Das Herz befehle!
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Barmherzige Brüder<br />
Jahresrückblick<br />
www.barmherzige.de<br />
Zeitschrift der Barmherzigen<br />
Brüder in Bayern<br />
2006
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
für uns Barmherzige Brüder in Bayern<br />
geht ein ereignisreiches Jahr zu Ende.<br />
Unter anderem haben wir 2006 den<br />
60. Todestag von Frater Eustachius Kugler<br />
begangen, auf dessen Seligsprechung wir<br />
begründet hoffen dürfen. Aus diesem<br />
Anlass wurde mit vielen Veranstaltungen<br />
in allen Einrichtungen der Ordensprovinz<br />
über das ganze Jahr hinweg an den<br />
Diener Gottes erinnert. Als Ordensleute<br />
freut es uns, dass auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am<br />
Leben von Frater Eustachius Orientierung finden.<br />
Ein weiteres wichtiges Ereignis im zu Ende gehenden Jahr war<br />
das Generalkapitel im Oktober in Rom. Frater Donatus Forkan<br />
leitet nun als neuer Generalprior die Geschicke des Ordens weltweit,<br />
und ihm zur Seite steht auch Frater Rudolf Knopp als<br />
Erster Generalrat. Wir bayerischen Brüder verabschieden Frater<br />
Rudolf mit einem herzlichen „Vergelt’s Gott“ für seine fünfeinhalb<br />
Jahre Dienst als Provinzial und wünschen ihm Gottes<br />
Segen für seine neue Aufgabe in Rom.<br />
Zum Jahreswechsel blicken wir nicht nur zurück, sondern auch<br />
nach vorne. Was wird uns das neue Jahr bringen? Die bayerische<br />
Provinz wird im Mai gemeinsam mit den Brüdern der rheinischen<br />
Generaldelgatur das Provinzkapitel feiern – so findet das<br />
Zusammenwachsen der beiden Ordensteile seinen Ausdruck.<br />
Beim Kapitel geht es nicht nur um Struktur- und Personalentscheidungen,<br />
sondern auch darum, die Rolle des Ordens und der<br />
Brüder in den Einrichtungen angesichts eines schwierigen<br />
Umfelds zu bestimmen.<br />
Bei aller Geschäftigkeit und Terminflut wollen wir als Barmherzige<br />
Brüder darauf achten, uns vor allem an den „Terminen“ des<br />
kirchlichen Jahreskreises zu orientieren und an den Bedürfnissen<br />
der Menschen, die in unseren Einrichtungen Hilfe suchen. Da<br />
kann uns Frater Eustachius Kugler mit seiner Gottverbundenheit<br />
auf der einen und seiner Bodenständigkeit auf der anderen Seite<br />
wirklich Vorbild sein.<br />
Für das Weihnachtsfest und das neue Jahr 2007 wünsche ich<br />
auch Ihnen Zeiten der Besinnung auf die geistliche Mitte Ihres<br />
Lebens. Gottes Segen auf all Ihren Wegen und herzlichen Dank<br />
für das Interesse am Orden der Barmherzigen Brüder!<br />
Ihr<br />
Frater Benedikt Hau<br />
Provinzvikar<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Chronik der Bayerischen Ordensprovinz 3<br />
Leitartikel<br />
Kardinal Wetter über Johannes von Gott 10<br />
Der bayerische Klosterfrühling 12<br />
Ordensfeste<br />
40-jähriges Professjubiläum von Frater Donatus 16<br />
25-jähriges Professjubiläum von Frater Ludwig 16<br />
Einfache Profess von Frater Albert 17<br />
Einkleidung von Frater Magnus 17<br />
40-jähriges Professjubiläum<br />
von Frater Franziskus und Frater Christoph 18<br />
40-jähriges Professjubiläum von Frater Bernhard 18<br />
25-jähriges Professjubiläum von Frater Rudolf 19<br />
Aus der bayerischen Ordensprovinz<br />
Provinzversammlung 20<br />
60. Todestag von Frater Eustachius Kugler 22<br />
Begegnungstag mit Angehörigen 23<br />
Barmherzige Brüder beim Katholikentag 24<br />
Kelch und Hostienschale für Hospizkapelle 25<br />
Klosternächte und Projekttage 26<br />
Ordensobernvereinigungen schließen sich zusammen 27<br />
Barmherzige Brüder weltweit<br />
Neue Generalleitung 28<br />
Generalprior Frater Donatus Forkan 29<br />
Regionalkonferenzen in Korea und Polen 30<br />
Provinzial zu Besuchen in Japan 31<br />
Spurensuche: Vor 50 Jahren verließen<br />
die Barmherzigen Brüder Zizers und Schaan 32<br />
Gespräch mit Frater Pascal aus Togo 35<br />
Besinnungstage/Exerzitien/Werkwoche<br />
Elemente dominikanischer Spiritualität 36<br />
„Ecclesia in Europa“ 37<br />
Vorschau 2007 38<br />
Exerzitien 2006 39<br />
Verantwortung für die Schöpfung 40<br />
Werkwoche der Scholastiker in Polen 42<br />
Verstorbene Brüder<br />
Frater Fortunatus Thanhäuser 44<br />
Frater Vitus Piendl 46<br />
Frater Melchior Kracker 47<br />
Friedhöfe<br />
Stiftung Attl 48<br />
Gremsdorf 49<br />
Straubing 50<br />
Impressum 34<br />
Titelbild: Frater Donatus Forkan (rechts), der neue Generalprior<br />
der Barmherzigen Brüder, begegnet Papst Benedikt XVI.
• Gremsdorf<br />
Reichenbach •<br />
Regensburg •<br />
• Neuburg<br />
München •<br />
• Bad Wörishofen<br />
November 2005<br />
• Algasing<br />
• Straubing<br />
• Kostenz<br />
Am Fest des heiligen Martin wurde in der<br />
Fachhochschule Regensburg erstmals der<br />
Förderpreis der Barmherzigen Brüder verliehen.<br />
Damit will die Bayerische Ordensprovinz<br />
die Weiterentwicklung der sozialen<br />
Arbeit fördern. Nicht zuletzt profitieren die<br />
eigenen Einrichtungen durch die Ergebnisse<br />
der Diplomarbeiten bzw. haben die<br />
Möglichkeit, Themen für Diplomarbeiten<br />
anzubieten.<br />
Am 21. November 2005 ist Frater Fortunatus<br />
Thanhäuser im Alter von 87<br />
Jahren in Kattappana/Indien gestorben.<br />
Generalprior Pater Pascual Piles würdigte<br />
den Verstorbenen als „ein großes Beispiel<br />
als Ordensmann und als Barmherziger<br />
Bruder, der sich auf innige Weise mit<br />
Johannes von Gott identifizierte. Was uns<br />
alle immer wieder tief beeindruckte, war<br />
seine spontane Nähe zu den Armen, sein<br />
natürliches und schlichtes Auftreten, seine<br />
große Sensibilität für alle Arten von Nöten<br />
und sein intensives Gebetsleben.“ (siehe<br />
Beitrag auf Seite 44)<br />
Dezember 2005<br />
Am 3. Dezember feierte Frater Ludwig sein<br />
25-jähriges Professjubiläum in der Reichenbacher<br />
Klosterkirche. Ein Blitz-Eis in<br />
den frühen Morgenstunden hinderte mehrere<br />
Gäste bei der Anreise. Die, die sich<br />
mutig trotz Glatteis auf den Weg gemacht<br />
hatten, konnten einen festlichen Gottesdienst<br />
mit dem Jubilar feiern und ihn beim<br />
anschließenden Mittagessen hochleben<br />
lassen.<br />
Zum Dezember gehört auch der traditionelle<br />
Besuch bei den Barmherzigen<br />
Schwestern im Altenheim in Berg am Laim<br />
(München). Sie hatten über 60 Jahre die<br />
Notizen von Provinzial Frater Rudolf Knopp,<br />
der im Oktober zum Generalrat gewählt wurde<br />
Kobe •<br />
Chronik<br />
der Bayerischen<br />
Ordensprovinz<br />
Geschichte unseres Regensburger Krankenhauses<br />
mit geprägt und verbringen nun im<br />
Schwestern-Altenheim ihren Ruhestand. Es<br />
ist immer wieder schön zu erleben, wie<br />
lebendig die Erinnerung an Regensburg bei<br />
den Schwestern geblieben ist.<br />
Am 9. Dezember fand in Rom eine Besprechung<br />
unter dem Vorsitz von Pater General<br />
mit dem Delegatur-Rat des Rheinischen<br />
Ordensteiles und dem Provinzial der<br />
Bayerischen Ordensprovinz statt. Pater General<br />
konkretisierte seinen Wunsch, dass<br />
sich beide deutschen Ordensteile zu einer<br />
Provinz vereinen. Bei dieser Besprechung<br />
November 2005<br />
bis November 2006<br />
wurde ein Zeitplan entwickelt, so dass<br />
2007 nur ein Kapitel der beiden Ordensteile<br />
stattfinden soll. Die Provinzversammlung<br />
2006 soll für beide Ordensteile<br />
gemeinsam in Kostenz sein.<br />
Am 12. Dezember wurde Frater Vitus aus<br />
Reichenbach in unser Altenheim nach<br />
Neuburg versetzt. Er hat dort im Altenheim<br />
ein Zimmer bezogen und kann hier<br />
entsprechend seiner gesundheitlichen<br />
Stabilität Pflege und Begleitung erfahren<br />
und, soweit er dazu noch in der Lage ist,<br />
auch selbständig an den liturgischen<br />
Feiern im Konvent teilnehmen.<br />
November: Die Johann-von-Gott-Schwestern betrauern den Tod ihres Gründers Frater<br />
Fortunatus Thanhäuser.<br />
3
4<br />
Frater Rudolf und die beiden Definitoren<br />
Frater Benedikt und Frater Eduard nahmen<br />
an den verschiedenen Adventsfeiern<br />
in den Einrichtungen teil und zeichneten<br />
langjährige Mitarbeiter mit dem silberneren<br />
bzw. goldenen Granatapfel aus. Die<br />
Ehrungen in den Einrichtungen Reichenbach,<br />
München und Algasing fanden bereits<br />
zu einem früheren Zeitpunkt statt.<br />
Am 23. Dezember brachte Herr Larasser-<br />
Bergmeister zur großen Freude des Provinzials<br />
den neuen Kelch vorbei, der für die<br />
Februar: Die Teilnehmer der Asiatischen<br />
Regionalkonferenz besuchten auch eine<br />
buddhistische Klosteranlage.<br />
Januar: Frater Albert Nawatzky (1. Reihe, 3. von rechts) und Mitbrüder bei der Professfeier<br />
am 6. Januar<br />
Kapelle im Johannes-Hospiz geschaffen<br />
wurde. Die roten Glaskugeln im Schaft<br />
erinnern an den Granatapfel mit seinen<br />
leuchtenden Früchten (siehe Artikel Seite<br />
25).<br />
Januar 2006<br />
<strong>Das</strong> Jahr 2006 begann für die Bayerische<br />
Ordensprovinz mit zwei erfreulichen Terminen.<br />
Am 6. Februar legte Frater Albert<br />
Nawatzky in der Krankenhauskirche St.<br />
Pius seine erste Profess ab. Er gehört nun<br />
dem Konvent Regensburg an und wird ab<br />
Herbst eine Ausbildung als Altenpfleger<br />
beginnen (siehe Beitrag auf Seite 17).<br />
Am 18. Januar wurde ebenfalls in der<br />
Krankenhauskirche St. Pius in Regensburg<br />
Nikolaus Morhardt eingekleidet und hat<br />
dabei den Ordensnamen Frater Magnus<br />
bekommen. Am darauf folgenden Tag ist<br />
er nach Graz/Eggenberg in das Noviziat<br />
umgezogen (siehe Seite 17).<br />
Frater Malchus Schmid konnte im Konvent<br />
Neuburg am 7. Januar seinen 75. Geburtstag<br />
feiern. Aus diesem Anlass waren<br />
auch einige Familienangehörige nach<br />
Neuburg gekommen, um in der Konventgemeinschaft<br />
mit dem Provinzial den<br />
Jubilar hochleben zu lassen.<br />
Am 10. Januar fand in Regensburg die erste<br />
gemeinsame Definitoriumssitzung der<br />
Rheinischen Generaldelegatur und der<br />
Bayerischen Ordensprovinz statt. Dabei<br />
wurde unter anderem vereinbart, dass die<br />
Provinzversammlung 2006 gemeinsam<br />
stattfinden wird und weitere Termine zur<br />
Konkretisierung des Verschmelzungsprozesses<br />
der beiden Ordensteile vereinbart.<br />
Am 16. und 17. Januar wurden erste Gespräche<br />
vor Ort in Falkenstein/Taunus und<br />
Frankfurt geführt.<br />
Am 13. Januar fand das Fachgespräch Ordenswerke<br />
der Deutschen Bischofkonferenz<br />
statt. Dies war eine Nachfolgeveranstaltung<br />
des Studientages der Deutschen<br />
Bischofskonferenz zum Thema Ordensleben.<br />
Der Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz<br />
hat bei diesem Fachgespräch<br />
ein Kurzreferat mit dem Thema „Der<br />
Beitrag der Orden zur kulturellen Diakonie<br />
der Kirche am Bespiel eines Ordenskrankenhauses“<br />
gehalten. Die Ergebnisse<br />
der insgesamt fünf Fachgespräche werden
April: Die Regionalkonferenz Europa wurde<br />
mit einer Wallfahrt zur „Schwarzen<br />
Madonna“ in Tschenstochau eingeleitet.<br />
in einer Tagung im Frühjahr 2007 ausgewertet.<br />
Anschließend werden Handlungslinien<br />
für die Zusammenarbeit zwischen<br />
Orden und der Deutschen Bischofskonferenz<br />
erarbeitet.<br />
Februar 2006<br />
Am 3. Februar fand in Bonn die offizielle<br />
Eröffnung des Hauses der Orden statt. In<br />
Betrieb ist dieses Haus bereits seit Sommer<br />
des vergangenen Jahres und es ist der erste,<br />
nach außen hin sichtbare, Schritt der Vereinigung<br />
der drei Ordensverbände in<br />
Deutschland, die im Sommer 2006 stattfinden<br />
wird. Es ist die Zentrale aller von den<br />
Ordensverbänden gemeinsam getragenen<br />
Institutionen (siehe Beitrag auf Seite 27).<br />
Vom 6. bis 8. Februar fand eine Sitzung<br />
der Interprovinziellen Kommission zur<br />
Animation der Provinzen Mitteleuropas in<br />
München statt. Als besondere Themen<br />
waren die Asiatische sowie auch die<br />
Europäische Regionalkonferenz und die<br />
Vorbereitung des Generalkapitels 2006 in<br />
Rom auf der Tagesordnung. Die Sitzung<br />
der Interprovinziellen Kommission schloss<br />
mit einem festlichen Gottesdienst und<br />
Mittagessen anlässlich des 65. Geburtstages<br />
von Pater Generalökonom Frater<br />
Emerich Steigerwald, zu dem, neben den<br />
Mitgliedern der Interprovinziellen Kommission,<br />
auch die Mitbrüder der Bayerischen<br />
Ordensprovinz geladen waren. Mit<br />
dieser Feier wurde Frater Emerich auch für<br />
seine jahrzehntelange Arbeit in Rom gedankt.<br />
Vom 12. bis 18. Februar besuchte der bayerische<br />
Provinzial die Japanische Provinzdelegatur,<br />
um im Rahmen einer Delegaturversammlung<br />
die Generalvisitation von<br />
2005 nachzuarbeiten (siehe Bericht auf<br />
Seite 31).<br />
Vom 25. bis 26. Februar fand in Gwangju<br />
die Asiatische Regionalkonferenz des<br />
Ordens statt. Zentrale Themen waren das<br />
Wirken des Ordens in einem multireligiösem<br />
Umfeld, die speziellen Anliegen der<br />
asiatischen Region für das Jahr 2006 sowie<br />
die Zusammenarbeit von Mitarbeitern<br />
und Mitbrüdern. Ein zentrales Thema war<br />
die zukünftige Rolle der Brüder in einer<br />
sich stark verändernden Wirklichkeit der<br />
Einrichtungen und des Ordensleben (siehe<br />
Beitrag auf Seite 30).<br />
März 2006<br />
Am 3. März wurden in München bei einer<br />
Besprechung zwischen dem rheinischen<br />
Generaldelegaten und dem bayerischen<br />
Provinzial, die von Fachleuten unterstützt<br />
wurden, ordensrechtliche, kirchenrechtliche<br />
und steuerrechtliche Aspekte einer<br />
gemeinsamen Zukunft der beiden Ordensteile<br />
erörtert.<br />
<strong>Das</strong> Hochfest des heiligen Johannes von<br />
Gott am 8. März war wiederum ein Höhepunkt<br />
im liturgischen Festkalender der<br />
Brüder.<br />
Vom 12. bis 14. März fand in Kostenz die<br />
zweite Provinzversammlung in diesem<br />
Triennium statt. An ihr nahmen auch die<br />
Mitglieder der Zentralkommission teil<br />
(siehe Artikel Seite 20). Sie war auch ein<br />
wichtiger Markstein im Prozess der Einswerdung<br />
der beiden deutschen Ordensteile.<br />
Vom 16. bis 18. März besuchte der Provinzial<br />
das Interprovinzielle Noviziat in<br />
Graz-Eggenberg. In einer Gesprächsrunde<br />
wurde ansatzweise das Referat zur Zukunft<br />
des Gemeinschaftslebens, das bei der<br />
Provinzversammlung gehalten wurde, mit<br />
den Novizen diskutiert.<br />
Die Ausbildungsphasen der Barmherzigen<br />
Brüder spielen eine wichtige Rolle im<br />
Leben des Ordens, deshalb trafen sich auch<br />
die Magister der mitteleuropäischen Provinzen<br />
am 20. März 2006 in Frankfurt zu<br />
einem Erfahrungsaustausch.<br />
Am 26. März feierte Frater Wilhelm seinen<br />
80. Geburtstag in Neuburg. Leider lässt<br />
sein Gesundheitszustand ein Fest im Kreis<br />
der Mitbrüder nicht mehr zu.<br />
Die Europäische Regionalkonferenz wurde<br />
von Frater Rudolf zu einem Besuch der polnischen<br />
Ordensprovinz vom 30. März bis<br />
1. April genutzt.<br />
April 2006<br />
Der Polenreise schloss sich die Europäische<br />
Regionalversammlung vom 2. bis 8. April<br />
an. An ihr nahmen neben dem Provinzial<br />
Frater Richard Binder, der Verwaltungsdirektor<br />
der Bayerischen Ordensprovinz<br />
Bernd Peter und der Gesamtleiter von<br />
Gremsdorf Günther Allinger teil (siehe<br />
Artikel auf Seite 30).<br />
5
6<br />
Juni: Bei der Feier zum 60. Todestag von Frater Eustachius Kugler:<br />
Krankenhaussprecher Peter Lenz im Gespräch mit Frater Silvester<br />
Ganghofer<br />
Mai 2006<br />
Am 1. Mai konnte Frater Franziskus Oka,<br />
der Provinzdelegat in Japan, sein 40-jähriges<br />
Professjubiläum im Konvent Kobe-<br />
Suma feiern. Frater Christoph Meißner, der<br />
Subprior unseres Münchner Konventes<br />
hatte am 12. Mai den Jahrtag seines 40jährigen<br />
Professjubiläums, jedoch wurde<br />
das Fest im Kreise des Münchner Konventes<br />
bereits am 6. Mai gefeiert (siehe Beitrag<br />
auf Seite 18).<br />
Bei der Provinzversammlung kam die Anregung,<br />
konventübergreifend nicht nur Besinnungstage<br />
anzubieten, sondern auch kulturelle<br />
Veranstaltungen, die das brüderliche<br />
Miteinander fördern. Diese Anregung aufgreifend<br />
waren die Mitbrüder am 17. Mai<br />
zu einer Aufführung der<br />
Mai: Begegnungstag<br />
in Gremsdorf<br />
Rockoper „Jesus Christ Superstar“ in das<br />
Velodrom nach Regensburg eingeladen.<br />
Dieser Einladung waren nicht nur, wie zu<br />
erwarten gewesen wäre, vor allem die jüngeren<br />
Mitbrüder gefolgt, sondern auch die<br />
reiferen Alters interessierten sich für dieses<br />
Bühnenstück.<br />
Am 20. Mai fand wieder ein Familien- und<br />
Begegnungstag der bayerischen Barmherzigen<br />
Brüder in Gremsdorf statt. Dieser<br />
war mit sehr viel Liebe von Frater Eduard,<br />
Herrn Allinger, dem Gesamtleiter von<br />
Gremsdorf, und seinen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern vorbereitet worden. Es<br />
war ein echter fränkischer Wohlfühltag für<br />
die Brüder, ihre Angehörigen, Freunde und<br />
Bekannten (siehe Artikel Seite 23).<br />
Auf dem Weg zur Vereinigung der beiden<br />
deutschen Ordensteile der Rheinischen<br />
Generaldelegatur und der BayerischenOrdens-<br />
provinz fand zur Klärung weiterer Details<br />
eine gemeinsame Definitoriumssitzung am<br />
21. und 22. Mai 2006 in Frankfurt statt.<br />
Diese Sitzung nutzten die bayerischen<br />
Definitoren auch zum Kennenlernen des<br />
Altenheimes Sankt Raphael in Falkenstein<br />
und zur In-Augenschein-Nahme des<br />
Grundstückes in Königstein, auf dem im<br />
Jahr 2007 ein Ersatzneubau entstehen<br />
soll.<br />
Vom 27. bis 30. Mai war Frater Rudolf mit<br />
22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in<br />
Granada unterwegs, um sich auf die Spurensuche<br />
des heiligen Johannes von Gott<br />
zu begeben und so den Mitarbeitern auch<br />
eine höhere Identifikation mit den Ordensidealen<br />
zu ermöglichen.<br />
Am 26. Mai verstarb Frater Vitus Piendl in<br />
unserem Regensburger Krankenhaus. Seine<br />
letzte Ruhestätte<br />
fand er
am 31. Mai auf dem städtischen Friedhof<br />
in Neuburg (siehe Beitrag auf Seite 46).<br />
Juni 2006<br />
Am 2. Juni gedachten die Mitbrüder der<br />
Provinz des 10. Jahrtages der Heiligsprechung<br />
unseres Mitbruders Johannes Grande.<br />
Am 3. und 4. Juni trafen sich erstmals die<br />
Mitbrüder der beiden deutschen Ordensteile<br />
unter 50 Jahre, um für das Provinzkapitel<br />
2007 ein Thesenpapier „Vom<br />
Träger zum Gestalter“ zu entwickeln.<br />
Weitere Treffen sind geplant, bevor dieses<br />
Papier in den Konventen zu einer ersten<br />
Stellungnahme vorliegt. Beim Provinzkapitel<br />
soll eine abschließende Diskussion<br />
und Verabschiedung erfolgen, dann kann<br />
dieses Thesenpapier als Arbeitsprogramm<br />
für das nächste Triennium gelten.<br />
Vom 6. bis 9. Juni trafen sich in Sankt<br />
Ottilien die Mitglieder der drei deutschen<br />
Ordensobernverbände VDO, VOD und VOB<br />
zur Gründung der Deutschen Ordensobernkonferenz<br />
(DOK). Zur ersten Vorsitzenden<br />
wurden Schwester Aloisia Höing,<br />
zum zweiten Vorsitzenden Abt Hermann<br />
Josef Kugler gewählt. Der Provinzial der<br />
Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen<br />
Brüder wurde in den erweiterten Vorstand<br />
gewählt (siehe Artikel auf Seite 27).<br />
Der 10. Juni, der 60. Todestag von Frater<br />
Eustachius Kugler, war für die bayerische<br />
Ordensprovinz ein herausragender Gedenktag,<br />
der in Regensburg festlich begangen<br />
wurde, denn dort hat der Diener<br />
Gottes, dessen Seligsprechung erwartet<br />
werden kann, seine letzte Ruhestätte<br />
gefunden (siehe Beitrag auf Seite22).<br />
Ebenfalls am 10. Juni konnte Pater<br />
Leodegar Klinger seinen 75. Geburtstag<br />
August: Gute Stimmung bei der Werkwoche der Scholastiker<br />
feiern. Im Kreise der Mitbrüder der Bayerischen<br />
Ordensprovinz, der Hausgemeinschaft<br />
von Kostenz und den leitenden<br />
Mitarbeitern der Provinz wurde dieser<br />
Festtag am Sonntag, den 11. Juni in Kostenz<br />
begangen.<br />
<strong>Das</strong> interprovinzielle Noviziat in Graz-<br />
Eggenberg verbrachte seine gemeinsame<br />
Urlaubswoche ab 10. Juni 2006 in Franken<br />
und zwar in Herrieden/Winn.<br />
<strong>Das</strong> interprovinzielle Scholastikat verbrachte<br />
seine gemeinsame Urlaubszeit<br />
vom 14. bis 18. Juni im Ferienhaus der<br />
Österreichischen Ordensprovinz in Bad<br />
Gastein.<br />
Juli 2006<br />
Am 4. Juli trafen sich die Mitbrüder der<br />
Provinz in Algasing zum Besinnungstag<br />
„Salesianische Impulse zur eigenen Spiritualität“<br />
mit Pater Thomas Vanek aus<br />
Eichstätt.<br />
<strong>Das</strong> zweite provinzübergreifende Freizeitund<br />
Kulturangebot fand am 9. Juli mit<br />
dem Besuch des religiösen Schauspiels<br />
„Die Heilige Notburga“ in Bad Endorf<br />
statt. Bei herrlichem Wetter und einem<br />
beeindruckenden Engagement der Laienschauspieler<br />
konnten sich die Teilnehmer in<br />
das Leben der heiligen Notburga vertiefen.<br />
7
8<br />
September: Brüder-Besuch im Klinikum St. Elisabeth in Straubing<br />
In Wien fand vom 12. bis 14. Juli eine Sitzung<br />
der Interprovinziellen Kommission<br />
zur Animation der Provinzen Mitteleuropas<br />
statt. Sie war geprägt von der Reflektion<br />
der Regionalkonferenzen Asien und Europa<br />
und dem Ausblick auf das Generalkapitel<br />
im Oktober in Rom.<br />
August 2006<br />
Seinen 60. Geburtstag feierte Prior Frater<br />
Ludwig Schmid am 1. August in Reichenbach.<br />
Es war nicht nur ein Fest im Kreise<br />
der Mitbrüder, sondern insbesondere auch<br />
der Haus- und Dienstgemeinschaft Reichenbach.<br />
Am 15. August feierte Frater Rudolf Knopp<br />
sein 25-jähriges Professjubiläum in Regensburg<br />
(siehe Beitrag auf Seite 19).<br />
Vom 24. bis 29. August besuchte Frater<br />
Rudolf die Mitbrüder der Bayerischen Provinzdelegatur<br />
in Japan. Zwar konnte er den<br />
kalten Augusttemperaturen damit entfliehen,<br />
dafür war es aber in Kobe feucht und<br />
heiß (siehe Artikel auf Seite 31).<br />
Vom 28. August bis 2. September fand die<br />
traditionelle Scholastikatswerkwoche der<br />
Provinzen Mitteleuropas in Warschau<br />
statt. <strong>Das</strong> große Rahmenthema lautete<br />
„Gott will uns zum Mit-Leid rufen“ (siehe<br />
Bericht auf Seite 42).<br />
September 2006<br />
Frater Matthäus wurde am 1. September<br />
offiziell vom Konvent Reichenbach in den<br />
Konvent München versetzt und wird am<br />
1. Oktober sein Sozialpädagogik-Studium<br />
in Benediktbeuern beginnen.<br />
Am Sonntag, den 3. September feierte<br />
Schwester Rita Walter, die Oberin der<br />
Dillinger Franziskanerinnen in Kostenz, ihr<br />
40-jähriges Professjubiläum. Dies war<br />
auch für die Mitbrüder der Bayerischen<br />
Ordensprovinz ein Grund zum Mit-Feiern.<br />
Vom 12. bis 14. September besuchte<br />
Frater Rudolf das Noviziat in Graz-Eggenberg.<br />
Thematisch bearbeitete er mit den<br />
Novizen den Themenkomplex „Leitbilder“ -<br />
ihre Notwendigkeit, ihre Umsetzung und<br />
die Einbindung der Mitarbeiter in diese<br />
wesentliche verschriftete Grundlage der<br />
Arbeit unserer Ordensgemeinschaft.<br />
Am 16. und 17. September fand die zweite<br />
Sitzung der Arbeitsgruppe „Vom Träger<br />
zum Gestalter“ in München statt. Hierbei<br />
konnte der erste Entwurf des Thesenpapiers<br />
fertiggestellt werden, das den Konventen<br />
zur Diskussion, Ergänzung und Veränderung<br />
vorgelegt wird, bevor im Januar<br />
die endgültige Fassung des Thesenpapiers<br />
für das Provinzkapitel entstehen soll.<br />
Der erste gemeinsame Besinnungstag für<br />
die Brüder der bayerischen Ordensprovinz<br />
und der rheinischen Generaldelegatur fand<br />
am 28. September in Gremsdorf statt. Als<br />
Referent konnte Pater Johannes Bauer von<br />
den Franziskaner-Minoriten gewonnen<br />
werden, der aus seiner franziskanischen<br />
Spiritualität den Tag unter das Thema<br />
„Umgang und Verantwortung mit der<br />
Schöpfung“ stellte (siehe Beitrag auf Seite<br />
40).
Papstbesuch in Bayern<br />
September: Der Papstbesuch<br />
vom 9. bis 14. September<br />
in Bayern war auch für die<br />
Bayerische Ordensprovinz<br />
ein besonderes Ereignis von<br />
bleibender Erinnerung.<br />
Im Bild der Papstgottesdienst<br />
in der Neuen Messe in<br />
München am 10. September.<br />
Die Mitglieder der Bayerischen Ordensprovinz<br />
waren am 30. September<br />
zu einer Besichtigungsfahrt<br />
nach Straubing eingeladen. Wobei<br />
es nicht nur um die Besichtigung<br />
ging, sondern auch um ein Identifizieren<br />
mit dem neuen Werk der<br />
bayerischen Ordensprovinz, dem<br />
Klinikum St. Elisabeth in<br />
Straubing. Der Tag begann<br />
mit einem Besuch<br />
bei den Elisabethinen<br />
im Kloster Azlburg,<br />
die zuvor Mehrheitsgesellschafter<br />
des Krankenhauses<br />
waren. Es folgte eine Besichtigung des<br />
Krankenhauses mit einem Mittagessen. Die<br />
Fahrt nach Straubing beschloss eine Führung<br />
in der Schutzengelkirche, die ehemals<br />
als Krankenhauskirche den Barmherzigen<br />
Brüdern diente, als sie 1844 nach Straubing<br />
kamen und im ehemaligen Franziskanerkloster<br />
ein Krankenhaus eröffneten.<br />
Oktober 2006<br />
Vom 2. bis 21. Oktober feierte der Orden<br />
der Barmherzigen Brüder sein Generalkapitel<br />
in Rom. Bei dem Frater Donatus<br />
Forkan zum General und Frater Rudolf<br />
Knopp zum Ersten Generalrat des Ordens<br />
gewählt wurden (siehe Artikel auf Seite 28).<br />
In Regensburg feierte Pater Prior Bernhard<br />
Binder am 7. Oktober sein 40-jähriges<br />
Professjubiläum, das er im kleinen Kreise<br />
des Regensburger Konventes beging (siehe<br />
Beitrag auf Seite 18).<br />
Frater Meinrad Ebner wurde am 9. Oktober<br />
von Regensburg nach Reichenbach in den<br />
Konvent zur Rosenkranzkönigin versetzt,<br />
wo er für Sakristei und Refektorium zuständig<br />
ist. So zählt der Konvent<br />
in Reichenbach wieder vier<br />
Mitglieder.<br />
Oktober: Der neue Generalprior<br />
Frater Donatus Forkan<br />
(links) aus Irland mit seinem<br />
Vor-Vorgänger, dem Australier<br />
Frater Brian<br />
O’Donnell.<br />
November 2006<br />
<strong>Das</strong> Ordensreferat tagte am 3. November<br />
in Gremsdorf, um so sehr schnell die Mitbrüder<br />
über das Generalkapitel zu informieren.<br />
Weitere Themen waren die<br />
Planungen für das Jahr 2007, insbesondere<br />
das gemeinsame Provinzkapitel der bayerischen<br />
Ordensprovinz und der rheinischen<br />
Generaldelegatur.<br />
Im Rahmen einer feierlichen Vester in Regensburg<br />
wurde am 19. November Dr. Gerhard<br />
Rey zum Ehrenmitglied unseres<br />
Ordens ernannt. Dr. Rey war von 1979 bis<br />
2003 in unserem Regensburger Krankenhaus<br />
als Arzt und zuletzt als Gesamtleiter<br />
tätig. In seiner Eigenschaft als Chefarzt,<br />
Ärztlicher Direktor und Gesamtleiter hat er<br />
stets unsere Ordensgrundwerte vertreten<br />
und vorgelebt.<br />
Am 23. November fand die dritte gemeinsame<br />
Sitzung des bayerischen Provinzdefinitoriums<br />
und des Delegatur-Rates der Rheinischen<br />
Generaldelegatur in Regensburg<br />
statt. Erörtert wurden die wesentlichen<br />
Dinge auf dem Weg hin zu einer<br />
gemeinsamen Provinz. Insbesondere<br />
auch mit den Ergebnissen<br />
des Generalkapitels<br />
im Oktober wurden die Planungen<br />
für das gemeinsame<br />
Provinzkapitel im Mai<br />
2007 vorangetrieben.<br />
9
10<br />
Leitartikel<br />
Friedrich Kardinal Wetter würdigt<br />
den heiligen Johannes von Gott<br />
„<strong>Das</strong> <strong>Herz</strong><br />
<strong>befehle</strong>!“<br />
Der heilige Johannes von Gott, Ölgemälde,<br />
Barmherzige Brüder Kostenz
<strong>Das</strong> <strong>Herz</strong> <strong>befehle</strong>! So hat Johannes von<br />
Gott über den Haupteingang seines<br />
Hospizes in Granada geschrieben. Dieses<br />
Wort könnte auch über der ersten<br />
Enzyklika unseres Heiligen Vaters Papst<br />
Benedikt XVI. stehen, die mit den Worten<br />
beginnt: Gott ist Liebe! Denn das <strong>Herz</strong><br />
befiehlt zu lieben. Genau das will Gott von<br />
uns. Alles, was er von uns verlangt, ist im<br />
Hauptgebot der Liebe zusammengefasst:<br />
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben<br />
mit ganzem <strong>Herz</strong>en, mit ganzer Seele und<br />
mit all deinen Gedanken. <strong>Das</strong> ist das wichtigste<br />
und erste Gebot. Ebenso wichtig ist<br />
das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben<br />
wie dich selbst. An diesen beiden<br />
Geboten hängt das ganze Gesetz samt den<br />
Propheten“ (Mt 22,37-40).<br />
Doch dieses Gebot ist mehr als ein Befehl.<br />
Der Heilige Vater sagt in seiner Enzyklika:<br />
„Die Liebe ist nun dadurch, dass Gott uns<br />
zuerst geliebt hat (vgl. 1 Joh 4,10), nicht<br />
mehr nur ein ‚Gebot’, sondern Antwort<br />
auf das Geschenk des Geliebtseins, mit<br />
dem Gott uns entgegengeht“ (Nr. 1).<br />
Gott liebt nicht nur, er ist selbst Liebe. <strong>Das</strong><br />
zeigt er uns in seinem Sohn Jesus Christus,<br />
vor allem am Kreuz. Hier wird sichtbar, wie<br />
leidenschaftlich er uns liebt. Seine wehrlose<br />
Liebe ist „Liebe in ihrer radikalsten<br />
Form“ (Nr. 12), sie ist sich selbst verschenkende<br />
Liebe.<br />
Verstehen können wir das nicht, jedenfalls<br />
nicht mit unserem Verstand. Nur das <strong>Herz</strong>,<br />
das durch die Liebe sehend geworden ist,<br />
versteht, was hier geschieht. Aber die Liebe<br />
haben wir nicht aus uns. Sie ist uns von<br />
Gott geschenkt. Sie strömt uns aus dem<br />
durchstochenen <strong>Herz</strong>en Jesu zu.<br />
Johannes von Gott hat sich mit dieser<br />
Liebe beschenken lassen und hat sie beantwortet.<br />
Der Heilige Vater nennt unter<br />
den Heiligengestalten, die besondere<br />
Vorbilder christlicher Liebe sind, auch Johannes<br />
von Gott (Nr. 40). Er gehört damit<br />
zu den wahren Lichtträgern der Geschichte.<br />
Die Liebe Gottes kann man nur empfangen,<br />
indem man sie erwidert. Der heilige<br />
Johannes von Gott hat Gottes leidenschaftliche,<br />
radikale Liebe erwidert mit seiner<br />
leidenschaftlichen, radikalen Hingabe<br />
an Gott im Dienst am Nächsten.<br />
Noch ein Zweites gehört zum Empfang<br />
der Liebe Gottes: Wir müssen sie weiterschenken.<br />
Die Liebe, mit der Gott uns<br />
beschenkt, ist ein Geschenk zum Weiterschenken<br />
an unsere Mitmenschen. Verweigern<br />
wir ihre Weitergabe, verlieren wir sie.<br />
Indem wir sie jedoch weiterschenken, wird<br />
sie nicht gemindert oder aufgeteilt, sondern<br />
ganz im Gegenteil: sie wächst. <strong>Das</strong> ist<br />
das Besondere an ihr: im Verschenken der<br />
Liebe empfangen wir sie reicher und tiefer<br />
zurück. <strong>Das</strong> beglückt und bringt Freude in<br />
unser Leben. So war es auch bei Johannes<br />
von Gott. Ist das nicht immer wieder auch<br />
die Erfahrung in unserem persönlichen<br />
Leben?<br />
In der Gottesliebe erwidern wir die Liebe,<br />
mit der Gott uns beschenkt. In der Nächstenliebe<br />
schenken wir sie weiter. Doch<br />
beides gehört zusammen. Johannes von<br />
Gott sagt: „Übt stets die Nächstenliebe,<br />
denn wo keine Liebe ist, da ist auch Gott<br />
nicht.“ Letztlich heißt das: In der Nächstenliebe<br />
wird zugleich Gott geliebt. <strong>Das</strong><br />
sagt uns Jesus in der Rede vom Weltgericht:<br />
„Was ihr für einen meiner geringsten<br />
Brüder getan habt, das habt ihr mir<br />
getan.“ Und „was ihr für einen dieser Geringsten<br />
nicht getan habt, das habt ihr<br />
auch mir nicht getan“ (Mt 25,40.45). Damit<br />
hat Jesus Gottes- und Nächstenliebe<br />
untrennbar miteinander verbunden. Indem<br />
wir den Nächsten lieben, erwidern wir die<br />
Liebe Gottes zu uns. Wenn wir dem<br />
Nächsten unsere Liebe versagen, versagen<br />
wir sie Gott. Darum lautet für Johannes<br />
von Gott der Befehl des <strong>Herz</strong>ens: „Übt<br />
stets die Nächstenliebe, denn wo keine<br />
Liebe ist, da ist auch Gott nicht.“ <strong>Das</strong> heißt<br />
umgekehrt: Wo Liebe ist, das ist Gott.<br />
Darum geht es Johannes von Gott in seinem<br />
berühmten Wort: „<strong>Das</strong> <strong>Herz</strong> <strong>befehle</strong>!“.<br />
Die Liebe, die Gott uns schenkt, muss<br />
in unserem <strong>Herz</strong>en zum Durchbruch kommen<br />
und weiterströmen in die <strong>Herz</strong>en der<br />
anderen, damit alle von Gottes Liebe<br />
berührt und geheilt werden. Denn wo<br />
Liebe ist, da ist Gott.<br />
Was Papst Benedikt in seiner ersten bewegenden<br />
Enzyklika lehrt, hat Johannes von<br />
Gott vor einem halben Jahrtausend gelebt.<br />
Sein Licht leuchtet heute noch und zeigt<br />
uns den Weg, in der Liebe zum Nächsten<br />
Gott zu lieben.<br />
Kardinal Friedrich Wetter mit<br />
Papst Benedikt XVI. am 10. September 2006<br />
am Erzbischöflichen Palais in München<br />
Gott<br />
ist<br />
Liebe!<br />
11
12<br />
Leitartikel<br />
Die Erfolgsgeschichte begann<br />
mit König Ludwig I.<br />
Der bayerische<br />
Klosterfrühling<br />
Anlässlich des 60. Todestags von Frater Eustachius Kugler hielt Professor Dr. Karl<br />
Hausberger, Lehrstuhlinhaber für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Universität<br />
Regensburg, am 10. Juni 2006 im Regensburger Krankenhaus der Barmherzigen<br />
Brüder einen Festvortrag über die Entwicklung der bayerischen Klosterlandschaft von<br />
der Restauration unter Ludwig I. (1825-1848) bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.<br />
Dieser Vortrag ist zugleich zu verstehen als Beitrag zum religiös-spirituellen Umfeld<br />
von Frater Eustachius Kugler. Wir dokumentieren den Text in Auszügen.<br />
Als im April 1803 die Säkularisation der<br />
bayerischen Stifte und Klöster zum<br />
Abschluss kam, schrieb der in führender<br />
Position daran beteiligte kurfürstliche<br />
Hofbibliothekar Johann Christoph von<br />
Aretin voll aufgeblasener Überheblichkeit<br />
in sein Tagebuch: „Zwischen gestern und<br />
heute stand eine Kluft von 1000 Jahren.<br />
Von heute an datiert sich eine Epoche der<br />
bayerischen Geschichte, so wichtig, als in<br />
derselben noch keine zu finden war. Von<br />
heute an wird die sittliche, geistige und<br />
physische Kultur des Landes eine ganz veränderte<br />
Gestalt gewinnen. Nach tausend<br />
Jahren noch wird man die Folge dieses<br />
Schrittes empfinden. Die philosophischen<br />
Geschichtsschreiber werden von der Auflösung<br />
der Klöster, wie sie es von der Aufhebung<br />
des Faustrechts taten, eine neue<br />
Zeitrechnung anfangen, und man wird<br />
sich dann den Ruinen der Abteien ungefähr<br />
mit eben den gemischten Gefühlen<br />
nähern, mit welchen wir jetzt die Trümmer<br />
der alten Raubschlösser betrachten.“<br />
Entgegen dieser Einschätzung sollte sich<br />
der Sturm auf Bayerns Klöster auch aus<br />
staatlicher Sicht nur allzu rasch als verfehlte<br />
Maßnahme erweisen. Dem Staat fielen<br />
nämlich dadurch im Bereich des Bildungsund<br />
Erziehungswesens sowie auf dem sozialkaritativen<br />
Sektor Aufgaben zu, für de-<br />
Mit König Ludwig I. brach in Bayern ein<br />
Klosterfrühling an - Darstellung aus der<br />
Münchner Benediktinerabtei St. Bonifaz,<br />
die von Ludwig gegründet worden ist.<br />
ren Bewältigung ihm sowohl die personellen<br />
als auch die finanziellen Ressourcen<br />
fehlten. Hauptsächlich deshalb mehrten<br />
sich schon bald die Stimmen im Lande, die<br />
die Klostersäkularisation lebhaft bedauerten<br />
und nachdrücklich eine Wiederbegründung<br />
der monastischen Tradition forderten.<br />
Klosterrestauration unter König Ludwig I.<br />
Der Zeitpunkt für die Restauration des<br />
klösterlichen Lebens war gekommen, als<br />
mit Ludwig I. im Oktober 1825 ein Monarch<br />
den bayerischen Thron bestieg, dessen<br />
Herrscherbewusstein zutiefst im Religiösen<br />
wurzelte. Ihm erschien es als<br />
Staatsaufgabe, die Brücken wieder aufzubauen,<br />
die zurückführten zu den Anfängen<br />
des geistlichen Bayern, wobei ihm insbesondere<br />
die Wiederherstellung der kirchlichen<br />
Orden ureigenstes Anliegen war. So<br />
brach schon in seinem ersten Regierungsjahrzehnt<br />
ein neuer Klosterfrühling an,
Pater Magnobonus<br />
Markmiller (1800 - 1879),<br />
der erste Provinzial der<br />
Bayerischen Ordensprovinz<br />
der Barmherzigen Brüder.<br />
Frater Eustachius<br />
Kugler (1867 - 1946) -<br />
Gemälde von<br />
Josef Kneuttinger<br />
und im Jahr 1846, zwei Jahre vor seinem<br />
Thronverzicht, gab es in Bayern bereits 23<br />
geistliche Orden und Kongregationen, deren<br />
Gemeinschaften sich auf 132 Ordenshäuser<br />
verteilten, davon 58 Männerklöster mit<br />
insgesamt 670 Mitgliedern der Benediktiner,<br />
Augustiner, Karmeliten, Franziskaner,<br />
Kapuziner, Minoriten, Redemptoristen und<br />
Barmherzigen Brüder sowie 74 Frauenklöster<br />
mit insgesamt 1093 Mitgliedern<br />
der Augustinerinnen, Benediktinerinnen,<br />
Klarissen, Dominikanerinnen, Zisterzienserinnen,<br />
Armen Schulschwestern, Englischen<br />
Fräulein, Elisabethinnen, Frauen<br />
vom Guten Hirten und Birgittinnen.<br />
Schon diese Aufzählung macht deutlich,<br />
dass sich die neue Klosterlandschaft bunter<br />
und vielfältiger präsentierte als diejenige<br />
vor der Säkularisation, weil neben die<br />
alten Orden einige neue Genossenschaften<br />
und Kongregationen getreten waren. Vor<br />
allem aber trug die Klosterlandschaft von<br />
1846 ein gänzlich anders geartetes<br />
Gepräge, denn ihre Kommunitäten verstanden<br />
sich zumindest nach außen hin<br />
nicht so sehr als Institute der Selbstheiligung,<br />
sondern nahmen gemäß den<br />
Bestimmungen des Konkordats wichtige<br />
Funktionen in Gesellschaft und Kirche<br />
wahr. Selbst den von ihm gestifteten<br />
Benediktinerklöstern hatte der König die<br />
Betätigung im schulischen Bereich ausdrücklich<br />
zur Auflage gemacht. Von den<br />
58 Männerklöstern des Jahres 1846 waren<br />
47 mit der Aushilfe in der Seelsorge befasst,<br />
neun mit dem Unterricht der Jugend<br />
und zwei – jene der Barmherzigen Brüder<br />
– mit der Krankenpflege. Von den damals<br />
bestehenden Frauenklöstern widmeten<br />
sich mit Ausnahme des rein kontemplativen<br />
Birgittinnenklosters in Altomünster<br />
alle der Jugenderziehung oder dem Dienst<br />
an den Kranken.<br />
Ordenslandschaft in der zweiten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts<br />
Die meisten der unter Ludwig I. restaurierten<br />
oder neu zugelassenen Männer- und<br />
Frauenorden erlebten in der zweiten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts bis zur Zäsur des<br />
Ersten Weltkriegs eine ausgesprochene<br />
Blütezeit. Zwar führte der Kulturkampf der<br />
siebziger und achtziger Jahre auch in<br />
Bayern zu Einschränkungen des klösterlichen<br />
Lebens und zu einer gewissen Stagnation<br />
der Ordensgründungen – erwähnt<br />
sei diesbezüglich nur das sog. Jesuitengesetz<br />
vom 4. Juli 1872, in dessen Vollzug<br />
hierzulande sämtliche Redemptoristenklöster<br />
und die staatlicherseits ohnedies<br />
nicht genehmigte, aber bislang tolerierte<br />
Jesuitenniederlassung in Regensburg aufgelöst<br />
wurden –, doch vollzog sich im späten<br />
19. und beginnenden 20. Jahrhundert<br />
eine beachtliche Erweiterung der Klosterlandschaft,<br />
und zwar hauptsächlich durch<br />
weibliche Ordensgemeinschaften, zumeist<br />
als sogenannte Kongregationen bischöflichen<br />
oder päpstlichen Rechtes organisiert,<br />
deren Mitglieder im Unterschied zu<br />
denen der alten Orden keine „feierlichen“,<br />
sondern nur „einfache Gelübde“ ablegten<br />
und auch sonst bezüglich Ordenstracht<br />
und klösterlicher Gewohnheiten besser<br />
dem jeweiligen Aufgabenbereich angepasst<br />
lebten.<br />
Aus einer Statistik von 1902 ersieht man<br />
für die männliche Klosterlandschaft, dass<br />
die Anzahl der Konvente mittlerweile auf<br />
100 mit rund 1850 Mitgliedern angewachsen<br />
war. Damit hatten sich seit 1846 die<br />
Niederlassungen fast verdoppelt und die<br />
Mitglieder nahezu verdreifacht. Einen<br />
nachgerade explosionsartigen Anstieg der<br />
Klöster- und Mitgliederzahlen aber weist<br />
die gleiche Statistik für die Frauengemeinschaften<br />
aus, wobei zugleich deutlich<br />
wird, dass bei den Neugründungen von<br />
Kongregationen seit der Jahrhundertmitte<br />
das Ideal der Barmherzigen Schwestern,<br />
ihr Leben in den Dienst der Armen und<br />
Kranken zu stellen, Schule gemacht hat,<br />
denn diese Neugründungen widmeten sich<br />
zuvorderst dem Dienst an den Schwächsten<br />
der Gesellschaft, den Blinden und<br />
Taubstummen, den körperlich und geistig<br />
Behinderten. Zum Beleg hierfür seien beispielhaft<br />
erwähnt die von Dominikus<br />
Ringeisen gegründeten Josephsschwestern,<br />
auch „Ursberger Schwestern“ genannt,<br />
die Schwestern vom Allerheiligsten<br />
Heiland, nach ihrem Gründungsort im<br />
Elsass besser bekannt als „Niederbronner<br />
Schwestern“, die Schwestern vom Armen<br />
Kinde Jesus, die Franziskusschwestern von<br />
Vierzehnheiligen, die Schwestern der<br />
Marienanstalt von Maria Trost in München<br />
und die ausschließlich der Sorge um geistig<br />
Behinderte verpflichteten Schwestern<br />
des III. Ordens vom Heiligen Franziskus in<br />
Ecksberg bei Mühldorf.<br />
Durch diese und zahlreiche weitere Kongregationen<br />
hat sich die Mitgliederzahl der<br />
weiblichen Kommunitäten bis 1902 auf<br />
11187 Schwestern erhöht und damit gegenüber<br />
1846 mehr als verzehnfacht,<br />
während die Anzahl der Niederlassungen<br />
für 1902 mit 1089 ausgewiesen ist, was<br />
einer Steigerung um mehr als das<br />
Vierzehnfache seit 1846 entspricht.<br />
Die Orden in der ersten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts<br />
Zwischen 1900 und dem Ende des Ersten<br />
Weltkriegs konnten insgesamt zwölf größere<br />
und kleinere Kongregationen erstmals<br />
in Bayern Fuß fassen, fünf davon sogar in<br />
den Kriegsjahren 1914 bis 1918, so beispielsweise<br />
die Maristen-Schulbrüder 1915<br />
in Furth bei Landshut und die Steyler<br />
13
14<br />
Missionare 1917 in Tirschenreuth. Hatte in<br />
Deutschland schon die Weimarer Verfassung<br />
vom August 1919 mit ihrer moderaten<br />
Trennung von Kirche und Staat den<br />
Orden und Kongregationen eine größere<br />
Bewegungsfreiheit verschafft, so wurde<br />
ihnen in Bayern durch das Konkordat von<br />
1924 die staatlicherseits ungehinderte Errichtung<br />
neuer Niederlassungen ausdrücklich<br />
zugesichert.<br />
Angesichts dieser günstigen Rechtslage<br />
verwundert es nicht, dass die bayerische<br />
Klosterlandschaft in der Weimarer Zeit<br />
eine enorme Bereicherung erfuhr. Vom<br />
Ende des Ersten Weltkriegs bis 1933 konnten<br />
nicht weniger als 20 männliche<br />
Religiosengemeinschaften sowie 25 weibliche<br />
Genossenschaften und fromme Vereinigungen<br />
erstmals Niederlassungen in<br />
Bayern errichten. Ermöglichen ließ sich<br />
dies freilich nur, weil damals nahezu alle<br />
Ordensgemeinschaften einen bislang nie<br />
erlebten Zustrom von Novizen und Novizinnen<br />
zu verzeichnen hatten. Ausschlaggebend<br />
hierfür waren natürlich auch<br />
äußere Faktoren wie die Weltwirtschaftskrise<br />
und die mit ihr gekoppelte Massenarbeitslosigkeit,<br />
bei den weiblichen Gemeinschaften<br />
außerdem ein durch Kriegsverluste<br />
bedingter Frauenüberschuss, mangelnde<br />
Versorgung vieler Töchter aus kinderreichen<br />
Familien und unzureichende<br />
Ausbildungsmöglichkeiten für Mädchen in<br />
der bürgerlichen Welt.<br />
Gleichwohl erscheint der außergewöhnlich<br />
starke Andrang zu den Noviziaten in erster<br />
Linie religiös motiviert und hing zusammen<br />
mit dem generellen Neuaufbruch des<br />
kirchlichen Lebens in der Weimarer Zeit,<br />
wie er sich unter anderem in der forcierten<br />
Gründung kirchlicher Vereine für alle Bevölkerungsschichten,<br />
in der vermehrten<br />
Herausgabe katholischer Zeitschriften, in<br />
Neuerscheinungen über Eustachius Kugler<br />
Anlässlich des 60. Todestags von Frater Eustachius Kugler am 10. Juni 2006 sind<br />
im Johann von Gott Verlag, München, drei Publikationen herausgekommen.<br />
In dem Büchlein „Frater Eustachius Kugler – Auf dem Weg zur Seligsprechung“<br />
schildert Dr. Werner Chrobak, Regensburg, kurz Lebenslauf und Persönlichkeit<br />
von Frater Eustachius Kugler und geht dann ausführlich auf die Geschichte seiner<br />
Verehrung und die einzelnen Stationen des Seligsprechungsprozesses ein.<br />
<strong>Das</strong> Heft „Nah bei Gott- nah bei den Menschen“, verfasst von dem bekannten<br />
Regensburger Autor Christian Feldmann, führt dem Leser das Leben Eustachius<br />
Kuglers in anschaulicher Form vor Augen.<br />
Schließlich ist noch eine Sonderausgabe der „Misericordia“, ebenfalls im A 5-<br />
Format, herausgekommen mit einem Text des 1992 verstorbenen Ex-Provinzials<br />
Frater Matthäus Heidenreich über Eustachius Kugler.<br />
der Ausweitung des karitativen Apostolats<br />
und in der Intensivierung der Pfarrseelsorge<br />
Ausdruck schuf. Auch die Jugendbewegung,<br />
die Liturgische Bewegung und<br />
die Bibelbewegung, überhaupt das „Erwachen<br />
der Kirche in den Seelen“, das der<br />
in diesen Bewegungen an vorderster Front<br />
stehende Religionsphilosoph Romano<br />
Guardini 1922 konstatiert hat, dürften das<br />
Ihrige zur Weckung von Ordensberufungen<br />
beigetragen haben.<br />
Doch welche Gründe auch immer für den<br />
Eintritt in die eine oder andere geistliche<br />
Kommunität maßgeblich waren: Jedenfalls<br />
wies die bayerische Klosterlandschaft im<br />
Jahr von Hitlers Machterschleichung eine<br />
bislang nie erlebte Vielfalt an Orden, Kongregationen<br />
und sonstigen Vereinigungen<br />
auf. 1933 waren rund 3790 Ordensgeistliche<br />
und Brüder in 202 Häusern tätig.<br />
Und im gleichen Jahr zählte man 88 weibliche<br />
klösterliche Genossenschaften mit<br />
2330 Niederlassungen und mehr als<br />
26000 Mitgliedern.<br />
Während der zwölf verbrecherischen Jahre<br />
der nationalsozialistischen Herrschaft<br />
sahen sich die Orden und Kongregationen<br />
schwerster Bedrängnis ausgesetzt. Obschon<br />
ihnen der Artikel 15 des Reichskonkordats<br />
vom Juli 1933 die ungehinderte<br />
Ausübung ihrer Tätigkeiten sowohl<br />
im seelsorgerlichen als auch im schulischerzieherischen<br />
und sozialkaritativen Bereich<br />
garantierte und die Gründung und<br />
Führung von privaten Ordensschulen zudem<br />
durch den Artikel 25 abgesichert war,<br />
sollten sie die wahren Absichten der neuen<br />
Machthaber alsbald massiv zu spüren<br />
bekommen. Die ordensfeindlichen Maßnahem<br />
des Regimes begannen bereits<br />
1934 mit schikanösen Hausdurchsuchungen<br />
und Verhören.<br />
In den Jahren 1935/36 wurde sodann eine<br />
Serie von Schauprozessen hauptsächlich<br />
gegen Ordensleute wegen Verstoßes gegen<br />
die Devisenvorschriften durchgeführt, die<br />
den Angeklagten meist hohe Freiheitsstrafen<br />
eintrugen. Bei einer zweiten Serie<br />
von Prozessen in den Jahren 1936/37 ging<br />
es vornehmlich um sittliche Verfehlungen,<br />
die die Gestapo in den Klöstern sowie in<br />
den von ihnen geführten Schülerheimen<br />
und Pflegeanstalten aufzuspüren suchte,<br />
um sie als Brutstätten der Unmoral anprangern<br />
zu können. Die Intensität der<br />
Nachforschungen, die dabei angewandten<br />
Methoden und die zentral gesteuerte propagandistische<br />
Verwertung des Prozessmaterials<br />
ließen keinen Zweifel daran, dass<br />
es Hitlers Handlangern nicht in erster Linie<br />
um die Ausmerzung von da und dort aufgedeckten<br />
Übelständen und um die Ahndung<br />
von vereinzeltem Fehlverhalten zu<br />
tun war. Vielmehr wollte man die Orden in<br />
ihrer Gesamtheit treffen und mit ihnen<br />
zugleich die katholische Kirche als ganze<br />
bloßstellen, was sich nicht zuletzt daran<br />
ablesen lässt, dass die Sittlichkeitsprozesse<br />
in den Monaten nach der Veröffentlichung<br />
der päpstlichen Enzyklika „Mit brennender<br />
Sorge“ vom 14. März 1937 ihren Höhepunkt<br />
erreichten.<br />
Worin das eigentliche Ziel der Machthaber<br />
bestand, beleuchtet grell eine Geheimanweisung<br />
des Reichssicherheitsdienstes vom<br />
15. Februar 1938, in der es wörtlich heißt:<br />
„Die Orden sind der militante Arm der<br />
katholischen Kirche. Sie müssen daher von<br />
ihren Einflussgebieten zurückgedrängt, eingeengt<br />
und schließlich vernichtet werden.“<br />
Noch radikaler ging man in den Anfangsjahren<br />
des Zweiten Weltkriegs gegen die<br />
Klöster vor. Zwischen Herbst 1940 und<br />
Mai 1941 wurden unter Vorwänden unterschiedlichster<br />
Art, nicht selten aber auch
Kloster Reichenbach aus der Luft.<br />
In dem ehemaligen Benediktinerkloster trat<br />
1893 Frater Eustachius Kugler in den Orden<br />
der Barmherzigen Brüder ein.<br />
ohne jede Begründung, zahlreiche Ordenshäuser<br />
beschlagnahmt und ihre Insassen<br />
ausgewiesen, soweit man sie nicht zur<br />
Fortführung von Wirtschaftsbetrieben benötigte<br />
und hierzu dienstverpflichtete.<br />
Wenn diese Maßnahmen dann mit Beginn<br />
des Russlandfeldzugs im Juni 1941 gestoppt<br />
bzw. bis zum propagierten „Endsieg“<br />
vertagt wurden, so nur deshalb, um<br />
den inneren Frieden zu sichern. Von einer<br />
Schließung oder Beschlagnahmung ihrer<br />
Häuser in aller Regel verschont blieben<br />
lediglich die Krankenpflegegemeinschaften,<br />
weil ihr Einsatz für eine fachgerechte<br />
Versorgung von Millionen Verwunderter<br />
unentbehrlich war. Sie erfuhren damals in<br />
ihrer Wirksamkeit an vielen Orten Unterstützung<br />
durch Klosterfrauen anderer Orden,<br />
die zu ihrer Existenzsicherung notgedrungen<br />
in den Pflegeberuf wechselten.<br />
Ungeachtet aller Repressalien seitens des<br />
NS-Regimes und trotz der massiven antikirchlichen<br />
Propaganda hat sich der<br />
Personalstand der Klöster ähnlich wie jener<br />
der Weltgeistlichkeit bis 1939 keineswegs<br />
gravierend verringert; für verschiedene<br />
Gemeinschaften lässt sich in den Jahren<br />
zwischen 1933 und 1939 sogar eine Mehrung<br />
nachweisen. Als dann im Mai 1945<br />
der Krieg zuende ging, mussten die meisten<br />
Ordensgemeinschaften eine traurige<br />
Bilanz ziehen, nicht nur in personeller,<br />
sondern auch in materieller Hinsicht, da<br />
viele ihrer Häuser in Trümmern lagen,<br />
andere zweckentfremdet belegt waren<br />
oder von den Besatzungstruppen beschlagnahmt<br />
wurden. Allerdings ließ der<br />
Aufschwung nicht lange auf sich warten,<br />
wofür sich mit Peter Rummel unter anderem<br />
folgende Gründe namhaft machen<br />
lassen: die religiöse Rück- und Neubesin-<br />
nung nach den Schrecken des Krieges, das<br />
Entgegenkommen der Besatzungsmächte<br />
und die Bereitschaft der Orden, an gewachsene<br />
Traditionen anzuknüpfen. Nicht<br />
zuletzt schlug für die rasche Aufwärtsentwicklung<br />
der bayerischen Ordenslandschaft<br />
nach 1945 auch zu Buche, dass infolge<br />
von Vertreibung und Zwangsumsiedlung<br />
eine beträchtliche Anzahl von Ordensmitgliedern<br />
vor allem aus Schlesien und dem<br />
Sudetenland nach Bayern kam und hier<br />
eine neue Heimat fand. Der positive Trend<br />
hinsichtlich des Ordensnachwuchses hielt<br />
etwa bis zur Mitte der sechziger Jahre des<br />
vorigen Jahrhunderts an, um danach aus<br />
vielerlei Gründen, die es hier nicht zu erörtern<br />
gilt, in eine krasse Abwärtsentwicklung<br />
umzuschlagen, deren Ende noch nicht<br />
abzusehen ist.<br />
15
16<br />
Ordensfeste<br />
40-jähriges Professjubiläum<br />
von Frater Donatus<br />
Im Kreis vieler Mitbrüder aus den<br />
deutschsprachigen Ordensteilen, Ordensschwestern<br />
und Mitarbeitern feierte Exprovinzial<br />
Frater Donatus Wiedenmann am<br />
6. November 2005 sein 40-jähriges Professjubiläum<br />
in der Algasinger Kloster-<br />
Am Hauptaltar der Reichenbacher Klosterkirche<br />
finden wir auf der linken Seite<br />
die Darstellung des heiligen Benedikt,<br />
auf der rechten Seite die der heiligen Scholastika.<br />
Die großen Figuren lassen fast den<br />
Blick auf die kleinen Putti nicht zu, die den<br />
Gründergestalten des Benediktinerordens<br />
zu Füßen sitzen und auf die Inschrift in einem<br />
Buch verweisen. Auf der linken Seite<br />
unter dem Ordensgründer der Benediktiner<br />
zeigt der kleine Engel auf die Inschrift<br />
des Buches „O Tiefe des Reichtums, der<br />
Weisheit und der Erkenntnis Gottes. Wie<br />
unergründlich sind seine Entscheidungen,<br />
wie unerforschlich seine Wege.“<br />
Pater Johannes von Avila Neuner wies in<br />
seinen Gedanken zum 25-jährigen Professjubiläum<br />
von Frater Ludwig Schmid am<br />
3. Dezember 2005 auf diese Inschrift hin.<br />
Wenn ein junger Mensch am Professaltar<br />
sein Ja sagt, so ist das ein Schritt, den der<br />
Mensch nicht aus sich heraus tut, sondern<br />
nur wenn er in der Gnade Gottes steht. Die<br />
Entscheidung, sein Leben ganz in die<br />
Hände Gottes zu legen und im Dienst für<br />
die armen, kranken und behinderten<br />
kirche. Den feierlichen Gottesdienst, der<br />
von Pater Herbert Bihlmayer von den Salesianern<br />
zusammen mit Pater Kamillus<br />
Halbleib und Pater Leodegar Klinger gehalten<br />
wurde, umrahmte der Dorfener<br />
Kirchenchor unter Leitung von Ernst Bart-<br />
Menschen da zu sein, ist ein Schritt, der<br />
damals wie heute von vielen Menschen<br />
nicht verstanden wird. Pater Johannes, der<br />
Frater Ludwig als Postulantatsmagister<br />
begleitet hat, wies auf das Zeugnis hin, das<br />
der Professjubilar mit seinem Leben gegeben<br />
hat, das er wie der heilige Johannes<br />
von Gott und der Diener Gottes Eustachius<br />
Kugler in den Dienst der Nächstenliebe<br />
stellte. „Wo Menschen einander Gutes tun,<br />
da berührt der Himmel die Erde“ – so endeten<br />
die Gedanken des Festpredigers.<br />
Frater Ludwig bekräftigte dieses Zeugnis<br />
mit der öffentlichen Erneuerung seiner<br />
Ordensgelübde, die er wie vor 25 Jahren<br />
vor dem Provinzial verlas und dann am<br />
Altar unterzeichnete.<br />
mann mit einer lateinischen Messe für<br />
Chor und Orgel von Charles Gounod.<br />
Pater Bihlmayer zitierte in seiner Predigt<br />
den verstorbenen Prior von Taizé, Roger<br />
Schutz, der in seiner Ordensregel schreibt:<br />
„Bruder, wenn du dich einer gemeinsamen<br />
Regel unterwirfst, so kannst du das allein<br />
um Christi und des Evangeliums willen.“<br />
Zwischenlösungen gebe es im Ordensleben<br />
nicht, meinte der Prediger, und ging auf<br />
das Hospitalitätsgelübde der Barmherzigen<br />
Brüder ein. Dieses Gelübde sei<br />
etwas, das unmittelbar von Jesus Christus<br />
kommt und bis in die heutige Zeit wirkt.<br />
Durch den Dienst der Barmherzigen<br />
Brüder erfahren viele Menschen die Nähe<br />
Jesu Christi, fuhr der Prediger fort. Eine<br />
wunderbare Aufgabe, aber auch eine<br />
gewaltige Herausforderung, die Frater<br />
Donatus vor 40 Jahren am Professaltar<br />
angenommen und dann gelebt habe. Zum<br />
Schluss seiner Ausführungen sagte der<br />
ehemalige Provinzial der Salesianer zu<br />
Frater Donatus: „Ihnen und Ihrer Ordensgemeinschaft<br />
wünsche ich weiterhin Glück<br />
und Segen. Und Sie, liebe Schwestern und<br />
Brüder, beglückwünsche ich, dass Sie solche<br />
Menschen in Ihrer Nähe haben.“<br />
Frater Donatus Wiedenmann (links)<br />
mit Gästen<br />
25-jähriges Professjubiläum<br />
von Frater Ludwig<br />
Frater Ludwig schneidet den Festtagskuchen<br />
an.
Professablegung vor Provinzial Frater Rudolf Knopp (dahinter Prior<br />
Frater Bernhard Binder)<br />
Bei der Eucharistiefeier am Hochfest der<br />
Erscheinung des Herrn, am 6. Januar<br />
2006, legte Frater Albert Nawatzky in der<br />
Krankenhauskirche St. Pius in Regensburg<br />
seine erste Profess ab. Zelebrant und<br />
Festprediger der Feier war Bischöflicher<br />
Geistlicher Rat Georg Forster, der frühere<br />
Heimatpfarrer von Frater Albert in der<br />
Am 18. Januar 2006 wurde im Rahmen<br />
der Vesper in der Krankenhauskirche<br />
St. Pius in Regensburg Nikolaus Morhardt<br />
(28) eingekleidet und erhielt den Ordensnamen<br />
Frater Magnus. Seit Juli 2005 hatte<br />
er als Postulant im Konvent der Barmherzigen<br />
Brüder in Regensburg gelebt und<br />
in der Krankenpflege und der Seelsorge<br />
mitgearbeitet. Nun beginnt für ihn das<br />
zweijährige Noviziat in Graz-Eggenberg.<br />
In einem kurzen Lebenslauf schreibt Frater<br />
Magnus unter anderem: „Aufgewachsen<br />
bin ich in Lengenfeld bei Kaufbeuren. Die<br />
elterliche Landwirtschaft hat mich von<br />
klein auf geprägt, ebenso das dörfliche<br />
Leben. Nicht zuletzt war ich auch lange<br />
Jahre als Ministrant und Lektor in der<br />
Pfarrei engagiert. Schon seit der Grundschulzeit<br />
hatte ich den Wunsch, Priester<br />
zu werden. So war es auch keine schwere<br />
Wahl, nach dem Abitur 1998 in Kaufbeuren<br />
ins Priesterseminar Augsburg einzutreten<br />
und das Studium der Katholischen<br />
Theologie zu beginnen. Nach dem<br />
Vordiplom (2000) studierte ich ein Jahr an<br />
der Universität in Wien. <strong>Das</strong> Jahr in der<br />
österreichischen Metropole war eine<br />
Bereicherung für mich. Doch nach dem<br />
Regensburger Pfarrei<br />
Albertus Magnus.<br />
In seiner Predigt<br />
sagte Pfarrer Forster<br />
unter anderem:<br />
Über das Leben in<br />
einer christlichen<br />
Familie, die unterschiedlichenAktivitäten<br />
in der<br />
Pfarrfamilie von<br />
Albertus Magnus,<br />
ist schließlich der<br />
Orden der Barmherzigen<br />
Brüder<br />
die Familie des jungen, sympathischen<br />
Mannes geworden, der sicher auch als<br />
Familienvater eine gute Figur gemacht<br />
hätte. Die Berufung eines Menschen ist<br />
aber immer ein Geheimnis Gottes, und<br />
wir tun gut daran, Menschen zu achten<br />
und zu akzeptieren, die einen besonderen<br />
Weg in der Nachfolge einschlagen.<br />
Einfache Profess<br />
von Frater Albert<br />
Einkleidung<br />
von Frater Magnus<br />
Den „Keim“ seiner Berufung sieht Frater<br />
Albert in seinem Elternhaus. „Nur wer<br />
Liebe, Wärme und Zuneigung verspürt,<br />
kann auch die Liebe Gottes zu den<br />
Menschen erfahren und diese Liebe dann<br />
wieder weitergeben“, sagt der 25-jährige<br />
gebürtige Regensburger. <strong>Das</strong> Erleben der<br />
Pfarrgemeinde, unter anderem als Ministrant,<br />
und das Vorbild des Pfarrers, „der<br />
immer ein offenes Ohr für die Sorgen und<br />
Nöte der Menschen besaß“, waren wichtige<br />
Fixpunkte in seiner Kindheit und<br />
Jugend. Nach dem Schulbesuch absolvierte<br />
Sascha (so der Taufname von Frater<br />
Albert) eine Ausbildung als Offsetdrucker.<br />
Im Zivildienst an der Regensburger Uniklinik<br />
lernte er dann den Dienst am<br />
Nächsten kennen, und das führte dazu,<br />
dass ihn die Arbeit im erlernten Beruf<br />
nicht mehr zufriedenstellte und er die<br />
Ausbildung zum Krankenpfleger anstrebte.<br />
So lernte er den Orden der Barmherzigen<br />
Brüder kennen.<br />
Freijahr entschloss ich mich, aus dem<br />
Priesterseminar auszuscheiden. Während<br />
der restlichen beiden Studienjahre in<br />
Augsburg prägten mich die Mitarbeit in<br />
der Fakultätsvertretung, die Katholische<br />
Hochschulgemeinde, eine Freundschaft<br />
sowie der Weltjugendtag 2002 in Toronto.<br />
Im Juli 2003 konnte ich das Studium mit<br />
dem Diplom abschließen. Die Barmherzigen<br />
Brüder lernte ich bei Exerzitien<br />
durch meine geistliche Begleiterin kennen.“<br />
Aus Nikolaus Morhardt (rechts) wird Frater<br />
Magnus. <strong>Das</strong> Foto zeigt den jungen<br />
Barmherzigen Bruder bei der Einkleidung<br />
in St. Pius mit Provinzial Frater Rudolf Knopp<br />
(Mitte) sowie dem Regensburger Prior und<br />
Magister der Postulanten Frater Bernhard<br />
Binder.<br />
17
18<br />
40-jähriges Professjubiläum<br />
von Frater Franziskus<br />
und Frater Christoph<br />
Frater Franziskus Oka, Delegat der japanischen<br />
Provinzdelegatur beging am<br />
1. Mai sein 40-jähriges Professjubiläum<br />
mit einer kleinen Festgemeinde.<br />
Ebenfalls im kleinen Kreis feierte Frater<br />
Christoph Meißner am 6. Mai in München<br />
sein 40-jähriges Professjubiläum. In seiner<br />
Predigt verwies Pater Johannes Avila<br />
Neuner auf „drei Patrone“ des Lebens von<br />
Frater Christoph: Seine Eltern gaben ihm<br />
bei der Taufe den Namen des heiligen<br />
Antonius von Padua. Dieser wird überall<br />
mit dem Jesuskind auf dem Arm dargestellt<br />
– das bringe zum Ausdruck, „dass jedes<br />
christliche Leben, im Besonderen das<br />
Ordensleben, eine tiefe Gemeinschaft mit<br />
Christus ist“. Im Orden erhielt der Jubilar<br />
den Namen des heiligen Christopherus, der<br />
auf allen Bildern und Skulpturen das<br />
Jesuskind auf seinen Schultern trägt. Dazu<br />
sagte Pater Johannes: „In all Deinen Or-<br />
Frater Christoph Meißner (Mitte) mit<br />
Provinzial Frater Rudolf Knopp (links) und<br />
Prior Pater Johannes Avila Neuner<br />
densjahren hast Du durch Deinen Dienst<br />
an kranken, alten und behinderten Menschen<br />
Christus, das Heil der Welt, getragen.“<br />
Der dritte Patron schließlich ist der<br />
heilige Johannes von Gott, der Ordensvater<br />
der Barmherzigen Brüder. Auf dem<br />
Altarbild der Münchner Krankenhauskirche<br />
nimmt er kniend das Jesuskind aus den<br />
Händen Marias entgegen und kann sich somit<br />
als ein „von Gott Beschenkter“ erleben.<br />
Diese drei Patrone zeigten, so sagte der<br />
Prediger, Gott schenke sich uns allen durch<br />
Jesus Christus - „weil wir uns ihm geschenkt<br />
und geweiht haben“. An Frater<br />
Christoph gewandt fügte er hinzu: „Durch<br />
über 40 Jahre hast Du mit Kraft und Gnade<br />
Christus auf den Armen, auf den Schultern<br />
und in Händen getragen und dabei<br />
erfahren: Der Herr hat Deine Lebensgeschichte<br />
geschrieben und Dir die Liebe<br />
Gottes sichtbar gemacht.“<br />
Provinzdelegat Frater Franziskus Oka<br />
(6. von links) mit Festgästen<br />
40-jähriges<br />
Professjubiläum<br />
von Frater<br />
Bernhard
Provinzrat Frater Bernhard Binder beging<br />
am 7. Oktober in Regensburg mit<br />
einem kleinen Kreis von Brüdern, Mitarbeitern<br />
und Bekannten sein 40-jähriges<br />
Professjubiläum. Frater Bernhard war von<br />
1983 bis 1992 Provinzial der Bayerischen<br />
Ordensprovinz, danach Novizenmeister im<br />
Interprovinziellen Noviziat in Graz-Eggenberg,<br />
seit 2004 bekleidet er das Amt des<br />
Priors und des Magisters der Scholastiker<br />
und der Postulanten am Regensburger<br />
Krankenhaus Barmherzige Brüder. Hauptzelebrant<br />
bei der Eucharistiefeier zum Fest<br />
unserer Lieben Frau vom Rosenkranz war<br />
Professor P. Herbert Schlögel. In seiner<br />
Predigt stellte er das bedingungslose Ja<br />
Mariens zu Gottes Plan dem Ja von Frater<br />
Bernhard in seiner Ersten Profess gegenüber.<br />
Ja sagen, das heiße Verantwortung<br />
übernehmen. Frater Bernhard habe dies<br />
bei Übernahme der verschiedenen Ämter<br />
im Vertrauen auf Gott getan.<br />
Umrahmt wurde die Heilige Messe durch<br />
einige gesangliche Darbietungen der<br />
Scholastiker. <strong>Das</strong> sich anschließende Frühstücksbüfett<br />
schloss die schöne Feier ab.<br />
25-jähriges Professjubiläum<br />
von Frater Rudolf<br />
Was haben ein Autoreifen und ein<br />
Ordensmann gemeinsam? Beide benötigen<br />
Profil: der Reifen ganz handfest,<br />
um bei jeder Witterung Bodenhaftung zu<br />
bewahren, der Ordensmann im übertragenen<br />
Sinn, um bei anderen Menschen<br />
Spuren der Liebe Gottes zu hinterlassen.<br />
Auf diese Formel lässt sich die Predigt von<br />
Pallottiner-Pater Rüdiger Kiefer bringen,<br />
die er am 15. August - Mariä Himmelfahrt<br />
- in der Krankenhauskirche St. Pius der<br />
Barmherzigen Brüder in Regensburg gehalten<br />
hat. Anlass war das 25-jährige<br />
Professjubiläum von Frater Rudolf Knopp,<br />
das er gemeinsam mit etwa 140 Gästen<br />
feierte.<br />
„Unser Profil als Christen ist aus den Maßgaben<br />
des Evangeliums geschnitten und<br />
geprägt. Und daran muss es sich auch<br />
messen lassen“, sagte Pater Kiefer, der<br />
Generalsekretär der Deutschen Ordensobernkonferenz<br />
(DOK) ist. Es sei notwendig,<br />
in regelmäßigen Abständen „die Pro-<br />
Provinzial Frater Rudolf Knopp erneuert sein<br />
Ordensgelübde vor Frater Benedikt Hau.<br />
filtiefe zu messen und nachzuschauen, ob<br />
wir noch den nötigen Zuschnitt, den nötigen<br />
Tiefgang haben.“ Am Ende der<br />
Predigt überreichte Pater Kiefer dem Jubilar<br />
ein Stück eines gebrauchten Autoreifens,<br />
in einen Bilderrahmen gefasst. Es<br />
solle den Provinzial zum einen zur<br />
Dankbarkeit für die Gaben führen, mit denen<br />
er seine individuelle Christus-Nachfolge<br />
realisieren konnte, zum anderen solle<br />
es ihn daran erinnern, sich „weiter einzubringen<br />
in die Verlebendigung der froh<br />
machenden Botschaft in unserer Zeit.“<br />
<strong>Das</strong>s er dazu bereit ist, drückte Frater Rudolf<br />
in der anschließenden Professerneuerung<br />
vor dem Ersten Provinzrat Frater<br />
Benedikt Hau aus. Er wiederholte seine<br />
„Gelübde der Keuschheit, der Armut, des<br />
Gehorsams und der Hospitalität im Dienst<br />
der Armen und Kranken“ (Professformel)<br />
und versprach, sich weiter „mit ganzem<br />
<strong>Herz</strong>en der Ordensfamilie zur Verfügung“<br />
zu stellen.<br />
19
20<br />
Aus der bayerischen Ordensprovinz<br />
Provinzversammlung vom 12. bis 14. März<br />
in Kostenz<br />
Nur wer<br />
das Neue wagt,<br />
bewegt etwas<br />
Vom 12. bis 14. März trafen sich in Kostenz Barmherzige Brüder und leitende<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (ab 13. März) zur Provinzversammlung. Bei einer<br />
Provinzversammlung geht es um ein Innehalten zur Reflexion und zur Ausschau zwischen<br />
den Provinzkapiteln. An dem Treffen in Kostenz nahmen erstmals auch Brüder<br />
der Rheinischen Generaldelegatur mit Frater Andreas Hellermann an der Spitze teil;<br />
denn es ist geplant, dass sich die Generaldelegatur bis zum Provinzkapitel im<br />
Frühjahr 2007 der Bayerischen Ordensprovinz anschließt. <strong>Das</strong> Motto der<br />
Versammlung lautete: „Dreiklang der Hospitalität: Ordensleben – Apostolat –<br />
Internationalität“. Die einzelnen Themen wurden in Referaten präsentiert und in<br />
Gruppenarbeiten vertieft.<br />
In seinem einleitenden Referat regte Provinzial<br />
Frater Rudolf Knopp an, über die<br />
Einrichtung einer „Stabsstelle Hospitalität<br />
und Ethik“ nachzudenken, die mit einem<br />
Theologen oder einem Bruder besetzt werden<br />
könnte. Dieser sollte nicht allgemeine<br />
Seelsorge betreiben, sondern einen „religi-<br />
Pater Johannes Avila Neuner und Frater Karl<br />
Wiench im Gespräch
(Von links) Gesamtleiter Karl Fries, Rechtsanwalt Werner Graml und Generaldelegat Frater Andreas Hellermann bei ihren Referaten;<br />
Theologieprofessor Hubert Ritt sprach über „Johannes von Gott und sein Verständnis von Leitung“.<br />
ösen Input“ in die Dienstgemeinschaft eines<br />
Hauses geben und so zu einem „gelungenen<br />
Betriebsklima“ beitragen. Die<br />
Rolle eines Barmherzigen Bruders in einer<br />
Einrichtung müsse sich von der des Trägers<br />
hin zur „Rolle des Gestalters“ entwikkeln,<br />
der Bruder soll Gewährsmann für den<br />
spezifischen Auftrag der Ordenseinrichtung<br />
sein. Der Provinzial appellierte an<br />
seine Mitbrüder, auch im Gebets- und Gemeinschaftsleben<br />
den „Trott der Gewohnheit“<br />
aufzubrechen. Es komme nicht darauf<br />
an, möglichst viel Zeit miteinander zu<br />
verbringen, sondern die Zeit sinnvoll zu<br />
nutzen und eine offene, brüderliche<br />
Gesprächskultur zu pflegen.<br />
Zusammenschluss der beiden deutschen<br />
Ordensteile<br />
Am Montagvormittag stand unter anderem<br />
auch der Zusammenschluss der beiden<br />
deutschen Ordensteile zu einer Provinz auf<br />
dem Programm. Sowohl der Generaldelegat<br />
des rheinischen Ordensteils als auch<br />
der Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz<br />
sehen die Zusammenlegung als<br />
einen Prozess an, der viel Sensibilität von<br />
beiden Seiten erfordert.<br />
Provinzial Frater Rudolf Knopp gab einen<br />
ausführlichen Tätigkeitsbericht ab und<br />
blickte auch in die Zukunft: Unter anderem<br />
informierte er darüber, dass Frater<br />
Matthäus Lange ein Sozialpädagogik-<br />
Studium beginnen wird, Frater Albert Nawatzky<br />
die Ausbildung zum Altenpfleger<br />
und Frater Seraphim Schorer die Ausbildung<br />
zum Physiotherapeuten aufnehmen<br />
werden. Im Bereich der Arbeit mit<br />
kranken Menschen gebe es Überlegungen,<br />
die Palliativmedizin und Hospizarbeit noch<br />
auszubauen, sagte der Provinzial. In der<br />
Behindertenhilfe gestaltet sich eine<br />
Weiterentwicklung angesichts der anhaltenden<br />
Deckelung als schwierig. Bemerkenswert<br />
sind aber folgende Punkte:<br />
In Algasing interessiert sich der Bezirk<br />
Oberbayern für ein erweitertes Platzangebot<br />
für Menschen mit Morbus Huntington;<br />
die Einrichtung in Gremsdorf<br />
kooperiert mit der benachbarten Firma<br />
IMO, in der künftig 50 Bewohner mitarbeiten<br />
sollen; und in Straubing werden<br />
konzeptionelle Überlegungen für ein<br />
Altenheim für Menschen mit Behinderung<br />
angestellt.<br />
Änderungen der Struktur<br />
Bei der Provinzversammlung thematisierten<br />
die Teilnehmer auch mögliche Änderungen<br />
in der Satzung zur Verwaltung der<br />
Bayerischen Ordensprovinz. Dabei geht es<br />
zum einen darum, den Provinzial, der ja<br />
Vorgesetzter für alle Gesamtleiter ist, zu<br />
entlasten, zum anderen darum, in Zeiten<br />
zunehmenden Wettbewerbs auch im sozialen<br />
Sektor flexible Einheiten zu schaffen<br />
und unternehmerische Risiken zu minimieren.<br />
Gemeinsam mit Rechtsanwalt<br />
Werner Graml aus Regensburg präsentierte<br />
Provinzial Frater Rudolf Knopp dazu am<br />
Dienstag Überlegungen.<br />
Ebenfalls um wirtschaftliche Erwägungen<br />
kreiste ein Referat von Wirtschaftsberater<br />
Dr. Volker Munk und Krankenhaus-Sprecher<br />
Peter Lenz am Montagnachmittag.<br />
Einer Studie zufolge wird es in Deutschland<br />
im Jahr 2020 nur noch etwa 1500<br />
Krankenhäuser geben, das sind 25 Prozent<br />
weniger als heute. Die Zahl von Häusern in<br />
freigemeinnütziger und öffentlich-recht-<br />
licher Trägerschaft werde drastisch sinken,<br />
die Zahl von Krankenhäusern in privater<br />
Trägerschaft dagegen um über 50 Prozent<br />
steigen. Um bestehen zu können, werden<br />
auch die Barmherzigen Brüder um tiefgreifende<br />
Reformen nicht herumkommen.<br />
In eine ähnliche Richtung gehen Überlegungen<br />
zu einer Reform der AVR (Arbeitsvertragsrichtlinien<br />
des Deutschen Caritasverbandes),<br />
die auch das Arbeitsrecht für<br />
die MitarbeiterInnen der Barmherzigen<br />
Brüder regeln. Der Reichenbacher Gesamtleiter<br />
Karl Fries ging in seinem Referat<br />
unter anderem auf „Eckpunkte einer AVR<br />
Neu“ ein. Diese sehen zum Beispiel eine<br />
„Mantel-AVR“ bundesweit vor mit Möglichkeiten<br />
zur Abweichung in Arbeitszeit<br />
und Vergütung in einzelnen Regionen,<br />
Sparten oder Betrieben sowie eine „wettbewerbsfähige<br />
Vergütung“.<br />
<strong>Das</strong> Thema Internationalität dominierte<br />
den dritten und letzten Tag der Provinzversammlung:<br />
Provinzial Frater Rudolf<br />
Knopp berichtete von der Regionalkonferenz<br />
Asien, an der er kürzlich teilnahm,<br />
Generaldelegat Frater Andreas Hellermann<br />
gab Informationen zur Regionalkonferenz<br />
Europa Anfang April in Warschau und<br />
zum Generalkapitel im Oktober in Rom.<br />
js<br />
21
22<br />
Barmherzige Brüder gedenken des Todes<br />
von Frater Eustachius Kugler vor 60 Jahren<br />
Ein Leben im<br />
Einsatz für<br />
die Schwachen<br />
Frömmigkeit und Tatkraft vereinte<br />
Frater Eustachius Kugler (1867 –<br />
1946), der langjährige Provinzial und<br />
Erbauer des Regensburger Krankenhauses<br />
der Barmherzigen Brüder, in seiner Person.<br />
Im Dezember 2005 unterzeichnete Papst<br />
Benedikt XVI. das Dekret, mit dem die<br />
„heroischen Tugenden“ von Frater Eustachius<br />
Kugler anerkannt wurden. Für<br />
eine Seligsprechung fehlt jetzt nur noch<br />
die Anerkennung eines Wunders: Auf Diözesanebene<br />
wurde bereits ein Prozess über<br />
ein mutmaßliches Wunder geführt – der<br />
Vorgang wird im Vatikan geprüft. Am<br />
Samstag, den 10. Juni, beging der Orden<br />
mit einer zentralen Feier in Regensburg<br />
den 60. Todestag von Frater Eustachius<br />
Kugler. Auch in den anderen Einrichtungen<br />
der Bayerischen Ordensprovinz<br />
fanden Gedenkveranstaltungen statt.<br />
Der Einladung der Ordensleitung nach Regensburg<br />
waren Brüder sowie Mitarbeiterund<br />
Heimbewohner-Vertreter aus allen<br />
Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in<br />
Bayern gefolgt, darüber hinaus zahlreiche<br />
Persönlichkeiten aus Kirche und Welt.<br />
Gemeinsam mit 13 weiteren Priestern zelebrierte<br />
der Regensburger Bischof Gerhard<br />
Ludwig Müller den Festgottesdienst in der<br />
St. Pius-Kirche. Zu den Konzelebranten<br />
gehörten unter anderem Caritasdirektor<br />
Monsignore Bernhard Piendl und Pater<br />
Félix Lizaso Berruete, Generalpostulator<br />
der Barmherzigen Brüder, der für Seligsprechungsprozesse<br />
zuständig ist und<br />
eigens aus Rom angereist war. Zur würdigen<br />
Gestaltung der Feier trug mit der Aufführung<br />
der Cäcilienmesse von Charles<br />
Gounod die Chorgemeinschaft St. Fidelis/St.<br />
Pius unter der Leitung von Reinhard<br />
Stegmaier bei.<br />
In seiner Predigt erinnerte Bischof Müller<br />
mit den Stichworten Krieg, Massenmord<br />
und Vertreibung an die historische<br />
Situation im Todesjahr Eustachius Kuglers<br />
– 1946. „<strong>Das</strong> Böse hatte sein Haupt erhoben.“<br />
Was sollten Frieden, Liebe und<br />
Barmherzigkeit dagegen ausrichten? Gerade<br />
ein Leben wie das von Eustachius<br />
Kugler zeige aber: „Die Liebe Gottes ist<br />
stärker als die Zerstörungsmacht des Bösen.“<br />
Der Barmherzige Bruder habe „inneres<br />
Mitleid“ entwickelt und sich für kranke<br />
und behinderte Menschen eingesetzt. Der<br />
Bischof forderte die Festgäste auf, den<br />
Begriff des „Opfers“ neu, positiv, zu interpretieren.<br />
Opfer bedeutet demnach, „mich<br />
mit meinen Gaben denen zuwenden, die<br />
der Hilfe bedürfen“. Weiter sagte der<br />
Bischof: „Wir sind nicht in der Welt, um<br />
uns ein schönes Leben zu machen“, sondern<br />
das Leben solle mit Liebe und<br />
Dienstbereitschaft gefüllt werden.<br />
Beim anschließenden Festakt charakterisierte<br />
Frater Rudolf Knopp, Provinzial der<br />
Barmherzigen Brüder in Bayern, Frater<br />
Eustachius Kugler mit drei Begriffen: „der<br />
auf Gott Vertrauende, der Mitbrüderliche<br />
und der Liebevolle“ und belegte dies unter<br />
anderem mit einem Zitat aus dem Jahr<br />
1902. Eustachius Kugler schrieb damals:<br />
„Wir wollen uns einander tragen und zu<br />
Hilfe kommen und unsere armen Kranken,<br />
wie in der Person Jesu Christi, vor Augen<br />
haben und ihnen mit Liebe dienen.“<br />
Professor Karl Hausberger, Lehrstuhlinhaber<br />
für Mittlere und Neue Kirchengeschichte<br />
an der Universität Regensburg,<br />
hielt den Festvortrag über die Entwicklung<br />
der bayerischen Klosterlandschaft im 19.<br />
Jahrhundert und in der ersten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts – zugleich als „Beitrag<br />
zum religiös-spirituellen Umfeld von<br />
Frater Eustachius Kugler“ (Auszüge aus<br />
dem Vortragstext siehe Seite 12ff.).<br />
Mit Bischof Gerhard Ludwig Müller zelebrierten<br />
13 Priester beim Festgottesdienst.<br />
js
Bereits zum dritten Mal lud die bayerische<br />
Ordensprovinz zu einem Begegnungstag<br />
der Barmherzigen Brüder mit ihren<br />
Angehörigen und Freunden ein. Für<br />
die diesjährige Zusammenkunft am 20. Mai<br />
hatte sie die Einrichtung für Menschen mit<br />
Behinderung in Gremsdorf gewählt.<br />
Provinzial Frater Rudolf Knopp begrüßte<br />
die zahlreichen Gäste im „Forum Barmherzige<br />
Brüder“. Er bedankte sich vor allem<br />
bei Einrichtungsleiter Günther Allinger und<br />
denjenigen Mitarbeitern, die diesen Tag mit<br />
„so viel Liebe zum Detail und Engagement“<br />
vorbereitet hatten. Die „Hospitalität“<br />
(Gastfreundschaft) gehöre zu den vier<br />
Gelübden des Brüderordens und Frater<br />
Rudolf zeigte sich sehr dankbar, dass die<br />
Mitarbeiter in den verschiedensten Sozialeinrichtungen<br />
das Erbe des Ordensgründers<br />
Johannes von Gott lebendig erhalten.<br />
Gastfreundlich eröffnete dann Gesamtleiter<br />
Günther Allinger die vormittägliche<br />
Vorstellungsrunde. „Was tut ein Gesamtleiter<br />
in einer Einrichtung für Menschen<br />
mit Behinderung?“, so hieß die Einstiegsfrage<br />
seiner launig gehaltenen und trotzdem<br />
informativen Ausführungen vor den<br />
rund 90 Gästen. Ebenso stellten sich weitere<br />
leitende Mitarbeiter aus den Bereichen<br />
Wohnen, Werk- und Förderstätten sowie<br />
Fachschule vor – unter ihnen der<br />
Heimbeiratsvorsitzende Jürgen Meister als<br />
Vertreter der 290 Heimbewohner. Der<br />
fränkische Sänger und Mundartdichter<br />
Sven Bach moderierte unter großem<br />
Beifall diesen Vorstellungsreigen, unterbrochen<br />
vom Vortrag eigener Lieder und<br />
Gedichte in fränkischer Mundart.<br />
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen<br />
typischer Workshops der Gremsdorfer Behinderteneinrichtung.<br />
Die Ordensbrüder<br />
Begegnungstag der Barmherzigen Brüder<br />
mit ihren Angehörigen<br />
Gremsdorfer<br />
Gastfreundschaft<br />
Frater Robert Wimmer beim Fachsimpeln mit fränkischen Musikanten<br />
und ihre Angehörigen konnten ihre „Künste“<br />
erproben im Töpferkurs, im Schreinern<br />
eines Kickers oder auch beim Einstudieren<br />
eines liturgischen Tanzes. Storchenvater<br />
Edmund Lenz gab einen „Wegweiser<br />
durch das Land der Störche“ und der<br />
„Karpfendoktor“ Martin Oberle griff der<br />
Gremsdorfer Küche „wissenschaftlich fundiert“<br />
bei der Zubereitung von Karpfenspezialitäten<br />
unter die Arme.<br />
Der Begegnungstag schloss mit einem gemeinsamen<br />
Gottesdienst, zelebriert von<br />
Pater Johannes von Avila Neuner aus<br />
München unter der Assistenz von Pastoralreferent<br />
Peter Jankowetz aus Gremsdorf.<br />
Johannes Salomon<br />
Auch für die Kinder wurde es in Gremsdorf<br />
nicht langweilig.<br />
23
24<br />
Barmherzige Brüder beim Katholikentag<br />
in Saarbrücken<br />
Gerechtigkeit<br />
vor Gottes Angesicht<br />
Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“<br />
unter diesem Leitwort stand der 96.<br />
Deutsche Katholikentag, der vom 24. bis<br />
28. Mai 2006 zum ersten Mal in Saarbrücken<br />
stattfand. Auf der so genannten<br />
Kirchenmeile luden 200 Organisationen<br />
und kirchliche Einrichtungen zum Austausch<br />
und zur Begegnung ein. Und in<br />
diesem bunten Treiben, das sich durch die<br />
gesamte Fußgängerzone zog, hatte auch<br />
die Vereinigung der deutschen Ordensoberen<br />
einen Stand mit dem Motto<br />
„Ordensleben schmeckt“ bei dem ich als<br />
Teilnehmer mithalf. Den Katholikentag in<br />
Saarbrücken erlebte ich zusammen mit<br />
Frater Eduard Bauer, Frater Karl Wiench,<br />
Frater Michael Blazanovic und vielen<br />
anderen Ordensleuten aus verschiedensten<br />
Gemeinschaften, die gemeinsam das<br />
Ordensleben generell sowie das Thema des<br />
Katholikentages vorstellten.<br />
Begegnungen, Gespräche, Glaubensaustausch,<br />
alles das konnte man an unserem<br />
Stand erleben. Neben dem Schwerpunkt<br />
Ordensleben mit vielen Informationsschriften<br />
über einzelne Gemeinschaften<br />
und ihre vielfältigen Lebensformen bestand<br />
auch die Möglichkeit, seine eigenen<br />
Gedanken zum Thema Ordensleben<br />
niederzuschreiben und auf eine Pinnwand<br />
zu stecken. Insgesamt konnte man erken-<br />
Der Trierer Bischof Reinhard Marx begrüßt<br />
Frater Albert Nawatzky und Frater Michael<br />
Blazanovic.
nen, dass das Ordensleben von den Besuchern<br />
durchweg positiv gesehen, aber<br />
bedauert wurde, dass es immer weniger<br />
Ordensmänner und -frauen gibt.<br />
<strong>Das</strong> Leitthema „Gerechtigkeit vor Gottes<br />
Angesicht“ wurde an unserem Stand<br />
durch eine Waage symbolisiert. In Form<br />
von bunten Säckchen, die verschieden<br />
schwer waren, konnten die Besucher sich<br />
daran versuchen, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit<br />
auszubalancieren. Oft war<br />
dies gar nicht so einfach, wenn es aber<br />
gelang, durfte man sich auch über einen<br />
kleinen Preis freuen. Neben einem<br />
Bibelquiz für die kleineren Besucher<br />
konnte man sich vor dem Katholikentagslogo<br />
fotografieren lassen, das unsere<br />
Behinderteneinrichtung in Gremsdorf<br />
angefertigt hatte, um bildhaft an der<br />
Brücke der Gerechtigkeit mitzubauen.<br />
Dreimal am Tag ertönte an unserem Stand<br />
das Läuten einer Glocke, was bedeutete,<br />
dass wir uns zum gemeinsamen Gebet<br />
versammelten und alle einluden, die bei<br />
uns im Zelt waren oder gerade vorbeigingen.<br />
Es war sehr beeindruckend, wie viel<br />
Leute dabei zusammenkamen, sodass<br />
einige sogar im Freien stehen mussten,<br />
um im Gesang und in den Psalmen Gott<br />
zu loben und zu danken<br />
Der Katholikentag war für uns eine schöne<br />
und erfüllte Zeit, in der viele interessante<br />
Gespräche zustande kamen und wir<br />
miteinander unseren Glauben teilen konnten.<br />
Es war eine Zeit, in der man die<br />
Vielfalt der Kirche sah. Vor allem aber sah<br />
man die Sehnsucht der Besucher nach<br />
einer Gerechtigkeit, die wir nicht alleine<br />
hervorbringen können, sondern die nur<br />
mit der Hilfe Gottes möglich ist.<br />
Frater Albert Nawatzky<br />
Kelch und Hostienschale für die Kapelle<br />
des Johannes-Hospizes<br />
Zeichen des Trostes<br />
und der Hoffnung<br />
Im Dachgeschoss des Johannes-Hospizes<br />
findet sich eine von Matthias Larasser-<br />
Bergmeister gestaltete Kapelle. Für diesen<br />
Sakralraum hat der Künstler nun auch einen<br />
Kelch und eine Hostienschale geschaffen.<br />
Der Kelch wurde in Silber gearbeitet - die<br />
Innenseite der Cuppa (Schale) ist vergoldet.<br />
Der Kelch hat eine sehr reduzierte<br />
Formgebung und verliert sich nicht in Details.<br />
Drei Stege bilden vom Fuß her kommend<br />
den Knauf und entwickeln sich wieder<br />
als Tragearme für die Cuppa. Hierin<br />
kann man einen Lebensbaum erkennen,<br />
der für das ewige Leben steht, aber auch<br />
dafür, dass uns im Sakrament der Eucharistie<br />
ewiges Leben verbürgt ist.<br />
Neben dieser Deutung als Lebensbaum<br />
lässt sich der Knauf des Kelches auch als<br />
Granatapfel interpretieren. Die fünf leuchtend<br />
roten Glaskugeln stehen für die feurig<br />
roten Fruchtkörner des Granatapfels,<br />
womit der Künstler auf den Orden der<br />
Barmherzigen Brüder als Träger des Hospizes<br />
Bezug nimmt. Die fünf roten<br />
Glaskugeln können aber auch als die fünf<br />
Wundmale Christi interpretiert werden, die<br />
für Leiden und Tod Christi stehen, aber in<br />
ihrer verklärten Form auch schon auf die<br />
Auferstehung und die Hoffnung auf ewiges<br />
Leben verweisen.<br />
Die dreifache Symbolsprache dieses Kelches<br />
ist somit untrennbar mit dem Ort seiner<br />
Verwendung - dem Johannes-Hospiz -<br />
verbunden: Der Lebensbaum als Hoffnungszeichen,<br />
der Granatapfel als Symbol der<br />
Liebe und des Geborgenseins in einem<br />
Hospiz, die fünf Wunden Christi als Zeichen<br />
des Trostes im Leid und der Hoffnung<br />
auf das ewige Leben.<br />
Die ebenfalls schlichte Hostienschale bildet<br />
mit dem Kelch eine Einheit. Auch sie<br />
ist in Silber gearbeitet und es kommen<br />
wiederum rote Glaskugeln zum Einsatz,<br />
hier allerdings nur drei – sie stehen für die<br />
Dreifaltigkeit Gottes. Im Sakrament der<br />
Kommunion drückt sich ja auch die enge<br />
Verbundenheit der Gläubigen mit dem<br />
dreifaltigen Gott – Vater, Sohn und Heiliger<br />
Geist – aus.<br />
frk<br />
25
26<br />
Klosternächte und Projekttage<br />
Großes Interesse<br />
am Ordensleben<br />
Frater Alfons Höring informierte bei den<br />
Projekttagen in Straubing und München<br />
über Indien.<br />
Auch in diesem Jahr veranstalteten einige<br />
Einrichtungen der Barmherzigen<br />
Brüder in Bayern wieder Klosternächte, bei<br />
denen sich der Orden mit einem vielseitigen<br />
Programm einem breiten Publikum<br />
präsentierte. Den Anfang machte Reichenbach:<br />
Am Samstag, den 4. März, begann<br />
die Klosternacht mit einer „Feier der Lichter“.<br />
Danach standen bis gegen Mitternacht<br />
verschiedene Angebote auf dem<br />
Programm, zum Beispiel ein Besuch in der<br />
„Klosterschmiede“, eine Fackelwanderung,<br />
ein Gespräch über Träume und vieles<br />
andere mehr. - Gemeinsam mit den Dillinger<br />
Franziskanerinnen gestalteten die<br />
Barmherzigen Brüder am Samstag, den<br />
1. April eine Klosternacht in Kostenz. Mit<br />
Liedern des Deuerlinger Singkreises wurden<br />
die Gäste in der Hauskapelle empfangen.<br />
Nach einem Film über die Barmherzigen<br />
Brüder und einem Diavortrag über die<br />
Dillinger Franziskanerinnen waren verschiedene<br />
Workshops geboten, zum Beispiel<br />
eine „Kerzenwerkstatt“, „Meditatives<br />
Singen und Spielen“ und „Mandala gestalten“.<br />
Ein nächtlicher Passionsweg führte<br />
die Besucherinnen und Besucher rund um<br />
das Kloster Kostenz. Eine Stunde später<br />
gab’s zum Abschluss Klostersuppe und<br />
Würstl. - Eingebettet in eine Eustachius-<br />
Kugler-Woche war die Klosternacht in<br />
Regensburg am Donnerstag, den 8. Juni;<br />
denn am 10. Juni jährte sich der Todestag<br />
des ehemaligen Provinzials der Barmherzigen<br />
Brüder zum 60. Mal.<br />
An der Fachschule für Heilerziehungspflege<br />
in Reichenbach fand am 21. Februar ein<br />
Projekttag statt, bei dem die Schülerinnen<br />
und Schüler Einblicke in das Leben der<br />
Barmherzigen Brüder bekamen. – „Indien“<br />
war das Thema der Projekttage an der<br />
Fachschule für Heilerziehungspflege in<br />
Straubing am 18. Oktober und an der<br />
Berufsfachschule für Gesundheits- und<br />
Krankenpflege Dritter Orden und Barmherzige<br />
Brüder in München am 26.<br />
Oktober. Unter anderem informierte Frater<br />
Alfons Höring sehr anschaulich über<br />
Indien, seine Menschen und die Tätigkeit<br />
der Barmherzigen Brüder auf dem Subkontinent.<br />
Frater Alfons hat die Indien-<br />
Mission des Ordens mit aufgebaut, mittlerweile<br />
besteht dort eine eigenständige<br />
Ordensprovinz. Außerdem berichteten<br />
Daniela Peinkofer und Florian <strong>Das</strong>ch, zwei<br />
Münchner Sozialpädagogik-Studenten,<br />
über ihr Praktikum in der Einrichtung für<br />
Menschen mit Behinderung in Velloor. Neben<br />
vielen weiteren Sach-Informationen<br />
standen auch indischer Tanz und indisches<br />
Essen auf dem Programm. In Straubing<br />
hatte sich der Küchenchef Unterstützung<br />
von einem indischen Spezialitätenlokal<br />
geholt, in München kochten die Sisters of<br />
the Destitute, die in der Palliativstation<br />
mitarbeiten. Abschluss und Höhepunkt<br />
des Tages bildete jeweils ein Gottesdienst<br />
mit indischen Elementen.<br />
js
Im Zeichen des 60. Todestags von Frater<br />
Eustachius Kugler stand die Klosternacht<br />
in Regensburg, die Prior Frater Bernhard<br />
Binder mit gestaltete.<br />
Ordensobernvereinigungen<br />
schließen sich zusammen<br />
Ein Dach für alle<br />
Die drei deutschen Ordensobernvereinigungen<br />
der Priester-, Brüder- und<br />
Schwesternorden (VDO, VOB, VOD) haben<br />
sich zusammengeschlossen. Bei ihrer ersten<br />
gemeinsamen Tagung am 8. Juni<br />
2006 in St. Ottilien beschlossen die<br />
Ordensoberinnen und -obern einstimmig<br />
die Gründung der Deutschen Ordensobernkonferenz<br />
(DOK). Zur ersten Vorsitzenden<br />
wurde Schwester Aloisia Höing<br />
(63) gewählt, Generaloberin der Schwestern<br />
der heiligen Maria Magdalena Postel.<br />
Zweiter Vorsitzender der DOK ist der<br />
Prämonstratenserabt Hermann Josef<br />
Kugler von der niederbayerischen Abtei<br />
Windberg. In den erweiterten Vorstand<br />
wurde auch Frater Rudolf Knopp gewählt,<br />
Provinzial der Barmherzigen Brüder in<br />
Bayern.<br />
Die neue Deutsche Ordensobernkonferenz<br />
nimmt die Interessen aller katholischen<br />
Ordensgemeinschaften mit Sitz in<br />
Deutschland wahr. Zu ihren Mitgliedern<br />
gehören ca. 460 Obere, die insgesamt<br />
rund 30.000 Ordensfrauen und -männer<br />
in Deutschland vertreten. Die Frauengemeinschaften<br />
bilden mit rund 25.000<br />
Mitgliedern die größte Gruppe, gefolgt<br />
von den Priesterorden mit 4.700 Mitgliedern,<br />
die Ordensbrüder zählen gerade<br />
einmal 250 Mitglieder. - Vor 30 Jahren<br />
gab es noch mehr als 80.000 Ordensleute<br />
in Deutschland<br />
Schon Monate zuvor war in Bonn die<br />
Geschäftsstelle, das „Haus der Orden“, eröffnet<br />
worden. Dort haben die Generalsekretäre<br />
Schwester Cäcilia Höffmann<br />
SSpS und Pater Rüdiger Kiefer SAC ihren<br />
Sitz.<br />
orden.de/KNA<br />
Schwester Aloisia Höing, erste Vorsitzende<br />
der Deutschen Ordensobernkonferenz<br />
(DOK), und Abt Hermann Josef Kugler, zweiter<br />
Vorsitzender, präsentieren sich nach<br />
ihrer Wahl vor dem Logo der DOK.<br />
27
28<br />
Barmherzige Brüder weltweit<br />
Generalkapitel im Oktober: Frater Rudolf Knopp<br />
zum Generalrat gewählt, Frater Benedikt Hau<br />
leitet Ordensprovinz bis zum Provinzkapitel<br />
Neue<br />
Generalleitung<br />
Beim Generalkapitel der Barmherzigen<br />
Brüder, das vom 2. bis 22. Oktober in<br />
Rom tagte, sind wichtige Personal-Entscheidungen<br />
gefallen. Am 14. Oktober<br />
wurde Frater Donatus Forkan (64) aus der<br />
Irischen Ordensprovinz zum neuen Generalprior<br />
gewählt, er folgte dem Spanier<br />
Pater Pascual Piles Ferrando nach, der den<br />
Orden zwölf Jahre lang geleitet hatte.<br />
Frater Rudolf Knopp (48), seit 2001 Provinzial<br />
der Barmherzigen Brüder in Bayern,<br />
ist am 16. Oktober zum Ersten Generalrat<br />
(von insgesamt sechs) gewählt worden.<br />
Mit der Wahl des bayerischen Provinzials<br />
in die Generalleitung mit Sitz in Rom<br />
übernimmt der bisherige Erste Provinzrat<br />
und Provinzökonom Frater Benedikt Hau<br />
(47) als Provinzvikar die Leitung der<br />
Provinz bis zum Provinzkapitel im Mai<br />
2007.<br />
Neben Frater Donatus Forkan als Generalprior<br />
(siehe eigener Beitrag) gehören der<br />
neuen Generalleitung nun folgende<br />
Brüder als Generalräte an:<br />
1. Frater Rudolf Knopp<br />
Geboren in Kahl (Deutschland)<br />
am 18. Januar 1958. Einfache Profess<br />
am 15. August 1981, feierliche Profess<br />
am 12. Oktober 1986. Provinzial der<br />
Bayerischen Provinz seit 2001.<br />
2. Frater Jesús Etayo Arrondo<br />
Geboren in Fustiñana – Pamplona<br />
(Spanien) am 26. Mai 1958. Einfache<br />
Profess am 29. September 1977,<br />
feierliche Profess am 12. Oktober 1983,<br />
Priesterweihe am 21. September 1985.<br />
Zuletzt Erster Provinzrat der<br />
Aragonischen Provinz.<br />
3. Frater Vincent Kochamkunnel<br />
Geboren in Mattakkara (Indien)<br />
am 30. Januar 1959. Einfache Profess<br />
am 2. Februar 1978, feierliche Profess am<br />
25. August 1985. Zuletzt Fünfter<br />
Generalrat.<br />
4. Pater Elia Tripaldi<br />
Geboren in Uggiano Montefusco -<br />
Taranto (Italien) am 4. Mai 1939.<br />
Einfache Profess am 13. Oktober 1957,<br />
feierliche Profess am 13. Oktober 1963,<br />
Priesterweihe am 19. Dezember 1970.<br />
Zuletzt Prior von Palermo.<br />
5. Frater Robert Chakana<br />
Geboren in Lubwe (Sambia) am<br />
20. April 1960. Einfache Profess am<br />
15. August 1992, feierliche Profess<br />
am 11. April 1999. Zuletzt Erster<br />
Provinzrat der Afrikanischen Provinz<br />
zur Mutter der Barmherzigkeit.<br />
6. Frater Daniel Alberto Márquez<br />
Bocanegra<br />
Geboren in Bogotà (Kolumbien)<br />
am 28. November 1960. Einfache Profess<br />
am 1. Juli 1984, feierliche Profess<br />
am 8. März 1991. Provinzial der Provinz<br />
Mexiko und Mittelamerika seit 2001.<br />
Die neue Generalleitung des Ordens geht<br />
gemeinsam ans Werk: (von links) Frater<br />
Robert Chakana, Frater Daniel Alberto<br />
Márquez Bocanegra, Frater Rudolf Knopp,<br />
Frater Donatus Forkan (General), Pater Elia<br />
Tripaldi, Frater Jesús Etayo Arrondo und<br />
Frater Vincent Kochamkunnel
Frater Donatus verbrachte 21 Jahre seines<br />
Lebens als Barmherziger Bruder in<br />
Südkorea, wo er verschiedene Ämter innehatte,<br />
zuletzt - von 1989 bis 1992 - das<br />
des Provinzdelegaten. 1992 wurde Frater<br />
Donatus zum Provinzial der Irischen Provinz<br />
gewählt. Beim Generalkapitel 1994 in<br />
Bogotà wurde er zum Zweiten Generalrat<br />
gewählt, beim Generalkapitel 2000 in<br />
Granada zum Ersten Generalrat. Als<br />
Generalrat koordinierte er unter anderem<br />
die Missionstätigkeit des Ordens, zeichnete<br />
für die Organisation des ersten internationalen<br />
Jugendtreffens in Granada im<br />
November 2005 verantwortlich und leitete<br />
die Arbeiten der Vorbereitungskommission<br />
für das Generalkapitel 2006.<br />
Zwei Tage nach seiner Wahl erklärte der<br />
neue Generalprior am 16. Oktober 2006<br />
gegenüber den Kapitularen:<br />
Ehrlich gesagt, hoffte und betete ich, dass<br />
die Wahl des Generalpriors nicht auf<br />
mich fallen würde. Ich hatte Angst, dass<br />
mich das Amt des Generalpriors überfordern<br />
würde. Doch dann erinnerte ich mich<br />
an einen Satz meines Novizenmagisters,<br />
Frater Dermot Hanley, der sagte: ‚Gott<br />
gibt seine Gnade, wenn sie gebraucht<br />
wird, und nicht davor.’ Gott hat mir die<br />
Gnade geschenkt, dass ich ruhig und gefasst<br />
die Berufung angenommen habe, die<br />
mein Leben und meine Tätigkeit als<br />
Barmherziger Bruder in den kommenden<br />
sechs Jahren von Grund auf verändern<br />
wird. Liebe Brüder, ich möchte Ihnen<br />
noch einmal für das Vertrauen danken,<br />
dass Sie mich zum ‚ersten Bruder’ gewählt<br />
haben. <strong>Das</strong> bedeutet nämlich das<br />
Amt des Generalpriors: der erste unter<br />
Gleichen zu sein, und so möchte ich auch<br />
meine Aufgabe erfüllen: als Bruder meinen<br />
Brüdern in der Leitung dienen. Leitung<br />
ist Dienst an anderen und für andere.<br />
Erkennt man die Heiligkeit einer jeden<br />
Person und ihre natürliche Würde und<br />
ihren unantastbaren Wert, versteht man,<br />
dass der Auftrag, anderen zu dienen, ein<br />
Privileg ist, unabhängig davon, ob dieser<br />
Dienst durch Leitung oder eine andere<br />
Tätigkeit geschieht.<br />
In der Schlussansprache des Generalkapitels<br />
führte Frater Donatus unter anderem<br />
aus:<br />
Heute blickt man in vielen Ländern kritisch<br />
auf die Kirche; man beobachtet sie<br />
misstrauisch und manch einer fühlt sich<br />
von ihrem Führungsstil vor den Kopf gestoßen.<br />
Fehlende Offenheit und Transpa-<br />
Frater Donatus Forkan,<br />
Generalprior der Barmherzigen Brüder<br />
„Ein neues Gesicht<br />
der Kirche vermitteln“<br />
Frater Donatus Forkan (Taufname:<br />
William) wurde am 5. April 1942 in<br />
Swinford, County Mayo, in Irland geboren<br />
Er hat drei Brüder und eine<br />
Schwester. 1957 trat er in das „Juniorat“<br />
(Juvenat) des Ordens ein und legte<br />
am 8. September 1960 die einfache<br />
und am 28. August 1966 die feierliche<br />
Profess ab. Frater Donatus ist diplomierter<br />
Krankenpfleger und besuchte<br />
das Internationale Kolleg des Ordens in<br />
Rom. Außerdem belegte er Studiengänge<br />
am Franciscan College in Seoul/<br />
Südkorea und am Holy Ghost Missionary<br />
College, Kimmage Manor, in<br />
Dublin/Irland.<br />
renz stellen den Glauben mancher Gläubigen<br />
auf eine harte Probe. Die Kirche<br />
gerät zunehmend ins Abseits. Vor diesem<br />
Hintergrund können gerade Ordensgemeinschaften,<br />
unsere im Besonderen, ein<br />
neues Kirchengefühl, ein „neues Gesicht”<br />
der Kirche vermitteln, ein Gesicht, das<br />
offen, einladend, mitfühlend, anteilnehmend<br />
und fürsorgend ist …<br />
Man sagt, dass Ordenschristen heute die<br />
Heilige Schrift in der einen Hand und die<br />
Zeitung in der anderen halten müssen.<br />
Mit anderen Worten: Wir müssen mit<br />
Gott, aber auch mit unserer Umgebung in<br />
Fühlung bleiben, wenn wir der Welt von<br />
heute die Frohe Botschaft in einer Sprache<br />
verkünden wollen, die verständlich,<br />
respektvoll und von aufrichtiger Liebe<br />
geleitet ist …<br />
Wir leben und erfüllen unseren Dienst der<br />
Hospitalität in einer Welt, die voll Feindschaft<br />
ist und in der Gewalt, Terrorismus,<br />
Ausbeutung von Kindern, Massenflucht<br />
aus armen Ländern in die reicheren,<br />
Krieg und Fundamentalismus auf der<br />
Tagesordnung stehen. Hospitalität in der<br />
Nachfolge des heiligen Johannes von Gott<br />
ist vor diesem erschreckenden Bild das<br />
Gegenmittel, das die Welt braucht.<br />
Ein Inbild der Gewalt – die Handgranate –<br />
ist auf frappierende Weise dem Wahrzeichen<br />
unserer Hospitalität – dem Granatapfel<br />
– ähnlich. Doch nichts kontrastiert<br />
stärker mit dem Tun derjenigen, die<br />
Handgranaten in Menschenmengen werfen<br />
oder Bomben bei öffentlichen Versammlungen<br />
oder religiösen Feiern zünden, als<br />
der Granatapfel der Hospitalität, den der<br />
heilige Johannes von Gott in die Welt<br />
gebracht hat. Während die Handgranate<br />
mit ihren Splittern tödliche Wunden<br />
reißt, quellen aus dem Granatapfel Samen<br />
der Liebe Gottes, die Heil wirken und<br />
heil machen. Jede Hilfe im Zeichen der<br />
Hospitalität, die ein Bruder oder Mitarbeiter<br />
leistet, ist eine Gegenhandlung zu<br />
einer Gewalttat, die irgendwo auf der Welt<br />
irgendjemand tötet oder verletzt …<br />
29
30<br />
Regionalkonferenzen der Barmherzigen Brüder<br />
in Korea und Polen<br />
Werte des Ordens<br />
in einer säkularisierten Welt<br />
erfahrbar machen<br />
Zur Vorbereitung auf das 66. Generalkapitel fand vom 20. bis 25. Februar 2006 in<br />
Damyang (Gwangju/Korea) die Regionalkonferenz Asien-Pazifik statt, vom 2. bis 7.<br />
April folgte in Warschau die europäische Regionalkonferenz. Ähnliche Konferenzen<br />
wurden auch für die Regionen Amerika und Afrika abgehalten. <strong>Das</strong> Leitthema war<br />
„Leidenschaft für die Hospitalität des heiligen Johannes von Gott in der Welt von<br />
heute“.<br />
Asien<br />
An der Regionalkonferenz in Asien nahmen<br />
53 Mitbrüder und Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter teil, unter ihnen auch Frater<br />
Rudolf Knopp, Provinzial der bayerischen<br />
Ordensprovinz. Zu der Region Asien-<br />
Pazifik gehören die Provinzen bzw. Einrichtungen<br />
in Australien, Papa Neuguinea,<br />
Mauritius, Indien, Korea, Japan, Osttimor<br />
und Vietnam. Auf der Tagesordnung standen<br />
Referate zum Thema Leidenschaft für<br />
die Hospitalität, die Ausbildung im asiatischen<br />
Kontext, neue Formen des Gemeinschaftslebens,<br />
Beziehung zwischen<br />
der Kommunität und der Einrichtung, die<br />
Der Schlossplatz in Warschau<br />
mit Sigismund-Säule<br />
Implementierung des charismatischen<br />
Managements, die Bioethik und ihre<br />
Umsetzung in unseren Einrichtungen, die<br />
Einbindung der Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter in die Spiritualität des Ordens,<br />
die Verantwortung der einzelnen Ordensteile<br />
füreinander, die Vorbereitung des<br />
Generalkapitels 2006. Die Referate und<br />
Impulse wurden in Gruppenarbeiten vertieft<br />
und aus den Gruppen Anträge für die<br />
Arbeit des Interprovinziellen Sekretariates<br />
Asien-Pazifik und des Generalkapitels formuliert.<br />
Am Rande der Konferenz konnten der japanische<br />
Provinzdelegat Frater Franziskus<br />
Oka und Provinzial Frater Rudolf Knopp<br />
ein Gespräch mit Generalprior Pater Pascual<br />
Piles zur Zukunft der japanischen<br />
Provinzdelegatur führen. Daraus ergaben<br />
sich weitere Gespräche mit den Provinzialen<br />
von Indien und Korea. Beide erklärten<br />
ihre Bereitschaft, die japanische Provinzdelegatur<br />
personell zu unterstützen, damit<br />
dort eine bessere Zukunftsplanung möglich<br />
ist. Die Berufungen aus dem eigenen<br />
Land sind aufgrund der sehr niedrigen<br />
Zahl der Katholiken extrem gering.<br />
Europa<br />
Teilnehmer der Konferenz in Warschau<br />
waren die Generalleitung aus Rom, die<br />
europäischen Provinziale und Generaldelegaten,<br />
jeweils in Begleitung eines<br />
Barmherzigen Bruders und zweier Mitarbeiter(innen).<br />
Aus Bayern nahmen neben<br />
Provinzial Frater Rudolf Knopp Noviziats-<br />
Magister Frater Richard Binder, der<br />
Gremsdorfer Gesamtleiter Günther Allinger<br />
und Bernd Peter, Verwaltungsdirektor im<br />
Provinzialat, teil. Es wurden im wesentlichen<br />
die gleichen Themen behandelt wie<br />
bei den anderen Regionalkonferenzen.<br />
Der bayerische Provinzial Frater Rudolf<br />
Knopp und Professor Peter Költringer,<br />
Mitarbeiter der österreichischen Provinz,<br />
hielten Referate, die auf große Resonanz<br />
stießen. Frater Rudolf hatte das Thema<br />
„Anwendung des charismatischen Managements,<br />
Bildungsarbeit und Wertevermittlung,<br />
Integration der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter“ und beschäftigte sich in<br />
erster Linie mit der Rolle des Ordens als<br />
Institution bzw. seiner Funktion als<br />
Rechts- und Werteträger, unter anderem<br />
orientiert an den Prinzipien der „Charta<br />
der Hospitalität“.<br />
Professor Költringer referierte hauptsächlich<br />
über die Integration der Mitarbeiter-<br />
(innen) bei der Erfüllung des Ordensauftrags,<br />
wobei er nicht nur die vertraglich<br />
geregelten Arbeitsverhältnisse, sondern<br />
auch die spirituelle Ebene (Bildungsarbeit,<br />
Gebet) beleuchtete. Er stellte auch die<br />
Kernfrage für die nächsten Jahrzehnte: Wo<br />
ist das Charisma und die Spiritualität des<br />
heiligen Johannes von Gott? Wo sind diejenigen,<br />
die in der Lage sind, den<br />
Menschen in der säkularisierten Welt des<br />
21. Jahrhunderts das ganz Besondere dieses<br />
Ordens und seiner Werke zu verkünden<br />
und vorzuleben.<br />
Günther Allinger, Gesamtleiter in Gremsdorf,<br />
präsentierte das Projekt „Europawerkstatt“<br />
als ein Beispiel für europäische<br />
Kooperation im Orden auf dem Gebiet der<br />
Behindertenarbeit.<br />
frk, Bernd Peter
Die Teilnahme an der Regionalkonferenz<br />
Asien-Pazifik in Gwangiu/Korea<br />
nutzte Provinzial Frater Rudolf Knopp für<br />
einen Besuch in der bayerischen Provinzdelegatur<br />
in Japan. Vom 13. bis 18. Februar<br />
weilte Frater Rudolf in Kobe. Der Besuch<br />
diente in erster Linie der brüderlichen<br />
Begegnung.<br />
Alle drei Einrichtungen (Suma, Kita und<br />
Seibu Center) erfreuen sich einer positiven<br />
Entwicklung. Auffallend sind die Parallelen<br />
mit dem deutschen Gesundheits- und<br />
Sozialwesen: Wie bei uns ist es geprägt<br />
von Pflegesatzkürzungen oder Verwaltungsumstellungen,<br />
die zu einer Reduktion<br />
der Pflegesätze führen, und einer<br />
deutlichen Senkung der Zuschüsse bei<br />
Baumaßnahmen von 80 auf 50 Prozent.<br />
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen<br />
soll in der Einrichtung Kobe Kita ein<br />
weiteres Haus mit zehn Plätzen entstehen,<br />
das für Patienten nach einer psychiatrischen<br />
Behandlung gedacht ist. Ihr Aufenthalt<br />
in dem neuen Haus soll eine<br />
Klärung bringen, ob sie in einer stationären<br />
Einrichtung verbleiben müssen, ob ein<br />
Leben in einer betreuten Wohnform möglich<br />
ist oder ob sie wieder zurück nach<br />
Hause gehen können.<br />
Ein Arbeitsergebnis der Delegaturversammlung<br />
am 17. Februar war, dass Provinzdelegat<br />
Frater Franziskus Oka, Frater<br />
Johannes Iwata und Frater Rudolf Knopp<br />
bei der Asiatischen Regionalkonferenz<br />
Gespräche mit Pater General sowie den<br />
Provinzialen von Indien und Korea suchen<br />
sollten, um abzuklären, wie sich die<br />
Zukunft des Ordens in Japan besser sichern<br />
lässt. Die Indische und die Koreanische<br />
Provinz standen dem Anliegen wohlwollend<br />
gegenüber und so war die personelle<br />
Verstärkung der japanischen Provinzdelegatur<br />
durch Mitbrüder aus Indien<br />
und Korea eines der Themen, die Provinzial<br />
Frater Rudolf zu einer zweiten Japanreise<br />
vom 23. bis 29. August veranlassten.<br />
Im Herbst 2006 bzw. Frühjahr 2007 werden<br />
zwei Mitbrüder aus Indien und ein<br />
Mitbruder aus Korea nach Kobe kommen.<br />
In der Besprechung mit dem japanischen<br />
Provinzial zu Besuch in Japan<br />
Verstärkung<br />
aus Indien und<br />
Korea<br />
Delegaturrat wurden die konkreten Schritte<br />
zur Integration der neuen Mitbrüder<br />
und deren sprachliche und kulturelle<br />
Vorbereitung erörtert. Darüber hinaus fanden<br />
Erörterungen zur Vorbereitung auf<br />
das Provinzkapitel im Mai 2007 sowie<br />
Einzelgespräche mit den Mitbrüdern statt.<br />
Bei der Abschlussversammlung gab der<br />
Provinzial Impulse zu den Themen des<br />
Ordensauftrags und des Ordenslebens.<br />
In Sanda besuchte Frater Rudolf gemeinsam<br />
mit dem Delegaturrat eine Außenwohngruppe,<br />
die sich in einem Wohnblock<br />
mit vierzig Mietparteien befindet und aus<br />
zwei Ebenen im dritten und im vierten<br />
Stock besteht. Hier leben vier Menschen<br />
mit geistiger Behinderung. Zur Selbstversorgung<br />
dieser Wohngruppe ist es<br />
besonders hilfreich, dass sich im Erdgeschoß<br />
der Wohnanlage zahlreiche<br />
Geschäfte befinden. Die vier Bewohner<br />
werden von einer Teilzeitkraft betreut.<br />
Fazit: Trotz vergleichbarer finanzieller<br />
Schwierigkeiten im Sozialbereich wie in<br />
Deutschland bemühen sich die Brüder, eine<br />
adäquate Weiterentwicklung und Differenzierung<br />
der Behindertenarbeit zu verfolgen.<br />
Beim Thema Ordensleben gilt es<br />
die Gesamtsituation von nur ca. 300 000<br />
Katholiken in ganz Japan zu berücksichtigen.<br />
Alle Verantwortlichen hoffen nun,<br />
dass mit Hilfe der drei Brüder aus Indien<br />
und Korea die Idee des heiligen Johannes<br />
von Gott zumindest mittelfristig in Japan<br />
fest verankert bleibt.<br />
Hintergrundbild:<br />
Blick vom Park auf Kobe und das Meer<br />
Frater Johannes Iwata<br />
mit einer Betreuten in Kobe-Kita<br />
31
32<br />
Spurensuche<br />
Vor 50 Jahren verließen<br />
die Barmherzigen Brüder<br />
Zizers und Schaan<br />
Am 1. Dezember 1956 beendeten bayerische Barmherzige Brüder im schweizerischen<br />
Zizers ihre über 50 Jahre währende Tätigkeit im Johannes-Stift, einem Hospiz für<br />
Priester. Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch in dem nicht weit entfernten, in<br />
Liechtenstein gelegenen Schaan die Zusammenarbeit mit einer privaten Kuranstalt<br />
aufgegeben. Beide Orte gehören zum Bistum Chur.<br />
Zizers<br />
Bischof Johannes Fidelis Battaglia berief<br />
1902 Barmherzige Brüder nach Zizers, das<br />
heute rund 3 000 Einwohner zählt, um<br />
Priester zu pflegen. Die Einrichtung, entstanden<br />
aus dem „Seraphischen Liebeswerk<br />
Graubünden“, leitete als Direktor zunächst<br />
Domkapitular Dr. Johannes Ruoss -<br />
später Ehrenmitglied des Ordens, dann<br />
Jacob Battaglia und Paul Dosch.<br />
Die historischen Baulichkeiten des Anwesens<br />
(Oberes Schloss und Unteres Schloss)<br />
wurden Ende des 17. Jahrhunderts von<br />
den Familien Salis-Zizers errichtet, letzter<br />
Besitzer waren die Grafen Salis-Tirano, die<br />
es 1899 an das „Liebeswerk“ verkauften,<br />
kurz danach konnten umfangreiche Umbauarbeiten<br />
beginnen. Im Juli 1902 wurde<br />
der Vertrag zur Zusammenarbeit paraphiert,<br />
von seiten der Bayerischen Ordensprovinz<br />
von Provinzial Frater Heinrich<br />
Humbs.<br />
Während der 50-jährigen Tätigkeit arbeiteten<br />
in der Regel fünf Brüder in Zizers.<br />
Nicht zuletzt wegen unterschiedlicher<br />
Vertragsauslegung - und wohl auch der<br />
politischen Zeitverhältnisse wegen -, musste<br />
die Ordensprovinz 1941 erfahren, „dass<br />
die Einstellung von neuen Brüdern nicht<br />
mehr gewünscht ist ... unbeschadet der<br />
Dankbarkeit gegenüber den Brüdern ... und<br />
es läßt sich daran nichts mehr ändern“.<br />
Allerdings bat man einige Jahre später<br />
plötzlich wieder händeringend um Brüder.<br />
1947 schloss Provinzial Frater Theodorich<br />
Höfner einen neuen Vertrag mit dem<br />
Johannes-Stift ab. Schon im zeitigen<br />
Frühjahr 1948 durfte dann Frater Ägidius<br />
Lutter in die Schweiz einreisen, ihm folgte<br />
ein Jahr später Frater Reginald Schmidle.<br />
<strong>Das</strong> Johannes-Stift in Zizers
Der Entschluss, Zizers aufzugeben, wurde<br />
beim Provinzkapitel 1956 gefasst und im<br />
Mai des gleichen Jahres der Direktion des<br />
Johannes-Stiftes mitgeteilt, dass die „Niederlassung<br />
Zizers ... aufgelöst wird. Die<br />
Brüder werden am 1. Dezember 1956<br />
zurückgezogen.“ Provinzial Frater Cleophas<br />
Gradinger nannte als Grund: „Der<br />
nur sehr spärliche Nachwuchs an jungen<br />
Ordenskräften zwingt uns, unsere Kleinstniederlassungen<br />
aufzugeben. Gerade<br />
Frater Reginald wird dringend zu Hause<br />
benötigt ... Der Entschluss, die Brüder<br />
zurückzuholen, ist unwiderruflich.“<br />
Daran änderte auch ein erneutes Bittschreiben<br />
des Direktors des Stiftes nichts,<br />
das diesmal die über 50 Jahre währende<br />
Tätigkeit der Brüder mit den Worten würdigte,<br />
dass sie „die allergrößten Dienste<br />
geleistet haben, die wir voll und ganz<br />
anerkennen“ (Direktor Dosch, 24. Juni<br />
1956) und dem „Hochwürdigsten Bischof<br />
sehr gedient“ wäre, „wenn die Hochwürdigsten<br />
Oberen der Brüder ihm entgegenkommen<br />
würden und die Brüder weiter in<br />
Zizers belassen würden, ev. auch noch<br />
zusätzliche Brüder schicken könnten“<br />
(Bischöfliche Kanzlei Chur, 22. November<br />
1956).<br />
Die Barmherzigen Brüder Eucherius Drexel<br />
(erster Prior von 1902 bis 1908), Aemilian<br />
Englmeier, Melchior Hörburger und Beda<br />
Schneider verstarben in Zizers und wurden<br />
dort beigesetzt. Die Gräber wurden allerdings<br />
vor langer Zeit aufgelassen. Indes<br />
finden sich im Vortragssaal<br />
des Hauses noch<br />
Fotos und Namen der<br />
Brüder, die an verschiedeneEreignisse<br />
im Johannes-Stifterinnern.<br />
Prominente Gäste<br />
Zizers genoss innerhalb des Ordens einen<br />
solchen Stellenwert, dass sogar geplant<br />
war, dort ein Generalkapitel abzuhalten.<br />
Zumindest findet sich im Archiv ein<br />
Schreiben von Provinzial Frater Sympert<br />
Fleischmann mit Datum vom 27. Juli<br />
1919, in dem steht: „Vom hochwürdigsten<br />
P. General aus Zizers traf folgende Nachricht<br />
ein: Unüberwindliche Schwierigkeiten<br />
verhindern, dass das Generalkapitel am<br />
24. August in Zizers gefeiert werde. <strong>Das</strong><br />
Kapitel wird in Rom sein. Der Zeitpunkt<br />
wird später genau angegeben werden.“<br />
Prominente Brüder weilten ebenfalls in Zizers,<br />
so die ehemaligen Generalprioren Pater<br />
Augustinus Koch (von 1915 bis 1922) und<br />
Pater Narzissus Durchschein (von Dezember<br />
1938 bis April 1940). Der Diener<br />
Gottes, Frater Eustachius Kugler, visitierte<br />
in seiner Eigenschaft als Provinzial Zizers<br />
zweimal, laut Eintrag im Personalienbuch<br />
im Oktober 1927 und im Juli 1935.<br />
Pfarrer Fridolin Gasser, profunder Kenner<br />
der Geschichte des Hauses, schreibt in seiner<br />
Chronik, dass die oberste Leitung des<br />
Jesuitenordens im Zuge der Ereignisse des<br />
Ersten Weltkrieges ihren Sitz in Zizers<br />
nahm (1915 bis 1918). Weiterhin weiß der<br />
90-jährige vitale Pfarrer in seinem Buch zu<br />
berichten, dass der bayerische König Ludwig<br />
III. mit seiner Familie in Zizers<br />
<strong>Das</strong> „Laurentius-Bad“ in Schaan (siehe<br />
Seite 34)<br />
Zuflucht fand, am 15. April 1919 hier eintraf<br />
und ein halbes Jahr blieb. Nicht mehr<br />
in die Zeit des Wirkens der Barmherzigen<br />
Brüder in Zizers fällt der Aufenthalt von<br />
Kaiserin Zita von Östereich. 1962 kam die<br />
letzte Kaiserin von Österreich-Ungarn in<br />
das Johannes-Stift und verbrachte hier<br />
ihren Lebensabend bis zu ihrem Tod 1989.<br />
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
wandelte sich das St. Johannes-Priesterhospiz<br />
in ein allgemeines Altenheim, das<br />
es noch heute ist. <strong>Das</strong> Haus (30 Einzelzimmer)<br />
ist offen für Laien beider Konfessionen.<br />
Beim Johannes-Stift Zizers handelt es<br />
sich auch heute noch um ein sehr herr-<br />
Eine Darstellung des heiligen Johannes von<br />
Gott wurde übermalt und durch einen<br />
Anbau weitgehend verdeckt.<br />
33
34<br />
schaftliches Gebäude, das eine sehr wohnliche,<br />
anheimelnde Ausstrahlung hat.<br />
Bisweilen glaubt man, dass die Zeit stehen<br />
geblieben ist, wenn man die herrlichen<br />
Stilmöbel im Lesezimmer und Speisesaal<br />
sieht.<br />
Der Stifter des Ordens der Barmherzigen<br />
Brüder, der heilige Johannes von Gott, ist<br />
nach wie vor in Zizers präsent: <strong>Das</strong> rechte<br />
obere Fenster neben dem Altar in der sehr<br />
stimmungsvollen, unter dem Patronat des<br />
heiligen Johannes des Täufers stehenden<br />
und im neubarocken Stil erbaute Schlosskapelle<br />
(1990 von Grund auf renoviert)<br />
wurde mit einem Johannes von Gott-<br />
Motiv gestaltet. Es zeigt den Heiligen wie<br />
er gemeinsam mit dem Erzengel Raphael<br />
einen Kranken pflegt.<br />
Schaan<br />
„Durch Ihren Bruder Frater Aegidius (Anmerk.:<br />
Lutter, 1914 bis 1999) im Joh. Stift<br />
in Zizers, den ich sehr schätze, bin ich veranlasst<br />
worden, ihnen ein Gesuch zu<br />
unterbreiten.“<br />
So beginnt am 14. Januar 1949 der erste<br />
briefliche Kontakt durch „Pfr. Emmenegger’s<br />
Heilkräuter-Praxis Marienfeld“<br />
(später um den Zusatz „Laurentius-Bad“<br />
ergänzt) mit dem Provinzial der Barmherzigen<br />
Brüder, Frater Theodorich Höfner.<br />
Weiter schreibt der „Kräuterpfarrer“: „Im<br />
Fürstentum Liechtenstein habe ich ein<br />
Kräuter-Kneippbad, ohne Hotel-Pensionsbetrieb.<br />
<strong>Das</strong> Bad hat zwei modern eingerichtete<br />
Abteilungen für Männer und<br />
Frauen. Der Zuspruch ist recht gut ...<br />
Gerne möchte ich dem Werk eine Stabilität<br />
geben, indem ich es Ihren Brüdern anvertrauen<br />
will ... Ich wollte Sie darum fragen,<br />
ob es Ihnen nicht möglich wäre, mir 1 - 2<br />
Brüder ... zu geben, um nach und nach<br />
das Bad ganz in die Hände der Brüder zu<br />
überführen. Damit hätte Ihre Kongregation<br />
ein neues Wirkungsfeld mit Stützpunkt<br />
Schweiz-Liechtenstein.“<br />
Bereits im April 1949 weilte Frater Ägidius<br />
in Schaan - das er im Dezember 1951 verließ,<br />
um in Kobe (Japan) seinen Dienst<br />
aufzunehmen. Nebenbei: Durch die Tätigkeit<br />
der Brüder sowohl in Zizers als auch<br />
in Schaan konnte die Missionsarbeit des<br />
Ordens in Japan (Kobe) nachhaltig unterstützt<br />
werden.<br />
Im Frühsommer des gleichen Jahres<br />
(1949) konnte Frater Desiderius Pammersberger<br />
(1906 - 1973) seinen Dienst als<br />
Bademeister antreten, wobei er bereits im<br />
März 1949 zum Vikar der Niederlassung<br />
ernannt worden war. Sein Nachfolger<br />
wurde 1951 Frater Andreas Weitnauer<br />
(1901 - 1962). Am 13. Oktober 1949 konnte<br />
ein Vertrag über die Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Orden der Barmherzigen<br />
Brüder und Pfarrer Emmenegger geschlossen<br />
werden.<br />
Nicht nur das eingeschränkte Betätigungsfeld<br />
der Brüder führte zur Schliessung,<br />
die Zusammenarbeit mit Pfarrer<br />
Emmenegger war extrem schwierig, da<br />
sich keine von den zwei Partnern konzipierte<br />
Zukunftsentwicklung realisieren<br />
ließ. Nach der Mitteilung durch den<br />
Provinzial, dass das Provinzkapitel im Mai<br />
1956 beschlossen habe, die Brüder zurückzuziehen,<br />
äußerte Pfarrer Emmenegger<br />
zunächst sein Bedauern darüber, aber im<br />
September 1956 war dann die Rede davon,<br />
dass er selbst beabsichtige, das Haus<br />
zu schließen, um andernorts eine neue<br />
Kureinrichtung zu bauen.<br />
Der letzte Vikar, Frater Wendelin Bergmüller<br />
(1904 - 1969) schrieb am 26. November<br />
1956 erleichtert an den Provinzial:<br />
„Ansonsten sind wir im Putzfest von oben<br />
bis unten, ich selbst bin bestrebt, alles so<br />
rasch wie möglich in Ordnung zu bringen<br />
und meine Abreise keinen Tag mehr aufzuschieben.“<br />
<strong>Das</strong> Laurentius-Bad in dem 5.800 Einwohner<br />
zählenden Schaan ist heute eine<br />
Aktiengesellschaft und wird als ambulante<br />
physikalische Therapie und Rehabilitation<br />
betrieben. An der Hauswand, die ehemals<br />
ein überlebensgroßes Johannes-von-Gott-<br />
Gemälde zierte, wurde vor über zehn<br />
Jahren eine Apotheke angebaut, so dass<br />
der heilige Johannes von Gott - fast unsichtbar<br />
- gerade noch über den Dachfirst<br />
schauen kann. Da er völlig übermalt ist,<br />
bedarf es schon einigen Suchens, ihn zu<br />
entdecken.<br />
Quellen: Archiv der Bayerischen Ordensprovinz; „Zizers<br />
vom Salis-Schloß zum St. Johannes-Stift - Geschichte<br />
des Hauses und seiner Menschen“, von Fridolin Gasser<br />
(Zizers 2002), und „Chronik der Barmherzigen Brüder<br />
in Bayern“ von Marzell Oberneder (Johann-von-Gott-<br />
Verlag Regensburg 1970).<br />
frk<br />
Impressum<br />
Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />
Barmherzige Brüder<br />
Bayerische Ordensprovinz KdöR<br />
Südliches Schloßrondell 5<br />
80638 München<br />
Telefon: 089/1793-100<br />
Telefax: 089/1793-111<br />
E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />
Internet: www.barmherzige.de<br />
Redaktion:<br />
Frater Eduard Bauer (feb)<br />
verantwortlich<br />
koordinator@barmherzige.de<br />
Johann Singhartinger (js)<br />
redakteur@barmherzige.de<br />
Anschrift wie Herausgeber<br />
Gestaltung:<br />
grafica – Astrid Riege, Regensburg<br />
Fotos:<br />
altrofoto.de (2, 10, 13 rechts, 15,<br />
26/27), Archiv Barmherzige Brüder (3,<br />
13 links, 18 oben, 44-45), Bauer (4<br />
unten, 16, 17 oben, 18 links, 20-21, 26<br />
klein, 48), dominikaner.org (36),<br />
Fabbroni (9 unten, 28, 29), Glufke (6<br />
oben, 22, 52), KNA-Bild (8 oben, 11, 27,<br />
38, 41), Knopp (4 oben, 5, 8, 30-33),<br />
Larasser-Bergmeister (25), Mensing<br />
(39), Nawatzky (7, 24, 42-43), Oberhoff<br />
(17 unten), orden.de (37), Osservatore<br />
Romano (Titel), Otto (35), Riedel (6<br />
unten, 23), Salomon (49), Scharrer (50-<br />
51), Singhartinger (8 Mitte, 19), Uihlein<br />
(18 unten).<br />
Verlag:<br />
Johann von Gott Verlag<br />
Anschrift wie Herausgeber<br />
Druck:<br />
hm-Druck, Prinzenweg 11a,<br />
93047 Regensburg
Ein Gespräch mit Frater Pascal Ahodegnon<br />
aus Togo<br />
„Ich will den Kranken<br />
in meiner Heimat helfen“<br />
Frater Pascal Ahodegnon begleitete im Februar 2006 die Missionswoche der Barmherzigen<br />
Brüder in einigen Häusern der Bayerischen Ordensprovinz: in Gremsdorf,<br />
Regensburg, Straubing und Bad Wörishofen. Er machte auf die spezielle Problematik<br />
im westafrikanischen Land Togo aufmerksam; dort betreut der Orden unter anderem<br />
auch Projekte, die sich um psychisch kranke Menschen kümmern. Der Erlös der<br />
Missionswoche kommt insbesondere einem Zentrum für psychisch Kranke in einem<br />
Viertel am Stadtrand der Hauptstadt Lomé zugute, das Agoé-Nyivé heißt. <strong>Das</strong><br />
Zentrum verfolgt das Ziel, den Patienten eine ganzheitliche Betreuung anzubieten<br />
und zugleich die betroffenen Familien zu unterstützen. Außerdem soll bei der<br />
Bevölkerung ein Umdenken über psychisch kranke Menschen gefördert werden. Mit<br />
Frater Pascal sprach Karin Otto in Bad Wörishofen.<br />
<strong>Herz</strong>lich willkommen Frater Pascal. Sie<br />
studieren Medizin in Mailand. Wie kam<br />
es dazu?<br />
Frater Pascal: Nach meinem Abitur in<br />
meiner Heimat Togo hätte ich einige Jahre<br />
warten müssen, um ein Studium beginnen<br />
zu können. Von meinen Ordensobern wurde<br />
mir – wie auch anderen Ärzten, die bei<br />
den Brüdern tätig sind – angeboten, in<br />
Mailand zu studieren. So ging ich nach<br />
Italien, habe ein Jahr im Krankenhaus der<br />
Brüder in Mailand gearbeitet und die<br />
Sprache erlernt. Dann begann ich das Studium,<br />
bin nun im siebten Jahr in Mailand<br />
und schließe mein Medizinstudium im<br />
Sommer ab. Danach gehe ich zurück nach<br />
Togo und werde bei dem neuen Projekt<br />
mit 24 stationären Betten für psychisch<br />
Kranke tätig sein.<br />
Warum sind Sie zur Missionswoche nach<br />
Bayern gekommen?<br />
Frater Pascal: Die Barmherzigen Brüder<br />
haben die Intention, dass ein einheimischer<br />
Mitbruder das Projekt vorstellt. Diese<br />
Woche war ich in den Einrichtungen in<br />
Gremsdorf, Regensburg, Straubing und<br />
Bad Wörishofen. Der Orden in seiner Gesamtheit<br />
will Menschen in Not verstehen<br />
und helfen. In Straubing besuchten wir<br />
auch ein Gymnasium und erzählten den<br />
Schülern über das Projekt.<br />
Kennen Sie die Situation in Togo persönlich?<br />
Frater Pascal: Ja, während meines Studiums<br />
war ich alle zwei Jahre in Togo und<br />
habe dort einige Monate in einem Krankenhaus<br />
der Barmherzigen Brüder gearbeitet.<br />
Die Situation psychisch Kranker ist<br />
dort besonders schwierig, da ihnen jegliches<br />
Recht auf Gesundheitsversorgung<br />
und menschliche Würde aberkannt wird. -<br />
Leider ist diese Realität von der Theorie im<br />
Hörsaal in Mailand ziemlich verschieden,<br />
und ich freue mich, wenn ich nach meinem<br />
Studium wieder in Togo bin und helfen<br />
kann. Mein Ziel ist es, kranken Menschen<br />
in Afrika eine bessere medizinische<br />
Betreuung bieten zu können.<br />
Wie gefällt es Ihnen in Deutschland?<br />
Frater Pascal: Ich bin zum ersten Mal in<br />
der Bayerischen Ordensprovinz und bin<br />
sehr herzlich aufgenommen worden. Auch<br />
die Situation in den Einrichtungen konnte<br />
ich kennenlernen und mir ist aufgefallen,<br />
dass die Zusammenarbeit der Brüder mit<br />
den Mitarbeitern sehr eng ist - ein Miteinander<br />
im Dienst für kranke Menschen.<br />
Die Häuser sind sehr modern in Deutschland,<br />
nicht vergleichbar mit Afrika. Ich<br />
werde vieles mitnehmen und in den nächsten<br />
Jahren in meiner Heimat umzusetzen<br />
versuchen. Über die Zeit hier habe ich<br />
mich sehr gefreut, der Orden hat sich mir<br />
als weltweite Familie gezeigt, in der man<br />
kein Fremder ist. Sehr positiv wurde ich<br />
auch von den Mitarbeitern der Einrichtungen<br />
aufgenommen. <strong>Herz</strong>lichen Dank!<br />
Frater Pascal Ahodegnon (zweiter von<br />
rechts) in Bad Wörrishofen mit (von links)<br />
Pater Leodegar Klinger, der ihn während der<br />
Missionswoche begleitete, Christiane Maria<br />
Rapp, Gesamtleiterin der Kneipp’schen<br />
Stiftungen, und Schwester Irmgard Poeplau,<br />
Oberin der Raphael-Schwestern<br />
35
36<br />
Besinnung/Exerzitien/Werkwoche<br />
Besinnungstag mit Professor Herbert Schlögel OP<br />
am 9. Dezember 2005 in Kostenz<br />
Elemente<br />
dominikanischer<br />
Spiritualität<br />
Predigt, Gebet, Studium, Gemeinschaft –<br />
unter diese vier Begriffe stellte Professor<br />
Herbert Schlögel, Dominikanerpater<br />
und Lehrstuhlinhaber für Moraltheologie<br />
an der Universität Regensburg, den Besinnungstag<br />
der Barmherzigen Brüder über<br />
dominikanische Spiritualität am 9. Dezember<br />
2005 in Kostenz. Einige Merkpunkte<br />
zu den Themen Predigt und Gebet sind<br />
hier zusammengestellt.<br />
Nach dem Verständnis der Dominikaner ist<br />
Jesus ein „armer Prediger“ gewesen, dessen<br />
Beispiel sie folgen möchten. Die großen<br />
Dominikaner Albertus Magnus (1200 –<br />
1280) und Thomas von Aquin (1225 –<br />
1274) traten für eine radikal intellektuelle<br />
Betrachtung des Lebens ein. Danach vollzieht<br />
sich die Verbindung mit Gott über<br />
den Intellekt, dieser intellektuelle Prozess<br />
ist aber durch die Liebe motiviert („gebildete<br />
Prediger“). Typisch dominikanischer<br />
Gehorsam besteht laut Professor Schlögel<br />
darin, „die Aufgabe, die einem gestellt ist,<br />
so gut wie möglich zu erfüllen, ohne ständig<br />
um Anweisungen nachzufragen.“<br />
Schon beim Ordensgründer Dominikus<br />
(1170 – 1221) ist das Selbstverständnis als<br />
„apostolische Wanderprediger“ grundgelegt<br />
und das Bekenntnis zur Armut.<br />
Dominikanisches Leben ist immer in<br />
Bewegung, für den Orden gibt es daher<br />
„keine festen Statuten für alle Zeiten“.<br />
In ihrem Gebetsleben sind für die Dominikaner<br />
neben dem gemeinsamen Stundengebet<br />
und der Eucharistiefeier vor allem<br />
die folgenden Gebetsformen wichtig:<br />
• Betrachtung: „Alle Brüder sollen täglich<br />
wenigstens eine halbe Stunde lang dem<br />
betrachtenden Gebet widmen.“<br />
• Anbetung: „Die Brüder sollen Christus<br />
im Geheimnis der heiligen Eucharistie<br />
verehren und aus diesem wunderbaren<br />
Austausch Wachstum für Glaube, Hoffnung<br />
und Liebe schöpfen.“<br />
• Rosenkranz: „Den Brüdern soll die im<br />
Orden überlieferte Verehrung der Gottesmutter<br />
<strong>Herz</strong>enssache sein … Täglich<br />
sollen sie den dritten Teil des Rosenkranzes<br />
gemeinsam oder privat beten.“<br />
Darstellung des heiligen Dominikus in der<br />
Lateranbasilika, Rom (Gemälde aus dem<br />
18. Jahrhundert)
Pater August Hülsmann SCJ<br />
Pater August Hülsmann von den <strong>Herz</strong>-<br />
Jesu-Priestern referierte beim Besinnungstag<br />
der Barmherzigen Brüder am<br />
29. März in Neuburg über das Verhältnis<br />
von Staat und Kirche im Blick auf die<br />
Europäische Union. Dabei stützte er sich<br />
auf das nachsynodale apostolische Schreiben<br />
„Ecclesia in Europa“ von Papst<br />
Johannes Paul II. aus dem Jahre 2003.<br />
Seit etwa 30 Jahren findet in Deutschland<br />
ein dramatischer religiöser Wandel statt,<br />
der in seiner Bedeutung durchaus den<br />
Umbrüchen während der Reformation<br />
gleichkommt. <strong>Das</strong> seit Jahrhunderten vorherrschende<br />
konfessionelle System, das<br />
den Volkskirchen einen großen Einfluss in<br />
der Gesellschaft gesichert hat, verliert<br />
zunehmend seinen Rückhalt in der<br />
Bevölkerung. Immer mehr Menschen ziehen<br />
sich aus den Kirchen zurück.<br />
Gleichzeitig boomt aber die außerkirchliche<br />
Religiosität. Immer neue Bewegungen<br />
und Sekten drängen ins Land und breiten<br />
sich zum Teil sehr erfolgreich aus. Während<br />
das Schwinden kirchlicher Religiosität<br />
zunächst, von den einen begrüßt und den<br />
anderen bedauert, als Vorzeichen auf dem<br />
Weg in eine säkularisierte Gesellschaft gedeutet<br />
wird, bereiten die Erfolge neuer<br />
spiritueller Bewegungen vielen Zeitgenossen<br />
Kopfzerbrechen.<br />
Die fortschreitende Integration der zur<br />
Europäischen Union (EU) gehörenden<br />
Staaten fordert dazu heraus, die Rolle der<br />
Kirchen in diesem Prozess genauer zu bestimmen.<br />
Dies geschieht durchaus auch im<br />
Interesse der EU. Denn auch sie kann ihre<br />
Zukunftsprobleme letztlich nur im Zusammenwirken<br />
mit den zu einem besonderen<br />
europäischen Engagement fähigen und<br />
bereiten Kräften der Gesellschaft lösen.<br />
Besinnungstag mit Pater August Hülsmann<br />
am 29. März 2006 in Neuburg<br />
zum Lehrschreiben „Ecclesia in Europa“<br />
Sich für Europa<br />
öffnen<br />
Christentum –<br />
eine der Wurzeln Europas<br />
<strong>Das</strong> Christentum gehört in religiöser, kultureller,<br />
sozialer und politischer Hinsicht<br />
zu den Wurzeln Europas. Es hat dessen<br />
Geschichte mitgeprägt und auch heute<br />
noch macht es zu einem erheblichen Teil<br />
die Identität Europas und der europäischen<br />
Völker aus. Für die weitere Entwicklung<br />
wird viel davon abhängen, ob<br />
und wie es gelingt, das christliche Erbe<br />
wach zuhalten und weiter zu entfalten. Es<br />
wird darauf ankommen, dass die Kirchen<br />
selbst ihr Gedankengut in Kultur und<br />
Bildung wie auch in Ethik und Politik<br />
weiterentwickeln und in den europäischen<br />
Dialog einbringen. Die Kirchen in Deutschland<br />
stellen sich leider etwas zögerlich in<br />
den Dienst dieser Aufgabe. Aus den bereits<br />
genannten Gründen des innerkirchlichen<br />
Identitätsverlustes erscheint diese Aufgabe<br />
nicht einfach. Es gibt aber auch noch<br />
andere Gründe, die das europäische<br />
Zusammenwachsen nicht leicht machen.<br />
Während beispielsweise in Lateinamerika<br />
alle Menschen Spanisch oder Portugiesisch<br />
sprechen, tragen in Europa die unterschiedlichen<br />
Sprachen oft auch zur<br />
„Sprachlosigkeit“ bei.<br />
Dies führt dazu, dass sich selbst kirchliche<br />
Institutionen oft nichts zu sagen haben.<br />
Die während des Kommunismus verfolgte<br />
Kirche des Ostens tut sich außerdem<br />
schwer, mit dem Gedankengut der anderen<br />
europäischen Kirchen Schritt zu halten;<br />
dazu kommt, dass die christlichen<br />
Religionen in sehr vielen unterschiedlichen<br />
Ausprägungen vorhanden sind und der<br />
Dialog unter diesen christlichen Schattierungen<br />
wenig gepflegt wird. Was wir in<br />
Europa grundlegend brauchen, ist also ein<br />
offenes Ohr füreinander und Geduld miteinander.<br />
Klar ist, dass eine sensible Öku-<br />
mene auch den Verständigungsprozess auf<br />
europäischer Ebene vorantreiben würde.<br />
Papst Johannes Paul II., der mit Fug und<br />
Recht als großer Europäer gilt, hat seinem<br />
Lehrschreiben „Ecclesia in Europa“ den<br />
Untertitel „Jesus Christus, der in seiner<br />
Kirche lebt – Quelle der Hoffnung für Europa“<br />
gegeben. Er überschreibt die einzelnen<br />
Kapitel des nachsynodalen Schreibens<br />
mit Thesen, die den Christen in Europa<br />
Zuversicht geben sollen:<br />
- Jesus Christus ist unsere Hoffnung<br />
- <strong>Das</strong> Evangelium der Hoffnung –<br />
der Kirche des neuen Jahrtausends<br />
anvertraut<br />
- <strong>Das</strong> Evangelium der Hoffnung<br />
verkündigen<br />
- <strong>Das</strong> Evangelium der Hoffnung feiern<br />
- Dem Evangelium der Hoffnung dienen<br />
- <strong>Das</strong> Evangelium der Hoffnung für<br />
ein neues Europa<br />
Bedeutende Rolle der Ordensleute<br />
Im Absatz 37 des Lehrschreibens geht<br />
Johannes Paul II. besonders auf das Zeugnis<br />
der gottgeweihten Personen ein und<br />
verbindet es mit dem Dank an die Ordensleute,<br />
die für die kulturelle Prägung der<br />
europäischen Staaten maßgeblich waren.<br />
Er schreibt: „Von besonderer Aussagekraft<br />
ist das Zeugnis der Personen gottgeweihten<br />
Lebens. In diesem Zusammenhang muss vor<br />
allem die fundamentale Rolle anerkannt<br />
werden, die das Mönchtum und das gottgeweihte<br />
Leben bei der Evangelisierung Europas<br />
und beim Aufbau seiner christlichen<br />
Identität gespielt hat. Diese Rolle darf<br />
heute nicht vernachlässigt werden, in einer<br />
Zeit, in der eine „Neuevangelisierung“ des<br />
Kontinents dringend notwendig ist.<br />
Europa braucht immer die Heiligkeit, die<br />
Prophetie, die Evangelisierungstätigkeit<br />
und den Dienst engagierter Ordensleute.“<br />
37
38<br />
Für die Barmherzigen Brüder und ihre<br />
Mitarbeiter in Europa haben die Absätze<br />
86 bis 88 der Verlautbarung des Heiligen<br />
Stuhls besondere Bedeutung, in denen es<br />
heißt, dass die ganze Kirche aufgefordert<br />
ist, den Armen, besonders den neuen<br />
Armen, wieder neue Hoffnung zu geben,<br />
sie aufzunehmen und ihnen zu dienen.<br />
Papst Johannes Paul II. geht hier auch auf<br />
das Problem der Arbeitslosigkeit ein, das<br />
in vielen Nationen Europas eine ernste<br />
„soziale Geißel“ darstellt. Dazu kommen<br />
die Probleme im Zusammenhang mit den<br />
wachsenden Migrantenströmen. Kirchliche<br />
Einrichtungen müssen daran erinnern,<br />
dass die Arbeit ein Gut darstellt, um das<br />
sich die ganze Gesellschaft kümmern muss.<br />
In einer Wohlstands- und Leistungsgesellschaft<br />
und einer Kultur, die von der<br />
Verherrlichung des Körpers, aber auch von<br />
der Verdrängung des Leidens und des<br />
Schmerzes und vom Mythos ewiger<br />
Jugendlichkeit gezeichnet ist, muss die<br />
Sorge für die kranken, behinderten und<br />
alten Menschen als Priorität angesehen<br />
werden. Die Charta der Hospitalität, ein<br />
Leitbildpapier der Barmherzigen Brüder,<br />
das von einer internationalen Gruppe<br />
zusammengestellt wurde, macht deutlich,<br />
was die Grundhaltung einer sozial tätigen<br />
Ordensgemeinschaft auf nationaler, europäischer<br />
und internationaler Ebene sein<br />
muss: „Es kann nichts besseres geben als<br />
gelebte Gastfreundschaft, was bedeutet:<br />
Du bist immer willkommen hier!“<br />
feb<br />
Vorschau<br />
2007<br />
Schülertag<br />
Nach drei Jahren findet am 9. Mai 2007 in<br />
Bad Wörishofen wieder ein Schülertag der<br />
Barmherzigen Brüder statt. Er steht unter<br />
dem Motto „Toleranz füreinander“. Eingeladen<br />
sind vor allem die Schülerinnen<br />
und Schüler der Berufsfachschulen für<br />
Gesundheits- und Krankenpflege und der<br />
Fachschulen für Heilerziehungspflege der<br />
Barmherzigen Brüder in Bayern. Geboten<br />
sein werden unter anderem mehr als 30<br />
Workshops, zum Beispiel rund um Sport,<br />
Handwerk oder Kneipp-Therapie.<br />
Uraufführung<br />
Johannes-von-Gott-Oratorium<br />
Am Samstag, den 24. Februar 2007, 16 Uhr,<br />
wird im Neuhaussaal des Theaters Regensburg<br />
ein Johannes-von-Gott-Oratorium<br />
uraufgeführt. Die Musik hat Wolfram<br />
Menschick geschrieben, der frühere Domkapellmeister<br />
von Eichstätt, die Texte<br />
stammen von Siegfried Höhne, Mitarbeiter<br />
des Bayerischen Rundfunks. Die Aufführung<br />
übernimmt die Hochschule für<br />
Kirchenmusik, Regensburg. Der Erlös des<br />
Benefizkonzertes kommt der Afrika-<br />
Mission der Barmherzigen Brüder zugute.<br />
2003 veröffentlichte Papst Johannes Paul II. das Lehrschreiben „Ecclesia in Europa“ –<br />
im gleichen Jahr war auch der damalige Außenminister Joschka Fischer zu Gast im Vatikan.<br />
Besinnungstage 2007<br />
24. März 2007 in München<br />
Erfahrungen in der Begegnung<br />
mit Juden<br />
Sr. Elija Boßler OCD<br />
30. Juni 2007 in Neuburg<br />
Mit Werten leben – Zukunft gestalten<br />
Mit Gelübden leben – Profil zeigen<br />
P. Dr. Gabriel Wolf OPraem<br />
13. September 2007 in Gremsdorf<br />
Augustinische Ordensspiritualität<br />
P. Alfons Tony OSA<br />
4. Dezember 2007 in Regensburg<br />
Theologische und pastorale Grundaussagen<br />
der Enzyklika „Deus<br />
caritas est“ von Papst Benedikt XVI.<br />
Dr. habil Christoph Binninger<br />
Exerzitien 2007<br />
15. bis 21. April in Kostenz<br />
Exerzitien – eine Vitaminkur<br />
für die Seele<br />
P. Josef Pucher SDB
Bei strahlendem Sonnenschein und Frühlings-Temperaturen<br />
kamen 18 Barmherzige<br />
Brüder und ein Benediktinerbruder<br />
aus Schweiklberg nach Kostenz, um vom<br />
7. bis 13. Mai ihre Jahresexerzitien zu halten.<br />
Exerzitien ist eine Abkürzung für „Exercitia<br />
spiritualia“, das heißt geistliche Übungen.<br />
Exerzitien sind eine Zeit der Stille.<br />
<strong>Das</strong> Schweigen soll helfen, auf die Stimme<br />
Gottes zu hören. Exerzitien sind Zeiten des<br />
Gebetes, der Besinnung auf das eigene<br />
Leben, die Heilige Schrift, auf das Wirken<br />
Gottes in meinem Leben, auf meine Berufung.<br />
Exerzitien sind Zeiten des Gesprächs<br />
mit dem Exerzitienbegleiter, für eine Aussprache,<br />
für ein Beichtgespräch, für ein<br />
Gespräch über mein Leben. Exerzitien sind<br />
Zeiten des Kraft-Schöpfens für das Leben.<br />
„Still werden - neue Kraft. Die Geschenke<br />
des liebenden Gottes in meiner Berufung<br />
entdecken.“ Unter diesem Leitsatz standen<br />
die diesjährigen Exerzitien, die Pater<br />
Benedikt Leitmayr OSFS (Oblaten des heiligen<br />
Franz von Sales, Fockenfeld) hielt. In<br />
der Heiligen Schrift finden wir 173-mal<br />
das Wort Liebe, sie ist eine einzige Liebeserklärung<br />
an uns Menschen. Anhand von<br />
Textstellen aus den Evangelien wurde uns<br />
durch jeweils zwei Impulse am Tag verdeutlicht,<br />
wie Jesus mit liebenden Augen<br />
die Menschen sieht und wie er sie an dieser<br />
Liebe Gottes teilhaben lässt. Pater<br />
Benedikt griff hierbei auch die Berufungsgeschichte<br />
des heiligen Johannes von Gott<br />
auf, der ein Geschenk der Liebe Gottes für<br />
die Armen und kranken Menschen wurde.<br />
Auch unsere Berufung zum Ordensleben<br />
ist ein Geschenk der Liebe, ist ein Geschenk<br />
des Evangeliums. Hier einige Gedanken von<br />
Pater Benedikt Leitmayr:<br />
Exerzitien 2006 in Kostenz<br />
Die Geschenke<br />
des liebenden Gottes<br />
• Jesus (der selbst gelitten hat) sieht den<br />
leidenden Menschen.<br />
• Jesus sieht den enttäuschten Menschen.<br />
• Jesus sieht den zweifelnden Menschen.<br />
• Jesus sieht den kleinen Menschen.<br />
• Jesus stillt den dürstenden Menschen.<br />
• Jesus sieht den glaubenden Menschen.<br />
• Jesus sieht den liebenden Menschen.<br />
• Jesus sieht die Menschen die er<br />
berufen will.<br />
Bei der täglichen Eucharistiefeier wurden<br />
in den Predigten die Gedanken des Tages<br />
noch einmal aufgegriffen. Frater Christoph<br />
Meißner begleitete die Gottesdienste musikalisch.<br />
Sehr bereichernd waren auch die<br />
Abendeinheiten, die stets unterschiedlich<br />
gestaltet wurden, zum Beispiel mit einer<br />
Maiandacht, einer Anbetung vor dem ausgesetzten<br />
Allerheiligsten oder durch die<br />
Gestaltung einer „Mitte“, bei der unsere<br />
Berufung in den Orden der Barmherzigen<br />
Brüder in Form eines Weizenkornes symbolisiert<br />
wurde.<br />
Als Frater Christoph am 12. Mai sein 40jähriges<br />
Professjubiläum feiern konnte,<br />
war dies ein sehr schönes Beispiel dafür,<br />
was es heißt, in der Nachfolge Jesu zu<br />
leben. Und es passte zu dem Leitsatz der<br />
Exerzitien: Die Geschenke des liebenden<br />
Gottes in meiner Berufung entdecken –<br />
und annehmen.<br />
Insgesamt waren die Exerzitien Tage des<br />
Bewusstwerdens der eigenen Berufung,<br />
aber auch der Freude darüber, dass man<br />
eingebetet ist unter Menschen, die auf<br />
dem gleichen Weg sind in der liebenden<br />
Nachfolge des heiligen Johannes von Gott.<br />
Frater Albert Nawatzky<br />
39
40<br />
Besinnungstag<br />
mit Pater Johannes Bauer OFMConv<br />
am 28. September 2006 in Gremsdorf<br />
Verantwortung<br />
für die Schöpfung<br />
Der Bekanntheitsgrad des heiligen Franziskus lässt sich festmachen an dem wohl<br />
bekanntesten Werk von ihm: dem Sonnengesang. In ihm entwickelt Franziskus -<br />
ohne dass er es beabsichtigte - gleichsam eine Spiritualität der Schöpfung und damit<br />
verbunden in der Konsequenz - eine Hilfestellung, wie wir mit der Schöpfung umgehen<br />
sollen. Wenn man näher zusieht, entdeckt man in diesem Lied nicht nur die<br />
faszinierende Fähigkeit eines Menschen, sich betend vor Gott zu entfalten, sondern<br />
auch die Grundlinien eines immer noch aktuellen Lebens.<br />
Der heilige Franziskus predigt den Vögeln - Illustration aus einem Kinderbuch<br />
Der Inhalt des Sonnengesangs ist gekennzeichnet<br />
durch die universale<br />
Bruderschaft, die in Christus ihre Mitte<br />
hat, und durch persönliche Nähe. Schließlich<br />
kann man darauf hinweisen, dass der<br />
Sonnengesang eine Form der franziskanischen<br />
Predigt ist, die auch heute nichts<br />
von ihrer Aktualität eingebüßt hat. Der<br />
Sonnengesang ist nicht von heute auf<br />
morgen entstanden, sondern aus der alltäglichen<br />
Art und Weise, wie Franziskus<br />
betete. Er zog sich oft zur Meditation in<br />
die Einsamkeit zurück, um dann wieder als<br />
Wanderprediger Friede und Heil unter die<br />
Menschen zu tragen. Diese Spannungseinheit<br />
schlägt sich in seinen Gebeten nieder<br />
als Tiefe und Weite, Sammlung und<br />
Sendung. Franziskus kann sich ins kontemplative<br />
Schauen Gottes vertiefen und<br />
dabei doch mit allen Geschöpfen verbunden<br />
bleiben. Wenn er das Lob Gottes anstimmt,<br />
soll alle Welt mitsingen.<br />
Aus dem Leid gewachsen<br />
Der Sonnengesang ist eine Antwort auf die<br />
erfahrene Güte Gottes, ein Lied, das aus<br />
Krankheit und Leid heraus gewachsen ist.<br />
Der Sonnengesang stammt (zum Teil oder<br />
ganz) aus den Herbsttagen des Jahres<br />
1225, als Franziskus krank in einer Hütte<br />
bei San Damiano lag. Von da an war das<br />
Lied sein Begleiter. Mit ihm trug und<br />
bewältigte er die Leiden seines letzten<br />
Lebensjahres. Franz litt an einer schmerzhaften<br />
Augenkrankheit, die er sich im<br />
Orient zugezogen hatte und die ihn nach<br />
der vergeblichen Operation mit dem<br />
Brenneisen fast erblinden ließ; er litt an<br />
chronischer Malaria, die sich in Schüttelfrost,<br />
Übelkeit und Kopfweh äußerte, an<br />
einer schweren Anämie, an einem Milztumor,<br />
an Magen- und Darmgeschwüren, an<br />
den Wundmalen, an seiner eigenen Seele,<br />
die sich verurteilt und gescheitert fühlte,
am Geschick seines Ordens, der nicht mehr<br />
die Wege des Anfangs gehen wollte. In<br />
einer Stunde äußerster Niedergeschlagenheit,<br />
der Verzweiflung nahe, erfährt er die<br />
Hand Gottes, die ihn hält und ins ewige<br />
Leben führen wird.<br />
Der Kosmos als Familie<br />
Aus dem Sonnengesang lässt sich eine tiefer<br />
liegende Struktur herauslesen. Wir haben<br />
im Lied einen regelmäßigen Wechsel<br />
zwischen Bruder- und Schwester-Anrede.<br />
Dies bringt in die Welt der Gestirne und<br />
Elemente eine überraschend harmonische<br />
Ordnung nach Art einer Familie: Bruder<br />
Sonne und Schwester Mond, Bruder Wind<br />
und Schwester Wasser, Bruder Feuer und<br />
Schwester Mutter Erde. Der Kosmos ist<br />
nach drei Geschwisterpaaren geordnet.<br />
Dabei werden die kleineren Elemente wie<br />
jüngere Geschwister schützend in die<br />
Mitte genommen. Sie sind umfangen von<br />
dem großen kosmischen Paar: Bruder Sonne<br />
und Schwester Mutter Erde.<br />
Trotz des Ausgriffs in die Weite des Universums<br />
lässt der Sonnengesang doch alles<br />
als nah erleben. Franziskus kommt sich<br />
nicht verloren vor im All, vielmehr ist ihm<br />
durch die Anrede „Bruder“ und „Schwester“<br />
alles innig verbunden und vertraut.<br />
Jede Kreatur empfängt ein brüderliches<br />
oder schwesterliches Antlitz. Jedes einzelne<br />
Wesen hat sein Gesicht, ja gewinnt es<br />
gerade dadurch, dass der Sänger besondere<br />
Eigenschaften und Werte eines jeden<br />
hervorhebt. Dem Sonnengesang liegt ein<br />
mystisches Ganzheitserlebnis zugrunde,<br />
ohne dass dabei Gott und Schöpfung unterschiedslos<br />
ineinander aufgehen. Jedes<br />
Geschöpf ist an seinem Platz Künder, Zeichen,<br />
Fingerabdruck des einen „allmächtigen,<br />
guten Herrn“, von dem es geschaffen<br />
ist. Jeder hat von Gott her seine Bedeutung.<br />
Liedpredigt<br />
Der Sonnengesang ist seiner Anlage nach<br />
eine Liedpredigt. Dies wird auch von biographischen<br />
Quellen bestätigt. Demnach<br />
verfolgte Franziskus drei Ziele: (1) „Ich will<br />
zum Lob Gottes, zu unserem Trost und zur<br />
Auferbauung des Menschen ein neues Lob<br />
des Herrn dichten über seine Geschöpfe“.<br />
Der Bericht fährt fort: „Er setzte sich nieder,<br />
dachte eine Weile nach und sprach<br />
dann 'Höchster, allmächtiger, guter Herr...'<br />
und auf diese Weise kommt er zum<br />
Gotteslob! (2) Und er dichtete ein Lied auf<br />
die Dinge und lehrte es seine Jünger. Sein<br />
Geist war so sehr von Süßigkeit und Trost<br />
Der Sonnengesang des heiligen Franziskus<br />
Du höchster, allmächtiger, guter Herr,<br />
Dein sind das Lob und der Ruhm und die Ehre und aller Segen.<br />
Dir allein, Du Höchster, gebühren sie,<br />
und kein Mensch ist würdig, Deinen Namen zu nennen.<br />
Gelobt seist Du, mein Herr, mit all Deinen Geschöpfen,<br />
Schwester Sonne besonders, die den Tag macht und durch die Du uns erleuchtest.<br />
Schön ist sie und strahlend mit großem Glanz, ein Bild von Dir, Du Höchster.<br />
Gelobt seist Du, mein Herr durch Bruder Mond und die Sterne;<br />
am Himmel hast Du sie gebildet, klar und kostbar und schön.<br />
Gelobt seist Du, mein Herr, durch Bruder Wind, durch Luft und Wolken,<br />
durch den heiteren Himmel und jegliches Wetter,<br />
durch das Du Deinen Geschöpfen den Unterhalt gibst.<br />
Gelobt seist Du, mein Herr, durch Schwester Wasser,<br />
die sehr nützlich und demütig ist und kostbar und rein.<br />
Gelobt seist Du, mein Herr, durch unseren Bruder, das Feuer,<br />
durch das Du uns erleuchtest die Nacht.<br />
Schön ist es und fröhlich und kraftvoll und stark.<br />
Gelobt seist Du, mein Herr, durch unsere Schwester Mutter Erde,<br />
die uns trägt und ernährt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen<br />
und Kräuter.<br />
Gelobt seist Du, mein Herr,<br />
durch jene, die verzeihen um Deiner Liebe willen und Krankheit leiden und Not.<br />
Selig, die ausharren in Frieden, denn von Dir, Du Höchster, werden sie einst<br />
gekrönt.<br />
Gelobt seist Du, mein Herr,<br />
für unseren Bruder, den leiblichen Tod, dem kein lebender Mensch entrinnen kann.<br />
Weh denen, die sterben in schwerer Sünde;<br />
selig jene, die erfunden sind in Deinem heiligen Willen,<br />
denn der zweite Tod wird ihnen nichts Böses antun.<br />
Lobet und preist meinen Herrn und dankt und dient ihm mit großer Demut.<br />
erfüllt, dass er den Bruder Pacifico kommen<br />
ließ, der in der Welt 'König der Verse'<br />
genannt wurde und einst an Höfen die<br />
Dichtkunst lehrte. Ihm wollte er einige<br />
gute und geisterfüllte Brüder zur Seite<br />
geben, damit sie predigend und Gott<br />
lobend durch die Welt ziehen (3). Nach<br />
seinem Wunsch sollte einer von ihnen, der<br />
die Fähigkeit hatte, dem Volk predigen.“<br />
Weitere, wesentliche Elemente für das Verstehen<br />
der inneren Haltung von Franziskus<br />
sind<br />
- seine Liebe zum Gekreuzigten und die<br />
Sehnsucht nach dem Einswerden mit<br />
ihm,<br />
- sein Hören auf die Heilige Schrift,<br />
- seine herzliche Zuwendung zu den<br />
Brüdern,<br />
- seine eucharistische Frömmigkeit,<br />
- seine konsequente Bußgesinnung,<br />
- sein Gehorsam zur Kirche,<br />
- seine Sehnsucht, den Menschen wahrzunehmen,<br />
wo er gerade steht und ihn<br />
mit <strong>Herz</strong>lichkeit zu Christus zu führen.<br />
Unter all diesen Aspekten bleibt immer<br />
wieder neu die Anfrage an mich: Wie stehe<br />
ich zu mir selber und mit welchen Charismen<br />
kann ich mithelfen, damit das Reich<br />
Gottes durch mich erlebbar und erfahrbar<br />
werden kann.<br />
Pater Johannes Bauer<br />
41
42<br />
Werkwoche der Scholastiker in Warschau<br />
Gott will uns<br />
zum Mit-Leiden rufen<br />
Die interprovinzielle Scholastikatswerkwoche fand vom 27. August bis 2. September<br />
2006 unter dem Motto „Gott will uns zum Mit-Leid rufen“ in Warschau statt. 27<br />
Scholastiker aus der polnischen Provinz, der schlesischen Generaldelegatur, der österreichischen<br />
Provinz und vier Scholastiker aus der bayerischen Provinz nahmen an diesem<br />
Treffen teil. Die vier bayerischen Scholastiker durften nach Warschau über<br />
Krakau anreisen, wo sie einen Tag lang die Gastfreundschaft des dortigen Noviziates<br />
und Konventes genossen.<br />
Gott will uns zum Mit-Leiden rufen -<br />
für uns Barmherzige Brüder ist Leid in<br />
unserer täglichen Arbeit nicht fremd, und<br />
trotzdem ist es nicht einfach, mit dem Leid<br />
im allgemeinen, aber auch mit dem Leid<br />
speziell bei sterbenden Menschen umzugehen.<br />
In seiner Ansprache zur Eröffnung<br />
verglich Provinzial Frater Krzystof Fronczak<br />
unsere Werkwoche mit einem Supermarkt:<br />
„Es gibt dort viele Regale mit vielen<br />
Waren. Die Menschen gehen durch, es<br />
spricht sie vieles an, doch heraus kommen<br />
sie mit leeren Einkaufswägen. Ich möchte<br />
uns allen wünschen, dass diese Werkwoche<br />
zu einem Supermarkt wird, in dem<br />
man vieles für sich und sein zukünftiges<br />
Leben einkaufen und mit nach Hause nehmen<br />
kann.“<br />
In der Studienwoche wurden die Teilnehmer<br />
von vier Referenten an das Thema herangeführt.<br />
Die erste Referentin, Dr. Iwona<br />
Bryniarska, Ärztin für Neurolgie mit<br />
Schwerpunkt Palliativmedizin, beschrieb in<br />
ihrem Vortrag das Leid aus der Sicht der<br />
Medizinerin. Es wurde besonders auf die<br />
Verantwortung und das Vertrauen zwischen<br />
Arzt, Pflegepersonal und den Betreuten<br />
hingewiesen. Die Begleitung von sterbenden<br />
und leidenden Menschen ist oft eine<br />
schwierige Erfahrung, aber zugleich auch<br />
eine Bereicherung, so die Referentin.<br />
Im zweiten Vortrag wurde das Leid von<br />
Schwester Mgr. Joanna Mos aus psychologischem<br />
Blickwinkel betrachtet. Früher<br />
wurde das Leid nur medizinisch, heute<br />
wird es auch von der Psyche her gesehen.<br />
Personen, die Schmerz empfinden, denken<br />
oft, dass die Betreuenden sie nicht verstehen.<br />
Der Patient erwartet Partnerschaft,<br />
möchte Trost finden, möchte ernst genommen<br />
werden. Oft kann man sagen,<br />
dass der psychische Schmerz schlimmer<br />
empfunden wird als der physische. Es<br />
wurde uns bewusst, dass es nicht einfach<br />
ist, jemandem zu helfen, der leidet. Voraussetzung<br />
ist, so Schwester Joanna,<br />
Aufmerksamkeit für das eigene innere<br />
Leben und Aufmerksamkeit gegenüber<br />
den Kranken. Die Betreuung und Hilfe<br />
funktioniert nur gemeinsam - in großer<br />
Demut.<br />
Im dritten Vortrag wurde das Leid von<br />
Pater Piotr Sleczka unter philosophischen<br />
Gesichtspunkten betrachtet. Pater Sleczka<br />
begann seine Ausführungen mit einem<br />
Gedankenspiel: Man solle sich vorstellen,<br />
dass man nie sterben würde. <strong>Das</strong> Leid und<br />
der Tod sind Grundbegriffe des Lebens.<br />
Warum leidet der Mensch? Ein Philosoph,<br />
der das Leiden verstehen möchte, braucht<br />
intellektuelle Demut. Ein Philosoph wird<br />
die Wahrheit nur dann sagen, wenn er<br />
nicht alles sagen kann und anderen eine<br />
eigene Antwort geben lässt. Leid bleibt ein<br />
Geheimnis, das aber nicht von Gottes<br />
Hand gewollt ist.<br />
Im letzten Vortrag von P. Prof. Dr. Andrzej<br />
Napiorkowski wurde das Leid in theologischer<br />
Hinsicht erläutert. Der Gott der Christen<br />
ist kein Theoretiker, der nur erklärt.<br />
Gott ist ein leidender Gott, der in Jesus<br />
Christus leidet. Diese christliche Antwort<br />
trifft die Erwartungen der Menschen.<br />
Sehr bereichernd waren die gemeinsamen<br />
Arbeitsgruppen. Im Plenum wurden deren<br />
Ergebnisse vorgetragen. Interessant zu<br />
beobachten war, dass sehr viele unterschiedliche<br />
Betrachtungsweisen zustande<br />
kamen, was mit dem unterschiedlichen<br />
gesellschaftlichen und religiösen Umfeld<br />
zusammenhängt.<br />
Ein „geistlicher, kultureller und historischer<br />
Tagesausflug“, so der Moderator der
Werkwoche, führte uns am Donnerstag zu<br />
einem ehemalige Benediktinerkloster, in<br />
dem nun Salesianer tätig sind. Ein<br />
Gottesdienst mit anschließender Kirchenführung<br />
rundete den geistlichen Teil des<br />
Ausfluges ab. Der kulturelle Teil führte uns<br />
nach Zelazowa Wola, den Geburtsort des<br />
Komponisten und Musikers Frederic<br />
Chopin. Die Besichtigung des Geburtshauses<br />
und der anschließende Spaziergang im<br />
wunderschönen Park - mit Klaviermusik -<br />
versetzte uns in die Zeit des Musikers. Der<br />
historische Aspekt des Ausfluges war das<br />
Museum Powstania in Warschau, das den<br />
Warschauer Aufstand gegen die Nazis<br />
beeindruckend darstellt. In einer sehr<br />
interessanten Führung durch das Museum<br />
konnte man viel über die Geschichte<br />
Warschaus und Polens erfahren.<br />
<strong>Das</strong> Programm der Scholastikerwerkwoche<br />
war von den polnischen Mitbrüdern sehr<br />
gut und informativ zusammengestellt. Wir<br />
konnten von diesem „Supermarkt“ für<br />
unser weiteres Ordensleben viel mitnehmen.<br />
Die gemeinsam gefeierte Liturgie,<br />
das Gebet und der brüderliche Austausch<br />
haben diese Woche zu einer sehr tiefen<br />
und intensiven Begegnung werden lassen.<br />
Frater Albert Nawatzky<br />
Gut gelaunte Teilnehmer wie hier Frater<br />
Johannes Karlik aus der Slowakei,<br />
engagiertes Diskutieren und Arbeiten<br />
(Fotos rechts und unten) sowie die<br />
Gastfreundschaft der polnischen Brüder<br />
(Seite 42) ließen die Werkwoche zu einem<br />
vollen Erfolg werden.<br />
43
44<br />
Verstorbene Brüder<br />
Frater Alfons Höring beschreibt Leben und Werk<br />
von Frater Fortunatus Thanhäuser<br />
Eine „große Seele“<br />
ist heimgekehrt<br />
Mohandas Gandhi, dem Vater der indischen<br />
Unabhängigkeit, hat man den<br />
Ehrentitel „Mahatma“ – „große Seele“ -<br />
gegeben. Mit unserem Mitbruder Fortunatus<br />
Thanhäuser ist eine andere „große<br />
Seele“ am 21. November 2005 heimgegangen<br />
in die Ewige Heimat.<br />
Hubertus Ludwig Adalbert Josef Bernhard<br />
Thanhäuser wurde am 27. Februar 1918 in<br />
Berlin-Friedenau, der Heimat seiner Mutter,<br />
geboren, während sein Vater Kriegsteilnehmer<br />
im Ersten Weltkrieg war. Nach<br />
Kriegsende ließ sich die Familie in Volpertsdorf/Schlesien<br />
im dortigen Försterhaus<br />
nieder. Der Vater war Förster am Ort.<br />
Nach Bernhard wurden der Familie noch<br />
zwei Söhne geboren.<br />
Ordenseintritt<br />
Im Alter von 17 Jahren trat Bernhard<br />
Thanhäuser in Breslau in den Orden der<br />
Barmherzigen Brüder ein. Der Orden führte<br />
dort ein großes allgemeines Krankenhaus.<br />
Dort befanden sich auch das Provinzialat<br />
und das Noviziat. Ins Noviziat wurde<br />
Bernhard Thanhäuser am 20. September<br />
1935 aufgenommen, wobei er den Ordensnamen<br />
Frater Fortunatus erhielt. Gleichfalls<br />
in Breslau erfolgte seine erste Profess<br />
am 21. November 1936 und die feierliche<br />
Profess am 10. September 1946. Die Verlängerung<br />
des Noviziates und die zehnjährige<br />
Dauer der einfachen Profess sind allein<br />
der Nazizeit und dem Zweiten Weltkrieg<br />
zuzuschreiben und keinesfalls irgendwelchen<br />
Zweifeln an der Eignung von Frater<br />
Fortunatus für das Ordensleben. Wegen<br />
einer Bluterkrankung wurde Frater Fortunatus<br />
nicht zum Wehrdienst eingezogen.<br />
Nach dem Noviziat besuchte Frater Fortunatus<br />
die Krankenpflegeschule des Ordens<br />
in Breslau und erhielt zusätzlich die<br />
Ausbildung als Medizinisch-Technischer-<br />
Assistent und war danach sowohl in der<br />
Krankenpflege als auch im Krankenhauslabor<br />
tätig. Nachdem Schlesien 1945 unter<br />
polnische Verwaltung kam, wurden auch<br />
die Einrichtungen des Ordens unter staatliche<br />
Verwaltung gestellt. Die noch dort<br />
lebenden Brüder durften weiter im<br />
Angestelltenverhältnis in den Einrichtungen<br />
tätig sein, so auch Frater Fortunatus.<br />
Mitbrüdern, die aus der Kriegsgefangenschaft<br />
zurückkehrten, wurde die Heimkehr<br />
nach Schlesien verwehrt, worauf diese<br />
dann zuerst in den Häusern der bayerischen<br />
Provinz unterkamen und danach<br />
mit der Gründung eigener Einrichtungen<br />
in West-Deutschland begannen.<br />
Ausweisung aus Schlesien<br />
1950 wurde Frater Fortunatus mit den<br />
letzten noch in Schlesien lebenden deutschen<br />
Brüdern ausgewiesen. In Frankfurt<br />
am Main war er mit einem Mitbruder für<br />
den Bau des Brüderkrankenhauses im Unteren<br />
Atzemer verantwortlich, war aber<br />
auch in der Hauskrankenpflege tätig. Von<br />
1953 bis 1969 war er Novizenmeister, wurde<br />
Generaldelegat von 1959 bis 1964 und<br />
war erster Vize-Provinzial von 1964 bis<br />
1968 nach der Erhebung der Generaldelegatur<br />
zur Rheinischen Vize-Provinz. Während<br />
seiner Amtszeit als Vize-Provinzial<br />
wurde die Entscheidung getroffen, die<br />
Dienste der Hospitalität der Vize-Provinz in<br />
andere Länder auszudehnen, in denen diese<br />
besonders notwendig waren. Durch Kontakte<br />
mit dem damaligen Erzbischof von<br />
Changanacherry/Kerala-Indien, fiel die Entscheidung<br />
für eine Neugründung in Indien.<br />
Neubeginn in Indien<br />
Einige vom Erzbischof ausgewählte junge<br />
Inder kamen zur Ordens- und Berufs-<br />
Oben: Erstkommunion<br />
Unten: Der junge Frater Fortunatus (links)<br />
mit Eltern und Brüdern bei einem<br />
Heimaturlaub in Volpertsdorf/Schlesien
Oben: In der Apotheke des Frankfurter<br />
Brüderkrankenhauses<br />
Unten: Frater Fortunatus Thanhäuser - „Vater<br />
der Armen“ in Kattappana/Indien<br />
Ganz unten: Der bereits von Krankheit gezeichnete<br />
Frater Fortunatus (links) mit Frater Alfons<br />
Höring<br />
Auch viele Kinder aus dem Poor Home nahmen Abschied von Frater Fortunatus.<br />
ausbildung nach Frankfurt, um später mit<br />
deutschen Brüdern das neue Werk aufzubauen.<br />
In Kattappana, im Hochgebirge<br />
von Kerala, in einem Gebiet, das man erst<br />
einige Jahre zuvor dem Urwald abgerungen<br />
hatte, sollte ein Krankenhaus entstehen.<br />
Am 15. November 1969 verließ Frater<br />
Fortunatus zusammen mit Frater Prakash<br />
Madapally Frankfurt, um am 19. November<br />
1969 in Kattappana einzutreffen. Bei<br />
der Ankunft bestand bereits ein kleines,<br />
provisorisches Krankenhaus, dessen Errichtung<br />
die Rheinische Vize-Provinz finanziert<br />
hatte.<br />
<strong>Das</strong> erste Gebäude des heutigen St. John’s<br />
Hospitals konnte im Februar 1971 eröffnet<br />
werden. Inzwischen hat sich diese Einrichtung<br />
zur größten und wichtigsten Krankenhauseinrichtung<br />
des Hochgebirges entwickelt,<br />
einem Gebiet mit etwa einer Million<br />
Einwohnern. Zur Einrichtung gehören<br />
heute auch eine Krankenpflegeschule<br />
sowie eine Fakultät für Krankenpflegewissenschaften.<br />
Für chronisch Kranke,<br />
alleinstehende alte und pflegebedürftige<br />
Männer und Frauen gründete Frater Fortunatus<br />
das „Pratheeksha Bhavan“, dem<br />
auch ein Kinderheim für sozial geschädigte<br />
Kinder und Waisen angeschlossen ist.<br />
Unzählig sind die karitativen Hilfsprojekte,<br />
die von Frater Fortunatus initiiert wurden,<br />
wie der Bau von mehr als 5000 Häusern<br />
für arme, kinderreiche Familien, Schulpatenschaften<br />
für arme Kinder, materielle<br />
und finanzielle Unterstützung für arme<br />
Menschen usw. Die Bevölkerung verehrt<br />
ihn deshalb als ‚Vater der Armen’.<br />
Gründung der Schwesterngemeinschaft<br />
Im Jahre 1977 gründete er mit einigen<br />
jungen Inderinnen die Ordensgemeinschaft<br />
der ‚Schwestern der Nächstenliebe<br />
vom heiligen Johannes von Gott’, die sich,<br />
wie die Brüder, dem Dienst an Armen,<br />
Kranken, Notleidenden, Alten und Ausgegrenzten<br />
im Geiste des heiligen. Johannes<br />
von Gott weihen. Die Schwestern arbeiten<br />
heute mit den Brüdern zusammen in<br />
Einrichtungen der Brüder in Indien, Österreich,<br />
Deutschland und Italien und sie<br />
führen in Indien eine Reihe von eigenen<br />
Einrichtungen.<br />
Nach einer Zeit langer und schwerer<br />
Krankheit hat Gott der Allmächtige unseren<br />
Mitbruder Fortunatus am 21. November<br />
2005, heimgerufen, an dem Tage, an<br />
dem er 69 Jahre zuvor seine ersten Gelübde<br />
abgelegt hatte.
46<br />
Nachruf auf Frater Vitus Piendl<br />
„… aus der<br />
Bedrängnis in deinen<br />
Frieden“<br />
<strong>Das</strong> Schlussgebet der Totenmesse am<br />
31. Mai 2006 für Frater Vitus Piendl<br />
lautete: „Barmherziger Gott, wir haben<br />
das Gedächtnis des Todes und der Auferstehung<br />
Christi gefeiert für unseren Mitbruder<br />
Vitus. Führe ihn vom Tod zum<br />
Leben, aus dem Dunkel in das Licht, aus<br />
der Bedrängnis in deinen Frieden.“ Diese<br />
Gebetsworte bringen deutlich die Sehnsucht<br />
von Frater Vitus zum Ausdruck, der<br />
sein Leben hin auf die Auferstehung der<br />
Toten gestaltet hat.<br />
Am 3. Juli 1921 wurde den Eheleuten<br />
Johann und Maria Piendl in Allersdorf<br />
(Bistum Regensburg) das achte von 14<br />
Kindern geboren. Die frommen Bauersleute<br />
gaben ihrem Sohn den Namen Willibald.<br />
In seiner Heimatgemeinde Allersdorf bei<br />
Schierling besuchte er die Volksschule, aus<br />
der er am 24. März 1937 entlassen wurde.<br />
Danach arbeitete er auf dem elterlichen<br />
Bauernhof.<br />
Heute kaum mehr vorstellbar, sagten sechs<br />
der 14 Geschwister Ja zu ihrer Berufung<br />
zum Ordensleben. Neben Frater Vitus waren<br />
zwei Schwestern bei den Armen Franziskanerinnen<br />
von Mallersdorf, eine Schwester<br />
bei der Heimatmission in München, eine<br />
Schwester bei den Strahlfelder Dominikanerinnen<br />
und eine Schwester bei den<br />
Missionsbenediktinerinnen von Tutzing.<br />
Von einer Einberufung zum Militär blieb<br />
auch Frater Vitus nicht verschont und<br />
musste an die Front nach Rußland. Bei<br />
dem zu Ende gehenden Krieg blieb ihm<br />
eine russische Gefangenschaft erspart, weil<br />
er, mit einem Pferd und einem Kompass<br />
ausgestattet, die risikoreiche Flucht in<br />
seine niederbayerische Heimat antrat.<br />
Im Sommer 1945 arbeitete er bereits wieder<br />
auf dem elterlichen Anwesen. Die<br />
Möglichkeit, diesen Hof als Bauer zu übernehmen,<br />
schlug er aus und gestaltete sein<br />
Leben entsprechend seiner Berufung als<br />
Barmherziger Bruder. Am 29. Januar 1956<br />
trat er in Schweinspoint in den Orden der<br />
Barmherzigen Brüder ein. <strong>Das</strong> Noviziat<br />
besuchte er in Reichenbach. Im Anschluss<br />
war er wieder für wenige Jahre in<br />
Schweinspoint, bevor er nach Straubing in<br />
die Einrichtung für Menschen mit Behinderung<br />
versetzt wurde, in der er die<br />
meiste Zeit seines Ordenslebens verbrachte<br />
und hier in der Pflege auf den Wohngruppen<br />
mitarbeitete. Bei der Auflösung<br />
des Konventes in Straubing wurde er 1990<br />
nach Gremsdorf versetzt und bei der<br />
Schließung des dortigen Konventes 1992<br />
nach Reichenbach. Hier lebte er bis 2005.<br />
Als er für die Dinge des Alltags mehr Betreuung<br />
und Pflege brauchte, wurde er in<br />
das ordenseigene Altenheim in Neuburg<br />
(Donau) versetzt. Ein Krankenhausaufenthalt<br />
förderte drei Monate vor seinem Tod<br />
die Tatsache einer massiven Krebserkrankung<br />
zutage, an der Frater Vitus auch verstorben<br />
ist. Leider erforderte sein Krankheitszustand<br />
noch für wenige Tage eine<br />
Verlegung auf die Palliativstation des<br />
Regensburger Krankenhauses der Barmherzigen<br />
Brüder, wo er am Vormittag des<br />
26. Mai 2006 im Beisein von Frater Meinrad,<br />
Frater Seraphim und der Stationsleitung,<br />
Schwester Walli Meyer, verstarb.<br />
Am 31. Mai 2006 wurde er in Neuburg<br />
(Donau) bestattet.<br />
Möge unser guter Gott seinem Glauben<br />
die Erfüllung schenken, dass er aus Not<br />
und Bedrängnis in das Leben in Fülle bei<br />
Gott heimkehren konnte.<br />
frk
Am 8. November 2006 starb Frater<br />
Melchior Kracker im Alter von 88<br />
Jahren in Algasing, wo er seit 1988 lebte.<br />
Mit zunehmendem Alter wurde er gebrechlicher<br />
und konnte sich seit Jahren<br />
nur im Rollstuhl fortbewegen. Die letzten<br />
Lebensjahre verbrachte er auf der Wohngruppe<br />
Korbinian und wurde dort liebevoll<br />
und fürsorglich betreut und gepflegt.<br />
„Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du<br />
gesagt hast, in Frieden scheiden.“ Diese<br />
Stelle aus dem Lobgesang des Simeon, die<br />
auch auf dem Sterbebildchen von Frater<br />
Melchior steht, kennzeichnen die letzten<br />
Stunden seines Lebens: Frater Melchior<br />
entschlief friedlich kurz vor Mitternacht<br />
nach vielen Jahren Gebrechlichkeit und<br />
Krankheit.<br />
Unter Anteilnahme seiner Mitbrüder und<br />
von Familienangehörigen, darunter der<br />
jüngste Bruder Konrad, und der Hausgemeinschaft<br />
von Algasing wurde Frater<br />
Melchior am Samstag, 11. November 2006,<br />
auf dem dortigen Friedhof zur letzten<br />
Ruhe gebettet.<br />
Pater Leodegar Klinger, der beim Requiem<br />
mit Pater Kamillus Halbleib das heilige<br />
Messopfer darbrachte, stellte seine Predigt<br />
unter den Leitgedanken der Annahme von<br />
Bedürftigkeit, Gebrechlichkeit, Leid und<br />
Schmerz. Nach seinen Worten liegt ein tiefer<br />
Sinn darin, dass der Mensch Abschied<br />
nimmt von vielen Bindungen und frei wird<br />
für den Heimgang zum Herrn. Es bedürfe<br />
indes eines starken Glaubens, um den Sinn<br />
den Leidens und der Pflegebedürftigkeit<br />
zu bejahen und schließlich sagen zu können:<br />
Guter Gott, ich bin bereit heimzukehren.<br />
Frater Melchior Kracker und seine Zwillingsschwester<br />
wurden am 18. Juni 1918<br />
Nachruf auf Frater Melchior Kracker<br />
„Nun lässt du, Herr,<br />
deinen Knecht,<br />
wie du gesagt hast,<br />
in Frieden scheiden“<br />
in Altusried im Landkreis Kempten in der<br />
Diözese Augsburg geboren, er wurde auf<br />
den Namen Ludwig getauft, seine Schwester<br />
auf Maria Theresia (sie starb im Mai<br />
2001). Frater Melchior wuchs mit neun<br />
Geschwistern (sieben Brüder und zwei<br />
Schwestern) auf dem landwirtschaftlichen<br />
Hof der Eltern auf.<br />
Er besuchte nach der Volksschule die „Allgäuer<br />
Bauernschule Spitalhof-Kempten“,<br />
die er 1938 erfolgreich abschloss. Im November<br />
1946 trat der gelernte Melker-<br />
Gehilfe in den Orden der Barmherzigen<br />
Brüder ein. Er wurde im August 1947 eingekleidet,<br />
legte am 15. August 1948 die<br />
Einfache, am 15. August 1951 die<br />
Feierliche Profess ab, jeweils vor Provinzial<br />
Frater Theodorich Höfner.<br />
Mit Bravour bestand Frater Melchior die<br />
Krankenpflegeausbildung, die er am<br />
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in<br />
Straubing absolvierte. „Sehr gut“ steht in<br />
seinem Prüfungszeugnis von 1954. Nach<br />
seiner Ausbildung war Frater Melchior als<br />
anerkannt tüchtiger Krankenpfleger in den<br />
Krankenhäusern Straubing (bis 1967) und<br />
Neuburg (bis 1979) tätig und leitete aufgrund<br />
seines Könnens und Geschicks in<br />
beiden Häusern Stationen.<br />
Frater Melchior war nicht nur ein guter<br />
Krankenpfleger, im Privaten war er ein<br />
„Tüftler“. Die Gemeinschaft der Barmherzigen<br />
Brüder wird Frater Melchior deshalb<br />
auch als äußerst gewitzten, einfallsreichen<br />
und geschickten Bastler in Erinnerung<br />
behalten. Bis ins hohe Alter war er allem<br />
Neuen aufgeschlossen, so eignete er sich<br />
selbst noch die Selbstheilungslehre von<br />
Qigong mittels eines Lehrbuches an.<br />
47
48<br />
Friedhöfe<br />
Die Begräbnisstätte in der Stiftung Attl<br />
Eine „Wohnung“<br />
für die Verstorbenen<br />
Andreas Lipp von der Wohnstättenverwaltung<br />
der Stiftung Attl, dessen<br />
Vater Jakob Lipp 33 Jahre landwirtschaftlicher<br />
Baumeister in Attl war, kann sich aus<br />
seinen Kindertagen noch gut an Frater<br />
Andreas Weitnauer erinnern. Frater Andreas<br />
verstarb am 21. Oktober 1962 und wurde<br />
als letzter Barmherziger Bruder auf dem<br />
Attler „Brüder- und Patientenfriedhof“<br />
bestattet, der noch heute „neuer Friedhof“<br />
heißt.<br />
Herr Lipp erzählt, dass er neben der Verwaltung<br />
für den Wohnbereich auch für<br />
den Friedhof zuständig sei. „Schließlich ist<br />
der Friedhof ja auch eine Wohnung“,<br />
meint er. Im Bereich der Einrichtung für<br />
behinderte Menschen, in der die Barmherzigen<br />
Brüder von 1873 bis 1970 tätig<br />
waren, gibt es drei Begräbnisstätten. Bis<br />
Der Granatapfel,<br />
Symbol für den Orden<br />
der Barmherzigen<br />
Brüder, ist überall auf<br />
dem Friedhof präsent.<br />
zum Jahr 1803, in dem das Benediktinerkloster<br />
durch die Säkularisation aufgehoben<br />
wurde, bestattete man die Mönche<br />
in der Klostergruft, die heute noch<br />
unter der Pfarrkirche begehbar ist. Hier<br />
wurden keine Barmherzigen Brüder beerdigt.<br />
Bis zum Jahre 1933 beerdigte man<br />
die Fratres und die behinderten Heimbewohner<br />
im Dorffriedhof entlang der<br />
Kirchenmauer. Diese Grabstätte der Barmherzigen<br />
Brüder ist heute noch gut erhalten<br />
und wurde vielen in der Stiftung Attl<br />
tätigen Brüder letzte Ruhestätte.<br />
Am 1. Dezember 1931 beschloss der Konvent,<br />
einen neuen Friedhof auf dem<br />
Einrichtungsgelände zu errichten. Schon<br />
seit längerer Zeit gab es im Friedhof an der<br />
Atteler Pfarrkirche empfindlichen Platzmangel.<br />
Darüber hinaus verwesten die<br />
Leichnahme entlang der Kirchenmauer<br />
nicht. Da der Platz der Grabstätte sehr eng<br />
bemessen war, mussten bei jeder Beerdigung<br />
die Särge ausgehoben und tiefer<br />
gelegt werden.<br />
Pater Prior Paulus Theis suchte deshalb<br />
nach einer neuen Lösung. Zuerst wollte er<br />
einen Terrassenfriedhof am Osthang des<br />
Atteler Berges anlegen. Schließlich hatte er<br />
aber doch Bedenken und wählte lieber den<br />
östlichen Teil des Obstgartens. Der Weg<br />
zum Friedhof führte früher am Gemüsegarten<br />
entlang, ist aber heute inmitten<br />
der Wohnbereiche der Behinderteneinrichtung<br />
gelegen.<br />
Durch ein Portal aus Nagelfluh, das mit<br />
dem Granatapfel geschmückt ist, führt der<br />
Weg zu einem vier Meter hohen Eichenkreuz.<br />
Dieses steht in einer nischenartigen<br />
Ausbuchtung des Friedhofsgrundes.<br />
Auf dem Sockel ist heute noch die<br />
Inschrift „Rette Deine Seele!“ zu lesen. Die<br />
Gräber der Brüder sind links und rechts vor<br />
dem Kreuz in einer Reihe errichtet. Während<br />
der letzte Barmherzige Bruder 1962<br />
hier beerdigt wurde, ist der langjährige<br />
Wohnbereichsleiter Harry Werner 2005 auf<br />
eigenen Wunsch auf der rechten Seite der<br />
Brüdergräber beigesetzt worden. Rund um<br />
die Brüdergräber reihen sich die Grabstätten<br />
der Heimbewohner. Die kleinen<br />
Eisenkreuze und die bunt bepflanzten<br />
Gräber geben dem Friedhof inmitten von<br />
altem Baumbewuchs und verschiedener<br />
Wege, die durch die Anlage führen, ein<br />
lebendiges Aussehen. Links vom Eingangsportal<br />
wurde eine Lourdesgrotte errichtet<br />
und rechts steht ein Brunnen, der zum<br />
Verweilen einlädt. In einer Kreuzrosette ist<br />
als Tag der Einweihung der 9. April 1933<br />
vermerkt.<br />
feb
Bis vor wenigen Jahren lag der Friedhof<br />
der Barmherzigen Brüder Gremsdorf<br />
noch ganz am südlichen Rand der großen<br />
Behinderteneinrichtung. Mit den Neubauten<br />
veränderte sich dann die Lage des<br />
Gottesackers radikal. Nun ist er rings umschlossen<br />
von den Wohngebäuden Hildegard<br />
von Bingen und Vinzenz von Paul im<br />
Osten, Maria im Südwesten, Theresa von<br />
Avila im Westen und Karl Borromäus im<br />
Nordwesten; er liegt also nun mittendrin –<br />
ganz zwischen den Lebenden; dort, wo er<br />
eigentlich nach alter bayerischer Tradition<br />
auch hingehört.<br />
Durch ein mannshohes Eisentor betritt<br />
man in Gremsdorf den Ordens- und Einrichtungsfriedhof,<br />
um vorbei an langen<br />
Reihen von Gräbern direkt auf die Mitte<br />
der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts<br />
errichtete Aussegnungshalle zuzuschreiten.<br />
Zwei parallele Reihen von kleinen Betonsteinen<br />
säumen rechter Hand die<br />
gleichförmig gestalteten Gräber, die unter<br />
einer weiten Grasfläche liegen. Links am<br />
Hauptweg weisen schmale Eisenkreuze auf<br />
Betonsockeln in vier Reihen auf die verstorbenen<br />
Heimbewohner hin.<br />
Links und rechts des breiten Weges laden<br />
vom Frühjahr bis in den Herbst Holzbänke<br />
im Schatten von Bäumen zum Verweilen<br />
ein; dieses friedvolle Angebot wird von<br />
den Bewohnern der Einrichtung auch<br />
gerne wahrgenommen. Übermächtig ragt<br />
ein rund drei Meter hohes Eisenkreuz in<br />
der Mitte des Friedhofes weithin sichtbar<br />
in den Himmel. Der weiße Korpus ist auf<br />
das alte barocke Amtsschloss hin ausgerichtet.<br />
Entlang der südlichen Begrenzungsmauer<br />
weisen stilisierte Keramikkreuze<br />
auf weitere Grabstätten hin. Eine<br />
Bronzetafel enthält die Namen von 29<br />
Patres und Fratres, die in Gremsdorf ihre<br />
letzte Ruhestätte gefunden haben. Auch<br />
sieben Franziskaner, die offenbar als<br />
Bewohner bzw. Patienten in Gremsdorf<br />
waren, wurden zwischen 1952 und 1973<br />
hier beerdigt.<br />
„Der Tod ist das Tor zum Leben“, so steht<br />
es im Vorraum zum Leichenhaus zu lesen.<br />
Ein buntes Mosaikrelief zeigt die Gottesmutter<br />
mit ihrem verstorbenen Sohn auf<br />
ihrem Schoß liegend. Gerade die Morgensonne<br />
lässt ihre goldenen Heiligenkronen<br />
in strahlendem Glanz erscheinen. Der in<br />
den Himmel auffahrende Heiland ist durch<br />
eine Bronzeplastik dargestellt.<br />
Weitere Grabinschriften zeugen von Namen<br />
verstorbener Ordensgeistlicher und<br />
Der Friedhof bei den<br />
Barmherzigen Brüdern Gremsdorf<br />
Der Tod ist das Tor<br />
zum Leben<br />
Ordensbrüder, die auch heutigen Bewohnern<br />
und Mitarbeitern – und auch so manchem<br />
Besucher – noch wohl bekannt sind.<br />
Die 14. Station des modern gestalteten<br />
Kreuzweges, der durch die gesamte<br />
Gremsdorfer Einrichtung führt, lässt den<br />
Besucher dann kurz verweilen. Der fränkische<br />
Künstler schuf das Symbol einer halb<br />
geöffneten Grabstelle. Und der Kreuzwegführer<br />
weist dabei auf den Psalmspruch<br />
hin: „Ich bin hingeschüttet wie<br />
Wasser. Es lösen sich meine Glieder. Mein<br />
<strong>Herz</strong> ist in meinem Leib wie Wasser zerflossen.<br />
Meine Kehle ist trocken wie eine<br />
Scherbe. Du legst mich in den Staub des<br />
Todes. Halte Dich nicht fern, Herr! Du,<br />
meine Stärke, eile mir zu Hilfe:“<br />
An schönen Tagen klingt dem lauschenden<br />
Friedhofsbesucher heitere Musik,<br />
fröhliches Gelächter, aber durchaus auch<br />
ein ratternder Rasenmäher im Ohr, ein<br />
untrügliches Zeichen für pulsierendes<br />
Leben um den stillen Gottesacker herum.<br />
Gleichsam wie eine grüne Insel ruht der<br />
Friedhof mit all seinen Thuja- und Lebensbäumen,<br />
seinem Buchs- und Efeugewächs<br />
inmitten der sonst so lebendigen<br />
Einrichtung.<br />
Johannes Salomon<br />
49
50<br />
Die Grabstätten der Barmherzigen Brüder in Straubing<br />
„Gott hat den Herrn erweckt<br />
und wird auch uns auferwecken<br />
durch seine Macht“<br />
Die Gruft in der Schutzengelkirche<br />
1702 ließ sich der Orden der Franziskaner<br />
in Straubing nieder, gerufen von den Bewohnern<br />
der Altstadt, die sich eine bessere<br />
seelsorgerische Betreuung wünschten.<br />
Der Ordensbaumeister Frater Philipp Plankh<br />
entwarf die den heiligen Schutzengeln<br />
geweihte Ordenskirche, deren Grundsteinlegung<br />
bereits am 4. Juli 1702 erfolgte. Es<br />
entstand ein außen unscheinbarer, innen<br />
aber lichter Kirchenraum, der durch die<br />
geschlossen erhaltene, frisch sanierte,<br />
frühbarocke Ausstattung – unter anderem<br />
mit raffinierten Wandelaltären – besticht.<br />
Die Ordensgruft wurde beim Bau der<br />
Kirche quer unter dem zweiten Joch des<br />
Chores bzw. unter dem Choraltar von Süd<br />
nach Nord angelegt und mit einem kurzen<br />
Westteil, in dem wohl ein Altar stand, versehen.<br />
Der Zugang erfolgt von Osten her,<br />
über eine Steintreppe aus der Sakristei. Im<br />
nördlichen Teil der mit roten Ziegeln ausgelegten<br />
und einem Kreuzgratgewölbe<br />
überzogenen Gruft befinden sich auf beiden<br />
Seiten, in drei Ebenen übereinander, je<br />
36 Loculi, also insgesamt 72 Grabnischen;<br />
im südlichen Gruftteil sind noch 22 Loculi<br />
erhalten. Die Gruft wurde von den Franziskanern<br />
bis zur Säkularisierung des<br />
Klosters im Jahre 1802 belegt. Insgesamt<br />
fanden 117 Franziskanermönche darin ihre<br />
letzte Ruhestätte, als erster der am 2. Februar<br />
1704 gestorbene Pater Justus<br />
Mösner, als letzter Pater Guarinus<br />
Weinzierl, verstorben am 20. Januar 1802.<br />
Belegungen aus franziskanischer Zeit sind<br />
heute nicht mehr sichtbar. Mit der<br />
Auflösung des Franziskanerklosters ging<br />
die Schutzengelkirche einschließlich der<br />
Gruft in den Besitz des bayerischen<br />
Staates über, der bis heute für deren Erhalt<br />
verantwortlich ist.<br />
1844 zogen die Barmherzigen Brüder in<br />
das ehemalige Franziskanerkloster ein, um<br />
sich in Straubing der Pflege kranker<br />
Männer zu widmen (1748 hatte der Orden<br />
der Elisabethinen bereits ein Frauenkrankenhaus<br />
begründet). Die Brüder übernahmen<br />
nicht nur die Klostergebäude, sondern<br />
weihten ihren Konvent ebenfalls den<br />
heiligen Schutzengeln und setzten die<br />
Grablege in der Gruft fort: Als erster<br />
Ordensangehöriger wurde der am 29.<br />
Dezember 1849 verstorbene Frater Gabriel<br />
Diebold beigesetzt. An die bis 1899 verstorbenen<br />
und in der Gruft bestatteten 21<br />
Brüder, deren Grabnischen aber im Lauf<br />
der Jahrzehnte wieder belegt wurden, erinnert<br />
in der westlichen Ausbuchtung eine<br />
Gedenktafel: „R.I.P. Gebetsandenken aller<br />
Mitbrüder welche seit Errichtung des<br />
Conventes zu den hl. Schutzengeln in dieser<br />
Gruft ruhen“. Auch drei weltliche<br />
Priester und ein Laie, Georgius Zistler, ein<br />
„Wohltäter des Hauses“, sind hier verzeichnet.<br />
Eine weitere Tafel führt alle 23<br />
Mönche auf, die seit der Gründung des<br />
Klosters bis 1956 als Prior wirkten - an<br />
ihrer Spitze „Magnabonus Markmiller“<br />
(sic!), der „Gründer des Klosters“.<br />
In der Gruft sind 82 Grabnischen von<br />
Barmherzigen Brüdern belegt, in acht<br />
Loculi ruhen Angehörige anderer Orden,<br />
weltliche Priester und „Wohltäter des<br />
Hauses“. Zu Grabe getragen wurden hier<br />
sowohl die Barmherzigen Brüder, die im<br />
Krankenhaus tätig waren, als auch die<br />
Mönche, die in der 1884 gegründeten<br />
Einrichtung für Menschen mit Behinderung<br />
arbeiteten und wohnten. Auf den steinernen<br />
Tafeln, die die Nischen verschließen,<br />
stehen unter einem schlichten Kreuzzeichen<br />
in schwarzer, gelegentlich vergoldeter<br />
Schrift zumeist nur der Name, die<br />
Ordenszugehörigkeit („Ord. S. J. d. Deo“<br />
oder „Ord. Hosp.“), das Geburts-, Profess-
und Sterbedatum. Vereinzelt weisen die<br />
Inschriften auch auf die Priesterweihe, auf<br />
Professjubiläen, Funktionen oder besondere<br />
Leistungen hin, deuten das Lebensschicksal<br />
des Verstorbenen an. So legte der<br />
Novize Emeram Heiss, geboren am 7. Mai<br />
1921, noch auf dem Sterbebett, am 10. Mai<br />
1940, seine Profess ab. Frater Ignatius<br />
Kiermeier starb am 10. Februar 1916 im<br />
22. Lebensjahr „als Opfer der Nächstenliebe<br />
im Lazarettdienst des Krieges“. Über ein<br />
erfülltes Ordensleben berichtet folgende<br />
Inschrift: „A. R. P. Magnobonus Reiser,<br />
O.S.J.d.D. General-definitor u. Generalsekretär<br />
des Ordens der Barmh. Brüder, geb.<br />
den 9. Juni 1874 zu Pöttmes, Profess am<br />
2. Febr. 1898 zu Neuburg a./D., Priesterweihe<br />
d. 4. April 1898 zu Rom, gest. am<br />
19. Dezember 1918 im Kloster d. Barmherzigen<br />
Brüder St. Angelus zu Straubing.<br />
R.I.P.“ Auf der Grabplatte für Frater Alois<br />
Eckl, verstorben am 10. Mai 1876 nach 22<br />
Jahren Ordenszugehörigkeit, steht der für<br />
alle in der Gruft gültige Spruch aus dem<br />
ersten Korintherbrief (1 Kor 6,14): „Gott hat<br />
den Herrn auferweckt und wird auch uns<br />
auferwecken durch seine Macht.“<br />
Unter den Barmherzigen Brüdern wurde<br />
die Gruft baulich leicht verändert. So schuf<br />
man einen zweiten Treppenzugang aus<br />
dem Kreuzgarten, dem wohl sechs Grabnischen<br />
des südlichen Gruftganges weichen<br />
mussten. Im Zuge der weiteren Sanierung<br />
der ehemaligen Klostergebäude,<br />
in denen nun die Volkshochschule und das<br />
Kompetenzzentrum für Nachwachsende<br />
Rohstoffe untergebracht sind, soll dieser<br />
Eingang aber wieder geschlossen werden.<br />
Im westlichen Gruftteil entstanden elf<br />
neue, aus Beton gegossene Loculi, die<br />
aber nicht mehr verwendet wurden. Mit<br />
dem Rückzug aus der Krankenpflege und -<br />
damit verbunden - aus dem Kloster an der<br />
Schulstraße im Jahr 1974 gaben die Barmherzigen<br />
Brüder auch die Belegung der<br />
Gruft auf, sie verfügen aber weiterhin über<br />
das Nutzungsrecht. Als letzter wurde in<br />
der Gruft „R. Fr. Kunibert Preschl Ord.<br />
Hosp.“ vom Haus „Straubing II“, also der<br />
Behinderteneinrichtung, bestattet; er war<br />
am 29. November 1973 verstorben. Für<br />
den Konvent, der seit 1893 an der Äußeren<br />
Passauer Straße zu Hause war und in<br />
Straubing verblieb, wurde im Friedhof St.<br />
Michael eine neue Grabstelle erworben.<br />
<strong>Das</strong> Gräberfeld im Friedhof<br />
St. Michael/Waldfriedhof<br />
Straubing hat zwei bedeutende Friedhofsanlagen:<br />
den „Kirchhof“ von St. Peter in<br />
der Altstadt, der vermutlich bereits in<br />
frühbairischer Zeit existierte und auch<br />
nach Gründung der Neustadt 1218 und<br />
der Erhebung der Kirche St. Jakob zur<br />
Pfarrei 1581 der offizielle Bürger- und<br />
Pfarrfriedhof Straubings blieb, und den<br />
Friedhof „bei Sand Michel“, wohin man<br />
die armen Toten, die Dienstboten, Taglöhner<br />
und Soldaten verbannte. Ursprung<br />
dieses Michaelsfriedhofes ist eine Kirche<br />
St. Michael, die 1375 erstmals urkundlich<br />
erwähnt und am 18. April 1945 beim<br />
schwersten Luftangriff auf Straubing zerstört<br />
wurde. Am 1. November 1879 wurde<br />
der Petersfriedhof aus hygienischen Gründen<br />
geschlossen und der Armenfriedhof<br />
St. Michael zum neuen „Zentralfriedhof“<br />
Straubings erklärt. 1894 wurde der<br />
Friedhof fast um das Doppelte nach Osten<br />
erweitert und ein Leichenhaus im neoromanischen<br />
Stil errichtet. Auf diesem<br />
Friedhofsteil unterhalten die Barmherzigen<br />
Brüder, die 1893 an der Äußeren<br />
Passauer Straße eine neue „Anstalt für<br />
männliche Cretinen“ errichteten, ein<br />
Gräberfeld für die „Pfleglinge“.<br />
Als nächste Erweiterung wurde am 9. Mai<br />
1920 der „Neue Friedhof St. Michael“ eingeweiht,<br />
für den sich aber im Lauf der<br />
Jahre wegen der vielen Bäume dort der<br />
Name „Waldfriedhof“ einbürgerte. Hier<br />
erwarben die Dillinger Franziskanerinnen,<br />
die 1906 die Betreuung der Pensionäre<br />
und Haushaltungsschülerinnen im Marienheim<br />
antraten, und der ihnen angeschlossene<br />
„Dritte Orden“ Grabstätten. 1973<br />
übernahm der Orden der Barmherzigen<br />
Brüder einen Teilbereich davon und wies<br />
ihn als neue Grabstelle für die in der<br />
Behinderteneinrichtung tätigen Brüder aus<br />
(Friedhofsfeld C 3, Nr. 1398-1412). Als<br />
erster Ordensangehöriger fand Frater<br />
Fridolin Bösl, der am 7. September 1976<br />
gestorben war, hier seine letzte Ruhestätte.<br />
1987 wurden vom Orden weitere<br />
Gräber des Dritten Ordens abgelöst (Nr.<br />
1380-1397). Bis zur Schließung des Konvents<br />
und dem Rückzug der Ordensmänner<br />
aus Straubing im Jahr 1990 wurden<br />
elf Brüder und ein Ehrenmitglied des<br />
Ordens, der Priester Hermann Josef Bühl,<br />
beerdigt. „Hier ruht in Gott R. Fr. Sebastian<br />
Durner“: Er ist der letzte Barmherzige<br />
Bruder, der in Straubing begraben wurde;<br />
er starb 85-jährig am 11. März 1988, 55<br />
Jahre nach seiner Profess.<br />
Im Jahr 2006 reduzierte der Orden das<br />
Gräberfeld, das jetzt noch die Grabnummern<br />
Nr. 1400 - 1412 im Bereich C 3 umfasst.<br />
<strong>Das</strong> granitene Gedenkkreuz des<br />
„Dritten Ordens“ wurde erhalten und verkündet<br />
nun eindrucksvoll in der Mitte der<br />
zwölf schlichten grauen Grabsteine, die<br />
mit bronzenen Kreuzen oder Madonnen<br />
geschmückt sind: „Ich bin die Auferstehung<br />
und das Leben“.<br />
Dr. Dorit-Maria Krenn<br />
51
Feste und Gedenktage<br />
im Jahr 2007<br />
2. Februar<br />
Tag des geweihten Lebens<br />
11. Februar<br />
Welttag der Kranken<br />
8. März<br />
Hochfest des heiligen Johannes von Gott<br />
(1495 – 1550), Ordensgründer der<br />
Barmherzigen Brüder<br />
24. April<br />
Gedenktag des heiligen Benedikt Menni<br />
(1841 – 1914), Barmherziger Bruder,<br />
Priester, Ordensgründer der Hospitalschwestern<br />
vom Heiligsten <strong>Herz</strong>en Jesu<br />
26. April<br />
Gedenktag Maria vom guten Rat<br />
29. April<br />
Weltgebetstag für geistliche Berufe – „Du<br />
aber wähle das Leben“<br />
4. Mai<br />
Gedenktag des heiligen Richard Pampuri<br />
(1897 – 1930), Barmherziger Bruder und<br />
Arzt<br />
10. Mai<br />
Gedenktag des heiligen Johannes von<br />
Avila (1499 – 1569), Priester und<br />
„Seelenführer“ des heiligen Johannes von<br />
Gott<br />
Vor 100 Jahren, am 15. September 1907,<br />
wurde die Gremsdorfer Klosterkirche geweiht.<br />
Vor 75 Jahren, am 14. März 1932, wurde<br />
in Regensburg eine Krankenpflegeschule<br />
eröffnet.<br />
Vor 50 Jahren, am 10. Januar 1957, wurde<br />
in Kobe-Suma ein Kneipp-Ambulatorium<br />
eröffnet.<br />
3. Juni<br />
Gedenktag des heiligen Johannes Grande<br />
(1546 – 1600), Barmherziger Bruder<br />
10. Juni<br />
Todestag von Frater Eustachius Kugler<br />
(1867 – 1946), heiligmäßiger Provinzial<br />
der Barmherzigen Brüder in Bayern<br />
30. Juli<br />
Gedenktag für die 71 seligen spanischen<br />
Märtyrer aus dem Orden der Barmherzigen<br />
Brüder, die 1936 im spanischen<br />
Bürgerkrieg umgebracht wurden<br />
28. August<br />
Fest des heiligen Augustinus, nach dessen<br />
Ordensregel die Barmherzigen Brüder<br />
leben<br />
24. Oktober<br />
Fest des heiligen Erzengels Raphael<br />
4. November<br />
Fest des heiligen Karl Borromäus, Patron<br />
der Bayerischen Ordensprovinz<br />
17. November<br />
Hochfest Maria Patronin des Hospitalordens<br />
28. November<br />
Gedenktag der Übertragung der Reliquien<br />
des heiligen Johannes von Gott<br />
Vor 50 Jahren, am 18. August 1957, wurde<br />
die neue Krankenhauskirche in München<br />
eingeweiht.<br />
Vor 25 Jahren, am 4. März 1982, wurden<br />
die sterblichen Überreste von Frater<br />
Eustachius Kugler in die nach ihm<br />
benannte Kapelle im Regensburger<br />
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder<br />
umgebettet.<br />
Vor 10 Jahren begann die Mitarbeit der<br />
Barmherzigen Brüder bei der Münchner<br />
Straßenambulanz.<br />
Eine Stiftung<br />
für mehr<br />
Barmherzigkeit<br />
Im Stiftungszentrum der Barmherzigen<br />
Brüder können Sie Ihre eigene Stiftung<br />
bereits mit einem Grundstockvermögen<br />
von 5.000 Euro gründen. Schon bei<br />
diesem vergleichsweise geringen Stiftungsvermögen<br />
übernimmt das Stiftungszentrum<br />
kostenlos die Gründung und<br />
kümmert sich um die steuerliche Anerkennung.<br />
Die Gründung Ihrer Stiftung<br />
geht schnell und einfach. Verglichen<br />
mit einer Spende bietet Ihnen eine eigene<br />
Stiftung zahlreiche steuerliche Vorteile.<br />
Als Stifter legen Sie fest, welche<br />
Menschen Sie unterstützen wollen.<br />
Derzeit werden unter dem Dach des Stiftungszentrums<br />
der Barmherzigen Brüder<br />
bereits neun Stiftungen verwaltet.<br />
Nähere Informationen finden Sie<br />
im Internet unter<br />
www.stiftungszentrum.de/barmherzige<br />
oder bekommen Sie unter<br />
Telefon (0 89) 7 44 20 02 92.