4 <strong>ELAN</strong>-<strong>Rundbrief</strong> 2/<strong>2012</strong> Fairer HandelGEPA ohne Fairtrade-Siegel:Verwirrung für den Verbraucher oder klare Abgrenzung?Von Julia ValentinSeit dem Frühjahr <strong>2012</strong> verzichtet die GEPA beieinem Großteil ihrer Produkte auf das blaugrüneFairtrade-Siegel. Der Bundesverband derVerbraucher Initiative hält diese Entscheidungfür ein falsches Signal.Das blau-grüne Fairtrade-Siegel ist eine derwichtigsten Orientierungshilfen für kritischeVerbraucher. Denn bei mittlerweile rund tausendLabel in Deutschland ist es für den Verbraucherhäufig schwer, den Überblick zubehalten und zu erkennen, unter welchenBedingungen ein Produkt hergestellt wurde.Die Anzahl der Produkte, die mit dem Fairtrade-Siegelausgezeichnet sind, steigt seit Jahrenbeständig an, mittlerweile sind sie auchin Supermärkten und Discountern zu finden.Und deshalb möchte die GEPA bei einemGroßteil ihrer Produkte auf das bekannteLabel verzichten. Damit will sie sich vonUnternehmen differenzieren, die nur einenTeil ihrer Produkte zertifizieren lassen. Zugleichsoll die Marke GEPA das Fair-Handelsunternehmenstärken. Da die GEPA zudemhäufig über die Mindeststandards desFairen Handels hinausgeht, ersetzt sie dasFairtrade Siegel nun durch das neue „fairplus“ Zeichen. „Fairtrade ist für uns nichtnur Beiwerk. Das unterscheidet uns von vielenanderen Anbietern und das soll mit demLogo ausgedrückt werden“, erklärt GEPA-GeschäftsführerThomas Speck in einem Interviewmit CSR NEWS.Diese Entwicklung bedeutet allerdings keinenBruch der GEPA mit dem internationalenDachverband von Fair-Trade. Alle Produkte,die vorher das Fairtrade-Siegel trugen, sindauch weiterhin von der Fair Labelling Organisation(FLO) zertifiziert und haben anQualität nichts eingebüßt.Auch EL PUENTE und dwp, die Fair-Handels-Importeure,die neben der GEPA einegroße Rolle im Warensortiment der Weltlädenspielen, verwenden das Fairtrade-Siegelnicht. Sie sind ebenfalls Fair-Handelsunternehmenund bieten ausschließlich faire Produktean. Das bekannte Siegel wird also inden Weltläden kaum noch zu finden sein.Dies stellt an die Weltladen-Mitarbeiter dieAnforderung, die Marke Weltladen verstärktzu kommunizieren und in den Mittelpunktihrer Werbung zu stellen: Weltläden stehenfür Fairen Handel. •Pfälzer Genossen trinken Fair:Weltläden beim „Familientreffen“der SPDVon Werner TalarekDrei Pfälzer Weltläden initiierten einen fairgehandelten Ruanda-Kaffee-Ausschank beim„Familientreffen“ der SPD. Die Veranstaltungfand am 19. August <strong>2012</strong> auf der Burg Neuleiningenbei Grünstadt statt.Mit dem von „Brot für die Welt“ entliehenenund umformulierten Slogan „PfälzerGenossen trinken fair“ hatten die Weltlädenaus Bad Dürkheim, Grünstadt und Eisenbergim Vorfeld bei den Organisatorendes Treffens für den Ausschank fair gehandeltenKaffees geworben. Diese entschiedensich für den Partnerschaftskaffeeaus Ruanda.Die SPD übernahm den Ausschank und dieMitarbeiterInnen des Weltladens GrünstadtDer rheinland-pfälzischeMinisterpräsident Kurt Beckam Weltladenstand (Foto:Werner Talarek)hatten Gelegenheit am Stand fair gehandelteProdukte zu verkaufen – der Kaffeehatte einen besonderen Stellenwert. Ergänztwurde der Stand durch Informationsbannerund -flyer von <strong>ELAN</strong>.Prominenter Besuch am Stand waren MinisterpräsidentKurt Beck und die Vorsitzendeder SPD Pfalz, Theresia Riedmaier,die sich anerkennend über die Arbeit derWeltläden äußerten.Es war eine gute Gelegenheit auf das ThemaFairer Handel und die Arbeit der Weltlädenaufmerksam zu machen. •
Fairer Handel <strong>ELAN</strong>-<strong>Rundbrief</strong> 2/<strong>2012</strong> 5Vernetzung: Landestreffen der WeltlädenRheinland-PfalzVon Stefanie BartlettBereits zum fünften Mal veranstaltete <strong>ELAN</strong> indiesem Jahr das Landestreffen der rheinlandpfälzischenWeltläden. Am 2. Juni <strong>2012</strong> trafensich 34 TeilnehmerInnen aus 22 Weltlädenim Bildungshaus Erbacher Hof in Mainz, umsich über die Möglichkeiten der Bildungsarbeitin und von Weltläden zu informieren und auszutauschen.In vier Workshops wurden Schwerpunktthemenim Bereich Bildungsarbeit behandelt. JuliaDieckmann vom Weltladen-Dachverband referierteüber den „Lernort Weltladen“ und stellteinteressante Materialien und Methoden vor.Christina Katzer vom Weltladen Frankfurt/Oderwidmete sich Türöffnern und Fallstricken underklärte, welche Grundvoraussetzungen gelungeneBildungsarbeit hat und was man vermeidensollte.Gertrude Weisgerber von der <strong>ELAN</strong> Fair-Handels-Beratung stellte die Generation 60+ in den Fokusund verriet, wie diese für Engagement imDas Weltverteilungsspiel machtungerechte Strukturen auf einfacheWeise erlebbar. (Foto: Hans Wax)Fairen Handel gewonnen werden können. SabineMock, ebenfalls Fair-Handels-Beraterin, erläuterteMöglichkeiten zur aktiven Gestaltungvon Bildungsarbeit in Schulen.Die interaktive Anwendung der Methode „Welt-Die Weltläden stellen eigeneBildungsprojekte vor. (Foto: Hans Wax)verteilungsspiel“ und beispielhafte Vorstellungeigener Bildungsprojekte in verschiedenen Weltlädenergänzten das Programm der Veranstaltung.Eine Materialsammlung im PDF-Formatkann bei <strong>ELAN</strong> bestellt werden. •Faire Schokolade: Gründung „Forum Nachhaltiger Kakao“Von Julia ValentinJeder Deutsche isst pro Jahr rund 11 Kilo Schokolade.Gleichzeitig häufen sich Berichte übergravierende Missstände im Kakaoanbau. Verbraucherachten beim Einkauf zunehmend darauf,dass Kakao nachhaltig erzeugt wurde.Vor diesem Hintergrund haben sich im Juni<strong>2012</strong> Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaftzusammengeschlossen, um gemeinsamnach Wegen zu suchen, die Situationin den Anbauländern zu verbessern.Das „Forum Nachhaltiger Kakao“ besteht ausVerarbeitern der Kakaobohnen, Herstellern vonSchokolade, Einzelhändlern, Zertifizierungsorganisationen,Entwicklungshilfeorganisationen,Vertretern des Bundesministeriums fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung(BMZ) sowie des Bundesministeriums fürErnährung, Landwirtschaft undVerbraucher (BMELV). Ziel derbreit angelegten Initiative istes, den Anteil nachhaltig erzeugtenKakaos in Zusammenarbeitmit den Partnerländerndeutlich zu erhöhen. Dies solllangfristig durch möglichst flächendeckendeSchulungsange-bote zu nachhaltigen Produktionsmethoden inden Anbauländern erreicht werden.„Angesichts der gravierenden Missstände inden Anbauländern muss schnell gehandeltwerden“, so Friedel Hütz-Adams, Kakaoexpertedes SÜDWIND-Instituts. Erhofft, dass das Forum rasch Ergebnissepräsentiert und binnenkurzer Zeit den Rahmenvorgibt, in dem die deutscheIndustrie Verbesserungen inden Anbaugebieten umsetzensoll. •SÜDWIND-Studie zurWertschöpfungskette vonSchokoladeVon Julia Valentin„Vom Kakaobaum bis zum Konsumenten“ isteine Studie, in der SÜDWIND e.V., das Institutfür Ökonomie und Ökumene in Siegburg,im Mai <strong>2012</strong> die Wertschöpfung von Schokoladeuntersucht.Die Studie macht deutlich, dass viele Kakaobauernunter der Armutsgrenze leben undKinderarbeit vor allem in den AnbaugebietenWestafrikas weit verbreitet ist. Zugleich bildetder Preis für Kakao nur einen kleinen Teilder Kosten für die Produktion von Schokolade.„Der Aufpreis für Schokolade aus nachhaltigerProduktion liegt derzeit bei nur rundeinem Cent pro Tafel“, erklärte Hütz-Adams,Kakaoexperte bei SÜDWIND e.V.. Die Kosten,die der Handel für fair gehandelte Schokoladeauf die Kunden umlegen müsste, sind alsoverschwindend gering.Daher fordert SÜDWIND die deutschen Kakao-und Schokoladenproduzenten auf, mehrin transparente Beschaffungsketten zu investierenund sicherzustellen, dass den Bauernein gerechter, existenzsichernder Lohnbezahlt wird.Letztendlich werden alle Beteiligten derWertschöpfungskette und die Regierungender Anbauländer zusammenarbeiten müssen,um die Situation der Bauern zuverbessern. Die Gründung des„Forums Nachhaltiger Kakao“ist dabei ein wichtiger Schrittin die richtige Richtung.Die Studie und weitere Informationenfinden Sie unter:www.suedwind-institut.de