvorne, ist sehr sinnvoll fürinnovative Projekte: Ichkann Musiker exklusiv einladen,gezielt ein anderesProgramm machen. Hierkann ich wirklich Neuesbieten.Stichwort Neues: Beim<strong>WDR</strong> Jazzpreis <strong>2014</strong>, derzehnte, taucht zum erstenMal eine Preisträgerin auf, Christina Fuchs,in der Kategorie Komposition. Warum so spät?Ich habe über die Jahre immer wieder angemahnt,mehr Musikerinnen nach vorne zunehmen. Aber ich kann keiner Jury vorschreiben,was sie tun soll, denn das ist ein demokratischesUnternehmen.Freuen Sie sich über diese Entscheidung?Was ich beim Jazzpreis gelernt habe: Esgibt immer neue Perspektiven. Diesmal warsogar eine zweite Frau die aussichtsreichsteKonkurrenz in der Kategorie Komposition.Generell würde ich sagen, dass Frauen imJazz eine bedeutende Rolle spielen. Ich freuemich im Übrigen besonders, dass wir <strong>2014</strong>Christina Fuchs und die <strong>WDR</strong> BIG BANDzusammenführen können, die früher nochnie zusammengearbeitet haben.Bernd Hoffmann, Leiter der <strong>WDR</strong> 3-Jazzredaktion Foto: <strong>WDR</strong>/FußwinkelDie letzte Strukturreform in Sachen Jazz/<strong>WDR</strong>/Radio war 2008, kurz gesagt, die Bündelungauf <strong>WDR</strong> 3. Sind Sie zufrieden?Ohne Einschränkung:Ja. Wir haben 40 bis 45Stunden Jazz im Monatim Äther; täglich eineSendung – ein Klima,das den Jazz optimalfördert. Unsere Jazzfestesind ein Leuchtturm derMusik neben den Festivalsfür Alte und NeueMusik in <strong>WDR</strong> 3.Jazz ist alles andere als ein Selbstläufer. Wiekann man vor allem das Interesse jungerMenschen befördern?Wir haben schon beim ersten Jazzfest inKöln angefangen, die mediale Nutzungzu verändern und die Premiere 2013 mitInternet-Beiträgen junger Studierender derInternationalen Filmschule Köln begleitet,die für uns spezielle Musikclips gemachthaben. Wir haben diskutiert, wie sie Jazz mitihrer Ästhetik in die neuen Medien bringenkönnen. Das war so gut, dass <strong>2014</strong> auch das<strong>WDR</strong> Fernsehen einsteigt und einige Konzertedes Jazzpreises dokumentiert. Wirwollen unbedingt neue mediale Instrumenteeinsetzen, die über die radiophone Nutzunghinaus gehen und so zeitgemäß das Festivalflankieren.Warten Sie in Gütersloh mit Innovationenauf, die Jazzfans kennen sollten?In Zusammenarbeit mit dem LandesmusikratNRW wollen wir das „Projekt NRW-Band“ inGütersloh vorstellen. Das ist eine neue Jazz-Initiative mit der Absicht, regionale Bands zustärken, das ganze Jahr hindurch, unabhängigvom Jazzfest. Dem liegt nicht zuletzt die Ideezu Grunde, die Klangfarben der jungen Generationzu fördern.Werden Sie an Jazzpreis-Moderator GötzAlsmann, Prof. Bop, festhalten, nach demMotto „Zimmer langfristig vermietet“?Alsmann ist erste Wahl. Weil er sensibel, souverän,freundlich und humorvoll mit Musikernumgehen kann. Einen solchen Könnerbrauche ich für die Jazzpreis-Gala, nichtzuletzt für unser Publikum.<strong>WDR</strong> 3 Jazzfest <strong>2014</strong>Berichte und Konzerte live vom Festival<strong>WDR</strong> 3DO / 30. <strong>Januar</strong>/ 22:00FR / 31. <strong>Januar</strong>/ 22:00Weitere Termine im FebruarChristina Fuchs,Saxofonistin,Klarinettistin undKomponistin, ist dieerste Preisträgerin;sie gewann in derKategorie „JazzKomposition“.Foto: <strong>WDR</strong>/Beushausen<strong>WDR</strong> 3 / Ö1 / SRF 2 JazznachtSA /1. <strong>Januar</strong> / 20:05 – 6:0026


Radio kompaktDer Blindflansch kommt auf die BühneDie »O-Ton-Charts« gehörenzu den beliebtestenComedyserien von 1LIVE.Nun bringt der Sender dieschrägen und oft unfreiwilligkomischen Schnipselaus der deutschen TV- undRadiowelt als Live-Programmauf die NRW-Bühnen.Blindflansch ist eigentlichein Begriff aus der Welt derRohrleitungen. Doch diemeisten 1LIVE-HörerInnenkennen den Blindflansch alsnorddeutsches Schimpfwort– Dank Käpt‘n Peter. Der cholerischpöbelnde Kutter-Kapitän(„Manni, du Torfnase,blöde Nuss, Blindflansch!“)steht nämlich auf Platz siebenin den Top 100 der »1LIVEO-Ton-Charts«. Das ist eigentlicheine Ehre, denn bei denTop 100 der »O-Ton-Charts«handelt es sich um die ewigeBarschalarm! Olli Briesch und Michael Imhof bringen die „1LIVE O-Ton-Charts“ auf dieBühnen von NRW. Mit dabei: viele O-Ton-Hits, zum Beispiel aus dem Anglermagazin„Rute raus, der Spaß beginnt“.Foto: <strong>WDR</strong>/ EhringBestenliste dieser unfreiwillig komischen Ausschnitte aus RadiooderFernsehsendungen.Im Jahr 2000 sendete 1LIVE zum ersten Mal dieses spezielle Ranking.Seitdem gibt es pro Woche fünf Neuvorstellungen, für die sich dieAutoren Rüdiger Weidenfeld und Peter Rentergent unzählige Talks,Boulevardmagazine, Dokus und Shows ansehen und anhören. Darunterauch manche „Kostbarkeiten“ wie das Anglermagazin „Rute raus,der Spaß beginnt“. Etwa 100 Stunden Material sichten die beidenpro Woche. Immer auf der Suche nach dem nächsten O-Ton, den dieRadiohörer auf einslive.de zum Hit voten können.Nun kommt die beliebte Radiocomedy als Live-Programm auf dieNRW-Bühnen. Vom 31. <strong>Januar</strong> bis 22. Februar präsentieren die Morning-Show-ModeratorenOlliBriesch und Michael Imhofin elf Städten die Highlightsder beliebten Rubrik. DiePremiere von „1LIVE O-TonCharts – Die Show“ findet imBielefelder Ringlokschuppenstatt. Aber was erwartet dieZuschauer, abgesehen vonzwei beliebten Radiopersönlichkeitenund Top-O-Tönenwie „Roberto war besoffen“?Das Programm, in dem zweiJahre Arbeit stecken, zeigeweder Radio auf der Bühnenoch die ursprünglichenTV-Ausschnitte, sagt <strong>WDR</strong>-Redakteur Ulf Pohlmeier.„Wenn man das Bild sieht,geht die Komik häufig flöten.Das ist das Spezielle an denCharts“, so der 1LIVE-Humorbeauftragte.„Wir haben fürdie Präsentation verschiedenenSpielformen entwickelt“.Die O-Ton-Show-Master bauendie teils legendären Fundstücke in Krimi- oder Liebesgeschichten ein,starten Interaktion mit dem Publikum und führen extra gedrehteVideos zu den Tönen vor. Außerdem spielen alberne Verkleidungeneine Rolle. Bei „1LIVE Eine Nacht in Bonn“ haben Briesch und ImhofTeile der Show bereits auf der Bühne präsentiert, eine interessanteErfahrung für Olli Briesch: „Es war sehr spannend zu erleben, wiedie Hörer auf die Töne reagieren und dass die Fans einige Töne schonrichtig mitsprechen können.“Christian GottschalkDieBestenlisteder »1LIVEO-Ton-Charts«<strong>WDR</strong> 4 in digitaler Empfangsqualität hören<strong>WDR</strong> 4 ist nun auch über Digitalradiozu empfangen. Die Ausstrahlung überDigital Audio Broadcasting bietet nichtnur digitale Empfangsqualität, sondernübermittelt außerdem – ein Radio mitDisplay vorausgesetzt – Informationenüber Moderatoren, zur laufenden Sendung,zu <strong>WDR</strong> 4-Aktionen sowie zuWetter und Verkehr.Der <strong>WDR</strong> sendet im Digitalradio nundie Programme 1LIVE, 1LIVE diggi,<strong>WDR</strong> 2, <strong>WDR</strong> 4, <strong>WDR</strong> 5, FunkhausEuropa, den Kinderradiokanal KiRaKa,den Verkehrsinformationskanal VERAsowie <strong>WDR</strong> Event. <strong>WDR</strong> 3 soll in derzweiten Jahreshälfte über DAB+ empfangbarwerden.EBDAB bietet visuelle Informationen.Foto: <strong>WDR</strong>/Fußwinkel27


FernsehenDer Talk nach der Show: ArndZeigler, Christian Wagner, JuliaScharf, Alexander Bommes,Talkgast Jürgen Klopp (v. l.)Foto: <strong>WDR</strong>/Brill28


FernsehenLATE NIGHTMIT KICKBeim »SportschauClub«, dem Fußball-Talk mit AlexanderBommes, zeigen sichProfis von ihrer ganzpersönlichen Seite.Das Internet spielteine wichtige Rolledabei.29


Fernsehen„Fotografieren, posten, twittern? Ausdrücklicherwünscht! :) »SportschauClub«.“Das DIN A-4-Blatt mit diesem dringendenWunsch prangt auf einem Betonträgerunübersehbar direkt am Eingang der „Untertagebar“in Herten. Dort produziert der <strong>WDR</strong>seit knapp einem Jahr den Sport-Talk für DasErste. Und tatsächlich liegt diese Bar einbisschen „unter Tage“: nämlich im Untergeschossder ehemaligen Heizzentrale derZeche Ewald, die ihren Förderbetrieb vor 13Jahren einstellen musste.Heute locken – dem Strukturwandel seiDank – verschiedene Events und Gastronomieangeboteihre Gäste in das 1919 erbauteIndustriedenkmal, das inzwischen „RevuepalastRuhr“ heißt. „Ein idealer Ort für unseren›Sportschau Club‹“, findet <strong>WDR</strong>-RedakteurChristian Wagner. „In der dunklen Untertagebarkommen unsere Projektionen an den rauenWänden besonders zur Geltung und alle Gästefanden die Location bisher top. Es ist halt maletwas anderes als das klassische TV-Studio.“Direkte Fragen, ehrliche AntwortenDer »Sportschau Club« hat ebenfallseinen kleinen Systemwechsel hinter sich: Wegvom Stammtischtalk, hin zu einer Late NightShow als Abschluss eines ereignisreichenFußballabends. Seit Februar 2013 moderiertAlexander Bommes die Sendung. Talkgast derneunten Ausgabe zum Achtelfinale des DFB-Pokals war Jürgen Klopp. Der BVB-Trainerwar schon drei Stunden vor Beginn der Sendungin die „Untertagebar“ gekommen, umsich gemeinsam mit dem Moderationsteam,zu dem neben Bommes die Sidekicks ArndZeigler (»Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs«)und Julia Scharf zählen, das Pokalspielzwischen Bayern München und dem FC Augsburganzusehen. Später in der Sendung ist der2:0-Sieg der Bayern allerdings schnell abgehakt.Es geht um Borussia Dortmund und vorallem um Jürgen Klopp. Der sei „extrem offenund zugänglich“ gewesen, findet Wagner. „Eintoller Gast für unser Format, weil er sich mitder redaktionellen Ansprache und den Zutatengut eingebunden fühlte.“Zu diesen „Zutaten“ gehören das Feedbackder Zuschauer über Twitter, Facebookund sportschau.de, die Fußball-Histörchen,die Arnd Zeigler aus den Archiven gräbt, unddie vor der Sendung produzierten kurzen Einspielfilme.Für den „Einspieler“ zum heutigenGast hat Julia Scharf ehemalige Spielerkollegen<strong>2014</strong> kommen bis zu acht »SportschauClubs« aus der „Untertagebar“. Währendder Fußball-WM talken die „Clubberer“in Berlin.von Jürgen Klopp besucht – und zwar die vonganz früher: Zum Beispiel Sven Müller, der 1987an der Seite des späteren Meistertrainers fürdie Amateure von Eintracht Frankfurt stürmte.Für Wagner ein „absolutes Highlight“: „Manerfährt so manche Anekdote über Klopp undseine alten Kumpels, die möglichst einmal imJahr gemeinsam in den Urlaub fahren.“Beim »Sportschau Club« geht es abernicht nur um Anekdoten. Die sportliche LateNight will mehr wissen von den Gästen. ZumAbschluss des Abends soll es über jene glattgeschliffenen Statements hinausgehen, mitdenen Fußballer – oft schon zu Beginn ihrerKarriere zu perfekten Medienprofis geschult– oft genug um sich werfen. „Gäste sind gut,30


FernsehenSportschau.de-Redakteur OliverHinz zeigt Talkgast Jürgen Klopp vorder Sendung ein Video, das währenddes »Sportschau Club« onlinegestellt werden soll.Bringt die Sozialen Medien in denFußball-Talk: Hinz zwischen denSportschau.de-Mitarbeitern TimBäcker (l.) und Björn Szostak (r.).Im Studio verfolgen knapp 40 Gästedie Sendung, am Bildschirm sehen2,46 Millionen Menschen zu.Auf die Ziegelwände der „Untertagebar“projizierte Grafiken bestimmendie Deko des »Sportschau Clubs«.Fotos:<strong>WDR</strong>/Brillgehen würde, wenn Clemens Tönnies, Bossdes ewigen BVB-Rivalen Schalke 04, anrufenwürde. Antwort: Ja, Klopp würde. Abervon Dortmund zu Schalke wechseln würdeer trotzdem nicht. „Für uns sind die sozialenMedien als Feedback ganz wichtig“, erklärt<strong>WDR</strong> –Redakteur Wagner. „Allerdings versuchenwir, dies auf die Meta-Ebene zu bringen.“Etwa mit dem „Twitterspielbericht“. Auchmit dieser „einzigartigen Präsenta tionsform“erhöhe man die Aufmerksamkeit für den»Sportschau Club« enorm: „Die User findensich in der Berichterstattung wieder.“Noch ein Foto für Facebookwenn sie Nähe zulassen, sich wohl fühlen undwir Dinge im Gespräch herausarbeiten können,die nicht allseits bekannt sind“, sagt <strong>WDR</strong>-Redakteur Wagner. Ein gutes Beispiel dafür seidie Sendung mit den Talkgästen Lewis Holtbyund André Schürrle. „Die Freunde wohntenschon in Düsseldorf in einem Haus zusammenund zwischen den Zeilen hörte man sehrgut heraus, dass Schürrle unbedingt zu Holtbynach London wollte, der bereits bei Tottenhamspielte.“ Im Juni 2013 wechselte Schürrle tatsächlichvon Bayer 04 Leverkusen zum Premier-League-Club FC Chelsea.Auch Jürgen Klopp drückt manches inder „Untertagebar“ ziemlich deutlich aus.Zwischen den kantigen Betonpfeilern undden rohen Ziegelwänden, die ihren Putzlängst abgeworfen haben, offenbart er, dassihn der Zeitungsboulevard, „dieser großeSchatten in meinem Leben“, manchmal nervt.Wenn einzelne Sätze vollkommen aus demZusammenhang gerissen werden, um darausgroße Schlagzeilen zu machen, dann sei dies„kein Spaß“ mehr. Eigene Fehler, wie etwaseinen legendären wutverzerrten Ausrasterim Champions-League-Spiel gegen den SSCNeapel, verschweigt der 46-Jährige ebenfallsnicht. „Wenn ich in meinem Leben über das,was ich mache, häufiger nachgedacht hätte,hätte ich weniger Scheiß gemacht.“Genauso direkt zur Sache kommen dieZuschauerfragen, die von Julia Scharf in derSendung gestellt werden. Matthias will wissen,ob Jürgen Klopp überhaupt ans TelefonFür die Anbindung ans Netz ist dieRedaktion von sportschau.de zuständig, dieebenfalls in einem Nebenraum der „Untertagebar“arbeitet. Direkt neben den altenMaschinen, längst verrosteten Schwungrädernin dem fast hundert Jahre alten Backsteinkellerleuchten die Laptop-Bildschirmeund klicken die Finger auf den Tastaturen.Und auch die Aufforderung am Eingang derBar wird vielfach umgesetzt – vom Live-Publikumder Sendung. Für Dutzende von Handy-Fotos steht Jürgen Klopp bis kurz vor Beginnder Sendung immer wieder bereit. Und vielleichtlanden diese Bilder sogar einfach nurim heimischen Familienalbum. Es muss janicht immer Facebook sein.Sascha WoltersdorfSeite des»SportschauClub« mitArchiv derSendungen31


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FernsehenVIVA WIWALDI!Showmaster Wiwaldi mit seinemHerrchen, Puppenspieler MartinReinl vor Publikum und – Fotorechts oben – hinter WiwaldisSchreibtisch: Reinls Arbeitsplatz.Fotos: <strong>WDR</strong>/Görgen<strong>WDR</strong>-Talkmaster Wiwaldimoderiert ab <strong>Januar</strong>bereits die dritte Staffelseiner Show. Er hat gelerntseit dem Sendestart 2012,hört besser zu und belltseinen Gästen nicht mehrsofort vorlaut in die Parade,lobt Herrchen MartinReinl. Ein Grund, warumdie »Wiwaldi Show« vielleichtin die 1. Fernseh-Ligaaufsteigen könnte, wennReinhold Beckmann mitseinem Talk aufhört?33


Fernsehen„Ein bunter Hund ist ein bunter Hundist ein bunter Hund.“ Er heißt Wiwaldi undhat einer Show den Namen gegeben, derenErfolgsrezept die Begegnung zwischenMensch und Puppe ist. Auf der einen Seiteder frech-fröhliche Kläffer und Hauptdarstellermit seinen bisweilen arg bissigen Fragen,auf der anderen Seite menschliche Originale,die sich gern ein bisschen verbellen lassen.Die dritte Staffel (Ko-Produzent Endemol undbigsmile) kann mit Gäste-Promi-Paaren aufwartenwie Bernd Stelter und Isabel Varell,Steffen Hallaschka und Gaby Köster, IngolfLück und Ruth Moschner, Peter Lohmeyerund Susanne Pätzold, Guido Cantz undCaroline Kebekus sowie Wigald Boning undYvonne Willicks.Nicht halb so schlagfertig!Aufzeichnung der 6. Folge in den <strong>WDR</strong>-Studios Bocklemünd am 6. Dezember, späterNachmittag. In der Maske sitzt HauswirtschaftsmeisterinYvonne Willicks, Jhg. 1970,die den »Großen Haushaltscheck« beim<strong>WDR</strong> moderiert. Sie „ist gern in diese Showgekommen, weil ich diesen Hund so liebeund ganz toll finde“. Im eigenen Heim wäreein Hund freilich absolutes Tabu. „Die haarenund schuppen; das möchte ich nicht bei mirzu Hause haben.“ In ihrem Talkshow-Rankingsteht »WiwaldiShow« auf Platz 1, „weilnicht so keimfrei, so nach dem üblichen Abcgestrickt wie die anderen“. Comedian, Musikerund Nonsense-Moderator Wigald Boning,Jahrgang 1967 – ebenfalls aktiv im Studio beiAbsprachen und Proben – ist auch ein ausgewiesenerFan von Wiwaldi, sieht sogar eigeneÄhnlichkeiten mit dem Gassi-Mischling: „Ja,ich werde auch immer haariger mit fortschreitendemAlter.“ Er hält sich freilich „nicht fürhalb so schlagfertig“ wie Spürhund Wiwaldi.Hat er sich deshalb speziell vorbereitet auf denMensch-Hunde-Dialog? Die klare Antwort:„Nö, überhaupt nicht; auf Fernsehsendungenbereite ich mich nie vor, schon gar nicht, wennda vor allem bloß getalkt wird.“Ob das stimmt, muss man bezweifeln,denn »Die Wiwaldi-Show« wird gründlichvorbereitet. Die Gäste werden mindestensvor der Aufzeichnung befragt und gebrieft:Was Wiwaldi an ihnen interessieren könnte,welche Spiele mit ihnen geplant sind, ob siesingen müssen oder nicht, warum sie – wieBoning – ausgerechnet mit Rapper-Jacke,Turnschuhen, grüner Hose und verwasche-34


FernsehenInternetseiteder WiwaldiShow mit Sendungsarchivund OuttakesFür das Ehepaar Flönzsind immer zwei Plätzereserviert; vielleichtschaffen es die beidenja mal irgendwann insStudio …<strong>WDR</strong>-Showmaster Wiwaldi mit seinen GästenYvonne Willicks und Wigald Boning.Hilde Milbe und Claire Motte treten gegenWigald Boning und Yvonne Willicks imHaushalts-Quiz an.Die Puppenspieler (v. l.): Carsten Morar-Haffke mit Hausmeister Kakerlak, MartinReinl mit Wiwaldi und Iris Schleuss mitCharming TraudlWiwaldi hat viele Fans. BeispielsweiseWigald Boning: „Ich werde auch immerhaariger mit fortschreitendemAlter.“nem Schlips ins Rampenlicht der Öffentlichkeittreten wollen?»Wiwaldi« ist ja nicht nur Talk undspontane Improvisation. Die Show lebt auchvon komischen Puppen-Auftritten, etwa derrührend-weiblichen Charming Traudl odervom experimentellen Unfug eines alten Zirkuspferdesnamens Horst-Pferdinand. DerRunning-Gag jeder Folge ist der groteskeEinspieler mit dem Ehepaar Flönz („Omi“ und„Opi“), das einfach den Weg ins Studio nichtschafft und jeweils auf bizarre Weise scheitert.Innovativ und erfolgreichWenigstens drei Puppenspieler – dasvariiert von Folge zu Folge – agieren auf derBühne, versteckt hinter Gräben und Kulissen,meist unsichtbar, selbst für die Zuschauerim Studio – bis auf wenige Ausnahmen. DerRegisseur des Projekts ist Christian Kapp(Endemol), seit der ersten Staffel dabei.Angelpunkt von „Wiwaldi“ ist und bleibtPuppenspieler, Ideengeber und ImprovisatorMartin Reinl. Er behauptet, sich mittlerweilenoch besser auf den Hunde-Instinkt seinerHandpuppe verlassen zu können: „Wiwaldirennt einfach vorn an der Leine los. Ich lassihn laufen und guck gelassen, wo er michhinführt.“ Hat er was gelernt seit Sendestart2012? „Ich kann inzwischen meinen Gästenbesser zuhören, muss nicht gleich das Maulaufreißen und ihnen vorlaut in die Paradebellen. Ich glaube, W. war heimlich bei MartinRütter in der TV-Hundeschule.“<strong>WDR</strong>-Unterhaltungschef SiegmundGrewenig, der zusammen mit Leona Frommeltdie Redaktion der Hundeshow hat, sorgtmit »Wiwaldi« seit 2012 für TV-Furore: „DieSendung liegt über dem Schnitt des <strong>WDR</strong>Fernsehens; das ist für eine derartig innovativeShow ein großer Erfolg. ‚Wiwaldi’ musstesich nicht hocharbeiten, war von Anfangan auf einer sehr soliden Höhe und hatteimmer Ausreißer nach oben.“ „Das Freche,die Zuspitzung, das Innovative und die Kreativität“hält der Unterhaltungschef für dieSäulen des Formats, „dass Universen aufeinanderstoßen, die sich im normalen Lebeneher nicht begegnen: Puppen-Kosmos undMenschen-Alltag“. Auf jeden Fall wird es mitder »WiwaldiShow« munter weitergehen.Wenn Reinhold Beckmann mit seinem Talkaufhört, bestehe sogar die Möglichkeit, mit„Wiwaldi“ im Ersten zu reüssieren. Deswegenkann er auch den vielen Zuschauern Mutmachen, die mehr Folgen fordern und nichterst um 23:15: „Wir arbeiten daran; ab Oktober<strong>2014</strong> gibt es neue Optionen.“ Gut gebellt,Show-Master!Reiner Brückner»Die WiwaldiShow«<strong>WDR</strong> FernsehenSO / ab 12. <strong>Januar</strong> / 23:15„Best of Wiwaldi“<strong>WDR</strong> FernsehenSO / 23. Februar / 23:1535


Sind die Olympischen Spiele inSotschi nur eine wirklichkeitsfremdeInszenierung, eine Showfür eine kleine Moskauer Elite?Zwei ARD-Korrespondentenfolgten der Olympischen Fackeldurch ein kaltes Russland.FernsehenKALTES FEUER?Mit einem Fackellauf der Superlative hat in Russland der Countdownfür die Olympischen Winterspiele im Schwarzmeer-BadeortSotschi begonnen. Zwei ARD-Korrespondenten sind der Flammegefolgt – eine abenteuerliche Idee, wie Udo Lielischkies in seinerExklusiv-Geschichte für <strong>WDR</strong>PRINT erfahrbar macht: „DieUmsetzung war extrem kompliziert,allein schon, weil dieFackel nicht auf die ARD wartet.Das Timing war die größte Herausforderung.“Golineh Atai,Golineh Atai in einer Nickel- undPalladium-Mine von Norilsk NickelUdo Lielischkies im Reich derRentierzüchterseine Kollegin aus dem MoskauerARD-Studio, lässt unsden Widerspruch erahnen, indem das riesige Land steckt: einRussland zwischen oberflächlicherModerne und rückwärtsgewandter Mentalität. Für diemeisten Menschen, denen diebeiden begegnen, ist Olympiaeine wirklichkeitsfremde Inszenierung,eine Show – „für einekleine Moskauer Elite“.„Putins Spiele – Mit der Fackel durchein kaltes Russland“Das ErsteMO / 27. <strong>Januar</strong>/ 22:45„Brot und Spiele – Wenn Menschenbei Olympia stören“Von Steffi WursterDas ErsteMO / 27. <strong>Januar</strong>/ 23:30Auf dem RotenPlatz in Moskau:Wladimir Putin mit derOlympischen FackelFoto: dpa36


Fernsehen„Es gefällt mir nicht, dass ich jemandsein soll, der einen gefährlichen Einflussauf Kinder ausübt. Es gefällt mir nicht, dassein bekannter russischer Fernsehmoderatorsagt, man solle die Herzen der Homosexuellenverbrennen, wir seien Feinde derrussischen Kultur“, sagt mir LGBT-AktivistKyrill, als ich ihm in St. Petersburg begegne.Er ist nur 21 Jahre alt, aber ein stadtbekannterStörenfried, der den Fackellauf durchseine Stadt nutzen will, um gegen dieHomosexuellen-Propaganda-Gesetze desKreml zu protestieren – ganz allein. AmAbend vor der Show ist er durch die Straßengelaufen, um zu sehen, wo er am bestenseine kleine Geste des Widerstands platzierenkann. „Am besten dann, wenn RusslandsKulturminister mit der Fackel in derHand vorbei läuft“, erzählt mir Kyrill. Wieriskant seine tägliche Rebellion gegen dieSchwulenfeindlichkeit sein kann, erfahreich wenig später: Ein bewaffneter Mannüberfällt einen Szenetreff der Stadt undschießt auf einen Freund Kyrills. Mit solchenSituationen müssten Homosexuellein Russland jederzeit rechnen,sagt er.Die dreckigste Stadt RusslandsRusslands Wirtschaft gerät insStottern. Das Land ist mehr denn jeabhängig von seinen Ressourcen.Und die liegen oft abseits, in klimatischunberechenbaren Landstrichen.Als ich in der Arktis ankomme, ist es minus27 Grad. Norilsk liegt inselgleich in Nordsibirien,weit abgelegen. Eine Stadt, einst vonGulag-Sträflingen aufgebaut, die nur einemZweck dient: Dem Abtragen der unter demPermafrost gelegenen Bodenschätze. Und dasHerz des Weltkonzerns und Olympia-SponsorsNorilsk Nickel ist zweifellos die dreckigsteStadt Russlands. Ein ehemaliger Mitarbeiterklärt mich darüber auf, wie das Unternehmengewissenlos Mitarbeiter und Umwelt ausbeutetund Ressourcen verschwendet.Im Kaukasus liegt die größte GefahrHass, Tränen und dieses Gefühl derAusweglosigkeit. Die Geschichten der Menschen,die ich in Dagestan treffe, wirken nochlange nach in mir. Eine schwangere Frau,deren Mann – ein Imbissbuden-Verkäufer –vom Geheimdienst verschleppt wurde, wohlHinter denKulissenOlympiasVon Golineh Ataiweil er verdächtigt wurde, ein Islamist undStaatsfeind zu sein. Auf der anderen Seite einVater, dessen Sohn – ein Polizist – ermordetwurde – wohl von Islamisten, die in Dages-Fackellauf vorIndustriekulisse:In Norilsk wirddie Umweltgewissenlosausgebeutet.Fotos: Yewgeni Rudniytan nahezu täglich Polizisten töten.Und auf den Straßen begegne ichMenschen, die nervös sind, weil ihrCafé in der Nähe eines Spirituosengeschäftsliegt – Alkohol-Verkäufersind im Visier der Islamisten, davonzeugen die unzähligen Explosionsspurenin der Hauptstadt Dagestans.Die größte Gefahr für die Spielein Sotschi liegt im Kaukasus. Undkurz vor den Spielen setze der Kremlauf gnadenlose Repression, sagen mir Menschenrechtlerim Gespräch. Ich frage mich,ob genau diese Strategie Moskaus nicht nochmehr Hass schürt.In Dagestanbangen RabiyatMahomedovaund RzsumatSalekhova umSohn und Ehemann,der vomGeheimdienstverschlepptwurde.37


FernsehenDie Männer haben einenTeil der Rentierherde in einenkleinen Korral getrieben. Dieverängstigten Tiere habenkeine Chance mehr: Sie werdengeimpft, laut schreien dieFänger Semjon die Angabenzu: „Jungbulle“, „Jährling weiblich“.Semjon, der Chef hier,sitzt auf dem Korralrand undnotiert jedes Tier der viertenBrigade.Gleich nebenan kommendie Killer: Mit einem Holzschlagauf den Kopf werdendie Rentiere betäubt, dannein Stich ins Herz. Schon zehnMinuten später haben ihnendie Entbeiner im Schnee dieFelle abgezogen.Gefrorenes MahlMit dem Panzerins Reich derRentierzüchterVon Udo LielischkiesDie meisten Männertragen die Tracht der Ureinwohner,der Chanten, Mansenund Komi: eine Art Umhangaus doppeltem Rentierfell mitintegrierter Fellkapuze, langeGamaschen aus Rentierfell,Fellschuhe. Jeder hat ein langesMesser im Gürtel. Damitschneiden sich die, die geradeeine Pause machen, kleineStückchen gefrorenes Fleischvon den Rentierhälften, diezu diesem Zweck am Korralhängen.Mit einem Rentierschlittenwerden die fertigen Karkassenzu einem Holzgestellgefahren. Dort hängen bereitsüber hundert Tiefgefroren. Esist minus 25 Grad.Während Kameramann Fedia und ToningenieurSergej das blutige Schlachtfest filmen,lasse ich unsere abenteuerliche Anreisenoch einmal Revue passieren.Fast vier Tage hatte sie gedauert: vonMoskau nach Chanty-Mansijsk, am nächstenMorgen weiter mit einer uralten Antonow-24-Propellermaschine, wieder einen Tagspäter mit dem Hubschrauber nach Saranpaul.Doch wirklich spannend wurde es erstdann: Nur mit einem Schneepanzer sind dieRentierzüchter erreichbar im frühen Winter.Sümpfe und Flüsse sind noch nicht hartgenug gefroren für normale Lastwagen odergar Jeeps. Und so stehen wir am Nachmittagvor Vitalis rostigem „Wesdechod“, wie dasUngetüm auf Russisch heißt. Der Leiter derRentierbrigade hatte uns Vitali empfohlen.Vitali flucht, MotorproblemeWir müssen in den Passagierraum klettern,machen es uns auf unseren Kisten undRucksäcken bequem – und kommen geradezehn Kilometer weit. Motorprobleme. VitaliKameramannFedia undToningenieurSergej filmendas blutigeSchlachtfest.Nur mit einemSchneepanzersind die Rentierzüchterimfrühen Wintererreichbar.Fotos: ARD-StudioMoskauflucht, schwört Stein undBein, dass gestern noch alleseinwandfrei funktionierte,hantiert mit Schläuchen, fülltKühlwasser nach und fährtweiter.Nicht lange. Immer neuePannen, es wird dunkel undimmer kälter. Nach sechsStunden beginnt Vitali, miteinem riesigen BunsenbrennerSchnee in einem Eimer zu schmelzen,neues Kühlwasser. Und wirhaben gerade 40 der 120 Kilometergeschafft. Ohne Motorwärmewerden wir in unserem Panzerschnell auf Außentemperatur heruntergekühlt, ist uns klar. DüstereGedanken.Aber wir schaffen es zueiner kleinen Schutzhütte, Vitalimacht Brennholz und bald glühtder kleine Eisenofen. Tee, Tütensuppen,eine Nacht im Schlafsack,auf Rentierfellen. Gut gegangen.Unser Satelliten-Telefon rettet uns, wir rufeneinen zweiten Panzer, der uns am kommendenNachmittag weiter fährt.Jetzt, nach dem Dreh am Schlachtplatz,wollen wir uns aufmachen, um die sechsteBrigade zu suchen. Wir wollen filmen, wiediese Einheimischen mit ihrem Zelt, der„Tschum“, ihrer Herde folgen. Nomadenlebenim nordischen Winter. Stundenlang suchtunser neuer Fahrer Alexei ihre Spuren. Wirwerden sie nie finden – wohl aber überraschenddie zweite Brigade. Aber das ist eineandere Geschichte.38


„Ich bin raus auf den Schulhof und willschreien. Doch es kommt kein Ton raus.Das war der fühlbare Beginn einer tiefenSprachlosigkeit.“ So erinnert sich WalterKohl an eine Kindheit im Ausnahmezustand.Verprügelt von Klassenkameraden,beschimpft wegen des Vaters. Zu Hausezum Schweigen verdammt. Der Sohn vomKohl. Bis ans Ende des Lebens – der Sohn.Was macht man aus so einem Leben?Einen ersten Eindruck haben Leser seinesBuches gewonnen, zudem hat WalterKohl in und Talkshows über sein Leben unddie Beziehung zu seinem Vater Helmut Kohlberichtet. Nun gibt es auch einen Film. StephanLamby hat den Kanzlersohn für eine»Menschen hautnah«-DokumentationFernsehen kompakt»Menschen hautnah«: Walter Kohl und der Preis der MachtWalter Kohl (l.) und Autor Stephan Lamby bei den Dreharbeitenvor dem ehemaligen Kanzlerbungalow in Bonn.Foto: <strong>WDR</strong>/Eco Media/RumbuchnerFamilie Kohl 1975 Foto: Wieseler/dpa(Redaktion Petra Nagel) durchsein Leben begleitet. Was hat denrenommierten Dokumentarfilmeran der inzwischen öffentlichenPerson so interessiert? Lamby:„Es stimmt, Walter Kohl ist inzwischeneine öffentliche Person. Aberdas war ja nicht immer so. Früherwar er eher verschlossen und sogaraggressiv. Was ist da passiert? DieEntwicklungen und Wendepunkte in Walter Kohls Leben sind zukomplex, um sie in wenigen Minuten abzuhandeln. Da kann eine45-minütige Dokumentation schon tiefer loten.“Schließlich hat das Leben von Walter Kohl auch eine politischeDimension. Und Lamby interessiert der Preis der Macht. „Mal habendie Politiker den Preis selbst zu entrichten, zum Beispiel bei innerparteilichenKämpfen oder wenn sie sich inLügengeschichten verstricken. Gelegentlichhaben aber auch andere Menschen den Preisder Macht zu bezahlen, vor allem Familienangehörige“,sagt der Journalist.Walter Kohl von seiner Filmidee zu überzeugen,war allerdings nicht so einfach. DieDokumentation ist als eine Art Roadmoviekonzipiert. Gemeinsam mit Walter Kohlreiste Lamby an Orte, die für sein Leben vonBedeutung sind: seine Schule in Ludwigshafen,der Kanzlerbungalow in Bonn, das Grabder Mutter. Als er Kohl sein Konzept imHerbst 2011 vorstellte, war er zunächst skeptisch.Im Laufe der Zeit, insbesondere währendder Dreharbeiten, habe er aber Gefallenan der offenen, experimentellen Form gefunden.„So konnte er selbst einmal anders auf die Orte und auf sein Lebenblicken“, erklärt Lamby. Auf der Rheininsel Kaub etwa sind sie einpaar Stunden lang nur rumgelaufen, haben sich dann auf die Steinegesetzt, auf den Rhein geschaut und geredet – auch über sein großesThema, „Versöhnung“. Lamby: „Da entstehen andere Gedanken.“Besonders bedrückende Momente des Films kreisen um SelbstmordgedankenWalter Kohls: Nach der Spendenaffäre, nach dem Selbstmordseiner Mutter („Ohne die Spendenaffäre wäre sie nicht tot“),nachdem er und sein Bruder auch den Vater am Abgrund erlebten:„Mein Bruder und ich haben uns große Sorgen gemacht, ob und wieer weiterleben will.“EB»Menschen hautnah«Walter Kohl – Aus dem Schatten des Vaters<strong>WDR</strong> FERNSEHENDO /23. <strong>Januar</strong> / 22:30Ein Film, der mit den Erwartungen bricht: „Es ist alles in Ordnung“Patchwork-Familie einmal nicht rosarot erzählt:Die pubertierende Tochter provoziert, derbemühte Stiefvater reagiert hilflos, rastet aus,schließlich schlägt er zu, während die Mutterden Kopf in den Sand steckt. Nicole Weegmannsneuer Film „Es ist alles in Ordnung“ (RedaktionMichael André) „bricht mit den Erwartungen, diebeim Thema ,Kindesmisshandlungen’ gängigerweiseaufkommen“, sagt Barbara Buhl, Leiterinder Programmgruppe Fernsehfilm und Kino. „DerZuschauer kommt allen Figuren nahe, distanziertsich aber auch zunehmend vom Verhalten aller.“Regisseurin Weegmann bringt Mark Waschkeund Silke Bodenbender als sympathisches Mittelstandsehepaarzusammen und führt sie dannFoto: <strong>WDR</strong>/2pilots/RottenkolberEin Vater flippt aus und wird übergriffig:Andreas (Mark Waschke) und StieftochterSarah (Sinje Irslinger).in familiäre Abgründe. „Aber die größte Anerkennung“,so Buhl, verdient die Regisseurin mitder Entdeckung der bei den Dreharbeiten erst16-jährigen Sinje Irslinger. Unter ihrer Anleitunghat Sinje die schwierige Rolle der misshandeltenTochter Sarah mit Bravour gelöst.“Eine Premiere bedeutet „Es ist alles in Ordnung“auch für die Kölner Produktionsfirma 2Pilots;sie hat ihren ersten Primetime-Film für denARD-Mittwochssendeplatz vorgelegt. Buhl:„Jörg Siepmann und Harry Flöter – beide aus derTalentschmiede der Kölner KHM hervorgegangen– haben in den letzten Jahren einige mutigeKinofilme realisiert. Willkommen beim Fernsehen!“ EB39


SendeplätzeJens-Olaf BuhrdorfMeine StadtDETMOLD40


SendeplätzeWie lebt es sich in einerStadt, die mitten inihrem Zentrum einSchloss beherbergt undüber die Hermann derCherusker wacht? Jens-Olaf Buhrdorf, Redakteurdes <strong>WDR</strong>-Bürosim Kreis Lippe, erzähltes uns. Dafür erklommer sogar morgens umsieben das WahrzeichenDetmolds – von innen.Auf Detmolds „Kö“ trifft der <strong>WDR</strong>-Redakteur BürgermeisterRainer Heller.Über 400 Jahre alte Fachwerkhäusermachen neben demSchloss den Reiz Detmoldsaus. Dort zu wohnen,einzukaufen oder zu essen,das hat was, sagt Jens-OlafBuhrdorf, hier in derAdolfstraße. Fotos: <strong>WDR</strong>/Maurer„Nun mach hier mal keinen Hermann!“,sagen die Detmolder, wenn ihnen einer zu hektischdaher kommt. In der Residenzstadt geht esnämlich eher gemütlich zu. Den Hermann darfhier nur einer machen: der alte Cherusker selbst,der oberhalb von Detmold auf seinem Sockelsteht.Gefühlte 50 Mal hab ich schon über dasDenkmal aus Kupfer und Stahl berichtet. Aberüber schmale Eisenleitern und durch enge Lukenbis in den Kopf der 27 Meter langen Statue hineinzu klettern: das ist auch für mich etwas ganzBesonderes. Die mit Kupfer und Eisen verkleidetenStahlröhren, unzählige Nieten und rote Rostschutzfarbesorgen dafür, dass Detmolds Wahrzeichenseit fast 140 Jahren Wind und Wetterstandhält.Fortsetzung nächste Seite41


SendeplätzeHermann derCherusker –an diesemMorgen imNebelversunken.Zum ersten Malerklimmt Jens-Olaf Buhrdorfden Hermannvon innen –mit Hilfe desprofessionellenKletterersMichael KnostFortsetzung von Seite 41Nicht weit vom Hermann entfernt grabenArchäologen die Wiege Lippes jetzt wiederaus. Die Falkenburg am Rande Detmolds,auf einem der vielen Hügel im TeutoburgerWald, ist heute nur noch eine Ruine. Im 12. Jahrhundert hatten die Fürstenihr Reich gut im Blick – bis ein Brand die Burgzerstörte. Von den imposanten Burgmauerngeht mein Blick über den Teuto und seine tiefgrünenWälder in Richtung Detmold. KlareLuft und kein Geräusch, das stört – das isteiner meiner Lieblingsplätze!„Die Kö hier ist kürzer, aber gemütlicher!“Das Schloss liegt mitten in der Stadt.Im Ahnensaal mit Filzpuschen übersParkett zu gleiten, gehört sicher zu denDingen, die ein Nordrhein-Westfale einmalgemachthaben muss!Geschichte begegnet mir auf Schritt undTritt in Detmold: Das Schloss liegt mitten inder Stadt, direkt zwischen Marktplatz undLandestheater. Im Ahnensaal mit Filzpuschenübers Parkett zu gleiten gehört sicher zu denDingen, die ein Nordrhein-Westfale einmalgemacht haben muss! Im Schloss wohnt dasPrinzenpaar Armin und Traute zur Lippe. Diepromovierten Biologen pflegen den schönstenBarockgarten Detmolds. Für die Klatschspaltenbieten die beiden keinen Stoff. Jederkann Prinz und Prinzessin treffen, wenn sieregelmäßig mit Enkelkindern und Hund überden Wochenmarkt gehen. Die beiden „Durchlaucht“gehören zur Stadt dazu. Wer sie grüßt,bekommt einen freundlichen Gruß zurück.Ein wenig Glamour hat Detmold allerdingsdoch zu bieten. Die meisten Reporterinnenwürden sicher gern mitmir tauschen, wenn ich malwieder über Europas größtenDamen-Schuhherstellerberichte. Von der Firma Wortmannhaben wahrscheinlichdie wenigsten gehört, aber dieMarke „Tamaris“ kennen viele.Stiefel, High-Heels, Ballerinas:Europas größtes Schuhregal steht inDetmold! Firmengründer Horst Wortmannging nach dem Krieg mit Schuhen von Tür zuTür, heute ist er Branchenprimus. Aus Detmoldverschickt seine Firma 30 MillionenPaar im Jahr – aus dem modernsten Logistikzentrumseiner Art. Und trotzdem prahltHorst Wortmann nicht mit seinen Erfolgen.Immer schön bescheiden bleiben – so ist erhalt, der Detmolder!Ganz bodenständig geht es auch inder Strate-Brauerei zu. Denn hier brauenAudienz beim Prinzen Armin zur Lippedrei Frauen: Mutter Renate und ihre zweiTöchter Simone und Friederike garantieren„handgebraute“ Bier-Qualität. Und weil ihreBrauerei direkt gegenüber dem <strong>WDR</strong>-Büroin Detmold liegt, behaupten meine Kollegenim Studio Bielefeld bis heute, es gäbe eineunterirdische Bierleitung. Das stimmt nicht!Ich trinke das Detmolder Bier am liebstenauf der Terrasse vom „Berghof Stork“. Vondem Ausblick über Detmold bis fast nachBielefeld ins hügelige Lipperland bekommeich nie genug!42


SendeplätzeDie FalkenburgamRande Detmolds,einstdie WiegeLippes, istnur noch eineRuine, allerdingsbietetsie einenatemberaubendenBlicküber denTeutoburgerWald.Shopping-Malls und große Einkaufszentrenvermisse ich nicht in Detmolds City, die dieDetmolder ihre „Kernstadt“ nennen. Einkaufenund essen in über 400 Jahre alten Fachwerkhäusern:das hat was! Bei meinem Lieblingsbäckerzum Beispiel werden ausschließlich Schrotund Korn aus der Region verwendet. Wenn ichwenig Zeit habe und zu Fuß zum Interview insRathaus gehe, liegt Meffert auf der Strecke. Undein „Studentenbrötchen“ mit vielen Nüssenund Rosinen passt immer!„Die Kö ist hier zwar kürzer –aber vielgemütlicher“, sagt der selbstbewusste Lipperüber seine Einkaufsstraße. Hier gibt es tatsächlichnoch Geschäfte, die Mittagspause machen.Ehrenmord in der ProvinzDer <strong>WDR</strong>-Redakteur mitKim JasminDreier (FirmaWortmann) vordem größtenSchuhregalEuropas.BraumeisterinFriederike Stratezeigt Jens-OlafBuhrdorf, wieder Brauvorgangin denKupferkesselngesteuert wird.Natürlich ist Detmold nicht nur Idyllepur. Auch hier gibt es das „echte“ Leben undmenschliche Tragödien. Hier wurde 2011Arzu Özmen, die junge Kurdin jesidischenGlaubens, von ihren Geschwistern entführtund ermordet. Sie liebte einen jungenMann, der nicht der Religion ihrer Elternentsprach. Eine Sternstunde der Justiz wardas Urteil des Detmolder Landgerichts, dasArzu Özmens Geschwister wegen Mordes zulangjährigen Haftstrafen verurteilte. Auchdie Eltern, die diesen Mord offensichtlichunterstützten, wurden bestraft. Der Richtersprach ausdrücklich von einem „Ehrenmord“.All das mitten in der beschaulichen„Provinz“.Wer – wie ich – in Braunschweig geborenist, in Köln beim <strong>WDR</strong> gelernt, in Dortmundstudiert hat und schließlich in Detmold gelandetist, wird am Anfang von den „Ur-Lippern“kritisch beäugt. Aber 17 Jahre im <strong>WDR</strong>-Büro inder Palaisstraße und am Stadtrand im eigenenHaus reichen immerhin für den Titel „Beute-Lipper“. So nennen die Detmolder jemandenwie mich, der in ihren Augen nicht nur auf derDurchreise ist.Jens-Olaf Buhrdorf (55) leitet das <strong>WDR</strong>-Büro in Detmold seit seiner Eröffnung imJahr 1996. Zusammen mit seinen freienKolleginnen und Kollegen beliefert er dasStudio Bielefeld und alle ARD-Anstaltenmit Fernseh- und Hörfunkbeiträgen überEreignisse aus dem Kreis Lippe.43


BerufsbilderEine von unsBRIGITTEANGERHAUSENAls Toningenieurin komponiertBrigitte Angerhausen das Klangbildbei einer Produktion. Schonim Vorfeld überlegt sie, wie etwasklingen soll. Foto: <strong>WDR</strong>/Anneck44


Berufsbilder„Sebastian, hör mal. So finde ich dasschön.“ Brigitte Angerhausen schiebt einenRegler des Mischpultes nach oben. Kaum wahrnehmbarfür ungeschulte Ohren ist der Effekt,den das auf die Violinenklänge hat. „An dieserfiligranen Stelle, wo die Streicher mit Dämpferspielen, verändere ich den Nachhall“, sagt dieToningenieurin. „Aber nur minimal. Man sollden Raum um den Klang hören, aber keinenHall. Ich mag diese Zerbrechlichkeit des Soundsund möchte sie erhalten.“ Tonmeister SebastianStein nickt: „Es ist schön, dass man den Strich der Geiger noch hört.“Angerhausen und Stein sitzen in der Kölner Philharmonie. Denndort ist der <strong>WDR</strong> Hausgast und hat ein eigenes Studio. Unten auf derBühne, durch ein Fenster zu sehen, probt das <strong>WDR</strong> SINFONIEOR-CHESTER. Unter der Leitung von Dirigent Howard Griffiths spielt esdie Ouvertüre zu „Euryanthe“ von Carl Maria von Weber, die heutefür eine CD-Produktion aufgezeichnet wird. Brigitte Angerhausenhat die Partitur des Stückes vor sich liegen und liest mit. Wo anderenur Musik hören, spürt die Ton-Expertin der räumlichen Tiefe desKlanges nach oder horcht gezielt auf bestimmte Frequenzen. „Ich habeden Eindruck, die Celli sind zu laut“, sagt sie. „Falls das über längereStrecken so bleibt, müssen wir das Mikrofon verändern.“Wie man eine Klangästhetik entwickeltAls Toningenieurin komponiert Brigitte Angerhausen das Klangbildbei einer Produktion. Schon im Vorfeld überlegt sie, wie etwasklingen soll. „Ich schaue, aus welcher Zeit ein Stück stammt, höre auchandere Aufnahmen an, entwickle eine Klangästhetik.“ Sie arbeitetviel im Hörspiel, sie betreut Veranstaltungen im großen Sendesaalund Produktionen der <strong>WDR</strong> BIG BAND, aber oft ist sie, wie in dieserWoche, in der Philharmonie.Am ersten Aufnahmetag hat Angerhausen mit dem Tonmeister unddem Tonassistenten die Mikrofone platziert: Drei Hauptmikrofone, dieden Orchesterklang übertragen, hängen an Kabeln von der Decke. Dazuetwa acht „Stützmikrofone“ zwischen den Instrumentengruppen. PerKabel gelangt der Klang ins Studio. Die Toningenieurin hat die optimalenEinstellungen im Mischpult programmiert, die sie nun auf Knopfdruckabrufen kann – wenn die Technik mitspielt. An diesem Vormittag gibt esSchwierigkeiten. Das Pult funktioniert nicht, die Tasten blockieren. Angerhausenmuss den Hauptrechner herunterfahren,mit einem Schlüssel im Sicherungskasten denStrom abdrehen und neu starten.Doch sie hat schon Schlimmeres gemanagt,musste etwa bei einer Havarie eineSpeicherkarte austauschen oder miterleben,dass bei einer Live-Übertragung ein Mikrofonausfiel. „Da kann ich dann nur hoffen, dass iches über die anderen Mikrofone ausgleichenkann“, sagt die 47-Jährige.BrigitteAngerhausenim Video-Porträt.„Irgendwas mit Medien“, antworten vieleJugendliche auf die Frage nach ihremBerufswunsch. Hier stellen wir sie vor,die Jobs im <strong>WDR</strong>. Brigitte Angerhausenist Toningenieurin.Ihre zweite CD – mit Klängen zwischen Jazz und KlassikVieles lässt sich heute glücklicherweise elektronisch justierenund nachregeln. Theoretisch kann die Toningenieurin bei der heutigenAufnahme jede einzelne Geige individuell auspegeln. Schierunendliche Möglichkeiten gibt es. Woher weiß sie, wann es gut ist?„Es ist manchmal schwierig, nicht übers Ziel hinauszuschießen“, sagtsie. „Deshalb ist es gut im Team zu arbeiten.“Brigitte Angerhausen ist selber Musikerin, gewann den Bundeswettbewerb„Jugend musiziert“, entschied sich dann jedoch für einenBeruf auf der anderen Seite des Musikbetriebs: Sie studierte in Chicago,arbeitete 15 Jahre lang als freie Toningenieurin, auch als Produzentin,ehe sie 2003 das Angebot einer halben Stelle beim <strong>WDR</strong> annahm. Die50 Prozent geben ihr Spielraum, sich wieder ihrer eigenen Musik zuwidmen.Jüngst erschien ihre zweite CD mit Klängen, die zwischenJazz und Klassik angesiedelt sind.„Musik ist die Sprache, mit der man Sachen sagen kann, für die eskeine Worte gibt“, sagt Angerhausen. „Man berührt damit das Publikum;dem kann sich keiner entziehen.“ An ihrer Arbeit schätzt sie, dass sieein Klangbild so optimieren kann, dass sich dieses Gefühl des Zutiefst-Angerührtseins selbst bei den Zuhörern am Radio oder einer CD noch einstellt:„Ich möchte den magischen Moment einer Aufführung festhalten.“Das <strong>WDR</strong> SINFONIEORCHESTER unten im Saal ist soweit.Dirigent Howard Griffiths gibt ein Zeichen, „jetzt können wir starten“.Brigitte Angerhausen drückt auf eine Taste. Unten im Orchestergrabengeht das rote Licht an: Die Aufnahme beginnt. Wieder liest die Toningenieurinmit in der Partitur. An einigen Stellen wird sie behutsameingreifen, etwa den Nachhall an den filigranen Takten der Geiger verändern– kaum wahrnehmbar, aber so, dass die Hörer der CD späteretwas von der Magie dieser Aufführung spüren können. Ina SperlWie werde ich Toningenieurin im <strong>WDR</strong>?Voraussetzung für die Arbeit der ToningenieurInnen im <strong>WDR</strong> sind einabgeschlossenes Ingenieur- oder Bachelor-Studium (Ton und Bild) oderein vergleichbarer Studiengang, beispielsweise am Institut für Musikund Medien in Düsseldorf, als Tonmeister an der Universität der Künstein Berlin oder an der Hochschule für Musik in Detmold.„Toningenieur ist ein Beruf mit ausgeprägtem technischen undkünstlerisch-gestalterischen Anspruch, der ein hohes Maß an sozialerKompetenz und Verantwortungsbewusstsein für die Führung desProduktionsteams erfordert“, sagt Bernd Drecker, Leiter der AbteilungProduktionsbetrieb Hörfunk in der HA Radiobetrieb. ispBernd DreckerFoto: <strong>WDR</strong>/Fußwinkel45


MedienmenschenUnvergesslichauch als Fernsehmoderator:Chris Howland1965 während derSendung »Musikaus Studio B«.Foto: <strong>WDR</strong>/INTERFOTOBYE, BYE, CHRISEr war „Schallplattenjockey“, Radio- undFernsehmoderator, Schlagersänger,Schauspieler, Buchautor, und er war„Mr. Heinrich Pumpernickel“. Bis zuletztmoderierte er seine Sendung »Spielereienmit Schallplatten« fürs <strong>WDR</strong> 4-Programm.Am 30. November ist Chris Howland imAlter von 85 Jahren gestorben.46


Medienmenschen„Der Begriff ,Legende’ wird oft und viel zu häufig benutzt,doch Chris Howland war wirklich eine“, sagte <strong>WDR</strong>-Intendant TomBuhrow zum Tod des gebürtigen Londoners. Und die vielen Chris-Howland-Fans, deren letzte Grüße auf den <strong>WDR</strong> 4-Seiten in wdr.de zulesen waren, stimmten ihm zu. Beispielsweise Wolfgang Winterhoff,der schreibt: „Schade, aber Mr. Pumpernickel ist unersetzbar. Er warwirklich ein Kult-Moderator.“Für viele war Chris Howland seit ihrer Jugend ein Idol, unzähligeDeutsche haben durch ihn in den 1950er Jahren die neuen Hits ausder internationalen Musikszene kennengelernt, er hat sie zum Lachenund zum Tanzen gebracht. Zum Schluss hatte er Fans in allen Altersklassen.Henryk Leschzyk zum Abschied seines „Lieblingsmoderators“:„Selbst mein Sohn, elf Jahre alt, weinte, als ich ihm mitteilte,dass er gestorben ist und es keine »Spielereien mit Schallplatten«mehr geben wird. Es war auch seine Lieblingssendung.“Chris Howland moderierte bis zuletzt die Wiederauflage der Musiksendung»Spielereien mit Schallplatten«.Foto: <strong>WDR</strong>/BaltesGeboren wurde John Christopher Howland am 30. Juli 1928 inLondon – als Sohn eines BBC-Redakteurs. Zunächst hatte er sich alsImker ausbilden lassen, doch dann trat er in die Fußstapfen seinesVaters. 1948 wurde Howland Chefsprecher und Chef der Musikabteilungbeim Radiosender der britischen Armee (BFN, das heutigeBFBS). 1952 stellte er sich beim N<strong>WDR</strong> vor und moderierte dort – als„Schallplattenjockey“ – die Radiosendung »Rhythmus der Welt«. Alsgroßer Erfolg stellte sich auch die Sendung »Spielereien mit Schallplatten«heraus, die er für den damals neu gegründeten <strong>WDR</strong> moderierte(und die er viele Jahre später für <strong>WDR</strong> 4 reaktivierte). Tom Buhrow:„Mit dieser Sendung hat er <strong>WDR</strong>-Geschichte geschrieben.“Unvergesslich machte sich Chris Howland auch als Fernsehmoderator(»Musik aus Studio B«, »Vorsicht Kamera«), Schlagersängerund Schauspieler. Zuletzt lebte er mit seiner Frau Monika in der NäheKölns. Intendant Tom Buhrow: „Es ist schwer vorstellbar, dass wirfortan auf seinen markanten Akzent, seinen britischen Humor undseine exquisite Musikauswahl verzichten müssen.“Unterdessen arbeitet <strong>WDR</strong> 4 unter Hochdruck an einer neuenSendung. Wellenchefin Rena Pieper: „Chris Howland und seine»Spielereien mit Schallplatten« werden wir natürlich nicht ersetzenkönnen. Aber wir hoffen, dass die neue Sendung dienstags um 20:05auch ihre Liebhaber finden wird.“ EBERINNERUNGEN AN CHRIS HOWLANDEin Mann und ein MikrofonHans-Holger Knocke, langjähriger <strong>WDR</strong> 4-Musikchef und Redakteur Chris Howlands,erinnert sich an den Radio-Pionier.Das magische Auge: ein rundes und bei Empfanggrün schimmerndes Licht vorne am Radioapparat.Ich war vielleicht zehn Jahre alt, alsChris Howland in mein Leben trat. Ich starrtein das magische Auge. Natürlich kannte Chrismich nicht, denn ich lebte in Münster und Chris Hans-Holger Knockeirgendwo in diesem Apparat aus Furnierholz. Foto: <strong>WDR</strong>/EggertDie meisten Menschen kennen Chris Howland vermutlich aus demFernseher, von »Vorsicht Kamera« und »Musik aus Studio B«. Undsie haben ihn in kleinen, sympathischen Rollen als englischen Butlerin Unterhaltungsfilmen gesehen – irgendwas mit Karl May. Erhat auch Schlager gesungen: die „Hämmerchen-Polka“ und „Das habich in Paris gelernt“. Er war ein richtig guter Sänger und ich glaubeauch, dass Chris wusste, was er als Sänger wert war, obwohl er vorPublikum immer tiefstapelte.Chris Howland war ein Radio-Pionier im Deutschland der Nachkriegszeit.Er war cool. Die Musik aus Amerika und England, die erauflegte, war auch cool, aber dieser hemmungslos radebrechendeDisc-Jockey schuf dafür erst das entsprechende Raumklima. Mittwochabendhalb sieben war seine Zeit und ich kann sagen, ich bindabei gewesen. Pünktlich zur Stelle für „Melody fair“ und alles,was danach kam. Ich empfinde ein bisschen Stolz dabei. Wie eineAuszeichnung. Ob ich diesem Disc-Jockey überhaupt folgen konnte,weiß ich heute nicht mehr. Anfangs konnte er selbst ja nicht einmalrichtig Deutsch – und ob sich das irgendwann ergeben hat, darübergibt es verschiedene Meinungen. Letztlich war es egal.Chris Howlands Vater war so was wie die Stimme der BBC gewesen,ein hoch angesehener Rundfunksprecher. Der Sohn erbte dieStimmwerkzeuge des Vaters, sein Timbre und den Tonfall. Under lernte bei der BBC die Präzision, mit der er ans Werk ging. EineStoppuhr war bei jeder Sendung sein wichtigstes Requisit.2004 haben wir Chris’ alte N<strong>WDR</strong>-Sendung »Spielereien mit Schallplatten«bei <strong>WDR</strong> 4 wieder aufleben lassen. Das Radio, sagte Chrisimmer, sei ihm das liebste Medium, es gehe nichts darüber. Zuhörerund Sprecher sehen einander nicht, aber trotzdem ist der Kontaktdank der Stimme sehr eng.Manchmal traf ich mich mit Chris und seiner Frau Monika in einerkleinen Kneipe in der Nähe des Funkhauses. Oft war ich verblüfft,wie viele Menschen Chris schon von Weitem erkannten und dannmeist zielstrebig auf ihn zusteuerten. Wie erkennt man im Greisden Jüngling? Körper und Statur eines Mannes über 80 sind mitdem Abbild desselben Mannes um die 30 oft nur schwer übereinzu bringen. Das Funkhaus-Café des <strong>WDR</strong> am Wallrafplatz in Kölnzeigt an seinen Wänden u. a. ein Foto des jungen Chris Howland.Wir sehen einen schlanken, konzentriert wirkenden Mann voreinem Mikrofon. Das ist das Bild, das in Erinnerung bleibt: EinMann und ein Mikrofon.47


MedienmenschenUN-GENERALSEKRETÄR BAN KI-MOON ZEICHNET <strong>WDR</strong>-REDAKTEURIN AUSNavina Lalas Flüchtlingsfilm beeindruckte in New YorkNavina Lala (Mitte) erhielt in New York aus denHänden von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon (l.)den Ricardo Ortega Memorial Prize für ihren Film„Urban Refugees“. Foto: LalaMan könnte meinen, es sei ihr in die Wiegegelegt worden. Ursprünglich sollte sie Miriamheißen. Doch kurz vor ihrer Geburt sah ihreMutter den »Internationalen Frühschoppen«.Und daran nahm auch Navina Sundaram vomNDR teil. Die Journalistenlegende hatte schonfrüh unter anderem als ARD-Korrespondentinaus Indien berichtet. Damit stand der Entschlussfest: Die Tochter einer deutschen Mutterund eines indischen Vaters sollte Navinaheißen. Es sei fast so etwas wie Vorsehung,dass sie nach einer ARD-Journalistin benanntwurde, meint Navina Lala heute. Vor der großenNamensvetterin muss sie sich indes nichtverstecken: Am 18. Dezember wurde NavinaLala in New York von der United Nations CorrespondentAssociation (UNCA) geehrt. Fürihren Film „Urban Refugees“ über syrischeFlüchtlinge in Jordanien erhielt die 36-Jährigeaus den Händen von UN-Generalsekretär BanKi-moon den Ricardo Ortega Memorial Prize.Eine ganz große Ehre sei das, findet die <strong>WDR</strong>-Redakteurin. UNCA vergibt die Auszeichnungjedes Jahr in vier Kategorien. Lala istbesonders stolz, dass sie den Ricardo-Ortega-Preis erhalten hat. Der spanische FernsehjournalistOrtega war 2004 auf Haiti ums Lebengekommen. Der nach ihm benannte Preiswürdigt speziell Fernseh- und Hörfunkjournalisten.Die Vereinigung der bei den Vereinten Nationenakkreditierten Journalisten war aufLalas Film aufmerksam geworden, weil die<strong>WDR</strong>-Redaktion »Cosmo TV« den Beitragbei UNCA eingereicht hatte. Lala begleitetdarin syrische Flüchtlinge, die in Jordanienaus den Flüchtlingscamps in die StadtAmman übergesiedelt sind.Dass ihr Film eine nachhaltige Wirkunghat, freut die Autorin besonders. Seit 2007ist sie <strong>WDR</strong>-Redakteurin, seit einem Jahrarbeitet sie bei »Cosmo TV«. Nach ihrerErfahrung sind junge Journalisten oft schonfrüh desillusioniert, weil sie das Gefühlhaben, mit ihrer Arbeit nichts zu bewirken.Anders bei ihr: Nach der Ausstrahlung von„Urban Refugees“ hätten sich Menschenbei ihr gemeldet, die den syrischen Flüchtlingsfamilienhelfen wollten. Und deshalbbleibt Lala ihrer Überzeugung treu: Selbstwenn es nur einer von 100 Beiträgen ist, deretwas bewirkt und verändert, dann hat essich schon gelohnt.Ute Riechert„Besondere Note“Moderator Matthias Opdenhövel Foto: <strong>WDR</strong>/WeberDie ARD setzt dieerfolgreiche ZusammenarbeitmitModerator MatthiasOpdenhövelüber das Jahr <strong>2014</strong>hinaus fort. Der<strong>WDR</strong>, Haussenderdes Detmolders,entwickelt derzeitneue Unterhaltungsformatefür den Allrounder:Der Journalistmoderiert sowohldie »Sportschau« als auch Shows wie »Brot und Spiele«, »OpdenhövelsCountdown« oder den »Star Biathlon« und wurde für seine Leistungenmit renommierten Preisen ausgezeichnet. „Seine Moderationenhaben immer eine besondere Note. Mit ihm binden wir längerfristigeinen wichtigen Stamm- und Kreativspieler an unser Team!“, sagteIntendant Tom Buhrow nach der Vertragsverlängerung. Und MatthiasOpdenhövel kommentierte: „Bei welchem Sender kann man schonBundesliga, Olympische Spiele, Fußball-WM und Shows alles in einemJahr moderieren? Für einen Moderator ein Traum.“EBDie Neue heißt Susan LinkSusan Link moderiert künftig an der Seite von René le Riche undStefan Pinnow »daheim + unterwegs«. Ihre Premiere im FunkhausDüsseldorf absolviert die Fernsehjournalistin am 20. <strong>Januar</strong>. Die37-Jährige vertritt Sandra Quellmann während ihrer Elternzeit.Die Zuschauerinnen und Zuschauer kennen Susan Link schon alsModeratorin des »ARD-Morgenmagazins«. Jetzt freut sie sich aufdie zusätzliche Moderation zu „normalen“ Tageszeiten – auch wennTageslicht im »daheim + unterwegs«-Studio genauso Mangelwareist wie im »ARD-MoMa«-Studio. Susan Link stammt aus Thüringen.2000 volontiertesie bei RadioWupper t a l, wosie als Nachrichtenredakteurinund Moderatorinarbeitete. 2002wechselte sie zuRadio NRW, 2011ging sie als Reporterinzum »ARD-Morgenmagazin«,das sie seit 2012moderiert. EB Susan Link und René le RicheFoto: <strong>WDR</strong>/Jacobi48


Multimedia<strong>WDR</strong> verschenkt Bücher: E-Books mit spannenden Extras zur SendungSie bieten zusätzliche Videos,andere Schwerpunkte oderinteraktive Quizspiele: die sendungsbegleitendenE-Books.Besonders »Quarks & Co«findet begeisterte Abnehmer.Seit einem Jahr verschenktder <strong>WDR</strong> Bücher. Als Pilotprojektdes ProgrammbereichsKultur und WissenschaftFernsehen. Keine gedruckten,sondern elektronische. Daserfolgreichste mit über 56 000<strong>Download</strong>s heißt „Entdeckungenim Kölner Dom“ und wurdevon der Redaktion »Quarks &Co« hergestellt.Die Titel sind für dasBetriebssystem iOS optimiert.„Das perfekte Vergnügen habenSie, wenn Sie sich die Bücherauf einem iPad anschauen“,sagt Matthias Kremin, derLeiter des Programmbereichs.Die E-Books können mit der„iBooks“-App gelesen werden.Aktuell stehen zwölf Titel imiTunes-Store zum <strong>Download</strong> bereit.Man kannsich die Bücheraber auch bei wdr.de als <strong>PDF</strong> herunterladen.Sosind sie auf jedemComputer benutzbar– mit leichteingeschränktenFunktionen. DieeingebettetenKulturchef Matthias KreminFilme und AudiosFoto: <strong>WDR</strong>/Sachslassen sich heutzutageallerdings auch in <strong>PDF</strong>s starten. DieOriginal-iBooks enthalten darüber hinaus oftinteraktive Quizspiele oder Landkarten undgelegentlich 3D-Animationen. Sie umfassenjeweils zwischen 16 und 96 Seiten. Die ZuschauerInnenfreut‘s, so Kremin: „Wir haben sehr vielpositive Resonanz. Die Leute schreiben uns,dass sie dafür gerne ihren Rundfunkbeitragbezahlen.“Dabei hat die Herstellung des erfolgreichenE-Books über den Dom gerade malDas erfolgreichste <strong>WDR</strong>-iBook mit über 56 000 <strong>Download</strong>sstammt von »Quarks & Co«.vier Tage gedauert, denn einen Großteil derInhalte hatte die Redaktion bereits für dieWebsite aufbereitet. Außerdem sei das Programm,in dem die Bücher hergestellt werden,sehr einfach zu handhaben, freut sich Kremin,der auch darin einen wichtigen Grundfür das Format sieht.Bei iTunes sind in der Rubrik „Gratis-Bücher – Gewerbe und Technik“ derzeit vierBücher von »Quarks & Co« in den Top Ten,„20 Jahre ›Quarks und Co‹“ steht sogar aufPlatz eins. Unter „Reisen und Abenteuer“findet sich „Wunderschön – Sylt im Winter“auf Platz drei.Anfang Dezember präsentierte der ProgrammbereichKultur und Wissenschaft denKollegInnen aus den anderen Programmbereichendie Ergebnisse und Erfahrungenaus einem Jahr E-Book-Herstellung.An drei Beispielen zeigten Mitarbeiter ausden Redaktionen wie sendungsbegleitendeElektro-Literatur aussehen kann: So fasst derErnährungsratgeber „Planet Wissen für Besseresser“Inhalte aus verschiedenen Folgenzusammen und bereitet sie auf – beispiels-weise mit einem 3D-Modell der Ernährungspyramide.Das E-Book „NRW von oben“ setztandere Schwerpunkte als die gleichnamigeDoku, lässt Themenbereiche weg, beinhaltetaber zusätzliche Videos, die teilweise aus demArchiv stammen.Matthias Kremin sieht bei E-Books übrigenseinen besonders überzeugenden Vorteilgegenüber dem Internet: Einmal heruntergeladenstehen sie auch ohne Internetzugangzur Verfügung. Am Strand von Sylt im Winterbeispielsweise. Christian GottschalkDie <strong>WDR</strong> AppSeit dem 4. Dezembergibt es das kompletteW D R - P r o g r a m mauch „zum Mitnehmen“.Verpackt ineiner hübschen App.Über die bekannten Plattformen bietetder <strong>WDR</strong> die App für Android und iOSan. Die <strong>WDR</strong>-App bietet einen einfachenZugriff auf alle <strong>WDR</strong>-Radioprogrammeund das Fernsehprogramm.Darüber hinaus streamt der Kanal<strong>WDR</strong> Event Live-Übertragungen ausgewählterEreignisse wie ChampionsLeague Spiele oder Bundestagsdebatten,und <strong>WDR</strong> Vera sendet rund umdie Uhr Verkehrsnachrichten. Außerdemist die Mediathek verlinkt, dortfinden sich viele weitere Fernseh- undRadiobeiträge für unterwegs. Voraussetzungist lediglich eine Internetverbindung.Das alles funktioniert auch aufälteren Smartphones reibungslos. DieKundenrezensionen in den App-Storessind (überwiegend) äußerst positiv, diemeisten User vergeben die Höchstwertung.Der Tenor lautet: „Danke <strong>WDR</strong>!“.„Läuft super.“ Oder wie Volker RudolphBrombach schreibt: „Empfehlenswertwie das Orginal! Als alter Westfale imUrlaub nie alleine.“ ChgDie <strong>WDR</strong>-App fürAndroidDie <strong>WDR</strong>-App für iOS49


Im GesprächAuf einen Kaffee mitYvonne WillicksIm Café „Talltree“ im Kölner Vierscheibenhausdes <strong>WDR</strong> diskutierenmittags viele Kollegen überihre Jobs. Ein idealer Ort, um einegut gelaunte Yvonne Willicks zutreffen – trotz hohen Arbeitspensums:Die Moderatorin von »DerGroße Haushaltscheck« hat unserInterview mit Ute Riechert zwischenzwei Termine gezwängt. DieGelegenheit, um sie jenseits vonStaubtuch und Waschmaschinekennen zu lernen. Die Hauswirtschaftsmeisterinist weit mehr alsdie „Putzfrau des <strong>WDR</strong>“.Frau Willicks, was trinken Sie?Einen Kaffee. Einen ganz normalenschwarzen Kaffee.Bevor wir beginnen, eine kurzeFrage zu den unergründlichenGeheimnissen des Haushalts:Socken verschwinden in Waschmaschinen.Ja, kenne ich. Ich glaube zwar auch an einParalleluniversum, aber dieses Rätsel habenwir gelöst. Socken können tatsächlich durchdie Dichtung ins Innere der Maschine gelangen.Und da bleiben sie dann. Aber es gibtspannendere Probleme im Haushalt.Zum Beispiel?Ich halte die Mikrowelle für das am meistenunterschätzte Gerät im Haushalt. Wirarbeiten gerade an der achten Staffel vom»Haushaltscheck«, die ab <strong>Januar</strong> gesendetwird. Einen Drehtag zur Mikrowelle hatteich schon. Wir haben aber zum Beispiel auchThemen wie Giftstoffe im Haushalt oder dieBestandteile von Kosmetik in der Sendung.Alles brisante Themen. Kann Sie im Alltagüberhaupt noch etwas erschüttern?Ja, definitiv. Ich bin immer wieder erschüttert,dass es in Deutschland so viel Lobbyarbeitgibt. Zum Beispiel: Giftstoffe gehören nichtin Konservendosen. Es wäre ein Leichtes, daszu verbieten. Aber das passiert nicht. Da istsehr viel Intransparenz.„Giftstoffe gehörennicht in Konservendosen.Es wäre einLeichtes, das zuverbieten.“Sie sehen viele Haushalte. Hat das KlischeeSubstanz, dass die Deutschen besondersordentlich und sauber sind?Nein, das stimmt in den meisten Fällen nicht.Und zwar quer durch alle Schichten. Ich sag’smal so: Es sich schön zu machen, wenn Geldda ist, das kann jeder. Aber die Designerkücheauch schön zu halten, das können diewenigsten.Womit wir wieder beim Putzen wären ...Ehrlich gesagt: Putzen interessiert michgar nicht so. Haushalt wird oft mit Putzengleichgesetzt – dabei ist es viel mehr. Das istWarenkunde, Werkstoffkunde,Kochen, Ernährung. Haushaltist Management, die Familie versorgen,mit dem Geld umgehen.Ich habe Hauswirtschaft gelernt,damit ich schnell damit fertig bin,weil ich keine Lust habe, mich denganzen Tag damit zu beschäftigen.Kann man überhaupt eine guteHausfrau, ein guter Hausmannsein, wenn man das nicht professionellgelernt hat?Ich fände es super, wenn man esüberhaupt mal irgendwo lernenwürde. Das Fach gibt es in derSchule nicht mehr. Ich würde dasin jeder Schulform einbringen.Nicht nur Putzen, sondern auchGrundsätzliches zur Ernährung,Grundsätzliches zum Geldverkehr– insgesamt zur Alltagskompetenz.Muss das jetzt der »Haushaltscheck«übernehmen? Wiesehen Sie Ihre Rolle?Der Begriff, der im Fernsehenimmer insertiert wird, ist Haushaltsexpertin.Das ist auch inOrdnung für mich. Aber im Grunde geht esum Verbraucherschutz und darum, Verbrauchermündig zu machen. Ich bin ja nicht als„Haushalts-Else“ oder die Putzfrau vom <strong>WDR</strong>im Fernsehen, sondern mit meiner Fachkompetenzals Verbraucherjournalistin, die sichkritisch mit Herstellern und mit Unternehmenauseinandersetzt.Foto: <strong>WDR</strong>/DahmenAlso ist der Haushalt auch immer Spiegelgesellschaftlicher Befindlichkeit?Ja, das ist so eine Wellenbewegung. Frühermachte man es sich zu Hause gemütlichund es kamen diese ganzen Einrichtungssendungen.Heute heißt es: Mit der wenigenZeit effektiv haushalten. Da ist es eineErleichterung, wenn man die Pfannen nichtmehr selbst testen muss, weil wir das schongemacht haben und ich sage: Kauf die.»Der große Haushaltscheck«<strong>WDR</strong> FERNSEHENMO / ab 6. <strong>Januar</strong> / 20:1550


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