Zeitschrift für physikalische Therapie - vdms
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ERSTE HILFE PRAXIS<br />
16<br />
Erste Hilfe bei Herz-<br />
Kreislaufstillstand<br />
Der Herz-Kreislaufstillstand ist einer der Notfälle,<br />
bei denen der Rettungsdienst (die Sanität)<br />
unbedingt auf Erst-Helfer angewiesen ist,<br />
da die Überlebenswahrscheinlichkeit des<br />
Patienten bei Eintreffen der Rettungskräfte<br />
meist bereits minimal ist.<br />
◗ Sebastian Bremer<br />
Mit jeder Sekunde ohne Sauerstoff sterben<br />
überall im Körper Zellen ab. Das Gehirn<br />
zum Beispiel kann unter normalen Bedingungen<br />
maximal 3-5 Minuten schadlos<br />
ohne Sauerstoff überstehen. Es ist also unbedingt<br />
notwendig, den Körper möglichst<br />
schnell wieder mit Sauerstoff zu versorgen<br />
und dies wird nur durch die Herz-Lungen-<br />
Wiederbelebung (HLW) erreicht. Ohne<br />
HLW durch Ersthelfer liegt die Überlebenschance,<br />
je nach Statistik, nur bei ca.<br />
0-2%, während sie mit frühzeitiger HLW<br />
durch den Ersthelfer bereits bei ca. 6-8%<br />
liegt.<br />
Jeder kann aktiv Menschenleben<br />
retten durch HLW! Und man kann<br />
den Patienten nicht schädigen!<br />
Deutlich optimieren lässt sich die HLW<br />
durch den Einsatz so genannter AED-Geräte<br />
(Automatisierter Externer Defibrillator;<br />
Abb. 1). Diese Defibrillatoren sind<br />
<strong>für</strong> den Einsatz durch Ersthelfer entwickelt<br />
worden. Sie lassen sich durch eine<br />
Abb. 1<br />
Einsatz eines<br />
Defibrillators<br />
durch Ersthelfer<br />
Reflexe März 2007<br />
einfache Handhabung und meist mit Hilfe<br />
automatischer Lautsprecheransagen auch<br />
von völlig unerfahrenen Helfern leicht<br />
bedienen. Sinn ist die Abgabe von elektrischen<br />
Schocks durch das Herz, sofern<br />
diese notwendig sind, was bei ca. 80% der<br />
Patienten der Fall ist (i.d.R.: Kammerflimmern<br />
(VF), pulslose ventrikuläre Tachykardie<br />
(pVT)). Die Notwendigkeit wird von<br />
den Geräten selbstständig entschieden,<br />
so dass der Bediener keinerlei Vorwissen<br />
haben muss. Diese Geräte finden sich in<br />
Deutschland bereits an vielen öffentlichen<br />
Orten, wie z.B. an diversen Bahnhöfen<br />
und Flughäfen sowie in vielen Betrieben<br />
und Bürogebäuden.<br />
Hemmungen sind falsch am Platz<br />
Häufig sind Ersthelfer jedoch gehemmt,<br />
aus zwar nachvollziehbaren, jedoch bei<br />
näherer Betrachtung nicht unbedingt gerechtfertigten<br />
Gründen:<br />
l Angst, die falsche Diagnose zu stellen<br />
l Angst, etwas falsch zu machen<br />
l Ekel<br />
l Angst vor Infektionen<br />
Hierzu sollte über folgende Punkte<br />
nachgedacht werden:<br />
1. Wenn ein Mensch, vor allem betagteren<br />
Alters, am Boden liegt, er nicht wach<br />
zu bekommen ist, sich sein Brustkorb<br />
nicht bewegt und auch keine Atemgeräusche<br />
festzustellen sind und der<br />
Patient ggf. auch bläuliche Lippen,<br />
bläuliche Ohrläppchen hat und ansonsten<br />
«kreidebleich» ist, dann handelt<br />
es sich mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit<br />
um einen Herz-Kreislauf-Stillstand:<br />
Also ist die HLW die einzig richtige<br />
Massnahme!<br />
Tritt nun doch der seltene Fall ein, dass<br />
fälschlicherweise reanimiert wird, weil<br />
der Patient z.B. eine sehr flache Atmung<br />
hat, die nicht festgestellt wurde,<br />
dann ist die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Schädigung akzeptabel gering,<br />
vor allem im Vergleich zum anderen<br />
Extrem, wenn also nicht reanimiert<br />
wird, obwohl ein Kreislaufstillstand<br />
vorliegt.<br />
2. Falsch machen kann man nichts, höchstens<br />
suboptimal, und dem lässt sich<br />
durch regelmässige Übung (Erste-Hil-