Dänemark – ein gutes Land zum Arbeiten von Beschäftigungsminister Claus Hjort Frederiksen Minister Claus Hjort Frederiksen Es läuft ausgesprochen gut in Dänemark: Die Beschäftigungsrate ist höher als je zuvor, und die Arbeitslosigkeit liegt mittlerweile bei unter 3 Prozent. Darauf sind wir stolz in der dänischen Regierung. Wir sind uns aber auch im Klaren darüber, dass diese Situation nicht frei von Risiken ist. Arbeitskraftmangel kann für eine ansonsten gesunde Ökonomie gefährlich werden. Druck auf Löhne und Preise, Auftragsausfälle und verminderte Wettbewerbsfähigkeit, wirtschaftliche Abschwächung – so lautet der Teufelskreis, den wir aus anderen Zusammenhängen leider allzu gut kennen. Dänemark braucht also mehr Köpfe und Hände. Viele können wir hier im eigenen Land finden. Und wir haben bereits für viele tausend Däninnen und Dänen, die bereits aus dem Arbeitsmarkt herausgefallen waren, neue Jobs geschaffen. Das ist aber nicht genug. Wenn wir an der guten Entwicklung festhalten wollen, müssen wir Arbeitskräfte aus anderen Ländern holen. Deshalb heißen wir ausländische Arbeitskräfte, die über die von uns gesuchten Qualifikationen verfügen, herzlich willkommen. Das betrifft alle Berufsgruppen: von Fahrern und ricky molloy/beskæftigelsesministeriet Handwerkern über Einzelhandels- und Gesundheitspersonal bis hin zu Computerspezialisten, Wissenschaftlern und Ingenieuren. Wir sind uns im Klaren darüber, dass Dänemark als Arbeitsland nicht sonderlich bekannt ist. Es ist relativ neu, dass wir Arbeitskraft so dringend benötigen. Andere Länder wie zum Beispiel Irland und Norwegen haben auf dem internationalen Arbeitsmarkt schon lange eine starke Position aufgebaut. Und wir wissen sehr gut, dass die Arbeitskraft nicht von selbst kommt. Deshalb hat die Regierung im Herbst 2007 einen umfassenden Vorschlag unterbreitet, wie mehr Menschen davon überzeugt werden können, Dänemark als Arbeitsland zu wählen. „Danmark – et godt sted at arbejde“ (Dänemark – ein guter Ort zum Arbeiten) ist der Titel dieses Vorschlags, der vier Ziele verfolgt: Erstens wollen wir Dänemark als Arbeitsland bekannt machen. Dänemark soll eines der Länder sein, auf die man aufmerksam wird, wenn man eine Arbeit im Ausland sucht. Zweitens soll es Interessenten leichter gemacht werden, hierherzukommen und hier zu arbeiten. Obwohl wir zum Beispiel bereits den Zugang von Arbeitskräften aus den neuen EU-Ländern erleichtert haben, gibt es immer noch viele bürokratische Barrieren. Drittens wollen wir die Arbeitsvermittlung verbessern. Wir wollen es ausländischen Arbeitssuchenden und dänischen Unternehmen leichter machen, einander zu finden. Und viertens wollen wir uns dafür einsetzen, dass sich die Menschen, die hierherkommen, um zu arbeiten, hier wohl fühlen, eventuell gemeinsam mit ihrer Familie. Was charakterisiert eigentlich Dänemark als Arbeitsland? Worauf stützt sich die Behauptung, dass gerade unser Land ein „guter Ort zum Arbeiten“ ist? Die Löhne sind natürlich ein starkes Argument. Dänische Unternehmen zahlen sehr gute Gehälter. Ein gelernter Handwerker kann im Schnitt mit einem Monatslohn von bis zu 4.000 Euro rechnen. Wenn wir aber unsere Kollegen im Ausland zu diesem Thema befragen, kommt ein ganz anderes Thema auf den Tisch: die dänische Arbeitskultur. Im Vergleich zu den meisten anderen Ländern herrscht an den dänischen Arbeitsplätzen eine besonders offene und unverkrampfte Form der Zusammenarbeit. Hierarchien und Kommando-Tonfälle sind in Dänemark nicht gerade beliebt. Der Mann oder die Frau an der Basis wird immer auch um seinen oder ihren Rat gebeten. Das bedeutet auch, dass der einzelne Mitarbeiter oft eine große, selbstständige Verantwortung trägt. „Geordnete Verhältnisse“ lautet das dritte Schlüsselwort. Wir haben über mehr als hundert Jahre hinweg ein gut funktionierendes Bündel an Absprachen zwischen den Arbeitsmarktparteien aufgebaut, das unter anderem sichere Lohn- und Arbeitsverhältnisse, fachliche Entwicklungsmöglichkeiten und ein sicheres Arbeitsumfeld garantiert. Unterstützt werden diese Absprachen durch öffentliche Regelungen zum Arbeitsmilieu, Krankentagegeld, eine gut funktionierende Arbeitslosenversicherung und erstklassige Aus- und Weiterbildungsangebote. Dieses System ist das Fundament im berühmten dänischen Flexicurity-Modell, das den dänischen Arbeitsmarkt zu einem der weltweit dynamischsten gemacht hat, ohne die Sicherheit und Geborgenheit des Einzelnen aufs Spiel zu setzen. Willkommen in Dänemark – einem guten Ort zum Arbeiten! Claus Hjorth Frederiksen ist dänischer Beschäftigungsminister. <strong>KENNZEICHEN</strong> <strong>DK</strong> I MÄRZ 2008 I 03