Salzburger Festspiele
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My Way<br />
go<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Erich sixt: „Es gehört zum<br />
unternehmerischen<br />
Abenteuer, ständig kalkulierte<br />
Risiken einzugehen.“<br />
Ein UntErnEhmEr DEnkt frEi.<br />
ich bin<br />
nonkonformist!<br />
mietwagen-könig Erich sixt kann Erfolg.<br />
Der Vorstandsvorsitzende der sixt AG im Gespräch mit GoSixt- chefredakteur<br />
Wolfgang timpe über rendite, Jazz und Vertrauen.<br />
Das Büro vom Vorstandsvorsitzenden Erich<br />
Sixt in Pullach bei München ist die Erfindung<br />
von Understatement. Hier dokumentieren<br />
keine Luxusgüter oder etwa Manager-<br />
Eitelkeiten vordergründig den Business erfolg.<br />
Schreibtisch, Konferenztisch, Ausblick in die<br />
Natur der Isarlandschaft. Erich Sixt kommt wie ein Diener im<br />
Mietwagengarten des Herrn daher. Binder leger geöffnet, in<br />
der Sakkotasche jede Menge Sixt-Werbekugelschreiber – kein<br />
Montblanc-Masterpiece oder ähnliche Topmanager-Persönlichkeitshilfen.<br />
„Statussymbole bedeuten mir nichts. Ich bin<br />
Unternehmer.“ So einfach, so klar. Lesen Sie mal.<br />
herr sixt, wie wird man eigentlich erfolgreicher unternehmer?<br />
Indem man sein Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre<br />
abbricht. (lacht) Im Ernst: Man versucht, in der klassischen<br />
BWL-Lehre mit statistischen Methoden das Handeln<br />
des Marktes zu erklären; man entwickelt Charts und Kurven,<br />
berechnet Preise und Nachfrage und glaubt, alles mit mathematischen<br />
Modellen greifen zu können. Man verkennt, dass die<br />
Handelnden im Wirtschaftsleben stattdessen von Ehrgeiz und<br />
Lust an der Macht getrieben werden. Menschen verhalten sich<br />
nicht rational, sondern bedauerlicherweise sehr emotional.<br />
für was interessierten sie sich in den 60er-jahren denn?<br />
Ich hatte damals viel mehr Spaß an Philosophie und Psychologie.<br />
Das waren spannende Themen. Es gab keinen Numerus<br />
Clausus, ich konnte mich ungestört in den geisteswissenschaftlichen<br />
Seminaren herumtreiben. Halt Studium generale. Davon<br />
habe ich profitiert. Zu Beginn hing ich noch der Illusion nach,<br />
dass man im Sinne der Aufklärung Kants der Wahrheit auf die<br />
Schliche kommen kann. Er hat immerhin versucht, zu retten,<br />
was zu retten ist, bevor wir ins Chaos stürzen. (lacht) Ich schätze<br />
Kant, weil er einen Wendepunkt im Denken erklärt hat.<br />
sie gelten als fan des philosophen karl popper, der im gegensatz zu<br />
kant postulierte, dass der mensch nichts weiss.<br />
Das Poppersche Denken basiert auf Sokrates: „Ich weiß, dass<br />
ich nichts weiß.“ Und: „Wir haben keine Antworten, wir können<br />
„Als Unternehmer ist man frei.<br />
Es ist ein Vergnügen, sein Schicksal<br />
selbst zu gestalten.“<br />
nur Fragen stellen.“ Dieser Zweig des griechischen Denkens, des<br />
Zweifels und des Nichtwissens, hat sich leider nicht durchgesetzt,<br />
sondern der von Aristoteles und Platon, den Besitzern der<br />
Wahrheit. Deswegen ist seit der Athener Zeit, seit über 2500<br />
Jahren so viel Unglück über die Menschen hereingebrochen.<br />
Auch Christen haben sich immer im Besitz der Wahrheit geglaubt.<br />
Unglück ereignet sich durch eine Missachtung des Fragens.<br />
Wir können nie wissen, nur vermuten, wir sollten viel<br />
öfter viel mehr Fragen stellen.<br />
damit zählten sie damals zur minderheit. sokrates und popper<br />
waren für die so genannten 68er ein rotes tuch. fragen taugten<br />
nicht für demonstrationen. fühlten sie sich damals als aussen-<br />
seiter?<br />
Schauen Sie, 1968 hatte ich mein Studium geschmissen und<br />
arbeitete schon im elterlichen Unternehmen mit. Da hatte ich<br />
zwangsläufig andere Interessen. Aber Sie haben schon Recht,<br />
84 go sixt ruBriK porträt go sixt 85<br />
Fotos: Kurt BAuEr