Depesche 125 - Old-Tablers Deutschland
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ZEUGniSSE DEUtSCHEr kULtUr<br />
SuPER - TRAVElBiNgO gEWONNEN! ABER SOll MAN NuR DESHAlB AM<br />
AgM iN RuMäNiEN TEilNEHMEN? DiE FREuNDE VON OT 184 ANSBACH<br />
HaBEn ES GEtan – UnD WiSSEn, DaSS SiE WiEDErkoMMEn WErDEn! EINDRüCKE VON DER<br />
POST-TOUR<br />
nie mand an unserem tisch wäre<br />
je auf die idee gekommen, zu<br />
einem aGM oder gar in Urlaub nach<br />
rumänien zu fahren. Zu schlecht sind<br />
die Meldungen, die man von dort hört.<br />
Denkt man über das armenhaus Europas<br />
nach, fallen einem sofort Stichworte<br />
wie korruption, Straßenkinder oder die<br />
völlig verwahrlosten kinderheime ein.<br />
trotzdem waren wir neugierig auf<br />
das Land. Zu fünft machten wir uns am<br />
15. oktober auf den Weg. Direkt am<br />
Flughafen von Bukarest wurden wir in<br />
Empfang genommen und zusammen<br />
mit weiteren tablern aus Finnland und<br />
der Schweiz ging es im gecharterten Bus<br />
auf den Weg nach Brasov (kronstadt).<br />
Da an diesem Wochenende nicht nur<br />
das aGM rumänien sondern auch noch<br />
das HYM von Club 41 international stattfand,<br />
kamen wir bald mit je der Menge<br />
internationaler tabler in kontakt: von<br />
Südafrika über indien, aus Zypern,<br />
Frankreich, England und noch vielen<br />
Ländern mehr waren sie angereist.<br />
Schon beim Welcome am Freitag hat<br />
man gemerkt, dass die tablerfreunde<br />
aus rumänen zu trinken, feiern und essen<br />
verstehen. Deftig muss es dabei zugehen,<br />
damit man noch einen Grund<br />
mehr hat, zwi schendurch und hinterher<br />
den selbst gebrannten rumänischen<br />
Pflaumenschnaps „Tsuica“ zu genießen.<br />
am Samstag führte uns das<br />
Begleitprogramm auf das Schloss von<br />
Vlad iii. Draculea. Auf grund seiner<br />
Vorliebe, gefangene Feinde zu pfählen,<br />
soll er als Vorbild für den weltbekannten<br />
Roman „Dracula“ von Bram<br />
Stoker gedient haben. obwohl unsere<br />
ganze Gruppe intensiv suchte<br />
und der Schlossführer uns verschiedene,<br />
von Dracula angeblich benutzte<br />
Geheimgänge zeigte, gelang es uns<br />
nicht, seinen Sarg zu finden, um ihn<br />
endgültig ins nirwana zu befördern.<br />
nach einem (deftigen) Mittagessen<br />
ging es anschließend zur Stadtführung<br />
durch kronstadt. Es gibt dort unglaublich<br />
viele Zeugnisse deutscher kultur<br />
zu entdecken und man findet noch einige<br />
Leute, die perfekt unsere Sprache<br />
sprechen. Mitten in rumänien kommt<br />
einem das schon seltsam vor, aber auf<br />
unserer reise haben wir das noch sehr<br />
häufig erlebt.<br />
Der Galaabend begann mit Essen,<br />
flotter Musik und einer Menge folkloristischer<br />
und moderner tanzeinlagen. 41<br />
Brasov gab sich jede erdenkliche Mühe,<br />
den abend zu einem Erfolg werden zu<br />
lassen. Lange reden blieben uns erspart,<br />
nur essen mussten wir reichlich.<br />
Einen kleinen Wer mutstropfen gab<br />
es dann aber doch noch beim Banner<br />
Exchange. Jedes anwesende Land wurde<br />
ein zeln nach vorne gerufen, durfte<br />
seine Geschenke und Wimpel übergeben<br />
und ein paar Worte sagen. Und das<br />
zog sich bei der großen Zahl internationaler<br />
teilnehmer sehr in die Länge. im<br />
Saal wurde es immer lauter, weil sich<br />
jeder mit seinen tischnachbarn unterhielt,<br />
die Zeremonie interessierte nach<br />
einiger Zeit niemanden mehr.<br />
Schade eigentlich, aber ein Hinweis<br />
darauf, dass die teilnehmer eines<br />
Galaabends lieber tanzen, sich unterhalten<br />
und amüsieren wollen anstatt<br />
protokollarischen Dingen ihre<br />
aufmerksamkeit zu schenken. nichts<br />
desto trotz wurde nach dem verunglückten<br />
Banner Exchange gefeiert bis<br />
in den frühen Sonntagmorgen.<br />
Das Farewell, das große abschiednehmen,<br />
war für uns, einen Belgier und<br />
sieben englische tabler der Beginn der<br />
Posttour durch transsilvanien. andrej<br />
Boeriu und Cornel Catavei vom Club aus<br />
Brasov begleiteten uns. an dieser Stelle<br />
nochmals vielen Dank für ihre hervorragende<br />
organisation.<br />
16 <strong>Depesche</strong> <strong>125</strong><br />
rumänien ist ein Land im Umbruch.<br />
nichts symbolisiert das so gut wie<br />
die zahlreichen kirchenbur gen in<br />
Siebenbürgen. nun, da ihre Erbauer, die<br />
Siebenbürger Sachsen, sie verlassen haben,<br />
stehen die wenigen Verbliebenen<br />
vor dem fast unlösbaren Problem der<br />
instandhaltung. Eine Vielzahl von stark<br />
bewehrten kirchen, die deutschen mittelalterlichen<br />
Burgen nicht unähnlich<br />
sind, befinden sich in einem desolaten<br />
Zustand. Unsere reise sollte uns zu einer<br />
Vielzahl solcher kirchenburgen führen.<br />
Unsere erste Station war Prejmer<br />
(tartlau). Dieser ort, 17 km nordöstlich<br />
von Brasov, ist bekannt durch seine<br />
gut restaurierte kirchenburg, welche<br />
von der UnESCo in die Liste des<br />
Weltkulturerbes aufgenommen wurde.<br />
Eine Besonderheit in dieser Wehranlage<br />
ist die sogenannte „Todesorgel“. Das<br />
ist ein dickes Holzbrett, welches sich<br />
um eine eiserne achse drehen lässt<br />
und beid seitig mit je fünf Vorderlader-<br />
Schießrohren belegt war. Während die<br />
eine Serie abgefeuert wurde, konnte<br />
die andere geladen und nach raschem<br />
Umdrehen wieder abgefeuert werden.<br />
Weiter ging es nach Viscri (Deutsch-<br />
Weißkirch). Das ganze Dorf gehört<br />
zum UnESCo Weltkulturerbe. im 12.<br />
Jahrhundert errichteten deutsche Siedler<br />
hier ihre kirchenburg, um sich gegen<br />
türkeneinfälle zu schützen. Die Zeit<br />
der Siebenbürger Sachsen in Weißkirch<br />
neigt sich nach 800 Jahren dem Ende<br />
zu, es sind nur noch wenige alte dort,<br />
die Jüngeren sind ausgewandert,<br />
meist nach <strong>Deutschland</strong>. Seit einiger<br />
Zeit bemüht sich die Londoner Mihai-<br />
Eminescu-Stiftung um die Erhaltung der<br />
kirche und der Bausubstanz des Dorfes.<br />
Prinz Charles hat Deutsch-Weißkirch bereits<br />
mehrfach besucht und dort ein<br />
anwesen gekauft, um die arbeit der<br />
Stiftung zu unterstützen.<br />
Halbjahrestreffen in Speyer, 14. bis 16. oktober 2011 <strong>Depesche</strong> <strong>125</strong> aGM otD in Coburg, 20. bis 22. Mai 2011 17