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ReportagenWie kam es nun zum Bau der Maria geweihten Kapelle„um Rouscht“? Als im Mai 1940 die Deutschen das Landüberfielen, wurde Rost sofort in das Kriegsgeschehendes Westfeldzuges auf besondere Art und Weise einbezogen.Deutsche Pioniere errichteten gleich in derersten Woche gegenüber „Brongershof“ einen Notfeldf<strong>lu</strong>gplatz.Noch während die Tanks der <strong>10</strong>. Panzerdivisionvon Cruchten herkommend via Rost undBissen Sedan zustrebten, fällte Bodenpersonal der Luftwaffefrischgepflanzte Obstbäume gegenüber „Brongershof“,in der Absicht, hier einen Landeplatz für inNot geratene F<strong>lu</strong>gzeuge einzurichten. Wohl bemerkt,es handelte sich hier nicht um einen sogenannten vorgeschobenenFeldf<strong>lu</strong>gplatz mit Lande- und Startbahn,sondern nur um einen Horst, wohin deutsche Kampff<strong>lu</strong>gzeugegelotst wurden, welche entweder aus Gründenvon Brennstoffmangel, Feindeinwirkungen odersonstigen Ursachen ihren Stammf<strong>lu</strong>ghafen nicht mehrerreichen konnten. Fast täglich, ereigneten sich nunauf Rost Bruchlandungen, - manchen Fliegern gelangeine glatte Notlandung auf dem holperigen Gelände,andere fielen in nahe liegende Waldsch<strong>lu</strong>chten, wieetwa ein Aufklärer der Gattung Dornier, der im „Zillbësch“am Boden zerschellte. Sofort nach der Landungwurden die schwerbeschädigten Maschinen in angelegtenSchneisen im angrenzenden „Ahlenwald“ in seineBestandteile zerlegt und anschließend von einem Transportf<strong>lu</strong>gzeut(„Tante Ju“) nebst den Piloten ins Reichverfrachtet. Einen F<strong>lu</strong>ghafen mit normalem F<strong>lu</strong>gverkehrgab es nicht auf Rost – dafür sorgten die Feldf<strong>lu</strong>gplätzeim Feindesland, welche infolge der „Blitzkriege“ denDeutschen in die Hände fielen.Die Familie Ley sah dem Treiben vor ihrer Haustür mitgemischten Gefühlen zu. Nachts lagerte eine ganzeKompanie Pioniere im Erdgeschoss des Gehöfs undum Pfingsten gesellten sich zu den Soldaten nochFlüchtlinge aus den evakuierten Gebieten der Minettegegend.Bis dahin war dennoch alles einigermaßengut verlaufen, bis in jener Nacht, als plötzlich Feindf<strong>lu</strong>gzeugeauftauchten, und den ganzen F<strong>lu</strong>gplatz, mittelsLeuchtraketen taghell in gespenstigem, gleißendemLicht erschienen ließen. Kommandorufe eines dickenFeldwebels: „Alle Mann raus – schnell, schnell!“, ließendie erschrockenen Zivilisten bis ins Mark erzittern. Entsetztschrien alle durcheinander und obschon kein einzigerSchuss bisher gefallen war, lag eine Frau wehklagendzu Füßen des Hausherrn und haderte mit ihremSchicksal: „Mussten wir von Schifflingen weglaufen, umnun hier auf Rost zu sterben.“ Doch so weit war esnoch nicht. Die F<strong>lu</strong>gzeuge drehten so schnell ab, wie siegekommen waren, doch der Schrecken saß nun allenin den Gliedern. Das Misstrauen war erwacht und alltäglichwurde jetzt mit einer Bombardierung gerechnet.In diesen Tagen höchster Not tat der Hofbesitzer PaulLey einen heiligen Schwur: Würde die Mutter Gottes,unsere Landesbeschützerin, den „Brongershaff“ mitsamtseinen Bewohnern von allen Kriegseinwirkungen verschonen,so würde er gegenüber dem Hof eine schöneKapelle errichten lassen.Während der Schreckenszeit der Rundstedtoffensiveblieb der Hof verschont. Die Einwohner waren nachNospelt geflüchtet und Kampftruppen der 80. US-Infanteriedivisionwaren im Hof einquartiert. Die Deutschenwurden kurz vor Schieren gestoppt und nach Neujahr1945 kehrten die Hofbewohner nach Hause zurück.Der fromme Landwirt vom Rost machte 1950 seinenSchwur wahr. Der Unternehmer Ed. Kieffer von <strong>Colmar</strong>baute aus Steinen französischer Herkunft, „Savonnières“,ein schmuckes Kapellchen und der EscherSkulpteur Venturino Venturi, fertigte die Schutzpatronin,eine „Madonna Assumptio“ an. Nun stand auch aufRost ein kleines, bescheidenes Gotteshaus, für jedensichtbar, der auf der großen Landstraße vorbeifährt.Am 9. Juli 1951 wurde die Kapelle von dem MerscherDechanten Anton Schiltz eingeweiht. Von <strong>Colmar</strong>-Bergaus ging, in den ersten Jahren ihrer Erbauung, nocheine Lichterprozession zum Kapellchen, wo anschließendauch eine Andacht mit Segen stattfand. Doch derimmer mächtiger werdende Verkehr verhinderte dasWeiterleben dieser schönen Tradition.Paul Ley, Mitglied des Gesangvereins von <strong>Colmar</strong>-Bergwar auch während längerer Zeit Präsident der dortigenKirchenfabrik. Als er 1984 zu seiner Tochter nachPetingen zog, schenkte er seiner ehemaligen Pfarreidie Kapelle nebst 200.000 F zum Unterhalt derselben.Etwas verlassen steht die kleine Kapelle nun am Straßenrandund scheint ihr Dasein zu verträumen. Odertrauert sie den alten Zeiten nach, als gegenüber nochfrohes und fleißiges, Gott wohlgefälliges Bauernlebenden Alltag bestimmte? Wohl wissend, dass die Zeitalles zernagt, hoffen wir dennoch, dass diese hübscheKapelle, erbaut von dem letzten Besitzer des abgerissenen„Brongershaff um Rouscht“, Paul Ley, allen Stürmenund Drangsalen zukünftiger Zeiten, noch langezu trotzen vermag, als weit sichtbares Zeichen einstigerfrommer Bauernkultur und festen Gottvertrauens.Roger Hilbert(Sonndesblad 1996)De Gemengebuet N° 1 / 20<strong>10</strong> - 25

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