<strong>Modell</strong> <strong>zur</strong> <strong>Darstellung</strong> <strong>der</strong> Pflegequalität, UniversitätsSpital Zürich, Kin<strong>der</strong>spital Zürich, Stadtspital Triemli, Zürich, Stadtspital Waid, Zürich2.2 <strong>Modell</strong> <strong>zur</strong> <strong>Darstellung</strong> <strong>und</strong> Überprüfung <strong>der</strong> Qualität in <strong>der</strong> Pflege- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsversorgungDas „Quality Health Outcomes Model” (QHOM) (Mitchell et al., 1998) wird als konzeptueller Bezugsrahmen <strong>zur</strong> Evaluation <strong>der</strong> Qualität von Interventionen <strong>und</strong> Ergebnissen imGes<strong>und</strong>heitswesen auf Systemebene verwendet, mit dem Ziel, <strong>die</strong> pflegerische Versorgung zu verbessern. In den letzten Jahren ist das QHOM bereits in verschiedenen Stu<strong>die</strong>n<strong>und</strong> Qualitätsprogrammen vor allem in den USA als wegweisendes <strong>Modell</strong> verwendet worden. Das QHOM hat <strong>die</strong> klassische lineare Aufteilung „Struktur, Prozess, Ergebnis“nach Donabeadian et al. (1982) erweitert, um <strong>die</strong> dynamischen Wechselwirkungen zwischen den Elementen einzubeziehen. Das <strong>Modell</strong> wurde von <strong>der</strong> Projektgruppeweiterentwickelt, einzelne Elemente des QHOM wurden erweitert <strong>und</strong> an den schweizerischen Kontext angepasst. Dieses <strong>Modell</strong> veranschaulicht, dass <strong>die</strong> Pflegequalität durchdiverse Faktoren beeinflusst wird. Es wird deutlich, dass sich <strong>die</strong> Pflegequalität nicht in eindeutig voneinan<strong>der</strong> abgegrenzten Stufen zeigt, son<strong>der</strong>n sie stellt sich innerhalb einerbestimmbaren Bandbreite dar. Die folgenden vier Begriffe bezeichnen <strong>die</strong> miteinan<strong>der</strong> verknüpften <strong>und</strong> <strong>die</strong> Pflegequalität bestimmenden Faktoren:• System (Strukturen)• Interventionen (Prozesse)• Patientinnen <strong>und</strong> Patienten / Klienten• Ergebnisse (Outcome)Traditionellerweise sind Struktur <strong>und</strong> Prozesselemente miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en. In einem Spital haben beispielsweise <strong>die</strong> Grösse, <strong>der</strong> Status (öffentlich / privat), <strong>die</strong> Fähigkeiten<strong>und</strong> Fertigkeiten, <strong>die</strong> Expertise <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zusammensetzung des Personals, <strong>die</strong> demographischen Charakteristika <strong>der</strong> Patientinnen <strong>und</strong> Patienten <strong>und</strong> <strong>die</strong> technologischenVoraussetzungen etc. als strukturelle Elemente eine Interaktion mit den Interventionen des Behandlungs- <strong>und</strong> Pflegeprozesses <strong>und</strong> beeinflussen so <strong>die</strong> Ergebnisse, den Outcome.Klinische Prozesse sind direkte <strong>und</strong> indirekte Interventionen <strong>und</strong> Aktivitäten. Eine Intervention, beispielsweise <strong>die</strong> Unterstützung bei <strong>der</strong> Mobilisation, hängt einerseits von <strong>der</strong>Beherrschung von Mobilisationstechniken durch <strong>die</strong> Pflegenden <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits von den Interaktionen innerhalb des Pflegeteams <strong>und</strong> von den Abteilungsprozessen ab. DiePflegeergebnisse (Outcome) werden direkt von den Charakteristiken <strong>der</strong> Patientinnen <strong>und</strong> Patienten, welche eine bestimmte Intervention erhalten, beeinflusst.Die Outcome-Messung sollte das Resultat <strong>der</strong> (Pflege-) Struktur <strong>und</strong> des Pflegeprozesses sein, welches funktionale, soziale, psychologische, physische <strong>und</strong> physiologischeAspekte <strong>und</strong> <strong>die</strong> Erfahrung von Menschen mit Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit berücksichtigt. Bei <strong>der</strong> Outcome-Messung sollten nebst den pflegesensitiven Indikatoren <strong>der</strong>Strukturebene, Pflegeorganisation/Pflegepersonal <strong>und</strong> Pflegedokumentation auch Indikatoren, Funktionaler Status, Selbstpflegefähigkeit <strong>und</strong> Selbstmanagement,Symptommanagement, Patientenzufriedenheit, <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbezogene Lebensqualität <strong>und</strong> Kritische Zwischenfälle erhoben werden. Alle <strong>die</strong>se pflegesensitiven Indikatorenzusammen machen <strong>die</strong> Pflegequalität als Ganzes aus (Doran, 2003; Mitchell et al., 1998). Die Faktoren System <strong>und</strong> Ergebnisse werden als für <strong>die</strong> Praxis beson<strong>der</strong>s relevant <strong>und</strong>handhabbar <strong>zur</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Pflegequalität erachtet. Dazu sind Indikatoren (jeweils im graphischen <strong>Modell</strong> unterstrichen) ausgewählt <strong>und</strong> entsprechende Kriterien formuliertworden. Das Ziel ist, <strong>die</strong> Dynamik <strong>der</strong> Pflegequalität in verständlicher Weise abzubilden.2.3 PflegequalitätQualität ist das Ausmass <strong>der</strong> Übereinkunft zwischen <strong>der</strong> Gesamtheit von Eigenschaften <strong>und</strong> Merkmalen einer Dienstleistung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfüllung festgelegter o<strong>der</strong> vorausgesetzterErfor<strong>der</strong>nisse, welche aus dem Gebrauchszweck hervorkommen (Bergen et al., 1980). Die Pflegequalität wird von Donabedian et al. (1982) als <strong>der</strong> Umfang des Erfolges, <strong>der</strong>unter optimalen Pflegeverhältnissen <strong>und</strong> vertretbaren Kosten tatsächlich zu erreichen ist, definiert.(Donabedian et al., 1982). Qualität ist ein soziales Konstrukt. Es beinhaltet <strong>die</strong>Konzeption über den Wert <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit, Erwartungen an <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Patientinnen <strong>und</strong> Patienten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sicht <strong>der</strong> legitimierten Rollen <strong>der</strong> Akteure imGes<strong>und</strong>heitswesen (Koch, 1992).5
<strong>Modell</strong> <strong>zur</strong> <strong>Darstellung</strong> <strong>der</strong> Pflegequalität, UniversitätsSpital Zürich, Kin<strong>der</strong>spital Zürich, Stadtspital Triemli, Zürich, Stadtspital Waid, Zürich2.4 Qualitätsniveau „Anzustrebende Pflegequalität“Im Rahmen <strong>der</strong> Sanierungsprogramme San 04 / San 05 legten <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heitsdirektion <strong>und</strong> <strong>die</strong> Pflege<strong>die</strong>nstkommission des Kantons Zürich <strong>die</strong> „Angemessene Pflege“ (Fiechter& Meier, 1985) als Mindestanfor<strong>der</strong>ungen für <strong>die</strong> Pflegequalität fest. Die von Fiechter <strong>und</strong> Meier beschriebenen vier Qualitätsniveaus (Abbildung 2) vermögen <strong>die</strong> Pflegepraxisnicht umfassend zu beschreiben, lassen sich nicht klar von einan<strong>der</strong> abgrenzen <strong>und</strong> sie sind in <strong>die</strong>ser Form nicht operationalisierbar, um <strong>die</strong> Pflegequalität zu erheben. Dienachfolgenden „Pflegesensitiven Qualitätsindikatoren“ mit den entsprechenden Kriterien beinhalten eine erste Beschreibung <strong>der</strong> Pflegequalität, welche als Ausgangspunkt <strong>zur</strong>weiteren Konkretisierung für <strong>die</strong> Entwicklung von Standards <strong>und</strong> Richtlinien <strong>die</strong>nen soll. Das Qualitätsniveau wird hier nicht als eine absolute Grösse wie Minimal-/Maximalanfor<strong>der</strong>ung beschrieben, son<strong>der</strong>n als <strong>die</strong> „Anzustrebende Pflegequalität“. Eine effektive Qualitätseinschätzung erfolgt in Form einer Qualitätserhebung mittelsoperationalisierter Kriterien in Form von strukturierten Fragebogen o<strong>der</strong> spezifischen Messinstrumenten. Mit <strong>die</strong>sen Fragebogen / Messinstrumenten können dann z.B.Dokumente <strong>und</strong> / o<strong>der</strong> Patientendossiers analysiert, Patientinnen / Patienten o<strong>der</strong> Pflegende befragt o<strong>der</strong> Pflegesituationen beobachtet werden. Die gemessene Pflegequalitätergibt sich aus dem Grad <strong>der</strong> Übereinstimmung zwischen den zuvor formulierten Kriterien <strong>und</strong> <strong>der</strong> tatsächlich erhobenen Pflegequalität. Die Bandbreite <strong>der</strong> toleriertenAbweichung von <strong>der</strong> beschriebenen „Angestrebten Pflegequalität“ muss festgelegt werden <strong>und</strong> wird oft in Form einer Prozentzahl festgehalten.Abbildung 2Optimale PflegeAngemessene PflegeSichere PflegeGefährliche Pflege„AnzustrebendePflegequalität“STRUKTURVoraussetzungen, <strong>die</strong> <strong>zur</strong>Erbringung vonPflegeleistungen notwendigsindPROZESSArt <strong>und</strong> Umfang <strong>der</strong> pflegerischenLeistungenSchritte des PflegeprozessesERGEBNISResultat <strong>der</strong> Pflegebeinhaltet den Ges<strong>und</strong>heitszustand<strong>der</strong> Patientinnen <strong>und</strong> Patienten <strong>und</strong>ihre Zufriedenheit6