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Einführung in die Prozessorientierte Psychologie (POP) - Pantarhei ...

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<strong>in</strong>tegrieren (Sekundäres wird Primär). Ich kannauch sekundäres Material, welches im unbesetztemKanal zu bedrohlich wird, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en besetztenKanal „umleiten“. Ist z.B. der k<strong>in</strong>ästhetische Kanalunbesetzt und e<strong>in</strong>e bestimmte Bewegungsehr bedrohlich für e<strong>in</strong>en Klienten, kann ich <strong>die</strong>sePerson auffordern, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres Bild <strong>die</strong>ser Bewegungzu suchen. Ich wechsele also den Kanal,bleibe aber am gleichen Prozeß.Ich kann auch besetzte und unbesetzte Kanälemite<strong>in</strong>ander koppeln. Nehmen wir wieder an, daßder k<strong>in</strong>ästhetische Kanal unbesetzt ist und <strong>die</strong>smalder auditive Kanal e<strong>in</strong>er Person besetzt ist.Diese Person könnte ich auffordern, sich zu bewegenund dabei zu mir zu sprechen. Das Sprechenwäre somit e<strong>in</strong> gewisser Anker <strong>in</strong> der eigenen(primären) Identität.Weiterh<strong>in</strong> können Kanäle <strong>in</strong>trovertiert oder extrovertiertse<strong>in</strong>, d.h. ich ordne <strong>die</strong> Erfahrungdem Inneren oder dem Äußeren zu (z.B. <strong>in</strong>nereBilder oder äußere „reale“ Bilder).Nun zur konkreten Anwendung:Der erste Schritt <strong>in</strong> der Arbeit besteht dar<strong>in</strong>, herauszuf<strong>in</strong>den,<strong>in</strong> welchem Kanal e<strong>in</strong>e Person sichbef<strong>in</strong>det – welche (Kanal)Worte benutzt jemand,besonders welche Verben, und was tut der Körper– hört er, sieht er, fühlt er oder bewegt ersich? Im nächsten Schritt geht es darum, <strong>die</strong>Person tiefer <strong>in</strong> ihre Erfahrung zu führen, umsensory grounded <strong>in</strong>formation zu bekommen,was ich etwas umständlich mit „auf der körperlichen,s<strong>in</strong>nlichen Erfahrung basierende Information“übersetzen möchte.Stelle ich Fragen über Ideen, Zusammenhänge,Gründe und Ziele (Warum? Weshalb? Wozu?Was?...), wird <strong>die</strong> entsprechende Person wahrsche<strong>in</strong>lichvom spontanen Erleben und Handeln<strong>in</strong>s Reflektieren (symbolisches Quasi-Handeln)und damit wahrsche<strong>in</strong>lich ebenfalls <strong>in</strong> ihren primärenProzeß kommen. Die Person wird aus derSicht ihrer gewohnten, „normalen“ Identität überdas Ungewohnte, Neue reden und dabei Gedankenüber etwas entwickeln (anstatt es weiterauszuprobieren). Prozeß-Arbeit besteht aberhauptsächlich dar<strong>in</strong>, das Ungewohnte, Neue aussich heraus <strong>in</strong> dem entsprechenden Kanal entstehenund entfalten zu lassen (das Neue, Ungewohntezeigt selbst den Weg).Ist e<strong>in</strong> Prozeß entfaltet, hat er se<strong>in</strong>e ihm entsprechendeForm und Gestaltung gefunden, so wirdauch se<strong>in</strong> S<strong>in</strong>n deutlich, weil se<strong>in</strong>e Gestalt da ist.Er ist offen-sichtlich, und damit kann ich ihn auchverstehen. Diese Art des Verstehens ist ohneAnstrengung, mühelos, sie stellt sich fast automatische<strong>in</strong>. Das heißt nicht, daß der dazugehörigeProzeß nicht schwierig, schmerzhaft...se<strong>in</strong>kann, aber <strong>die</strong> Schwierigkeiten liegen im Erlebenselbst, nicht im anstrengenden Nachdenken darüber.Jeder Kanal hat dabei se<strong>in</strong>e eigene Sprache undse<strong>in</strong>e eigenen Aussagen, <strong>die</strong> ich gleichermaßenwertschätzen sollte. E<strong>in</strong> Prozeß kann sich zwar<strong>in</strong> unterschiedlichen Kanälen ausdrücken, aberdabei ist ke<strong>in</strong> Kanal besser oder schlechter alsder andere. Jeder Kanal hilft auf se<strong>in</strong>e Weise,den entsprechenden Prozeß wahrzunehmen, zuverstehen und zu leben.Dazu noch e<strong>in</strong>e bildliche Beschreibung von Prozeß-Arbeit:wenn es e<strong>in</strong>e Tür zum Unbewußtengäbe, würde ich bei e<strong>in</strong>er Prozeß-Arbeit durch<strong>die</strong>se Tür h<strong>in</strong>durchgehen, dadurch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en mehroder weniger stark veränderten Bewußtse<strong>in</strong>szustandkommen und mich solange <strong>in</strong> <strong>die</strong>semRaum aufhalten, bis me<strong>in</strong> Thema sich entfaltetoder weiterentwickelt hat. Damit wäre <strong>die</strong> hauptsächlicheArbeit getan und ich könnte <strong>die</strong>senRaum wieder verlassen.Wie kann ich also den unbekannten Raum f<strong>in</strong>denund mich dar<strong>in</strong> zurechtf<strong>in</strong>den? Dieser Raum istauf e<strong>in</strong>e Art viel e<strong>in</strong>facher zu f<strong>in</strong>den, als wirwahrsche<strong>in</strong>lich vermuten. Viele (tiefenpsychologischen)Therapierichtungen gehen davon aus,daß man <strong>in</strong> der Tiefe „bohren“ muß, um das Wesentlichezu f<strong>in</strong>den. <strong>POP</strong> me<strong>in</strong>t, ich f<strong>in</strong>de es deshalboft nicht, weil es so dicht vor me<strong>in</strong>er Naseliegt. Eigentlich bräuchte ich es nur genau jetztganz genau anzusehen, anzuhören, anzufassen...Leider fällt mir genau das meistens sehrschwer.Deshalb e<strong>in</strong>ige Ideen, <strong>die</strong> das Erleben undWahrnehmen <strong>in</strong> den Kanälen direkt ansprechenund unterstützen.AmplifizierenVisueller Kanal:In unserer Kultur ist <strong>die</strong>ser Kanal tendenziellbesetzt.Frage nach Farbe, Form, Größe, was ist auffälligund was ist unauffällig, <strong>in</strong> welchem größerenZusammenhang ist das Bild oder wie ist <strong>die</strong> Umgebung,ist es statisch oder gibt es Bewegung,versuch e<strong>in</strong>en Film daraus zu machen. - Sieh mitder Person.Auditiver Kanal (Worte, Musik, Klang oder denmusikalischen Aspekt der Worte betreffend) :Auch <strong>die</strong>ser Kanal ist <strong>in</strong> unserer Kultur meistbesetzt, wobei der Schwerpunkt meist auf demInhalt der Worte liegt.Wie ist Klangfülle, Klangfarbe, Lautstärke, Melo<strong>die</strong>,Tonhöhe, Geschw<strong>in</strong>digkeit, Rhythmus, Akzent,Versprecher, Sound (gibt es e<strong>in</strong>e dazugehörigeFigur wie z.B. „Mutter, König<strong>in</strong>...“). – Oftist es hilfreich, nur den Rhythmus oder <strong>die</strong> Melo<strong>die</strong>e<strong>in</strong>es Satzes zu wiederholen oder <strong>die</strong> Personaufzufordern, nur Töne und Geräusche zu machen.Propriozeptiver Kanal:Ist <strong>in</strong> unserer Kultur meist weniger besetzt.©Thomas Wetzorke, Gött<strong>in</strong>gen 2007 5

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