Klinkmagazin 13 2010 - Klinikmagazin
Klinkmagazin 13 2010 - Klinikmagazin
Klinkmagazin 13 2010 - Klinikmagazin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
n 18<br />
LWL-Rehabilitationszentrum Südwestfalen<br />
Wortlos ist nicht sprachlos<br />
Die Sprache des Therapieabbruchs in der stationären Entwöhnungstherapie<br />
Wortlos habe Herr X. die Station<br />
verlassen. Er habe seine<br />
Sachen gepackt und sei gegangen.<br />
– Therapieabbruch.<br />
Warum?<br />
Dieser Frage wird in der alltäglichen<br />
Suchtarbeit des LWLRehabilitationszentrums<br />
Südwestfalen eine wichtige<br />
Bedeutung beigemessen, denn jeden<br />
Therapieabbruch – auch einen wortlosen<br />
– begleitet eine wertvolle Aussage.<br />
Um dieser Bedeutung gerecht zu<br />
werden und zudem Auswirkungen auf<br />
die Patientengemeinschaft zu hinterfragen,<br />
wird auf derartige Ereignisse<br />
unmittelbar mit einer „Großgruppe“<br />
reagiert. Dabei setzen sich alle Patientinnen<br />
und Patienten einer Station<br />
gemeinsam mit dem Personal zusammen,<br />
um nach Erklärungen und Antworten<br />
zu suchen oder etwaige eigene<br />
Abbruchtendenzen zu ergründen und<br />
zu diskutieren. Zusätzlich werden in einer<br />
Teamsitzung fachliche Aspekte und<br />
Hintergründe zusammengetragen, die<br />
dem Abbruch zugrunde liegen<br />
könnten. Auf diese Weise<br />
setzt sich manchmal ein<br />
facettenreiches Mosaik zusammen,<br />
welches Anhaltspunkte<br />
für die Entscheidung<br />
des Menschen gibt, der seine<br />
Behandlung nicht mehr fortsetzen<br />
konnte bzw. wollte.<br />
Im angeführten Beispiel<br />
stellte sich heraus, dass Herr<br />
X., ein freundlicher zugewandter<br />
Mann, der nach<br />
jahrelangem Alkoholmissbrauch<br />
seine erste Therapie<br />
absolvierte, zwei Wochen vor seinem<br />
Fortgehen zunehmend stiller wurde<br />
und sich mehr und mehr zurückzog. Er<br />
äußerte Angst, seine Ehefrau könne ihn<br />
mit den Kindern verlassen. Auch ging er<br />
wegen seiner krankheitsbedingt hohen<br />
Fehlzeiten davon aus, er gefährde seinen<br />
Arbeitsplatz, wenn er eine 16wöchige<br />
Suchtrehabilitation absolviere.<br />
Im Hinblick auf seine Suchterkrankung,<br />
so deutete er einige Male an, sei es bei<br />
ihm „noch nicht so extrem“.<br />
Was sagt ein Therapieabbruch<br />
vor diesem Hintergrund aus?<br />
Die Beantwortung dieser Frage ist vielschichtig.<br />
Gerade in der Suchttherapie<br />
sind Therapieabbrüche keine Seltenheit,<br />
denn es geht um die Behandlung<br />
von AbhängigkeitsErkrankungen, d. h.<br />
einer derart starken Ausprägung von<br />
Abhängigkeit, dass der Begriff einer<br />
Erkrankung bzw. psychischen Störung<br />
notwendig wird, um deren Ausmaß<br />
und verheerende Auswirkungen für die<br />
Betroffenen deutlich zu machen. Der<br />
Suchtstoff verwebt sich unter anderem<br />
mit der Psyche des Menschen, mit sei<br />
<strong>Klinikmagazin</strong> Nr. <strong>13</strong> <strong>2010</strong>