Salzburger Festspiele
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frau rabl-stadler, was macht eigentlich eine präsi-<br />
dentin der salzburger festspiele?<br />
Für mich sehe ich drei Hauptaufgaben: Erstens repräsentiere<br />
ich die <strong>Festspiele</strong>, bin quasi die Außenministerin. Das heißt,<br />
ich versuche in der ganzen Welt, aber auch im nahen Umfeld<br />
die Ideen der <strong>Festspiele</strong> zu vertreten. Die <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong><br />
machen Auslandspräsentationen in London, Paris, Zürich<br />
und New York sowie Shanghai und Rio de Janeiro. Zweitens<br />
bin ich hauptverantwortlich für die Akquisition von Sponsoren<br />
und das Ansprechen der Mäzene. Das heißt, durch das<br />
Mehr an Geld mache ich mehr Kunst möglich. Und drittens<br />
fühle ich mich als Anwalt des Publikums. Ich kämpfe dafür,<br />
dass programmatisch und baulich Wünsche des Publikums<br />
erfüllt werden.<br />
„Das Ohr aufwecken, die Augen, das<br />
Denken. Den <strong>Festspiele</strong>n gibt dieses Anrühren<br />
der Sinne ihre wahre Kraft.“<br />
wie hat es salzbug geschafft, seine sommer-festspiele<br />
zu einer globalen marke zu kreieren?<br />
Schon die Gründer der <strong>Festspiele</strong>, Hugo von Hofmannsthal,<br />
Max Reinhardt und Richard Strauss, wollten die <strong>Festspiele</strong><br />
nicht als lokales Ereignis, sondern als Weltereignis. Sie träumten<br />
davon, in Salzburg, das Hofmannsthal so wunderbar als<br />
Herz vom Herzen Europas beschrieb, ein Festspiel zu machen.<br />
Die Kunst sollte die vom Krieg gegeneinander gehetzten Völker<br />
wieder miteinander versöhnen. Darum ist es uns auch<br />
heute noch wichtig, das Thema Kunst als Friedensbringer<br />
stark herauszustreichen. So hat u.a. im Sommer 2011 Daniel<br />
Barenboim mit seinem West Eastern Divan Orchester und<br />
Gustavo Dudamel mit dem Simon Bolivar Orchester in Salzburg<br />
gastiert.<br />
was unterscheidet die salzburger von den bayreuther<br />
festspielen?<br />
Die Bayreuther <strong>Festspiele</strong> sind der Weihetempel für Wagner<br />
und dessen Werk. Salzburg hingegen hat Mozart als Kernaufgabe,<br />
aber laut dem Gründungsauftrag hat alles Platz, wenn<br />
nur die Qualität stimmt – „Oper und Theater, von beiden das<br />
Beste“. Von Gluck bis Verdi, von Haydn bis Henze.<br />
apropos markenzeichen: warum schafft es das jährliche<br />
buhlschaft-spektakel immer wieder, sein publikum<br />
mit dem „jedermann“ zu faszinieren? ist wiederholung<br />
nicht langweilig?<br />
Der „Jedermann“ bringt die großen Themen der Menschheit,<br />
Liebe, Tod, Glaube, Sinn des Lebens. So ein Stück ist immer<br />
aktuell. Vor allem, wenn man es wie die <strong>Salzburger</strong> <strong>Festspiele</strong><br />
in der packenden Inszenierung von Christian Stückl und mit<br />
einer handverlesenen Schar von Schauspielern, wie Nicholas<br />
Ofczarek und Birgit Minichmayr oder Ben Becker und Peter<br />
Jordan, besetzt. Am 29. August 2011 ging der letzte „Jedermann“<br />
in Szene, das war dann seine 600. Aufführung. Eine<br />
Erfolgsgeschichte, die kein Stück bei keinem Festspiel der<br />
Welt je hatte.<br />
neben der musik und dem schauspiel spielt auch die<br />
kunst eine immer wichtigere rolle im mix der salzburger<br />
festspiele. wie wichtig war für diese entwicklung<br />
der galerist thaddaeus ropac?<br />
Thaddaeus Ropac ist ein mittlerweile über Europa hinaus be-<br />
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kannter Galerist und wunderbarer Gastgeber. Er hat die <strong>Festspiele</strong><br />
klug als Trägerrakete genützt, und wir können wiederum<br />
durch ihn die jahrzehntelange Praxis, Künstler als<br />
Bühnenbildner mit Ausstellungen an die <strong>Festspiele</strong> zu binden,<br />
fortsetzen. In diesem Sommer zum Beispiel haben wir eine<br />
Ausstellung des von ihm betreuten Künstlers Stephan Balkenhol,<br />
eine echte Win-Win-Situation. Balkenhol hat für einige<br />
Wochen die schönste Galerie der Welt, und wir durch ihn eine<br />
beeindruckende Schau in den Foyers im Haus für Mozart.<br />
was macht für sie die faszination von kunst und musik aus?<br />
Dass sie Herz, Seele und Verstand ansprechen. Besonders gut<br />
hat das der Dichter unserer Uraufführung „Die vier Himmels-<br />
Präsidentin und Sponsoren-Sammlerin Helga Rabl-Stadler: „Durch<br />
das Mehr an Geld mache ich ein Mehr an Kunst möglich.“<br />
richtungen“, Roland Schimmelpfennig, formuliert: „Gelungene<br />
Stücke nehmen ihre Zuschauer mit, sie machen neugierig.<br />
Sie entwickeln einen Sog. Sie sind unberechenbar,<br />
manchmal schwer und trotzdem unwiderstehlich.“<br />
welche ziele hat die festspiel-präsidentin für die nächsten jahre?<br />
Wir wollen etwa 260.000 Karten verkaufen. Im Vergleich: Bayreuth<br />
hat 57.000 Karten. Das ist eine große Herausforderung,<br />
die Qualität zu bieten und das Publikum zu finden. Die großartigen<br />
Ergebnisse der letzten Jahre – 2010 lag die Auslastung<br />
bei 94,7 Prozent – geben uns den Mut zu neuen Abenteuern.<br />
„Gelungene Stücke nehmen ihre<br />
Zuschauer mit und machen neugierig.<br />
Sie entwickeln einen Sog.“<br />
wie lautet ihr salzburger festspiel-motto 2012?<br />
Das Ohr aufwecken, die Augen, das menschliche Denken. Wir<br />
haben uns dieses Motto vom Humanisten Luigi Nono geborgt,<br />
für den dies die eigentliche Aufgabe der Kunst war. Den <strong>Festspiele</strong>n<br />
gibt dieses Aufrütteln der Sinne, dieses Anrühren der<br />
Seele seit den Gründungstagen ihre wahre Kraft.<br />
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