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Einführung in die Prozessorientierte Psychologie (POP) - Pantarhei ...

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Frage nach Druck, Empf<strong>in</strong>den von Wärme/Kälte,Gewicht, Haut und Berührung. – Benütze dabeie<strong>in</strong>e leise, <strong>in</strong>nere und langsame Stimme.K<strong>in</strong>ästhetischer Kanal:Ist <strong>in</strong> unserer und den meisten anderen Kulturen,der am wenigsten besetzte Kanal.Frage nach Geschw<strong>in</strong>digkeit, Krafte<strong>in</strong>satz,Rhythmus, Richtung, Form. Fokussiere auf e<strong>in</strong>zelneKörperteile oder laß <strong>die</strong> Bewegung sich aufden ganzen Körper ausbreiten– Oft ist es hilfreich,sich mit der Person mitzubewegen.Sekundäre Prozesse f<strong>in</strong>den und unterstützenSekundäre Prozesse zeigen sich, wie schonerwähnt, <strong>in</strong> Form von Störungen oder <strong>in</strong> dem,was e<strong>in</strong>er Person geschieht, was ihr zustößt. ImUnterschied dazu ist der primäre Prozeß das,was e<strong>in</strong>e Person will oder womit sie sich identifiziert.Aus der Sicht von Langzeitprozessen wirdSekundäres Material meistens <strong>in</strong> den für <strong>die</strong>sePerson gewöhnlich unbesetzten Kanälen auftauchen.Wenn ich also <strong>die</strong> unbesetzten Kanälee<strong>in</strong>er Person kenne, kann mir das e<strong>in</strong>e Hilfe se<strong>in</strong>,<strong>die</strong> sekundären Prozesse <strong>die</strong>ser Person deutlicherund schneller wahrzunehmen.Es ist aber auch möglich, daß sekundäres Material<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kanal auftaucht, der normalerweisebesetzt ist. Ist e<strong>in</strong>e Person bspw. hauptsächlichvisuell orientiert und betrachtet e<strong>in</strong>en Baum, sokönnte sekundäres Material dadurch auftauchen,daß sie <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Baum plötzlich ihren Vater„h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>sieht.Interventionen und Therapeutenverhalten:Sekundäre Prozesse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel unbekannt,angstbesetzt und unerwünscht. Lade siee<strong>in</strong> durch Ermutigung, Humor, erwartungsvolleNeugierde und Begeisterung für sie, oder durchMitmachen und Vormachen.Benütze e<strong>in</strong>en offenen Zugang ohne Zielvorgabe(Blank access) und e<strong>in</strong>e offene Form der Unterstützung,<strong>in</strong>dem du unterstützende Töne machstwie „mmm“ „aa“ u.s.w. Durch Worte wie z.B. „ja“(richtig), „gut“ kann sich <strong>die</strong> Person u.U. bewertetfühlen. Wenn du Worte benutzt, achte darauf, obdu dabei e<strong>in</strong>e ab-/ bewertende oder e<strong>in</strong>e unterstützendeHaltung e<strong>in</strong>nimmst.Frage nicht so sehr nach dem Inhalt oder Ideen,sondern wiederhole e<strong>in</strong>zelne Worte oder Melo<strong>die</strong>und Rhythmus oder Phrasen, wenn du de<strong>in</strong>enKlienten Worte, Bewegungen...zurückspiegelst.Um das Erleben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kanal zu verstärken,kann es auch nützlich se<strong>in</strong>, <strong>die</strong> anderen Kanäle,so gut es geht, auszuschalten (z.B. <strong>die</strong> Augen zuschließen, um besser zu spüren). Soviel zu e<strong>in</strong>igengrundsätzlichen Arbeitsmöglichkeiten.Schlußbemerkung:Der „wahre Geist“ von <strong>POP</strong> offenbart sich me<strong>in</strong>esErachtens nur im direkten Erleben. Ich vergleiche<strong>POP</strong>-Sitzungen manchmal mit Jazzimprovisationen.Der Jazz lebt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie ausder Ungewißheit des Momentes heraus, aus derAtmosphäre, dem Zusammenspiel der Akteure.Im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> kann man zwar gewisse Strukturenerkennen und beschreiben, aber das ist nichtdas Wesentliche. Ich kann noch so viele Strukturenoder Techniken beherrschen, wenn ich improvisiere,ist das bestenfalls me<strong>in</strong> Handwerkszeug.Das Entscheidende ist, daß ich mich öffne- me<strong>in</strong>er Spontanität, me<strong>in</strong>er Kreativität und demNeuen. Und bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad sollteich bereit se<strong>in</strong>, alles was ich bisher gelernt habe,zu vergessen. Und trotzdem muß ich dabei wachse<strong>in</strong>, so wach, daß ich jeden Moment möglichstvoll und ganz erfasse. Und <strong>die</strong>s sollte <strong>in</strong>nerlichgelöst und entspannt geschehen, sonst würdeich e<strong>in</strong> längeres Konzert kaum durchstehen und<strong>die</strong> Musik würde wahrsche<strong>in</strong>lich auch mehr oderweniger angespannt kl<strong>in</strong>gen. Der Reiz des Jazzbesteht dar<strong>in</strong>, daß niemand genau weiß, was imnächsten Moment passiert, alles ist möglich.Mit <strong>die</strong>ser E<strong>in</strong>stellung wird auch Therapie zue<strong>in</strong>em Erlebnis, daß mich als Therapeut dazuauffordert, mich jeder Situation wieder ganz neuzu stellen. Das macht <strong>die</strong>se Arbeit so herausforderndund lebendig, so daß beide, Klient undTherapeut, daran wachsen können, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emProzeß, der praktisch nie wirklich beendet ist.Literaturempfehlung:Arnold M<strong>in</strong>dell: TraumkörperArbeit oder: Der Laufdes Flusses. Junfermann 1993Arnold und Amy M<strong>in</strong>dell: Rid<strong>in</strong>g the horse backwardsProcsess Work <strong>in</strong> theory and practicePengu<strong>in</strong> 1992.©Thomas Wetzorke, Gött<strong>in</strong>gen 2007 6

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