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Jahresrückblick - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern

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Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

<strong>Jahresrückblick</strong><br />

www.barmherzige.de<br />

Zeitschrift <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong><br />

2008


Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

wenn in diesem zu Ende gehenden Jahr<br />

auf Kuba <strong>der</strong> Barmherzige Bru<strong>der</strong> Olallo<br />

Valdés selig gesprochen wird, so ist dies<br />

ein Zeichen <strong>der</strong> Hoffnung – in mehrfacher<br />

Hinsicht: Weil uns dieser Selige<br />

zeigt, dass ein konsequenter und professioneller<br />

Einsatz für Kranke und Arme im<br />

Geiste des heiligen Johannes von Gott<br />

Sinn macht und Erfüllung schenkt. Weil<br />

seine Seligsprechung große Bedeutung<br />

nicht nur für den <strong>Orden</strong>, son<strong>der</strong>n auch<br />

für ein Land hat, das seit Jahrzehnten unter kommunistischer<br />

Herrschaft steht, in dem aber seit dem Besuch von Papst Johannes<br />

Paul II. 1998 vielen Menschen ihr Bekenntnis zum christlichen<br />

Glauben wie<strong>der</strong> etwas leichter gemacht wurde. Und<br />

schließlich lässt diese Seligsprechung die Zuversicht wachsen,<br />

dass auch <strong>der</strong> bayerische Barmherzige Bru<strong>der</strong> Eustachius Kugler<br />

bald zur Ehre <strong>der</strong> Altäre erhoben wird.<br />

Es ist nicht immer leicht, angesichts globaler Krisen, regionaler<br />

Gegebenheiten und oft auch persönlicher Verunsicherung Hoffnung<br />

zu bewahren. Nicht selten empfinden wir die immer wie<strong>der</strong><br />

neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen im Arbeitsleben, in <strong>der</strong> Familie o<strong>der</strong><br />

auch in <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeinschaft als Zumutung. Auch wir <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> müssen uns den Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gegenwart<br />

und <strong>der</strong> Zukunft stellen: So trafen sich Anfang September<br />

in Los Molinos/Spanien Vertreter <strong>der</strong> verschiedenen europäischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinzen, um über die „Prioritäten des <strong>Orden</strong>s in Europa<br />

heute“ zu sprechen.<br />

In <strong>Bayern</strong> sind wir im Jahr 2008 auf dem Weg zu einer neuen,<br />

zukunftsfähigen Struktur <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>seinrichtungen ein gutes<br />

Stück vorangekommen. Die rechtlichen und wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen ist aber nur das eine, diese<br />

müssen dann auch durch die Brü<strong>der</strong> und die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter mit Leben gefüllt werden. Damit alle diesen Weg<br />

hoffnungsfroh mitgehen können, bedarf es immer wie<strong>der</strong> des<br />

Gesprächs und <strong>der</strong> Information.<br />

Für das bevorstehende Weihnachtsfest und das Jahr 2009 wünsche<br />

ich uns allen das „Licht jener großen Hoffnung“, wie es in<br />

<strong>der</strong> Enzyklika „Spe Salvi“ von Papst Benedikt XVI. ausgedrückt<br />

wird, einer Hoffnung, „die auch durch Misserfolge im Kleinen<br />

und durch das Scheitern geschichtlicher Abläufe nicht aufgehoben<br />

werden kann.“<br />

Ihr<br />

Frater Emerich Steigerwald<br />

Provinzial<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Leitthema: Eustachius Kugler<br />

Eine filmische Annäherung 3<br />

Auf dem Weg zur Seligsprechung 5<br />

Was ich von Frater Eustachius gelernt habe 8<br />

„Er war in einer an<strong>der</strong>en Welt zu Hause“ 10<br />

Aus <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

80. Geburtstag von Christian Braun, Ehrenmitglied 11<br />

Klosternacht in München 11<br />

Einkleidung von Frater Thomas Väth 12<br />

Einfache Profess von Frater Magnus Morhardt 14<br />

Gemeinsame Trägerschaft des<br />

St. Barbara-Krankenhauses Schwandorf 15<br />

Feierliche Segnung <strong>der</strong> Stele in Schweinspoint 16<br />

Ausstellung in <strong>der</strong> Neuburger Sparkasse 17<br />

Gespräch mit Frater Seraphim in Straubing 17<br />

Katholikentag in Osnabrück 18<br />

Klosternacht in Algasing 20<br />

50 Jahre Raphael-Schwestern in Bad Wörishofen 21<br />

Besinnungstage/Exerzitien/Werkwoche<br />

Besinnungstag mit Dr. Christoph Binninger 22<br />

Besinnungstag mit Prof. Dr. Herbert Schlögel O. P. 23<br />

Besinnungstag mit Schwester M. Brigitta Wex 24<br />

Besinnungstag mit Pfarrer Johann Bauer 26<br />

Scholastiker-Werkwoche in Kostenz 28<br />

Fortbildung in Kostenz zur „Mion-Studie“ 30<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

Vereinigungsprozess <strong>der</strong> polnischen <strong>Orden</strong>steile 32<br />

Interprovinzielle Kommission gegründet 32<br />

Neurochirurgische Intensivstation Kattappana eröffnet 33<br />

Versammlung <strong>der</strong> höheren Oberen 33<br />

Generalleitung zur Klausurtagung in <strong>Bayern</strong> 33<br />

Missionswoche 2008: Reha-Zentrum Vietnam 34<br />

III. Regionalkonferenz Europa in Spanien 36<br />

Partnerschaft mit Einrichtung in Polen 38<br />

Seliger Frater José Olallo Valdés aus Kuba 39<br />

Hohe Auszeichnung für Frater Johannes Iwata 41<br />

Nachrufe<br />

Frater Marie-Alphonse Gauthier 42<br />

Schwester Karolina Hartwig 43<br />

Frater Jordan Langenbach 43<br />

Impressum 41<br />

Unser Titelbild zeigt Kloster Reichenbach, in dem Frater<br />

Eustachius Kugler 1893 in den <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

eingetreten ist.


Und nun hatte ich einen <strong>Barmherzigen</strong><br />

Bru<strong>der</strong> vor mir, <strong>der</strong> – abgesehen von<br />

<strong>der</strong> Gründung eines Krankenhauses – wenig<br />

vorweisen konnte. Gut, viel gebetet hat<br />

er, aber reicht das? Ich war verunsichert. Da<br />

kam die Einladung von Frater Eduard recht<br />

gelegen, mich zunächst ohne Kamera zu<br />

den Wirkstätten Kuglers zu begleiten: Er<br />

zeigte mir Neuhaus, Kuglers Geburtsort<br />

und Nittenau mit <strong>der</strong> Taufkirche. Er führte<br />

mich ins Kloster Reichenbach, dem Ort, wo<br />

Kugler dem <strong>Orden</strong> beitrat. Schöne Orte, die<br />

sich bei günstigem Licht recht trefflich ins<br />

Bild setzen ließen, aber genügte das?<br />

Frater Eduard hat mir bei unserer Kugler-<br />

Rundfahrt aber auch zwei Menschen vorgestellt.<br />

Da war zunächst seine Großnichte,<br />

die Anni. Seit Jahren führt die 80-jährige<br />

das Fahrradgeschäft ihres Vaters, flickt<br />

immer noch Reifen und findet in ihrem Laden<br />

Schrauben, die es sonst nirgends mehr<br />

gibt. Im Hinterstübchen des Ladens befindet<br />

sich ihre Küche. Die Fensterfront gleicht<br />

einem Altar: Blumen, Kerzen, Novenenheftchen,<br />

eine Madonna und über allem ein<br />

Gemälde ihres Großonkels Eustachius Kugler.<br />

„Manchmal lacht er“, meint sie schmunzelnd<br />

und dann berichtet sie, wie sehr ihr<br />

Leitthema: Eustachius Kugler 3<br />

Eine filmische Annäherung<br />

Eustachius Kugler<br />

Max Kronawitter<br />

So sehr ich mich gefreut habe, einen Film über Eustachius Kugler realisieren<br />

zu dürfen, so war ich doch auch etwas ratlos. Dabei hatte ich<br />

schon genügend filmische Erfahrungen mit historischen Persönlichkeiten<br />

sammeln können: Alfred Delp, Rupert Mayer, Franziskus, Elisabeth<br />

von Thüringen, Vinzenz Palotti … das waren alles richtige Helden,<br />

Menschen, <strong>der</strong>en Leben so spannend war, dass die Weise, wie es erzählt<br />

wurde, in den Hintergrund trat.<br />

Leben zu einem Dialog zwischen dem verstorbenen<br />

Onkel und ihr geworden ist. Zum<br />

ersten Mal bekam ich eine Ahnung, dass<br />

ich nicht einen Film über eine längst verstorbene<br />

Persönlichkeit vor mir hatte, son<strong>der</strong>n<br />

über einen Menschen, <strong>der</strong> von manchen<br />

immer noch ganz real erfahren wird.<br />

Am selben Abend besuchten wir einen<br />

Handwerksbetrieb bei Reichenbach. Erst erzählte<br />

<strong>der</strong> Geschäftsführer stolz von seinen<br />

Verkaufserfolgen in fernen Län<strong>der</strong>n. Dann<br />

schil<strong>der</strong>te er mit Tränen in den Augen die<br />

Tumorerkrankung seiner Tochter. Nachdem


4<br />

er das achtjährige Mädchen in <strong>der</strong> Klinik<br />

den Operateuren übergeben hatte, ging er<br />

an das Grab Kuglers. Seine väterliche Verzweiflung<br />

legte er dem einstigen Provinzial<br />

Eustachius zu Füßen und rief ihm ohnmächtig<br />

zu: „Hilf doch!“ Die Tochter wurde<br />

wie<strong>der</strong> ganz gesund. Und mit ihrer Genesung<br />

wuchs die Zuversicht <strong>der</strong> Familie, in<br />

Kugler nicht nur einen Begleiter für alle Lebenslagen,<br />

son<strong>der</strong>n auch einen Firmen-Patron<br />

gefunden zu haben. Seither – so <strong>der</strong><br />

Firmenchef – gehört ein Bild Kuglers genauso<br />

in seine Anzugtasche wie das Handy<br />

und die Visitenkarte.<br />

Am Ende dieser ersten Tour war ich sicher,<br />

dass dieser stille Mönch doch mehr Spuren<br />

hinterlassen hat und immer noch hinterlässt<br />

als Gedenktafeln und Institutionen.<br />

Spätestens beim Durchblättern <strong>der</strong> Bücher,<br />

die seit Jahren an seinem Grab die Hinwendung<br />

zu Kugler in Worte fassen, war mir<br />

klar: Dieser Mann steht mit vielen in lebendiger<br />

Beziehung. Ich habe mich gefragt,<br />

warum so viele gerade diesen stillen Mönch<br />

als ihren Fürsprecher gewählt haben. Keiner<br />

würde auf die Idee kommen, sich vor<br />

Gericht von einem introvertierten Anwalt<br />

vertreten zu lassen, warum also Kugler zum<br />

Fürsprecher vor dem höchsten Richter machen?<br />

Vielleicht gerade deshalb, weil an<br />

Kugler sichtbar wird, dass dort, wohin sich<br />

alles Beten richtet, an<strong>der</strong>e Gesetze gelten.<br />

„Wer <strong>der</strong> erste sein will, <strong>der</strong> werde <strong>der</strong> Diener<br />

aller.“ „Die letzten werden die ersten<br />

sein.“ Das Gesetz einer an<strong>der</strong>en Welt hat<br />

Kugler im Diesseits schon gelebt. Kein<br />

Wun<strong>der</strong>, dass man ihm im Jenseits beson<strong>der</strong>s<br />

viel zutraut.<br />

„Verstorben im Rufe <strong>der</strong> Heiligkeit“, haben<br />

die Mitbrü<strong>der</strong> auf seine Grabplatte ge-<br />

Neuhaus am Regen<br />

Max Kronawitter bei den Dreharbeiten zum Musikspiel „Erdverbunden – himmelsnah“<br />

schrieben. Immer mehr bekam ich eine Ahnung,<br />

was Kugler zu einem Heiligen macht.<br />

Schon sein Leben war ein Gegenentwurf:<br />

Wer will nicht für seine Leistungen Anerkennung<br />

ernten: Als Kugler bei <strong>der</strong> Einweihung<br />

„seines“ Krankenhauses nicht genannt<br />

wird, war er nicht einmal enttäuscht.<br />

Wer will nicht dafür, dass er beson<strong>der</strong>e Aufgaben<br />

übernimmt, von an<strong>der</strong>en Diensten<br />

befreit werden: Selbst als Provinzial hat<br />

Kugler noch Kartoffeln geschält und<br />

Nachtdienste geschoben. Wer will nicht einen<br />

Blick auf die Großen seiner Zeit werfen:<br />

Als Hitler am Krankenhaus vorbeifuhr,<br />

würdigte er ihn keines Blickes und verwies<br />

die Mitbrü<strong>der</strong> auf die Kapelle, wo man dem<br />

„wahren Führer“ begegne. Die Aufzählung<br />

ließe sich fortsetzten. Kuglers Leben verdeutlicht,<br />

dass schon hier auf Erden das<br />

Gesetz des Reiches Gottes gelten kann.<br />

Je mehr ich mich mit diesem schlichten <strong>Orden</strong>smann<br />

beschäftigt habe, desto mehr<br />

wurde mir klar, dass – obgleich er we<strong>der</strong><br />

kluge Reden gehalten, noch ein bedeutendes<br />

Schrifttum hinterlassen hat – seine<br />

Botschaft eindeutiger und überzeugen<strong>der</strong><br />

ist, als es dutzende von Aufzeichnungen je<br />

sein könnten. Er selbst war die Botschaft<br />

und die war so schlicht, wie das Liebesgebot<br />

des Evangeliums. An Kugler wird deutlich,<br />

was das Christentum meint: Ganz in<br />

dieser Welt und für diese Welt da sein und<br />

doch um die Verheißung wissen: Ihr seid<br />

nicht von dieser Welt. Damit ist er ein Heiliger.<br />

Weil er hier erfahrbar macht, was den<br />

Himmel ausmacht.<br />

Max Kronawitter


Auf dem Weg zur Seligsprechung<br />

von Frater Eustachius Kugler<br />

Ein Mensch wie<br />

du und ich und doch<br />

ein bisschen an<strong>der</strong>s<br />

Obgleich Frater Eustachius Kugler in <strong>der</strong> Bevölkerung nur wenig<br />

bekannt ist, zählt <strong>der</strong> langjährige Provinzial <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

in <strong>Bayern</strong> zu den großen christlichen Gestalten des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

In einem vergleichsweise schlichten Leben ist es ihm gelungen,<br />

Gottvertrauen und Realitätssinn, Gebet und Dasein für An<strong>der</strong>e,<br />

Autorität und Dienstbereitschaft in Einklang zu bringen. Die Bayerische<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz hat sich in diesem Jahr ausführlich mit dem<br />

Leben und <strong>der</strong> Spiritualität Eustachius Kuglers auseinan<strong>der</strong>gesetzt<br />

und sich zielgerichtet auf eine mögliche Seligsprechung des <strong>Barmherzigen</strong><br />

Bru<strong>der</strong>s in absehbarer Zeit vorbereitet. Rückblickend sollen<br />

hier die Aktivitäten näher beleuchtet werden.<br />

Jahresthematik <strong>der</strong><br />

<strong>Orden</strong>szeitschrift Misericordia<br />

Die <strong>Orden</strong>szeitschrift Misericordia hat sich<br />

in Schwerpunktthemen mit <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en<br />

Spiritualität von Frater Eustachius befasst.<br />

Auf Seite 3 hat <strong>der</strong> Regensburger Journalist<br />

und Buchautor Christian Feldmann jeweils<br />

ein Merkmal des großen Oberpfälzers beleuchtet.<br />

So kamen Themen wie Dienstbereitschaft,<br />

Demut, Talent, Innovation und<br />

Frömmigkeit zum Tragen. Diese Schwerpunktthemen<br />

wurden unter verschiedenen<br />

Gesichtspunkten behandelt. Dabei wurde<br />

auch häufig <strong>der</strong> Bezug zur heutigen Arbeit<br />

des <strong>Orden</strong>s <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> hergestellt.<br />

Buch über das geistliche Profil<br />

von Frater Eustachius Kugler<br />

Frater Magnus Morhardt hat einen Text<br />

über das geistliche Profil von Frater Eustachius<br />

Kugler verfasst. Dies ist keine leichte<br />

Kost und keine unterhaltsame Reportage,<br />

vielmehr hat <strong>der</strong> junge Mitbru<strong>der</strong>, ein aus-<br />

gebildeter Theologe, die ihm zugänglichen<br />

Quellen mit wissenschaftlicher Akribie aufgearbeitet<br />

und stellt uns so ein sehr präzises<br />

Bild <strong>der</strong> Frömmigkeit und <strong>der</strong> Tugenden<br />

Eustachius Kuglers vor Augen. Der Provinzial<br />

<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz, Frater<br />

Emerich Steigerwald, schreibt in seinem<br />

Vorwort: „Selbst wir <strong>Orden</strong>sleute tun uns<br />

schwer, diese Frömmigkeit für unseren Alltag<br />

fruchtbar zu machen. Wir müssen darauf<br />

achten, die Fragen <strong>der</strong> christlichen Fundierung<br />

und Ausrichtung des Dienstes in<br />

unseren Einrichtungen gegenüber den Fragen<br />

des guten Managements verantwortlich<br />

zu gewichten. Wir dürfen unsere Welt<br />

nicht in zwei Teile dividieren: hier das Alltagsgeschäft,<br />

dort das Glaubensleben. Vielleicht<br />

ist die hier vorgelegte Schrift eines<br />

30-jährigen <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>s Anlass,<br />

uns darüber Gedanken zu machen, worauf<br />

es eigentlich ankommt.“<br />

Besinnungstage für die Mitbrü<strong>der</strong><br />

In mehreren Besinnungstagen haben sich<br />

die Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

mit großen christlichen Gestalten aus <strong>der</strong><br />

Diözese Regensburg befasst. Schwester M.<br />

Brigitta Wex von den Armen Schulschwestern<br />

in Regensburg hielt einen Besinnungstag<br />

unter dem Thema „Leben, Wirken<br />

und Spiritualität von Maria Theresia<br />

von Jesus Gerhardinger“ (siehe Seite 24). In<br />

zwei Impulsreferaten ging die <strong>Orden</strong>sfrau<br />

den Lebensspuren <strong>der</strong> großen <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>in<br />

aus <strong>der</strong> Oberpfalz nach.<br />

Pfarrer Johann Bauer aus Mindelstetten referierte<br />

über Anna Schäffer, die nach einem<br />

Leben voll Leiden und Schmerzen am<br />

7. März 1999 von Papst Johannes Paul II.<br />

in die Schar <strong>der</strong> Seligen aufgenommen<br />

wurde (siehe Seite 26).<br />

Im Dezember 2008 wird in Reichenbach ein<br />

Besinnungstag mit Pfarrer Dr. Wolfgang<br />

Vogl stattfinden, <strong>der</strong> Therese Neumann von<br />

Konnersreuth vorstellen wird. Schließlich<br />

wird auch die Mallersdorfer Schwester Radegund<br />

Bauer den Grün<strong>der</strong> ihrer <strong>Orden</strong>sgemeinschaft,<br />

Paul Josef Nardini, im Rahmen<br />

eines Brü<strong>der</strong>tages vorstellen.<br />

„Erdverbunden – himmelsnah“<br />

Musikspiel über Frater Eustachius<br />

Kugler<br />

„Die Musikstücke und Texte sind abgeschlossen“,<br />

verrät Pastoralreferent Uli Doblinger,<br />

<strong>der</strong> als Gesamtverantwortlicher für<br />

Mitarbeiter und Heimbewohner aus Reichenbach<br />

das Musikspiel „Erdverbunden –<br />

himmelsnah“ anlässlich <strong>der</strong> zu erwartenden<br />

Seligsprechung von Frater Eustachius Kugler,<br />

geschrieben hat und in Szene setzen wird.<br />

Die Lie<strong>der</strong> stammen von ihm, Katharina<br />

Mezei, Margit Scharl, Josef Schmid, Alfred<br />

Stadler und Bernhard Steibl. Die Leiterin<br />

des Mitarbeiterchores, Katharina Mezei, hat<br />

bereits mit <strong>der</strong> musikalischen Umsetzung<br />

begonnen, die dramaturgische Darstellung


6<br />

obliegt Monika Bückert von <strong>der</strong> Fachschule<br />

für Heilerziehungspflege in Reichenbach. Parallel<br />

zu den Probearbeiten laufen auch<br />

schon die Planungen für eine CD.<br />

Dokumentarfilm von Max Kronawitter<br />

Im Gegensatz zu einem klassischen Porträt,<br />

das die Vita einer großen Persönlichkeit<br />

nachzeichnet, will <strong>der</strong> Dokumentarfilm anhand<br />

ausgewählter Themenfel<strong>der</strong> Menschen<br />

vorstellen, in <strong>der</strong>en Leben Eustachius<br />

Kugler fortlebt. Obgleich die Biografie des<br />

schlichten Oberpfälzers den roten Faden<br />

dazu bildet, wird nicht <strong>der</strong> Versuch unternommen,<br />

eine umfassende Lebensbeschreibung<br />

vorzulegen. Dem Zuschauer soll vielmehr<br />

vermittelt werden, was Eustachius<br />

Kugler einem Menschen des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

noch sagen kann. Der ca. 30-minütige<br />

Dokumentarfilm wird im Dezember<br />

2008 fertig gestellt. Drehorte waren Neuhaus,<br />

Nittenau, Reichenbach und Regensburg.<br />

(Siehe Beitrag Seite 3f)<br />

Eustachius-Lie<strong>der</strong><br />

Domkapitular Paul Weismantel aus Würzburg<br />

hat uns die Texte für zwei Lie<strong>der</strong> geschrieben,<br />

die zwischenzeitlich von Profes-<br />

Bestellung beim Johann von Gott Verlag<br />

Telefon: 089/17 93-109<br />

E-Mail: rosmarie.gross@barmherzige.de<br />

sor Wolfgang Fürlinger aus Linz, Maria<br />

Stegmaier aus Regensburg (siehe Seite 7)<br />

und Katharina Mezei aus Reichenbach vertont<br />

wurden. Die Vertonungen eignen sich<br />

für den Volksgesang; es liegen aber auch<br />

jeweils 4-stimmige Chorsätze vor. Uli Doblinger<br />

hat den Text für ein rhythmisches<br />

Lied verfasst. Der Refrain: „Im Stillen, im<br />

Kleinen, verborgen ganz leis, entsteht etwas<br />

Großes, beginnt etwas Neues.“<br />

Internetauftritt Eustachius Kugler<br />

Der Internettauftritt mit Texten von Susanne<br />

Harrer aus Regensburg und dem Design<br />

<strong>der</strong> Grafikerin Simone Stiedl aus Geiersthal<br />

ist fertig gestellt. Die Kopfnavigation umfasst<br />

die Bereiche Aktuelles, Leben, Seligsprechung,<br />

Gebete, Impulse, Downloads,<br />

<strong>Orden</strong>, Shop. Auf <strong>der</strong> linken oberen Seite ist<br />

das Porträt von Eustachius Kugler mit dem<br />

Granatapfel zu sehen. Links erscheint <strong>der</strong><br />

Navigationstitel, mittig <strong>der</strong> Text, auf <strong>der</strong><br />

rechten unteren Seite ein Bild zum Text<br />

und oben verschiedene Bil<strong>der</strong>. Der Internetauftritt<br />

passt sich in seinem grafischen Design<br />

an alle an<strong>der</strong>en Printmedien und<br />

Shop-Artikel an, die es ggf. bei einer Seligsprechung<br />

geben wird. Der Auftritt kann je<strong>der</strong>zeit<br />

freigeschaltet werden und ist beliebig<br />

erweiterbar. Aktuelle Programme und<br />

Presseberichte können ohne großen Aufwand<br />

eingestellt werden.<br />

Druckerzeugnisse<br />

• Briefpapier mit Briefhüllen, Einladungskarten<br />

mit Briefhüllen, Reservierungsund<br />

Parkkarten (fertiggestellt)<br />

• T-Shirt, Buch, Stofftasche<br />

• Fahnen und Transparente<br />

• Info-Mappe (fertiggestellt)<br />

• Broschüre zur Vorbereitung<br />

<strong>der</strong> Seligsprechung<br />

• Broschüre zum Eröffnungsgottesdienst<br />

• Broschüre zur Vigilfeier<br />

• Liedheft<br />

• Kurzbiografie<br />

• Begleitheft zur Eucharistiefeier<br />

bei <strong>der</strong> Seligsprechung<br />

• Eustachius-Kugler-Film – DVD-Hülle<br />

• Eustachius-Kugler-Musikspiel – CD-Hülle<br />

• Gebetsbildchen und Berührungsreliquien<br />

Organisatorische und logistische<br />

Vorbereitung einer Seligsprechungsfeier<br />

Bereits seit einem Jahr wird zielgerichtet in<br />

verschiedenen Gruppen an <strong>der</strong> Vorbereitung<br />

einer Seligsprechungsfeier für Frater<br />

Eustachius Kugler gearbeitet. So gibt es<br />

Bücher, die bereits verfügbar sind:<br />

• Gottvertrauen und Nächstenliebe<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

• Nah bei Gott – nah bei den Menschen.<br />

Das Leben des <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>s<br />

Eustachius Kugler<br />

Christian Feldmann<br />

• Frater Eustachius Kugler – Auf dem Weg<br />

zur Seligsprechung<br />

Dr. Werner Chrobak<br />

• <strong>Orden</strong>smann und Menschenfreund,<br />

Frater Eustachius Kugler<br />

Christian Feldmann<br />

• Frater Eustachius Kugler – Barmherziger<br />

Bru<strong>der</strong> im Dienst an kranken und<br />

behin<strong>der</strong>ten Menschen<br />

Ambrosius Esser<br />

• Eustachius Kugler Handwerker –<br />

<strong>Orden</strong>soberer – Beter<br />

Dr. Werner Chrobak<br />

• Alles aus Liebe zu Gott, Leben,<br />

Persönlichkeit und Bedeutung des<br />

<strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>s Eustachius Kugler<br />

Reinhard Abeln<br />

• Der sieghafte Beter, <strong>der</strong> Barmherzige<br />

Bru<strong>der</strong> Eustachius Kugler<br />

Franz Hiltl<br />

• Wan<strong>der</strong>er im Tal <strong>der</strong> Demut,<br />

Eustachius Kugler<br />

Fritz Meingast<br />

• Atemholen <strong>der</strong> Seele –<br />

Eustachius Kugler<br />

Novene


eispielsweise in unserer Straubinger Einrichtung<br />

für behin<strong>der</strong>te Menschen eine Arbeitsgruppe,<br />

die sich schwerpunktmäßig<br />

mit <strong>der</strong> geistlichen Vorbereitung auf den<br />

Festtag beschäftigt. Etwa drei bis vier Wochen<br />

vor <strong>der</strong> Seligsprechung ist eine Wallfahrt<br />

aller Einrichtungen nach Reichenbach<br />

mit einem großen Eröffnungsgottesdienst<br />

geplant. Höhepunkt <strong>der</strong> Vorbereitungszeit<br />

wird die Vigilfeier am Abend vor <strong>der</strong> Seligsprechung<br />

sein, die auf dem Gelände<br />

<strong>der</strong> Regensburger Krankenhäuser stattfinden<br />

soll.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Gruppe wird die liturgische<br />

Planung <strong>der</strong> Seligsprechungsfeier, die voraussichtlich<br />

im Regensburger Dom stattfinden<br />

wird, übernehmen. Mit <strong>der</strong> Gestaltung<br />

<strong>der</strong> liturgischen Texte ist im Vorfeld Professor<br />

Andreas Heinz vom Deutschen Liturgischen<br />

Institut in Trier beauftragt. Verschiedene<br />

Gespräche haben mit Schwester Radegund<br />

Bauer von den Mallersdorfer Franziskanerinnen<br />

und mit Altbischof Anton<br />

Schlembach aus Speyer stattgefunden. Hier<br />

konnte man auf konkrete Erfahrungen bei<br />

<strong>der</strong> Seligsprechung von Paul Josef Nardini,<br />

dem Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mallersdorfer Schwestern,<br />

zurückgreifen. Inspirierend soll auch die<br />

Seligsprechung von Mutter Rosa Flesch,<br />

<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> Waldbreitbacher<br />

Schwestern, wirken, die erst in diesem Jahr<br />

stattgefunden hat.<br />

Provinzial Frater Emerich Steigerwald und<br />

Pater Leodegar Klinger, Prior aus Regensburg,<br />

hatten bereits ein Gespräch mit dem<br />

Regensburger Bischof Dr. Gerhard Müller.<br />

Der Bischof vertrat die Meinung, dass sich<br />

eine Seligsprechungsfeier gut in die geplante<br />

Stadtmission in Regensburg einfügen<br />

könnte, die im Jahr 2009 stattfinden wird.<br />

Sobald die Beratungen bei <strong>der</strong> Kongregation<br />

für die Heilig- und Seligsprechungen<br />

abgeschlossen sind, können die notwendigen<br />

Gespräche, Beratungen und Planungen<br />

für die erwartete Seligsprechung mit<br />

den diözesanen Autoritäten in Regensburg<br />

konkret vorangetrieben werden.<br />

Für die logistische und organisatorische<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> Seligsprechungsfeierlichkeiten<br />

wird es zu gegebener Zeit ebenfalls<br />

eine Kommission geben, die Aufgaben wie<br />

Programmgestaltung, Gästebetreuung, Unterbringung<br />

und Essensversorgung, Pressekontakte<br />

und Fernsehübertragungen regeln<br />

wird.<br />

Frater Eduard Bauer<br />

Das Musikspiel „Erdverbunden – himmelsnah” in Reichenbach:<br />

Der Subprior Eligius behandelt das Bein von Eustachius Kugler nach dem Sturz vom Gerüst<br />

Eine Seite des neuen<br />

Internetauftritts<br />

7


8<br />

Ein Apostel des Sozialstaats<br />

Was ich von Frater<br />

Eustachius gelernt habe<br />

Dr. Heribert Prantl, Leiter <strong>der</strong> Redaktion Innenpolitik <strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung<br />

Als vor Jahren mein Vater im Krankenhaus<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Regensburg<br />

im Sterben lag, ging ich dort jeden<br />

Tag an dem Porträt eines Mönches<br />

vorbei – offenes, klares Gesicht, braune<br />

Kutte. Ich kannte das Porträt, es lag, gebetbildgroß,<br />

in meiner Kindheit in den Kirchenbänken:<br />

Frater Eustachius Kugler. Ab<br />

und zu blieb ich, auf dem Weg zu meinem<br />

todkranken Vater, sinnierend vor dem Bildnis<br />

dieses Mannes stehen, über den in den<br />

Gottesdiensten meiner Kindheit oft gepredigt<br />

worden war. Dieser Frater Eustachius,<br />

so <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sname, wurde 1867, also in<br />

dem Jahr, in dem Karl Marx den ersten<br />

Band seines Werkes „Das Kapital“ herausgab,<br />

als Sepperl, als sechstes Kind <strong>der</strong><br />

Kleinlandwirts-Eheleute Kugler in Neuhaus<br />

bei Nittenau geboren. Nittenau ist mein<br />

Heimatort, mein Vater war dort Stadtkämmerer,<br />

Kirchenpfleger und jahrzehntelang<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kolpingfamilie. Zu meiner<br />

Heimat gehört Frater Eustachius, <strong>der</strong> von<br />

1925 bis zu seinem Tod im Jahr 1946 Provinzial<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong><br />

war, <strong>der</strong> in Regensburg das große Krankenhaus<br />

seines <strong>Orden</strong>s gebaut hat.<br />

Und weil in den sechziger Jahren, als ich<br />

Ministrant in Nittenau war, im Vatikan <strong>der</strong><br />

Prozess zu seiner Seligsprechung eingeleitet<br />

worden war, habe ich damals in meiner<br />

katholischen Pfarrei viel von ihm gehört. In<br />

Erinnerung geblieben ist mir vor allem ei-<br />

nes: Dass Eustachius in seinen Krankenhäusern<br />

die „klassenlose“ Krankenpflege<br />

angeordnet hat. Dem Oberkrankenpfleger<br />

gab er als Provinzial die Weisung: „Tut mir<br />

vor allem die armen, die bedürftigen<br />

Schwerkranken pflegen, um die sich sonst<br />

niemand recht kümmert. Wenn ein Bischof<br />

o<strong>der</strong> sonst ein höher Würdenträger als Patient<br />

kommt, dann braucht man nicht so<br />

zu laufen, weil genug an<strong>der</strong>e da sind, die<br />

sie schon in je<strong>der</strong> Hinsicht betreuen!“ Das<br />

hat mir schon damals, als Ministrant in Nittenau<br />

in <strong>der</strong> Oberpfalz, recht imponiert –<br />

und <strong>der</strong> Satz gefällt mir heute immer noch.<br />

Welche Anweisung <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>smann wohl<br />

heute geben würde? Würde er seine Ärzte<br />

auffor<strong>der</strong>n, nicht auf das Alter <strong>der</strong> Patienten<br />

als Behandlungsmaßgabe zu starren?<br />

Würde er sie ermahnen, die Hochbetagten<br />

nicht als Menschen dritter Klasse zu betrachten?<br />

Würde er sein Krankenhaus-Management<br />

davor warnen, die Gewinnerzielung<br />

zur allein handlungsleitenden Kategorie<br />

zu machen? Womöglich hielte er seinem<br />

Verwaltungschef eine Predigt darüber, was<br />

das Gleichnis vom <strong>Barmherzigen</strong> Samariter<br />

heute besagt. Womöglich würde er in einem<br />

Rundschreiben vor dem „Verlust des<br />

Mitgefühls“ warnen und vor einer Entwicklung,<br />

in <strong>der</strong> das Geld nicht mehr ein<br />

Mittel zum Zweck <strong>der</strong> Versorgung von<br />

Kranken ist, son<strong>der</strong>n die Versorgung von<br />

Kranken ein Mittel ist zum Zweck <strong>der</strong> Gewinnerzielung.<br />

Und womöglich würde dann <strong>der</strong> Verwaltungschef<br />

dem Frater Eustachius folgendes<br />

antworten: „Lieber Provinzial, das haben<br />

Sie zwar schön gesagt, aber mit Mitgefühl<br />

allein schreiben wir hier im Krankenhaus<br />

rote Zahlen, und die Wahrheit ist lei<strong>der</strong> die,<br />

die Bert Brecht in <strong>der</strong> Dreigroschenoper so<br />

formuliert hat: „Erst kommt das Fressen,


dann die Moral“. Und dann würde <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>s-<br />

und Gottesmann Eustachius wohl<br />

furchtbar zornig werden und sagen, dann<br />

könne man ja selbst in einem kirchlichen<br />

Krankenhaus statt einem Kreuz künftig ein<br />

Bild von König Midas in die Krankenzimmer<br />

hängen.<br />

Das Leben beginnt ungerecht und es endet<br />

ungerecht, und dazwischen ist es nicht viel<br />

besser. Der eine wird mit dem silbernen<br />

Löffel im Mund geboren, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e in <strong>der</strong><br />

Gosse. Der eine zieht bei <strong>der</strong> Lotterie <strong>der</strong><br />

Natur das große Los, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e die Niete.<br />

Der eine erbt Talent und Durchsetzungskraft,<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Aids und Antriebsschwäche.<br />

Die Natur ist ein Gerechtigkeitsrisiko.<br />

Der eine kriegt einen klugen Kopf, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

ein schwaches Herz. Bei <strong>der</strong> einen<br />

folgt einer behüteten Kindheit eine erfolgreiche<br />

Karriere. Den an<strong>der</strong>en führt sein Weg<br />

aus dem Ghetto direkt ins Gefängnis. Die<br />

eine wächst auf mit Büchern, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

mit Drogen. Der eine kommt in eine Schule,<br />

die ihn stark, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e in eine, die ihn<br />

kaputt macht. Der eine ist gescheit, aber es<br />

för<strong>der</strong>t ihn keiner; <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ist doof, aber<br />

man trichtert ihm das Wissen ein. Der eine<br />

ist sein Leben lang gesund, die an<strong>der</strong>e wird<br />

mit einer schweren Behin<strong>der</strong>ung geboren.<br />

Die besseren Gene hat sich niemand erarbeitet,<br />

die bessere Familie auch nicht. Das<br />

Schicksal hat sie ihm zugeteilt. Es hält sich<br />

nicht an die Nikomachische Ethik. Es teilt<br />

ungerecht aus und es gleicht die Ungerechtigkeiten<br />

nicht immer aus. Hier haben die<br />

Kirchen und die Wohlfahrtsverbände ihre<br />

Aufgabe, hier haben die sozialen <strong>Orden</strong><br />

und die Pflegeorden ihre Aufgabe, hier hat<br />

auch <strong>der</strong> Sozialstaat seine Aufgabe. Der Sozialstaat<br />

ist, mit Maß und Ziel, Schicksalskorrektor.<br />

Frater Eustachius, sein von mir<br />

eingangs zitierter Satz zeigt es, war auch<br />

so ein Schicksalskorrektor.<br />

Frater Eustachius war nicht nur ein guter<br />

Manager, son<strong>der</strong>n auch ein Lehrer <strong>der</strong> Humanität,<br />

ein Apostel des Sozialstaates. Seine<br />

Lehre: Der Wert des Menschen darf<br />

nicht mit dem Lineal <strong>der</strong> Ökonomie gemessen<br />

werden. Dieses Bewusstsein unterscheidet<br />

ein christliches, ein nächstenliebendes<br />

Wirtschaften von <strong>der</strong> blanken Ökonomie,<br />

von dem, was man in den zurückliegenden<br />

Jahren „Neoliberalismus“ nannte. In einem<br />

sozialen Staat zählen an<strong>der</strong>e Werte als nur<br />

<strong>der</strong> Marktwert und zählen an<strong>der</strong>e Werte als<br />

nur die unbegrenzte Leistungsfähigkeit.<br />

Und Leitbild ist hier nicht <strong>der</strong> König Midas,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> „Barmherzige Samariter“ – <strong>der</strong><br />

aber seine Aufgabe nicht allein darin sieht,<br />

die unter die Räuber Gefallenen zu pflegen;<br />

ein guter und kluger Samariterdienst besteht<br />

auch darin, die Straßen so zu sichern,<br />

dass immer weniger Menschen unter die<br />

Räuber fallen. Ein funktionierendes Krankenhauswesen,<br />

so wie Frater Eustachius es<br />

aufgebaut hat, ist Teil dieses Samariterdienstes.<br />

Die Stärke eines Volkes misst sich am Wohl<br />

<strong>der</strong> Schwachen: Das ist ein Satz aus <strong>der</strong><br />

Präambel <strong>der</strong> Verfassung <strong>der</strong> Schweiz. Dieser<br />

Satz könnte von Frater Eustachius<br />

stammen. Dieser Satz passt zu ihm. Der<br />

starke Staat ist ein Staat, <strong>der</strong> für Chancengleichheit<br />

sorgt, <strong>der</strong> sich um das Wohl <strong>der</strong><br />

Schwachen kümmert, – und dabei vielleicht<br />

auch lernt, dass die behin<strong>der</strong>ten und die<br />

schwachen Menschen gar nicht so schwach<br />

sind, wie man oft meint; und dann ihre<br />

Stärken, die Stärken des Imperfekten, zu<br />

schätzen lernt. Kurz gesagt: Der starke<br />

Staat ist <strong>der</strong> Staat, <strong>der</strong> den Artikel 1 des<br />

Grundgesetzes „Die Würde des Menschen<br />

ist unantastbar“ nicht für ein bloßes<br />

Sprüchlein nimmt. Das kann man von Frater<br />

Eustachius lernen. Das habe ich von ihm<br />

gelernt.<br />

Dr. Heribert Prantl<br />

9


10<br />

Frater Eustachius Kugler<br />

„Er war in einer<br />

an<strong>der</strong>en Welt<br />

zu Hause“<br />

Wie macht man das, Tag um Tag, Jahr<br />

um Jahr sich dem schlimmsten<br />

menschlichen Elend auszusetzen, in Krankenzimmern<br />

und auf Pflegestationen Sorgen,<br />

Schmerzen, Todesangst mitzutragen –<br />

und dennoch Hoffnung und Daseinsfreude<br />

auszustrahlen? Wie geht das, Menschen leiden<br />

und sterben sehen, ihnen den kalten<br />

Angstschweiß von<br />

<strong>der</strong> Stirn trocknen,<br />

ihre zitternden<br />

Hände halten, ihre<br />

Verzweiflung spüren<br />

– und trotzdem<br />

leise und behutsam<br />

und unerschütterlich<br />

von einem guten<br />

Gott erzählen,<br />

<strong>der</strong> niemanden allein<br />

lässt und jenseits<br />

<strong>der</strong> Todesschwelle<br />

wartet?<br />

Gebet in<br />

<strong>der</strong> Kapelle<br />

Woher bezieht jemand<br />

wie Eustachius<br />

Kugler die<br />

Kraft, in <strong>der</strong> Dunkelheit<br />

zu leuchten?<br />

Die Klarissen-Kapuzinerin<br />

Anna Bresser,<br />

längst ist auch<br />

sie gestorben und<br />

Eustachius in <strong>der</strong> Ewigkeit wie<strong>der</strong> begegnet,<br />

hat eine sehr schlichte, aber überzeugende<br />

Erklärung dafür. Als junge Schwester<br />

arbeitete sie in den Regensburger Krankenhäusern<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> und traf<br />

dabei häufig den Provinzial, auf den weitläufigen<br />

Gängen, im Luftschutzkeller, in<br />

Glasfenster in <strong>der</strong> Krankenhauskirche<br />

St. Pius in Regensburg von Erich Schickling.<br />

<strong>der</strong> Kapelle. „Wenn ich Nachtwache hatte“,<br />

gab sie später zu Protokoll, „ging ich zu<br />

ganz verschiedenen Zeiten in die Kapelle<br />

und sah sehr oft den Provinzial in einer versteckten<br />

Ecke beten.“<br />

Manchmal fragte er sie freundlich: „Wie geht<br />

es Ihnen, Schwester?“ Von sich aus wagte<br />

sie es nie, ihn anzusprechen.<br />

„Ich hatte<br />

nie den Mut“, gestand<br />

sie schüchtern,<br />

„weil etwas<br />

ganz Beson<strong>der</strong>es<br />

von ihm ausging<br />

und ich den Eindruck<br />

hatte, er redet<br />

mit Gott … Er war in<br />

einer an<strong>der</strong>en Welt<br />

zu Hause.“ Und vermochte<br />

wohl gerade<br />

deshalb so viel Liebe<br />

und kraftvolle Hoffnung<br />

in diese Welt<br />

herüber zu bringen.<br />

Weil er den, dem er<br />

in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Welt<br />

voller Glück begegnet<br />

war, hier in den<br />

Unfallopfern, unheilbar<br />

Kranken, Schwermütigen<br />

und Geis-<br />

tesgestörten wie<strong>der</strong><br />

fand.<br />

Mutter Teresa von<br />

Kalkutta umschrieb die Wurzeln ihrer unwahrscheinlichen<br />

Durchhaltekraft einmal<br />

ganz ähnlich: „In <strong>der</strong> heiligen Kommunion<br />

haben wir Christus in <strong>der</strong> Gestalt von Brot.<br />

In unserer Arbeit finden wir ihn in <strong>der</strong> Gestalt<br />

von Fleisch und Blut. Es ist <strong>der</strong>selbe<br />

Christus. ‚Ich war hungrig, ich war nackt, ich<br />

Kohlezeichnung von<br />

Josef Kneuttinger<br />

war krank, ich war obdachlos.’ Frater Eustachius<br />

hielt es genauso wie Mutter Teresas<br />

Sisters of Charity, in <strong>der</strong>en Arbeitstag voller<br />

Stress und Hetze doch niemals die Anbetungsstunde<br />

fehlt. Mittelpunkt <strong>der</strong> Hauskapelle<br />

ist in allen ihren Nie<strong>der</strong>lassungen<br />

das Kreuz, an dessen Fuß zu lesen steht,<br />

„Love as I loved you“, „Liebe, wie ich dich<br />

geliebt habe“.<br />

Im Hilfebedürftigten Christus entdecken<br />

Das ist das Geheimnis solcher Christen, die<br />

sich entschlossen haben, das Evangelium<br />

radikal ernst zu nehmen: In dem hilfebedürftigen<br />

Mitmenschen entdecken sie den<br />

in Christus zum zerbrechlichen Menschen<br />

gewordenen Gott. Wenn sie ihm dienen,<br />

dann nicht zuerst aus Pflichtbewusstsein<br />

(das schon auch, sonst könnten sie nicht<br />

durchhalten), son<strong>der</strong>n aus Liebe.<br />

Die Gelassenheit, die Eustachius so barmherzig<br />

gegenüber fremden Schwächungen<br />

und so unempfindlich gegen Kränkungen<br />

machte; die unerschütterliche Ruhe, die<br />

man später bei Gestapo-Verhören und im<br />

Luftschutzkeller an ihm beobachten wird;<br />

die aufmerksame Zuwendung zum An<strong>der</strong>en<br />

und das innerliche Strahlen, das seine<br />

Gesprächspartner so verblüfft hat – kam<br />

das alles nicht daher, dass er sich stets in<br />

<strong>der</strong> Nähe Gottes wusste, getragen von einer<br />

Liebe, die alle Schwierigkeiten klein<br />

machte und jede Begegnung mit einem leidenden<br />

Menschen groß und bedeutsam?<br />

Christian Feldmann


Ehrenmitglied Christian Braun<br />

Große Feier<br />

zum 80. Geburtstag<br />

Er wurde gebührend gefeiert, <strong>der</strong> 80.<br />

Geburtstag des Bischöflichen Geistlichen<br />

Rats Christian Braun, den dieser am<br />

25. Oktober 2007 begehen konnte. Unter<br />

an<strong>der</strong>em standen eine Orchestermesse und<br />

ein großer Empfang auf dem Programm.<br />

Und weil Christian Braun seit 2002 Ehrenmitglied<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ist, lud<br />

am nachfolgenden Sonntag (28. Oktober)<br />

auch <strong>der</strong> Konvent des Regensburger Krankenhauses<br />

zu einem festlichen Mittagsmahl.<br />

Zur Runde <strong>der</strong> Gäste zählten unter<br />

an<strong>der</strong>em Provinzial Frater Emerich Steiger-<br />

Erstmals organisierten die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> im Münchner Krankenhaus<br />

im Dezember 2007 eine Klosternacht.<br />

Rund 60 Gäste folgten <strong>der</strong> Einladung und<br />

lauschten in <strong>der</strong> Krankenhauskirche nach<br />

<strong>der</strong> Begrüßung durch Frater Karl Wiench<br />

und Gesamtleiter Frank Tovar gebannt den<br />

Ausführungen von Martin Väth, <strong>der</strong> – kurz<br />

vor dem Eintritt ins Noviziat<br />

stehend - seinen Weg<br />

zu den <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n schil<strong>der</strong>te.<br />

Danach ging es in<br />

verschiedene Workshops: <br />

wald und die Provinzräte Frater Benedikt<br />

Hau und Frater Eduard Bauer sowie viele<br />

weitere Brü<strong>der</strong>. Schon in den 50er und 60er<br />

Jahren kam Christian Braun in das Krankenhaus<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, um in<br />

St. Pius den Sonntagsgottesdienst zu<br />

feiern. Zuerst als Kaplan <strong>der</strong> benachbarten<br />

Pfarrei Herz Jesu, aber auch noch, als er in<br />

<strong>der</strong> Kaufmännischen Berufsschule Religionsunterricht<br />

gab und als Direktor des<br />

Kin<strong>der</strong>heims St. Leonhard. Bis heute ist er<br />

gerne gesehener Gast des Regensburger<br />

Konvents bei sonntäglichen Rekreationen.<br />

Denn Direktor Braun kann begnadet erzäh-<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> in München<br />

Atemtherapeutin Ira Summer etwa leitete<br />

dazu an, „durch sanfte meditative Bewegung<br />

den individuellen Atem zuzulassen<br />

und sich darin bewusst zu erleben“. Eine<br />

weitere Gruppe versuchte unter dem Motto<br />

„Tanzen – Bewegung – Leben“ den eigenen<br />

Bewegungen nachzuspüren, einen<br />

Rhythmus zu finden. Frater Eduard Bauer<br />

lud zu einer „Glückswerkstatt“ ins Provinzialat<br />

ein, bei <strong>der</strong> sich die Teilnehmer mit<br />

den unscheinbaren Dingen in Arbeit und<br />

Partnerschaft auseinan<strong>der</strong>setzten.<br />

Die meisten Besucher zog erwartungsgemäß<br />

das Theaterstück „Oskar und die Dame<br />

in Rosa“ an. Anita Keller, Schauspielerin<br />

und langjährige Hospizhelferin, setzte<br />

in dem Ein-Frau-Stück den Bestseller von<br />

Eric-Emmanuel Schmitt für die Bühne um.<br />

Das Werk handelt von einem an Leukämie<br />

Aus <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Christian Braun<br />

len und Witze zum Besten geben. Diese<br />

Gabe nutzte er übrigens auch für einen guten<br />

Zweck: Er stellte Witze-Büchlein zusammen,<br />

verkaufte sie und unterstützte mit<br />

dem Erlös Missionsprojekte. Auch heute ist<br />

<strong>der</strong> rüstige Studiendirektor und Inhaber des<br />

Bundesverdienstkreuzes am Bande noch<br />

recht aktiv. Beispielsweise begleitet er Seniorenkurse<br />

<strong>der</strong> Katholischen Landvolkbewegung<br />

im Bildungshaus Werdenfels und<br />

jeden Sonntag feiert er Gottesdienst in einem<br />

Regensburger Altenheim.<br />

Johann Singhartinger<br />

Klosternacht mit Oskar<br />

Anita Keller faszinierte bei <strong>der</strong> Klosternacht<br />

mit dem Stück „Oskar und die Dame in Rosa“.<br />

erkrankten Buben, <strong>der</strong> nur noch 13 Tage zu<br />

leben hat, und von „Oma Rosa“, einer ehrenamtlichen<br />

Helferin, die ihn begleitet.<br />

Anrührende Szenen und auch humorvolle<br />

Einlagen regten die Zuschauer an, über Leben<br />

und Sterben, Begleiten und Vergeben<br />

nachzudenken.<br />

Um 23 Uhr trafen sich dann alle im Mitarbeiterspeisesaal,<br />

wo Pater Johannes von<br />

Avila Neuner das Licht <strong>der</strong> Osterkerze an<br />

die Teilnehmer weitergab. Mit den Lichtern<br />

in Händen zogen sie dann in die Krankenhauskirche,<br />

um gemeinsam die Komplet,<br />

das Nachtgebet <strong>der</strong> Kirche, zu beten. Anschließend<br />

wurden die Gäste im Speisesaal<br />

mit einer deftigen Gulaschsuppe bewirtet<br />

und hatten die Gelegenheit, die Räume des<br />

Konventes zu besichtigen.<br />

Johann Singhartinger<br />

11


12<br />

Frater Thomas Väth<br />

Irgendwann steht<br />

die Entscheidung an …<br />

Wie er seine Berufung spürte, kann<br />

Martin Väth nur schwer erklären.<br />

„Das kam ganz leise“, sagt <strong>der</strong> 30-Jährige.<br />

„Mittlerweile gehe ich auch davon aus, dass<br />

<strong>der</strong> Ruf von Anfang an da war…<br />

Ich brauchte die Zeit während des Studiums,<br />

das Leben in <strong>der</strong> Wohngemeinschaft<br />

und das spätere Alleinleben, um langsam<br />

meinen Weg zu entdecken.“ Diesen, seinen<br />

Lebensweg, glaubt er jetzt gefunden zu haben;<br />

inzwischen ist er in Graz Novize bei<br />

den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n und arbeitet<br />

dort im Krankenhaus des <strong>Orden</strong>s.<br />

Zu Beginn des Noviziats hat Martin Väth<br />

für sich den neuen Namen „Frater Thomas“<br />

gewählt. Lieber hätte er sich „Frater<br />

Adolph“ genannt, nach Adolph Kolping,<br />

seinem großen Vorbild. Doch aufgrund <strong>der</strong><br />

deutschen Geschichte hat er sich an<strong>der</strong>s<br />

entschieden, die Erinnerung an Adolf Hitler<br />

wollte Frater Thomas nicht wecken.<br />

Viel schwieriger als die Suche nach einem<br />

passenden Namen war es für ihn, sich von<br />

allen Kolpingämtern verabschieden zu<br />

müssen. 2001 war er zum Diözesanleiter<br />

<strong>der</strong> Kolpingjugend in Würzburg gewählt<br />

worden, 2005 zusätzlich zum bayerischen<br />

Landesleiter. Hinzu kam die Arbeit in verschiedenen<br />

Arbeitskreisen. „Früher habe ich<br />

immer gesagt: Zuerst bin ich Kolpinger und<br />

erst dann bin ich Theologiestudent.“ Als die<br />

Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen das Leben als<br />

<strong>Orden</strong>sbru<strong>der</strong> anstand, reiste Martin Väth<br />

nach Köln. „Ich musste das in <strong>der</strong> Minoritenkirche<br />

am Kolpinggrab klären.“ Während<br />

dieses Besuches kreisten seine Gedanken<br />

nur um Kranke und die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>.<br />

Dankbar nahm er dies als Einverständniserklärung<br />

Adolph Kolpings an.<br />

Armut, Gehorsam,<br />

ehelose Keuschheit<br />

– zu diesen drei<br />

Gelübden kommt<br />

bei den <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n noch<br />

das Gelübde <strong>der</strong><br />

Hospitalität, eine<br />

Gastfreundschaft,<br />

die die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

im Dienst<br />

an kranken Menschen<br />

leben. Im<br />

Noviziat hilft Frater<br />

Thomas auf den<br />

verschiedenen<br />

Krankenhausstationen<br />

bei <strong>der</strong> Pflege<br />

<strong>der</strong> Patienten mit.<br />

Wo er kann, nimmt<br />

er sich Zeit für das Gespräch mit den Kranken.<br />

Oft reiche auch das Zuhören. „Wenn<br />

einer 35 ist, eine Frau und zwei Kin<strong>der</strong> hat<br />

und dann erfährt, dass er Magenkrebs im<br />

Endstadium hat, kann ich keine Tipps geben.<br />

Aber ich kann mit ihm gehen und versuchen,<br />

mit ihm einen Weg aus <strong>der</strong> Resignation<br />

zu finden“, meint Frater Thomas.<br />

Nach dem Noviziat in Graz wird er nach<br />

<strong>Bayern</strong> zurückkehren und dort im <strong>Orden</strong> leben<br />

und in einer <strong>der</strong> Einrichtungen <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> arbeiten. Fünf Jahre<br />

lang wird er jeweils nach einem Jahr wie<strong>der</strong><br />

das Gelübde für ein weiteres Jahr ablegen.<br />

Erst danach folgt die feierliche Profess und<br />

damit die endgültige Aufnahme in den <strong>Orden</strong>.<br />

Das ist eine lange Probezeit, in <strong>der</strong><br />

Frater Thomas klären muss, ob er tatsächlich<br />

auf dem richtigen Weg ist und welche<br />

Aufgabe er übernehmen will.<br />

Georg Wahl<br />

Frater Thomas Väth


Einkleidung im Rahmen <strong>der</strong> Vesper mit (von links)<br />

Provinzial Frater Emerich Steigerwald, Frater Thomas Väth<br />

und Pater Leodegar Klinger (im Hintergrund: Ministrant Frater<br />

Philipp Jankech)<br />

Beim Besinnungstag <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> am<br />

4. Dezember 2007 in Regensburg wurde während<br />

<strong>der</strong> Vesper Martin Väth in das Noviziat aufgenommen.<br />

Bei dieser traditionell als Einkleidung bezeichneten Zeremonie<br />

erhielt er das <strong>Orden</strong>skleid und den <strong>Orden</strong>snamen<br />

Frater Thomas (Apostel/Namenstag am 3. Juli).<br />

Schon kurz danach begab sich Frater Thomas in das<br />

Interprovinzielle Noviziat <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />

Graz-Eggenberg. Fast ein Jahr lang hatte er im Regensburger<br />

Konvent als Postulant mitgelebt.<br />

Frater Thomas Väth beim Blutdruckmessen<br />

13


14<br />

Einfache Profess von<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

Worte bewegen,<br />

Beispiele ziehen an<br />

An die 70 Gäste, Freunde, Verwandte und<br />

Mitbrü<strong>der</strong> waren am 20. Januar in die<br />

Regensburger Krankenhauskirche St. Pius<br />

gekommen, um Frater Magnus Morhardt<br />

auf seinem Weg in die <strong>Orden</strong>sgemeinschaft<br />

zu begleiten.<br />

Der 29-jährige gebürtige Allgäuer<br />

stammt aus einem kleinen Bauernhof<br />

in Lengenfeld und wollte eigentlich seit<br />

Grundschulzeiten Pfarrer werden. So trat er<br />

auch nach dem Abitur in das Priesterseminar<br />

in Augsburg ein, wo er an <strong>der</strong> dortigen<br />

Universität ein Theologiestudium aufnahm.<br />

Doch nach einem Studienjahr in Wien verließ<br />

Nikolaus Morhardt, so lautet sein Taufname,<br />

das Priesterseminar, beendete jedoch<br />

erfolgreich das Theologiestudium.<br />

Beim Weltjugendtag in Toronto 2002 nahm<br />

er sich das Wort Johannes Pauls II. zu Herzen,<br />

dass die Jugend die „Heiligen des dritten<br />

Jahrtausends“ sein sollen. Frater Magnus<br />

war ein Suchen<strong>der</strong>, immer stärker wurde<br />

sein Wunsch, sein Leben ganz Gott zu<br />

widmen, er prüfte verschiedene Klöster,<br />

machte Exerzitien und bekam dann Kontakt<br />

zu den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n in München.<br />

Ab dem Frühjahr 2005 lebte er für ein paar<br />

Wochen bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n Regensburg.<br />

Parallel schrieb er sieben Jahre an<br />

<strong>der</strong> Heimatchronik seines Ortes.<br />

Menschen helfen und heilen an Geist und<br />

Körper, ganz in <strong>der</strong> Nachfolge des <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>s<br />

Johannes von Gott, das konnte<br />

Frater Magnus dann auch in <strong>der</strong> täglichen<br />

Frater Magnus (rechts) legt seine Profess vor Provinzial Frater Emerich Steigerwald ab;<br />

dahinter: Provinzsekretär Frater Eduard Bauer; links: Novizenmeister Frater Richard Bin<strong>der</strong>.<br />

Arbeit bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n erfahren:<br />

Prägend waren für ihn Erfahrungen<br />

in <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenarbeit in Algasing und<br />

im Münchner Hospiz im Jahre 2007. „In Algasing<br />

hat mich bei einer Wohngruppe mit<br />

älteren Menschen vor allem <strong>der</strong>en Lebensfreude<br />

beeindruckt. Auch die Begegnung<br />

mit Schwerstkranken und Sterbenden hatte<br />

oftmals Momente des Schönen und Berührenden.“<br />

Den Spuren Jesu Christi folgen<br />

In Treue und Beharrlichkeit folgte einst <strong>der</strong><br />

Erbauer des Krankenhauses, Frater Eustachius<br />

Kugler, den Spuren Jesu Christi, daran<br />

erinnerte Prior Pater Leodegar Klinger in seiner<br />

Predigt und ermunterte Frater Magnus<br />

- „Worte bewegen, Beispiele ziehen an“, diesen<br />

Spuren täglich zu folgen und im Vertrauen<br />

auf Gott und mit <strong>der</strong> Hilfe des Heiligen<br />

Geistes es jenem und auch dem <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong><br />

Johannes von Gott gleich zu tun.<br />

Nach <strong>der</strong> Predigt rief Novizenmeister Frater<br />

Richard Bin<strong>der</strong> dann Frater Magnus auf<br />

und er wurde zuvor noch dreimal zu seiner<br />

endgültigen Bereitschaft befragt. Kniend,<br />

mit <strong>der</strong> rechten Hand auf dem Evangeliar,<br />

sprach Frater Magnus danach vor Provinzial<br />

Frater Emerich Steigerwald die Professformel.<br />

Die <strong>Orden</strong>sgelübde bei den <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n sind Armut, Gehorsam,<br />

ehelose Keuschheit und Hospitalität. Dieser<br />

ersten, sogenannten einfachen Profess, folgen<br />

fünf bis sechs Jahre als Scholastiker, die<br />

<strong>der</strong> beruflichen und religiösen Ausbildung<br />

gewidmet sind. Alljährlich wird dann das<br />

Versprechen erneuert, bis man sich in <strong>der</strong><br />

feierlichen Profess für immer an den <strong>Orden</strong><br />

bindet. Frater Magnus wird sich bald zwischen<br />

<strong>der</strong> Krankenpflegeschule in Regensburg<br />

o<strong>der</strong> einer Ausbildung zum Heilerzieher<br />

in Reichenbach entscheiden.<br />

Heimatverbundenheit<br />

Den Namen Magnus hat sich Nikolaus<br />

Morhardt für sein Leben als Bru<strong>der</strong> gewählt<br />

nach dem, im Allgäu beson<strong>der</strong>s verehrten,<br />

heiligen Magnus von Füssen, <strong>der</strong> im 8.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t als Einsiedler lebte und als<br />

Grün<strong>der</strong> und erster Abt <strong>der</strong> Abtei St. Mang<br />

gilt. Die beson<strong>der</strong>e Verbundenheit zur Heimat<br />

wurde auch durch die Konzelebranten<br />

deutlich: Pfarrer Josef Lutz, <strong>der</strong> Heimatpfarrer<br />

von Frater Magnus, <strong>der</strong> ihn einst<br />

taufte, und Pfarrer Andreas Tröbensberger,<br />

ein Vetter aus dem Allgäu, zelebrierten zusammen<br />

mit Pater Leodegar Klinger den<br />

Gottesdienst.<br />

Kirsten Oberhoff


Nie<strong>der</strong>bronner Schwestern und Barmherzige Brü<strong>der</strong> nun<br />

gemeinsam Träger des St. Barbara-Krankenhauses Schwandorf<br />

Partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit zum<br />

Wohl <strong>der</strong> Patienten<br />

Das St. Barbara-Krankenhaus Schwandorf<br />

befindet sich jetzt in <strong>der</strong> gemeinsamen<br />

Trägerschaft <strong>der</strong> Kongregation <strong>der</strong><br />

Schwestern vom Göttlichen Erlöser (Nie<strong>der</strong>bronner<br />

Schwestern) und des <strong>Orden</strong>s<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>. Beide Seiten<br />

unterzeichneten am 12. Februar den Gesellschaftsvertrag.<br />

Die Schwestern vom Göttlichen Erlöser<br />

(Nie<strong>der</strong>bronner Schwestern) - bisher alleiniger<br />

Träger des Krankenhauses – übertrugen<br />

den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n 49 Prozent<br />

<strong>der</strong> Gesellschaftsanteile, die verbleibenden<br />

51 Prozent bleiben in <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong><br />

gTGE - <strong>der</strong> gemeinnützigen Trägergesellschaft<br />

für die Einrichtungen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>bronner<br />

Schwestern. Im Jahr 2009 kehrt<br />

sich dieses Verhältnis um.<br />

Zentrales Anliegen sei eine „partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit <strong>der</strong> beiden <strong>Orden</strong>sgemeinschaften<br />

auf Augenhöhe“, betont<br />

Frater Emerich Steigerwald, Provinzial <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>. „Beide Träger“, so<br />

<strong>der</strong> Provinzial weiter, „verbinden aus dem<br />

Evangelium <strong>der</strong> Barmherzigkeit und <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>ung des Lebens gemeinsame Werte.“<br />

Und Schwester Marie Petra Beck, Provinzoberin<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>bronner Schwestern verweist<br />

auf die beiden Grün<strong>der</strong>gestalten - Johannes<br />

von Gott (1495 – 1550) und Mutter<br />

Alfons Maria Eppinger (1814 – 1867).<br />

Beide hätten das Gleiche gewollt und sich<br />

unter den Bedingungen ihrer Zeit für Arme,<br />

Kranke und Hilfe suchende Menschen<br />

eingesetzt.<br />

Peter Lenz, Sprecher <strong>der</strong> Krankenhäuser<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong>, tritt<br />

neu in die Geschäftsführung des St. Barbara-Krankenhauses<br />

ein. Der Diplom-Kaufmann<br />

führt die Klinik zukünftig zusammen<br />

Auf die gemeinsame Trägerschaft wurde angestoßen.<br />

mit dem bisherigen Geschäftsführer Maximilian<br />

Hastreiter. Der Gesellschaftsvertrag<br />

sieht weiterhin vor, einen Aufsichtsrat einzurichten.<br />

Mitglie<strong>der</strong> sind seitens <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>bronner Schwestern Provinzoberin<br />

Schwester Marie Petra Beck und Jürgen<br />

Schicker, <strong>der</strong> ehemalige Geschäftsführer <strong>der</strong><br />

ordenseigenen Trägergesellschaft. Die<br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> entsenden Provinzökonom<br />

Frater Benedikt Hau und Wirtschaftsberater<br />

Dr. Volker Munk.<br />

Grund für die gemeinsame Trägerschaft des<br />

St. Barbara-Krankenhauses ist <strong>der</strong> zunehmende<br />

Wettbewerb im Gesundheitswesen.<br />

Dank des bereits bestehenden Leistungsaustausches<br />

zwischen dem St. Barbara-<br />

Krankenhaus in Schwandorf und dem<br />

Krankenhaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />

Regensburg ist eine erfolgreiche Allianz ge-<br />

wachsen, mit <strong>der</strong> man gemeinsam in Zukunft<br />

erfolgreich bestehen will. Bereits im<br />

vergangenen Jahr hat sich die Zusammenarbeit<br />

<strong>der</strong> beiden Häuser weiter konkretisiert,<br />

zum Beispiel in <strong>der</strong> Kardiologie und<br />

in <strong>der</strong> Versorgung von Schlaganfallpatienten,<br />

auch durch die Möglichkeiten <strong>der</strong> Telemedizin.<br />

Dass von den Patienten das verbesserte<br />

Leistungsangebot angenommen<br />

wird, zeigen die Fallzahlen des St. Barbara<br />

Krankenhauses: sie stiegen von 2005 bis<br />

2007 um etwa 30 Prozent.<br />

Das St. Barbara-Krankenhaus in Schwandorf<br />

wurde 1931 von den Nie<strong>der</strong>bronner Schwestern<br />

gegründet. Die Schwestern betreiben<br />

über ihre gemeinnützige Trägergesellschaft<br />

TGE neben an<strong>der</strong>en sozialen Einrichtungen<br />

insgesamt drei Krankenhäuser.<br />

15


16<br />

Feierliche Segnung<br />

Stele erinnert an Wirken<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

in Schweinspoint<br />

Der Augsburger Bischof Walter Mixa segnete am 6. April den neu<br />

gestalteten Innenhof <strong>der</strong> Stiftung St. Johannes Schweinspoint und<br />

eine Stele zum Andenken an das Wirken <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>teneinrichtung von 1860 bis 1971. Provinzial Frater<br />

Emerich Steigerwald und Provinzsekretär Frater Eduard Bauer nahmen<br />

als Vertreter des <strong>Orden</strong>s an <strong>der</strong> Feier teil.<br />

Beim Festgottesdienst würdigte Bischof<br />

Mixa den <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> – und Namensgeber <strong>der</strong> Einrichtung<br />

– Johannes von Gott und überzeugte<br />

dabei durch detailreiche Kenntnisse<br />

über den Heiligen. Josef Bauer, Direktor <strong>der</strong><br />

Stiftung St. Johannes, erklärte: „Wir haben<br />

das segensreiche Wirken <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> nie vergessen, jetzt aber haben wir<br />

Die Gäste bei <strong>der</strong> Enthüllung <strong>der</strong> Stele.<br />

ihr Andenken in Stein meißeln lassen“. Provinzial<br />

Frater Emerich bedankte sich in einem<br />

Grußwort für die Errichtung <strong>der</strong> Stele.<br />

Er zitierte den letzten Eintrag im Kapitelbuch<br />

des Schweinspointer Konvents:<br />

„Mit großem Bedauern und tiefer Betrübnis<br />

unterhielt sich heute das Kapitel über<br />

den Rückzug <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> und Übergabe <strong>der</strong><br />

Anstalt an den Caritasverband <strong>der</strong> Diözese<br />

Augsburg. ...“ Den Abzug wertete <strong>der</strong> Provinzial<br />

aus Sicht <strong>der</strong> damals Verantwortlichen<br />

als die „wohl richtige Entscheidung“<br />

und fuhr fort: „Die Entwicklung seit 1971<br />

war unter <strong>der</strong> Leitung von Direktor Josef<br />

Bauer eine segensreiche Zeit zum Wohle<br />

<strong>der</strong> Hausgemeinschaft. Dafür sprechen wir<br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> unseren Dank und<br />

unseren Glückwunsch aus.“<br />

Die Stele trägt die Inschrift „Zur Erinnerung<br />

an das Wirken <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />

Schweinspoint 1860 – 1971“. Eigentlich ist<br />

es eine „getrennte Stele“, die Steinbildhauer<br />

Günter Lang, Eichstätt, aus Kelheimer<br />

Donaukalkstein geschaffen hat. „Der geschwungene<br />

Spalt soll verdeutlichen, dass<br />

die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> viel bewegt ha-<br />

Frater Emerich<br />

Steigerwald,<br />

Provinzial <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> in<br />

<strong>Bayern</strong>, gab seiner<br />

Freude über die Stele<br />

Ausdruck.


Die Enthüllung <strong>der</strong> Stele nahmen<br />

Direktor Josef Bauer (links) und Steinbildhauermeister<br />

Günter Lange vor.<br />

ben“, erklärt er. In diesem Spalt finden sich<br />

unten sieben Stahlrollen – Symbol des Irdischen<br />

– , darüber „schweben“ drei Glasrollen<br />

– Symbol <strong>der</strong> Dreifaltigkeit Gottes,<br />

des Geistigen. Ein stählernes Kreuz krönt<br />

die Stele und verbindet die beiden Teile.<br />

Komplettiert wird das Werk durch einen<br />

Sinnspruch des Theologen und Wi<strong>der</strong>standskämpfers<br />

Dietrich Bonhoeffer, <strong>der</strong><br />

mit den Worten schließt „Wer ich auch bin:<br />

Du kennst mich. Dein bin ich, o Gott.“<br />

Manfred Arloth<br />

Ausstellung über<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Neuburger Sparkasse<br />

Eine Ausstellung über das Leben, die Arbeit<br />

und die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> wurde von Mitte März bis<br />

Anfang April in den Räumen <strong>der</strong> Sparkassenhauptstelle<br />

Neuburg an <strong>der</strong> Donau<br />

gezeigt.<br />

Bei <strong>der</strong> Ausstellungseröffnung machte<br />

Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard<br />

Gmehling den Brü<strong>der</strong>n Komplimente: „Wir<br />

sind froh, dass wir sie haben.“ Die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>, sagte Gmehling, vermitteln<br />

christliche Werte und bedeuten ein<br />

Stück Heimat.<br />

Gespräch mit Frater Seraphim in Straubing<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> „zum Anfassen“<br />

Einen echten <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong> in<br />

Rede und Antwort zu erleben, ließen<br />

sich etwa 60 Bewohner und Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> Einrichtung für Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ungen in Straubing nicht entgehen.<br />

Da es in diesem Haus seit 1990 keinen<br />

Konvent mehr gibt, ist die Begegnung<br />

mit <strong>Orden</strong>smännern im Alltag<br />

nicht mehr selbstverständlich. Pastoralreferent<br />

Gerhard Kaiser hatte dazu am<br />

17. Mai in den Magnobonus-Markmiller-Saal<br />

eingeladen. Die Besucher durften<br />

eine interessante Präsentation mit<br />

Frater Seraphim aus Regensburg über<br />

den <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> Johannes von Gott<br />

erleben, an die sich Ausführungen über<br />

das konkrete <strong>Orden</strong>sleben anschlossen.<br />

Frater Seraphim, <strong>der</strong> als Physiotherapeut<br />

Frater Seraphim<br />

Der Neuburger Prior Frater Donatus<br />

Wiedemann, Provinzsekretär Frater Eduard<br />

Bauer und Frater Karl Wiench bei <strong>der</strong><br />

Ausstellungseröffnung (von links)<br />

im Regensburger Krankenhaus <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> arbeitet, verstand<br />

es, erfrischend und humorvoll die Fragen<br />

des Publikums aufzugreifen und<br />

den <strong>Orden</strong> vorzustellen. Anhand eines<br />

Tagesablaufes, <strong>der</strong> um sechs Uhr mit<br />

dem Chorgebet beginnt, wurde den Zuhörern<br />

ein Blick „hinter die Klostermauern“<br />

gewährt. Der informative und positive<br />

Eindruck wurde noch durch die<br />

drei Mitbrü<strong>der</strong> Frater Odo, Frater Cornelius<br />

und Frater Magnus verstärkt, die mit<br />

dem Referenten angereist waren und<br />

sich in kurzen Statements vorstellten.<br />

Beim anschließenden Umtrunk nutzten<br />

Bewohner und Mitarbeitern noch die<br />

Gelegenheit, Barmherzige Brü<strong>der</strong> zum<br />

Anfassen zu erleben.<br />

Gerhard Kaiser<br />

17


18<br />

97. Deutscher Katholikentag vom 21. bis 25. Mai in Osnabrück<br />

Von Gott<br />

ins Weite geführt<br />

Der 97. Deutsche Katholikentag in Osnabrück, zu dem das Zentralkomitee<br />

<strong>der</strong> deutschen Katholiken (ZdK) und <strong>der</strong> Bischof von<br />

Osnabrück, Dr. Franz-Josef Bode, eingeladen hatten, war ein frohes<br />

Glaubensfest mit einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft von<br />

Kirche und Gesellschaft. Zum Gelingen des Katholikentags trug auch<br />

das sonnige Wetter bei, das den etwa 60.000 Besuchern eine heitere<br />

Atmosphäre bescherte.<br />

Der Katholikentag stand unter dem Leitwort<br />

„Du führst uns hinaus ins Weite“<br />

(Psalm 18,20), das einerseits die Erfahrung<br />

<strong>der</strong> machtvollen Rettung des Psalmenbeters<br />

durch Gott ausdrückt, an<strong>der</strong>erseits die Christen<br />

von heute ermutigt, mit Gott die Welt<br />

zu gestalten. Zentrale Themen <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

waren die Verantwortung <strong>der</strong><br />

Gläubigen für die Zukunft von Glaube und<br />

Kirche sowie <strong>der</strong> Einsatz für die Gesellschaft.<br />

Neben Podien zu diesen beiden großen<br />

Themenbereichen wurde auch ein ökumenischer<br />

Akzent gesetzt sowie <strong>der</strong> christlichjüdische<br />

und christlich-islamische Dialog<br />

durch Lehrhäuser und gemeinsame Veranstaltungen<br />

geführt. In verschiedenen Zentren<br />

(Jugend, Familie, Eine Welt, Ökumene,<br />

Geistliches Zentrum) konnten die Besucher<br />

sich treffen und austauschen, aber auch<br />

einfach zur Ruhe o<strong>der</strong> zum Gebet finden.<br />

Verschiedene kirchliche Organisationen und<br />

Bewegungen präsentierten sich auf <strong>der</strong> Kirchenmeile.<br />

Diese verteilte sich an verschiedenen<br />

belebten Orten in <strong>der</strong> Innenstadt von<br />

Osnabrück. Im Themenbereich „Kirche<br />

unterwegs“ auf dem Bahnhofsvorplatz öffnete<br />

das Zelt <strong>der</strong> Deutschen <strong>Orden</strong>soberen-<br />

konferenz (DOK) seine Pforten. Zusammen<br />

mit <strong>Orden</strong>sleuten an<strong>der</strong>er Gemeinschaften<br />

kümmerten sich die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

Frater Eduard und Frater Karl (München)<br />

sowie Frater Seraphim und Frater Magnus<br />

(Regensburg) um die Gäste. Im Zelt <strong>der</strong> <strong>Orden</strong><br />

konnten sich die Besucher über das <strong>Orden</strong>sleben<br />

informieren, <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> kennen<br />

lernen, Gespräche führen o<strong>der</strong> sich am<br />

Rucksackpacken beteiligen, bei dem es<br />

Preise zu gewinnen gab. Durch die Nähe<br />

zum Hauptbahnhof herrschte meist ein reger<br />

Betrieb. Dreimal am Tag versammelten<br />

sich <strong>Orden</strong>sleute und Besucher zum Lob<br />

Gottes im Stundengebet.<br />

Ein kurzer Blick auf wichtige Ereignisse<br />

<strong>der</strong> Tage in Osnabrück:<br />

Mittwoch, 21. Mai: Der Katholikentag<br />

wurde auf dem Domplatz durch Bischof<br />

Bode und Dr. Hans-Joachim Meyer, dem<br />

Vorsitzenden des ZdK, eröffnet. Der Apostolische<br />

Nuntius von Deutschland, Dr. Jean-<br />

Claude Périsset, richtete ein Grußwort von<br />

Papst Benedikt XVI. an die Gläubigen. An-


schließend luden die verschiedenen Regionen<br />

des Bistums Osnabrück zum Abend <strong>der</strong><br />

Begegnung ein.<br />

Donnerstag, 22. Mai: Am Fronleichnamsfest<br />

feierten 15.000 Gläubige im Schlossgarten<br />

einen Gottesdienst mit anschließen<strong>der</strong><br />

Prozession mit dem Leib Christi durch die<br />

Stadt. Durch die Menge an Gläubigen konnten<br />

die Brü<strong>der</strong> nicht an <strong>der</strong> Prozession teilnehmen,<br />

waren aber bei <strong>der</strong> Heiligen Messe<br />

als Kommunionhelfer im Einsatz. Danach<br />

ging <strong>der</strong> Katholikentag mit Podien, Impulsveranstaltungen<br />

und Gebeten richtig los.<br />

Zum Podium über eine gerechte Klimapolitik<br />

kam Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.<br />

Freitag, 23. Mai: Am Abend des zweiten<br />

thematischen Tages wurde im Dom ein<br />

ökumenischer Gottesdienst mit dem Leitwort:<br />

„Beim Namen gerufen – ins Weite<br />

geführt“ gefeiert. Die Jugend rockte für eine<br />

Welt im Schlossgarten mit <strong>der</strong> Band<br />

Culcha Candela.<br />

Samstag, 24. Mai: Bei einem Podium über<br />

eine demokratische Zukunft hielt Bundespräsident<br />

Horst Köhler einen spannenden<br />

Vortrag. Am Abend feierten die Besucher in<br />

<strong>der</strong> Stadt ein Fest <strong>der</strong> Kulturen, beziehungsweise<br />

beim Schloss den 50. Geburtstag des<br />

Hilfswerkes Misereor. Bereits am Nachmittag<br />

fand dort das Weltkin<strong>der</strong>fest statt, zu<br />

dem tausende Kin<strong>der</strong> nach Osnabrück kamen.<br />

Auch am Stand <strong>der</strong> DOK merkte man<br />

den Ansturm <strong>der</strong> jungen Leute. Am Abend<br />

wurde das Zelt schließlich wie<strong>der</strong> abgebaut.<br />

Sonntag, 25. Mai: Zum Abschluss des 97.<br />

Katholikentages feierten etwa 30.000 Gläubige<br />

die Heilige Messe in einem Sportstadion<br />

mit dem Vorsitzenden <strong>der</strong> Deutschen<br />

Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert<br />

Zollitsch (Freiburg), sowie weiteren Bischöfen.<br />

Es war trotz anfänglichen Regens noch<br />

einmal ein buntes und frohes Bild des<br />

christlichen Glaubens. Die Gläubigen wurden<br />

von Osnabrück wie<strong>der</strong> ins Weite, in ihre<br />

Lebenswelt hinaus gesandt, um dort den<br />

Glauben zu verkünden. Am Ende des Gottesdienstes<br />

luden Erzbischof Marx und<br />

Landesbischof Friedrich die Katholikentags-<br />

Teilnehmer zum 2. Ökumenischen Kirchentag<br />

2010 nach München ein. Der nächste<br />

evangelische Kirchentag wird 2009 in Bremen<br />

gefeiert, zum Katholikentag geht es<br />

2012 nach Mannheim.<br />

Der 97. Katholikentag in Osnabrück zeigte<br />

den Besuchern ein frohes und buntes Bild<br />

<strong>der</strong> Kirche. Durch die zahlreichen Begegnungen,<br />

Gespräche und Feiern wurde die<br />

Gemeinschaft <strong>der</strong> Gläubigen, die auch aus<br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n angereist waren, sichtbar<br />

und erlebbar. Ein beson<strong>der</strong>er Akzent lag<br />

auf <strong>der</strong> Zukunftsfähigkeit von Kirche und<br />

Gesellschaft, die von verschiedenen namhaften<br />

Persönlichkeiten angedacht wurde.<br />

Bei den Teilnehmern fiel die große Zahl von<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

auf, die dem Katholikentag ihre Begeisterung<br />

und Fröhlichkeit schenkten.<br />

Bil<strong>der</strong> von links nach rechts:<br />

Ein Bibelwort für den Tag<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

Auch Frater Karl Wiench, Frater Eduard Bauer<br />

und Frater Magnus Morhardt (von links) testen<br />

ihr Gleichgewicht.<br />

Der Osnabrücker Dom<br />

Der Katholikentag entdeckt die Jugend<br />

und umgekehrt.<br />

19


20<br />

Workshops zu den Werken<br />

<strong>der</strong> Barmherzigkeit<br />

Erste Klosternacht<br />

in Algasing<br />

Am 31. Mai fand bei den <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n Algasing erstmals eine Klosternacht<br />

statt. Sie begann um 18.30 Uhr mit<br />

einem Gottesdienst. In seiner Predigt stellte<br />

Haus-Seelsorger Pater Augustine Annikkattu<br />

heraus, dass in Algasing klösterliches<br />

Leben herrscht, auch wenn <strong>der</strong> Komplex<br />

räumlich kein Kloster im herkömmlichen<br />

Sinn mehr ist. Pater Augustine brachte seinen<br />

Herzenswunsch zum Ausdruck: „Möge<br />

Algasing mehr sein als ein Wohnheim für<br />

Menschen mit spezieller Begabung. Algasing<br />

möge katholisch und ökumenisch sein:<br />

Eine Kirche im Dorf unter dem Motto ,Brücken<br />

bauen - von Menschen mit spezieller<br />

Begabung zu ihren Mitmenschen. Von<br />

Mensch zu Mensch, von Mensch zu Gott‘“.<br />

Ein wichtiges Ziel <strong>der</strong> Klosternacht war es,<br />

dem Publikum durch Workshops die „sieben<br />

Werke <strong>der</strong> Barmherzigkeit“ näher zu<br />

bringen. Beispielsweise boten Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Seniorentagesstätte zum<br />

Werk „Ich nehme dich an“ einen Snoezelen-Workshop<br />

an; im Algasinger Tipi-Dorf<br />

konnte man unter dem Motto „Ich höre dir<br />

zu“ über das Leben <strong>der</strong> Indianer lernen;<br />

zum Werk „Ich gehe ein Stück mit dir“<br />

unternahmen die Teilnehmer eine musikalische<br />

Weltreise.<br />

Das Anzünden <strong>der</strong> Kerzen für die<br />

Lichterprozession<br />

Zum Werk „Ich rede gut über dich“ referierte<br />

Provinzsekretär Frater Eduard Bauer über<br />

„Charismatisches Management“, einen<br />

wichtigen Grundsatz des <strong>Orden</strong>s <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>. Nach seinen Ausführungen<br />

zeigt sich charismatisches Management<br />

im Umgang <strong>der</strong> Mitarbeiter untereinan<strong>der</strong>.<br />

Schon bei <strong>der</strong> Einstellung achtet die Führungskraft<br />

zum Beispiel darauf, ob <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

in <strong>der</strong> Lage ist, die Philosophie des<br />

<strong>Orden</strong>s mitzutragen. Bei <strong>der</strong> Entscheidung<br />

über die Einstellung habe die Führungsperson<br />

nicht nur auf fachliche Kompetenz,<br />

son<strong>der</strong>n auch auf soziale, ethische und religiöse<br />

Kompetenz zu achten. Dabei solle<br />

sie dem Wahlspruch des <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>s,<br />

des heiligen Johannes von Gott, folgen:<br />

„Das Herz befehle“.<br />

Nach den Workshops versammelten sich alle<br />

Beteiligten zur Lichterprozession zum<br />

Brü<strong>der</strong>friedhof. Der Prozessionsweg war<br />

mit Fackeln stimmungsvoll erleuchtet. Auf<br />

dem Brü<strong>der</strong>friedhof gestalteten junge<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> eine ansprechende<br />

Maiandacht. Nach <strong>der</strong> Rückkehr konnten<br />

die Besucher die Wohnräume und das Refektorium<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> besichtigen.<br />

Anschließend begab man sich in den<br />

Mehrzweckbereich, wo Küchenchef Franz<br />

Lohmaier eine deftige Klostersuppe in <strong>der</strong><br />

Brotschüssel bereit hielt.<br />

Georg Schandl<br />

Die Teilnehmer <strong>der</strong> Klosternacht bei <strong>der</strong><br />

anschließenden Stärkung mit Klostersuppe


50 Jahre Raphael-Schwestern<br />

im Sebastianeum Bad Wörishofen<br />

In Treue zu Kneipp und<br />

den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n<br />

Am Fest des heiligen Erzengels Raphael haben die Schwestern zur Jubiläumsfeier ins<br />

Sebastianeum nach Bad Wörishofen eingeladen. Im Vor<strong>der</strong>grund (von links) Schwester Oberin<br />

Irmgard, Schwester Cäcilia, Provinzial Frater Emerich, Schwester Theresia und Frater Adelmar.<br />

In diesem Jahr schauten die Raphael-<br />

Schwestern im Sebastianeum Bad Wörishofen<br />

auf 50 Jahre ihres Bestehens zurück;<br />

ihr Gründungsjubiläum mit einem Dankgottesdienst<br />

am Fest ihres Patrons, des heiligen<br />

Erzengels Raphael, feierten die Raphael-<br />

Schwestern am 24. Oktober. Jubiläen sind<br />

Höhepunkte im Leben, Tage zum Innehalten,<br />

Nachdenken, zum Zurückschauen und<br />

Danken, Dank zu sagen beson<strong>der</strong>s dem gütigen<br />

Gott, <strong>der</strong> die Schwesterngemeinschaft<br />

ins Sebastianeum berufen hat.<br />

Dem damaligen findigen Prior <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>, Frater Rumald Wünsch,<br />

war daran gelegen, Schwestern als Betreuungskräfte<br />

für die Patienten und Gäste des<br />

im Juni 1958 eingeweihten großen Erweiterungsbaues<br />

des Sebastianeums zu gewinnen.<br />

Die Bettenzahl hatte sich auf 250<br />

fast verdoppelt und die Brü<strong>der</strong> wollten in<br />

ihrer Kneipp-Einrichtung künftig auch<br />

Frauen aufnehmen, zunächst Ehefrauen als<br />

Begleitpersonen von Kriegsversehrten. Da<br />

Frater Rumald nach vielem Fragen in verschiedenen<br />

<strong>Orden</strong> keinen Erfolg hatte, ließen<br />

Überlegungen den Gedanken an die<br />

Gründung einer Schwesternschaft aufkommen,<br />

die den Brü<strong>der</strong>n überall helfend zur<br />

Seite stehen könnte. Verwirklicht wurde<br />

diese Idee mit <strong>der</strong> erfahrenen Krankenschwester<br />

Maria Gertrud Bitscher, die als<br />

erste Oberin die Schwestern mit Herz und<br />

Verstand in das geistliche Leben einführte.<br />

Die Raphael-Schwestern im Jahr 1958<br />

Im Juli 1962 erteilte <strong>der</strong> Augsburger Bischof<br />

Josef Freundorfer <strong>der</strong> jungen<br />

Schwesternschaft den Status einer „Pia<br />

Unio („Fromme Vereinigung“).<br />

Als 1969 <strong>der</strong> damalige Provinzial <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> – Frater Matthäus Heidenreich<br />

– die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> aus Bad<br />

Wörishofen abzog, übertrug er die Leitung<br />

ab 1. Januar 1970 den Raphael-Schwestern,<br />

die das Haus im Geiste Sebastian Kneipps<br />

weiterführten bis zum 30. April 1998. In<br />

dieser Zeit wurden viele Sanierungs-, Neuund<br />

Umbaumaßnahmen durchgeführt (unter<br />

an<strong>der</strong>em Bau einer größeren Heizzentrale,<br />

Sanierung <strong>der</strong> Zimmer in allen<br />

Gebäudetrakten, neues Schwimmbad mit<br />

Nebenräumen, neue Küche, Verlegung <strong>der</strong><br />

Speisesäle, Neugestaltung <strong>der</strong> historischen<br />

Fassade des Konvent- und Hauptbaus,<br />

zuletzt 1996/97 Neubau <strong>der</strong> Kneipp-Bä<strong>der</strong>/Massageabteilung<br />

und Errichtung eines<br />

Mehrzwecksaales, jetzt Eustachius-Kugler-<br />

Saal). Gute Berater und För<strong>der</strong>er waren dabei<br />

die Provinziale Frater Matthäus Heidenreich<br />

und zuletzt Frater Donatus Wiedenmann,<br />

denen wir stets sehr zu Dank verbunden<br />

sind.<br />

Wenn die Schwestern heute überwiegend<br />

ein hohes Alter erreicht haben, so gehen sie<br />

ihren Weg doch voll Zuversicht weiter, insbeson<strong>der</strong>e<br />

tragen sie gern ihren Anteil bei<br />

für eine ruhige, gesunde und christliche<br />

Atmosphäre im Sebastianeum, die in Verbindung<br />

mit <strong>der</strong> echten und unverfälschten<br />

Kneipp-Therapie für viele Menschen ein<br />

Segen ist. Die Präsenz <strong>der</strong> Schwestern wird<br />

von den Gästen immer wie<strong>der</strong> sehr geschätzt<br />

und gewünscht.<br />

Schwester Irmgard Poeplau<br />

21


22<br />

Besinnungstage<br />

Besinnungstag <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

am 4. Dezember 2007 in Regensburg<br />

DEUS CARITAS EST<br />

In <strong>der</strong> Adventszeit kamen die Brü<strong>der</strong> in<br />

Regensburg zusammen, um sich mit dem<br />

Thema „Theologische und pastorale<br />

Grundaussagen <strong>der</strong> Enzyklika DEUS CA-<br />

RITAS EST von Papst Benedikt XVI.“ auseinan<strong>der</strong>zusetzen.<br />

Dr. Christoph Binninger, Studienpräfekt<br />

am Priesterseminar zum heiligen Wolfgang<br />

in Regensburg, bereitete dieses Thema<br />

in einem Referat für die <strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong> auf.<br />

Über die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Friedrich<br />

Nietzsches Werk „Der Antichrist“ und die<br />

Frage von Immanuel Kant in seiner Logik-<br />

Vorlesung „Was ist <strong>der</strong> Mensch?“ führte <strong>der</strong><br />

Referent zur Aussage von Theodor Haecker,<br />

dass man den Menschen und sein Dasein<br />

von oben, von Gott her erklären muss. Diese<br />

Stellungnahme verband Dr. Christoph<br />

Binninger mit <strong>der</strong> ersten Enzyklika von<br />

Papst Benedikt XVI. „Deus caritas est“, die<br />

genau das Ziel verfolgt, den Menschen von<br />

Gott, aus Gott heraus zu erklären. Der Vers<br />

„Gott ist die Liebe, und wer in <strong>der</strong> Liebe<br />

bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in<br />

ihm“ (1 Joh 4, 16) bildet das Fundament<br />

für seine Enzyklika, auf dem er das Gottesund<br />

Menschenbild erklärt. Papst Benedikt<br />

XVI. legt darin zuerst das Wesen <strong>der</strong> Liebe<br />

dar. Er unterscheidet zwischen Eros, <strong>der</strong> begehrenden,<br />

leidenschaftlichen Liebe und<br />

Agape, <strong>der</strong> sich dem Du verschenkenden<br />

Liebe. Papst Benedikt XVI. stellt zum ersten<br />

Mal in dieser Deutlichkeit den positiven<br />

Wert des Eros und seine Notwendigkeit<br />

heraus. Dennoch kann <strong>der</strong> Eros das Ziel seines<br />

Glücksstrebens auf rein endliche, zeitliche,<br />

irdische und materielle Güter reduzieren,<br />

was eine eigene innere Leere und Armut<br />

zur Folge haben kann, da sich <strong>der</strong><br />

Hunger nach Glück nicht mit rein irdischen,<br />

materiellen Zielen stillen lässt. Mit <strong>der</strong> Begegnung<br />

des Eros mit <strong>der</strong> Agape, <strong>der</strong> sich<br />

Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch<br />

in Regensburg<br />

verschenkenden Liebe des Du an das eigene<br />

Ich, geschieht die Heilung dieser Leere<br />

und Traurigkeit <strong>der</strong> Seele. Eros und Agape<br />

verbinden sich zu einer Einheit, durchdringen<br />

sich, bilden die eine Wirklichkeit <strong>der</strong><br />

Liebe, des Schenkens und Beschenktwerdens.<br />

Zum ersten Mal wird unter Berufung in einem<br />

lehramtlichen Schreiben, in einer Enzyklika,<br />

vom Eros Gottes gesprochen, <strong>der</strong><br />

leidenschaftlichen, begehrenden Liebe Gottes,<br />

die sich nach <strong>der</strong> sich ihm verschenkenden<br />

Liebe, <strong>der</strong> Agape, des Menschen sehnt.<br />

Für Benedikt XVI. ist damit die Liebe Gottes<br />

nicht nur Agape, sich verschenkende<br />

Liebe, son<strong>der</strong>n immer auch Eros, leidenschaftliche<br />

Sehnsucht nach <strong>der</strong> Liebe des<br />

Menschen.<br />

Papst Benedikt XVI. weist, unter <strong>der</strong> Berufung<br />

auf die Propheten Hosea und Ezechiel<br />

auf den Vergleich des Liebesbundes mit einer<br />

Hochzeitsfeier und einem Eheverspre-<br />

chen hin. Der Heilige Vater hebt dabei<br />

deutlich hervor, dass dieser Ehebund Gottes<br />

mit den Menschen das Urbild für die Ehe<br />

von Mann und Frau ist, und somit wird<br />

dieser zum Maßstab für die Ehe zwischen<br />

Mann und Frau.<br />

Zudem weist Papst Benedikt XVI. auf das<br />

Charakteristikum <strong>der</strong> Liebe, die verzeihende<br />

Liebe hin. Eros und Agape Gottes, als verzeihende<br />

Liebe, werden somit auch in <strong>der</strong><br />

Krisenzeit einer menschlichen Ehe zu einem<br />

Vorbild und Lebenskompass. Dieser schwere<br />

Weg setzt einen tiefen Glauben voraus.<br />

Der Eros und die Agape Gottes, das „Sichverschenken-wollen“,<br />

bilden den geheimnisvollen<br />

Grund für die Menschwerdung<br />

des Sohnes. Der christliche Glaube ist daher<br />

nicht Glaube an „irgendetwas“ son<strong>der</strong>n<br />

an ein „Du“, ist stets personale Begegnung<br />

mit Gott. Der Eros und die Agape Gottes<br />

erreichen am Kreuz ihre unüberbietbare<br />

Sichtbarkeit. Das offene Herz für seine<br />

Braut (den Menschen), das geöffnete Herz,<br />

aus dem Wasser und Blut fließen, von alters<br />

her auf die Taufe und Eucharistie gedeutet,<br />

wird zum Realsymbol <strong>der</strong> Liebe<br />

Gottes. Diese Agape Gottes am Kreuz wird<br />

im Sakrament <strong>der</strong> Eucharistie bleibend leibhaft<br />

gegenwärtig. Die Eucharistie schenkt<br />

auf Erden sakramental die höchste Form<br />

des liebenden Einswerdens von Gott und<br />

Mensch. Der Mensch macht sich auf den<br />

prozesshaften Weg, den Eros, die leidenschaftliche<br />

Sehnsucht Gottes nach <strong>der</strong> Liebe<br />

<strong>der</strong> Menschen, und die Agape Gottes,<br />

die sich verschenkende Liebe Gottes, auch<br />

zum eigenen Lebenskompass, zur Lebensmaxime<br />

zu machen. Der Mensch erhebt<br />

den Wunsch Gottes, sich an die Menschen<br />

verschenken zu dürfen, zu seinem Wunsch.<br />

Die Menschenliebe Gottes wird für ihn zum<br />

Handlungsvorbild. Darum kann es keine<br />

Gottesnachfolge ohne Nächstenliebe geben.<br />

Die Nächstenliebe besteht daher darin,<br />

„dass ich auch den Mitmenschen, den<br />

ich zunächst gar nicht mag o<strong>der</strong> nicht kenne,<br />

von Gott her liebe“ (Nr. 18). Diese in <strong>der</strong><br />

Gottesliebe verwurzelte Nächstenliebe ist<br />

Auftrag für jeden einzelnen Gläubigen,<br />

aber auch für die ganze kirchliche Communio.<br />

Eine Kirche, die ihr Herz angesichts des<br />

Leides und <strong>der</strong> Not in <strong>der</strong> Welt nicht öffnet,<br />

son<strong>der</strong>n verschließt und verhärtet, verrät ihren<br />

Ehebund, ihre Liebe zu Gott.<br />

Der Besinnungstag wurde mit <strong>der</strong> feierlichen<br />

Vesper abgeschlossen, in <strong>der</strong>en Rahmen<br />

Kandidat Martin Väth eingekleidet und in<br />

das Noviziat aufgenommen wurde.<br />

Kerstin Laumer


Eine Woche vor Ostern kamen 30 Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> nach Regensburg zum<br />

Einkehrtag. Zum Thema „Gottesliebe,<br />

Nächstenliebe, Selbstliebe“ gab Professor<br />

Herbert Schlögel 0.P. Denkanstöße<br />

und nahm auch Bezug zum gegenwärtigen<br />

Sündenverständnis sowie zu den<br />

christlichen Grundhaltungen von Versöhnung<br />

und Vergebung.<br />

Der Urgrund jeglicher Liebe ist die Liebe<br />

Gottes zum Menschen an sich sowie<br />

zur Schöpfung. Dadurch erst wird von Gott<br />

die Liebe im Menschen geweckt, die diesen<br />

sodann zur Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe<br />

befähigt. Als beispielhafte Menschen,<br />

denen diese Symbiose in ihrem Leben geglückt<br />

ist, können Heilige genannt werden.<br />

Gerade Heilige, wie Johannes von Gott o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> verehrungswürdige Frater Eustachius<br />

Kugler, sind leuchtende Beispiele für alle,<br />

die sich dem Dienst am Nächsten verschrieben<br />

haben.<br />

Die Nächstenliebe nun gilt als Ursprung <strong>der</strong><br />

Selbstliebe: Liebe wird geweckt durch erfahrene<br />

Nächstenliebe. Neben <strong>der</strong> biologischen<br />

Annahme eines Neugeborenen bedarf<br />

es einer weiteren Annahme durch die<br />

Liebe, einer „Wie<strong>der</strong>geburt durch die Liebe“,<br />

wie es Papst Benedikt XVI. einmal ausdrückte.<br />

Wird diese Liebe personal erfahren,<br />

Besinnungstag <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

am 15. März 2008 in Regensburg<br />

Die Symbiose<br />

von Nächstenliebe<br />

und Selbstliebe<br />

befähigt diese „Selbstliebe“ wie<strong>der</strong>um zur<br />

Wertschätzung des An<strong>der</strong>en und somit zur<br />

Nächstenliebe. Insofern ist Nächstenliebe<br />

eine Form wahrer Selbstliebe bzw. eines positiv<br />

verstandenen Selbstbewusstseins. Insgesamt<br />

bedeutet dies: Selbstliebe und<br />

Nächstenliebe bedingen sich gegenseitig -<br />

für sich alleine können sie nicht bestehen.<br />

Schon <strong>der</strong> heilige Augustinus, <strong>der</strong> Regelvater<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, for<strong>der</strong>t: „Nosce<br />

te ipsum - erkenne dich selbst!“ - Im<br />

Hören auf das eigene Gewissen als <strong>der</strong><br />

Stimme Gottes in mir werde ich mir selbst<br />

zum Ort von Gottesbegegnung. Im sich<br />

Öffnen gegenüber Gott findet sich <strong>der</strong><br />

Mensch selbst und „gewinnt das Leben“,<br />

wie es die Heilige Schrift sagt. Durch eine<br />

Selbstliebe, in <strong>der</strong> Gottes geschenkte Liebe<br />

erfahren und angenommen wird, wird in<br />

Folge auch <strong>der</strong> Nächste zum Ort <strong>der</strong> Gotteserfahrung.<br />

So ist Nächstenliebe eine<br />

Dominikanerpater Professor Herbert<br />

Schlögel im Januar 2008 beim Gottesdienst<br />

anlässlich des 50. Geburtstags von Generalrat<br />

Rater Rudolf Knopp in Bad Wörishofen<br />

Form <strong>der</strong> Gottesliebe. Und Gottesliebe <strong>der</strong><br />

tragende Grund und das Maß <strong>der</strong> Nächstenliebe.<br />

Zusammengefasst heißt das, dass echte Liebe<br />

immer nur eine Trias sein kann, aus Gottes-,<br />

Nächsten- und Selbstliebe. Jesus<br />

Christus bildet dabei den Grund dieser Einheit<br />

und ist selbst ihr letzter Bezugspunkt.<br />

Nachfolge Jesu impliziert somit die For<strong>der</strong>ung<br />

nach einem Höchstmaß von Gottesund<br />

Selbstliebe, von <strong>der</strong> die Nächstenliebe<br />

nicht zu trennen ist.<br />

Sünde dagegen wird charakterisiert durch<br />

eine doppelte Verweigerung. „Sünde ist die<br />

Verweigerung <strong>der</strong> Gott und den An<strong>der</strong>en<br />

geschuldeten Liebe“, wie es <strong>der</strong> Jesuitenpater<br />

Michael Sievernich ausdrückt. Auch<br />

kann unterschieden werden zwischen personaler<br />

Schuld des einzelnen Individuums,<br />

entsprechend <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> „Wurzelo<strong>der</strong><br />

Hauptsünden“, wie sie Papst Gregor<br />

<strong>der</strong> Große im 6. Jahrhun<strong>der</strong>t formulierte,<br />

sowie transpersonaler Schuld. Damit sind<br />

gesellschaftliche Sünden gemeint, wenn<br />

Systeme gegen Gottes Liebe verstoßen,<br />

wenn zum Beispiel ganze Schichten <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

ausgebeutet werden, o<strong>der</strong> aber<br />

auch, wenn die Umwelt systematisch zerstört<br />

wird.<br />

So gilt es dem Aufruf zu Vergebung und<br />

Versöhnung zu folgen: die Bereitschaft,<br />

Verhaltensweisen zu modifizieren und sodann<br />

zu glauben, dass Gott mir im sakramentalen<br />

Zeichen auch wirklich vergibt.<br />

Dann schließt sich <strong>der</strong> Kreis, wenn im Vertrauen<br />

auf Gottes Liebe die Versöhnung mit<br />

sich selbst wie<strong>der</strong>um Selbstannahme und<br />

-liebe ermöglicht, die ihrerseits hin zum<br />

Nächsten tendiert.<br />

Frater Matthäus Lange<br />

23


24<br />

Besinnungstag zu Theresia Gerhardinger<br />

am 14. Juli 2008 in Reichenbach<br />

„Habt keine Angst,<br />

mein Vater steht am Steuer“<br />

„Bei den nächsten Besinnungstagen wollen wir uns, in Vorbereitung<br />

<strong>der</strong> erwarteten Seligsprechung von Frater Eustachius Kugler, von<br />

herausragenden Seligen o<strong>der</strong> Christen unserer Region animieren lassen.“<br />

Mit diesen Worten begrüßte Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

die Referentin des Besinnungstages, Schwester M. Brigitta Wex, von<br />

den Armen Schulschwestern in Regensburg. Die Rektorin <strong>der</strong> Realschule<br />

Nie<strong>der</strong>münster hatte den Begegnungstag unter das Thema „Leben,<br />

Wirken und Spiritualität von Maria Theresia von Jesu Gerhardinger“<br />

gestellt. In zwei Impulsreferaten ging die <strong>Orden</strong>sfrau den Lebensspuren<br />

und <strong>der</strong> pädagogischen Strahlkraft <strong>der</strong> großen <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>in aus<br />

<strong>der</strong> Oberpfalz nach.<br />

Christliche Gestalten <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

sind nur dann für uns bedeutsam, wenn<br />

sie uns Inspiration geben für unser Leben in<br />

<strong>der</strong> Gegenwart. Das Leben und Werk <strong>der</strong><br />

Theresia von Jesu Gerhardinger fiel in eine<br />

Epoche des Umbruchs. Aus einer Haltung,<br />

die für jeden Christen exemplarisch sein<br />

kann, stellte sie sich den Problemen ihrer<br />

Zeit und versuchte, diese zu meistern. Als<br />

„Die Frau<br />

die zwölfjährige Carolina im Jahre 1809<br />

dem Wunsch des Regensburger Dompfarrers<br />

und späteren Bischofs Georg Michael Wittmann<br />

zustimmte und sich zur Lehrerin ausbilden<br />

ließ, konnte sie nicht ahnen, welche<br />

Folgen ihre Zustimmung zu diesem Lebensweg<br />

für die Bildungs- und <strong>Orden</strong>sgeschichte<br />

nicht nur ihres Vaterlandes, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

ganzen Kirche haben würde.<br />

Kindheit und Jugendzeit<br />

In Regensburg am 20. Juni 1797 als Tochter<br />

des angesehenen und wohlhabenden<br />

Schiffsmeisters Willibald Gerhardinger und<br />

seiner Frau Maria Franziska geboren, ver-<br />

lebte sie ihre Kindheit in<br />

<strong>der</strong> schmalen Gasse „Am<br />

Gries“ in Stadtamhof. Sie<br />

blieb das einzige Kind ihrer<br />

Eltern. Schon im Elternhaus<br />

wurden die<br />

Weichen für die religiöse<br />

Entwicklung <strong>der</strong> kleinen<br />

Carolina gestellt. Daraus<br />

erwuchs die Bereitschaft,<br />

in den For<strong>der</strong>ungen des<br />

alltäglichen Lebens den Willen Gottes zu<br />

sehen und bedingungslos anzunehmen. Als<br />

<strong>der</strong> Vater wie<strong>der</strong> einmal dem Wunsch <strong>der</strong><br />

kleinen Tochter entsprach, sie nach Wien<br />

mitzunehmen, zeigte sie keine Angst vor<br />

den gefährlichen Donaustrudeln. Als sich<br />

das Floß im Sog des Strudels bedenklich<br />

zur Seite neigte, schrien die meisten Reisenden<br />

angstvoll auf. Carolina aber stand<br />

furchtlos neben ihrem Vater, auf dessen ruhige<br />

Geschicklichkeit sie vertraute, und rief<br />

den Verängstigten zu: „Habt keine Angst,<br />

mein Vater steht am Steuer.“ Dies sollte<br />

zum Programm für ihr ganzes Leben werden.<br />

Mut, Zuversicht und Vertrauen werden<br />

sie ein Leben lang auszeichnen, ein Leben,<br />

das reich ist an Gefahren, Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

und weitreichenden Entscheidungen.<br />

Mit sechs Jahren kam Carolina in die Schule<br />

bei den Notre-Dame-Frauen in Stadtamhof.<br />

Sie war so tüchtig, dass sie schon mit<br />

neun Jahren in die Oberklasse versetzt wurde,<br />

in die sonst erst die Elfjährigen aufsteigen<br />

durften. Das sehr aufgeweckte, wissbegierige<br />

und mutige kleine Mädchen fiel<br />

bald auch dem Hilfspriester Georg Mauerer<br />

auf, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Schule Religionsunterricht<br />

erteilte.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Säkularisation in <strong>Bayern</strong> wurden<br />

im Jahre 1809 auch Stift und Schule<br />

<strong>der</strong> Chorfrauen aufgelöst. Der für die Schulaufsicht<br />

zuständige Dompfarrer<br />

und spätere Bischof<br />

von Regensburg,<br />

Georg Michael Wittmann,<br />

nahm mit wachsen<strong>der</strong><br />

Sorge wahr, wie<br />

verheerend sich Aufklärung,<br />

Krieg und Säkularisation<br />

weithin auf die<br />

Moral des Volkes aus-<br />

weiß,<br />

wirkten. Er stellte sich<br />

die Frage, ob und wie eine<br />

Jugend, unter <strong>der</strong> Arbeitsscheu, Vergnügungssucht<br />

und Respektlosigkeit zusehends<br />

wuchsen, die Zukunft bewältigen<br />

könne. Eine notwendige Hilfe erhoffte sich<br />

Dompfarrer Wittmann von <strong>der</strong> Heranbildung<br />

tüchtiger christlicher Frauen und Mütter, da<br />

er überzeugt war, dass eine menschenwürdige<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Zukunft in Gesellschaft<br />

und Kirche sich nur von umfassend gebildeten<br />

Frauen und Müttern bewerkstelligen<br />

ließe. Am geeignetsten für diese Bildungsarbeit<br />

erschienen dem Priester <strong>Orden</strong>sschwestern,<br />

die sich vor allem um die Kin<strong>der</strong><br />

des einfachen Volkes in den Dörfern<br />

und Landstädten annehmen sollten. Nach


dem Plan des Dompfarrers sollten die Lehrerinnen<br />

für die arme Bevölkerung aus dem<br />

Bürgerstand hervorgehen. Sie mussten an<br />

ein einfaches Leben gewöhnt und an solchen<br />

Orten zu lehren bereit sein, wo keine<br />

finanziellen Mittel für die Ausbildung und<br />

die Erziehung junger Menschen aufgewendet<br />

werden konnten. Ideal schien ihm dafür<br />

eine neue Gemeinschaft von Schwestern,<br />

die nicht wie die übrigen <strong>Orden</strong> in<br />

großen Konventen, son<strong>der</strong>n in kleinen<br />

Gruppen zusammen leben, aber ein gemeinsames<br />

Mutterkloster besitzen und unter<br />

einer zentralen Leitung stehen sollten.<br />

Die junge Lehrerin<br />

Dompfarrer Wittmann übernahm selbst die<br />

Leitung <strong>der</strong> Mädchenschule Stadtamhof.<br />

Damit hatte er eine gediegene christliche<br />

Bildungsstätte, an <strong>der</strong> er drei ehemalige<br />

Schülerinnen <strong>der</strong> Chorfrauen für den Lehrberuf<br />

befähigen konnte. Eine von ihnen<br />

war Carolina Gerhardinger. Carolina zeigte<br />

zunächst keine Begeisterung für diese Aufgabe.<br />

Das geschäftige Leben im Elternhaus<br />

sagte ihr mehr zu. Es ist verständlich, dass<br />

sie sich ihr künftiges Leben ganz an<strong>der</strong>s<br />

vorstellte als in einer dumpfen Schulstube,<br />

die ihr keine erstrebenswerte Zukunftsperspektive<br />

bot. Dennoch willigte die Zwölfjährige<br />

in die Pläne des Dompfarrers ein<br />

und erprobte sich drei Jahre lang in <strong>der</strong><br />

Kunst des Unterrichtens. Bald kam ihr natürliches<br />

Lehrgeschick zum Vorschein und<br />

sie fühlte sich in ihrem Beruf immer mehr<br />

heimisch. Die Kin<strong>der</strong> hingen an ihrer blutjungen<br />

Lehrerin wie an einer großen<br />

Schwester. Sie unterrichtete 70 und mehr<br />

Kin<strong>der</strong> aller möglichen Altersstufen unter<br />

auch für damalige Verhältnisse unzumutbaren<br />

Bedingungen. Ihr feuchtes dunkles<br />

Schulzimmer war zeitweilig zugleich <strong>der</strong><br />

Wohnraum einer armen Alten, die sich<br />

was sie will“.<br />

während des Unterrichts mit ihrer Ziege<br />

hinter die Schultafel zurückzog. Nach dreijähriger<br />

gründlicher Vorbereitung durch<br />

Wittmann bestand Carolina die staatliche<br />

Prüfung im Jahre 1812 mit Auszeichnung<br />

und erhielt ihr Anstellungsdekret.<br />

Fortan wirkte sie als königlich bayerische<br />

Lehrerin. Sie leitete die königliche Mädchenschule<br />

in Stadtamhof so vorzüglich,<br />

dass ihre Schule den Ruf einer vorbildlichen<br />

Unterrichts- und Erziehungsstätte bekam.<br />

Sie vermittelte ihren Schülerinnen nicht nur<br />

Lesen, Schreiben und Rechnen, son<strong>der</strong>n<br />

auch an<strong>der</strong>e wichtige Kenntnisse für das<br />

Leben. Ihr Unterrichtsplan enthielt bereits<br />

Singen und Zeichnen und wöchentlich<br />

zehn Stunden Handarbeit. So entfaltete<br />

Carolina durch 22 Jahre mit Hilfe treuer<br />

Mitarbeiterinnen eine überaus segensreiche<br />

Tätigkeit in Stadtamhof; sie baute die<br />

Mädchenschule zur Musterschule aus. Viele<br />

junge Menschen waren ihr zugetan. Das<br />

Geheimnis ihres Erfolges war neben ihrer<br />

beruflichen Tätigkeit und ihrem Organisationstalent<br />

letztlich ihre Liebenswürdigkeit<br />

und Fröhlichkeit.<br />

Grün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> Armen Schulschwestern<br />

Caroline Gerhardinger war aber immer noch<br />

auf <strong>der</strong> Suche nach einem an<strong>der</strong>en Weg.<br />

Schließlich gründete sie 1833, also vor 175<br />

Jahren, das erste Kloster <strong>der</strong> Armen Schulschwestern<br />

in Neunburg vorm Wald. Mit<br />

ihrem <strong>Orden</strong>snamen hieß sie nun Maria<br />

Theresia von Jesu.<br />

Die Neapolitanischen Kriege und die<br />

Zwangsmaßnahmen des Staates gegen Kirche<br />

und Klöster hatten viele Menschen in<br />

ungeschützte Lebensverhältnisse gebracht<br />

und sie waren ohne wirtschaftliche und soziale<br />

Absicherung sowie ohne grundlegende<br />

Bildungsmöglichkeiten. Hier fand die<br />

Grün<strong>der</strong>in ihre Berufung, sich durch Unterricht<br />

und Erziehung in <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

mit gleichgesinnten Frauen vor allem <strong>der</strong><br />

weiblichen Jugend anzunehmen. Die entscheidende<br />

Wegbereitung erfolgte durch<br />

Bischof Wittmann aus Regensburg (1760 –<br />

1833) und Franz Sebastian Job, dem Hofkaplan<br />

am Wiener Kaiserhaus (1767 –<br />

1834). König Ludwig I. von <strong>Bayern</strong> äußerte<br />

sich einmal über die Grün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> Armen<br />

Schulschwestern: „Die Frau weiß, was<br />

sie will“.<br />

Nach mehreren Filialgründungen kam<br />

Maria Theresia Gerhardinger mit 40 Schwestern,<br />

40 Novizinnen und 60 Kandidatinnen<br />

nach München und bezog das Angerkloster,<br />

das zum Stamm-Mutterhaus wurde.<br />

Hier erhielten die Schwestern die Einführung<br />

ins Klosterleben und die Ausbildung<br />

zum Lehr- und Erzieherberuf. Für die<br />

verschiedenen Ausbildungsstätten<br />

entwickelte Maria Theresia detaillierte<br />

Unterrichts- und Erziehungspläne.<br />

1850 wurde<br />

ein Leitfaden für „Kin<strong>der</strong>bewahranstalten“<br />

erstellt. Die<br />

Volksschulen <strong>der</strong> Armen<br />

Schulschwestern<br />

waren bereits 1844<br />

sechsstufig. Zwischen<br />

1833 und<br />

1934 über-<br />

nahmen die Schwestern einen großen Teil<br />

<strong>der</strong> Volksschulen in <strong>Bayern</strong>. Ebenfalls wurden<br />

„Fortbildungs- und Höhere-Töchter-<br />

Schulen für schulentlassene Mädchen“ eingerichtet.<br />

1882 wurde in Amberg <strong>Bayern</strong>s<br />

erste Haushaltungsschule eröffnet. Revolutionierend<br />

war die Errichtung <strong>der</strong> Lehrerinnen-Bildungsanstalt<br />

in München am Anger,<br />

da bis zu diesem Zeitpunkt die Pädagogenausbildung<br />

nur Männern vorbehalten war.<br />

In den sozialen Brennpunkten Münchens<br />

entstanden die ersten Suppenschulen und<br />

in <strong>der</strong> Heimerziehung setzte <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> pädagogische<br />

Akzente weit über <strong>Bayern</strong> hinaus.<br />

Maria Theresia von Jesu Gerhardinger starb<br />

am 9. Mai 1879 in München. Ihre Grabstätte<br />

befindet sich in <strong>der</strong> St. Jakobskirche. In<br />

ihrem Todesjahr zählte die Kongregation in<br />

aller Welt 295 Nie<strong>der</strong>lassungen mit 3.000<br />

Schwestern. Papst Johannes Paul II. sprach<br />

sie am 17. November 1985 selig. Rund<br />

4.000 Schwestern wirken heute in rund 30<br />

Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Erde. Auf <strong>der</strong> Grabplatte von<br />

Mutter Theresia, die sich im rastlosen Einsatz<br />

für das Reich Gottes verbraucht hatte,<br />

ist ihr Leitwort eingemeißelt: „Alle Werke<br />

Gottes gehen langsam und leidvoll vor sich,<br />

dann aber stehen sie desto fester und blühen<br />

umso herrlicher auf.“<br />

Schwester M. Brigitta Wex<br />

Frater Eduard Bauer<br />

25


26<br />

Besinnungstag zu Anna Schäffer<br />

in München am 10. September 2008<br />

Zum Leiden berufen<br />

In Fortsetzung <strong>der</strong> Vorstellung von Seligen und bedeutenden Christen unserer Re-<br />

gion befassten sich die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> beim Besinnungstag am 10. Septem-<br />

ber in München mit <strong>der</strong> seligen Anna Schäffer. Pater Provinzial Emerich Steigerwald<br />

begrüßte zum Vortrag Bischöflich Geistlichen Rat Johann Bauer, <strong>der</strong> seit 1984 Pfar-<br />

rer von Mindelstetten (Landkreis Eichstätt) ist, wo die Selige gelebt hat.<br />

Pfarrer Bauer stellte zunächst das Leben<br />

und die Herkunft von Anna<br />

Schäffer vor und ging dann auf ihr geistliches<br />

Leben ein. Dem Referenten gelang<br />

es, die Selige und ihr ungewöhnliches<br />

Charisma des Leidens den Brü<strong>der</strong>n überzeugend<br />

nahezubringen.<br />

Herkunft, Kindheit und Jugend<br />

Die selige Anna Schäffer wurde am 18.<br />

Februar 1882 in dem Pfarrdorf Mindelstetten<br />

bei Ingolstadt geboren. Ihre Eltern<br />

lebten mit ihren sechs Kin<strong>der</strong>n in einem<br />

engen und bescheidenen Haus mit einer<br />

kleinen Landwirtschaft. Annas Vater, <strong>der</strong><br />

als Schreiner arbeitete, starb früh. Ihre<br />

Mutter, welche sich durch Sparsamkeit,<br />

kluge Haushaltsführung und Verschwiegenheit<br />

auszeichnete, prägte nicht nur<br />

den Glauben ihrer Tochter, son<strong>der</strong>n pflegte<br />

sie auch während ihrer Leidenszeit. Die<br />

Selige fand nur gute Worte für ihre treusorgende<br />

Mutter.<br />

Anna Schäffer hatte ein stilles und schüchternes<br />

Wesen, war jedoch zu Hause und in<br />

<strong>der</strong> Schule fleißig. Von Kindheit an zeigte<br />

sich eine Spur des geistlichen Lebens, da sie<br />

oft und gerne im stillen Winkel betete und<br />

die Heiligen, beson<strong>der</strong>s die Gottesmutter<br />

Maria, verehrte. Nach dem Schulabschluss<br />

mit 13 Jahren kam Anna als Hausmädchen<br />

in den Dienst nach Regensburg und 1896<br />

nach Landshut. In dieser Zeit hatte sie den<br />

lebhaften Wunsch, als <strong>Orden</strong>sfrau und Missionsschwester<br />

nach Afrika zu gehen. Darin<br />

zeigt sich, dass ihr Glaube etwas Großes<br />

wollte, für das sich <strong>der</strong> Einsatz des Lebens<br />

lohnte. Doch Gott hatte etwas An<strong>der</strong>es mit<br />

ihr vor, als Missionarin zu werden.<br />

Lebenswende und Leidenszeit<br />

Nachdem Anna Schäffer, durch eine Vision<br />

erschreckt, dass sie in jungen Jahren lange<br />

leiden werde, ihren Dienst in Landshut<br />

plötzlich beendet hatte und nach Hause<br />

zurückkehrte, fand sie eine weitere Anstellung<br />

im Forsthaus von Stammham, nördlich<br />

von Ingolstadt. Hier zerschlugen sich<br />

ihre bisherigen Lebensträume, und ihre Leidenszeit<br />

begann. Am 4. Februar 1901 wollte<br />

Anna in <strong>der</strong> Waschküche ihre Schuhe<br />

auswaschen und ein Ofenrohr reparieren<br />

und stürzte dabei unglücklich in den<br />

Waschkessel mit kochen<strong>der</strong> Lauge. Dadurch<br />

zog sie sich an den Beinen schwerste Verbrennungen<br />

zu. Nach dem Unfall wurde<br />

Anna Schäffer in das Krankenhaus Kösching<br />

gebracht, wo sie zunächst in Lebensgefahr<br />

schwebte. Die Ärzte versuchten,<br />

die Wunden an ihren Beinen zu schließen,<br />

was ihnen nicht gelang. Nachdem die Zahlungen<br />

für ihren Krankenhausaufenthalt<br />

beendet wurden, musste sie wie<strong>der</strong> nach<br />

Hause, wo sie von den umliegenden Ärzten<br />

und ihrer Mutter gepflegt wurde. Ein zweiter<br />

Versuch, ihre Krankheit zu heilen wurde<br />

in <strong>der</strong> Universitätsklinik Erlangen unternommen,<br />

aber auch hier stellte sich kein<br />

Erfolg ein.<br />

Anna Schäffer kam erneut nach Mindelstetten<br />

zurück, wo sie nun über 25 Jahre<br />

auf dem Krankenbett litt. Trotz zweijähriger<br />

geduldiger Behandlung durch den<br />

Hausarzt von Pförring und den Bezirksarzt<br />

von Riedenburg schaffte man keine Heilung<br />

<strong>der</strong> offenen Beine, so dass nur noch<br />

ein täglicher Verbandswechsel verordnet<br />

„Mache mit mir,<br />

was du willst.“<br />

wurde. Annas Mutter und Rosa Imlauer, die<br />

Nichte des Ortspfarrers, übernahmen diese<br />

aufopfernde Aufgabe. Neben den körperlichen<br />

Leiden geriet die Familie durch Armut<br />

in Bedrängnis. Ein Bauer von Mindelstetten<br />

nahm Anna und ihre Mutter in sein<br />

Haus auf und stellte ihnen ein Zimmer zur<br />

Verfügung. Die Mutter und eine Schwester<br />

Annas pflegten dort die schwer Leidende.<br />

Gegen Ende ihres Lebens litt die Selige<br />

nicht nur an den offenen und gelähmten<br />

Beinen, son<strong>der</strong>n auch noch an Mastdarmkrebs<br />

und einem Rückenmarksleiden. Kurz


Am 7. März 1999 hat Papst Johannes Paul II. Anna Schäffer seliggesprochen.<br />

vor ihrem Tod stürzte sie aus dem Bett und<br />

zog sich eine Gehirnverletzung zu. Das Leben<br />

<strong>der</strong> Seligen endete am 5. Oktober<br />

1925. Als letztes Wort vor dem Verscheiden<br />

sprach Anna Schäffer „Jesus, dir leb' ich!“<br />

Die Spiritualität <strong>der</strong> Anna Schäffer<br />

Der erste Höhepunkt im geistlichen Leben<br />

<strong>der</strong> Seligen war die Erstkommunion im Jahr<br />

1894. Dabei machte sie dem Heiland die<br />

Vorsätze: „Mache mit mir, was du willst“<br />

und „Lass mich ein Sühneopfer werden.“<br />

Diese als Kind gesprochenen Vorsätze sollten<br />

sich später auf eine Art und Weise erfüllen,<br />

wie es Anna wohl nicht gedacht hatte.<br />

Sie war schon damals bereit, für Gott aufs<br />

Ganze zu gehen und nicht nur ein wenig<br />

religiös zu leben. Wie bereits angesprochen,<br />

hatte Anna Schäffer 1898 in ihrer zweiten<br />

Dienststelle in Landshut eine Art Berufungs-<br />

vision. In <strong>der</strong> Nacht erschien Anna eine<br />

himmlische Gestalt, die ihr ein baldiges langes<br />

Leiden ankündigte und einen Rosenkranz<br />

trug. Aus natürlicher Furcht vor dem<br />

Leiden floh Anna nach dieser Vision zurück<br />

nach Hause, um dann in Stammham erst<br />

recht ihrem Schicksal in die Arme zu laufen.<br />

Nach dem Unfall im Waschkessel hoffte<br />

Anna Schäffer zwei Jahre auf ihre Heilung,<br />

um in die Mission gehen zu können. Erst<br />

danach nahm sie ihr Los an und verlangte<br />

„Im Leiden hab' ich<br />

dich lieben gelernt.“<br />

von Gott nur noch um die Kraft, ihr Leiden<br />

anzunehmen und ihr Kreuz zu tragen. Ihr<br />

körperliches Leiden nahm Anna ins Gebet<br />

und entwickelte dabei Stoßgebete, um<br />

auch durch die Krankheit geschwächt be-<br />

ten zu können. Das Sticken und Schreiben<br />

waren neben dem Gebet Beschäftigungen<br />

während ihrer langen Leidenszeit. Da sie<br />

wegen <strong>der</strong> fast ununterbrochenen Schmerzen<br />

kaum schlafen konnte, hielt sie nachts<br />

Anbetungsstunden im Geiste. Sie konnte<br />

dabei ihren Blick auf das ewige Licht in <strong>der</strong><br />

Mindelstettener Kirche richten.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Gnadengabe Gottes für Anna<br />

Schäffer war die immerwährende Gebetssammlung.<br />

Damit hatte sie einen ständigen<br />

lebendigen Kontakt mit Jesus Christus und<br />

Maria. Auch das Rosenkranzgebet, welches<br />

sie auf dem Krankenbett gerne betrachtend<br />

betete, för<strong>der</strong>te diesen Kontakt. Die Selige<br />

verehrte auch die Eucharistie. Seit den Kommuniondekreten<br />

von Papst Pius X. (1905)<br />

brachte <strong>der</strong> Ortspfarrer Rieger, welcher sich<br />

geistlich und materiell um Anna Schäffer<br />

kümmerte, fast täglich die Kommunion zu<br />

<strong>der</strong> Leidenden. Den Leib Christi empfing sie<br />

in tiefer Sammlung und verspürte danach eine<br />

große innere Erfüllung und Freude. Vor<br />

dem Kommunionempfang am 4. Oktober<br />

1910, dem Franziskusfest, empfing Anna<br />

Schäffer die Wundmale Christi nach einer<br />

nächtlichen Vision Jesu Christi. Die Stigmatisierung<br />

ließ sie an bestimmten Tagen als<br />

Sühne noch mehr leiden als bisher.<br />

„Jesus, dir leb' ich!“<br />

Die selige Anna Schäffer folgte Jesus im<br />

Leiden nach. Obwohl Gott ihr unbeschreibliches<br />

Leiden zumutete, ging sie diesen<br />

Weg aus Liebe zu ihm. Sie schrieb einmal:<br />

„Im Leiden hab' ich dich (Jesus) lieben gelernt.“<br />

Während ihrer Leidenszeit nahm sie<br />

die Anliegen vieler Menschen ins Gebet und<br />

wurde so ihre Fürsprecherin bei Gott. So erfüllte<br />

sich ihr Leben, das ein Vierteljahrhun<strong>der</strong>t<br />

von Leiden erfüllt war. Am 7. März<br />

1999 sprach Papst Johannes Paul II. die<br />

Dul<strong>der</strong>in selig.<br />

Pfarrer Bauer feierte in <strong>der</strong> Krankenhauskirche<br />

mit den Brü<strong>der</strong>n die Heilige Messe. Dabei<br />

empfahl er in seiner Ansprache ein regelmäßiges<br />

Gebet, in dem man Gott loben<br />

und ihm danken soll. Die Bitten an Gott erfor<strong>der</strong>n<br />

Ausdauer und Hartnäckigkeit wie<br />

die Bitten <strong>der</strong> Witwe im Evangelium (vgl.<br />

Lk 18,1-8). Der Besinnungstag in München<br />

schloss mit einer feierlichen Vesper.<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

27


28<br />

Scholastiker-Werkwoche,<br />

24. bis 30. August 2008 in Kostenz<br />

Die Kirche Jesu Christi<br />

als Mitte unseres <strong>Orden</strong>s<br />

und unserer Einrichtungen<br />

Vom 24. bis 30. August trafen sich 30<br />

junge Barmherzige Brü<strong>der</strong> aus Deutschland,<br />

Österreich und Polen zur Scholastiker-Werkwoche<br />

in Kostenz. Pater Leodegar<br />

Klinger referierte über „Die Kirche<br />

Jesu Christi in unseren Einrichtungen“.<br />

Alljährlich treffen sich die Scholastiker,<br />

junge Brü<strong>der</strong> zwischen <strong>der</strong> Einfachen<br />

und Feierlichen Profess, um über ein bestimmtes<br />

Thema nachzudenken. Diesmal<br />

war es die „Kirche Jesu Christi“, welche Pater<br />

Leodegar Klinger, Prior und Krankenhausseelsorger<br />

in Regensburg, von verschiedenen<br />

Seiten beleuchtete. In seine Vorträge<br />

floss eine im Leben und in <strong>der</strong> Pastoral<br />

gereifte Spiritualität ein. Pater Leodegar<br />

ging es mehr um das innere Wesen <strong>der</strong> Kirche<br />

Jesu Christi als um ihr rein äußerliches<br />

Erscheinungsbild.<br />

Krise <strong>der</strong> Kirche<br />

Die Kirche in Europa befindet sich offensichtlich<br />

in einer Krise, welche verschiedene<br />

Ursachen hat. Ein wichtiger Grund für die<br />

Notlage dürfte sein, dass sich Gemeinden<br />

und Gemeinschaften zu sehr mit sich selbst<br />

beschäftigen, statt auf Jesus Christus, den<br />

Grund <strong>der</strong> Kirche, zu blicken. Trotz <strong>der</strong> Kirchenkrise<br />

gibt es hoffnungsvolle Aufbrüche,<br />

wie die Weltjugendtage, die engagier-<br />

ten Päpste Johannes Paul II. und Benedikt<br />

XVI. o<strong>der</strong> neue geistliche Gemeinschaften<br />

zeigen. Die Gläubigen haben den Auftrag,<br />

den Glauben tiefer zu entdecken und bewusster<br />

zu leben und das Evangelium Jesu<br />

in die Welt hineinzutragen. Zum wesentlichen<br />

Auftrag <strong>der</strong> Kirche gehört auch die<br />

Diakonie, in welcher die Liebe Gottes in <strong>der</strong><br />

Liebe zum Menschen spürbar werden soll.<br />

Wurzeln <strong>der</strong> Kirche<br />

Gruppenbild <strong>der</strong><br />

Teilnehmer <strong>der</strong><br />

Werkwoche<br />

Die Kirche hat ihre Wurzeln im Gottesvolk<br />

Israel. Das Alte Testament beginnt mit <strong>der</strong><br />

Erschaffung des Menschen. Gott sammelt<br />

sich in Abraham ein Volk und stiftet einen


Bund zwischen sich und <strong>der</strong> Menschheit.<br />

Der Weg des Volkes Gottes führte durch<br />

glanzvolle Zeiten, wie die Königszeit mit<br />

dem Bau des Tempels in Jerusalem, aber<br />

auch durch die Sklaverei in Ägypten und<br />

das Babylonische Exil. Obwohl die Israeliten<br />

ihrem Gott immer wie<strong>der</strong> untreu waren,<br />

blieb <strong>der</strong> Herr seinem Bund treu. Die Propheten<br />

trösteten und ermahnten das Volk<br />

und verhießen das Kommen des Messias.<br />

Dies erfüllte sich aus christlicher Sicht in<br />

Jesus Christus.<br />

Erfüllung in Jesus Christus<br />

Gott wurde in ihm Mensch, um die Menschen<br />

von Sünde und Schuld zu erlösen.<br />

Die Leidenschaft Gottes für seine Geschöpfe<br />

ging so weit, dass Jesus den Tod am<br />

Kreuz auf sich nahm, um die Menschheit<br />

zu retten. Die Liebe Gottes erwies sich dadurch<br />

als stärker, als <strong>der</strong> Hass und die Sünde<br />

des Menschen.<br />

Mit <strong>der</strong> Auferstehung Jesu begann die Zeit<br />

seiner Kirche. Am Ostertag trat Jesus in die<br />

Mitte <strong>der</strong> Apostel, sagte ihnen den Frieden<br />

zu und schenkte ihnen den Heiligen Geist<br />

(vgl. Joh 20,19-23). Auch beim Pfingstereignis<br />

empfingen die Jünger Jesu den<br />

Geist Gottes (Apg 2,4). Durch diese Ereignisse<br />

geschah Sammlung des neuen Volkes<br />

Gottes, <strong>der</strong> Kirche, welche ihr Leben dem<br />

Heiligen Geist verdankt. Die Kirche lebt aus<br />

dem Geheimnis des dreifaltigen Gottes und<br />

schenkt den Menschen durch Jesu Auftrag<br />

die Vergebung <strong>der</strong> Sünden. Kirche ist eine<br />

Sammlung Gottes, die in <strong>der</strong> Versammlung<br />

<strong>der</strong> Gemeinde vor Ort konkret wird. In ihrer<br />

Mitte wohnt Jesus Christus.<br />

Danach betrachteten die Scholastiker das<br />

Bild vom Weinstock und den Rebzweigen<br />

(Joh 15,1-17). Jesus Christus, <strong>der</strong> Sohn<br />

Gottes, ist <strong>der</strong> wahre Weinstock, durch welchen<br />

die Rebzweige, die Gläubigen, leben.<br />

Die Kirche muss immer mit dem Herrn verbunden<br />

bleiben, in ihm bleiben, um Frucht<br />

zu bringen.<br />

Mitte des kirchlichen Lebens<br />

Die Eucharistiefeier ist die Mitte allen kirchlichen<br />

Lebens. In heiliger Versammlung begegnen<br />

die Gläubigen Jesus Christus im<br />

Wort Gottes und <strong>der</strong> Eucharistie. Diese Begegnung<br />

stiftet Freundschaft zwischen<br />

Gott und den Menschen. Anhand des<br />

Messablaufs erklärte Pater Leodegar die<br />

verschiedenen Gesten und Texte <strong>der</strong> Heili-<br />

gen Messe in ihrem Sinngehalt. Gott selbst<br />

lädt uns zum Gottesdienst ein, damit wir<br />

ihm begegnen. Im Wortgottesdienst spricht<br />

Gott den Menschen in Liebe an und wartet<br />

auf die Antwort des Menschen, die sich im<br />

Glaubensbekenntnis kundtut. In <strong>der</strong> Gabenbereitung<br />

bringen die Gläubigen die<br />

von Gott geschenkten Gaben und sich<br />

selbst dar. Beim Abendmahl übertrug Jesus<br />

den Aposteln die Vollmacht, die Eucharistie<br />

zu feiern. Die Kirche, welche den Auftrag<br />

Jesu fortsetzt, bringt dem Vater die Opfergabe,<br />

Jesus Christus, dar. Gerade darin<br />

gründet die Kirche, welche zugleich heilig<br />

wie sündig, weil unvollendet, ist. In <strong>der</strong><br />

Feier <strong>der</strong> Liturgie werden die Gläubigen von<br />

Gott beschenkt und schenken sich Gott.<br />

Die Betrachtungen über die Feier <strong>der</strong> Eucharistie<br />

endeten mit dem Friedensgebet,<br />

in dem Jesus Christus uns den Herzensfrieden<br />

zusagt.<br />

Caritas als Wesensserum <strong>der</strong> Kirche<br />

Die Kirche Jesu Christi ist auch in den Einrichtungen<br />

des <strong>Orden</strong>s gegenwärtig. Sie<br />

feiert in ihnen die Sakramente, beson<strong>der</strong>s<br />

die Eucharistie, das Bußsakrament und die<br />

Krankensalbung und übt den Dienst <strong>der</strong><br />

Caritas aus. In den Einrichtungen <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> wird dadurch das Beispiel<br />

Jesu greifbar, <strong>der</strong> die Kranken heilte.<br />

Der heilige Johannes von Gott wurde mit<br />

dem Charisma <strong>der</strong> Hospitalität beschenkt<br />

und sorgte in Granada für arme und kranke<br />

Menschen. Sein Werk setzt sich in unserer<br />

Zeit fort. Für die Brü<strong>der</strong> und Mitarbeiter<br />

unserer Einrichtungen wurde die Charta<br />

<strong>der</strong> Hospitalität geschrieben, die zum tätigen<br />

Zeugnis für die barmherzige Liebe<br />

Gottes ermuntert. Die Kirche Jesu Christi<br />

ereignet sich gerade im Dienst <strong>der</strong> Nächstenliebe,<br />

wenn man in den bedürftigen<br />

Menschen Christus erkennt.<br />

Zur Präsenz <strong>der</strong> Kirche in den Einrichtungen<br />

gehört auch die Seelsorge. Die Seelsorger<br />

kommen im Auftrag Jesu Christi zu den<br />

Betreuten, um sie zu besuchen, nicht um<br />

sie zu missionieren. Die Sorge gilt nicht nur<br />

den kirchlich gebundenen Personen, son<strong>der</strong>n<br />

auch jenen, die den Glauben suchen<br />

o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>en Glaubens sind. Die Seelsorger<br />

versuchen, den Menschen Licht und<br />

Hoffnung aus dem Glauben heraus zu<br />

schenken.<br />

Neben den Vorträgen von Pater Leodegar<br />

Klinger fuhren die Scholastiker zu einer Besichtigung<br />

<strong>der</strong> Einrichtung für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ungen nach Reichenbach. Fra-<br />

ter Matthäus Lange führte die Brü<strong>der</strong> durch<br />

die barocke Kirche, die För<strong>der</strong>stätte und eine<br />

Wohngruppe und bot ihnen so einen<br />

guten Einblick in die Lebenswelt <strong>der</strong> Bewohner<br />

von Reichenbach. In Kostenz wurde<br />

auch das internationale brü<strong>der</strong>liche Miteinan<strong>der</strong><br />

mit Fußballspielen und einem<br />

Singabend gepflegt. Die Gottesdienste wurden<br />

in verschiedenen Sprachen gestaltet.<br />

Bei <strong>der</strong> Scholastikerwerkwoche wurde wie<strong>der</strong><br />

einmal deutlich, dass sich die Brü<strong>der</strong><br />

über die Grenzen <strong>der</strong> eigenen Provinz hinaus<br />

kennen lernen und vernetzen sollen.<br />

Der internationale Austausch gelang auch<br />

deshalb gut, weil alle Brü<strong>der</strong> trotz ihrer Verschiedenheit<br />

durch den Glauben und die<br />

Hospitalität zusammengehalten werden.<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

29


30<br />

Fortbildung <strong>der</strong> deutschsprachigen <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

zur Einführung in die „Mion-Studie“<br />

„Wenn Reibung Wärme erzeugt“<br />

Gemeinschaft und Apostolat<br />

im Zeichen <strong>der</strong> Hospitalität<br />

Vom 2. bis 5. Oktober 2008 trafen sich 32 Brü<strong>der</strong> im Kloster Kostenz, um sich im<br />

Rahmen einer Fortbildung mit <strong>der</strong> sogenannten „Mion-Studie“, unter an<strong>der</strong>em<br />

zum Stand und <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Ausbildung, auseinan<strong>der</strong>zusetzen. Der Namensgeber<br />

<strong>der</strong> Studie ist <strong>der</strong> italienische Salesianerpater Professor Renato Mion vom<br />

Soziologischen Institut <strong>der</strong> Fakultät für Erziehungswissenschaften an <strong>der</strong> Päpstlichen<br />

Universität <strong>der</strong> Salesianer in Rom.<br />

Nachdem <strong>der</strong> damalige <strong>Orden</strong>sgeneral<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Pater Pascual<br />

Piles 2005 eine Befragung im Gesamtorden<br />

initiiert hatte, bei dem es um eine<br />

Bestandsaufnahme ging, war nach Eingang<br />

<strong>der</strong> über 1000 beantworteten Fragebögen<br />

die Auswertung angezeigt. Die Ergebnisse<br />

konnten 2006 beim Generalkapitel von Pater<br />

Mion präsentiert werden und wurden<br />

schließlich bei <strong>der</strong> Fortbildung in Kostenz<br />

vom deutschsprachigen Teil des <strong>Orden</strong>s<br />

aufgearbeitet.<br />

Als Referent und Mo<strong>der</strong>ator <strong>der</strong> Tagung<br />

konnte <strong>der</strong> österreichische Jesuitenpater<br />

Alois Riedlsperger vom Kardinal-König-<br />

Haus in Wien gewonnen werden. Er ver-<br />

stand es während <strong>der</strong> Tage, den Brü<strong>der</strong>n<br />

nicht nur eine gute Einführung in das Verstehen<br />

soziologischer Untersuchungen zu<br />

geben und sie mit <strong>der</strong> Studie vertraut zu<br />

machen, son<strong>der</strong>n mo<strong>der</strong>ierte auch in ebenso<br />

angenehmer wie zielgerichteter Art und<br />

Weise den Prozess <strong>der</strong> Gruppenarbeiten<br />

und das Evaluieren <strong>der</strong> Ergebnisse. Dass<br />

Frater Richard Bin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>zeit Noviziatsleiter,<br />

seinerzeit den Fragebogen mitkonzipierte<br />

und ebenso an <strong>der</strong> Fortbildung teilnahm,<br />

war sehr hilfreich.<br />

In Anlehnung an die Kapitel <strong>der</strong> Studie<br />

glie<strong>der</strong>te sich die Fortbildung thematisch in<br />

die Bereiche: „Identifikation und Sendung“,<br />

„Leben in Gemeinschaft“, „Ausbildung und<br />

ständige Weiterbildung“ sowie „Gewinnung<br />

und Erhaltung von Berufungen“. In<br />

<strong>der</strong> Einführung erörterte Pater Riedlsperger<br />

Sinn und Zweck einer soziologischen Studie:<br />

Als Arbeitsinstrument zu konkreten<br />

Fragestellungen möchte sie vor allem eine<br />

persönliche Hilfe zum Verstehen sein. Dabei<br />

Spannung zwischen Gemeinschaftsleben<br />

und Apostolat<br />

ergeben sich erste Spannungen, wenn „von<br />

außen“ objektiv und distanziert Sachverhalte<br />

dargestellt werden, die „von innen“, bzw.<br />

aus Sicht des <strong>Orden</strong>s zuweilen nachdenklich<br />

stimmen, zum Beispiel im Hinblick auf<br />

Ursachen, weshalb Brü<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> den <strong>Orden</strong><br />

verlassen und austreten.<br />

Als Schwerpunkte behandelt die Studie neben<br />

dem Thema „Ausbildung“ auch den<br />

Bereich „Berufungspastoral“, also das Bemühen,<br />

wie Interessenten mit dem <strong>Orden</strong><br />

vertraut gemacht werden können. Als<br />

Orientierungs- und Urteilshilfe macht die<br />

Studie Aussagen zu Faktoren, die <strong>Orden</strong>sleben<br />

begünstigen, zum Beispiel die Beheimatung<br />

im <strong>Orden</strong> durch eine gute Gemeinschaft<br />

und nennt auch Faktoren, die das<br />

Leben als <strong>Orden</strong>schrist erschweren, zum<br />

Beispiel die Vernachlässigung des eigenen<br />

spirituellen Lebens.<br />

Zu den genannten Bereichen <strong>der</strong> Studie<br />

fanden jeweils im Anschluss an Impulsreferate<br />

Arbeitsgruppen statt, in denen die verschiedenen<br />

Aspekte näher beleuchtet wurden<br />

und genährt von persönlichen Erfahrungen<br />

diskutiert werden konnten. Danach<br />

wurden die Ergebnisse im Plenum zusammengetragen<br />

und für die weitere Arbeit<br />

mit <strong>der</strong> Studie festgehalten.<br />

Dabei wurde allen Brü<strong>der</strong>n deutlich, auf<br />

was es in <strong>der</strong> Ausbildung ankommt: Neben<br />

einer breit angelegten spezifischen<br />

fachlichen Ausbildung, wie Krankenpflege<br />

o<strong>der</strong> Heilerziehungspflege, ist es wichtig,<br />

auf eine fundierte religiös-spirituelle<br />

Ausbildung zu achten, in <strong>der</strong> auch <strong>der</strong><br />

komplexe Begriff „Pastoral“ nicht zu kurz<br />

kommt.<br />

Nach Abschluss <strong>der</strong> Grundausbildung ist es<br />

wichtig für den <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>, sich<br />

regelmäßig weiterzubilden und dies ein Leben<br />

lang. Gerade gemeinsame Fort- und<br />

Weiterbildungen mit den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern <strong>der</strong> verschiedenen Einrichtungen<br />

wurden hier als sehr positiv erlebt<br />

und als echte Bereicherung erfahren.


Wärme, die entsteht, ist ein<br />

Synergieeffekt <strong>der</strong> Hospitalität<br />

Im Hinblick auf die konkreten Konvente vor<br />

Ort ist es wichtig, als einzelner Bru<strong>der</strong>, wie<br />

als Gemeinschaft in <strong>der</strong> Einrichtung, eine<br />

klare Aufgabe und einen klaren Auftrag zu<br />

haben. Dies vermeidet negative Reibung<br />

aufgrund von gegenseitiger Unsicherheit.<br />

Sicherheit und Stütze stellt zudem eine<br />

Form von Gemeinschaft dar, die neben<br />

Struktur und Stabilität hinsichtlich des Gebetes<br />

und <strong>der</strong> Liturgie auch den Rahmen<br />

bietet, um den Glauben miteinan<strong>der</strong> zu teilen<br />

und sich gegenseitig als Gemeinschaft<br />

von Glaubenden zu erleben. Gemeinsame<br />

Glaubensgespräche, wie etwa das gemeinsame<br />

Sprechen und Auslegen <strong>der</strong> Heiligen<br />

Schrift, können hier zur Quelle geistiger<br />

und geistlicher Erneuerung werden. Gerade<br />

auch das Erleben von echter brü<strong>der</strong>licher<br />

Gemeinschaft kennzeichnete die Tage in<br />

Kostenz.<br />

Wenn die eine Säule des Lebens als Barmherziger<br />

Bru<strong>der</strong> das Glaubens- und Gebetsleben<br />

ist, das beson<strong>der</strong>s im Gemeinschaftsleben<br />

zur Ausgestaltung kommt, so ist die<br />

zweite tragende Säule das Apostolat. O<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>s gesagt: <strong>der</strong> Dienst am Mitmenschen,<br />

sei es ein alter Mensch, ein kranker Mensch,<br />

ein Mensch mit Behin<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> ein<br />

Mensch, <strong>der</strong> in an<strong>der</strong>er Hinsicht hilfsbedürftig<br />

ist. Genährt durch das Gebet und<br />

den Glauben wollen die Brü<strong>der</strong> hier gemeinsam<br />

mit den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern <strong>der</strong> jeweiligen Dienstgemeinschaften<br />

ein Beispiel authentischer Nächstenliebe<br />

geben nach dem Beispiel des heiligen<br />

Johannes von Gott.<br />

Hier zeigt sich auch nach den Ergebnissen<br />

<strong>der</strong> Mion-Studie die größte Spannung bzw.<br />

Reibung im Leben des <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>s:<br />

Denn wenn zum Beispiel ein Bru<strong>der</strong><br />

einen Schichtdienst im Krankenhaus hat,<br />

kann er, wie ein Mitarbeiter eben, nicht<br />

gleichzeitig bei seiner Familie sein. Diese<br />

Reibung wird je nach Ausgestaltung als negativ<br />

erfahren. Sie kann aber ebenso umgedeutet<br />

werden im Stil des heiligen Johannes<br />

von Gott, wie es ein alter Grundsatz<br />

des <strong>Orden</strong>s besagt, nach dem uns im<br />

Dienst zum Beispiel am kranken o<strong>der</strong> be-<br />

Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />

Einführung <strong>der</strong> Mion-Studie<br />

hin<strong>der</strong>ten Menschen Christus selbst begegnet.<br />

Wenn es nun stimmt, dass dieser<br />

„Krankendienst“ auch „Gottesdienst“ ist, so<br />

wird sich <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> dies erlebt, auch<br />

um sein geistliches Leben bemühen. Die<br />

Spannung o<strong>der</strong> Reibung, die dann zwischen<br />

dem Gemeinschaftsleben und dem<br />

Apostolat entsteht, erzeugt dann nicht<br />

mehr Reibungsverlust, subjektiv erlebt als<br />

Mangel, son<strong>der</strong>n vielmehr „Wärme“. Nicht<br />

das „entwe<strong>der</strong> Gemeinschaft o<strong>der</strong> Apostolat“<br />

macht den <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong> zum<br />

Nachfolger des heiligen Johannes von Gott,<br />

son<strong>der</strong>n das „sowohl Gemeinschaft als<br />

auch Apostolat“. Und die Wärme, die entsteht,<br />

ist ein Synergieeffekt <strong>der</strong> Hospitalität.<br />

Frater Matthaeus Lange<br />

31


32<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

Vereinigungsprozess<br />

<strong>der</strong> polnischen <strong>Orden</strong>steile<br />

Im November 2007 fand in Wroclaw<br />

(Breslau) die erste Sitzung <strong>der</strong> Koordinationsgruppe<br />

des Vereinigungsprozesses<br />

zwischen <strong>der</strong> Polnischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

und <strong>der</strong> Schlesischen Generaldelegatur<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> statt.<br />

Sie besteht aus den Definitorien <strong>der</strong> beiden<br />

<strong>Orden</strong>steile unter dem Vorsitz von<br />

Frater Rudolf Knopp, dem regional zuständigen<br />

Generalrat. In <strong>der</strong> ersten Sitzung<br />

wurde eine Gesamtstrategie entwickelt und<br />

die Bearbeitung <strong>der</strong> Themenschwerpunkte<br />

Berufungspastoral und Grundausbildung<br />

festgelegt. Der Zeitpunkt <strong>der</strong> Vereinigung<br />

ist noch offen und abhängig davon, wie<br />

sich die Zusammenarbeit intensivieren lässt.<br />

Seitens <strong>der</strong> Generalkurie ist das Jahr 2010<br />

angedacht.<br />

Sitzend von links: Frater Krzysztof Fronczak,<br />

Provinzial <strong>der</strong> polnischen Provinz, Generalrat<br />

Frater Rudolf Knopp, Frater Kazimierz<br />

Wasik c<br />

(Schlesische Generaldelegatur)<br />

Stehend von links: Frater Andrzej Zawalski<br />

(Schlesische Generaldelegatur), Frater Pawel<br />

Kulka (Polnische Provinz), Frater Karol<br />

Siembab, Generaldelegat <strong>der</strong> Schlesischen<br />

Generaldelegatur, Frater Albert Ch. Dorociak<br />

(Polnische Provinz) und Frater Maciej<br />

Urbanski( ’ Schlesische Generaldelegatur)<br />

Interprovinzielle Kommission<br />

Mittel- und Osteuropa gegründet<br />

Am 11. und 12. Oktober 2007 fand in<br />

Wien die Gründungsversammlung <strong>der</strong><br />

neuen Interprovinziellen Kommission <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> für Mittel- und<br />

Osteuropa statt.<br />

Sie entstand durch die Vereinigung <strong>der</strong><br />

Interprovinziellen Kommission Mitteleuropas<br />

(gegründet 1985) und <strong>der</strong> Inter-<br />

provinziellen Kommission Polens (gegründet<br />

1991). Mitglie<strong>der</strong> sind Provinzial Frater<br />

Emerich Steigerwald aus <strong>Bayern</strong> (Vorsitzen<strong>der</strong>),<br />

Generalrat Frater Rudolf<br />

Knopp, Provinzial Frater Ulrich Fischer<br />

(Österreich), Generaldelegat Frater Karol<br />

Siembab (Schlesien), Provinzial Frater<br />

Martin Macek (Böhmisch-Mährische Provinz),<br />

Provinzial Frater Krzysztof Fronczak<br />

(Polnische Provinz) und Bernhard Zahrl<br />

vom Provinzialat in Wien als Sekretär.<br />

Die Kommission bestellte eine Arbeitsgruppe<br />

„Berufungspastoral und Grundausbildung“,<br />

die aus den entsprechenden<br />

Magistri und Verantwortlichen <strong>der</strong> Berufungspastoral<br />

besteht.


Neurochirurgische Intensivstation<br />

in Kattappana eröffnet<br />

Am 13. Dezember 2007 hat Generalprior<br />

Frater Donatus Forkan in Kattappana/Indien<br />

eine neurochirurgische Intensivstation<br />

eröffnet, <strong>der</strong>en Einrichtung maßgeblich<br />

mit Mitteln <strong>der</strong> bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

unterstützt wurde.<br />

Nach <strong>der</strong> Segnung durch Krankenhausseelsorger<br />

Pater Peter Thomas drückte<br />

<strong>der</strong> Generalprior in einem Grußwort seine<br />

Freude darüber aus, dass in diesem Krankenhaus<br />

nun eine weitere Abteilung zur<br />

Verfügung steht. Es entspreche dem Geist<br />

des <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>s Johannes von Gott,<br />

dass die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> durch den<br />

Einsatz mo<strong>der</strong>nster Techniken eine zukunftsweisende<br />

Patientenversorgung ermöglichen.<br />

Auf <strong>der</strong> neuen Intensivstation<br />

können drei Patienten versorgt und mit<br />

mo<strong>der</strong>nen Monitoren überwacht werden.<br />

Darüber hinaus steht dem Neurochirurgen<br />

Dr. Mahesh exklusiv ein Operationssaal zur<br />

Verfügung.<br />

Neben dem Generalprior <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> nahmen an <strong>der</strong> Eröffnung unter<br />

an<strong>der</strong>em teil: Generalrat Frater Vincent<br />

Generalprior Frater Donatus Forkan und<br />

die Generalräte weilten vom 9. bis 15. Januar<br />

in <strong>Bayern</strong>; das Generaldefinitorium<br />

traf sich zu einer Klausurtagung im Kloster<br />

Kostenz.<br />

Den Aufenthalt in <strong>Bayern</strong> nutzten <strong>der</strong><br />

General und seine Räte am 11. Januar<br />

auch zu einem Besuch in den Einrichtun-<br />

Kochamkunnel, <strong>der</strong> frühere Generalprior<br />

Frater Brian O’Donnell, <strong>der</strong> indische Provinzial<br />

Frater Augustine Polaprayil, einige<br />

Johannes-von-Gott-Schwestern und Mitarbeiter<br />

des Krankenhauses.<br />

Frater Pius Manithottiyil<br />

Versammlung<br />

<strong>der</strong> höheren Oberen<br />

Vom 26. bis 30. November 2007 fand<br />

in Rom die Versammlung <strong>der</strong> höheren<br />

Oberen <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> statt.<br />

Ein Jahr nach dem Abschluss des Generalkapitels<br />

und nach Durchführung <strong>der</strong><br />

Provinzkapitel ging es <strong>der</strong> Generalleitung<br />

des <strong>Orden</strong>s darum, gemeinsam mit den<br />

Provinzialen und Generaldelegaten Fragen<br />

und Maßnahmen zu erörtern, die von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung für den <strong>Orden</strong> sind.<br />

Unter an<strong>der</strong>em standen Situationsberichte<br />

gen <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Straubing.<br />

Darüber hinaus begaben sie sich am Sonntag,<br />

den 13. Januar auf die Spuren von Frater<br />

Eustachius Kugler. Nach einem Gottesdienst<br />

in dessen Geburtsort Neuhaus und<br />

einem Abstecher nach Nittenau besichtigten<br />

sie das Kloster und die Einrichtung <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Reichenbach und<br />

das Krankenhaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> einzelnen Generalräte über ihre jeweiligen<br />

Arbeitsgebiete auf <strong>der</strong> Tagesordnung,<br />

außerdem Themen wie professionelle<br />

Standards <strong>der</strong> Hospitalität, Errichtung einer<br />

juristischen Person des öffentlichen<br />

Rechts im <strong>Orden</strong>, Bildung und Wertevermittlung<br />

an die Mitarbeiter, <strong>Orden</strong>sauftrag<br />

und Charismatisches Management. Darüber<br />

hinaus bot die Konferenz Gelegenheit<br />

zu einem besseren Kennenlernen <strong>der</strong> Oberen<br />

untereinan<strong>der</strong>.<br />

Johann Singhartinger<br />

Generalleitung zu Klausurtagung in <strong>Bayern</strong><br />

<strong>Orden</strong>sgeneral Frater Donatus Forkan und Provinzial Frater Emerich Steigerwald besuchen<br />

mit <strong>der</strong> Generalleitung des <strong>Orden</strong>s die Eustachius Kugler - Kapelle in Neuhaus.<br />

Ein Blick in die neue Station<br />

Frater Rudolf Knopp feierte seinen<br />

50. Geburtstag.<br />

in Regensburg. Generalrat Frater Rudolf<br />

Knopp blieb noch ein paar Tage länger in<br />

<strong>Bayern</strong> und nahm am 16. und 17. Januar<br />

in Bad Wörishofen an einer Sitzung <strong>der</strong><br />

Interprovinziellen Kommission teil. Am<br />

18. Januar feierte er im Kreise zahlreicher<br />

Mitbrü<strong>der</strong> und Mitarbeiter <strong>der</strong> bayerischen<br />

Provinz und weiterer Gäste seinen 50. Geburtstag.<br />

33


34<br />

Missionswoche 2008 für Vietnam<br />

Frater Vincent Kochamkunnel<br />

stellt das geplante<br />

Rehabilitations-Zentrum vor<br />

Generalrat Frater Vincent Kochamkunnel hielt sich Ende April in<br />

<strong>Bayern</strong> auf, um bei Missionstagen über die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> in Vietnam und das in Tan Bien geplante Rehabilitations-<br />

Zentrum zu informieren. Die Spenden <strong>der</strong> diesjährigen Missionswoche<br />

werden für den Bau dieses Zentrums verwendet.<br />

Frater Vincent Kochamkunnel<br />

bei seinem Vortrag in Gremsdorf<br />

In Tan Bien besteht bereits ein ambulantes<br />

Zentrum <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>, in <strong>der</strong> viele Patienten<br />

mit Lähmungserkrankungen behandelt<br />

werden. 30 Prozent <strong>der</strong> Patienten<br />

leiden unter den Folgen von Verkehrs- und<br />

Arbeitsunfällen, 60 Prozent an den Folgen<br />

von Schlaganfällen und 10 Prozent an Bewegungsschwierigkeiten<br />

aufgrund von<br />

Gicht und Gelenksentzündungen.<br />

Das neue stationäre Rehabilitations-Zentrum<br />

ist wichtig, da die Behandlung in<br />

dem ambulanten Zentrum mindestens drei<br />

Monate dauert. Dies bedeutet, dass Patienten,<br />

die von weit her kommen, eine Unterkunft<br />

für die Dauer <strong>der</strong> Behandlung benötigen.<br />

Die Brü<strong>der</strong> bringen bereits ca. 50<br />

solcher Patienten in kleinen Häusern unter.<br />

Doch die meisten müssen bei Verwandten<br />

unterkommen o<strong>der</strong> etwas in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong><br />

Klinik mieten, was hohe Kosten für diese<br />

Patienten bedeutet. Außerdem benötigen<br />

sie wegen <strong>der</strong> Bewegungseinschränkung<br />

eine Umgebung, in <strong>der</strong> für sie gesorgt wird<br />

und in <strong>der</strong> sie die Übungen und Anwendungen<br />

machen können, die ihnen<br />

verschrieben werden. Die angemieteten<br />

Räumlichkeiten haben einen sehr niedrigen<br />

Standard, was Sauberkeit anbelangt. Zudem<br />

ist eine spirituelle, geistliche und<br />

psychologische Betreuung <strong>der</strong> Patienten<br />

wegen <strong>der</strong> meist größeren Entfernung oft<br />

nicht möglich.<br />

Daher möchten die Brü<strong>der</strong> in Tan Bien ein<br />

Rehabilitations-Zentrum mit 210 Betten<br />

bauen, damit sie alle Patienten unter einem<br />

Dach versorgen können. Für den Vortrag<br />

von Frater Vincent Kochamkunnel in<br />

Bad Wörishofen, Regensburg, Straubing<br />

und Gremsdorf hatten engagierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter den Tag vorbereitet<br />

und ein ansprechendes „Rahmenprogramm“<br />

für ihre Kolleginnen und Kollegen


sowie die Gäste organisiert. Das Angebot<br />

wurde dann auch gerne angenommen und<br />

Frater Vincent kehrte nach dieser Woche in<br />

<strong>Bayern</strong> dankbar nach Rom zurück.<br />

In einem Brief, <strong>der</strong> an Provinzial Frater<br />

Emerich Steigerwald gerichtet war, bedankte<br />

sich Frater Vincent Kochamkunnel<br />

für die großzügige Spende von 50 000<br />

Frater William Gagnon und zwei weitere<br />

kanadische Barmherzige Brü<strong>der</strong> gingen<br />

1952 nach Vietnam und gründeten am 17.<br />

Januar 1952 in Bui Chu im Norden des<br />

Landes die erste Nie<strong>der</strong>lassung des <strong>Orden</strong>s.<br />

Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges<br />

flüchteten die Brü<strong>der</strong> 1954 in den Süden<br />

und ließen sich in Tan Bien nie<strong>der</strong>. Tan<br />

Bien gehört zur Dong Nai Provinz (Hauptstadt:<br />

Bien Hoa) mit ca. 2,5 Millionen Einwohner<br />

und ist etwa 40 Kilometer entfernt<br />

von <strong>der</strong> größten und wirtschaftlich bedeutendsten<br />

Stadt Ho Chi Minh City (früher:<br />

Saigon). Ho Chi Minh City hat sieben Millionen<br />

Einwohner.<br />

Verstaatlichung 1975<br />

Im Jahre 1954 haben die Brü<strong>der</strong> ein allgemeines<br />

Krankenhaus mit 250 Betten für arme<br />

Menschen in Tan Bien eingerichtet. Frater<br />

William Gagnon und die Mitbrü<strong>der</strong> aus<br />

Kanada konnten vielen Menschen bei ihren<br />

Nöten und Leiden helfen. Das Grab von Frater<br />

William ist auch heute noch ein viel besuchter<br />

Ort. Er wurde am 16. Mai 1905 geboren<br />

und starb am 28. Februar 1972 in<br />

Tan Bien. Nach dem Ende des Vietnam-<br />

Krieges wurde das Krankenhaus 1975 von<br />

den kommunistischen Behörden beschlagnahmt<br />

und verstaatlicht. Die kanadischen<br />

Brü<strong>der</strong> mussten das Land verlassen. Das<br />

Krankenhaus trägt heute den Namen ‚Unity<br />

Hospital’ = ‚Krankenhaus <strong>der</strong> Einheit’ und<br />

sechs Barmherzige Brü<strong>der</strong> sind dort als Mitarbeiter<br />

tätig.<br />

Viele Jahre gab es zu den vietnamesischen<br />

Brü<strong>der</strong>n nur sporadische Kontakte, die<br />

größtenteils über die französische Provinz<br />

liefen. In jüngster Vergangenheit hat sich<br />

die Lage jedoch wesentlich verbessert.<br />

Weiterhin schwierig ist aber, die Erlaubnis<br />

dafür zu erhalten, dass Vertreter <strong>der</strong> Kirche<br />

aus dem Ausland in einem <strong>Orden</strong>shaus<br />

wohnen dürfen, wenn sie zu Besuch kom-<br />

Euro für das Projekt in Vietnam. Frater<br />

Vincent verspricht darin ebenfalls, über<br />

den Beginn und den Verlauf des Projektes<br />

zu berichten. Er richtet noch liebe Grüße<br />

und seine persönliche Dankbarkeit für die<br />

gelungene Missionswoche an alle Mitbrü<strong>der</strong><br />

und Mitarbeiter.<br />

Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

in Vietnam<br />

men. Ebenso schwierig ist es, dass einheimischen<br />

vietnamesischen <strong>Orden</strong>sleuten die<br />

Ausreise genehmigt wird.<br />

Traditionelle Medizin<br />

Nach <strong>der</strong> Verstaatlichung des Krankenhauses<br />

in Tan Bien begannen die vietnamesischen<br />

Brü<strong>der</strong> unter primitiven Bedingungen<br />

mit <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> traditionellen vietnamesischen<br />

Medizin und <strong>der</strong> Akupunktur.<br />

Mehrere einheimische Brü<strong>der</strong> haben das Diplom<br />

zur Ausübung <strong>der</strong> orientalischen Medizin<br />

und <strong>der</strong> Akupunktur erlangt. Außerdem<br />

führen die Brü<strong>der</strong> einen Betrieb zur<br />

Herstellung von Heilkräuterpräparaten, die<br />

Die Behandlung eines Kindes.<br />

sie nicht nur in ihren Sozialstationen und<br />

Ambulanzen vertreiben, son<strong>der</strong>n auch an<br />

die umliegenden Krankenhäuser abgeben.<br />

Da sich die Behandlungen mit traditioneller<br />

Medizin und Akupunktur großer Beliebtheit<br />

erfreuten und zu sehr guten Heilerfolgen<br />

führten, nahm die Anzahl <strong>der</strong> Patienten<br />

beständig zu. So wurde im Jahre<br />

1996 in Tan Bien ein ambulantes Behandlungszentrum<br />

errichtet, das täglich von etwa<br />

250 bis 300 Patienten besucht wird und<br />

Behandlungen wie Akupunktur, Massagen,<br />

Physiotherapie usw. anbietet. Hier sind<br />

Das Gruppenfoto <strong>der</strong> vietnamesischen Brü<strong>der</strong><br />

zeigt, wie „jung“ die Provinz ist, die unter<br />

dem Patronat <strong>der</strong> „Seligen Jungfrau Maria<br />

vom Heiligen Geist“ steht.<br />

heute 14 Barmherzige Brü<strong>der</strong>, 42 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter und zahlreiche<br />

ehrenamtliche Helfer tätig. Die meisten Patienten<br />

stammen aus armen Familien. Sie<br />

erhalten die Behandlungen kostenlos und<br />

zahlen nur für die verordneten Kräuterund<br />

Natur-Medikamente. Unsere Mitbrü<strong>der</strong><br />

sind im ganzen Land die einzigen Spezialisten<br />

im Bereich <strong>der</strong> traditionellen Medizin<br />

und Akupunktur.<br />

Seit 1976 besteht in Thanh Son eine weitere<br />

Nie<strong>der</strong>lassung. Dort begannen die Brü<strong>der</strong><br />

im Jahre 1995 gleichfalls mit einem<br />

ambulanten Zentrum für traditionelle Medizin,<br />

Akupunktur und Physiotherapie. Derzeit<br />

bieten die Brü<strong>der</strong> in Tan Bien, Thanh<br />

Son, Suoi Nho/Nagoa (seit 1996) und La<br />

Ngá (seit 1997) traditionelle Kräuter- und<br />

Naturheilmittel sowie Behandlungen mit<br />

Akupunktur und Physiotherapie an.<br />

Viel versprechende Zukunft<br />

In mehreren Pfarrgemeinden sind Bru<strong>der</strong>schaften<br />

des heiligen Johannes von Gott<br />

mit jeweils mehr als 30 Mitglie<strong>der</strong>n entstanden,<br />

die Krankenbesuche machen und<br />

Sterbende begleiten. Der feierliche Anschluss<br />

dieser an <strong>der</strong> Gestalt des heiligen<br />

Johannes von Gott orientierten Pfarrgruppen<br />

fand während des Besuches von Pater<br />

General Pascual Piles im Jahre 1995 statt.<br />

Trotz großer Einschränkungen gelang es<br />

den vietnamesischen Brü<strong>der</strong>n, viele junge<br />

Brü<strong>der</strong> zu gewinnen und dem <strong>Orden</strong>snachwuchs<br />

eine solide Ausbildung zu geben.<br />

Zurzeit gehören zur vietnamesischen Provinz<br />

53 Brü<strong>der</strong> mit feierlicher Profess, 14<br />

Brü<strong>der</strong> mit einfacher Profess, 10 Novizen,<br />

6 Postulanten, 19 Präpostulanten (die eine<br />

Krankenpflegeausbildung absolvieren) und<br />

13 Aspiranten.<br />

Frater Alfons Höring


Von je<strong>der</strong> Provinz nahmen in <strong>der</strong> Regel<br />

zwei Brü<strong>der</strong> und ein Mitarbeiter bzw.<br />

eine Mitarbeiterin teil. Die Bayerische Provinz<br />

wurde vertreten durch Provinzial Frater<br />

Emerich Steigerwald, Provinzsekretär<br />

Frater Eduard Bauer und mir, Karl Fries.<br />

Bereits am Samstag, den 30. August, flogen<br />

wir von München nach Madrid, wo wir<br />

vom Provinzsekretär <strong>der</strong> Kastilischen Provinz,<br />

Frater Angel, abgeholt und mit dem<br />

Auto in das ca. 50 Kilometer entfernte<br />

Konferenzzentrum „San Juan de Dios“ <strong>der</strong><br />

Provinz gebracht wurden. Es gehört zu Los<br />

Molinos, das in einer Senke östlich des<br />

Hochtales des Rio Guadarrama ca. 1.100<br />

Meter über dem Meeresspiegel liegt. Am<br />

Sonntag nahmen wir an dem Ausflug nach<br />

Segovia teil, <strong>der</strong> für die Kongressteilnehmer<br />

angeboten wurde. Segovia ist eine<br />

wun<strong>der</strong>schöne Stadt, <strong>der</strong>en Baugeschichte<br />

von <strong>der</strong> römischen bis in die gegenwärtige<br />

Zeit reicht.<br />

III. Regionalkonferenz Europa in Spanien<br />

Der <strong>Orden</strong><br />

setzt Prioritäten<br />

Vom 1. bis 5. September fand in Los Molinos, Spanien, die<br />

III. Regionalkonferenz <strong>der</strong> 13 europäischen Provinzen des <strong>Orden</strong>s und<br />

<strong>der</strong> Schlesischen Generaldelegatur statt. Sie stand unter dem Motto<br />

„Prioritäten des <strong>Orden</strong>s in Europa heute“ und war von den Generalräten<br />

Frater Rudolf Knopp und Pater Jesús Etayo vorbereitet worden.<br />

Am Montag wurde nach einem gemeinsamen<br />

Gottesdienst die Regionalkonferenz<br />

durch Generalprior Frater Donatus Forkan<br />

eröffnet. Sie dauerte bis Freitagabend und<br />

wurde nach <strong>der</strong> Verabschiedung des Abschlussdokuments<br />

und <strong>der</strong> Schlussansprache<br />

von Pater General wie<strong>der</strong> mit einem gemeinsamen<br />

Gottesdienst abgeschlossen. Es<br />

gab jeweils vormittags und nachmittags einen<br />

Arbeitsblock, <strong>der</strong> sich unterteilte in Impulsreferate,<br />

Gruppenarbeit nach Sprachen<br />

und Mitteilung <strong>der</strong> Ergebnisse im Plenum.<br />

Die Konferenz wurde mo<strong>der</strong>iert von Schwester<br />

Lourdes Fernández Loeches von <strong>der</strong><br />

Kongregation <strong>der</strong> Heiligsten Herzen Jesu<br />

und Mariens (SSCC) und von Dolmetschern<br />

simultan übersetzt.<br />

Folgende Schwerpunktthemen<br />

wurden bearbeitet:<br />

Schule <strong>der</strong> Hospitalität, Finanzierung <strong>der</strong><br />

<strong>Orden</strong>smissionen, Rolle <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> und<br />

Mitarbeiter in <strong>der</strong> Zukunft, Akzente <strong>der</strong><br />

Gruppenbild mit<br />

den Teilnehmern<br />

<strong>der</strong> Europäischen<br />

Regionalkonferenz<br />

Pastoral in den Einrichtungen, Überarbeitung<br />

<strong>der</strong> Generalstatuten, Bioethik und<br />

ethische Fragen in <strong>der</strong> praktischen Arbeit,<br />

Zusammenarbeit in <strong>der</strong> medizinischen Forschung<br />

und die Notwenigkeit einer Vertretung<br />

des <strong>Orden</strong>s in Brüssel.<br />

Der Kongress verlief trotz mancher Sprachschwierigkeiten<br />

sehr harmonisch. Die Zugehörigkeit<br />

zur „<strong>Orden</strong>sfamilie“ und die gemeinsamen<br />

Ziele stellten sehr schnell eine<br />

freundschaftliche Verbundenheit her. Am<br />

Samstag konnten wir noch Einrichtungen<br />

des <strong>Orden</strong>s in Madrid besichtigen, am<br />

Sonntag, <strong>der</strong> zu unserer freien Verfügung<br />

stand, erkundeten wir die Stadt Madrid.<br />

Vor allem beeindruckte uns das Fußballstadion<br />

von Real Madrid, das sich ganz in <strong>der</strong><br />

Nähe des Provinzialats befindet. Insgesamt<br />

durften wir wertvolle Erfahrungen sammeln<br />

und Meinungen austauschen. Wir kamen<br />

zu guten Arbeitsergebnissen, die meiner<br />

Meinung nach für die Zukunft und das Zusammenwachsen<br />

des <strong>Orden</strong>s in Europa<br />

wegweisend sein werden.<br />

Karl Fries


Generalkonferenz in Los Molinos<br />

„Abgabe von Macht und<br />

Kompetenz setzt Vertrauen<br />

voraus“<br />

Bei <strong>der</strong> Europäischen Regionalkonferenz<br />

des <strong>Orden</strong>s in Los Molinos hat Karl Fries,<br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

gemeinnützige Träger GmbH, ein Statement<br />

abgegeben zum Thema „Der Weg<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> und ihrer Mitarbeiter<br />

in <strong>der</strong> Zukunft“. Wir dokumentieren<br />

es hier in Auszügen.<br />

Als ich 1977 bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n<br />

in Reichenbach, einer Einrichtung<br />

für behin<strong>der</strong>te Menschen, meinen Dienst<br />

antrat, war <strong>der</strong> Prior nicht nur Oberer des<br />

Konvents, son<strong>der</strong>n auch zugleich Direktor<br />

<strong>der</strong> Einrichtung. Die Brü<strong>der</strong> arbeiteten in<br />

<strong>der</strong> Betreuung und Pflege mit und hatten<br />

meist auch die Stations-/Gruppenleitung<br />

inne. Es gab natürlich auch Mitarbeiter;<br />

aber <strong>der</strong> Prior war praktisch für alles zuständig,<br />

sei es Verwaltung, Personalwesen,<br />

Hauswirtschaft, Konzeptentwicklung und<br />

<strong>der</strong>gleichen. Er war also für alle Abteilungen<br />

und Bereiche <strong>der</strong> Chef, mit Ausnahme<br />

<strong>der</strong> Stations-/Gruppenleitung, die in <strong>der</strong><br />

Regel von Brü<strong>der</strong>n wahrgenommen wurde,<br />

sowie dem technischen Dienst. Ansonsten<br />

bestanden in den Einrichtungen keine Leitungsstrukturen,<br />

zumindest nicht offiziell.<br />

Mit <strong>der</strong> sehr positiven Entwicklung <strong>der</strong><br />

apostolischen Werke, seinerzeit noch sehr<br />

großzügig vom Staat unterstützt, wurden<br />

immer mehr Mitarbeiter angestellt.<br />

Die <strong>Orden</strong>sberufungen gingen bereits in<br />

den 80er Jahren deutlich zurück. Die aktiven<br />

Brü<strong>der</strong> wurden älter, so dass es immer<br />

notwendiger wurde, Mitarbeiter in Leitungsfunktionen<br />

zu berufen. Leitung bedeutet<br />

aber nicht nur Verantwortung, son<strong>der</strong>n<br />

auch Entscheidungskompetenz. Wir<br />

reden also letztendlich auch von Machtübertragung.<br />

Macht ist ja grundsätzlich<br />

nichts Schlechtes; es ist nur eine Frage, wie<br />

man sie ausübt. Macht- und Kompetenzabgabe<br />

setzt daher immer Vertrauen voraus.<br />

<strong>Orden</strong>sgemeinschaften funktionieren<br />

im Prinzip wie eine Familie. Das einzelne<br />

Mitglied sorgt sich für den an<strong>der</strong>en, wird<br />

aber auch von den an<strong>der</strong>en umsorgt und<br />

erfährt somit Geborgenheit. Deshalb ist es<br />

ganz natürlich zu verstehen, dass aus dieser<br />

familiären Struktur heraus eine Weiter-<br />

Karl Fries bei seinem Referat.<br />

gabe „von Macht“ an Nichtfamilienangehörige<br />

schwer fällt. Dies hat auch etwas mit<br />

kirchlichen Strukturen zu tun, die traditionsgemäß<br />

hierarchisch geprägt sind. Es ist<br />

den Brü<strong>der</strong>n anfangs nicht leicht gefallen,<br />

aber sie haben nachhaltige Entscheidungen<br />

getroffen und den Mitarbeitern einen großen<br />

Vertrauensvorschuss entgegengebracht.<br />

Was auch hinzukam, war die Einbindung<br />

und Teilhabe <strong>der</strong> Mitarbeiter am <strong>Orden</strong>s-<br />

auftrag. Dabei ging es anfangs vor allem um<br />

die <strong>Orden</strong>sphilosophie, den <strong>Orden</strong>sauftrag,<br />

aber auch um einen Einblick in das Familienleben<br />

<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaft. Für mich<br />

war das sehr wichtig, denn erst dadurch<br />

konnte ich mich mit dem <strong>Orden</strong> identifizieren,<br />

was nach meiner Erfahrung für<br />

die Ausübung einer Leitungsfunktion bei<br />

einer <strong>Orden</strong>sgemeinschaft unabdingbar ist.<br />

Die angesprochenen Punkte waren für uns<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit orientierungsgebend<br />

und werden es auch in Zukunft sein. Wenn<br />

es uns gelingt, das Personalmanagement an<br />

den Bedürfnissen <strong>der</strong> Hospitalität auszurichten,<br />

ergibt dieses einen dreifachen Ertrag:<br />

• Die Mitarbeiter werden so geför<strong>der</strong>t, dass<br />

sie selbst zu optimaler Arbeitszufriedenheit<br />

und Leistungsfähigkeit finden.<br />

• Sie lernen gleichzeitig im ganzheitlichen<br />

Vollzug und an <strong>der</strong> eigenen Erfahrung,<br />

welcher Arbeitsstil den hilfsbedürftigen<br />

Menschen gut tut.<br />

• Die Einrichtungen des <strong>Orden</strong>s gewinnen<br />

an christlichem Profil.<br />

Charismatisches Management für Brü<strong>der</strong><br />

und Mitarbeiter ist angesagt. Die Enzyklika<br />

„Deus caritas est“ und die „Charta <strong>der</strong> Hospitalität“<br />

geben uns dazu wichtige Hinweise<br />

und Hilfestellung.<br />

Neue Rollen für Brü<strong>der</strong> und Mitarbeiter<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong>:<br />

• Die Strukturen sind zusammen mit den<br />

Mitarbeitern kontinuierlich weiterzuentwickeln.<br />

• Auswahl <strong>der</strong> richtigen Mitarbeiter auf<br />

Leitungsebene und ihre För<strong>der</strong>ung;<br />

Unterstützung und Begleitung in ihren<br />

Aufgaben.<br />

• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> fachlichen, sozialen und<br />

christlichen Kompetenz.<br />

• Notwendigkeit <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> vor Ort, den<br />

<strong>Orden</strong> „sichtbar“ zu machen, beson<strong>der</strong>s<br />

in den Einrichtungen, in denen es keinen<br />

Konvent mehr gibt. Die Mitarbeiter<br />

können den Geist des Johannes von<br />

Gott leben und weitergeben, sie können<br />

aber nicht die Identität und die Präsenz<br />

eines Bru<strong>der</strong>s ersetzen.<br />

• Gezielte Personalentwicklung in Zusammenarbeit<br />

mit leitenden Mitarbeitern.<br />

• Übernahme von pastoraler Arbeit vor Ort<br />

und Sensibilisierung <strong>der</strong> Mitarbeiter für<br />

den Sendungsauftrag.<br />

• Teilhabe <strong>der</strong> Mitarbeiter an <strong>der</strong> „<strong>Orden</strong>sfamilie“<br />

und <strong>Orden</strong>sauftrag.<br />

• Ausbildung <strong>der</strong> Mitbrü<strong>der</strong> im Hinblick<br />

auf Management.<br />

Mitarbeiter:<br />

• Die fachliche Kompetenz <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

stellt die Grundvoraussetzung dar. Diese<br />

gilt es weiter zu entwickeln und den heutigen<br />

For<strong>der</strong>ungen anzupassen.<br />

• Die soziale Kompetenz ist im Umgang<br />

mit Menschen unverzichtbar. Sie ist eng<br />

mit <strong>der</strong> religiösen und ethischen Kompetenz<br />

verknüpft, die für einen Mitarbeiter<br />

unverzichtbar ist.<br />

• Die Beheimatung in <strong>der</strong> Kirche als gläubiger<br />

Christ stellt eine Gegenkomponente<br />

zur säkularen Entwicklung unserer<br />

Gesellschaft dar.<br />

• Menschen schaffen Werte und nur die<br />

„richtigen Menschen“ schaffen die „richtigen<br />

Werte“. Es ist Herzensbildung angesagt.<br />

Auch diese lässt sich entwickeln!<br />

37


38<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> Straubing<br />

knüpfen Kontakte zu Einrichtung in Iwonicz<br />

Partnerschaft<br />

mit Polen<br />

2009 feiern die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> das 125-jährige Wirken in <strong>der</strong><br />

Behin<strong>der</strong>tenhilfe in <strong>der</strong> alten Herzogsstadt Straubing. Seit geraumer<br />

Zeit bereiten die Verantwortlichen das Jubiläumsjahr vor. Allerdings<br />

war ihnen sehr schnell klar, dass es Inhalte geben muss, die in die<br />

Zukunft gerichtet sind. Eine dieser zukunftsweisenden Initiativen<br />

ist <strong>der</strong> Wunsch nach einer Partnerschaft mit einer Einrichtung in<br />

den neuen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Europäischen Union.<br />

Bei <strong>der</strong> Suche stießen die Straubinger<br />

mit Unterstützung von Provinzial Frater<br />

Emerich Steigerwald und Provinzsekretär<br />

Frater Eduard Bauer auf die Einrichtung<br />

in Iwonicz im südöstlichen Polen, nahe an<br />

<strong>der</strong> Grenze zur Ukraine, wo die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> polnischen Provinz ebenfalls<br />

Arbeit für und mit Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

machen.<br />

Ende August machten sich Gesamtleiter<br />

Hans Emmert, die Bereichsleiterin Arbeit An-<br />

na Rieg-Pelz und die beiden Wohnheimleiterinnen<br />

Astrid Hausladen und Sonja Maier<br />

auf den langen Weg, um die in Iwonicz lebenden<br />

und arbeitenden Menschen kennenzulernen.<br />

Sie wurden auch zu den sogenannten<br />

Vorkarpaten-Festspielen eingeladen,<br />

die vom Prior <strong>der</strong> Einrichtung vor drei<br />

Jahren ins Leben gerufen wurden und seitdem<br />

alljährlich am letzten Augustwochenende<br />

stattfinden. In <strong>der</strong> Abschlussbesprechung<br />

waren sich beide Seiten einig, dass diese erste<br />

Begegnung eine Fortsetzung finden soll.<br />

Die Vertreter <strong>der</strong> Einrichtung in Iwonicz,<br />

unter <strong>der</strong> Leitung von Pater Prior Eugeniusz<br />

Kret, lösten vom 26. bis 29. Oktober<br />

dieses Versprechen ein und besuchten die<br />

Straubinger Nie<strong>der</strong>lassung des <strong>Orden</strong>s für<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen. Die leitenden<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>der</strong><br />

polnischen Einrichtung mit dem Verwaltungsleiter,<br />

pädagogischen Mitarbeitern,<br />

therapeutischen Mitarbeitern und Leitern<br />

auf Wohngruppenebene reisten nach<br />

Straubing, um sich vor Ort ein Bild über die<br />

Arbeit mit Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen in<br />

<strong>Bayern</strong> zu machen. Begleitet wurden sie<br />

von Pfarrer Zygmunt Podlejski und dessen<br />

Pfarrassistentin, die beide auch als Dolmetscher<br />

fungierten.<br />

Die Besucher konnten sich einen umfassenden<br />

Eindruck über die Werkstatt für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ungen, die För<strong>der</strong>stätte<br />

und den Wohnbereich, mit den unterschiedlichsten<br />

Wohnformen, <strong>der</strong> Einrichtung<br />

für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen in<br />

Straubing machen. Außerdem fand in <strong>der</strong><br />

Hauskapelle ein gemeinsamer Festgottesdienst<br />

statt, den <strong>der</strong> mitgereiste Geistliche<br />

Zygmunt Podlejski in Deutsch für die Hausgemeinschaft<br />

zelebrierte.<br />

Beim Auseinan<strong>der</strong>gehen versprach man sich<br />

nicht nur, weiter in Kontakt zu bleiben, um<br />

die Freundschaft und die gemeinsame Hospitaliätsfamilie<br />

des heiligen Johannes von<br />

Gott zu pflegen, son<strong>der</strong>n sich auch zu inhaltlichen<br />

Fragen wie<strong>der</strong> zu treffen. So stehen<br />

Treffen von Mitarbeitern aus den einzelnen<br />

Bereichen <strong>der</strong> Einrichtungen in Zukunft<br />

auf dem Programm, um sich fachspezifisch<br />

auszutauschen und weiter zu entwickeln.<br />

Natürlich werden die polnischen Gäste zu<br />

den Feierlichkeiten im Rahmen des 125jährigen<br />

Jubiläums <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

im kommenden Jahr eingeladen und<br />

auch die Straubinger sind bereits wie<strong>der</strong><br />

zum Gegenbesuch für das bekannte integrative<br />

Musikfestival in Iwonicz geladen,<br />

das heuer den Auftakt zur Kennenlernoffensive<br />

bildete.<br />

Hans Emmert<br />

Die Gäste aus Iwonicz mit den Straubinger<br />

leitenden Mitarbeitern (4. von rechts ist<br />

Pater Eugeniusz Kret, 4. von links ist Frater<br />

Eduard Bauer und 6. von links Gesamtleiter<br />

Hans Emmert,)


Frater José Olallo wurde am 12. Februar<br />

1820 in Havanna geboren. Seine Eltern<br />

sind unbekannt. Am 15. März wurde er im<br />

Waisenheim San José von Havanna abgegeben,<br />

wobei lediglich sein Geburtsdatum<br />

mit dem Hinweis angegeben wurde, dass er<br />

noch nicht getauft sei. Deswegen wurde er<br />

noch am selben Tag getauft. In dem Waisenheim<br />

blieb er etwa sieben Jahre, danach<br />

kam er in ein Kin<strong>der</strong>heim, wo er seine<br />

Schulbildung abschloss. Bereits im Alter<br />

von 14 o<strong>der</strong> 15 Jahren trat er in den <strong>Orden</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ein.<br />

Seit frühester Kindheit zeigte er eine große<br />

Sensibilität für den Glauben. Dabei fühlte<br />

er sich insbeson<strong>der</strong>s von den karitativen<br />

Aufgaben angezogen, welche er die Brü<strong>der</strong><br />

des Hospitals des heiligen Johannes von<br />

Gott, das er häufig besuchte, ausführen<br />

sah. Schon bald wollte auch er zu ihnen<br />

gehören. Man erzählt, dass er bereits im Alter<br />

von 13 Jahren den Brü<strong>der</strong>n bei einer<br />

Choleraepidemie im Jahr 1833 tatkräftig<br />

geholfen haben soll.<br />

Genauere Einzelheiten über den <strong>Orden</strong>seintritt,<br />

die Zeit des Noviziats und die Profess<br />

sind nicht bekannt, weil die betreffenden<br />

Unterlagen in den Wirren <strong>der</strong> Säkularisation,<br />

die 1820 in Spanien einsetzte und einige<br />

Jahre später auf Kuba übergriff, verloren<br />

gegangen sind. Zuverlässig überliefert<br />

ist uns nur, dass er am 13. April 1835 als<br />

Professbru<strong>der</strong> in den Konvent von Camagüey<br />

kam. Das Hospital des heiligen Johannes<br />

von Gott von Camagüey war ein Krankenhaus<br />

für Männer mit fünf Krankensälen,<br />

in denen in <strong>der</strong> Regel an die 100 Patienten<br />

gepflegt wurden.<br />

Offener und wissbegieriger junger Bru<strong>der</strong><br />

Dem jungen Frater José Olallo wird Offenheit,<br />

Entschiedenheit, eine starke Persönlichkeit<br />

und eine stets positive Lebenseinstellung<br />

attestiert. Öffentlich hervor tut er<br />

sich das erste Mal im Juli 1835, als Camagüey<br />

von einer schweren Choleraseuche<br />

heimgesucht wird, die bis Jahresende dauert.<br />

Frater José Olallo erweist sich bei dieser<br />

Gelegenheit als wahrer Barmherziger<br />

Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich furchtlos in den Dienst <strong>der</strong><br />

Bevölkerung von Camagüey stellt. Zwei<br />

schriftliche Zeugnisse belegen einhellig das<br />

heroische Verhalten des Seligen in dieser<br />

gefahrenvollen Situation.<br />

Der junge Frater Olallo ist ein bildungshungriger<br />

Mann, <strong>der</strong> seiner Berufung als Barmherziger<br />

Bru<strong>der</strong> bestmöglichst gerecht wer-<br />

Pater Pascual Piles, ehemaliger Generalprior <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, stellt den neuen Seligen<br />

des <strong>Orden</strong>s vor: Frater José Olallo Valdés aus Kuba<br />

Erstklassiger Pfleger<br />

und glaubensstarker<br />

Bru<strong>der</strong><br />

Am 29. November wurde in Camagüey (Kuba) Frater José Olallo<br />

Valdés selig gesprochen. Den Vorsitz bei <strong>der</strong> Feier führte Kardinal<br />

José Saraiva Martins, <strong>der</strong> emeritierte Präsident <strong>der</strong> Kongregation<br />

für Heilig- und Seligsprechungsverfahren. Zur Seligsprechungsfeier<br />

reisten zahlreiche Menschen aus aller Welt nach Kuba; aus <strong>der</strong><br />

bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz nahmen teil: Prior Pater Leodegar Klinger<br />

aus Regensburg, Frater Karl Wiench aus München, Gesamtleiter Hans<br />

Emmert aus Straubing, Pastoralreferent Uli Doblinger und MAV-Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Franz Heger aus Reichenbach.<br />

den möchte. Obwohl ihm seine Arbeit kein<br />

offizielles Medizinstudium erlaubt, bildet er<br />

sich auf eigene Faust weiter und wird zu<br />

einem ausgezeichneten Krankenpfleger.<br />

Sein Leben in <strong>der</strong> Gemeinschaft von Camagüey,<br />

die aus vier Brü<strong>der</strong>n besteht, ist<br />

schlicht und einfach. An das Krankenhaus<br />

wenden sich nicht nur Kranke, son<strong>der</strong>n<br />

auch viele Arme, Sklaven, Kin<strong>der</strong>, Alte und<br />

allgemein alle Entrechteten <strong>der</strong> damaligen<br />

Gesellschaft.<br />

Als im März 1845 <strong>der</strong> Prior des Hauses, Frater<br />

José de la Luz Valdés, stirbt und ihm<br />

Frater Juan Bautista Molina, ein erfahrener<br />

Chirurg, nachfolgt, wird Frater Olallo, <strong>der</strong><br />

nunmehr seit zehn Jahren in dem Haus tätig<br />

ist, zum Pflegedienstleiter ernannt. Im<br />

Konvent verbleiben drei Brü<strong>der</strong>. Im Jahr<br />

1851 nimmt Frater José an Exerzitien teil,<br />

die vom heiligen Antonio María Claret geleitet<br />

wurden, <strong>der</strong> damals gerade als Erzbischof<br />

von Santiago de Cuba eingesetzt<br />

worden war.<br />

Kranke als „bevorzugte Brü<strong>der</strong>”<br />

1856 wird <strong>der</strong> Prior des Hauses nach Havanna<br />

gerufen und <strong>der</strong> Selige Olallo zum<br />

Hausoberen von Camagüey ernannt. Mit<br />

Frater José Olallo<br />

ihm verbleibt nur ein an<strong>der</strong>er Bru<strong>der</strong>, Frater<br />

Juan Manuel Torres. Die beiden Brü<strong>der</strong><br />

sorgen sich in den nächsten Jahren, unterstützt<br />

von den Mitarbeitern, vorbildhaft um<br />

das Krankenhaus, bis Frater Juan Manuel<br />

nach langer Krankheit am 26. Januar 1876<br />

an einem Hirnschlag stirbt. Frater Olallo<br />

kümmert sich bis zum Schluss liebevoll und<br />

aufopferungsvoll um den kranken Mitbru-<br />

39


40<br />

<strong>der</strong>. Danach verbleibt er bis zu seinem Tod<br />

allein mit den Mitarbeitern in dem Hospital.<br />

In dieser Zeit besticht Frater Olallo durch<br />

seine hohe Professionalität als Krankenpfleger.<br />

54 Jahre seines Lebens gelten ausschließlich<br />

den Kranken, die er liebevoll<br />

„meine bevorzugten Brü<strong>der</strong>” nennt.<br />

In zahlreichen Zeugnissen ist <strong>der</strong> typische<br />

Tagesablauf des Seligen Olallo beschrieben.<br />

Er stand bei Tagesanbruch auf, machte sofort<br />

eine Runde durch das Hospital und<br />

leistete dabei erste notwendige Dienste.<br />

Danach bereitete er die von den Ärzten verschriebenen<br />

Arzneimittel vor und verabreichte<br />

sie den Patienten. Im Anschluss begleitete<br />

er die Ärzte bei <strong>der</strong> Visite und<br />

notierte ihre Anweisungen für jeden Patienten.<br />

Er half bei <strong>der</strong> Ausgabe des Frühstücks,<br />

des Mittag- und des Abendessens.<br />

Am Vormittag behandelte er außerdem unentgeltlich<br />

zahlreiche arme Patienten aus<br />

<strong>der</strong> Umgebung, die von seiner Großzügigkeit<br />

wussten und sich an ihn um Hilfe<br />

wandten. Ganz beson<strong>der</strong>s für sie wandte<br />

Frater Olallo mit Hingabe sein in harter<br />

Kleinarbeit angeeignetes medizinisches und<br />

chirurgisches Fachwissen auf. Außerdem<br />

lehrte er Kin<strong>der</strong>n Lesen und Schreiben und<br />

gab ihnen Religionsunterricht. Am Abend<br />

liebte er es, mit seinen Armen den Rosenkranz<br />

zu beten. Spät abends empfing er<br />

noch einmal Arme, die irgendeine Behandlung<br />

brauchten o<strong>der</strong> sprach mit Patienten<br />

und Mitarbeitern. Bevor er zu Bett ging,<br />

machte er eine letzte Runde durch das Hospital.<br />

Begegnete er dabei einem Patienten,<br />

<strong>der</strong> im Sterben lag, blieb er bei ihm und begleitete<br />

ihn bis zum Tod.<br />

Während des Zehnjährigen Krieges (1868-<br />

1878: Unabhängigkeitskrieg Kubas gegen<br />

Spanien) erwirkte Frater Olallo, dass<br />

Schwerkranke, Alte und Invaliden im Krankenhaus<br />

bleiben durften. Die an<strong>der</strong>en Betten<br />

mussten für Kriegsverletzte frei gemacht<br />

werden. Eine wichtige Rolle spielte<br />

dabei, dass die Militärs großen Respekt vor<br />

dem medizinischen Fachwissen von Frater<br />

Olallo hatten. Ein Zeuge erklärte, dass <strong>der</strong><br />

Selige in dieser Zeit im Krankenhaus Verwalter,<br />

Arzt und Krankenpfleger in einem war.<br />

Mutiges Glaubenszeugnis<br />

Am 11. Mai 1873 fiel in den Gefechten<br />

auch <strong>der</strong> auf Seiten <strong>der</strong> Unabhängigkeitsbewegung<br />

kämpfende Major Ignacio Agramante.<br />

Frater Olallo nahm sich des Leichnams<br />

an und zeigte dabei eine zugleich<br />

humanitäre, patriotische und christliche<br />

Grabdenkmal für den seligen Frater Olallo – seine Gebeine wurden 2004 allerdings<br />

in die Kirche San Juan de Dios in Camagüey überführt<br />

Haltung. Obwohl seine Tat den spanischen<br />

Behörden nicht entging, blieb sie ohne<br />

Konsequenzen. Die Bevölkerung von Camagüey,<br />

die wie ein Mann hinter dem Major<br />

stand, vergaß diese Tat nie.<br />

Frater Olallo war ein <strong>Orden</strong>smann mit einer<br />

beeindruckenden Glaubensstärke, <strong>der</strong>en<br />

Zentrum die Hospitalität war. Diese nach<br />

dem Vorbild des heiligen Johannes von<br />

Gott aus einem tiefen Glauben gelebte Hospitalität<br />

befähigte ihn, auch in Grenzsitua-<br />

tionen mutig zu handeln. So hatte er keine<br />

Angst vor Seuchen und pflegte furchtlos<br />

Kriegsverletzte bei<strong>der</strong> Seiten. Dabei war er<br />

sich für nichts zu schade. Ob Reinigungsdienste<br />

o<strong>der</strong> fachlich hochstehende Hilfsdienste<br />

bei Operationen, Frater Olallo wusste<br />

beides mit größter Sorgfalt zu leisten.<br />

Ein Zeuge erklärte, dass er <strong>der</strong> meist gesuchte<br />

Assistent bei den Chirurgen war.<br />

Außerdem war er ein exzellenter Zubereiter<br />

von Medikamenten und besaß das Talent,<br />

zwischen streitenden Parteien zu vermitteln.


Er starb am 7. März 1889, nachdem er sich<br />

13 Jahre lang aufopferungsvoll als einzig<br />

verbliebener Bru<strong>der</strong> um seine Bevorzugten,<br />

die Patienten und Armen, im Krankenhaus<br />

gekümmert hatte. Auf seinem Grabstein<br />

steht: „Frater Olallo, die Armen, die getröstet<br />

von dir gestorben sind, erwarten dich,<br />

die Armen, die du untröstlich zurückgelassen<br />

hast, beten für dich.”<br />

Rückkehr <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> nach Camagüey<br />

Als man am 7. März 1989 den 100. Todestag<br />

von Frater Olallo beging, versprach<br />

<strong>der</strong> damalige <strong>Orden</strong>sgeneral Frater Brian<br />

O’Donnell beim Festgottesdienst in <strong>der</strong> Kirche<br />

des ehemaligen Hospitals des heiligen<br />

Johannes von Gott die Rückkehr <strong>der</strong> Barm-<br />

Hohe Auszeichnung<br />

für Frater<br />

Johannes Iwata<br />

Frater Johannes Iwata, Prior und Leiter <strong>der</strong> Einrichtung für<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in Kobe-Kita (Japan), ist am<br />

21. Mai für seine Verdienste in <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege geehrt<br />

worden. Die hohe Auszeichnung wurde ihm im Rahmen einer<br />

Feierstunde vom Gouverneur <strong>der</strong> Präfektur Hyogo überreicht -<br />

Japan ist in 47 Präfekturen unterteilt, die als Verwaltungseinheit<br />

in etwa den Regierungsbezirken in Deutschland entsprechen.<br />

herzigen Brü<strong>der</strong> nach Camagüey und die<br />

Aufnahme des Seligsprechungsverfahrens<br />

für Frater Olallo.<br />

Heute sind die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> bereits<br />

seit 15 Jahren wie<strong>der</strong> mit einem Altenheim<br />

in Camagüey tätig. Auch das Seligsprechungsverfahren<br />

wurde aufgenommen.<br />

Nachdem die notwendigen historischen<br />

Unterlagen gesammelt, die Verehrung<br />

durch das Volk festgestellt und <strong>der</strong> Ruf <strong>der</strong><br />

Heiligkeit erhärtet wurden, wurde auf die<br />

Fürsprache von Frater Olallo ein Mädchen<br />

von einem bösartigen Tumor auf wun<strong>der</strong>bare<br />

Weise geheilt und so <strong>der</strong> Weg zur Seligsprechung<br />

frei gemacht.<br />

Pater Pascual Piles<br />

Impressum<br />

Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz KdöR<br />

Südliches Schloßrondell 5<br />

80638 München<br />

Telefon: 089/1793-100<br />

Telefax: 089/1793-111<br />

E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />

Internet: www.barmherzige.de<br />

Redaktion:<br />

Frater Eduard Bauer (feb), verantwortlich<br />

koordinator@barmherzige.de<br />

Johann Singhartinger (js)<br />

redakteur@barmherzige.de<br />

Kerstin Laumer<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Gestaltung:<br />

grafica – Astrid Riege, Lappersdorf<br />

Fotos:<br />

altrofoto.de (Titel, 4 unten, 8-9, 17), Archiv<br />

Arme Schulschwestern (24), Archiv Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> (2, 3, 5, 7, 10 oben, 21, 32, 33,<br />

41, 42-43), Arloth (16-17 oben links), Bauer<br />

Eduard (11 oben, 21, 31), Bauer Johann (27),<br />

Bechtloff (12-13 unten) Binninger (22),<br />

Kastilische Provinz (36-37), KNA (3 unten),<br />

Koch (10 unten), Kochamkunnel (35), Kövi (21),<br />

Laumer (38), Matejka (4 oben, 7, 33 unten<br />

links), Morhardt (16-17, 25, 28), Oberhoff<br />

(14), Pham (13 oben), Piles (39-40), Salomon<br />

(34), Schandl (20), Singhartinger (11 unten,<br />

15, 23, 33 unten rechts), Sparkasse Neuburg<br />

(17).<br />

Verlag:<br />

Johann von Gott Verlag<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Druck:<br />

hm-Druck, Prinzenweg 11a,<br />

93047 Regensburg


42<br />

Nachrufe<br />

Zum Tod von Frater Marie-Alphonse Gauthier,<br />

Generalprior <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> von 1970 bis 1976<br />

„In deine Hände lege ich voll<br />

Vertrauen meinen Geist!“<br />

Es war ein würdiger Gottesdienst für<br />

den am 31. Januar im Alter von 86 Jahren<br />

verstorbenen Ex-General, Frater<br />

Marie-Alphonse Gauthier, als sich am<br />

Nachmittag des 5. Februar viele Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> aus mehreren <strong>Orden</strong>sprovinzen<br />

Europas in <strong>der</strong> Klosterkirche<br />

unserer französischen Mitbrü<strong>der</strong> in<br />

Marseille zum Begräbnisgottesdienst<br />

versammelten.<br />

Der Feier <strong>der</strong> heiligen Eucharistie stand<br />

Pater Michael, <strong>der</strong> Hausgeistliche <strong>der</strong><br />

Einrichtung für alte und pflegebedürftige<br />

Menschen, vor. In die Reihe <strong>der</strong> Konzelebranten<br />

reihte sich auch Ex-General Pater<br />

Pascual Piles, <strong>der</strong>zeit Provinzial <strong>der</strong> Aragonischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz, ein.<br />

Frater Alain-Samuel Jeancler begrüßte als<br />

gastgeben<strong>der</strong> Provinzial zu Beginn des<br />

Gottesdienstes die Gäste. Eine eingehende<br />

Würdigung des Verstorbenen als Barmherziger<br />

Bru<strong>der</strong>, als Generalrat und als <strong>Orden</strong>sgeneral<br />

nahm Generalprior Frater Donatus<br />

Forkan vor. Das gemeinsam gesungene<br />

Choralrequiem gab dem eindrucksvollen<br />

Gottesdienst, an dem auch zwei Nichten<br />

des Verstorbenen mit ihren Familien teilnahmen,<br />

einen würdigen Rahmen. Den<br />

Sarg des verstorbenen Mitbru<strong>der</strong>s Marie-Alphonse<br />

begleiteten alle Mitbrü<strong>der</strong> und die<br />

Gäste zur Grabstätte auf dem ausgedehnten<br />

Gartengelände <strong>der</strong> Einrichtung.<br />

Frater Marie-Alphonse als Barmherziger<br />

Bru<strong>der</strong> und als <strong>Orden</strong>sgeneral<br />

Joseph Nicolas Gauthier, so sein bürgerlicher<br />

Name, kam am 10. März 1921 als<br />

letztes von vier Kin<strong>der</strong>n eines Grubenarbeiters<br />

in Morsbach/Lothringen zur Welt. Mit<br />

elf Jahren fand er Aufnahme im apostolischen<br />

Stift <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />

Lyon, 1938, mit 17 Jahren, trat er in den<br />

<strong>Orden</strong> ein. Dem jungen Bru<strong>der</strong> Marie-<br />

Alphonse wurde schon in den 50er Jahren<br />

die hohe Verantwortung für die große Einrichtung<br />

für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

in Lyon übertragen. Dort engagierte er sich<br />

mit Hingabe und unermüdlichem Einsatz,<br />

um den hilfsbedürftigen Menschen ein<br />

menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.<br />

Beim Generalkapitel 1959 wurde <strong>der</strong> damals<br />

38-jährige in den Generalrat gewählt<br />

und damit nach Rom berufen. Die Brü<strong>der</strong><br />

des Kapitels von 1970 wählten ihn zum<br />

<strong>Orden</strong>sgeneral. Seine sechsjährige Amtszeit<br />

fiel in eine schwierige Zeit. Das II. Vatikanische<br />

Konzil (1962-1965 ) hatte einen<br />

neuen Aufbruch <strong>der</strong> Kirche eingefor<strong>der</strong>t.<br />

Die Konzilsväter verlangten mit<br />

Nachdruck auch von den <strong>Orden</strong>sgemeinschaften,<br />

ihr Selbstverständnis neu zu<br />

formulieren, ihre Tätigkeiten zu überprüfen<br />

und gegebenenfalls an die Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

<strong>der</strong> Zeit anzupassen.<br />

Es brauchte Jahre, um einen Konsens unter<br />

den Brü<strong>der</strong>n in den nahezu 300 Einrichtungen<br />

des weltweiten <strong>Orden</strong>s herzustellen.<br />

Die anfänglich auseinan<strong>der</strong>strebenden<br />

Richtungen zusammenzuführen verlangte<br />

vom Erstverantwortlichen, dem Generalprior<br />

Marie-Alphonse, ein hohes Maß an<br />

Verantwortung in Treue zu den wesentlichen<br />

Werten <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaft und<br />

zugleich Offenheit für das Wagnis zum<br />

Neuen. Unter dieser Spannung litten viele<br />

Brü<strong>der</strong>, vor allem auch die Generalleitung<br />

in Rom. Pater General Marie-Alphonse<br />

konnte seinem Nachfolger im Amt, Frater<br />

Pierluigi Marchesi, ein Erbe übergeben, das<br />

auch das Vermächtnis des <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>s,<br />

des heiligen Johannes von Gott, wi<strong>der</strong>spiegelte<br />

und zugleich den Erwartungen des<br />

II. Vatikanischen Konzils entsprach. Wie<strong>der</strong>holt<br />

war Frater Marie-Alphonse, <strong>der</strong> gut<br />

Deutsch sprach, zu Besuch in <strong>der</strong> Bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz und interessierte sich<br />

immer für die dortigen Entwicklungen.<br />

Pater Leodegar Klinger<br />

„Gott fragt Sie einmal im Gericht nicht,<br />

was Sie waren, son<strong>der</strong>n wie Sie den Posten,<br />

an den man Sie gestellt, ausgefüllt<br />

haben ... Auch unser heiliger Vater Johannes<br />

und sein großer Schüler, <strong>der</strong> selige<br />

Johannes Grande, waren die Diener<br />

gerade <strong>der</strong> Ärmsten <strong>der</strong> Armen.“<br />

Solch aufmunternde Worte, wie sie<br />

beispielsweise <strong>der</strong> frühere Provinzial,<br />

Frater Cleophas Gradinger (†1967), im<br />

Juli 1957 schrieb, waren es, die Frater<br />

Jordan Langenbach hoffnungsfroh den<br />

54 Jahre währenden Weg als Barmherziger<br />

Bru<strong>der</strong> gehen und auch manch<br />

schwierige Zeiten überbrücken ließen. Am<br />

14. Juni 2008 gab <strong>der</strong> über 90-jährige<br />

sein Leben in die Hände des Schöpfers<br />

zurück. Friedlich entschlief er im Altenheim<br />

St. Augustin in Neuburg a. d. Donau,<br />

wo er seit Januar 2005 – zuletzt<br />

pflegebedürftig – betreut wurde.<br />

Im März 1954 fand Frater Jordan Langenbach<br />

im <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> vertrauensvolle Aufnahme durch<br />

den damaligen Provinzial Theodorich<br />

Höfner (†1968) und zwar zunächst als<br />

Helfer in <strong>der</strong> damals so bezeichneten<br />

Pflegeanstalt Straubing. In seinem weiteren<br />

<strong>Orden</strong>sleben versah er die ihm aufge-


Unsere liebe Mitschwester Karolina war<br />

eine von den Stillen im Lande, treu und<br />

gewissenhaft ging sie ihren Weg und<br />

machte nicht viel Aufhebens um ihre Person.<br />

Geboren wurde sie am 9. Januar<br />

1917 als drittes von fünf Kin<strong>der</strong>n in<br />

Pleystein/Oberpfalz.<br />

Im April 1958 – also vor 50 Jahren – trat<br />

sie in die damals von Prior Rumald<br />

Wünsch neu gegründete Raphael-Schwesternschaft<br />

im Sebastianeum ein, war überwiegend<br />

tätig auf <strong>der</strong> Station und zeitweise<br />

in <strong>der</strong> Küche. Noch mit 50 Jahren<br />

absolvierte sie in Augsburg die Altenpflegeschule<br />

und erwarb das Diplom als staatlich<br />

geprüfte Altenpflegerin.<br />

Als Stationsschwester war sie mit viel Liebe<br />

und Hingabe für die Kurgäste tätig. Die<br />

tragenen und anvertrauten Dienste in den<br />

Einrichtungen für behin<strong>der</strong>te Menschen in<br />

Schweinspoint, Gremsdorf, Algasing und<br />

Reichenbach.<br />

Am 4. Januar 1918 erblickte er in Büchen<br />

(bei Olpe) im Erzbistum Pa<strong>der</strong>born als Kind<br />

des Bergmanns Josef Langenbach und dessen<br />

Frau Maria, geborene Solbach, das<br />

Licht <strong>der</strong> Welt und wurde zwei Tage darauf<br />

auf den Namen Wilhelm getauft. Die Berufung<br />

zum <strong>Orden</strong>schristen verspürte er bereits<br />

sehr früh und schon mit 15 Jahren trat<br />

er als spirituell Suchen<strong>der</strong> in Köln in eine<br />

klösterliche Gemeinschaft ein.<br />

Unterbrochen durch Arbeitsdienst und<br />

durch fünf Jahre als Soldat und anschließen<strong>der</strong><br />

vierjähriger Kriegsgefangenschaft,<br />

führte ihn die innere Unruhe auf seiner spirituellen<br />

Suche zurück in klösterliche Gemeinschaften<br />

mit unterschiedlichen Charis-<br />

Aussage eines Gastes war bezeichnend für<br />

sie: „Sie hat mich betreut wie eine Mutter<br />

ihren Sohn.“ Sie war sehr gewissenhaft und<br />

aufmerksam und hatte ihre Station immer<br />

hervorragend in Ordnung. Aufgrund ihres<br />

ruhigen Naturells gab es bei ihr kein Hetzen<br />

o<strong>der</strong> keine Unruhe. Die Gäste schätzten es<br />

sehr an ihr, dass sie sich Zeit für sie nahm<br />

und zuhören konnte.<br />

Auch im Schwesternkreis war sie meistens<br />

recht still, nahm aber alles aufmerksam auf<br />

und konnte sich oftmals noch nach Jahren<br />

an Dinge erinnern, die an<strong>der</strong>e längst vergessen<br />

hatten. Sie redete nicht viel, wenn<br />

sie aber den Mund aufmachte, dann gab es<br />

meistens viel zu lachen.<br />

Bis zum 70. Lebensjahr betreute sie Kurgäste,<br />

mit zunehmendem Alter stellten<br />

In memoriam Frater Jordan Langenbach<br />

Wenn das Weizenkorn<br />

nicht in die Erde fällt … (Jh. 12,24)<br />

Zum Tod <strong>der</strong> Raphael-Schwester M. Karolina Hartwig<br />

„Schweigend steht Gottes Wille<br />

über dem Erdenstreit.“ Wilhelm Raabe<br />

men. Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> sollten es<br />

schließlich sein, die ihm 54 Jahre Geborgenheit<br />

und ein Zuhause gaben, gleichwohl<br />

in ihm immer wie<strong>der</strong> Zweifel keimten, wie<br />

er am besten sein Christsein leben konnte.<br />

Am besten, das hieß für ihn schließlich, als<br />

Oblate dem Nächsten und den Mitbrü<strong>der</strong>n<br />

zu dienen. Mit Frater Jordan starb <strong>der</strong> letzte<br />

Oblate <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz.<br />

Das Requiem in <strong>der</strong> Klosterkirche St. Augustin<br />

in Neuburg, dem Mitbrü<strong>der</strong>, sein 85jähriger<br />

leiblicher Bru<strong>der</strong> Josef (das Ehepaar<br />

Langenbach hatte sieben Kin<strong>der</strong>) sowie<br />

Verwandte von Frater Jordan beiwohnten,<br />

konzelebrierte Pater Johannes von Avila<br />

Neuner, Prior in München, mit Pater Tadeusz<br />

Krupa (Reichenbach) und Pater Augustine<br />

Annikkattu (Algasing).<br />

Pater Johannes stellte in den Mittelpunkt<br />

seiner Predigt „Wenn das Weizenkorn nicht<br />

in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein;<br />

sich mehr und mehr gesundheitliche Beschwerden<br />

ein. Immer war sie jedoch treu<br />

und gewissenhaft zu allen Übungen <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft, Gebet und Gottesdienst<br />

pünktlich zur Stelle. Für sich hatte sie wenig<br />

Ansprüche, blieb immer bescheiden<br />

und liebenswürdig.<br />

Die letzten drei Lebensjahre verbrachte sie<br />

im Seniorenstift Am Anger in Bad Wörishofen,<br />

wo sie gut und umfassend betreut<br />

wurde. In den letzten Lebenswochen<br />

nahm ihre Kraft merklich ab und eine<br />

schwere Erkrankung warf sie vollends aufs<br />

Krankenlager. Der gute Gott erlöste sie am<br />

17. März 2008 durch einen sanften Tod.<br />

Er möge ihr ewige Freude und Leben in<br />

Fülle schenken.<br />

Schwester Irmgard Poeplau<br />

wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht“<br />

(Joh 12,24); gerade dieses Gleichnis veranschaulicht,<br />

wie <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Erde gelegte Samen<br />

wächst, gedeiht und Frucht bringt.<br />

Und, so sagt uns <strong>der</strong> Herr in <strong>der</strong> Frohen Botschaft,<br />

dass unser Leben aus Werden und<br />

Vergehen reife Frucht bringt. Als <strong>Orden</strong>smann,<br />

<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s im Alter um die Kraft<br />

des Gebetes wusste, schil<strong>der</strong>te Pater Johannes<br />

den Verstorbenen in seiner Ansprache.<br />

Die sterbliche Hülle von Frater Jordan wurde<br />

auf dem Brü<strong>der</strong>friedhof in Neuburg beigesetzt.<br />

43


44<br />

Feste und Gedenktage im Jahr 2009<br />

2. Februar<br />

Tag des geweihten Lebens<br />

11. Februar<br />

Welttag <strong>der</strong> Kranken<br />

8. März<br />

Hochfest des heiligen Johannes von Gott<br />

(1495 – 1550), <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong><br />

24. April<br />

Gedenktag des heiligen Benedikt Menni<br />

(1841 – 1914), Barmherziger Bru<strong>der</strong>,<br />

Priester, <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hospitalschwestern<br />

vom Heiligsten Herzen Jesu<br />

26. April<br />

Gedenktag Maria vom guten Rat<br />

3. Mai<br />

Weltgebetstag für geistliche Berufe<br />

4. Mai<br />

Gedenktag des heiligen Richard Pampuri<br />

(1897 – 1930), Barmherziger Bru<strong>der</strong> und<br />

Arzt<br />

10. Mai<br />

Gedenktag des heiligen Johannes von<br />

Avila (1499 – 1569), Priester und „Seelenführer“<br />

des heiligen Johannes<br />

von Gott<br />

3. Juni<br />

Gedenktag des heiligen Johannes Grande<br />

(1546 – 1600), Barmherziger Bru<strong>der</strong><br />

10. Juni<br />

Todestag von Frater Eustachius Kugler<br />

(1867 – 1946), heiligmäßiger Provinzial<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong><br />

30. Juli<br />

Gedenktag für die 71 seligen spanischen<br />

Märtyrer aus dem <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>, die 1936 im spanischen Bürgerkrieg<br />

umgebracht wurden<br />

Eine Stiftung für<br />

mehr Barmherzigkeit<br />

Im Stiftungszentrum <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> können Sie bereits<br />

mit einer Einlage von 5.000 Euro einen Stiftungsfonds eröffnen,<br />

für eine treuhän<strong>der</strong>ische Stiftung ist ein Stiftungsvermögen von<br />

mindestens 25.000 Euro nötig. Das Stiftungszentrum übernimmt<br />

kostenlos die Gründung und kümmert sich um die steuerliche Anerkennung.<br />

Die Gründung Ihrer Stiftung geht schnell und einfach.<br />

Verglichen mit einer Spende bietet Ihnen eine Stiftung zahlreiche<br />

steuerliche Vorteile. Als Stifter legen Sie fest, welche Menschen Sie<br />

unterstützen wollen, sei es in Deutschland o<strong>der</strong> in Entwicklungslän<strong>der</strong>n,<br />

in denen die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ebenfalls Einrichtungen<br />

unterhalten.<br />

Mittlerweile bieten die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> neben dem Stiftungsauch<br />

einen Testamentsservice an, bei dem sich Erblasser informieren<br />

können.<br />

Derzeit werden unter dem Dach des Stiftungszentrums <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> bereits 19 Stiftungen verwaltet.<br />

Nähere Informationen finden Sie im Internet unter<br />

www.stiftungszentrum.de/barmherzige<br />

o<strong>der</strong> bekommen Sie unter Telefon 089/ 744 200 292.<br />

Ihre Stiftung könnte zum Beispiel die Arbeit des St. Johannes<br />

Kin<strong>der</strong>heims <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Kostenz unterstützen.<br />

28. August<br />

Fest des heiligen Augustinus, nach<br />

dessen <strong>Orden</strong>sregel die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> leben<br />

24. Oktober<br />

Fest des heiligen Erzengels Raphael,<br />

<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Legende als Helfer<br />

des heiligen Johannes von Gott gilt<br />

4. November<br />

Fest des heiligen Karl Borromäus,<br />

Patron <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

21. November<br />

Hochfest Maria Patronin des Hospitalordens<br />

28. November<br />

Gedenktag <strong>der</strong> Übertragung<br />

<strong>der</strong> Reliquien des heiligen Johannes<br />

von Gott

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