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Teil I - Evangelische Kirchengemeinde Tecklenburg

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Mutig kleiner werdenDie Prognose ist schon lange bekannt: Die evangelischeKirche wird in Zukunft weniger Gemeindeglieder habenund mit weniger Kirchensteuermitteln auskommenmüssen. Was die finanzielle Situation anbetrifft, ist es bisjetzt noch nicht so schlimm gekommen wie befürchtet. Die günstigekonjunkturelle Lage verschafft uns eine Atempause. Langewird der befürchtete Einbruch aber nicht auf sich warten lassen.Denn irgendwann schlägt sie durch, die demographische Entwicklung:Dass die Zahlen schrumpfen, liegt nicht etwa in ersterLinie an steigenden Kirchenaustrittszahlen, sondern hat mit Umständenzu tun, die unsere ganze Gesellschaft betreffen: Bevölkerungsschwundin Deutschland.Die Menschen werden zwar immer älter, aber es werden zu wenigeKinder geboren. Auch in der Stadt <strong>Tecklenburg</strong> mit ihren vierOrtsteilen Brochterbeck, Ledde, Leeden und <strong>Tecklenburg</strong> ist dasso. Im Jahr 2011 lag die Zahl der Gesamteinwohner im Stadtgebietbei 9.159. Dabei macht die Gruppe der Menschen über 65Jahre schon heute mit 59 % den größten Anteil in der Bevölkerungaus. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren nochfortsetzen. Für das Jahr 2030 geht man von 8.193 Einwohnernaus (- 10,5 %). Die Gruppe der 80-Jährigen wird bis dahin imVergleich zu heute um 26,2 % gestiegen sein. Demgegenüber sinkendie Zahlen der Kinder und Jugendlichen bis zu 20 %.Für die Ev. <strong>Kirchengemeinde</strong> <strong>Tecklenburg</strong> heißt das heute: ImJahr 2002, als die Gemeinden Brochterbeck, Ledde, Leeden und<strong>Tecklenburg</strong> noch selbständig waren, zählten sie zusammen 4895evangelische Gemeindeglieder. Heute sind es nur noch 4237 (-658). Allein in den vier Jahren seit der Vereinigung (von 2008 bis2012) musste die <strong>Kirchengemeinde</strong> einen Verlust von immerhin315 Gemeindegliedern verkraften. Die Tendenz wird vermutlichweiter nach unten gehen. Das sorgt für erhebliche Herausforderungenin der Zukunft und hat ganz praktische Auswirkungen:Vergleichen Sie zum Beispiel einmal die Zahlen der aktuellenKonfirmationsjahrgänge mit Ihren eigenen…!Auch auf die „personelle Ausstattung“ hat das Konsequenzen:Unsere westfälische Landeskirche kalkuliert mit einem Korridorwertvon 2.250 bis 3.000 Gemeindegliedern für eine volle Pfarrstelle.Also braucht eine Gemeinde mindestens 4.500 Gemeindeglieder,um zwei volle Pfarrstellen zu erhalten. <strong>Tecklenburg</strong> liegtda schon heute leicht unter diesem Korridorwert.Nun hat sich unser Kirchenkreis <strong>Tecklenburg</strong> für die Pfarrstellenplanungnoch nie ausschließlich an Gemeindegliederzahlenorientiert. Die Struktur einer Gemeinde, die Anzahl an Ortsteilenund Kirchen, die zu versorgen sind, fand immer auch eineangemessene Berücksichtigung.Die <strong>Kirchengemeinde</strong> <strong>Tecklenburg</strong> konnte sich deshalb auch derSolidarität des Kirchenkreises sicher sein, als die Vereinigung imJahr 2008 auf den Weg gebracht wurde. Der Kirchenkreis hatdamals die Entwicklung honoriert, indem zwei volle Pfarrstellenzugesichert wurden. Und für die ersten Jahre, in denen das neuezarte Pflänzchen der Gesamtgemeindlichkeit erst einmal wachsenmusste, wurde auch noch die halbe Entsendungsdienststellebeibehalten. Nun kommen wir aber langsam in ein anderesZeitalter: Die Spielräume für den pfarramtlichen Dienst werdenüberall enger.Im Kirchenkreis werden in Zukunft weniger Pfarrerinnen undPfarrer arbeiten. Der pfarramtliche Entsendungsdienst, der unsin den vergangenen Jahren an vielen Stellen im Kirchenkreis geholfenhat, um Veränderungsprozesse in den Gemeinden abzufedern,gilt im Rahmen des Personalkonzeptes unserer LandeskircheGesamtgemeindeUnsere <strong>Kirchengemeinde</strong>n stehen vor der Herausforderung von Umbau und Veränderungals ein Auslaufmodell.Das bedeutet,dass wir in den<strong>Kirchengemeinde</strong>nüber kurzoder lang mitder Anzahl derzugewiesenenPfarrstellen imRahmen derlandeskirchlichf e s t g e l e g t e nKorridor werteauskommenmüssen. Bei jederfreiwerdendenPfarrstellewird also zuüberlegen sein, Superintendent André Ost (Foto: Kiepker)in welcher Weisewir sie neubesetzen können.Das alles treibt uns wohl auch manche Sorgenfalte auf die Stirn.Resignieren sollten wir angesichts dieser Erkenntnisse auf keinenFall: Unser großer Vorteil ist ja schließlich, dass wir um all diesekünftigen Entwicklungen wissen und uns rechtzeitig darauf einstellenkönnen. Die Kirche der Reformation sah und sieht sich immerin Veränderungen: Wir haben unsere Kirche in unseren eigenenLebensjahren über eine lange Zeit wachsen sehen. Nun werdenwir es an manchen Stellen mit Einschnitten zu tun bekommen.Womöglich wird es uns sogar in gewisser Weise nützen können:So wie ein Baum, wenn er beschnitten wird, erst einmal karg undmitleiderregend aussehen mag, dann jedoch seine Kräfte sammelt,um von neuem frisches Grün hervorzutreiben, so könnteauch der Umbau unserer Kirche zu einer Möglichkeit für Konzentrationund Aufbruch werden.Wie das in den kommenden Jahren für die Ev. <strong>Kirchengemeinde</strong><strong>Tecklenburg</strong> aussehen könnte? Darüber wird sich das Presbyteriumgemeinsam mit allen engagierten Gemeindegliedern sicherGedanken machen.Es wird gewiss nicht alles bleiben können, wie es immer war. InVollständigkeit lässt sich das gewohnte Programm nicht aufrechterhalten.Auch die Pfarrer werden sich darüber verständigenmüssen, an welchen Stellen sie Entlastung brauchen.Was auch immer an Veränderung kommt und notwendig wird:Der Auftrag der Gemeinde wird auch mit begrenzten Möglichkeitenimmer derselbe bleiben:Wir wollen einladende Kirche sein, nah bei den Menschen undfröhlich in der Bezeugung des eigenen Glaubens, damit auch dieWelt kommender Tage noch von der frohen Botschaft des Evangeliumserfährt und Menschen in einer lebendigen christlichenGemeinschaft in ihrem Glauben gestärkt werden.Weil diese Ausstrahlung bleiben soll, müssen wir die Herausforderungannehmen und die Möglichkeiten nutzen, die sich trotzallem weiterhin bieten, um die Menschen zu erreichen.Für diesen schwierigen, spannenden Weg wünsche ich allen inder <strong>Kirchengemeinde</strong> <strong>Tecklenburg</strong> viel Offenheit, Mut und Besonnenheitaus der Kraft Gottes.André Ost, Superintendent des Ev. Kirchenkreises <strong>Tecklenburg</strong>9

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