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Vortrag Dr. Pietzsch

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gültigen Gesetzeslage aufgeben müssen. Bis Ende der neunziger Jahre gehörte der Begriff derÄrzteschwemme noch zum gebräuchlichen Vokabular und sollte die jungen Leute davon abhalten Medizinzu studieren. Ich kann mich noch sehr gut entsinnen, dass mir wohlmeinende ärztliche Kollegen vor ca 10Jahren sagten, ich könne doch wohl unmöglich meiner Tochter raten, Medizin zu studieren.Wie sieht es unterdessen in Thüringen aus? Und sicher nicht nur in Thüringen!Mit Stand vom 1.12.2005 gab es in Thüringen 3339 niedergelassene Ärzte, davon 1533 Hausärzte, dieFachgruppe, die für die Betreuung der älteren Generation von besonderem Interesse ist. Wenn man sichdazu die Altersverteilung der Hausärzte ansieht, besteht eine Häufung in der Altersgruppe der 60 bis 65jährigen mit 317 Personen.Zur Zeit sind in der Facharztausbildung zum Allgemeinmediziner 133 Ärzte. Es wird also bis 2010 perSaldo ein Defizit von ca 400 Ärzten geben. Und diese Aussage bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten,sondern nur des Blickes auf die Alterszusammensetzung der jetzt schon tätigen Ärzte. Auch in diesem Fallehaben allerdings die Krankenkassen eine andere Wahrnehmung, indem ihrer Meinung nach eine Zahl von160 Ärzten ausreichen würde, um die ca 500 ausscheidenden Ärzte zu kompensieren. Damit wäre dieVersorgung abzusichern. Man kann sicher der Meinung sein, dass es zu viele Ärzte gibt - ich bin auch derMeinung, dass es zu viele Kassen gibt- aber in einer Landschaft, in der die Ärztedichte geringer als in denalten Bundesländern ist, von einer Überversorgung zu sprechen und zu meinen mit einem knappen <strong>Dr</strong>ittelder ausscheidenden Ärzte wäre die gleiche Versorgungsleistung zu erbringen, ist schon eine erstaunlicheIgnoranz gegenüber den Problemen, die unmittelbar vor der Tür stehen. Wir haben ein Problem mit derambulanten Versorgung und wir werden es nicht dadurch beseitigen, dass wir den Kopf in den Sand stecken.Die einzelnen Fachgebiete sind in ihrer perspektivischen Unterversorgung gewiss unterschiedlich betroffen.Dennoch liegt sicher das größte Problem bei den Hausärzten. In diesem Bereich kann man meines Erachtensauch noch schlechter als im stationären Bereich auf ausländische Kollegen zurückgreifen, was ich schonauch für eher unmoralisch halte, wenn wir zu Lasten anderer Länder unsere deutschen Probleme zu lösenversuchen.Der Hausarzt ist in Thüringen bei der großen Mehrheit der Patienten der erste Ansprechpartner. Und dies istmit der Gesundheitsreform der vergangenen Jahre noch stärker geworden. Die Zahlen allerdings zeigenauch, dass offenbar mit der Pflicht, den Hausarzt aufzusuchen die Zahl der Konsultationen insgesamtangestiegen ist, was nach meinem Dafürhalten nicht unbedingt zu einer Reduzierung der Kosten beigetragenhat. Ich bin der festen Überzeugung, dass in dem Bereich der Ausgaben noch Sparpotentiale liegen. Obdiese Potentiale allerdings durch bürokratische Restriktionen bei der freien Arztwahl zu heben sind, darfbezweifelt werden.Von der Bevölkerung wird durchaus der drohende Ärztemangel als reale Bedrohung angesehen. Eineforsa-Umfrage der BKK - übrigens in allen neuen Ländern - besagt, dass bereits 36% der Thüringer derMeinung sind, dass ein Ärztemangel bereits Realität ist. 59% können diese Feststellung des Ärztemangelsnicht nachvollziehen. Dabei besteht in dieser Umfrage, wie auch bei manch anderen Umfragen zwischendem eigenen Erleben und einer vorhandenen Meinung ein deutlicher Unterschied. 68 Prozent der Befragtenbenötigen nämlich weniger als 15 Minuten bis zur Praxis ihres Arztes und weitere 26 Prozent zwischen 15und 30 Minuten. Ursache für das Empfinden des Ärztemangels dürfte wohl gegenwärtig weniger dieAbwesenheit eines schnell erreichbaren Arztes sein, als viel mehr die lange und als besonders unangenehmempfundene Wartezeit in der Praxis oder auch im Voraus bei der Terminvergabe.Zu den Planungsbereichen, in denen ab Mitte 2008 mit einer Unterversorgung gerechnet werden muß,gehören im hausärztlichen Bereich Apolda, Arnstadt, Gotha, Hildburghausen, Meiningen, Schmölln undWorbis.

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