<strong>Modell</strong> <strong>zur</strong> <strong>Darstellung</strong> <strong>der</strong> Pflegequalität, UniversitätsSpital Zürich, Kin<strong>der</strong>spital Zürich, Stadtspital Triemli, Zürich, Stadtspital Waid, Zürich2.5 Der PflegeprozessWeiter wurde im Rahmen <strong>der</strong> Sanierungsprogramme San 04 / San 05 von <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsdirektion <strong>und</strong> <strong>der</strong> Pflege<strong>die</strong>nstkommission des Kantons Zürich festgehalten, dass sich<strong>die</strong> Pflege nach dem individuell erhobenen Pflegebedarf <strong>der</strong> Patientinnen <strong>und</strong> Patienten richtet. Dieser wird beim Spitaleintritt mittels Pflegediagnose festgelegt, damitsichergestellt werden kann, dass <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> Pflege bedarfsgerecht erfolgt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Patientinnen <strong>und</strong> Patienten ihren Bedürfnissen <strong>und</strong> Gewohnheiten entsprechend gepflegtwerden können. Der Pflegeprozess ist eine Methode, um Probleme von Patientinnen <strong>und</strong> Patienten zu identifizieren <strong>und</strong> zu lösen (Gordon, 1994). Der Pflegeprozess beinhaltet<strong>die</strong> Dimension <strong>der</strong> Problemidentifikation, mit den Komponenten Assessment, Pflegediagnosen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Problemlösungs-Dimension mit den Komponenten Festlegung desgewünschten Outcomes / <strong>der</strong> Ergebnisse, den Interventionen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Outcome-Evaluation. Der Pflegeprozess beginnt mit <strong>der</strong> Problemidentifikation, bei welcher in den erstenKontakten mit den einzelnen Patientinnen <strong>und</strong> Patienten eine Pflegeanamnese erhoben wird. Dieser Informationssammlungsprozess wird als Assessment bezeichnet. Durch <strong>die</strong>klinische Einschätzung <strong>und</strong> durch den diagnostischen Prozess werden akute o<strong>der</strong> potenzielle Ges<strong>und</strong>heitsprobleme identifiziert <strong>und</strong> durch Pflegediagnosen beschrieben (Gordon,1994). Eine Pflegediagnose ist eine klinische Beurteilung <strong>der</strong> Reaktionen von Individuen, Familien o<strong>der</strong> von sozialen Gemeinschaften auf aktuelle o<strong>der</strong> potenzielleGes<strong>und</strong>heitsprobleme o<strong>der</strong> Lebensprozesse. Pflegediagnosen bilden <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage für <strong>die</strong> Wahl von pflegerischen Interventionen / Massnahmen <strong>zur</strong> Erreichung <strong>der</strong> gestecktenZiele <strong>und</strong> <strong>der</strong> erwarteten Ergebnisse (erwarteter Outcome), für welche <strong>die</strong> Pflegende verantwortlich ist (Nanda) (Gordon, 1994). Durch den Problemlösungsprozess werden auf<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Pflegediagnosen <strong>der</strong> gewünschte Outcome, <strong>die</strong> gewünschte Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsprobleme, wenn immer möglich zusammen mit <strong>der</strong> Patientin, demPatienten festgelegt <strong>und</strong> entschieden, welche Pflegeinterventionen dafür notwendig sind. Pflegeinterventionen sind <strong>die</strong> Behandlungen <strong>und</strong> pflegerischen Massnahmen, welcheauf einer klinischen Beurteilung <strong>und</strong> auf Wissen basieren, welche eine Pflegende durchführt, um das Ergebnis (Outcome) für <strong>die</strong> Patientin / den Patienten zu verbessern.Pflegeinterventionen beinhalten direkte o<strong>der</strong> indirekte Pflege, welche durch Pflegende o<strong>der</strong> durch Ärztinnen o<strong>der</strong> Ärzte o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Ges<strong>und</strong>heitspersonen initiiert werden(McCloskey & Bulechek, 1996). Die Durchführung <strong>der</strong> Interventionen bedingt ein kontinuierliches Assessment <strong>und</strong> eine Evaluation <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsprobleme / Pflegediagnosen<strong>der</strong> Patientinnen <strong>und</strong> Patienten in Bezug auf <strong>die</strong> Effektivität <strong>der</strong> getroffenen Interventionen <strong>und</strong> in Bezug auf <strong>die</strong> Erreichung <strong>der</strong> gewünschten Ergebnisse (Outcome). Ein pflegesensitivesPatienten - Ergebnis (Outcome) ist ein messbarer, beobachtbarer Zustand einer Patientin, eines Patienten, ein Verhalten o<strong>der</strong> Wahrnehmungen, welche stark durchPflegeinterventionen beeinflusst werden können (McCloskey & Bulechek, 1996).Der diagnostische Prozess ist nicht nur eine ausschliesslich kognitive Angelegenheit. Seine Qualität ist auch abhängig von zwischenmenschlichen <strong>und</strong> fachlichen Fähigkeiten,von individuellen Merkmalen <strong>der</strong> Pflegenden, von teamspezifischen <strong>und</strong> institutionellen Faktoren (Käppeli, 2000).2.6 Einbezug <strong>der</strong> Familie, <strong>der</strong> Bezugspersonen <strong>und</strong> AngehörigenPflegefachpersonen pflegen nicht nur Patientinnen <strong>und</strong> Patienten, son<strong>der</strong>n beziehen das soziale Umfeld <strong>der</strong> Patientinnen <strong>und</strong> Patienten mit ein.FamilienpflegeBezugspersonen, Angehörige, FamilieBezugspersonen, Angehörige, Familienmitglie<strong>der</strong> sind <strong>die</strong>jenigen Personen, welche mit dem gepflegten o<strong>der</strong> betreuten Menschen (Patientin / Patient) emotional verb<strong>und</strong>en sind<strong>und</strong> welche von dem gepflegten o<strong>der</strong> betreuten Menschen als <strong>die</strong>jenigen Personen bezeichnet werden von denen er generelle <strong>und</strong> emotionale Unterstützung bekommt (Hilton,1996; Northouse et al., 2002) (adaptierte Version).Die Pflege richtet sich an Einzelpersonen, Familien, Gruppen, Organisationen o<strong>der</strong> Gemeinwesen. Die Pflege von Einzelpersonen schliesst Bezugspersonen, Angehörige, <strong>die</strong>Familie o<strong>der</strong> Gruppen, mit denen <strong>der</strong> gepflegte, betreute Mensch vernetzt ist, mit ein. Richtet sich <strong>die</strong> Pflege an Familien, Gruppen, Organisationen o<strong>der</strong> Gemeinwesen werden<strong>die</strong> Individuen miteinbezogen. Die Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Pflege, welche das soziale Umfeld mit einbezieht, ist <strong>die</strong> Erkenntnis, dass für den gepflegten, betreuten Menschen <strong>die</strong>Bezugspersonen, Angehörigen, <strong>die</strong> Familie o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ihm nahe stehende Menschen <strong>die</strong> wichtigste Vernetzung sind <strong>und</strong> dass durch <strong>die</strong>se emotionale <strong>und</strong> allgemeineUnterstützung seine Ges<strong>und</strong>heit geför<strong>der</strong>t wird. Das Ziel <strong>der</strong> Pflege von Familien, Gruppen, Organisationen o<strong>der</strong> Gemeinwesen ist das bessere gegenseitige Verständnis, <strong>die</strong>Klärung von Problemen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikation. Diese Art von Pflege beruht auf <strong>der</strong> Annahme, dass durch <strong>die</strong> Unterstützung <strong>und</strong> <strong>die</strong> För<strong>der</strong>ung von ges<strong>und</strong>enProzessen auch <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit von den beteiligten Einzelpersonen geför<strong>der</strong>t wird (Friedemann, 1996) (adaptierte Definition).7
<strong>Modell</strong> <strong>zur</strong> <strong>Darstellung</strong> <strong>der</strong> Pflegequalität, UniversitätsSpital Zürich, Kin<strong>der</strong>spital Zürich, Stadtspital Triemli, Zürich, Stadtspital Waid, Zürich2.7 Das Integrierte Pflegemodell von Käppeli (1993)ZusammenfassungDas integrierte Pflegemodell ist nicht ein <strong>Modell</strong> im wissenschaftstheoretischen Sinn, son<strong>der</strong>n stellt eine Konzeption von Pflege dar, welche bio-medizinische,psychosoziale <strong>und</strong> spirituelle Aspekte <strong>und</strong> Perspektiven <strong>der</strong> Pflege integriert. Pflegende befassen sich einerseits mit <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit bzw. mit Krankheiten,Behin<strong>der</strong>ungen, Krisen o<strong>der</strong> mit entwicklungs- o<strong>der</strong> altersbedingten Ges<strong>und</strong>heitsproblematiken <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Behandlung. An<strong>der</strong>seits setzen sich <strong>die</strong> Pflegendendamit auseinan<strong>der</strong>, wie ein Mensch seine Ges<strong>und</strong>heitsproblematik <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Behandlung subjektiv wahrnimmt, verarbeitet <strong>und</strong> darauf reagiert. Zu <strong>die</strong>sem Bereichgehört auch, welchen Sinn o<strong>der</strong> welche Bedeutung ein Mensch seiner Krankheit beimisst (Wert- <strong>und</strong> Glaubenssystem, Weltanschauung), wie er damit lebt <strong>und</strong> siebewältigt (Lebensgestaltung, Aktivitäten des täglichen Lebens), ob er <strong>die</strong>sbezüglich Verantwortung übernimmt <strong>und</strong> daran wächst, o<strong>der</strong> wie ein Mensch seinenGes<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> <strong>die</strong> therapeutischen Interventionen in sein soziales <strong>und</strong> materielles Umfeld integriert.Die Zielsetzung pflegerischer Interventionen besteht sowohl in <strong>der</strong> Gewährleistung des Überlebens <strong>der</strong> biologischen Strukturen <strong>und</strong> des Funktionierens desOrganismus als Ganzes als auch in <strong>der</strong> Optimierung <strong>der</strong> Lebensqualität. Das heisst, den objektiven Bef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> <strong>der</strong> subjektiven Befindlichkeit <strong>der</strong> Krankenmuss gleichermassen Rechung getragen werden (Käppeli, 1993).2.8 Definition von professioneller Pflege INSTITUT FÜR PFLEGEWISSENSCHAFT / Universität Basel (Spichiger et al., 2004)Professionelle Pflege för<strong>der</strong>t <strong>und</strong> erhält <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit, beugt ges<strong>und</strong>heitlichen Schäden vor <strong>und</strong> unterstützt Menschen in <strong>der</strong> Behandlung <strong>und</strong> im Umgang mitAuswirkungen von Krankheiten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Therapien. Dies mit dem Ziel, für betreute Menschen <strong>die</strong> bestmöglichen Behandlungs- <strong>und</strong> Betreuungsergebnisse sowie<strong>die</strong> bestmögliche Lebensqualität in allen Phasen des Lebens bis zum Tod zu erreichen.Professionelle Pflege...• richtet sich an Menschen in allen Lebensphasen, an Einzelpersonen, Familien, Gruppen <strong>und</strong> Gemeinden, an Kranke <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Angehörige sowie an Behin<strong>der</strong>te<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>e.• umfasst, auf einem Kontinuum, Aufgaben <strong>zur</strong> Ges<strong>und</strong>heitserhaltung <strong>und</strong> -för<strong>der</strong>ung, <strong>zur</strong> Prävention, in <strong>der</strong> Geburtsvorbereitung <strong>und</strong> Geburtshilfe, bei akutenErkrankungen, während <strong>der</strong> Rekonvaleszenz <strong>und</strong> Rehabilitation, in <strong>der</strong> Langzeitpflege sowie in <strong>der</strong> palliativen Betreuung.• beruht auf einer Beziehung zwischen betreuten Menschen <strong>und</strong> Pflegenden, welche von Letzteren geprägt ist durch sorgende Zuwendung, Einfühlsamkeit <strong>und</strong>Anteilnahme. Die Beziehung erlaubt <strong>die</strong> Entfaltung von Ressourcen <strong>der</strong> Beteiligten, <strong>die</strong> Offenheit für <strong>die</strong> <strong>zur</strong> Pflege nötigen Nähe <strong>und</strong> das Festlegengemeinsamer Ziele.• erfasst <strong>die</strong> Ressourcen <strong>und</strong> den Pflegebedarf <strong>der</strong> betreuten Menschen, setzt Ziele, plant Pflegeinterventionen, führt <strong>die</strong>se durch (unter Einsatz <strong>der</strong> nötigenzwischenmenschlichen <strong>und</strong> technischen Fähigkeiten) <strong>und</strong> evaluiert <strong>die</strong> Ergebnisse.• basiert auf Evidenz, reflektierter Erfahrung <strong>und</strong> Präferenzen <strong>der</strong> Betreuten, bezieht physische, psychische, spirituelle, lebensweltliche sowie soziokulturelle,alters- <strong>und</strong> geschlechtsbezogene Aspekte ein <strong>und</strong> berücksichtigt ethische Richtlinien.• umfasst klinische, pädagogische, wissenschaftliche sowie Führungsaufgaben, <strong>die</strong> ergänzend von Pflegenden mit einer Gr<strong>und</strong>ausbildung <strong>und</strong> solchen mitunterschiedlichen Weiterbildungen, von Generalisten/Generalistinnen <strong>und</strong> Spezialisten/Spezialistinnen wahrgenommen werden.• erfolgt in Zusammenarbeit mit den betreuten Menschen, pflegenden Angehörigen <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>n von Assistenzberufen im multiprofessionellen Team mitÄrzten <strong>und</strong> Ärztinnen (verantwortlich für medizinische Diagnostik <strong>und</strong> Therapie) <strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>er Berufe im Ges<strong>und</strong>heitswesen. Dabei übernehmenPflegende Leitungsfunktionen o<strong>der</strong> arbeiten unter <strong>der</strong> Leitung an<strong>der</strong>er. Sie sind jedoch immer für ihre eigenen Entscheide, ihr Handeln <strong>und</strong> Verhaltenverantwortlich.• wird sowohl in Institutionen des Ges<strong>und</strong>heitswesens als auch ausserhalb, überall wo Menschen leben, lernen <strong>und</strong> arbeiten, ausgeübt.8