Jahresrückblick - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern
Jahresrückblick - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern
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Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
<strong>Jahresrückblick</strong><br />
www.barmherzige.de<br />
Zeitschrift <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong><br />
2008
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
wenn in diesem zu Ende gehenden Jahr<br />
auf Kuba <strong>der</strong> Barmherzige Bru<strong>der</strong> Olallo<br />
Valdés selig gesprochen wird, so ist dies<br />
ein Zeichen <strong>der</strong> Hoffnung – in mehrfacher<br />
Hinsicht: Weil uns dieser Selige<br />
zeigt, dass ein konsequenter und professioneller<br />
Einsatz für Kranke und Arme im<br />
Geiste des heiligen Johannes von Gott<br />
Sinn macht und Erfüllung schenkt. Weil<br />
seine Seligsprechung große Bedeutung<br />
nicht nur für den <strong>Orden</strong>, son<strong>der</strong>n auch<br />
für ein Land hat, das seit Jahrzehnten unter kommunistischer<br />
Herrschaft steht, in dem aber seit dem Besuch von Papst Johannes<br />
Paul II. 1998 vielen Menschen ihr Bekenntnis zum christlichen<br />
Glauben wie<strong>der</strong> etwas leichter gemacht wurde. Und<br />
schließlich lässt diese Seligsprechung die Zuversicht wachsen,<br />
dass auch <strong>der</strong> bayerische Barmherzige Bru<strong>der</strong> Eustachius Kugler<br />
bald zur Ehre <strong>der</strong> Altäre erhoben wird.<br />
Es ist nicht immer leicht, angesichts globaler Krisen, regionaler<br />
Gegebenheiten und oft auch persönlicher Verunsicherung Hoffnung<br />
zu bewahren. Nicht selten empfinden wir die immer wie<strong>der</strong><br />
neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen im Arbeitsleben, in <strong>der</strong> Familie o<strong>der</strong><br />
auch in <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>gemeinschaft als Zumutung. Auch wir <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> müssen uns den Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gegenwart<br />
und <strong>der</strong> Zukunft stellen: So trafen sich Anfang September<br />
in Los Molinos/Spanien Vertreter <strong>der</strong> verschiedenen europäischen<br />
<strong>Orden</strong>sprovinzen, um über die „Prioritäten des <strong>Orden</strong>s in Europa<br />
heute“ zu sprechen.<br />
In <strong>Bayern</strong> sind wir im Jahr 2008 auf dem Weg zu einer neuen,<br />
zukunftsfähigen Struktur <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>seinrichtungen ein gutes<br />
Stück vorangekommen. Die rechtlichen und wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen zu schaffen ist aber nur das eine, diese<br />
müssen dann auch durch die Brü<strong>der</strong> und die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter mit Leben gefüllt werden. Damit alle diesen Weg<br />
hoffnungsfroh mitgehen können, bedarf es immer wie<strong>der</strong> des<br />
Gesprächs und <strong>der</strong> Information.<br />
Für das bevorstehende Weihnachtsfest und das Jahr 2009 wünsche<br />
ich uns allen das „Licht jener großen Hoffnung“, wie es in<br />
<strong>der</strong> Enzyklika „Spe Salvi“ von Papst Benedikt XVI. ausgedrückt<br />
wird, einer Hoffnung, „die auch durch Misserfolge im Kleinen<br />
und durch das Scheitern geschichtlicher Abläufe nicht aufgehoben<br />
werden kann.“<br />
Ihr<br />
Frater Emerich Steigerwald<br />
Provinzial<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Leitthema: Eustachius Kugler<br />
Eine filmische Annäherung 3<br />
Auf dem Weg zur Seligsprechung 5<br />
Was ich von Frater Eustachius gelernt habe 8<br />
„Er war in einer an<strong>der</strong>en Welt zu Hause“ 10<br />
Aus <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
80. Geburtstag von Christian Braun, Ehrenmitglied 11<br />
Klosternacht in München 11<br />
Einkleidung von Frater Thomas Väth 12<br />
Einfache Profess von Frater Magnus Morhardt 14<br />
Gemeinsame Trägerschaft des<br />
St. Barbara-Krankenhauses Schwandorf 15<br />
Feierliche Segnung <strong>der</strong> Stele in Schweinspoint 16<br />
Ausstellung in <strong>der</strong> Neuburger Sparkasse 17<br />
Gespräch mit Frater Seraphim in Straubing 17<br />
Katholikentag in Osnabrück 18<br />
Klosternacht in Algasing 20<br />
50 Jahre Raphael-Schwestern in Bad Wörishofen 21<br />
Besinnungstage/Exerzitien/Werkwoche<br />
Besinnungstag mit Dr. Christoph Binninger 22<br />
Besinnungstag mit Prof. Dr. Herbert Schlögel O. P. 23<br />
Besinnungstag mit Schwester M. Brigitta Wex 24<br />
Besinnungstag mit Pfarrer Johann Bauer 26<br />
Scholastiker-Werkwoche in Kostenz 28<br />
Fortbildung in Kostenz zur „Mion-Studie“ 30<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />
Vereinigungsprozess <strong>der</strong> polnischen <strong>Orden</strong>steile 32<br />
Interprovinzielle Kommission gegründet 32<br />
Neurochirurgische Intensivstation Kattappana eröffnet 33<br />
Versammlung <strong>der</strong> höheren Oberen 33<br />
Generalleitung zur Klausurtagung in <strong>Bayern</strong> 33<br />
Missionswoche 2008: Reha-Zentrum Vietnam 34<br />
III. Regionalkonferenz Europa in Spanien 36<br />
Partnerschaft mit Einrichtung in Polen 38<br />
Seliger Frater José Olallo Valdés aus Kuba 39<br />
Hohe Auszeichnung für Frater Johannes Iwata 41<br />
Nachrufe<br />
Frater Marie-Alphonse Gauthier 42<br />
Schwester Karolina Hartwig 43<br />
Frater Jordan Langenbach 43<br />
Impressum 41<br />
Unser Titelbild zeigt Kloster Reichenbach, in dem Frater<br />
Eustachius Kugler 1893 in den <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
eingetreten ist.
Und nun hatte ich einen <strong>Barmherzigen</strong><br />
Bru<strong>der</strong> vor mir, <strong>der</strong> – abgesehen von<br />
<strong>der</strong> Gründung eines Krankenhauses – wenig<br />
vorweisen konnte. Gut, viel gebetet hat<br />
er, aber reicht das? Ich war verunsichert. Da<br />
kam die Einladung von Frater Eduard recht<br />
gelegen, mich zunächst ohne Kamera zu<br />
den Wirkstätten Kuglers zu begleiten: Er<br />
zeigte mir Neuhaus, Kuglers Geburtsort<br />
und Nittenau mit <strong>der</strong> Taufkirche. Er führte<br />
mich ins Kloster Reichenbach, dem Ort, wo<br />
Kugler dem <strong>Orden</strong> beitrat. Schöne Orte, die<br />
sich bei günstigem Licht recht trefflich ins<br />
Bild setzen ließen, aber genügte das?<br />
Frater Eduard hat mir bei unserer Kugler-<br />
Rundfahrt aber auch zwei Menschen vorgestellt.<br />
Da war zunächst seine Großnichte,<br />
die Anni. Seit Jahren führt die 80-jährige<br />
das Fahrradgeschäft ihres Vaters, flickt<br />
immer noch Reifen und findet in ihrem Laden<br />
Schrauben, die es sonst nirgends mehr<br />
gibt. Im Hinterstübchen des Ladens befindet<br />
sich ihre Küche. Die Fensterfront gleicht<br />
einem Altar: Blumen, Kerzen, Novenenheftchen,<br />
eine Madonna und über allem ein<br />
Gemälde ihres Großonkels Eustachius Kugler.<br />
„Manchmal lacht er“, meint sie schmunzelnd<br />
und dann berichtet sie, wie sehr ihr<br />
Leitthema: Eustachius Kugler 3<br />
Eine filmische Annäherung<br />
Eustachius Kugler<br />
Max Kronawitter<br />
So sehr ich mich gefreut habe, einen Film über Eustachius Kugler realisieren<br />
zu dürfen, so war ich doch auch etwas ratlos. Dabei hatte ich<br />
schon genügend filmische Erfahrungen mit historischen Persönlichkeiten<br />
sammeln können: Alfred Delp, Rupert Mayer, Franziskus, Elisabeth<br />
von Thüringen, Vinzenz Palotti … das waren alles richtige Helden,<br />
Menschen, <strong>der</strong>en Leben so spannend war, dass die Weise, wie es erzählt<br />
wurde, in den Hintergrund trat.<br />
Leben zu einem Dialog zwischen dem verstorbenen<br />
Onkel und ihr geworden ist. Zum<br />
ersten Mal bekam ich eine Ahnung, dass<br />
ich nicht einen Film über eine längst verstorbene<br />
Persönlichkeit vor mir hatte, son<strong>der</strong>n<br />
über einen Menschen, <strong>der</strong> von manchen<br />
immer noch ganz real erfahren wird.<br />
Am selben Abend besuchten wir einen<br />
Handwerksbetrieb bei Reichenbach. Erst erzählte<br />
<strong>der</strong> Geschäftsführer stolz von seinen<br />
Verkaufserfolgen in fernen Län<strong>der</strong>n. Dann<br />
schil<strong>der</strong>te er mit Tränen in den Augen die<br />
Tumorerkrankung seiner Tochter. Nachdem
4<br />
er das achtjährige Mädchen in <strong>der</strong> Klinik<br />
den Operateuren übergeben hatte, ging er<br />
an das Grab Kuglers. Seine väterliche Verzweiflung<br />
legte er dem einstigen Provinzial<br />
Eustachius zu Füßen und rief ihm ohnmächtig<br />
zu: „Hilf doch!“ Die Tochter wurde<br />
wie<strong>der</strong> ganz gesund. Und mit ihrer Genesung<br />
wuchs die Zuversicht <strong>der</strong> Familie, in<br />
Kugler nicht nur einen Begleiter für alle Lebenslagen,<br />
son<strong>der</strong>n auch einen Firmen-Patron<br />
gefunden zu haben. Seither – so <strong>der</strong><br />
Firmenchef – gehört ein Bild Kuglers genauso<br />
in seine Anzugtasche wie das Handy<br />
und die Visitenkarte.<br />
Am Ende dieser ersten Tour war ich sicher,<br />
dass dieser stille Mönch doch mehr Spuren<br />
hinterlassen hat und immer noch hinterlässt<br />
als Gedenktafeln und Institutionen.<br />
Spätestens beim Durchblättern <strong>der</strong> Bücher,<br />
die seit Jahren an seinem Grab die Hinwendung<br />
zu Kugler in Worte fassen, war mir<br />
klar: Dieser Mann steht mit vielen in lebendiger<br />
Beziehung. Ich habe mich gefragt,<br />
warum so viele gerade diesen stillen Mönch<br />
als ihren Fürsprecher gewählt haben. Keiner<br />
würde auf die Idee kommen, sich vor<br />
Gericht von einem introvertierten Anwalt<br />
vertreten zu lassen, warum also Kugler zum<br />
Fürsprecher vor dem höchsten Richter machen?<br />
Vielleicht gerade deshalb, weil an<br />
Kugler sichtbar wird, dass dort, wohin sich<br />
alles Beten richtet, an<strong>der</strong>e Gesetze gelten.<br />
„Wer <strong>der</strong> erste sein will, <strong>der</strong> werde <strong>der</strong> Diener<br />
aller.“ „Die letzten werden die ersten<br />
sein.“ Das Gesetz einer an<strong>der</strong>en Welt hat<br />
Kugler im Diesseits schon gelebt. Kein<br />
Wun<strong>der</strong>, dass man ihm im Jenseits beson<strong>der</strong>s<br />
viel zutraut.<br />
„Verstorben im Rufe <strong>der</strong> Heiligkeit“, haben<br />
die Mitbrü<strong>der</strong> auf seine Grabplatte ge-<br />
Neuhaus am Regen<br />
Max Kronawitter bei den Dreharbeiten zum Musikspiel „Erdverbunden – himmelsnah“<br />
schrieben. Immer mehr bekam ich eine Ahnung,<br />
was Kugler zu einem Heiligen macht.<br />
Schon sein Leben war ein Gegenentwurf:<br />
Wer will nicht für seine Leistungen Anerkennung<br />
ernten: Als Kugler bei <strong>der</strong> Einweihung<br />
„seines“ Krankenhauses nicht genannt<br />
wird, war er nicht einmal enttäuscht.<br />
Wer will nicht dafür, dass er beson<strong>der</strong>e Aufgaben<br />
übernimmt, von an<strong>der</strong>en Diensten<br />
befreit werden: Selbst als Provinzial hat<br />
Kugler noch Kartoffeln geschält und<br />
Nachtdienste geschoben. Wer will nicht einen<br />
Blick auf die Großen seiner Zeit werfen:<br />
Als Hitler am Krankenhaus vorbeifuhr,<br />
würdigte er ihn keines Blickes und verwies<br />
die Mitbrü<strong>der</strong> auf die Kapelle, wo man dem<br />
„wahren Führer“ begegne. Die Aufzählung<br />
ließe sich fortsetzten. Kuglers Leben verdeutlicht,<br />
dass schon hier auf Erden das<br />
Gesetz des Reiches Gottes gelten kann.<br />
Je mehr ich mich mit diesem schlichten <strong>Orden</strong>smann<br />
beschäftigt habe, desto mehr<br />
wurde mir klar, dass – obgleich er we<strong>der</strong><br />
kluge Reden gehalten, noch ein bedeutendes<br />
Schrifttum hinterlassen hat – seine<br />
Botschaft eindeutiger und überzeugen<strong>der</strong><br />
ist, als es dutzende von Aufzeichnungen je<br />
sein könnten. Er selbst war die Botschaft<br />
und die war so schlicht, wie das Liebesgebot<br />
des Evangeliums. An Kugler wird deutlich,<br />
was das Christentum meint: Ganz in<br />
dieser Welt und für diese Welt da sein und<br />
doch um die Verheißung wissen: Ihr seid<br />
nicht von dieser Welt. Damit ist er ein Heiliger.<br />
Weil er hier erfahrbar macht, was den<br />
Himmel ausmacht.<br />
Max Kronawitter
Auf dem Weg zur Seligsprechung<br />
von Frater Eustachius Kugler<br />
Ein Mensch wie<br />
du und ich und doch<br />
ein bisschen an<strong>der</strong>s<br />
Obgleich Frater Eustachius Kugler in <strong>der</strong> Bevölkerung nur wenig<br />
bekannt ist, zählt <strong>der</strong> langjährige Provinzial <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
in <strong>Bayern</strong> zu den großen christlichen Gestalten des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
In einem vergleichsweise schlichten Leben ist es ihm gelungen,<br />
Gottvertrauen und Realitätssinn, Gebet und Dasein für An<strong>der</strong>e,<br />
Autorität und Dienstbereitschaft in Einklang zu bringen. Die Bayerische<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz hat sich in diesem Jahr ausführlich mit dem<br />
Leben und <strong>der</strong> Spiritualität Eustachius Kuglers auseinan<strong>der</strong>gesetzt<br />
und sich zielgerichtet auf eine mögliche Seligsprechung des <strong>Barmherzigen</strong><br />
Bru<strong>der</strong>s in absehbarer Zeit vorbereitet. Rückblickend sollen<br />
hier die Aktivitäten näher beleuchtet werden.<br />
Jahresthematik <strong>der</strong><br />
<strong>Orden</strong>szeitschrift Misericordia<br />
Die <strong>Orden</strong>szeitschrift Misericordia hat sich<br />
in Schwerpunktthemen mit <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en<br />
Spiritualität von Frater Eustachius befasst.<br />
Auf Seite 3 hat <strong>der</strong> Regensburger Journalist<br />
und Buchautor Christian Feldmann jeweils<br />
ein Merkmal des großen Oberpfälzers beleuchtet.<br />
So kamen Themen wie Dienstbereitschaft,<br />
Demut, Talent, Innovation und<br />
Frömmigkeit zum Tragen. Diese Schwerpunktthemen<br />
wurden unter verschiedenen<br />
Gesichtspunkten behandelt. Dabei wurde<br />
auch häufig <strong>der</strong> Bezug zur heutigen Arbeit<br />
des <strong>Orden</strong>s <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> hergestellt.<br />
Buch über das geistliche Profil<br />
von Frater Eustachius Kugler<br />
Frater Magnus Morhardt hat einen Text<br />
über das geistliche Profil von Frater Eustachius<br />
Kugler verfasst. Dies ist keine leichte<br />
Kost und keine unterhaltsame Reportage,<br />
vielmehr hat <strong>der</strong> junge Mitbru<strong>der</strong>, ein aus-<br />
gebildeter Theologe, die ihm zugänglichen<br />
Quellen mit wissenschaftlicher Akribie aufgearbeitet<br />
und stellt uns so ein sehr präzises<br />
Bild <strong>der</strong> Frömmigkeit und <strong>der</strong> Tugenden<br />
Eustachius Kuglers vor Augen. Der Provinzial<br />
<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz, Frater<br />
Emerich Steigerwald, schreibt in seinem<br />
Vorwort: „Selbst wir <strong>Orden</strong>sleute tun uns<br />
schwer, diese Frömmigkeit für unseren Alltag<br />
fruchtbar zu machen. Wir müssen darauf<br />
achten, die Fragen <strong>der</strong> christlichen Fundierung<br />
und Ausrichtung des Dienstes in<br />
unseren Einrichtungen gegenüber den Fragen<br />
des guten Managements verantwortlich<br />
zu gewichten. Wir dürfen unsere Welt<br />
nicht in zwei Teile dividieren: hier das Alltagsgeschäft,<br />
dort das Glaubensleben. Vielleicht<br />
ist die hier vorgelegte Schrift eines<br />
30-jährigen <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>s Anlass,<br />
uns darüber Gedanken zu machen, worauf<br />
es eigentlich ankommt.“<br />
Besinnungstage für die Mitbrü<strong>der</strong><br />
In mehreren Besinnungstagen haben sich<br />
die Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
mit großen christlichen Gestalten aus <strong>der</strong><br />
Diözese Regensburg befasst. Schwester M.<br />
Brigitta Wex von den Armen Schulschwestern<br />
in Regensburg hielt einen Besinnungstag<br />
unter dem Thema „Leben, Wirken<br />
und Spiritualität von Maria Theresia<br />
von Jesus Gerhardinger“ (siehe Seite 24). In<br />
zwei Impulsreferaten ging die <strong>Orden</strong>sfrau<br />
den Lebensspuren <strong>der</strong> großen <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>in<br />
aus <strong>der</strong> Oberpfalz nach.<br />
Pfarrer Johann Bauer aus Mindelstetten referierte<br />
über Anna Schäffer, die nach einem<br />
Leben voll Leiden und Schmerzen am<br />
7. März 1999 von Papst Johannes Paul II.<br />
in die Schar <strong>der</strong> Seligen aufgenommen<br />
wurde (siehe Seite 26).<br />
Im Dezember 2008 wird in Reichenbach ein<br />
Besinnungstag mit Pfarrer Dr. Wolfgang<br />
Vogl stattfinden, <strong>der</strong> Therese Neumann von<br />
Konnersreuth vorstellen wird. Schließlich<br />
wird auch die Mallersdorfer Schwester Radegund<br />
Bauer den Grün<strong>der</strong> ihrer <strong>Orden</strong>sgemeinschaft,<br />
Paul Josef Nardini, im Rahmen<br />
eines Brü<strong>der</strong>tages vorstellen.<br />
„Erdverbunden – himmelsnah“<br />
Musikspiel über Frater Eustachius<br />
Kugler<br />
„Die Musikstücke und Texte sind abgeschlossen“,<br />
verrät Pastoralreferent Uli Doblinger,<br />
<strong>der</strong> als Gesamtverantwortlicher für<br />
Mitarbeiter und Heimbewohner aus Reichenbach<br />
das Musikspiel „Erdverbunden –<br />
himmelsnah“ anlässlich <strong>der</strong> zu erwartenden<br />
Seligsprechung von Frater Eustachius Kugler,<br />
geschrieben hat und in Szene setzen wird.<br />
Die Lie<strong>der</strong> stammen von ihm, Katharina<br />
Mezei, Margit Scharl, Josef Schmid, Alfred<br />
Stadler und Bernhard Steibl. Die Leiterin<br />
des Mitarbeiterchores, Katharina Mezei, hat<br />
bereits mit <strong>der</strong> musikalischen Umsetzung<br />
begonnen, die dramaturgische Darstellung
6<br />
obliegt Monika Bückert von <strong>der</strong> Fachschule<br />
für Heilerziehungspflege in Reichenbach. Parallel<br />
zu den Probearbeiten laufen auch<br />
schon die Planungen für eine CD.<br />
Dokumentarfilm von Max Kronawitter<br />
Im Gegensatz zu einem klassischen Porträt,<br />
das die Vita einer großen Persönlichkeit<br />
nachzeichnet, will <strong>der</strong> Dokumentarfilm anhand<br />
ausgewählter Themenfel<strong>der</strong> Menschen<br />
vorstellen, in <strong>der</strong>en Leben Eustachius<br />
Kugler fortlebt. Obgleich die Biografie des<br />
schlichten Oberpfälzers den roten Faden<br />
dazu bildet, wird nicht <strong>der</strong> Versuch unternommen,<br />
eine umfassende Lebensbeschreibung<br />
vorzulegen. Dem Zuschauer soll vielmehr<br />
vermittelt werden, was Eustachius<br />
Kugler einem Menschen des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
noch sagen kann. Der ca. 30-minütige<br />
Dokumentarfilm wird im Dezember<br />
2008 fertig gestellt. Drehorte waren Neuhaus,<br />
Nittenau, Reichenbach und Regensburg.<br />
(Siehe Beitrag Seite 3f)<br />
Eustachius-Lie<strong>der</strong><br />
Domkapitular Paul Weismantel aus Würzburg<br />
hat uns die Texte für zwei Lie<strong>der</strong> geschrieben,<br />
die zwischenzeitlich von Profes-<br />
Bestellung beim Johann von Gott Verlag<br />
Telefon: 089/17 93-109<br />
E-Mail: rosmarie.gross@barmherzige.de<br />
sor Wolfgang Fürlinger aus Linz, Maria<br />
Stegmaier aus Regensburg (siehe Seite 7)<br />
und Katharina Mezei aus Reichenbach vertont<br />
wurden. Die Vertonungen eignen sich<br />
für den Volksgesang; es liegen aber auch<br />
jeweils 4-stimmige Chorsätze vor. Uli Doblinger<br />
hat den Text für ein rhythmisches<br />
Lied verfasst. Der Refrain: „Im Stillen, im<br />
Kleinen, verborgen ganz leis, entsteht etwas<br />
Großes, beginnt etwas Neues.“<br />
Internetauftritt Eustachius Kugler<br />
Der Internettauftritt mit Texten von Susanne<br />
Harrer aus Regensburg und dem Design<br />
<strong>der</strong> Grafikerin Simone Stiedl aus Geiersthal<br />
ist fertig gestellt. Die Kopfnavigation umfasst<br />
die Bereiche Aktuelles, Leben, Seligsprechung,<br />
Gebete, Impulse, Downloads,<br />
<strong>Orden</strong>, Shop. Auf <strong>der</strong> linken oberen Seite ist<br />
das Porträt von Eustachius Kugler mit dem<br />
Granatapfel zu sehen. Links erscheint <strong>der</strong><br />
Navigationstitel, mittig <strong>der</strong> Text, auf <strong>der</strong><br />
rechten unteren Seite ein Bild zum Text<br />
und oben verschiedene Bil<strong>der</strong>. Der Internetauftritt<br />
passt sich in seinem grafischen Design<br />
an alle an<strong>der</strong>en Printmedien und<br />
Shop-Artikel an, die es ggf. bei einer Seligsprechung<br />
geben wird. Der Auftritt kann je<strong>der</strong>zeit<br />
freigeschaltet werden und ist beliebig<br />
erweiterbar. Aktuelle Programme und<br />
Presseberichte können ohne großen Aufwand<br />
eingestellt werden.<br />
Druckerzeugnisse<br />
• Briefpapier mit Briefhüllen, Einladungskarten<br />
mit Briefhüllen, Reservierungsund<br />
Parkkarten (fertiggestellt)<br />
• T-Shirt, Buch, Stofftasche<br />
• Fahnen und Transparente<br />
• Info-Mappe (fertiggestellt)<br />
• Broschüre zur Vorbereitung<br />
<strong>der</strong> Seligsprechung<br />
• Broschüre zum Eröffnungsgottesdienst<br />
• Broschüre zur Vigilfeier<br />
• Liedheft<br />
• Kurzbiografie<br />
• Begleitheft zur Eucharistiefeier<br />
bei <strong>der</strong> Seligsprechung<br />
• Eustachius-Kugler-Film – DVD-Hülle<br />
• Eustachius-Kugler-Musikspiel – CD-Hülle<br />
• Gebetsbildchen und Berührungsreliquien<br />
Organisatorische und logistische<br />
Vorbereitung einer Seligsprechungsfeier<br />
Bereits seit einem Jahr wird zielgerichtet in<br />
verschiedenen Gruppen an <strong>der</strong> Vorbereitung<br />
einer Seligsprechungsfeier für Frater<br />
Eustachius Kugler gearbeitet. So gibt es<br />
Bücher, die bereits verfügbar sind:<br />
• Gottvertrauen und Nächstenliebe<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
• Nah bei Gott – nah bei den Menschen.<br />
Das Leben des <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>s<br />
Eustachius Kugler<br />
Christian Feldmann<br />
• Frater Eustachius Kugler – Auf dem Weg<br />
zur Seligsprechung<br />
Dr. Werner Chrobak<br />
• <strong>Orden</strong>smann und Menschenfreund,<br />
Frater Eustachius Kugler<br />
Christian Feldmann<br />
• Frater Eustachius Kugler – Barmherziger<br />
Bru<strong>der</strong> im Dienst an kranken und<br />
behin<strong>der</strong>ten Menschen<br />
Ambrosius Esser<br />
• Eustachius Kugler Handwerker –<br />
<strong>Orden</strong>soberer – Beter<br />
Dr. Werner Chrobak<br />
• Alles aus Liebe zu Gott, Leben,<br />
Persönlichkeit und Bedeutung des<br />
<strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>s Eustachius Kugler<br />
Reinhard Abeln<br />
• Der sieghafte Beter, <strong>der</strong> Barmherzige<br />
Bru<strong>der</strong> Eustachius Kugler<br />
Franz Hiltl<br />
• Wan<strong>der</strong>er im Tal <strong>der</strong> Demut,<br />
Eustachius Kugler<br />
Fritz Meingast<br />
• Atemholen <strong>der</strong> Seele –<br />
Eustachius Kugler<br />
Novene
eispielsweise in unserer Straubinger Einrichtung<br />
für behin<strong>der</strong>te Menschen eine Arbeitsgruppe,<br />
die sich schwerpunktmäßig<br />
mit <strong>der</strong> geistlichen Vorbereitung auf den<br />
Festtag beschäftigt. Etwa drei bis vier Wochen<br />
vor <strong>der</strong> Seligsprechung ist eine Wallfahrt<br />
aller Einrichtungen nach Reichenbach<br />
mit einem großen Eröffnungsgottesdienst<br />
geplant. Höhepunkt <strong>der</strong> Vorbereitungszeit<br />
wird die Vigilfeier am Abend vor <strong>der</strong> Seligsprechung<br />
sein, die auf dem Gelände<br />
<strong>der</strong> Regensburger Krankenhäuser stattfinden<br />
soll.<br />
Eine an<strong>der</strong>e Gruppe wird die liturgische<br />
Planung <strong>der</strong> Seligsprechungsfeier, die voraussichtlich<br />
im Regensburger Dom stattfinden<br />
wird, übernehmen. Mit <strong>der</strong> Gestaltung<br />
<strong>der</strong> liturgischen Texte ist im Vorfeld Professor<br />
Andreas Heinz vom Deutschen Liturgischen<br />
Institut in Trier beauftragt. Verschiedene<br />
Gespräche haben mit Schwester Radegund<br />
Bauer von den Mallersdorfer Franziskanerinnen<br />
und mit Altbischof Anton<br />
Schlembach aus Speyer stattgefunden. Hier<br />
konnte man auf konkrete Erfahrungen bei<br />
<strong>der</strong> Seligsprechung von Paul Josef Nardini,<br />
dem Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mallersdorfer Schwestern,<br />
zurückgreifen. Inspirierend soll auch die<br />
Seligsprechung von Mutter Rosa Flesch,<br />
<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> Waldbreitbacher<br />
Schwestern, wirken, die erst in diesem Jahr<br />
stattgefunden hat.<br />
Provinzial Frater Emerich Steigerwald und<br />
Pater Leodegar Klinger, Prior aus Regensburg,<br />
hatten bereits ein Gespräch mit dem<br />
Regensburger Bischof Dr. Gerhard Müller.<br />
Der Bischof vertrat die Meinung, dass sich<br />
eine Seligsprechungsfeier gut in die geplante<br />
Stadtmission in Regensburg einfügen<br />
könnte, die im Jahr 2009 stattfinden wird.<br />
Sobald die Beratungen bei <strong>der</strong> Kongregation<br />
für die Heilig- und Seligsprechungen<br />
abgeschlossen sind, können die notwendigen<br />
Gespräche, Beratungen und Planungen<br />
für die erwartete Seligsprechung mit<br />
den diözesanen Autoritäten in Regensburg<br />
konkret vorangetrieben werden.<br />
Für die logistische und organisatorische<br />
Vorbereitung <strong>der</strong> Seligsprechungsfeierlichkeiten<br />
wird es zu gegebener Zeit ebenfalls<br />
eine Kommission geben, die Aufgaben wie<br />
Programmgestaltung, Gästebetreuung, Unterbringung<br />
und Essensversorgung, Pressekontakte<br />
und Fernsehübertragungen regeln<br />
wird.<br />
Frater Eduard Bauer<br />
Das Musikspiel „Erdverbunden – himmelsnah” in Reichenbach:<br />
Der Subprior Eligius behandelt das Bein von Eustachius Kugler nach dem Sturz vom Gerüst<br />
Eine Seite des neuen<br />
Internetauftritts<br />
7
8<br />
Ein Apostel des Sozialstaats<br />
Was ich von Frater<br />
Eustachius gelernt habe<br />
Dr. Heribert Prantl, Leiter <strong>der</strong> Redaktion Innenpolitik <strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung<br />
Als vor Jahren mein Vater im Krankenhaus<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Regensburg<br />
im Sterben lag, ging ich dort jeden<br />
Tag an dem Porträt eines Mönches<br />
vorbei – offenes, klares Gesicht, braune<br />
Kutte. Ich kannte das Porträt, es lag, gebetbildgroß,<br />
in meiner Kindheit in den Kirchenbänken:<br />
Frater Eustachius Kugler. Ab<br />
und zu blieb ich, auf dem Weg zu meinem<br />
todkranken Vater, sinnierend vor dem Bildnis<br />
dieses Mannes stehen, über den in den<br />
Gottesdiensten meiner Kindheit oft gepredigt<br />
worden war. Dieser Frater Eustachius,<br />
so <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sname, wurde 1867, also in<br />
dem Jahr, in dem Karl Marx den ersten<br />
Band seines Werkes „Das Kapital“ herausgab,<br />
als Sepperl, als sechstes Kind <strong>der</strong><br />
Kleinlandwirts-Eheleute Kugler in Neuhaus<br />
bei Nittenau geboren. Nittenau ist mein<br />
Heimatort, mein Vater war dort Stadtkämmerer,<br />
Kirchenpfleger und jahrzehntelang<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kolpingfamilie. Zu meiner<br />
Heimat gehört Frater Eustachius, <strong>der</strong> von<br />
1925 bis zu seinem Tod im Jahr 1946 Provinzial<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong><br />
war, <strong>der</strong> in Regensburg das große Krankenhaus<br />
seines <strong>Orden</strong>s gebaut hat.<br />
Und weil in den sechziger Jahren, als ich<br />
Ministrant in Nittenau war, im Vatikan <strong>der</strong><br />
Prozess zu seiner Seligsprechung eingeleitet<br />
worden war, habe ich damals in meiner<br />
katholischen Pfarrei viel von ihm gehört. In<br />
Erinnerung geblieben ist mir vor allem ei-<br />
nes: Dass Eustachius in seinen Krankenhäusern<br />
die „klassenlose“ Krankenpflege<br />
angeordnet hat. Dem Oberkrankenpfleger<br />
gab er als Provinzial die Weisung: „Tut mir<br />
vor allem die armen, die bedürftigen<br />
Schwerkranken pflegen, um die sich sonst<br />
niemand recht kümmert. Wenn ein Bischof<br />
o<strong>der</strong> sonst ein höher Würdenträger als Patient<br />
kommt, dann braucht man nicht so<br />
zu laufen, weil genug an<strong>der</strong>e da sind, die<br />
sie schon in je<strong>der</strong> Hinsicht betreuen!“ Das<br />
hat mir schon damals, als Ministrant in Nittenau<br />
in <strong>der</strong> Oberpfalz, recht imponiert –<br />
und <strong>der</strong> Satz gefällt mir heute immer noch.<br />
Welche Anweisung <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>smann wohl<br />
heute geben würde? Würde er seine Ärzte<br />
auffor<strong>der</strong>n, nicht auf das Alter <strong>der</strong> Patienten<br />
als Behandlungsmaßgabe zu starren?<br />
Würde er sie ermahnen, die Hochbetagten<br />
nicht als Menschen dritter Klasse zu betrachten?<br />
Würde er sein Krankenhaus-Management<br />
davor warnen, die Gewinnerzielung<br />
zur allein handlungsleitenden Kategorie<br />
zu machen? Womöglich hielte er seinem<br />
Verwaltungschef eine Predigt darüber, was<br />
das Gleichnis vom <strong>Barmherzigen</strong> Samariter<br />
heute besagt. Womöglich würde er in einem<br />
Rundschreiben vor dem „Verlust des<br />
Mitgefühls“ warnen und vor einer Entwicklung,<br />
in <strong>der</strong> das Geld nicht mehr ein<br />
Mittel zum Zweck <strong>der</strong> Versorgung von<br />
Kranken ist, son<strong>der</strong>n die Versorgung von<br />
Kranken ein Mittel ist zum Zweck <strong>der</strong> Gewinnerzielung.<br />
Und womöglich würde dann <strong>der</strong> Verwaltungschef<br />
dem Frater Eustachius folgendes<br />
antworten: „Lieber Provinzial, das haben<br />
Sie zwar schön gesagt, aber mit Mitgefühl<br />
allein schreiben wir hier im Krankenhaus<br />
rote Zahlen, und die Wahrheit ist lei<strong>der</strong> die,<br />
die Bert Brecht in <strong>der</strong> Dreigroschenoper so<br />
formuliert hat: „Erst kommt das Fressen,
dann die Moral“. Und dann würde <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>s-<br />
und Gottesmann Eustachius wohl<br />
furchtbar zornig werden und sagen, dann<br />
könne man ja selbst in einem kirchlichen<br />
Krankenhaus statt einem Kreuz künftig ein<br />
Bild von König Midas in die Krankenzimmer<br />
hängen.<br />
Das Leben beginnt ungerecht und es endet<br />
ungerecht, und dazwischen ist es nicht viel<br />
besser. Der eine wird mit dem silbernen<br />
Löffel im Mund geboren, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e in <strong>der</strong><br />
Gosse. Der eine zieht bei <strong>der</strong> Lotterie <strong>der</strong><br />
Natur das große Los, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e die Niete.<br />
Der eine erbt Talent und Durchsetzungskraft,<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Aids und Antriebsschwäche.<br />
Die Natur ist ein Gerechtigkeitsrisiko.<br />
Der eine kriegt einen klugen Kopf, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
ein schwaches Herz. Bei <strong>der</strong> einen<br />
folgt einer behüteten Kindheit eine erfolgreiche<br />
Karriere. Den an<strong>der</strong>en führt sein Weg<br />
aus dem Ghetto direkt ins Gefängnis. Die<br />
eine wächst auf mit Büchern, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
mit Drogen. Der eine kommt in eine Schule,<br />
die ihn stark, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e in eine, die ihn<br />
kaputt macht. Der eine ist gescheit, aber es<br />
för<strong>der</strong>t ihn keiner; <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ist doof, aber<br />
man trichtert ihm das Wissen ein. Der eine<br />
ist sein Leben lang gesund, die an<strong>der</strong>e wird<br />
mit einer schweren Behin<strong>der</strong>ung geboren.<br />
Die besseren Gene hat sich niemand erarbeitet,<br />
die bessere Familie auch nicht. Das<br />
Schicksal hat sie ihm zugeteilt. Es hält sich<br />
nicht an die Nikomachische Ethik. Es teilt<br />
ungerecht aus und es gleicht die Ungerechtigkeiten<br />
nicht immer aus. Hier haben die<br />
Kirchen und die Wohlfahrtsverbände ihre<br />
Aufgabe, hier haben die sozialen <strong>Orden</strong><br />
und die Pflegeorden ihre Aufgabe, hier hat<br />
auch <strong>der</strong> Sozialstaat seine Aufgabe. Der Sozialstaat<br />
ist, mit Maß und Ziel, Schicksalskorrektor.<br />
Frater Eustachius, sein von mir<br />
eingangs zitierter Satz zeigt es, war auch<br />
so ein Schicksalskorrektor.<br />
Frater Eustachius war nicht nur ein guter<br />
Manager, son<strong>der</strong>n auch ein Lehrer <strong>der</strong> Humanität,<br />
ein Apostel des Sozialstaates. Seine<br />
Lehre: Der Wert des Menschen darf<br />
nicht mit dem Lineal <strong>der</strong> Ökonomie gemessen<br />
werden. Dieses Bewusstsein unterscheidet<br />
ein christliches, ein nächstenliebendes<br />
Wirtschaften von <strong>der</strong> blanken Ökonomie,<br />
von dem, was man in den zurückliegenden<br />
Jahren „Neoliberalismus“ nannte. In einem<br />
sozialen Staat zählen an<strong>der</strong>e Werte als nur<br />
<strong>der</strong> Marktwert und zählen an<strong>der</strong>e Werte als<br />
nur die unbegrenzte Leistungsfähigkeit.<br />
Und Leitbild ist hier nicht <strong>der</strong> König Midas,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> „Barmherzige Samariter“ – <strong>der</strong><br />
aber seine Aufgabe nicht allein darin sieht,<br />
die unter die Räuber Gefallenen zu pflegen;<br />
ein guter und kluger Samariterdienst besteht<br />
auch darin, die Straßen so zu sichern,<br />
dass immer weniger Menschen unter die<br />
Räuber fallen. Ein funktionierendes Krankenhauswesen,<br />
so wie Frater Eustachius es<br />
aufgebaut hat, ist Teil dieses Samariterdienstes.<br />
Die Stärke eines Volkes misst sich am Wohl<br />
<strong>der</strong> Schwachen: Das ist ein Satz aus <strong>der</strong><br />
Präambel <strong>der</strong> Verfassung <strong>der</strong> Schweiz. Dieser<br />
Satz könnte von Frater Eustachius<br />
stammen. Dieser Satz passt zu ihm. Der<br />
starke Staat ist ein Staat, <strong>der</strong> für Chancengleichheit<br />
sorgt, <strong>der</strong> sich um das Wohl <strong>der</strong><br />
Schwachen kümmert, – und dabei vielleicht<br />
auch lernt, dass die behin<strong>der</strong>ten und die<br />
schwachen Menschen gar nicht so schwach<br />
sind, wie man oft meint; und dann ihre<br />
Stärken, die Stärken des Imperfekten, zu<br />
schätzen lernt. Kurz gesagt: Der starke<br />
Staat ist <strong>der</strong> Staat, <strong>der</strong> den Artikel 1 des<br />
Grundgesetzes „Die Würde des Menschen<br />
ist unantastbar“ nicht für ein bloßes<br />
Sprüchlein nimmt. Das kann man von Frater<br />
Eustachius lernen. Das habe ich von ihm<br />
gelernt.<br />
Dr. Heribert Prantl<br />
9
10<br />
Frater Eustachius Kugler<br />
„Er war in einer<br />
an<strong>der</strong>en Welt<br />
zu Hause“<br />
Wie macht man das, Tag um Tag, Jahr<br />
um Jahr sich dem schlimmsten<br />
menschlichen Elend auszusetzen, in Krankenzimmern<br />
und auf Pflegestationen Sorgen,<br />
Schmerzen, Todesangst mitzutragen –<br />
und dennoch Hoffnung und Daseinsfreude<br />
auszustrahlen? Wie geht das, Menschen leiden<br />
und sterben sehen, ihnen den kalten<br />
Angstschweiß von<br />
<strong>der</strong> Stirn trocknen,<br />
ihre zitternden<br />
Hände halten, ihre<br />
Verzweiflung spüren<br />
– und trotzdem<br />
leise und behutsam<br />
und unerschütterlich<br />
von einem guten<br />
Gott erzählen,<br />
<strong>der</strong> niemanden allein<br />
lässt und jenseits<br />
<strong>der</strong> Todesschwelle<br />
wartet?<br />
Gebet in<br />
<strong>der</strong> Kapelle<br />
Woher bezieht jemand<br />
wie Eustachius<br />
Kugler die<br />
Kraft, in <strong>der</strong> Dunkelheit<br />
zu leuchten?<br />
Die Klarissen-Kapuzinerin<br />
Anna Bresser,<br />
längst ist auch<br />
sie gestorben und<br />
Eustachius in <strong>der</strong> Ewigkeit wie<strong>der</strong> begegnet,<br />
hat eine sehr schlichte, aber überzeugende<br />
Erklärung dafür. Als junge Schwester<br />
arbeitete sie in den Regensburger Krankenhäusern<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> und traf<br />
dabei häufig den Provinzial, auf den weitläufigen<br />
Gängen, im Luftschutzkeller, in<br />
Glasfenster in <strong>der</strong> Krankenhauskirche<br />
St. Pius in Regensburg von Erich Schickling.<br />
<strong>der</strong> Kapelle. „Wenn ich Nachtwache hatte“,<br />
gab sie später zu Protokoll, „ging ich zu<br />
ganz verschiedenen Zeiten in die Kapelle<br />
und sah sehr oft den Provinzial in einer versteckten<br />
Ecke beten.“<br />
Manchmal fragte er sie freundlich: „Wie geht<br />
es Ihnen, Schwester?“ Von sich aus wagte<br />
sie es nie, ihn anzusprechen.<br />
„Ich hatte<br />
nie den Mut“, gestand<br />
sie schüchtern,<br />
„weil etwas<br />
ganz Beson<strong>der</strong>es<br />
von ihm ausging<br />
und ich den Eindruck<br />
hatte, er redet<br />
mit Gott … Er war in<br />
einer an<strong>der</strong>en Welt<br />
zu Hause.“ Und vermochte<br />
wohl gerade<br />
deshalb so viel Liebe<br />
und kraftvolle Hoffnung<br />
in diese Welt<br />
herüber zu bringen.<br />
Weil er den, dem er<br />
in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Welt<br />
voller Glück begegnet<br />
war, hier in den<br />
Unfallopfern, unheilbar<br />
Kranken, Schwermütigen<br />
und Geis-<br />
tesgestörten wie<strong>der</strong><br />
fand.<br />
Mutter Teresa von<br />
Kalkutta umschrieb die Wurzeln ihrer unwahrscheinlichen<br />
Durchhaltekraft einmal<br />
ganz ähnlich: „In <strong>der</strong> heiligen Kommunion<br />
haben wir Christus in <strong>der</strong> Gestalt von Brot.<br />
In unserer Arbeit finden wir ihn in <strong>der</strong> Gestalt<br />
von Fleisch und Blut. Es ist <strong>der</strong>selbe<br />
Christus. ‚Ich war hungrig, ich war nackt, ich<br />
Kohlezeichnung von<br />
Josef Kneuttinger<br />
war krank, ich war obdachlos.’ Frater Eustachius<br />
hielt es genauso wie Mutter Teresas<br />
Sisters of Charity, in <strong>der</strong>en Arbeitstag voller<br />
Stress und Hetze doch niemals die Anbetungsstunde<br />
fehlt. Mittelpunkt <strong>der</strong> Hauskapelle<br />
ist in allen ihren Nie<strong>der</strong>lassungen<br />
das Kreuz, an dessen Fuß zu lesen steht,<br />
„Love as I loved you“, „Liebe, wie ich dich<br />
geliebt habe“.<br />
Im Hilfebedürftigten Christus entdecken<br />
Das ist das Geheimnis solcher Christen, die<br />
sich entschlossen haben, das Evangelium<br />
radikal ernst zu nehmen: In dem hilfebedürftigen<br />
Mitmenschen entdecken sie den<br />
in Christus zum zerbrechlichen Menschen<br />
gewordenen Gott. Wenn sie ihm dienen,<br />
dann nicht zuerst aus Pflichtbewusstsein<br />
(das schon auch, sonst könnten sie nicht<br />
durchhalten), son<strong>der</strong>n aus Liebe.<br />
Die Gelassenheit, die Eustachius so barmherzig<br />
gegenüber fremden Schwächungen<br />
und so unempfindlich gegen Kränkungen<br />
machte; die unerschütterliche Ruhe, die<br />
man später bei Gestapo-Verhören und im<br />
Luftschutzkeller an ihm beobachten wird;<br />
die aufmerksame Zuwendung zum An<strong>der</strong>en<br />
und das innerliche Strahlen, das seine<br />
Gesprächspartner so verblüfft hat – kam<br />
das alles nicht daher, dass er sich stets in<br />
<strong>der</strong> Nähe Gottes wusste, getragen von einer<br />
Liebe, die alle Schwierigkeiten klein<br />
machte und jede Begegnung mit einem leidenden<br />
Menschen groß und bedeutsam?<br />
Christian Feldmann
Ehrenmitglied Christian Braun<br />
Große Feier<br />
zum 80. Geburtstag<br />
Er wurde gebührend gefeiert, <strong>der</strong> 80.<br />
Geburtstag des Bischöflichen Geistlichen<br />
Rats Christian Braun, den dieser am<br />
25. Oktober 2007 begehen konnte. Unter<br />
an<strong>der</strong>em standen eine Orchestermesse und<br />
ein großer Empfang auf dem Programm.<br />
Und weil Christian Braun seit 2002 Ehrenmitglied<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ist, lud<br />
am nachfolgenden Sonntag (28. Oktober)<br />
auch <strong>der</strong> Konvent des Regensburger Krankenhauses<br />
zu einem festlichen Mittagsmahl.<br />
Zur Runde <strong>der</strong> Gäste zählten unter<br />
an<strong>der</strong>em Provinzial Frater Emerich Steiger-<br />
Erstmals organisierten die <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> im Münchner Krankenhaus<br />
im Dezember 2007 eine Klosternacht.<br />
Rund 60 Gäste folgten <strong>der</strong> Einladung und<br />
lauschten in <strong>der</strong> Krankenhauskirche nach<br />
<strong>der</strong> Begrüßung durch Frater Karl Wiench<br />
und Gesamtleiter Frank Tovar gebannt den<br />
Ausführungen von Martin Väth, <strong>der</strong> – kurz<br />
vor dem Eintritt ins Noviziat<br />
stehend - seinen Weg<br />
zu den <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>n schil<strong>der</strong>te.<br />
Danach ging es in<br />
verschiedene Workshops: <br />
wald und die Provinzräte Frater Benedikt<br />
Hau und Frater Eduard Bauer sowie viele<br />
weitere Brü<strong>der</strong>. Schon in den 50er und 60er<br />
Jahren kam Christian Braun in das Krankenhaus<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, um in<br />
St. Pius den Sonntagsgottesdienst zu<br />
feiern. Zuerst als Kaplan <strong>der</strong> benachbarten<br />
Pfarrei Herz Jesu, aber auch noch, als er in<br />
<strong>der</strong> Kaufmännischen Berufsschule Religionsunterricht<br />
gab und als Direktor des<br />
Kin<strong>der</strong>heims St. Leonhard. Bis heute ist er<br />
gerne gesehener Gast des Regensburger<br />
Konvents bei sonntäglichen Rekreationen.<br />
Denn Direktor Braun kann begnadet erzäh-<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> in München<br />
Atemtherapeutin Ira Summer etwa leitete<br />
dazu an, „durch sanfte meditative Bewegung<br />
den individuellen Atem zuzulassen<br />
und sich darin bewusst zu erleben“. Eine<br />
weitere Gruppe versuchte unter dem Motto<br />
„Tanzen – Bewegung – Leben“ den eigenen<br />
Bewegungen nachzuspüren, einen<br />
Rhythmus zu finden. Frater Eduard Bauer<br />
lud zu einer „Glückswerkstatt“ ins Provinzialat<br />
ein, bei <strong>der</strong> sich die Teilnehmer mit<br />
den unscheinbaren Dingen in Arbeit und<br />
Partnerschaft auseinan<strong>der</strong>setzten.<br />
Die meisten Besucher zog erwartungsgemäß<br />
das Theaterstück „Oskar und die Dame<br />
in Rosa“ an. Anita Keller, Schauspielerin<br />
und langjährige Hospizhelferin, setzte<br />
in dem Ein-Frau-Stück den Bestseller von<br />
Eric-Emmanuel Schmitt für die Bühne um.<br />
Das Werk handelt von einem an Leukämie<br />
Aus <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
Christian Braun<br />
len und Witze zum Besten geben. Diese<br />
Gabe nutzte er übrigens auch für einen guten<br />
Zweck: Er stellte Witze-Büchlein zusammen,<br />
verkaufte sie und unterstützte mit<br />
dem Erlös Missionsprojekte. Auch heute ist<br />
<strong>der</strong> rüstige Studiendirektor und Inhaber des<br />
Bundesverdienstkreuzes am Bande noch<br />
recht aktiv. Beispielsweise begleitet er Seniorenkurse<br />
<strong>der</strong> Katholischen Landvolkbewegung<br />
im Bildungshaus Werdenfels und<br />
jeden Sonntag feiert er Gottesdienst in einem<br />
Regensburger Altenheim.<br />
Johann Singhartinger<br />
Klosternacht mit Oskar<br />
Anita Keller faszinierte bei <strong>der</strong> Klosternacht<br />
mit dem Stück „Oskar und die Dame in Rosa“.<br />
erkrankten Buben, <strong>der</strong> nur noch 13 Tage zu<br />
leben hat, und von „Oma Rosa“, einer ehrenamtlichen<br />
Helferin, die ihn begleitet.<br />
Anrührende Szenen und auch humorvolle<br />
Einlagen regten die Zuschauer an, über Leben<br />
und Sterben, Begleiten und Vergeben<br />
nachzudenken.<br />
Um 23 Uhr trafen sich dann alle im Mitarbeiterspeisesaal,<br />
wo Pater Johannes von<br />
Avila Neuner das Licht <strong>der</strong> Osterkerze an<br />
die Teilnehmer weitergab. Mit den Lichtern<br />
in Händen zogen sie dann in die Krankenhauskirche,<br />
um gemeinsam die Komplet,<br />
das Nachtgebet <strong>der</strong> Kirche, zu beten. Anschließend<br />
wurden die Gäste im Speisesaal<br />
mit einer deftigen Gulaschsuppe bewirtet<br />
und hatten die Gelegenheit, die Räume des<br />
Konventes zu besichtigen.<br />
Johann Singhartinger<br />
11
12<br />
Frater Thomas Väth<br />
Irgendwann steht<br />
die Entscheidung an …<br />
Wie er seine Berufung spürte, kann<br />
Martin Väth nur schwer erklären.<br />
„Das kam ganz leise“, sagt <strong>der</strong> 30-Jährige.<br />
„Mittlerweile gehe ich auch davon aus, dass<br />
<strong>der</strong> Ruf von Anfang an da war…<br />
Ich brauchte die Zeit während des Studiums,<br />
das Leben in <strong>der</strong> Wohngemeinschaft<br />
und das spätere Alleinleben, um langsam<br />
meinen Weg zu entdecken.“ Diesen, seinen<br />
Lebensweg, glaubt er jetzt gefunden zu haben;<br />
inzwischen ist er in Graz Novize bei<br />
den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n und arbeitet<br />
dort im Krankenhaus des <strong>Orden</strong>s.<br />
Zu Beginn des Noviziats hat Martin Väth<br />
für sich den neuen Namen „Frater Thomas“<br />
gewählt. Lieber hätte er sich „Frater<br />
Adolph“ genannt, nach Adolph Kolping,<br />
seinem großen Vorbild. Doch aufgrund <strong>der</strong><br />
deutschen Geschichte hat er sich an<strong>der</strong>s<br />
entschieden, die Erinnerung an Adolf Hitler<br />
wollte Frater Thomas nicht wecken.<br />
Viel schwieriger als die Suche nach einem<br />
passenden Namen war es für ihn, sich von<br />
allen Kolpingämtern verabschieden zu<br />
müssen. 2001 war er zum Diözesanleiter<br />
<strong>der</strong> Kolpingjugend in Würzburg gewählt<br />
worden, 2005 zusätzlich zum bayerischen<br />
Landesleiter. Hinzu kam die Arbeit in verschiedenen<br />
Arbeitskreisen. „Früher habe ich<br />
immer gesagt: Zuerst bin ich Kolpinger und<br />
erst dann bin ich Theologiestudent.“ Als die<br />
Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen das Leben als<br />
<strong>Orden</strong>sbru<strong>der</strong> anstand, reiste Martin Väth<br />
nach Köln. „Ich musste das in <strong>der</strong> Minoritenkirche<br />
am Kolpinggrab klären.“ Während<br />
dieses Besuches kreisten seine Gedanken<br />
nur um Kranke und die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>.<br />
Dankbar nahm er dies als Einverständniserklärung<br />
Adolph Kolpings an.<br />
Armut, Gehorsam,<br />
ehelose Keuschheit<br />
– zu diesen drei<br />
Gelübden kommt<br />
bei den <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>n noch<br />
das Gelübde <strong>der</strong><br />
Hospitalität, eine<br />
Gastfreundschaft,<br />
die die <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />
im Dienst<br />
an kranken Menschen<br />
leben. Im<br />
Noviziat hilft Frater<br />
Thomas auf den<br />
verschiedenen<br />
Krankenhausstationen<br />
bei <strong>der</strong> Pflege<br />
<strong>der</strong> Patienten mit.<br />
Wo er kann, nimmt<br />
er sich Zeit für das Gespräch mit den Kranken.<br />
Oft reiche auch das Zuhören. „Wenn<br />
einer 35 ist, eine Frau und zwei Kin<strong>der</strong> hat<br />
und dann erfährt, dass er Magenkrebs im<br />
Endstadium hat, kann ich keine Tipps geben.<br />
Aber ich kann mit ihm gehen und versuchen,<br />
mit ihm einen Weg aus <strong>der</strong> Resignation<br />
zu finden“, meint Frater Thomas.<br />
Nach dem Noviziat in Graz wird er nach<br />
<strong>Bayern</strong> zurückkehren und dort im <strong>Orden</strong> leben<br />
und in einer <strong>der</strong> Einrichtungen <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> arbeiten. Fünf Jahre<br />
lang wird er jeweils nach einem Jahr wie<strong>der</strong><br />
das Gelübde für ein weiteres Jahr ablegen.<br />
Erst danach folgt die feierliche Profess und<br />
damit die endgültige Aufnahme in den <strong>Orden</strong>.<br />
Das ist eine lange Probezeit, in <strong>der</strong><br />
Frater Thomas klären muss, ob er tatsächlich<br />
auf dem richtigen Weg ist und welche<br />
Aufgabe er übernehmen will.<br />
Georg Wahl<br />
Frater Thomas Väth
Einkleidung im Rahmen <strong>der</strong> Vesper mit (von links)<br />
Provinzial Frater Emerich Steigerwald, Frater Thomas Väth<br />
und Pater Leodegar Klinger (im Hintergrund: Ministrant Frater<br />
Philipp Jankech)<br />
Beim Besinnungstag <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> am<br />
4. Dezember 2007 in Regensburg wurde während<br />
<strong>der</strong> Vesper Martin Väth in das Noviziat aufgenommen.<br />
Bei dieser traditionell als Einkleidung bezeichneten Zeremonie<br />
erhielt er das <strong>Orden</strong>skleid und den <strong>Orden</strong>snamen<br />
Frater Thomas (Apostel/Namenstag am 3. Juli).<br />
Schon kurz danach begab sich Frater Thomas in das<br />
Interprovinzielle Noviziat <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />
Graz-Eggenberg. Fast ein Jahr lang hatte er im Regensburger<br />
Konvent als Postulant mitgelebt.<br />
Frater Thomas Väth beim Blutdruckmessen<br />
13
14<br />
Einfache Profess von<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
Worte bewegen,<br />
Beispiele ziehen an<br />
An die 70 Gäste, Freunde, Verwandte und<br />
Mitbrü<strong>der</strong> waren am 20. Januar in die<br />
Regensburger Krankenhauskirche St. Pius<br />
gekommen, um Frater Magnus Morhardt<br />
auf seinem Weg in die <strong>Orden</strong>sgemeinschaft<br />
zu begleiten.<br />
Der 29-jährige gebürtige Allgäuer<br />
stammt aus einem kleinen Bauernhof<br />
in Lengenfeld und wollte eigentlich seit<br />
Grundschulzeiten Pfarrer werden. So trat er<br />
auch nach dem Abitur in das Priesterseminar<br />
in Augsburg ein, wo er an <strong>der</strong> dortigen<br />
Universität ein Theologiestudium aufnahm.<br />
Doch nach einem Studienjahr in Wien verließ<br />
Nikolaus Morhardt, so lautet sein Taufname,<br />
das Priesterseminar, beendete jedoch<br />
erfolgreich das Theologiestudium.<br />
Beim Weltjugendtag in Toronto 2002 nahm<br />
er sich das Wort Johannes Pauls II. zu Herzen,<br />
dass die Jugend die „Heiligen des dritten<br />
Jahrtausends“ sein sollen. Frater Magnus<br />
war ein Suchen<strong>der</strong>, immer stärker wurde<br />
sein Wunsch, sein Leben ganz Gott zu<br />
widmen, er prüfte verschiedene Klöster,<br />
machte Exerzitien und bekam dann Kontakt<br />
zu den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n in München.<br />
Ab dem Frühjahr 2005 lebte er für ein paar<br />
Wochen bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n Regensburg.<br />
Parallel schrieb er sieben Jahre an<br />
<strong>der</strong> Heimatchronik seines Ortes.<br />
Menschen helfen und heilen an Geist und<br />
Körper, ganz in <strong>der</strong> Nachfolge des <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>s<br />
Johannes von Gott, das konnte<br />
Frater Magnus dann auch in <strong>der</strong> täglichen<br />
Frater Magnus (rechts) legt seine Profess vor Provinzial Frater Emerich Steigerwald ab;<br />
dahinter: Provinzsekretär Frater Eduard Bauer; links: Novizenmeister Frater Richard Bin<strong>der</strong>.<br />
Arbeit bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n erfahren:<br />
Prägend waren für ihn Erfahrungen<br />
in <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenarbeit in Algasing und<br />
im Münchner Hospiz im Jahre 2007. „In Algasing<br />
hat mich bei einer Wohngruppe mit<br />
älteren Menschen vor allem <strong>der</strong>en Lebensfreude<br />
beeindruckt. Auch die Begegnung<br />
mit Schwerstkranken und Sterbenden hatte<br />
oftmals Momente des Schönen und Berührenden.“<br />
Den Spuren Jesu Christi folgen<br />
In Treue und Beharrlichkeit folgte einst <strong>der</strong><br />
Erbauer des Krankenhauses, Frater Eustachius<br />
Kugler, den Spuren Jesu Christi, daran<br />
erinnerte Prior Pater Leodegar Klinger in seiner<br />
Predigt und ermunterte Frater Magnus<br />
- „Worte bewegen, Beispiele ziehen an“, diesen<br />
Spuren täglich zu folgen und im Vertrauen<br />
auf Gott und mit <strong>der</strong> Hilfe des Heiligen<br />
Geistes es jenem und auch dem <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong><br />
Johannes von Gott gleich zu tun.<br />
Nach <strong>der</strong> Predigt rief Novizenmeister Frater<br />
Richard Bin<strong>der</strong> dann Frater Magnus auf<br />
und er wurde zuvor noch dreimal zu seiner<br />
endgültigen Bereitschaft befragt. Kniend,<br />
mit <strong>der</strong> rechten Hand auf dem Evangeliar,<br />
sprach Frater Magnus danach vor Provinzial<br />
Frater Emerich Steigerwald die Professformel.<br />
Die <strong>Orden</strong>sgelübde bei den <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>n sind Armut, Gehorsam,<br />
ehelose Keuschheit und Hospitalität. Dieser<br />
ersten, sogenannten einfachen Profess, folgen<br />
fünf bis sechs Jahre als Scholastiker, die<br />
<strong>der</strong> beruflichen und religiösen Ausbildung<br />
gewidmet sind. Alljährlich wird dann das<br />
Versprechen erneuert, bis man sich in <strong>der</strong><br />
feierlichen Profess für immer an den <strong>Orden</strong><br />
bindet. Frater Magnus wird sich bald zwischen<br />
<strong>der</strong> Krankenpflegeschule in Regensburg<br />
o<strong>der</strong> einer Ausbildung zum Heilerzieher<br />
in Reichenbach entscheiden.<br />
Heimatverbundenheit<br />
Den Namen Magnus hat sich Nikolaus<br />
Morhardt für sein Leben als Bru<strong>der</strong> gewählt<br />
nach dem, im Allgäu beson<strong>der</strong>s verehrten,<br />
heiligen Magnus von Füssen, <strong>der</strong> im 8.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t als Einsiedler lebte und als<br />
Grün<strong>der</strong> und erster Abt <strong>der</strong> Abtei St. Mang<br />
gilt. Die beson<strong>der</strong>e Verbundenheit zur Heimat<br />
wurde auch durch die Konzelebranten<br />
deutlich: Pfarrer Josef Lutz, <strong>der</strong> Heimatpfarrer<br />
von Frater Magnus, <strong>der</strong> ihn einst<br />
taufte, und Pfarrer Andreas Tröbensberger,<br />
ein Vetter aus dem Allgäu, zelebrierten zusammen<br />
mit Pater Leodegar Klinger den<br />
Gottesdienst.<br />
Kirsten Oberhoff
Nie<strong>der</strong>bronner Schwestern und Barmherzige Brü<strong>der</strong> nun<br />
gemeinsam Träger des St. Barbara-Krankenhauses Schwandorf<br />
Partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit zum<br />
Wohl <strong>der</strong> Patienten<br />
Das St. Barbara-Krankenhaus Schwandorf<br />
befindet sich jetzt in <strong>der</strong> gemeinsamen<br />
Trägerschaft <strong>der</strong> Kongregation <strong>der</strong><br />
Schwestern vom Göttlichen Erlöser (Nie<strong>der</strong>bronner<br />
Schwestern) und des <strong>Orden</strong>s<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>. Beide Seiten<br />
unterzeichneten am 12. Februar den Gesellschaftsvertrag.<br />
Die Schwestern vom Göttlichen Erlöser<br />
(Nie<strong>der</strong>bronner Schwestern) - bisher alleiniger<br />
Träger des Krankenhauses – übertrugen<br />
den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n 49 Prozent<br />
<strong>der</strong> Gesellschaftsanteile, die verbleibenden<br />
51 Prozent bleiben in <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong><br />
gTGE - <strong>der</strong> gemeinnützigen Trägergesellschaft<br />
für die Einrichtungen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>bronner<br />
Schwestern. Im Jahr 2009 kehrt<br />
sich dieses Verhältnis um.<br />
Zentrales Anliegen sei eine „partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit <strong>der</strong> beiden <strong>Orden</strong>sgemeinschaften<br />
auf Augenhöhe“, betont<br />
Frater Emerich Steigerwald, Provinzial <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>. „Beide Träger“, so<br />
<strong>der</strong> Provinzial weiter, „verbinden aus dem<br />
Evangelium <strong>der</strong> Barmherzigkeit und <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>ung des Lebens gemeinsame Werte.“<br />
Und Schwester Marie Petra Beck, Provinzoberin<br />
<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>bronner Schwestern verweist<br />
auf die beiden Grün<strong>der</strong>gestalten - Johannes<br />
von Gott (1495 – 1550) und Mutter<br />
Alfons Maria Eppinger (1814 – 1867).<br />
Beide hätten das Gleiche gewollt und sich<br />
unter den Bedingungen ihrer Zeit für Arme,<br />
Kranke und Hilfe suchende Menschen<br />
eingesetzt.<br />
Peter Lenz, Sprecher <strong>der</strong> Krankenhäuser<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong>, tritt<br />
neu in die Geschäftsführung des St. Barbara-Krankenhauses<br />
ein. Der Diplom-Kaufmann<br />
führt die Klinik zukünftig zusammen<br />
Auf die gemeinsame Trägerschaft wurde angestoßen.<br />
mit dem bisherigen Geschäftsführer Maximilian<br />
Hastreiter. Der Gesellschaftsvertrag<br />
sieht weiterhin vor, einen Aufsichtsrat einzurichten.<br />
Mitglie<strong>der</strong> sind seitens <strong>der</strong><br />
Nie<strong>der</strong>bronner Schwestern Provinzoberin<br />
Schwester Marie Petra Beck und Jürgen<br />
Schicker, <strong>der</strong> ehemalige Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
ordenseigenen Trägergesellschaft. Die<br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> entsenden Provinzökonom<br />
Frater Benedikt Hau und Wirtschaftsberater<br />
Dr. Volker Munk.<br />
Grund für die gemeinsame Trägerschaft des<br />
St. Barbara-Krankenhauses ist <strong>der</strong> zunehmende<br />
Wettbewerb im Gesundheitswesen.<br />
Dank des bereits bestehenden Leistungsaustausches<br />
zwischen dem St. Barbara-<br />
Krankenhaus in Schwandorf und dem<br />
Krankenhaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />
Regensburg ist eine erfolgreiche Allianz ge-<br />
wachsen, mit <strong>der</strong> man gemeinsam in Zukunft<br />
erfolgreich bestehen will. Bereits im<br />
vergangenen Jahr hat sich die Zusammenarbeit<br />
<strong>der</strong> beiden Häuser weiter konkretisiert,<br />
zum Beispiel in <strong>der</strong> Kardiologie und<br />
in <strong>der</strong> Versorgung von Schlaganfallpatienten,<br />
auch durch die Möglichkeiten <strong>der</strong> Telemedizin.<br />
Dass von den Patienten das verbesserte<br />
Leistungsangebot angenommen<br />
wird, zeigen die Fallzahlen des St. Barbara<br />
Krankenhauses: sie stiegen von 2005 bis<br />
2007 um etwa 30 Prozent.<br />
Das St. Barbara-Krankenhaus in Schwandorf<br />
wurde 1931 von den Nie<strong>der</strong>bronner Schwestern<br />
gegründet. Die Schwestern betreiben<br />
über ihre gemeinnützige Trägergesellschaft<br />
TGE neben an<strong>der</strong>en sozialen Einrichtungen<br />
insgesamt drei Krankenhäuser.<br />
15
16<br />
Feierliche Segnung<br />
Stele erinnert an Wirken<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
in Schweinspoint<br />
Der Augsburger Bischof Walter Mixa segnete am 6. April den neu<br />
gestalteten Innenhof <strong>der</strong> Stiftung St. Johannes Schweinspoint und<br />
eine Stele zum Andenken an das Wirken <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>teneinrichtung von 1860 bis 1971. Provinzial Frater<br />
Emerich Steigerwald und Provinzsekretär Frater Eduard Bauer nahmen<br />
als Vertreter des <strong>Orden</strong>s an <strong>der</strong> Feier teil.<br />
Beim Festgottesdienst würdigte Bischof<br />
Mixa den <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> – und Namensgeber <strong>der</strong> Einrichtung<br />
– Johannes von Gott und überzeugte<br />
dabei durch detailreiche Kenntnisse<br />
über den Heiligen. Josef Bauer, Direktor <strong>der</strong><br />
Stiftung St. Johannes, erklärte: „Wir haben<br />
das segensreiche Wirken <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> nie vergessen, jetzt aber haben wir<br />
Die Gäste bei <strong>der</strong> Enthüllung <strong>der</strong> Stele.<br />
ihr Andenken in Stein meißeln lassen“. Provinzial<br />
Frater Emerich bedankte sich in einem<br />
Grußwort für die Errichtung <strong>der</strong> Stele.<br />
Er zitierte den letzten Eintrag im Kapitelbuch<br />
des Schweinspointer Konvents:<br />
„Mit großem Bedauern und tiefer Betrübnis<br />
unterhielt sich heute das Kapitel über<br />
den Rückzug <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> und Übergabe <strong>der</strong><br />
Anstalt an den Caritasverband <strong>der</strong> Diözese<br />
Augsburg. ...“ Den Abzug wertete <strong>der</strong> Provinzial<br />
aus Sicht <strong>der</strong> damals Verantwortlichen<br />
als die „wohl richtige Entscheidung“<br />
und fuhr fort: „Die Entwicklung seit 1971<br />
war unter <strong>der</strong> Leitung von Direktor Josef<br />
Bauer eine segensreiche Zeit zum Wohle<br />
<strong>der</strong> Hausgemeinschaft. Dafür sprechen wir<br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> unseren Dank und<br />
unseren Glückwunsch aus.“<br />
Die Stele trägt die Inschrift „Zur Erinnerung<br />
an das Wirken <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />
Schweinspoint 1860 – 1971“. Eigentlich ist<br />
es eine „getrennte Stele“, die Steinbildhauer<br />
Günter Lang, Eichstätt, aus Kelheimer<br />
Donaukalkstein geschaffen hat. „Der geschwungene<br />
Spalt soll verdeutlichen, dass<br />
die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> viel bewegt ha-<br />
Frater Emerich<br />
Steigerwald,<br />
Provinzial <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> in<br />
<strong>Bayern</strong>, gab seiner<br />
Freude über die Stele<br />
Ausdruck.
Die Enthüllung <strong>der</strong> Stele nahmen<br />
Direktor Josef Bauer (links) und Steinbildhauermeister<br />
Günter Lange vor.<br />
ben“, erklärt er. In diesem Spalt finden sich<br />
unten sieben Stahlrollen – Symbol des Irdischen<br />
– , darüber „schweben“ drei Glasrollen<br />
– Symbol <strong>der</strong> Dreifaltigkeit Gottes,<br />
des Geistigen. Ein stählernes Kreuz krönt<br />
die Stele und verbindet die beiden Teile.<br />
Komplettiert wird das Werk durch einen<br />
Sinnspruch des Theologen und Wi<strong>der</strong>standskämpfers<br />
Dietrich Bonhoeffer, <strong>der</strong><br />
mit den Worten schließt „Wer ich auch bin:<br />
Du kennst mich. Dein bin ich, o Gott.“<br />
Manfred Arloth<br />
Ausstellung über<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Neuburger Sparkasse<br />
Eine Ausstellung über das Leben, die Arbeit<br />
und die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> wurde von Mitte März bis<br />
Anfang April in den Räumen <strong>der</strong> Sparkassenhauptstelle<br />
Neuburg an <strong>der</strong> Donau<br />
gezeigt.<br />
Bei <strong>der</strong> Ausstellungseröffnung machte<br />
Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard<br />
Gmehling den Brü<strong>der</strong>n Komplimente: „Wir<br />
sind froh, dass wir sie haben.“ Die <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>, sagte Gmehling, vermitteln<br />
christliche Werte und bedeuten ein<br />
Stück Heimat.<br />
Gespräch mit Frater Seraphim in Straubing<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> „zum Anfassen“<br />
Einen echten <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong> in<br />
Rede und Antwort zu erleben, ließen<br />
sich etwa 60 Bewohner und Mitarbeiter<br />
<strong>der</strong> Einrichtung für Menschen mit<br />
Behin<strong>der</strong>ungen in Straubing nicht entgehen.<br />
Da es in diesem Haus seit 1990 keinen<br />
Konvent mehr gibt, ist die Begegnung<br />
mit <strong>Orden</strong>smännern im Alltag<br />
nicht mehr selbstverständlich. Pastoralreferent<br />
Gerhard Kaiser hatte dazu am<br />
17. Mai in den Magnobonus-Markmiller-Saal<br />
eingeladen. Die Besucher durften<br />
eine interessante Präsentation mit<br />
Frater Seraphim aus Regensburg über<br />
den <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> Johannes von Gott<br />
erleben, an die sich Ausführungen über<br />
das konkrete <strong>Orden</strong>sleben anschlossen.<br />
Frater Seraphim, <strong>der</strong> als Physiotherapeut<br />
Frater Seraphim<br />
Der Neuburger Prior Frater Donatus<br />
Wiedemann, Provinzsekretär Frater Eduard<br />
Bauer und Frater Karl Wiench bei <strong>der</strong><br />
Ausstellungseröffnung (von links)<br />
im Regensburger Krankenhaus <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> arbeitet, verstand<br />
es, erfrischend und humorvoll die Fragen<br />
des Publikums aufzugreifen und<br />
den <strong>Orden</strong> vorzustellen. Anhand eines<br />
Tagesablaufes, <strong>der</strong> um sechs Uhr mit<br />
dem Chorgebet beginnt, wurde den Zuhörern<br />
ein Blick „hinter die Klostermauern“<br />
gewährt. Der informative und positive<br />
Eindruck wurde noch durch die<br />
drei Mitbrü<strong>der</strong> Frater Odo, Frater Cornelius<br />
und Frater Magnus verstärkt, die mit<br />
dem Referenten angereist waren und<br />
sich in kurzen Statements vorstellten.<br />
Beim anschließenden Umtrunk nutzten<br />
Bewohner und Mitarbeitern noch die<br />
Gelegenheit, Barmherzige Brü<strong>der</strong> zum<br />
Anfassen zu erleben.<br />
Gerhard Kaiser<br />
17
18<br />
97. Deutscher Katholikentag vom 21. bis 25. Mai in Osnabrück<br />
Von Gott<br />
ins Weite geführt<br />
Der 97. Deutsche Katholikentag in Osnabrück, zu dem das Zentralkomitee<br />
<strong>der</strong> deutschen Katholiken (ZdK) und <strong>der</strong> Bischof von<br />
Osnabrück, Dr. Franz-Josef Bode, eingeladen hatten, war ein frohes<br />
Glaubensfest mit einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft von<br />
Kirche und Gesellschaft. Zum Gelingen des Katholikentags trug auch<br />
das sonnige Wetter bei, das den etwa 60.000 Besuchern eine heitere<br />
Atmosphäre bescherte.<br />
Der Katholikentag stand unter dem Leitwort<br />
„Du führst uns hinaus ins Weite“<br />
(Psalm 18,20), das einerseits die Erfahrung<br />
<strong>der</strong> machtvollen Rettung des Psalmenbeters<br />
durch Gott ausdrückt, an<strong>der</strong>erseits die Christen<br />
von heute ermutigt, mit Gott die Welt<br />
zu gestalten. Zentrale Themen <strong>der</strong> Veranstaltung<br />
waren die Verantwortung <strong>der</strong><br />
Gläubigen für die Zukunft von Glaube und<br />
Kirche sowie <strong>der</strong> Einsatz für die Gesellschaft.<br />
Neben Podien zu diesen beiden großen<br />
Themenbereichen wurde auch ein ökumenischer<br />
Akzent gesetzt sowie <strong>der</strong> christlichjüdische<br />
und christlich-islamische Dialog<br />
durch Lehrhäuser und gemeinsame Veranstaltungen<br />
geführt. In verschiedenen Zentren<br />
(Jugend, Familie, Eine Welt, Ökumene,<br />
Geistliches Zentrum) konnten die Besucher<br />
sich treffen und austauschen, aber auch<br />
einfach zur Ruhe o<strong>der</strong> zum Gebet finden.<br />
Verschiedene kirchliche Organisationen und<br />
Bewegungen präsentierten sich auf <strong>der</strong> Kirchenmeile.<br />
Diese verteilte sich an verschiedenen<br />
belebten Orten in <strong>der</strong> Innenstadt von<br />
Osnabrück. Im Themenbereich „Kirche<br />
unterwegs“ auf dem Bahnhofsvorplatz öffnete<br />
das Zelt <strong>der</strong> Deutschen <strong>Orden</strong>soberen-<br />
konferenz (DOK) seine Pforten. Zusammen<br />
mit <strong>Orden</strong>sleuten an<strong>der</strong>er Gemeinschaften<br />
kümmerten sich die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
Frater Eduard und Frater Karl (München)<br />
sowie Frater Seraphim und Frater Magnus<br />
(Regensburg) um die Gäste. Im Zelt <strong>der</strong> <strong>Orden</strong><br />
konnten sich die Besucher über das <strong>Orden</strong>sleben<br />
informieren, <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> kennen<br />
lernen, Gespräche führen o<strong>der</strong> sich am<br />
Rucksackpacken beteiligen, bei dem es<br />
Preise zu gewinnen gab. Durch die Nähe<br />
zum Hauptbahnhof herrschte meist ein reger<br />
Betrieb. Dreimal am Tag versammelten<br />
sich <strong>Orden</strong>sleute und Besucher zum Lob<br />
Gottes im Stundengebet.<br />
Ein kurzer Blick auf wichtige Ereignisse<br />
<strong>der</strong> Tage in Osnabrück:<br />
Mittwoch, 21. Mai: Der Katholikentag<br />
wurde auf dem Domplatz durch Bischof<br />
Bode und Dr. Hans-Joachim Meyer, dem<br />
Vorsitzenden des ZdK, eröffnet. Der Apostolische<br />
Nuntius von Deutschland, Dr. Jean-<br />
Claude Périsset, richtete ein Grußwort von<br />
Papst Benedikt XVI. an die Gläubigen. An-
schließend luden die verschiedenen Regionen<br />
des Bistums Osnabrück zum Abend <strong>der</strong><br />
Begegnung ein.<br />
Donnerstag, 22. Mai: Am Fronleichnamsfest<br />
feierten 15.000 Gläubige im Schlossgarten<br />
einen Gottesdienst mit anschließen<strong>der</strong><br />
Prozession mit dem Leib Christi durch die<br />
Stadt. Durch die Menge an Gläubigen konnten<br />
die Brü<strong>der</strong> nicht an <strong>der</strong> Prozession teilnehmen,<br />
waren aber bei <strong>der</strong> Heiligen Messe<br />
als Kommunionhelfer im Einsatz. Danach<br />
ging <strong>der</strong> Katholikentag mit Podien, Impulsveranstaltungen<br />
und Gebeten richtig los.<br />
Zum Podium über eine gerechte Klimapolitik<br />
kam Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.<br />
Freitag, 23. Mai: Am Abend des zweiten<br />
thematischen Tages wurde im Dom ein<br />
ökumenischer Gottesdienst mit dem Leitwort:<br />
„Beim Namen gerufen – ins Weite<br />
geführt“ gefeiert. Die Jugend rockte für eine<br />
Welt im Schlossgarten mit <strong>der</strong> Band<br />
Culcha Candela.<br />
Samstag, 24. Mai: Bei einem Podium über<br />
eine demokratische Zukunft hielt Bundespräsident<br />
Horst Köhler einen spannenden<br />
Vortrag. Am Abend feierten die Besucher in<br />
<strong>der</strong> Stadt ein Fest <strong>der</strong> Kulturen, beziehungsweise<br />
beim Schloss den 50. Geburtstag des<br />
Hilfswerkes Misereor. Bereits am Nachmittag<br />
fand dort das Weltkin<strong>der</strong>fest statt, zu<br />
dem tausende Kin<strong>der</strong> nach Osnabrück kamen.<br />
Auch am Stand <strong>der</strong> DOK merkte man<br />
den Ansturm <strong>der</strong> jungen Leute. Am Abend<br />
wurde das Zelt schließlich wie<strong>der</strong> abgebaut.<br />
Sonntag, 25. Mai: Zum Abschluss des 97.<br />
Katholikentages feierten etwa 30.000 Gläubige<br />
die Heilige Messe in einem Sportstadion<br />
mit dem Vorsitzenden <strong>der</strong> Deutschen<br />
Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert<br />
Zollitsch (Freiburg), sowie weiteren Bischöfen.<br />
Es war trotz anfänglichen Regens noch<br />
einmal ein buntes und frohes Bild des<br />
christlichen Glaubens. Die Gläubigen wurden<br />
von Osnabrück wie<strong>der</strong> ins Weite, in ihre<br />
Lebenswelt hinaus gesandt, um dort den<br />
Glauben zu verkünden. Am Ende des Gottesdienstes<br />
luden Erzbischof Marx und<br />
Landesbischof Friedrich die Katholikentags-<br />
Teilnehmer zum 2. Ökumenischen Kirchentag<br />
2010 nach München ein. Der nächste<br />
evangelische Kirchentag wird 2009 in Bremen<br />
gefeiert, zum Katholikentag geht es<br />
2012 nach Mannheim.<br />
Der 97. Katholikentag in Osnabrück zeigte<br />
den Besuchern ein frohes und buntes Bild<br />
<strong>der</strong> Kirche. Durch die zahlreichen Begegnungen,<br />
Gespräche und Feiern wurde die<br />
Gemeinschaft <strong>der</strong> Gläubigen, die auch aus<br />
an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n angereist waren, sichtbar<br />
und erlebbar. Ein beson<strong>der</strong>er Akzent lag<br />
auf <strong>der</strong> Zukunftsfähigkeit von Kirche und<br />
Gesellschaft, die von verschiedenen namhaften<br />
Persönlichkeiten angedacht wurde.<br />
Bei den Teilnehmern fiel die große Zahl von<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
auf, die dem Katholikentag ihre Begeisterung<br />
und Fröhlichkeit schenkten.<br />
Bil<strong>der</strong> von links nach rechts:<br />
Ein Bibelwort für den Tag<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
Auch Frater Karl Wiench, Frater Eduard Bauer<br />
und Frater Magnus Morhardt (von links) testen<br />
ihr Gleichgewicht.<br />
Der Osnabrücker Dom<br />
Der Katholikentag entdeckt die Jugend<br />
und umgekehrt.<br />
19
20<br />
Workshops zu den Werken<br />
<strong>der</strong> Barmherzigkeit<br />
Erste Klosternacht<br />
in Algasing<br />
Am 31. Mai fand bei den <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>n Algasing erstmals eine Klosternacht<br />
statt. Sie begann um 18.30 Uhr mit<br />
einem Gottesdienst. In seiner Predigt stellte<br />
Haus-Seelsorger Pater Augustine Annikkattu<br />
heraus, dass in Algasing klösterliches<br />
Leben herrscht, auch wenn <strong>der</strong> Komplex<br />
räumlich kein Kloster im herkömmlichen<br />
Sinn mehr ist. Pater Augustine brachte seinen<br />
Herzenswunsch zum Ausdruck: „Möge<br />
Algasing mehr sein als ein Wohnheim für<br />
Menschen mit spezieller Begabung. Algasing<br />
möge katholisch und ökumenisch sein:<br />
Eine Kirche im Dorf unter dem Motto ,Brücken<br />
bauen - von Menschen mit spezieller<br />
Begabung zu ihren Mitmenschen. Von<br />
Mensch zu Mensch, von Mensch zu Gott‘“.<br />
Ein wichtiges Ziel <strong>der</strong> Klosternacht war es,<br />
dem Publikum durch Workshops die „sieben<br />
Werke <strong>der</strong> Barmherzigkeit“ näher zu<br />
bringen. Beispielsweise boten Mitarbeiter<br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Seniorentagesstätte zum<br />
Werk „Ich nehme dich an“ einen Snoezelen-Workshop<br />
an; im Algasinger Tipi-Dorf<br />
konnte man unter dem Motto „Ich höre dir<br />
zu“ über das Leben <strong>der</strong> Indianer lernen;<br />
zum Werk „Ich gehe ein Stück mit dir“<br />
unternahmen die Teilnehmer eine musikalische<br />
Weltreise.<br />
Das Anzünden <strong>der</strong> Kerzen für die<br />
Lichterprozession<br />
Zum Werk „Ich rede gut über dich“ referierte<br />
Provinzsekretär Frater Eduard Bauer über<br />
„Charismatisches Management“, einen<br />
wichtigen Grundsatz des <strong>Orden</strong>s <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>. Nach seinen Ausführungen<br />
zeigt sich charismatisches Management<br />
im Umgang <strong>der</strong> Mitarbeiter untereinan<strong>der</strong>.<br />
Schon bei <strong>der</strong> Einstellung achtet die Führungskraft<br />
zum Beispiel darauf, ob <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />
in <strong>der</strong> Lage ist, die Philosophie des<br />
<strong>Orden</strong>s mitzutragen. Bei <strong>der</strong> Entscheidung<br />
über die Einstellung habe die Führungsperson<br />
nicht nur auf fachliche Kompetenz,<br />
son<strong>der</strong>n auch auf soziale, ethische und religiöse<br />
Kompetenz zu achten. Dabei solle<br />
sie dem Wahlspruch des <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>s,<br />
des heiligen Johannes von Gott, folgen:<br />
„Das Herz befehle“.<br />
Nach den Workshops versammelten sich alle<br />
Beteiligten zur Lichterprozession zum<br />
Brü<strong>der</strong>friedhof. Der Prozessionsweg war<br />
mit Fackeln stimmungsvoll erleuchtet. Auf<br />
dem Brü<strong>der</strong>friedhof gestalteten junge<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> eine ansprechende<br />
Maiandacht. Nach <strong>der</strong> Rückkehr konnten<br />
die Besucher die Wohnräume und das Refektorium<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> besichtigen.<br />
Anschließend begab man sich in den<br />
Mehrzweckbereich, wo Küchenchef Franz<br />
Lohmaier eine deftige Klostersuppe in <strong>der</strong><br />
Brotschüssel bereit hielt.<br />
Georg Schandl<br />
Die Teilnehmer <strong>der</strong> Klosternacht bei <strong>der</strong><br />
anschließenden Stärkung mit Klostersuppe
50 Jahre Raphael-Schwestern<br />
im Sebastianeum Bad Wörishofen<br />
In Treue zu Kneipp und<br />
den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n<br />
Am Fest des heiligen Erzengels Raphael haben die Schwestern zur Jubiläumsfeier ins<br />
Sebastianeum nach Bad Wörishofen eingeladen. Im Vor<strong>der</strong>grund (von links) Schwester Oberin<br />
Irmgard, Schwester Cäcilia, Provinzial Frater Emerich, Schwester Theresia und Frater Adelmar.<br />
In diesem Jahr schauten die Raphael-<br />
Schwestern im Sebastianeum Bad Wörishofen<br />
auf 50 Jahre ihres Bestehens zurück;<br />
ihr Gründungsjubiläum mit einem Dankgottesdienst<br />
am Fest ihres Patrons, des heiligen<br />
Erzengels Raphael, feierten die Raphael-<br />
Schwestern am 24. Oktober. Jubiläen sind<br />
Höhepunkte im Leben, Tage zum Innehalten,<br />
Nachdenken, zum Zurückschauen und<br />
Danken, Dank zu sagen beson<strong>der</strong>s dem gütigen<br />
Gott, <strong>der</strong> die Schwesterngemeinschaft<br />
ins Sebastianeum berufen hat.<br />
Dem damaligen findigen Prior <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>, Frater Rumald Wünsch,<br />
war daran gelegen, Schwestern als Betreuungskräfte<br />
für die Patienten und Gäste des<br />
im Juni 1958 eingeweihten großen Erweiterungsbaues<br />
des Sebastianeums zu gewinnen.<br />
Die Bettenzahl hatte sich auf 250<br />
fast verdoppelt und die Brü<strong>der</strong> wollten in<br />
ihrer Kneipp-Einrichtung künftig auch<br />
Frauen aufnehmen, zunächst Ehefrauen als<br />
Begleitpersonen von Kriegsversehrten. Da<br />
Frater Rumald nach vielem Fragen in verschiedenen<br />
<strong>Orden</strong> keinen Erfolg hatte, ließen<br />
Überlegungen den Gedanken an die<br />
Gründung einer Schwesternschaft aufkommen,<br />
die den Brü<strong>der</strong>n überall helfend zur<br />
Seite stehen könnte. Verwirklicht wurde<br />
diese Idee mit <strong>der</strong> erfahrenen Krankenschwester<br />
Maria Gertrud Bitscher, die als<br />
erste Oberin die Schwestern mit Herz und<br />
Verstand in das geistliche Leben einführte.<br />
Die Raphael-Schwestern im Jahr 1958<br />
Im Juli 1962 erteilte <strong>der</strong> Augsburger Bischof<br />
Josef Freundorfer <strong>der</strong> jungen<br />
Schwesternschaft den Status einer „Pia<br />
Unio („Fromme Vereinigung“).<br />
Als 1969 <strong>der</strong> damalige Provinzial <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> – Frater Matthäus Heidenreich<br />
– die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> aus Bad<br />
Wörishofen abzog, übertrug er die Leitung<br />
ab 1. Januar 1970 den Raphael-Schwestern,<br />
die das Haus im Geiste Sebastian Kneipps<br />
weiterführten bis zum 30. April 1998. In<br />
dieser Zeit wurden viele Sanierungs-, Neuund<br />
Umbaumaßnahmen durchgeführt (unter<br />
an<strong>der</strong>em Bau einer größeren Heizzentrale,<br />
Sanierung <strong>der</strong> Zimmer in allen<br />
Gebäudetrakten, neues Schwimmbad mit<br />
Nebenräumen, neue Küche, Verlegung <strong>der</strong><br />
Speisesäle, Neugestaltung <strong>der</strong> historischen<br />
Fassade des Konvent- und Hauptbaus,<br />
zuletzt 1996/97 Neubau <strong>der</strong> Kneipp-Bä<strong>der</strong>/Massageabteilung<br />
und Errichtung eines<br />
Mehrzwecksaales, jetzt Eustachius-Kugler-<br />
Saal). Gute Berater und För<strong>der</strong>er waren dabei<br />
die Provinziale Frater Matthäus Heidenreich<br />
und zuletzt Frater Donatus Wiedenmann,<br />
denen wir stets sehr zu Dank verbunden<br />
sind.<br />
Wenn die Schwestern heute überwiegend<br />
ein hohes Alter erreicht haben, so gehen sie<br />
ihren Weg doch voll Zuversicht weiter, insbeson<strong>der</strong>e<br />
tragen sie gern ihren Anteil bei<br />
für eine ruhige, gesunde und christliche<br />
Atmosphäre im Sebastianeum, die in Verbindung<br />
mit <strong>der</strong> echten und unverfälschten<br />
Kneipp-Therapie für viele Menschen ein<br />
Segen ist. Die Präsenz <strong>der</strong> Schwestern wird<br />
von den Gästen immer wie<strong>der</strong> sehr geschätzt<br />
und gewünscht.<br />
Schwester Irmgard Poeplau<br />
21
22<br />
Besinnungstage<br />
Besinnungstag <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
am 4. Dezember 2007 in Regensburg<br />
DEUS CARITAS EST<br />
In <strong>der</strong> Adventszeit kamen die Brü<strong>der</strong> in<br />
Regensburg zusammen, um sich mit dem<br />
Thema „Theologische und pastorale<br />
Grundaussagen <strong>der</strong> Enzyklika DEUS CA-<br />
RITAS EST von Papst Benedikt XVI.“ auseinan<strong>der</strong>zusetzen.<br />
Dr. Christoph Binninger, Studienpräfekt<br />
am Priesterseminar zum heiligen Wolfgang<br />
in Regensburg, bereitete dieses Thema<br />
in einem Referat für die <strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong> auf.<br />
Über die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Friedrich<br />
Nietzsches Werk „Der Antichrist“ und die<br />
Frage von Immanuel Kant in seiner Logik-<br />
Vorlesung „Was ist <strong>der</strong> Mensch?“ führte <strong>der</strong><br />
Referent zur Aussage von Theodor Haecker,<br />
dass man den Menschen und sein Dasein<br />
von oben, von Gott her erklären muss. Diese<br />
Stellungnahme verband Dr. Christoph<br />
Binninger mit <strong>der</strong> ersten Enzyklika von<br />
Papst Benedikt XVI. „Deus caritas est“, die<br />
genau das Ziel verfolgt, den Menschen von<br />
Gott, aus Gott heraus zu erklären. Der Vers<br />
„Gott ist die Liebe, und wer in <strong>der</strong> Liebe<br />
bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in<br />
ihm“ (1 Joh 4, 16) bildet das Fundament<br />
für seine Enzyklika, auf dem er das Gottesund<br />
Menschenbild erklärt. Papst Benedikt<br />
XVI. legt darin zuerst das Wesen <strong>der</strong> Liebe<br />
dar. Er unterscheidet zwischen Eros, <strong>der</strong> begehrenden,<br />
leidenschaftlichen Liebe und<br />
Agape, <strong>der</strong> sich dem Du verschenkenden<br />
Liebe. Papst Benedikt XVI. stellt zum ersten<br />
Mal in dieser Deutlichkeit den positiven<br />
Wert des Eros und seine Notwendigkeit<br />
heraus. Dennoch kann <strong>der</strong> Eros das Ziel seines<br />
Glücksstrebens auf rein endliche, zeitliche,<br />
irdische und materielle Güter reduzieren,<br />
was eine eigene innere Leere und Armut<br />
zur Folge haben kann, da sich <strong>der</strong><br />
Hunger nach Glück nicht mit rein irdischen,<br />
materiellen Zielen stillen lässt. Mit <strong>der</strong> Begegnung<br />
des Eros mit <strong>der</strong> Agape, <strong>der</strong> sich<br />
Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch<br />
in Regensburg<br />
verschenkenden Liebe des Du an das eigene<br />
Ich, geschieht die Heilung dieser Leere<br />
und Traurigkeit <strong>der</strong> Seele. Eros und Agape<br />
verbinden sich zu einer Einheit, durchdringen<br />
sich, bilden die eine Wirklichkeit <strong>der</strong><br />
Liebe, des Schenkens und Beschenktwerdens.<br />
Zum ersten Mal wird unter Berufung in einem<br />
lehramtlichen Schreiben, in einer Enzyklika,<br />
vom Eros Gottes gesprochen, <strong>der</strong><br />
leidenschaftlichen, begehrenden Liebe Gottes,<br />
die sich nach <strong>der</strong> sich ihm verschenkenden<br />
Liebe, <strong>der</strong> Agape, des Menschen sehnt.<br />
Für Benedikt XVI. ist damit die Liebe Gottes<br />
nicht nur Agape, sich verschenkende<br />
Liebe, son<strong>der</strong>n immer auch Eros, leidenschaftliche<br />
Sehnsucht nach <strong>der</strong> Liebe des<br />
Menschen.<br />
Papst Benedikt XVI. weist, unter <strong>der</strong> Berufung<br />
auf die Propheten Hosea und Ezechiel<br />
auf den Vergleich des Liebesbundes mit einer<br />
Hochzeitsfeier und einem Eheverspre-<br />
chen hin. Der Heilige Vater hebt dabei<br />
deutlich hervor, dass dieser Ehebund Gottes<br />
mit den Menschen das Urbild für die Ehe<br />
von Mann und Frau ist, und somit wird<br />
dieser zum Maßstab für die Ehe zwischen<br />
Mann und Frau.<br />
Zudem weist Papst Benedikt XVI. auf das<br />
Charakteristikum <strong>der</strong> Liebe, die verzeihende<br />
Liebe hin. Eros und Agape Gottes, als verzeihende<br />
Liebe, werden somit auch in <strong>der</strong><br />
Krisenzeit einer menschlichen Ehe zu einem<br />
Vorbild und Lebenskompass. Dieser schwere<br />
Weg setzt einen tiefen Glauben voraus.<br />
Der Eros und die Agape Gottes, das „Sichverschenken-wollen“,<br />
bilden den geheimnisvollen<br />
Grund für die Menschwerdung<br />
des Sohnes. Der christliche Glaube ist daher<br />
nicht Glaube an „irgendetwas“ son<strong>der</strong>n<br />
an ein „Du“, ist stets personale Begegnung<br />
mit Gott. Der Eros und die Agape Gottes<br />
erreichen am Kreuz ihre unüberbietbare<br />
Sichtbarkeit. Das offene Herz für seine<br />
Braut (den Menschen), das geöffnete Herz,<br />
aus dem Wasser und Blut fließen, von alters<br />
her auf die Taufe und Eucharistie gedeutet,<br />
wird zum Realsymbol <strong>der</strong> Liebe<br />
Gottes. Diese Agape Gottes am Kreuz wird<br />
im Sakrament <strong>der</strong> Eucharistie bleibend leibhaft<br />
gegenwärtig. Die Eucharistie schenkt<br />
auf Erden sakramental die höchste Form<br />
des liebenden Einswerdens von Gott und<br />
Mensch. Der Mensch macht sich auf den<br />
prozesshaften Weg, den Eros, die leidenschaftliche<br />
Sehnsucht Gottes nach <strong>der</strong> Liebe<br />
<strong>der</strong> Menschen, und die Agape Gottes,<br />
die sich verschenkende Liebe Gottes, auch<br />
zum eigenen Lebenskompass, zur Lebensmaxime<br />
zu machen. Der Mensch erhebt<br />
den Wunsch Gottes, sich an die Menschen<br />
verschenken zu dürfen, zu seinem Wunsch.<br />
Die Menschenliebe Gottes wird für ihn zum<br />
Handlungsvorbild. Darum kann es keine<br />
Gottesnachfolge ohne Nächstenliebe geben.<br />
Die Nächstenliebe besteht daher darin,<br />
„dass ich auch den Mitmenschen, den<br />
ich zunächst gar nicht mag o<strong>der</strong> nicht kenne,<br />
von Gott her liebe“ (Nr. 18). Diese in <strong>der</strong><br />
Gottesliebe verwurzelte Nächstenliebe ist<br />
Auftrag für jeden einzelnen Gläubigen,<br />
aber auch für die ganze kirchliche Communio.<br />
Eine Kirche, die ihr Herz angesichts des<br />
Leides und <strong>der</strong> Not in <strong>der</strong> Welt nicht öffnet,<br />
son<strong>der</strong>n verschließt und verhärtet, verrät ihren<br />
Ehebund, ihre Liebe zu Gott.<br />
Der Besinnungstag wurde mit <strong>der</strong> feierlichen<br />
Vesper abgeschlossen, in <strong>der</strong>en Rahmen<br />
Kandidat Martin Väth eingekleidet und in<br />
das Noviziat aufgenommen wurde.<br />
Kerstin Laumer
Eine Woche vor Ostern kamen 30 Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong> nach Regensburg zum<br />
Einkehrtag. Zum Thema „Gottesliebe,<br />
Nächstenliebe, Selbstliebe“ gab Professor<br />
Herbert Schlögel 0.P. Denkanstöße<br />
und nahm auch Bezug zum gegenwärtigen<br />
Sündenverständnis sowie zu den<br />
christlichen Grundhaltungen von Versöhnung<br />
und Vergebung.<br />
Der Urgrund jeglicher Liebe ist die Liebe<br />
Gottes zum Menschen an sich sowie<br />
zur Schöpfung. Dadurch erst wird von Gott<br />
die Liebe im Menschen geweckt, die diesen<br />
sodann zur Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe<br />
befähigt. Als beispielhafte Menschen,<br />
denen diese Symbiose in ihrem Leben geglückt<br />
ist, können Heilige genannt werden.<br />
Gerade Heilige, wie Johannes von Gott o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> verehrungswürdige Frater Eustachius<br />
Kugler, sind leuchtende Beispiele für alle,<br />
die sich dem Dienst am Nächsten verschrieben<br />
haben.<br />
Die Nächstenliebe nun gilt als Ursprung <strong>der</strong><br />
Selbstliebe: Liebe wird geweckt durch erfahrene<br />
Nächstenliebe. Neben <strong>der</strong> biologischen<br />
Annahme eines Neugeborenen bedarf<br />
es einer weiteren Annahme durch die<br />
Liebe, einer „Wie<strong>der</strong>geburt durch die Liebe“,<br />
wie es Papst Benedikt XVI. einmal ausdrückte.<br />
Wird diese Liebe personal erfahren,<br />
Besinnungstag <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
am 15. März 2008 in Regensburg<br />
Die Symbiose<br />
von Nächstenliebe<br />
und Selbstliebe<br />
befähigt diese „Selbstliebe“ wie<strong>der</strong>um zur<br />
Wertschätzung des An<strong>der</strong>en und somit zur<br />
Nächstenliebe. Insofern ist Nächstenliebe<br />
eine Form wahrer Selbstliebe bzw. eines positiv<br />
verstandenen Selbstbewusstseins. Insgesamt<br />
bedeutet dies: Selbstliebe und<br />
Nächstenliebe bedingen sich gegenseitig -<br />
für sich alleine können sie nicht bestehen.<br />
Schon <strong>der</strong> heilige Augustinus, <strong>der</strong> Regelvater<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, for<strong>der</strong>t: „Nosce<br />
te ipsum - erkenne dich selbst!“ - Im<br />
Hören auf das eigene Gewissen als <strong>der</strong><br />
Stimme Gottes in mir werde ich mir selbst<br />
zum Ort von Gottesbegegnung. Im sich<br />
Öffnen gegenüber Gott findet sich <strong>der</strong><br />
Mensch selbst und „gewinnt das Leben“,<br />
wie es die Heilige Schrift sagt. Durch eine<br />
Selbstliebe, in <strong>der</strong> Gottes geschenkte Liebe<br />
erfahren und angenommen wird, wird in<br />
Folge auch <strong>der</strong> Nächste zum Ort <strong>der</strong> Gotteserfahrung.<br />
So ist Nächstenliebe eine<br />
Dominikanerpater Professor Herbert<br />
Schlögel im Januar 2008 beim Gottesdienst<br />
anlässlich des 50. Geburtstags von Generalrat<br />
Rater Rudolf Knopp in Bad Wörishofen<br />
Form <strong>der</strong> Gottesliebe. Und Gottesliebe <strong>der</strong><br />
tragende Grund und das Maß <strong>der</strong> Nächstenliebe.<br />
Zusammengefasst heißt das, dass echte Liebe<br />
immer nur eine Trias sein kann, aus Gottes-,<br />
Nächsten- und Selbstliebe. Jesus<br />
Christus bildet dabei den Grund dieser Einheit<br />
und ist selbst ihr letzter Bezugspunkt.<br />
Nachfolge Jesu impliziert somit die For<strong>der</strong>ung<br />
nach einem Höchstmaß von Gottesund<br />
Selbstliebe, von <strong>der</strong> die Nächstenliebe<br />
nicht zu trennen ist.<br />
Sünde dagegen wird charakterisiert durch<br />
eine doppelte Verweigerung. „Sünde ist die<br />
Verweigerung <strong>der</strong> Gott und den An<strong>der</strong>en<br />
geschuldeten Liebe“, wie es <strong>der</strong> Jesuitenpater<br />
Michael Sievernich ausdrückt. Auch<br />
kann unterschieden werden zwischen personaler<br />
Schuld des einzelnen Individuums,<br />
entsprechend <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> „Wurzelo<strong>der</strong><br />
Hauptsünden“, wie sie Papst Gregor<br />
<strong>der</strong> Große im 6. Jahrhun<strong>der</strong>t formulierte,<br />
sowie transpersonaler Schuld. Damit sind<br />
gesellschaftliche Sünden gemeint, wenn<br />
Systeme gegen Gottes Liebe verstoßen,<br />
wenn zum Beispiel ganze Schichten <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
ausgebeutet werden, o<strong>der</strong> aber<br />
auch, wenn die Umwelt systematisch zerstört<br />
wird.<br />
So gilt es dem Aufruf zu Vergebung und<br />
Versöhnung zu folgen: die Bereitschaft,<br />
Verhaltensweisen zu modifizieren und sodann<br />
zu glauben, dass Gott mir im sakramentalen<br />
Zeichen auch wirklich vergibt.<br />
Dann schließt sich <strong>der</strong> Kreis, wenn im Vertrauen<br />
auf Gottes Liebe die Versöhnung mit<br />
sich selbst wie<strong>der</strong>um Selbstannahme und<br />
-liebe ermöglicht, die ihrerseits hin zum<br />
Nächsten tendiert.<br />
Frater Matthäus Lange<br />
23
24<br />
Besinnungstag zu Theresia Gerhardinger<br />
am 14. Juli 2008 in Reichenbach<br />
„Habt keine Angst,<br />
mein Vater steht am Steuer“<br />
„Bei den nächsten Besinnungstagen wollen wir uns, in Vorbereitung<br />
<strong>der</strong> erwarteten Seligsprechung von Frater Eustachius Kugler, von<br />
herausragenden Seligen o<strong>der</strong> Christen unserer Region animieren lassen.“<br />
Mit diesen Worten begrüßte Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />
die Referentin des Besinnungstages, Schwester M. Brigitta Wex, von<br />
den Armen Schulschwestern in Regensburg. Die Rektorin <strong>der</strong> Realschule<br />
Nie<strong>der</strong>münster hatte den Begegnungstag unter das Thema „Leben,<br />
Wirken und Spiritualität von Maria Theresia von Jesu Gerhardinger“<br />
gestellt. In zwei Impulsreferaten ging die <strong>Orden</strong>sfrau den Lebensspuren<br />
und <strong>der</strong> pädagogischen Strahlkraft <strong>der</strong> großen <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>in aus<br />
<strong>der</strong> Oberpfalz nach.<br />
Christliche Gestalten <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
sind nur dann für uns bedeutsam, wenn<br />
sie uns Inspiration geben für unser Leben in<br />
<strong>der</strong> Gegenwart. Das Leben und Werk <strong>der</strong><br />
Theresia von Jesu Gerhardinger fiel in eine<br />
Epoche des Umbruchs. Aus einer Haltung,<br />
die für jeden Christen exemplarisch sein<br />
kann, stellte sie sich den Problemen ihrer<br />
Zeit und versuchte, diese zu meistern. Als<br />
„Die Frau<br />
die zwölfjährige Carolina im Jahre 1809<br />
dem Wunsch des Regensburger Dompfarrers<br />
und späteren Bischofs Georg Michael Wittmann<br />
zustimmte und sich zur Lehrerin ausbilden<br />
ließ, konnte sie nicht ahnen, welche<br />
Folgen ihre Zustimmung zu diesem Lebensweg<br />
für die Bildungs- und <strong>Orden</strong>sgeschichte<br />
nicht nur ihres Vaterlandes, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
ganzen Kirche haben würde.<br />
Kindheit und Jugendzeit<br />
In Regensburg am 20. Juni 1797 als Tochter<br />
des angesehenen und wohlhabenden<br />
Schiffsmeisters Willibald Gerhardinger und<br />
seiner Frau Maria Franziska geboren, ver-<br />
lebte sie ihre Kindheit in<br />
<strong>der</strong> schmalen Gasse „Am<br />
Gries“ in Stadtamhof. Sie<br />
blieb das einzige Kind ihrer<br />
Eltern. Schon im Elternhaus<br />
wurden die<br />
Weichen für die religiöse<br />
Entwicklung <strong>der</strong> kleinen<br />
Carolina gestellt. Daraus<br />
erwuchs die Bereitschaft,<br />
in den For<strong>der</strong>ungen des<br />
alltäglichen Lebens den Willen Gottes zu<br />
sehen und bedingungslos anzunehmen. Als<br />
<strong>der</strong> Vater wie<strong>der</strong> einmal dem Wunsch <strong>der</strong><br />
kleinen Tochter entsprach, sie nach Wien<br />
mitzunehmen, zeigte sie keine Angst vor<br />
den gefährlichen Donaustrudeln. Als sich<br />
das Floß im Sog des Strudels bedenklich<br />
zur Seite neigte, schrien die meisten Reisenden<br />
angstvoll auf. Carolina aber stand<br />
furchtlos neben ihrem Vater, auf dessen ruhige<br />
Geschicklichkeit sie vertraute, und rief<br />
den Verängstigten zu: „Habt keine Angst,<br />
mein Vater steht am Steuer.“ Dies sollte<br />
zum Programm für ihr ganzes Leben werden.<br />
Mut, Zuversicht und Vertrauen werden<br />
sie ein Leben lang auszeichnen, ein Leben,<br />
das reich ist an Gefahren, Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
und weitreichenden Entscheidungen.<br />
Mit sechs Jahren kam Carolina in die Schule<br />
bei den Notre-Dame-Frauen in Stadtamhof.<br />
Sie war so tüchtig, dass sie schon mit<br />
neun Jahren in die Oberklasse versetzt wurde,<br />
in die sonst erst die Elfjährigen aufsteigen<br />
durften. Das sehr aufgeweckte, wissbegierige<br />
und mutige kleine Mädchen fiel<br />
bald auch dem Hilfspriester Georg Mauerer<br />
auf, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Schule Religionsunterricht<br />
erteilte.<br />
Im Zuge <strong>der</strong> Säkularisation in <strong>Bayern</strong> wurden<br />
im Jahre 1809 auch Stift und Schule<br />
<strong>der</strong> Chorfrauen aufgelöst. Der für die Schulaufsicht<br />
zuständige Dompfarrer<br />
und spätere Bischof<br />
von Regensburg,<br />
Georg Michael Wittmann,<br />
nahm mit wachsen<strong>der</strong><br />
Sorge wahr, wie<br />
verheerend sich Aufklärung,<br />
Krieg und Säkularisation<br />
weithin auf die<br />
Moral des Volkes aus-<br />
weiß,<br />
wirkten. Er stellte sich<br />
die Frage, ob und wie eine<br />
Jugend, unter <strong>der</strong> Arbeitsscheu, Vergnügungssucht<br />
und Respektlosigkeit zusehends<br />
wuchsen, die Zukunft bewältigen<br />
könne. Eine notwendige Hilfe erhoffte sich<br />
Dompfarrer Wittmann von <strong>der</strong> Heranbildung<br />
tüchtiger christlicher Frauen und Mütter, da<br />
er überzeugt war, dass eine menschenwürdige<br />
Gestaltung <strong>der</strong> Zukunft in Gesellschaft<br />
und Kirche sich nur von umfassend gebildeten<br />
Frauen und Müttern bewerkstelligen<br />
ließe. Am geeignetsten für diese Bildungsarbeit<br />
erschienen dem Priester <strong>Orden</strong>sschwestern,<br />
die sich vor allem um die Kin<strong>der</strong><br />
des einfachen Volkes in den Dörfern<br />
und Landstädten annehmen sollten. Nach
dem Plan des Dompfarrers sollten die Lehrerinnen<br />
für die arme Bevölkerung aus dem<br />
Bürgerstand hervorgehen. Sie mussten an<br />
ein einfaches Leben gewöhnt und an solchen<br />
Orten zu lehren bereit sein, wo keine<br />
finanziellen Mittel für die Ausbildung und<br />
die Erziehung junger Menschen aufgewendet<br />
werden konnten. Ideal schien ihm dafür<br />
eine neue Gemeinschaft von Schwestern,<br />
die nicht wie die übrigen <strong>Orden</strong> in<br />
großen Konventen, son<strong>der</strong>n in kleinen<br />
Gruppen zusammen leben, aber ein gemeinsames<br />
Mutterkloster besitzen und unter<br />
einer zentralen Leitung stehen sollten.<br />
Die junge Lehrerin<br />
Dompfarrer Wittmann übernahm selbst die<br />
Leitung <strong>der</strong> Mädchenschule Stadtamhof.<br />
Damit hatte er eine gediegene christliche<br />
Bildungsstätte, an <strong>der</strong> er drei ehemalige<br />
Schülerinnen <strong>der</strong> Chorfrauen für den Lehrberuf<br />
befähigen konnte. Eine von ihnen<br />
war Carolina Gerhardinger. Carolina zeigte<br />
zunächst keine Begeisterung für diese Aufgabe.<br />
Das geschäftige Leben im Elternhaus<br />
sagte ihr mehr zu. Es ist verständlich, dass<br />
sie sich ihr künftiges Leben ganz an<strong>der</strong>s<br />
vorstellte als in einer dumpfen Schulstube,<br />
die ihr keine erstrebenswerte Zukunftsperspektive<br />
bot. Dennoch willigte die Zwölfjährige<br />
in die Pläne des Dompfarrers ein<br />
und erprobte sich drei Jahre lang in <strong>der</strong><br />
Kunst des Unterrichtens. Bald kam ihr natürliches<br />
Lehrgeschick zum Vorschein und<br />
sie fühlte sich in ihrem Beruf immer mehr<br />
heimisch. Die Kin<strong>der</strong> hingen an ihrer blutjungen<br />
Lehrerin wie an einer großen<br />
Schwester. Sie unterrichtete 70 und mehr<br />
Kin<strong>der</strong> aller möglichen Altersstufen unter<br />
auch für damalige Verhältnisse unzumutbaren<br />
Bedingungen. Ihr feuchtes dunkles<br />
Schulzimmer war zeitweilig zugleich <strong>der</strong><br />
Wohnraum einer armen Alten, die sich<br />
was sie will“.<br />
während des Unterrichts mit ihrer Ziege<br />
hinter die Schultafel zurückzog. Nach dreijähriger<br />
gründlicher Vorbereitung durch<br />
Wittmann bestand Carolina die staatliche<br />
Prüfung im Jahre 1812 mit Auszeichnung<br />
und erhielt ihr Anstellungsdekret.<br />
Fortan wirkte sie als königlich bayerische<br />
Lehrerin. Sie leitete die königliche Mädchenschule<br />
in Stadtamhof so vorzüglich,<br />
dass ihre Schule den Ruf einer vorbildlichen<br />
Unterrichts- und Erziehungsstätte bekam.<br />
Sie vermittelte ihren Schülerinnen nicht nur<br />
Lesen, Schreiben und Rechnen, son<strong>der</strong>n<br />
auch an<strong>der</strong>e wichtige Kenntnisse für das<br />
Leben. Ihr Unterrichtsplan enthielt bereits<br />
Singen und Zeichnen und wöchentlich<br />
zehn Stunden Handarbeit. So entfaltete<br />
Carolina durch 22 Jahre mit Hilfe treuer<br />
Mitarbeiterinnen eine überaus segensreiche<br />
Tätigkeit in Stadtamhof; sie baute die<br />
Mädchenschule zur Musterschule aus. Viele<br />
junge Menschen waren ihr zugetan. Das<br />
Geheimnis ihres Erfolges war neben ihrer<br />
beruflichen Tätigkeit und ihrem Organisationstalent<br />
letztlich ihre Liebenswürdigkeit<br />
und Fröhlichkeit.<br />
Grün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> Armen Schulschwestern<br />
Caroline Gerhardinger war aber immer noch<br />
auf <strong>der</strong> Suche nach einem an<strong>der</strong>en Weg.<br />
Schließlich gründete sie 1833, also vor 175<br />
Jahren, das erste Kloster <strong>der</strong> Armen Schulschwestern<br />
in Neunburg vorm Wald. Mit<br />
ihrem <strong>Orden</strong>snamen hieß sie nun Maria<br />
Theresia von Jesu.<br />
Die Neapolitanischen Kriege und die<br />
Zwangsmaßnahmen des Staates gegen Kirche<br />
und Klöster hatten viele Menschen in<br />
ungeschützte Lebensverhältnisse gebracht<br />
und sie waren ohne wirtschaftliche und soziale<br />
Absicherung sowie ohne grundlegende<br />
Bildungsmöglichkeiten. Hier fand die<br />
Grün<strong>der</strong>in ihre Berufung, sich durch Unterricht<br />
und Erziehung in <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
mit gleichgesinnten Frauen vor allem <strong>der</strong><br />
weiblichen Jugend anzunehmen. Die entscheidende<br />
Wegbereitung erfolgte durch<br />
Bischof Wittmann aus Regensburg (1760 –<br />
1833) und Franz Sebastian Job, dem Hofkaplan<br />
am Wiener Kaiserhaus (1767 –<br />
1834). König Ludwig I. von <strong>Bayern</strong> äußerte<br />
sich einmal über die Grün<strong>der</strong>in <strong>der</strong> Armen<br />
Schulschwestern: „Die Frau weiß, was<br />
sie will“.<br />
Nach mehreren Filialgründungen kam<br />
Maria Theresia Gerhardinger mit 40 Schwestern,<br />
40 Novizinnen und 60 Kandidatinnen<br />
nach München und bezog das Angerkloster,<br />
das zum Stamm-Mutterhaus wurde.<br />
Hier erhielten die Schwestern die Einführung<br />
ins Klosterleben und die Ausbildung<br />
zum Lehr- und Erzieherberuf. Für die<br />
verschiedenen Ausbildungsstätten<br />
entwickelte Maria Theresia detaillierte<br />
Unterrichts- und Erziehungspläne.<br />
1850 wurde<br />
ein Leitfaden für „Kin<strong>der</strong>bewahranstalten“<br />
erstellt. Die<br />
Volksschulen <strong>der</strong> Armen<br />
Schulschwestern<br />
waren bereits 1844<br />
sechsstufig. Zwischen<br />
1833 und<br />
1934 über-<br />
nahmen die Schwestern einen großen Teil<br />
<strong>der</strong> Volksschulen in <strong>Bayern</strong>. Ebenfalls wurden<br />
„Fortbildungs- und Höhere-Töchter-<br />
Schulen für schulentlassene Mädchen“ eingerichtet.<br />
1882 wurde in Amberg <strong>Bayern</strong>s<br />
erste Haushaltungsschule eröffnet. Revolutionierend<br />
war die Errichtung <strong>der</strong> Lehrerinnen-Bildungsanstalt<br />
in München am Anger,<br />
da bis zu diesem Zeitpunkt die Pädagogenausbildung<br />
nur Männern vorbehalten war.<br />
In den sozialen Brennpunkten Münchens<br />
entstanden die ersten Suppenschulen und<br />
in <strong>der</strong> Heimerziehung setzte <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> pädagogische<br />
Akzente weit über <strong>Bayern</strong> hinaus.<br />
Maria Theresia von Jesu Gerhardinger starb<br />
am 9. Mai 1879 in München. Ihre Grabstätte<br />
befindet sich in <strong>der</strong> St. Jakobskirche. In<br />
ihrem Todesjahr zählte die Kongregation in<br />
aller Welt 295 Nie<strong>der</strong>lassungen mit 3.000<br />
Schwestern. Papst Johannes Paul II. sprach<br />
sie am 17. November 1985 selig. Rund<br />
4.000 Schwestern wirken heute in rund 30<br />
Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Erde. Auf <strong>der</strong> Grabplatte von<br />
Mutter Theresia, die sich im rastlosen Einsatz<br />
für das Reich Gottes verbraucht hatte,<br />
ist ihr Leitwort eingemeißelt: „Alle Werke<br />
Gottes gehen langsam und leidvoll vor sich,<br />
dann aber stehen sie desto fester und blühen<br />
umso herrlicher auf.“<br />
Schwester M. Brigitta Wex<br />
Frater Eduard Bauer<br />
25
26<br />
Besinnungstag zu Anna Schäffer<br />
in München am 10. September 2008<br />
Zum Leiden berufen<br />
In Fortsetzung <strong>der</strong> Vorstellung von Seligen und bedeutenden Christen unserer Re-<br />
gion befassten sich die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> beim Besinnungstag am 10. Septem-<br />
ber in München mit <strong>der</strong> seligen Anna Schäffer. Pater Provinzial Emerich Steigerwald<br />
begrüßte zum Vortrag Bischöflich Geistlichen Rat Johann Bauer, <strong>der</strong> seit 1984 Pfar-<br />
rer von Mindelstetten (Landkreis Eichstätt) ist, wo die Selige gelebt hat.<br />
Pfarrer Bauer stellte zunächst das Leben<br />
und die Herkunft von Anna<br />
Schäffer vor und ging dann auf ihr geistliches<br />
Leben ein. Dem Referenten gelang<br />
es, die Selige und ihr ungewöhnliches<br />
Charisma des Leidens den Brü<strong>der</strong>n überzeugend<br />
nahezubringen.<br />
Herkunft, Kindheit und Jugend<br />
Die selige Anna Schäffer wurde am 18.<br />
Februar 1882 in dem Pfarrdorf Mindelstetten<br />
bei Ingolstadt geboren. Ihre Eltern<br />
lebten mit ihren sechs Kin<strong>der</strong>n in einem<br />
engen und bescheidenen Haus mit einer<br />
kleinen Landwirtschaft. Annas Vater, <strong>der</strong><br />
als Schreiner arbeitete, starb früh. Ihre<br />
Mutter, welche sich durch Sparsamkeit,<br />
kluge Haushaltsführung und Verschwiegenheit<br />
auszeichnete, prägte nicht nur<br />
den Glauben ihrer Tochter, son<strong>der</strong>n pflegte<br />
sie auch während ihrer Leidenszeit. Die<br />
Selige fand nur gute Worte für ihre treusorgende<br />
Mutter.<br />
Anna Schäffer hatte ein stilles und schüchternes<br />
Wesen, war jedoch zu Hause und in<br />
<strong>der</strong> Schule fleißig. Von Kindheit an zeigte<br />
sich eine Spur des geistlichen Lebens, da sie<br />
oft und gerne im stillen Winkel betete und<br />
die Heiligen, beson<strong>der</strong>s die Gottesmutter<br />
Maria, verehrte. Nach dem Schulabschluss<br />
mit 13 Jahren kam Anna als Hausmädchen<br />
in den Dienst nach Regensburg und 1896<br />
nach Landshut. In dieser Zeit hatte sie den<br />
lebhaften Wunsch, als <strong>Orden</strong>sfrau und Missionsschwester<br />
nach Afrika zu gehen. Darin<br />
zeigt sich, dass ihr Glaube etwas Großes<br />
wollte, für das sich <strong>der</strong> Einsatz des Lebens<br />
lohnte. Doch Gott hatte etwas An<strong>der</strong>es mit<br />
ihr vor, als Missionarin zu werden.<br />
Lebenswende und Leidenszeit<br />
Nachdem Anna Schäffer, durch eine Vision<br />
erschreckt, dass sie in jungen Jahren lange<br />
leiden werde, ihren Dienst in Landshut<br />
plötzlich beendet hatte und nach Hause<br />
zurückkehrte, fand sie eine weitere Anstellung<br />
im Forsthaus von Stammham, nördlich<br />
von Ingolstadt. Hier zerschlugen sich<br />
ihre bisherigen Lebensträume, und ihre Leidenszeit<br />
begann. Am 4. Februar 1901 wollte<br />
Anna in <strong>der</strong> Waschküche ihre Schuhe<br />
auswaschen und ein Ofenrohr reparieren<br />
und stürzte dabei unglücklich in den<br />
Waschkessel mit kochen<strong>der</strong> Lauge. Dadurch<br />
zog sie sich an den Beinen schwerste Verbrennungen<br />
zu. Nach dem Unfall wurde<br />
Anna Schäffer in das Krankenhaus Kösching<br />
gebracht, wo sie zunächst in Lebensgefahr<br />
schwebte. Die Ärzte versuchten,<br />
die Wunden an ihren Beinen zu schließen,<br />
was ihnen nicht gelang. Nachdem die Zahlungen<br />
für ihren Krankenhausaufenthalt<br />
beendet wurden, musste sie wie<strong>der</strong> nach<br />
Hause, wo sie von den umliegenden Ärzten<br />
und ihrer Mutter gepflegt wurde. Ein zweiter<br />
Versuch, ihre Krankheit zu heilen wurde<br />
in <strong>der</strong> Universitätsklinik Erlangen unternommen,<br />
aber auch hier stellte sich kein<br />
Erfolg ein.<br />
Anna Schäffer kam erneut nach Mindelstetten<br />
zurück, wo sie nun über 25 Jahre<br />
auf dem Krankenbett litt. Trotz zweijähriger<br />
geduldiger Behandlung durch den<br />
Hausarzt von Pförring und den Bezirksarzt<br />
von Riedenburg schaffte man keine Heilung<br />
<strong>der</strong> offenen Beine, so dass nur noch<br />
ein täglicher Verbandswechsel verordnet<br />
„Mache mit mir,<br />
was du willst.“<br />
wurde. Annas Mutter und Rosa Imlauer, die<br />
Nichte des Ortspfarrers, übernahmen diese<br />
aufopfernde Aufgabe. Neben den körperlichen<br />
Leiden geriet die Familie durch Armut<br />
in Bedrängnis. Ein Bauer von Mindelstetten<br />
nahm Anna und ihre Mutter in sein<br />
Haus auf und stellte ihnen ein Zimmer zur<br />
Verfügung. Die Mutter und eine Schwester<br />
Annas pflegten dort die schwer Leidende.<br />
Gegen Ende ihres Lebens litt die Selige<br />
nicht nur an den offenen und gelähmten<br />
Beinen, son<strong>der</strong>n auch noch an Mastdarmkrebs<br />
und einem Rückenmarksleiden. Kurz
Am 7. März 1999 hat Papst Johannes Paul II. Anna Schäffer seliggesprochen.<br />
vor ihrem Tod stürzte sie aus dem Bett und<br />
zog sich eine Gehirnverletzung zu. Das Leben<br />
<strong>der</strong> Seligen endete am 5. Oktober<br />
1925. Als letztes Wort vor dem Verscheiden<br />
sprach Anna Schäffer „Jesus, dir leb' ich!“<br />
Die Spiritualität <strong>der</strong> Anna Schäffer<br />
Der erste Höhepunkt im geistlichen Leben<br />
<strong>der</strong> Seligen war die Erstkommunion im Jahr<br />
1894. Dabei machte sie dem Heiland die<br />
Vorsätze: „Mache mit mir, was du willst“<br />
und „Lass mich ein Sühneopfer werden.“<br />
Diese als Kind gesprochenen Vorsätze sollten<br />
sich später auf eine Art und Weise erfüllen,<br />
wie es Anna wohl nicht gedacht hatte.<br />
Sie war schon damals bereit, für Gott aufs<br />
Ganze zu gehen und nicht nur ein wenig<br />
religiös zu leben. Wie bereits angesprochen,<br />
hatte Anna Schäffer 1898 in ihrer zweiten<br />
Dienststelle in Landshut eine Art Berufungs-<br />
vision. In <strong>der</strong> Nacht erschien Anna eine<br />
himmlische Gestalt, die ihr ein baldiges langes<br />
Leiden ankündigte und einen Rosenkranz<br />
trug. Aus natürlicher Furcht vor dem<br />
Leiden floh Anna nach dieser Vision zurück<br />
nach Hause, um dann in Stammham erst<br />
recht ihrem Schicksal in die Arme zu laufen.<br />
Nach dem Unfall im Waschkessel hoffte<br />
Anna Schäffer zwei Jahre auf ihre Heilung,<br />
um in die Mission gehen zu können. Erst<br />
danach nahm sie ihr Los an und verlangte<br />
„Im Leiden hab' ich<br />
dich lieben gelernt.“<br />
von Gott nur noch um die Kraft, ihr Leiden<br />
anzunehmen und ihr Kreuz zu tragen. Ihr<br />
körperliches Leiden nahm Anna ins Gebet<br />
und entwickelte dabei Stoßgebete, um<br />
auch durch die Krankheit geschwächt be-<br />
ten zu können. Das Sticken und Schreiben<br />
waren neben dem Gebet Beschäftigungen<br />
während ihrer langen Leidenszeit. Da sie<br />
wegen <strong>der</strong> fast ununterbrochenen Schmerzen<br />
kaum schlafen konnte, hielt sie nachts<br />
Anbetungsstunden im Geiste. Sie konnte<br />
dabei ihren Blick auf das ewige Licht in <strong>der</strong><br />
Mindelstettener Kirche richten.<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Gnadengabe Gottes für Anna<br />
Schäffer war die immerwährende Gebetssammlung.<br />
Damit hatte sie einen ständigen<br />
lebendigen Kontakt mit Jesus Christus und<br />
Maria. Auch das Rosenkranzgebet, welches<br />
sie auf dem Krankenbett gerne betrachtend<br />
betete, för<strong>der</strong>te diesen Kontakt. Die Selige<br />
verehrte auch die Eucharistie. Seit den Kommuniondekreten<br />
von Papst Pius X. (1905)<br />
brachte <strong>der</strong> Ortspfarrer Rieger, welcher sich<br />
geistlich und materiell um Anna Schäffer<br />
kümmerte, fast täglich die Kommunion zu<br />
<strong>der</strong> Leidenden. Den Leib Christi empfing sie<br />
in tiefer Sammlung und verspürte danach eine<br />
große innere Erfüllung und Freude. Vor<br />
dem Kommunionempfang am 4. Oktober<br />
1910, dem Franziskusfest, empfing Anna<br />
Schäffer die Wundmale Christi nach einer<br />
nächtlichen Vision Jesu Christi. Die Stigmatisierung<br />
ließ sie an bestimmten Tagen als<br />
Sühne noch mehr leiden als bisher.<br />
„Jesus, dir leb' ich!“<br />
Die selige Anna Schäffer folgte Jesus im<br />
Leiden nach. Obwohl Gott ihr unbeschreibliches<br />
Leiden zumutete, ging sie diesen<br />
Weg aus Liebe zu ihm. Sie schrieb einmal:<br />
„Im Leiden hab' ich dich (Jesus) lieben gelernt.“<br />
Während ihrer Leidenszeit nahm sie<br />
die Anliegen vieler Menschen ins Gebet und<br />
wurde so ihre Fürsprecherin bei Gott. So erfüllte<br />
sich ihr Leben, das ein Vierteljahrhun<strong>der</strong>t<br />
von Leiden erfüllt war. Am 7. März<br />
1999 sprach Papst Johannes Paul II. die<br />
Dul<strong>der</strong>in selig.<br />
Pfarrer Bauer feierte in <strong>der</strong> Krankenhauskirche<br />
mit den Brü<strong>der</strong>n die Heilige Messe. Dabei<br />
empfahl er in seiner Ansprache ein regelmäßiges<br />
Gebet, in dem man Gott loben<br />
und ihm danken soll. Die Bitten an Gott erfor<strong>der</strong>n<br />
Ausdauer und Hartnäckigkeit wie<br />
die Bitten <strong>der</strong> Witwe im Evangelium (vgl.<br />
Lk 18,1-8). Der Besinnungstag in München<br />
schloss mit einer feierlichen Vesper.<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
27
28<br />
Scholastiker-Werkwoche,<br />
24. bis 30. August 2008 in Kostenz<br />
Die Kirche Jesu Christi<br />
als Mitte unseres <strong>Orden</strong>s<br />
und unserer Einrichtungen<br />
Vom 24. bis 30. August trafen sich 30<br />
junge Barmherzige Brü<strong>der</strong> aus Deutschland,<br />
Österreich und Polen zur Scholastiker-Werkwoche<br />
in Kostenz. Pater Leodegar<br />
Klinger referierte über „Die Kirche<br />
Jesu Christi in unseren Einrichtungen“.<br />
Alljährlich treffen sich die Scholastiker,<br />
junge Brü<strong>der</strong> zwischen <strong>der</strong> Einfachen<br />
und Feierlichen Profess, um über ein bestimmtes<br />
Thema nachzudenken. Diesmal<br />
war es die „Kirche Jesu Christi“, welche Pater<br />
Leodegar Klinger, Prior und Krankenhausseelsorger<br />
in Regensburg, von verschiedenen<br />
Seiten beleuchtete. In seine Vorträge<br />
floss eine im Leben und in <strong>der</strong> Pastoral<br />
gereifte Spiritualität ein. Pater Leodegar<br />
ging es mehr um das innere Wesen <strong>der</strong> Kirche<br />
Jesu Christi als um ihr rein äußerliches<br />
Erscheinungsbild.<br />
Krise <strong>der</strong> Kirche<br />
Die Kirche in Europa befindet sich offensichtlich<br />
in einer Krise, welche verschiedene<br />
Ursachen hat. Ein wichtiger Grund für die<br />
Notlage dürfte sein, dass sich Gemeinden<br />
und Gemeinschaften zu sehr mit sich selbst<br />
beschäftigen, statt auf Jesus Christus, den<br />
Grund <strong>der</strong> Kirche, zu blicken. Trotz <strong>der</strong> Kirchenkrise<br />
gibt es hoffnungsvolle Aufbrüche,<br />
wie die Weltjugendtage, die engagier-<br />
ten Päpste Johannes Paul II. und Benedikt<br />
XVI. o<strong>der</strong> neue geistliche Gemeinschaften<br />
zeigen. Die Gläubigen haben den Auftrag,<br />
den Glauben tiefer zu entdecken und bewusster<br />
zu leben und das Evangelium Jesu<br />
in die Welt hineinzutragen. Zum wesentlichen<br />
Auftrag <strong>der</strong> Kirche gehört auch die<br />
Diakonie, in welcher die Liebe Gottes in <strong>der</strong><br />
Liebe zum Menschen spürbar werden soll.<br />
Wurzeln <strong>der</strong> Kirche<br />
Gruppenbild <strong>der</strong><br />
Teilnehmer <strong>der</strong><br />
Werkwoche<br />
Die Kirche hat ihre Wurzeln im Gottesvolk<br />
Israel. Das Alte Testament beginnt mit <strong>der</strong><br />
Erschaffung des Menschen. Gott sammelt<br />
sich in Abraham ein Volk und stiftet einen
Bund zwischen sich und <strong>der</strong> Menschheit.<br />
Der Weg des Volkes Gottes führte durch<br />
glanzvolle Zeiten, wie die Königszeit mit<br />
dem Bau des Tempels in Jerusalem, aber<br />
auch durch die Sklaverei in Ägypten und<br />
das Babylonische Exil. Obwohl die Israeliten<br />
ihrem Gott immer wie<strong>der</strong> untreu waren,<br />
blieb <strong>der</strong> Herr seinem Bund treu. Die Propheten<br />
trösteten und ermahnten das Volk<br />
und verhießen das Kommen des Messias.<br />
Dies erfüllte sich aus christlicher Sicht in<br />
Jesus Christus.<br />
Erfüllung in Jesus Christus<br />
Gott wurde in ihm Mensch, um die Menschen<br />
von Sünde und Schuld zu erlösen.<br />
Die Leidenschaft Gottes für seine Geschöpfe<br />
ging so weit, dass Jesus den Tod am<br />
Kreuz auf sich nahm, um die Menschheit<br />
zu retten. Die Liebe Gottes erwies sich dadurch<br />
als stärker, als <strong>der</strong> Hass und die Sünde<br />
des Menschen.<br />
Mit <strong>der</strong> Auferstehung Jesu begann die Zeit<br />
seiner Kirche. Am Ostertag trat Jesus in die<br />
Mitte <strong>der</strong> Apostel, sagte ihnen den Frieden<br />
zu und schenkte ihnen den Heiligen Geist<br />
(vgl. Joh 20,19-23). Auch beim Pfingstereignis<br />
empfingen die Jünger Jesu den<br />
Geist Gottes (Apg 2,4). Durch diese Ereignisse<br />
geschah Sammlung des neuen Volkes<br />
Gottes, <strong>der</strong> Kirche, welche ihr Leben dem<br />
Heiligen Geist verdankt. Die Kirche lebt aus<br />
dem Geheimnis des dreifaltigen Gottes und<br />
schenkt den Menschen durch Jesu Auftrag<br />
die Vergebung <strong>der</strong> Sünden. Kirche ist eine<br />
Sammlung Gottes, die in <strong>der</strong> Versammlung<br />
<strong>der</strong> Gemeinde vor Ort konkret wird. In ihrer<br />
Mitte wohnt Jesus Christus.<br />
Danach betrachteten die Scholastiker das<br />
Bild vom Weinstock und den Rebzweigen<br />
(Joh 15,1-17). Jesus Christus, <strong>der</strong> Sohn<br />
Gottes, ist <strong>der</strong> wahre Weinstock, durch welchen<br />
die Rebzweige, die Gläubigen, leben.<br />
Die Kirche muss immer mit dem Herrn verbunden<br />
bleiben, in ihm bleiben, um Frucht<br />
zu bringen.<br />
Mitte des kirchlichen Lebens<br />
Die Eucharistiefeier ist die Mitte allen kirchlichen<br />
Lebens. In heiliger Versammlung begegnen<br />
die Gläubigen Jesus Christus im<br />
Wort Gottes und <strong>der</strong> Eucharistie. Diese Begegnung<br />
stiftet Freundschaft zwischen<br />
Gott und den Menschen. Anhand des<br />
Messablaufs erklärte Pater Leodegar die<br />
verschiedenen Gesten und Texte <strong>der</strong> Heili-<br />
gen Messe in ihrem Sinngehalt. Gott selbst<br />
lädt uns zum Gottesdienst ein, damit wir<br />
ihm begegnen. Im Wortgottesdienst spricht<br />
Gott den Menschen in Liebe an und wartet<br />
auf die Antwort des Menschen, die sich im<br />
Glaubensbekenntnis kundtut. In <strong>der</strong> Gabenbereitung<br />
bringen die Gläubigen die<br />
von Gott geschenkten Gaben und sich<br />
selbst dar. Beim Abendmahl übertrug Jesus<br />
den Aposteln die Vollmacht, die Eucharistie<br />
zu feiern. Die Kirche, welche den Auftrag<br />
Jesu fortsetzt, bringt dem Vater die Opfergabe,<br />
Jesus Christus, dar. Gerade darin<br />
gründet die Kirche, welche zugleich heilig<br />
wie sündig, weil unvollendet, ist. In <strong>der</strong><br />
Feier <strong>der</strong> Liturgie werden die Gläubigen von<br />
Gott beschenkt und schenken sich Gott.<br />
Die Betrachtungen über die Feier <strong>der</strong> Eucharistie<br />
endeten mit dem Friedensgebet,<br />
in dem Jesus Christus uns den Herzensfrieden<br />
zusagt.<br />
Caritas als Wesensserum <strong>der</strong> Kirche<br />
Die Kirche Jesu Christi ist auch in den Einrichtungen<br />
des <strong>Orden</strong>s gegenwärtig. Sie<br />
feiert in ihnen die Sakramente, beson<strong>der</strong>s<br />
die Eucharistie, das Bußsakrament und die<br />
Krankensalbung und übt den Dienst <strong>der</strong><br />
Caritas aus. In den Einrichtungen <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> wird dadurch das Beispiel<br />
Jesu greifbar, <strong>der</strong> die Kranken heilte.<br />
Der heilige Johannes von Gott wurde mit<br />
dem Charisma <strong>der</strong> Hospitalität beschenkt<br />
und sorgte in Granada für arme und kranke<br />
Menschen. Sein Werk setzt sich in unserer<br />
Zeit fort. Für die Brü<strong>der</strong> und Mitarbeiter<br />
unserer Einrichtungen wurde die Charta<br />
<strong>der</strong> Hospitalität geschrieben, die zum tätigen<br />
Zeugnis für die barmherzige Liebe<br />
Gottes ermuntert. Die Kirche Jesu Christi<br />
ereignet sich gerade im Dienst <strong>der</strong> Nächstenliebe,<br />
wenn man in den bedürftigen<br />
Menschen Christus erkennt.<br />
Zur Präsenz <strong>der</strong> Kirche in den Einrichtungen<br />
gehört auch die Seelsorge. Die Seelsorger<br />
kommen im Auftrag Jesu Christi zu den<br />
Betreuten, um sie zu besuchen, nicht um<br />
sie zu missionieren. Die Sorge gilt nicht nur<br />
den kirchlich gebundenen Personen, son<strong>der</strong>n<br />
auch jenen, die den Glauben suchen<br />
o<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>en Glaubens sind. Die Seelsorger<br />
versuchen, den Menschen Licht und<br />
Hoffnung aus dem Glauben heraus zu<br />
schenken.<br />
Neben den Vorträgen von Pater Leodegar<br />
Klinger fuhren die Scholastiker zu einer Besichtigung<br />
<strong>der</strong> Einrichtung für Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ungen nach Reichenbach. Fra-<br />
ter Matthäus Lange führte die Brü<strong>der</strong> durch<br />
die barocke Kirche, die För<strong>der</strong>stätte und eine<br />
Wohngruppe und bot ihnen so einen<br />
guten Einblick in die Lebenswelt <strong>der</strong> Bewohner<br />
von Reichenbach. In Kostenz wurde<br />
auch das internationale brü<strong>der</strong>liche Miteinan<strong>der</strong><br />
mit Fußballspielen und einem<br />
Singabend gepflegt. Die Gottesdienste wurden<br />
in verschiedenen Sprachen gestaltet.<br />
Bei <strong>der</strong> Scholastikerwerkwoche wurde wie<strong>der</strong><br />
einmal deutlich, dass sich die Brü<strong>der</strong><br />
über die Grenzen <strong>der</strong> eigenen Provinz hinaus<br />
kennen lernen und vernetzen sollen.<br />
Der internationale Austausch gelang auch<br />
deshalb gut, weil alle Brü<strong>der</strong> trotz ihrer Verschiedenheit<br />
durch den Glauben und die<br />
Hospitalität zusammengehalten werden.<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
29
30<br />
Fortbildung <strong>der</strong> deutschsprachigen <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
zur Einführung in die „Mion-Studie“<br />
„Wenn Reibung Wärme erzeugt“<br />
Gemeinschaft und Apostolat<br />
im Zeichen <strong>der</strong> Hospitalität<br />
Vom 2. bis 5. Oktober 2008 trafen sich 32 Brü<strong>der</strong> im Kloster Kostenz, um sich im<br />
Rahmen einer Fortbildung mit <strong>der</strong> sogenannten „Mion-Studie“, unter an<strong>der</strong>em<br />
zum Stand und <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Ausbildung, auseinan<strong>der</strong>zusetzen. Der Namensgeber<br />
<strong>der</strong> Studie ist <strong>der</strong> italienische Salesianerpater Professor Renato Mion vom<br />
Soziologischen Institut <strong>der</strong> Fakultät für Erziehungswissenschaften an <strong>der</strong> Päpstlichen<br />
Universität <strong>der</strong> Salesianer in Rom.<br />
Nachdem <strong>der</strong> damalige <strong>Orden</strong>sgeneral<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Pater Pascual<br />
Piles 2005 eine Befragung im Gesamtorden<br />
initiiert hatte, bei dem es um eine<br />
Bestandsaufnahme ging, war nach Eingang<br />
<strong>der</strong> über 1000 beantworteten Fragebögen<br />
die Auswertung angezeigt. Die Ergebnisse<br />
konnten 2006 beim Generalkapitel von Pater<br />
Mion präsentiert werden und wurden<br />
schließlich bei <strong>der</strong> Fortbildung in Kostenz<br />
vom deutschsprachigen Teil des <strong>Orden</strong>s<br />
aufgearbeitet.<br />
Als Referent und Mo<strong>der</strong>ator <strong>der</strong> Tagung<br />
konnte <strong>der</strong> österreichische Jesuitenpater<br />
Alois Riedlsperger vom Kardinal-König-<br />
Haus in Wien gewonnen werden. Er ver-<br />
stand es während <strong>der</strong> Tage, den Brü<strong>der</strong>n<br />
nicht nur eine gute Einführung in das Verstehen<br />
soziologischer Untersuchungen zu<br />
geben und sie mit <strong>der</strong> Studie vertraut zu<br />
machen, son<strong>der</strong>n mo<strong>der</strong>ierte auch in ebenso<br />
angenehmer wie zielgerichteter Art und<br />
Weise den Prozess <strong>der</strong> Gruppenarbeiten<br />
und das Evaluieren <strong>der</strong> Ergebnisse. Dass<br />
Frater Richard Bin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>zeit Noviziatsleiter,<br />
seinerzeit den Fragebogen mitkonzipierte<br />
und ebenso an <strong>der</strong> Fortbildung teilnahm,<br />
war sehr hilfreich.<br />
In Anlehnung an die Kapitel <strong>der</strong> Studie<br />
glie<strong>der</strong>te sich die Fortbildung thematisch in<br />
die Bereiche: „Identifikation und Sendung“,<br />
„Leben in Gemeinschaft“, „Ausbildung und<br />
ständige Weiterbildung“ sowie „Gewinnung<br />
und Erhaltung von Berufungen“. In<br />
<strong>der</strong> Einführung erörterte Pater Riedlsperger<br />
Sinn und Zweck einer soziologischen Studie:<br />
Als Arbeitsinstrument zu konkreten<br />
Fragestellungen möchte sie vor allem eine<br />
persönliche Hilfe zum Verstehen sein. Dabei<br />
Spannung zwischen Gemeinschaftsleben<br />
und Apostolat<br />
ergeben sich erste Spannungen, wenn „von<br />
außen“ objektiv und distanziert Sachverhalte<br />
dargestellt werden, die „von innen“, bzw.<br />
aus Sicht des <strong>Orden</strong>s zuweilen nachdenklich<br />
stimmen, zum Beispiel im Hinblick auf<br />
Ursachen, weshalb Brü<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> den <strong>Orden</strong><br />
verlassen und austreten.<br />
Als Schwerpunkte behandelt die Studie neben<br />
dem Thema „Ausbildung“ auch den<br />
Bereich „Berufungspastoral“, also das Bemühen,<br />
wie Interessenten mit dem <strong>Orden</strong><br />
vertraut gemacht werden können. Als<br />
Orientierungs- und Urteilshilfe macht die<br />
Studie Aussagen zu Faktoren, die <strong>Orden</strong>sleben<br />
begünstigen, zum Beispiel die Beheimatung<br />
im <strong>Orden</strong> durch eine gute Gemeinschaft<br />
und nennt auch Faktoren, die das<br />
Leben als <strong>Orden</strong>schrist erschweren, zum<br />
Beispiel die Vernachlässigung des eigenen<br />
spirituellen Lebens.<br />
Zu den genannten Bereichen <strong>der</strong> Studie<br />
fanden jeweils im Anschluss an Impulsreferate<br />
Arbeitsgruppen statt, in denen die verschiedenen<br />
Aspekte näher beleuchtet wurden<br />
und genährt von persönlichen Erfahrungen<br />
diskutiert werden konnten. Danach<br />
wurden die Ergebnisse im Plenum zusammengetragen<br />
und für die weitere Arbeit<br />
mit <strong>der</strong> Studie festgehalten.<br />
Dabei wurde allen Brü<strong>der</strong>n deutlich, auf<br />
was es in <strong>der</strong> Ausbildung ankommt: Neben<br />
einer breit angelegten spezifischen<br />
fachlichen Ausbildung, wie Krankenpflege<br />
o<strong>der</strong> Heilerziehungspflege, ist es wichtig,<br />
auf eine fundierte religiös-spirituelle<br />
Ausbildung zu achten, in <strong>der</strong> auch <strong>der</strong><br />
komplexe Begriff „Pastoral“ nicht zu kurz<br />
kommt.<br />
Nach Abschluss <strong>der</strong> Grundausbildung ist es<br />
wichtig für den <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>, sich<br />
regelmäßig weiterzubilden und dies ein Leben<br />
lang. Gerade gemeinsame Fort- und<br />
Weiterbildungen mit den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern <strong>der</strong> verschiedenen Einrichtungen<br />
wurden hier als sehr positiv erlebt<br />
und als echte Bereicherung erfahren.
Wärme, die entsteht, ist ein<br />
Synergieeffekt <strong>der</strong> Hospitalität<br />
Im Hinblick auf die konkreten Konvente vor<br />
Ort ist es wichtig, als einzelner Bru<strong>der</strong>, wie<br />
als Gemeinschaft in <strong>der</strong> Einrichtung, eine<br />
klare Aufgabe und einen klaren Auftrag zu<br />
haben. Dies vermeidet negative Reibung<br />
aufgrund von gegenseitiger Unsicherheit.<br />
Sicherheit und Stütze stellt zudem eine<br />
Form von Gemeinschaft dar, die neben<br />
Struktur und Stabilität hinsichtlich des Gebetes<br />
und <strong>der</strong> Liturgie auch den Rahmen<br />
bietet, um den Glauben miteinan<strong>der</strong> zu teilen<br />
und sich gegenseitig als Gemeinschaft<br />
von Glaubenden zu erleben. Gemeinsame<br />
Glaubensgespräche, wie etwa das gemeinsame<br />
Sprechen und Auslegen <strong>der</strong> Heiligen<br />
Schrift, können hier zur Quelle geistiger<br />
und geistlicher Erneuerung werden. Gerade<br />
auch das Erleben von echter brü<strong>der</strong>licher<br />
Gemeinschaft kennzeichnete die Tage in<br />
Kostenz.<br />
Wenn die eine Säule des Lebens als Barmherziger<br />
Bru<strong>der</strong> das Glaubens- und Gebetsleben<br />
ist, das beson<strong>der</strong>s im Gemeinschaftsleben<br />
zur Ausgestaltung kommt, so ist die<br />
zweite tragende Säule das Apostolat. O<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>s gesagt: <strong>der</strong> Dienst am Mitmenschen,<br />
sei es ein alter Mensch, ein kranker Mensch,<br />
ein Mensch mit Behin<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> ein<br />
Mensch, <strong>der</strong> in an<strong>der</strong>er Hinsicht hilfsbedürftig<br />
ist. Genährt durch das Gebet und<br />
den Glauben wollen die Brü<strong>der</strong> hier gemeinsam<br />
mit den Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern <strong>der</strong> jeweiligen Dienstgemeinschaften<br />
ein Beispiel authentischer Nächstenliebe<br />
geben nach dem Beispiel des heiligen<br />
Johannes von Gott.<br />
Hier zeigt sich auch nach den Ergebnissen<br />
<strong>der</strong> Mion-Studie die größte Spannung bzw.<br />
Reibung im Leben des <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>s:<br />
Denn wenn zum Beispiel ein Bru<strong>der</strong><br />
einen Schichtdienst im Krankenhaus hat,<br />
kann er, wie ein Mitarbeiter eben, nicht<br />
gleichzeitig bei seiner Familie sein. Diese<br />
Reibung wird je nach Ausgestaltung als negativ<br />
erfahren. Sie kann aber ebenso umgedeutet<br />
werden im Stil des heiligen Johannes<br />
von Gott, wie es ein alter Grundsatz<br />
des <strong>Orden</strong>s besagt, nach dem uns im<br />
Dienst zum Beispiel am kranken o<strong>der</strong> be-<br />
Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />
Einführung <strong>der</strong> Mion-Studie<br />
hin<strong>der</strong>ten Menschen Christus selbst begegnet.<br />
Wenn es nun stimmt, dass dieser<br />
„Krankendienst“ auch „Gottesdienst“ ist, so<br />
wird sich <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> dies erlebt, auch<br />
um sein geistliches Leben bemühen. Die<br />
Spannung o<strong>der</strong> Reibung, die dann zwischen<br />
dem Gemeinschaftsleben und dem<br />
Apostolat entsteht, erzeugt dann nicht<br />
mehr Reibungsverlust, subjektiv erlebt als<br />
Mangel, son<strong>der</strong>n vielmehr „Wärme“. Nicht<br />
das „entwe<strong>der</strong> Gemeinschaft o<strong>der</strong> Apostolat“<br />
macht den <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong> zum<br />
Nachfolger des heiligen Johannes von Gott,<br />
son<strong>der</strong>n das „sowohl Gemeinschaft als<br />
auch Apostolat“. Und die Wärme, die entsteht,<br />
ist ein Synergieeffekt <strong>der</strong> Hospitalität.<br />
Frater Matthaeus Lange<br />
31
32<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />
Vereinigungsprozess<br />
<strong>der</strong> polnischen <strong>Orden</strong>steile<br />
Im November 2007 fand in Wroclaw<br />
(Breslau) die erste Sitzung <strong>der</strong> Koordinationsgruppe<br />
des Vereinigungsprozesses<br />
zwischen <strong>der</strong> Polnischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
und <strong>der</strong> Schlesischen Generaldelegatur<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> statt.<br />
Sie besteht aus den Definitorien <strong>der</strong> beiden<br />
<strong>Orden</strong>steile unter dem Vorsitz von<br />
Frater Rudolf Knopp, dem regional zuständigen<br />
Generalrat. In <strong>der</strong> ersten Sitzung<br />
wurde eine Gesamtstrategie entwickelt und<br />
die Bearbeitung <strong>der</strong> Themenschwerpunkte<br />
Berufungspastoral und Grundausbildung<br />
festgelegt. Der Zeitpunkt <strong>der</strong> Vereinigung<br />
ist noch offen und abhängig davon, wie<br />
sich die Zusammenarbeit intensivieren lässt.<br />
Seitens <strong>der</strong> Generalkurie ist das Jahr 2010<br />
angedacht.<br />
Sitzend von links: Frater Krzysztof Fronczak,<br />
Provinzial <strong>der</strong> polnischen Provinz, Generalrat<br />
Frater Rudolf Knopp, Frater Kazimierz<br />
Wasik c<br />
(Schlesische Generaldelegatur)<br />
Stehend von links: Frater Andrzej Zawalski<br />
(Schlesische Generaldelegatur), Frater Pawel<br />
Kulka (Polnische Provinz), Frater Karol<br />
Siembab, Generaldelegat <strong>der</strong> Schlesischen<br />
Generaldelegatur, Frater Albert Ch. Dorociak<br />
(Polnische Provinz) und Frater Maciej<br />
Urbanski( ’ Schlesische Generaldelegatur)<br />
Interprovinzielle Kommission<br />
Mittel- und Osteuropa gegründet<br />
Am 11. und 12. Oktober 2007 fand in<br />
Wien die Gründungsversammlung <strong>der</strong><br />
neuen Interprovinziellen Kommission <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> für Mittel- und<br />
Osteuropa statt.<br />
Sie entstand durch die Vereinigung <strong>der</strong><br />
Interprovinziellen Kommission Mitteleuropas<br />
(gegründet 1985) und <strong>der</strong> Inter-<br />
provinziellen Kommission Polens (gegründet<br />
1991). Mitglie<strong>der</strong> sind Provinzial Frater<br />
Emerich Steigerwald aus <strong>Bayern</strong> (Vorsitzen<strong>der</strong>),<br />
Generalrat Frater Rudolf<br />
Knopp, Provinzial Frater Ulrich Fischer<br />
(Österreich), Generaldelegat Frater Karol<br />
Siembab (Schlesien), Provinzial Frater<br />
Martin Macek (Böhmisch-Mährische Provinz),<br />
Provinzial Frater Krzysztof Fronczak<br />
(Polnische Provinz) und Bernhard Zahrl<br />
vom Provinzialat in Wien als Sekretär.<br />
Die Kommission bestellte eine Arbeitsgruppe<br />
„Berufungspastoral und Grundausbildung“,<br />
die aus den entsprechenden<br />
Magistri und Verantwortlichen <strong>der</strong> Berufungspastoral<br />
besteht.
Neurochirurgische Intensivstation<br />
in Kattappana eröffnet<br />
Am 13. Dezember 2007 hat Generalprior<br />
Frater Donatus Forkan in Kattappana/Indien<br />
eine neurochirurgische Intensivstation<br />
eröffnet, <strong>der</strong>en Einrichtung maßgeblich<br />
mit Mitteln <strong>der</strong> bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
unterstützt wurde.<br />
Nach <strong>der</strong> Segnung durch Krankenhausseelsorger<br />
Pater Peter Thomas drückte<br />
<strong>der</strong> Generalprior in einem Grußwort seine<br />
Freude darüber aus, dass in diesem Krankenhaus<br />
nun eine weitere Abteilung zur<br />
Verfügung steht. Es entspreche dem Geist<br />
des <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>s Johannes von Gott,<br />
dass die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> durch den<br />
Einsatz mo<strong>der</strong>nster Techniken eine zukunftsweisende<br />
Patientenversorgung ermöglichen.<br />
Auf <strong>der</strong> neuen Intensivstation<br />
können drei Patienten versorgt und mit<br />
mo<strong>der</strong>nen Monitoren überwacht werden.<br />
Darüber hinaus steht dem Neurochirurgen<br />
Dr. Mahesh exklusiv ein Operationssaal zur<br />
Verfügung.<br />
Neben dem Generalprior <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> nahmen an <strong>der</strong> Eröffnung unter<br />
an<strong>der</strong>em teil: Generalrat Frater Vincent<br />
Generalprior Frater Donatus Forkan und<br />
die Generalräte weilten vom 9. bis 15. Januar<br />
in <strong>Bayern</strong>; das Generaldefinitorium<br />
traf sich zu einer Klausurtagung im Kloster<br />
Kostenz.<br />
Den Aufenthalt in <strong>Bayern</strong> nutzten <strong>der</strong><br />
General und seine Räte am 11. Januar<br />
auch zu einem Besuch in den Einrichtun-<br />
Kochamkunnel, <strong>der</strong> frühere Generalprior<br />
Frater Brian O’Donnell, <strong>der</strong> indische Provinzial<br />
Frater Augustine Polaprayil, einige<br />
Johannes-von-Gott-Schwestern und Mitarbeiter<br />
des Krankenhauses.<br />
Frater Pius Manithottiyil<br />
Versammlung<br />
<strong>der</strong> höheren Oberen<br />
Vom 26. bis 30. November 2007 fand<br />
in Rom die Versammlung <strong>der</strong> höheren<br />
Oberen <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> statt.<br />
Ein Jahr nach dem Abschluss des Generalkapitels<br />
und nach Durchführung <strong>der</strong><br />
Provinzkapitel ging es <strong>der</strong> Generalleitung<br />
des <strong>Orden</strong>s darum, gemeinsam mit den<br />
Provinzialen und Generaldelegaten Fragen<br />
und Maßnahmen zu erörtern, die von beson<strong>der</strong>er<br />
Bedeutung für den <strong>Orden</strong> sind.<br />
Unter an<strong>der</strong>em standen Situationsberichte<br />
gen <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Straubing.<br />
Darüber hinaus begaben sie sich am Sonntag,<br />
den 13. Januar auf die Spuren von Frater<br />
Eustachius Kugler. Nach einem Gottesdienst<br />
in dessen Geburtsort Neuhaus und<br />
einem Abstecher nach Nittenau besichtigten<br />
sie das Kloster und die Einrichtung <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Reichenbach und<br />
das Krankenhaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> einzelnen Generalräte über ihre jeweiligen<br />
Arbeitsgebiete auf <strong>der</strong> Tagesordnung,<br />
außerdem Themen wie professionelle<br />
Standards <strong>der</strong> Hospitalität, Errichtung einer<br />
juristischen Person des öffentlichen<br />
Rechts im <strong>Orden</strong>, Bildung und Wertevermittlung<br />
an die Mitarbeiter, <strong>Orden</strong>sauftrag<br />
und Charismatisches Management. Darüber<br />
hinaus bot die Konferenz Gelegenheit<br />
zu einem besseren Kennenlernen <strong>der</strong> Oberen<br />
untereinan<strong>der</strong>.<br />
Johann Singhartinger<br />
Generalleitung zu Klausurtagung in <strong>Bayern</strong><br />
<strong>Orden</strong>sgeneral Frater Donatus Forkan und Provinzial Frater Emerich Steigerwald besuchen<br />
mit <strong>der</strong> Generalleitung des <strong>Orden</strong>s die Eustachius Kugler - Kapelle in Neuhaus.<br />
Ein Blick in die neue Station<br />
Frater Rudolf Knopp feierte seinen<br />
50. Geburtstag.<br />
in Regensburg. Generalrat Frater Rudolf<br />
Knopp blieb noch ein paar Tage länger in<br />
<strong>Bayern</strong> und nahm am 16. und 17. Januar<br />
in Bad Wörishofen an einer Sitzung <strong>der</strong><br />
Interprovinziellen Kommission teil. Am<br />
18. Januar feierte er im Kreise zahlreicher<br />
Mitbrü<strong>der</strong> und Mitarbeiter <strong>der</strong> bayerischen<br />
Provinz und weiterer Gäste seinen 50. Geburtstag.<br />
33
34<br />
Missionswoche 2008 für Vietnam<br />
Frater Vincent Kochamkunnel<br />
stellt das geplante<br />
Rehabilitations-Zentrum vor<br />
Generalrat Frater Vincent Kochamkunnel hielt sich Ende April in<br />
<strong>Bayern</strong> auf, um bei Missionstagen über die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> in Vietnam und das in Tan Bien geplante Rehabilitations-<br />
Zentrum zu informieren. Die Spenden <strong>der</strong> diesjährigen Missionswoche<br />
werden für den Bau dieses Zentrums verwendet.<br />
Frater Vincent Kochamkunnel<br />
bei seinem Vortrag in Gremsdorf<br />
In Tan Bien besteht bereits ein ambulantes<br />
Zentrum <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>, in <strong>der</strong> viele Patienten<br />
mit Lähmungserkrankungen behandelt<br />
werden. 30 Prozent <strong>der</strong> Patienten<br />
leiden unter den Folgen von Verkehrs- und<br />
Arbeitsunfällen, 60 Prozent an den Folgen<br />
von Schlaganfällen und 10 Prozent an Bewegungsschwierigkeiten<br />
aufgrund von<br />
Gicht und Gelenksentzündungen.<br />
Das neue stationäre Rehabilitations-Zentrum<br />
ist wichtig, da die Behandlung in<br />
dem ambulanten Zentrum mindestens drei<br />
Monate dauert. Dies bedeutet, dass Patienten,<br />
die von weit her kommen, eine Unterkunft<br />
für die Dauer <strong>der</strong> Behandlung benötigen.<br />
Die Brü<strong>der</strong> bringen bereits ca. 50<br />
solcher Patienten in kleinen Häusern unter.<br />
Doch die meisten müssen bei Verwandten<br />
unterkommen o<strong>der</strong> etwas in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong><br />
Klinik mieten, was hohe Kosten für diese<br />
Patienten bedeutet. Außerdem benötigen<br />
sie wegen <strong>der</strong> Bewegungseinschränkung<br />
eine Umgebung, in <strong>der</strong> für sie gesorgt wird<br />
und in <strong>der</strong> sie die Übungen und Anwendungen<br />
machen können, die ihnen<br />
verschrieben werden. Die angemieteten<br />
Räumlichkeiten haben einen sehr niedrigen<br />
Standard, was Sauberkeit anbelangt. Zudem<br />
ist eine spirituelle, geistliche und<br />
psychologische Betreuung <strong>der</strong> Patienten<br />
wegen <strong>der</strong> meist größeren Entfernung oft<br />
nicht möglich.<br />
Daher möchten die Brü<strong>der</strong> in Tan Bien ein<br />
Rehabilitations-Zentrum mit 210 Betten<br />
bauen, damit sie alle Patienten unter einem<br />
Dach versorgen können. Für den Vortrag<br />
von Frater Vincent Kochamkunnel in<br />
Bad Wörishofen, Regensburg, Straubing<br />
und Gremsdorf hatten engagierte Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter den Tag vorbereitet<br />
und ein ansprechendes „Rahmenprogramm“<br />
für ihre Kolleginnen und Kollegen
sowie die Gäste organisiert. Das Angebot<br />
wurde dann auch gerne angenommen und<br />
Frater Vincent kehrte nach dieser Woche in<br />
<strong>Bayern</strong> dankbar nach Rom zurück.<br />
In einem Brief, <strong>der</strong> an Provinzial Frater<br />
Emerich Steigerwald gerichtet war, bedankte<br />
sich Frater Vincent Kochamkunnel<br />
für die großzügige Spende von 50 000<br />
Frater William Gagnon und zwei weitere<br />
kanadische Barmherzige Brü<strong>der</strong> gingen<br />
1952 nach Vietnam und gründeten am 17.<br />
Januar 1952 in Bui Chu im Norden des<br />
Landes die erste Nie<strong>der</strong>lassung des <strong>Orden</strong>s.<br />
Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges<br />
flüchteten die Brü<strong>der</strong> 1954 in den Süden<br />
und ließen sich in Tan Bien nie<strong>der</strong>. Tan<br />
Bien gehört zur Dong Nai Provinz (Hauptstadt:<br />
Bien Hoa) mit ca. 2,5 Millionen Einwohner<br />
und ist etwa 40 Kilometer entfernt<br />
von <strong>der</strong> größten und wirtschaftlich bedeutendsten<br />
Stadt Ho Chi Minh City (früher:<br />
Saigon). Ho Chi Minh City hat sieben Millionen<br />
Einwohner.<br />
Verstaatlichung 1975<br />
Im Jahre 1954 haben die Brü<strong>der</strong> ein allgemeines<br />
Krankenhaus mit 250 Betten für arme<br />
Menschen in Tan Bien eingerichtet. Frater<br />
William Gagnon und die Mitbrü<strong>der</strong> aus<br />
Kanada konnten vielen Menschen bei ihren<br />
Nöten und Leiden helfen. Das Grab von Frater<br />
William ist auch heute noch ein viel besuchter<br />
Ort. Er wurde am 16. Mai 1905 geboren<br />
und starb am 28. Februar 1972 in<br />
Tan Bien. Nach dem Ende des Vietnam-<br />
Krieges wurde das Krankenhaus 1975 von<br />
den kommunistischen Behörden beschlagnahmt<br />
und verstaatlicht. Die kanadischen<br />
Brü<strong>der</strong> mussten das Land verlassen. Das<br />
Krankenhaus trägt heute den Namen ‚Unity<br />
Hospital’ = ‚Krankenhaus <strong>der</strong> Einheit’ und<br />
sechs Barmherzige Brü<strong>der</strong> sind dort als Mitarbeiter<br />
tätig.<br />
Viele Jahre gab es zu den vietnamesischen<br />
Brü<strong>der</strong>n nur sporadische Kontakte, die<br />
größtenteils über die französische Provinz<br />
liefen. In jüngster Vergangenheit hat sich<br />
die Lage jedoch wesentlich verbessert.<br />
Weiterhin schwierig ist aber, die Erlaubnis<br />
dafür zu erhalten, dass Vertreter <strong>der</strong> Kirche<br />
aus dem Ausland in einem <strong>Orden</strong>shaus<br />
wohnen dürfen, wenn sie zu Besuch kom-<br />
Euro für das Projekt in Vietnam. Frater<br />
Vincent verspricht darin ebenfalls, über<br />
den Beginn und den Verlauf des Projektes<br />
zu berichten. Er richtet noch liebe Grüße<br />
und seine persönliche Dankbarkeit für die<br />
gelungene Missionswoche an alle Mitbrü<strong>der</strong><br />
und Mitarbeiter.<br />
Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
in Vietnam<br />
men. Ebenso schwierig ist es, dass einheimischen<br />
vietnamesischen <strong>Orden</strong>sleuten die<br />
Ausreise genehmigt wird.<br />
Traditionelle Medizin<br />
Nach <strong>der</strong> Verstaatlichung des Krankenhauses<br />
in Tan Bien begannen die vietnamesischen<br />
Brü<strong>der</strong> unter primitiven Bedingungen<br />
mit <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> traditionellen vietnamesischen<br />
Medizin und <strong>der</strong> Akupunktur.<br />
Mehrere einheimische Brü<strong>der</strong> haben das Diplom<br />
zur Ausübung <strong>der</strong> orientalischen Medizin<br />
und <strong>der</strong> Akupunktur erlangt. Außerdem<br />
führen die Brü<strong>der</strong> einen Betrieb zur<br />
Herstellung von Heilkräuterpräparaten, die<br />
Die Behandlung eines Kindes.<br />
sie nicht nur in ihren Sozialstationen und<br />
Ambulanzen vertreiben, son<strong>der</strong>n auch an<br />
die umliegenden Krankenhäuser abgeben.<br />
Da sich die Behandlungen mit traditioneller<br />
Medizin und Akupunktur großer Beliebtheit<br />
erfreuten und zu sehr guten Heilerfolgen<br />
führten, nahm die Anzahl <strong>der</strong> Patienten<br />
beständig zu. So wurde im Jahre<br />
1996 in Tan Bien ein ambulantes Behandlungszentrum<br />
errichtet, das täglich von etwa<br />
250 bis 300 Patienten besucht wird und<br />
Behandlungen wie Akupunktur, Massagen,<br />
Physiotherapie usw. anbietet. Hier sind<br />
Das Gruppenfoto <strong>der</strong> vietnamesischen Brü<strong>der</strong><br />
zeigt, wie „jung“ die Provinz ist, die unter<br />
dem Patronat <strong>der</strong> „Seligen Jungfrau Maria<br />
vom Heiligen Geist“ steht.<br />
heute 14 Barmherzige Brü<strong>der</strong>, 42 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter und zahlreiche<br />
ehrenamtliche Helfer tätig. Die meisten Patienten<br />
stammen aus armen Familien. Sie<br />
erhalten die Behandlungen kostenlos und<br />
zahlen nur für die verordneten Kräuterund<br />
Natur-Medikamente. Unsere Mitbrü<strong>der</strong><br />
sind im ganzen Land die einzigen Spezialisten<br />
im Bereich <strong>der</strong> traditionellen Medizin<br />
und Akupunktur.<br />
Seit 1976 besteht in Thanh Son eine weitere<br />
Nie<strong>der</strong>lassung. Dort begannen die Brü<strong>der</strong><br />
im Jahre 1995 gleichfalls mit einem<br />
ambulanten Zentrum für traditionelle Medizin,<br />
Akupunktur und Physiotherapie. Derzeit<br />
bieten die Brü<strong>der</strong> in Tan Bien, Thanh<br />
Son, Suoi Nho/Nagoa (seit 1996) und La<br />
Ngá (seit 1997) traditionelle Kräuter- und<br />
Naturheilmittel sowie Behandlungen mit<br />
Akupunktur und Physiotherapie an.<br />
Viel versprechende Zukunft<br />
In mehreren Pfarrgemeinden sind Bru<strong>der</strong>schaften<br />
des heiligen Johannes von Gott<br />
mit jeweils mehr als 30 Mitglie<strong>der</strong>n entstanden,<br />
die Krankenbesuche machen und<br />
Sterbende begleiten. Der feierliche Anschluss<br />
dieser an <strong>der</strong> Gestalt des heiligen<br />
Johannes von Gott orientierten Pfarrgruppen<br />
fand während des Besuches von Pater<br />
General Pascual Piles im Jahre 1995 statt.<br />
Trotz großer Einschränkungen gelang es<br />
den vietnamesischen Brü<strong>der</strong>n, viele junge<br />
Brü<strong>der</strong> zu gewinnen und dem <strong>Orden</strong>snachwuchs<br />
eine solide Ausbildung zu geben.<br />
Zurzeit gehören zur vietnamesischen Provinz<br />
53 Brü<strong>der</strong> mit feierlicher Profess, 14<br />
Brü<strong>der</strong> mit einfacher Profess, 10 Novizen,<br />
6 Postulanten, 19 Präpostulanten (die eine<br />
Krankenpflegeausbildung absolvieren) und<br />
13 Aspiranten.<br />
Frater Alfons Höring
Von je<strong>der</strong> Provinz nahmen in <strong>der</strong> Regel<br />
zwei Brü<strong>der</strong> und ein Mitarbeiter bzw.<br />
eine Mitarbeiterin teil. Die Bayerische Provinz<br />
wurde vertreten durch Provinzial Frater<br />
Emerich Steigerwald, Provinzsekretär<br />
Frater Eduard Bauer und mir, Karl Fries.<br />
Bereits am Samstag, den 30. August, flogen<br />
wir von München nach Madrid, wo wir<br />
vom Provinzsekretär <strong>der</strong> Kastilischen Provinz,<br />
Frater Angel, abgeholt und mit dem<br />
Auto in das ca. 50 Kilometer entfernte<br />
Konferenzzentrum „San Juan de Dios“ <strong>der</strong><br />
Provinz gebracht wurden. Es gehört zu Los<br />
Molinos, das in einer Senke östlich des<br />
Hochtales des Rio Guadarrama ca. 1.100<br />
Meter über dem Meeresspiegel liegt. Am<br />
Sonntag nahmen wir an dem Ausflug nach<br />
Segovia teil, <strong>der</strong> für die Kongressteilnehmer<br />
angeboten wurde. Segovia ist eine<br />
wun<strong>der</strong>schöne Stadt, <strong>der</strong>en Baugeschichte<br />
von <strong>der</strong> römischen bis in die gegenwärtige<br />
Zeit reicht.<br />
III. Regionalkonferenz Europa in Spanien<br />
Der <strong>Orden</strong><br />
setzt Prioritäten<br />
Vom 1. bis 5. September fand in Los Molinos, Spanien, die<br />
III. Regionalkonferenz <strong>der</strong> 13 europäischen Provinzen des <strong>Orden</strong>s und<br />
<strong>der</strong> Schlesischen Generaldelegatur statt. Sie stand unter dem Motto<br />
„Prioritäten des <strong>Orden</strong>s in Europa heute“ und war von den Generalräten<br />
Frater Rudolf Knopp und Pater Jesús Etayo vorbereitet worden.<br />
Am Montag wurde nach einem gemeinsamen<br />
Gottesdienst die Regionalkonferenz<br />
durch Generalprior Frater Donatus Forkan<br />
eröffnet. Sie dauerte bis Freitagabend und<br />
wurde nach <strong>der</strong> Verabschiedung des Abschlussdokuments<br />
und <strong>der</strong> Schlussansprache<br />
von Pater General wie<strong>der</strong> mit einem gemeinsamen<br />
Gottesdienst abgeschlossen. Es<br />
gab jeweils vormittags und nachmittags einen<br />
Arbeitsblock, <strong>der</strong> sich unterteilte in Impulsreferate,<br />
Gruppenarbeit nach Sprachen<br />
und Mitteilung <strong>der</strong> Ergebnisse im Plenum.<br />
Die Konferenz wurde mo<strong>der</strong>iert von Schwester<br />
Lourdes Fernández Loeches von <strong>der</strong><br />
Kongregation <strong>der</strong> Heiligsten Herzen Jesu<br />
und Mariens (SSCC) und von Dolmetschern<br />
simultan übersetzt.<br />
Folgende Schwerpunktthemen<br />
wurden bearbeitet:<br />
Schule <strong>der</strong> Hospitalität, Finanzierung <strong>der</strong><br />
<strong>Orden</strong>smissionen, Rolle <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> und<br />
Mitarbeiter in <strong>der</strong> Zukunft, Akzente <strong>der</strong><br />
Gruppenbild mit<br />
den Teilnehmern<br />
<strong>der</strong> Europäischen<br />
Regionalkonferenz<br />
Pastoral in den Einrichtungen, Überarbeitung<br />
<strong>der</strong> Generalstatuten, Bioethik und<br />
ethische Fragen in <strong>der</strong> praktischen Arbeit,<br />
Zusammenarbeit in <strong>der</strong> medizinischen Forschung<br />
und die Notwenigkeit einer Vertretung<br />
des <strong>Orden</strong>s in Brüssel.<br />
Der Kongress verlief trotz mancher Sprachschwierigkeiten<br />
sehr harmonisch. Die Zugehörigkeit<br />
zur „<strong>Orden</strong>sfamilie“ und die gemeinsamen<br />
Ziele stellten sehr schnell eine<br />
freundschaftliche Verbundenheit her. Am<br />
Samstag konnten wir noch Einrichtungen<br />
des <strong>Orden</strong>s in Madrid besichtigen, am<br />
Sonntag, <strong>der</strong> zu unserer freien Verfügung<br />
stand, erkundeten wir die Stadt Madrid.<br />
Vor allem beeindruckte uns das Fußballstadion<br />
von Real Madrid, das sich ganz in <strong>der</strong><br />
Nähe des Provinzialats befindet. Insgesamt<br />
durften wir wertvolle Erfahrungen sammeln<br />
und Meinungen austauschen. Wir kamen<br />
zu guten Arbeitsergebnissen, die meiner<br />
Meinung nach für die Zukunft und das Zusammenwachsen<br />
des <strong>Orden</strong>s in Europa<br />
wegweisend sein werden.<br />
Karl Fries
Generalkonferenz in Los Molinos<br />
„Abgabe von Macht und<br />
Kompetenz setzt Vertrauen<br />
voraus“<br />
Bei <strong>der</strong> Europäischen Regionalkonferenz<br />
des <strong>Orden</strong>s in Los Molinos hat Karl Fries,<br />
Geschäftsführer <strong>der</strong> Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
gemeinnützige Träger GmbH, ein Statement<br />
abgegeben zum Thema „Der Weg<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> und ihrer Mitarbeiter<br />
in <strong>der</strong> Zukunft“. Wir dokumentieren<br />
es hier in Auszügen.<br />
Als ich 1977 bei den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n<br />
in Reichenbach, einer Einrichtung<br />
für behin<strong>der</strong>te Menschen, meinen Dienst<br />
antrat, war <strong>der</strong> Prior nicht nur Oberer des<br />
Konvents, son<strong>der</strong>n auch zugleich Direktor<br />
<strong>der</strong> Einrichtung. Die Brü<strong>der</strong> arbeiteten in<br />
<strong>der</strong> Betreuung und Pflege mit und hatten<br />
meist auch die Stations-/Gruppenleitung<br />
inne. Es gab natürlich auch Mitarbeiter;<br />
aber <strong>der</strong> Prior war praktisch für alles zuständig,<br />
sei es Verwaltung, Personalwesen,<br />
Hauswirtschaft, Konzeptentwicklung und<br />
<strong>der</strong>gleichen. Er war also für alle Abteilungen<br />
und Bereiche <strong>der</strong> Chef, mit Ausnahme<br />
<strong>der</strong> Stations-/Gruppenleitung, die in <strong>der</strong><br />
Regel von Brü<strong>der</strong>n wahrgenommen wurde,<br />
sowie dem technischen Dienst. Ansonsten<br />
bestanden in den Einrichtungen keine Leitungsstrukturen,<br />
zumindest nicht offiziell.<br />
Mit <strong>der</strong> sehr positiven Entwicklung <strong>der</strong><br />
apostolischen Werke, seinerzeit noch sehr<br />
großzügig vom Staat unterstützt, wurden<br />
immer mehr Mitarbeiter angestellt.<br />
Die <strong>Orden</strong>sberufungen gingen bereits in<br />
den 80er Jahren deutlich zurück. Die aktiven<br />
Brü<strong>der</strong> wurden älter, so dass es immer<br />
notwendiger wurde, Mitarbeiter in Leitungsfunktionen<br />
zu berufen. Leitung bedeutet<br />
aber nicht nur Verantwortung, son<strong>der</strong>n<br />
auch Entscheidungskompetenz. Wir<br />
reden also letztendlich auch von Machtübertragung.<br />
Macht ist ja grundsätzlich<br />
nichts Schlechtes; es ist nur eine Frage, wie<br />
man sie ausübt. Macht- und Kompetenzabgabe<br />
setzt daher immer Vertrauen voraus.<br />
<strong>Orden</strong>sgemeinschaften funktionieren<br />
im Prinzip wie eine Familie. Das einzelne<br />
Mitglied sorgt sich für den an<strong>der</strong>en, wird<br />
aber auch von den an<strong>der</strong>en umsorgt und<br />
erfährt somit Geborgenheit. Deshalb ist es<br />
ganz natürlich zu verstehen, dass aus dieser<br />
familiären Struktur heraus eine Weiter-<br />
Karl Fries bei seinem Referat.<br />
gabe „von Macht“ an Nichtfamilienangehörige<br />
schwer fällt. Dies hat auch etwas mit<br />
kirchlichen Strukturen zu tun, die traditionsgemäß<br />
hierarchisch geprägt sind. Es ist<br />
den Brü<strong>der</strong>n anfangs nicht leicht gefallen,<br />
aber sie haben nachhaltige Entscheidungen<br />
getroffen und den Mitarbeitern einen großen<br />
Vertrauensvorschuss entgegengebracht.<br />
Was auch hinzukam, war die Einbindung<br />
und Teilhabe <strong>der</strong> Mitarbeiter am <strong>Orden</strong>s-<br />
auftrag. Dabei ging es anfangs vor allem um<br />
die <strong>Orden</strong>sphilosophie, den <strong>Orden</strong>sauftrag,<br />
aber auch um einen Einblick in das Familienleben<br />
<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaft. Für mich<br />
war das sehr wichtig, denn erst dadurch<br />
konnte ich mich mit dem <strong>Orden</strong> identifizieren,<br />
was nach meiner Erfahrung für<br />
die Ausübung einer Leitungsfunktion bei<br />
einer <strong>Orden</strong>sgemeinschaft unabdingbar ist.<br />
Die angesprochenen Punkte waren für uns<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit orientierungsgebend<br />
und werden es auch in Zukunft sein. Wenn<br />
es uns gelingt, das Personalmanagement an<br />
den Bedürfnissen <strong>der</strong> Hospitalität auszurichten,<br />
ergibt dieses einen dreifachen Ertrag:<br />
• Die Mitarbeiter werden so geför<strong>der</strong>t, dass<br />
sie selbst zu optimaler Arbeitszufriedenheit<br />
und Leistungsfähigkeit finden.<br />
• Sie lernen gleichzeitig im ganzheitlichen<br />
Vollzug und an <strong>der</strong> eigenen Erfahrung,<br />
welcher Arbeitsstil den hilfsbedürftigen<br />
Menschen gut tut.<br />
• Die Einrichtungen des <strong>Orden</strong>s gewinnen<br />
an christlichem Profil.<br />
Charismatisches Management für Brü<strong>der</strong><br />
und Mitarbeiter ist angesagt. Die Enzyklika<br />
„Deus caritas est“ und die „Charta <strong>der</strong> Hospitalität“<br />
geben uns dazu wichtige Hinweise<br />
und Hilfestellung.<br />
Neue Rollen für Brü<strong>der</strong> und Mitarbeiter<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong>:<br />
• Die Strukturen sind zusammen mit den<br />
Mitarbeitern kontinuierlich weiterzuentwickeln.<br />
• Auswahl <strong>der</strong> richtigen Mitarbeiter auf<br />
Leitungsebene und ihre För<strong>der</strong>ung;<br />
Unterstützung und Begleitung in ihren<br />
Aufgaben.<br />
• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> fachlichen, sozialen und<br />
christlichen Kompetenz.<br />
• Notwendigkeit <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> vor Ort, den<br />
<strong>Orden</strong> „sichtbar“ zu machen, beson<strong>der</strong>s<br />
in den Einrichtungen, in denen es keinen<br />
Konvent mehr gibt. Die Mitarbeiter<br />
können den Geist des Johannes von<br />
Gott leben und weitergeben, sie können<br />
aber nicht die Identität und die Präsenz<br />
eines Bru<strong>der</strong>s ersetzen.<br />
• Gezielte Personalentwicklung in Zusammenarbeit<br />
mit leitenden Mitarbeitern.<br />
• Übernahme von pastoraler Arbeit vor Ort<br />
und Sensibilisierung <strong>der</strong> Mitarbeiter für<br />
den Sendungsauftrag.<br />
• Teilhabe <strong>der</strong> Mitarbeiter an <strong>der</strong> „<strong>Orden</strong>sfamilie“<br />
und <strong>Orden</strong>sauftrag.<br />
• Ausbildung <strong>der</strong> Mitbrü<strong>der</strong> im Hinblick<br />
auf Management.<br />
Mitarbeiter:<br />
• Die fachliche Kompetenz <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />
stellt die Grundvoraussetzung dar. Diese<br />
gilt es weiter zu entwickeln und den heutigen<br />
For<strong>der</strong>ungen anzupassen.<br />
• Die soziale Kompetenz ist im Umgang<br />
mit Menschen unverzichtbar. Sie ist eng<br />
mit <strong>der</strong> religiösen und ethischen Kompetenz<br />
verknüpft, die für einen Mitarbeiter<br />
unverzichtbar ist.<br />
• Die Beheimatung in <strong>der</strong> Kirche als gläubiger<br />
Christ stellt eine Gegenkomponente<br />
zur säkularen Entwicklung unserer<br />
Gesellschaft dar.<br />
• Menschen schaffen Werte und nur die<br />
„richtigen Menschen“ schaffen die „richtigen<br />
Werte“. Es ist Herzensbildung angesagt.<br />
Auch diese lässt sich entwickeln!<br />
37
38<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> Straubing<br />
knüpfen Kontakte zu Einrichtung in Iwonicz<br />
Partnerschaft<br />
mit Polen<br />
2009 feiern die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> das 125-jährige Wirken in <strong>der</strong><br />
Behin<strong>der</strong>tenhilfe in <strong>der</strong> alten Herzogsstadt Straubing. Seit geraumer<br />
Zeit bereiten die Verantwortlichen das Jubiläumsjahr vor. Allerdings<br />
war ihnen sehr schnell klar, dass es Inhalte geben muss, die in die<br />
Zukunft gerichtet sind. Eine dieser zukunftsweisenden Initiativen<br />
ist <strong>der</strong> Wunsch nach einer Partnerschaft mit einer Einrichtung in<br />
den neuen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Europäischen Union.<br />
Bei <strong>der</strong> Suche stießen die Straubinger<br />
mit Unterstützung von Provinzial Frater<br />
Emerich Steigerwald und Provinzsekretär<br />
Frater Eduard Bauer auf die Einrichtung<br />
in Iwonicz im südöstlichen Polen, nahe an<br />
<strong>der</strong> Grenze zur Ukraine, wo die <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> polnischen Provinz ebenfalls<br />
Arbeit für und mit Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />
machen.<br />
Ende August machten sich Gesamtleiter<br />
Hans Emmert, die Bereichsleiterin Arbeit An-<br />
na Rieg-Pelz und die beiden Wohnheimleiterinnen<br />
Astrid Hausladen und Sonja Maier<br />
auf den langen Weg, um die in Iwonicz lebenden<br />
und arbeitenden Menschen kennenzulernen.<br />
Sie wurden auch zu den sogenannten<br />
Vorkarpaten-Festspielen eingeladen,<br />
die vom Prior <strong>der</strong> Einrichtung vor drei<br />
Jahren ins Leben gerufen wurden und seitdem<br />
alljährlich am letzten Augustwochenende<br />
stattfinden. In <strong>der</strong> Abschlussbesprechung<br />
waren sich beide Seiten einig, dass diese erste<br />
Begegnung eine Fortsetzung finden soll.<br />
Die Vertreter <strong>der</strong> Einrichtung in Iwonicz,<br />
unter <strong>der</strong> Leitung von Pater Prior Eugeniusz<br />
Kret, lösten vom 26. bis 29. Oktober<br />
dieses Versprechen ein und besuchten die<br />
Straubinger Nie<strong>der</strong>lassung des <strong>Orden</strong>s für<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen. Die leitenden<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>der</strong><br />
polnischen Einrichtung mit dem Verwaltungsleiter,<br />
pädagogischen Mitarbeitern,<br />
therapeutischen Mitarbeitern und Leitern<br />
auf Wohngruppenebene reisten nach<br />
Straubing, um sich vor Ort ein Bild über die<br />
Arbeit mit Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen in<br />
<strong>Bayern</strong> zu machen. Begleitet wurden sie<br />
von Pfarrer Zygmunt Podlejski und dessen<br />
Pfarrassistentin, die beide auch als Dolmetscher<br />
fungierten.<br />
Die Besucher konnten sich einen umfassenden<br />
Eindruck über die Werkstatt für Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ungen, die För<strong>der</strong>stätte<br />
und den Wohnbereich, mit den unterschiedlichsten<br />
Wohnformen, <strong>der</strong> Einrichtung<br />
für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen in<br />
Straubing machen. Außerdem fand in <strong>der</strong><br />
Hauskapelle ein gemeinsamer Festgottesdienst<br />
statt, den <strong>der</strong> mitgereiste Geistliche<br />
Zygmunt Podlejski in Deutsch für die Hausgemeinschaft<br />
zelebrierte.<br />
Beim Auseinan<strong>der</strong>gehen versprach man sich<br />
nicht nur, weiter in Kontakt zu bleiben, um<br />
die Freundschaft und die gemeinsame Hospitaliätsfamilie<br />
des heiligen Johannes von<br />
Gott zu pflegen, son<strong>der</strong>n sich auch zu inhaltlichen<br />
Fragen wie<strong>der</strong> zu treffen. So stehen<br />
Treffen von Mitarbeitern aus den einzelnen<br />
Bereichen <strong>der</strong> Einrichtungen in Zukunft<br />
auf dem Programm, um sich fachspezifisch<br />
auszutauschen und weiter zu entwickeln.<br />
Natürlich werden die polnischen Gäste zu<br />
den Feierlichkeiten im Rahmen des 125jährigen<br />
Jubiläums <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
im kommenden Jahr eingeladen und<br />
auch die Straubinger sind bereits wie<strong>der</strong><br />
zum Gegenbesuch für das bekannte integrative<br />
Musikfestival in Iwonicz geladen,<br />
das heuer den Auftakt zur Kennenlernoffensive<br />
bildete.<br />
Hans Emmert<br />
Die Gäste aus Iwonicz mit den Straubinger<br />
leitenden Mitarbeitern (4. von rechts ist<br />
Pater Eugeniusz Kret, 4. von links ist Frater<br />
Eduard Bauer und 6. von links Gesamtleiter<br />
Hans Emmert,)
Frater José Olallo wurde am 12. Februar<br />
1820 in Havanna geboren. Seine Eltern<br />
sind unbekannt. Am 15. März wurde er im<br />
Waisenheim San José von Havanna abgegeben,<br />
wobei lediglich sein Geburtsdatum<br />
mit dem Hinweis angegeben wurde, dass er<br />
noch nicht getauft sei. Deswegen wurde er<br />
noch am selben Tag getauft. In dem Waisenheim<br />
blieb er etwa sieben Jahre, danach<br />
kam er in ein Kin<strong>der</strong>heim, wo er seine<br />
Schulbildung abschloss. Bereits im Alter<br />
von 14 o<strong>der</strong> 15 Jahren trat er in den <strong>Orden</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ein.<br />
Seit frühester Kindheit zeigte er eine große<br />
Sensibilität für den Glauben. Dabei fühlte<br />
er sich insbeson<strong>der</strong>s von den karitativen<br />
Aufgaben angezogen, welche er die Brü<strong>der</strong><br />
des Hospitals des heiligen Johannes von<br />
Gott, das er häufig besuchte, ausführen<br />
sah. Schon bald wollte auch er zu ihnen<br />
gehören. Man erzählt, dass er bereits im Alter<br />
von 13 Jahren den Brü<strong>der</strong>n bei einer<br />
Choleraepidemie im Jahr 1833 tatkräftig<br />
geholfen haben soll.<br />
Genauere Einzelheiten über den <strong>Orden</strong>seintritt,<br />
die Zeit des Noviziats und die Profess<br />
sind nicht bekannt, weil die betreffenden<br />
Unterlagen in den Wirren <strong>der</strong> Säkularisation,<br />
die 1820 in Spanien einsetzte und einige<br />
Jahre später auf Kuba übergriff, verloren<br />
gegangen sind. Zuverlässig überliefert<br />
ist uns nur, dass er am 13. April 1835 als<br />
Professbru<strong>der</strong> in den Konvent von Camagüey<br />
kam. Das Hospital des heiligen Johannes<br />
von Gott von Camagüey war ein Krankenhaus<br />
für Männer mit fünf Krankensälen,<br />
in denen in <strong>der</strong> Regel an die 100 Patienten<br />
gepflegt wurden.<br />
Offener und wissbegieriger junger Bru<strong>der</strong><br />
Dem jungen Frater José Olallo wird Offenheit,<br />
Entschiedenheit, eine starke Persönlichkeit<br />
und eine stets positive Lebenseinstellung<br />
attestiert. Öffentlich hervor tut er<br />
sich das erste Mal im Juli 1835, als Camagüey<br />
von einer schweren Choleraseuche<br />
heimgesucht wird, die bis Jahresende dauert.<br />
Frater José Olallo erweist sich bei dieser<br />
Gelegenheit als wahrer Barmherziger<br />
Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich furchtlos in den Dienst <strong>der</strong><br />
Bevölkerung von Camagüey stellt. Zwei<br />
schriftliche Zeugnisse belegen einhellig das<br />
heroische Verhalten des Seligen in dieser<br />
gefahrenvollen Situation.<br />
Der junge Frater Olallo ist ein bildungshungriger<br />
Mann, <strong>der</strong> seiner Berufung als Barmherziger<br />
Bru<strong>der</strong> bestmöglichst gerecht wer-<br />
Pater Pascual Piles, ehemaliger Generalprior <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, stellt den neuen Seligen<br />
des <strong>Orden</strong>s vor: Frater José Olallo Valdés aus Kuba<br />
Erstklassiger Pfleger<br />
und glaubensstarker<br />
Bru<strong>der</strong><br />
Am 29. November wurde in Camagüey (Kuba) Frater José Olallo<br />
Valdés selig gesprochen. Den Vorsitz bei <strong>der</strong> Feier führte Kardinal<br />
José Saraiva Martins, <strong>der</strong> emeritierte Präsident <strong>der</strong> Kongregation<br />
für Heilig- und Seligsprechungsverfahren. Zur Seligsprechungsfeier<br />
reisten zahlreiche Menschen aus aller Welt nach Kuba; aus <strong>der</strong><br />
bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz nahmen teil: Prior Pater Leodegar Klinger<br />
aus Regensburg, Frater Karl Wiench aus München, Gesamtleiter Hans<br />
Emmert aus Straubing, Pastoralreferent Uli Doblinger und MAV-Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Franz Heger aus Reichenbach.<br />
den möchte. Obwohl ihm seine Arbeit kein<br />
offizielles Medizinstudium erlaubt, bildet er<br />
sich auf eigene Faust weiter und wird zu<br />
einem ausgezeichneten Krankenpfleger.<br />
Sein Leben in <strong>der</strong> Gemeinschaft von Camagüey,<br />
die aus vier Brü<strong>der</strong>n besteht, ist<br />
schlicht und einfach. An das Krankenhaus<br />
wenden sich nicht nur Kranke, son<strong>der</strong>n<br />
auch viele Arme, Sklaven, Kin<strong>der</strong>, Alte und<br />
allgemein alle Entrechteten <strong>der</strong> damaligen<br />
Gesellschaft.<br />
Als im März 1845 <strong>der</strong> Prior des Hauses, Frater<br />
José de la Luz Valdés, stirbt und ihm<br />
Frater Juan Bautista Molina, ein erfahrener<br />
Chirurg, nachfolgt, wird Frater Olallo, <strong>der</strong><br />
nunmehr seit zehn Jahren in dem Haus tätig<br />
ist, zum Pflegedienstleiter ernannt. Im<br />
Konvent verbleiben drei Brü<strong>der</strong>. Im Jahr<br />
1851 nimmt Frater José an Exerzitien teil,<br />
die vom heiligen Antonio María Claret geleitet<br />
wurden, <strong>der</strong> damals gerade als Erzbischof<br />
von Santiago de Cuba eingesetzt<br />
worden war.<br />
Kranke als „bevorzugte Brü<strong>der</strong>”<br />
1856 wird <strong>der</strong> Prior des Hauses nach Havanna<br />
gerufen und <strong>der</strong> Selige Olallo zum<br />
Hausoberen von Camagüey ernannt. Mit<br />
Frater José Olallo<br />
ihm verbleibt nur ein an<strong>der</strong>er Bru<strong>der</strong>, Frater<br />
Juan Manuel Torres. Die beiden Brü<strong>der</strong><br />
sorgen sich in den nächsten Jahren, unterstützt<br />
von den Mitarbeitern, vorbildhaft um<br />
das Krankenhaus, bis Frater Juan Manuel<br />
nach langer Krankheit am 26. Januar 1876<br />
an einem Hirnschlag stirbt. Frater Olallo<br />
kümmert sich bis zum Schluss liebevoll und<br />
aufopferungsvoll um den kranken Mitbru-<br />
39
40<br />
<strong>der</strong>. Danach verbleibt er bis zu seinem Tod<br />
allein mit den Mitarbeitern in dem Hospital.<br />
In dieser Zeit besticht Frater Olallo durch<br />
seine hohe Professionalität als Krankenpfleger.<br />
54 Jahre seines Lebens gelten ausschließlich<br />
den Kranken, die er liebevoll<br />
„meine bevorzugten Brü<strong>der</strong>” nennt.<br />
In zahlreichen Zeugnissen ist <strong>der</strong> typische<br />
Tagesablauf des Seligen Olallo beschrieben.<br />
Er stand bei Tagesanbruch auf, machte sofort<br />
eine Runde durch das Hospital und<br />
leistete dabei erste notwendige Dienste.<br />
Danach bereitete er die von den Ärzten verschriebenen<br />
Arzneimittel vor und verabreichte<br />
sie den Patienten. Im Anschluss begleitete<br />
er die Ärzte bei <strong>der</strong> Visite und<br />
notierte ihre Anweisungen für jeden Patienten.<br />
Er half bei <strong>der</strong> Ausgabe des Frühstücks,<br />
des Mittag- und des Abendessens.<br />
Am Vormittag behandelte er außerdem unentgeltlich<br />
zahlreiche arme Patienten aus<br />
<strong>der</strong> Umgebung, die von seiner Großzügigkeit<br />
wussten und sich an ihn um Hilfe<br />
wandten. Ganz beson<strong>der</strong>s für sie wandte<br />
Frater Olallo mit Hingabe sein in harter<br />
Kleinarbeit angeeignetes medizinisches und<br />
chirurgisches Fachwissen auf. Außerdem<br />
lehrte er Kin<strong>der</strong>n Lesen und Schreiben und<br />
gab ihnen Religionsunterricht. Am Abend<br />
liebte er es, mit seinen Armen den Rosenkranz<br />
zu beten. Spät abends empfing er<br />
noch einmal Arme, die irgendeine Behandlung<br />
brauchten o<strong>der</strong> sprach mit Patienten<br />
und Mitarbeitern. Bevor er zu Bett ging,<br />
machte er eine letzte Runde durch das Hospital.<br />
Begegnete er dabei einem Patienten,<br />
<strong>der</strong> im Sterben lag, blieb er bei ihm und begleitete<br />
ihn bis zum Tod.<br />
Während des Zehnjährigen Krieges (1868-<br />
1878: Unabhängigkeitskrieg Kubas gegen<br />
Spanien) erwirkte Frater Olallo, dass<br />
Schwerkranke, Alte und Invaliden im Krankenhaus<br />
bleiben durften. Die an<strong>der</strong>en Betten<br />
mussten für Kriegsverletzte frei gemacht<br />
werden. Eine wichtige Rolle spielte<br />
dabei, dass die Militärs großen Respekt vor<br />
dem medizinischen Fachwissen von Frater<br />
Olallo hatten. Ein Zeuge erklärte, dass <strong>der</strong><br />
Selige in dieser Zeit im Krankenhaus Verwalter,<br />
Arzt und Krankenpfleger in einem war.<br />
Mutiges Glaubenszeugnis<br />
Am 11. Mai 1873 fiel in den Gefechten<br />
auch <strong>der</strong> auf Seiten <strong>der</strong> Unabhängigkeitsbewegung<br />
kämpfende Major Ignacio Agramante.<br />
Frater Olallo nahm sich des Leichnams<br />
an und zeigte dabei eine zugleich<br />
humanitäre, patriotische und christliche<br />
Grabdenkmal für den seligen Frater Olallo – seine Gebeine wurden 2004 allerdings<br />
in die Kirche San Juan de Dios in Camagüey überführt<br />
Haltung. Obwohl seine Tat den spanischen<br />
Behörden nicht entging, blieb sie ohne<br />
Konsequenzen. Die Bevölkerung von Camagüey,<br />
die wie ein Mann hinter dem Major<br />
stand, vergaß diese Tat nie.<br />
Frater Olallo war ein <strong>Orden</strong>smann mit einer<br />
beeindruckenden Glaubensstärke, <strong>der</strong>en<br />
Zentrum die Hospitalität war. Diese nach<br />
dem Vorbild des heiligen Johannes von<br />
Gott aus einem tiefen Glauben gelebte Hospitalität<br />
befähigte ihn, auch in Grenzsitua-<br />
tionen mutig zu handeln. So hatte er keine<br />
Angst vor Seuchen und pflegte furchtlos<br />
Kriegsverletzte bei<strong>der</strong> Seiten. Dabei war er<br />
sich für nichts zu schade. Ob Reinigungsdienste<br />
o<strong>der</strong> fachlich hochstehende Hilfsdienste<br />
bei Operationen, Frater Olallo wusste<br />
beides mit größter Sorgfalt zu leisten.<br />
Ein Zeuge erklärte, dass er <strong>der</strong> meist gesuchte<br />
Assistent bei den Chirurgen war.<br />
Außerdem war er ein exzellenter Zubereiter<br />
von Medikamenten und besaß das Talent,<br />
zwischen streitenden Parteien zu vermitteln.
Er starb am 7. März 1889, nachdem er sich<br />
13 Jahre lang aufopferungsvoll als einzig<br />
verbliebener Bru<strong>der</strong> um seine Bevorzugten,<br />
die Patienten und Armen, im Krankenhaus<br />
gekümmert hatte. Auf seinem Grabstein<br />
steht: „Frater Olallo, die Armen, die getröstet<br />
von dir gestorben sind, erwarten dich,<br />
die Armen, die du untröstlich zurückgelassen<br />
hast, beten für dich.”<br />
Rückkehr <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> nach Camagüey<br />
Als man am 7. März 1989 den 100. Todestag<br />
von Frater Olallo beging, versprach<br />
<strong>der</strong> damalige <strong>Orden</strong>sgeneral Frater Brian<br />
O’Donnell beim Festgottesdienst in <strong>der</strong> Kirche<br />
des ehemaligen Hospitals des heiligen<br />
Johannes von Gott die Rückkehr <strong>der</strong> Barm-<br />
Hohe Auszeichnung<br />
für Frater<br />
Johannes Iwata<br />
Frater Johannes Iwata, Prior und Leiter <strong>der</strong> Einrichtung für<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in Kobe-Kita (Japan), ist am<br />
21. Mai für seine Verdienste in <strong>der</strong> Wohlfahrtspflege geehrt<br />
worden. Die hohe Auszeichnung wurde ihm im Rahmen einer<br />
Feierstunde vom Gouverneur <strong>der</strong> Präfektur Hyogo überreicht -<br />
Japan ist in 47 Präfekturen unterteilt, die als Verwaltungseinheit<br />
in etwa den Regierungsbezirken in Deutschland entsprechen.<br />
herzigen Brü<strong>der</strong> nach Camagüey und die<br />
Aufnahme des Seligsprechungsverfahrens<br />
für Frater Olallo.<br />
Heute sind die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> bereits<br />
seit 15 Jahren wie<strong>der</strong> mit einem Altenheim<br />
in Camagüey tätig. Auch das Seligsprechungsverfahren<br />
wurde aufgenommen.<br />
Nachdem die notwendigen historischen<br />
Unterlagen gesammelt, die Verehrung<br />
durch das Volk festgestellt und <strong>der</strong> Ruf <strong>der</strong><br />
Heiligkeit erhärtet wurden, wurde auf die<br />
Fürsprache von Frater Olallo ein Mädchen<br />
von einem bösartigen Tumor auf wun<strong>der</strong>bare<br />
Weise geheilt und so <strong>der</strong> Weg zur Seligsprechung<br />
frei gemacht.<br />
Pater Pascual Piles<br />
Impressum<br />
Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz KdöR<br />
Südliches Schloßrondell 5<br />
80638 München<br />
Telefon: 089/1793-100<br />
Telefax: 089/1793-111<br />
E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />
Internet: www.barmherzige.de<br />
Redaktion:<br />
Frater Eduard Bauer (feb), verantwortlich<br />
koordinator@barmherzige.de<br />
Johann Singhartinger (js)<br />
redakteur@barmherzige.de<br />
Kerstin Laumer<br />
Anschrift wie Herausgeber<br />
Gestaltung:<br />
grafica – Astrid Riege, Lappersdorf<br />
Fotos:<br />
altrofoto.de (Titel, 4 unten, 8-9, 17), Archiv<br />
Arme Schulschwestern (24), Archiv Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong> (2, 3, 5, 7, 10 oben, 21, 32, 33,<br />
41, 42-43), Arloth (16-17 oben links), Bauer<br />
Eduard (11 oben, 21, 31), Bauer Johann (27),<br />
Bechtloff (12-13 unten) Binninger (22),<br />
Kastilische Provinz (36-37), KNA (3 unten),<br />
Koch (10 unten), Kochamkunnel (35), Kövi (21),<br />
Laumer (38), Matejka (4 oben, 7, 33 unten<br />
links), Morhardt (16-17, 25, 28), Oberhoff<br />
(14), Pham (13 oben), Piles (39-40), Salomon<br />
(34), Schandl (20), Singhartinger (11 unten,<br />
15, 23, 33 unten rechts), Sparkasse Neuburg<br />
(17).<br />
Verlag:<br />
Johann von Gott Verlag<br />
Anschrift wie Herausgeber<br />
Druck:<br />
hm-Druck, Prinzenweg 11a,<br />
93047 Regensburg
42<br />
Nachrufe<br />
Zum Tod von Frater Marie-Alphonse Gauthier,<br />
Generalprior <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> von 1970 bis 1976<br />
„In deine Hände lege ich voll<br />
Vertrauen meinen Geist!“<br />
Es war ein würdiger Gottesdienst für<br />
den am 31. Januar im Alter von 86 Jahren<br />
verstorbenen Ex-General, Frater<br />
Marie-Alphonse Gauthier, als sich am<br />
Nachmittag des 5. Februar viele Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong> aus mehreren <strong>Orden</strong>sprovinzen<br />
Europas in <strong>der</strong> Klosterkirche<br />
unserer französischen Mitbrü<strong>der</strong> in<br />
Marseille zum Begräbnisgottesdienst<br />
versammelten.<br />
Der Feier <strong>der</strong> heiligen Eucharistie stand<br />
Pater Michael, <strong>der</strong> Hausgeistliche <strong>der</strong><br />
Einrichtung für alte und pflegebedürftige<br />
Menschen, vor. In die Reihe <strong>der</strong> Konzelebranten<br />
reihte sich auch Ex-General Pater<br />
Pascual Piles, <strong>der</strong>zeit Provinzial <strong>der</strong> Aragonischen<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz, ein.<br />
Frater Alain-Samuel Jeancler begrüßte als<br />
gastgeben<strong>der</strong> Provinzial zu Beginn des<br />
Gottesdienstes die Gäste. Eine eingehende<br />
Würdigung des Verstorbenen als Barmherziger<br />
Bru<strong>der</strong>, als Generalrat und als <strong>Orden</strong>sgeneral<br />
nahm Generalprior Frater Donatus<br />
Forkan vor. Das gemeinsam gesungene<br />
Choralrequiem gab dem eindrucksvollen<br />
Gottesdienst, an dem auch zwei Nichten<br />
des Verstorbenen mit ihren Familien teilnahmen,<br />
einen würdigen Rahmen. Den<br />
Sarg des verstorbenen Mitbru<strong>der</strong>s Marie-Alphonse<br />
begleiteten alle Mitbrü<strong>der</strong> und die<br />
Gäste zur Grabstätte auf dem ausgedehnten<br />
Gartengelände <strong>der</strong> Einrichtung.<br />
Frater Marie-Alphonse als Barmherziger<br />
Bru<strong>der</strong> und als <strong>Orden</strong>sgeneral<br />
Joseph Nicolas Gauthier, so sein bürgerlicher<br />
Name, kam am 10. März 1921 als<br />
letztes von vier Kin<strong>der</strong>n eines Grubenarbeiters<br />
in Morsbach/Lothringen zur Welt. Mit<br />
elf Jahren fand er Aufnahme im apostolischen<br />
Stift <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in<br />
Lyon, 1938, mit 17 Jahren, trat er in den<br />
<strong>Orden</strong> ein. Dem jungen Bru<strong>der</strong> Marie-<br />
Alphonse wurde schon in den 50er Jahren<br />
die hohe Verantwortung für die große Einrichtung<br />
für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />
in Lyon übertragen. Dort engagierte er sich<br />
mit Hingabe und unermüdlichem Einsatz,<br />
um den hilfsbedürftigen Menschen ein<br />
menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.<br />
Beim Generalkapitel 1959 wurde <strong>der</strong> damals<br />
38-jährige in den Generalrat gewählt<br />
und damit nach Rom berufen. Die Brü<strong>der</strong><br />
des Kapitels von 1970 wählten ihn zum<br />
<strong>Orden</strong>sgeneral. Seine sechsjährige Amtszeit<br />
fiel in eine schwierige Zeit. Das II. Vatikanische<br />
Konzil (1962-1965 ) hatte einen<br />
neuen Aufbruch <strong>der</strong> Kirche eingefor<strong>der</strong>t.<br />
Die Konzilsväter verlangten mit<br />
Nachdruck auch von den <strong>Orden</strong>sgemeinschaften,<br />
ihr Selbstverständnis neu zu<br />
formulieren, ihre Tätigkeiten zu überprüfen<br />
und gegebenenfalls an die Erfor<strong>der</strong>nisse<br />
<strong>der</strong> Zeit anzupassen.<br />
Es brauchte Jahre, um einen Konsens unter<br />
den Brü<strong>der</strong>n in den nahezu 300 Einrichtungen<br />
des weltweiten <strong>Orden</strong>s herzustellen.<br />
Die anfänglich auseinan<strong>der</strong>strebenden<br />
Richtungen zusammenzuführen verlangte<br />
vom Erstverantwortlichen, dem Generalprior<br />
Marie-Alphonse, ein hohes Maß an<br />
Verantwortung in Treue zu den wesentlichen<br />
Werten <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaft und<br />
zugleich Offenheit für das Wagnis zum<br />
Neuen. Unter dieser Spannung litten viele<br />
Brü<strong>der</strong>, vor allem auch die Generalleitung<br />
in Rom. Pater General Marie-Alphonse<br />
konnte seinem Nachfolger im Amt, Frater<br />
Pierluigi Marchesi, ein Erbe übergeben, das<br />
auch das Vermächtnis des <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>s,<br />
des heiligen Johannes von Gott, wi<strong>der</strong>spiegelte<br />
und zugleich den Erwartungen des<br />
II. Vatikanischen Konzils entsprach. Wie<strong>der</strong>holt<br />
war Frater Marie-Alphonse, <strong>der</strong> gut<br />
Deutsch sprach, zu Besuch in <strong>der</strong> Bayerischen<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz und interessierte sich<br />
immer für die dortigen Entwicklungen.<br />
Pater Leodegar Klinger<br />
„Gott fragt Sie einmal im Gericht nicht,<br />
was Sie waren, son<strong>der</strong>n wie Sie den Posten,<br />
an den man Sie gestellt, ausgefüllt<br />
haben ... Auch unser heiliger Vater Johannes<br />
und sein großer Schüler, <strong>der</strong> selige<br />
Johannes Grande, waren die Diener<br />
gerade <strong>der</strong> Ärmsten <strong>der</strong> Armen.“<br />
Solch aufmunternde Worte, wie sie<br />
beispielsweise <strong>der</strong> frühere Provinzial,<br />
Frater Cleophas Gradinger (†1967), im<br />
Juli 1957 schrieb, waren es, die Frater<br />
Jordan Langenbach hoffnungsfroh den<br />
54 Jahre währenden Weg als Barmherziger<br />
Bru<strong>der</strong> gehen und auch manch<br />
schwierige Zeiten überbrücken ließen. Am<br />
14. Juni 2008 gab <strong>der</strong> über 90-jährige<br />
sein Leben in die Hände des Schöpfers<br />
zurück. Friedlich entschlief er im Altenheim<br />
St. Augustin in Neuburg a. d. Donau,<br />
wo er seit Januar 2005 – zuletzt<br />
pflegebedürftig – betreut wurde.<br />
Im März 1954 fand Frater Jordan Langenbach<br />
im <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> vertrauensvolle Aufnahme durch<br />
den damaligen Provinzial Theodorich<br />
Höfner (†1968) und zwar zunächst als<br />
Helfer in <strong>der</strong> damals so bezeichneten<br />
Pflegeanstalt Straubing. In seinem weiteren<br />
<strong>Orden</strong>sleben versah er die ihm aufge-
Unsere liebe Mitschwester Karolina war<br />
eine von den Stillen im Lande, treu und<br />
gewissenhaft ging sie ihren Weg und<br />
machte nicht viel Aufhebens um ihre Person.<br />
Geboren wurde sie am 9. Januar<br />
1917 als drittes von fünf Kin<strong>der</strong>n in<br />
Pleystein/Oberpfalz.<br />
Im April 1958 – also vor 50 Jahren – trat<br />
sie in die damals von Prior Rumald<br />
Wünsch neu gegründete Raphael-Schwesternschaft<br />
im Sebastianeum ein, war überwiegend<br />
tätig auf <strong>der</strong> Station und zeitweise<br />
in <strong>der</strong> Küche. Noch mit 50 Jahren<br />
absolvierte sie in Augsburg die Altenpflegeschule<br />
und erwarb das Diplom als staatlich<br />
geprüfte Altenpflegerin.<br />
Als Stationsschwester war sie mit viel Liebe<br />
und Hingabe für die Kurgäste tätig. Die<br />
tragenen und anvertrauten Dienste in den<br />
Einrichtungen für behin<strong>der</strong>te Menschen in<br />
Schweinspoint, Gremsdorf, Algasing und<br />
Reichenbach.<br />
Am 4. Januar 1918 erblickte er in Büchen<br />
(bei Olpe) im Erzbistum Pa<strong>der</strong>born als Kind<br />
des Bergmanns Josef Langenbach und dessen<br />
Frau Maria, geborene Solbach, das<br />
Licht <strong>der</strong> Welt und wurde zwei Tage darauf<br />
auf den Namen Wilhelm getauft. Die Berufung<br />
zum <strong>Orden</strong>schristen verspürte er bereits<br />
sehr früh und schon mit 15 Jahren trat<br />
er als spirituell Suchen<strong>der</strong> in Köln in eine<br />
klösterliche Gemeinschaft ein.<br />
Unterbrochen durch Arbeitsdienst und<br />
durch fünf Jahre als Soldat und anschließen<strong>der</strong><br />
vierjähriger Kriegsgefangenschaft,<br />
führte ihn die innere Unruhe auf seiner spirituellen<br />
Suche zurück in klösterliche Gemeinschaften<br />
mit unterschiedlichen Charis-<br />
Aussage eines Gastes war bezeichnend für<br />
sie: „Sie hat mich betreut wie eine Mutter<br />
ihren Sohn.“ Sie war sehr gewissenhaft und<br />
aufmerksam und hatte ihre Station immer<br />
hervorragend in Ordnung. Aufgrund ihres<br />
ruhigen Naturells gab es bei ihr kein Hetzen<br />
o<strong>der</strong> keine Unruhe. Die Gäste schätzten es<br />
sehr an ihr, dass sie sich Zeit für sie nahm<br />
und zuhören konnte.<br />
Auch im Schwesternkreis war sie meistens<br />
recht still, nahm aber alles aufmerksam auf<br />
und konnte sich oftmals noch nach Jahren<br />
an Dinge erinnern, die an<strong>der</strong>e längst vergessen<br />
hatten. Sie redete nicht viel, wenn<br />
sie aber den Mund aufmachte, dann gab es<br />
meistens viel zu lachen.<br />
Bis zum 70. Lebensjahr betreute sie Kurgäste,<br />
mit zunehmendem Alter stellten<br />
In memoriam Frater Jordan Langenbach<br />
Wenn das Weizenkorn<br />
nicht in die Erde fällt … (Jh. 12,24)<br />
Zum Tod <strong>der</strong> Raphael-Schwester M. Karolina Hartwig<br />
„Schweigend steht Gottes Wille<br />
über dem Erdenstreit.“ Wilhelm Raabe<br />
men. Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> sollten es<br />
schließlich sein, die ihm 54 Jahre Geborgenheit<br />
und ein Zuhause gaben, gleichwohl<br />
in ihm immer wie<strong>der</strong> Zweifel keimten, wie<br />
er am besten sein Christsein leben konnte.<br />
Am besten, das hieß für ihn schließlich, als<br />
Oblate dem Nächsten und den Mitbrü<strong>der</strong>n<br />
zu dienen. Mit Frater Jordan starb <strong>der</strong> letzte<br />
Oblate <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz.<br />
Das Requiem in <strong>der</strong> Klosterkirche St. Augustin<br />
in Neuburg, dem Mitbrü<strong>der</strong>, sein 85jähriger<br />
leiblicher Bru<strong>der</strong> Josef (das Ehepaar<br />
Langenbach hatte sieben Kin<strong>der</strong>) sowie<br />
Verwandte von Frater Jordan beiwohnten,<br />
konzelebrierte Pater Johannes von Avila<br />
Neuner, Prior in München, mit Pater Tadeusz<br />
Krupa (Reichenbach) und Pater Augustine<br />
Annikkattu (Algasing).<br />
Pater Johannes stellte in den Mittelpunkt<br />
seiner Predigt „Wenn das Weizenkorn nicht<br />
in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein;<br />
sich mehr und mehr gesundheitliche Beschwerden<br />
ein. Immer war sie jedoch treu<br />
und gewissenhaft zu allen Übungen <strong>der</strong><br />
Gemeinschaft, Gebet und Gottesdienst<br />
pünktlich zur Stelle. Für sich hatte sie wenig<br />
Ansprüche, blieb immer bescheiden<br />
und liebenswürdig.<br />
Die letzten drei Lebensjahre verbrachte sie<br />
im Seniorenstift Am Anger in Bad Wörishofen,<br />
wo sie gut und umfassend betreut<br />
wurde. In den letzten Lebenswochen<br />
nahm ihre Kraft merklich ab und eine<br />
schwere Erkrankung warf sie vollends aufs<br />
Krankenlager. Der gute Gott erlöste sie am<br />
17. März 2008 durch einen sanften Tod.<br />
Er möge ihr ewige Freude und Leben in<br />
Fülle schenken.<br />
Schwester Irmgard Poeplau<br />
wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht“<br />
(Joh 12,24); gerade dieses Gleichnis veranschaulicht,<br />
wie <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Erde gelegte Samen<br />
wächst, gedeiht und Frucht bringt.<br />
Und, so sagt uns <strong>der</strong> Herr in <strong>der</strong> Frohen Botschaft,<br />
dass unser Leben aus Werden und<br />
Vergehen reife Frucht bringt. Als <strong>Orden</strong>smann,<br />
<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s im Alter um die Kraft<br />
des Gebetes wusste, schil<strong>der</strong>te Pater Johannes<br />
den Verstorbenen in seiner Ansprache.<br />
Die sterbliche Hülle von Frater Jordan wurde<br />
auf dem Brü<strong>der</strong>friedhof in Neuburg beigesetzt.<br />
43
44<br />
Feste und Gedenktage im Jahr 2009<br />
2. Februar<br />
Tag des geweihten Lebens<br />
11. Februar<br />
Welttag <strong>der</strong> Kranken<br />
8. März<br />
Hochfest des heiligen Johannes von Gott<br />
(1495 – 1550), <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong><br />
24. April<br />
Gedenktag des heiligen Benedikt Menni<br />
(1841 – 1914), Barmherziger Bru<strong>der</strong>,<br />
Priester, <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hospitalschwestern<br />
vom Heiligsten Herzen Jesu<br />
26. April<br />
Gedenktag Maria vom guten Rat<br />
3. Mai<br />
Weltgebetstag für geistliche Berufe<br />
4. Mai<br />
Gedenktag des heiligen Richard Pampuri<br />
(1897 – 1930), Barmherziger Bru<strong>der</strong> und<br />
Arzt<br />
10. Mai<br />
Gedenktag des heiligen Johannes von<br />
Avila (1499 – 1569), Priester und „Seelenführer“<br />
des heiligen Johannes<br />
von Gott<br />
3. Juni<br />
Gedenktag des heiligen Johannes Grande<br />
(1546 – 1600), Barmherziger Bru<strong>der</strong><br />
10. Juni<br />
Todestag von Frater Eustachius Kugler<br />
(1867 – 1946), heiligmäßiger Provinzial<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in <strong>Bayern</strong><br />
30. Juli<br />
Gedenktag für die 71 seligen spanischen<br />
Märtyrer aus dem <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>, die 1936 im spanischen Bürgerkrieg<br />
umgebracht wurden<br />
Eine Stiftung für<br />
mehr Barmherzigkeit<br />
Im Stiftungszentrum <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> können Sie bereits<br />
mit einer Einlage von 5.000 Euro einen Stiftungsfonds eröffnen,<br />
für eine treuhän<strong>der</strong>ische Stiftung ist ein Stiftungsvermögen von<br />
mindestens 25.000 Euro nötig. Das Stiftungszentrum übernimmt<br />
kostenlos die Gründung und kümmert sich um die steuerliche Anerkennung.<br />
Die Gründung Ihrer Stiftung geht schnell und einfach.<br />
Verglichen mit einer Spende bietet Ihnen eine Stiftung zahlreiche<br />
steuerliche Vorteile. Als Stifter legen Sie fest, welche Menschen Sie<br />
unterstützen wollen, sei es in Deutschland o<strong>der</strong> in Entwicklungslän<strong>der</strong>n,<br />
in denen die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ebenfalls Einrichtungen<br />
unterhalten.<br />
Mittlerweile bieten die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> neben dem Stiftungsauch<br />
einen Testamentsservice an, bei dem sich Erblasser informieren<br />
können.<br />
Derzeit werden unter dem Dach des Stiftungszentrums <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> bereits 19 Stiftungen verwaltet.<br />
Nähere Informationen finden Sie im Internet unter<br />
www.stiftungszentrum.de/barmherzige<br />
o<strong>der</strong> bekommen Sie unter Telefon 089/ 744 200 292.<br />
Ihre Stiftung könnte zum Beispiel die Arbeit des St. Johannes<br />
Kin<strong>der</strong>heims <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Kostenz unterstützen.<br />
28. August<br />
Fest des heiligen Augustinus, nach<br />
dessen <strong>Orden</strong>sregel die <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> leben<br />
24. Oktober<br />
Fest des heiligen Erzengels Raphael,<br />
<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Legende als Helfer<br />
des heiligen Johannes von Gott gilt<br />
4. November<br />
Fest des heiligen Karl Borromäus,<br />
Patron <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
21. November<br />
Hochfest Maria Patronin des Hospitalordens<br />
28. November<br />
Gedenktag <strong>der</strong> Übertragung<br />
<strong>der</strong> Reliquien des heiligen Johannes<br />
von Gott