Jahresrückblick - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern
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<strong>der</strong>. Danach verbleibt er bis zu seinem Tod<br />
allein mit den Mitarbeitern in dem Hospital.<br />
In dieser Zeit besticht Frater Olallo durch<br />
seine hohe Professionalität als Krankenpfleger.<br />
54 Jahre seines Lebens gelten ausschließlich<br />
den Kranken, die er liebevoll<br />
„meine bevorzugten Brü<strong>der</strong>” nennt.<br />
In zahlreichen Zeugnissen ist <strong>der</strong> typische<br />
Tagesablauf des Seligen Olallo beschrieben.<br />
Er stand bei Tagesanbruch auf, machte sofort<br />
eine Runde durch das Hospital und<br />
leistete dabei erste notwendige Dienste.<br />
Danach bereitete er die von den Ärzten verschriebenen<br />
Arzneimittel vor und verabreichte<br />
sie den Patienten. Im Anschluss begleitete<br />
er die Ärzte bei <strong>der</strong> Visite und<br />
notierte ihre Anweisungen für jeden Patienten.<br />
Er half bei <strong>der</strong> Ausgabe des Frühstücks,<br />
des Mittag- und des Abendessens.<br />
Am Vormittag behandelte er außerdem unentgeltlich<br />
zahlreiche arme Patienten aus<br />
<strong>der</strong> Umgebung, die von seiner Großzügigkeit<br />
wussten und sich an ihn um Hilfe<br />
wandten. Ganz beson<strong>der</strong>s für sie wandte<br />
Frater Olallo mit Hingabe sein in harter<br />
Kleinarbeit angeeignetes medizinisches und<br />
chirurgisches Fachwissen auf. Außerdem<br />
lehrte er Kin<strong>der</strong>n Lesen und Schreiben und<br />
gab ihnen Religionsunterricht. Am Abend<br />
liebte er es, mit seinen Armen den Rosenkranz<br />
zu beten. Spät abends empfing er<br />
noch einmal Arme, die irgendeine Behandlung<br />
brauchten o<strong>der</strong> sprach mit Patienten<br />
und Mitarbeitern. Bevor er zu Bett ging,<br />
machte er eine letzte Runde durch das Hospital.<br />
Begegnete er dabei einem Patienten,<br />
<strong>der</strong> im Sterben lag, blieb er bei ihm und begleitete<br />
ihn bis zum Tod.<br />
Während des Zehnjährigen Krieges (1868-<br />
1878: Unabhängigkeitskrieg Kubas gegen<br />
Spanien) erwirkte Frater Olallo, dass<br />
Schwerkranke, Alte und Invaliden im Krankenhaus<br />
bleiben durften. Die an<strong>der</strong>en Betten<br />
mussten für Kriegsverletzte frei gemacht<br />
werden. Eine wichtige Rolle spielte<br />
dabei, dass die Militärs großen Respekt vor<br />
dem medizinischen Fachwissen von Frater<br />
Olallo hatten. Ein Zeuge erklärte, dass <strong>der</strong><br />
Selige in dieser Zeit im Krankenhaus Verwalter,<br />
Arzt und Krankenpfleger in einem war.<br />
Mutiges Glaubenszeugnis<br />
Am 11. Mai 1873 fiel in den Gefechten<br />
auch <strong>der</strong> auf Seiten <strong>der</strong> Unabhängigkeitsbewegung<br />
kämpfende Major Ignacio Agramante.<br />
Frater Olallo nahm sich des Leichnams<br />
an und zeigte dabei eine zugleich<br />
humanitäre, patriotische und christliche<br />
Grabdenkmal für den seligen Frater Olallo – seine Gebeine wurden 2004 allerdings<br />
in die Kirche San Juan de Dios in Camagüey überführt<br />
Haltung. Obwohl seine Tat den spanischen<br />
Behörden nicht entging, blieb sie ohne<br />
Konsequenzen. Die Bevölkerung von Camagüey,<br />
die wie ein Mann hinter dem Major<br />
stand, vergaß diese Tat nie.<br />
Frater Olallo war ein <strong>Orden</strong>smann mit einer<br />
beeindruckenden Glaubensstärke, <strong>der</strong>en<br />
Zentrum die Hospitalität war. Diese nach<br />
dem Vorbild des heiligen Johannes von<br />
Gott aus einem tiefen Glauben gelebte Hospitalität<br />
befähigte ihn, auch in Grenzsitua-<br />
tionen mutig zu handeln. So hatte er keine<br />
Angst vor Seuchen und pflegte furchtlos<br />
Kriegsverletzte bei<strong>der</strong> Seiten. Dabei war er<br />
sich für nichts zu schade. Ob Reinigungsdienste<br />
o<strong>der</strong> fachlich hochstehende Hilfsdienste<br />
bei Operationen, Frater Olallo wusste<br />
beides mit größter Sorgfalt zu leisten.<br />
Ein Zeuge erklärte, dass er <strong>der</strong> meist gesuchte<br />
Assistent bei den Chirurgen war.<br />
Außerdem war er ein exzellenter Zubereiter<br />
von Medikamenten und besaß das Talent,<br />
zwischen streitenden Parteien zu vermitteln.