Einer, der stets gerufen wurdeVon Prof. Dr. h.c. Dieter StolteEin Mann der Inhalte,nicht der Gesten - einStaatsdiener, nicht ein Inszenierereigener Eitelkeiten.Walter Wallmann feierteseinen 70. Geburtstagmit einem grossen Empfangin der <strong>Frankfurt</strong>erPaulskirche“Charakter verdirbt diePolitik”, so heißt es ebensooberflächlich wie zynisch,wenn man - in Umkehrungeiner angeblich dem Volkevom Maule abgeschauten Beobachtung- zum Ausdruckbringen will, dass es nichtIdeale und Grundsätze sind,die gute Politik hervorbringen,sondern vor allemSchläue und Gerissenheit.Wenn <strong>am</strong> heutigen Tag füreinen Augenblick WalterWallmann auf die öffentlicheBühne der <strong>Frankfurt</strong>er Paulskirchezurückkehrt, dannhaben wir erneut Gelegenheit,einer Politikerpersönlichkeitunseren Respekt zuerweisen, die unserem Landein einer großen Bandbreiteund Gestaltungstiefe gedienthat.Der im Jahre 1932 ineinem kleinen Dorf im KreisUelzen <strong>am</strong> Rande der LüneburgerHeide geborene WalterWallmann entst<strong>am</strong>mt -wie so viele herausragendePolitiker der Nachkriegsgeneration- einfachen Verhältnissen.Als studierter Juristwurde er in steilem AufstiegRichter, Oberbürgermeister,Bundesminister und Ministerpräsident,aber auch Abgeordneterdes Landtages wiedes Bundestages sowie ParteivorsitzenderbeziehungsweiseVorstandsmitglied aufverschiedenen Ebenen der<strong>CDU</strong>. Sieht man vom Richter<strong>am</strong>teinmal ab - ein Amt, daser stets als Berufung empfundenund das ihn während seinerges<strong>am</strong>ten politischenTätigkeit geprägt hat -, sogab es zu keinem Zeitpunkteine Funktion, die er aus persönlichemEhrgeiz herausangestrebt hatte:Ob 1977 als Oberbürgermeisterder Stadt <strong>Frankfurt</strong>nach Jahrzehnten sozialdemokratischerMachtausübung,ob 1986 als erster Bundesministerfür Umwelt nachdem Reaktorunglück vonTschernobyl oder 1987 alsMinisterpräsident von Hessennach einer Dauerkrise undschließlich einem Scheiternder rot-grünen Koalition -Walter Wallmann wurde stetsgerufen. Jeder der Rufeerfolgte aus einer Notsituationdes Staates beziehungsweiseGemeinwesens oderaus einem Verlangen seinerPartei heraus, immer in demBewusstsein, dass, wenn eseiner stemmen könne, er essein würde.Walter Wallmann hat immerWert darauf gelegt, alsWertkonservativer angesehenund auch verstanden zuwerden. Er sah nie die Notwendigkeit,seine Weltanschauungmit dem schmükkendenBeiwort “liberal” zuversehen, um, für was undbei wem auch immer, besseranzukommen. Anzukommen?Walter Wallmann wolltenicht ankommen, sonderneiner Sache dienen, eine Aufgabelösen oder durchgerechtes Verhalten denMenschen - beispielsweiseden Bürgern <strong>Frankfurt</strong>s -nahe sein. Es wäre gewissungerecht, die Erfolge Wallmannsin seinen verschiede-OberbürgermeisterkandidatDr. Walter Wallmann mitBundeskanzler a.D. LudwigErhard und der <strong>Frankfurt</strong>erKreisvorsitzende Prof. Dr.Heinz Riesenhuber 1977 in<strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong>Dr. Walter Wallmann alsBundesumweltminister imBundestagswahlk<strong>am</strong>pf 1987in <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong>nen Funktionen und Ämternmiteinander zu vergleichenund danach zu fragen, wo er- der unermüdliche Dienerdes Staates und “Sozialarbeiter”für das Gemeinwesen -Unsterbliches geleistet hat.Und doch kommt man nichtumhin, vor allem seine Rolleals <strong>Frankfurt</strong>er Oberbürgermeisterhervorzuheben - eineFunktion, die er knapp zehnJahre von 1977 bis 1986 innehatte.Aus einer zuvor fürunregierbar gehaltenenStadt, die bereits drei bedeutendeBürgermeister ausgesaugtund in den Sielen hatsterben lassen (Walter Kolb,Willi Brundert und WalterMöller), hat Walter Wallmannwieder eine Metropolegeformt: liebenswert für seine<strong>Frankfurt</strong>er, anziehend fürdie internationale FinanzundGeschäftswelt, aber vorallem auch behütend fürMenschen unterschiedlichenGlaubens, darunter nichtzuletzt jene jüdischer Herkunft.<strong>Frankfurt</strong> wurde abernicht zuletzt auch zu einemkulturellen Anziehungspunktnach Hilmar Hoffmanns Maximeeiner “Kultur für alle”.Der <strong>Frankfurt</strong>er Kulturdezer-Oberbürgermeister Dr. WalterWallmann bei einer Preisverleihungin der <strong>Frankfurt</strong>erPaulskirche.nent fand als rastloser Visionäreiner modernen Stadtkulturin Walter Wallmann einenkongenialen Partner, um aus<strong>Frankfurt</strong> mit seinem Museumsuferund seinen Theatern- nicht zuletzt mit seiner wiederaufgebauten Alten Oper -eine Stadt der Kultur und desGeistes zu entwerfen, wie siein ihrer Experimentierfreudigkeitund Begeisterungsfähigkeitim Europa jenerJahre nur in Paris ihresgleichenhatte. Gewiss, das alleshat Geld gekostet, k<strong>am</strong>eralistischgerechnet, vielleichtsogar zu viel Geld. Aber, wowären unsere Kathedralen,Schlösser und Bürgerpalais,unsere Dorfkirchen undStadtmuseen, wenn es nichtschon in früheren Jahrhundertendiesen kreativenWagemut gegeben hätte?Walter Wallmann war einPolitiker, der Deutschlandmehr als drei Jahrzehntegedient und zugleich geprägthat. Mit großer Nachdenklichkeitund Redlichkeit hater immer wieder zentraleThemen unserer Zeit aufgegriffenund in Reden dargestellt- Themen wie: der Staatals Friedensordnung; dieStadt als Lebensform; Gesetzesflutund Menschenrechte;Moral und Recht; Sozialesund Wirtschaft; Kultur undPolitik. Dennoch: WalterWallmann ist kein Rhetor wieIm Deutschen Bundestag: DerAbgeordnete Dr. Walter Wallmannspricht als Vorsitzenderdes Untersuchungsausschussesim Fall Guillaume.Demosthenes im alten Griechenland,kein Volkstribunwie Danton in der FranzösischenRevolution und auchkein Einflüsterer wie Mephistoin Goethes “Faust”. Es istkein Mann des Gestus, schongar nicht der Pose, sonderneben ein sachlicher, sachgerechter,auch menschengerechterJurist und Politiker:klar in den Gedanken, transparentin der Argumentation,unbestechlich in den Schlussfolgerungen.Walter Wallmannhat bereits 1983 ineiner viel beachteten S<strong>am</strong>mlungseiner Reden dasWesentliche seiner Gedanken,seines Welt- und Menschenbildes,unter dem Titel“Der Preis des Fortschritts”dargelegt. Er hat dortgezeigt, dass Mensch undGesellschaft nicht nur einenwirtschaftlichen Preis für denFortschritt bezahlen; er hatvor allem gezeigt, dass mancherPreis - etwa für die Kultur- sich zwar wirtschaftlichnicht rechnet, sich abermenschlich oder gesellschaftlichallemal auszahlt. Jetzt,pünktlich zu seinem 70.Geburtstag, zieht er in seinensoeben erschienenen “Memoireneines Politischen”unter dem Titel “Im Licht derPaulskirche” eine Bilanz seinesLebens. Sie ist getragenvon dem Grundgedanken,dass die geistigen Wurzelnseines politischen Handelnsletztlich im christlichen Glaubenliegen. Seine “Lebensgeschichte”widmeter ausdrücklichden “Nachgeborenen”,um weiterzugeben, welche“Bedingungen und Lebensumstände”seine Generationzu “bewältigen” hatte. Dasich heute das Gedächtnis derZeit nicht mehr in Briefenund aufgezeichneten Tischgesprächendokumentiert, istdiese Zeugenschaft vonbesonderem Wert. Insbesonderedie zahlreichen Kurzporträts(unter anderem KurtBiedenkopf, Norbert Blüm,Christian Schwarz-Schilling,Lothar Späth und BernhardVogel aus der Politik oderHelmut Maucher aus derWirtschaft), die Wallmann inseinen Lebensbericht einfließenlässt, wird man vorallem dann mit Gewinn lesen,wenn man sein eigenesUrteilsvermögen überprüfenwill - sein eigenes Urteil überjene Menschen, die unsereZeit ebenso engagiert wieerfolgreich und bei alledemcharakterlich integer mitgestaltethaben. Walter Wallmannist einer von ihnen.Quelle: Die Welt vom24.09.<strong>2002</strong>Autor: Prof. Dr. h.c. DieterStolte, ehemaliger Intendantdes Zweiten Deutschen Fernsehens(ZDF), ist Herausgeberder Tageszeitungen DIEWELT und BERLINER MOR-GENPOST.Der <strong>Frankfurt</strong>er OberbürgermeisterDr. Walter Wallmannmit Bundeskanzlera.D. Dr. Kurt Georg Kiesinger,<strong>CDU</strong>-KreisvorsitzendemWolfr<strong>am</strong> Brück und BürgermeisterDr. Hans-JürgenMoog bei der 40-Jahr-Feierder <strong>Frankfurt</strong>er <strong>CDU</strong> im Palmengarten6 7
Zum Geburtstag viel Glück...Die umfangreiche Berichterstattung über den 70.Geburtstag von Walter Wallmann, <strong>Frankfurt</strong>er Oberbürgermeister,Hessischer Ministerpräsident und erster Bundesumweltminister,der <strong>am</strong> 24. September mit rund 1.500Gästen bei einem großen Festakt in der Paulskirche gefeiertwurde, haben Sie sicher verfolgt. Pünktlich zu seinemJubiläum sind seine Memoiren erschienen:Kuchen im Römer:OberbürgermeisterinPetra Roth als Gastgeberinder Geburtstagsfeier fürDr. Walter Wallmann <strong>am</strong>24.9.<strong>2002</strong> im Römer.Blumen dürfen nicht fehlen:Petra Roth und StadtverordnetenvorsteherKarlheinz Bührmannüberreichen einen Blumenstraußan Frau Margarethe Wallmann.Walter Wallmann,politischer Kopf derHessischen <strong>CDU</strong>, <strong>Frankfurt</strong>erOberbürgermeister,Ministerpräsidentund erster BundesumweltministerDeutschlands,legt zum 70.Geburtstag sein persönlichespolitisches Erbe vor.In einer auffallend klarenSprache erlangt derLeser Einblick in die politischenErfahrungen einesMannes, der sich durchBeständigkeit und Festigkeitim Strudel der politischenEreignisse sichere Antwortenauf moralische undgesellschaftliche Fragenunserer Zeit bewahren konnte.Begegnungen mit Zeitzeugen,Alltagssituationen einesSpitzenpolitikers und privateErlebnisse zeichnen das Porträteines Menschen, der sich denDienst <strong>am</strong> Gemeinwesen zurLebensaufgabe gemacht hat.8Enge deutsch-israelische Freundschaft:Dr. Walter Wallmann mitseinem Laudator Shlomo Lahat,ehemaliger Oberbürgermeistervon Tel Aviv. Mit ihm begründeteOB Dr. Wallmann die Städtepartnerschaftzwischen Tel Avivund <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong>.Walter Wallmann“Im Licht der Paulskirche” –Memoiren eines PolitischenCH. GOETZ VERLAG,ISBN: 3-00-009956-5,Euro 22,90Bestellhotline desCh. Götz Verlages für Lieferung frei Haus:Tel. 0331/2805242, Fax0331/2805241Der <strong>CDU</strong>-<strong>Kreisverband</strong> verlost 10 Exemplare der Wallmann-Memoiren. Bittebeantworten Sie folgende Frage: In welchem Jahr wurde Dr. Walter Wallmann zumOberbürgermeister der Stadt <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong> gewählt? Senden Sie uns einePostkarte, ein Fax oder eine e-mail mit Ihrer Antwort: <strong>CDU</strong>-<strong>Kreisverband</strong>,Eschenheimer Anlage 19, 60318 <strong>Frankfurt</strong>, Fax 069/15309920, e-mail: cdufrankfurtmain@t-online.de.Bitte vergessen Sie nicht, Ihre Anschrift und Ihre Telefonnummeranzugeben.Einsendeschluß ist Montag, der 25. November <strong>2002</strong>. Aus den richtigen Einsendungenzieht die Redaktion zehn Gewinner. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.PREISRÄTSEL9