Ratgeber GesundheitÄlter werden heißt noch lange nicht geistig abbauen: In puncto Wissen und Erfahrungensteigt die Leistungskurve sogar im Lauf der Jahre!<strong>Training</strong> fürs <strong>Gehirn</strong>Geistige Beweglichkeit bis ins hohe AlterWer älter wird, baut auch geistig ab – das ist eineimmer noch gängige Vorstellung. Heute weiß man jedoch,dass es sich dabei um ein pauschales Vorurteilhandelt. Im Gegensatz zu früheren Vorstellungen vomÄlterwerden geht man inzwischen nicht mehr von einemkontinuierlich fortschreitenden, allgemeinengeistigen Abbau aus.Verfasst vom Team der AbteilungNeuropsychologie, KlinikumBad Gögging:Nach gegenwärtigen wissenschaftlichenErkenntnissen unterteilt manDipl.Psych. Sandra Kiener,Dipl.Psych. Angela Pollak, die geistigen Fähigkeiten in zweiDipl.Psych. Andrea Schindlbeck, Leistungsbereiche, die sich mit zunehmendemLebensalter unter-Dipl.Psych. Kerstin Schaftnerschiedlich entwickeln: Denkleistungenwie Gedächtnis, Lernfähigkeit, Arbeitstempo undKonzentrationsfähigkeit lassen tatsächlich ab dem drittenoder vierten Lebensjahrzehnt immer mehr nach.Aber: Das angesammelte Wissen und die gespeichertenErfahrungen unterliegen dagegen keinem Abbauprozess.Und Einsatz und Wirkung dieser <strong>Gehirn</strong>leistungen könnenbis ins hohe Alter sogar noch gesteigert werden.Auch die Tatsache, dass mit zunehmendem Alter vermehrt<strong>Gehirn</strong>zellen in allen Teilen des <strong>Gehirn</strong>s abgebautwerden, bedeutet nicht, dass unaufhaltsam auch eingeistiger Abbau stattfinden muss. Denn nicht allein dieZahl der Nervenzellen ist für die Hirnleistung relevant,sondern die Zahl der Verbindungen zwischen ihnen! Undgenau dieses Verknüpfungsmuster kann sich auch imAlter noch verändern. Ältere Menschen verarbeiten Informationenmöglicherweise langsamer als jüngere –sind aber durchaus in der Lage, weiterhin zu lernen.Das Sprichwort: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hansnimmermehr“ ist längst überholt. Es müsste vielmehrheißen: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans auch –nur langsamer“.5 goldene Regeln zum Fit-BleibenTrotz vieler grundsätzlicher Ähnlichkeiten läuft der geistigeAlterungsprozess bei jedem Menschen nach einemganz persönlichen Muster. Wichtig für alle Menschenaber ist ein systematisches geistiges <strong>Training</strong> – undzwar nicht erst dann, wenn die Leistungsfähigkeit merklichnachlässt. Solch ein <strong>Training</strong> muss nicht zeitraubendund aufwändig sein, oft reicht es, einfache Grundregelnund Übungen zu beachten und anzuwenden, umdauerhaft geistig leistungsfähig zu bleiben.1Gehen Sie neue Wege!Weit besser als das häufig empfohlene Kreuzworträtsel-Lösen:Suchen Sie sich unbekannte Herausforderungen.Das kann das Erlernen einer Fremdsprache odereines neuen Hobbys sein, aber auch das einfacheDurchbrechen der täglichen Routine. Schon der Einkaufin einem anderen Supermarkt als gewohnt oder eineneue Route zur Arbeit aktivieren andere <strong>Gehirn</strong>regionenals die sonst gebräuchlichen. Ein Rechtshänder kann16
Gut für die geistige Fitness: Abwechslung bei der täglichen Routine –zum Beispiel als Rechtshänder beim Eingießen die linke Hand benutzen.beispielsweise häufiger die linke Hand für Routinetätigkeiteneinsetzen, etwa beim Zähneputzen – und regt sodie sonst eher vernachlässigte rechte Hirnhälfte an.2Denken Sie in Bildern!Um die Gedächtnisleistung zu steigern, empfiehlt essich, stärker mit Gefühlen und Bildern zu arbeiten.Sprache speichern wir vorwiegend in der linken, Bildervorwiegend in der rechten <strong>Gehirn</strong>hälfte. Indem mansprachliche Informationen in der Vorstellung mit Bildernunterlegt, werden beide <strong>Gehirn</strong>hälften aktiv: Sowird „doppelt“ gespeichert – und die Wahrscheinlichkeit,sich zu erinnern, wird größer. Bei manchen Menschentauchen solche Bilder fast automatisch auf, beispielsweisewenn sie einen Roman lesen. Häufig habenwir jedoch verlernt, in Bildern zu denken. Kinder sindden Erwachsenen hier meist überlegen: So verwundertes nicht, dass Kinder beim Memory-Spiel mit Erwachsenenmeist gewinnen! Die bildhafte Vorstellung lässtsich vor allem gut beim Merken von Namen trainieren.Tipp: Gesichter und Familiennamen in originelle Bilderverpacken – die ideale Eselsbrücke, um sie zu behalten.3Speichern Sie Gefühle!Fällt einem zum Beispiel der Name eines bestimmtenWeines nicht mehr ein, reicht es oft aus, intensivan dessen Geruch und Farbe zu denken, um den Zugangzur gesuchten Erinnerung zu bekommen.4Pflegen Sie Kontakte!Ein weiterer wichtiger Faktor, der auf einfacheWeise für geistige Aktivität sorgt: ein stabiles Netz ausFreunden, Bekannten und Verwandten. Gespräche undGeselligkeit können neue Impulse setzen und halten aufdem Laufenden!5Bleiben Sie auch körperlich fit! Ausgedehnte Spaziergänge,Rad fahren, Jogging oder Walking sorgennicht nur für Muskeln und Idealgewicht: Die verbesserteSauerstoffversorgung fördert auch die geistige Fitness.Versuchen Sie es selbst! Anleitung: Prägen Sie sich die Bilder ein und decken Sie sie nach zwei Minuten ab. VersuchenSie anschließend so rasch wie möglich, die Bilder nachzuzeichnen.17