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Einführung in die Prozessorientierte Psychologie (POP) - Pantarhei ...

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E<strong>in</strong> weiterer Schritt besteht dar<strong>in</strong>, <strong>die</strong>sen Prozeßim Zusammenhang größerer Prozesse, sogenannterLebensmuster, wahrzunehmen. Dieses<strong>in</strong>d weniger flüssig und wandeln sich nicht soschnell wie der momentan ablaufende Prozeß,ihre Inhalte - <strong>die</strong> Lebensthemen - wiederholensich mit e<strong>in</strong>er gewissen Regelmäßigkeit, so daßder E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er gewissen Konstanz oder Festigkeitentsteht. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong>dividuell,andererseits s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> kollektive Prozesse (Zeitgeist)e<strong>in</strong>gebunden.Heilsame StörungenDer Umgang mit Störungen spielt bei <strong>POP</strong> e<strong>in</strong>ezentrale Rolle. Während viele psychologischenund sonstige Richtungen <strong>die</strong> meisten Störungenbewußt oder unbewußt vermeiden oder nichtwahrnehmen wollen, heißt <strong>POP</strong> alle Störungenerst e<strong>in</strong>mal willkommen, denn <strong>in</strong> ihnen stecktsehr oft das Potential zur Veränderung und Erneuerung.(Sicherlich gibt es auch Störungen, <strong>die</strong>man <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en oder anderen Form auch abwehrensollte. Allerd<strong>in</strong>gs sollte man, bevor man<strong>die</strong>s tut, sich bewußt gemacht haben, um was füre<strong>in</strong>e Art von Störung es sich handelt.)Was s<strong>in</strong>d Störungen überhaupt (aus der Sichtder jeweils wahrnehmenden Person) : Es s<strong>in</strong>dMenschen und „D<strong>in</strong>ge“, <strong>die</strong> nicht „richtig“ - nachden eigenen Maßstäben – funktionieren odernicht <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Weltbild zu passen sche<strong>in</strong>en, vordenen ich Angst habe oder über <strong>die</strong> ich michärgere. Störungen können von außen kommen,z.B. <strong>in</strong> Form von lauten K<strong>in</strong>dern, une<strong>in</strong>sichtigenBerufskollegen, streitsüchtigen Beziehungspartnern...odervon <strong>in</strong>nen, <strong>in</strong> Form von Krankheiten,Körpersymptomen...Zu unterscheiden ist <strong>die</strong> Störung selbst von me<strong>in</strong>erReaktion auf <strong>die</strong> Störung. Der direkte Momentdes Gestört-werdens ist meist kurz undunmerklich. B<strong>in</strong> ich gestört worden, ist me<strong>in</strong>eerste (unbewußte) Reaktion meist <strong>die</strong> der Abwehr,ich will <strong>die</strong> Störung nicht wahrhaben, sieloswerden oder auf Abstand halten. Ich habeAngst, werde wütend, lethargisch, müde, lenkemich ab, wechsele das Thema...E<strong>in</strong>e Störung, wenn ich sie nicht wahrnehme,wird sich <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en oder anderen Form immerwiederholen, bis es mir gel<strong>in</strong>gt, sie wahrzunehmenund anzuerkennen und <strong>die</strong> dar<strong>in</strong> enthalteneInformation <strong>in</strong> me<strong>in</strong> Leben zu <strong>in</strong>tegrieren.E<strong>in</strong>e Möglichkeit, bspw. mit Krankheiten oderKörpersymptomen zu arbeiten, besteht dar<strong>in</strong>, <strong>die</strong>Symptome nicht wie im mediz<strong>in</strong>ischen Modell„wegzumachen“, sondern genau das Gegenteilzu tun, mich ihnen bewußt und aufmerksamzuzuwenden. Ich kann versuchen, sie sogarnoch zu verstärken, <strong>in</strong>dem ich z.B. e<strong>in</strong>en Druckmit me<strong>in</strong>er Hand <strong>in</strong>tensiviere oder mir vorstellee<strong>in</strong>e brennende Hautstelle wird noch heißer. In<strong>die</strong>sem Moment sollte ich sehr genau daraufachten, was alles <strong>in</strong> mir geschieht, wie me<strong>in</strong> Körperdarauf reagiert, ob vielleicht Bilder, Gefühleoder Bewegungen entstehen, <strong>die</strong> es dann weiterzu verfolgen gilt, so daß der Prozeß entfaltetwerden kann. Diese Methode nennt <strong>POP</strong>:Amplifizieren..Unabhängig von <strong>die</strong>sem Beispiel geht es <strong>POP</strong>nicht vordergründig um Heilung, sondern - ganzallgeme<strong>in</strong> und neutral ausgedrückt - um Wandlung.Vielleicht verschw<strong>in</strong>den durch Prozeß-Arbeit me<strong>in</strong>e Krankheitssymptome und ich fühlemich geheilt. Vielleicht bleiben sie aber auchbestehen und trotzdem hat sich me<strong>in</strong> Leben verändert.Ich b<strong>in</strong> durch <strong>die</strong> Erfahrungen bereichertworden und b<strong>in</strong> wieder <strong>in</strong> den Fluß des Lebense<strong>in</strong>getaucht und fühle mich lebendig, obwohl ichaus mediz<strong>in</strong>ischer Sichtweise noch e<strong>in</strong>e Krankheithabe. Dies hieße, mich frei zu machen vonirgendwelchen Def<strong>in</strong>itionen wie krank, gesund,verrückt...und e<strong>in</strong>fach me<strong>in</strong> Leben zu leben <strong>in</strong>dem Vertrauen, daß me<strong>in</strong> Prozeß mich schonrichtig durch me<strong>in</strong> Leben führen wird.Ideale im H<strong>in</strong>tergrundStörungen und Krankheiten werden <strong>in</strong> unsererKultur oft abgewertet und verdrängt, weil sie demmitteleuropäischen Ideal von jungen, dynamischen,erfolgreichen, zufriedenen, nicht zu extremenund sich im Gleichgewicht bef<strong>in</strong>dlichenMenschen nicht entsprechen. Und da viele Therapierichtungenebenfalls Ausdruck ihrer Kulturs<strong>in</strong>d, wollen sie (zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> unseren Breiten)ebenfalls e<strong>in</strong>en mehr oder weniger ausgewogenenGleichgewichtszustand aufrechterhalten(ke<strong>in</strong>e Störungen zulassen) oder wiederherstellen(Störungen beseitigen), was e<strong>in</strong>er Anpassungan <strong>die</strong> kulturellen Ideale entspricht.Mit <strong>die</strong>sem H<strong>in</strong>tergrund werde ich versuchen,Prozesse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte Richtung zu lenken.Als <strong>POP</strong>-Therapeut jedoch verfolge ich ke<strong>in</strong>evorbestimmten Ziele, sondern ich stelle me<strong>in</strong>eWahrnehmung zur Verfügung und unterstützeden Prozeß, so wie er sich zeigt und woh<strong>in</strong> erfließen will. Den H<strong>in</strong>tergrund hierfür beschreibtM<strong>in</strong>dell <strong>in</strong> „Traumkörperarbeit“ so: „Auch Prozeßarbeithat e<strong>in</strong>e Art Theologie im H<strong>in</strong>tergrund.Ähnlich wie e<strong>in</strong>e Naturreligion kennt sie alle Gottheiten.In jeder Sitzung kann <strong>die</strong> Entfaltung desProzesses sowohl scheue Bekenntnisse, ekstatischeExplosionen oder wilde Ausbrüche vonRaserei, als auch analytische Denkprozessebewirken.“ E<strong>in</strong> Stück weiter: „Anthropologischgesprochen ist Prozeßwissenschaft e<strong>in</strong>e ArtStammesreligion von Naturgöttern. AndereStämme stellen ihre Götter über <strong>die</strong> der anderenund schaffen e<strong>in</strong>e hierarchische Mythologie undsomit Fe<strong>in</strong>dseligkeit gegenüber den Göttern ihrerNachbarn. Prozeßwissenschaft jedoch kennt©Thomas Wetzorke, Gött<strong>in</strong>gen 2007 2

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