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Barmherzige Brüder<br />

Jahresrückblick<br />

www.barmherzige.de<br />

Zeitschrift der Barmherzigen<br />

Brüder in Bayern<br />

2006


Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

für uns Barmherzige Brüder in Bayern<br />

geht ein ereignisreiches Jahr zu Ende.<br />

Unter anderem haben wir 2006 den<br />

60. Todestag von Frater Eustachius Kugler<br />

begangen, auf dessen Seligsprechung wir<br />

begründet hoffen dürfen. Aus diesem<br />

Anlass wurde mit vielen Veranstaltungen<br />

in allen Einrichtungen der Ordensprovinz<br />

über das ganze Jahr hinweg an den<br />

Diener Gottes erinnert. Als Ordensleute<br />

freut es uns, dass auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am<br />

Leben von Frater Eustachius Orientierung finden.<br />

Ein weiteres wichtiges Ereignis im zu Ende gehenden Jahr war<br />

das Generalkapitel im Oktober in Rom. Frater Donatus Forkan<br />

leitet nun als neuer Generalprior die Geschicke des Ordens weltweit,<br />

und ihm zur Seite steht auch Frater Rudolf Knopp als<br />

Erster Generalrat. Wir bayerischen Brüder verabschieden Frater<br />

Rudolf mit einem herzlichen „Vergelt’s Gott“ für seine fünfeinhalb<br />

Jahre Dienst als Provinzial und wünschen ihm Gottes<br />

Segen für seine neue Aufgabe in Rom.<br />

Zum Jahreswechsel blicken wir nicht nur zurück, sondern auch<br />

nach vorne. Was wird uns das neue Jahr bringen? Die bayerische<br />

Provinz wird im Mai gemeinsam mit den Brüdern der rheinischen<br />

Generaldelgatur das Provinzkapitel feiern – so findet das<br />

Zusammenwachsen der beiden Ordensteile seinen Ausdruck.<br />

Beim Kapitel geht es nicht nur um Struktur- und Personalentscheidungen,<br />

sondern auch darum, die Rolle des Ordens und der<br />

Brüder in den Einrichtungen angesichts eines schwierigen<br />

Umfelds zu bestimmen.<br />

Bei aller Geschäftigkeit und Terminflut wollen wir als Barmherzige<br />

Brüder darauf achten, uns vor allem an den „Terminen“ des<br />

kirchlichen Jahreskreises zu orientieren und an den Bedürfnissen<br />

der Menschen, die in unseren Einrichtungen Hilfe suchen. Da<br />

kann uns Frater Eustachius Kugler mit seiner Gottverbundenheit<br />

auf der einen und seiner Bodenständigkeit auf der anderen Seite<br />

wirklich Vorbild sein.<br />

Für das Weihnachtsfest und das neue Jahr 2007 wünsche ich<br />

auch Ihnen Zeiten der Besinnung auf die geistliche Mitte Ihres<br />

Lebens. Gottes Segen auf all Ihren Wegen und herzlichen Dank<br />

für das Interesse am Orden der Barmherzigen Brüder!<br />

Ihr<br />

Frater Benedikt Hau<br />

Provinzvikar<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Chronik der Bayerischen Ordensprovinz 3<br />

Leitartikel<br />

Kardinal Wetter über Johannes von Gott 10<br />

Der bayerische Klosterfrühling 12<br />

Ordensfeste<br />

40-jähriges Professjubiläum von Frater Donatus 16<br />

25-jähriges Professjubiläum von Frater Ludwig 16<br />

Einfache Profess von Frater Albert 17<br />

Einkleidung von Frater Magnus 17<br />

40-jähriges Professjubiläum<br />

von Frater Franziskus und Frater Christoph 18<br />

40-jähriges Professjubiläum von Frater Bernhard 18<br />

25-jähriges Professjubiläum von Frater Rudolf 19<br />

Aus der bayerischen Ordensprovinz<br />

Provinzversammlung 20<br />

60. Todestag von Frater Eustachius Kugler 22<br />

Begegnungstag mit Angehörigen 23<br />

Barmherzige Brüder beim Katholikentag 24<br />

Kelch und Hostienschale für Hospizkapelle 25<br />

Klosternächte und Projekttage 26<br />

Ordensobernvereinigungen schließen sich zusammen 27<br />

Barmherzige Brüder weltweit<br />

Neue Generalleitung 28<br />

Generalprior Frater Donatus Forkan 29<br />

Regionalkonferenzen in Korea und Polen 30<br />

Provinzial zu Besuchen in Japan 31<br />

Spurensuche: Vor 50 Jahren verließen<br />

die Barmherzigen Brüder Zizers und Schaan 32<br />

Gespräch mit Frater Pascal aus Togo 35<br />

Besinnungstage/Exerzitien/Werkwoche<br />

Elemente dominikanischer Spiritualität 36<br />

„Ecclesia in Europa“ 37<br />

Vorschau 2007 38<br />

Exerzitien 2006 39<br />

Verantwortung für die Schöpfung 40<br />

Werkwoche der Scholastiker in Polen 42<br />

Verstorbene Brüder<br />

Frater Fortunatus Thanhäuser 44<br />

Frater Vitus Piendl 46<br />

Frater Melchior Kracker 47<br />

Friedhöfe<br />

Stiftung Attl 48<br />

Gremsdorf 49<br />

Straubing 50<br />

Impressum 34<br />

Titelbild: Frater Donatus Forkan (rechts), der neue Generalprior<br />

der Barmherzigen Brüder, begegnet Papst Benedikt XVI.


• Gremsdorf<br />

Reichenbach •<br />

Regensburg •<br />

• Neuburg<br />

München •<br />

• Bad Wörishofen<br />

November 2005<br />

• Algasing<br />

• Straubing<br />

• Kostenz<br />

Am Fest des heiligen Martin wurde in der<br />

Fachhochschule Regensburg erstmals der<br />

Förderpreis der Barmherzigen Brüder verliehen.<br />

Damit will die Bayerische Ordensprovinz<br />

die Weiterentwicklung der sozialen<br />

Arbeit fördern. Nicht zuletzt profitieren die<br />

eigenen Einrichtungen durch die Ergebnisse<br />

der Diplomarbeiten bzw. haben die<br />

Möglichkeit, Themen für Diplomarbeiten<br />

anzubieten.<br />

Am 21. November 2005 ist Frater Fortunatus<br />

Thanhäuser im Alter von 87<br />

Jahren in Kattappana/Indien gestorben.<br />

Generalprior Pater Pascual Piles würdigte<br />

den Verstorbenen als „ein großes Beispiel<br />

als Ordensmann und als Barmherziger<br />

Bruder, der sich auf innige Weise mit<br />

Johannes von Gott identifizierte. Was uns<br />

alle immer wieder tief beeindruckte, war<br />

seine spontane Nähe zu den Armen, sein<br />

natürliches und schlichtes Auftreten, seine<br />

große Sensibilität für alle Arten von Nöten<br />

und sein intensives Gebetsleben.“ (siehe<br />

Beitrag auf Seite 44)<br />

Dezember 2005<br />

Am 3. Dezember feierte Frater Ludwig sein<br />

25-jähriges Professjubiläum in der Reichenbacher<br />

Klosterkirche. Ein Blitz-Eis in<br />

den frühen Morgenstunden hinderte mehrere<br />

Gäste bei der Anreise. Die, die sich<br />

mutig trotz Glatteis auf den Weg gemacht<br />

hatten, konnten einen festlichen Gottesdienst<br />

mit dem Jubilar feiern und ihn beim<br />

anschließenden Mittagessen hochleben<br />

lassen.<br />

Zum Dezember gehört auch der traditionelle<br />

Besuch bei den Barmherzigen<br />

Schwestern im Altenheim in Berg am Laim<br />

(München). Sie hatten über 60 Jahre die<br />

Notizen von Provinzial Frater Rudolf Knopp,<br />

der im Oktober zum Generalrat gewählt wurde<br />

Kobe •<br />

Chronik<br />

der Bayerischen<br />

Ordensprovinz<br />

Geschichte unseres Regensburger Krankenhauses<br />

mit geprägt und verbringen nun im<br />

Schwestern-Altenheim ihren Ruhestand. Es<br />

ist immer wieder schön zu erleben, wie<br />

lebendig die Erinnerung an Regensburg bei<br />

den Schwestern geblieben ist.<br />

Am 9. Dezember fand in Rom eine Besprechung<br />

unter dem Vorsitz von Pater General<br />

mit dem Delegatur-Rat des Rheinischen<br />

Ordensteiles und dem Provinzial der<br />

Bayerischen Ordensprovinz statt. Pater General<br />

konkretisierte seinen Wunsch, dass<br />

sich beide deutschen Ordensteile zu einer<br />

Provinz vereinen. Bei dieser Besprechung<br />

November 2005<br />

bis November 2006<br />

wurde ein Zeitplan entwickelt, so dass<br />

2007 nur ein Kapitel der beiden Ordensteile<br />

stattfinden soll. Die Provinzversammlung<br />

2006 soll für beide Ordensteile<br />

gemeinsam in Kostenz sein.<br />

Am 12. Dezember wurde Frater Vitus aus<br />

Reichenbach in unser Altenheim nach<br />

Neuburg versetzt. Er hat dort im Altenheim<br />

ein Zimmer bezogen und kann hier<br />

entsprechend seiner gesundheitlichen<br />

Stabilität Pflege und Begleitung erfahren<br />

und, soweit er dazu noch in der Lage ist,<br />

auch selbständig an den liturgischen<br />

Feiern im Konvent teilnehmen.<br />

November: Die Johann-von-Gott-Schwestern betrauern den Tod ihres Gründers Frater<br />

Fortunatus Thanhäuser.<br />

3


4<br />

Frater Rudolf und die beiden Definitoren<br />

Frater Benedikt und Frater Eduard nahmen<br />

an den verschiedenen Adventsfeiern<br />

in den Einrichtungen teil und zeichneten<br />

langjährige Mitarbeiter mit dem silberneren<br />

bzw. goldenen Granatapfel aus. Die<br />

Ehrungen in den Einrichtungen Reichenbach,<br />

München und Algasing fanden bereits<br />

zu einem früheren Zeitpunkt statt.<br />

Am 23. Dezember brachte Herr Larasser-<br />

Bergmeister zur großen Freude des Provinzials<br />

den neuen Kelch vorbei, der für die<br />

Februar: Die Teilnehmer der Asiatischen<br />

Regionalkonferenz besuchten auch eine<br />

buddhistische Klosteranlage.<br />

Januar: Frater Albert Nawatzky (1. Reihe, 3. von rechts) und Mitbrüder bei der Professfeier<br />

am 6. Januar<br />

Kapelle im Johannes-Hospiz geschaffen<br />

wurde. Die roten Glaskugeln im Schaft<br />

erinnern an den Granatapfel mit seinen<br />

leuchtenden Früchten (siehe Artikel Seite<br />

25).<br />

Januar 2006<br />

<strong>Das</strong> Jahr 2006 begann für die Bayerische<br />

Ordensprovinz mit zwei erfreulichen Terminen.<br />

Am 6. Februar legte Frater Albert<br />

Nawatzky in der Krankenhauskirche St.<br />

Pius seine erste Profess ab. Er gehört nun<br />

dem Konvent Regensburg an und wird ab<br />

Herbst eine Ausbildung als Altenpfleger<br />

beginnen (siehe Beitrag auf Seite 17).<br />

Am 18. Januar wurde ebenfalls in der<br />

Krankenhauskirche St. Pius in Regensburg<br />

Nikolaus Morhardt eingekleidet und hat<br />

dabei den Ordensnamen Frater Magnus<br />

bekommen. Am darauf folgenden Tag ist<br />

er nach Graz/Eggenberg in das Noviziat<br />

umgezogen (siehe Seite 17).<br />

Frater Malchus Schmid konnte im Konvent<br />

Neuburg am 7. Januar seinen 75. Geburtstag<br />

feiern. Aus diesem Anlass waren<br />

auch einige Familienangehörige nach<br />

Neuburg gekommen, um in der Konventgemeinschaft<br />

mit dem Provinzial den<br />

Jubilar hochleben zu lassen.<br />

Am 10. Januar fand in Regensburg die erste<br />

gemeinsame Definitoriumssitzung der<br />

Rheinischen Generaldelegatur und der<br />

Bayerischen Ordensprovinz statt. Dabei<br />

wurde unter anderem vereinbart, dass die<br />

Provinzversammlung 2006 gemeinsam<br />

stattfinden wird und weitere Termine zur<br />

Konkretisierung des Verschmelzungsprozesses<br />

der beiden Ordensteile vereinbart.<br />

Am 16. und 17. Januar wurden erste Gespräche<br />

vor Ort in Falkenstein/Taunus und<br />

Frankfurt geführt.<br />

Am 13. Januar fand das Fachgespräch Ordenswerke<br />

der Deutschen Bischofkonferenz<br />

statt. Dies war eine Nachfolgeveranstaltung<br />

des Studientages der Deutschen<br />

Bischofskonferenz zum Thema Ordensleben.<br />

Der Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz<br />

hat bei diesem Fachgespräch<br />

ein Kurzreferat mit dem Thema „Der<br />

Beitrag der Orden zur kulturellen Diakonie<br />

der Kirche am Bespiel eines Ordenskrankenhauses“<br />

gehalten. Die Ergebnisse<br />

der insgesamt fünf Fachgespräche werden


April: Die Regionalkonferenz Europa wurde<br />

mit einer Wallfahrt zur „Schwarzen<br />

Madonna“ in Tschenstochau eingeleitet.<br />

in einer Tagung im Frühjahr 2007 ausgewertet.<br />

Anschließend werden Handlungslinien<br />

für die Zusammenarbeit zwischen<br />

Orden und der Deutschen Bischofskonferenz<br />

erarbeitet.<br />

Februar 2006<br />

Am 3. Februar fand in Bonn die offizielle<br />

Eröffnung des Hauses der Orden statt. In<br />

Betrieb ist dieses Haus bereits seit Sommer<br />

des vergangenen Jahres und es ist der erste,<br />

nach außen hin sichtbare, Schritt der Vereinigung<br />

der drei Ordensverbände in<br />

Deutschland, die im Sommer 2006 stattfinden<br />

wird. Es ist die Zentrale aller von den<br />

Ordensverbänden gemeinsam getragenen<br />

Institutionen (siehe Beitrag auf Seite 27).<br />

Vom 6. bis 8. Februar fand eine Sitzung<br />

der Interprovinziellen Kommission zur<br />

Animation der Provinzen Mitteleuropas in<br />

München statt. Als besondere Themen<br />

waren die Asiatische sowie auch die<br />

Europäische Regionalkonferenz und die<br />

Vorbereitung des Generalkapitels 2006 in<br />

Rom auf der Tagesordnung. Die Sitzung<br />

der Interprovinziellen Kommission schloss<br />

mit einem festlichen Gottesdienst und<br />

Mittagessen anlässlich des 65. Geburtstages<br />

von Pater Generalökonom Frater<br />

Emerich Steigerwald, zu dem, neben den<br />

Mitgliedern der Interprovinziellen Kommission,<br />

auch die Mitbrüder der Bayerischen<br />

Ordensprovinz geladen waren. Mit<br />

dieser Feier wurde Frater Emerich auch für<br />

seine jahrzehntelange Arbeit in Rom gedankt.<br />

Vom 12. bis 18. Februar besuchte der bayerische<br />

Provinzial die Japanische Provinzdelegatur,<br />

um im Rahmen einer Delegaturversammlung<br />

die Generalvisitation von<br />

2005 nachzuarbeiten (siehe Bericht auf<br />

Seite 31).<br />

Vom 25. bis 26. Februar fand in Gwangju<br />

die Asiatische Regionalkonferenz des<br />

Ordens statt. Zentrale Themen waren das<br />

Wirken des Ordens in einem multireligiösem<br />

Umfeld, die speziellen Anliegen der<br />

asiatischen Region für das Jahr 2006 sowie<br />

die Zusammenarbeit von Mitarbeitern<br />

und Mitbrüdern. Ein zentrales Thema war<br />

die zukünftige Rolle der Brüder in einer<br />

sich stark verändernden Wirklichkeit der<br />

Einrichtungen und des Ordensleben (siehe<br />

Beitrag auf Seite 30).<br />

März 2006<br />

Am 3. März wurden in München bei einer<br />

Besprechung zwischen dem rheinischen<br />

Generaldelegaten und dem bayerischen<br />

Provinzial, die von Fachleuten unterstützt<br />

wurden, ordensrechtliche, kirchenrechtliche<br />

und steuerrechtliche Aspekte einer<br />

gemeinsamen Zukunft der beiden Ordensteile<br />

erörtert.<br />

<strong>Das</strong> Hochfest des heiligen Johannes von<br />

Gott am 8. März war wiederum ein Höhepunkt<br />

im liturgischen Festkalender der<br />

Brüder.<br />

Vom 12. bis 14. März fand in Kostenz die<br />

zweite Provinzversammlung in diesem<br />

Triennium statt. An ihr nahmen auch die<br />

Mitglieder der Zentralkommission teil<br />

(siehe Artikel Seite 20). Sie war auch ein<br />

wichtiger Markstein im Prozess der Einswerdung<br />

der beiden deutschen Ordensteile.<br />

Vom 16. bis 18. März besuchte der Provinzial<br />

das Interprovinzielle Noviziat in<br />

Graz-Eggenberg. In einer Gesprächsrunde<br />

wurde ansatzweise das Referat zur Zukunft<br />

des Gemeinschaftslebens, das bei der<br />

Provinzversammlung gehalten wurde, mit<br />

den Novizen diskutiert.<br />

Die Ausbildungsphasen der Barmherzigen<br />

Brüder spielen eine wichtige Rolle im<br />

Leben des Ordens, deshalb trafen sich auch<br />

die Magister der mitteleuropäischen Provinzen<br />

am 20. März 2006 in Frankfurt zu<br />

einem Erfahrungsaustausch.<br />

Am 26. März feierte Frater Wilhelm seinen<br />

80. Geburtstag in Neuburg. Leider lässt<br />

sein Gesundheitszustand ein Fest im Kreis<br />

der Mitbrüder nicht mehr zu.<br />

Die Europäische Regionalkonferenz wurde<br />

von Frater Rudolf zu einem Besuch der polnischen<br />

Ordensprovinz vom 30. März bis<br />

1. April genutzt.<br />

April 2006<br />

Der Polenreise schloss sich die Europäische<br />

Regionalversammlung vom 2. bis 8. April<br />

an. An ihr nahmen neben dem Provinzial<br />

Frater Richard Binder, der Verwaltungsdirektor<br />

der Bayerischen Ordensprovinz<br />

Bernd Peter und der Gesamtleiter von<br />

Gremsdorf Günther Allinger teil (siehe<br />

Artikel auf Seite 30).<br />

5


6<br />

Juni: Bei der Feier zum 60. Todestag von Frater Eustachius Kugler:<br />

Krankenhaussprecher Peter Lenz im Gespräch mit Frater Silvester<br />

Ganghofer<br />

Mai 2006<br />

Am 1. Mai konnte Frater Franziskus Oka,<br />

der Provinzdelegat in Japan, sein 40-jähriges<br />

Professjubiläum im Konvent Kobe-<br />

Suma feiern. Frater Christoph Meißner, der<br />

Subprior unseres Münchner Konventes<br />

hatte am 12. Mai den Jahrtag seines 40jährigen<br />

Professjubiläums, jedoch wurde<br />

das Fest im Kreise des Münchner Konventes<br />

bereits am 6. Mai gefeiert (siehe Beitrag<br />

auf Seite 18).<br />

Bei der Provinzversammlung kam die Anregung,<br />

konventübergreifend nicht nur Besinnungstage<br />

anzubieten, sondern auch kulturelle<br />

Veranstaltungen, die das brüderliche<br />

Miteinander fördern. Diese Anregung aufgreifend<br />

waren die Mitbrüder am 17. Mai<br />

zu einer Aufführung der<br />

Mai: Begegnungstag<br />

in Gremsdorf<br />

Rockoper „Jesus Christ Superstar“ in das<br />

Velodrom nach Regensburg eingeladen.<br />

Dieser Einladung waren nicht nur, wie zu<br />

erwarten gewesen wäre, vor allem die jüngeren<br />

Mitbrüder gefolgt, sondern auch die<br />

reiferen Alters interessierten sich für dieses<br />

Bühnenstück.<br />

Am 20. Mai fand wieder ein Familien- und<br />

Begegnungstag der bayerischen Barmherzigen<br />

Brüder in Gremsdorf statt. Dieser<br />

war mit sehr viel Liebe von Frater Eduard,<br />

Herrn Allinger, dem Gesamtleiter von<br />

Gremsdorf, und seinen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern vorbereitet worden. Es<br />

war ein echter fränkischer Wohlfühltag für<br />

die Brüder, ihre Angehörigen, Freunde und<br />

Bekannten (siehe Artikel Seite 23).<br />

Auf dem Weg zur Vereinigung der beiden<br />

deutschen Ordensteile der Rheinischen<br />

Generaldelegatur und der BayerischenOrdens-<br />

provinz fand zur Klärung weiterer Details<br />

eine gemeinsame Definitoriumssitzung am<br />

21. und 22. Mai 2006 in Frankfurt statt.<br />

Diese Sitzung nutzten die bayerischen<br />

Definitoren auch zum Kennenlernen des<br />

Altenheimes Sankt Raphael in Falkenstein<br />

und zur In-Augenschein-Nahme des<br />

Grundstückes in Königstein, auf dem im<br />

Jahr 2007 ein Ersatzneubau entstehen<br />

soll.<br />

Vom 27. bis 30. Mai war Frater Rudolf mit<br />

22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in<br />

Granada unterwegs, um sich auf die Spurensuche<br />

des heiligen Johannes von Gott<br />

zu begeben und so den Mitarbeitern auch<br />

eine höhere Identifikation mit den Ordensidealen<br />

zu ermöglichen.<br />

Am 26. Mai verstarb Frater Vitus Piendl in<br />

unserem Regensburger Krankenhaus. Seine<br />

letzte Ruhestätte<br />

fand er


am 31. Mai auf dem städtischen Friedhof<br />

in Neuburg (siehe Beitrag auf Seite 46).<br />

Juni 2006<br />

Am 2. Juni gedachten die Mitbrüder der<br />

Provinz des 10. Jahrtages der Heiligsprechung<br />

unseres Mitbruders Johannes Grande.<br />

Am 3. und 4. Juni trafen sich erstmals die<br />

Mitbrüder der beiden deutschen Ordensteile<br />

unter 50 Jahre, um für das Provinzkapitel<br />

2007 ein Thesenpapier „Vom<br />

Träger zum Gestalter“ zu entwickeln.<br />

Weitere Treffen sind geplant, bevor dieses<br />

Papier in den Konventen zu einer ersten<br />

Stellungnahme vorliegt. Beim Provinzkapitel<br />

soll eine abschließende Diskussion<br />

und Verabschiedung erfolgen, dann kann<br />

dieses Thesenpapier als Arbeitsprogramm<br />

für das nächste Triennium gelten.<br />

Vom 6. bis 9. Juni trafen sich in Sankt<br />

Ottilien die Mitglieder der drei deutschen<br />

Ordensobernverbände VDO, VOD und VOB<br />

zur Gründung der Deutschen Ordensobernkonferenz<br />

(DOK). Zur ersten Vorsitzenden<br />

wurden Schwester Aloisia Höing,<br />

zum zweiten Vorsitzenden Abt Hermann<br />

Josef Kugler gewählt. Der Provinzial der<br />

Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen<br />

Brüder wurde in den erweiterten Vorstand<br />

gewählt (siehe Artikel auf Seite 27).<br />

Der 10. Juni, der 60. Todestag von Frater<br />

Eustachius Kugler, war für die bayerische<br />

Ordensprovinz ein herausragender Gedenktag,<br />

der in Regensburg festlich begangen<br />

wurde, denn dort hat der Diener<br />

Gottes, dessen Seligsprechung erwartet<br />

werden kann, seine letzte Ruhestätte<br />

gefunden (siehe Beitrag auf Seite22).<br />

Ebenfalls am 10. Juni konnte Pater<br />

Leodegar Klinger seinen 75. Geburtstag<br />

August: Gute Stimmung bei der Werkwoche der Scholastiker<br />

feiern. Im Kreise der Mitbrüder der Bayerischen<br />

Ordensprovinz, der Hausgemeinschaft<br />

von Kostenz und den leitenden<br />

Mitarbeitern der Provinz wurde dieser<br />

Festtag am Sonntag, den 11. Juni in Kostenz<br />

begangen.<br />

<strong>Das</strong> interprovinzielle Noviziat in Graz-<br />

Eggenberg verbrachte seine gemeinsame<br />

Urlaubswoche ab 10. Juni 2006 in Franken<br />

und zwar in Herrieden/Winn.<br />

<strong>Das</strong> interprovinzielle Scholastikat verbrachte<br />

seine gemeinsame Urlaubszeit<br />

vom 14. bis 18. Juni im Ferienhaus der<br />

Österreichischen Ordensprovinz in Bad<br />

Gastein.<br />

Juli 2006<br />

Am 4. Juli trafen sich die Mitbrüder der<br />

Provinz in Algasing zum Besinnungstag<br />

„Salesianische Impulse zur eigenen Spiritualität“<br />

mit Pater Thomas Vanek aus<br />

Eichstätt.<br />

<strong>Das</strong> zweite provinzübergreifende Freizeitund<br />

Kulturangebot fand am 9. Juli mit<br />

dem Besuch des religiösen Schauspiels<br />

„Die Heilige Notburga“ in Bad Endorf<br />

statt. Bei herrlichem Wetter und einem<br />

beeindruckenden Engagement der Laienschauspieler<br />

konnten sich die Teilnehmer in<br />

das Leben der heiligen Notburga vertiefen.<br />

7


8<br />

September: Brüder-Besuch im Klinikum St. Elisabeth in Straubing<br />

In Wien fand vom 12. bis 14. Juli eine Sitzung<br />

der Interprovinziellen Kommission<br />

zur Animation der Provinzen Mitteleuropas<br />

statt. Sie war geprägt von der Reflektion<br />

der Regionalkonferenzen Asien und Europa<br />

und dem Ausblick auf das Generalkapitel<br />

im Oktober in Rom.<br />

August 2006<br />

Seinen 60. Geburtstag feierte Prior Frater<br />

Ludwig Schmid am 1. August in Reichenbach.<br />

Es war nicht nur ein Fest im Kreise<br />

der Mitbrüder, sondern insbesondere auch<br />

der Haus- und Dienstgemeinschaft Reichenbach.<br />

Am 15. August feierte Frater Rudolf Knopp<br />

sein 25-jähriges Professjubiläum in Regensburg<br />

(siehe Beitrag auf Seite 19).<br />

Vom 24. bis 29. August besuchte Frater<br />

Rudolf die Mitbrüder der Bayerischen Provinzdelegatur<br />

in Japan. Zwar konnte er den<br />

kalten Augusttemperaturen damit entfliehen,<br />

dafür war es aber in Kobe feucht und<br />

heiß (siehe Artikel auf Seite 31).<br />

Vom 28. August bis 2. September fand die<br />

traditionelle Scholastikatswerkwoche der<br />

Provinzen Mitteleuropas in Warschau<br />

statt. <strong>Das</strong> große Rahmenthema lautete<br />

„Gott will uns zum Mit-Leid rufen“ (siehe<br />

Bericht auf Seite 42).<br />

September 2006<br />

Frater Matthäus wurde am 1. September<br />

offiziell vom Konvent Reichenbach in den<br />

Konvent München versetzt und wird am<br />

1. Oktober sein Sozialpädagogik-Studium<br />

in Benediktbeuern beginnen.<br />

Am Sonntag, den 3. September feierte<br />

Schwester Rita Walter, die Oberin der<br />

Dillinger Franziskanerinnen in Kostenz, ihr<br />

40-jähriges Professjubiläum. Dies war<br />

auch für die Mitbrüder der Bayerischen<br />

Ordensprovinz ein Grund zum Mit-Feiern.<br />

Vom 12. bis 14. September besuchte<br />

Frater Rudolf das Noviziat in Graz-Eggenberg.<br />

Thematisch bearbeitete er mit den<br />

Novizen den Themenkomplex „Leitbilder“ -<br />

ihre Notwendigkeit, ihre Umsetzung und<br />

die Einbindung der Mitarbeiter in diese<br />

wesentliche verschriftete Grundlage der<br />

Arbeit unserer Ordensgemeinschaft.<br />

Am 16. und 17. September fand die zweite<br />

Sitzung der Arbeitsgruppe „Vom Träger<br />

zum Gestalter“ in München statt. Hierbei<br />

konnte der erste Entwurf des Thesenpapiers<br />

fertiggestellt werden, das den Konventen<br />

zur Diskussion, Ergänzung und Veränderung<br />

vorgelegt wird, bevor im Januar<br />

die endgültige Fassung des Thesenpapiers<br />

für das Provinzkapitel entstehen soll.<br />

Der erste gemeinsame Besinnungstag für<br />

die Brüder der bayerischen Ordensprovinz<br />

und der rheinischen Generaldelegatur fand<br />

am 28. September in Gremsdorf statt. Als<br />

Referent konnte Pater Johannes Bauer von<br />

den Franziskaner-Minoriten gewonnen<br />

werden, der aus seiner franziskanischen<br />

Spiritualität den Tag unter das Thema<br />

„Umgang und Verantwortung mit der<br />

Schöpfung“ stellte (siehe Beitrag auf Seite<br />

40).


Papstbesuch in Bayern<br />

September: Der Papstbesuch<br />

vom 9. bis 14. September<br />

in Bayern war auch für die<br />

Bayerische Ordensprovinz<br />

ein besonderes Ereignis von<br />

bleibender Erinnerung.<br />

Im Bild der Papstgottesdienst<br />

in der Neuen Messe in<br />

München am 10. September.<br />

Die Mitglieder der Bayerischen Ordensprovinz<br />

waren am 30. September<br />

zu einer Besichtigungsfahrt<br />

nach Straubing eingeladen. Wobei<br />

es nicht nur um die Besichtigung<br />

ging, sondern auch um ein Identifizieren<br />

mit dem neuen Werk der<br />

bayerischen Ordensprovinz, dem<br />

Klinikum St. Elisabeth in<br />

Straubing. Der Tag begann<br />

mit einem Besuch<br />

bei den Elisabethinen<br />

im Kloster Azlburg,<br />

die zuvor Mehrheitsgesellschafter<br />

des Krankenhauses<br />

waren. Es folgte eine Besichtigung des<br />

Krankenhauses mit einem Mittagessen. Die<br />

Fahrt nach Straubing beschloss eine Führung<br />

in der Schutzengelkirche, die ehemals<br />

als Krankenhauskirche den Barmherzigen<br />

Brüdern diente, als sie 1844 nach Straubing<br />

kamen und im ehemaligen Franziskanerkloster<br />

ein Krankenhaus eröffneten.<br />

Oktober 2006<br />

Vom 2. bis 21. Oktober feierte der Orden<br />

der Barmherzigen Brüder sein Generalkapitel<br />

in Rom. Bei dem Frater Donatus<br />

Forkan zum General und Frater Rudolf<br />

Knopp zum Ersten Generalrat des Ordens<br />

gewählt wurden (siehe Artikel auf Seite 28).<br />

In Regensburg feierte Pater Prior Bernhard<br />

Binder am 7. Oktober sein 40-jähriges<br />

Professjubiläum, das er im kleinen Kreise<br />

des Regensburger Konventes beging (siehe<br />

Beitrag auf Seite 18).<br />

Frater Meinrad Ebner wurde am 9. Oktober<br />

von Regensburg nach Reichenbach in den<br />

Konvent zur Rosenkranzkönigin versetzt,<br />

wo er für Sakristei und Refektorium zuständig<br />

ist. So zählt der Konvent<br />

in Reichenbach wieder vier<br />

Mitglieder.<br />

Oktober: Der neue Generalprior<br />

Frater Donatus Forkan<br />

(links) aus Irland mit seinem<br />

Vor-Vorgänger, dem Australier<br />

Frater Brian<br />

O’Donnell.<br />

November 2006<br />

<strong>Das</strong> Ordensreferat tagte am 3. November<br />

in Gremsdorf, um so sehr schnell die Mitbrüder<br />

über das Generalkapitel zu informieren.<br />

Weitere Themen waren die<br />

Planungen für das Jahr 2007, insbesondere<br />

das gemeinsame Provinzkapitel der bayerischen<br />

Ordensprovinz und der rheinischen<br />

Generaldelegatur.<br />

Im Rahmen einer feierlichen Vester in Regensburg<br />

wurde am 19. November Dr. Gerhard<br />

Rey zum Ehrenmitglied unseres<br />

Ordens ernannt. Dr. Rey war von 1979 bis<br />

2003 in unserem Regensburger Krankenhaus<br />

als Arzt und zuletzt als Gesamtleiter<br />

tätig. In seiner Eigenschaft als Chefarzt,<br />

Ärztlicher Direktor und Gesamtleiter hat er<br />

stets unsere Ordensgrundwerte vertreten<br />

und vorgelebt.<br />

Am 23. November fand die dritte gemeinsame<br />

Sitzung des bayerischen Provinzdefinitoriums<br />

und des Delegatur-Rates der Rheinischen<br />

Generaldelegatur in Regensburg<br />

statt. Erörtert wurden die wesentlichen<br />

Dinge auf dem Weg hin zu einer<br />

gemeinsamen Provinz. Insbesondere<br />

auch mit den Ergebnissen<br />

des Generalkapitels<br />

im Oktober wurden die Planungen<br />

für das gemeinsame<br />

Provinzkapitel im Mai<br />

2007 vorangetrieben.<br />

9


10<br />

Leitartikel<br />

Friedrich Kardinal Wetter würdigt<br />

den heiligen Johannes von Gott<br />

„<strong>Das</strong> <strong>Herz</strong><br />

<strong>befehle</strong>!“<br />

Der heilige Johannes von Gott, Ölgemälde,<br />

Barmherzige Brüder Kostenz


<strong>Das</strong> <strong>Herz</strong> <strong>befehle</strong>! So hat Johannes von<br />

Gott über den Haupteingang seines<br />

Hospizes in Granada geschrieben. Dieses<br />

Wort könnte auch über der ersten<br />

Enzyklika unseres Heiligen Vaters Papst<br />

Benedikt XVI. stehen, die mit den Worten<br />

beginnt: Gott ist Liebe! Denn das <strong>Herz</strong><br />

befiehlt zu lieben. Genau das will Gott von<br />

uns. Alles, was er von uns verlangt, ist im<br />

Hauptgebot der Liebe zusammengefasst:<br />

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben<br />

mit ganzem <strong>Herz</strong>en, mit ganzer Seele und<br />

mit all deinen Gedanken. <strong>Das</strong> ist das wichtigste<br />

und erste Gebot. Ebenso wichtig ist<br />

das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben<br />

wie dich selbst. An diesen beiden<br />

Geboten hängt das ganze Gesetz samt den<br />

Propheten“ (Mt 22,37-40).<br />

Doch dieses Gebot ist mehr als ein Befehl.<br />

Der Heilige Vater sagt in seiner Enzyklika:<br />

„Die Liebe ist nun dadurch, dass Gott uns<br />

zuerst geliebt hat (vgl. 1 Joh 4,10), nicht<br />

mehr nur ein ‚Gebot’, sondern Antwort<br />

auf das Geschenk des Geliebtseins, mit<br />

dem Gott uns entgegengeht“ (Nr. 1).<br />

Gott liebt nicht nur, er ist selbst Liebe. <strong>Das</strong><br />

zeigt er uns in seinem Sohn Jesus Christus,<br />

vor allem am Kreuz. Hier wird sichtbar, wie<br />

leidenschaftlich er uns liebt. Seine wehrlose<br />

Liebe ist „Liebe in ihrer radikalsten<br />

Form“ (Nr. 12), sie ist sich selbst verschenkende<br />

Liebe.<br />

Verstehen können wir das nicht, jedenfalls<br />

nicht mit unserem Verstand. Nur das <strong>Herz</strong>,<br />

das durch die Liebe sehend geworden ist,<br />

versteht, was hier geschieht. Aber die Liebe<br />

haben wir nicht aus uns. Sie ist uns von<br />

Gott geschenkt. Sie strömt uns aus dem<br />

durchstochenen <strong>Herz</strong>en Jesu zu.<br />

Johannes von Gott hat sich mit dieser<br />

Liebe beschenken lassen und hat sie beantwortet.<br />

Der Heilige Vater nennt unter<br />

den Heiligengestalten, die besondere<br />

Vorbilder christlicher Liebe sind, auch Johannes<br />

von Gott (Nr. 40). Er gehört damit<br />

zu den wahren Lichtträgern der Geschichte.<br />

Die Liebe Gottes kann man nur empfangen,<br />

indem man sie erwidert. Der heilige<br />

Johannes von Gott hat Gottes leidenschaftliche,<br />

radikale Liebe erwidert mit seiner<br />

leidenschaftlichen, radikalen Hingabe<br />

an Gott im Dienst am Nächsten.<br />

Noch ein Zweites gehört zum Empfang<br />

der Liebe Gottes: Wir müssen sie weiterschenken.<br />

Die Liebe, mit der Gott uns<br />

beschenkt, ist ein Geschenk zum Weiterschenken<br />

an unsere Mitmenschen. Verweigern<br />

wir ihre Weitergabe, verlieren wir sie.<br />

Indem wir sie jedoch weiterschenken, wird<br />

sie nicht gemindert oder aufgeteilt, sondern<br />

ganz im Gegenteil: sie wächst. <strong>Das</strong> ist<br />

das Besondere an ihr: im Verschenken der<br />

Liebe empfangen wir sie reicher und tiefer<br />

zurück. <strong>Das</strong> beglückt und bringt Freude in<br />

unser Leben. So war es auch bei Johannes<br />

von Gott. Ist das nicht immer wieder auch<br />

die Erfahrung in unserem persönlichen<br />

Leben?<br />

In der Gottesliebe erwidern wir die Liebe,<br />

mit der Gott uns beschenkt. In der Nächstenliebe<br />

schenken wir sie weiter. Doch<br />

beides gehört zusammen. Johannes von<br />

Gott sagt: „Übt stets die Nächstenliebe,<br />

denn wo keine Liebe ist, da ist auch Gott<br />

nicht.“ Letztlich heißt das: In der Nächstenliebe<br />

wird zugleich Gott geliebt. <strong>Das</strong><br />

sagt uns Jesus in der Rede vom Weltgericht:<br />

„Was ihr für einen meiner geringsten<br />

Brüder getan habt, das habt ihr mir<br />

getan.“ Und „was ihr für einen dieser Geringsten<br />

nicht getan habt, das habt ihr<br />

auch mir nicht getan“ (Mt 25,40.45). Damit<br />

hat Jesus Gottes- und Nächstenliebe<br />

untrennbar miteinander verbunden. Indem<br />

wir den Nächsten lieben, erwidern wir die<br />

Liebe Gottes zu uns. Wenn wir dem<br />

Nächsten unsere Liebe versagen, versagen<br />

wir sie Gott. Darum lautet für Johannes<br />

von Gott der Befehl des <strong>Herz</strong>ens: „Übt<br />

stets die Nächstenliebe, denn wo keine<br />

Liebe ist, da ist auch Gott nicht.“ <strong>Das</strong> heißt<br />

umgekehrt: Wo Liebe ist, das ist Gott.<br />

Darum geht es Johannes von Gott in seinem<br />

berühmten Wort: „<strong>Das</strong> <strong>Herz</strong> <strong>befehle</strong>!“.<br />

Die Liebe, die Gott uns schenkt, muss<br />

in unserem <strong>Herz</strong>en zum Durchbruch kommen<br />

und weiterströmen in die <strong>Herz</strong>en der<br />

anderen, damit alle von Gottes Liebe<br />

berührt und geheilt werden. Denn wo<br />

Liebe ist, da ist Gott.<br />

Was Papst Benedikt in seiner ersten bewegenden<br />

Enzyklika lehrt, hat Johannes von<br />

Gott vor einem halben Jahrtausend gelebt.<br />

Sein Licht leuchtet heute noch und zeigt<br />

uns den Weg, in der Liebe zum Nächsten<br />

Gott zu lieben.<br />

Kardinal Friedrich Wetter mit<br />

Papst Benedikt XVI. am 10. September 2006<br />

am Erzbischöflichen Palais in München<br />

Gott<br />

ist<br />

Liebe!<br />

11


12<br />

Leitartikel<br />

Die Erfolgsgeschichte begann<br />

mit König Ludwig I.<br />

Der bayerische<br />

Klosterfrühling<br />

Anlässlich des 60. Todestags von Frater Eustachius Kugler hielt Professor Dr. Karl<br />

Hausberger, Lehrstuhlinhaber für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Universität<br />

Regensburg, am 10. Juni 2006 im Regensburger Krankenhaus der Barmherzigen<br />

Brüder einen Festvortrag über die Entwicklung der bayerischen Klosterlandschaft von<br />

der Restauration unter Ludwig I. (1825-1848) bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.<br />

Dieser Vortrag ist zugleich zu verstehen als Beitrag zum religiös-spirituellen Umfeld<br />

von Frater Eustachius Kugler. Wir dokumentieren den Text in Auszügen.<br />

Als im April 1803 die Säkularisation der<br />

bayerischen Stifte und Klöster zum<br />

Abschluss kam, schrieb der in führender<br />

Position daran beteiligte kurfürstliche<br />

Hofbibliothekar Johann Christoph von<br />

Aretin voll aufgeblasener Überheblichkeit<br />

in sein Tagebuch: „Zwischen gestern und<br />

heute stand eine Kluft von 1000 Jahren.<br />

Von heute an datiert sich eine Epoche der<br />

bayerischen Geschichte, so wichtig, als in<br />

derselben noch keine zu finden war. Von<br />

heute an wird die sittliche, geistige und<br />

physische Kultur des Landes eine ganz veränderte<br />

Gestalt gewinnen. Nach tausend<br />

Jahren noch wird man die Folge dieses<br />

Schrittes empfinden. Die philosophischen<br />

Geschichtsschreiber werden von der Auflösung<br />

der Klöster, wie sie es von der Aufhebung<br />

des Faustrechts taten, eine neue<br />

Zeitrechnung anfangen, und man wird<br />

sich dann den Ruinen der Abteien ungefähr<br />

mit eben den gemischten Gefühlen<br />

nähern, mit welchen wir jetzt die Trümmer<br />

der alten Raubschlösser betrachten.“<br />

Entgegen dieser Einschätzung sollte sich<br />

der Sturm auf Bayerns Klöster auch aus<br />

staatlicher Sicht nur allzu rasch als verfehlte<br />

Maßnahme erweisen. Dem Staat fielen<br />

nämlich dadurch im Bereich des Bildungsund<br />

Erziehungswesens sowie auf dem sozialkaritativen<br />

Sektor Aufgaben zu, für de-<br />

Mit König Ludwig I. brach in Bayern ein<br />

Klosterfrühling an - Darstellung aus der<br />

Münchner Benediktinerabtei St. Bonifaz,<br />

die von Ludwig gegründet worden ist.<br />

ren Bewältigung ihm sowohl die personellen<br />

als auch die finanziellen Ressourcen<br />

fehlten. Hauptsächlich deshalb mehrten<br />

sich schon bald die Stimmen im Lande, die<br />

die Klostersäkularisation lebhaft bedauerten<br />

und nachdrücklich eine Wiederbegründung<br />

der monastischen Tradition forderten.<br />

Klosterrestauration unter König Ludwig I.<br />

Der Zeitpunkt für die Restauration des<br />

klösterlichen Lebens war gekommen, als<br />

mit Ludwig I. im Oktober 1825 ein Monarch<br />

den bayerischen Thron bestieg, dessen<br />

Herrscherbewusstein zutiefst im Religiösen<br />

wurzelte. Ihm erschien es als<br />

Staatsaufgabe, die Brücken wieder aufzubauen,<br />

die zurückführten zu den Anfängen<br />

des geistlichen Bayern, wobei ihm insbesondere<br />

die Wiederherstellung der kirchlichen<br />

Orden ureigenstes Anliegen war. So<br />

brach schon in seinem ersten Regierungsjahrzehnt<br />

ein neuer Klosterfrühling an,


Pater Magnobonus<br />

Markmiller (1800 - 1879),<br />

der erste Provinzial der<br />

Bayerischen Ordensprovinz<br />

der Barmherzigen Brüder.<br />

Frater Eustachius<br />

Kugler (1867 - 1946) -<br />

Gemälde von<br />

Josef Kneuttinger<br />

und im Jahr 1846, zwei Jahre vor seinem<br />

Thronverzicht, gab es in Bayern bereits 23<br />

geistliche Orden und Kongregationen, deren<br />

Gemeinschaften sich auf 132 Ordenshäuser<br />

verteilten, davon 58 Männerklöster mit<br />

insgesamt 670 Mitgliedern der Benediktiner,<br />

Augustiner, Karmeliten, Franziskaner,<br />

Kapuziner, Minoriten, Redemptoristen und<br />

Barmherzigen Brüder sowie 74 Frauenklöster<br />

mit insgesamt 1093 Mitgliedern<br />

der Augustinerinnen, Benediktinerinnen,<br />

Klarissen, Dominikanerinnen, Zisterzienserinnen,<br />

Armen Schulschwestern, Englischen<br />

Fräulein, Elisabethinnen, Frauen<br />

vom Guten Hirten und Birgittinnen.<br />

Schon diese Aufzählung macht deutlich,<br />

dass sich die neue Klosterlandschaft bunter<br />

und vielfältiger präsentierte als diejenige<br />

vor der Säkularisation, weil neben die<br />

alten Orden einige neue Genossenschaften<br />

und Kongregationen getreten waren. Vor<br />

allem aber trug die Klosterlandschaft von<br />

1846 ein gänzlich anders geartetes<br />

Gepräge, denn ihre Kommunitäten verstanden<br />

sich zumindest nach außen hin<br />

nicht so sehr als Institute der Selbstheiligung,<br />

sondern nahmen gemäß den<br />

Bestimmungen des Konkordats wichtige<br />

Funktionen in Gesellschaft und Kirche<br />

wahr. Selbst den von ihm gestifteten<br />

Benediktinerklöstern hatte der König die<br />

Betätigung im schulischen Bereich ausdrücklich<br />

zur Auflage gemacht. Von den<br />

58 Männerklöstern des Jahres 1846 waren<br />

47 mit der Aushilfe in der Seelsorge befasst,<br />

neun mit dem Unterricht der Jugend<br />

und zwei – jene der Barmherzigen Brüder<br />

– mit der Krankenpflege. Von den damals<br />

bestehenden Frauenklöstern widmeten<br />

sich mit Ausnahme des rein kontemplativen<br />

Birgittinnenklosters in Altomünster<br />

alle der Jugenderziehung oder dem Dienst<br />

an den Kranken.<br />

Ordenslandschaft in der zweiten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts<br />

Die meisten der unter Ludwig I. restaurierten<br />

oder neu zugelassenen Männer- und<br />

Frauenorden erlebten in der zweiten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts bis zur Zäsur des<br />

Ersten Weltkriegs eine ausgesprochene<br />

Blütezeit. Zwar führte der Kulturkampf der<br />

siebziger und achtziger Jahre auch in<br />

Bayern zu Einschränkungen des klösterlichen<br />

Lebens und zu einer gewissen Stagnation<br />

der Ordensgründungen – erwähnt<br />

sei diesbezüglich nur das sog. Jesuitengesetz<br />

vom 4. Juli 1872, in dessen Vollzug<br />

hierzulande sämtliche Redemptoristenklöster<br />

und die staatlicherseits ohnedies<br />

nicht genehmigte, aber bislang tolerierte<br />

Jesuitenniederlassung in Regensburg aufgelöst<br />

wurden –, doch vollzog sich im späten<br />

19. und beginnenden 20. Jahrhundert<br />

eine beachtliche Erweiterung der Klosterlandschaft,<br />

und zwar hauptsächlich durch<br />

weibliche Ordensgemeinschaften, zumeist<br />

als sogenannte Kongregationen bischöflichen<br />

oder päpstlichen Rechtes organisiert,<br />

deren Mitglieder im Unterschied zu<br />

denen der alten Orden keine „feierlichen“,<br />

sondern nur „einfache Gelübde“ ablegten<br />

und auch sonst bezüglich Ordenstracht<br />

und klösterlicher Gewohnheiten besser<br />

dem jeweiligen Aufgabenbereich angepasst<br />

lebten.<br />

Aus einer Statistik von 1902 ersieht man<br />

für die männliche Klosterlandschaft, dass<br />

die Anzahl der Konvente mittlerweile auf<br />

100 mit rund 1850 Mitgliedern angewachsen<br />

war. Damit hatten sich seit 1846 die<br />

Niederlassungen fast verdoppelt und die<br />

Mitglieder nahezu verdreifacht. Einen<br />

nachgerade explosionsartigen Anstieg der<br />

Klöster- und Mitgliederzahlen aber weist<br />

die gleiche Statistik für die Frauengemeinschaften<br />

aus, wobei zugleich deutlich<br />

wird, dass bei den Neugründungen von<br />

Kongregationen seit der Jahrhundertmitte<br />

das Ideal der Barmherzigen Schwestern,<br />

ihr Leben in den Dienst der Armen und<br />

Kranken zu stellen, Schule gemacht hat,<br />

denn diese Neugründungen widmeten sich<br />

zuvorderst dem Dienst an den Schwächsten<br />

der Gesellschaft, den Blinden und<br />

Taubstummen, den körperlich und geistig<br />

Behinderten. Zum Beleg hierfür seien beispielhaft<br />

erwähnt die von Dominikus<br />

Ringeisen gegründeten Josephsschwestern,<br />

auch „Ursberger Schwestern“ genannt,<br />

die Schwestern vom Allerheiligsten<br />

Heiland, nach ihrem Gründungsort im<br />

Elsass besser bekannt als „Niederbronner<br />

Schwestern“, die Schwestern vom Armen<br />

Kinde Jesus, die Franziskusschwestern von<br />

Vierzehnheiligen, die Schwestern der<br />

Marienanstalt von Maria Trost in München<br />

und die ausschließlich der Sorge um geistig<br />

Behinderte verpflichteten Schwestern<br />

des III. Ordens vom Heiligen Franziskus in<br />

Ecksberg bei Mühldorf.<br />

Durch diese und zahlreiche weitere Kongregationen<br />

hat sich die Mitgliederzahl der<br />

weiblichen Kommunitäten bis 1902 auf<br />

11187 Schwestern erhöht und damit gegenüber<br />

1846 mehr als verzehnfacht,<br />

während die Anzahl der Niederlassungen<br />

für 1902 mit 1089 ausgewiesen ist, was<br />

einer Steigerung um mehr als das<br />

Vierzehnfache seit 1846 entspricht.<br />

Die Orden in der ersten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts<br />

Zwischen 1900 und dem Ende des Ersten<br />

Weltkriegs konnten insgesamt zwölf größere<br />

und kleinere Kongregationen erstmals<br />

in Bayern Fuß fassen, fünf davon sogar in<br />

den Kriegsjahren 1914 bis 1918, so beispielsweise<br />

die Maristen-Schulbrüder 1915<br />

in Furth bei Landshut und die Steyler<br />

13


14<br />

Missionare 1917 in Tirschenreuth. Hatte in<br />

Deutschland schon die Weimarer Verfassung<br />

vom August 1919 mit ihrer moderaten<br />

Trennung von Kirche und Staat den<br />

Orden und Kongregationen eine größere<br />

Bewegungsfreiheit verschafft, so wurde<br />

ihnen in Bayern durch das Konkordat von<br />

1924 die staatlicherseits ungehinderte Errichtung<br />

neuer Niederlassungen ausdrücklich<br />

zugesichert.<br />

Angesichts dieser günstigen Rechtslage<br />

verwundert es nicht, dass die bayerische<br />

Klosterlandschaft in der Weimarer Zeit<br />

eine enorme Bereicherung erfuhr. Vom<br />

Ende des Ersten Weltkriegs bis 1933 konnten<br />

nicht weniger als 20 männliche<br />

Religiosengemeinschaften sowie 25 weibliche<br />

Genossenschaften und fromme Vereinigungen<br />

erstmals Niederlassungen in<br />

Bayern errichten. Ermöglichen ließ sich<br />

dies freilich nur, weil damals nahezu alle<br />

Ordensgemeinschaften einen bislang nie<br />

erlebten Zustrom von Novizen und Novizinnen<br />

zu verzeichnen hatten. Ausschlaggebend<br />

hierfür waren natürlich auch<br />

äußere Faktoren wie die Weltwirtschaftskrise<br />

und die mit ihr gekoppelte Massenarbeitslosigkeit,<br />

bei den weiblichen Gemeinschaften<br />

außerdem ein durch Kriegsverluste<br />

bedingter Frauenüberschuss, mangelnde<br />

Versorgung vieler Töchter aus kinderreichen<br />

Familien und unzureichende<br />

Ausbildungsmöglichkeiten für Mädchen in<br />

der bürgerlichen Welt.<br />

Gleichwohl erscheint der außergewöhnlich<br />

starke Andrang zu den Noviziaten in erster<br />

Linie religiös motiviert und hing zusammen<br />

mit dem generellen Neuaufbruch des<br />

kirchlichen Lebens in der Weimarer Zeit,<br />

wie er sich unter anderem in der forcierten<br />

Gründung kirchlicher Vereine für alle Bevölkerungsschichten,<br />

in der vermehrten<br />

Herausgabe katholischer Zeitschriften, in<br />

Neuerscheinungen über Eustachius Kugler<br />

Anlässlich des 60. Todestags von Frater Eustachius Kugler am 10. Juni 2006 sind<br />

im Johann von Gott Verlag, München, drei Publikationen herausgekommen.<br />

In dem Büchlein „Frater Eustachius Kugler – Auf dem Weg zur Seligsprechung“<br />

schildert Dr. Werner Chrobak, Regensburg, kurz Lebenslauf und Persönlichkeit<br />

von Frater Eustachius Kugler und geht dann ausführlich auf die Geschichte seiner<br />

Verehrung und die einzelnen Stationen des Seligsprechungsprozesses ein.<br />

<strong>Das</strong> Heft „Nah bei Gott- nah bei den Menschen“, verfasst von dem bekannten<br />

Regensburger Autor Christian Feldmann, führt dem Leser das Leben Eustachius<br />

Kuglers in anschaulicher Form vor Augen.<br />

Schließlich ist noch eine Sonderausgabe der „Misericordia“, ebenfalls im A 5-<br />

Format, herausgekommen mit einem Text des 1992 verstorbenen Ex-Provinzials<br />

Frater Matthäus Heidenreich über Eustachius Kugler.<br />

der Ausweitung des karitativen Apostolats<br />

und in der Intensivierung der Pfarrseelsorge<br />

Ausdruck schuf. Auch die Jugendbewegung,<br />

die Liturgische Bewegung und<br />

die Bibelbewegung, überhaupt das „Erwachen<br />

der Kirche in den Seelen“, das der<br />

in diesen Bewegungen an vorderster Front<br />

stehende Religionsphilosoph Romano<br />

Guardini 1922 konstatiert hat, dürften das<br />

Ihrige zur Weckung von Ordensberufungen<br />

beigetragen haben.<br />

Doch welche Gründe auch immer für den<br />

Eintritt in die eine oder andere geistliche<br />

Kommunität maßgeblich waren: Jedenfalls<br />

wies die bayerische Klosterlandschaft im<br />

Jahr von Hitlers Machterschleichung eine<br />

bislang nie erlebte Vielfalt an Orden, Kongregationen<br />

und sonstigen Vereinigungen<br />

auf. 1933 waren rund 3790 Ordensgeistliche<br />

und Brüder in 202 Häusern tätig.<br />

Und im gleichen Jahr zählte man 88 weibliche<br />

klösterliche Genossenschaften mit<br />

2330 Niederlassungen und mehr als<br />

26000 Mitgliedern.<br />

Während der zwölf verbrecherischen Jahre<br />

der nationalsozialistischen Herrschaft<br />

sahen sich die Orden und Kongregationen<br />

schwerster Bedrängnis ausgesetzt. Obschon<br />

ihnen der Artikel 15 des Reichskonkordats<br />

vom Juli 1933 die ungehinderte<br />

Ausübung ihrer Tätigkeiten sowohl<br />

im seelsorgerlichen als auch im schulischerzieherischen<br />

und sozialkaritativen Bereich<br />

garantierte und die Gründung und<br />

Führung von privaten Ordensschulen zudem<br />

durch den Artikel 25 abgesichert war,<br />

sollten sie die wahren Absichten der neuen<br />

Machthaber alsbald massiv zu spüren<br />

bekommen. Die ordensfeindlichen Maßnahem<br />

des Regimes begannen bereits<br />

1934 mit schikanösen Hausdurchsuchungen<br />

und Verhören.<br />

In den Jahren 1935/36 wurde sodann eine<br />

Serie von Schauprozessen hauptsächlich<br />

gegen Ordensleute wegen Verstoßes gegen<br />

die Devisenvorschriften durchgeführt, die<br />

den Angeklagten meist hohe Freiheitsstrafen<br />

eintrugen. Bei einer zweiten Serie<br />

von Prozessen in den Jahren 1936/37 ging<br />

es vornehmlich um sittliche Verfehlungen,<br />

die die Gestapo in den Klöstern sowie in<br />

den von ihnen geführten Schülerheimen<br />

und Pflegeanstalten aufzuspüren suchte,<br />

um sie als Brutstätten der Unmoral anprangern<br />

zu können. Die Intensität der<br />

Nachforschungen, die dabei angewandten<br />

Methoden und die zentral gesteuerte propagandistische<br />

Verwertung des Prozessmaterials<br />

ließen keinen Zweifel daran, dass<br />

es Hitlers Handlangern nicht in erster Linie<br />

um die Ausmerzung von da und dort aufgedeckten<br />

Übelständen und um die Ahndung<br />

von vereinzeltem Fehlverhalten zu<br />

tun war. Vielmehr wollte man die Orden in<br />

ihrer Gesamtheit treffen und mit ihnen<br />

zugleich die katholische Kirche als ganze<br />

bloßstellen, was sich nicht zuletzt daran<br />

ablesen lässt, dass die Sittlichkeitsprozesse<br />

in den Monaten nach der Veröffentlichung<br />

der päpstlichen Enzyklika „Mit brennender<br />

Sorge“ vom 14. März 1937 ihren Höhepunkt<br />

erreichten.<br />

Worin das eigentliche Ziel der Machthaber<br />

bestand, beleuchtet grell eine Geheimanweisung<br />

des Reichssicherheitsdienstes vom<br />

15. Februar 1938, in der es wörtlich heißt:<br />

„Die Orden sind der militante Arm der<br />

katholischen Kirche. Sie müssen daher von<br />

ihren Einflussgebieten zurückgedrängt, eingeengt<br />

und schließlich vernichtet werden.“<br />

Noch radikaler ging man in den Anfangsjahren<br />

des Zweiten Weltkriegs gegen die<br />

Klöster vor. Zwischen Herbst 1940 und<br />

Mai 1941 wurden unter Vorwänden unterschiedlichster<br />

Art, nicht selten aber auch


Kloster Reichenbach aus der Luft.<br />

In dem ehemaligen Benediktinerkloster trat<br />

1893 Frater Eustachius Kugler in den Orden<br />

der Barmherzigen Brüder ein.<br />

ohne jede Begründung, zahlreiche Ordenshäuser<br />

beschlagnahmt und ihre Insassen<br />

ausgewiesen, soweit man sie nicht zur<br />

Fortführung von Wirtschaftsbetrieben benötigte<br />

und hierzu dienstverpflichtete.<br />

Wenn diese Maßnahmen dann mit Beginn<br />

des Russlandfeldzugs im Juni 1941 gestoppt<br />

bzw. bis zum propagierten „Endsieg“<br />

vertagt wurden, so nur deshalb, um<br />

den inneren Frieden zu sichern. Von einer<br />

Schließung oder Beschlagnahmung ihrer<br />

Häuser in aller Regel verschont blieben<br />

lediglich die Krankenpflegegemeinschaften,<br />

weil ihr Einsatz für eine fachgerechte<br />

Versorgung von Millionen Verwunderter<br />

unentbehrlich war. Sie erfuhren damals in<br />

ihrer Wirksamkeit an vielen Orten Unterstützung<br />

durch Klosterfrauen anderer Orden,<br />

die zu ihrer Existenzsicherung notgedrungen<br />

in den Pflegeberuf wechselten.<br />

Ungeachtet aller Repressalien seitens des<br />

NS-Regimes und trotz der massiven antikirchlichen<br />

Propaganda hat sich der<br />

Personalstand der Klöster ähnlich wie jener<br />

der Weltgeistlichkeit bis 1939 keineswegs<br />

gravierend verringert; für verschiedene<br />

Gemeinschaften lässt sich in den Jahren<br />

zwischen 1933 und 1939 sogar eine Mehrung<br />

nachweisen. Als dann im Mai 1945<br />

der Krieg zuende ging, mussten die meisten<br />

Ordensgemeinschaften eine traurige<br />

Bilanz ziehen, nicht nur in personeller,<br />

sondern auch in materieller Hinsicht, da<br />

viele ihrer Häuser in Trümmern lagen,<br />

andere zweckentfremdet belegt waren<br />

oder von den Besatzungstruppen beschlagnahmt<br />

wurden. Allerdings ließ der<br />

Aufschwung nicht lange auf sich warten,<br />

wofür sich mit Peter Rummel unter anderem<br />

folgende Gründe namhaft machen<br />

lassen: die religiöse Rück- und Neubesin-<br />

nung nach den Schrecken des Krieges, das<br />

Entgegenkommen der Besatzungsmächte<br />

und die Bereitschaft der Orden, an gewachsene<br />

Traditionen anzuknüpfen. Nicht<br />

zuletzt schlug für die rasche Aufwärtsentwicklung<br />

der bayerischen Ordenslandschaft<br />

nach 1945 auch zu Buche, dass infolge<br />

von Vertreibung und Zwangsumsiedlung<br />

eine beträchtliche Anzahl von Ordensmitgliedern<br />

vor allem aus Schlesien und dem<br />

Sudetenland nach Bayern kam und hier<br />

eine neue Heimat fand. Der positive Trend<br />

hinsichtlich des Ordensnachwuchses hielt<br />

etwa bis zur Mitte der sechziger Jahre des<br />

vorigen Jahrhunderts an, um danach aus<br />

vielerlei Gründen, die es hier nicht zu erörtern<br />

gilt, in eine krasse Abwärtsentwicklung<br />

umzuschlagen, deren Ende noch nicht<br />

abzusehen ist.<br />

15


16<br />

Ordensfeste<br />

40-jähriges Professjubiläum<br />

von Frater Donatus<br />

Im Kreis vieler Mitbrüder aus den<br />

deutschsprachigen Ordensteilen, Ordensschwestern<br />

und Mitarbeitern feierte Exprovinzial<br />

Frater Donatus Wiedenmann am<br />

6. November 2005 sein 40-jähriges Professjubiläum<br />

in der Algasinger Kloster-<br />

Am Hauptaltar der Reichenbacher Klosterkirche<br />

finden wir auf der linken Seite<br />

die Darstellung des heiligen Benedikt,<br />

auf der rechten Seite die der heiligen Scholastika.<br />

Die großen Figuren lassen fast den<br />

Blick auf die kleinen Putti nicht zu, die den<br />

Gründergestalten des Benediktinerordens<br />

zu Füßen sitzen und auf die Inschrift in einem<br />

Buch verweisen. Auf der linken Seite<br />

unter dem Ordensgründer der Benediktiner<br />

zeigt der kleine Engel auf die Inschrift<br />

des Buches „O Tiefe des Reichtums, der<br />

Weisheit und der Erkenntnis Gottes. Wie<br />

unergründlich sind seine Entscheidungen,<br />

wie unerforschlich seine Wege.“<br />

Pater Johannes von Avila Neuner wies in<br />

seinen Gedanken zum 25-jährigen Professjubiläum<br />

von Frater Ludwig Schmid am<br />

3. Dezember 2005 auf diese Inschrift hin.<br />

Wenn ein junger Mensch am Professaltar<br />

sein Ja sagt, so ist das ein Schritt, den der<br />

Mensch nicht aus sich heraus tut, sondern<br />

nur wenn er in der Gnade Gottes steht. Die<br />

Entscheidung, sein Leben ganz in die<br />

Hände Gottes zu legen und im Dienst für<br />

die armen, kranken und behinderten<br />

kirche. Den feierlichen Gottesdienst, der<br />

von Pater Herbert Bihlmayer von den Salesianern<br />

zusammen mit Pater Kamillus<br />

Halbleib und Pater Leodegar Klinger gehalten<br />

wurde, umrahmte der Dorfener<br />

Kirchenchor unter Leitung von Ernst Bart-<br />

Menschen da zu sein, ist ein Schritt, der<br />

damals wie heute von vielen Menschen<br />

nicht verstanden wird. Pater Johannes, der<br />

Frater Ludwig als Postulantatsmagister<br />

begleitet hat, wies auf das Zeugnis hin, das<br />

der Professjubilar mit seinem Leben gegeben<br />

hat, das er wie der heilige Johannes<br />

von Gott und der Diener Gottes Eustachius<br />

Kugler in den Dienst der Nächstenliebe<br />

stellte. „Wo Menschen einander Gutes tun,<br />

da berührt der Himmel die Erde“ – so endeten<br />

die Gedanken des Festpredigers.<br />

Frater Ludwig bekräftigte dieses Zeugnis<br />

mit der öffentlichen Erneuerung seiner<br />

Ordensgelübde, die er wie vor 25 Jahren<br />

vor dem Provinzial verlas und dann am<br />

Altar unterzeichnete.<br />

mann mit einer lateinischen Messe für<br />

Chor und Orgel von Charles Gounod.<br />

Pater Bihlmayer zitierte in seiner Predigt<br />

den verstorbenen Prior von Taizé, Roger<br />

Schutz, der in seiner Ordensregel schreibt:<br />

„Bruder, wenn du dich einer gemeinsamen<br />

Regel unterwirfst, so kannst du das allein<br />

um Christi und des Evangeliums willen.“<br />

Zwischenlösungen gebe es im Ordensleben<br />

nicht, meinte der Prediger, und ging auf<br />

das Hospitalitätsgelübde der Barmherzigen<br />

Brüder ein. Dieses Gelübde sei<br />

etwas, das unmittelbar von Jesus Christus<br />

kommt und bis in die heutige Zeit wirkt.<br />

Durch den Dienst der Barmherzigen<br />

Brüder erfahren viele Menschen die Nähe<br />

Jesu Christi, fuhr der Prediger fort. Eine<br />

wunderbare Aufgabe, aber auch eine<br />

gewaltige Herausforderung, die Frater<br />

Donatus vor 40 Jahren am Professaltar<br />

angenommen und dann gelebt habe. Zum<br />

Schluss seiner Ausführungen sagte der<br />

ehemalige Provinzial der Salesianer zu<br />

Frater Donatus: „Ihnen und Ihrer Ordensgemeinschaft<br />

wünsche ich weiterhin Glück<br />

und Segen. Und Sie, liebe Schwestern und<br />

Brüder, beglückwünsche ich, dass Sie solche<br />

Menschen in Ihrer Nähe haben.“<br />

Frater Donatus Wiedenmann (links)<br />

mit Gästen<br />

25-jähriges Professjubiläum<br />

von Frater Ludwig<br />

Frater Ludwig schneidet den Festtagskuchen<br />

an.


Professablegung vor Provinzial Frater Rudolf Knopp (dahinter Prior<br />

Frater Bernhard Binder)<br />

Bei der Eucharistiefeier am Hochfest der<br />

Erscheinung des Herrn, am 6. Januar<br />

2006, legte Frater Albert Nawatzky in der<br />

Krankenhauskirche St. Pius in Regensburg<br />

seine erste Profess ab. Zelebrant und<br />

Festprediger der Feier war Bischöflicher<br />

Geistlicher Rat Georg Forster, der frühere<br />

Heimatpfarrer von Frater Albert in der<br />

Am 18. Januar 2006 wurde im Rahmen<br />

der Vesper in der Krankenhauskirche<br />

St. Pius in Regensburg Nikolaus Morhardt<br />

(28) eingekleidet und erhielt den Ordensnamen<br />

Frater Magnus. Seit Juli 2005 hatte<br />

er als Postulant im Konvent der Barmherzigen<br />

Brüder in Regensburg gelebt und<br />

in der Krankenpflege und der Seelsorge<br />

mitgearbeitet. Nun beginnt für ihn das<br />

zweijährige Noviziat in Graz-Eggenberg.<br />

In einem kurzen Lebenslauf schreibt Frater<br />

Magnus unter anderem: „Aufgewachsen<br />

bin ich in Lengenfeld bei Kaufbeuren. Die<br />

elterliche Landwirtschaft hat mich von<br />

klein auf geprägt, ebenso das dörfliche<br />

Leben. Nicht zuletzt war ich auch lange<br />

Jahre als Ministrant und Lektor in der<br />

Pfarrei engagiert. Schon seit der Grundschulzeit<br />

hatte ich den Wunsch, Priester<br />

zu werden. So war es auch keine schwere<br />

Wahl, nach dem Abitur 1998 in Kaufbeuren<br />

ins Priesterseminar Augsburg einzutreten<br />

und das Studium der Katholischen<br />

Theologie zu beginnen. Nach dem<br />

Vordiplom (2000) studierte ich ein Jahr an<br />

der Universität in Wien. <strong>Das</strong> Jahr in der<br />

österreichischen Metropole war eine<br />

Bereicherung für mich. Doch nach dem<br />

Regensburger Pfarrei<br />

Albertus Magnus.<br />

In seiner Predigt<br />

sagte Pfarrer Forster<br />

unter anderem:<br />

Über das Leben in<br />

einer christlichen<br />

Familie, die unterschiedlichenAktivitäten<br />

in der<br />

Pfarrfamilie von<br />

Albertus Magnus,<br />

ist schließlich der<br />

Orden der Barmherzigen<br />

Brüder<br />

die Familie des jungen, sympathischen<br />

Mannes geworden, der sicher auch als<br />

Familienvater eine gute Figur gemacht<br />

hätte. Die Berufung eines Menschen ist<br />

aber immer ein Geheimnis Gottes, und<br />

wir tun gut daran, Menschen zu achten<br />

und zu akzeptieren, die einen besonderen<br />

Weg in der Nachfolge einschlagen.<br />

Einfache Profess<br />

von Frater Albert<br />

Einkleidung<br />

von Frater Magnus<br />

Den „Keim“ seiner Berufung sieht Frater<br />

Albert in seinem Elternhaus. „Nur wer<br />

Liebe, Wärme und Zuneigung verspürt,<br />

kann auch die Liebe Gottes zu den<br />

Menschen erfahren und diese Liebe dann<br />

wieder weitergeben“, sagt der 25-jährige<br />

gebürtige Regensburger. <strong>Das</strong> Erleben der<br />

Pfarrgemeinde, unter anderem als Ministrant,<br />

und das Vorbild des Pfarrers, „der<br />

immer ein offenes Ohr für die Sorgen und<br />

Nöte der Menschen besaß“, waren wichtige<br />

Fixpunkte in seiner Kindheit und<br />

Jugend. Nach dem Schulbesuch absolvierte<br />

Sascha (so der Taufname von Frater<br />

Albert) eine Ausbildung als Offsetdrucker.<br />

Im Zivildienst an der Regensburger Uniklinik<br />

lernte er dann den Dienst am<br />

Nächsten kennen, und das führte dazu,<br />

dass ihn die Arbeit im erlernten Beruf<br />

nicht mehr zufriedenstellte und er die<br />

Ausbildung zum Krankenpfleger anstrebte.<br />

So lernte er den Orden der Barmherzigen<br />

Brüder kennen.<br />

Freijahr entschloss ich mich, aus dem<br />

Priesterseminar auszuscheiden. Während<br />

der restlichen beiden Studienjahre in<br />

Augsburg prägten mich die Mitarbeit in<br />

der Fakultätsvertretung, die Katholische<br />

Hochschulgemeinde, eine Freundschaft<br />

sowie der Weltjugendtag 2002 in Toronto.<br />

Im Juli 2003 konnte ich das Studium mit<br />

dem Diplom abschließen. Die Barmherzigen<br />

Brüder lernte ich bei Exerzitien<br />

durch meine geistliche Begleiterin kennen.“<br />

Aus Nikolaus Morhardt (rechts) wird Frater<br />

Magnus. <strong>Das</strong> Foto zeigt den jungen<br />

Barmherzigen Bruder bei der Einkleidung<br />

in St. Pius mit Provinzial Frater Rudolf Knopp<br />

(Mitte) sowie dem Regensburger Prior und<br />

Magister der Postulanten Frater Bernhard<br />

Binder.<br />

17


18<br />

40-jähriges Professjubiläum<br />

von Frater Franziskus<br />

und Frater Christoph<br />

Frater Franziskus Oka, Delegat der japanischen<br />

Provinzdelegatur beging am<br />

1. Mai sein 40-jähriges Professjubiläum<br />

mit einer kleinen Festgemeinde.<br />

Ebenfalls im kleinen Kreis feierte Frater<br />

Christoph Meißner am 6. Mai in München<br />

sein 40-jähriges Professjubiläum. In seiner<br />

Predigt verwies Pater Johannes Avila<br />

Neuner auf „drei Patrone“ des Lebens von<br />

Frater Christoph: Seine Eltern gaben ihm<br />

bei der Taufe den Namen des heiligen<br />

Antonius von Padua. Dieser wird überall<br />

mit dem Jesuskind auf dem Arm dargestellt<br />

– das bringe zum Ausdruck, „dass jedes<br />

christliche Leben, im Besonderen das<br />

Ordensleben, eine tiefe Gemeinschaft mit<br />

Christus ist“. Im Orden erhielt der Jubilar<br />

den Namen des heiligen Christopherus, der<br />

auf allen Bildern und Skulpturen das<br />

Jesuskind auf seinen Schultern trägt. Dazu<br />

sagte Pater Johannes: „In all Deinen Or-<br />

Frater Christoph Meißner (Mitte) mit<br />

Provinzial Frater Rudolf Knopp (links) und<br />

Prior Pater Johannes Avila Neuner<br />

densjahren hast Du durch Deinen Dienst<br />

an kranken, alten und behinderten Menschen<br />

Christus, das Heil der Welt, getragen.“<br />

Der dritte Patron schließlich ist der<br />

heilige Johannes von Gott, der Ordensvater<br />

der Barmherzigen Brüder. Auf dem<br />

Altarbild der Münchner Krankenhauskirche<br />

nimmt er kniend das Jesuskind aus den<br />

Händen Marias entgegen und kann sich somit<br />

als ein „von Gott Beschenkter“ erleben.<br />

Diese drei Patrone zeigten, so sagte der<br />

Prediger, Gott schenke sich uns allen durch<br />

Jesus Christus - „weil wir uns ihm geschenkt<br />

und geweiht haben“. An Frater<br />

Christoph gewandt fügte er hinzu: „Durch<br />

über 40 Jahre hast Du mit Kraft und Gnade<br />

Christus auf den Armen, auf den Schultern<br />

und in Händen getragen und dabei<br />

erfahren: Der Herr hat Deine Lebensgeschichte<br />

geschrieben und Dir die Liebe<br />

Gottes sichtbar gemacht.“<br />

Provinzdelegat Frater Franziskus Oka<br />

(6. von links) mit Festgästen<br />

40-jähriges<br />

Professjubiläum<br />

von Frater<br />

Bernhard


Provinzrat Frater Bernhard Binder beging<br />

am 7. Oktober in Regensburg mit<br />

einem kleinen Kreis von Brüdern, Mitarbeitern<br />

und Bekannten sein 40-jähriges<br />

Professjubiläum. Frater Bernhard war von<br />

1983 bis 1992 Provinzial der Bayerischen<br />

Ordensprovinz, danach Novizenmeister im<br />

Interprovinziellen Noviziat in Graz-Eggenberg,<br />

seit 2004 bekleidet er das Amt des<br />

Priors und des Magisters der Scholastiker<br />

und der Postulanten am Regensburger<br />

Krankenhaus Barmherzige Brüder. Hauptzelebrant<br />

bei der Eucharistiefeier zum Fest<br />

unserer Lieben Frau vom Rosenkranz war<br />

Professor P. Herbert Schlögel. In seiner<br />

Predigt stellte er das bedingungslose Ja<br />

Mariens zu Gottes Plan dem Ja von Frater<br />

Bernhard in seiner Ersten Profess gegenüber.<br />

Ja sagen, das heiße Verantwortung<br />

übernehmen. Frater Bernhard habe dies<br />

bei Übernahme der verschiedenen Ämter<br />

im Vertrauen auf Gott getan.<br />

Umrahmt wurde die Heilige Messe durch<br />

einige gesangliche Darbietungen der<br />

Scholastiker. <strong>Das</strong> sich anschließende Frühstücksbüfett<br />

schloss die schöne Feier ab.<br />

25-jähriges Professjubiläum<br />

von Frater Rudolf<br />

Was haben ein Autoreifen und ein<br />

Ordensmann gemeinsam? Beide benötigen<br />

Profil: der Reifen ganz handfest,<br />

um bei jeder Witterung Bodenhaftung zu<br />

bewahren, der Ordensmann im übertragenen<br />

Sinn, um bei anderen Menschen<br />

Spuren der Liebe Gottes zu hinterlassen.<br />

Auf diese Formel lässt sich die Predigt von<br />

Pallottiner-Pater Rüdiger Kiefer bringen,<br />

die er am 15. August - Mariä Himmelfahrt<br />

- in der Krankenhauskirche St. Pius der<br />

Barmherzigen Brüder in Regensburg gehalten<br />

hat. Anlass war das 25-jährige<br />

Professjubiläum von Frater Rudolf Knopp,<br />

das er gemeinsam mit etwa 140 Gästen<br />

feierte.<br />

„Unser Profil als Christen ist aus den Maßgaben<br />

des Evangeliums geschnitten und<br />

geprägt. Und daran muss es sich auch<br />

messen lassen“, sagte Pater Kiefer, der<br />

Generalsekretär der Deutschen Ordensobernkonferenz<br />

(DOK) ist. Es sei notwendig,<br />

in regelmäßigen Abständen „die Pro-<br />

Provinzial Frater Rudolf Knopp erneuert sein<br />

Ordensgelübde vor Frater Benedikt Hau.<br />

filtiefe zu messen und nachzuschauen, ob<br />

wir noch den nötigen Zuschnitt, den nötigen<br />

Tiefgang haben.“ Am Ende der<br />

Predigt überreichte Pater Kiefer dem Jubilar<br />

ein Stück eines gebrauchten Autoreifens,<br />

in einen Bilderrahmen gefasst. Es<br />

solle den Provinzial zum einen zur<br />

Dankbarkeit für die Gaben führen, mit denen<br />

er seine individuelle Christus-Nachfolge<br />

realisieren konnte, zum anderen solle<br />

es ihn daran erinnern, sich „weiter einzubringen<br />

in die Verlebendigung der froh<br />

machenden Botschaft in unserer Zeit.“<br />

<strong>Das</strong>s er dazu bereit ist, drückte Frater Rudolf<br />

in der anschließenden Professerneuerung<br />

vor dem Ersten Provinzrat Frater<br />

Benedikt Hau aus. Er wiederholte seine<br />

„Gelübde der Keuschheit, der Armut, des<br />

Gehorsams und der Hospitalität im Dienst<br />

der Armen und Kranken“ (Professformel)<br />

und versprach, sich weiter „mit ganzem<br />

<strong>Herz</strong>en der Ordensfamilie zur Verfügung“<br />

zu stellen.<br />

19


20<br />

Aus der bayerischen Ordensprovinz<br />

Provinzversammlung vom 12. bis 14. März<br />

in Kostenz<br />

Nur wer<br />

das Neue wagt,<br />

bewegt etwas<br />

Vom 12. bis 14. März trafen sich in Kostenz Barmherzige Brüder und leitende<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (ab 13. März) zur Provinzversammlung. Bei einer<br />

Provinzversammlung geht es um ein Innehalten zur Reflexion und zur Ausschau zwischen<br />

den Provinzkapiteln. An dem Treffen in Kostenz nahmen erstmals auch Brüder<br />

der Rheinischen Generaldelegatur mit Frater Andreas Hellermann an der Spitze teil;<br />

denn es ist geplant, dass sich die Generaldelegatur bis zum Provinzkapitel im<br />

Frühjahr 2007 der Bayerischen Ordensprovinz anschließt. <strong>Das</strong> Motto der<br />

Versammlung lautete: „Dreiklang der Hospitalität: Ordensleben – Apostolat –<br />

Internationalität“. Die einzelnen Themen wurden in Referaten präsentiert und in<br />

Gruppenarbeiten vertieft.<br />

In seinem einleitenden Referat regte Provinzial<br />

Frater Rudolf Knopp an, über die<br />

Einrichtung einer „Stabsstelle Hospitalität<br />

und Ethik“ nachzudenken, die mit einem<br />

Theologen oder einem Bruder besetzt werden<br />

könnte. Dieser sollte nicht allgemeine<br />

Seelsorge betreiben, sondern einen „religi-<br />

Pater Johannes Avila Neuner und Frater Karl<br />

Wiench im Gespräch


(Von links) Gesamtleiter Karl Fries, Rechtsanwalt Werner Graml und Generaldelegat Frater Andreas Hellermann bei ihren Referaten;<br />

Theologieprofessor Hubert Ritt sprach über „Johannes von Gott und sein Verständnis von Leitung“.<br />

ösen Input“ in die Dienstgemeinschaft eines<br />

Hauses geben und so zu einem „gelungenen<br />

Betriebsklima“ beitragen. Die<br />

Rolle eines Barmherzigen Bruders in einer<br />

Einrichtung müsse sich von der des Trägers<br />

hin zur „Rolle des Gestalters“ entwikkeln,<br />

der Bruder soll Gewährsmann für den<br />

spezifischen Auftrag der Ordenseinrichtung<br />

sein. Der Provinzial appellierte an<br />

seine Mitbrüder, auch im Gebets- und Gemeinschaftsleben<br />

den „Trott der Gewohnheit“<br />

aufzubrechen. Es komme nicht darauf<br />

an, möglichst viel Zeit miteinander zu<br />

verbringen, sondern die Zeit sinnvoll zu<br />

nutzen und eine offene, brüderliche<br />

Gesprächskultur zu pflegen.<br />

Zusammenschluss der beiden deutschen<br />

Ordensteile<br />

Am Montagvormittag stand unter anderem<br />

auch der Zusammenschluss der beiden<br />

deutschen Ordensteile zu einer Provinz auf<br />

dem Programm. Sowohl der Generaldelegat<br />

des rheinischen Ordensteils als auch<br />

der Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz<br />

sehen die Zusammenlegung als<br />

einen Prozess an, der viel Sensibilität von<br />

beiden Seiten erfordert.<br />

Provinzial Frater Rudolf Knopp gab einen<br />

ausführlichen Tätigkeitsbericht ab und<br />

blickte auch in die Zukunft: Unter anderem<br />

informierte er darüber, dass Frater<br />

Matthäus Lange ein Sozialpädagogik-<br />

Studium beginnen wird, Frater Albert Nawatzky<br />

die Ausbildung zum Altenpfleger<br />

und Frater Seraphim Schorer die Ausbildung<br />

zum Physiotherapeuten aufnehmen<br />

werden. Im Bereich der Arbeit mit<br />

kranken Menschen gebe es Überlegungen,<br />

die Palliativmedizin und Hospizarbeit noch<br />

auszubauen, sagte der Provinzial. In der<br />

Behindertenhilfe gestaltet sich eine<br />

Weiterentwicklung angesichts der anhaltenden<br />

Deckelung als schwierig. Bemerkenswert<br />

sind aber folgende Punkte:<br />

In Algasing interessiert sich der Bezirk<br />

Oberbayern für ein erweitertes Platzangebot<br />

für Menschen mit Morbus Huntington;<br />

die Einrichtung in Gremsdorf<br />

kooperiert mit der benachbarten Firma<br />

IMO, in der künftig 50 Bewohner mitarbeiten<br />

sollen; und in Straubing werden<br />

konzeptionelle Überlegungen für ein<br />

Altenheim für Menschen mit Behinderung<br />

angestellt.<br />

Änderungen der Struktur<br />

Bei der Provinzversammlung thematisierten<br />

die Teilnehmer auch mögliche Änderungen<br />

in der Satzung zur Verwaltung der<br />

Bayerischen Ordensprovinz. Dabei geht es<br />

zum einen darum, den Provinzial, der ja<br />

Vorgesetzter für alle Gesamtleiter ist, zu<br />

entlasten, zum anderen darum, in Zeiten<br />

zunehmenden Wettbewerbs auch im sozialen<br />

Sektor flexible Einheiten zu schaffen<br />

und unternehmerische Risiken zu minimieren.<br />

Gemeinsam mit Rechtsanwalt<br />

Werner Graml aus Regensburg präsentierte<br />

Provinzial Frater Rudolf Knopp dazu am<br />

Dienstag Überlegungen.<br />

Ebenfalls um wirtschaftliche Erwägungen<br />

kreiste ein Referat von Wirtschaftsberater<br />

Dr. Volker Munk und Krankenhaus-Sprecher<br />

Peter Lenz am Montagnachmittag.<br />

Einer Studie zufolge wird es in Deutschland<br />

im Jahr 2020 nur noch etwa 1500<br />

Krankenhäuser geben, das sind 25 Prozent<br />

weniger als heute. Die Zahl von Häusern in<br />

freigemeinnütziger und öffentlich-recht-<br />

licher Trägerschaft werde drastisch sinken,<br />

die Zahl von Krankenhäusern in privater<br />

Trägerschaft dagegen um über 50 Prozent<br />

steigen. Um bestehen zu können, werden<br />

auch die Barmherzigen Brüder um tiefgreifende<br />

Reformen nicht herumkommen.<br />

In eine ähnliche Richtung gehen Überlegungen<br />

zu einer Reform der AVR (Arbeitsvertragsrichtlinien<br />

des Deutschen Caritasverbandes),<br />

die auch das Arbeitsrecht für<br />

die MitarbeiterInnen der Barmherzigen<br />

Brüder regeln. Der Reichenbacher Gesamtleiter<br />

Karl Fries ging in seinem Referat<br />

unter anderem auf „Eckpunkte einer AVR<br />

Neu“ ein. Diese sehen zum Beispiel eine<br />

„Mantel-AVR“ bundesweit vor mit Möglichkeiten<br />

zur Abweichung in Arbeitszeit<br />

und Vergütung in einzelnen Regionen,<br />

Sparten oder Betrieben sowie eine „wettbewerbsfähige<br />

Vergütung“.<br />

<strong>Das</strong> Thema Internationalität dominierte<br />

den dritten und letzten Tag der Provinzversammlung:<br />

Provinzial Frater Rudolf<br />

Knopp berichtete von der Regionalkonferenz<br />

Asien, an der er kürzlich teilnahm,<br />

Generaldelegat Frater Andreas Hellermann<br />

gab Informationen zur Regionalkonferenz<br />

Europa Anfang April in Warschau und<br />

zum Generalkapitel im Oktober in Rom.<br />

js<br />

21


22<br />

Barmherzige Brüder gedenken des Todes<br />

von Frater Eustachius Kugler vor 60 Jahren<br />

Ein Leben im<br />

Einsatz für<br />

die Schwachen<br />

Frömmigkeit und Tatkraft vereinte<br />

Frater Eustachius Kugler (1867 –<br />

1946), der langjährige Provinzial und<br />

Erbauer des Regensburger Krankenhauses<br />

der Barmherzigen Brüder, in seiner Person.<br />

Im Dezember 2005 unterzeichnete Papst<br />

Benedikt XVI. das Dekret, mit dem die<br />

„heroischen Tugenden“ von Frater Eustachius<br />

Kugler anerkannt wurden. Für<br />

eine Seligsprechung fehlt jetzt nur noch<br />

die Anerkennung eines Wunders: Auf Diözesanebene<br />

wurde bereits ein Prozess über<br />

ein mutmaßliches Wunder geführt – der<br />

Vorgang wird im Vatikan geprüft. Am<br />

Samstag, den 10. Juni, beging der Orden<br />

mit einer zentralen Feier in Regensburg<br />

den 60. Todestag von Frater Eustachius<br />

Kugler. Auch in den anderen Einrichtungen<br />

der Bayerischen Ordensprovinz<br />

fanden Gedenkveranstaltungen statt.<br />

Der Einladung der Ordensleitung nach Regensburg<br />

waren Brüder sowie Mitarbeiterund<br />

Heimbewohner-Vertreter aus allen<br />

Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in<br />

Bayern gefolgt, darüber hinaus zahlreiche<br />

Persönlichkeiten aus Kirche und Welt.<br />

Gemeinsam mit 13 weiteren Priestern zelebrierte<br />

der Regensburger Bischof Gerhard<br />

Ludwig Müller den Festgottesdienst in der<br />

St. Pius-Kirche. Zu den Konzelebranten<br />

gehörten unter anderem Caritasdirektor<br />

Monsignore Bernhard Piendl und Pater<br />

Félix Lizaso Berruete, Generalpostulator<br />

der Barmherzigen Brüder, der für Seligsprechungsprozesse<br />

zuständig ist und<br />

eigens aus Rom angereist war. Zur würdigen<br />

Gestaltung der Feier trug mit der Aufführung<br />

der Cäcilienmesse von Charles<br />

Gounod die Chorgemeinschaft St. Fidelis/St.<br />

Pius unter der Leitung von Reinhard<br />

Stegmaier bei.<br />

In seiner Predigt erinnerte Bischof Müller<br />

mit den Stichworten Krieg, Massenmord<br />

und Vertreibung an die historische<br />

Situation im Todesjahr Eustachius Kuglers<br />

– 1946. „<strong>Das</strong> Böse hatte sein Haupt erhoben.“<br />

Was sollten Frieden, Liebe und<br />

Barmherzigkeit dagegen ausrichten? Gerade<br />

ein Leben wie das von Eustachius<br />

Kugler zeige aber: „Die Liebe Gottes ist<br />

stärker als die Zerstörungsmacht des Bösen.“<br />

Der Barmherzige Bruder habe „inneres<br />

Mitleid“ entwickelt und sich für kranke<br />

und behinderte Menschen eingesetzt. Der<br />

Bischof forderte die Festgäste auf, den<br />

Begriff des „Opfers“ neu, positiv, zu interpretieren.<br />

Opfer bedeutet demnach, „mich<br />

mit meinen Gaben denen zuwenden, die<br />

der Hilfe bedürfen“. Weiter sagte der<br />

Bischof: „Wir sind nicht in der Welt, um<br />

uns ein schönes Leben zu machen“, sondern<br />

das Leben solle mit Liebe und<br />

Dienstbereitschaft gefüllt werden.<br />

Beim anschließenden Festakt charakterisierte<br />

Frater Rudolf Knopp, Provinzial der<br />

Barmherzigen Brüder in Bayern, Frater<br />

Eustachius Kugler mit drei Begriffen: „der<br />

auf Gott Vertrauende, der Mitbrüderliche<br />

und der Liebevolle“ und belegte dies unter<br />

anderem mit einem Zitat aus dem Jahr<br />

1902. Eustachius Kugler schrieb damals:<br />

„Wir wollen uns einander tragen und zu<br />

Hilfe kommen und unsere armen Kranken,<br />

wie in der Person Jesu Christi, vor Augen<br />

haben und ihnen mit Liebe dienen.“<br />

Professor Karl Hausberger, Lehrstuhlinhaber<br />

für Mittlere und Neue Kirchengeschichte<br />

an der Universität Regensburg,<br />

hielt den Festvortrag über die Entwicklung<br />

der bayerischen Klosterlandschaft im 19.<br />

Jahrhundert und in der ersten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts – zugleich als „Beitrag<br />

zum religiös-spirituellen Umfeld von<br />

Frater Eustachius Kugler“ (Auszüge aus<br />

dem Vortragstext siehe Seite 12ff.).<br />

Mit Bischof Gerhard Ludwig Müller zelebrierten<br />

13 Priester beim Festgottesdienst.<br />

js


Bereits zum dritten Mal lud die bayerische<br />

Ordensprovinz zu einem Begegnungstag<br />

der Barmherzigen Brüder mit ihren<br />

Angehörigen und Freunden ein. Für<br />

die diesjährige Zusammenkunft am 20. Mai<br />

hatte sie die Einrichtung für Menschen mit<br />

Behinderung in Gremsdorf gewählt.<br />

Provinzial Frater Rudolf Knopp begrüßte<br />

die zahlreichen Gäste im „Forum Barmherzige<br />

Brüder“. Er bedankte sich vor allem<br />

bei Einrichtungsleiter Günther Allinger und<br />

denjenigen Mitarbeitern, die diesen Tag mit<br />

„so viel Liebe zum Detail und Engagement“<br />

vorbereitet hatten. Die „Hospitalität“<br />

(Gastfreundschaft) gehöre zu den vier<br />

Gelübden des Brüderordens und Frater<br />

Rudolf zeigte sich sehr dankbar, dass die<br />

Mitarbeiter in den verschiedensten Sozialeinrichtungen<br />

das Erbe des Ordensgründers<br />

Johannes von Gott lebendig erhalten.<br />

Gastfreundlich eröffnete dann Gesamtleiter<br />

Günther Allinger die vormittägliche<br />

Vorstellungsrunde. „Was tut ein Gesamtleiter<br />

in einer Einrichtung für Menschen<br />

mit Behinderung?“, so hieß die Einstiegsfrage<br />

seiner launig gehaltenen und trotzdem<br />

informativen Ausführungen vor den<br />

rund 90 Gästen. Ebenso stellten sich weitere<br />

leitende Mitarbeiter aus den Bereichen<br />

Wohnen, Werk- und Förderstätten sowie<br />

Fachschule vor – unter ihnen der<br />

Heimbeiratsvorsitzende Jürgen Meister als<br />

Vertreter der 290 Heimbewohner. Der<br />

fränkische Sänger und Mundartdichter<br />

Sven Bach moderierte unter großem<br />

Beifall diesen Vorstellungsreigen, unterbrochen<br />

vom Vortrag eigener Lieder und<br />

Gedichte in fränkischer Mundart.<br />

Der Nachmittag stand ganz im Zeichen<br />

typischer Workshops der Gremsdorfer Behinderteneinrichtung.<br />

Die Ordensbrüder<br />

Begegnungstag der Barmherzigen Brüder<br />

mit ihren Angehörigen<br />

Gremsdorfer<br />

Gastfreundschaft<br />

Frater Robert Wimmer beim Fachsimpeln mit fränkischen Musikanten<br />

und ihre Angehörigen konnten ihre „Künste“<br />

erproben im Töpferkurs, im Schreinern<br />

eines Kickers oder auch beim Einstudieren<br />

eines liturgischen Tanzes. Storchenvater<br />

Edmund Lenz gab einen „Wegweiser<br />

durch das Land der Störche“ und der<br />

„Karpfendoktor“ Martin Oberle griff der<br />

Gremsdorfer Küche „wissenschaftlich fundiert“<br />

bei der Zubereitung von Karpfenspezialitäten<br />

unter die Arme.<br />

Der Begegnungstag schloss mit einem gemeinsamen<br />

Gottesdienst, zelebriert von<br />

Pater Johannes von Avila Neuner aus<br />

München unter der Assistenz von Pastoralreferent<br />

Peter Jankowetz aus Gremsdorf.<br />

Johannes Salomon<br />

Auch für die Kinder wurde es in Gremsdorf<br />

nicht langweilig.<br />

23


24<br />

Barmherzige Brüder beim Katholikentag<br />

in Saarbrücken<br />

Gerechtigkeit<br />

vor Gottes Angesicht<br />

Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“<br />

unter diesem Leitwort stand der 96.<br />

Deutsche Katholikentag, der vom 24. bis<br />

28. Mai 2006 zum ersten Mal in Saarbrücken<br />

stattfand. Auf der so genannten<br />

Kirchenmeile luden 200 Organisationen<br />

und kirchliche Einrichtungen zum Austausch<br />

und zur Begegnung ein. Und in<br />

diesem bunten Treiben, das sich durch die<br />

gesamte Fußgängerzone zog, hatte auch<br />

die Vereinigung der deutschen Ordensoberen<br />

einen Stand mit dem Motto<br />

„Ordensleben schmeckt“ bei dem ich als<br />

Teilnehmer mithalf. Den Katholikentag in<br />

Saarbrücken erlebte ich zusammen mit<br />

Frater Eduard Bauer, Frater Karl Wiench,<br />

Frater Michael Blazanovic und vielen<br />

anderen Ordensleuten aus verschiedensten<br />

Gemeinschaften, die gemeinsam das<br />

Ordensleben generell sowie das Thema des<br />

Katholikentages vorstellten.<br />

Begegnungen, Gespräche, Glaubensaustausch,<br />

alles das konnte man an unserem<br />

Stand erleben. Neben dem Schwerpunkt<br />

Ordensleben mit vielen Informationsschriften<br />

über einzelne Gemeinschaften<br />

und ihre vielfältigen Lebensformen bestand<br />

auch die Möglichkeit, seine eigenen<br />

Gedanken zum Thema Ordensleben<br />

niederzuschreiben und auf eine Pinnwand<br />

zu stecken. Insgesamt konnte man erken-<br />

Der Trierer Bischof Reinhard Marx begrüßt<br />

Frater Albert Nawatzky und Frater Michael<br />

Blazanovic.


nen, dass das Ordensleben von den Besuchern<br />

durchweg positiv gesehen, aber<br />

bedauert wurde, dass es immer weniger<br />

Ordensmänner und -frauen gibt.<br />

<strong>Das</strong> Leitthema „Gerechtigkeit vor Gottes<br />

Angesicht“ wurde an unserem Stand<br />

durch eine Waage symbolisiert. In Form<br />

von bunten Säckchen, die verschieden<br />

schwer waren, konnten die Besucher sich<br />

daran versuchen, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit<br />

auszubalancieren. Oft war<br />

dies gar nicht so einfach, wenn es aber<br />

gelang, durfte man sich auch über einen<br />

kleinen Preis freuen. Neben einem<br />

Bibelquiz für die kleineren Besucher<br />

konnte man sich vor dem Katholikentagslogo<br />

fotografieren lassen, das unsere<br />

Behinderteneinrichtung in Gremsdorf<br />

angefertigt hatte, um bildhaft an der<br />

Brücke der Gerechtigkeit mitzubauen.<br />

Dreimal am Tag ertönte an unserem Stand<br />

das Läuten einer Glocke, was bedeutete,<br />

dass wir uns zum gemeinsamen Gebet<br />

versammelten und alle einluden, die bei<br />

uns im Zelt waren oder gerade vorbeigingen.<br />

Es war sehr beeindruckend, wie viel<br />

Leute dabei zusammenkamen, sodass<br />

einige sogar im Freien stehen mussten,<br />

um im Gesang und in den Psalmen Gott<br />

zu loben und zu danken<br />

Der Katholikentag war für uns eine schöne<br />

und erfüllte Zeit, in der viele interessante<br />

Gespräche zustande kamen und wir<br />

miteinander unseren Glauben teilen konnten.<br />

Es war eine Zeit, in der man die<br />

Vielfalt der Kirche sah. Vor allem aber sah<br />

man die Sehnsucht der Besucher nach<br />

einer Gerechtigkeit, die wir nicht alleine<br />

hervorbringen können, sondern die nur<br />

mit der Hilfe Gottes möglich ist.<br />

Frater Albert Nawatzky<br />

Kelch und Hostienschale für die Kapelle<br />

des Johannes-Hospizes<br />

Zeichen des Trostes<br />

und der Hoffnung<br />

Im Dachgeschoss des Johannes-Hospizes<br />

findet sich eine von Matthias Larasser-<br />

Bergmeister gestaltete Kapelle. Für diesen<br />

Sakralraum hat der Künstler nun auch einen<br />

Kelch und eine Hostienschale geschaffen.<br />

Der Kelch wurde in Silber gearbeitet - die<br />

Innenseite der Cuppa (Schale) ist vergoldet.<br />

Der Kelch hat eine sehr reduzierte<br />

Formgebung und verliert sich nicht in Details.<br />

Drei Stege bilden vom Fuß her kommend<br />

den Knauf und entwickeln sich wieder<br />

als Tragearme für die Cuppa. Hierin<br />

kann man einen Lebensbaum erkennen,<br />

der für das ewige Leben steht, aber auch<br />

dafür, dass uns im Sakrament der Eucharistie<br />

ewiges Leben verbürgt ist.<br />

Neben dieser Deutung als Lebensbaum<br />

lässt sich der Knauf des Kelches auch als<br />

Granatapfel interpretieren. Die fünf leuchtend<br />

roten Glaskugeln stehen für die feurig<br />

roten Fruchtkörner des Granatapfels,<br />

womit der Künstler auf den Orden der<br />

Barmherzigen Brüder als Träger des Hospizes<br />

Bezug nimmt. Die fünf roten<br />

Glaskugeln können aber auch als die fünf<br />

Wundmale Christi interpretiert werden, die<br />

für Leiden und Tod Christi stehen, aber in<br />

ihrer verklärten Form auch schon auf die<br />

Auferstehung und die Hoffnung auf ewiges<br />

Leben verweisen.<br />

Die dreifache Symbolsprache dieses Kelches<br />

ist somit untrennbar mit dem Ort seiner<br />

Verwendung - dem Johannes-Hospiz -<br />

verbunden: Der Lebensbaum als Hoffnungszeichen,<br />

der Granatapfel als Symbol der<br />

Liebe und des Geborgenseins in einem<br />

Hospiz, die fünf Wunden Christi als Zeichen<br />

des Trostes im Leid und der Hoffnung<br />

auf das ewige Leben.<br />

Die ebenfalls schlichte Hostienschale bildet<br />

mit dem Kelch eine Einheit. Auch sie<br />

ist in Silber gearbeitet und es kommen<br />

wiederum rote Glaskugeln zum Einsatz,<br />

hier allerdings nur drei – sie stehen für die<br />

Dreifaltigkeit Gottes. Im Sakrament der<br />

Kommunion drückt sich ja auch die enge<br />

Verbundenheit der Gläubigen mit dem<br />

dreifaltigen Gott – Vater, Sohn und Heiliger<br />

Geist – aus.<br />

frk<br />

25


26<br />

Klosternächte und Projekttage<br />

Großes Interesse<br />

am Ordensleben<br />

Frater Alfons Höring informierte bei den<br />

Projekttagen in Straubing und München<br />

über Indien.<br />

Auch in diesem Jahr veranstalteten einige<br />

Einrichtungen der Barmherzigen<br />

Brüder in Bayern wieder Klosternächte, bei<br />

denen sich der Orden mit einem vielseitigen<br />

Programm einem breiten Publikum<br />

präsentierte. Den Anfang machte Reichenbach:<br />

Am Samstag, den 4. März, begann<br />

die Klosternacht mit einer „Feier der Lichter“.<br />

Danach standen bis gegen Mitternacht<br />

verschiedene Angebote auf dem<br />

Programm, zum Beispiel ein Besuch in der<br />

„Klosterschmiede“, eine Fackelwanderung,<br />

ein Gespräch über Träume und vieles<br />

andere mehr. - Gemeinsam mit den Dillinger<br />

Franziskanerinnen gestalteten die<br />

Barmherzigen Brüder am Samstag, den<br />

1. April eine Klosternacht in Kostenz. Mit<br />

Liedern des Deuerlinger Singkreises wurden<br />

die Gäste in der Hauskapelle empfangen.<br />

Nach einem Film über die Barmherzigen<br />

Brüder und einem Diavortrag über die<br />

Dillinger Franziskanerinnen waren verschiedene<br />

Workshops geboten, zum Beispiel<br />

eine „Kerzenwerkstatt“, „Meditatives<br />

Singen und Spielen“ und „Mandala gestalten“.<br />

Ein nächtlicher Passionsweg führte<br />

die Besucherinnen und Besucher rund um<br />

das Kloster Kostenz. Eine Stunde später<br />

gab’s zum Abschluss Klostersuppe und<br />

Würstl. - Eingebettet in eine Eustachius-<br />

Kugler-Woche war die Klosternacht in<br />

Regensburg am Donnerstag, den 8. Juni;<br />

denn am 10. Juni jährte sich der Todestag<br />

des ehemaligen Provinzials der Barmherzigen<br />

Brüder zum 60. Mal.<br />

An der Fachschule für Heilerziehungspflege<br />

in Reichenbach fand am 21. Februar ein<br />

Projekttag statt, bei dem die Schülerinnen<br />

und Schüler Einblicke in das Leben der<br />

Barmherzigen Brüder bekamen. – „Indien“<br />

war das Thema der Projekttage an der<br />

Fachschule für Heilerziehungspflege in<br />

Straubing am 18. Oktober und an der<br />

Berufsfachschule für Gesundheits- und<br />

Krankenpflege Dritter Orden und Barmherzige<br />

Brüder in München am 26.<br />

Oktober. Unter anderem informierte Frater<br />

Alfons Höring sehr anschaulich über<br />

Indien, seine Menschen und die Tätigkeit<br />

der Barmherzigen Brüder auf dem Subkontinent.<br />

Frater Alfons hat die Indien-<br />

Mission des Ordens mit aufgebaut, mittlerweile<br />

besteht dort eine eigenständige<br />

Ordensprovinz. Außerdem berichteten<br />

Daniela Peinkofer und Florian <strong>Das</strong>ch, zwei<br />

Münchner Sozialpädagogik-Studenten,<br />

über ihr Praktikum in der Einrichtung für<br />

Menschen mit Behinderung in Velloor. Neben<br />

vielen weiteren Sach-Informationen<br />

standen auch indischer Tanz und indisches<br />

Essen auf dem Programm. In Straubing<br />

hatte sich der Küchenchef Unterstützung<br />

von einem indischen Spezialitätenlokal<br />

geholt, in München kochten die Sisters of<br />

the Destitute, die in der Palliativstation<br />

mitarbeiten. Abschluss und Höhepunkt<br />

des Tages bildete jeweils ein Gottesdienst<br />

mit indischen Elementen.<br />

js


Im Zeichen des 60. Todestags von Frater<br />

Eustachius Kugler stand die Klosternacht<br />

in Regensburg, die Prior Frater Bernhard<br />

Binder mit gestaltete.<br />

Ordensobernvereinigungen<br />

schließen sich zusammen<br />

Ein Dach für alle<br />

Die drei deutschen Ordensobernvereinigungen<br />

der Priester-, Brüder- und<br />

Schwesternorden (VDO, VOB, VOD) haben<br />

sich zusammengeschlossen. Bei ihrer ersten<br />

gemeinsamen Tagung am 8. Juni<br />

2006 in St. Ottilien beschlossen die<br />

Ordensoberinnen und -obern einstimmig<br />

die Gründung der Deutschen Ordensobernkonferenz<br />

(DOK). Zur ersten Vorsitzenden<br />

wurde Schwester Aloisia Höing<br />

(63) gewählt, Generaloberin der Schwestern<br />

der heiligen Maria Magdalena Postel.<br />

Zweiter Vorsitzender der DOK ist der<br />

Prämonstratenserabt Hermann Josef<br />

Kugler von der niederbayerischen Abtei<br />

Windberg. In den erweiterten Vorstand<br />

wurde auch Frater Rudolf Knopp gewählt,<br />

Provinzial der Barmherzigen Brüder in<br />

Bayern.<br />

Die neue Deutsche Ordensobernkonferenz<br />

nimmt die Interessen aller katholischen<br />

Ordensgemeinschaften mit Sitz in<br />

Deutschland wahr. Zu ihren Mitgliedern<br />

gehören ca. 460 Obere, die insgesamt<br />

rund 30.000 Ordensfrauen und -männer<br />

in Deutschland vertreten. Die Frauengemeinschaften<br />

bilden mit rund 25.000<br />

Mitgliedern die größte Gruppe, gefolgt<br />

von den Priesterorden mit 4.700 Mitgliedern,<br />

die Ordensbrüder zählen gerade<br />

einmal 250 Mitglieder. - Vor 30 Jahren<br />

gab es noch mehr als 80.000 Ordensleute<br />

in Deutschland<br />

Schon Monate zuvor war in Bonn die<br />

Geschäftsstelle, das „Haus der Orden“, eröffnet<br />

worden. Dort haben die Generalsekretäre<br />

Schwester Cäcilia Höffmann<br />

SSpS und Pater Rüdiger Kiefer SAC ihren<br />

Sitz.<br />

orden.de/KNA<br />

Schwester Aloisia Höing, erste Vorsitzende<br />

der Deutschen Ordensobernkonferenz<br />

(DOK), und Abt Hermann Josef Kugler, zweiter<br />

Vorsitzender, präsentieren sich nach<br />

ihrer Wahl vor dem Logo der DOK.<br />

27


28<br />

Barmherzige Brüder weltweit<br />

Generalkapitel im Oktober: Frater Rudolf Knopp<br />

zum Generalrat gewählt, Frater Benedikt Hau<br />

leitet Ordensprovinz bis zum Provinzkapitel<br />

Neue<br />

Generalleitung<br />

Beim Generalkapitel der Barmherzigen<br />

Brüder, das vom 2. bis 22. Oktober in<br />

Rom tagte, sind wichtige Personal-Entscheidungen<br />

gefallen. Am 14. Oktober<br />

wurde Frater Donatus Forkan (64) aus der<br />

Irischen Ordensprovinz zum neuen Generalprior<br />

gewählt, er folgte dem Spanier<br />

Pater Pascual Piles Ferrando nach, der den<br />

Orden zwölf Jahre lang geleitet hatte.<br />

Frater Rudolf Knopp (48), seit 2001 Provinzial<br />

der Barmherzigen Brüder in Bayern,<br />

ist am 16. Oktober zum Ersten Generalrat<br />

(von insgesamt sechs) gewählt worden.<br />

Mit der Wahl des bayerischen Provinzials<br />

in die Generalleitung mit Sitz in Rom<br />

übernimmt der bisherige Erste Provinzrat<br />

und Provinzökonom Frater Benedikt Hau<br />

(47) als Provinzvikar die Leitung der<br />

Provinz bis zum Provinzkapitel im Mai<br />

2007.<br />

Neben Frater Donatus Forkan als Generalprior<br />

(siehe eigener Beitrag) gehören der<br />

neuen Generalleitung nun folgende<br />

Brüder als Generalräte an:<br />

1. Frater Rudolf Knopp<br />

Geboren in Kahl (Deutschland)<br />

am 18. Januar 1958. Einfache Profess<br />

am 15. August 1981, feierliche Profess<br />

am 12. Oktober 1986. Provinzial der<br />

Bayerischen Provinz seit 2001.<br />

2. Frater Jesús Etayo Arrondo<br />

Geboren in Fustiñana – Pamplona<br />

(Spanien) am 26. Mai 1958. Einfache<br />

Profess am 29. September 1977,<br />

feierliche Profess am 12. Oktober 1983,<br />

Priesterweihe am 21. September 1985.<br />

Zuletzt Erster Provinzrat der<br />

Aragonischen Provinz.<br />

3. Frater Vincent Kochamkunnel<br />

Geboren in Mattakkara (Indien)<br />

am 30. Januar 1959. Einfache Profess<br />

am 2. Februar 1978, feierliche Profess am<br />

25. August 1985. Zuletzt Fünfter<br />

Generalrat.<br />

4. Pater Elia Tripaldi<br />

Geboren in Uggiano Montefusco -<br />

Taranto (Italien) am 4. Mai 1939.<br />

Einfache Profess am 13. Oktober 1957,<br />

feierliche Profess am 13. Oktober 1963,<br />

Priesterweihe am 19. Dezember 1970.<br />

Zuletzt Prior von Palermo.<br />

5. Frater Robert Chakana<br />

Geboren in Lubwe (Sambia) am<br />

20. April 1960. Einfache Profess am<br />

15. August 1992, feierliche Profess<br />

am 11. April 1999. Zuletzt Erster<br />

Provinzrat der Afrikanischen Provinz<br />

zur Mutter der Barmherzigkeit.<br />

6. Frater Daniel Alberto Márquez<br />

Bocanegra<br />

Geboren in Bogotà (Kolumbien)<br />

am 28. November 1960. Einfache Profess<br />

am 1. Juli 1984, feierliche Profess<br />

am 8. März 1991. Provinzial der Provinz<br />

Mexiko und Mittelamerika seit 2001.<br />

Die neue Generalleitung des Ordens geht<br />

gemeinsam ans Werk: (von links) Frater<br />

Robert Chakana, Frater Daniel Alberto<br />

Márquez Bocanegra, Frater Rudolf Knopp,<br />

Frater Donatus Forkan (General), Pater Elia<br />

Tripaldi, Frater Jesús Etayo Arrondo und<br />

Frater Vincent Kochamkunnel


Frater Donatus verbrachte 21 Jahre seines<br />

Lebens als Barmherziger Bruder in<br />

Südkorea, wo er verschiedene Ämter innehatte,<br />

zuletzt - von 1989 bis 1992 - das<br />

des Provinzdelegaten. 1992 wurde Frater<br />

Donatus zum Provinzial der Irischen Provinz<br />

gewählt. Beim Generalkapitel 1994 in<br />

Bogotà wurde er zum Zweiten Generalrat<br />

gewählt, beim Generalkapitel 2000 in<br />

Granada zum Ersten Generalrat. Als<br />

Generalrat koordinierte er unter anderem<br />

die Missionstätigkeit des Ordens, zeichnete<br />

für die Organisation des ersten internationalen<br />

Jugendtreffens in Granada im<br />

November 2005 verantwortlich und leitete<br />

die Arbeiten der Vorbereitungskommission<br />

für das Generalkapitel 2006.<br />

Zwei Tage nach seiner Wahl erklärte der<br />

neue Generalprior am 16. Oktober 2006<br />

gegenüber den Kapitularen:<br />

Ehrlich gesagt, hoffte und betete ich, dass<br />

die Wahl des Generalpriors nicht auf<br />

mich fallen würde. Ich hatte Angst, dass<br />

mich das Amt des Generalpriors überfordern<br />

würde. Doch dann erinnerte ich mich<br />

an einen Satz meines Novizenmagisters,<br />

Frater Dermot Hanley, der sagte: ‚Gott<br />

gibt seine Gnade, wenn sie gebraucht<br />

wird, und nicht davor.’ Gott hat mir die<br />

Gnade geschenkt, dass ich ruhig und gefasst<br />

die Berufung angenommen habe, die<br />

mein Leben und meine Tätigkeit als<br />

Barmherziger Bruder in den kommenden<br />

sechs Jahren von Grund auf verändern<br />

wird. Liebe Brüder, ich möchte Ihnen<br />

noch einmal für das Vertrauen danken,<br />

dass Sie mich zum ‚ersten Bruder’ gewählt<br />

haben. <strong>Das</strong> bedeutet nämlich das<br />

Amt des Generalpriors: der erste unter<br />

Gleichen zu sein, und so möchte ich auch<br />

meine Aufgabe erfüllen: als Bruder meinen<br />

Brüdern in der Leitung dienen. Leitung<br />

ist Dienst an anderen und für andere.<br />

Erkennt man die Heiligkeit einer jeden<br />

Person und ihre natürliche Würde und<br />

ihren unantastbaren Wert, versteht man,<br />

dass der Auftrag, anderen zu dienen, ein<br />

Privileg ist, unabhängig davon, ob dieser<br />

Dienst durch Leitung oder eine andere<br />

Tätigkeit geschieht.<br />

In der Schlussansprache des Generalkapitels<br />

führte Frater Donatus unter anderem<br />

aus:<br />

Heute blickt man in vielen Ländern kritisch<br />

auf die Kirche; man beobachtet sie<br />

misstrauisch und manch einer fühlt sich<br />

von ihrem Führungsstil vor den Kopf gestoßen.<br />

Fehlende Offenheit und Transpa-<br />

Frater Donatus Forkan,<br />

Generalprior der Barmherzigen Brüder<br />

„Ein neues Gesicht<br />

der Kirche vermitteln“<br />

Frater Donatus Forkan (Taufname:<br />

William) wurde am 5. April 1942 in<br />

Swinford, County Mayo, in Irland geboren<br />

Er hat drei Brüder und eine<br />

Schwester. 1957 trat er in das „Juniorat“<br />

(Juvenat) des Ordens ein und legte<br />

am 8. September 1960 die einfache<br />

und am 28. August 1966 die feierliche<br />

Profess ab. Frater Donatus ist diplomierter<br />

Krankenpfleger und besuchte<br />

das Internationale Kolleg des Ordens in<br />

Rom. Außerdem belegte er Studiengänge<br />

am Franciscan College in Seoul/<br />

Südkorea und am Holy Ghost Missionary<br />

College, Kimmage Manor, in<br />

Dublin/Irland.<br />

renz stellen den Glauben mancher Gläubigen<br />

auf eine harte Probe. Die Kirche<br />

gerät zunehmend ins Abseits. Vor diesem<br />

Hintergrund können gerade Ordensgemeinschaften,<br />

unsere im Besonderen, ein<br />

neues Kirchengefühl, ein „neues Gesicht”<br />

der Kirche vermitteln, ein Gesicht, das<br />

offen, einladend, mitfühlend, anteilnehmend<br />

und fürsorgend ist …<br />

Man sagt, dass Ordenschristen heute die<br />

Heilige Schrift in der einen Hand und die<br />

Zeitung in der anderen halten müssen.<br />

Mit anderen Worten: Wir müssen mit<br />

Gott, aber auch mit unserer Umgebung in<br />

Fühlung bleiben, wenn wir der Welt von<br />

heute die Frohe Botschaft in einer Sprache<br />

verkünden wollen, die verständlich,<br />

respektvoll und von aufrichtiger Liebe<br />

geleitet ist …<br />

Wir leben und erfüllen unseren Dienst der<br />

Hospitalität in einer Welt, die voll Feindschaft<br />

ist und in der Gewalt, Terrorismus,<br />

Ausbeutung von Kindern, Massenflucht<br />

aus armen Ländern in die reicheren,<br />

Krieg und Fundamentalismus auf der<br />

Tagesordnung stehen. Hospitalität in der<br />

Nachfolge des heiligen Johannes von Gott<br />

ist vor diesem erschreckenden Bild das<br />

Gegenmittel, das die Welt braucht.<br />

Ein Inbild der Gewalt – die Handgranate –<br />

ist auf frappierende Weise dem Wahrzeichen<br />

unserer Hospitalität – dem Granatapfel<br />

– ähnlich. Doch nichts kontrastiert<br />

stärker mit dem Tun derjenigen, die<br />

Handgranaten in Menschenmengen werfen<br />

oder Bomben bei öffentlichen Versammlungen<br />

oder religiösen Feiern zünden, als<br />

der Granatapfel der Hospitalität, den der<br />

heilige Johannes von Gott in die Welt<br />

gebracht hat. Während die Handgranate<br />

mit ihren Splittern tödliche Wunden<br />

reißt, quellen aus dem Granatapfel Samen<br />

der Liebe Gottes, die Heil wirken und<br />

heil machen. Jede Hilfe im Zeichen der<br />

Hospitalität, die ein Bruder oder Mitarbeiter<br />

leistet, ist eine Gegenhandlung zu<br />

einer Gewalttat, die irgendwo auf der Welt<br />

irgendjemand tötet oder verletzt …<br />

29


30<br />

Regionalkonferenzen der Barmherzigen Brüder<br />

in Korea und Polen<br />

Werte des Ordens<br />

in einer säkularisierten Welt<br />

erfahrbar machen<br />

Zur Vorbereitung auf das 66. Generalkapitel fand vom 20. bis 25. Februar 2006 in<br />

Damyang (Gwangju/Korea) die Regionalkonferenz Asien-Pazifik statt, vom 2. bis 7.<br />

April folgte in Warschau die europäische Regionalkonferenz. Ähnliche Konferenzen<br />

wurden auch für die Regionen Amerika und Afrika abgehalten. <strong>Das</strong> Leitthema war<br />

„Leidenschaft für die Hospitalität des heiligen Johannes von Gott in der Welt von<br />

heute“.<br />

Asien<br />

An der Regionalkonferenz in Asien nahmen<br />

53 Mitbrüder und Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter teil, unter ihnen auch Frater<br />

Rudolf Knopp, Provinzial der bayerischen<br />

Ordensprovinz. Zu der Region Asien-<br />

Pazifik gehören die Provinzen bzw. Einrichtungen<br />

in Australien, Papa Neuguinea,<br />

Mauritius, Indien, Korea, Japan, Osttimor<br />

und Vietnam. Auf der Tagesordnung standen<br />

Referate zum Thema Leidenschaft für<br />

die Hospitalität, die Ausbildung im asiatischen<br />

Kontext, neue Formen des Gemeinschaftslebens,<br />

Beziehung zwischen<br />

der Kommunität und der Einrichtung, die<br />

Der Schlossplatz in Warschau<br />

mit Sigismund-Säule<br />

Implementierung des charismatischen<br />

Managements, die Bioethik und ihre<br />

Umsetzung in unseren Einrichtungen, die<br />

Einbindung der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in die Spiritualität des Ordens,<br />

die Verantwortung der einzelnen Ordensteile<br />

füreinander, die Vorbereitung des<br />

Generalkapitels 2006. Die Referate und<br />

Impulse wurden in Gruppenarbeiten vertieft<br />

und aus den Gruppen Anträge für die<br />

Arbeit des Interprovinziellen Sekretariates<br />

Asien-Pazifik und des Generalkapitels formuliert.<br />

Am Rande der Konferenz konnten der japanische<br />

Provinzdelegat Frater Franziskus<br />

Oka und Provinzial Frater Rudolf Knopp<br />

ein Gespräch mit Generalprior Pater Pascual<br />

Piles zur Zukunft der japanischen<br />

Provinzdelegatur führen. Daraus ergaben<br />

sich weitere Gespräche mit den Provinzialen<br />

von Indien und Korea. Beide erklärten<br />

ihre Bereitschaft, die japanische Provinzdelegatur<br />

personell zu unterstützen, damit<br />

dort eine bessere Zukunftsplanung möglich<br />

ist. Die Berufungen aus dem eigenen<br />

Land sind aufgrund der sehr niedrigen<br />

Zahl der Katholiken extrem gering.<br />

Europa<br />

Teilnehmer der Konferenz in Warschau<br />

waren die Generalleitung aus Rom, die<br />

europäischen Provinziale und Generaldelegaten,<br />

jeweils in Begleitung eines<br />

Barmherzigen Bruders und zweier Mitarbeiter(innen).<br />

Aus Bayern nahmen neben<br />

Provinzial Frater Rudolf Knopp Noviziats-<br />

Magister Frater Richard Binder, der<br />

Gremsdorfer Gesamtleiter Günther Allinger<br />

und Bernd Peter, Verwaltungsdirektor im<br />

Provinzialat, teil. Es wurden im wesentlichen<br />

die gleichen Themen behandelt wie<br />

bei den anderen Regionalkonferenzen.<br />

Der bayerische Provinzial Frater Rudolf<br />

Knopp und Professor Peter Költringer,<br />

Mitarbeiter der österreichischen Provinz,<br />

hielten Referate, die auf große Resonanz<br />

stießen. Frater Rudolf hatte das Thema<br />

„Anwendung des charismatischen Managements,<br />

Bildungsarbeit und Wertevermittlung,<br />

Integration der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter“ und beschäftigte sich in<br />

erster Linie mit der Rolle des Ordens als<br />

Institution bzw. seiner Funktion als<br />

Rechts- und Werteträger, unter anderem<br />

orientiert an den Prinzipien der „Charta<br />

der Hospitalität“.<br />

Professor Költringer referierte hauptsächlich<br />

über die Integration der Mitarbeiter-<br />

(innen) bei der Erfüllung des Ordensauftrags,<br />

wobei er nicht nur die vertraglich<br />

geregelten Arbeitsverhältnisse, sondern<br />

auch die spirituelle Ebene (Bildungsarbeit,<br />

Gebet) beleuchtete. Er stellte auch die<br />

Kernfrage für die nächsten Jahrzehnte: Wo<br />

ist das Charisma und die Spiritualität des<br />

heiligen Johannes von Gott? Wo sind diejenigen,<br />

die in der Lage sind, den<br />

Menschen in der säkularisierten Welt des<br />

21. Jahrhunderts das ganz Besondere dieses<br />

Ordens und seiner Werke zu verkünden<br />

und vorzuleben.<br />

Günther Allinger, Gesamtleiter in Gremsdorf,<br />

präsentierte das Projekt „Europawerkstatt“<br />

als ein Beispiel für europäische<br />

Kooperation im Orden auf dem Gebiet der<br />

Behindertenarbeit.<br />

frk, Bernd Peter


Die Teilnahme an der Regionalkonferenz<br />

Asien-Pazifik in Gwangiu/Korea<br />

nutzte Provinzial Frater Rudolf Knopp für<br />

einen Besuch in der bayerischen Provinzdelegatur<br />

in Japan. Vom 13. bis 18. Februar<br />

weilte Frater Rudolf in Kobe. Der Besuch<br />

diente in erster Linie der brüderlichen<br />

Begegnung.<br />

Alle drei Einrichtungen (Suma, Kita und<br />

Seibu Center) erfreuen sich einer positiven<br />

Entwicklung. Auffallend sind die Parallelen<br />

mit dem deutschen Gesundheits- und<br />

Sozialwesen: Wie bei uns ist es geprägt<br />

von Pflegesatzkürzungen oder Verwaltungsumstellungen,<br />

die zu einer Reduktion<br />

der Pflegesätze führen, und einer<br />

deutlichen Senkung der Zuschüsse bei<br />

Baumaßnahmen von 80 auf 50 Prozent.<br />

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen<br />

soll in der Einrichtung Kobe Kita ein<br />

weiteres Haus mit zehn Plätzen entstehen,<br />

das für Patienten nach einer psychiatrischen<br />

Behandlung gedacht ist. Ihr Aufenthalt<br />

in dem neuen Haus soll eine<br />

Klärung bringen, ob sie in einer stationären<br />

Einrichtung verbleiben müssen, ob ein<br />

Leben in einer betreuten Wohnform möglich<br />

ist oder ob sie wieder zurück nach<br />

Hause gehen können.<br />

Ein Arbeitsergebnis der Delegaturversammlung<br />

am 17. Februar war, dass Provinzdelegat<br />

Frater Franziskus Oka, Frater<br />

Johannes Iwata und Frater Rudolf Knopp<br />

bei der Asiatischen Regionalkonferenz<br />

Gespräche mit Pater General sowie den<br />

Provinzialen von Indien und Korea suchen<br />

sollten, um abzuklären, wie sich die<br />

Zukunft des Ordens in Japan besser sichern<br />

lässt. Die Indische und die Koreanische<br />

Provinz standen dem Anliegen wohlwollend<br />

gegenüber und so war die personelle<br />

Verstärkung der japanischen Provinzdelegatur<br />

durch Mitbrüder aus Indien<br />

und Korea eines der Themen, die Provinzial<br />

Frater Rudolf zu einer zweiten Japanreise<br />

vom 23. bis 29. August veranlassten.<br />

Im Herbst 2006 bzw. Frühjahr 2007 werden<br />

zwei Mitbrüder aus Indien und ein<br />

Mitbruder aus Korea nach Kobe kommen.<br />

In der Besprechung mit dem japanischen<br />

Provinzial zu Besuch in Japan<br />

Verstärkung<br />

aus Indien und<br />

Korea<br />

Delegaturrat wurden die konkreten Schritte<br />

zur Integration der neuen Mitbrüder<br />

und deren sprachliche und kulturelle<br />

Vorbereitung erörtert. Darüber hinaus fanden<br />

Erörterungen zur Vorbereitung auf<br />

das Provinzkapitel im Mai 2007 sowie<br />

Einzelgespräche mit den Mitbrüdern statt.<br />

Bei der Abschlussversammlung gab der<br />

Provinzial Impulse zu den Themen des<br />

Ordensauftrags und des Ordenslebens.<br />

In Sanda besuchte Frater Rudolf gemeinsam<br />

mit dem Delegaturrat eine Außenwohngruppe,<br />

die sich in einem Wohnblock<br />

mit vierzig Mietparteien befindet und aus<br />

zwei Ebenen im dritten und im vierten<br />

Stock besteht. Hier leben vier Menschen<br />

mit geistiger Behinderung. Zur Selbstversorgung<br />

dieser Wohngruppe ist es<br />

besonders hilfreich, dass sich im Erdgeschoß<br />

der Wohnanlage zahlreiche<br />

Geschäfte befinden. Die vier Bewohner<br />

werden von einer Teilzeitkraft betreut.<br />

Fazit: Trotz vergleichbarer finanzieller<br />

Schwierigkeiten im Sozialbereich wie in<br />

Deutschland bemühen sich die Brüder, eine<br />

adäquate Weiterentwicklung und Differenzierung<br />

der Behindertenarbeit zu verfolgen.<br />

Beim Thema Ordensleben gilt es<br />

die Gesamtsituation von nur ca. 300 000<br />

Katholiken in ganz Japan zu berücksichtigen.<br />

Alle Verantwortlichen hoffen nun,<br />

dass mit Hilfe der drei Brüder aus Indien<br />

und Korea die Idee des heiligen Johannes<br />

von Gott zumindest mittelfristig in Japan<br />

fest verankert bleibt.<br />

Hintergrundbild:<br />

Blick vom Park auf Kobe und das Meer<br />

Frater Johannes Iwata<br />

mit einer Betreuten in Kobe-Kita<br />

31


32<br />

Spurensuche<br />

Vor 50 Jahren verließen<br />

die Barmherzigen Brüder<br />

Zizers und Schaan<br />

Am 1. Dezember 1956 beendeten bayerische Barmherzige Brüder im schweizerischen<br />

Zizers ihre über 50 Jahre währende Tätigkeit im Johannes-Stift, einem Hospiz für<br />

Priester. Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch in dem nicht weit entfernten, in<br />

Liechtenstein gelegenen Schaan die Zusammenarbeit mit einer privaten Kuranstalt<br />

aufgegeben. Beide Orte gehören zum Bistum Chur.<br />

Zizers<br />

Bischof Johannes Fidelis Battaglia berief<br />

1902 Barmherzige Brüder nach Zizers, das<br />

heute rund 3 000 Einwohner zählt, um<br />

Priester zu pflegen. Die Einrichtung, entstanden<br />

aus dem „Seraphischen Liebeswerk<br />

Graubünden“, leitete als Direktor zunächst<br />

Domkapitular Dr. Johannes Ruoss -<br />

später Ehrenmitglied des Ordens, dann<br />

Jacob Battaglia und Paul Dosch.<br />

Die historischen Baulichkeiten des Anwesens<br />

(Oberes Schloss und Unteres Schloss)<br />

wurden Ende des 17. Jahrhunderts von<br />

den Familien Salis-Zizers errichtet, letzter<br />

Besitzer waren die Grafen Salis-Tirano, die<br />

es 1899 an das „Liebeswerk“ verkauften,<br />

kurz danach konnten umfangreiche Umbauarbeiten<br />

beginnen. Im Juli 1902 wurde<br />

der Vertrag zur Zusammenarbeit paraphiert,<br />

von seiten der Bayerischen Ordensprovinz<br />

von Provinzial Frater Heinrich<br />

Humbs.<br />

Während der 50-jährigen Tätigkeit arbeiteten<br />

in der Regel fünf Brüder in Zizers.<br />

Nicht zuletzt wegen unterschiedlicher<br />

Vertragsauslegung - und wohl auch der<br />

politischen Zeitverhältnisse wegen -, musste<br />

die Ordensprovinz 1941 erfahren, „dass<br />

die Einstellung von neuen Brüdern nicht<br />

mehr gewünscht ist ... unbeschadet der<br />

Dankbarkeit gegenüber den Brüdern ... und<br />

es läßt sich daran nichts mehr ändern“.<br />

Allerdings bat man einige Jahre später<br />

plötzlich wieder händeringend um Brüder.<br />

1947 schloss Provinzial Frater Theodorich<br />

Höfner einen neuen Vertrag mit dem<br />

Johannes-Stift ab. Schon im zeitigen<br />

Frühjahr 1948 durfte dann Frater Ägidius<br />

Lutter in die Schweiz einreisen, ihm folgte<br />

ein Jahr später Frater Reginald Schmidle.<br />

<strong>Das</strong> Johannes-Stift in Zizers


Der Entschluss, Zizers aufzugeben, wurde<br />

beim Provinzkapitel 1956 gefasst und im<br />

Mai des gleichen Jahres der Direktion des<br />

Johannes-Stiftes mitgeteilt, dass die „Niederlassung<br />

Zizers ... aufgelöst wird. Die<br />

Brüder werden am 1. Dezember 1956<br />

zurückgezogen.“ Provinzial Frater Cleophas<br />

Gradinger nannte als Grund: „Der<br />

nur sehr spärliche Nachwuchs an jungen<br />

Ordenskräften zwingt uns, unsere Kleinstniederlassungen<br />

aufzugeben. Gerade<br />

Frater Reginald wird dringend zu Hause<br />

benötigt ... Der Entschluss, die Brüder<br />

zurückzuholen, ist unwiderruflich.“<br />

Daran änderte auch ein erneutes Bittschreiben<br />

des Direktors des Stiftes nichts,<br />

das diesmal die über 50 Jahre währende<br />

Tätigkeit der Brüder mit den Worten würdigte,<br />

dass sie „die allergrößten Dienste<br />

geleistet haben, die wir voll und ganz<br />

anerkennen“ (Direktor Dosch, 24. Juni<br />

1956) und dem „Hochwürdigsten Bischof<br />

sehr gedient“ wäre, „wenn die Hochwürdigsten<br />

Oberen der Brüder ihm entgegenkommen<br />

würden und die Brüder weiter in<br />

Zizers belassen würden, ev. auch noch<br />

zusätzliche Brüder schicken könnten“<br />

(Bischöfliche Kanzlei Chur, 22. November<br />

1956).<br />

Die Barmherzigen Brüder Eucherius Drexel<br />

(erster Prior von 1902 bis 1908), Aemilian<br />

Englmeier, Melchior Hörburger und Beda<br />

Schneider verstarben in Zizers und wurden<br />

dort beigesetzt. Die Gräber wurden allerdings<br />

vor langer Zeit aufgelassen. Indes<br />

finden sich im Vortragssaal<br />

des Hauses noch<br />

Fotos und Namen der<br />

Brüder, die an verschiedeneEreignisse<br />

im Johannes-Stifterinnern.<br />

Prominente Gäste<br />

Zizers genoss innerhalb des Ordens einen<br />

solchen Stellenwert, dass sogar geplant<br />

war, dort ein Generalkapitel abzuhalten.<br />

Zumindest findet sich im Archiv ein<br />

Schreiben von Provinzial Frater Sympert<br />

Fleischmann mit Datum vom 27. Juli<br />

1919, in dem steht: „Vom hochwürdigsten<br />

P. General aus Zizers traf folgende Nachricht<br />

ein: Unüberwindliche Schwierigkeiten<br />

verhindern, dass das Generalkapitel am<br />

24. August in Zizers gefeiert werde. <strong>Das</strong><br />

Kapitel wird in Rom sein. Der Zeitpunkt<br />

wird später genau angegeben werden.“<br />

Prominente Brüder weilten ebenfalls in Zizers,<br />

so die ehemaligen Generalprioren Pater<br />

Augustinus Koch (von 1915 bis 1922) und<br />

Pater Narzissus Durchschein (von Dezember<br />

1938 bis April 1940). Der Diener<br />

Gottes, Frater Eustachius Kugler, visitierte<br />

in seiner Eigenschaft als Provinzial Zizers<br />

zweimal, laut Eintrag im Personalienbuch<br />

im Oktober 1927 und im Juli 1935.<br />

Pfarrer Fridolin Gasser, profunder Kenner<br />

der Geschichte des Hauses, schreibt in seiner<br />

Chronik, dass die oberste Leitung des<br />

Jesuitenordens im Zuge der Ereignisse des<br />

Ersten Weltkrieges ihren Sitz in Zizers<br />

nahm (1915 bis 1918). Weiterhin weiß der<br />

90-jährige vitale Pfarrer in seinem Buch zu<br />

berichten, dass der bayerische König Ludwig<br />

III. mit seiner Familie in Zizers<br />

<strong>Das</strong> „Laurentius-Bad“ in Schaan (siehe<br />

Seite 34)<br />

Zuflucht fand, am 15. April 1919 hier eintraf<br />

und ein halbes Jahr blieb. Nicht mehr<br />

in die Zeit des Wirkens der Barmherzigen<br />

Brüder in Zizers fällt der Aufenthalt von<br />

Kaiserin Zita von Östereich. 1962 kam die<br />

letzte Kaiserin von Österreich-Ungarn in<br />

das Johannes-Stift und verbrachte hier<br />

ihren Lebensabend bis zu ihrem Tod 1989.<br />

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

wandelte sich das St. Johannes-Priesterhospiz<br />

in ein allgemeines Altenheim, das<br />

es noch heute ist. <strong>Das</strong> Haus (30 Einzelzimmer)<br />

ist offen für Laien beider Konfessionen.<br />

Beim Johannes-Stift Zizers handelt es<br />

sich auch heute noch um ein sehr herr-<br />

Eine Darstellung des heiligen Johannes von<br />

Gott wurde übermalt und durch einen<br />

Anbau weitgehend verdeckt.<br />

33


34<br />

schaftliches Gebäude, das eine sehr wohnliche,<br />

anheimelnde Ausstrahlung hat.<br />

Bisweilen glaubt man, dass die Zeit stehen<br />

geblieben ist, wenn man die herrlichen<br />

Stilmöbel im Lesezimmer und Speisesaal<br />

sieht.<br />

Der Stifter des Ordens der Barmherzigen<br />

Brüder, der heilige Johannes von Gott, ist<br />

nach wie vor in Zizers präsent: <strong>Das</strong> rechte<br />

obere Fenster neben dem Altar in der sehr<br />

stimmungsvollen, unter dem Patronat des<br />

heiligen Johannes des Täufers stehenden<br />

und im neubarocken Stil erbaute Schlosskapelle<br />

(1990 von Grund auf renoviert)<br />

wurde mit einem Johannes von Gott-<br />

Motiv gestaltet. Es zeigt den Heiligen wie<br />

er gemeinsam mit dem Erzengel Raphael<br />

einen Kranken pflegt.<br />

Schaan<br />

„Durch Ihren Bruder Frater Aegidius (Anmerk.:<br />

Lutter, 1914 bis 1999) im Joh. Stift<br />

in Zizers, den ich sehr schätze, bin ich veranlasst<br />

worden, ihnen ein Gesuch zu<br />

unterbreiten.“<br />

So beginnt am 14. Januar 1949 der erste<br />

briefliche Kontakt durch „Pfr. Emmenegger’s<br />

Heilkräuter-Praxis Marienfeld“<br />

(später um den Zusatz „Laurentius-Bad“<br />

ergänzt) mit dem Provinzial der Barmherzigen<br />

Brüder, Frater Theodorich Höfner.<br />

Weiter schreibt der „Kräuterpfarrer“: „Im<br />

Fürstentum Liechtenstein habe ich ein<br />

Kräuter-Kneippbad, ohne Hotel-Pensionsbetrieb.<br />

<strong>Das</strong> Bad hat zwei modern eingerichtete<br />

Abteilungen für Männer und<br />

Frauen. Der Zuspruch ist recht gut ...<br />

Gerne möchte ich dem Werk eine Stabilität<br />

geben, indem ich es Ihren Brüdern anvertrauen<br />

will ... Ich wollte Sie darum fragen,<br />

ob es Ihnen nicht möglich wäre, mir 1 - 2<br />

Brüder ... zu geben, um nach und nach<br />

das Bad ganz in die Hände der Brüder zu<br />

überführen. Damit hätte Ihre Kongregation<br />

ein neues Wirkungsfeld mit Stützpunkt<br />

Schweiz-Liechtenstein.“<br />

Bereits im April 1949 weilte Frater Ägidius<br />

in Schaan - das er im Dezember 1951 verließ,<br />

um in Kobe (Japan) seinen Dienst<br />

aufzunehmen. Nebenbei: Durch die Tätigkeit<br />

der Brüder sowohl in Zizers als auch<br />

in Schaan konnte die Missionsarbeit des<br />

Ordens in Japan (Kobe) nachhaltig unterstützt<br />

werden.<br />

Im Frühsommer des gleichen Jahres<br />

(1949) konnte Frater Desiderius Pammersberger<br />

(1906 - 1973) seinen Dienst als<br />

Bademeister antreten, wobei er bereits im<br />

März 1949 zum Vikar der Niederlassung<br />

ernannt worden war. Sein Nachfolger<br />

wurde 1951 Frater Andreas Weitnauer<br />

(1901 - 1962). Am 13. Oktober 1949 konnte<br />

ein Vertrag über die Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Orden der Barmherzigen<br />

Brüder und Pfarrer Emmenegger geschlossen<br />

werden.<br />

Nicht nur das eingeschränkte Betätigungsfeld<br />

der Brüder führte zur Schliessung,<br />

die Zusammenarbeit mit Pfarrer<br />

Emmenegger war extrem schwierig, da<br />

sich keine von den zwei Partnern konzipierte<br />

Zukunftsentwicklung realisieren<br />

ließ. Nach der Mitteilung durch den<br />

Provinzial, dass das Provinzkapitel im Mai<br />

1956 beschlossen habe, die Brüder zurückzuziehen,<br />

äußerte Pfarrer Emmenegger<br />

zunächst sein Bedauern darüber, aber im<br />

September 1956 war dann die Rede davon,<br />

dass er selbst beabsichtige, das Haus<br />

zu schließen, um andernorts eine neue<br />

Kureinrichtung zu bauen.<br />

Der letzte Vikar, Frater Wendelin Bergmüller<br />

(1904 - 1969) schrieb am 26. November<br />

1956 erleichtert an den Provinzial:<br />

„Ansonsten sind wir im Putzfest von oben<br />

bis unten, ich selbst bin bestrebt, alles so<br />

rasch wie möglich in Ordnung zu bringen<br />

und meine Abreise keinen Tag mehr aufzuschieben.“<br />

<strong>Das</strong> Laurentius-Bad in dem 5.800 Einwohner<br />

zählenden Schaan ist heute eine<br />

Aktiengesellschaft und wird als ambulante<br />

physikalische Therapie und Rehabilitation<br />

betrieben. An der Hauswand, die ehemals<br />

ein überlebensgroßes Johannes-von-Gott-<br />

Gemälde zierte, wurde vor über zehn<br />

Jahren eine Apotheke angebaut, so dass<br />

der heilige Johannes von Gott - fast unsichtbar<br />

- gerade noch über den Dachfirst<br />

schauen kann. Da er völlig übermalt ist,<br />

bedarf es schon einigen Suchens, ihn zu<br />

entdecken.<br />

Quellen: Archiv der Bayerischen Ordensprovinz; „Zizers<br />

vom Salis-Schloß zum St. Johannes-Stift - Geschichte<br />

des Hauses und seiner Menschen“, von Fridolin Gasser<br />

(Zizers 2002), und „Chronik der Barmherzigen Brüder<br />

in Bayern“ von Marzell Oberneder (Johann-von-Gott-<br />

Verlag Regensburg 1970).<br />

frk<br />

Impressum<br />

Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />

Barmherzige Brüder<br />

Bayerische Ordensprovinz KdöR<br />

Südliches Schloßrondell 5<br />

80638 München<br />

Telefon: 089/1793-100<br />

Telefax: 089/1793-111<br />

E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />

Internet: www.barmherzige.de<br />

Redaktion:<br />

Frater Eduard Bauer (feb)<br />

verantwortlich<br />

koordinator@barmherzige.de<br />

Johann Singhartinger (js)<br />

redakteur@barmherzige.de<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Gestaltung:<br />

grafica – Astrid Riege, Regensburg<br />

Fotos:<br />

altrofoto.de (2, 10, 13 rechts, 15,<br />

26/27), Archiv Barmherzige Brüder (3,<br />

13 links, 18 oben, 44-45), Bauer (4<br />

unten, 16, 17 oben, 18 links, 20-21, 26<br />

klein, 48), dominikaner.org (36),<br />

Fabbroni (9 unten, 28, 29), Glufke (6<br />

oben, 22, 52), KNA-Bild (8 oben, 11, 27,<br />

38, 41), Knopp (4 oben, 5, 8, 30-33),<br />

Larasser-Bergmeister (25), Mensing<br />

(39), Nawatzky (7, 24, 42-43), Oberhoff<br />

(17 unten), orden.de (37), Osservatore<br />

Romano (Titel), Otto (35), Riedel (6<br />

unten, 23), Salomon (49), Scharrer (50-<br />

51), Singhartinger (8 Mitte, 19), Uihlein<br />

(18 unten).<br />

Verlag:<br />

Johann von Gott Verlag<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Druck:<br />

hm-Druck, Prinzenweg 11a,<br />

93047 Regensburg


Ein Gespräch mit Frater Pascal Ahodegnon<br />

aus Togo<br />

„Ich will den Kranken<br />

in meiner Heimat helfen“<br />

Frater Pascal Ahodegnon begleitete im Februar 2006 die Missionswoche der Barmherzigen<br />

Brüder in einigen Häusern der Bayerischen Ordensprovinz: in Gremsdorf,<br />

Regensburg, Straubing und Bad Wörishofen. Er machte auf die spezielle Problematik<br />

im westafrikanischen Land Togo aufmerksam; dort betreut der Orden unter anderem<br />

auch Projekte, die sich um psychisch kranke Menschen kümmern. Der Erlös der<br />

Missionswoche kommt insbesondere einem Zentrum für psychisch Kranke in einem<br />

Viertel am Stadtrand der Hauptstadt Lomé zugute, das Agoé-Nyivé heißt. <strong>Das</strong><br />

Zentrum verfolgt das Ziel, den Patienten eine ganzheitliche Betreuung anzubieten<br />

und zugleich die betroffenen Familien zu unterstützen. Außerdem soll bei der<br />

Bevölkerung ein Umdenken über psychisch kranke Menschen gefördert werden. Mit<br />

Frater Pascal sprach Karin Otto in Bad Wörishofen.<br />

<strong>Herz</strong>lich willkommen Frater Pascal. Sie<br />

studieren Medizin in Mailand. Wie kam<br />

es dazu?<br />

Frater Pascal: Nach meinem Abitur in<br />

meiner Heimat Togo hätte ich einige Jahre<br />

warten müssen, um ein Studium beginnen<br />

zu können. Von meinen Ordensobern wurde<br />

mir – wie auch anderen Ärzten, die bei<br />

den Brüdern tätig sind – angeboten, in<br />

Mailand zu studieren. So ging ich nach<br />

Italien, habe ein Jahr im Krankenhaus der<br />

Brüder in Mailand gearbeitet und die<br />

Sprache erlernt. Dann begann ich das Studium,<br />

bin nun im siebten Jahr in Mailand<br />

und schließe mein Medizinstudium im<br />

Sommer ab. Danach gehe ich zurück nach<br />

Togo und werde bei dem neuen Projekt<br />

mit 24 stationären Betten für psychisch<br />

Kranke tätig sein.<br />

Warum sind Sie zur Missionswoche nach<br />

Bayern gekommen?<br />

Frater Pascal: Die Barmherzigen Brüder<br />

haben die Intention, dass ein einheimischer<br />

Mitbruder das Projekt vorstellt. Diese<br />

Woche war ich in den Einrichtungen in<br />

Gremsdorf, Regensburg, Straubing und<br />

Bad Wörishofen. Der Orden in seiner Gesamtheit<br />

will Menschen in Not verstehen<br />

und helfen. In Straubing besuchten wir<br />

auch ein Gymnasium und erzählten den<br />

Schülern über das Projekt.<br />

Kennen Sie die Situation in Togo persönlich?<br />

Frater Pascal: Ja, während meines Studiums<br />

war ich alle zwei Jahre in Togo und<br />

habe dort einige Monate in einem Krankenhaus<br />

der Barmherzigen Brüder gearbeitet.<br />

Die Situation psychisch Kranker ist<br />

dort besonders schwierig, da ihnen jegliches<br />

Recht auf Gesundheitsversorgung<br />

und menschliche Würde aberkannt wird. -<br />

Leider ist diese Realität von der Theorie im<br />

Hörsaal in Mailand ziemlich verschieden,<br />

und ich freue mich, wenn ich nach meinem<br />

Studium wieder in Togo bin und helfen<br />

kann. Mein Ziel ist es, kranken Menschen<br />

in Afrika eine bessere medizinische<br />

Betreuung bieten zu können.<br />

Wie gefällt es Ihnen in Deutschland?<br />

Frater Pascal: Ich bin zum ersten Mal in<br />

der Bayerischen Ordensprovinz und bin<br />

sehr herzlich aufgenommen worden. Auch<br />

die Situation in den Einrichtungen konnte<br />

ich kennenlernen und mir ist aufgefallen,<br />

dass die Zusammenarbeit der Brüder mit<br />

den Mitarbeitern sehr eng ist - ein Miteinander<br />

im Dienst für kranke Menschen.<br />

Die Häuser sind sehr modern in Deutschland,<br />

nicht vergleichbar mit Afrika. Ich<br />

werde vieles mitnehmen und in den nächsten<br />

Jahren in meiner Heimat umzusetzen<br />

versuchen. Über die Zeit hier habe ich<br />

mich sehr gefreut, der Orden hat sich mir<br />

als weltweite Familie gezeigt, in der man<br />

kein Fremder ist. Sehr positiv wurde ich<br />

auch von den Mitarbeitern der Einrichtungen<br />

aufgenommen. <strong>Herz</strong>lichen Dank!<br />

Frater Pascal Ahodegnon (zweiter von<br />

rechts) in Bad Wörrishofen mit (von links)<br />

Pater Leodegar Klinger, der ihn während der<br />

Missionswoche begleitete, Christiane Maria<br />

Rapp, Gesamtleiterin der Kneipp’schen<br />

Stiftungen, und Schwester Irmgard Poeplau,<br />

Oberin der Raphael-Schwestern<br />

35


36<br />

Besinnung/Exerzitien/Werkwoche<br />

Besinnungstag mit Professor Herbert Schlögel OP<br />

am 9. Dezember 2005 in Kostenz<br />

Elemente<br />

dominikanischer<br />

Spiritualität<br />

Predigt, Gebet, Studium, Gemeinschaft –<br />

unter diese vier Begriffe stellte Professor<br />

Herbert Schlögel, Dominikanerpater<br />

und Lehrstuhlinhaber für Moraltheologie<br />

an der Universität Regensburg, den Besinnungstag<br />

der Barmherzigen Brüder über<br />

dominikanische Spiritualität am 9. Dezember<br />

2005 in Kostenz. Einige Merkpunkte<br />

zu den Themen Predigt und Gebet sind<br />

hier zusammengestellt.<br />

Nach dem Verständnis der Dominikaner ist<br />

Jesus ein „armer Prediger“ gewesen, dessen<br />

Beispiel sie folgen möchten. Die großen<br />

Dominikaner Albertus Magnus (1200 –<br />

1280) und Thomas von Aquin (1225 –<br />

1274) traten für eine radikal intellektuelle<br />

Betrachtung des Lebens ein. Danach vollzieht<br />

sich die Verbindung mit Gott über<br />

den Intellekt, dieser intellektuelle Prozess<br />

ist aber durch die Liebe motiviert („gebildete<br />

Prediger“). Typisch dominikanischer<br />

Gehorsam besteht laut Professor Schlögel<br />

darin, „die Aufgabe, die einem gestellt ist,<br />

so gut wie möglich zu erfüllen, ohne ständig<br />

um Anweisungen nachzufragen.“<br />

Schon beim Ordensgründer Dominikus<br />

(1170 – 1221) ist das Selbstverständnis als<br />

„apostolische Wanderprediger“ grundgelegt<br />

und das Bekenntnis zur Armut.<br />

Dominikanisches Leben ist immer in<br />

Bewegung, für den Orden gibt es daher<br />

„keine festen Statuten für alle Zeiten“.<br />

In ihrem Gebetsleben sind für die Dominikaner<br />

neben dem gemeinsamen Stundengebet<br />

und der Eucharistiefeier vor allem<br />

die folgenden Gebetsformen wichtig:<br />

• Betrachtung: „Alle Brüder sollen täglich<br />

wenigstens eine halbe Stunde lang dem<br />

betrachtenden Gebet widmen.“<br />

• Anbetung: „Die Brüder sollen Christus<br />

im Geheimnis der heiligen Eucharistie<br />

verehren und aus diesem wunderbaren<br />

Austausch Wachstum für Glaube, Hoffnung<br />

und Liebe schöpfen.“<br />

• Rosenkranz: „Den Brüdern soll die im<br />

Orden überlieferte Verehrung der Gottesmutter<br />

<strong>Herz</strong>enssache sein … Täglich<br />

sollen sie den dritten Teil des Rosenkranzes<br />

gemeinsam oder privat beten.“<br />

Darstellung des heiligen Dominikus in der<br />

Lateranbasilika, Rom (Gemälde aus dem<br />

18. Jahrhundert)


Pater August Hülsmann SCJ<br />

Pater August Hülsmann von den <strong>Herz</strong>-<br />

Jesu-Priestern referierte beim Besinnungstag<br />

der Barmherzigen Brüder am<br />

29. März in Neuburg über das Verhältnis<br />

von Staat und Kirche im Blick auf die<br />

Europäische Union. Dabei stützte er sich<br />

auf das nachsynodale apostolische Schreiben<br />

„Ecclesia in Europa“ von Papst<br />

Johannes Paul II. aus dem Jahre 2003.<br />

Seit etwa 30 Jahren findet in Deutschland<br />

ein dramatischer religiöser Wandel statt,<br />

der in seiner Bedeutung durchaus den<br />

Umbrüchen während der Reformation<br />

gleichkommt. <strong>Das</strong> seit Jahrhunderten vorherrschende<br />

konfessionelle System, das<br />

den Volkskirchen einen großen Einfluss in<br />

der Gesellschaft gesichert hat, verliert<br />

zunehmend seinen Rückhalt in der<br />

Bevölkerung. Immer mehr Menschen ziehen<br />

sich aus den Kirchen zurück.<br />

Gleichzeitig boomt aber die außerkirchliche<br />

Religiosität. Immer neue Bewegungen<br />

und Sekten drängen ins Land und breiten<br />

sich zum Teil sehr erfolgreich aus. Während<br />

das Schwinden kirchlicher Religiosität<br />

zunächst, von den einen begrüßt und den<br />

anderen bedauert, als Vorzeichen auf dem<br />

Weg in eine säkularisierte Gesellschaft gedeutet<br />

wird, bereiten die Erfolge neuer<br />

spiritueller Bewegungen vielen Zeitgenossen<br />

Kopfzerbrechen.<br />

Die fortschreitende Integration der zur<br />

Europäischen Union (EU) gehörenden<br />

Staaten fordert dazu heraus, die Rolle der<br />

Kirchen in diesem Prozess genauer zu bestimmen.<br />

Dies geschieht durchaus auch im<br />

Interesse der EU. Denn auch sie kann ihre<br />

Zukunftsprobleme letztlich nur im Zusammenwirken<br />

mit den zu einem besonderen<br />

europäischen Engagement fähigen und<br />

bereiten Kräften der Gesellschaft lösen.<br />

Besinnungstag mit Pater August Hülsmann<br />

am 29. März 2006 in Neuburg<br />

zum Lehrschreiben „Ecclesia in Europa“<br />

Sich für Europa<br />

öffnen<br />

Christentum –<br />

eine der Wurzeln Europas<br />

<strong>Das</strong> Christentum gehört in religiöser, kultureller,<br />

sozialer und politischer Hinsicht<br />

zu den Wurzeln Europas. Es hat dessen<br />

Geschichte mitgeprägt und auch heute<br />

noch macht es zu einem erheblichen Teil<br />

die Identität Europas und der europäischen<br />

Völker aus. Für die weitere Entwicklung<br />

wird viel davon abhängen, ob<br />

und wie es gelingt, das christliche Erbe<br />

wach zuhalten und weiter zu entfalten. Es<br />

wird darauf ankommen, dass die Kirchen<br />

selbst ihr Gedankengut in Kultur und<br />

Bildung wie auch in Ethik und Politik<br />

weiterentwickeln und in den europäischen<br />

Dialog einbringen. Die Kirchen in Deutschland<br />

stellen sich leider etwas zögerlich in<br />

den Dienst dieser Aufgabe. Aus den bereits<br />

genannten Gründen des innerkirchlichen<br />

Identitätsverlustes erscheint diese Aufgabe<br />

nicht einfach. Es gibt aber auch noch<br />

andere Gründe, die das europäische<br />

Zusammenwachsen nicht leicht machen.<br />

Während beispielsweise in Lateinamerika<br />

alle Menschen Spanisch oder Portugiesisch<br />

sprechen, tragen in Europa die unterschiedlichen<br />

Sprachen oft auch zur<br />

„Sprachlosigkeit“ bei.<br />

Dies führt dazu, dass sich selbst kirchliche<br />

Institutionen oft nichts zu sagen haben.<br />

Die während des Kommunismus verfolgte<br />

Kirche des Ostens tut sich außerdem<br />

schwer, mit dem Gedankengut der anderen<br />

europäischen Kirchen Schritt zu halten;<br />

dazu kommt, dass die christlichen<br />

Religionen in sehr vielen unterschiedlichen<br />

Ausprägungen vorhanden sind und der<br />

Dialog unter diesen christlichen Schattierungen<br />

wenig gepflegt wird. Was wir in<br />

Europa grundlegend brauchen, ist also ein<br />

offenes Ohr füreinander und Geduld miteinander.<br />

Klar ist, dass eine sensible Öku-<br />

mene auch den Verständigungsprozess auf<br />

europäischer Ebene vorantreiben würde.<br />

Papst Johannes Paul II., der mit Fug und<br />

Recht als großer Europäer gilt, hat seinem<br />

Lehrschreiben „Ecclesia in Europa“ den<br />

Untertitel „Jesus Christus, der in seiner<br />

Kirche lebt – Quelle der Hoffnung für Europa“<br />

gegeben. Er überschreibt die einzelnen<br />

Kapitel des nachsynodalen Schreibens<br />

mit Thesen, die den Christen in Europa<br />

Zuversicht geben sollen:<br />

- Jesus Christus ist unsere Hoffnung<br />

- <strong>Das</strong> Evangelium der Hoffnung –<br />

der Kirche des neuen Jahrtausends<br />

anvertraut<br />

- <strong>Das</strong> Evangelium der Hoffnung<br />

verkündigen<br />

- <strong>Das</strong> Evangelium der Hoffnung feiern<br />

- Dem Evangelium der Hoffnung dienen<br />

- <strong>Das</strong> Evangelium der Hoffnung für<br />

ein neues Europa<br />

Bedeutende Rolle der Ordensleute<br />

Im Absatz 37 des Lehrschreibens geht<br />

Johannes Paul II. besonders auf das Zeugnis<br />

der gottgeweihten Personen ein und<br />

verbindet es mit dem Dank an die Ordensleute,<br />

die für die kulturelle Prägung der<br />

europäischen Staaten maßgeblich waren.<br />

Er schreibt: „Von besonderer Aussagekraft<br />

ist das Zeugnis der Personen gottgeweihten<br />

Lebens. In diesem Zusammenhang muss vor<br />

allem die fundamentale Rolle anerkannt<br />

werden, die das Mönchtum und das gottgeweihte<br />

Leben bei der Evangelisierung Europas<br />

und beim Aufbau seiner christlichen<br />

Identität gespielt hat. Diese Rolle darf<br />

heute nicht vernachlässigt werden, in einer<br />

Zeit, in der eine „Neuevangelisierung“ des<br />

Kontinents dringend notwendig ist.<br />

Europa braucht immer die Heiligkeit, die<br />

Prophetie, die Evangelisierungstätigkeit<br />

und den Dienst engagierter Ordensleute.“<br />

37


38<br />

Für die Barmherzigen Brüder und ihre<br />

Mitarbeiter in Europa haben die Absätze<br />

86 bis 88 der Verlautbarung des Heiligen<br />

Stuhls besondere Bedeutung, in denen es<br />

heißt, dass die ganze Kirche aufgefordert<br />

ist, den Armen, besonders den neuen<br />

Armen, wieder neue Hoffnung zu geben,<br />

sie aufzunehmen und ihnen zu dienen.<br />

Papst Johannes Paul II. geht hier auch auf<br />

das Problem der Arbeitslosigkeit ein, das<br />

in vielen Nationen Europas eine ernste<br />

„soziale Geißel“ darstellt. Dazu kommen<br />

die Probleme im Zusammenhang mit den<br />

wachsenden Migrantenströmen. Kirchliche<br />

Einrichtungen müssen daran erinnern,<br />

dass die Arbeit ein Gut darstellt, um das<br />

sich die ganze Gesellschaft kümmern muss.<br />

In einer Wohlstands- und Leistungsgesellschaft<br />

und einer Kultur, die von der<br />

Verherrlichung des Körpers, aber auch von<br />

der Verdrängung des Leidens und des<br />

Schmerzes und vom Mythos ewiger<br />

Jugendlichkeit gezeichnet ist, muss die<br />

Sorge für die kranken, behinderten und<br />

alten Menschen als Priorität angesehen<br />

werden. Die Charta der Hospitalität, ein<br />

Leitbildpapier der Barmherzigen Brüder,<br />

das von einer internationalen Gruppe<br />

zusammengestellt wurde, macht deutlich,<br />

was die Grundhaltung einer sozial tätigen<br />

Ordensgemeinschaft auf nationaler, europäischer<br />

und internationaler Ebene sein<br />

muss: „Es kann nichts besseres geben als<br />

gelebte Gastfreundschaft, was bedeutet:<br />

Du bist immer willkommen hier!“<br />

feb<br />

Vorschau<br />

2007<br />

Schülertag<br />

Nach drei Jahren findet am 9. Mai 2007 in<br />

Bad Wörishofen wieder ein Schülertag der<br />

Barmherzigen Brüder statt. Er steht unter<br />

dem Motto „Toleranz füreinander“. Eingeladen<br />

sind vor allem die Schülerinnen<br />

und Schüler der Berufsfachschulen für<br />

Gesundheits- und Krankenpflege und der<br />

Fachschulen für Heilerziehungspflege der<br />

Barmherzigen Brüder in Bayern. Geboten<br />

sein werden unter anderem mehr als 30<br />

Workshops, zum Beispiel rund um Sport,<br />

Handwerk oder Kneipp-Therapie.<br />

Uraufführung<br />

Johannes-von-Gott-Oratorium<br />

Am Samstag, den 24. Februar 2007, 16 Uhr,<br />

wird im Neuhaussaal des Theaters Regensburg<br />

ein Johannes-von-Gott-Oratorium<br />

uraufgeführt. Die Musik hat Wolfram<br />

Menschick geschrieben, der frühere Domkapellmeister<br />

von Eichstätt, die Texte<br />

stammen von Siegfried Höhne, Mitarbeiter<br />

des Bayerischen Rundfunks. Die Aufführung<br />

übernimmt die Hochschule für<br />

Kirchenmusik, Regensburg. Der Erlös des<br />

Benefizkonzertes kommt der Afrika-<br />

Mission der Barmherzigen Brüder zugute.<br />

2003 veröffentlichte Papst Johannes Paul II. das Lehrschreiben „Ecclesia in Europa“ –<br />

im gleichen Jahr war auch der damalige Außenminister Joschka Fischer zu Gast im Vatikan.<br />

Besinnungstage 2007<br />

24. März 2007 in München<br />

Erfahrungen in der Begegnung<br />

mit Juden<br />

Sr. Elija Boßler OCD<br />

30. Juni 2007 in Neuburg<br />

Mit Werten leben – Zukunft gestalten<br />

Mit Gelübden leben – Profil zeigen<br />

P. Dr. Gabriel Wolf OPraem<br />

13. September 2007 in Gremsdorf<br />

Augustinische Ordensspiritualität<br />

P. Alfons Tony OSA<br />

4. Dezember 2007 in Regensburg<br />

Theologische und pastorale Grundaussagen<br />

der Enzyklika „Deus<br />

caritas est“ von Papst Benedikt XVI.<br />

Dr. habil Christoph Binninger<br />

Exerzitien 2007<br />

15. bis 21. April in Kostenz<br />

Exerzitien – eine Vitaminkur<br />

für die Seele<br />

P. Josef Pucher SDB


Bei strahlendem Sonnenschein und Frühlings-Temperaturen<br />

kamen 18 Barmherzige<br />

Brüder und ein Benediktinerbruder<br />

aus Schweiklberg nach Kostenz, um vom<br />

7. bis 13. Mai ihre Jahresexerzitien zu halten.<br />

Exerzitien ist eine Abkürzung für „Exercitia<br />

spiritualia“, das heißt geistliche Übungen.<br />

Exerzitien sind eine Zeit der Stille.<br />

<strong>Das</strong> Schweigen soll helfen, auf die Stimme<br />

Gottes zu hören. Exerzitien sind Zeiten des<br />

Gebetes, der Besinnung auf das eigene<br />

Leben, die Heilige Schrift, auf das Wirken<br />

Gottes in meinem Leben, auf meine Berufung.<br />

Exerzitien sind Zeiten des Gesprächs<br />

mit dem Exerzitienbegleiter, für eine Aussprache,<br />

für ein Beichtgespräch, für ein<br />

Gespräch über mein Leben. Exerzitien sind<br />

Zeiten des Kraft-Schöpfens für das Leben.<br />

„Still werden - neue Kraft. Die Geschenke<br />

des liebenden Gottes in meiner Berufung<br />

entdecken.“ Unter diesem Leitsatz standen<br />

die diesjährigen Exerzitien, die Pater<br />

Benedikt Leitmayr OSFS (Oblaten des heiligen<br />

Franz von Sales, Fockenfeld) hielt. In<br />

der Heiligen Schrift finden wir 173-mal<br />

das Wort Liebe, sie ist eine einzige Liebeserklärung<br />

an uns Menschen. Anhand von<br />

Textstellen aus den Evangelien wurde uns<br />

durch jeweils zwei Impulse am Tag verdeutlicht,<br />

wie Jesus mit liebenden Augen<br />

die Menschen sieht und wie er sie an dieser<br />

Liebe Gottes teilhaben lässt. Pater<br />

Benedikt griff hierbei auch die Berufungsgeschichte<br />

des heiligen Johannes von Gott<br />

auf, der ein Geschenk der Liebe Gottes für<br />

die Armen und kranken Menschen wurde.<br />

Auch unsere Berufung zum Ordensleben<br />

ist ein Geschenk der Liebe, ist ein Geschenk<br />

des Evangeliums. Hier einige Gedanken von<br />

Pater Benedikt Leitmayr:<br />

Exerzitien 2006 in Kostenz<br />

Die Geschenke<br />

des liebenden Gottes<br />

• Jesus (der selbst gelitten hat) sieht den<br />

leidenden Menschen.<br />

• Jesus sieht den enttäuschten Menschen.<br />

• Jesus sieht den zweifelnden Menschen.<br />

• Jesus sieht den kleinen Menschen.<br />

• Jesus stillt den dürstenden Menschen.<br />

• Jesus sieht den glaubenden Menschen.<br />

• Jesus sieht den liebenden Menschen.<br />

• Jesus sieht die Menschen die er<br />

berufen will.<br />

Bei der täglichen Eucharistiefeier wurden<br />

in den Predigten die Gedanken des Tages<br />

noch einmal aufgegriffen. Frater Christoph<br />

Meißner begleitete die Gottesdienste musikalisch.<br />

Sehr bereichernd waren auch die<br />

Abendeinheiten, die stets unterschiedlich<br />

gestaltet wurden, zum Beispiel mit einer<br />

Maiandacht, einer Anbetung vor dem ausgesetzten<br />

Allerheiligsten oder durch die<br />

Gestaltung einer „Mitte“, bei der unsere<br />

Berufung in den Orden der Barmherzigen<br />

Brüder in Form eines Weizenkornes symbolisiert<br />

wurde.<br />

Als Frater Christoph am 12. Mai sein 40jähriges<br />

Professjubiläum feiern konnte,<br />

war dies ein sehr schönes Beispiel dafür,<br />

was es heißt, in der Nachfolge Jesu zu<br />

leben. Und es passte zu dem Leitsatz der<br />

Exerzitien: Die Geschenke des liebenden<br />

Gottes in meiner Berufung entdecken –<br />

und annehmen.<br />

Insgesamt waren die Exerzitien Tage des<br />

Bewusstwerdens der eigenen Berufung,<br />

aber auch der Freude darüber, dass man<br />

eingebetet ist unter Menschen, die auf<br />

dem gleichen Weg sind in der liebenden<br />

Nachfolge des heiligen Johannes von Gott.<br />

Frater Albert Nawatzky<br />

39


40<br />

Besinnungstag<br />

mit Pater Johannes Bauer OFMConv<br />

am 28. September 2006 in Gremsdorf<br />

Verantwortung<br />

für die Schöpfung<br />

Der Bekanntheitsgrad des heiligen Franziskus lässt sich festmachen an dem wohl<br />

bekanntesten Werk von ihm: dem Sonnengesang. In ihm entwickelt Franziskus -<br />

ohne dass er es beabsichtigte - gleichsam eine Spiritualität der Schöpfung und damit<br />

verbunden in der Konsequenz - eine Hilfestellung, wie wir mit der Schöpfung umgehen<br />

sollen. Wenn man näher zusieht, entdeckt man in diesem Lied nicht nur die<br />

faszinierende Fähigkeit eines Menschen, sich betend vor Gott zu entfalten, sondern<br />

auch die Grundlinien eines immer noch aktuellen Lebens.<br />

Der heilige Franziskus predigt den Vögeln - Illustration aus einem Kinderbuch<br />

Der Inhalt des Sonnengesangs ist gekennzeichnet<br />

durch die universale<br />

Bruderschaft, die in Christus ihre Mitte<br />

hat, und durch persönliche Nähe. Schließlich<br />

kann man darauf hinweisen, dass der<br />

Sonnengesang eine Form der franziskanischen<br />

Predigt ist, die auch heute nichts<br />

von ihrer Aktualität eingebüßt hat. Der<br />

Sonnengesang ist nicht von heute auf<br />

morgen entstanden, sondern aus der alltäglichen<br />

Art und Weise, wie Franziskus<br />

betete. Er zog sich oft zur Meditation in<br />

die Einsamkeit zurück, um dann wieder als<br />

Wanderprediger Friede und Heil unter die<br />

Menschen zu tragen. Diese Spannungseinheit<br />

schlägt sich in seinen Gebeten nieder<br />

als Tiefe und Weite, Sammlung und<br />

Sendung. Franziskus kann sich ins kontemplative<br />

Schauen Gottes vertiefen und<br />

dabei doch mit allen Geschöpfen verbunden<br />

bleiben. Wenn er das Lob Gottes anstimmt,<br />

soll alle Welt mitsingen.<br />

Aus dem Leid gewachsen<br />

Der Sonnengesang ist eine Antwort auf die<br />

erfahrene Güte Gottes, ein Lied, das aus<br />

Krankheit und Leid heraus gewachsen ist.<br />

Der Sonnengesang stammt (zum Teil oder<br />

ganz) aus den Herbsttagen des Jahres<br />

1225, als Franziskus krank in einer Hütte<br />

bei San Damiano lag. Von da an war das<br />

Lied sein Begleiter. Mit ihm trug und<br />

bewältigte er die Leiden seines letzten<br />

Lebensjahres. Franz litt an einer schmerzhaften<br />

Augenkrankheit, die er sich im<br />

Orient zugezogen hatte und die ihn nach<br />

der vergeblichen Operation mit dem<br />

Brenneisen fast erblinden ließ; er litt an<br />

chronischer Malaria, die sich in Schüttelfrost,<br />

Übelkeit und Kopfweh äußerte, an<br />

einer schweren Anämie, an einem Milztumor,<br />

an Magen- und Darmgeschwüren, an<br />

den Wundmalen, an seiner eigenen Seele,<br />

die sich verurteilt und gescheitert fühlte,


am Geschick seines Ordens, der nicht mehr<br />

die Wege des Anfangs gehen wollte. In<br />

einer Stunde äußerster Niedergeschlagenheit,<br />

der Verzweiflung nahe, erfährt er die<br />

Hand Gottes, die ihn hält und ins ewige<br />

Leben führen wird.<br />

Der Kosmos als Familie<br />

Aus dem Sonnengesang lässt sich eine tiefer<br />

liegende Struktur herauslesen. Wir haben<br />

im Lied einen regelmäßigen Wechsel<br />

zwischen Bruder- und Schwester-Anrede.<br />

Dies bringt in die Welt der Gestirne und<br />

Elemente eine überraschend harmonische<br />

Ordnung nach Art einer Familie: Bruder<br />

Sonne und Schwester Mond, Bruder Wind<br />

und Schwester Wasser, Bruder Feuer und<br />

Schwester Mutter Erde. Der Kosmos ist<br />

nach drei Geschwisterpaaren geordnet.<br />

Dabei werden die kleineren Elemente wie<br />

jüngere Geschwister schützend in die<br />

Mitte genommen. Sie sind umfangen von<br />

dem großen kosmischen Paar: Bruder Sonne<br />

und Schwester Mutter Erde.<br />

Trotz des Ausgriffs in die Weite des Universums<br />

lässt der Sonnengesang doch alles<br />

als nah erleben. Franziskus kommt sich<br />

nicht verloren vor im All, vielmehr ist ihm<br />

durch die Anrede „Bruder“ und „Schwester“<br />

alles innig verbunden und vertraut.<br />

Jede Kreatur empfängt ein brüderliches<br />

oder schwesterliches Antlitz. Jedes einzelne<br />

Wesen hat sein Gesicht, ja gewinnt es<br />

gerade dadurch, dass der Sänger besondere<br />

Eigenschaften und Werte eines jeden<br />

hervorhebt. Dem Sonnengesang liegt ein<br />

mystisches Ganzheitserlebnis zugrunde,<br />

ohne dass dabei Gott und Schöpfung unterschiedslos<br />

ineinander aufgehen. Jedes<br />

Geschöpf ist an seinem Platz Künder, Zeichen,<br />

Fingerabdruck des einen „allmächtigen,<br />

guten Herrn“, von dem es geschaffen<br />

ist. Jeder hat von Gott her seine Bedeutung.<br />

Liedpredigt<br />

Der Sonnengesang ist seiner Anlage nach<br />

eine Liedpredigt. Dies wird auch von biographischen<br />

Quellen bestätigt. Demnach<br />

verfolgte Franziskus drei Ziele: (1) „Ich will<br />

zum Lob Gottes, zu unserem Trost und zur<br />

Auferbauung des Menschen ein neues Lob<br />

des Herrn dichten über seine Geschöpfe“.<br />

Der Bericht fährt fort: „Er setzte sich nieder,<br />

dachte eine Weile nach und sprach<br />

dann 'Höchster, allmächtiger, guter Herr...'<br />

und auf diese Weise kommt er zum<br />

Gotteslob! (2) Und er dichtete ein Lied auf<br />

die Dinge und lehrte es seine Jünger. Sein<br />

Geist war so sehr von Süßigkeit und Trost<br />

Der Sonnengesang des heiligen Franziskus<br />

Du höchster, allmächtiger, guter Herr,<br />

Dein sind das Lob und der Ruhm und die Ehre und aller Segen.<br />

Dir allein, Du Höchster, gebühren sie,<br />

und kein Mensch ist würdig, Deinen Namen zu nennen.<br />

Gelobt seist Du, mein Herr, mit all Deinen Geschöpfen,<br />

Schwester Sonne besonders, die den Tag macht und durch die Du uns erleuchtest.<br />

Schön ist sie und strahlend mit großem Glanz, ein Bild von Dir, Du Höchster.<br />

Gelobt seist Du, mein Herr durch Bruder Mond und die Sterne;<br />

am Himmel hast Du sie gebildet, klar und kostbar und schön.<br />

Gelobt seist Du, mein Herr, durch Bruder Wind, durch Luft und Wolken,<br />

durch den heiteren Himmel und jegliches Wetter,<br />

durch das Du Deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.<br />

Gelobt seist Du, mein Herr, durch Schwester Wasser,<br />

die sehr nützlich und demütig ist und kostbar und rein.<br />

Gelobt seist Du, mein Herr, durch unseren Bruder, das Feuer,<br />

durch das Du uns erleuchtest die Nacht.<br />

Schön ist es und fröhlich und kraftvoll und stark.<br />

Gelobt seist Du, mein Herr, durch unsere Schwester Mutter Erde,<br />

die uns trägt und ernährt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen<br />

und Kräuter.<br />

Gelobt seist Du, mein Herr,<br />

durch jene, die verzeihen um Deiner Liebe willen und Krankheit leiden und Not.<br />

Selig, die ausharren in Frieden, denn von Dir, Du Höchster, werden sie einst<br />

gekrönt.<br />

Gelobt seist Du, mein Herr,<br />

für unseren Bruder, den leiblichen Tod, dem kein lebender Mensch entrinnen kann.<br />

Weh denen, die sterben in schwerer Sünde;<br />

selig jene, die erfunden sind in Deinem heiligen Willen,<br />

denn der zweite Tod wird ihnen nichts Böses antun.<br />

Lobet und preist meinen Herrn und dankt und dient ihm mit großer Demut.<br />

erfüllt, dass er den Bruder Pacifico kommen<br />

ließ, der in der Welt 'König der Verse'<br />

genannt wurde und einst an Höfen die<br />

Dichtkunst lehrte. Ihm wollte er einige<br />

gute und geisterfüllte Brüder zur Seite<br />

geben, damit sie predigend und Gott<br />

lobend durch die Welt ziehen (3). Nach<br />

seinem Wunsch sollte einer von ihnen, der<br />

die Fähigkeit hatte, dem Volk predigen.“<br />

Weitere, wesentliche Elemente für das Verstehen<br />

der inneren Haltung von Franziskus<br />

sind<br />

- seine Liebe zum Gekreuzigten und die<br />

Sehnsucht nach dem Einswerden mit<br />

ihm,<br />

- sein Hören auf die Heilige Schrift,<br />

- seine herzliche Zuwendung zu den<br />

Brüdern,<br />

- seine eucharistische Frömmigkeit,<br />

- seine konsequente Bußgesinnung,<br />

- sein Gehorsam zur Kirche,<br />

- seine Sehnsucht, den Menschen wahrzunehmen,<br />

wo er gerade steht und ihn<br />

mit <strong>Herz</strong>lichkeit zu Christus zu führen.<br />

Unter all diesen Aspekten bleibt immer<br />

wieder neu die Anfrage an mich: Wie stehe<br />

ich zu mir selber und mit welchen Charismen<br />

kann ich mithelfen, damit das Reich<br />

Gottes durch mich erlebbar und erfahrbar<br />

werden kann.<br />

Pater Johannes Bauer<br />

41


42<br />

Werkwoche der Scholastiker in Warschau<br />

Gott will uns<br />

zum Mit-Leiden rufen<br />

Die interprovinzielle Scholastikatswerkwoche fand vom 27. August bis 2. September<br />

2006 unter dem Motto „Gott will uns zum Mit-Leid rufen“ in Warschau statt. 27<br />

Scholastiker aus der polnischen Provinz, der schlesischen Generaldelegatur, der österreichischen<br />

Provinz und vier Scholastiker aus der bayerischen Provinz nahmen an diesem<br />

Treffen teil. Die vier bayerischen Scholastiker durften nach Warschau über<br />

Krakau anreisen, wo sie einen Tag lang die Gastfreundschaft des dortigen Noviziates<br />

und Konventes genossen.<br />

Gott will uns zum Mit-Leiden rufen -<br />

für uns Barmherzige Brüder ist Leid in<br />

unserer täglichen Arbeit nicht fremd, und<br />

trotzdem ist es nicht einfach, mit dem Leid<br />

im allgemeinen, aber auch mit dem Leid<br />

speziell bei sterbenden Menschen umzugehen.<br />

In seiner Ansprache zur Eröffnung<br />

verglich Provinzial Frater Krzystof Fronczak<br />

unsere Werkwoche mit einem Supermarkt:<br />

„Es gibt dort viele Regale mit vielen<br />

Waren. Die Menschen gehen durch, es<br />

spricht sie vieles an, doch heraus kommen<br />

sie mit leeren Einkaufswägen. Ich möchte<br />

uns allen wünschen, dass diese Werkwoche<br />

zu einem Supermarkt wird, in dem<br />

man vieles für sich und sein zukünftiges<br />

Leben einkaufen und mit nach Hause nehmen<br />

kann.“<br />

In der Studienwoche wurden die Teilnehmer<br />

von vier Referenten an das Thema herangeführt.<br />

Die erste Referentin, Dr. Iwona<br />

Bryniarska, Ärztin für Neurolgie mit<br />

Schwerpunkt Palliativmedizin, beschrieb in<br />

ihrem Vortrag das Leid aus der Sicht der<br />

Medizinerin. Es wurde besonders auf die<br />

Verantwortung und das Vertrauen zwischen<br />

Arzt, Pflegepersonal und den Betreuten<br />

hingewiesen. Die Begleitung von sterbenden<br />

und leidenden Menschen ist oft eine<br />

schwierige Erfahrung, aber zugleich auch<br />

eine Bereicherung, so die Referentin.<br />

Im zweiten Vortrag wurde das Leid von<br />

Schwester Mgr. Joanna Mos aus psychologischem<br />

Blickwinkel betrachtet. Früher<br />

wurde das Leid nur medizinisch, heute<br />

wird es auch von der Psyche her gesehen.<br />

Personen, die Schmerz empfinden, denken<br />

oft, dass die Betreuenden sie nicht verstehen.<br />

Der Patient erwartet Partnerschaft,<br />

möchte Trost finden, möchte ernst genommen<br />

werden. Oft kann man sagen,<br />

dass der psychische Schmerz schlimmer<br />

empfunden wird als der physische. Es<br />

wurde uns bewusst, dass es nicht einfach<br />

ist, jemandem zu helfen, der leidet. Voraussetzung<br />

ist, so Schwester Joanna,<br />

Aufmerksamkeit für das eigene innere<br />

Leben und Aufmerksamkeit gegenüber<br />

den Kranken. Die Betreuung und Hilfe<br />

funktioniert nur gemeinsam - in großer<br />

Demut.<br />

Im dritten Vortrag wurde das Leid von<br />

Pater Piotr Sleczka unter philosophischen<br />

Gesichtspunkten betrachtet. Pater Sleczka<br />

begann seine Ausführungen mit einem<br />

Gedankenspiel: Man solle sich vorstellen,<br />

dass man nie sterben würde. <strong>Das</strong> Leid und<br />

der Tod sind Grundbegriffe des Lebens.<br />

Warum leidet der Mensch? Ein Philosoph,<br />

der das Leiden verstehen möchte, braucht<br />

intellektuelle Demut. Ein Philosoph wird<br />

die Wahrheit nur dann sagen, wenn er<br />

nicht alles sagen kann und anderen eine<br />

eigene Antwort geben lässt. Leid bleibt ein<br />

Geheimnis, das aber nicht von Gottes<br />

Hand gewollt ist.<br />

Im letzten Vortrag von P. Prof. Dr. Andrzej<br />

Napiorkowski wurde das Leid in theologischer<br />

Hinsicht erläutert. Der Gott der Christen<br />

ist kein Theoretiker, der nur erklärt.<br />

Gott ist ein leidender Gott, der in Jesus<br />

Christus leidet. Diese christliche Antwort<br />

trifft die Erwartungen der Menschen.<br />

Sehr bereichernd waren die gemeinsamen<br />

Arbeitsgruppen. Im Plenum wurden deren<br />

Ergebnisse vorgetragen. Interessant zu<br />

beobachten war, dass sehr viele unterschiedliche<br />

Betrachtungsweisen zustande<br />

kamen, was mit dem unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen und religiösen Umfeld<br />

zusammenhängt.<br />

Ein „geistlicher, kultureller und historischer<br />

Tagesausflug“, so der Moderator der


Werkwoche, führte uns am Donnerstag zu<br />

einem ehemalige Benediktinerkloster, in<br />

dem nun Salesianer tätig sind. Ein<br />

Gottesdienst mit anschließender Kirchenführung<br />

rundete den geistlichen Teil des<br />

Ausfluges ab. Der kulturelle Teil führte uns<br />

nach Zelazowa Wola, den Geburtsort des<br />

Komponisten und Musikers Frederic<br />

Chopin. Die Besichtigung des Geburtshauses<br />

und der anschließende Spaziergang im<br />

wunderschönen Park - mit Klaviermusik -<br />

versetzte uns in die Zeit des Musikers. Der<br />

historische Aspekt des Ausfluges war das<br />

Museum Powstania in Warschau, das den<br />

Warschauer Aufstand gegen die Nazis<br />

beeindruckend darstellt. In einer sehr<br />

interessanten Führung durch das Museum<br />

konnte man viel über die Geschichte<br />

Warschaus und Polens erfahren.<br />

<strong>Das</strong> Programm der Scholastikerwerkwoche<br />

war von den polnischen Mitbrüdern sehr<br />

gut und informativ zusammengestellt. Wir<br />

konnten von diesem „Supermarkt“ für<br />

unser weiteres Ordensleben viel mitnehmen.<br />

Die gemeinsam gefeierte Liturgie,<br />

das Gebet und der brüderliche Austausch<br />

haben diese Woche zu einer sehr tiefen<br />

und intensiven Begegnung werden lassen.<br />

Frater Albert Nawatzky<br />

Gut gelaunte Teilnehmer wie hier Frater<br />

Johannes Karlik aus der Slowakei,<br />

engagiertes Diskutieren und Arbeiten<br />

(Fotos rechts und unten) sowie die<br />

Gastfreundschaft der polnischen Brüder<br />

(Seite 42) ließen die Werkwoche zu einem<br />

vollen Erfolg werden.<br />

43


44<br />

Verstorbene Brüder<br />

Frater Alfons Höring beschreibt Leben und Werk<br />

von Frater Fortunatus Thanhäuser<br />

Eine „große Seele“<br />

ist heimgekehrt<br />

Mohandas Gandhi, dem Vater der indischen<br />

Unabhängigkeit, hat man den<br />

Ehrentitel „Mahatma“ – „große Seele“ -<br />

gegeben. Mit unserem Mitbruder Fortunatus<br />

Thanhäuser ist eine andere „große<br />

Seele“ am 21. November 2005 heimgegangen<br />

in die Ewige Heimat.<br />

Hubertus Ludwig Adalbert Josef Bernhard<br />

Thanhäuser wurde am 27. Februar 1918 in<br />

Berlin-Friedenau, der Heimat seiner Mutter,<br />

geboren, während sein Vater Kriegsteilnehmer<br />

im Ersten Weltkrieg war. Nach<br />

Kriegsende ließ sich die Familie in Volpertsdorf/Schlesien<br />

im dortigen Försterhaus<br />

nieder. Der Vater war Förster am Ort.<br />

Nach Bernhard wurden der Familie noch<br />

zwei Söhne geboren.<br />

Ordenseintritt<br />

Im Alter von 17 Jahren trat Bernhard<br />

Thanhäuser in Breslau in den Orden der<br />

Barmherzigen Brüder ein. Der Orden führte<br />

dort ein großes allgemeines Krankenhaus.<br />

Dort befanden sich auch das Provinzialat<br />

und das Noviziat. Ins Noviziat wurde<br />

Bernhard Thanhäuser am 20. September<br />

1935 aufgenommen, wobei er den Ordensnamen<br />

Frater Fortunatus erhielt. Gleichfalls<br />

in Breslau erfolgte seine erste Profess<br />

am 21. November 1936 und die feierliche<br />

Profess am 10. September 1946. Die Verlängerung<br />

des Noviziates und die zehnjährige<br />

Dauer der einfachen Profess sind allein<br />

der Nazizeit und dem Zweiten Weltkrieg<br />

zuzuschreiben und keinesfalls irgendwelchen<br />

Zweifeln an der Eignung von Frater<br />

Fortunatus für das Ordensleben. Wegen<br />

einer Bluterkrankung wurde Frater Fortunatus<br />

nicht zum Wehrdienst eingezogen.<br />

Nach dem Noviziat besuchte Frater Fortunatus<br />

die Krankenpflegeschule des Ordens<br />

in Breslau und erhielt zusätzlich die<br />

Ausbildung als Medizinisch-Technischer-<br />

Assistent und war danach sowohl in der<br />

Krankenpflege als auch im Krankenhauslabor<br />

tätig. Nachdem Schlesien 1945 unter<br />

polnische Verwaltung kam, wurden auch<br />

die Einrichtungen des Ordens unter staatliche<br />

Verwaltung gestellt. Die noch dort<br />

lebenden Brüder durften weiter im<br />

Angestelltenverhältnis in den Einrichtungen<br />

tätig sein, so auch Frater Fortunatus.<br />

Mitbrüdern, die aus der Kriegsgefangenschaft<br />

zurückkehrten, wurde die Heimkehr<br />

nach Schlesien verwehrt, worauf diese<br />

dann zuerst in den Häusern der bayerischen<br />

Provinz unterkamen und danach<br />

mit der Gründung eigener Einrichtungen<br />

in West-Deutschland begannen.<br />

Ausweisung aus Schlesien<br />

1950 wurde Frater Fortunatus mit den<br />

letzten noch in Schlesien lebenden deutschen<br />

Brüdern ausgewiesen. In Frankfurt<br />

am Main war er mit einem Mitbruder für<br />

den Bau des Brüderkrankenhauses im Unteren<br />

Atzemer verantwortlich, war aber<br />

auch in der Hauskrankenpflege tätig. Von<br />

1953 bis 1969 war er Novizenmeister, wurde<br />

Generaldelegat von 1959 bis 1964 und<br />

war erster Vize-Provinzial von 1964 bis<br />

1968 nach der Erhebung der Generaldelegatur<br />

zur Rheinischen Vize-Provinz. Während<br />

seiner Amtszeit als Vize-Provinzial<br />

wurde die Entscheidung getroffen, die<br />

Dienste der Hospitalität der Vize-Provinz in<br />

andere Länder auszudehnen, in denen diese<br />

besonders notwendig waren. Durch Kontakte<br />

mit dem damaligen Erzbischof von<br />

Changanacherry/Kerala-Indien, fiel die Entscheidung<br />

für eine Neugründung in Indien.<br />

Neubeginn in Indien<br />

Einige vom Erzbischof ausgewählte junge<br />

Inder kamen zur Ordens- und Berufs-<br />

Oben: Erstkommunion<br />

Unten: Der junge Frater Fortunatus (links)<br />

mit Eltern und Brüdern bei einem<br />

Heimaturlaub in Volpertsdorf/Schlesien


Oben: In der Apotheke des Frankfurter<br />

Brüderkrankenhauses<br />

Unten: Frater Fortunatus Thanhäuser - „Vater<br />

der Armen“ in Kattappana/Indien<br />

Ganz unten: Der bereits von Krankheit gezeichnete<br />

Frater Fortunatus (links) mit Frater Alfons<br />

Höring<br />

Auch viele Kinder aus dem Poor Home nahmen Abschied von Frater Fortunatus.<br />

ausbildung nach Frankfurt, um später mit<br />

deutschen Brüdern das neue Werk aufzubauen.<br />

In Kattappana, im Hochgebirge<br />

von Kerala, in einem Gebiet, das man erst<br />

einige Jahre zuvor dem Urwald abgerungen<br />

hatte, sollte ein Krankenhaus entstehen.<br />

Am 15. November 1969 verließ Frater<br />

Fortunatus zusammen mit Frater Prakash<br />

Madapally Frankfurt, um am 19. November<br />

1969 in Kattappana einzutreffen. Bei<br />

der Ankunft bestand bereits ein kleines,<br />

provisorisches Krankenhaus, dessen Errichtung<br />

die Rheinische Vize-Provinz finanziert<br />

hatte.<br />

<strong>Das</strong> erste Gebäude des heutigen St. John’s<br />

Hospitals konnte im Februar 1971 eröffnet<br />

werden. Inzwischen hat sich diese Einrichtung<br />

zur größten und wichtigsten Krankenhauseinrichtung<br />

des Hochgebirges entwickelt,<br />

einem Gebiet mit etwa einer Million<br />

Einwohnern. Zur Einrichtung gehören<br />

heute auch eine Krankenpflegeschule<br />

sowie eine Fakultät für Krankenpflegewissenschaften.<br />

Für chronisch Kranke,<br />

alleinstehende alte und pflegebedürftige<br />

Männer und Frauen gründete Frater Fortunatus<br />

das „Pratheeksha Bhavan“, dem<br />

auch ein Kinderheim für sozial geschädigte<br />

Kinder und Waisen angeschlossen ist.<br />

Unzählig sind die karitativen Hilfsprojekte,<br />

die von Frater Fortunatus initiiert wurden,<br />

wie der Bau von mehr als 5000 Häusern<br />

für arme, kinderreiche Familien, Schulpatenschaften<br />

für arme Kinder, materielle<br />

und finanzielle Unterstützung für arme<br />

Menschen usw. Die Bevölkerung verehrt<br />

ihn deshalb als ‚Vater der Armen’.<br />

Gründung der Schwesterngemeinschaft<br />

Im Jahre 1977 gründete er mit einigen<br />

jungen Inderinnen die Ordensgemeinschaft<br />

der ‚Schwestern der Nächstenliebe<br />

vom heiligen Johannes von Gott’, die sich,<br />

wie die Brüder, dem Dienst an Armen,<br />

Kranken, Notleidenden, Alten und Ausgegrenzten<br />

im Geiste des heiligen. Johannes<br />

von Gott weihen. Die Schwestern arbeiten<br />

heute mit den Brüdern zusammen in<br />

Einrichtungen der Brüder in Indien, Österreich,<br />

Deutschland und Italien und sie<br />

führen in Indien eine Reihe von eigenen<br />

Einrichtungen.<br />

Nach einer Zeit langer und schwerer<br />

Krankheit hat Gott der Allmächtige unseren<br />

Mitbruder Fortunatus am 21. November<br />

2005, heimgerufen, an dem Tage, an<br />

dem er 69 Jahre zuvor seine ersten Gelübde<br />

abgelegt hatte.


46<br />

Nachruf auf Frater Vitus Piendl<br />

„… aus der<br />

Bedrängnis in deinen<br />

Frieden“<br />

<strong>Das</strong> Schlussgebet der Totenmesse am<br />

31. Mai 2006 für Frater Vitus Piendl<br />

lautete: „Barmherziger Gott, wir haben<br />

das Gedächtnis des Todes und der Auferstehung<br />

Christi gefeiert für unseren Mitbruder<br />

Vitus. Führe ihn vom Tod zum<br />

Leben, aus dem Dunkel in das Licht, aus<br />

der Bedrängnis in deinen Frieden.“ Diese<br />

Gebetsworte bringen deutlich die Sehnsucht<br />

von Frater Vitus zum Ausdruck, der<br />

sein Leben hin auf die Auferstehung der<br />

Toten gestaltet hat.<br />

Am 3. Juli 1921 wurde den Eheleuten<br />

Johann und Maria Piendl in Allersdorf<br />

(Bistum Regensburg) das achte von 14<br />

Kindern geboren. Die frommen Bauersleute<br />

gaben ihrem Sohn den Namen Willibald.<br />

In seiner Heimatgemeinde Allersdorf bei<br />

Schierling besuchte er die Volksschule, aus<br />

der er am 24. März 1937 entlassen wurde.<br />

Danach arbeitete er auf dem elterlichen<br />

Bauernhof.<br />

Heute kaum mehr vorstellbar, sagten sechs<br />

der 14 Geschwister Ja zu ihrer Berufung<br />

zum Ordensleben. Neben Frater Vitus waren<br />

zwei Schwestern bei den Armen Franziskanerinnen<br />

von Mallersdorf, eine Schwester<br />

bei der Heimatmission in München, eine<br />

Schwester bei den Strahlfelder Dominikanerinnen<br />

und eine Schwester bei den<br />

Missionsbenediktinerinnen von Tutzing.<br />

Von einer Einberufung zum Militär blieb<br />

auch Frater Vitus nicht verschont und<br />

musste an die Front nach Rußland. Bei<br />

dem zu Ende gehenden Krieg blieb ihm<br />

eine russische Gefangenschaft erspart, weil<br />

er, mit einem Pferd und einem Kompass<br />

ausgestattet, die risikoreiche Flucht in<br />

seine niederbayerische Heimat antrat.<br />

Im Sommer 1945 arbeitete er bereits wieder<br />

auf dem elterlichen Anwesen. Die<br />

Möglichkeit, diesen Hof als Bauer zu übernehmen,<br />

schlug er aus und gestaltete sein<br />

Leben entsprechend seiner Berufung als<br />

Barmherziger Bruder. Am 29. Januar 1956<br />

trat er in Schweinspoint in den Orden der<br />

Barmherzigen Brüder ein. <strong>Das</strong> Noviziat<br />

besuchte er in Reichenbach. Im Anschluss<br />

war er wieder für wenige Jahre in<br />

Schweinspoint, bevor er nach Straubing in<br />

die Einrichtung für Menschen mit Behinderung<br />

versetzt wurde, in der er die<br />

meiste Zeit seines Ordenslebens verbrachte<br />

und hier in der Pflege auf den Wohngruppen<br />

mitarbeitete. Bei der Auflösung<br />

des Konventes in Straubing wurde er 1990<br />

nach Gremsdorf versetzt und bei der<br />

Schließung des dortigen Konventes 1992<br />

nach Reichenbach. Hier lebte er bis 2005.<br />

Als er für die Dinge des Alltags mehr Betreuung<br />

und Pflege brauchte, wurde er in<br />

das ordenseigene Altenheim in Neuburg<br />

(Donau) versetzt. Ein Krankenhausaufenthalt<br />

förderte drei Monate vor seinem Tod<br />

die Tatsache einer massiven Krebserkrankung<br />

zutage, an der Frater Vitus auch verstorben<br />

ist. Leider erforderte sein Krankheitszustand<br />

noch für wenige Tage eine<br />

Verlegung auf die Palliativstation des<br />

Regensburger Krankenhauses der Barmherzigen<br />

Brüder, wo er am Vormittag des<br />

26. Mai 2006 im Beisein von Frater Meinrad,<br />

Frater Seraphim und der Stationsleitung,<br />

Schwester Walli Meyer, verstarb.<br />

Am 31. Mai 2006 wurde er in Neuburg<br />

(Donau) bestattet.<br />

Möge unser guter Gott seinem Glauben<br />

die Erfüllung schenken, dass er aus Not<br />

und Bedrängnis in das Leben in Fülle bei<br />

Gott heimkehren konnte.<br />

frk


Am 8. November 2006 starb Frater<br />

Melchior Kracker im Alter von 88<br />

Jahren in Algasing, wo er seit 1988 lebte.<br />

Mit zunehmendem Alter wurde er gebrechlicher<br />

und konnte sich seit Jahren<br />

nur im Rollstuhl fortbewegen. Die letzten<br />

Lebensjahre verbrachte er auf der Wohngruppe<br />

Korbinian und wurde dort liebevoll<br />

und fürsorglich betreut und gepflegt.<br />

„Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du<br />

gesagt hast, in Frieden scheiden.“ Diese<br />

Stelle aus dem Lobgesang des Simeon, die<br />

auch auf dem Sterbebildchen von Frater<br />

Melchior steht, kennzeichnen die letzten<br />

Stunden seines Lebens: Frater Melchior<br />

entschlief friedlich kurz vor Mitternacht<br />

nach vielen Jahren Gebrechlichkeit und<br />

Krankheit.<br />

Unter Anteilnahme seiner Mitbrüder und<br />

von Familienangehörigen, darunter der<br />

jüngste Bruder Konrad, und der Hausgemeinschaft<br />

von Algasing wurde Frater<br />

Melchior am Samstag, 11. November 2006,<br />

auf dem dortigen Friedhof zur letzten<br />

Ruhe gebettet.<br />

Pater Leodegar Klinger, der beim Requiem<br />

mit Pater Kamillus Halbleib das heilige<br />

Messopfer darbrachte, stellte seine Predigt<br />

unter den Leitgedanken der Annahme von<br />

Bedürftigkeit, Gebrechlichkeit, Leid und<br />

Schmerz. Nach seinen Worten liegt ein tiefer<br />

Sinn darin, dass der Mensch Abschied<br />

nimmt von vielen Bindungen und frei wird<br />

für den Heimgang zum Herrn. Es bedürfe<br />

indes eines starken Glaubens, um den Sinn<br />

den Leidens und der Pflegebedürftigkeit<br />

zu bejahen und schließlich sagen zu können:<br />

Guter Gott, ich bin bereit heimzukehren.<br />

Frater Melchior Kracker und seine Zwillingsschwester<br />

wurden am 18. Juni 1918<br />

Nachruf auf Frater Melchior Kracker<br />

„Nun lässt du, Herr,<br />

deinen Knecht,<br />

wie du gesagt hast,<br />

in Frieden scheiden“<br />

in Altusried im Landkreis Kempten in der<br />

Diözese Augsburg geboren, er wurde auf<br />

den Namen Ludwig getauft, seine Schwester<br />

auf Maria Theresia (sie starb im Mai<br />

2001). Frater Melchior wuchs mit neun<br />

Geschwistern (sieben Brüder und zwei<br />

Schwestern) auf dem landwirtschaftlichen<br />

Hof der Eltern auf.<br />

Er besuchte nach der Volksschule die „Allgäuer<br />

Bauernschule Spitalhof-Kempten“,<br />

die er 1938 erfolgreich abschloss. Im November<br />

1946 trat der gelernte Melker-<br />

Gehilfe in den Orden der Barmherzigen<br />

Brüder ein. Er wurde im August 1947 eingekleidet,<br />

legte am 15. August 1948 die<br />

Einfache, am 15. August 1951 die<br />

Feierliche Profess ab, jeweils vor Provinzial<br />

Frater Theodorich Höfner.<br />

Mit Bravour bestand Frater Melchior die<br />

Krankenpflegeausbildung, die er am<br />

Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in<br />

Straubing absolvierte. „Sehr gut“ steht in<br />

seinem Prüfungszeugnis von 1954. Nach<br />

seiner Ausbildung war Frater Melchior als<br />

anerkannt tüchtiger Krankenpfleger in den<br />

Krankenhäusern Straubing (bis 1967) und<br />

Neuburg (bis 1979) tätig und leitete aufgrund<br />

seines Könnens und Geschicks in<br />

beiden Häusern Stationen.<br />

Frater Melchior war nicht nur ein guter<br />

Krankenpfleger, im Privaten war er ein<br />

„Tüftler“. Die Gemeinschaft der Barmherzigen<br />

Brüder wird Frater Melchior deshalb<br />

auch als äußerst gewitzten, einfallsreichen<br />

und geschickten Bastler in Erinnerung<br />

behalten. Bis ins hohe Alter war er allem<br />

Neuen aufgeschlossen, so eignete er sich<br />

selbst noch die Selbstheilungslehre von<br />

Qigong mittels eines Lehrbuches an.<br />

47


48<br />

Friedhöfe<br />

Die Begräbnisstätte in der Stiftung Attl<br />

Eine „Wohnung“<br />

für die Verstorbenen<br />

Andreas Lipp von der Wohnstättenverwaltung<br />

der Stiftung Attl, dessen<br />

Vater Jakob Lipp 33 Jahre landwirtschaftlicher<br />

Baumeister in Attl war, kann sich aus<br />

seinen Kindertagen noch gut an Frater<br />

Andreas Weitnauer erinnern. Frater Andreas<br />

verstarb am 21. Oktober 1962 und wurde<br />

als letzter Barmherziger Bruder auf dem<br />

Attler „Brüder- und Patientenfriedhof“<br />

bestattet, der noch heute „neuer Friedhof“<br />

heißt.<br />

Herr Lipp erzählt, dass er neben der Verwaltung<br />

für den Wohnbereich auch für<br />

den Friedhof zuständig sei. „Schließlich ist<br />

der Friedhof ja auch eine Wohnung“,<br />

meint er. Im Bereich der Einrichtung für<br />

behinderte Menschen, in der die Barmherzigen<br />

Brüder von 1873 bis 1970 tätig<br />

waren, gibt es drei Begräbnisstätten. Bis<br />

Der Granatapfel,<br />

Symbol für den Orden<br />

der Barmherzigen<br />

Brüder, ist überall auf<br />

dem Friedhof präsent.<br />

zum Jahr 1803, in dem das Benediktinerkloster<br />

durch die Säkularisation aufgehoben<br />

wurde, bestattete man die Mönche<br />

in der Klostergruft, die heute noch<br />

unter der Pfarrkirche begehbar ist. Hier<br />

wurden keine Barmherzigen Brüder beerdigt.<br />

Bis zum Jahre 1933 beerdigte man<br />

die Fratres und die behinderten Heimbewohner<br />

im Dorffriedhof entlang der<br />

Kirchenmauer. Diese Grabstätte der Barmherzigen<br />

Brüder ist heute noch gut erhalten<br />

und wurde vielen in der Stiftung Attl<br />

tätigen Brüder letzte Ruhestätte.<br />

Am 1. Dezember 1931 beschloss der Konvent,<br />

einen neuen Friedhof auf dem<br />

Einrichtungsgelände zu errichten. Schon<br />

seit längerer Zeit gab es im Friedhof an der<br />

Atteler Pfarrkirche empfindlichen Platzmangel.<br />

Darüber hinaus verwesten die<br />

Leichnahme entlang der Kirchenmauer<br />

nicht. Da der Platz der Grabstätte sehr eng<br />

bemessen war, mussten bei jeder Beerdigung<br />

die Särge ausgehoben und tiefer<br />

gelegt werden.<br />

Pater Prior Paulus Theis suchte deshalb<br />

nach einer neuen Lösung. Zuerst wollte er<br />

einen Terrassenfriedhof am Osthang des<br />

Atteler Berges anlegen. Schließlich hatte er<br />

aber doch Bedenken und wählte lieber den<br />

östlichen Teil des Obstgartens. Der Weg<br />

zum Friedhof führte früher am Gemüsegarten<br />

entlang, ist aber heute inmitten<br />

der Wohnbereiche der Behinderteneinrichtung<br />

gelegen.<br />

Durch ein Portal aus Nagelfluh, das mit<br />

dem Granatapfel geschmückt ist, führt der<br />

Weg zu einem vier Meter hohen Eichenkreuz.<br />

Dieses steht in einer nischenartigen<br />

Ausbuchtung des Friedhofsgrundes.<br />

Auf dem Sockel ist heute noch die<br />

Inschrift „Rette Deine Seele!“ zu lesen. Die<br />

Gräber der Brüder sind links und rechts vor<br />

dem Kreuz in einer Reihe errichtet. Während<br />

der letzte Barmherzige Bruder 1962<br />

hier beerdigt wurde, ist der langjährige<br />

Wohnbereichsleiter Harry Werner 2005 auf<br />

eigenen Wunsch auf der rechten Seite der<br />

Brüdergräber beigesetzt worden. Rund um<br />

die Brüdergräber reihen sich die Grabstätten<br />

der Heimbewohner. Die kleinen<br />

Eisenkreuze und die bunt bepflanzten<br />

Gräber geben dem Friedhof inmitten von<br />

altem Baumbewuchs und verschiedener<br />

Wege, die durch die Anlage führen, ein<br />

lebendiges Aussehen. Links vom Eingangsportal<br />

wurde eine Lourdesgrotte errichtet<br />

und rechts steht ein Brunnen, der zum<br />

Verweilen einlädt. In einer Kreuzrosette ist<br />

als Tag der Einweihung der 9. April 1933<br />

vermerkt.<br />

feb


Bis vor wenigen Jahren lag der Friedhof<br />

der Barmherzigen Brüder Gremsdorf<br />

noch ganz am südlichen Rand der großen<br />

Behinderteneinrichtung. Mit den Neubauten<br />

veränderte sich dann die Lage des<br />

Gottesackers radikal. Nun ist er rings umschlossen<br />

von den Wohngebäuden Hildegard<br />

von Bingen und Vinzenz von Paul im<br />

Osten, Maria im Südwesten, Theresa von<br />

Avila im Westen und Karl Borromäus im<br />

Nordwesten; er liegt also nun mittendrin –<br />

ganz zwischen den Lebenden; dort, wo er<br />

eigentlich nach alter bayerischer Tradition<br />

auch hingehört.<br />

Durch ein mannshohes Eisentor betritt<br />

man in Gremsdorf den Ordens- und Einrichtungsfriedhof,<br />

um vorbei an langen<br />

Reihen von Gräbern direkt auf die Mitte<br />

der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts<br />

errichtete Aussegnungshalle zuzuschreiten.<br />

Zwei parallele Reihen von kleinen Betonsteinen<br />

säumen rechter Hand die<br />

gleichförmig gestalteten Gräber, die unter<br />

einer weiten Grasfläche liegen. Links am<br />

Hauptweg weisen schmale Eisenkreuze auf<br />

Betonsockeln in vier Reihen auf die verstorbenen<br />

Heimbewohner hin.<br />

Links und rechts des breiten Weges laden<br />

vom Frühjahr bis in den Herbst Holzbänke<br />

im Schatten von Bäumen zum Verweilen<br />

ein; dieses friedvolle Angebot wird von<br />

den Bewohnern der Einrichtung auch<br />

gerne wahrgenommen. Übermächtig ragt<br />

ein rund drei Meter hohes Eisenkreuz in<br />

der Mitte des Friedhofes weithin sichtbar<br />

in den Himmel. Der weiße Korpus ist auf<br />

das alte barocke Amtsschloss hin ausgerichtet.<br />

Entlang der südlichen Begrenzungsmauer<br />

weisen stilisierte Keramikkreuze<br />

auf weitere Grabstätten hin. Eine<br />

Bronzetafel enthält die Namen von 29<br />

Patres und Fratres, die in Gremsdorf ihre<br />

letzte Ruhestätte gefunden haben. Auch<br />

sieben Franziskaner, die offenbar als<br />

Bewohner bzw. Patienten in Gremsdorf<br />

waren, wurden zwischen 1952 und 1973<br />

hier beerdigt.<br />

„Der Tod ist das Tor zum Leben“, so steht<br />

es im Vorraum zum Leichenhaus zu lesen.<br />

Ein buntes Mosaikrelief zeigt die Gottesmutter<br />

mit ihrem verstorbenen Sohn auf<br />

ihrem Schoß liegend. Gerade die Morgensonne<br />

lässt ihre goldenen Heiligenkronen<br />

in strahlendem Glanz erscheinen. Der in<br />

den Himmel auffahrende Heiland ist durch<br />

eine Bronzeplastik dargestellt.<br />

Weitere Grabinschriften zeugen von Namen<br />

verstorbener Ordensgeistlicher und<br />

Der Friedhof bei den<br />

Barmherzigen Brüdern Gremsdorf<br />

Der Tod ist das Tor<br />

zum Leben<br />

Ordensbrüder, die auch heutigen Bewohnern<br />

und Mitarbeitern – und auch so manchem<br />

Besucher – noch wohl bekannt sind.<br />

Die 14. Station des modern gestalteten<br />

Kreuzweges, der durch die gesamte<br />

Gremsdorfer Einrichtung führt, lässt den<br />

Besucher dann kurz verweilen. Der fränkische<br />

Künstler schuf das Symbol einer halb<br />

geöffneten Grabstelle. Und der Kreuzwegführer<br />

weist dabei auf den Psalmspruch<br />

hin: „Ich bin hingeschüttet wie<br />

Wasser. Es lösen sich meine Glieder. Mein<br />

<strong>Herz</strong> ist in meinem Leib wie Wasser zerflossen.<br />

Meine Kehle ist trocken wie eine<br />

Scherbe. Du legst mich in den Staub des<br />

Todes. Halte Dich nicht fern, Herr! Du,<br />

meine Stärke, eile mir zu Hilfe:“<br />

An schönen Tagen klingt dem lauschenden<br />

Friedhofsbesucher heitere Musik,<br />

fröhliches Gelächter, aber durchaus auch<br />

ein ratternder Rasenmäher im Ohr, ein<br />

untrügliches Zeichen für pulsierendes<br />

Leben um den stillen Gottesacker herum.<br />

Gleichsam wie eine grüne Insel ruht der<br />

Friedhof mit all seinen Thuja- und Lebensbäumen,<br />

seinem Buchs- und Efeugewächs<br />

inmitten der sonst so lebendigen<br />

Einrichtung.<br />

Johannes Salomon<br />

49


50<br />

Die Grabstätten der Barmherzigen Brüder in Straubing<br />

„Gott hat den Herrn erweckt<br />

und wird auch uns auferwecken<br />

durch seine Macht“<br />

Die Gruft in der Schutzengelkirche<br />

1702 ließ sich der Orden der Franziskaner<br />

in Straubing nieder, gerufen von den Bewohnern<br />

der Altstadt, die sich eine bessere<br />

seelsorgerische Betreuung wünschten.<br />

Der Ordensbaumeister Frater Philipp Plankh<br />

entwarf die den heiligen Schutzengeln<br />

geweihte Ordenskirche, deren Grundsteinlegung<br />

bereits am 4. Juli 1702 erfolgte. Es<br />

entstand ein außen unscheinbarer, innen<br />

aber lichter Kirchenraum, der durch die<br />

geschlossen erhaltene, frisch sanierte,<br />

frühbarocke Ausstattung – unter anderem<br />

mit raffinierten Wandelaltären – besticht.<br />

Die Ordensgruft wurde beim Bau der<br />

Kirche quer unter dem zweiten Joch des<br />

Chores bzw. unter dem Choraltar von Süd<br />

nach Nord angelegt und mit einem kurzen<br />

Westteil, in dem wohl ein Altar stand, versehen.<br />

Der Zugang erfolgt von Osten her,<br />

über eine Steintreppe aus der Sakristei. Im<br />

nördlichen Teil der mit roten Ziegeln ausgelegten<br />

und einem Kreuzgratgewölbe<br />

überzogenen Gruft befinden sich auf beiden<br />

Seiten, in drei Ebenen übereinander, je<br />

36 Loculi, also insgesamt 72 Grabnischen;<br />

im südlichen Gruftteil sind noch 22 Loculi<br />

erhalten. Die Gruft wurde von den Franziskanern<br />

bis zur Säkularisierung des<br />

Klosters im Jahre 1802 belegt. Insgesamt<br />

fanden 117 Franziskanermönche darin ihre<br />

letzte Ruhestätte, als erster der am 2. Februar<br />

1704 gestorbene Pater Justus<br />

Mösner, als letzter Pater Guarinus<br />

Weinzierl, verstorben am 20. Januar 1802.<br />

Belegungen aus franziskanischer Zeit sind<br />

heute nicht mehr sichtbar. Mit der<br />

Auflösung des Franziskanerklosters ging<br />

die Schutzengelkirche einschließlich der<br />

Gruft in den Besitz des bayerischen<br />

Staates über, der bis heute für deren Erhalt<br />

verantwortlich ist.<br />

1844 zogen die Barmherzigen Brüder in<br />

das ehemalige Franziskanerkloster ein, um<br />

sich in Straubing der Pflege kranker<br />

Männer zu widmen (1748 hatte der Orden<br />

der Elisabethinen bereits ein Frauenkrankenhaus<br />

begründet). Die Brüder übernahmen<br />

nicht nur die Klostergebäude, sondern<br />

weihten ihren Konvent ebenfalls den<br />

heiligen Schutzengeln und setzten die<br />

Grablege in der Gruft fort: Als erster<br />

Ordensangehöriger wurde der am 29.<br />

Dezember 1849 verstorbene Frater Gabriel<br />

Diebold beigesetzt. An die bis 1899 verstorbenen<br />

und in der Gruft bestatteten 21<br />

Brüder, deren Grabnischen aber im Lauf<br />

der Jahrzehnte wieder belegt wurden, erinnert<br />

in der westlichen Ausbuchtung eine<br />

Gedenktafel: „R.I.P. Gebetsandenken aller<br />

Mitbrüder welche seit Errichtung des<br />

Conventes zu den hl. Schutzengeln in dieser<br />

Gruft ruhen“. Auch drei weltliche<br />

Priester und ein Laie, Georgius Zistler, ein<br />

„Wohltäter des Hauses“, sind hier verzeichnet.<br />

Eine weitere Tafel führt alle 23<br />

Mönche auf, die seit der Gründung des<br />

Klosters bis 1956 als Prior wirkten - an<br />

ihrer Spitze „Magnabonus Markmiller“<br />

(sic!), der „Gründer des Klosters“.<br />

In der Gruft sind 82 Grabnischen von<br />

Barmherzigen Brüdern belegt, in acht<br />

Loculi ruhen Angehörige anderer Orden,<br />

weltliche Priester und „Wohltäter des<br />

Hauses“. Zu Grabe getragen wurden hier<br />

sowohl die Barmherzigen Brüder, die im<br />

Krankenhaus tätig waren, als auch die<br />

Mönche, die in der 1884 gegründeten<br />

Einrichtung für Menschen mit Behinderung<br />

arbeiteten und wohnten. Auf den steinernen<br />

Tafeln, die die Nischen verschließen,<br />

stehen unter einem schlichten Kreuzzeichen<br />

in schwarzer, gelegentlich vergoldeter<br />

Schrift zumeist nur der Name, die<br />

Ordenszugehörigkeit („Ord. S. J. d. Deo“<br />

oder „Ord. Hosp.“), das Geburts-, Profess-


und Sterbedatum. Vereinzelt weisen die<br />

Inschriften auch auf die Priesterweihe, auf<br />

Professjubiläen, Funktionen oder besondere<br />

Leistungen hin, deuten das Lebensschicksal<br />

des Verstorbenen an. So legte der<br />

Novize Emeram Heiss, geboren am 7. Mai<br />

1921, noch auf dem Sterbebett, am 10. Mai<br />

1940, seine Profess ab. Frater Ignatius<br />

Kiermeier starb am 10. Februar 1916 im<br />

22. Lebensjahr „als Opfer der Nächstenliebe<br />

im Lazarettdienst des Krieges“. Über ein<br />

erfülltes Ordensleben berichtet folgende<br />

Inschrift: „A. R. P. Magnobonus Reiser,<br />

O.S.J.d.D. General-definitor u. Generalsekretär<br />

des Ordens der Barmh. Brüder, geb.<br />

den 9. Juni 1874 zu Pöttmes, Profess am<br />

2. Febr. 1898 zu Neuburg a./D., Priesterweihe<br />

d. 4. April 1898 zu Rom, gest. am<br />

19. Dezember 1918 im Kloster d. Barmherzigen<br />

Brüder St. Angelus zu Straubing.<br />

R.I.P.“ Auf der Grabplatte für Frater Alois<br />

Eckl, verstorben am 10. Mai 1876 nach 22<br />

Jahren Ordenszugehörigkeit, steht der für<br />

alle in der Gruft gültige Spruch aus dem<br />

ersten Korintherbrief (1 Kor 6,14): „Gott hat<br />

den Herrn auferweckt und wird auch uns<br />

auferwecken durch seine Macht.“<br />

Unter den Barmherzigen Brüdern wurde<br />

die Gruft baulich leicht verändert. So schuf<br />

man einen zweiten Treppenzugang aus<br />

dem Kreuzgarten, dem wohl sechs Grabnischen<br />

des südlichen Gruftganges weichen<br />

mussten. Im Zuge der weiteren Sanierung<br />

der ehemaligen Klostergebäude,<br />

in denen nun die Volkshochschule und das<br />

Kompetenzzentrum für Nachwachsende<br />

Rohstoffe untergebracht sind, soll dieser<br />

Eingang aber wieder geschlossen werden.<br />

Im westlichen Gruftteil entstanden elf<br />

neue, aus Beton gegossene Loculi, die<br />

aber nicht mehr verwendet wurden. Mit<br />

dem Rückzug aus der Krankenpflege und -<br />

damit verbunden - aus dem Kloster an der<br />

Schulstraße im Jahr 1974 gaben die Barmherzigen<br />

Brüder auch die Belegung der<br />

Gruft auf, sie verfügen aber weiterhin über<br />

das Nutzungsrecht. Als letzter wurde in<br />

der Gruft „R. Fr. Kunibert Preschl Ord.<br />

Hosp.“ vom Haus „Straubing II“, also der<br />

Behinderteneinrichtung, bestattet; er war<br />

am 29. November 1973 verstorben. Für<br />

den Konvent, der seit 1893 an der Äußeren<br />

Passauer Straße zu Hause war und in<br />

Straubing verblieb, wurde im Friedhof St.<br />

Michael eine neue Grabstelle erworben.<br />

<strong>Das</strong> Gräberfeld im Friedhof<br />

St. Michael/Waldfriedhof<br />

Straubing hat zwei bedeutende Friedhofsanlagen:<br />

den „Kirchhof“ von St. Peter in<br />

der Altstadt, der vermutlich bereits in<br />

frühbairischer Zeit existierte und auch<br />

nach Gründung der Neustadt 1218 und<br />

der Erhebung der Kirche St. Jakob zur<br />

Pfarrei 1581 der offizielle Bürger- und<br />

Pfarrfriedhof Straubings blieb, und den<br />

Friedhof „bei Sand Michel“, wohin man<br />

die armen Toten, die Dienstboten, Taglöhner<br />

und Soldaten verbannte. Ursprung<br />

dieses Michaelsfriedhofes ist eine Kirche<br />

St. Michael, die 1375 erstmals urkundlich<br />

erwähnt und am 18. April 1945 beim<br />

schwersten Luftangriff auf Straubing zerstört<br />

wurde. Am 1. November 1879 wurde<br />

der Petersfriedhof aus hygienischen Gründen<br />

geschlossen und der Armenfriedhof<br />

St. Michael zum neuen „Zentralfriedhof“<br />

Straubings erklärt. 1894 wurde der<br />

Friedhof fast um das Doppelte nach Osten<br />

erweitert und ein Leichenhaus im neoromanischen<br />

Stil errichtet. Auf diesem<br />

Friedhofsteil unterhalten die Barmherzigen<br />

Brüder, die 1893 an der Äußeren<br />

Passauer Straße eine neue „Anstalt für<br />

männliche Cretinen“ errichteten, ein<br />

Gräberfeld für die „Pfleglinge“.<br />

Als nächste Erweiterung wurde am 9. Mai<br />

1920 der „Neue Friedhof St. Michael“ eingeweiht,<br />

für den sich aber im Lauf der<br />

Jahre wegen der vielen Bäume dort der<br />

Name „Waldfriedhof“ einbürgerte. Hier<br />

erwarben die Dillinger Franziskanerinnen,<br />

die 1906 die Betreuung der Pensionäre<br />

und Haushaltungsschülerinnen im Marienheim<br />

antraten, und der ihnen angeschlossene<br />

„Dritte Orden“ Grabstätten. 1973<br />

übernahm der Orden der Barmherzigen<br />

Brüder einen Teilbereich davon und wies<br />

ihn als neue Grabstelle für die in der<br />

Behinderteneinrichtung tätigen Brüder aus<br />

(Friedhofsfeld C 3, Nr. 1398-1412). Als<br />

erster Ordensangehöriger fand Frater<br />

Fridolin Bösl, der am 7. September 1976<br />

gestorben war, hier seine letzte Ruhestätte.<br />

1987 wurden vom Orden weitere<br />

Gräber des Dritten Ordens abgelöst (Nr.<br />

1380-1397). Bis zur Schließung des Konvents<br />

und dem Rückzug der Ordensmänner<br />

aus Straubing im Jahr 1990 wurden<br />

elf Brüder und ein Ehrenmitglied des<br />

Ordens, der Priester Hermann Josef Bühl,<br />

beerdigt. „Hier ruht in Gott R. Fr. Sebastian<br />

Durner“: Er ist der letzte Barmherzige<br />

Bruder, der in Straubing begraben wurde;<br />

er starb 85-jährig am 11. März 1988, 55<br />

Jahre nach seiner Profess.<br />

Im Jahr 2006 reduzierte der Orden das<br />

Gräberfeld, das jetzt noch die Grabnummern<br />

Nr. 1400 - 1412 im Bereich C 3 umfasst.<br />

<strong>Das</strong> granitene Gedenkkreuz des<br />

„Dritten Ordens“ wurde erhalten und verkündet<br />

nun eindrucksvoll in der Mitte der<br />

zwölf schlichten grauen Grabsteine, die<br />

mit bronzenen Kreuzen oder Madonnen<br />

geschmückt sind: „Ich bin die Auferstehung<br />

und das Leben“.<br />

Dr. Dorit-Maria Krenn<br />

51


Feste und Gedenktage<br />

im Jahr 2007<br />

2. Februar<br />

Tag des geweihten Lebens<br />

11. Februar<br />

Welttag der Kranken<br />

8. März<br />

Hochfest des heiligen Johannes von Gott<br />

(1495 – 1550), Ordensgründer der<br />

Barmherzigen Brüder<br />

24. April<br />

Gedenktag des heiligen Benedikt Menni<br />

(1841 – 1914), Barmherziger Bruder,<br />

Priester, Ordensgründer der Hospitalschwestern<br />

vom Heiligsten <strong>Herz</strong>en Jesu<br />

26. April<br />

Gedenktag Maria vom guten Rat<br />

29. April<br />

Weltgebetstag für geistliche Berufe – „Du<br />

aber wähle das Leben“<br />

4. Mai<br />

Gedenktag des heiligen Richard Pampuri<br />

(1897 – 1930), Barmherziger Bruder und<br />

Arzt<br />

10. Mai<br />

Gedenktag des heiligen Johannes von<br />

Avila (1499 – 1569), Priester und<br />

„Seelenführer“ des heiligen Johannes von<br />

Gott<br />

Vor 100 Jahren, am 15. September 1907,<br />

wurde die Gremsdorfer Klosterkirche geweiht.<br />

Vor 75 Jahren, am 14. März 1932, wurde<br />

in Regensburg eine Krankenpflegeschule<br />

eröffnet.<br />

Vor 50 Jahren, am 10. Januar 1957, wurde<br />

in Kobe-Suma ein Kneipp-Ambulatorium<br />

eröffnet.<br />

3. Juni<br />

Gedenktag des heiligen Johannes Grande<br />

(1546 – 1600), Barmherziger Bruder<br />

10. Juni<br />

Todestag von Frater Eustachius Kugler<br />

(1867 – 1946), heiligmäßiger Provinzial<br />

der Barmherzigen Brüder in Bayern<br />

30. Juli<br />

Gedenktag für die 71 seligen spanischen<br />

Märtyrer aus dem Orden der Barmherzigen<br />

Brüder, die 1936 im spanischen<br />

Bürgerkrieg umgebracht wurden<br />

28. August<br />

Fest des heiligen Augustinus, nach dessen<br />

Ordensregel die Barmherzigen Brüder<br />

leben<br />

24. Oktober<br />

Fest des heiligen Erzengels Raphael<br />

4. November<br />

Fest des heiligen Karl Borromäus, Patron<br />

der Bayerischen Ordensprovinz<br />

17. November<br />

Hochfest Maria Patronin des Hospitalordens<br />

28. November<br />

Gedenktag der Übertragung der Reliquien<br />

des heiligen Johannes von Gott<br />

Vor 50 Jahren, am 18. August 1957, wurde<br />

die neue Krankenhauskirche in München<br />

eingeweiht.<br />

Vor 25 Jahren, am 4. März 1982, wurden<br />

die sterblichen Überreste von Frater<br />

Eustachius Kugler in die nach ihm<br />

benannte Kapelle im Regensburger<br />

Krankenhaus der Barmherzigen Brüder<br />

umgebettet.<br />

Vor 10 Jahren begann die Mitarbeit der<br />

Barmherzigen Brüder bei der Münchner<br />

Straßenambulanz.<br />

Eine Stiftung<br />

für mehr<br />

Barmherzigkeit<br />

Im Stiftungszentrum der Barmherzigen<br />

Brüder können Sie Ihre eigene Stiftung<br />

bereits mit einem Grundstockvermögen<br />

von 5.000 Euro gründen. Schon bei<br />

diesem vergleichsweise geringen Stiftungsvermögen<br />

übernimmt das Stiftungszentrum<br />

kostenlos die Gründung und<br />

kümmert sich um die steuerliche Anerkennung.<br />

Die Gründung Ihrer Stiftung<br />

geht schnell und einfach. Verglichen<br />

mit einer Spende bietet Ihnen eine eigene<br />

Stiftung zahlreiche steuerliche Vorteile.<br />

Als Stifter legen Sie fest, welche<br />

Menschen Sie unterstützen wollen.<br />

Derzeit werden unter dem Dach des Stiftungszentrums<br />

der Barmherzigen Brüder<br />

bereits neun Stiftungen verwaltet.<br />

Nähere Informationen finden Sie<br />

im Internet unter<br />

www.stiftungszentrum.de/barmherzige<br />

oder bekommen Sie unter<br />

Telefon (0 89) 7 44 20 02 92.

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